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Sch'ddlinqskunde lanzenschutz Umwe-itschutz 52. dahrgang Heft 7, duli 1979 Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 52, 97--102 (1979) 1979, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/ASTM-Coden: ASUMDT Ober die Rolle des Hiiutungshemmstoffes Dimilin im Waldschutz und Wald6kosystem Von W. SCHWENKE Abstract On the role of Dirnilin a new insecticide inhibiting the chitin synthesis in forest protection and wood ecosystems In last years Dimilin showed high efficiency against free feeding larvae of Lepidoptera and Tenthredinidae injurious to forests. Arthropods sucking plant sap or living hidden at plants can not be reached by this substance. However some species of nematodes living ectoparasitic on roots are susceptible. Dimilin does'nt belong to a poison-class. It is'nt toxic to plants and to bees. Adult insects are influenced by Dimilin in the direction of decreasing the reproduction. The substance is ovicide against fresh laid insect eggs. Some side effects of Dimilin injuring the ecosystem are the long termed persistence and the destroying of phyto- phagous larvae which are economic indifferent. Further studies must show wether the soil fauna is affected by control measures using Dimilin. 1. Einleitung In den Jahren 1972 und 1973 stellte ein nieder- l~indisches Forscherteam (VAN DAAI.~N et al., 1972; WELL1NGA et al., 1973; MULD~I~ et al., 1973; Post et al., 1973) ein neuartiges, als H~iutungshemmstoff wir- kendes Insektizid vor, das unter dem Namen ,,Dimi- lin" rasch weltweite Verbreitung land und 1976 auch in der Bundesrepublik Deutschland in Form eines Spritzpulvers als Bek;impfungsmittel ,,im Forst gegen frei fressende Raupen und Afterraupen" amtlich an- erkannt wurde. Innerhalb des landwirtschaftlichen Pflanzenschutzes fand es, obgleich es keiner Giftklasse zugehart (s. u.) wegen seiner Persistenz und damit lan- gen Wartezeit bisher nur im Obstbau Eingang. Die inzwischen fiber die Wirkungen und Neben- wirkungen des Dimilin vorliegenden umfangreichen Ergebnisse einerseits sowie die in der forstwirtschaft- lichen Praxis und in der Bev~51kerung noch immer vor- handene Unklarheit tiber diesen Wirkstoff anderer- seits, lassen es geraten erscheinen, eine Zwischenbilanz zu ziehen und das bisher tiber die Bedeutung des Dimilin ftir den Waldschutz sowie iiber seine Rolle im Wald6kosystem Bekannte kurz zusammenzufassen. 2. Allgemeines Dimilin ist ein Harnstoffderivat mit der Zusammen- setzung 1-(4-chlorophenyl)-3-(2,6-difluorobenzoyl)- urea und der Kurzbezeichnung ,,Diflubenzuron". Es wurde in den Philips-Duphar-Werken, Amsterdam, als Nebenprodukt bei der Herstellung des Herbizids Dichlobenil gewonnen. Es ist in Alkohol 1/5slich, in Wasser dagegen nur in ~iugerst geringem Umfang (s. uJ. Mit der Nahrung aufgenommen, verhindert Dimi- lin bei Arthropodenlarven (und wie neuerdings be- kannt wurde, auch bei einem Teil der Nematoden, s.u.) die Bildung der Chitincuticula und damit die H~.utung, wodurch die Tiere absterben. Es richtet sich somit nicht gegen Imagines, sondern nur gegen pflan- zenfressende Larven, und zwar als reines Fraflgift. In Alkohol geliSst, kann es bei Imagines auch unter Kontaktwirkung in den K~irper eindringen, doch ist diese Wirkungsweise auf Laborversuche bes&r~inkt. Dagegen besitzt es eine Kontaktwirkung in normaler, w~iflriger Formulierung gegen frisch abgelegte Eier yon Gliederftif~lern (s. u.). Dimilin dringt nicht in das Pflanzengewebe ein und wird auch nicht vom Saftstrom geleitet (wirkt also ni&t systemis&) (MuLDF.R et al., 1973). Pflanzen- saugende Milben und Insekten sind somit dutch Dimi- lin nicht erreichbar. Eine hervorstechende Eigenschaft des Dimilin ist seine -- auf den Pflanzen -- abet mehrere Monate anhaltende Langzeitwirkung (Persistenz). Sie kommt dadurch zustande, daft die an der Luft nur langsam abbauenden winzigen Wirkstoffpartikel sich in den Spalt/Sffnungen der Bl~itter und Nadeln festsetzen und dort auch vom Regen kaum herausgewaschen werden. Dagegen wird Dimilin im Boden und im Wasser relativ rasch abgebaut (s. u.). Hinsichtlich des Wirkungsmechanismus ist man sich heute einig, dag Dimilin hemmend auf die an der Chitinbildung beteiligten Enzyme, insbesondere die Tyrosinase wirkt (Post et al., 1974; ISHAAYA et al., 1978 u.a.). Wie das im elnzelnen geschieht, ist noch weitgehend ungekl~irt. U. S. Copyright Clearance CenterCodeStatement: 0 3 4 0 - - 7 3 3 0 / 7 9 / 5 2 0 7 - - 0 0 9 7 8 0 2 . 5 0 / 0

Über die Rolle des Häutungshemmstoffes Dimilin im Waldschutz und Waldökosystem

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Sch'ddlinqskunde lanzenschutz Umwe-itschutz

52. dahrgang �9 Heft 7, duli 1979

Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 52, 97--102 (1979) �9 1979, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/ASTM-Coden: ASUMDT

Ober die Rolle des Hiiutungshemmstoffes Dimilin im Waldschutz und Wald6kosystem Von W. SCHWENKE

Abstract

On the role of Dirnilin a new insecticide inhibiting the chitin synthesis in forest protection and wood ecosystems

In last years Dimilin showed high efficiency against free feeding larvae of Lepidoptera and Tenthredinidae injurious to forests. Arthropods sucking plant sap or living hidden at plants can not be reached by this substance. However some species of nematodes living ectoparasitic on roots are susceptible. Dimilin does'nt belong to a poison-class. It is'nt toxic to plants and to bees.

