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uber einige Doppel-Halogenverbindungen des Silbers und der Alkaiimetalle, von H. L. WELLS und H. L. WHEELER; nebst ihrer Krystallographie von S. L. PEN FIELD.^ Mit 2 Figuren im Text. Iin Verlauf eines systematischen Forschens nach gut krystalli- sierenden Salzen voni Typus MH1 . A B H I , ~ welche wir wegen ihres wahrscheinlichen Isoniorphismus niit den Alkali-Trihalogeniden dar- zustellen suchten, erhielten wir drei wohldefinierte Verbindungen eines anderen Typus, 2MH1. AgHI. Unsere Experiniente zeigen ferner, dafs diese 2 : 1-Salze Ieichter gewonnen werden konnen und besser kr ystallisieren als die 1 : 1-Verbindungen. Die zu beschreibenden Korper sind: 2CsC1. AgC1, 2RbJ. AgJ und 2KJ.AgJ. Von zweien derselben glauben wir, dafs sie neue Salze vorstellen ; der dritte, 2KJ. AgJ, ist schon von BOULLAY~ beschrieben worden. Wir haben jedoch eine vollstandige Reihe dieser Ver- bindungen nicht erhalten, da gute Krystalle der anderen Glieder nicht dargestellt werdeii konnten, und unter diesen Umstanden nur mefsbare Produkte analysiert wurden. Die Verbindungen sind in der Hinsicht interessant, dafs sie mit REMSENS Gesetz uber die Zusammensetzung der Doppel-Halogenide nicht ubereinstimnien, denn ini Gegensatz zu jenem eiithalten sie eine Anzahl von Alkali-Metall-Atomen, welche grofser ist als die Zahl der mit dem Silber verbundenen Halogen-Atome. In seinem letzten Beitrag zu diesem Gegenstand sagt REMSEN,dafs die Aus- nahmen von seinem Gesetz ,,nicht mehr als drei oder vier von uber funfhundert" Verbindungen betragen. Unsere Arbeiten aber besta- tigen das Resultat von BOULLAY, fiigeu den Ausnahmen von dem Gesetze zwei aeitere hinzu und lassen eine grofsere Anzahl Ver- bindungen desselben Typus voraussehen. Es mag riicht unerwahnt bleiben, dafs eine betrachtliehe ZahI anderer Ausnahmen von dem Gesetze in jungster Zeit in unserem Laboratorium konstatiert worden ist, woruber nachstens berichtet wird. I I Ins Deutsche dbertragen von F. W. SCHMIDT. a Diese Zeitschrift 1, 100 und 454. Ann. Chim. Phya. [II.] 24, 372.

Über einige Doppel-Halogenverbindungen des Silbers und der Alkalimetalle

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Page 1: Über einige Doppel-Halogenverbindungen des Silbers und der Alkalimetalle

uber einige Doppel-Halogenverbindungen des Silbers und der Alkaiimetalle,

von H. L. WELLS und H. L. WHEELER; n e b s t i h r e r K r y s t a l l o g r a p h i e von S. L. PEN FIELD.^

Mit 2 Figuren im Text.

Iin Verlauf eines systematischen Forschens nach gut krystalli-

sierenden Salzen voni Typus MH1 . A B H I , ~ welche wir wegen ihres wahrscheinlichen Isoniorphismus niit den Alkali-Trihalogeniden dar- zustellen suchten, erhielten wir drei wohldefinierte Verbindungen

eines anderen Typus, 2MH1. AgHI. Unsere Experiniente zeigen ferner, dafs diese 2 : 1-Salze Ieichter gewonnen werden konnen und besser kr ystallisieren als die 1 : 1-Verbindungen.

Die zu beschreibenden Korper sind: 2CsC1. AgC1, 2RbJ. AgJ und 2KJ.AgJ. Von zweien derselben glauben wir, dafs sie neue Salze vorstellen ; der dritte, 2KJ. AgJ, ist schon von BOULLAY~ beschrieben worden. Wir haben jedoch eine vollstandige Reihe dieser Ver- bindungen nicht erhalten, da gute Krystalle der anderen Glieder nicht dargestellt werdeii konnten, und unter diesen Umstanden nur mefsbare Produkte analysiert wurden.

Die Verbindungen sind in der Hinsicht interessant, dafs sie mit REMSENS Gesetz uber die Zusammensetzung der Doppel-Halogenide nicht ubereinstimnien, denn ini Gegensatz zu jenem eiithalten sie eine Anzahl von Alkali-Metall-Atomen, welche grofser ist als die Zahl der mit dem Silber verbundenen Halogen-Atome. In seinem letzten Beitrag zu diesem Gegenstand sagt REMSEN, dafs die Aus- nahmen von seinem Gesetz ,,nicht mehr als drei oder vier von uber funfhundert" Verbindungen betragen. Unsere Arbeiten aber besta- tigen das Resultat von BOULLAY, fiigeu den Ausnahmen von dem Gesetze zwei aeitere hinzu und lassen eine grofsere Anzahl Ver- bindungen desselben Typus voraussehen. Es mag riicht unerwahnt bleiben, dafs eine betrachtliehe ZahI anderer Ausnahmen von dem Gesetze in jungster Zeit in unserem Laboratorium konstatiert worden ist, woruber nachstens berichtet wird.

