17
96 Kohlenslure und Wasser. Dieser Verwandlungsprocefs dauert so lange, bis das Alkali mit einer der gebildeten Sauren geslttigt ist. Der Platinschwamm erhalt demnach durch die Ge- genwart des Alkalis die Eigenschaft des oxyphoren Pla- tins, Sauerstoffgas einzuschliirfen und dieses so sehr Z~I verdichten, dafs es fahig wird, sich mit mehreren leicht oxydabeln organischen Substanzen cheinisch zu verbin- den. Jedoch steigert sich diese Eigenschaft nicht bis zu der Machtigkeit des nach Edm. Davy's oder ineiner Methode dargestellten oxgphoren Platins, welches , nach meinen im vorigen Jahre gemachten Erfahrungen , durcb den Contact mit einem der genaiinten Alkalien so sehr in oxydirender und sauerstofferregender Kraft gewinnt, dafs es fahig wird, jede Art des g3hrungsfahigen Zuckers sehr schnell in Kohlenslure und Wasser zu verwandeln. Jena, den 21. October 1844. X. Uehcr die Siedhitze tier chemischen Verlin- dungen; con H. Schr iider. A. Ueber einige Gruppen von Verbindungen, wclche sich urn Ein oder rnehrcre Aequiralente des Kohlenwasscr- stoffs CaHI ilrrer Elementarzusammensetrung nach tin- t e r s e 11 e i d e n. 5. 1. z u gleicher Zeit mit meiner Schrift: ))Die Siedkze der chemischen Verbindungen als das wesent- lichste Kennzeichen zur Ermittlung ihrer Componenten, I( ist im Aprilheft der Aniialen der Chemie und Pharmacie von 1814 ein Aufsatz von K o p p erschienen: )BUeber den Zusammenhang zwischen der chemischen Constitu- tion und einigen physikalischen Eigenschaften bei fliissi- gen Verbindungen.w K o p p sueht es in dem genannten Aufsatze wahrscheinlich zu machen , dafs, wenn aus ei- ner

Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

96 Kohlenslure und Wasser. Dieser Verwandlungsprocefs dauert so lange, bis das Alkali mit einer der gebildeten Sauren geslttigt ist.

Der Platinschwamm erhalt demnach durch die Ge- genwart des Alkalis die Eigenschaft des oxyphoren Pla- tins, Sauerstoffgas einzuschliirfen und dieses so sehr Z ~ I

verdichten, dafs es fahig wird, sich mit mehreren leicht oxydabeln organischen Substanzen cheinisch zu verbin- den. Jedoch steigert sich diese Eigenschaft nicht bis zu der Machtigkeit des nach E d m . Davy's oder ineiner Methode dargestellten oxgphoren Platins, welches , nach meinen im vorigen Jahre gemachten Erfahrungen , durcb den Contact mit einem der genaiinten Alkalien so sehr in oxydirender und sauerstofferregender Kraft gewinnt, dafs es fahig wird, jede Art des g3hrungsfahigen Zuckers sehr schnell in Kohlenslure und Wasser zu verwandeln.

J e n a , den 21. October 1844.

X. Uehcr die Siedhitze tier chemischen Verlin- dungen; con H. Schr i ider .

A. U e b e r e i n i g e Gruppen v o n V e r b i n d u n g e n , w c l c h e s i c h urn Ein o d e r rnehrcre A e q u i r a l e n t e des Kohlenwasscr- s tof fs CaHI ilrrer Elementarzusammensetrung nach tin- t e r s e 11 e i d e n.

5. 1. z u gleicher Zeit mit meiner Schrift: ))Die S iedkze der chemischen Verbindungen als das wesent- lichste Kennzeichen zur Ermittlung ihrer Componenten, I(

ist im Aprilheft der Aniialen der Chemie und Pharmacie von 1814 ein Aufsatz von K o p p erschienen: )BUeber den Zusammenhang zwischen der chemischen Constitu- tion und einigen physikalischen Eigenschaften bei fliissi- gen Verbindungen.w K o p p sueht es in dem genannten Aufsatze wahrscheinlich zu machen , dafs, wenn aus ei-

ner

Page 2: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

97

ner gewissen Verbindung durch Zutritt von C2 H, eine andere analoge wird, der Siedpunkt stets um 19" steigt. Schon fruher hatte Derselbe die Ansicht aufgestellt, d a b die Siedhitze der entsprechenden Methyl- und Aethyl- verbindungen, zu welchen er auch die Alneisensaure und Essigsaure und ihre Verbindungen rechnet, jedesmal um 180 differire. Ich glaube in meiner Schrift nachgewie- sen zu haben, dafs eine solche Ansicht nur aus einem unstatthaften Gebrauche von Mittelzahleri hervorgehen kame. Ich werde diesen Heweis hier in ausgedehnterer Form wiederholen.

