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115 aber starke falsche innere Dispersion zeigte. Bei einer mit Wasser oder Seifenwasser geschuttelten ltherischen Lasung dagegen blieb die Fluorescenz kraftig bestehen. Letztere Mischungen waren lediglich mechanische; in der ruhig stehen gelassenen Fliissigkeit trennten sich sehr bald beidc Bestandtheile wieder vollstandig von einander , waa bei den erstern nicht der Fall war. Tritt also durch die geanderte Dichfigkeit des Aufld- rungsmittels des Chlorophylls eine Verschiebung der Absorp- tionsbanden ein, so kann dieselbe doch nicht enlfernt SO be- trachllich seyn, dafs sich die so auffallende Verschiebung der Banden im Blattspectrum daraus erklaren lafst. Fur wahrscheinlich halte ich sie nicht. So lunge also nicht an- dere Ursachen, die die Verschiebung der Absorptionsbanden eines Stoffes lewirken, arifgefunden sind, coie die Ver- mischung mit einem einseitig absorbirenden Stoffe '), wird man, wie ich dies bereits fiiher gelhan, bei dieser An- nahme stehen bleiben mussen. Leiden, im Juli 1872. VII. Ueber ein neues Variata'onsinstrument fdr die Vertical - Itttensitat des Erdmagnetismus; eon I€. Wild. (Mitgetheilt vom Em. Verf. aus d. Bull. de.facad. de St. P6terab. 1872.) Durch Einfuhrung und Erfindung des Unifilar- und des Bifilar-Magnometers mit Spiegelablesung hat G a u s s die Beobachtungen der Variationen der Declination und der horbontalen Componente der erdmagnetisclien Kraft auf einen so hohen Grad der Vollkommenheit gebracht, dafs dieselbe auch jetat noch Nichts zu wlinschen abrig liifst. Die Ermittlung dagegen der Variationen des dritten Be- 1) Melde, Pogg. Ann. CXXIV und CXXVI. 8'

Ueber ein neues Variationsinstrument für die Vertical-Intensität des Erdmagnetismus

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Page 1: Ueber ein neues Variationsinstrument für die Vertical-Intensität des Erdmagnetismus

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aber starke falsche innere Dispersion zeigte. Bei einer mit Wasser oder Seifenwasser geschuttelten ltherischen Lasung dagegen blieb die Fluorescenz kraftig bestehen. Letztere Mischungen waren lediglich mechanische; in der ruhig stehen gelassenen Fliissigkeit trennten sich sehr bald beidc Bestandtheile wieder vollstandig von einander , waa bei den erstern nicht der Fall war.

Tritt also durch die geanderte Dichfigkeit des Aufld- rungsmittels des Chlorophylls eine Verschiebung der Absorp- tionsbanden ein, so kann dieselbe doch nicht enlfernt SO be- trachllich seyn, dafs sich die so auffallende Verschiebung der Banden im Blattspectrum daraus erklaren lafst. Fur wahrscheinlich halte ich sie nicht. So lunge also nicht an- dere Ursachen, die die Verschiebung der Absorptionsbanden eines Stoffes lewirken, arifgefunden sind, coie die Ver- mischung mit einem einseitig absorbirenden Stoffe '), wird man, wie ich dies bereits f i iher gelhan, bei dieser An- nahme stehen bleiben mussen.

Leiden, im Juli 1872.

VII. Ueber ein neues Variata'onsinstrument fdr die Vertical - Itttensitat des Erdmagnetismus;

eon I€. W i l d . (Mitgetheilt vom Em. Verf. aus d. Bull. de.facad. de St. P6terab. 1872.)

D u r c h Einfuhrung und Erfindung des Unifilar- und des Bifilar-Magnometers mit Spiegelablesung hat G a u s s die Beobachtungen der Variationen der Declination und der horbontalen Componente der erdmagnetisclien Kraft auf einen so hohen Grad der Vollkommenheit gebracht, dafs dieselbe auch jetat noch Nichts zu wlinschen abrig liifst. Die Ermittlung dagegen der Variationen des dritten Be- 1) M e l d e , Pogg. Ann. CXXIV und CXXVI.

