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D e v ill e : PI at i nm e t a 11 e. 371 Nach seinen Beobachtungen werden die Losungen folgender Salze fast vollstandig reducirt : salpetersaures Silberoxyd, salpetersaures Quecksilberoxydul, Quecksilber- chlorid und Cyanid, Zinnchlorur, essigsaures Bleioxycl und Kupfersalze. LXX. Ueber die Platinmetalle innd dcreri Behand- lung aiif trocknem Wege. Von H. Sainte-Claire Devills und H. Debray. (Compt. rend. 1857. t. XLIV. (Fo. 211 p, 1101.) Wir haben eine Untersuchung des PlatinerzeS zu dem Zwecke unternommen, aus deniselben die Wetalle auf rein trocknem Wege auszuziehen und zugleich dieselben auf ihren Gehalt zu priifen. Es wurde dahei die hiichste Hitze angewandt, urn die Metalle in geschmolzenem Zustande xu erhalten. Alle diese einfachen Korper irn Platinerze hnben gemeinschaftliche Eigenschaften , dennoch zeigen . einzelne Aehnlichkeiteii mit den verschiedensten Korpern. So ist das Osmium ein Metalloid, das Rhodium aber ein noch edleres Metall, als Gold. Alle haben die ausge- zeichnete Eigenschaft gemein, aus ihren Vcrbindungen durch die schwichsten Agentien im metallischen Zustande abgeschieden zu werden. PZutiiz. Dieses ist nach dem Palladium das am leich- testen schmelzbare Metall dieser Gruppe. 1st es einmal flussig, so verfliichtigt es sich merklich und zeigt, im Momente des Erstarrens, die bisher nur am Silber beob- achtete Erscheinung des Spritzens. Es muss also in sehr hoher Temperatin- ein Oxyd entstehen, welches sich beim Erstarren wieder zersetzt. Diese Theorie des Spritzens haben wir durch den folgenden Versuch bestatigt. Wir haben Silber etwas hoher erhitzt, als zu seiner Verfliich- 24 *

Ueber die Platinmetalle und deren Behandlung auf trocknem Wege

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Nach seinen Beobachtungen werden die Losungen folgender Salze fast vollstandig reducirt : salpetersaures Silberoxyd, salpetersaures Quecksilberoxydul, Quecksilber- chlorid und Cyanid, Zinnchlorur, essigsaures Bleioxycl und Kupfersalze.

LXX. Ueber die Platinmetalle innd dcreri Behand-

lung aiif trocknem Wege. Von

H. Sainte-Claire Devills und H. Debray.

(Compt. rend. 1857. t . XLIV. (Fo. 211 p , 1101.)

Wir haben eine Untersuchung des PlatinerzeS zu dem Zwecke unternommen, aus deniselben die Wetalle auf rein trocknem Wege auszuziehen und zugleich dieselben auf ihren Gehalt zu priifen. Es wurde dahei die hiichste Hitze angewandt, urn die Metalle in geschmolzenem Zustande xu erhalten. Alle diese einfachen Korper irn Platinerze hnben gemeinschaftliche Eigenschaften , dennoch zeigen . einzelne Aehnlichkeiteii mit den verschiedensten Korpern. So ist das Osmium ein Metalloid, das Rhodium aber ein noch edleres Metall, als Gold. Alle haben die ausge- zeichnete Eigenschaft gemein, aus ihren Vcrbindungen durch die schwichsten Agentien im metallischen Zustande abgeschieden zu werden.

PZutiiz. Dieses ist nach dem Palladium das am leich- testen schmelzbare Metall dieser Gruppe. 1st es einmal flussig, so verfliichtigt es sich merklich und zeigt, im Momente des Erstarrens, die bisher nur a m Silber beob- achtete Erscheinung des Spritzens. Es muss also in sehr hoher Temperatin- ein Oxyd entstehen, welches sich beim Erstarren wieder zersetzt. Diese Theorie des Spritzens haben wir durch den folgenden Versuch bestatigt. Wir haben Silber etwas hoher erhitzt, als zu seiner Verfliich-

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tigung nothig is t , das Silber oxydirt sich in dieser Tem- peratur, raucht wie ein Bleibad und wenn man seine Dampfe plotzlich abkiihlt, so sieht man, dass sie aus gelbem Silberoxyd bestehen, das einen etwas hellern Ueber- zug bildet, als der des Bleies ist. Dabei muss das Silber vollkoymen rein sein. P r o u s t hat schon bemerkt, dass sich das Silber vor dem Lothrohre oxydirt.

Uni das Platin zum Spritzen zu bringen, muss man im Kalktiegel w8hrend langerer Zeit wenigstens 500-600 Grm. Metall schmelzen und das Metallbad schnell entblossen. Beim langsamen Erkalten spritzt es nicht.

Durch das Schmelzen des Platins i n Kalk wird es ausserst rein und man erhalt so weiches Metall wie reines Kupfer, wie Versuche in der Munze ergeben haben. ES ist weisser als gewohnliches Platin und besonders zu Plat- tirungen geeignet, weil es alle Porositat verloren hat. Dennoch behalt es die Eigenschaft, Gase auf seiner Ober- flache zu verdichten und die Erscheinungen der Gluhlampe hervorzubfngen. Sein spec. Gew. ist 21,15.

