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2. Auf Pharmacie bezfigliche. 517 Ueber die phytoehemische Untersuehung der Fischfangpflanze (Verbaseum sinuatum L.) und einiger anderer Scrophulariaceen beriehtet L. Rosenthaler. 1) Unter dem ~amen Fischfangpflanzen versteht der Verfasser solehe Pflanzen, die ihrer Bestandthei]e wegen beim Fischfange Verwendung finden; sie dienen, wenn sie ungiftig sind, als Lockmittel, wenn sie giftig sind, als Bet~ubungsmittel der Fische. AufAnregung yon Sehaer hat R o s e n t ha] e r Yerbascum sinuatum L. einer Untersuehung unterzogen, da, wie sich bei der Voruntersuehung herausstellte, die Frfiehte alas wirksame Princip, ein Saponin, enthielten, so hat der Verfasser diese besonders beraeksichtigt. Zur quantitativen Bestimmung des Saponins in den Verbascum- Fr~ehten verf~hrt man nach dem Yerfasser in fo]gender Weise: 10g der gepulverten, lufttrocknen Frfichte behandelt man im Ex° tractionsapparate mit Aether, his derselbe keinen ¥erdunstungsrfiekstand inehr hinterl~sst. Die entfetteten Fraehte erschSpft man dann dureh Kochen mit Wasser und dampft die Filtrate unter Zusatz yon Magnesium- oxyd zur Trockne ein. Den rein zerriebenen Rfiekstand kocht man vier- real mit dem zwanzigfachen seines Gewichtes Alkohol yon 95 ~ aus~ zieht den jetzt verbleibenden Rackstand mit heissem Wasser aus, filtrirt, dampft das Filtrat unter Zusatz yon Magnesia zur Trockne und behande~ den nun bleibenden R~iekstand noch zweimal wie oben mit Alkohol. Die vereinigten Mkoho]isehen Auszfige dampft man ein, nimmt das Saponin mit absolutem Alkohol auf, verdunstet die LSsung wieder und troeknet das zurfiekbleibende Saponin bei 110 ~ bis zur Gewichtseonstanz. Die lufttroeknen Fr~chte ergaben im Durchsehnit~ 6,13 off Saponin. Das dutch zweimalige Magnesiareinigung gewonnene Saponin ist rein weiss und verliert beim Erhitzen auf 1200 seine Farbe nicht; krystallisirt konnte es nicht erhalten werden. Von den meisten anderen Saponinarten unterscheidet es sieh durch seine leichte L0slichkeit in kaltem, absolutem Alkohol und weiter dadurch, dass seine LSsung weder mit ges~ttigtem Barytwasser noeh mit Bleiessig einen INiederschlag gibt. Es besitzt die f~r die SaponinkSrper bezeichnenden Eigenschaften: seine L0sung seh~umt stark und 10st die rothen BlutkSrperehen auf. Das Verbascum-Saponin besitzt in hervorragendem Grade die Eigenschaft, in L0sung pulverf0rmige KSrper suspendirt zu erhalten. Auf das Krystall i- ~) Archly d. Pharmacie 240, 57.

Ueber die phytochemische Untersuchung der Fischfangpflanze (Verbascum sinuatum L.) und einiger anderer Scrophulariaceen

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Page 1: Ueber die phytochemische Untersuchung der Fischfangpflanze (Verbascum sinuatum L.) und einiger anderer Scrophulariaceen

2. Auf Pharmacie bezfigliche. 517

Ueber die phytoehemische Untersuehung der Fischfangpflanze (Verbaseum sinuatum L.) und einiger anderer Scrophulariaceen beriehtet L. R o s e n t h a l e r . 1)

Unter dem ~amen Fischfangpflanzen versteht der Verfasser solehe Pflanzen, die ihrer Bestandthei]e wegen beim Fischfange Verwendung finden; sie dienen, wenn sie ungiftig sind, als Lockmittel, wenn sie giftig sind, als Bet~ubungsmittel der Fische. AufAnregung yon S e h a e r hat R o s e n t ha] e r Yerbascum sinuatum L. einer Untersuehung unterzogen, da, wie sich bei der Voruntersuehung herausstellte, die Frfiehte alas wirksame Princip, ein Saponin, enthielten, so hat der Verfasser diese besonders beraeksichtigt.