8'

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stiminungs~lemerites des Erdmagnetismus , sey es direct der Inclination, sey es der verticalerr Componente der erd- magnetischen Kruft, bleibt bis auf die neueste Zeit mit einer verlialtnil'smafsig grofsen Unsicherheit behaftet.

In Folge dessen ist unsere Kenntnifs von den Variationen der drei Elemente der erdmagnetischen Kraft vie1 unvoll- kommener, als man gewohnlich denkt, indem wir eigent- lich blol's diejenigen der Declinafion geniigend und fiir sich allein kennen. Da namlich die Variation der Incli- nation gar nicht oder doch nur sehr unsicher bestimmt ist, so gehcn uns auch die in so vollkommenor Weise beohachteten Variationen der Horizontalintensitat keinen sichern Aufschlufs iiher die Veranderungen der Kraft des Erdmagnetismus. Nach der Relation :

B = K . c o s i , wo If die I-Iorizontalconipoiieiite und K die ganze Kraft des Erdmagnetismus, endlich i die Inclination reprasen- tiren, hat man, da H rnit diesen beiden letztern Grijfseu zugleich variabel ist,

d H = - K . sin i . d i + c o s i . dK, so d a k also eine beobachtete Aenderung d H der Hori- zontal -Intensitkt ohne die Kenntnifs der gleichzeitigen Acnderung der Inclination auch nicht auf die entsprechende Variation d K der ganzen Intensitat schlieken Iafst. Dafs namentlich in hohern Breiten die Unkenntnifs von di sehr storend seyn kann , wird am besten folgendes Zahlenbei- spiel zeigen. I n St. Petersburg war im Jahre 1870

und die mittlere tagliche Variation der Horizontal-Inten- sitat betrug:

K = 4,93, i = 70" 43'

d H = z k 0,0027. Der obigen Formel znfolge ergiebt sich aber f i r die

dieger Variation entsprechendeu Aenderungen sowohl der Inclination als der ganzen Intensitat j e fur sich:

d i = & 2' und d K = =!z 0,00165, wonach also in St. Petersburg einer Aenderung der In- clination um 2' eine solche der ganzen Intensitlit urn 1;

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in der dritten Decimale in ihrem Einfluls auf den Werth der Horizontal - Componente aequivalent sind. Ohne eine zuverliissige Bestimmung der Variationen der Inclination wird also in der That der Schlufs auf die Aenderungen der Intensitat des Erdmagnetismus aus der beobachteten Variation der Horizontal-Intensitat ganz illusorisch.

Das beste unter den gegenwartig gehrauchten Instru- menten zur mittelbaren Bestimmung der Variationen der Inclination durch Beobachtung der Variationen der Ver- ticalcomponente des Erdmagnetismus ist bei sorgfaltiger Construction und gehiirigem Schutz vor btijrenden Sufseren Einfliissen offenbar das L 1 o y d 'sche Waag-Mugnetomeler I). Bei ihm halt der Wirkung der Vertical-Componente des Erdmagnetismus auf den Magnet, analog wie beim Bi- tilar-Magnetometer derjenigen der Horizontal-Componente, die constante Kraft der Schwere das Gleichgewioht. Sol1 aber die L1 o J d'sche Waage dieselbe verhaltnifsmafssige Empfindlichkeit wie das Bifilnr -Magnetometer haberi , so mufs sie, wie &on L l o y d gezeigt hat , noch auf Wir- kungen reagiren, welche einer Verschiehung des Schwer- punktee um blofs ungefilhr 0,000025 Millimeter eiitsprechen. Es ist nun kaum denkbar, dafs sogar durch Anwendung einer Schneide die Reibung der Axe des Magnetstabes an ihrer Unterlage 80 gering gemacht werden konne und selbst wenn dies moglich ware, so wiirde sich dieser Zu- stand zuversichtlich nicht halten und insbesondcre auch bei einer Drehung der Schneide nur urn wenige Grade diese Empfindlichkeit an verschiedenen Punkten dieser Bewegung sehr verschieden sich erweisen. Wir werden diese Ansicht in den weiter unten mitzutheilenden Beob- achtungen bestatigt finden.

