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~lteren dessen Leiche er von seiner Reise mitge- bra.eht hatte, und der nach seinen Ang~ben einen starken Baeken- b~rt besessen hatte. I)as ging aueh aus den I)ritp~raten her- vor, die aus diesem Hautstfieke ,~ngefer- t igt wurden, sehr star- l<e B,~rthaai'e waren a.uf ihnen hiiufig zu finden. Bei der nithe- ten Durehsicht dieser Priid),~rat, e fiel mir nun etwas sehr Merk- wiir<liges auf, ieh sah auf Fltiehensehnitten |~ber Gefii[lbiindel an den Haaren des Backenbartes bei einem Australier. Von P. Sehiefferdeeker. (Ausgefiihrt mit Unterstiitzung der Preugischen Akademie dec Wissenseha.ften :in Berlin.) Mit 5 Textabbildungen. Vor einigen Jahren sa.ndte nfir Herr Prof. Klaatsch auf meine Bitte freundlichst ein Sti~ek H~mt, aus der Parotidengegend eines Australiers, .. f ./ Gefitl.~knhuel frei raiL- Abb. 1. ])iese und alle weitercn Abbildmlgen stammen aus der Haut der Parotidengegend eines hlteren Australiers mit starkenl tcn im Bindeg(~webe Backenbarte. Yon einem Flgchenschnitte in der Gegend des, des CorillWiS liegen. Unterhautfettgewebes. Gef~tgkniiuel neben dem unteren Teile eines Haal'es. H/tmatoxylin-Eosin. Vergr. 142. Ich wul~te zun~4chst nicht, was ich aus diesen eigentfimlichen Bildungen machen sollte, Fli~chenschnitte aus verschiedenen Ebenen im Vergleieh mit Quer- schnitten klitrten reich iiber <lie Saehlage auf. Auf dem Fli~ehensehnitt fired man :in bestimmten Ebenen Gefiigknguel, die jenen Gef~tl.~kniiueln entsl>ra.ehen , den Htmrha.lgscheiden <licht a,nliegend. Auf Abb. l

Über Gefäßbündel an den Haaren des Backenbartes bei einem Australier

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~lteren dessen Leiche er von seiner Reise mitge- bra.eht ha t te , und der nach seinen Ang~ben einen s tarken Baeken- b~rt besessen ha t te . I)as ging aueh aus den I)r i tp~raten her- vor, die aus diesem Hauts t f ieke ,~ngefer- t igt wurden, sehr s tar- l<e B,~rthaai'e waren a.uf ihnen hiiufig zu finden. Bei der nithe- ten Durehs ich t dieser Priid),~rat, e fiel mir nun e twas sehr Merk- wiir<liges auf, ieh sah auf Fl t iehensehni t ten

|~ber Gefii[lbiindel an den Haaren des Backenbartes bei einem Australier.

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P. Sehiefferdeeker. (Ausgefiihrt mit Unterstiitzung der Preugischen Akademie dec Wissenseha.ften

:in Berlin.)

Mit 5 T e x t a b b i l d u n g e n .

Vor einigen J a h r e n sa.ndte nfir Her r Prof. K l a a t s c h auf meine Bi t t e f reundl ichs t ein Sti~ek H~mt, aus der Pa ro t idengegend eines

Austra l iers , . .

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Gefitl.~knhuel frei raiL- Abb. 1. ])iese und alle weitercn Abbildmlgen stammen aus der Haut der Parotidengegend eines hlteren Australiers mit starkenl

tcn im Bindeg(~webe Backenbarte. Yon einem Flgchenschnitte in der Gegend des, d e s C o r i l l W i S l i e g e n . Unterhautfettgewebes. Gef~tgkniiuel neben dem unteren Teile eines

Haal'es. H/tmatoxylin-Eosin. Vergr. 142. Ich wul~te zun~4chst nicht , was ich aus diesen eigentf imlichen Bildungen machen sollte, Fli~chenschnit te aus verschiedenen Ebenen im Vergleieh mi t Quer- schni t ten kl i t r ten reich i iber <lie Saehlage auf. Auf dem Fli~ehensehnit t fired man :in bes t immten Ebenen Gefiigknguel, die jenen Gef~tl.~kniiueln entsl>ra.ehen , den Htmrha.lgscheiden <licht a,nliegend. Auf Abb. l

