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38 1 in wieferii Hr. R i e f s incine Einwendungen gegen diese Hy- pothese beseitigt habe; nur darf ich hoffen, dars dabei der von mir, S. 42, angegebene und leicht anzustellende Ver- such wiederliolt werdeii miige. Das auf deni Schirine cnt- worfene Bild (nicht der Schatten) der GassHule ist so scharf begranzt, und zeigt weit iiber der Stelle, wo die Luft an- fingt in die Saule einzudringen, so abgeruudete, nie spitzige Uinrisse, dafs mir kein Zweifel in Betreff der Nichtexistenz der Dainpfspitzen iibrigbleibt. Utrecht, 7. Marz 1548. 111. Ueber die Wirkung des freien Sauerstoffs in der galvanischen Kette; con W. Beetz. (Der p1,ysikalischcn Gesrliscldt zu Berlin mitgetheiit am IS. Nh 1846.) D i e Gegenwart der atmospharischen Luft tragt, nach den Versuchen VOI~ Biot und F. Cuvier I), weseiitlich dazu bei , die Stroinstiirke einer galvanischcn Saule ZU erhalten. Die geiiannten Physiker beobachteten, dab cine S~ule, wel- che unter einer mit Luft zuiii Tlieil gefiillten und untcn durch Wasser abgesperrrten Gloclie aufgebaut war, einen Theil der Luft absorbire, und schlosseu aus der ungefahr abgeschatzten h'lenge des verschwundenen Gases , dafs die Luft ihren Sauersloffgehnlt eingebiifst babe. Wurde eine neue Quantitat Luft unter die Gloclie gegeben, so bcgann die Wirkung der SHule, wefche wahrend der Absorption auf ein Minimum gesunken war, von Neuem, sie nahm aber wiederum ab, menn sich die Saule eiiiige Zeit liindurch fiberlassen blieb. Dah indefs die Gcgenmart der Luft nicht unbedingtes Erfordernifs fur das Vorhandensegn dcs Stro- mes sey, zeigten B i o t und C u v i e r dadurch, dafs cine un- ter der Glocke der Luflpumpe stehende Saule auch dann noch kraftige Wirkung, besonders lebliafte Gasentwicklung gab, ~ e n i i man die Luft unter der Glocke stark verdiinnt bert hnnalen, Bd. 10, S. 161 *, nus Anrdes de chirn., XXXLr, 1 ) B io t, Tmit; de phys. espe'r. et muthhm., If, p. 526. * - Gi i- p. 242.

Ueber die Wirkung des freien Sauerstoffs in der galvanischen Kette

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Page 1: Ueber die Wirkung des freien Sauerstoffs in der galvanischen Kette

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in wieferii Hr. R i e f s incine Einwendungen gegen diese Hy- pothese beseitigt habe; nur darf ich hoffen, dars dabei der von mir, S. 42, angegebene und leicht anzustellende Ver- such wiederliolt werdeii miige. Das auf deni Schirine cnt- worfene Bild (nicht der Schatten) der GassHule ist so scharf begranzt, und zeigt weit iiber der Stelle, wo die Luft an- fingt in die Saule einzudringen, so abgeruudete, nie spitzige Uinrisse, dafs mir kein Zweifel in Betreff der Nichtexistenz der Dainpfspitzen iibrigbleibt.

U t r e c h t , 7. Marz 1548.

111. Ueber die W i r k u n g des freien Sauerstoffs in der galvanischen Kette; con W. B e e t z .

(Der p1,ysikalischcn Gesrliscldt zu Berlin mitgetheiit am IS. N h 1846.)

