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17. SEPTEMBER I9~7 KLINISCHE WOCHENSCHt~IFT. 6. JAHRGANG. Nr. 38 1805 Behandlung mit Insulinin]ektionen. I. Kb. Asthenie . . . . . . . . 2. Kr. Asthenie Enteroptose . . 3. W., Asthenie Vegetat. Neurose 4. Bi., Defatigatio . . . . . . . 5. Wo. Oefatigatio (Gollorrh6e) . 6. Seh. Asthen. (Cholecystopathie) 7. Ktu, Defatigatio ...... 8. Pa. Asthen. ]3rollchialasthma . 9. Pr,,Asth. ttysterische Anorexie IO. Lfi., Asthenie (An~mie) . . . Xnsulinpillen. I. FI., Asthenie Enteroptose . . 2. Pf. Asthenie . . . . . . . . 3. Pi, Asthenie Dyspepsie . . . 4. M., Asthenie Defatigatio . . . 5. J., As~henie . . . . . . . . 6. Ha., Asthenie Defatigatio . . 7. Pn., Asthenie Defatigatio. . . 8. Be., Defatigatio ...... 9. Gr., Allgemeine Asthellie. . . io. Schn., Asth.u Neurose . Gewichts- Blur- Behandlungs- zunahme zucker* dauer kg % Wochen -[-2 +4,6 +3 +~ +~ +4 +2 +3 Fornet /) +4,5 +3,4 +~ +~,8 +0,5 +3 +2 +5 +9,5 +2 0,08 O,I 0,08 0,08 O,I 0,09 O,O8 o,o7 0,09 0,07 O, I O,I O,I 0,08 o~o8 0,07 0,07 0,08 0,08 0,08 4 8 3 3 2 2 2 6 6 ~12 3 3 5 6 2 sprechender Hebung des Allgemeinbefindens allein auf die Insulinmedikation zuriickzuftihren sind, die allerdings wegen der beschr~inkten M6glichkeit lgngeren Krankenhausaufent- haltes nicht immer lange genug durchgefiihrt werden konnte. Da, wo Gewichtszunahmen sich nicht erzielen lieBen, konnten wir nur bet 2 Patienten eine Ursache nicht erkennen (irrepa- rable Insuffizienz), sonst kommen interne Zufallserkrankungen, akute oder wieder aufflaekernde ehronische Infektionen ur- sgchlich in Frage. Weitere Nachpriifllngen miissen vor allem bet Patienten mit chronischer Infektion (latenter Tuberkulose) vorgenom- men werden, bet Rekonvaleszenten, bet denen sonst keine M6glichkeit zur Erholung llnd Stoffansatz besteht. Sehr wesent- lich scheint ~.ns die Tatsache zu sein, daft wir mit der Darreichung per os die gleichen Resultate erreichen konnten wie mit der In- ]ektionsbehandlung. 0BER DIE SCHWANGERSCHAFTSUNTERBRECHUNG UND DIE UNFRUCHTBARMACHUNG IM LICHTE DES GELTENDEN UND DES IN AUSSICHT GENOMMENEN STRAFRECHTS. Bemerkungell zu dem Aufsatz yon Walter Lustig in Jg. 6, Nr. 3o, S. i437 dieser Wochenschrift. Won Privatdozent Medizinalrat Dr. Gzo~G STRASSMANN, Breslau, I)er neueste Strafgesetzentwurf yore 19. Mat 1927 in der ver- alldertell Fassung des Remhsrats enthalt bereits einen Tell der ~irzt- lichen Wiillsche verwirklicht, yon dellen LusTre in seineln Auf- satze spricht. Die yon ihm erw~ihnten Bestimmungen fiber die Ab- treibung nach dem Strafgesetzentwurf roll 1925 linden sieh in dem w 253 des nellen Entwurfes w0rtlich wieder. Danach wird die Ab- treibung durch die Sehwangere selbst oder durch einen anderen mit Gef&ngnis bestraft. F~r gewerbsm~Bige Abtreibung oder Abtrei- bung ohlle Einwilligung der Sehwangeren ist Zuchthausstrafe vor- gesehen, Der Versuch bleibt strafbar, doch kanll in besonders leiehten Fallen voll einer Strafe abgesehell werden. Es soil aber naeh dem Entwurfe 1927 der Versueh mlt untauglichen Mitteln am un- tauglichen Objek~ nicht, wie in dem Entwurf yon 1925, generell