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Wackenroder : Ueber d. Kali aceticum u.lSatrum Acetic. 171 bene Formel war c6 N- Hrz 0s. Baudrimont sol1 spl- ter Schwefel darin nachgewiesen haben, und dieser Um- stand veranlasste Herrn Professor Liebig, mir das, was derselbe an Blasenoxyd besass, mitzutheilen, um es einef genauen Untersuchung zu unterwerfen. Die damit ange- stellten Analysen fiihrfen zu der interessanten Formel: c6 N2 Rrz 04 SZ , es sind olingefihr 26 Q Schwefel im Blasen- oxyd enthalten. Diese Schwefelmenge ist gewiss auffallend, 80 wie uberhaupt die Zusammensetzung dieses schijnen K6r- pers, aus fiiiif Elementen, und seine Bildung hocht interes- ant. hi Versuchen, urn das wahre Atomgewicht der Citro- nensPure zu finden, stellte ich citronensaure Salze mit meh- ren Atomen Baais dar, von deuen die Verbindung der Citro- nensgure mit Antimonoxyd und Kali die interessanteste ist. Die Zusamniensetzung dieser Verbindung ist bei 1900 C. Crz Hro Orr + 3KO 4- Crz Hxo Orr +'SbP 03, und bei gewijhnlicher Teinperatur Crz Hro Or1 +- 3K0 + Cro Hro Orr + Sbz 03 + 5Aq. Dies Doppelsalz kry- stallisirt sehr schijn, wird durch SIuren nicht so leicht zer- setzt, und durfte daher als kr2Ftige Diaphoreticurn in der Medicin benutzt werden k6nnen. Ueber die verschiedenen Methoden mr Dar- stellung des Kali aceticum und Natrum aceticum ; a. Wa c k e n T o de T. von - Ein grosaer Uebelstand fiir die heutige Pharmacie scheint mir die fortwlhrende Zunahme derg abweichenden Vorschrif- ten in den I gesetzlich eingefubrten Pharmakopoeen. Ver-

Ueber die verschiedenen Methoden zur Darstellung des Kali aceticum und Natrum aceticum

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Page 1: Ueber die verschiedenen Methoden zur Darstellung des Kali aceticum und Natrum aceticum

Wackenroder : Ueber d. Kali aceticum u.lSatrum Acetic. 171

bene Formel war c6 N- H r z 0s. B a u d r i m o n t sol1 spl- ter Schwefel darin nachgewiesen haben, und dieser Um- stand veranlasste Herrn Professor L i e b i g , mir das, was derselbe an Blasenoxyd besass, mitzutheilen, um es einef genauen Untersuchung zu unterwerfen. Die damit ange- stellten Analysen fiihrfen zu der interessanten Formel: c6

N2 Rrz 0 4 SZ , es sind olingefihr 26 Q Schwefel im Blasen- oxyd enthalten. Diese Schwefelmenge ist gewiss auffallend, 8 0 wie uberhaupt die Zusammensetzung dieses schijnen K6r- pers, aus fiiiif Elementen, und seine Bildung hocht interes- a n t .

hi Versuchen, urn das wahre Atomgewicht der Citro- nensPure zu finden, stellte ich citronensaure Salze mit meh- ren Atomen Baais dar, von deuen die Verbindung der Citro- nensgure mit Antimonoxyd und Kali die interessanteste ist. Die Zusamniensetzung dieser Verbindung ist bei 1900 C. C r z H r o O r r + 3 K O 4- C r z H x o Orr +'SbP 0 3 , und bei gewijhnlicher Teinperatur C r z H r o Or1 +- 3 K 0 + C r o H r o O r r + Sbz 0 3 + 5 A q . Dies Doppelsalz kry- stallisirt sehr schijn, wird durch SIuren nicht so leicht zer- setzt, und durfte daher als kr2Ftige Diaphoreticurn in der Medicin benutzt werden k6nnen.

Ueber die verschiedenen Methoden mr Dar- stellung des Kali aceticum und Natrum

aceticum ;

a. Wa c k e n T o de T.

von

- E i n grosaer Uebelstand fiir die heutige Pharmacie scheint

mir die fortwlhrende Zunahme derg abweichenden Vorschrif- ten i n den I gesetzlich eingefubrten Pharmakopoeen. Ver-

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gleicht maa nur die in Deutschland jetzt geltenden Pharma- kopoeen mit einancler, so fallen zunfchst die hervortreten- den grlisseren Verschiedenheiten mancher Prs'paraie , w-elche gleichwohl ein und denselben Namen fiihren , unangenehm auf. Mineralkermes und Goldschwefel sind wiirdige ReprL- sentanten dieser Discrepanz , welche unteC dern Deckmantel uralier Namen der praklischen Medicin verhorgen bleibt. Aber auch geringere Verschiedenheiten pharmaceutisch - che- mischer Prfparate , abLTrigig von dem Darstellungsverfahren, ersclieinen uns als der Beachtung nicht unwerth. Stuclircn mir doch oft mit grosser Ausfiihrliclikeit die Eigenschafien von liiirpern, deren W e r t h vorliiufig nur in dem Interesse des Wissens liegt. W i e vie1 mehr sollfen wir nicht solche PrHparale, mit denen wir tiiglich verkehren, auf das allerge- naueste kennen? Und wenri die Fortschritte der Chemie uns unabweislich auffordern, die altern Darstellungsmetho- den zu priifen; und sie niitliigenfalls zu verbessern oder ge- gen ganz neue zu vertauschen , so wird auch eine vielseitige Priifung des Neuen dringerid nolhwendig, ehe es der Beruck- sichiigung der praktischen Heilkunst empfohlen werden liann. Sehen wi r doch neuerdings wieder Vorschrifteri ins Leben gerufin, welche ein friiherer Eifer in allzu grosser Eile vat- lig verwarf! Diesen Wir ren und ihren schlimmen Folgen fiir die ausiibende Medicin, denen man wohl ein Ziel zu setzen gedachte , als man vor einem Menschenalter die Phar; macie grundlich reformirte, , liann nur von dem Zusamnien- wirken derer gesteuert werden , Yon, welchen die pharma- ceutischen Gesetzbiicher ausgehen. Indessen kann aiich der Einzelne durch vergleichende Untersuchungen iiber versclie- dene Darstellungen pharmaceufisch - chemischer PrB'parate, 80 WL iiber die auf abweichende Weise dargestellten Prf- p r a t e nutzen. Dime ofimals ermiidendm und auffallender Resultate erluangeltiden Arbeiten werden dennoch ejnen:

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W e r i h haben kannen, wenn die Beurtheilurig eines Prlpa- rates sichern Nutzeri verlangt. Die nachfolgenden Mitthei- lungen m6gen lam SO eher zuverllssig erscheinen, als ih- nen zahlreiche Versuche zu Grunrle liegen , an denen manche der Mitglieder des hiesigen pharluaceutischen Institats Antheil haben.

