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Ober die Synthese von I-Phospha-2.4.6-triazinen T70n H. BEYER, T. PYL und H. LEMKE~) Inhaltsubersicht N1-Phosphorsiiure- und N1-Thiophosphorsiiure-di-arylester-N3-cyan-guani~de bilden beim Erhitzen mit primiiren aromatischen Aminen, wie Anilin, p-Chlor-anilin, p-Toluidin, p-Anisidin und p-Phenetidin, unter Phenolabspaltung 1-Phospha-2.4.6-triazin-Derivate I n der Literatur finden sich bisher keine Angaben uber phosphory- lierte Alkyl- bzw. Aryl-biguanide. Wir versuchten zunachst die Dar- stellung derartiger Verbindungen, ausgehend vom N1-Phosphorsaure-di- phenylester-N3-cyan-guanidid 2), wobei die Addition von Aminen an die Nitrilgruppe zu N1-Phosphorsaure-di-phenylester-N5-alkyl- bzw. -aryl- biguanididen, (C,H,0)2P-NH-C-NH-C-NH-R, I1 I1 II 0 NH NH fuhren miil3te. Bei der Umsetzung mit primiiren Alkylaminen wurden jedoch lediglich Ammoniumsalze 2, gebildet, aus denen auch durch na.chtragliches Er- hitzen keine phosphorylierten Biguanide erhalten werden konnten. Auch die Einwirkung von Arylamin-hydrochloriden fiihrte nicht zurn gesuchten Biguanid-Derjvat, sondern unter dem EinfluB der Saure wird die Nitrilgruppe zum Amid hydrolysiert. Eine weitere Moglichkeit bestand in der Umsetzung mit den freien, schwacher basischen Arylaminen. Als wir das N1-Phosphorsaure-di- phenylester-N3-cyan-guanidid mit einem UberschuB von Anilin in n- Propanol unter RuckfluB erhitzten, fie1 schon in der Hitze aus der vor- iibergehend klaren Losung eine kristalline Substanz aus, die aul3er in Dimethylformamid in fast allen organischen Lijsungsmitteln unloslich war. Die Elementaranalyse ergab eine Molekularformel C14H14N,02P. Da dem N1-Phosphorslure-di-phenylester-N5-phenyl-big~ianidid die Sum- menformel C2,H2,N5O3Pzukommt, muI3te ein Mol Phenol abgespdten und ein Mol Anilin in die Molekel eingetreten sein. Den Beweis dafiir, Vgl. H. LEMKE, Dissertation, Univ. Greifswald 1960. 2) H. BEYER, TH. PYL u. H. LEMKE, J. prakt. Chem. (voranstehend).

Über die Synthese von 1-Phospha-2.4.6-triazinen

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Ober die Synthese von I-Phospha-2.4.6-triazinen

T70n H. BEYER, T. PYL und H. LEMKE~)

Inhaltsubersicht N1-Phosphorsiiure- und N1-Thiophosphorsiiure-di-arylester-N3-cyan-guani~de bilden

beim Erhitzen mit primiiren aromatischen Aminen, wie Anilin, p-Chlor-anilin, p-Toluidin, p-Anisidin und p-Phenetidin, unter Phenolabspaltung 1-Phospha-2.4.6-triazin-Derivate

In der Literatur finden sich bisher keine Angaben uber phosphory- lierte Alkyl- bzw. Aryl-biguanide. Wir versuchten zunachst die Dar- stellung derartiger Verbindungen, ausgehend vom N1-Phosphorsaure-di- phenylester-N3-cyan-guanidid 2), wobei die Addition von Aminen an die Nitrilgruppe zu N1-Phosphorsaure-di-phenylester-N5-alkyl- bzw. -aryl- biguanididen,

(C,H,0)2P-NH-C-NH-C-NH-R, I1 I1 II 0 NH NH

fuhren miil3te. Bei der Umsetzung mit primiiren Alkylaminen wurden jedoch lediglich

Ammoniumsalze 2, gebildet, aus denen auch durch na.ch tragliches Er- hitzen keine phosphorylierten Biguanide erhalten werden konnten. Auch die Einwirkung von Arylamin-hydrochloriden fiihrte nicht zurn gesuchten Biguanid-Derjvat, sondern unter dem EinfluB der Saure wird die Nitrilgruppe zum Amid hydrolysiert.