Da mir tibrigens keine von deli Gruppen, welche K o p p aufstellt, durch die Beobachtung vollig gerecht- fertigt scheint, so werde ich mich bemiiheri im Folgen- den nur die durch Thatsachen festgestellten Gruppen zu bezeichneu; mich so vie1 a b mtSglich aller darairf zii bauenden Schliisse enthaltend.

Vergleicht man, wie ich es §. 3.1 meiner Schrift gethan habe, die entsprechenden Verbindungen dcr Amei- sensaure und Essigskwe, welche sich ihrer Elementarzu- sammensetzung nach um den Kohlenwasserstoff C, H, unterscheiden, so findet man eine constante Siedpnnkts- differenz von 21".

9. 2

Ameisensgurehydrat 100 Bineaii

Essigsiiurehydrat

S 11 b s t a n z.

~ ~~~

20-2 1

Bere Beobachtete Siedtritze. lBeobae'rtete I Siedlr. I I Differeoz.

Page 3: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

98

3. 2. Vergleicht inan die analogen Verbindungeii dcr Essigslure und Buttersaure (vergl. 5. 38 meiner Schrift), so fiudet man eine constante Differenz, welche 42" zu seyn scheint; diese analogen Verbindungen un- terscheiden sich aber ihrer E[ementarzusarnmeusetzung nach uin 2 Aeq. des Kohlenyasserstoffs C, H,. Dieser scheiiit also in deli Verbindungen der Buttersaure in dem- selben Zustande enthalten zu seyn, als in den Verbin- dungen der Essigsaure; aber er tindet sich darin in der dreifachen Condensation und init dein dreifachen Eiu- fli ik auf die Siedhitze. Dcrselbe Kohlenwasserstoff scheint in dem Aceton und Butyron init der doppelten Conden- sation und dem doppelten Einflufs auf die Siedhitze ent- halten zu seyn, wie in den entsprcchenden 'Verbindun- gen der Essigslure und Butters8ure.

7 4 O Durn. u. Boull. Butters. Aethyloxyd 116 110 Polouze u.Gd1. Essigs. Aethyloxyd

Aceton . . . . . . . . 110 Lerch. 56 b. 57 O Dumas 58 b. 59 Robiquet

I 741

Butyron . . . . . < .

S 11 b s t a n z.

36"

85-88O

Page 4: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

99

Siedhitzediffereiiz als von der doppelteu Condensation des Kohlenwasserstoffs C, H, herruhrend zu betrachten ist, kann irrig seyn. Aber mit Sicherheit geht aus obigeo Beobachtungen hervor, dafs die Siedhitzedifferenz der Ver- bindungen der Essigsaure und Buttersaure sehr nahe die doppelte ist von der Differenz der Verbindungen der Ameisensaure ond Essigsaure. Die Beobachtungen be- rechtigen nicht zu der Annahme Kopp ' s , dafs die Sied- hitzedifferenz zwischen den entsprechenden Verbindun- gen der Essigsaure und Buttersaure nur 2x 19" =38" sey.

5. 3, Nach allen Analogien, welche die Hydrate dcr Ameisensaure, Essigsaure, Butterslure und Valeriauslure in chemischer Beziehung darbieten , mufs man gcneigt seyn zu glauben, dafs diese vier S~urehydrate im Dampf- zustand die gleiche Condensation haben. Nach einer friiheren Beohachtung von B i n e a u ist eiii Atom Amei- sensaurehydrat in Dampfform auf 4 Vol. condensirt, eben so ein Atom Valeriansaurehydrat nach einer Beobachtung von D um a s und S t a Is. Das Essigsaurehydrat sol1 nach einer iilteren Beobachtung von D u m a s auf 3 VoI. con- densirt seyn. Die Condensation des Butters%~rehydrats ist nicht beobachtet. Da die Condensation VOII zwei analogeii Karpern, des Ameisensaurehydrats und VaIe- riansaurehydrats, ubereinstimmend beobachtet war, die bei der Essigslure beobachtete Condensation aber vbllig iso- Iirt dastand, so hielt ich es fur wahrscheinlich, dafs auch das Essigsaurehydrat in Dampfform 4 Vol. erfiillen miisse. Diese Ansicht liegt der Darstellung der oben erwahnten Verhaltnisse und einigen darauf gegruiideten Schlussen in meiner mehrerwahnten Schrift zum Grunde. Neue- stens hat nun B i n e a u die Dampfdichte des Ameisen- saurehydrats wiederholt beobaclitet, und findet dieselbe nunmehr einer Condensation auf 3 Vol. entsprechend ; er bestatigte ferner die gleiche Condensation fur das Essig- saurehydrat. Andererseits findet C a 11 o u r s die I)aulpf- dichte des Essigsaurehydrats einer Condensation auf 3 Vol.