Ein andrer die Pharmacie hellstigender und hemmender Urnstand deucht mir der viillig unbegrundete Glaube, es kiiniie die Mehrzahl der officinellen Priiparate weder so gut, noch so billigeri Preises in den Apoiheken dargestellt wer- den, als in den chemischen Fabriken. Ohne den Leistun- gen dieser Anstahen mid ihren grossen Verdiensien urn die Porderung der chemisch - technischen ICiinste im mindesten zu nahe freteo zu wollen, darf man doch hehaupten, doss die Darstellung grosser Quantitiiten eines Priiparates nicht imnier die Giite und Reinheit desselben bedirigt oder befir- dert, und dass die auf kaufmiinnischen Gewinn basirten An- stalten ihre aufgewendete Arbeit genau mit it1 Anschlag brin- gen miissen. In den Apotheken aber braucht der zur Anferti- gung der Prxparate niitliige AuEwand von Zeit unct Mtihe, we1cher;iberdiess in der Arzneifaxe mit einbegriffen ist, nicht allzu hoch angeschlagen zu wertlen, wenn nicht etwa ausnahrns- weise besondere Verhiiltnisse obwalten. Und weil denn auch ein blosser Arzneihandel nun uiid nimmer Pharmacie ist und w a r , so wird eine miiglichst ausgedehnte Bereitung der Priparate in den Apotheken selbst eine nothwendige Ee- dingung bleiben zum Gedeihen der Phannacie als wissen- schaftlicher Kunst. Die gewerbliche Seite der ausiibendea Pharmacie kann nientand verstiindigerueeise als eiae b l w s Nebensache bctrachten ; allein von dem Augentlickc an, YFO

die chemischen Fabriken das Vicarial fu r die pharmaceu- tiscLenLaborafarien ganz ubernommen haben werden, wird es auch keine Apotbekerkunst mehr geben. In der That,

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ist denn nicht sehon hie und da dieser Augehbiick ge-' kozpmen ?

Zu den Prs'pairaten, welche jetzt ziemlich al1gemei.n aus chemischen Fabriken in die Apotheken wandern, gehiiren nun auch das essigsaure Kali und essigsaure Natron , obwohl leicht zu erweisen ist, dass diese beiden Salze auch in klein- ster Menge von gleich guler, oder vielmehr besserer Be- schaffenheit und zu billigerem Preise bereitet werden kBn- nen , als sie von den Fabriken geliefert werden.

I. Methode der Sci t f ipng der EasigsZure mit kohlen- saurem Kali und kohdemaurem Natron.

Diese beiden essigsauren Salze sollen nach den Pharma- kopoeen, insbesondere d.en deutschen, durch Slltigen -der reinen oder auch vveniger reinen kohlensauren Alkalien mit destilliriem oder auch concenlrirlem Essig bereilet werden. Jedermann kerrnt die bleihode und ihre Ungelegenleiten und die Mittel, diesen zu begegnen. Indessen erlaube ich mir, einige Beinerkungen dariiber hinziizufiigen.

Di'e urspriingliche Vorschrift verlangt SaZ Turtari zur SPtiigung des Essigs, worauf aich aiich die Namen ,,terrufo- Ziuta tartari , tartarus regenerutus und arcanum tnrturP deullich genug beziehen. (s. B o e r h a a v e , eleinenta Che- miue. Lugd. Bat . i 732. T. II. p. 2 6 6 ; auch M a c q u e 9.9

chyna. Worterbuck yon Leonhardi. L p z g 1788.- Th. I: p. 4 8 0 , u. A. ni). Erst in rieuerer und vorziiglich in neue- ster Zeit substiluirte man die gereinigte Pottasche dem rei- neren kublensauren Kali (vergl. Gren's Bandb. der Che-

mie. Halle I 794. 'Th. 11. p. 583 j W a s t r u m b's Handbuch

der Apotheberkumt. 3. Au. . 1805. Th. IL Abth. 3. p. 408 und die meisten jetzt gelfenden Pharmakopoeen) , obgleicb zwischen beiden Arten yon kohlensaurem Kali ein nicht un- betleutender Unterschied Statt findet, welcher gerade in Be-

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Ueber das Kali aceticum und Natrum aceiicmn. 175

zug auf das essigsaure Kali sehr merklich hervortritt. Die Meinung, dass gewisse Mengen yon Clilorkalium , schwefel. saurem Kali und Kieselerde die medicinische Anwendung des essigsauren Kalis niclit beeintriichligen , ist lnoglicherl weise nicht unrichfig; allein die.Kostenersparniss durch An- mendung der gereinigten Poftasche ( welcLe denn aIIer- (lings auch auf den Taxpreis des essigsauren Kalis hBite Ein-- Buss hahen sollen -) geschieht nur auF Kosten der Reiriheit des Salzes, da die Eeimengurrgen von Icieselercle und fremden Salzen in de t gereinigten fotfasche gar oft viel mehr &ha-

gen, als ein Paar unbedeutende Procente. (Vergl. AnnuZen cl. Pharrn. B. X X I Y . U. 1.) Es ist eine hlufig wiederkeh- rende, aber dennoch sehr miissige Erinnerung in den Vor- schriften, eine yon fremden Salzen und Kieselerde mijglichst freie gereinigte Pottasche zur Bereitung anderer Priiparate anzuwenden. Die gewohnliche Reinigung der Poltasche lie- fert immer ein sehr unreines Salz, und so kann der bus-