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sieht man einen solchen Gefigknguel der Wurzelpartie eines Huares direkt anliegend. Oiese Schnittebene geht bereits dureh das Unterhaut- fettgewebe, wie die ringsherum liegenden Fettzellen erkennen lassen. Aueh grSBere Arterien liegen in dieser Sehieht. In Abb. 2 sehen wir ein 13ild aus einer hSheren Ebene. Der ziemlieh groge Gef igkniuel liegt bier einem t taare etwa in der Mitre seines Verlaufes an. Sieht man diese Gef~Bknguel genauer an, so ergibt sich, dag es eigentlieh keine riehtigen Kni~uel sind, sondern Quersehnittsbitder yon Gef~gbandeln, in denen die Gefige leieht gesehlgngelt verlaufen. Man finder darin arterielle und ven6se Gef~l?e, die zum Teile im Querschnitte, zum Teil im Sehrigsehnitte getroffen sin& Es sind ziemlieh zahlreiehe GefiBe, die ein verhi~ltnism~Big reeht diekes Btindel bilden. Dieses Bfindel ist

in das Bindegewebe des Coriums eingelagert, wird yon Bindege- websziigen desselben durehsetzt und umsehlossen, und grenzt sieh ziemlieh seharf gegen die Um- gebung ab. Auf den Fl~ehen- schnitten ergab sieh welter; dab diese GefiBbiindelquersehnitte nieht immer genau an derselben Seite des Haares liegen, immerhin im allgemeinen mehr naeh der unteren Seite bin, aber fast nie-

, rams genau auf der unteren Seite, Abb. 2. Aus einem Fl~chenschni t te du tch das sondern mehr oder weniger seitlich Corium. Gef igkn i iue Inebene inemI- Iaa re , t I i m a -

toxylin-]~osin. Vergr. 14'.). l i r a das t t aa r verschoben. Ieh suehte auf den Quersehnitten der

Haut zuerst i m m e r vergeblich nach diesen Gefigbandeln, die doch nach den Fliehenbildern zu urteilen unmittelbar den t Iaaren anliegen muBten:, also eigentlieh ganz leieht zu linden sein mul]ten. Hin und wieder sah ieh j~ an dem Haarbalge ein Blutgefig aufsteigen, aber niehts von diesen GefiBbtindeln. Allmihlieh land ich aber solche auf diesen Quersehnitten f a r sich isoliert liegen, ohne Haar . In Abb. 3 ist t in solehes Bild wiedergegeben. Man sieht hier, in der Fettsehicht beginnend, ein breites GefiBbandel bis dicht unter die Oberhaut hin aufsteigend. Die ObeI:haut und d a s Bindegewebe des Corium sind nur angedeutet, um die GefiBe selbst, welehe dureh ihre Endothelkerne sieh seharf abheben, m6gliehst deutlieh hervortreten zu lassen. Es ist dieses ja nur e in Lingssehnit t dureh ein solches Gefggbihldel, voll- st~ndig wiirde dieses weit mehr GefiBe enthalten, welehe oberfliehlieher und tiefer als die bier dargestellten liegen warden und so zusammen einen recht dicken Strang bitden warden. Die Gef~Be verlaufen leieht

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des Backcnb~rtes bei einem Australier.

gcschlgngelt, in den oberen Teilen des Bildes sieht m~:~ ein paar Sttick- then yon Talgdriisen und an diesen hinziehend eine Fortsetzung des Ge- fiil3biindels mit besonders feinen Ge- fiil~en. ])iese Fortsetzung liegt hier el, was seitlich yon dem Hauptbiindel, das Bindegewebe darin ist diehter und dunkler gezeiehnet und zeiehnet sich in der Natur aus dureh einen sehr groBen Kernreiehtum. Des :Bin- degewebe in den sonstigen 7Bimdeln isg nicht besonders ausgezeiehnet. Die f e i n e n GefS, g e n d e n d i e ses B t i n d e l s z i e h e n a u g e n s e h e i n - l i ch zu d e n T a l g d r i i s e n h in u n d v e r i i s t e l n s ich u m diese. ()bell in der itur angedeuteten Ober- h~mt [iegen zwei Haare, die ~uch n u r angedcutct sind, an der rechten Seite am untersten Ende des Ober- hautzapfens liegt ein kreisf6rniigec Haarquerschnitt, auch nur ange- deutet. Es gelang mir im ganzen nut selten, solche L7mgsschni~e yon diesen Biindeln zu erhalten. J)ie Quecschnitte der Haul wacen so orientier~, dab (lie Haare m6glichst gcnau in ihrem schragen Vcrlaufe gct roffen wurdcn, (lab das Haar also cinch oberen und unLercn Kontur m6gliehst deutlieh zcigte. ])a, wio ich oben sehon bemerkte, diese Ge- fg[3biindel fast nie direkt auf der unteren Flgehe des Haares liegell, sondern immer ctwas seitlich ver- schoben, so war es nur nattirlich, (lab ieh sie auf diesen Quersehnitten der Haut nicht an den Haarell cnt- lang laufen sah. 1)ie Gefiii3biindel sind andererseits so dick, (lag ein