I

I

Ins Deutsche dbertragen von F. W. SCHMIDT. a Diese Zeitschrift 1, 100 und 454.

Ann. Chim. Phya. [II.] 24, 372.

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D a r s t e l l u n g u n d E igenscha f t en . Die Salze werden dargestellt durch Sattigen einer sehr kon-

zentrierten heifsen Losung eines Alkalihalogeniedes mit dem ent- sprechenden Silberhalogenid, Filtrieren, AbkiihIen bis zur Krystalli- sation und, wenn notig, Verdampfen der Mutterlauge bei gewohnlicher Temperatur. Wenn die Liisungen zu verdiinnt sind, scheiden sich, wenigstens manches Mal, die Salze 1 : 1 ab. Die Verbindungen hahen wenig Neigung, gut zu lirystallieren, und viele Versuche werden gewohnlich notwendig, befriedigende Produkte zu erhalten. Die Salze sind alle weifs, Von M'asser werden sie leicht zersetzt.

,4n a1 y t i s c h e &I e t hod e n.

Znr Analyse benutzten wir Iirystalle der Verbindungen von solcher Grofse, dafs eine Vermischung mit anderen Substanzen sicherlich ausgeschlossen war. Urn dieselben fiir die Analyse brauchbar zu machen, entf'ernten wir die lliIutterlauge schnell und vollstandig durch Pressen zwischen meichem Filtrierpapier ; ferner wurde mit grofser Sorgfalt darauf geachtet, daCs eine Verdarnpfung der den Krystallen anhangeaden Flussigkeit nicht eintrat. Analysiert wurde durch Behandeln der Verbindungen mit einer geniigenden Menge heifsen, mit Salpetersaure angesauerten Wassers und Wagen des so abgeschiedenen Silberhalogenides. Das Filtrat von letzterem diente dann zur Bestimmung des noch vorhandenen Halogens oder Alkalimetalles.

A n a 1 y s en. Gefunden Berechnet fur

2CsC1 .AgCl. Cilsium . . . . . . . . . . . . . . . . . - 55.38 Silber . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24.85 22.47 Chlor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - 22.15

Gefunden Berechnet fur 2RbJ. AgJ.

Rubidium . . . . . . . . . . . . . . . 25.05 25.91 Silber . . . . . . . . . . . . . . . . . : 17.32 16.36 Jod .................... 57.53 57.73

99.90 100.00

Gefunden Berechnet fiir 2HJ.AgJ.

. . . . . . . . . . . . . . . . . 13.79 Kalium - Silber . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18.73 19.04

.................... 67.17 J o d -

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K r y s t a l l o gr a p hi s c h e E ig en s c h a f t e n.

Die drei Salze sind isomorph und krystallisieren ini rhombischen System. Beobachtete Formen sind:

a, 100. i.i m, 110, 1 d, 101, 1-i 6, 010, i-i n, 120, i-'i Z, 301, 3-i

Die Axen-Verhaltnisse und einige der wichtigen Winkel enthalt die folgende Tabelle, wobei die zu Grunde gelegten Messungen (lurch ein Sternchen bezeichnet sind. Die Krystalle erlaubten keine sehr scharfen Messungen.

t2 : b : d 2CsCI .AgCI 0.971 : 1 : 0.244 2RbJ. AgJ 0.977 : 1 : 0.236 2KJ .AgJ 0.977 : 1 : 0.234

la A' R, 120 A 120 na A m, 110 A 110 d d 101 A 101 L- L-

2CsCl. AgCl 88; 18' *54O 29' 2RbJ .AgJ '88O 40' 540 12' 2KJ .AgJ *88O 40' 540 12'

2CsCl. AgCl wuede erhalten in kleinen Prismen init weniger als ein Millimeter Durchmesser und von einem Habitus, wie ihn Fig. 1. zeigt. Die Messungen sind nur approximativ.

2RbJ. AgJ wurde von zwei Darstellungen untersucht. Die eine war iin Habitus ahnlich Fig. l., die andere bestand aus Blattchen, wie Fig. 2. Die Krystalle besaken eine Lange von fast 10 mm. Bei diesem Salz wurde Spaltbarkeit parallel a beobachtet, ferner als kleine Flachen die Formen b und x, welche in den Figuren weggelassen sind. Im konvergenten Lichte erschien eine stumpfe Bisectrix, senkrecht auf a, indem das Brachypinakoid 010 Ebene der optischen Axen ist.

2KJ. AgJ lie&, sich in Form prismatischer Kry- stalle von uber 10 mm Lange darstellen, welche den Habitus und die FlSichen von Fig. 1 zeigten.

Shcffield Sciefatific School, April 1892.

"28O 11' *27O 12' *27O 0'

Fig. 1.

Fig. 2.