druclr ,,mGglichst rein" nur die Beachfung der gew6hnlichen Regeln bei der Reinigung betreffen. Auch ist selbst unter den besten Sorten der Pottasche ein grosser Unterschied , und man muss oft nehmen , was der allgemeine Handel darhietet. Ganz kiirzlich erhielt ich aus dem solidesten und griisslen DrogueriegeschEfte in Sachsen unter dem Namen ciner. clu- yellat. optim. eine Pottawhe, welche nicht einmal 50 Pro- cent gereinigte Pottasche lieferle, und zwar diese, obgleich. eie durck zweilualiges Wiederauflosen in einer gIeichen Ge- wichtsmenge kalten Wassers auf das Beste gereinigt worden, mit gewiss mehr als 10 Procent Chlorkalium verunreinigt. Hierin Gndet sich denn auch die Erltlb'rung von dem jetzt nicht seltenen Vorkommen eines mit so viel Chlorkalium vermengten essigsauren Kalis in den Apothelten, dass luir ein solches Salz, immer einer absichtlichen VerRlschung sehr ver- diichlig erscheinen wollte. Buck enthiilt das mit gereinigter 3

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Pottasche bereitete essigsanre liali allemaI ziemlich vie1 Kie- selerde , welche slch allerdings durch \rViederaufliisen des Si~lzes wiirde entfernen lassen. Das mit sad Tnrtari berei- tele Salz dagegen binlerlPsst nur lussersi wenig Kieselerde beim Auflijsen in Wasser. ES ist daher gewiss sehr zu bil- ligen , dass die Pharmacopoea Saxonica vom Jahre 1837, gleichwie die Plteren Ausgaben der *Pharmacop. Borussica und Uannou. 6is Z I J ~ Jahre 1829, wieder das sal Tartari zur Bereitung des essigsauren Kalis vorschreibt.

Die Anwendurig des gemeinen, manchmal sehr glauber- salzhaltigen kohlensauren Natrons diirfte , wenn das essig- saure Natron kryslallisirt wird , wohl zulPssig erscheinen. ZweckmXssiger wird ober die Anmendung des reinen kohlen- sauren Natrons seyn , SO dass das essigstlure Natron ebenfalls zur Trockenheit gebracht werden , und kein Verlust durch die Mutterlauge entstehen Irann.

Da der hohe Preis des reihen kohlensaurenNalrons Lier- bei abee ein grosses Hinderniss ist, so will ich ein fast gar nichts kostencles Vetfakren angeben, dessen ich mich be- diene, urn aus dem gemeinen kohlensauren Natron ein von Glaubersalz so reines Salz zu gewinnen, a1s es nur immer selbst zum Gebrauch bei LGthrohrversuchen erfordert wird. Man liid gemeines kolilensaures Nalron in der gleichen bis doppelien Menge Wassers mit Hiilfe der Wlirme auf, und seizt die lufliisung einer starken IWte yon mindestens - 8 O C. aus. Die geFrorene Masse Ihauef in einer Temperatur von + 6 0 bis 1 0 0 C. allmllig in der Weise anf, dass ein kohlensawes Natron hinterbleibt, welches nur noch wenig Glaubersalz ent- hiilt, und sich nach Wiederholung der Procedur bis auf kauin noch enldeckbare Spuren von Gleubersalz rein erwei- set. Dieses reine kohlensaure Natron bildet iibrigens unre- gelrulssige blltterjge Krystalle, welcke jedoch nach einer in

Das Game oder doch fast Alles gefriert.

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IlnSerem Laboraiorio von Herrn F i s c h e r damit vorgenom- merlen Arlalyse eberifalls 10 At. 44q enlhalten. Rlan gewinnt nach diesem Verfahreir bis # &es angewendeten genieinen

SaIzes reines kohlensaures Natron , .wjihrend die Muttejlauge nach wie vor zu den verschiedenen Zwocken, fir welche eine Einmengurig yon Glaubersalz nichls schadet, braucli-

bar ist. Die gewiihnliche Anwendung des deaillirten Essigs ztir

Sgtligung des kohlensawen Kalis und Natrons ist , die Rein-

heit des Ersigs von mefallischen Theilen vorausgeselzt , we- gen des dabei entsiehenden grossen Volumens der FlGssigkeit iind wegen der dadurch nothwendig gemachten langen Ver- dampfung, zu w e l c h oft Metallkessel benutzt werden, lh'stig und beschwerlicb. Bekanntlich ist auch wegen Fiirbung der Fliissigkeit beim Abdampfen, bedingt durcb die bei der De- stillatiFn des Essigs mit iibergegangenen organischen Sloffe (auch AZdehyd?), die Anwendung von Kohlenpulver erfor- derlii.h, und dessen angeachtel bekommt (13s Salz nieruals eine vollkommen weisse 1 Farbe, worauf in medicinischer Hinsicht freilich nichtsi airkommt. Aus diesen OriinJen hat man denn auch den concentrirtGn Essig zur SiiItigurrg der AlkaIien empfohlen, wozu aber eine miiglichst billige Dar- stellung des concentrirlen Essigs aus Bleizucker und eine viillige Reinheit desselben yon Blei erfordert wurde. Die Pharmacop. Saxonica aebreibt nun zwar den concenlrirten Essig vor, verlangt aber die aus unreinem eesigsaurem Kali darch SchwefelsEure entwickelle Essigsiiure. . Uiese Phar- makopoee ist ausserdern hinrichtlich dieser PrB'parate offenbar nicht fehlerfrei, redigirt; den11 sie liisst das unreine, mit ge- reinigter Pottasche darzustellende Kalisalz mit Hiilfe des destiliirten Essigs , diesen aber durch Verdiinnung des acidurn aceticum init Wasser , und endlich diese sliirksle Essigsiiure aus Bleizucker bereiten. Uebrigens lassen gunstige Umstiinde

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178 Wrtckenroder :

und gnie Apparate die Anwendung des destillirten Essigs bei den' jelzigen billigen. Preisen des rohen Essigs als sehr vor- theilhafl erschehen. D a h $ehGrl natnentlich ein bestlndig ihltiger Dampfapparat , wje einen solcLen Herr Dr. M e u r e r, in Dresden gebraucht und bereifs in mehreren Zeitschriften. beschrieben hat. Deir Versicherung ineines verebrten Preun- des zufolge sol1 das rnit diesem dpparaie bereifele essigsaure Kali Reinheit und N'eisse mit sehr billigem Preise vereinigen.

