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111. Ueber eine brJbndere Art von Verbindurrgen; VOI1 F. TV~IILER, AM. D. 111 der AbGcht niir d~trcli Sesenleitige Zerl'etziins voii CyanqueckGlber und falpeterfaurem Silberoxyd, Cyan- lilber ZLI verrchaffcn, verrniLclite icli die ziemlich ge- fiittigton Auflijf~i~lgeii hider niit eimnder ; es cnt- fiand aber kein I\iiederrclilag, wie icll ihn erwartete, fondern es iktzten iich nach einigen Minnten viele kleine weifse Kryfialle ab , deren Menge die des ailbe- wandten CyariqucckGlbers hei weiten1 iibcrliieg. Sie wurden melirere Male mit WalTer ab~ewafclicli uxid getrocknet. Werden diere Kryltallc iiber + 1000 erhitzt , fo l'climelzen lie zur kiaren Fliiffigkeit , fangen daiin an zii kocIieii iind verpnffen gleicli darauf heftig niit prd- lelndem Gertiulche mid fafi mit derlelben purpurra- illen Flamrne, mit der Cyangas verbrennt. Der Riick- hand ill Cyadlber, das beim liiirkern Erliitzen an der Luft metallXches Silber znriickltifst. Stcllt man den Verlucli in einer GlasriShre an, lo erhalt man aufserdeni fublimirtes Queckfilber. - Werden die Kryfialle niif I-Iydroclilorfiiiiure iibergaKen, I'o entwickelt lid1 hgleich Mydrocyanhre, uitd weiin die lctztere durcli ErwYr- mung verjast ill, entfielit eilifiarker Geruch nach Chlor. Die eiiigetrockiiete IMaKe befielit daiin aus Chlorfilber iind ClilorqiiecliGlber. - Fdlt niaii die Aufl6l'uiig der

Ueber eine besondere Art von Verbindungen

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Page 1: Ueber eine besondere Art von Verbindungen

111. Ueber eine brJbndere Art von Verbindurrgen;

V O I 1

F. TV~IILER, AM. D.

111 d e r AbGcht niir d~t rc l i Sesenleitige Zerl'etziins voii

CyanqueckGlber und falpeterfaurem Silberoxyd, Cyan- lilber ZLI verrchaffcn, verrniLclite icli die ziemlich ge- fiittigton Auflijf~i~lgeii h i d e r niit e i m n d e r ; es cnt- fiand aber kein I\iiederrclilag, wie ic l l ihn erwartete, fondern es iktzten iich nach einigen Minnten viele kleine weifse Kryfialle ab , deren Menge die des ailbe- wandten CyariqucckGlbers hei weiten1 iibcrliieg. Sie wurden melirere Male mi t WalTer ab~ewafclicli uxid getrocknet.

W e r d e n diere Kryltallc iiber + 1000 erhitzt , fo l'climelzen lie zur kiaren Fliiffigkeit , fangen daiin a n

zii kocIieii iind verpnffen gleicli darauf heftig niit prd- lelndem Gertiulche m i d fafi mit derlelben purpurra- i l len Flamrne, mit der Cyangas verbrennt. Der Riick- hand ill C y a d l b e r , das beim liiirkern Erliitzen an der Luft metallXches Silber znriickltifst. Stcllt man den Verlucli in einer GlasriShre an, lo erhalt man aufserdeni fublimirtes Queckfilber. - W e r d e n die Kryfialle niif I-Iydroclilorfiiiiure iibergaKen, I'o entwickelt lid1 hgle ich M y d r o c y a n h r e , uitd weiin die lctztere durcli ErwYr- m u n g verjast ill, entfielit eilifiarker Geruch nach Chlor. Die eiiigetrockiiete IMaKe befielit daiin aus Chlorfilber iind ClilorqiiecliGlber. - Fdlt niaii die Aufl6l'uiig der

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Lryftalle . i i i i t faI7.l'aiir~iii Hnrvt , ruid verdanipt't die voin Chloi.lill)ei* a b i i h r i r ! ~ l'liiiK,skrit, I'o cl.listt ~ R I I eirie SalzriiaiT;: , iri &P i i i , i n viclc: Octaiitler e n t -

deekt, die fich wie l'alpett!rl~iiiivr h r y t vzrlinlirii. Di- eerirt m a i l dieSalzmall'e nii i All;oIiol, i r i i c l verJaiiipfi denlXbeii, fo blcibt Cyniiqiiecklilber ziiriick.