D i e Gegenwart der atmospharischen Luft tragt, nach den Versuchen V O I ~ B i o t und F. C u v i e r I ) , weseiitlich dazu bei , die Stroinstiirke einer galvanischcn Saule ZU erhalten. Die geiiannten Physiker beobachteten, dab cine S ~ u l e , wel- che unter einer mit Luft zuiii Tlieil gefiillten und untcn durch Wasser abgesperrrten Gloclie aufgebaut war, einen Theil der Luft absorbire, und schlosseu aus der ungefahr abgeschatzten h'lenge des verschwundenen Gases , dafs die Luft ihren Sauersloffgehnlt eingebiifst babe. Wurde eine neue Quantitat Luft unter die Gloclie gegeben, so bcgann die Wirkung der SHule, wefche wahrend der Absorption auf ein Minimum gesunken war, von Neuem, sie nahm aber wiederum ab , menn sich die Saule eiiiige Zeit liindurch fiberlassen blieb. Dah indefs die Gcgenmart der Luft nicht unbedingtes Erfordernifs fur das Vorhandensegn dcs Stro- mes sey, zeigten B i o t und C u v i e r dadurch, dafs cine un- ter der Glocke der Luflpumpe stehende Saule auch dann noch kraftige Wirkung, besonders lebliafte Gasentwicklung gab, ~ e n i i man die Luft unter der Glocke stark verdiinnt

b e r t hnnalen, Bd. 10, S. 161 *, nus A n r d e s de chirn . , XXXLr, 1 ) B io t , Tmit; de phys. espe'r. et muthhm., If, p. 526. * - Gi i -

p . 242.

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hatte. Die Griinde, welche in der gedachten Abhandlung fur diese Ersclieiiiungen hcigebracht werden, kiinnen dein heutigeii Stande unserer Kenntnisse iiber den Vorgang in der Volta'schen Kelte natiirlicb wenig atlgeinesseu seyn. Sie werden in einer griilseren Leitungsfiihigkeit gesucht, welclie die Saule diirch die Gegenwart des Sauerstoffs da- durch annehinen soll, dafs die Platten bei ihrer Oxydation gleiclisatii niher aneinander und an die fcuchten Tuchschci- bell gcprelst merden.

Eine vor Kurzeni erschienene Abhandlung des Hwrn A d i e I) liat denselben Gegenstand mieder aufgefnfst. Er hat die Absorption , welche ein Theil der nfmospliarischen Luft durch die Kette erfahrt, bestztigt, unt? ebcn so das Aufhiiren der galvanischen Th;itigkeit beobachtet, veiin die in der Leitungsfliissigkeit enthaltene Luft verzehrt war, wiih- rend er den Stroin wiedcr eintreten snli, wenn er der Luft neuen Zutritt gestattcte. Die Versuche siiid nicht alleiu init dcstillirtein Wasser angestellt, sondern aucli init Salz- liisungen. Den Ort der reichlichstcn Absorption fand Hr. A d i e an der ne@iven Platte, indern er iiber die beiden Platten einer Zinkplatinkettc kieine init Sauerstoff gefiillte Glocken stiirzle. Zur Erlluterung der ganzen Erscheinung ist noch ein Versnch nngefuhrt, bei welchein zmei niiig- lichst gleichartige Zinkplatten abwechselnd von Sauerstoff umgeben und zu einer Kette verbunden wurden. Die im Sauerstoff stehende Platte zeigte sieh immer negativ. Um die mitgetheilten Erscheinnngen erklaren zu k~nnei i , glaubt Hr. A d i e annehlnen zu miissen, der Elektrolyt sey eigent- lich iiiclit Wasser, sondern eiii hiihercs OxTd des Was- serstofls, auch iiieht das bekannte, sotidern ein noch h6- heres, da es schon durch blafse Beriihrung init Eisen oder Zink zersetzt werde, wie sich d i ek in der Wirkung der zuletzt beschriebenen Zinkzink - und der andogen Eisen- eisenkette zeige. Hr. D e l a R i v e ') hat diesen Apparat in die Klasse der Gasbatterien venriesen, woliin er augen-

1) Edinb. new plrilos. Journnl, XXXYIII, p . 95; XXXIX, p . 327 *. 2) Arch. des sciences phys. et nut., fJ p. 167 +*.

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383 scheinlich gehijrt , und die Erkllrring , welcllc cr lur deren Wirksamkeit gegeben ha t '), aucli auf ihii ubertragen. Nach iiiin besteht die Thatigkeit des Sauerstoffs claria, d;lfs er die Zinkplatte, welche er umgiebt, oxydirt , und sie dadnrcli weniger Biliig macht Wasser 211 zersetzeu. Die alidere Platte wird deshalb positiver, und der Wasserstoff, der durcli den Stroni zur iiegativen Platte gefiihrt wird, ver- biiidet sich init dem dort befindlicheu Sauerstoff, und ver- stiirkt dadurch deli Strom.