Der Schnellessig (wie e r . z. B. von Herrn Apoikeker D r e y k o r n zu Neiistatlt a. (1. 0. bereitet . w i d ) giebt , mit 1roLlensaurern I<ali geslltigt , ein sehr wenig braun geGrbtes, Salz, welches sick recht wold als Heillnittel anweriden Iiesse. Noch w-eniger gef&t erhzlt man das.Salz, wenn man erst essigsauren Kalk beireilet und diesen riach slarliem dustrock- nen mit kohlensaurem Kali (oder Natron) zersetzt.

11, Darstellung des essigsauren Kalis aus essigsaurem Bleioxyd vermittelst schwefelsauren oder kohlensauren

Kalis.

Das schiine weisse essigsaure Kali der chemischen Fabri- ken ha t das nacb dr r vorhet'gehenden Melhode bereitete Salz aus den Apolheken vielf3lig verdrzngt, und schon deshalb ist eine Beachtung desselben nothwendig. Dasselbe ist nicht immer voh guler Beschaffenheit, und vor einiger Zeit i s t

mir ein solches Salz vorgekommen , dessen P'riifung etwas ausfiihrlicher anzugeben nicht unangemessen erscheint.

Dieses essigsaure Kali war trocken , krystallinisch und vollkommen weiss geflrbt, loste sich in Wasser und ebenso in 4 Theilen SlkoLols von 80% feicht auf, hinterliess aber dabei eirien ziemlich starken Ruckstand yon SeseZerde. Die wgsserige AuBijsung reagirle, vollig neutral, und $as Curcu- miipapier wucde erst, wie es vom essigsauren Kali und Natron und in ~chwrffcherem Grade auch vom essigsauren Kalk

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Ueher d ~ s Kali aceticum und Natrum aceticum. 179

stets geschieht, beim Liegen und Abtrocknen an der Lufi ge1)r~unt. In der filtrirten Aufliisung brachtc Chlorbaryum cine hGchst unbedeutende 'rriibung von schwefelsaurem Ba-

Essigsaures Bleioxgd bewirkte dagegeii einen ziemlich starken, in Essigsihre unaufloslichen , in Salpeter. sgure nicht ganz IeicLt liislichen Niederschlag, welcher tI:eilu in scliweFelsaurem , griisstenlheils aher in phosphorsawem BIeiosyd bestand, wie auch a u ~ den folgenden Versuchen erhellte. Salpeterwures Silberoxyd hraclite in der ziemlich concentrirten AuRijsung des Salzes eitien starken, weissgelb- lichen Niederschlag hervor , welcher sich narh einigem Sic- hen in Ammoniak &war vollltommen aufliisle, also kein a u ~

unterschwefliger S;iure entslandenes Schwefelsiiber enthiel:, dagegen aher von Salpelersiiure n u r zum Theil und mit Elin- terIassung von eirier z i ed ich grossen Menge YOU ChZorsiZGer aufgenommen wurde. In der von dem Clilorsilber abliltrir- ten Fli'ssigkeit enisland durch .4mmoniak ein nicht geringer Niederscblag von blassgelber Farbe. Auch Chlorcalcium urld Kallrwasser besiiitigien die Anwesenheit von PllosphorsB'ure, deren ziemlich grosse Menge aussertlem in dein verkoldien Riickstande des essigsauren Kalis nachgewiesen wurde. Ob dieselbe BUS der zur Darstellung des essigsauren Salzes ver- wendeten Pottasche herriihre, oder durch Zufall in das Salz gelangte, mag dahin geslellt bleiben. Uebrigens zeigten auch salpetersaures Quecksilberoxydul und salpetersaures Quecksilberoxyd die Gegenwart voii Phosphors%ure, Chlor und Schwefelsaure i n diesem essigsauren Kali an. Unter- schweflige Sgure wurde aber auch durch Queclisilbercurid nicht angezeigt; denn der weisse, flockige, beim Kochen schmutziggelb werdende Niederschlag , tvelcher durch einen ziemlich starken Zusalz dieses Chlorids, wie immer mit es- sigsaurem tiali, entstand, loste sich auch in Essigsgure, Sal-

P -

d ry t hervor.

Ar0h.d. PI.~rpi, 11. Reilia. XV. Bdo. 2.Hft. 12

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180 Wackenroder :

petersiiuve , Salzslure und in Salmiak vollkommen Wieder auf. Gerade dieser Umstand liess abrr, wie im F~lgenden Mar werden wird , einen WebigStenS geringen Anikeil von Bleioxyd i n dem Salze vermulhen. Wirklich erregte aiick ein guter Zusalz von Schwefelslure aIlmXlig eine sehr geringe weisse Triibung , welche langsarn in einen geringen weissen Niederschlag uberging. Da dieser nun nach Absonderung rler Fliissigkeit auf Zusalz yon schwefelwasserstoffsaurein Am- kon iak schwarz, und von SalzePure nicht wieder weiss wurde , so zeigte er sich auch dadurch als schwefelsazires Bleioxyd. Ebenso wurde die Spur von BIei durch Hinein- leiten von Schwefelwasserstoffgas in die alkalisch gemachle Auflijsung des essigsauren Kalis erbannt , indeni sich die FIGS- sigkeit braun Grbte und beim Kochen schwarze Flocken, obgleich in geringer Menge, absetzte, die von Salzslure nicht aufgelost wurden. Bis auf Spuren von KaZk enthielt das Salz nur Kali aIs Salzbasis. Demnach war dieses unter dem Titel : KaS aceticum purum gehenrle Salz, wovon 16 Unzen mit 20 ggr. bezahlt worden, verunreinigt mit: vielem &!or- Iatium, ziemlich vielem phosphorseurert Kali , verhiiltniss- mhssig vieler KieseZeerde, Husserst wenig KaZk und schwefe6 saurem Kali, und gsringe Spuren yon BZeioxytyd (muthmass- lich an Schwefelshure gehunden).