Adult insects are influenced by Dimilin in the direction of decreasing the reproduction. The substance is ovicide against fresh laid insect eggs.

Some side effects of Dimilin injuring the ecosystem are the long termed persistence and the destroying of phyto- phagous larvae which are economic indifferent. Further studies must show wether the soil fauna is affected by control measures using Dimilin.

1. Einleitung

In den Jahren 1972 und 1973 stellte ein nieder- l~indisches Forscherteam (VAN DAAI.~N et al., 1972; WELL1NGA et al., 1973; MULD~I~ et al., 1973; Pos t et al., 1973) ein neuartiges, als H~iutungshemmstoff wir- kendes Insektizid vor, das unter dem Namen ,,Dimi- lin" rasch weltweite Verbreitung land und 1976 auch in der Bundesrepublik Deutschland in Form eines Spritzpulvers als Bek;impfungsmittel ,,im Forst gegen frei fressende Raupen und Afterraupen" amtlich an- erkannt wurde. Innerhalb des landwirtschaftlichen Pflanzenschutzes fand es, obgleich es keiner Giftklasse zugehart (s. u.) wegen seiner Persistenz und damit lan- gen Wartezeit bisher nur im Obstbau Eingang.

Die inzwischen fiber die Wirkungen und Neben- wirkungen des Dimilin vorliegenden umfangreichen Ergebnisse einerseits sowie die in der forstwirtschaft- lichen Praxis und in der Bev~51kerung noch immer vor- handene Unklarheit tiber diesen Wirkstoff anderer- seits, lassen es geraten erscheinen, eine Zwischenbilanz zu ziehen und das bisher tiber die Bedeutung des Dimilin ftir den Waldschutz sowie iiber seine Rolle im Wald6kosystem Bekannte kurz zusammenzufassen.

2. Allgemeines Dimilin ist ein Harnstoffderivat mit der Zusammen-

setzung 1-(4-chlorophenyl)-3-(2,6-difluorobenzoyl)- urea und der Kurzbezeichnung ,,Diflubenzuron". Es wurde in den Philips-Duphar-Werken, Amsterdam, als Nebenprodukt bei der Herstellung des Herbizids Dichlobenil gewonnen. Es ist in Alkohol 1/5slich, in Wasser dagegen nur in ~iugerst geringem Umfang (s. uJ.

Mit der Nahrung aufgenommen, verhindert Dimi- lin bei Arthropodenlarven (und wie neuerdings be- kannt wurde, auch bei einem Teil der Nematoden, s.u.) die Bildung der Chitincuticula und damit die H~.utung, wodurch die Tiere absterben. Es richtet sich somit nicht gegen Imagines, sondern nur gegen pflan- zenfressende Larven, und zwar als reines Fraflgift. In Alkohol geliSst, kann es bei Imagines auch unter Kontaktwirkung in den K~irper eindringen, doch ist diese Wirkungsweise auf Laborversuche bes&r~inkt. Dagegen besitzt es eine Kontaktwirkung in normaler, w~iflriger Formulierung gegen frisch abgelegte Eier yon Gliederftif~lern (s. u.).

Dimilin dringt nicht in das Pflanzengewebe ein und wird auch nicht vom Saftstrom geleitet (wirkt also ni&t systemis&) (MuLDF.R et al., 1973). Pflanzen- saugende Milben und Insekten sind somit dutch Dimi- lin nicht erreichbar.

Eine hervorstechende Eigenschaft des Dimilin ist seine - - auf den Pflanzen - - abet mehrere Monate anhaltende Langzeitwirkung (Persistenz). Sie kommt dadurch zustande, daft die an der Luft nur langsam abbauenden winzigen Wirkstoffpartikel sich in den Spalt/Sffnungen der Bl~itter und Nadeln festsetzen und dort auch vom Regen kaum herausgewaschen werden. Dagegen wird Dimilin im Boden und im Wasser relativ rasch abgebaut (s. u.).

Hinsichtlich des Wirkungsmechanismus ist man sich heute einig, dag Dimilin hemmend auf die an der Chitinbildung beteiligten Enzyme, insbesondere die Tyrosinase wirkt (Post et al., 1974; ISHAAYA et al., 1978 u.a.). Wie das im elnzelnen geschieht, ist noch weitgehend ungekl~irt.

U. S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0340- -7330 /79 /5207- -0097802 .50 /0

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98 w. SCHWEhIKE: l~lber die Rolle des H~iutungshemmstoffes Dimilin im Waldsckutz

Dimilin ist nicht phytotoxisch. Seine LDn0-Werte fiir Warmbliitler sind so hoch (Ratte > 10 000 mg/kg KiSrpergewicht, bei dem kiiuflichen Pr~iparat), daI~ man hier kaum no& yon einer Toxizit~it im eigent- lichen Sinne sprechen kann. Dimilin wurde daher kei- ner Giftklasse zugeordnet. Dartiber hinaus wurde es als fisch-ungiftig sowie als bienen-ungef~.hrlich einge- stuft.

