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fekweirLs&ure von J. Liebig und F. VUI. Ueber die Zusammensetzung der Schwe- Wiihler, Die Zusammensetznng der Scbwefelweinslure, welche mit der Aetherbiltlung iu einer so naben Beziehung steht, ist voii drei Cheiiiikern auf eben so vie1 verschie- dene hrten angegeben worden. H e n n e t betraclitet diese SIure als eiiw Verbindung von dlbildcndem Gase mit wasserfrcier Schwefekiure. Sd ru I I a s nimiiit in dersel- ben Siiure iiocb eiiie gewisse Portion Wasser an, die er mit dlbildeiidem (;as zu helher verbunden betraclrtet. Die Ansiclit von B o u I I a y und D u ma s ist dieseii beiden entgegengesetzt, und niclit so leicht damit in Ueberein- stiininuiig zu briiigen. Sie nehmen au, dafs die Wein- schwefelslure eirie Verbiiidung von Uuterschwefelsliure mit eiiieiii W’eiiiiA sey, welches auf 2 Kohlenstoff 3 Was- serstoff eiillidt *). Die Versuclie von H e n n e l und S d r u l l a s stiininen also darin fiberein, dafs in dieser Saure Kohlenstoff und Wasserstoff in deinselben Verhiltnisse, wie in dein schwe- ren Kolilcuwasserstoff~ase, sich befiiiden **), und wei- ehen darin von Duinas und Boullay ab, daCs diese mehr Wasserstoff gefuodeli haben, als diesem Verhllt- nisse entspricht, und weniger Sauerstoff als erforderlich ware, uiii init diesem W’assersloff Wasser zu bilden. Die Hichtigkeit der S C r u I I a s’scheii und Hen n e 1’- schen Ausicht Iiil‘st aich direct nicht erweisen, neil uiaii die Shre selbst tiicht isolirt der hiialyse unterwerfen kann, und indirect, d. h. durch hualyse der schwelelweimauren Salze, *) Vergleichs diere Ann. Bd. XI1 (88) S. 98. ”) Dicse Ann. Bd. XIV (90) S. ‘283 und Bd. XV (91) S. 20.

Ueber die Zusammensetzung der Schwefelweinsäure

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Page 1: Ueber die Zusammensetzung der Schwefelweinsäure

fekweirLs&ure von J. L i e b i g und F.

VUI. Ueber die Zusammensetzung der Schwe-

Wi ihler ,

Die Zusammensetznng der Scbwefelweinslure, welche mit der Aetherbiltlung iu einer so naben Beziehung steht, ist voii drei Cheiiiikern auf eben so vie1 verschie- dene hrten angegeben worden. H e n ne t betraclitet diese SIure als eiiw Verbindung von dlbildcndem Gase mit wasserfrcier Schwefekiure. Sd ru I I a s nimiiit in dersel- ben Siiure iiocb eiiie gewisse Portion Wasser an , die er mit dlbildeiidem (;as zu helher verbunden betraclrtet. Die Ansiclit von B o u I I a y und D u ma s ist dieseii beiden entgegengesetzt, und niclit so leicht damit in Ueberein- stiininuiig zu briiigen. Sie nehmen au, dafs die Wein- schwefelslure eirie Verbiiidung von Uuterschwefelsliure mit eiiieiii W’eiiiiA sey, welches auf 2 Kohlenstoff 3 Was- serstoff eiillidt *).

Die Versuclie von H e n n e l und S d r u l l a s stiininen also darin fiberein, dafs in dieser Saure Kohlenstoff und Wasserstoff in deinselben Verhiltnisse, wie in dein schwe- ren Kolilcuwasserstoff~ase, sich befiiiden **), und wei- ehen darin von Duinas und B o u l l a y ab, daCs diese mehr Wasserstoff gefuodeli haben, als diesem Verhllt- nisse entspricht, und weniger Sauerstoff als erforderlich ware, uiii init diesem W’assersloff Wasser zu bilden.