Abb.3. Aus einem QuersclmiLte der Haut. Epi- dermis uud Bindegewebe nur angedeutet. Man sieht die zahlreichen, aufsteigenden Blutgef~ti~c

des der Litnge nach getroffenen Gcfiigbtindels. Oben Reste einer Talgdriise und neben dieser eine Anzahl yon feinen Gefgllen, deren W/inde als Kernreihen erscheinen, eingelagcr~ in einem dunklcren Gewebe, das s~hr kernreicims Bindegewebe bedeutet. Hitmatoxyiln-Eosin. Vergr. ~3.

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paar L~ngsschnitte durch sie hindurch gelegt werden k6nncn, ohne da.g das Haar selbst getroffen wird. So kommt es, dag man oft die Gefgg- biindel fiir sieh ohne Haar verlaufen sieht. Wohl aber findet man an ihnen anliegend mehr oder weniger groge Stiicke der Talgdrfisen, die ja seitlieh dem Haare ansitzen. Bei weiterer Durehsieht der Prgparate gelang es mir aueh, Haare zu finden, an denen zwar nieht die ganzen Biindel, abet doeh Sttieke yon solehen in die H6he zogen. Immer zeigte es sieh, dab sie sehlieglieh zu den seitlich liegenden Talgdriisen hinzogen, um sieh an diesen zu vergsteln, und hier fand sieh immer wieder zwisehen diesen Endvergstelungen jenes sehr kernreiche Bindegewebe, das ieh sehon crwhhnt habe. Dieses Bindegewebe maeht dureh seinen Kernreiehtum cinen lymphoiden Eindruek. Nun hatte ieh zwar die Gefi~gbtindel selbst cinigermagen klar bekommen, aueh in ihrer Lage zu den Haaren, abet es fehlte mir immer noch die Erkli~rung ffir jene isoliert, ohne Haar, im Corium liegenden GefhBbtindelquersehnitte, die mir zuerst auf Flii- chenschnitten als isolierte Gefi~gkni~uel so aufgefallen waren. Es zeigte sieh, dab diese isolierten Quersehnitte nut in bestimmten Sehiehten des Coriums auftraten. Sehlieglieh land ieh auf den Quersehnitten aueh hierfiir die Erkl~rung. Das an dem Haare in die H6he ziehende Gefi~gbtindel biegt, in einer bestimmten H6he angelangt, yon dem Haarc seitlieh ab, und zwar unter einem ziemlieh groBen Winkel und verli~uft zu den seitlieh gelegenen Talgdriisen hin, um sieh an diesen zu ver- i~steln. W e r d e n die B i i n d e l a u f d i e s e m Wege z w i s e h e n H a a r u n d Drf ise g e t r o f f e n , so e r s e h e i n e n sie i s o l i e r t u n d e s erkli~rt sieh nun aueh das eigentthnliehe Bild. das diese isolierten Gefggbiindel- quersehnitte oft zeigen, dag ni~mlieh ihre Gefi~ge ziemlieh stark sehri~g getroffen sind. In dieser Streeke zwisehen Haar und Drtise verli~uft das Gef~gbfindel naturgemi~g sehrgg zur Oberfli~che der Haut.