7 "

Page 5: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

100

entsprechend, weiin er diese Dampfdichte bei einer Tem. peratur von 130" bis 150" nimmt; er fiiidet sie aber ei- ner Condensation auf 4 Vol. entsprechend, wenn er die Messung Lei eirier 20Oo ubersteigenden Temperatur macht, So lange die Ursache dieser Widerspriiche nicht aufge, funden ist, scheint es mir unentschieden, ob die genann- ten Saurehydrate auf 4 oder auf 3 Vol. condensirt sind, uud ich werde daher in dieser 'Untersuchung alle die Schlusse ubergehen , welche auf der Annahme beruhen, flak dns Atom dieser S h e h y d r a t e in Gasform 4 Vol. a usmache.

$. 4. Vergleicht inan die Methylstherarten init deli entsprechenden Aethyhtherarten, so tindet sich in den ineisten Fallen eine constante Differenz von 16".

37" 83

S u b s t i n z.

36 b.3S0 Dum.u.Pdl. 15 170 6 3 O Liebig I - Ameisens. Methylosyd

Ameisens. Aethylosyd Essigs. Methyloxgd Essigs. Aethyloxyd Butters. Metbyloxyd But t ers. A e t liy lox y d

62" 66O Dumas 60 Kane

BenzoGs. Melliyloxyd lknzoik Aethyloxyd

12-18"

Salpeters. Merhyloxyd Salpeters. Aethgloxyd Holzgeist . . . . . '. . Alkokol . . . . . . . Methyljodid . . . . . Aethyljodid . . . . . &t h. mC thyl. hydr.bich1.

~th.ktIiyI.liydr..bichIor. c , €1, c1,

c , H6 C16

~ 59" I 6 1 O Rcgnault

75 Kegnanlt 57 Liebig

Heobnclitete z& 1 Ilcobacl~~ere Siedliilre. I

14--1so

Methylsulfhydrat . . I 20°1 11" Gregory

Aethylsnlfhydrat . . 36 36 Liebig Il5,,

Page 6: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

101

Sluimtliche vorsteheiide Verbiuduiigeii sind in Gasform auf 4 Vol. condensirt ; die Beobachtiiiigen scheinen mir dahin iibereinzustimrueii , dafs die Differeiiz in der Sied- hitze einer Methylverbindung und dcr entsprechenden Aethylverbindiing 1 5 O bis 17" ist. Ich hatte friilier an- genomlnen 1 7 O . Ich glnube iiuiimehr, dafs die Annahme 16" richtiger ist. 111 keiner Weise aber bestatigen diese Beohachtuugen eine constnute Differenz von 1 9 O , wie sie K o p p annirnmt. Die Siedliitzedifferenz ist bei diesen Verbindungcn ganz unverkeoiibnr kleiiier, als bei den iii $9. 2 und 3 betrachteten Gruppen, wclchc sie constant ZLI

20° bis 22" geben. Icli habe die Rutten$iire- uncl Ben- zoes%ureZtherarten in diese Gruppe mit aufgenoinineii, ob- wolil ihre beobachtete Siedhitzediffereiiz hiemit niclit iiber- einstimmt; es ist kein liinreicheuder Aiilafs , eiiie eigeiie Gruppe fur dieselben aufzustelleu; aber ich glaube doch bemerken zu miissen, d a t eine solche sehr wohl exi- stiren konnte, und ich mochte daher iiicht den berech- neten Siedpunkten mehr Verlrauen sclrenken, als den beobachteten. Die Siedpunktc des IIIethyljodids und Aethyljodids habe icli lnit Riicksicht auf die beobachtcte Siedhitze des Amyljotlids (9. 9 ) berechuet.