Pulladi?im. Auch bei diesein kann man das Spritzen und zwar leichter als bei Platin hervorbringen, nur tritt dasselbe erst ein, nachdem die oberste Schicht des Metalls fest geworden ist. Der Regulus, welcher gespritzt hat, hat Hohlungen, obwohl seine Oberflache gleichformig ist. Das Palladium, dem Silber sehr nahe stehend, ist vielleicht oxydshler als dieses ; denn seine Oberflache ist immer von einer geringen Oxydschicht getriibt. Es verfluchtigt sich in sehr hoher Temperatur unter Entstehung grunlicher Dampfe, welche sich zu einem bisterbraunen Pulver ver- dichten, das aus Metall und Oxyd besteht. Wie das Silber l6st es sich unter Wasserstoffentwicklung in Jodw-asser- stoffsaure auf und zeigt u-ie Platin unter gewissen Vor- sichtsmaassregeln die Erscheinungen der Gluhlampe. Ausser Ruthenium, dass wir in dieser Hinsicht nicht prufen koniiten, bringen alle Platinmetalle diese Erscheinung hwvor.

Osmilrm. Diese Substanz ist, wie das Brsenilr, dem es iibcrhaupt sehr ahnlich ist, bei gewohnlichem Luftdruck unschmelzhar. In sehr hoher Temperatur verfliichtigt es

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sich schnell, ohne sich zu oxydiren und ohne einen Ruck- stand zu lassen, wenn es rein ist. Diese Temperatur ist nicht hoher als diejenige, bei welcher Platin dampfformig wird. Man weiss, dass die Osmiumsiiure bei looo kocht; wir haben diese auffallende Eigenschaft benutzt, die Dampf- d i c ht e d ers el b e n z u be s ti m m en.

Bei zwei Versuchcn, bei welchen die Temperaturen 2-46 und 286" waren, also vie1 hoher, als der Siedepunkt und zugleich weit auseinander liegend, gelangten wir zu den Zahlen 8,89 und 8,87, wonach die. Osmiumsaure 2 Vol. Dampf entspricht. Diese Zahlen ergaben aber ausserdem, dass das Aequivalent des Osmiums wahrscheinlich eine geringe Correction erleiden muss, welche es mit dem des Platins gleichstellen wurde. Bei diesem Versuche ist die Menge des reducirten Osmiums unwagbar und von keinem Einflusse auf die nach D u m a s' Verfahren erhaltenen Zahlen. Beim Oeffnen des Ballons unter Quecksilber be- merkt man eine eigenthumliche Erscheinung , das Queck- silber erhll t namlich in Beruhrung mit der Osmiumsaure die Eigenschsft, das Glas zu benetzen und der Bsllon er- scheint vollkommen uberzogen mit durch das Quecksilbei reducirtem Osmium oder mit einem Osmium-Amalgam.

Die zu diesen Versuchen angewendete Osmiumsanre war sehr rein, sie wurde nach der Vorschrift von B e r - z e l i u s durch Gluhen des Osniiums in einem Sauerstoff- strome erhalten.

Rhodium. Dasselbe schmilzt schwerer als Platin. Ein Feuer, welches 300 Grm. Platin in Fluss bringt, brachte in derselben Zeit nur 40-50 Grm. Rhodium zum Schmelzen. Von einer Verfluchtigung konnten wir nichts beobachten, es oxydirt sich aber oberfliichlich und spritzt wie Palla- dium. Die Oberflache der Barren ist ofters blaulich. Dss gereinigte und von Silicium und Osmium durch Schmelzen in Kalk befreite Rhodium zeigt sehr auffallende Eigen- schaften. Es ist nicht so weiss und glanzend wie Silber, aber eben so weich und dehnbar, wie C h a p u i s beob- achtet hat.

Herr C h a p u i s , Platinfabrikant , hat in seiner Fabrik eine Legirung aus 30 Th. Rhodium und 70 Th. Platin

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dargestellt, welche wir leichter schmelzen konnten, als Rhodium. Diese Legirung lasst sich nach dem Schmelzen und Reinigen gut bearbeiten und wird nicht von Konigs- wasser angegriffen, was sie fur chemisclie Gerathschaften mit grossem Vortheil anwenden lasst.

Iridium. Es ist am schwersten schmelzhar unter sllen Platinmetallen. In derselhen Zeit, in welcher 'i00--150 Grm. Platin schmelzen, kommen kaum 10 Grm. Iridium in Fluss. Nach dem Schmclzen und Reinigen ist es noch immer sprode, lasst sich jedoch m t e r dem Hammer etwas ab- platten. Es ist nicht fluchtig. Es condensirt Gase an seiner Oberflache und eignet sich zu Versuchen mit der Gluhlampe.

Ruthenium. Wir haben dieses Metal1 noch nicht voH- standig rein erhalten kiinnen. Es scheint in sehr hoher Temperatur in Beruhrung mit Kalk zu verschwinden unter Bildung eirier krystallinischen Schlacke und Zurucklassung eines sehr schwer schmelzbnren Ilegulus, dessen Dichte wenigstens 17 ist und der vie1 Iridium zu enthalten scheint.

Wir werden spater die Methode beschreiben, nach welcher wir auf trocknem Wege Platin, Osmium und Iri- dium behandelten, um diese Korper rein oder in Form von Legirungen darzustellen. So haben wir aus Platinerz eine Legirung erhalten, welche das Platin, Rhodium und Iridium des Erzes enthalt und nach dem Schmelzen eine ausser- ordentliche Weichheit und Dehnbarkeit, aber dennoch grosse Festigkeit besitzt. Diese letzte, oft werthvolle Eigenschaft charakterisirt das Platin von Janetty, welches mittelst Ar- senik, nach einem jetzt nicht mehr befolgten Verfahren dargestellt wurde.