Dieses Uebelstandes halber hat L l o y d sein Waag- Magnetometer durch das Inductions-Inclinometer 2, ersctzt, welches in wesentlich derselben Form in neuester Zeit

1) H. L1 oy d, Acounf of the Magnetical Obretvatory of Dublin. Dublin 1812, p. 36.

2) 1. e. 9. 43.

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auch von L a m o n t vielfach als Variations-Instrument hr die Inclination angewendet worden ist. Nach der griind- lichen Untersuchung indessen, welche W. W e b e r I) iiber die Principien dieses Jnstrumentes angestellt hat, erscheint es sehr gewagt, die beobachteten Variationen des Eisen- magnetismus bei demselben als einen sichern Maafsstab far die Variationen des Erdmagnetismus zu betrachten, ja es wird die Giiltigkeit dieser Voraussetzung noch zweifelhafter , wenn dem Instrumente die zur Erzielung einer geniigenden Empfindlichkeit nothige Einrichtung ge- geben wird.

Von diesem Vorwurfe frei ist das von W. W e b e r an- gegebene Inductions - Inclinotoritim , wo der Erdmagnetis- mus blofs elektrische Strome in einem bewegten Draht- leiter inducirt. Fur absolute Bestirnmungen der Inclination ist wohl auch dieses Instrument das sicherste und zuver- lassigste, for die Ermittlung aber der Variationen der In- clination erscheint die Beobachtung sowohl als die Berech- nung zu complicirt und zeitraubend ; auch eignet sich das- selbe gar nicht fur Registrirungen und ist zur Zeit von Storungen ganz unbrauchbar ">.

Gegen anderweitige Vorrichtungen endlich , die Varia- tionen der Inclination zu beobachten, z. B. vermittelst grofser, um Schneiden drehbarer Inclinationsnadeln, deren Stellung entweder mit Mikrometermikroskopen oder durch die P o g g e n d o r f f -G a u s s sche Spiegelablesung beob- achtet wurde, lassen sich zum Theil ganz dieselben Ein- wlnde wie gegen das Waag-Magnetometer erheben.

AUS diesen Grlinden habe ich mich schon zu der Zeit,

1) W. W e b e r , Magnetisirung des Eiscns durch die Erde. Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1541. S. 85.

2) Das in meinem Jahreshericht des phgsikal. Central - Observatoriuma vom Jahre 1369 erwahnte Variations-lnductions- Inclinatorium, wel- chee Hr. v. K u p f f e r seiner Zeit fur das Observatorium hatte con- atruiren lassen, kmn, wie ich mich seither iiberzeugt hrbe, in seiner jetzigen Gestallt nicht gebraucht werden, da die Hauptaufgabe bei demselben, die namlich den Metallcylinder in eine genau gleichFomige Bswegung za versetzen, nicht gelost ist.

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wo ich anfing, mich mit magnetischen Messungen zu be- schaftigen , bemiiht , ein besseres Instrument zur directen oder indirecten Bestimmung der Variationen der Inclination zu construiren und auch bereits vor etwa 10 Jahren dabin gehende Versnche angestellt. Diese Frage trat bei der Uebernahme der Leitung der magnetischen Beobachtungen in unserm Observatorium aufs Neue in verstiirktem Maafss an mich heran, und ich habe daher hier die Versuche zu ihrer Liisung in modificirter Weise wieder aufgenommen. Schliefslich bin ich, wie icb der Classe schon am 16. No- vember des vergangenen Jabres mandlich mitzutheilen die Ehre hatte , bei folgender Modification des L 1 o y d'schen Waag-Magnetometers stehen geblieben, welche die Uebel- stiinde des letztern ganz beseitigen diirfte, ohne die Vor- zfige desselbcn aufzugeben.