Eine weitere Moglichkeit bestand in der Umsetzung mit den freien, schwacher basischen Arylaminen. Als wir das N1-Phosphorsaure-di- phenylester-N3-cyan-guanidid mit einem UberschuB von Anilin in n- Propanol unter RuckfluB erhitzten, fie1 schon in der Hitze aus der vor- iibergehend klaren Losung eine kristalline Substanz aus, die aul3er in Dimethylformamid in fast allen organischen Lijsungsmitteln unloslich war. Die Elementaranalyse ergab eine Molekularformel C14H14N,02P. Da dem N1-Phosphorslure-di-phenylester-N5-phenyl-big~ianidid die Sum- menformel C2,H2,N5O3P zukommt, muI3te ein Mol Phenol abgespdten und ein Mol Anilin in die Molekel eingetreten sein. Den Beweis dafiir,

Vgl. H. LEMKE, Dissertation, Univ. Greifswald 1960. 2) H. BEYER, TH. PYL u. H. LEMKE, J. prakt. Chem. (voranstehend).

1 . 3 Journal fur praktische Chemie. 4. Reihe. Band 1F. 1962

da13 es sich nicht um einen einfachen Austausch einer Phenoxygruppe handelte, erbrachte das IR-Spektrum, das keine Nitrilbande bei 2200 cm-l mehr aufweist. Der Reaktionsverlauf ist demnach folgendermafien zu deuten : Primlir erfolgt Addition von Anilin an die C-N-Dreifachbindung. Aus dem entstehenden, offenbar instabilen Biguanidid bildet sich unter Abspaltung von Phenol ein neuartiger phosphorhaltiger Heterocyclus. Dieser konnte andererseits aus Phosphorsaure-di-phenylester-chlorid und Phenylbiguanid durch Erhitzen beider Komponenten im Molverhaltnis 1 : 2 in Dioxan erhalten werden. Das zweite Mol Phenylbiguanid dient als HC1-Acceptor und 1al3t sich als Phenylbiguanid-hydrochlorid isolieren. Im Filtrat wurde das abgespaltene Phenol nachgewiesen.

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Durch einen Vergleich der IR-Spektren und durch die Mischprobe ist die Identitat der auf beiden Wegen erhaltenen Verbindungen be- wiesen.

Derartige phosphorhaltige, symmetrische Triazine sind in der Li- teratur bisher nicht beschrieben. Lediglich F. v. HEMMELMAYR 3, will beim Erhitzen von Harnstoff mit Phosphor(V)-sulfid ein iihnliches Ringsystem erhalten haben.

Auf Grund der IUPAC-Regeln4) fur organische Nomenklatur und der formalen Verwandtschaft zum Triazinsystem schlagen wir fur diese Verbindungsklasse die Bezeichnung ,,Phospha-triazin" vor. In dem obigen Heterocyclus liegt demnach das 1-Phenoxy-3-anilino-5-amino-4H-1- phospha-2.4.6-triazin-1-oxyd vor.

In gleicher VC7eise reagieren p-Chlor-anilin, p-Toluidin, p-Anisidin und p-Phenetidin unter Abspaltung von 1 Mol Phenol zu den ent- sprechend substituierten Phospha-triazinen. Urn die Allgenieingultigkeit dieser Reaktion zu uberpriifen, wurde die Umsetzung auf samtliche von uns beschriebenen N1-Phosphorsaure- und N1-Thiophosphorsaure- diarylester-N3-cyan-guanidide z, ausgedehnt. Eine tabellarische Zu- sammenfassung der hierbei entstehenden Phospha-triazine befindet sich im TTersuchsteil.

3) Mh. Chem. 26, 765 (1906). a ) Kachrichten ails C!hemie und Technik 7, 132-133 (1959).

H. BEYER, T. PYL u. H. LEMKE, uber die Spnthese von 1-Phospha-2.4.6-triazinen 139

Uber eine ahnliche Synthese stabiler phosphorhaltiger Heterocyclen berichteten H. ARNOLD und F. BOURSEAUX~). Die ausgepragte Tendenz zur Bildung cyclischer Esteramide konnten die Autoren am Beispiel des Phenylesters der N.N-Bis-(B-chlorathy1)-N'-(B-hydroxy-athy1)- dia- mido-phosphorsaure zeigen. Diese Verbindung erleidet schon beim Stehen eine intramolekulare Umesterung unter Abspaltung von Phenol zum N.N-Bis-(P-chlorathyl)-N'.O-athylen-phosphorslure-ester-diamid.

