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A. ~[ERRM/[]N'N:Uber gehSrverbessernde Operationen. 269 zuriiekkehren und dieses GehSr dann wieder einbfil~en, ist vie] schlimmer als das ungestSrte Verbleiben in der langsam entstandenen Isolierung und Resignation. 11. Herr A. Herrmann-Mainz : tiber gehiirverbessernde 0perationen. (Mit 2 Textabbildungen.) Meine urspriingliche Absicht, nur fiber die Otoskleroseoperation zu spreehen, kann ich aufgeben, nachdem vor mir 3 Vortr~ge dieses Them~ eingehend beleuchtet haben. Gestatten Sic mir nur einige kritische Worte zu den] Hauptproblem : Wie gelingt es uns, das Fenster so anzulegen, daft es o/fen bleibt ? KSnnen wir durch unsere Opera,tionstechnik den Ver- schluB des neugebildeten Fensters verhindern ? Ich persSnlich gl~ube, da~ wir diese Fragc ffir die meisten F~ile bejahen kSnnen, Im allge- meinen wird der bekannte Satz immer seine Geltung behalten, je kleiner also kiirzer und schm~ler die angelegte Fistel, desto grSl~er die Gef~hr des Wiederversehlusses durch Knochenneubildung vom Rande her. Als wir die ersten Otosklerose- operationen nach FLEISCH1KANN machten, da waren wir ungeheucr beeindruckt, als schon eine steck- nadelkopfgroBe Fistel eine HSr- kno'chePne Wandde,~ Ve, libulum~j ".'-..:~:,.. . : ~::~;~"." .. ~2.,,:~, ~;.~ '.~" "'~..:..: Abb. 1. verbesserung um einige Meter brachte und begnfigten uns damit. Diese kleinen Fisteln schlossen sieh leider aber sehr oft schon nach Wochen und Monaten. Heute legen wir eine Fistel an, die wenigstens 15mal so grol~ ist. Sehen wir uns das yon LEMPERT angelegte Fenster an, wie es uns hier im Film gezeigt wurde, und wie L1C~PERT es selbst in der Zeitsehrift ffir Laryngologie uns bildlich darstellt. Daft ich Ihnen an diesem Bride erkl~ren, was meiner Ansicht nach hierbei ~nders sein kSnnte. Oer Knochenwall hier im Bereiche der Fiste] ist viel zu hoeh. In diesem Raum mul~ sich, wenn man den plastischen Lappen dariiber deckt, Serum ansammeln, das mindestens einen binde- gewebigen VerschluB erzeugen wird. Wahrscheinlich wird sich sogar von den] breiten Knochenrand ein Briickencallus yon der einen Seite Zur ~ndern bilden. Der umgebende Knochen ist viel zu dick, so dab seine nutritiven Eigenschaften und seine Regenerationskriifte reeht groBe sind (Abb. 1). Eine so angelegte Fistel wird immer Neigung haben, sieh zu

Über gehörverbessernde Operationen

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Page 1: Über gehörverbessernde Operationen

A. ~[ERRM/[]N'N: Uber gehSrverbessernde Operationen. 269

zuriiekkehren und dieses GehSr dann wieder einbfil~en, ist vie] schlimmer als das ungestSrte Verbleiben in der langsam entstandenen Isolierung und Resignation.

11. Herr A. H e r r m a n n - M a i n z : tiber gehiirverbessernde 0perationen. (Mit 2 Textabbildungen.)

Meine urspriingliche Absicht, nur fiber die Otoskleroseoperation zu spreehen, kann ich aufgeben, nachdem vor mir 3 Vortr~ge dieses Them~ eingehend beleuchtet haben. Gestatten Sic mir nur einige kritische Worte zu den] Hauptproblem : Wie gelingt es uns, das Fenster so anzulegen, daft es o/fen bleibt ? KSnnen wir durch unsere Opera, tionstechnik den Ver- schluB des neugebildeten Fensters verhindern ? Ich persSnlich gl~ube, da~ wir diese Fragc ffir die meisten F~ile bejahen kSnnen, I m allge- meinen wird der bekannte Satz immer seine Geltung behalten, je kleiner also kiirzer und schm~ler die angelegte Fistel, desto grSl~er die Gef~hr des Wiederversehlusses durch Knochenneubildung vom Rande her.