Wir h a b e n a lso an den g a r t h a a r e n d ieses A u s t r a l i e r s s t a r k e Gefi~Bbfindel , we lehe y o n u n t e n a u f a n dem Ha, are e m p o r z i e h e n , d ieses r e e h t d i e k e H a a r m i t B l u t v e r s o r g e n , d a n n a b e t zu d e n T a l g d r t i s e n h i n l a u f e n u n d in d i e s e n e ine r e i c h e E n d v e r ~ s t e l u n g b i l d e n in e i n e m sehr k e r n r e i e h e n B i n d e g e w e b e , das a lso v o r a u s s i e h t l i e h e ine g r 6 g e r e Menge v o n L y m p h z e l l e n in sieh e n t h a l t e n wird.

Wie kommt es nun. dag bier bei dem Australier diese merkwtirdigen Bildungen auftreten, die. soweit mir bekannt, bisher sonst noch nieht gesehen worden sind ? Allein oder hauptsgehlieb_ zur Ernahrung des ia allerdings reeht dicken Haares kSnnen sie nieht dienen, d~s geht aueh sehon daraus hervor, dag ihre reiche Endveri~stelung an den Talg- driisen stattfindet. Sie miissen also hauptsgchlieh zur Erni~hrung dieser bestimmt sein. Nun zeigt sieh. dag der Australier so groBe Talgdriisen besitzt, wie ich sie bisher noeh niemals gefunden habe. Es sind TMg-

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LTber Gefiiltbttndel an den Haaren des Baekenbaries bei einem Australicr. 125

driisen, die mitunter schon ~n kleine Meibomsche Drfisen erinnern. Auf der Abb. 4 h~be ich solche Driisen vom Querschnitte der H~ut darstellen lassen. Man sieht, es sind ggnz ungemein grol3e Bildungen. Sie nehmen die R:~tume zwischen den H ~ r e n zum gr6Bten Teile ein und reichen ~ief hinunter in d~s Corium. Wie dScht diese Drt~sen liegen,

Abb. 4. Aus einem Querschnitte der ttaut. GroItc Talgdriisen in guter Ausbreitung gctroffcn. Die schwarzen Fasern sind eD, stische Fasern, die ftir diese Arbeit keine J3edeutung haben.

Hfi, matoxylin-Eosin. Vergr. 42.

geht sehr deutlich aus Fig. 5 hervor, welche von einem Fl~chenschnittc aus der Schicht, in der die Talgdrtisen hauptsttchlich liegen, entnommen, die fl~chenhafte Ausdehnung derselben deutlich erkennen l~tgt. Die ein- zelnen Felder, welche je ein Haar mit den zugeh6rigen T~lgdrtisen ent- halten, sind nut durch dfinne Bindegewebszfige voneinander getrennt,

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nehmen also fast die ganze Fli~che des Coriums hier ei11. Sehr deutlich t raten auf diesem Pr ipara te die beiden Abteilungen jeder Talgdrfise hervor, die mit protoplasmatischen Zellen und die mit fetthaltigen ver- sehenen. Die ersteren erschienen welt dunkler als die letzteren. Sie sind in dieser Weise auch auf der Abbildung dargestellt worden. Man erkennt, daft die protoplasmatischen Abschnitte sehr umfangreich sind, was ffir einen starken Nachwuchs yon Drtisenzellen und damit ffir eine starke Sekretion spricht, damit dann wieder ffir ein starkes Ern~hrungs- bedfirfnis der Drfisen. DuB Drtisen yon solcher Gr6fte und Beschaffen- heir viel Blur brauchen, i s t klar, immerhin bin ich doch erstaunt fiber die )/[enge des Blutes, die durch diese Gefi~ftbfindel ihnen zugeffihrt wird. Liegt doch an jedem t taare ein solches Gefiftbfindel an, das nur ftir die zu diesem Haare geh6rigen Drfisen bestimmt ist. Auf den Fli~- chenschnitten sieht man in bestimmten Schiehten mitunter auch kleine Arterien, d ie sich gabelf6rroig teilen, und dann mit je einem Aste zu einem solchen GefiBbfindel hinziehen, um dieses mit Blur zu versorgen. Es nluft in diesen Drfisen also ein verhiltnism~ftig sehr starker Stoff- wechsel stattfinden, und hierdurch erkli~rt sich wohl auch die Anlage- rung des lymphoiden Bindegewebes. Man sieht, daft die Drfisen immer mit mehreren Ausffihrungsgingen in den Haarbalg einmfinden. Vielfach zeigen diese Ausffihrungsgi~nge nichts Besonderes, mitunter aber sind sic auch auffallend lung und so sehaff ausgebildet, daft sie kaum noch an Talgdrfisenausffihrungsginge erinnern, Es scheint mir dies daffir zu sprechen, daft das Sekret dieser Drfisen ein verhiltnism~ftig leicht flfissiges sein muft und das liBt sich wieder verstehen bei der starken Blutversorgung der Drfisen.