3. Bedeutung fiir den Waldschutz 3.1. Haiutungshemmung 3.1.1. Freifressende Larven

Die zahlreichen weltweit durchgefiihrten Versuche zur Bekiimpfung von Schmetterlings-, Blattwespen- und K~iferlarven zeigten eindeutig, daf~ mit Dimilin alle freifressenden phytophagen Insektenlarven bei optimalen Bedingungen (Junglarven, hohe Tr/Spfchen- zahl) mit praktisch 100 ~ Erfolg bekRmpft wet- den k/Snnen. Die in der Bundesrepublik amtlich an- erkannte Konzentration und Aufwandmenge betr~igt 300 g auf 30 bis 50 1 Wasser (mit Hubschrauber) bzw. 100 bis 6001 Wasser (vom Boden aus). Dies bedeutet bei dem 25 ~ Pr~iparat eine Wirkstoffmenge yon 75 g pro ha. Hiermit wurden yon unserem Institut in den vergangenen drei Jahren Bek~impfungsaktionen auf mehr als 1000 ha gegen Frostspanner (Operoph- thera, Erannis) im Spessart sowie gegen Diprion pini bei Aschaffenburg mittels Hubschraubers mit vollem Erfolg durchgefiihrt. Zuvor waren gegen die Nonne und den Schwammspinner (Lymantria monacha und L.dispar) sowie andere Schmetterlings- und Blatt- wespenarten Bek~impfungen auf kleineren Versuchs- fl~ichen ebenfalls erfolgreich verlaufen.

Bei diesen Aktionen zeigte sich, was bereits im Labor festgestelIt worden war, daf~ die Dimilin-Emp- findlichkeit der Larven mit zunehmendem Stadium abnahm und daf~ auch die verschiedenen Sch~.dlings- arten unterschiedli& Dimilin-empfindlich waren. Am widerstandsf~ihigsten erwiesen sich die Raupen des Heidelbeerspanners, Boarmia bistortata (SKATULL& I976). In der vorgeschriebenen Dosierung yon 300 g Dimilin pro ha sind jedoch alle stadienm~if~igen und artlichen Empfindlichkeitsunterschiede aufgefangen.

In Anbetracht, dafg die Wirkung erst w~ihrend der H~iutung einsetzt, hat Dimilin eine um so raschere Anfangswirkung, je n~iher das betreffende Larven- stadium sich zur Hiiutung befindet. Bei Altlarven k~nnen demgemiif~ zwischen der Dimilin-Ausbringung und der Abt{Stung der Larven mehrere Wochen ver- gehen.

Zur Bek~impfung von Forstsch~idlingen mit langer Hug- und Eileg~zeit (z. B. Bupalus piniarius) oder mehreren Schlilpfwellen (z. B. Diprion pini) oder mit Kombinationsfraf~ (in Nordbayern z. Zt. Tortrix viri- dana im Mai und - - auf denselben Eichen - - Lyman- tria dispar im Juni) ist die Persistenz des Dimilin sehr vorteilhaft, da sie es erm/Aglicht, mit einer einzigen Behandlung auszukommen.

3.1.2. Versteckt fressende Larven Unter den Sch~idlingen mit versteckt fressenden

Larven k/Snnen mit Dimilin die Blattroller voll wirk-

sam bek~impft werden, wenn der Wirkstoff rechtzei- tig vor dem Einrollen der Bl~itter ausgebracht wird. Ein Beispiel hierfiir bildeten unsere Bek~impfungsver- suche bei der Fliedermotte (Gracilaria syringella). Anl~itglich einer Massenvermehrung dieses Sch~idlings an Eschen bei Miinchen vernichtete ein Dimilinbelag, der zur Zeit der in den Bl~.ttern minierenden L 1 his L8 ausgebracht wurde, die anschliet~end blattrollenden L4 und L5 (KIzIRoGI.ou, 1976).

In Knospen, Trieben, Samen oder Minen leben& Larven k/Jnnen dagegen mit Dimilin nicht mit Sicher- heit vernichtet werden, denn in der Regel ist der Dimilin-Belag nicht so dicht verteilt, da/~ die nach dem Schliipfen aus den Eiern oder nach der r2berwinterung sich in das Pflanzengewebe bohrenden Larven gerade an der Einbohrstelle einen oder mehrere Dimilin-Par- tikel aufnehmen. Dies zeigten unsere Versuche im Fall des Kiefernknospentriebwicklers, Cacoecia buoliana (unver6ff.). Auch BOGENSCHOTZ (1976) hatte bei die- sem Wickler in drei von vier Bek~impfungsversuchen keinen Erfolg; nur in einem Fall konnte er den Befall yon 52 % (Kontrollfl/iche) auf 12 ~ (Dimilinfl/iche) senken. _:~hnlich negativ verlief eine Dimilin-Anwen- dung bei der Olivenknospenmotte, Prays oleae. I-Iier wurden maximal nur 1 1 % Mortalit~it erzielt (MONACO et al., 1977).