Als wir die ersten Otosklerose- operationen nach FLEISCH1KANN machten, da waren wir ungeheucr beeindruckt, als schon eine steck- nadelkopfgroBe Fistel eine HSr-

kno'chePne Wand de,~ Ve, l ibulum~j

". '-..:~:,.. . : ~::~;~"." ..

~ 2 . , , : ~ , ~;.~ '.~" "'~..:..: Abb. 1.

verbesserung um einige Meter brachte und begnfigten uns damit. Diese kleinen Fisteln schlossen sieh leider aber sehr oft schon nach Wochen und Monaten. Heute legen wir eine Fistel an, die wenigstens 15mal so grol~ ist. Sehen wir uns das yon LEMPERT angelegte Fenster an, wie es uns hier im Film gezeigt wurde, und wie L1C~PERT es selbst in der Zeitsehrift ffir Laryngologie uns bildlich darstellt. D a f t ich Ihnen an diesem Bride erkl~ren, was meiner Ansicht nach hierbei ~nders sein kSnnte. Oer Knochenwall hier im Bereiche der Fiste] ist viel zu hoeh. In diesem Raum mul~ sich, wenn man den plastischen Lappen dariiber deckt, Serum ansammeln, das mindestens einen binde- gewebigen VerschluB erzeugen wird. Wahrscheinlich wird sich sogar von den] breiten Knochenrand ein Briickencallus yon der einen Seite Zur ~ndern bilden. Der umgebende Knochen ist viel zu dick, so dab seine nutri t iven Eigenschaften und seine Regenerationskriifte reeht groBe sind (Abb. 1). Eine so angelegte Fistel wird immer Neigung haben, sieh zu

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270 A. HERR~A~N:

schlieBen. Diesen ganzen dieken Knochenwall mfissen wir mit dem Bohrer absehleifen, so dal~ der Rand so dfinn und zart :wi~d, dal~ nach Auflegen des Hautlappens dieser direkt d im hs Labyr inth auf- liegt und mit ihm verklebt. I s t diestr Knoehenrand entsprechend dfinn und schlecht ern~hrt, so kann man sich sogar vorstellen, dal~ ein Teil des t~andes noeh nachtr~glich der Resorption anheimf~llt (Abb. 2). Ein neuer Brticktnta]lus yon dtr einen zur anderen Seite dfirfte hSehstens an den Enden der Fistel mSg]ieh sein. Dieses Abschlei/en des umgebenden Knochens (also des Labyrinthmassivs) bei der Operation mit dem Ziel und der ausgesprochenen Absicht, ihn am Rande der Fistel in seiner Erniihrung

kn~cherne Wand des

endo/,vmp,~atische,~

Abb. 2.

mSglichst zu sch5digen, das ist meines Erachtens die wichtigste Forderung liar das O//enbleiben des neugebildeten Fensters. Selbstver- stiindlich mtissen auch s~mtliche Endostpartikel, die auf d im hi~u- tigen Labyr inth liegen, entfernt werden, was bei der Operation oft mfihevolle Arbeit und Zeit kostet. DaB das Vtrmeiden einer Infek- tion dartibtr hinaus eine selbst- verst~ndlieht Forderung ist, brauehe ich nicht besonders zu betonen.

Und nun zu meinem eigentlichen Thema: Als vor etwa Jahresfrist in der amerikanischen Zonenpresse der aufsehenerregende Artikel ersehien : , ,Taubheit operativ heilbar", setzte in unsere Kliniktn wie der glgubige Pflgerstrom naeh Mtkka und Medina ein Zustrom yon Tauben und Taub- stummen, von SchwerhSrigtn und Ohrenleidenden tin, um sich ihre Taub- heir operativ beseitigen zu lassen.-~hnliches sah ich nur einmal, als in meiner Greifswalder Zeit t in Artikel in der Pommerschen Prtsse fiber die Hormon und Wundersalbe des Herrn ZAJICZECK ersehien. Damals wie htute kamen uns die verschiedenartigsten und vielgestaltigsten Schwer- hUrigkeittn zu Gesieht.