W a s die Versucbe selbst anbetrifft, so darf inan von den- jenigeo derselben, welche init hermetisch verschlossellen Ge- fafsen angestellt sind, nicht sogleich schliefsen, dafs die Ab- wesenheit der Luft der Grrind zum Aufliiiren des Stromes ist. Es spielt liierbei vielmehr die von S i m o n beob- achtete Erscheioung mit, dafs i n solchen Gefiifsen der starke Druck die Gasentwicklung, und somit die ganze Thatigkeit der Kette verhindert. Eiu Gegenversuch hierzu ist der voii B i o t uiid C u v i e r erwlihnte, dafs unter der Glocke der Luftpumpe die Saole nicht unwirksain ivul.de, wiewohl sie mijglichst wenig von Luft umgebeii war. Man I d s also vor allen Dingcn dafur sorgen, dafs dcr Drrick in den zu vergleichendeii Ketten, deren eine lufthaltige, die andcre luftfreies Wasser zum Elektrolyten hat, derselbe bleibe. Auch das Veisiegeln der Gefzfse, welches Hr. A d i e an- wandte, ist schon ein zu fester Verschlufs, wiewohl nacli V 0 i gt 's 3 ) Versucheii dasselbe die Gasentwicklung nicht vallig aufliebt , sondcrli bei starkem Druck kleilic Wasser- trijpfclien hindurclilafst. Bei den Versuchen , welche ich fiber die Wirkung des freieii Sauerstoffs iu der Kette an- gestellt habe, umging ich i n der Regel den luftdichtcn Ver- schlufs dadurch, dafs ich aus der Leitungsflussigkeit ein ca- pillares Rohr durcli den fibrigens dicht schliefseiideu Kork fuhrte, das mit derselben Flussigkeit gefiillt uiid auken durch

1) Arch. de I'Elcctr., IU, p. 525.

2 ) Gilbert ' s Annalan, Bd. 10, S. 297 *. 3) Ibid. Bd. 10, S. 298 *; aus Voigt's Magazin, Bd. 2, S. 555.

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eiiie Fliissigkeit abgesperrt mar. Die Ergebnisse der Ver- stlche selbst zeigen, dafs ein solcher Verschlufs den Ein - tritt der lufseren Luft lange genug verhindert, um dadurch keiiie Irrtliiimer in der Beobachtung hervorzubringe~i.

Das Aufliiiren des Slromes, das ich iibrigens selbst iii

dicht versiegelten GeMfsen auch iiach Wochen iiiemals voll- stijndig gefiinden habe, kanu i n zwei Dingen begiiindet seyn: in eiuer Verminderung der elektromotorischen Kraft , oder j n einer Zunahme des Widerstandes dcr Kette. Um dieCs zuerst zu unterscheiden, stellte icli zwei Platinzinkketten, deren eine mit luftfreiem, die andere mit lufthaltigem Was- scr gefullt war, so zusawmen, dafs die beiden Platinplatten und die beiden Zinkplatten wit einander verbunden waren. An eiiiein in diese Verbindung eingeschalteten Galvanome- ter wurde bei einein Versuch gar kein Ausschlag bemerkt, bci zmeien andercn zeigte sich ein sehr geringer Strom im Sinne des im Iuftfreien Wassers steliendeii Paares, dcr an meinem Galvaiiometer einen Ausschlag von l o bis 3" er- zeugte. Die beiden Elemente wurden hierauf zu einer zwei- paarigen SZuIe mit einander verbunden, so dafs beide eine Zeit hindurch vou einein Stroin von derselben Intensitat durchlaufen wurden. Beide Verbindungen wurden durch eine kleine Wippe hergestellt, deren Einrichtong man sich leirht ohne weitere Beschreibung rorstellen wird. Wurde jetzt schnell die vorige Verbindung mit dem Galvanometer wieder hergestellt, so iiberwog die Kette im lufthaltigen Wasser so stark, dafs die Nadel bis zu 10, 12 und 15 Grad ausschlug. Die VerSnderung, wclche die Ketten hier- bei erfahren haben, mufste an der elckmotorischen Kraft vorgegangen seyn , da cine Verauderung des Widerstandcs beiden Ketten in gleichcin Grade zukommt, also keine Ab- lenkung im Galvanometer hervorrufen kann. Offenbar war der elektromotorisclie Zusfand des im Iuft freien Wasser stehenden Paares verlndert , entmeder dadurch, dafs das Platin in demselben positiver als das aiidere Platin, oder das Ziuk negativer gcworden war als das Zink im iufthal- tigeii Wasser. Aus der reichlicheii Absorption, welcht? der