Da die Giite der Prlparate nu r nach der iiberhaupt m8g. lichen oder auf nicht zu kostspielige Weise erreichbaren chemischen Reinlieit bemessen werden kann, so darf man jenes Salz unbedenhch fur ein v6IIig verwerfliches Medica- ment erkllren. Schon die Spuren von Blei wiirrlen zu die- sem Urtheil bestimmen niiissen ; denn unverantwortlicfi wZre es, in Heilmitteln auch iiur Spuren eines giftigen Stoffes unbeachtet zu Iassen, w8'hrend wir auf das iingstlichste unsere Nahrungsmittel in dieser Hinsicht bewachen. ODs- fiir zeugen unter Andern die polizeilichen MaassregeIrt

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Ueber das Kali aceticum. und Natrum aceticuni. 181

gegen das Busspiiden der Weinflaschen mit bleierneii Schrot- kiirnern.

Schon voc langer Zeit ist die Zersetzurig des Bleizuckers =it sch\vef&saurem oder kohlensaurerh Kali, besonders zur Enielung eines ganz weissen essigsauren Iialis, i n Anregung gebracht worden. SO fedet schon G S t t 1 i n g (PraEt. Yor- theile und rerbesserungen. Weimar, 1789. p a 8 29.) Yon dieser Methode als von einer bekannien und in manchen Apotheken befolgten, und W e s t r u m b (a. a. 0. pag. 4x3.) behauptet , dass das essigsaure Kali in fast allen Fabriken aus Bleizucker und Pottasche bereiiet werde, und so - hochst wahrscheinlich - ist es geblieben bis auf den heutigen Tag, Leicht ausfiihrbar ist die Melhode und sie gewfhrt guten Gewinn, aber aus Besorgniss vor einer Verunreinigung des Salzes mit Blei hat man sie in k&ine amiliche Pharmakopoe aufzunehmeri gewagt. Im Allgemeinen miigen wir darin bei- stimmen , konnen indessen nunmehr die Befirchtung iiicht mehr in dem Grade tfieilen, wie sie VQn G S t t l i n g und be- sonders Yon D 6 r f € u r t h (Neues deutsches ApotheEerbuch. Th. 2. AbtA. 2. pag. 1067.) ausgesprochen wurde, da wir die Melhode und den Grad ihrer ZuverlPssigkeit genau und sicher kennen. Die Befolgur~g der Methode in den Apothe- ken ist, wie ich meine, vie1 eher zu geslatten, als der blosse Einkauf des Salzes, gegen welchen sckon IV e s t r u m b (a. a. 0. pag. 412.) ausdriicklich protestirt.

Die iilteren hierauf beziiglichen Vorschrifien bei W e - s t rumb, DGrff ur t h (a. a.0. und TJL. 11. AbtLZ. p a 8 36:), G 6 t t 1 i n g, B u c h o l z ( GGttZings Amanach 1794. p a 8 g5.), u. A. scheinen zuletzt von T r a m m s d o r ff (deswn- Tuschen- buch POIZ 1835) einer n l e r e n Priifuug unlerzogen worden zu seyn. Dieser griindliche Chemiker, um den die Wiseen- schaft nickt weniger trauert, als seine hinterbliebenen Freiinde,

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182 Wackenroder :

gab zur Zersetzung iles Bleimckers dem schwefebauren Kali. den Vorzug, theils wohl wegen des geringen Preises clieses Kalisalzes, hauplslchlich'aber wohl wegen der damals allge- mcin uiid auch j&zt noch sehr verbreiieten irrigen Vorstel- lung von -der ggnzlicfien Unliislichkeit des schwefelsauren Bleioxyds in Wasser und Salzlosunghn und von der unschwe- ren Zersetzbarkeil desselben durch Schwefelwasserstoff. T r o m m s d o r f f fand nun ,, dass gleiche At ome essigsaurerr BIeioxgcls und schwefelsauren Kalis in der .Kiilfe sich gegen- seitig nicht vollkommen zerseizen. E r schrieb daher vor, das Gemisch der AuRihngen dieser beiden Salze hinlbglich zu kochen, und dann die leiiten Bniheile des Bleies aus der Fltissigkeit durch Schwefelwasserstoff fortzuschaffen. Seine Vorschrift ist nun von Einigen ' ganz recipirt worden, na- m'entlich von D ul k ( Cornhenti z. pr; . Pharmacop. 2. Aup. Th. IZ. pag. 467.)' und G e.i g e r (Handbuch der Pharmacie.

4. A@. p a 8 762.) Antlere Chemiker- utid Pharmaceuten, wie D u f 1 o 5 (Nandbzrc7c der pharmaceut. c7~km. Praxis. pag. 345.) haben dieselbe dahin modificirt, dass sie zu der filtrir- ten FlGssiglreit ' kohlensaiires Kali ' bis zurii Aufhoren der Ftillung hinxuziiaetzen, und dann den lefzten Rest der Bleies durch Schwefelwasserstoff zu. entfernen anrathen. Das -dem essigsaqren Kali fieigemengl bleibende scbwefelsaure Kali sol1 man durch Krysiallisatiori dcsselhen, oder durch Zerfliessen- lassen, oder AuRiisen des zur T r o c h e gebrachfen esssigsauren Kulis in einer g1eic:hen Menge Wassers oder in 4 Theilen Alkohols abscheiden.