Die Unterscheiduug dieser Gruppe voii der im $. 2 ermittelten ist von fuiidalneiitaler Bedeutuug; deiiii cs wird hiemit ersichtlich, dafs isomere Substanzen von glei- cher Dampfdichte, wie anieisensaures Aethyloxyd uiid essigsaures Methyloxytf , wesentlich verschiedeue Sied- punkte haben (man vergl. 5. 34 meiuer Schrift). Nach Kopp's Ausicht mubten solche Substauzen gleiche Sied- hitze haben.

Es ist auffalleiid, dafs einige entsprechende Methyl und Aethylverbindungen von doppelter Conden- sation, welche iu Gasform auf 2 Vol. condensirt sind, dennoch die gleiche Siedbitzedifferenz vou 16" zu haben scheinen ; doch sind die Thatsachen vielleicht noch nicht zahlreich p u g , urn diem Relation mit Sicherheit lest- zustellen. Dahiii gehiireli :

§. 5.

Page 7: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

102

Bernsteinsaur. Methyl- oxyd . . . . . . . .

Bernsteinsaar. hethyl- oxyd. . . . . . . .

Ber' Beobaclitetc Siedhitzc. Beubrc~itete I Siedh. 1 1 DiNhrenz. S u b s t a n z.

I 198" 198O Fehling

214 214 F. d'hrcet 1211 Febliiig (16y

Oxals. Methyloxyd 166" 16L0 Dum. u. Pdlig. Oxals. Aelhyloxyd 152 IS3 b. 184" Dumas 22-23O

Chlormethyl . . . . . -21O bei -18" nicht flus- sig, Dumas

lhh. mkthyl. hydr.

lhh. e'thyl. hydr. monochl. . . . . . 31° 3L0 Regnault . . monochl. . . . . . 63 64 Regnault . .

>29"

330

102

fj. 6. Man sollte erwarten, d a t die Siedhitzediffe- renz analoger Verbindungen die doppelte werde, weuii aucli die Condensation die doppelte ist. Diese Erwar- tung ist im 3. 2 bestatigt worden durch die Relation zwi- scben Acetoii und Butyron; sie wird nicbt bestltigt durch die Relation der Aetherarten des vorigen fj. Die Rela- tion des Methylsulfids und Aetbylsulfids, welche in Gas- form auf 2 Vol. condeiisirt sind, entspricht derselben jedoch genau; ihre Siedhitze differirt urn 32O. Dieselbe Differenz findet jedoch auffallenderweise statt zwiscfien einigen entsprechenden Cblorverbindungen des Methyls und Aetbyls, obwohl diese in Gasform auf 4 Vol. con- densirt sind.

fj. 7. Die Verbindungen der Oxalslure und Bern- steinsaure, auf 4 Vol. in Gasform bezogen, differiren

Page 8: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

103

urn zwei Aey. des Kohleiiwasserstoffs C, H,; sie scheineii sich zu verbalten, wie die entsprechenden Methyl- uud Aethylverbinduiigen ; ihre Siedliilze scheiut urn 32" zu di fferiren.

Oxals. Aethyloxyd

Beriisreins.Aethyloxyd

S u b s t a n z, ,&Gh, I Reobaclitete Sicdhitte. /Bcubrc'btca Differena.

162" 183 b. 194" Uumas itnd Boiillay

224 214" F. d'Arcet 30-3 1 " 21 -1 Feliling

Oxals. Methyloxyd 161" Dum. u. PBlig.

oxyd . . . . . . . Bernsteinsaur. Methyl- 37 "

Essigsaurehydrat . . Valeriansaurehydrat

120" 120° Liebig 178 175 Dumas 11. Stab 55 560 - 176 L. L. Boua-

parte

103

urn zwei Aey. des Kohlenwasserstoffs C, H,; sie scheineii sich zu verbalten, wie die entsprechenden Methyl- uud Aethylverbinduiigen ; ibre Siedliilze scheiut urn 32" zu di fferiren.

Dcr Arialogie nach sollte man erwarten, dafs das Oxal- saurehydrat und Berusteinsaurehydrat sich eben so von einander unterscheiden , wie ilire Verbindungen mit den Aetberarten. Nach dieser Ansicht ist die Siedhitze des BernsteinsPurehydrats berechnet. Die Differenz zwischen Beobachtung und Rechnung ist hier grok; allein nach d'A r c e t zerselzt sich das Bernsteinslurehydrat im KO- chen in Wasser und wasserfreie BernsteinsYure.

Vergleicht man die Verbindungen tier Essig- siiure und Valeriansiiure, so findet inan eine Siedpunkts- differenz von 5 7 O bis 58".

FJ. 8.

Ich nehme an 58".

