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236 Berieht: Allgemeine analytisehe Methoden, analytisehe Bericht fiber die Yortschritte der analytischen Chemie. I. Allgemeine anMytische Methoden. analytisehe Opera- tionen. Apparate und Reagentien. Von W. Casselmann. Ueber ein neues Thermometer zum l~essen yon hohen Tem- peraturgraden. B er t h elo t*) wendet zum Messen yon Temperatur- graden, welehe den Sie-depunkt des Quecksilbers t~bersteigen, z B.. bei Siedepunktsbestimmungen, fraktionirten Destillationen etc. ein Luftther- mometer an, welehem er im Einzelnen folgende Einrichtung gibt. Es besteht aus einem eylindrischen Gef~tss (B Fig. 1, Taf. II.) aus sehwer sehmelz= barem Glas von ungef~hr 4 CC. l)'assungskraft (etwa 40 MM. lang und 12 MM. welt) and nicht sehr dicker Wandung, an welches eine CapillarrShre t h h 1 m n (ungefShr 0,2 MM. im Inneren weit'l angeschmolzen ist, die ein ganz gleichm~tssiges Caliber und namentlieh nirgends cine LSthstelle hat, an der sieh-durch plStzliehe Unterbreehung der Capillarit~tt eine besondere innere Kammer bilden wt~rde. Diese R6hre steigt zuerst 200 MM. lang in dig HShe. ist danu zweimal, wie die Figur zeigt, gebogen, verl~tuft wieder auf eine L~tnge yon ca 700 MM. senkreeht naeh unten, ist auf's Neue etwas in die H6he gebogen und tr~gt an ihrem Ende ein oben offenes kugelfOrmiges Gef~tss Q yon 30 5IM. Dureh- messer. An _dem l~tngeren senkreehten Arm .11 tier Capillarr0hre befindet sieh. befestigt dutch ZWel mit Sehrauben versehene Klemm- vorriehtungen t) p und unterstt~tzt dutch eine Hohlkehle ill dem metallenen hnsatz AA des Stativs TT, eine an ihrer linken Seite in Millimeter eingetheilte Scala, die sieh ~n der ROhre nach I~6sung tier Schrauben pp hin und her sehieben l:~tsst. Das Stativ tr~tgt die Coulisse CC und ist auf einem sehr schweren Fuss P befestigt, wodureh tier ganze Apparat eine grosse Stabilit~tt erhalt. Bei der Herstellung des Apparates wird das zuerst noeh offene *) Annales de chim. et de phys. [IV] 13. 144 und Bullet. mens. de la soc. chim. d. P~ris Dec. 1867, p. 387.

Ueber ein neues Thermometer zum Messen von hohen Temperaturgraden

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236 Berieht: Allgemeine analytisehe Methoden, analytisehe

Bericht fiber die Yortschritte der analytischen Chemie.

I. Allgemeine anMytische Methoden. analytisehe Opera- tionen. Apparate und Reagentien.

Von

W. Casselmann.

Ueber ein neues Thermometer zum l~essen yon hohen Tem- pera turgraden . B er t h e l o t*) wendet zum Messen yon Temperatur- graden, welehe den Sie-depunkt des Quecksilbers t~bersteigen, z B.. bei Siedepunktsbestimmungen, fraktionirten Destillationen etc. ein Luftther- mometer an, welehem er im Einzelnen folgende Einrichtung gibt. Es besteht aus einem eylindrischen Gef~tss (B Fig. 1, Taf. II .) aus sehwer sehmelz= barem Glas von ungef~hr 4 CC. l)'assungskraft (etwa 40 MM. lang und 12 MM. welt) and nicht sehr dicker Wandung, an welches eine CapillarrShre t h h 1 m n (ungefShr 0,2 MM. im Inneren weit'l angeschmolzen ist, die ein ganz gleichm~tssiges Caliber und namentlieh nirgends cine LSthstelle hat, an der sieh-durch plStzliehe Unterbreehung der Capillarit~tt eine besondere innere Kammer bilden wt~rde. Diese R6hre steigt zuerst 200 MM. lang in dig HShe. ist danu zweimal, wie die Figur zeigt, gebogen, verl~tuft wieder auf eine L~tnge yon ca 700 MM. senkreeht naeh unten, ist auf's Neue etwas in die H6he gebogen und tr~gt an ihrem Ende ein oben offenes kugelfOrmiges Gef~tss Q yon 30 5IM. Dureh- messer. An _dem l~tngeren senkreehten Arm .11 tier Capillarr0hre befindet sieh. befestigt dutch ZWel mit Sehrauben versehene Klemm- vorriehtungen t) p und unterstt~tzt dutch eine Hohlkehle ill dem metallenen hnsatz AA des Stativs TT, eine an ihrer linken Seite in Millimeter eingetheilte Scala, die sieh ~n der ROhre nach I~6sung tier Schrauben pp hin und her sehieben l:~tsst. Das Stativ tr~tgt die Coulisse CC und ist auf einem sehr schweren Fuss P befestigt, wodureh tier ganze Apparat eine grosse Stabilit~tt erhalt.