Die Hichtigkeit der S C r u I I a s’scheii und H e n n e 1’- schen Ausicht Iiil‘st aich direct nicht erweisen, neil uiaii die Shre selbst tiicht isolirt der hiialyse unterwerfen kann, und indirect, d. h. durch hualyse der schwelelweimauren Salze,

*) Vergleichs diere Ann. Bd. XI1 (88) S. 98.

”) Dicse Ann. Bd. XIV (90) S. ‘283 und Bd. XV (91) S. 20.

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ist es Ieicht denkbar, dafs man auf solche Verscbiedenbeiten stofsen kdnnte, die das G a m e zu einem b l o l e n Wortstreite mathen. Man nehine Z. 13. an , die ~~hwefe lweinsauren Salze enlhielten .Krystallwasser, welrhes sich nicbt ent- fernen lakst, ohne d a k die Siiure dacliirch zerselzt wird, ulld es ist denkbar, dnk , weiin iii dein eiiien Salz die SSure als eine ~ u s a n ~ ~ ~ r e r i s e ~ z u i r g V O I I hellier init ScIiwe- f & j i i r e betrachtet wertlen k m n , sic in clein ancleru als eine Verbiudung vou Alkohol mil Schwefelslure sich dar- stellt.

Die Unrichtigkrit der Ansicht von D II m a s und Bo ui- l a y l ak t sich hingrgen vie1 leichler bewcisen.

W i r haben eirie Analpse des sclrscfc:lwc~iiisauren Ba- ryts in eioem sehr grofsen Manfsstabe aiigestellt, init Hulfe des Apparates, dcr iin Januarhefte diesw hnualen be- scbrieben steht; wir glauben, d a b dic Kesultate, welclie wir crliieltcn, geeigiiet sin'd, diesen Gegeustand zur Ent- scheidung zii bringen.

Der scbsefelweiiisaure Baryt, welclier zur Aualyse verwendet wurde, war in wasserhellen, sehr p o h n yua- dratischen Tafeln krystnllisirt. W i r versuchleii, dieses Salz von einem iniigliclien Gebillte an Krystallwasscr zit befreien, allein diers gelaiig uuler keincrlei Umstiinden. Bei dein Erhitzen wurden die Krysralle weirs uiid un- durcbsichtig , aber dicses weifs genordcne Salz liiste siclr nachher nicht mebr vollslandig in Wasser auf. Die Zer- setzung, die bier vorgeht, liudet bei jeder Tcuipmtur iiber 20" statt.

Erhitzt man das Salz bis auf 25" bis 30°, so wird es, wie beinerkt, weirs, iiud liifst sich alsdann zu c i n m trockrreii Pulver zerreibeii, welcbes sich B U der Lufi n i c h weiter ver%adert, bei 40" bis 4 5 O wurde es ebellfikllti weirs; a k i n es l i d s sich alsdann keineswegs zerreiben, sondein [lie verb\ itterteir Kryslalle zerflossen sehr schiiell an der Luft zu einer sehr sauren Flussigkeit, die mit ei- ner Menge schwefelsauren Baryts gemengt war.

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488 Die Anwendung der Luftpampe mit WBrme unter-

s tk t , giebt kein besseres Resultat. Aus diesem Verhalten geht augenscheinlich hervor,

d a t dieses Salz kein Krystallwaseer enthdt, sondern dafs, wenn Wasser darin enthalten ist, dieses zur Zu- sammensetzung der Siure geh6rt, und ohne Zersetzung derselben nicht abgeschieden werden kann.

Da dieses Salz durch ErwHrmung nicht getrocknet werden kann, so wurde es, urn die QuantitBt der Base zu bestimmen, die es enthllt, so trocken, als es an der Luft werden konnte, gegliiht.