Page 9: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

104

Die geringe Aiizahl voii vergleichbaren Beobacbtungeri gestattet nicht, die in dieser Gruppe stattfindende Diffe- renz auf ein oder zwei Grade sicher zu ermitteln. Diese Verbiiidungen unterscheiden sich um 3 heq. des Kohlen- wasserstoffs C, H ,. W i r baben in verschiedenen Grup- pen den Einflufs des Kohlenwasserstoffs C,H, zu 21" und zu 1 6 O gefuuden. Die beobachtete Siedhitzediffe- renz von 57" bis 58" fur 3 Aeq. C,H, I#fst sich zu- riickfiihren auf eine Differenz von 2 ~ 2 1 " = 4 2 " fur 2 Aeq. C, €I,, plus eiiier Differenz von 16" fur das clritte Aequivalent; denn 21"+21"+ 16"=58". Es liifst sich jedoch zur Zeit wolil nicht mit Sicherheit entscheiden, ob diese Zuruckfuhrung gestattet sey. In keinem Falle lafst sich das Valerinnsiiurehpdrat mit den Hydraten der Amei- seusaure, Essigsaure und Buttershre i n Eine Reihe stel- len, in welcher jedes Glied von dem vorhergelienden sicli urn x Aequivalente des Kolilenwasserstoffs C, H, in der Elementanosaminensetzung , und uin z ma1 die gleiche Anzahl Grade in der Siedhitze unterscheidet, wie es K o p p versucht hat. Die Siedhitze des Valerianszure- hydrats miifste 183" seyn, wenn diese Ansicht gestattet seyn sollte.

Vergleicht man die AetliylStherarten mit den entsprecheuden Amyliitherarten , so findet man bei einer Gruppe derselben eiiie Siedhitzedifferenz, welche 5 3 O zu seyn scheiut.

8. 9.

7 8 O Gay-Lussac 132 Dumas I32 Cahours

S u b s t a n z.

540

i 740 i 740 Dum. u.Boul1. 5 L o i Essigs. Aethyloxyd Essigs. hinyloxyd 127 125 Cahours Alkobol . . . . . . . 'iso Fuseliil . . . . . . . . 131

hethyljodid . . . . . 66" Amyljodid . . . ; . . I L 1 9 O

I

Page 10: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

105

Die Paare dieser Gruppe unterscheiden sicli ebenfalls uin 3 Aeq. des Kohlenwasserstoffs C, H, ihrer Elementarzu- samlnensetzullg nach. Die Siedhitzedifferenz 530 lafst sich zuriickfiihren auf cine Differenz von 2 1 O fur Eiii Aeq., plus einer Differenz von 2X16"=32O fur weitere zwei Aequivalcnte des Kohlenwasserstoffs C H,. Ob- wohl der Umstand, dafs diese Zuruckfuhrung iniiglicli ist, a n sicli wenig Bedeutung Bat, so ist doch bemer- kenswertli, dafs Iiiernach die Differenz dicser Gruppe urn eben so viel niedriger erscheint, als die Differcnz dcr entsprcchendcii Sluren, uin wie viel auch die Dif- ferenz der Aethyl- und Methyl~lerbinduiigcii gcringer scy, als die Sicdhitzediflerenz der entsprechcnden Verbindun- gen der Essigslure und AineisensZurc.

K o p p halt diese Gruppe mit der vorhergehenden fur identisch. Der geringe Unterschied in den beobach- teten Siedhitzedifferenzen kann hiezu verleiten; aber es setzt diese Annahme voraus, dafs die Siedhitze isotnerer Substanzen, wie des essigsaurcn Ainyloxyds und des va- leriansaureii Aethyloxyds identiscli sey, cine Voraus- setzung, die, wie icli schon iin §. 4 bernerkt habc, sicher- lich irrig ist.

Es scheint noch eine Gruppe von eiitspre- chenden Aethyl- und Amylverbindungen zu geben, dereri Siedhitzedifferenz viel grilfser is1 ; aber die Beobachtun- gen gestatten bis jetzt nicht, deli Werth dicser Diffe- renz mit ciniger Annaherung festzustellen. Sie scheiiit elwa 80° zu seyn.

5. 10.

Oxals. Aethyloxyd L83-184° Duinas

Oxals. Amyloxyd U. B o ~ l l a y

S u b s t a n z.

78-79"

Ber Beobachtete Siedhitze. 1 Siedl;. I 1 Differem.

Page 11: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

S u b s t a n z.