Zur quantitativen Bestimmung des Saponins in den Verbascum- Fr~ehten verf~hrt man nach dem Yerfasser in fo]gender Weise:

10g der gepulverten, lufttrocknen Frfichte behandelt man im Ex° tractionsapparate mit Aether, his derselbe keinen ¥erdunstungsrfiekstand inehr hinterl~sst. Die entfetteten Fraehte erschSpft man dann dureh Kochen mit Wasser und dampft die Filtrate unter Zusatz yon Magnesium- oxyd zur Trockne ein. Den rein zerriebenen Rfiekstand kocht man vier- real mit dem zwanzigfachen seines Gewichtes Alkohol yon 95 ~ aus~ zieht den jetzt verbleibenden Rackstand mit heissem Wasser aus, filtrirt, dampft das Filtrat unter Zusatz yon Magnesia zur Trockne und behande~ den nun bleibenden R~iekstand noch zweimal wie oben mit Alkohol. Die vereinigten Mkoho]isehen Auszfige dampft man ein, nimmt das Saponin mit absolutem Alkohol auf, verdunstet die LSsung wieder und troeknet das zurfiekbleibende Saponin bei 110 ~ bis zur Gewichtseonstanz. Die lufttroeknen Fr~chte ergaben im Durchsehnit~ 6,13 off Saponin.

Das dutch zweimalige Magnesiareinigung gewonnene Saponin ist rein weiss und verliert beim Erhitzen auf 1200 seine Farbe nicht; krystallisirt konnte es nicht erhalten werden. Von den meisten anderen Saponinarten unterscheidet es sieh durch seine leichte L0slichkeit in kaltem, absolutem Alkohol und weiter dadurch, dass seine LSsung weder mit ges~ttigtem Barytwasser noeh mit Bleiessig einen INiederschlag gibt. Es besitzt die f~r die SaponinkSrper bezeichnenden Eigenschaften: seine L0sung seh~umt stark und 10st die rothen BlutkSrperehen auf. Das Verbascum-Saponin besitzt in hervorragendem Grade die Eigenschaft, in L0sung pulverf0rmige KSrper suspendirt zu erhalten. Auf das Krystall i-

~) Archly d. Pharmacie 240, 57.

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518 Bericht: Specielle analytische Methoden.

sationsvermSge n selbst gut krystallisirender K¢~rper wirkt das Saponin in auffallender Weise ein, es verz~gert das Anschiessen yon Krystallen aus einer in der Hitze ges~ttigten Bors~urel6sung und l~sst Salicyls~ure aus heiss ges~ttigter L6sung nur mikrokyrstallinisch ausfallen. Es scheint optisch inactiv zu sein, schmeckt kratzend und wirkt Niesen erregend.

Auf dem Platinbleeh erhitzt, hinterl~sst es eine sehr schwer ver- brennliche Koh]e, die beim weiteren Erhitzen allmt~hlieh unter Hinter- lassung yon wenig Asche verbrennt.

Das Yerbascum-Saponin ist ieieht lOslich in Wasser, absolutem Alkohol, Weingeist jeder Starke und MethylalkohoI; schwer tSslich in Amy]alkoho] und Aceton; unlOslich in Aether, Petroltither, Schwefel- kohtenstoff, Benzol: Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform und Essig~ther.

Die LOsungen des Yerbascum-Saponins reagiren neutral. Streut man es in coneentrirte Schwefels~ure, so nmgeben sich die Theilchen des Saponins mit gelbrothen HSfen, die gelbrothe Strahlen in dieFltissigkeit .aussenden, w~hrend sich die Fltissigkeit allm~hlich violett f~rbt; diese F~rbung halt im unbedeekten Uhrglase etwa zwei Tage an und ver- schwindet unter Abscheidung schw~rzlicher Substanzen. Durch Zusatz yon Wasser wird die Violettf~rbung aufgehoben.

Benutzt man bei dieser Reaction Schwefels~ur% die Kaliumpermanganat oder Chroms~ure enth~lt, so umgibt sieh das Saponin raiL einem schwarzen ttof und die Fl%sigkeit nimmt allmt~hlieh eine bhtugrtine F~rbung an.