straflos bleiben, sondern es kann ftlr solchen Versuch die Strafe gemildert oder in besollders leichten Fallen yon ether Strafe ab- gesehen werden. Das kann auch geschehen bei einem Abtreibungs- versuch, ohlle dab diese Voraussetzungen vorliegen. Flir vollelldete Abtreibung ist dagegen Straflosigkeit nicht vor- gesehen. Dagegen tragt der ileu eillgeftigte w 254 dell firztlichell Wfinsehen Reehnung. Er besagt, dab eine Abtreibung im Sinne des Oesetzes nicht vorliegt, welln ein approbierter Arzt eine Schwallger- schaft mlterbricht, weft das llach den iRegeln der arzthchen Kunst zur Abwendung emer auf andere Weise nicht abwendbaren erllsten Gefahr fiat alas Leben oder die Gesundheit der ~r erforderlich ist, Eine TOtung im Sinne dieses Gesetzes liegt ferner meht vor, wenll ein approbierter Arzt aus dem gleichen Grullde ein in der Geburt * Durchschllittswerte. begriffenes Kind t6tet. I)ber Straflosigkeit der Schwangerschafts- unterbrechung aus eugeniseher oder soziater Indikation enth~lt auch der lleueste Entwurf nichts, doch werden nattirlich soziale Momente bet der medizinisehen Indikation auf Grund des w 254 berficksichtigt werden kbnnei1. Es ist also eine Sonderbes~immung zum Schutze der ~rzte geschaffen wordell, die nicht, wie llach dem frtiheren Entwurfe, nur aus dem Notstalldsbegriff die Schwanger- schaftsunterbrechung aus arztlichen Griinden ft~r straflos erkl~irte. AuBer der Lebensgef~ihrdung gellfigt auch eine ernste Gesundheits- gef~hrdung der Mutter, die auf andere Weise nicht beseitigt werden kann, a]s Indikation. Nicht erlaubt ist die Schwangerschaftsunterbrechung gegen den Willen der Schwangeren. Die eigellm~chtige I-Ieilbehandlung ist imw 281 als neues I)elikt hillzugekommen. Dallach wird ein approbierter Arzt bestrafc, der gegen dell Willen einer Schwangeren eine ~irztlich gebotelle Unterbreehung der Schwangerschaft oder T6tullg eilles in der Geburt begriffenen Kindes vornimmt. Der Ver- such ist strafbar, die Tat wird nur auf Verlangen der Schwangeren verfolgt, ill besonders leichten Fkllen kann das Oericht yon Strafe absehen, anBerdem linden die Vorschriften keine Anwendung, wenn der Arzt nach den Umst~nden des Falles auBerstande war, die Ein- wflligullg der Schwangeren rechtzeitig einzuholen, ohne ihr Leben oder ihre Gesundheit erllstlich zu gefiihrden, Hierbei soll nach der Begriindung des Entwurfes m Ell- und Notf~illen bet ]3ewuBtlosen, m Narkose liegenden Kranken der Arzt sich tiber einen etwa ver- muteten Widerspruch hillwegsetzen k611nen, ohnc zum Schaden des Kranken in seiner Handlungsfreiheit beein*r~iehtigt zu werden. Uber die Notzuchtsindikation, d. h. fiber die ]3erechtigung der Schwangerschaffsunterbrechung, wenll die Schw~ingerung durch verbrechermche Gewaltanwendung erfolgte, eine Indikation, ftir die besonders F. STI~ASSMANNeintrat und die der Argentmlische und Tschechoslowakische Strafgesetzeniwurf enthMt, finder sich allch in der neuesten Yassnng des Strafgesetzentwurfes nichts. Die Schwierigkeit ill solchen FMlen liegt haupts~chlich darin, den Nach- wets zu erbringen, dab die Schw~ingerung auf Notzucht