Chloriithyl . . . . . . Chlorninyl . . . . . .

S u b s t a n z.

,&. 1 Beobaehtcte Siedliilre. Reobaclllclr DiFlircr,z. I l l o l 1 1 O Thknard 1 910 91 10.3 Cahours I

Bcobeclitetc Sicdliitze.

Aldehyd des Fuselbls 102 96 Gaultier de

C I ,H, = ParamylGne C,,H,,=Oleen C I ,,HA =Elaen C,,H,,= ? C, ,H , = Alnyleii

7.1"

160 16 Cahours, Balard, Gaul-

106

Diese Beobachtungen deuten cine Gruppe init griifsercr Siedhitzedifferenz als So bis 58" init Sicherheit an ; aber ob alle obcn verzeichneteii Paare i n Eiiie Gruppe gehii- ren, lefst sicli nicht enlscheiden.

S . 11. Durch Einwirkung von Ziiikchloriir auf Amyl- nlkohol oder Fuseliil hat B a l n r d drei polymere Koh- lenwasserstoffe voii der Zosainmensctzung dcs dbilden- den Gases e r ld ten ; durch trockne Destillation der Hy- rlroliiinsliurc hat FrC iny zwci andere polyinere Kohlcn- wassersloffe von derselbeu Zusaminensetzung dargestellt; diese Kohlenwasserstoffe bildcri, auf 4 Vol. Gasform be- zogen, eiiie Reihe, in welcher die Siedhitze fur jedss Aequivalent des Kohlcnwasserstoffs C, H, urn 26" zu steigen scbeint. Es lassen sich in diese Reihe iioch meh- rere andere Kolileiiwasserstoffe von gleicher Zusamincii- setzung eiiiordnen, welche durcli trockne Destillation von Wachs, Kaukchuck und andereii fetten Kiirpern erhal- teii wurden, deren Stellniig jedoch wenig Sicherheit dar- bietet, weil ihre Dampfdichte nicht beobachtet wurde; ich habe diese init einein Fragezeichen versehen, oder nuch gar nicht eingeordnet.

Page 12: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

107

Beobarhtete Siedhitze. Be?. I Siedh. 1 S u b s l a n z .

? C98115 ,=Metainylen ? C,,H,,=Heven 315 Bouchardat, d. nest. v.

250" bis 270° Balard

Kautschuck Obwohl ich vorerst dieser Reilie keinen hesondereii Werth beilegen milchte, so scheint sic mir doch berner- kenswerth.

Ich habe bereits Bd. 52 S. 337 dieser Aiiiialen aiif eine shnliche Reihe von Kohleiirvasserstoffen aufmerk- sam gemacht, welche voni Benzin ausgeht, und in wel- clier fur jedes Aequivaleiit des Kohlenwassersloffs C, H, die Siedhitze uin 21" steigt. Sie uinfabt das Beiizin, die Retiniiaphtha, das Dracyle uiid das Retinyl.

Durch Substitution von Chlor fur Wasser- stoff werden aus dem Elaylchlorid =C,H, C14, das Elaylchlorid monochlorurd oder das sogenannte Acetyl- superchlorid =C, H, CI, , und das Elaylchlorid bichlo- rure', oder das sogenannte Formylsuperchloriir =C,H,Cl,.

Eben so werden durch Substitution von Chlor fur Wasserstoff aus dem &her m&thylique hydrochlorique moiiochlorur6, oder dem Methylenchlorid = C, H, Cl,, der kth. mkthyl. hydr. bichlorurd, oder das Chloroform =C, H, Cl, und der kth. mCthyl. hydr. perchlorure', oder das Kohlensuperchlorid =C, Cl,. Die geoaiinten K6r- per scheinen sich wirklich v6llig oder doch sehr nahe analog zu seyn, denn die Beobachtuog giebt folgende ubereinstimmende Relationen :

€j. 12.

Ber' Beobachtete Sicdhitze. s u b s t a n z . i Siedh. i i::;;.

Elaylchlorid . . . . . Eth. me'thyl. moaochl. 31 31 Regiiault

86O 86"D~rn. ,83~Regn. 82 Liebig

Elaylchlorid mooochl. 1 1 5 O Regnault Eth. m6thyl. bichlor.

(Chloroform) 57 Liebig

Page 13: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

108

Buttersaurehydrat 162O 164O Pelouzeu.GC1. Butters. Aethyloxyd 116 I10 Pelouze u.GBI.

S u b s t a n z.