Nach dem Gesagten k6nnen wir annehmen, daft die Haare des Backenbartes eines Australiers aufterordentlich gut eingefettet sein wer- den, und nicht nur die Haare, sondern auch die Haut auf der sie stehen. Das mehr f!tissige, 61artige Sekret der groften Talgdrtisen muft sich ja fiber die ganze Wangenhaut verbreiten. Dazu kommen dann noch die anderen Drfisen dieser Gegend. In meiner groften Hautdrfisenarbeit, v o n d e r ich bis jetzt nur die Hauptergebnisse als vorl~ufige Mitteilung habe ver- 6ffentliehen k0nneni), konnte ich nachweisen, daft in dieser I-Iautgegend des Australiers noch zwei andere Drfisenarten vorhanden sind: die apokrinen und die ekkrinen Drtisen, grofte und kleine Schweiftdrfisen. Aueh diese ergielten ihr Sekret entweder direkt auf die I-Iaut (die ek- krinen Drfisen) oder in die I taarbi lge dicht vor ihrer Ausmfindung (die apokrinen Drfisen). ])as Sekret dieser drei ])rfisenarten wird sich also bier auf der Haut mischen. So wird die Menge des gelieferten ])rfisen-

i) Schiefferdecker, P., Die ttautdriisen des Menschen und der Siuge- tiere, ihre biologische und rassenanatomische Bedeutung sowie die )/Iuscularis sexualis. (Vorli~ufige Mitteilung). IBiol. Centrabl. 3I. 1917, Nr. 11, S. 534--562.

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sekretes so groB sein, dab man mit einer gewissen Berechtigung yon einem ,,Hautdriisenorgane der Parotidengegend" bei den mgnnlichen Austr~liern sprechen k6nnte. Ich will bier ~ndessen nut die eigenttim- liche Beschaffenheit dieser Hautgegend besonders hervorheben, ohne dafiir eintreten zu wollen, dab bier wirklich ein Hautdriisenorgan an- zunehmen sei. Ich habe jg bisher leider nur Gelegenheit gehabt, d:iescs eine H~utstiick eines Australiers zu untersuchen. Es fehlt mir d~her jegliehes Urteil dariiber, wieweit die hier besproehenen Drtisen auf der

Abb. 5. Aus e inem Flii~chenschnitte dcr H a u t durch die Gegend des Coritlm, in tier die Talg- driisen sich am s tSrks ten ausbrei ten, t I aa re mi t den zugeh6r igen Talgdr i i sen zu Fe lde rn ver- einigt, die dutch ]3indegcwebsziige g e t r c a n t sind. Die dunklen Teile der Dr t i sen s ind die pro to-

p lasmat ischen, die hellen die fe t thal t igen. J:l~tmatoxylin-Eosin. Vergr . 42.

iibrigen H~ut des Australiers verbreitet sind. Ich babe, wie ich hi der oben zitierten Arbeit mitgeteilt Imbe, solche apokrinen Driisen bei an- dcrcn Menschen nur in bestimmten, beschrSnkten Abschnitten der Haut nachweisen kSnnen, so bei einem K ~ m e r u n n e g e r auBer in der Achselh6hle, wo sie bei allen Menschen vorzukommen scheinen, am Mons pubis und auf dem untercn uud mittlercn TeiIe des Bauches, tmf dem oberen Teile des Bauches und auf der :Brust fehlten sie schon. An ]qals und Kopf fehlten sie ebenfalls. Bei einem C h i n e s e n fand ich sic ebenfalIs am Mons pubis, d~nn, in allm~hlieh immer mehr ~b-