Sauer-

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Sauerstoff in der Umgebung des Platins erfahrt, l a t t sich schoii vermuthen, dak das Erstere der Fall ist; uin iudeb hieruber grofsere Bcstiinmtlieit zu erhalten, stellte ich fol- genden Versuch an:

In den iiach uiiten convexeii Kork eines weitlialsigen Glases waren zwei Glasriihren eingesetzt, deren Lange etwa 3 Zoll, der Durchinesser + Zoll betrug. Ungefdir die Hslrtc der RBhren ragte frei uber den Kork heraus; ihre oberen Enden waren durch Korke geschlossen, durch deren eiiien eiii amalgainirtcr Ziukstreifen : durch den aiideren eiii Pla- tinstreifen gesteckt war, welche h i d e fast bis zuin unte- ren Ende der Rohren reichten; beidc obcre Rohrenendeu wareii luftdicht verkittet. Auber den weiten R6hren wa- ren iioch zwei capillare Rohreii durch den Kork gesteckt, welche unter der Mutidung der weiten Rohren aufwirts gebogen, und in dieselben bis zu eioer Hohe voii ungefshr 2 Zollen aufwarts gefiihrt waren. Oberhalb des Korkes wareu diese Riihreii zur Seite und wieder abmirfs gebo- gen. Um den ganzen Apparat mit luftfreiem Wasser zii fullen, wurde zuerst das Glas voliig angeliillt und der Kork lose aufgesetzt. Durch Umkehren der Vorrichtiing wurden die Rohreii ganzlich gefiillt. Der Kork wurde noch ein- ma1 geltiftet und das Glas bis zum Ueberfliefsen mit ko- chendein Wasser gefiillt, worauf der Kork, der zuvor mit leichtfliissigem Siegellack innen und aufscn ganzlich iiber- zogeii war, fest aufgedriickt uud die R i m e in der Umge- bung desselben dicht verkittet wurde. Beim Aufdrucken entweicht das iiberschiisssige Wasser durch die Capillar- rbhren, welche sogleich unter die Oberflache von ebenfalls ausgekochtem Wasser gelaucht wurden. Nachdein der Ap- parat in dieser Stellung erkaltet war, wurden die beiden freien Metallenden mit dem Galvanometer verbunden. Von den wiederholten Versuchsrelien , welche icli mit Appara- ten dieser Art, theils mit Wasser, theils mit schwachen Lo- sungen gefiillt, austellte, seyen hier 0011 einer die Zablen- werthe gegeben, bei welcher der Elektrolyt destillirtes W a s - ser war.

Poggendorff’s Annal. Bd. LXXIV. 21

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Ursprungliche Ablenkung . . . . . . . . 270

Durch die eine Capillarrohre wurden eiiiige Luft- &lasen in die das Zink entlialtende Hiihre ge- fuhrt; die Nadel ging auf . . . . . . . 12

war aber iiach 16 Minuteii wieder auf . . . 4 Einige Luftblasen wurden zuin Platin gegeben.

Nach vier Stuiiden stand sie auf . . . . . 4 3 4.2.

Der gaiize Apparat wurde rimgekehrt , uni die Riihreii wieder iiiit Wasser zu fullen, das nun freilicli niclit inchr ganz luftfrei war.

Nach drei Tagen . . . . . . . . . . . 4

Die Nadel ging aaf . . . . . . . . . 47

und nach drei Tagen auf . . . . . . . .

Nach einer halben Stunde war die Nadel zur

Luft wurde zuin Zink gelassen . . . . . . 18 Nach 35 Minuten . . . . . . . . . . 8 Durch IJlnkehren wurde die Riibre wieder ge-

Luft wurde zuin Platin gelassen . . . . . 52 Nach sechs Tagen . . . . . . . . . . 50 Nach vierzehn Tagen . . . . . . . . . 44.