51"

1 57" Elaylchlorid bichlor. 1:34" 1350 Regnault Kolilensuperchlorid 1 79 1 79 Regnault

Bei dicsen Paareii ist die Differcnz in der Zosammen- setzung jedesinal C, € I + , die Differcnz in der Siedhitze 53O elwa. Alle sechs Verbindungen sind in Gasforni auf -1 Vol. coiideiisirt. Es ist wobl iiicht wahrscheiii- licli , dafs diesc Siedpuiiktsdifferciiz ausschliefslich auf Keclinuiig des Kohlenwasserstoffs C, H, 211 setzen sey.

Die ,4etliylverbindungeii uiitersclieidcn sicli von den entsprechendeu Slureliydraten ihrer Elemenlar- zusamineiisctzung iiach uiii 2 Acq. dcs Kohlenwasserstoffs C, H,. Dic Bcobaclituug stcllt init Bestiinmtheit zwci verschiedene Gruppcii heraus. In der crstcn derselbcn liegt die Sictlhitzc dcs Aethers jedesiiial uiii 46O niedri- ger als die Siedhitze dcs entspreclicnden Siiurcliydrats.

§. 13.

S u b s t a n Z.

Page 14: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

109

Beobachtuogen andeuten, wirklich stattfdiiden. Nach al- len vorliegenden Analogien zu urtheilen, ist diefs indefs llicht wahrscheinlich. K o p p nimint fiir diese Gruppe die Siedpunktsdifferenz 44" etwa an; aber er stellt mit ihr in Eine Kategorie die folgende, welche ganz unstrei- tig verschieden ist.

fj. 14. In der zweiten Gruppe ist bei derselbeii Differeiiz in der Elementarzusammensetzung die Sied- punktsdiffereiiz einer ziisaminengeselzteii Aetherart und des entsprechenden Siiurehydrats nur 30" bis 33O. Icli habe vorlaufig angenomrnen 30"

BenzoEsiimehydrat 23g9 123YO Mitscherlich Renzogs. Aethyloxyd 209 '209 Durn. u. Boull. I i 208-209" DBville

30-31 O

109

Beobachtuogen andeuten, wirklich stattfdiiden. Nach al- len vorliegenden Analogien zu urtheilen, ist diefs indefs llicht wabrscheinlich. K o p p nimmt fiir diese Gruppe die Siedpunktsdifferenz 46" etwa an; aber er stellt mit ihr in Eine Kategorie die folgende, welche ganz unstrei- tig verschieden ist.

fj. 24. In der zweiten Gruppe ist bei derselbeii Differenz in der Eleinentarzusammensetzung die Sied- punktsdifferenz einer ziisaminengeselzteii Aetherart und des entsprechenden Siiurehydrats nur 30" bis 33O. Ieli habe vorlaufig angenoinmen 30"

Fur die beideo letzteren Paare inag es zweifelhaft seyn, ob sie wirklich in diesc Gruppe gehiiren, iim so mehr, als ihre Condensation in Gasform die doppelte von der- jenigen der iibrigen Verbindungspaare ist. Vergl. 5. 5. Fur die ersteren Paare scheint die angegebene Relation jedoch wohl verburgt, denn die Siedhitze des Benzoe- saurehydrats iind Zimmtsaurehydrats nnd ibrer Aether- verbindungen scheint sehr richtig bekannt zii seyn, wie aus deli im nachfolgenden fj. zusainmengestellten Rela- tionen hervorgeht. (Man vergl. 9. 4 0 meiner Scbrift.)

Page 15: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

110

S u b s t a n z. 1 Beobachtete Siedhitze. I BenzoEsaurehydrat 239O Mitscherlich Zimmtsaurehydrat 290 Dum. u. PClig.

Beobachtete Dimerenz.

51 (,

Diese unstreitig nnalogen Verbindungen unterscheideii sich jedesmal um den Kohlenwasserstoff C, H, ihrer Ele- mentanusammensetzung nach, und im Mittel um 52O in der Siedhitze. Wenn man keine Ursache hat, in einer solchen Uebereinstimmung nur ein hachst sonderbares Spiel des Zufalls zu sehen, so mufs sie als cine Burg- schaft fur die Genauigkeit der Beobachtungen angesehen werden. Hierdurch halte ich denn auch die Gruppe des 8. 1 4 fur verbfirgt, und ich kann mich daher der Ansiclit Kopp ' s nicht anschlicfsen, dais sie mit der Gruppe des 9. 13 identisch sep.