Bei der Herstellung des Apparates wird das zuerst noeh offene

*) Annales de chim. et de phys. [IV] 13. 144 und Bullet. mens. de la soc. chim. d. P~ris Dec. 1867, p. 387.

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Gefitss an die R6hre geschmolzen, die gauze Vorrichtung durch Erhitzen and Durchsaugen yon Luft getrocknet, das eylindrische Gefass geschlossen und nach dem Erkalten Quecksilber in das kugel- f6rmige eingetragen, gierauf pumpt man Luft aus dem Appa~'at aus his aufungef~hr 20 bis 25 CiVIDruck, worauf bei Wiederherstellung des Atmospharendruekes auf das Quecksilber in ~lem kugelfSrmigen Gef~ss dasselbe sich bis zu einer bestimmten tt6he in der CapillarrShre erhebt. Um sich zu vergewissern, dass die Laftverdfinnung in zweckmassiger Weise arrangirt worden ist, taucht man das Reservoir B naeh einander in schmelzendes Eis und in Wasser yon gewi)hnlicher Lufttemperatur and beobachtet in beiden Fiillen den Stand der Queeksilbersiiule. Wenn die sich dabei herausstellende Differenz in Millimetern ausgedrackt der Anzahl der Grade nahe kommt, welche die Temperatur der umgebende~i Luft anzeigen, so ist der Apparat ffir den Gebrauch bis zu 500 ° geeignet. Im entgegengesetzten Falle ist entweder das Auspumpen welter fortzu- setzen, oder. falls die Verdttnnung bereits zu welt getrieben war, alas Quecksilber aus dem Gef~iss Q mit einer Pipette zu entfernen and die Arbeit yon Neuem z u beginnen. - - Hierauf werden vier feste Punkte an dem Instrument empiriseh bestimmt. Man taucht alas Reser- voir B u n d einige Centimeter der 'R6hre t, withrend l l genau senk- recht steht, zuerst in schmelzendes Eis nnd ertheilt, wenn der Stand der Quecksilbersiiule constant geworden ist, der Scala unterhalb AA mit dem Finger einige leichte StSsse, um die Quecksilbers~iule in Schwankungen zu versetzen , nach deren AufhSren man den Stand des Quecksilbers, welcher dem Nullpunkt entspricht, notirt. Die drei anderen Punkte 100 o, 350 o and 440 o bestimmt man in ahnlicher Weise durch Eintanchen yon B in siedendes Wasser, 'beziehungsweise siedendes Queeksilber und siedenden Schwefel (Vergl. dieFig.) , welche vier Bestimmungen jedoch natfirlich an demselben Tage and in so kurzer Zeit ausge[fihrt werden mtissen, dass der Barometerstand sich wi~hrend derselben nicht merklieh (nieht fiber 1, Mlg.) i~ndert. Um sich zu versichern, dass das Reservoir dutch die Erhitzung his zu 440 ° sein ¥olumen nicht veriindert hat e bestimmt msn die Punkte 0 ° nnd 100 ° auf's Neue, and sollten sieh dabei Differenzen ergeben, so muss das gauze Verfahren wiederholt werden. Anderenfalls construirt man mit Hfilfe dieser vier Punkte auf Papier, welches in bekannter Weise in kleine Quadrate getheilt ist, die Temperaturcurve, deren einzelne Punkte rechts auf die Scala fibertragen werden. Die erhaltenen Zahlen gelten zwar nur ffir den ktmosphi~,rendruck, unter ~elehera die vier Puukte bestimmt worden sind, allein bei einer Aenderung des Drucks genfigt

Fresen lus , Zeltschri£t. VII. J'ahrgang. 16

23s Bericht: Ailgemeine anaI~tische Methoden, analytische

es einen einzigen der Punkte neu zu bestimmen, z. B. den van 0 ° oder den van 100% and die Scala an der RShre zu ~erschieben, bis das Quecksilberniveau mit der entsprechenden Angabe derselben zusammen- f~llt, bTatfirlich muss man jedesmal v0r dem Gebrauche, welcher abrigens ganz so stattfindet wie bei dem-gew~hnlichen Quecksilber- thermometer, diese Einstellung vornehmen.

Bezaglich der Theorie des Apparates bemerkt der Verfasser, dass derselbe sich in Ansehung seiner Bedingungen wegen der geringen in der CapillarrSt~re befindlichen Luftmenge einem Reservoir van unver- ~nderlichem Volumen sehr n~here. W~re diese Unver~nderlichkeit voll- st~ndig-, so massten die Ver~nderungen des Druckes in demselben den Temperaturvcr~tnderungen proportional sein~ and es warde dann-far die Graduirung des Apparates genOgen, neben die Scala for den Druck in proportionalenTheilungen diejenige for die Temperatur zu schreiben. In Wahrheit seien nun zwar diese Bedingungen nicht genau erftillt, und die Erweiterung der Glashfille in hSherer Temperatur sowie der Aus- tritt van Luft aus dem Reservoir beim Sinken des Quecksilbers begran- deten eine allmhhliche Abnahme der Lhnge tier einzelnen Grade, allein im Uebrigen entferne m~n sich nur wenig van der theoretischen Bedin- gung, wie eine genauere Bereehnung, bezaglich deren Einzelnheiten wir auf unsere Quelle verweisen mtissen, darthue.