Auf der Basis der oviziden Wirkung des Dimilin (s. u.) lassen die Knospentriebwickler sich ebenfalls nicht ausreichend bek~impfen, well die Eiablegezeit zu sehr auseinandergezogen ist und Dimilin nur auf frisch abgelegte Eier ovizid wirkt.

3.1.3. Wurzelnematoden Aus dem forstlichen Bereich liegen noch keine Er-

fahrungen mit Dimilin gegen aui%n an den Wurzeln saugenden Nematoden vor. Nach den Ergebnissen von SALE~ (1979) auf Maisfeldern in _Kgypten sind jedoch Bek~impfungserfolge auch in forstlichen Pflanzgiirten zu erwarten. SALEM konnte eine aus Pratylenchus-, Tylenchorhynchus- und Criconemoides-Arten. beste- hende Population yon Wurzelnematoden an Mais dutch Anwendung von 0,3 kg Dimilin-Staub (0,5 ~ pro feddan ( = 4200 qm) und anschlieflender Ein- schwemmung um 40,2 ~ senken. Nematoden besitzen ebenso wie die Arthropoden eine Chitincuticula, die manche Arten periodisch h~iuten.

Da ektoparasitische Wurzelnematoden Zdlsaftsauger sind, kann man eigentlick eine D imilin-Wirkung bei ihnen nickt erwarten. Dat~ sie dennock zustandekommt, l~.gt sick entweder dadurch erkl~iren, dat~ die Wilrmer beim Offnen der Wurzeloberfl~icke mit ihrem Mund'stackel die Dimilin- Partikd aufnehmen oder, nock wahrsckeinlicker, dab es sick bei den betroffenen Nematoden um fakultative Wurzel- sauger handelt, die sick zum Tell yon (mit Dimilirl konta- minierten) organiscken Bodensubstanzen ern/ihren.

3.2. Entwicklungshemmung Bei unseren Versuchen an Lymantria dlspar, L.mo-

nacha und Boarmia bistortata mit subletalen Dimilin- Dosen wurde die H~/utung mcht mehr unterdr(ickt. Die Raupen nahmen jedoch nach ihrer Hiiutung keine oder nur mehr in geringem Umfang Nahrung auf und starben nach einigen Tagen ab (SIIATULLA, 1975). Den gleichen Effekt beobachtete FOCAL (1977) bei Diprion

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W. SCHWENKE: Uber die Rolle des H~iutungshemmstoffes Dimilin im Waldsdautz 99

similis. Er land bei den Larven, welche die Nahrungs- aufnahme eingestellt hatten, Anh~iufungen fibrinSsen Materials im Mitteldarm.

Wie welt dieser Weg einer subletalen Anwendung yon Dimilin fiir den Waldschutz gegen sch~idliche Insekten ausgenutzt werden kann, miissen weitere Untersuchungen zeigen.

3.3. Eizahlminderung, Sterilisierung, Senkung der Schli~pfquote

Wiihrend das Dimilin im KSrper de rLarven auf fermentativem Wege die H~iutung verhindert, hat es im K6rper imaginaler Insekten ganz andere Wirkun- gen: Es verursacht StSrungen im Berelch der Fort- pflanzungsorgane, die zu Eizahlverminderung, Sterili- slerung und Senkung der Eilarvenschliipfquote fiihren kSnnen. W/ihrend nach unseren Untersuchungen bel der Nonne, Lymantria monacloa (SALAMA et al., 1974) und beim Erlenblattk~ifer, Agelastica alni (WEiss, 1977) der Eingriff von Dimilin in die Vermehrungs- potenz nut [iber das Weibchen verlief und eine Dimi- lin-Behandlung yon M~innchen keinen Einflug hatte, beobachteten MOORE et al. (1975) beim Baumwoll- kapselrLiigler, Anthonomus grandis, datg nach Kopula- tion yon in Dimilin getauchten M~nnchen mit unbe- handelten Weibchen ein Tell der Eier steril war.

Einen besonders starken Einfluf~ von Dimilin auf die Reproduktion land HOLST (1975) beim Bohnen- k/ifer, Epilachna varivestis, n/~mlich eine starke Ab- nahme der Eizahl sowie vSlliges Ausbleiben des Lar- venschliJpfens aus den Eiern. Auch bei der Stuben- fliege, Musca domestica stellten ELLIS et al. (1974) ein stark vermindertes Larvenschlfipfen lest. Unser.e Un- tersuchungen am Erlenblattk~fer, Agelastiea alni, ergaben nach Dimilin-Aufnahme mit der Nahrung keine Senkung der Eizahl wohl aber der Befruch- tungsquote (um ca. 30 ~ und der S&liipfquote (urn ca. 85 0/0) (WEiss, 1977). Die befruchteten Eier lief~en sich-hier yon den unbefru&teten leidat an der Ver- f~irbung unterscheiden. Bei alledem verlief die Wir- kung des Dimilin fiber die Nahrungsaufnahme. Beziig- lich des Wirkungsmechanismus fanden MITLIN et al. (1977), daf~ bei den Weibchen yon Anthonomus gran- dis unter Dimilin-Einflug die Synthese der Desoxy- ribonucleins~iure gehemmt war.

Die angeblich bei der Stubenfliege, Musca domestica be- obachtete Sterilisierung tiber eine Kontaktwirkung (ELLIS et al., 1974) diirfte in Wirklichkeit ebenfalls eine Fratg- giftwirkung gewesen sein, indem die Fliegen bei ihrem stiin- digen Putzen die Dimilin-Partikel in den Magen bekamen.