3. 16. Mit keiner von beiden obigeii Gruppen stiniint uberein die Siedhitzedifferenz der Cuininsaure, Aconit- saure, Korksaure, Zimmtsalpetersaure und ihrer entspre- chenden Aethyloxydverbindiingen. Mit Ausnahrne der Cuminsaure und des Cuminsaureathers , liegt die beobach- tete Siedhitze der ubrigen Aetherarten jedesmal hiiher, als die der entsprechendeu Saure; es zeigt sich jedoch in all diesen Differenzen keinerlei Uebereinstimmung.

Der Vergleich der Siedpunkte der Methyl- verbindungen und der entsprechenden Saurehydrate, wel- che sich ihrer Elementanusammetisetzuug nach uin Ein Aequivalent des Kohlenwassersloffs C, H, unterscheiden,

5. 17.

Benzin , . . . . . . . 86O 86" Mitscherlicli Cinuainin . . . . . . 135 140 Gerhardt und

Cahours I 140 d'Arcet

51u

Page 16: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

111

ergicbt riach detr jetzt vorliegeiideii Bcobachtuiigen fol- gende mit Bestimmlheit charakterisirte Gruppe, ia wel- cber die Siedhitze des Aethers jedesmal urn 620 niedri- ger ist, als die Siedhitze des Siiurehydnts.

S u b s I J n z. g:& IBenbocliteic Siedhiize. ~~~~~~'

I 12W I1200 Liebig

AineisensBurcLydrat 990 99'' Liebig

Amcisens. Metliyloxyd 3 7 O 36-33" Uumas uiid I I'dIigo t I

Essigsiiurehrdra t Essigs. Methyloxyd 59 S8 Duiii. ti. PClig.

102 Pdlouze u. GBI.

100 Bineau 61-64"

Buttcrstiurehydrat 1640 PCloazeu. GBI. Butters. Methyloxyd

Diese Gruppe hat K op p bereits aufgestellt, welcher dic Differeoz zu 63" annimmt.

9. 18. Weim die in den $5. 5 und 14 mit einigcr Walirscheinlichkeit aufgestellten Grupycn Gruud habeii, so gicbt es eiiie Gruppe von Metlt~loxydvcrbiadungen, deren Siedhitze uio 4 6 O niedriger ist, rls die Siedliitzc der eutsprecheiidcn Syurehydrate. Uahia wurdcu gclilireti:

Benzoestiurehydrat Mitscherlich , , Oxalslurehydrat 212" 216O Sclilesinger b5,, Oxals. Methyloxyd I 166 1\61 Uaiii. u. Pdig. Bernsteinsiiurchydmt 244 235O n'Arcct

pi" oxyd I i 198 198 Fchliag

Bernsteinsaur. Methyl-

Fur die beiden letztereii Panre kairn ihre Stellung atis friiher erwYhnten Grliiiden zwcifelhaft seyn; flir das er- stere Paar ist wenigstens gewifs, dafs es nicht in die Gruppe 9. 17 eingereiht werden kana. K o y p glaubf

I Benzoes. Mcthyloxyd

Page 17: Ueber die Siedhitze der chemischen Verbindungen

112

auch diese Gruppe glnzlich init der vorigen i n Eine zu- sammenstelleu zu diirfen.

Noch ist beobachtet die Siedhitze des Schwe- felsaurehydrats und des schwefelsauren Methyloxyds ; er- stere zu 28S0 von D a v y und 327" von D a l t o n , letz- tere zu 188O von D u m a s und PCl igot . Die Diffe- renz berechnet sich hiernacli zu 100O bis 138". Das Paar scbliefst sich offenbar keiner der vorigen Grup- peu an.

5. 20. Ich glaube nicht, dafs die Differenzen aller im Vorstehenden erwahnten Gruppen auf 1" oder 2O sicher aufgcfunden seyii k6nnen, manche Substanzen werden in Folge verbesserter Beobachtungen eine andere Stel- lung erhalten, als ihncn hier angewieseu werdeii mu€ste. Aber ich glaube doch, dafs icb keine Griippe aufgestellt habe, die sich nicht als solche in Zukunft rechtfertigeii werde, wenn ich nicht etwa die beiden Reihen von Koh- lenwasserstoffen des 3. 1 l von dieser Bchauptong aus- nehmen mbchte. Die Gruppen zu ermitteln, welche Sich aus den jetzt vorliegenden Beobachtungen feststellen las- sen, war die Aufgabe, die ich im Vorstehenden zu Itken versucht babe.

5. 19.

M a n n h e i m , den 16. November 1844.

XI.