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nehmender Menge, aber den ganzen Bauch hin und noch in der Brust- haut, an Hals und Kopf waren sie nicht mehr naehweisbar. Bei D e u t - s c h e n fanden sieh diese Driisen nur noeh am Mons pubis, und zwar nur noch beim deutsehen Weibe, beim Manne nieht mehr, auf Baueh, Brust, Hals und Kopf nicht mehr. Allerdings mit der Einsehrgnkung, daft beim deutschen Weibe auch auf der Haut des unteren Bauches sich solche Drasen noch m i t u n t e r fanden. Augerdem linden sie sich bei Deutschen aber noeh an anderen Stellen, so am Datum, Labium majus, Inguinalfalte, Augenlid, ferner als Ohrenschmalzdrasen, Axillar- drasen, Afterdrasen. Bei den van mir untersuchten O s t a f f e n , M a n - d r i l l und zwei M e e r k a t z e n a r t e n fanden sich dagegen apokrine Drasen in der Haut des KSrpers in weiterer Verbreitung. Ich habe damals hervorgehoben, daft, wenn der Australier solche Drasen in der Parotidengegend besitzt, es wahl wahrseheinlich ist, daft sie auch sonst in seiner Haut in weiterer Verbreitung vorhanden sein werden, ieh habe hieraber aber keine Untersuehung anstellen kSnnen, da ieh, wie gesagt, nur dieses eine Stack Haut untersuehen konnte.

Wenn hier die niichste Deutung far die Funktion dieser Gefi~g- bfindel und damit auch fur den Grund ihres Vorkommens die ist, dag sie die grogen Talgdrtisen zu erni~hren haben, so babe ich doeh oben s~hon hervorgehoben, daft es sehr auffallend ist. daft zu diesem Zweeke solche Gefis sich ausgebildet haben sollten. Ich halte es daher far durchaus mSglich, dab sie ein Erbgut darstellen van tierischen Vor- fahren des Mensehen her und urspranglich eine ganz andere Bedeutung gehabt haben. Dann warde ihr Vorkommen bei dem Australier um so wichtiger sein und eine Spur darstellen, bei deren Verfolgung man vielleicht auf Tiere stoBen kSnnte, welehe mit den tierischen Vorfahren des Menschen irgendwie nigher verwandt sind. Man muB doch sagen, dag zur Ern~hrung van diesen Talgdrfisen irgendeine etwas gr6gere Arterie vollkommen genagt hgtte, und dag die Entstehung eines solehen Gefagbandels zu einem derartigen Zwecke kaum verstgndlieh ist. Es ist ja aueh sehr merkwardig, daft in diesen GefhBbfindeln (lie bei weitem meisten GefhBe einen ven6sen Charakrer zu haben seheinen. Auch das wfirde daffir sprechen, dab diese GefgBbflndel urspranglich eine ganz andere Bedeutung gehabt haben werden und dag sie aueh far den AustrMier vielleicht noch eine ganz besondere Bedeutung besitzen, die wir vorl~ufig nieht erschliegen k6nnen. Aueh die Bildungen des lyre- phoiden Bindegewebes warden hierffir spreehen.

Sehr wiehtig wfirde es nach dem Gesagten auch sein. die Haut der Parotidengegend einer Australierin zu untersuchen, um zu sehen, wie die VerhMtnisse hier liegen. Da bei dieser die groBen Barthaare und damit, wahrscheinlich wenigstens, aueh die grbSen Talgdrasen fehlen warden, so wfirde man, falls sieh aueh hier GefitBbfindel vorfinden war-

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den, mi~ grol3er Sicherheit schliel3en kSnnen, dab diese in der Tat als altes Erbgut anzusehen sind und eine ganz besondere Bedeutung be- sitzen.

Wahrschein!ich wird der Backenb~rt des Australiers auch ziemlich starke Diiftc verbreiten, d ie sexuell yon Bedeutung .~:ind, und insofern wfirde diesel" Bart dann allerdings aueh als ein ,,spezifisches Duftorg~n" anzusehen sein. A1]es dieses sind ~ber nur M6glichkeiten und Wahr- scheinlichkeiten, die erst durch weitere Studien an der Austr~lierhaut bewiesen werden mtii3ten. Die vorliegende kleine Arbeit kann zuni~chst nur den Zweck haben, auf diese merkwiirdigen Bildungen ~ufmerksam z u ~ l a c h e l l .

Archly f. Dermatologie u. Syphilis. O. Bd. 132. 9