zllrlick- zufuhren ist. Hier wird gewiB zuweilen eine medizinische Indikation im Sinlle des w 254 herangezogen werden konllen. Was die Ullfruchtbarmachung aus eugenischer Indikation an- langt, so ist die Frage, ob sie unter die ]3estimmllngen des w 263 E. I027 f~llt, wonach Eingriffe nnd Behandlullgen, die der ~)bung eines gewissenhaften Arztes entsprechen, keine Kbrperverletzung im Sinlle des Gesetzes sind. Nach der Begriindung muB der Eingriff oder die ]3ehandlung nach den Regeln der ~rztlichen Wissenschaft angezeigt sein, kunstgem~iB ausgeftihrt werden und yore Stalldpunkt der arztlichen Ethik aus statthaft erscheinen. Auf den letzteren Gesichtspnnkt wird es vor allem ankommen, Welln zu elltscheiden ist, ob der Arzt elne Frau auf ihr Verlangen, aber ohne medizinische Notwendigkeit mlfruchtbar machen durfte. Nicht unbedillgte Voraussetzung ist, dab der Verletzte im medizinischen Sinlle krank ist. Da die Begriilldung yon emer Unfruchtbarmaehung der Frau ohne medizimsche Notwendigkeit spricht, wird man auch annehmen dfirfen, dab sterilisierende Eingriffe bet M~nnern zu den 0bungen eines gewissenhaften .4xztes gerechnet werden durfen, wenn be- stimmte Voraussetzungen hir diesen Eingriff gegeben sind. Wann im einzelnen Falle eine solche Berechtigung vorliegt, wird llicht im allgemeinen entschieden werden k0nnen. Es ist bier die Schwierig- kelfi vorhanden, ob ein solcher Eingriff gegen dell Willen des ]~e- treffenden vorgenommen werden kann, wenn es sich um ent- mfindigte Personen handelt, ob die Zustimmung des Vormundes die Wlllellserkl~rullg ersetzen kann oder o19 die Zustimmung des Krallken selbst eine giiltige Rechtserklkrung darstellt, wenn es sich um Oelsteskranke oder geistig minderwertige Personen handelt, bet denen meht aus medizinischer Indlkation, sondern aus eugeni- scher !ndikation die Sterihsierung vorgenommen wird. Eiue eigene ]Bestilllmullg, wm sie GROTJAHN fflr eine solehe Operation vorschiug, filldet sich in dem Elltwurf nicht. Es kbnnte auch eill solcher Emgriff als Korperverletzung anzusehen sein, der, mit Wlllen des Betreffenden vorgenommell, nut dann strafbar w~ire, wenn er gegen dm guten Sitten, d. h. gegen das Anstandsgefflhl aller ge- recht und billig Denkenden verstiel3e (w 264f ). Bet wiederholt rfmk- falligen geistig miuderwertigen Sifitlichkeitsverbrechern oder Per- sonen, die aus sexuellen Motiven straff~llig geworden sind ulld se!bst den Wullsch naeh einem solchen Eingriff aussprechen, wird man mder Sterilisatioll verst~ndigerweise keinen VerstoB gegen die guten Sitten erblicken, selbst welln man den Eingriff nicht als entsprechend der Obung eines gewissenhaften Arztes ansehen wollte. I~ine yon Amts wegen, etwa m~ Sillne des ]3otersschen Standpunktes gegen dell Willen des ]3etreffenden vorgenommelle Sterllisierung wird offenbar nicht dutch die erwahntell Bestimmungen des neuell Ellt- wurfes geschiitzt. Dab abet ein solcher Eingriff nicht nur aus medizinischer, sondern aueh aus eugenischer Indikation als berechtigt llnter Umstanden angesehen werden kann, geht aus der ]3egrflndung des Elltwurfes zum w 263 meines Erachtens hervor.