, Abgesehen von der UmstlindHchlieif dieses Verfalirens ist die Benutzung des schwefeelskuren KaIis iiberhaiipt ganz unzullissig , wie, uns unsere Versuche gezeigt haben. Werden nSmlich gleiche Atome essigsaures -Bleioxyd und schwefel- saures Kali in. gekijrig verdinnter AuflSsung mit einander gekocht , gemIss. Je r Vorschrift von T r o m m s d o r f f , so

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U&er das Iiali aceticum.'und -Nairum aceticum. .I53

fin& sich dennoch in der Fliissigkeit SO wohl ein schhefel- saures Salz, als auch eiri Bleioxydsalz. Jenes 1Psst sich eben 80 wenig durch einen neuen Zusafz von essigsaurem Blei- oxyd ganz fortschaffen als dieses durch schwefelsaures Kali. FGgt man kohlensaures Kali bis zur alkalischen Reaction der Flussigkeit hinzu, SO wird zwar der grosste The2 des Blei- oxyds gefiillt ; allein es wird doch noch die Fliissigkeit yon Schwefelwassersioff braun ge&rbt und l l s s t allm8lig Schwe- felblei fallen. Wenn man nun nach Absonderung des Schwe- felbleies die Auff b'sung schwach anske r t rnit Essigs8ure und zur Trockne verdampft, SO erhiilt man zwar ein Yon Blei vollkoninien reines und ganz weisses Salz, dasselbe ist aber ausser rnit vielem schwefelsauren Kali auch mit unterschwef- ligsaureln Kali stark verunreinigt. BIacht man dsgegen die Fliissigkeit zuvor nicht alkalisch j sondern behandelt nian sie sogleich mit Schwefelwasserstoff, so wird auf diese Weise das Blei keinesweges vollstEndig entfernt , weil, wie an einem andern Orie (AnnaX der Pharm. B. X . pag. 71.) ge- zeigt worden ist das in einer Salzliisung befindliche schwe- felsaure Bleioxyd nicht leicht g2nzlich, und wenn SBuren stark vorwalten, iiberhaupt gar nicht von Schwefelwasser- stoff in Schwefelblei verwantlelt wird. Daher k6nnen denn auch in diesem iibrigens ganz weissen Salze miitelst der Schwefelsh-e noch deulliche Spuren von Blei entdeckt wer- den. dusser den schwefelsauren Kali enlhiilt dasselbe auch noch uniersclrwefligsaures Kali obwohl weniger, als &as erstere Salz.

Auch ist das Nebenproduct, welches bei Jieser Melhode gewonnen wird , das schwefelsaure Bleioxyd, so nutzlos, dass nian auch deshalb diesem Verfahren deri Vorzug nicht wohl eiiiriiumen kann.

Vie1 weniger Ungelegenheiten und einen nicht unwich- ligen Vortheil kinsichtlich des Nebenproducies bietet die An-

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1% Wackeuroder :

wendung des kohleiisauren Kalis zur Zersetzung des Blei- zuckers dar. Man diirfte sich wohl dariiber wundern, warum ni'ckt vielmehr diese schon von W e s t r u m b (a. a. 0.) f u r die damalige Zeit gut beschriebene Methode auch von T r o m m s d o r f f herausgehoben und von Andern nach ihm besonders empfohlen worden'sey , wenn man iiickt iiberzeugt seyn diirfte, dass sie es gerade ist, welche in den chemischen Fabrilren , w o nicht immer, doch geWiSS vorzugsweise,, be- folgt wird. Die Meinung der Chemiker, dass das Bleioxyd nur unvollkommeii durch kohlensaures Kali gefdillt werde, mag hier mit eingewirlit haben. So vie1 ist indessen gewiss, dass aus einer mIssig verdiinnten Auflijsung des Bleizuckers das Bleioxyd SO vo!lstIndig durch kohlensaures Kali , besonders das reine, in der Kalte gerillt werden kann, dass nur hdchst geringe Spuren von Blei in der Fliissigkeit zuriickbleiben. Da diese in einer kleineren Menge des Salzes, welche man gewohnlich zur Priifung verwendet , weder durch Schwefel- wasserstoffwasser, noch auch durch Schwefelsiiure auffallend angezeigt werden, so diirfte dieses der Grund seyn, warum man die Anwendung des Schwefelwasserstoffs wohl manchmal glaubt iibergehen zu durfen. Dieses kann man aber nur zu- geben , wenn das essigsaure Kali lediglich zu chemischen Versuchen benutzt werden sol1 , wogegen eine hochst geringe Beimengung von unterschwefligs'aurem Kali die mediciniuche Anwendung des Salzes ganz gewiss nicht beeintriichtigen wird.

Unterschweflige Siiure erzeugt sich aberjedesmal, wenn Schwefelwasserstoff auf essigsaures Kali auch nur kurze Zeit einwirkt , indem niimlich zuerst ein Theil des essigsauren Kalis i n Schwefelkalium und dieses dtirch den Sauerstoff der Luft i n unterschwefligsaures Kali iibergeht. Ein starker Ueberschuss von EseigsIure, so wie auch gleichzeitige Er- whrmung der Fliissigkeit, verhindern wohl etwas , aber nie-

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mals- ganz die Entstehung der unterschweffigen SB'ure. Ihre 31enge vermehrt sich dagegen sehr mit der Dauer .der Ein- w b k u n g , des Schwefelwasserstoffs , und nimmt nicht bedeu- fend zu, wenn die iuit Uberschiissigem kohlensaurem Kali versetzte Fliissigkeit gana kurze Zeit mit Schwefelwasserstoff behandelt. wird. .Es ist lPngst bekannt, dass kohlensaure Alkalien und alkalis'che Erden durch Schwefelwasserstoff in Sch\vefelmetalle reiwandelt werden , mie unter Andern suck ich in rneiner .,Anleitung zur qualitativen c?zemischen

An.aZyse. pap 146.'' ausdrucklich bemerkt habe. Hiernach ist auch 'die Beinerkung von B u c 6 n e r , ' Sohn , in seirien vor Kurzem erschienenen vortrefflicken Untersuc?mngen iiber die Einwirbung des SchweJeZwusserstof. auf die EuliZensa2l;

ren Yerbindungeii der AIkaZien und Brden, ,,dass i n keinem neueren chemischen Buche die Zersetzung alkalischer und erdiger Carbonate durch Schwefelwasserstoff erwiihnt werde", zu berichtigen. Es ist ferner auch bekannt, dass aus den essigsauren Aufliisungen des Bobalts, Nickels, Zinks, Man- gans und EisenoxgduIs, SO v i e auch des Eisenoxgds, w ie ich an einem andern Orte gezeigt und in meiner Anleitung angefiihrt habe, durck Schwefelwasserstoff SchwefelnietaIle ge€illt werden. Dass aber auch essigsaures IS+ dadurch und zwar unter angegebenen UmstZnden. eine Zersetzung er- ieide, zeiglen uns erst im vorigen Jahre angeslellte Versuche, welche seiidem durch die Mii theilungen von B u c h n er, den jiing., noch meLr an Zuverliissigkeit gewonnen haben. Man kann das Vorhandenseyn der unlerschwefligen S u r e ia dem aus essigsaurem Bleioxgd ,bereiteteli essigsauren Kali daher nicht mehr als. einen Fehler l e i der, Darstellung des Sakes betrachten (vergl. Geiger a. a. 0. p. 763.)