Die anderen Versuchsreihen waren der vorliegenden ganz entsyrechend , und zeigen unzweifelhaft, dafs der Sauer- stoff, wenn er das Platin unigiebt, eine Schwachung der elektromotorischen Kraft verhindert , oder wenigstens ver- mindert, welche ohne seine Anwesenheit eintreten wurde. Diese Schwachuug kann in nicbts Anderem bestehen, als in einer Ladung durch den freiwerdenden Wasserstoff. In- dein sich der Sauerstoff mit ihln im Entstehungsmoiiieiite verbindet , vermindert sich sein Volumen , wenn namlich die Wirkung der Kette schwach genug ist, uin nicht reich- licheren Wasserstoff zu entwickeln, als durch diesen Pro- cefs verbraucht werden kann. Die negative Platte wird dabei moglichst depolarisirt, und also der Stroln wieder verstarkt.

Diese Erklarungsweise der in Rede stehenden Erschei-

Ruhe gckommen bei . . . . . . . . 8"

fiillt.

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nung schliefst sich uiiiiiitteibar an diejenige an, welche Hr. S c h o e n b e i n I ) von der Thatigkeit des Sauerstoffs in der Grove'schen Gasbatterie gegeben hat. D a b das Eintreteii des Gases in die Rohre, welche das Zink enthalt, doch auch eine kleine Stromverstarkung herbeifuhrt, liegt gewifs griifstentheils an der Erschutterung , welche die Leitungs- fliissigkeit dadurch erfahrt. Dafs der Sauerstoff selbst da bei keine wesentliclie Rolle spielt, ist wohl aus der dufserst kurzen Daner der grofseren Stromstarke klar.

Ein Gegeiiversuch bestatigt die gegebtne Erklarung von der Thatigkeit des freien Sauerstoffs in der Kette. Es wurde cine kleine constante Kette, nach Art der Daaie11'- schen, gebildet, aus einem init ausgekochtein Wasser ge- fullten Gefiifse, und eiiier Glasrohre, welche durch den Kork dieses Getifses luftdicbt gesteckt, anten init Blase verbunden, und mit ausgekochter Kupfervitriollosung ge- fullt war. Durch deli Kork des grofseren Gefafses waren aufserdem im amalgamirten Zinkstreifeii durch einen klei- nen Kork, der die Rtihre oben verschlofs, ein Kupferdraht und zwei dunne Glasriihren gefuhrt. Die Kette gab bei einem Versuch eine Ablenkuiig von 62", beiin zweiten ei- neii VOII 26O, wclche beide durch Einblasen von Luft nicht iin geringsten vergr6fsert wurden. Wo also die Ladung des negativen Metalls anderweitig schou aufgehoben ist, bleibt der Sauerstoffzutritt unwirksam.

Die angefiihrte Erkliirung, welche Hr. D e 1 a R i v e ge- geben hat, scheint mir auf uiisere Erscheinung gar nicht anwendbar, j a selbst nicht auf den Fall, fur welchen sie gemacht ist. Eiue Ziukplatte, welche vou freiem Sauer- stoff umgeben ist, sol1 durch diesen oxydirt und dadurch unfihiger werden, das Wasser zu zersetzen. Diefs der elektrochemischen Hypotliese zu Gefallen zugegeben , so widerspricht dem das Folgendc: Der durch den Stroin ent- bundene Wasserstoff sol1 zum Saucrstoff gehen, sich init ihm verbinden, und dadurch den Strom verstarken. Weini aber der Wasserstoff sich mit dem Saaerstoff verbindet,

1 ) P o g g e n d . Ann., Bd.58, S.367 (und neiierdinp, f ld.74, S . 241 *.) 25 *

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so entzieht er denselben dein Zink, die€s inufste also jetzt weniger direct und mehr auf Kosten des Wassers oxydirt werdeu, so dafs die Verbindung beider Gase, statt den Strom zu verstarken , ilin gerade schwaclieii miifste.