Über die Schwangerschaftsunterbrechung und die Unfruchtbarmachung im Lichte des Geltenden und des in Aussicht Genommenen Strafrechts

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Page 1: Über die Schwangerschaftsunterbrechung und die Unfruchtbarmachung im Lichte des Geltenden und des in Aussicht Genommenen Strafrechts

17. SEPTEMBER I9~7 K L I N I S C H E W O C H E N S C H t ~ I F T . 6. J A H R G A N G . N r . 38 1 8 0 5

Behandlung mit Insulinin]ektionen.

I. Kb . As then i e . . . . . . . . 2. Kr . As then i e E n t e r o p t o s e . . 3. W., A s t h e n i e Vege ta t . Neu rose 4. Bi., Defa t iga t io . . . . . . . 5. Wo. Oefa t iga t io (Gollorrh6e) . 6. Seh. A s t h e n . (Cholecys topath ie) 7. Ktu, Defa t iga t io . . . . . . 8. Pa. As then . ]3ro l lch ia las thma . 9. P r , , A s t h . t t y s t e r i s c h e Anorex ie

IO. Lfi., As then i e (An~mie) . . .

Xnsulinpillen. I. FI., As then ie E n t e r o p t o s e . . 2. Pf. As then i e . . . . . . . . 3. P i , A s t h e n i e Dyspeps i e . . . 4. M., As then i e Defa t i ga t i o . . . 5. J. , As~henie . . . . . . . . 6. Ha . , A s t h e n i e Defa t iga t io . . 7. Pn. , As then i e Defa t iga t io . . . 8. Be., Defa t iga t io . . . . . . 9. Gr., Al lgemeine Asthel l ie . . .

io. Schn. , A s t h . u Neurose .

Gewichts- Blur- Behandlungs- zunahme zucker* dauer

kg % Wochen

- [ -2 + 4 , 6 + 3

+ ~

+ ~

+ 4 + 2 + 3

Fornet /) + 4 , 5 + 3 , 4 + ~ + ~ , 8 + 0 , 5 + 3 + 2 + 5 + 9 , 5 + 2

0 ,08 O,I 0 ,08 0 ,08 O,I 0 ,09 O,O8 o,o7 0,09 0 ,07

O, I O,I O,I 0 , 0 8 o~o8 0 , 0 7 0 , 0 7 0,08 0,08 0,08

4 8 3 3 2

2 2

6 6 ~12

3 3 5 6 2

s p r e c h e n d e r H e b u n g de s A l l g e m e i n b e f i n d e n s a l l e in a u f d ie I n s u l i n m e d i k a t i o n z u r i i c k z u f t i h r e n s ind , d ie a l l e r d i n g s w e g e n d e r b e s c h r ~ i n k t e n M 6 g l i c h k e i t l g n g e r e n K r a n k e n h a u s a u f e n t - h a l t e s n i c h t i m m e r l a n g e g e n u g d u r c h g e f i i h r t w e r d e n k o n n t e . D a , wo G e w i c h t s z u n a h m e n s i ch n i c h t e r z i e l en l ieBen, k o n n t e n w i r n u r be t 2 P a t i e n t e n e i ne U r s a c h e n i c h t e r k e n n e n ( i r r epa - r a b l e I n s u f f i z i e n z ) , s o n s t k o m m e n i n t e r n e Z u f a l l s e r k r a n k u n g e n , a k u t e o d e r w i e d e r a u f f l a e k e r n d e e h r o n i s c h e I n f e k t i o n e n u r - s g c h l i c h in F r a g e .