'Gereinigte Poltasche ist auck. bier nicht anzuwenden, weil .dadurch das essigsaure Kali ' mit Chlorkalium und Kie- selerde stark verunreinigt , auch die .&hwefels%ure durch

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1 S6 Waclcenroder :

das Bleioxydsalz nichl entfernt w i d . Jedoch kann dasselbe, durch Wiederaufliisen in Wasser von der Kieselerde tefreiet, zu maochen chemischen Versucken recht wohl beniitzt werden.

Das nach mannigfach abgeiinderten Versuchen als das beste erkannte Verfdhren , welches w i r schon seit liingerer Zeit befolgen zur Erzielung eines vollKommen weissen untl miiglichst reinen essigsauren Kalis , besteht in Folgendem. Es werden 237$ Grm. (oder 1 At.) krgstallisirtes essigaaures Bleioxgd in 720 Grm. deslillirtem oder aiich Eegenwasser mit Hiilfe vota W I r m e aufgeliist. Ebenso werden S6,6 Grm. (oder I At,) trocknes kohlensaures Kali aus Weinstein in 704 Grm. Wasser aufgeliist. Kornmt es auf einegeringe Beimengung yon Kallc und Kieselerde nicht an , so werden 256,4 Grm. (oder 1 At.) krystalllisirter gereinigter Weinstein in einem Tiegel verkohlt, w o dann das mit heissem Wasser ausgezo- gene kohlensaure Kali unmittelbar verwendet wird. Beide Auflijsungen merden nun niit einander vermischt , auch went1 sie noch etwas warni seyn sollten, worauf noch so viel lcoh- lensaures Kali hinzugefiigt wird , dass die Fliissigkeii clas Curcums'papier sogleich schwach brlunt. Erst nach Verlauf mehrerer Stunden wird die Mare Fliissigkeit durch weisses Druckpapier fillrirt und das kohlensaure Bleioxyd mit etwa 3 'so viel V'asser ausgewascheii, als die ganze Fliissig- keit betrb'gt. Nun wird hiichstens 10 Minuien lang ein mtssiger Strom von Schwefelwasserstoffgas (leicht zu ent- wickeln aus Schwel'eleisen und verdiinnter Schmefelshre) hindurchgeleilet. Hierbei entsteht nur eine sehr schwache briiunliche FBrbung der Fliissiglreit (welche bei Anwendung der gereinigten Pottasche etwas stiirker , bei Benulzung der Lauge ails Weinsteinkohle aber Susserst gering zu seyn pflegt). Die Fliissigkeit wird sogleich erhitzt , bis scbwarze Flocken sich ausscheiden , durin mit einigen Tropfen concentrirten

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Essigs angeskiuert und nach einiger Digestion filtrirt , untl X ~ U I L in einer Porcellanschale t e i mlssiger WPrme bis ztir Trockenheit des Salzes verdampft. Wenn beim Fest werden des Salzes die Schale von Zeit zu Zeit vom Feuer genommen mird , so bekommt Jas Salz ein ltryslallinisches Anseheri, und setzt sich nicht fest an die Schde an.

Das so bereitele essigsaure Kali hat eine ganz weisse Farbe, reagirt in mlssig verdiirinter Buff iisung vollkommen netitral, unrl liist sich in Wasser auf niit reiner schwacher Triibung von Kieselerde. In der vollig klaren Aufldsung brinst ein starker Zusatz von Schwefelslure nicht die allera mindeste Triibung Lervor, eben SO wenig Schw-efelwasser- stoff eine liiirbuirg, wenn die Auflasung auch cencenlrirt utid alkalisch gemacht worden isl. Geringe Spuren von Chlor, Schwefelsiiure und Kalk sind gewohnlich darin zu entdek- ken, und die unlerschweflige SIure betrggt nach den Nie- derschligeil durch Queclrsilberchlorid , salpetersaures Queck- silberoxyd und Silberoxyd nur lusserst wenig.

Uas kohlensaura Bleioxyd, welches als Nebenprcrdukt abfAIt , erilhBlt elwas mehr basisches essigsaures Bleioxy d, als das gemeine Bleiweiss, in so fern es beimErhitzen in der Glasrohre nicht blos schmuiziggelb oder graulich sondern dunkel6rau wird. Dieser. geringfiigige Unterschietl ver- schwindet aber, wenn man dasselbe mit Wasser digerirt, dem ganz wenig kohlensaures Kuli beigefiigt worden ist. Der diescm Bleiweiss gemachle Vorwurf der untauglichkeit zur Bereitung des emplastr. cerussae ist gewiss nur dann gegriin- det , wenn der Niederschlag unvollstlndig von kohlensaurem oder essigsaurem Kali befreiet worden ist , obgleicb das Aus- waschen desselben Bar keine Schwierigkeit macht.

