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180 Landerer, der Sassaparillewurzel und zerschnitten ist sie schwer von der geringen Sorte Sassaparille zu unterscheiden, auch sol1 diese Radix Agaves schon ofters zur Verfalschung derselben gedient haben. Von einem empirischen Arzte brachte ich in Erfah- rung, dass er sich dieser Wurzel seit mehr als 30 Jah- ren mit dem besten Erfolge gegen Hautkrankheiten in Form von gesattigten Ab%uden bediene. Diese Wurzel diirfte einer genaueren Untersuchung nicht unwerth und vielleicht im Stande sein, wenigstens in der Armenpraxis statt der theureren Sassaparille Anwendung zu finden. Ueber- eine Ibis Mumie aus Aegypten ; von D eiii sel b en. Der Ibis (Ibis religiosn) wurde voii den alten Aegyp- tern in den Ternpelhijfen aufgezogen, verehrt und einbnl- samirt, nach Einigen , weil derselbe htstige Rmphibien verzehrte, nach Andern, weil er durch sein Erscheinen das \Wachsen des Nils aiikundigte. In den Grabern dcr alten Aegypter wurde eine Menge solcher einbalsamirter Ibise aufgefunden, und da ich selbst eine solche Ibis- Mumie zu sehen Gelegenheit hatte, so theile ich dariiber diese kleine Notiz mit. Herodot sagt, dnss man die Leichen der Ibis nach Hermopolis brachte, urn sie dort einzubalsaniiren uiid den Todten mit in die Mumiensiirge zu legen. Die Ihis- Mumien finden sich noch jetzt in den drei Todtenstidten von Memphis, Hermopolis und Theben, und sie unter- scheiden sich ganz deutlich dadurch, dass die in Mem- phis aufgefundeneri nur in Urnen befindlich waren, die in Hermopolis in lhglichen Sargen von Holz oder Kalk- stein nnd die in Theben gefundenen bloss in Windeln eingewickelt warcn. Das Exemplar, welches ich zu sehen das Gluck hatte uiid von einem reisenden Englander in

Ueber eine Ibis-Mumie aus Aegypten

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Page 1: Ueber eine Ibis-Mumie aus Aegypten

180 Landerer,

der Sassaparillewurzel und zerschnitten ist sie schwer von der geringen Sorte Sassaparille zu unterscheiden, auch sol1 diese Radix Agaves schon ofters zur Verfalschung derselben gedient haben.

Von einem empirischen Arzte brachte ich in Erfah- rung, dass er sich dieser Wurzel seit mehr als 30 Jah- ren mit dem besten Erfolge gegen Hautkrankheiten in Form von gesattigten Ab%uden bediene. Diese Wurzel diirfte einer genaueren Untersuchung nicht unwerth und vielleicht im Stande sein, wenigstens in der Armenpraxis statt der theureren Sassaparille Anwendung zu finden.

Ueber- eine Ibis Mumie aus Aegypten ; von

D eiii sel b en.

Der Ibis (Ibis religiosn) wurde voii den alten Aegyp- tern in den Ternpelhijfen aufgezogen, verehrt und einbnl- samirt, nach Einigen , weil derselbe htstige Rmphibien verzehrte, nach Andern, weil er durch sein Erscheinen das \Wachsen des Nils aiikundigte. In den Grabern dcr alten Aegypter wurde eine Menge solcher einbalsamirter Ibise aufgefunden, und da ich selbst eine solche Ibis- Mumie zu sehen Gelegenheit hatte, so theile ich dariiber diese kleine Notiz mit.

Herodot sagt, dnss man die Leichen der Ibis nach Hermopolis brachte, urn sie dort einzubalsaniiren uiid den Todten mit in die Mumiensiirge zu legen. Die Ihis- Mumien finden sich noch jetzt in den drei Todtenstidten von Memphis, Hermopolis und Theben, und sie unter- scheiden sich ganz deutlich dadurch, dass die in Mem- phis aufgefundeneri nur in Urnen befindlich waren, die in Hermopolis in lhglichen Sargen von Holz oder Kalk- stein nnd die in Theben gefundenen bloss in Windeln eingewickelt warcn. Das Exemplar, welches ich zu sehen das Gluck hatte uiid von einem reisenden Englander in

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iiber eine Ibis-Mzimie azis Aegypten. 181

Aegypten fiir vieles Geld angekauft war, befmd sich in Windeln eingewickelt, welche mit einem harzartigen Fir- niss bestrichen waren, in den1 sich Aloe befancl, was ich aus dem furchterlich bittern Geschmack schloss, der sich beim Kauen eines Stuckes solcher Leinwand liund gab. Diese Muinie war noch in einein kleinen liingliohen Sarge, der bemalt war und hieroglyphische Inschriften zeigte,

Derselbe Reisende hatte auch eine einbalsaniirte Spitz- maus, die jedoch kaurn niehr als solche zu erkennen war. Dieselbe war ganz schwarz, niehr einer kohlenartigen Masse als einem Thiere ahnlich, und wurde wahrscheinlich in einem Ofen ausgetrocknet, gleichwie man auch die Leich- name der iirmeren Menschen in einern Ofen bis zur ein- tretenden Verkohlung austrocknete, urn sie vor der Faul- niss zu schiitzen. Aus der Reschreibung der von den alten Aegyptern heilig gehaltenen Thiere geht hervor, dass die Spitzinaus in Aegypten verehrt wurde, und es war ihnen selbst eine Stadt, Atrib in der Provinz Schar- ki8, geweiht. In einem einzigen Grabe wurden vor meh- reren Jahren gegen 30 dieser Thiere aufgefunden, jedoch nicht mumienartig eingewicklt, sondern in einer Auf- bewahrungsfliissiglieit liegend, wahrscheinlich Asphaltol, das sich die alten Aegypter zu solchen Zwecken eigens bereiteten. Diese Mause waren so vollkommen erhalten, als wenn sie erst kurzlich hingelegt worden wiiiren.

Diese Spitzinaus, die jedoch nicht in Aegypten leben soll, findet man nur in Indien, und wurde von den ZOO- logen als Sorex cupensis, S. indicus, S. myosus bestimmt.