Das neue Instrument zur Beobachtung der Variationen der Vertical-Componente der erdmagnetischen Kraft , das ich daher kurz Vertical-Magnetometer iiennen werde, re- pr&entirt im Wesentlichen eine L1 oy d'whe Waage, bei welcher statt der scharfen Kante einer Schneide zwei horizontal ausgespannte Driihte als Drehungsaxe dienen I).

Dasselbe besteht aus zwei etwas koiiischen Messingriihren von ungefkhr 1" Lange und 0",06 mittlerer Weite, welche auf die gegenuberstehenden Seiten eines Messingkastens von 0",13 Weite und Hijhe und 0'",23 Lange so aufge- schraubt sind, dafs dadurch eine Art Doppelkonus mit einem weiteren Gehause in der Mitte gebildet wird. Der 150"" lange, 10"" breite und 2"" dicke Magnetstab ist bis etwas fiber die Hiilfte in eine Messinghiilse geschoben, die seitlich mit 2 Drabtklemmen versehen ist, und am ilufseren Ende eine Schraube mit Mutter zur Regulirung

1) Die Anwendung yon Drahten als horizontale Drehungsaxc ist an und ill sich nicht neu. Ich sah im Jahre 1854 bei Hrn. Prof. F. E. N e u - m a n n in Konigsberg eine gewohnliche Waage, bei welcher die Schnei- den durch horizontal ansgespannte Drahte ersetzt waren und C. A. S t e i nhei l benutzte schon 1844 (Abh. der Miinchener Akademir Bd. IV. 1. S. 198) ebenfalls eine derartige Waage bei seinen Ge- wicbtsvergleichuogen.

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des Scbwerpunktes besitzt. Am andern Ende des Mag- nets ist ein runder Planspiegel von 25"'"' Durchmesser befestigt. Urn den Magnet in seinem obigen Gehiiiise aufzuhiingen, wurde dieses zuerst so gcstellt, dal's die Axe der konischen Riihren vertical stand. Ein feiner Neusilherdraht, der vom obern Ende der obern K6hre berunterhing und dort im Centrum eines Torsiooskreises befestigt war, wurde mit seinem untern Ende auf der einen Seite der Magnethiilse eingeklemmt , wahreiid von der untern Klemme der letzteren ein zweiter gleicher Neu- silberdrabt durch die untere Hiihre frei herunterging und unten aufserhalb derselben durch ein frei hiingendes Ge- wicht von etwa 0,5 Kilogramm gespannt war. Zur Be- seitigung der Torsion der Drshte schob man nun an Stelle des Magnets einen gleich schweren Messingstob in die Hiilse ein und drehte am obern Ende den Torsionskreis so lange, bis der Messingstab in seiner Ruhelage dieselbe relative Stellung im Gehause annahm, welctie nachher der Magnetstab bei den Beobachtungen haben sollte. Nach Vertauschung des Messingstabs mit dem Magnet und Feststellung des untern Endes des freien Drahtes wurde jetzt der gauze Apparat in eine solche Lage gebracht, dal's die Axe der Rohren horizontal im magnetischen Me- ridian lag und der Magnet in seinem GehZiuse, von den beiden Driihten gebalten, frei schwebte und um dieselben wie um eine horizontale Axe in einer Vertical-Ebene senk- recht auf dem magnetischen Meridian sich drehen konnte. Den Schwerpunkt des Magnets mit seiner HUlse regulirte man endlich so, dafs der letztere mit seiner Axe horizontal zu liegen kam und dabei also auch keine Torsion der Drlrhte stattfand.

Das MessinggehPuse wurde scbliefslich ringsum ver- schlossen, und nur auf der Seite unmittelbar vor dem Spiegel eine Oeffnung gclassen, um durch diese mit Fern- rohr und Scale die Stellung des letztern beobachten zu kbnnen. Seitlich sind noch zwei Thermometer zur Be- stimmung der Temperatur des Magnets in die Wand

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des Gehbses so eingesetzt, dafs ihre Gefafse ganz nahe an den Magnet herankommen.