Ails dicl'cni Verlinlien gelit l i ~ v o r , tlnI> d c r Iiry- finllifirte kiirper a115 Cyaiiqiiecli[iIber i i i i i l lnIpe!erlati-

rem Silberoxyd befielit. 111 ka l t em J.YaKer ili d i c L Verbindung I'elir rcll\\,er

16slic11, in koclieiidern vic1 leicliter, und fc l i iek t dr,r- aus beini Erkaltcn i n ziernlicli grol'seii durclificlitiSeii Kryftallen an , die die Cellah dcs Sdpeters IinLen. W e n d e t man zii ilircr Hereitniis lleirse Aiiflijl'iiligen

von Cyanqiieckfilber iind lhlpeterlhiireni Silber a n , To e r h d t nian gleicfi beim Erkahen , grol'sc I(ryfia11e. In Alkoliol' fclieinen lie in deliifellen VerliYltnilTe \ v i e

in W a K e r aufl~jslich zii l'eyn. Von kocliender Snlpe- terLiure wcrdcii fic oline Zerl'ctzuiig aufgeliifi. Alkn- lien Mlcn ails ilirer wdTixigen AuflGfung Cyanfi!Ler, das mit bafil'c1i - falpeterfa'aurem QaeckGlLeroxyd VW-

mifcht zu feyn lcheint. A U C ~ beirn jedesrna>igeii .4uf- W e n i n reinein WaITer erleiden lie eine Hhnliclie, wie- wohl iiiir l'elir geringe Zerfeizang.

\'Verden diel'e Kryfialle bis iioch niclit + looo er- l i i tzt , 1'0 laKen fie WaKer faliren, werden dabei \veil's, undnrcliliclitig , oline aber zii zerfallen. Nacli einein Verhcl le verloren 100 T ~ I . 7,ti W-aKer.

Zur Bcltirnmun~ des Silbcr - Gehaltes wurdc 1 Grm. der maITerlialtenden Verbindiuig mit Salzkiire Leliutl'am einptrocknet , und dann zur Ver jasu i ip ties Siibliniats CCSliilit. Das gel'cl I riiolzeiie Chl or1;Iber

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c 233 I wog 0:315 Grni. Diere entl'prechen 0,2548 Silber- oryd , rind neluiien O,I 188 Salpeterfatlre atif, wo- tlttrclz all0 dar Gcllalt a11 l'dpeterfaurein Silber zu 57:57 pr. Cunt bcl'tinunt wird.

eijiem zweiten Verfiiche wnrden von 1 Grm. &r Verbindung o+ Grm. ClllorElber erhalten, wel- clle 25,88 Silberoxyd, allb 57,96 pr. Cent fidpeterlou- rem Silberoxyd entfprcchen.

Do atis deli1 Zerfetzungs - Verlialten diefcr Ver- bind nng hervorgcllt , dal's fie anrser l'alpeterl'aurem Silber ulld WuXer uiir Cyanqueckfilber entllalten, lo war es zwar unn6thig die Quantiti~t des letzteren direkt zit befiirninen, indef' war die Metlzode, die Gch hnir dazu darbot , zu leiclit ausfiihrbar , als dal's ich es hatto verftiumen rollen. Icli lafie nstmlicli 0,67 Grm. der Verbindung in lieil'sem Walrer auf und I'ttzte w3Eerii;e Bladsture im Ueberfchufs ZLL Hier- durch warde alles Silber 01s Cyanfiber .gefdlt und die dovon ahfiltrirte Flulli~keit onthielt aufser Cyan- queckfilber nocli Blaufiiure uud die freigewordene Sal- peterfinre. Diefe hat aber auf erfieres bekanutlich keine Wirkung. Durch Verdampfen der Fliiagkeit wurden 0,56 reinea CyanqueckGlber erhalten , alfo 53,74 pr. Cent. In loo Th. befielit demnacli diefe Ver- billdung~aus :

Verfuch Atome Bcncbnnng Salpeterfiwrcs Silberoxyd 37,915 - 1 - 38,63 Cy;liiqueckIilber - 53J71 3 - 5 3 6 6