Noch eine Bemerkung sey mir erlaubt iiber eine An- gabe des Hrn. Ad i e. Fur die Nothwendigkeit des Sauer- stoffs zur Stromerreguug fuhrt er a n , dafs der Stroni be- deritentl schwacher sey, wenn das Wasscr stark erwarmt werde. Ein Stroin, der die Galvanolneternadel auf 50" trieb, so lange die Leitungsflussigkeit die gewiihnliche Tcm- peratur hatte, bewegte sic bei kochendciii Wasser nur bis 50. Dieb scheint ineiner Ansicht zu widersprechen, da ja gerade in kocheiidem M'asser eine moglichst geringe Laduug stattfindet. Ich mufs indefs diese game Angabe fiir irrig halten, da nach den neueren Untersuchungen von 0 11 in ') uud H a n k e l ') gewifs kein Zweifel inehr bleibt, dafs die Erwarmuiig der Leitungsflussigkeit deren Widerstand eben- falls vermindert, so dafs also der Zahler des, die Stroin- intensitat vorstellenden , Bruches durch ein solches Erwar- men vergrofsert , sein Nenner verkleinert wird. Ein paar gaiiz einfache Versuche zeigten mir ubrigens auch ein Re- sultat, wie ich es erwartete; ein kleines Kupferplatinpaar, besteheud ans Drlhten beider Metalle, war in kaltes luft- haltiges destillirtes Wasser getaucht, und erregte am Gal- vanometer eine Ablenkuug von 45O. Beim Erwarmen des Wassers stieg die Ablenkung, und blieb bei dauerndem Kochen in kleinen Schwankungen zwischen 60" uud 650. Nach dem Erkalten bei Luftzutritt sank der Stroin wieder auf 42". Damit die veranderliche Fliissigkeitshbhe wahrend des Versuches keine Beobachtungsfehler herbeifuhren konnte, waren beide Drllite in Glasrbhren eingeschmelzt, und ihre kurzen , uuten hervorragenden Enden ganz linter Wasser getaucht. - Die von B i o t und C u v i e r gem'achte Beob- achtung, dafs im luftverdfinnten Rauine die Stromstarke sich

1) P o g g e n d o r f f ' s Annalen, Bd. 63, S . 403 *, 2 ) IGd. Bd. 69, S . ?55 *.

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iiicht so vermiidert , schliefst sich ubrigens iiieiiier Erkla- ruiigsweise sehr gut ai l , und komint mit Hrn. D e l a R i - v e's I ") Bemerkung ubercin, dafs eine Vermiuderiing des Drucks die Ladutig ebeufalls verringert. -

Nach den vorsteheiiden Untersuchungen scheint niir die Rolle, welclie der freie Sauerstoff in der Kette spielt, vol- lig klar zu seyn. Sie zeigen besonders, dafs die Wirkung dieses Gases nicht etwa eine priindr elektromotorische ist, sondern in sofern eine secundare, als sie die sonst stat[- findende Stroinschwachung verniindert. Hierdurch wird zu- gleich die im Sinne der elektroinotorischen Hypothese aus- gesprochene Ansicht zuriickgewieseii , als koiine der Stroni eiucr rnit destillirtein Wasser gefullten Kette nur durch die Oxydation des positiven Metalles auf Kosteii des freieii Sauerstoffs entstehen. Ein solcher Procefs wurde aber auch, voin streng elektroclicinischen Standpunkte aus gesehen, keiiie Elektricitdt crregen, wie denn F a r a d a y ausdruck- lich sagt: es ist voii dcr dufsersten Wichtigkeit zu beiner- ken, dafs der Sauerstoff in eineiii eigeiithiiinlichen Zustande seyn mufs, namlich im Zustande der Verbindung, und zwar in eiiter solcheu Verbindung, welche ein Elektrolyt ist ').

IV. Ueber die Longitudinalstreyen im Sonnen- spectrum; con H. K n o b l a u c h .

D i e im prismatischen Sounenbifde auftreteuden, gegen die Fraunhofer'schen Liiiien senkrecht gerichteteu Streifen, mel- che in besonderer Deutlichkeit wahrgenommen werden, wenn man hinter dein Prisma eine Linse anbringt, sind der Ge- genstand specieller , zuin Tlieil sehr sorgfaltiger Untersu-

1) Compt. rend., XYI, p. 772 *. - P o g g c n d . Ann., Rd. 59, S. 4'20%

2) ESP. Res. p . 921 *.