W e i t e r e N a c h p r i i f l l n g e n m i i s s e n v o r a l l e m be t P a t i e n t e n m i t c h r o n i s c h e r I n f e k t i o n ( l a t e n t e r T u b e r k u l o s e ) v o r g e n o m - m e n w e r d e n , be t R e k o n v a l e s z e n t e n , be t d e n e n s o n s t k e i n e M 6 g l i c h k e i t z u r E r h o l u n g l lnd S t o f f a n s a t z b e s t e h t . Sehr wesent- lich scheint ~.ns die Tatsache zu sein, daft wir mi t der Darreichung per os die gleichen Resultate erreichen konnten wie mi t der In- ]ektionsbehandlung.

0 B E R DIE SCHWANGERSCHAFTSUNTERBRECHUNG UND DIE UNFRUCHTBARMACHUNG IM LICHTE DES

GELTENDEN UND DES IN AUSSICHT GENOMMENEN STRAFRECHTS.

Bemerkungell zu dem Aufsatz yon Walter Lustig in Jg. 6, Nr. 3o, S. i437 dieser Wochenschrift.

Won P r i v a t d o z e n t M e d i z i n a l r a t D r . G z o ~ G STRASSMANN, B r e s l a u ,

I)er neues t e S t r a fgese t zen twur f yore 19. Mat 1927 in der ver- al ldertel l F a s s u n g des R e m h s r a t s e n t h a l t berei ts e inen Tell der ~irzt- l ichen Wii l lsche verwirkl icht , yon dellen L u s T r e in seineln Auf- sa tze spr icht . Die yon i h m erw~ihnten B e s t i m m u n g e n fiber die Ab- t r e i b u n g n a c h d e m S t r a fgese t zen twur f rol l 1925 l i nden sieh in d e m w 253 des nel len E n t w u r f e s w0rt l ich wieder. D a n a c h wird die Ab- t r e i b u n g d u r c h die Sehwangere se lbs t oder du rch e inen ande ren m i t Gef&ngnis bes t ra f t . F~r gewerbsm~Bige A b t r e i b u n g oder Abt re i - b u n g ohlle E inwi l l igung der Sehwangeren ist Z u c h t h a u s s t r a f e vor- gesehen, Der Ver such ble ibt s t ra fbar , doch kanl l in besonders le ieh ten Fa l len voll einer St rafe abgesehel l werden. Es soil aber n a e h d e m E n t w u r f e 1927 der Ver sueh m l t u n t a u g l i c h e n Mit te ln a m un - t aug l i chen Objek~ n ich t , wie in d e m E n t w u r f yon 1925, generel l s t raf los bleiben, sonde rn es k a n n ftlr so lchen Ve r such die St rafe gemi lde r t oder in besollders le ich ten Fa l len yon ether St rafe ab- gesehen werden . Das k a n n auch geschehen bei e inem A b t r e i b u n g s - ve r such , ohlle dab diese V o r a u s s e t z u n g e n vorl iegen.

Flir vollel ldete A b t r e i b u n g is t dagegen St raf los igkei t n i ch t vor- gesehen. Dagegen t r a g t der ileu eillgeftigte w 254 dell firztlichell Wf insehen R e e h n u n g . Er besagt , dab eine A b t r e i b u n g im Sinne des Oesetzes n i ch t vorl iegt , welln ein approb ie r t e r Arz t eine Schwallger- s cha f t ml te rb r i ch t , weft das l lach den iRegeln der a r z t h c h e n K u n s t zur A b w e n d u n g emer au f andere Weise n i ch t a b w e n d b a r e n er l ls ten Gefahr fiat alas Le ben oder die G e s u n d h e i t der ~r erforderl ich ist, E ine TOtung im Sinne dieses Gesetzes l iegt ferner m e h t vor, wenll ein approb ie r t e r Arz t au s d e m gleichen Grullde ein in der Gebu r t

* Durchschllittswerte.