Die Kontaktwirkung yon Dimilin auf imaginale Baum- wollrfi~Ier, Anthonomus grandis, yon der McLAUGHLIN (1978) berichtet, basiert auf einer alkoholischen Dimilin- LSsung, also auf einem Laborversuch. Sie ist ftir das Frei- land nicht relevant.

Nach alledem ist mit einer mehr oder weniger star- ken Senkung der Reproduktion eines Sch~idlings zu rechnen, wenn die adulten Tiere die Wirkstoffpartikei mit der Nahrung aufnehmen. Hier zeichnet sich eine MSglichkeit ab, gegen einige bisher schwer bek~impf- bare Forstschlidlinge vorzugehen. So konnten z.B. bisher die Schmerbauchrfif~ler, Strophosomus spp., deren Larven im Boden leben und deren Imagines gebietsweise Dauersch~idlinge an Buchen- und Eichen-

aufschl~igen sind, infolge ihrer starken Chitinisierung und ihres Fallenlassens bei geringster Erschiitterung nur unbefriedigend bek~impft werden. Hier ist nun zu hoffen, den Sch~idling mittels der Nachwirkung des Dimilin auf die Reproduktion nachhaltig bek~imp- fen zu kSnnen.

3.4. Ovizide Wirkung Nachdem erstmals ASCHEP, (1974) iJber die ovizide

Wirkung yon D~milin auf frisch abgelegte Eier der Baumwolleule, Spodoptera littoralis berichtete, stell- ten diesen Effekt auch HOLST (1975) beim Bohnen- k~ifer, Epilachna varivestis sowie WEISS (1977) am Erlenblattk~ifer, Agelastica alni fest. Bei den Unter- suchungen yon Wmss schltipften aus Eiern, die im Alter von 10 Tagen mit Dimilin behandelt waren (500ppm) 98,6% , nach Behandlung am 4. Tag 22,7 0/0 und nach Behandlung yon 2 Stunden alten Eiern nur 2,8 ~ K{iferlarven.

Ob die mit dem Eialter unterschiedliche Wirkung yore Festigungsgrad der Eihiille abh~ingt oder yore Entwicklungsgrad des Embryos, ist noch unbekannt.

4. Nebenwirkungen a u f das WaldSkosystem 4.1. Honigbiene

Auf Grund der Wirkungsweise yon Dimilin war zu erwarten, dat~ nach der Freilandanwendung yon Dimilin der mit dem Wirkstoff kontaminierte Pollen und Nektar yon den Bienen eingetragen und verfiit- tert wird und dab infolgedessen die Larven nicht zur H~utung gelangen und absterben. Diese Erwartung besditigte sich jedoch bislang nicht. EGGER (1977) untersuchte nach einer Bek~impfung der Fichten- gesplnstblattwespe, Cepbalcia abietis in Osterreich zwei im Befliegungsgebiet befindliche BienenvSlker. Die Ausbringung des Dimilin fie1 genau mit der Wald- honigtau-Haupttracht zusammen. Die Z~ihlungen er- gaben 1,2 und 1,8 ~ Larvenverluste, jedo& kann diese - - an sich schon sehr geringe - - Verlustquote mangels Vergleichs mit KontrollvSlkern nicht ein- deutig dem Dimilin zugeschrieben werden. Weitere Untersu&ungen in dieser Richtung sind dringend er- wiinscht. Sollten sie gleichfalls keine deutlichen Ver- luste an Bienenlarven ergeben, l~ige als Erkl~irung nahe, daf~ die Dimilin-Partikel im KSrper der Bienen bei der Umwandlung des Pollens und Nektars zu Larvennahrung fermentativ abgebaut und unsch~idlich gemacht werden.

Eine yon BARKER et al. (1978) im Labor durchgeftihrte Beeinflussung yon Bienen durch Dimilin iiber die Ern~ihrung erbrachte ein unklares Ergebnis: einerseits produzierten die behandelten Bienen weniger Waben und Brut, andererseits aber mehr Eier in den Waben. Eine 1]bertragung dieser Laborergebnisse auf das Freiland ist nicht mSglich, da allein schon die pro Biene applizierte Dimilin-Menge sehr viel hSher war als sie im Freiland miSglich w~ire. Wenn dieses Ergebnis Bestiitigung f~inde, hiefle das, dalg Dimilin das Verhalten der Arbeitsbienen ver~indert und aut~erdem yon den fikternden Bienen mit dem Nahrungssaft auf die Eier legende KSnigin tibertragen wfirde.

4.2. Schlupfwespen und Tachinen Aus der Wirkungsweise von Dimilin geht hervor,

daf] parasitis&e Hymenopteren (Schlupfwespen) und

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]00 W. SCHXVEmtE: f3ber die Rolle des Hiiutungshemmstoffes Dimilin im Waldschutz

Dipteren (Tachinen) beim Freilandeinsatz des Hiiu- tungshemmers imaginal weder direkt noch indirekt (iiber ihre Vermehrungspotenz) gef~ihrdet sind. BOG~NSCHOTZ (1976) kontaminierte im Labor Imagi- nes der Schlupfwespe Coccygomimus turionellae mit einer Dimilin-Suspension und stellte keine Veriinde- rung der Parasitierungsleistung fest. Das gleiche Er- gebnis erzielte NATON (1978) bei Phygadeuon tri- chops.