Rauchende Salpeters~ure farbt das Saponin kirsehroth, beim Er- wgrmen wird die Fltlssigkeit getb.

In Satzs~ure yon 1,19 speeifisehem Gewicht 15st sich alas Saponin klar, beim Erwarmen trtibt sich die Flilssigkeit.

Saponinl~sung vergndert ammoniakalische Silbernitratl~sung in tier Kglte nicht, beim Erhitzen tritt Reduction ein.

Mit EisenchloridlSsung versetzt, bleibt Saponinl~sung klar und triibt beim Erwarmen.

~¢Iit ~I i l lon 'schem Reagens gibt die SaponinlSsung in der K~lte eine Tr~ibung, die beim Erwgrmen verschwindet.

Beim Kochen des Saponins mit alkoholischer Kalilauge tritt eine siehtbare Yergnderung nicht ein, aueh dann nieht, wenn man die Fliissigkeit nach dem Erkalten ans~tnert. Versetzt man die Saponin- 15sung mit Brom so tritt nur Gelbfgrbung ein.

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2. Auf Pharmaeie beziigtiche. 519

Das Saponin wird beim Erw~trmen mit verdt~nnten Minerals~uren leicht gespalten; Emulsin ist ohne Einwirkung. SaponinlOsung redueirt F e h li n g 'sehe LOsung beim Erhitzen nicht.

Gegen LSsungen yon Ferro- und Ferridcyankaliam, Ferrosulfat, neutralem und basisch essigsaurem Blei, Baryumhydroxyd~ Kalium- und N~trlumhydroxyd, Ammoni~k, Kobaltnitrat, Queeksilberchlorid und Kupfersulfat ist die SaponinlOsung indifferent.

Die aus der E]ementaranalyse abgeleitete Formel ist C~7 tI2601o. Nach einer mit der Aeetyl-Verbindung vorgenommenen Moleeular-Oewiehts- bestimmung wird die Formel vielleicht richtiger durch C~sHlo~04o ausgedrt~ekt.

lleber Corydalisalkaloide beriehtet J. G ~ d a m e r 1) in einer sehr interessanten und ausftihrliehen Abhandlung.

Die WurzelstSeke yon Corydalis caw sind sehon sehr h~ufig der Gegenstand yon Unter~uehungen gewesen, erw~thnenswerthe Erfolge erhielten jedoeh erst D u b b i e und L a n d e r , F r e u n d und J o s e p h i und namentleh E. S e h m i d t nnd seine Sehtfier N o e l l e , Z i e g e n - b e i n und M a r t i n d a l e ~ ) .

Die genannten Forseher haben dureh ihre Arbeiten ftinf Alkaloide isolirt, n~mlieh :

Corydalin C~ tt27 N04 Schmelzpunkt 134,5 o Corybulbin Cel H~ 5 N04 ~, 238--239 o Corycavin C23 H23 NO~; << 2 16--2 1 7 o Bulbocapnin C~9 tI~9 N0¢. (, 199 o Corytuberin C19 H2~ NO 4 . ,, fiber 200 o.

Ausserdem hat E. M e r c k noeh auf ein sechstes amorphes Alkaloid, das Corydin, ~ufmerksam gemacht. Es soll yon starker lohysiologischer Wirkung sein. D~ der Sehmelzpunkt dieses K6rpers zwischen 65- -75 0 liegt, so dfirfte dieses Corydiu kaum als einheitliehe Verbindung anzusehen sein.

J. G a d a m e r hat nun vor etw~ 3 Jahren die Untersuchung aber die Corydalisalkaloide wieder aufgenommen, um die vielfach zwischen den Angaben der einzelnen Autoren bestehenden Widersprache aufzukl~ren und namentlieh, um zu sehen, ob mit den bis jetzt isolirten Alkaloidel~ die Anzahl der Basen in Coryda]is ca~-a erseh6pft ist. Die Methode,

2) Archivd. Pharmacie 250, 19. ~) Litteraturzusammenstelhngen finden sich im Archivd. Pharmacie 1896,

S. 492 und 1898, S: 212; vergl, auch diese Zeitschrift 33, 505 und 36, 73.