Das Vertical-Magnetometer wurde vorliinfig ini mittlern Saale unsers magnetischen Observatoriums in ungefiihr 2" Entfeniung von dem Waag-Magnetometer des A die'sclien Magnetographen aufgestellt und ist seit dcm 1. Januar 1872 regeliiiafsig tiiglich 3 Male von den Beobachtern gleich- zritig mit den i ibr ipn magnetischen Instrumenten abge- lesen worden. Du sich hierbei bald eine zu geringe Em- pfindlichkeit der genannten zwei Instrumente fiir die Ver- tical-Intensitat ergab, so wurde sie am 25. Jannar bei beiden duroh Erhohung des Schwerpunktes bedeutend vermchrt.

Seither ist an denselben keine weitere Veranderung erfolgt. Der Ausschlag geschielit bei der L1 o J d 'schen Waage sowohl wie bei dem ncueu Vertical-Magnetometer in der Ar t , dafs eine Vergrofserung der ahgelesenen Scalentheile einer Vermehrung der Vertical-Intensittlt ent- spricht.

Ehe wir die Resultate dieser Beobachtungen betrachten und vergleichen, werde ich ganz kurz die Tlieorie des neiien Instruments und die darauf sich stutzenden Me- thoden ziir Bestimmung des Werthes der Scalcntheile des- selben entwickeln.

Es sey M das magnetische Moment des Magnetstabes, G sein Gewicht, A die Entfernnng des Schwerpunktes von der Drehungsaxe und y der Winkel, welchen die Ver- bindungslinie beider mit dem Nordende der magnetischen Axe des Stabes einschliefst, endlich Y die vertioale Corn- ponente der erdmagnetischen Kraft, so hat man, wenn der Magnet unserer Voraussetzung gemafs in der auf dem magnetischen Mcridian senkrechten Verticalebene sich be- wegt und bei horizontaler Stellung desselben die Torsion der Drahte Nii11 ist, far die Xorizontal-Lage die Gleich- gewichtsbedingung :

M V = GI. cos y, (1)

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und bei einer Neigung des Nordpola der Magnetnadel um /I unter den Horizont:

I V . cos @ = GI. cos ( y + @)+ D p , wo D die in beiden Driihten zusammen durch Drehung um die Winkeleinheit entwickelte Torsionskraft darstellt.

Differentiirt man die Gleichung (2) nach den Variabeln V and /I, so kommt:

(2)

Meos ,9. d V - M V sin p . d @ = - GIsin (y + p ) . d p + D . dp.

Die Division dieser Gleichung durch (2) giebt une die gesuchte, einer Winkel-Brechung d b des Magnetstabes entsprechende Aenderung d V der Vertical -1ntensitiit in Bruchtheilen der letztern, niimlich:

Nehmen wir an, dafs wir bei diesen Beobachtungen von der Horizontalstellung des Magnets als normaler Lage ausgehen, also in der vorigen Gleichung: /? = 0 setzen konnen, so vereinfacht sich dieselbe mi :

(3) z= A . da e(- tang. ;'+ D ) dp. V GAcos y

Da die GrGfsen A und y nicht unmittelbar zu bestimmen aind, so ist die Constante A empirisch zu ermitteln.

Heifsen wir T die vom Einflul's der Torsion befreite Schwingungsdauer des Magnets, wenn derselbe urn den magnetischen Meridian in einer Horizontalebene sich be- we@, so hat man die Bedingungsgleichung:

wo H die horizontale Componente des Erdmagnetismus und N das Triigheitsmoment des Magnets darstellen. Unter Berticksichtigung aber der Relation :

H = V cotang d, und der Gleichung (1) geht obiger Ausdruck auch tiber in :

x'N 1 G i cos y = . cotgi.