Ob und wieweit im Wirtsk/Srper befindliche Para- sitenlarven durch eine Dimilin-Infektion ihrer Wirte in Mitleidenschaft gezogen werden, h~ingt vom Sta- dium des Wirtes und des Parasiten sowie v o n d e r Dimilin-Dosis ab. Nach einem Dimilin-Einsatz gegen erwachsene Raupen der Gespinstmotte, Yponomeuta padellus bei Miinchen wurden von uns je 1000 behan- delte und unbehandelte Raupen eingetragen. Alle be- handelten Raupen ergaben verkriippelte Puppen; diese entliel~en jedoch eine Reihe yon Schlupfwespen und Tachinen, die qualitativ und quantitativ mit jenen aus den Normalpuppen iibereinstimmten (HAr.TINGER, 1976).

Ein anders lautendes Ergebnis wurde yon GRANETT et al. (1975) im Labor bei einer in jiingeren Raupen des Schwammspinners, Lymantria dispar parasitieren- den Apanteles-Art erzielt. Hier starben nach Dimilin- Behandlung der Raupen beide, Wirte und Parasiten.

Weitere Untersuchungen mfissen den Komplex Di- milin/Wirt/Parasit noch niiher aufhellen.

4.3. Priidatoren Bei den yon uns 1975 in Nordbayern durchgefiihr-

ten vergleichenden Bek~impfungsversuchen mit Dimilin und dem P-Ester Dipterex gegen Raupen des Schwamm- spinners, Lymantria dispar, fielen auf die unter den Eichen auf der Dipterex-Fl~iche ausgelegten Planen zahlreiche vom Insektizid get&ere K~ifer, Spinnen, Wanzen und andere riiuberische Gliederfiif~ler, w~ih- rend die Dimilin-Fl~iche keine derartigen Verluste zeigte. Auch Probestammf~illungen im Dimilin-Bereich ergaben gegenfiber der Kontrollflliche keine erkenn- baren Unterschiede beziiglich der Pr~datorenfauna (SKATUI, LA, 1976). Aus diesen Beobachtungen geht zugleich hervor daf~ auch die ovizide Wirkung des Dimilin auf frisch abgelegte Priidatoren-Eier kein sichtbares Ausmaf~ erreichte.

Ein im Prinzip gleiches Ergebnis erzielten KeEVEV, et al. (1978) in amerikanischen Baumwollfeldern. Hier wurden zwischen Dimilin-behandelten und unbehan- delten Feldern keine signifikanten Unterschiede in der Fauna der Raubwanzen, Florfliegen, Coccinelliden und Spinnen festgestellt, mit einer einzigen Ausnahme: der Raubwanze Geocoris punctlpes. Dagegen war die Pr~idatoren-Fauna in den mit herk6mmlichen Insekti- ziden behandelten Feldern sehr stark reduziert.

Im Labor wurden von SKATULLA (1976) Larven der Raubwanze Picromerus hidens mehrere Wochen lang mit Raupen yon Lymantria dispar gefi.ittert, deren Blattnahrung mit Dimilin (0,01 ~ behandelt war. Dabei konnten bei den Wanzen keine Ver~inderungen gegentiber normal geffitterten festgestellt werden.

Laborversuche yon ABLES et al. (1977), bei denen Flor- fliegen (Chrysopa carnea) mit alkoholischer Dimilin-LiSsung kontaminiert wurden, ergaben zwar Verminderungen der Eizahl und der Adultenschlilpfquote, sind aber nach dem oben Gesagten nicht auf das Freiland iibertragbar.

4.4. Indifferente Blatt- und Nadelfresser Bei der vorstehend erwiihnten Schwammspinner-

Bek~impfung (S~ATUI.I.A, 1976) wurde auf den Planen unter den Eichen auch im Dimilin-Bereich eine erheb- lithe Zahl toter Raupen und Afterraupen yon indiffe- renten Schmetterlings- und Blattwespenarten gefun- den. Dies war nicht anders zu erwarten, da Dimilin alle pflanzenfressenden Larven trifft. Angesichts der wichtigen Rolle, die diese Arten als Parasiten- und Pr~idatoren-Reservoire spielen, ist die relative Brei- tenwirkung des Dimilin als iSkologisch ungiinstiger Nebeneffekt zu bewerten, der um so unangenehmer ist, als die Wirkung des Hiiutungshemmers auf B~.u- men mehrere Monate anh~ilt.

4.5. Bodenfauna Die Verminderung der Zahl schiidlicher Boden-

nematoden (Wurzelnematoden) durch Dimilin wurde oben bereits erw~ihnt. Es ist daher anzunehmen, dai~ die Dimilin-Wirkung sich auch auf bodenbildende, also niitzliche Nematoden erstreckt. Die Frage, ob diese Bodentiergruppe bereits bei einer normalen Di- milin-Ausbringung vom Hubschrauber Verluste erlei- den kann, wird z. Z. in unserem Institut untersucht.

Bei einer anderen Gruppe bodenbildender Klein- tiere, den Collembolen, wurden yon uns 17 Monate lang Untersuchungen in Fichtenwaldb6den durchge- ftihrt. Dabei ergab sich, dab 3 yon 7 betrachteten Collembolenarten nach Dimilin-Einwirkung (30 g in 200 1 Wasser pro ha) eine deutliche Reduktion ihrer Dichte erfuhren. Zugleich verschob sich dadurch das Mengenverh~lmis der Cotlembolenarten untereinan- der (DoPPELREITER, 1979).