2,500 Gr. schwefelws.Baryts hinterliefsen 1,374 schwefel- 2,000 - - - - 1,1001 sauren 4,000 - - - 2,198 Baryt.

Diefs giebt fur 100 Theile im Mittel 54,986 schwe- felsauren Baryt.

Eiue andere Portion von diesem Barytsalze wurde fer- ner mit chlorsaurem und koblensaurem Kali gemenst und verpufft, die Masse in Wasser aufgel8st, mit Salzslure gessltigt und durch Chlorbaryum gefiillt. 4,300 schwe- felweinsaurcr Barjt lieferten auf diese Weise 4,830 schwe- felsauren Baryt, dieses giebt fiir 100 Tb. Salz 112,33 schwefelsauren Baryt. 1,910 Gr. schwefelweinsaurer Ba- ryt wurden ferner mit Kupferosyd verbrannt, und 0,855 Gran KohlensBure und 0,527 Gr. Wasser erhalten. Be- recbnet man die Zusammensetzung nach diesen Uaten, so erhalt man in 100 Theilen:

54,986 schwefclsauren Baryt 19,720 Schwefelsaure 12,370 Kohlenstoff 3,060 Wassers to ff 9,866 Sauerstoff

100,000 oder aus:

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schwefelsaurem Baryt Schwefelsaure

54,986 19,720 14,390 9,100 1,260 0,644

} Alkohol Kohlenwasserstoff Wasser dem Salze anhiogendes Wasser Verlust

-

10O)OOO.

schwefelweinsaure Baryt 2 Atome Schwefelshre 1 - Baryt 4 -. Kohlenstoff

2 - Sauerstoff

Aus dieser Zusammensetzung ergiebt sich, d a t der

1 12 - Wasserstoff 2 At. Alkobol

entbiilt. Man kann die Schwefelweiusaure also als eine Verbindung von wasserfreier SchwefelsSure mit Alkohol, oder, was wahrschcinlicber ist, als eiuc Verbindung von Schwefelsaurehydrat mit Aelher betrachten.

Bei dieser Analyse liabcn wir zu bemerken, dafs der schwefelweinsaure Baryt ohne vorhergehendes Trocknen der Verbrennung unterworfen wurde ; es ist daraus leicht ersichtlich, dafs die hnalyae etwas mehr Wasser ergeben mufste, als der Zusammensetzung des Aethers entspricht. Die Analyse giebt noch zu einer andern Bemerkung Ver- anlassung, welche zu sehr in die Augen fillt, als dab WU sie iibergehen diirften.

Die Schwefelsaure namlich, welche durch Verpuf- fung des Salzes bestimmt wurde, betriigt am Gewichte. e t m s mehr als diejenige Qunntitat, welche mit Baryt, nach dem Gluhen desselben, zuriickbleibt; denn diese be- tragt nur lS,Sl, wahrend die erstere 19,72 Proc. aus- macht. Gay-Lussac hat ebenfalls auf 5493 Proc. durch Gliihen erhaltenen schwefelsauren Baryt durch Fallung des verbrannten Salzes 111,47, also ebenfalls etwas mehr a h das Doppelte Gewicht, erhalten. Man bemerkt fer-

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ner, wenn man die angegebenen Rewltate anf Atome be- rechnet, dafs man in 100 Th. etwas weniger Kohlenstoff erlillt, als die hnalyse ergeben hat. Dieser Utnstaiid kann nur darin seinen Grund haben, dafs sich beitn Vermi- scben cler Schwefelsiiure niit absolutem Alkoliol schwe- fcls8urehaltipes Weiui)l, dcr voti SB rit I l a s sogenannte SuJhafe double delher el dhydrogene carbone; erzcugt, von welrheiii eine kleine Quantitiit in die Zusammenselzung der weinsclin efelsauren Salze eingebt. Diese Voraussetzung wird durch die Beobaclitung von W i t t s t o c k (diese Ann. Bd. XX S. 461) aufs vollkommenste bewiescn.