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Ftir die Schwingungsdauer TI aber des Magnets um die Horizontalstellung in einer auf dem magnetischen Me- ridian senkrechten Vertical-Ebene hat man die Gleichung :

D - GI. sin y = - . 2 1 N T, *

Die Division dieser Gleichung und der vorigen giebt uns far die gesuchte Griifse A den Werth:

- cotgi - y + E G G - - T 7 D A = - t a w

oder es ist also:

wo die Schwingungsdauern T und TI leicht zu beobachten und die Inclination i hinliinglich genau mit einem gewohn- lichen Inclinatorium zii bestimmen ist.

Eine zwcite einpirische Bestimmung der Constanten A des Vertical-Magnetometers besteht darin, dafs man auf eeinen Magnet einen zweiten Hulfsmagnet ahlenkend ein- wirken Ialst, der in einer Entfernung E vertical und mit seiner Mitte in der Verliingerung der magnetischen Axe des erstern aufigestellt wird. Die Ablenkung 8, des erstern aus der Horizontallage ist dann gegeben durch :

M M I V cos p, = GI. cos ( y + PI) + D . PI -j- 3 COB pl, wo in, das magnetische Moment des Hiilfsmagnets re- priisentirt. Bringt man hierauf den Hulfsmagnet in eine ganz entsprechende relative Lage und in dieselbe Entfer- nung zu einem gewbhnlichen Unifilarniagnetometer , so wird der Winkel n, urn welchen der Magnet des letztern am dem maguetischen Meridian abgelenkt wird , durch die Gleichung:

E3

H sin v = cos u . bestimmt. Aus diesen zwei Gleichungen folgt aber mit Beracksichtigung der Relation (I) , und des Werthes von R = Y . cotg i schliefslich:

A = - t a n g 2 . t -- - t sngv cotgp, cotgi, al coa y

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wobei wir der Kleinheit von ,Sl wegen in der ersten Glei- chung statt @, ann%herungsweise sin p, gesetzt haben.

Es ist somit auch:

c= tang v . cotg /?, . cotg i . dp,

wo die Ablenkungen v und p1 wieder direct m beobach- ten und i mit dem Inclinatorium zu bestimmen ist.

1st !i der Temperatur - Coefficient - des Magnetstabes und to die Normaltemperatur, bei welcher obige Constan- ten-Bestinimung stattgefunden hat, SO ist bei einer Tem- perrtur t in vorstehendem Ausdruck noch eine Correction anzubringen, so dafs man theoretisch hat:

?."=A. d @ + p (t - to).

Dn indessen durch ungleichfbrmige Ausdehnung der verschiedenen Theile des Instruments aufserdem noch eine Verriickung des Schwerpunktea erfolgen kann, so ist es besser, den Einflufs der Temperatur auf die Angaben des Instruments durch vergleichende Beobachtungen desselhen bei verschiedenen Temperaturen ganz empirisch zu be- stimmen. Derartige Versuche beim neuen Iostrumente ha- ben ergeben, dafs dasselbe iibercompensirt ist, d. h. dafs die VerrUcknng des Schwerpiinktes durch die verschiedene Ausdehnung der Messinghtilse mit ihrem Gegengewicht und des Stahlstabes mit dem Spiegel an seinem anderen Ende (Siidpol) in ihrer Wirkuog auf den Stand der Mag- netnadel grolber ist als der entgegengesetzte Effect, wel- cher die Zrinahme des magnetischen Moments mit einer Abnahme der Temperatur und umgekehrt hervorbringt. Das Instrument wird nach einigen Versuchen leicht so abzuiindern s e p , dafs schliefslich eine vollstiindige Tem- peratur-Compensation erlangt werden wird. Dieselbe Un- tersuchung zeigte, dafs auch die Lloyd'sche Waage des Magnetograpben Iibercompensirt ist, jedoch in einem vie1 geringeren Grade.

Die Bestimmungen der Empfindlichkeit beider Tnstm- mente nach der letzt erwiihnten der obigen Methoden,

V

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die auch bei der L 1 oyd'schen Waage in ganz gleicher Weise zur Constantenbestinimung dient , haLen fcrner er- geben, daL gleichen Veranderungen der Vertical-Intensitat an der Scale der L l o J d'scheii Waage 2,7 Male grofscre Ausschlage entsprechen als bei der Scale des neuen Ver- tical -Ma, wetometers.