begr i f fenes Kind t6 te t . I )ber St raf los igkei t der Schwanger scha f t s - u n t e r b r e c h u n g aus eugeniseher oder soziater I nd ik a t i o n en th ~ l t auch der l leueste E n t w u r f n ich ts , doch werden na t t i r l ich soziale M o m e n t e bet der mediz in i sehen Ind ika t i on au f Gru n d des w 254 berf icks icht ig t werden kbnnei1. Es is t also eine S o n d e r b e s ~ i m m u n g z u m Schu tze der ~ r z t e geschaf fen wordell, die n icht , wie l lach d e m fr t iheren En twur f e , n u r aus d e m Nots ta l ldsbegr i f f die Schwanger - s c h a f t s u n t e r b r e c h u n g aus a rz t l i chen Gr i inden ft~r s t ra f los erkl~irte. AuBer der Lebensgef~ihrdung gellfigt auch eine ernste Gesundheits- gef~hrdung der Mutter, die auf andere Weise nicht beseitigt werden kann, a]s Indikation.

Nicht erlaubt ist die Schwangerschaftsunterbrechung gegen den Willen der Schwangeren. Die eigellm~chtige I-Ieilbehandlung ist imw 281 als neues I)elikt hillzugekommen. Dallach wird ein approbie r te r Arz t bestrafc , der gegen dell Wil len einer Schwange ren eine ~irztlich gebotel le U n t e r b r e e h u n g der S c h w a n g e r s c h a f t oder T6tu l lg eilles in der G e b u r t begr i f fenen Kindes v o r n i m m t . Der Ver- such is t s t r a fba r , die T a t wird n u r au f Ver l angen der Schwange ren verfolgt , ill besonders le ich ten Fkllen k a n n das Oer ich t y o n S t ra fe absehen , anBe rdem l inden die Vorschr i f t en keine A n w e n d u n g , wen n der Arz t n a c h den U m s t ~ n d e n des Fal les auBer s t ande war , die Ein- wflligullg der Schwange ren rechtze i t ig e inzuholen , ohne ihr Leb en oder ihre G e s u n d h e i t erl lst l ich zu gefi ihrden, Hierbei soll n ach der Beg r i i ndung des E n t w u r f e s m Ell- u n d Notf~illen bet ]3ewuBtlosen, m Narkose l iegenden K r a n k e n der Arz t s ich tiber e inen e twa ver- m u t e t e n W i d e r s p r u c h hi l lwegsetzen k611nen, ohnc zu m Schaden des K r a n k e n in seiner Hand lungs f r e ihe i t beein*r~iehtigt zu werden.

Uber die No tzuch t s ind ika t ion , d. h. fiber die ]3erecht igung der S c h w a n g e r s c h a f f s u n t e r b r e c h u n g , wenll die Schw~ingerung d u rch ve rb rechermche G e w a l t a n w e n d u n g erfolgte, eine Ind ika t ion , ftir die besonders F. STI~ASSMANN e in t ra t u n d die der Argentmlische u n d Tschechos lowakische S t r a fgese t zen iwur f en thMt , f inder sich al lch in der n e u e s t e n Yas snng des S t ra fgese tzen twur fes n ich ts . Die Schwier igkei t ill so lchen FMlen l iegt haup t s~ch l i ch dar in , den Nach - wets zu erbr ingen, dab die Schw~ingerung a u f N o t z u c h t zllrlick- zu fuh ren ist. Hier wird gewiB zuweilen eine mediz in ische In d ik a t i o n im Sinlle des w 254 he rangezogen werden konl len.