1.60 - 8 - 7.79 Waffet - - 99830 ICD,CO

Wir findan alfo hier cine den Schwefel- oder Clilormetallen analoge fatterfiofflreie Verbindung mit einer andern nach befiinimteii Proportioncn vereinjgt,

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die wir zu den Salzeri in1 ci~eiitliclieiiSiiine des Wortos recllucii. Da inan weif's, Jars iiielirere Kijrpcr bald a l s electro-politive, bald ills elcctro-negative nu f t r e tm, daf's maiiclie Verbiiidunscn , I'oiifi als fiir ficli gel'clilolTeiie iildifferente Ganzc , gcgcii 6ewifTe aiiclcre anf eiiimal ciiien der genannteii Cliaraktero niineliineii kGiiiien, 1'0 wird nian auch den liier iinterfiicliten Karper a u s

dielkirl Gelichtspiinkte a h eiiie falzartige Vcrbindiiiitj betraclitcn niiilTeii, i n deni dns lalpeter(iure Silberoxyd Ssure, das Cyanfilber Uafe ifi. 1111- Gehalt a n Kry- lidlwniTcr, das jedcm ilirer Befiandtlieile f ~ r lich felilt , reilit fie nocli mehr dicfcr Iililnk an. - Y, e r- z e 1 i LI s hat die erfie dieler A r t von Salzeii entdeckt, nfirnlicli die weifse kryfiallinifclie Verbjndung des Uerlinerblanes niit Schwefcll'%ure.

Icli r d l t e nun nocli nielirere Verbindiingeii lier- vorzubriiigen , iii Jenen das falpcterlanrc SilLeroxyd gcgen Cyairnictallc die Ilolle cinor siiiiro +ielt.

FrifcliScfiilltes iuid a u s t ; e w a ~ c i ~ e n e ~ Cymfilbor wurde m i t der Auflafting von falpeterfaiirem Silber gekoclit. Es ]tifie fich nach u n d nach vollfilindis dar- iu aiif. So wie die Temperatur der Fliifigkeit uiiter den Siedepnnkt k a m , fingeii lange weifse glsnzende Nadelii an ficli nbzufetzeri , fo dnrs die FliiCIigkeit faIt zii eiiiem hlagrnn erfiarrte. Sic wiirden auf Filtrir- papiel. gebracht, iirid Setrockiiet. hTan darf lie niclit auswal'chen, denn diefe VcrLiiidiing ifi l o lore, d a b fie i n I J e r i i l i r u n ~ init I T a r c r fagleich in pulyeriges CyaiiGlber und ficli auflolendes Ldpeterfaaures eer- f i l l t . Bei ih rer H e r e i t u i i ~ miifs man dalier nucli cine e t \Y n s c o 11 c c n t r i r ; o S i 1 be rn u fl6l;l n s anwe n de 11. - B ei m Er!iitzcn fc1in:iIzt di& Verbindims imd verpufft

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glcicli daroiif ziemljcli .hefti,n, Cyanlilher 11i111dd'- h d , welclies wohrl'clieiiilicll drs iiii Minitirum von Cyan ifi. Sie eiitlidt kein WoCer. M i t A~iwe~idur~g dcr Formel des QueckGlbcr -Sakes ouf dial'es, litilt es :

Atomc Salpeterhursr Silberoxyd I - 38,79 Cyanlilber - I - 6 1 . ~ 2

IW.00

Ee eiitlitllt alro 70,76 pr. Cent metrlliCcl~c.~ Silbcr. Iclr zcrl'cizte 0,43 Grm. des Salzes diircli Solzlbure. Uas gel'clllnolzcne Clilorflbcr T V O ~ 0,587 Orm. Diel'e ent- fproclinn 69,74 pr. Cent mctallil'cheni Silber.

Cj-alit~ ickcl iind Cyaiizi n k 63 bcn niit falpc t erfau- rem Silber lb&hll CyanfilLcr uiid falpeterfaures Kik- kel- odcr Zirikoxyd.

Berliiier1,lau mit Silberfoliition iibergoKen, wird foogleic!i d r y , und dio dariilcrfieliende Fliilfiakcit 6db. Erliitzt mail, lo gcht dio ZcrCetzang vollfiiindia vor fich ; unter Entwcichung von Salpetergas enillelit eine Auflal'ung voii l'alpctcrfaurem Eil'enoxyd, ntrd es blciht ein GetiienSe voii Cyoiifilber urid Eifenoxj-d unouf- gelart znriick.