Mit diesen Versuchen ist allerdings zun~.chst nur die prinzipielle Beeinflufbarkeit yon Collembolen durch Dimi- lin festgestellt. Diese war zu erwarten, da Collembolen- Larven sich h~iuten. Die Versuchsanordnung entsprach je- doch nicht den bei Beklimpfungsaktionen im Walde fiblichen Bedingungen. Im Versuch wurden 200 I/ha Fliissigkeit aus- gebracht. Der Hubschrauber spriiht dagegen nur 401/ha, wovon erfahrungsgem~ifl h/Schstens 5 ~ = 21/ha auf den Boden gelangen. Das heift, dal~ im Versuch 100mal so viel Fliissigkeit den Waldboden benetzte wie bei einer Hub- schrauberaktion. In unserem Institut laufende Untersuchun- gen werden zeigen, ob und welche Reaktionen die Collem- bolen nach e.inem Hubschraubereinsatz gegen Kronensch~d- iinge zeigen.

Die Versuchsanordnung yon DOVVELREITER kommt aller- dings yon ihrer technischen Seite her einer Dimilin-Aus- bringung mittels Riidtensprtihger~its vom Boden aus nahe, wie sie z.B. in Fichtenkulturen gegen die Kleine Fichten- blattwespe, Pristiphora abietina m/Sglich ist. Hierbei werden die jungen Fichten mit maximal 600 1/ha gespritzt, wobei es denkbar wiire, daft 2001 auf den Boden gelangen. Aller- dings ist die Collembolenfauna in Fichtenkuituren quaIitadv und quantitativ yon jener in Fichtenalthiflzern (in wel- chen DOVVELREXTER seine Versuche anlegte) sehr verschie- den. Im Prinzip l~ift sich aber bereits jetzt sagen, daft bei einer Dimilin-Ausbringung mit hSheren Fliissigkeitsmengen yore Boden aus eine Beeintr~ichtigung und Ver~inderung der Collembolenfauna zu erwarten ist.

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W. SCHWENKEI Uber die Rolle des H~iUtungshemmstoffes Dimilin im Waldschutz ]_0l

Im iibrigen wird Dimilin im Boden - - im Gegensatz zu den Bel~igen auf B~iumen - - relativ rasch, normaler- weise in 2 bis 3 Wochen, abgebaut (VAN BUSSCrtBACrt, 1979).

4.6. Wasserfauna Wenn Dimilin in der iiblichen Freilandformulierung

als w~iflrige Suspension in Wasser ger~it, sinken die Wirkstoffpartikel langsam zu Boden. Eine L/Ssung im Wasser findet nur zu maximal 0,3 ppm (0,3 g in 1000 Liter Wasser) statt. Diese ~iuf~erst geringe Menge ge- niigt allerdings, um zur Hiiutungshemmung bei Miicken und Kleinkrebsen zu fiihren und diese abzu- t/Sten (MuLDE~ et al., 1973; WrLLI~A et al., 1973 u.a.). Bei der in cler Bundesrepublik zugelassenen Dosis und Aufwandmenge von 70 g Wirkstoff in 40 1 Wasser ( = 70 g auf 10 000 qm Wasserfl~che, bei mitt- lerer Tiefe yon 2 m a u f 20 000 Kubikmeter Wasser verteih) werden die genannten 0 ,3ppm allerdings nicht entfernt erreicht.

Es ist daher bei der Kontaminierung yon Wasser- fl~ichen im Rahmen einer normalen Dimilin-Ausbrin- gung keine Beeintr~chtigung der Wasserfauna zu er- warten.

Wie im Erdboden kommt es auch im Wasser bzw. am Gew~issergrund zu einem relativ raschen Abbau des Harnstoffderivats Dimilin.

4.7. Pilze

Chitin ist nicht nur Bestandteil der Cuticula yon Insekten und einigen anderen Tiergruppen, sondern auch der Zellwand der meisten Pilze. Die Frage, ob Dimilin somit auch st/Srend in die Entwicklung yon Pilzen eingreift, wurde yon KELLER (1978) untersucht und negativ beantwortet. Die an 6 Beauveria-, Me- tarrhyzium- und Entomophthora-Arten durchgefiihr- ten Versuche liegen keine Einwirkungen yon Dimilin erkennen.

5. Diskussion Insgesamt ist festzustellen, daft der neuartige H~iu-

tungshemmstoff Dimilin ein hohes Marl an Selektivi- t~it und Umweltschonung aufweist und darin allen herk/Smmlichen, gegen freifressende Insektenlarven verwendeten Insektiziden weit iiberlegen ist. Mit der Einfiihrung dieser biologisch wirkenden Substanz wurde die 50j~ihrige aviochemische Epoche der Rau- penbek~impfung im Walde beendet und die aviobio- logische Epoche begonnen.

Neben den zahlreichen positiven Eigenschaften zeigt das Dimilin aber noch einige/Skologisch unerwtinschte Nebenwirkungen, die sich vor allem aus seiner Per- sistenz ergeben. Hier muf~ in erster Linie die kiinftige EntwicHung verbesserter H~iutungshemmstoffe an- setzen.

Zusammenfassung Der H~iutungshemmstoff Dimilin hat sich im Waldschutz

gegen freifressende Schmetterlings- und B1attwespenlarven hervorragend bew~ihrt. Gegen saugende und verste&t fres- sende Gliederfiigler ist er unwirksam. Er gehSrt keiner Giftklame an, ist nicht phytotoxisch und ist bienenunge- fiihrlich. Auch ein Tell der Wurzelnematoden kann mit ihm bek~impft werden.