Die Fehlergrenze des Instrumentes abersteigt for hohe Tempera- turen 2 bis 3 o nieht, und man kann, falls es nur far Temperaturen zwischen 300°und 500 ° gebraucht werden soll, seine Graduirung noch vereinfachen, indem es gen~gt, den Raum zwischen 350°und &40 ~ in 90 gleiche Theile zu theilen, jeden Theil ftir einen Grad anzunehmen und dieseTheilung einerseits bis 300 ° und'andererseits bis 500 ° fort- zusetzen. Innerhalb dieser Grenzen fhllt die so vollzogene Theilung mit den Resultaten der Construction der Curve so nahe zusammen, dass die Unterschiede die Fehler, die den Beobachtungen anhaften, nicht fibersteigen.

Die Angaben des neuen Thermometers erseheinen fur Temperaturen " fiber 300 ° mindestens ebenso zuverl~ssig wie die des Quecksilberther- mometers, namentlich wenn man der bTothwendigkeit Rechnung tr~gt, die Angaben des letzteren mit der Correction zu versehen, welche bedingt wird durch das Herausragen eines Theils der Quecksilbersaule aus dem Raume, dessen Temperatur bestimmt werden soll, eine Correction, welche sich gegen 350 ° auf 20° erheben kann, und wenn man bedenkt, dass die Unterschiede in der Ausdehnung verschiedener Glassorten nach R e g n a u 1 t ' s Beobachtungen in so hohen Temperaturen selbst bei Ther-

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mometern yon vorztiglicher Construction Variationen yon 5 bis 6 ° ver- anlassen k6nnen. - - Ausserdem bieten die Angaben des neuen Ther- mometers noeh den ¥ortheil , dass sie solehe des Luftthermometers sind; welche in der NiChe yon 350 o v o n denen des Quecksilberthermo- meters um~ungef~hr 10 ° abweichen.

Auch an Empfindlichkeit steht der Apparat einem gew6hnliehen Quecksilberthermometer yon gleichem Volumen nieht viel naeh, voraus- gesetzt, dass jedesmal durch eine Reihe kleiner StSsse die Quecksilber- saule in d~s normale l'~iveau gebraeht wird. Er k~innte such zur Messung yon Temperaturgraden, welche unter dem Erstai'rungspunkt des Quecksilbers liegen, gebraucht werden, sowie zu soIchen yon tiber _500 ° bis zu 1000 o, doch mtisste im ersteren Falle ein neuer, m6gliehst" tief liegender fester Punkt bestimmt und im letzteren das Gef~ss und der unterste Theil der ROhre aus Porcellan angefertigt werden.

Der Yerfasser bemerkt noeh, dass die Genauigkeit des Apparates auf zwei Grundbedingungen beruhe, ni~mlich auf t ier empirisehen Con- struction der Curve der Temperaturen mit Htilfe der dutch das Experi- ment bestimmten festen Punkte und zweitens darauf, dass die in dem eapillaren Theil des Apparates enthaltene Luft, jm Vergleieh zu der- jenigen, welche das cylindrisehe Gefi~ss fasst, so gering ist, dass der Einfluss, den die Temperaturschwankungen der ~tusseren Luft darauf haben, far die Angaben des Thermometers versehwindend klein erseheint.

Es sind vom Verf. mit Htilfe des Apparates fraetionirte Destilla- tionen yon Steinkohtentheer in Temperaturgraden zwisehen 330 ° und

~ 5 0 ° ausgeftih]."t wordem*)

Ueber einen electrischen Temperaturregulator fiir chemisehe Laboraterien. O. Z a b e l * * ) hat den auf pag. 88 dieses Bandes be- sehriebenen Temperaturregulator yon S e h ei b 1 er in einer Weise abge- i~ndert, dass derselbe ausser far Gasflammen auch ftir Spiritusflam- men brauchbar ist. Wir beschreiben die Ab~nderang des Apparates mit des Verf.'s eigenen Worten.

,,An der Vorderseite zweier senkrecht auf einander stehender Bretehen B , B ~ befinden sich die beiden Electromagnete a und b . In dem Drehpunkte bei g h~tngt ein Pendel c, welches unten die diinne

*) Das neue Thermometer ist in besonders vollkommener Beschaffenbeit zu beziehen yon M A l v e r g n i a t , passage Sorbonne. Paris.

**) D i n g 1. polyt. Journ. ] 86. pag. 202. 16"