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Interessant ist, daB es auch H. ARNOLD und F. BOURSEAUX bei der Umsetzung von N.N-Bis-(B-chlorathy1)-phosphamid-dichlorid mit Atha- nolamin nicht gelang, ein ringoffenes Produkt zii fassen. Auf Grund der Ta.tsache, daB auch bei der Synthese der von uns beschriebenen Phos- pha-triazine in kejnem Falle das ringoffene phosphorylierte Biguanid- Derivat isoliert wurde, konnen wir die Feststellung der Autoren, daB die Bildung stabiler Heteroringe bevorzugt eintritt, bestatigen.

Beschreibung der Versuche 1 -Phenoxy-3-anilino-5-amino-4H-l-phospha-2.4.6-triazin-l - o x y d a) 3,2 g (0.01 Mol) XI-P h o s p horstiur e - d i - phen y les t e r -N3- c y a n -gu a n i d i d wer-

den mit 5 om3 Anil in in 20 cm3 n-Propanol 1 Stunde unter RiickfluB erhitzt. Schon nach 20 Minuten scheidet sich aus der anfiinglich klaren Losung in der Siedehitze ein kristalliner Niederschlag ab. Er wird in Dimethylformamid gelost und die Losung in der Hitze mit Wasser his zur Triibung versetzt. Beim Abkiihlen kristallisieren farblose Pliittchen voin Schmp. 272" aus. Ausb. 2,6 g (82% d. Th.).

C14H14N50,P (315,3) ber.: C 53,34; H 1,48; N 22,22; P 9,82; gef.: C 53,09; H 4,78; N 22,49; P 9,79.

b) Zu einer Losung von 3.5 g (0,02 Mol ) P h e n y l b i g u a n i d in 30 cm3 Dioxan werden unter Riihren 2,7 g (0,Ol Mol) frisch destilliertes Phosphorsaure-di-phenylester- chlor id , in wenig Dioxan gelost, langsam hinzugefiigt. Hierbei fallt sofort ein Nieder- schlag von Phenylbiguanid-hydrochlorid aus. Nach beendeter Zugabe wird noch 30 Mi- nuten unter RiickfluB erhitzt und dann auf 0" abgekiihlt. Der erhaltene Niederschlag wird durch Auskochen mit Wasser vom Phenylbiguanid-hgdrochlorid befreit und der unlosliche Riickstand aus Dimethylformamid/Wasser umkristallisiert. Ausb. 2,6 g (8.20; d . Th.) Schmp. und Misch-Schmp. 272".

Al lgemeine Vorschr i f t iiber d ie D a r s t e l i u n g d e r 1-Phospha-2 .46- t r iaz in- D e r i v a t e .

0,Ol Mol des N1-Phosphorsiiure- bzw. N1-Thiophosphorstiure-diarylester- N3-cyan-guanid ids werden in n-Propanol mit einem UberschuB des Arylani ins

5 ) Angew. Chem. 70, 539 (1958).

140 Journal fur praktische Chemie. 4. Reihe. Band 16.1962

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Dimeth ylformamid/Wasser I ---

H. BEYER. T. PYL 11. H. LEMKE, uber die Synthese von I-Phospha-2.4.6-triazinen 141

Dimethylformamid/Wasser

142 Journal fur praktische Chemie. 4. Reihe. Band 16.1962

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1-3 Stundm unter RuckfluB erhitzt. Schon in der Hitze fiillt meist ein kristalliner Nieder- schlag aus, anderenfalls laBt man langere Zeit bei 0" stehen. Die Substanzen sind in Di- methylformamid gut loslich und konnen durch Umkristallisieren aus Dimethylformamid- Wasser gereinigt werden.

Wittenberg-Piesteritz. ForschungsabteiCung des V E B Xlickstoffwerk

Greijiwald, Institwt fur Organische Chemie der Emst-Moritz-Arndt- Piesteritz und

U ntwrsitAt Greifsuinld.

Bei der Redaktion eingegangen am 12.Mai 1961.