Bei phytophagen Insekten-Imagines kann Dimilin zur Verminderung der Reproduktionsrate fiihren. Gegen frisch abgelegte Arthropoden-Eier wirkt Dimilin ovizid.

Den zahlreichen positiven Eigenschaften des Dimilins stehen als unerwCinschte Nebenwirkungen vor allem seine Persistenz sowie die H~iutungshemmung auch bei indifferen- ten phytophagen Larven gegentiber. Ob und wieweit unter normalen Bek~impfungsbedingungen Teile der Bodenfauna durch Dimilin beelntr~ichtigt werden, miissen kiinftige Un- tersuchungen zeigen. Die Wahrscheinlichkeit hierzu ist sehr gering.

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Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. W. SCHWENKE, Inst. f. angew. Zoologie der Univ. Miin~en, Amalienstrage 52, 8000 Miinchen 40.

Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 52, 102--105 (1979) �9 1979, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/ASTM-Coden: ASUMDT

Anobiidae und Ptinidae als Erreger von Wohnungsplagen in Hamburg (Coleoptera), Tell 1 Von H. WEIDNER

Mit 1 Abbildung

Abstract (on parts 1 and 2) Anobiidae and Ptinidae as pests of dwelling-houses at Hamburg (Coleoptera)

A view is given on'Anobiid and Ptiaid beetles as pests of dwelling-houses at Hamburg in the years 1950 to 1974. The most common are Anobium punctatum (DeGeer), following by Ptinus rectus Boieldieu, Stegobium paniceum (Linn~), and Niptus bololeucus (Faldermann). Others are more rare. Lasioderma serricorne (Fabricius), Trigonogenius globulus Solier, and still more Gibbium psylloides (Czen- pinski) need higher temperature for mass breeding as in dwelling-house commonly. Ptinus fur Linn~ is perhaps rarer than formerly. Spbaericus gibbioides Boieldieu is found in dwelling-houses of Hamburg, Liibeck, and Kiel in the last years only. The origin of these pests is discussed. Occurrence of fragments of N. hololeucus in Roman tomb at Mainz is reported also.

1. Einle i tung

Uber die H~ufigkeit des Auftretens yon Haus- insekten haben wir nur ganz allgemeine Vorstellun- gen. Sind doch planm~igige quantitative Untersuchun- gen tiber einen l~ingeren Zeitraum in den H~iusern eines gr~Sfleren Siedlungsgebietes nicht durchzufiihren. Es stiitzen sich daher die bisher nur selten aufgestell- ten Statistiken auf die Meldung yon erfolgten Be- kS.mpfungsmat~nahmen oder eingeholten Auskiinften und nur bet einzetnen Scb~idlingen um pianm~it~ige Stichprobenuntersuchungen. Am umfangreichsten und unter Zugrundelegung mehrerer verschiedener Frage- stellungen find die Erhebungen des Verbandes ~Sffent- licher Feuerversicherungen in Deutschland tiber den Befall des deutschen Gebiiudebestandes durch den Hausbockk~ifer (Hylotrupes bajulus L.) 1937/38 (20, 38), wofiir ein geschultes Personal im ganzen Unter-

suchungsgebiet in den Bausachverst~indigen der Feuer- kassen zur Verfiigung stand. Uber das ganze Gebiet der Bundesrepublik erstreckten sich die Befragungen yon Gesundheits~imtern bzw. Sch/idlingsbek~impfungs- betrieben in den Jahren 1953/54 iiber das Vorkommen vieler, besonders hygienischer HausschS.dlinge (32) und in den Jahren 1970/71 fiber das der Schaben (9). Sta- tistische Erhebungen wurden auch fiir bestimmte Sch~idlinge in einzelnen St~idten versucht, als Beispiel dafiir seien besonders die Wanzenstatistik far Berlin 1948 (22) und die Feststellung der Verbreitung und H~iufigkeit yon Anopheles maculipennis in Hamburg, ebenfalls nach deIu Zweiten Weltkrieg (14), erw~ihnt. Die Brauchbarkeit der Ergebnisse dieser Untersuchun- gen fiir/Skologische Aussagen ist yon Fall zu Fall sehr unterschiedlich zu bewerten und braucht hier nicht diskutiert zu werden, well die in dieser Arbeit berii&- sichtigten Sch~idlinge darin nicht enthalten bzw. (in 32) nicht unterschieden sind. Hier soil versucht wer- den, an Hand der in etwa 25 Jahren (1949--1974) von der Sch~idlingsabteilung des Zoologischen Staats- instituts und Zoologischen Museums in Hamburg an- geforderten Auskiinfte eln Bild iiber die relative Hiiu- figkeit von K/ifern in Hamburg zu entwerfen, die Wohnungsplagen verursacht haben. Dabei ist zu be- tonen, dat~ sicher nur ein kleiner Tell der jiihrlich auf- getretenen Wohnungsplagen erfaf~t werden konnte, da es in Hamburg noch viele weitere Stellen gibt, wo Informationen fiber Hausungeziefer eingeholt werden. Hier sind vor allem das Pflanzenschutzamt, das Hy- gienische Institut, das Tropeninstitut und besonders bet Holzsch~dlingen die Bundesforschungsanstalt fiir Holz- und Forstwirtschaft zu nennen, dann aber auch

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