Die Quaniitiit des erhallenen Bleiweisses betriigt i n der Regel nu r 67 Procent des angewandfen Bleizuckers , wahregd aus gut getrocknetem und ganz unzersetztem Bleizucker 7 0

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Procent gewonnen werden miissten. Vom ,essigsauren Kali erLGlt man anstatt. 52 Proc. des Bieizuckers in der RegeI nur 44 Proc. orler ein wenig mehr. Nach diesen factischen Ergebnissen. werden aus 12 Unzen -Eleizucker und den zu ihrer Zersetzung erforderlichen 1 i s Unze kohlensauren Ka- lis erhalten 14 Unzen essigsaures Kali und 223 Unze reines Bleiweiss. . Nach der Preislisie einer ausgezeichneten chemi- schen Fabrik in. Sacbsen koslen nuit 32 Unzen Bleizuclrer 8 ggr. wid 113 Unze kohlensaures Kali aus Weinstein 20 ggr. Ich hahe aber kurzlich in den Annad. der I'harmac. gezeigt, dass dieseibe Menge lcohlensaures Kali nur 14 ggr. 4 pf. Ans- lage fur den Weirislein verlangt. Die 223 Unze Bleiweiss bnben nach jener Preishste den mrerth VOII 4 ggr. 6 pf. Wenn man also diese in Abzug bringt, SO verlangen ,die 149 Unze essigsaures Kali eine duslage von 16 ggr. 10 pf. fiir das Ma- terial, wlhrend sie nach der Preisliste 17 ggr. 6 pf. kosten. Der Unierschied vvHre also ganz unbedeutend, wenn in den Fabriken sal tartmi, und nicht bestiindig gereinigte Potta- sche verwendet wiirde. SO aber erfordern' 144 Unze essig- saures Kali nur eiiie Ausgabe von-8 ggr. 6 pf., und es blie- be demnach mehr als die Hiilfte des ,Fahrikpreises ubrig fir die im Allgemeitieii- sehr geringen Unkasten derf Bereitung des essigsauren Krtlis.

III. DarstelZung des efsigsauren Natrons aus Blehuk- ker vermittelsk schwefelsazren oder kohlensauren

Natrons. Von der Darslellung dieses Salzes gilt im Allgemeinen

eben das , 'was vorhin iiber das Kalisalz aiigefuhrt worden ist. N u r das von Glaubersalz freie kohlensaure Natron giebt ein von Schwefelsiiure freies essigsaures Natron. Selbst durch Krystallisation des esaigsauren Natrons kann das Glau- bersalz nur.wenig oder gar nicht , das unterschwefligsaure

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Natron dagcgen beinahe bis auC die allerletzte Spur getrennt werd en.

FYir laseri zur Darstellung dieses Salzes 237,s Grm. (oder 1 At.) Bleizucker in 720 Grm. reinem Wasser auf, yermischen die filtrirte Aufiiisuag mil 179 Grm. (odep 1 At.) krgstallsirten kohlensaurem Natron, aufgelgst in 720 Grm. mrasser, figen noch etwas liohlensaures Natron bis zum schwachen Ueberschusse hinzu , und lasser. das Ganze meh- rere Stunden lang stehen. Das weitere Verfahren ist ganz so, wie beim essigsauren Kali. Sol1 das Salz krystallisirt werden, so darf die Fliissigkeit riickt bis zur schwerfliissigea Consistesz abgedampft werden ; denn in diesem Falle gerin- net sie vollig zu einer schijn krystallinisch - strahligen Masse. Bei h h e r Lufiternperatur tritt dieses Erstarren zuweilen erst beini Anriihren der Fliissigkeit ein, begleitet von einer riicht unbetrh'chtlichen Temperaturixhohung. Es ist niir ein- ma1 begegnet, dass von dieser schnellen Krystallisation die Schale so stark erfiifzt wurde, dass sie nicht in der Hoiid gebalten werden konnte, und das feat gewordene Salz so-

gltich oberfl2chlich verwitterte. Die.ce hijchst aiiffallende Erscheinung , welche vielleicht auch yon Lichtentwiclilung, die aber unter den gegebenen UmstPnden nicht zu beobach- ten war, begleitet wurde, verdient wohl eine weitere Beachtung.

Da8 essigsaure Kali, und wegen seiner Reinkeit von Kieselerde vorzuglich das essipaure Natron ist , wie ich ge- funden zu haben glaube, und ns'chstens mitzutheilen gedenke, ein gatiz vorziigliches FPllungsmit+e€, welches sowohl in der qualitativen und quanjitativen Analyse, als auch bei der Dar- stellung mehrerer Metalloxgde init "utzen angewendet war- den kann. Bus dem Vorgehenden geht aber zur Genuge kervor, dass fur die Fs'lle, wo ein geringer Antheil yon

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BIeioxyd oder von unterschwefliger Sfure die chemische I Anwendung dieser Salze beeintrEchtigt, iiichts anders Ubrig bleibt als beide Salze aus ganz reinen knh!ensauren Alka- lien und reiner Essigsture zusammenzusetFen. Dasselbe gilt auch von dem essigsauren Ammoniak. \Venn man eine AuE liisung von krystalhirlelu essigsaurem Bleioxyd mit kohlen- saiirem Ammoniak vermischt, und zfdetzt noch ein wenig ltzendes Amrnoqiak bis zur alkalischen Reaction hinzufiigt, so ist die FSllung cles Bleies.iniiuer nur so weit VollstLndig, dass schwache Spuren yon Blei euriickbIeiben , meIche sich beim Hindurclileiten von Scliwefelwasserstoff als eine braune Fiirbung , und beim Slehen der Fliisaigkeit als sehr geringe schwarze Flocken bemerklich machen.

TJebcr das Gelbwverdcn des Bleicerats’ (Ungt. plumb.) ;

vom Apotheket MG I? I? e T

in MedeUach.

Bei der Vermischung von sehr ranzigem Oele oder Fette mit basiscb essigsaurem Bleioxyd h d e t eine sehr Lhnliche Erscheinung slalt wie Lei tler von viel Sauerstoff - haltigem Terpenlinol mit Bleiessig. Es entsteht wie im Archiv Bd. XI. Heft I. beschrieben fast dieselbe Fgrbung deu Oels oder Fettes , nur ist dieselbe viel schwlcher. Je Il ter aber das angewendete Felt oder Oel ist , desto dunkler gefarbt erscheint ;lie Mischung.

Bei Anwendung von friqcchem reinem Oele oder Fette

Es sind bisher v ide Iilageri iiber die Bereitung des Ungt. entsteht keine Farbenverlnderung.