W a s die U l l f r u c h t b a r m a c h u n g aus eugenischer I n d ik a t i o n an- langt , so is t die Frage , ob sie u n t e r die ]3es t immllngen des w 263 E. I027 f~llt, wonach Eingr i f fe n n d Behand lu l lgen , die der ~)bung eines gewis senha f t en Arz tes en t sp rechen , keine K b r p e r v e r l e t z u n g im Sinlle des Gesetzes sind. N a c h der Beg r i i ndung muB der Eingr i f f oder die ]3ehandlung n a c h den Rege ln der ~rz t l ichen W i s s e n s c h a f t angeze ig t sein, kunstgem~iB ausgef t ih r t werden u n d yore S t a l l d p u n k t der a rz t l ichen E t h i k aus s t a t t h a f t erscheinen. Au f den le tz te ren G e s i c h t s p n n k t wird es vor a l lem a n k o m m e n , Welln zu e l l tscheiden ist, ob der Arz t elne F r a u auf ihr Ver langen , aber ohne mediz in i sche No twend igke i t m l f r u c h t b a r m a c h e n durf te . N ich t unbedi l lg te V o r a u s s e t z u n g ist, d ab der Ver le tz te im med iz in i schen Sinlle k r a n k ist. Da die Begr i i l ldung yon emer U n f r u c h t b a r m a e h u n g der F r au ohne med iz imsche No twend igke i t spr icht , wird m a n a u c h a n n e h m e n dfirfen, dab s ter i l is ierende Eingr i f fe bet M~nnern zu den 0 b u n g e n eines gewi s senha f t en .4xztes ge rechne t werden dur fen , wen n be- s t i m m t e V o r a u s s e t z u n g e n h i r d iesen Eingr i f f gegeben sind. W a n n im einzelnen Fal le eine solche Be rech t i gung vorl iegt , wird l l icht im a l lgemeinen en t sch ieden werden k0nnen . Es is t bier die Schwierig- kelfi v o r h a n d e n , ob ein solcher Eingr i f f gegen dell Wil len des ]~e- t r e f f enden v o r g e n o m m e n werden kann , wenn es sich u m ent - mf ind ig te Pe r sonen hande l t , ob die Z u s t i m m u n g des V o r m u n d e s die Wlllel lserkl~rullg e rse tzen k a n n oder o19 die Z u s t i m m u n g des Kra l lken se lbs t eine giil t ige R e c h t s e r k l k r u n g dars te l l t , wen n es s ich u m Oe l s t e sk ranke oder geis t ig minde rwer t ige Pe r so n en hande l t , bet denen m e h t aus mediz in ischer Ind lka t ion , sonde rn aus eugeni- scher ! nd ika t i on die S te r ihs ie rung v o r g e n o m m e n wird. E iue eigene ]Bestilllmullg, wm sie GROTJAHN fflr eine solehe Opera t ion vorschiug , f i l ldet s ich in d e m E l l twur f n icht . Es k b n n t e a u c h eill solcher Emgr i f f als K o r p e r v e r l e t z u n g a n z u s e h e n sein, der, m i t Wll len des Be t r e f f enden vorgenommel l , n u t d a n n s t r a fba r w~ire, wen n er gegen dm gu t en Si t ten, d. h. gegen das Ans t andsge f f lh l aller ge- r ech t u n d billig D e n k e n d e n verstiel3e (w 264f ). Bet wiederhol t rfmk- fal l igen geis t ig miude rwer t igen Sif i t l ichkei tsverbrechern oder Per- sonen, die aus sexuel len Mot iven straff~ll ig geworden s ind ulld se!bst den Wul l s ch n a e h e inem solchen Eingr i f f aussp rechen , wird m a n m d e r Steril isatioll vers t~ndigerweise ke inen VerstoB gegen die g u t e n Si t ten erbl icken, se lbs t welln m a n den Eingr i f f n i ch t als e n t s p r e c h e n d der O b u n g eines gewi s senha f t en Arztes an sehen wollte. I~ine y o n A m t s wegen, e twa m~ Sillne des ]3otersschen S t a n d p u n k t e s gegen dell Wil len des ]3etreffenden vo rgenommel l e Ster l l is ierung wird of fenbar n ich t d u t c h die e rwahnte l l B e s t i m m u n g e n des neuel l El l t - wurfes geschi i tz t . Dab abe t ein solcher Eingr i f f n i ch t n u r aus mediz in ischer , sondern aueh a u s eugenischer I nd ika t i o n als be rech t ig t l ln ter U m s t a n d e n angesehen werden kann , geh t aus der ]3egrf lndung des El l twurfes z u m w 263 meines E r a c h t e n s hervor .