Mit Berucksichtiguiig dessen ergiebt nun ein Vergleich der Ablesungen an den beiden Instrumenten vom 25. Ja- nuar his 3. Marz, dal's im allgemeinen Gang und bei mag- netischen Storungen, wie sie am 4. und 19. Fcbruar, so wie am 1. Miirz stattfanden, eine ganz befriedigende Ueber- einstimmung der Aiigaben beider Apparate sich zeigte, dafs aber die kleinereii Variationen beim neuen Instrumente durchgehends vie1 grofser ausfielen und meistentheils de- nen der L1 o J d'schen Waage gerade entgcgengesetzt waren. Obschon dies unsere fruhern Bcnierkungen iiber die Feh- lerquellen des letztern Instrumentes zu bestatigen schcint, so ware es doch unter den obwaltenden Umstlnclen noch voreilig, daraus den bestimmten Schlufs ziehen zu wollen, dars das neue Vertical- Magnetometer in Fallen von Diffe- renzen genauere Angaben mache. Dieses Instrument ist namlich bei seiner gegenwartigen Construction und Auf- stellung noch niehrern Storungcn durch aul'sere Einflusse unterworfen, die bei der L 1 o y d "$en Waage des Magne- tographen ausgeschlossen sind. Wahrend das Geliiiuse der letzteren luftdicht verschlossen und so, sowie durch die Aufstellung in der Mitte des Saales, besser vor St;iub, raschen Temperatur - Wechselu uud Luftzug gcschutzt ist, mufste der Ueschranktheit des Kaumes halber das neue Instrument nahe beim Ofen placirt werden und ist zu- dem nicht geniigend vor Luftstroniungen und Staub be- wahrt, da bei dem mehr provisorischen Apparat nicht nur die Oeffnung vor dem Spiegel unverschlossen blieb, son- dern das Gehause auch sonst noch mancherleiFugen und Riteen besitzt. Ein Theil der Differenzen in den Anga- ben beider Instrumente kann also sehr wohl diesen sto-

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renden Einflussen, wozu auch noch die zu kleine Entfer- nung beider zu rechnen ist, beigemessen werden.

Wie dein aber auch sey, so berechtigen jedenfalls die bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen vollkommen dam, von dem neuen Vertical -Magnetometer eine bessere Lasung der an ein solches zu stellendeli Anforderungen zu erwarten. Ich werde daher jetzt ein derartiges Instru- ment in volkommenerer Weise ausfilhren und demsclben dann iu dem Saale fcr directe magnetische Variations- Beobachtungen eine passende Aufstellung grben. Ueber den Erfolg unter diesen gunstigeren Urnstanden sol1 sei- ner Zeit berichtet werden.

VIII. DRS Physometer, ein ncues Instrument zur Beslimmung veranderlicher 1"oliimina von Luft

und anderen Korpern; von Y. L i a r t i n g .

E i n I e i t u n g.

hs giebt wenige Probleme, wclche so viele Naturforscher beschzftigt haben, als die Frage nach der Rolle, welche die Schwimmblase im Leben der Fische spielt. Es liegt nicht in meiner Absicht jetzt die Geschichte dieses Pro- blems ausfiihrlich zu erortern. F a r meinen jetzigen Zweck geniigt es, einiger Hauptpunkte Erwahnung zu thun, wor- aus sich ergiebt, dafs es noch keineswegs gelost ist.

Diejenigen, welche darnach gestrebt haben, sind von zwei verschiedenen Standpunkten ausgegangen. Einige betrachteten die Schwimmblase als ein Hulfsathmungsorgan. Anclere erblicktcn darin einen hydrostatischen Apparat, wodurch der Fisch sein Gleichgewicht im Wasser bewahrt und durch Zusammendriickung und Ausdehnung der darin

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