Cyaiillei mit Silberfolution iibergofl'en wird dout- licli i n Cyonfilber verwondclt , obglcich liiebei keine I?nrbezi-Verlndorri,i~ ~ e t l i e n werden kann. Erliitzt itiaii abcr die 1:1iilKgkeit, l'o wird das weifse SediT iiiaiit Cogleicli Tch\trarz, iind ous dar drriibcr fielien- dcii FliilEgkeit fiillt beini Erkolten eine meilsc bryftal- 1inil'c)ie Materie niccler, die eiii Latil'ches fdplerfai i - res Clci ZLL r e p i lclieiiit. Iu dcni 1cI iu-a1~11 I'iilvcr erlieiiiit ii1aii dclillicli 3TetalIfIi~terii. Ucbvrgi&t inail es iiiit Sdpcterhire ) 1'0 cu!Gtl:t iuiter S:: lpergmnt-

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I 2% 1 wickliing Silberl'olation und es bleibt weifses Cyanlil- ber zuriick.

W c n n man das ifahellgelbe Cyaiiknpfer, welches inmi dtirch F~llen V O I I C an!cupfer-Knliun~ mittelrt ei- iier S;iiire e y l i x l t , iiiit &lberaiifl6l'iing iihcrgierst , I'o letzt ficli a\ipiilJlicl;licli nielallil'clies Silber in Slinzcn- drii Flit tern darauf ab wdircnd ficli dic dariiberfic- Iiciide FliifliSkcit- Sriin fiirbt. Dnrcli Erwzrineii gelit 3irI'e Zerl'etziing I'o v a l l k i i i d i ~ vor Gcli, dal's riur rne- tallilclies Silbcr ziiriicltbleibl. IVird die Fltilfiskcit nii t 't7iaKer verinil'clit, l'o l'clicidzt ficli Cyniifilber ah, zum Beweilk, dal's l i ier d ie eben bel'cliriebenc Verbiri- diirig v o n CyanIilber niit lhlpeterfaureni S i lber ent- l ianden war.

Wenn man Cyan-Ammoiiiiiin m i t ralpeterl'aiirem Ki ipferosyd vermircli t , l'o eiitliclit, linter Eiitwicke- liiiis voii vie1 Cyanpas, eiii lchl inf t p l b g i i l i e r Xider- lcliIab5, der beim beliutlhiiian Troc1;neii diel'e Farbe belirlt. W i r d er Sclinde erllitzt, fo ciit\veiclit IT'alTcr iuid etn-as C y a n p s , iind er wird hellbraun. I Y i r d er in1 f r i l ' c l i~efd l ton Ziiltantlc mi t J'VaKer gt-koclit, 1'0 wird cr ih le l lge lb . Er I'cheint all'o d n 6 IIydrat des oben aiigrf.<ilirten Cj-ankupfers zii r e p . W - i r d diel'es I-lydrat mit iSilberrolntioli iibermofleil 10 wird es aiif;enblicli- licli bla&ll\varz und zisetzt ganz l'cliwarz. ALIS~CW~I- I'clien ~ i i i d ~ SetrocImut liat d i c h l&warze liarper ebcn- f a l l s d ic E i ~ c n l b l l a f t bei ,cjdiiidem Erli i tzen, aber inin- d c r licftig a h die andern, m i t weifsem, ~ c l i w a c l ~ griin- Iicliem Liclite zii vcrpuEei1. Das Cyanlrupfer hinge- gmi, was iiacli geliiidern Erli i tzen des Hydra tes ZLI- riickbleibt, rcdncirt das Silber n u s der daraaf SeSoT- fenen A~iflijl'iiiig , oliiie diere Verb indung Iiervorzn- briiigeri. IJa es mir iiiclit gliickte Cyaiiplatin und Cyansold Jarznficlleii, lo Iiounte icli niit diereen dcri VerGlcIi iiiclit niaclien.

Als icli Cyaiipalladiiim, das i c h diircli die Giite des Hrn. Betzeliiis erIiielt , rnit Ldpeterlhnrem Silber lioclite , erli l t es gar keine Veriinderung.