Als BestZtiguog der Ricbtigkeit der angegebeiien Zu- sammcnsetzung 1:iCst sicli noch folgender Versucb betrach- ten. Wean man iiiiinlich krystallisirten schwefelweinsau- ren Baryt mil gegliilitein kolilensauren Kali zusainirienreibt und erliitzt, so crhalt man, ohne dafs sich das Salz schwiint, durcli die 1)estillation reinen Alkohol, der eincn etwas Stherarligen Geruch besitzt. Diefs beweist unstreitig, dab die Scliw cfelweinsiiure, wenigstens in dem Barytsalz, kei- nest- egg, wie Sc'r ii I I a s ineint, als eine Verbindung von Aether und wusserfreier Schwefeldure betraclitet werden kaiiii. Uer game Zusammenhang der Aetherbildung mit der Eneugung der Schwefelweinslure findet nun in der gefundencn Zusatnmensetzung der Scbwefelweinsiiure die genogendste Erkliirung.

Bei der Darstellung des scbwefelweinsauren Baryts bemerkt man, insbesondere wenn zur SSttiguog des Scliwe- felsiiuregemischee ein kolilensaurer Baryt verwendet wird, der aus dein Scbwefelbaryum durch kohlensaures Kali gekillt wurde, dafs die Fltissigkeit einen unertraglicben Knoblauchgerucb annimmt , der auch beim Abdaaipfen nicht verschniudet. Ssttigt man das Gemisch geradezu mit Schwefelbaryum, so ist dieser besonders stark, uud man erhalt beim Abdampfen, wie e8 uns schien, ein Salz von aoderer Form und geringerer Aufliislichkeit, 01s der schwefelweinsaure Baryt besitzt. Bei dcr Verbrennung des

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schorefe(weinsauren Baryts mit Kupferoxyd habcn wir stets die Bildung von schwefliger S lure wabrgenommen, deren Etltstehung wahrsclieinlich darauf beridit, dafs das weiche und schlupfrige Bnrytsalz sich nicht SO vollkom- men init Kupferoxyd zerreiben und zerllieilrn lal'st, uln eiiler Eillwirkurlg des gebiltlclen iiielallischrn Kiipfers oder des Kohleiistoffs auf die Schn efels8urc vorzubciigen. - W i r haben nicht unterlassen, bei den htialysen clas durch Verbreiinuug gebildete Gas durch eine LIiilire tnit Blei- superoxjd zu leiten, welche vor dem Chlorcalciu~riihr- cheu angcbracht war. .

Das in dein Osyde condensirte Wasser wurde als- danu durch Erhitzen in die Clilorcalciumriihre iiberge- triebeu.

Gegeo die Meinung von D u i n a s , d a k nlinlich Un- terschwefelssure i n der Scliwefelweiiislitre vorhanden sey, I a t t sicfr noch eiti anilerer directer Beweis anfuliren. Lei- let man namlich Chlcirgas durch auf;;c4iisten schwefeelwein- sauren Baryt, so bleibt die Fliissigheit klar, uiid es wird kein schwefelsaurer Saryt gef:illt, uian weih aber, daCs die unterschwefelPaurcii Salze durch Clilor iu schwefel- saure verwandelt werden.

Die klare Flussigkeit wird bei ganz gelindem Ab- dampfen nur wenig zersetzt; allein in dein Zeilpunkt, wo der schwefelweinsaure Baryt krystallisircn wurde, setzt sich eine Menge kiirnig krystallinisch schwefelsauren Ba- ryts ab.

Leitet man fiber krystallisirten schwefelweinsauren Baryt trocknes Chlorgas und erhitzt, so erhiilt man etwas Aether und eine zieuilich bedeuteiide Mcnge Chlorkohlen stoff, der sich in Gestalt. von digen Tropfen abscheidet, und an seinem durchdringenden, die Augen schmenenden, (ieruch leicht erkannt , wird.