Bt i den reinen Otosklerosen liegen die Dinge ja verhgltnismgBig ein- fach. Schwieriger sind die Fglle, auf die ieh jetzt zu sprechen kommen m5chte, und die unser Wissen fiber die Otosklerost, die Adhgsivprozesse und die verschiedenen Pneumatisationszustgnde ganz wesentlieh zu bereichern imstande sind. Zungchst fiel einmal auf, dab es scheinbar Otosklerosen sgmtlicher Pneumatisationszustgnde gibt, vom ideal pntu- matis i t r ten Warzenfortsatz angefangen his zum vSllig gehemmten, ebur- nisierttn, Warzenforts~tz. Wei t t r fiel auf, dab die Otosklerosen mit ideal pntumat is i t r tem Warzenfortsas oft ein gutes, aber keineswegs ein so

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begeisterndes Operationsergebnis in Bezug auf die H6rfunktion ergeben, wie es hei der Reizlosigkeit des ganzen Knoehens eigentlieh der Fall sein mtiBte.

Dann gab es im Gegensatz dazu Fglle yon 0tosklerosen, die beider- seits einen kleinzellig pneumatisierten oder einen teilweise gehemmt pneu- matisierten Warzenforts~tz zeigten. Dem klinischen Bilde nach ~ueh Otosklerosen, oft mit erheblieh verl~ngerter Knochenleitung, mit nega- tivem Rinn6 und her~ufgesetzter unterer, oft ~uch her~bgesetzter oberer Tongrenze. Unter diesen F~Lllen haben wir zwei Gruppen kennengelernt. Die eine mit getrtibtem Trommelfell und vielleicht gerade noch erkennb~ren ~ngedeuteten Narben. Diese Patienten gaben ~uch an, dab gelegentlieh naeh Politzern eine gewisse H6rverbesserung eintritt. Die andere Gruppe zeigte keine Trommelfellvergnderungen.

Alle diese Otosklerosen mit nieht ideal pneumatisiertem Warzen- fortsatz, die irgendwie verdgchtig s;nd auf Adhgsivprozesse, bei denen die SchwerhSrigkeit auch im 2. oder 3. Lebensjahrzehnt ~uftrat, operieren wir nicht in Allgemeinnarkose, und zwar deshalb nicht, damit wir jederzeit die Operation unterbreehen und eine H6rpriifung vornehmen k6nnen. Zwei Formen yon Adhgsivprozessen sind hier ~useinander zu halten. Einmal Adh/isionen, die sich besonders im Bereiche des Hammerkopfes und des AmboB zeigen. Naeh Entfernung des Ambol], n~eh Abtragen des I-Iammerkopfes, der oft torquiert und verlagert erscheint, und nach vor- siehtiger Wegnahme der Adhgsionen, h6ren diese Patienten auf dem Operationstisch mit einem Mal Umg~ngsspraehe in 6 - -8 m Entfer- nung, gegen a. e. vor der Operation. Es ist selbstverstgndlich, d~g hier die Adh/isionen, die Torquierung des Hammers und die Verlagerung des AmboB schuld an der Schwerh6rigkeit waren. Das sind auch meist die Fglle, die eine gewisse H6rverbesserung nach Luftdusehe zeigten. Bei diesen Fgllen begniigen wir uns mit dem erreiehten GehSr. Wir beenden aber stets die Operation mit der Plastik, wie wir sie als groBe Plastik bei der Otoskleroseoperation naeh SOURmT.LE ausfiihren. Wit verzichten in- dessen bei diesen Fi~llen au[ das Anlegen einer Fistel. Diese Patienten hSren bei der Entlassung fiir gew6hnlieh Umgangsspr~che in 6, 8 und 10 m Entfernung. Ich werde sic Ihnen a.uf der ngchsten Tagung bei mir in Mainz vorstellen:

Bei der zweiten Gruppe linden sich die Adhgsionen nicht im Bereiehe des Hammer und Ambog, sondern im Bereiehe und in der Gegend des Stapes. Nach Entfernung vom Ambo$ und Hammerkopf hSren diese Patienten Umg~ngsprache kaum oder nur wenig verbessert. Am Steig- biigel selbst kSnnen wir die Adh/isionen nicht entfernen, um ihn nicht zu luxieren. Bei diesem, offenb~r durch fibr6se Verbindungen oder fibrSse Vergnderungen am Ringb~nd, fixierten Stapes miissen wir so vorgehen, wie bei der typischen Otosklerose. Hier legen wir das iibliche Fenster an.

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272 A. HnRR~A~: (Jber gehSrverbessernde Operationen.

Meine Damen und Herren! Die~es sind meine8 Erachtens die Glanz- [iille in unserer gesamten operativen Olosklerosetherapie. Das sind die Fglle, die uns und den Patienten den grSBten Erfolg bringen. Ich glaube, dab auch unter den F/illen, die uns hier xTorgestellt wurden, solche ver- t reten sind.

In diesem Zusammenhang m6chte ich nun auf die WITTMAACKsehe Pneumatisationslehre zu sprechen kommen, die uns diese F~lle Yon Otosklerose, die aher in Wirklichkeit keine echten sind, dem Verst~ndnis n~her bringt. Sie alle wissen, dab WITTIKA&CK in seiner Pneumati~ations- lehre die versehiedenen Typen der SehIeimhaut und ihre Beeinflussung im S/iuglings- und Kindesalter durch latente Entzfindungen und Ka- tarrhe in den Mittelpunkt seiner Pneumatisationslehre stellte. Wenn Ent- zfindungen in diesem Alter den Pneumatisat ionszustand des Knochens im Warzenfortsatz so grundlegend zu beeinflussen verm6gen, warum sollen nicht auch diese Zust/inde sich im Mittelohr am Steigbfigel, am H a m m e r und AmboB in ~hnlicher Weise auswirken. Warum soll im Mittelohr nicht auch die Schleimhaut fibrSs werden und zur Fixation des Stapes usw. ffihren kSnnen. Die HSrverbesserungen bei diesen F~llen werden deshalb so hervorragend, weil offenbar das Innenohr mit den schallempfindenden Zellen weniger beeinfluBt und weniger degeneriert ist, Ms in den F~illen von histologiseher bzw. anatomischer Otosklerose, Die amerikanischen Forscher sind ja auch vorsichtig genug yon klini- scher Otosklerose zu spreehen. ])as sind wahrseheinlieh die Fiille, die im Sguglings- und Kindesal ter te ichte 0t i t iden durchgemacht haben, F~lle mit gehemmter Oder teilwdse gehemmter Pneumatisation.

Erlassen Sie es mir, fiber die hSrverbessernden 0perat ionen zu sprechen, wie wit sie ausffihren in Gestalt der Adenotomieen, der Kap- pung der hinteren Enden und anderer Nasenoperationen, wenn sie zu StSrungen der HSrfunktion ffihren. Diese Art yon hSrverbessernden Operationen sind Ihnen allen ja bekannt.

Noeh eine andere Kategorie von Schwerh6rigen, die wir bislang nieht oder nur selten operiert ha,ben, miissen wit heute in den Bereieh der hSr- verbessernden Operationen mit einbeziehen. Wir mfissen kfinftig aueh in der 0tologie unterseheiden zwisehen der sogenannten vitalen und der sozialen Indikation zur Operation. Die Internisten punktieren beispiels- weise ein Pleuraexsudat, aus vitaler Indikation, wenn die Atemnot in- folge der Kompression der Lunge, des Herzens und durch die Verdri~n- gung des Mediastinums lebensbedrohlieh wird. Sie punktieren das EX-. sudat aus sozialer Indikation dann, wenn die Arbeitsunfiihigkeit sieh zu lange hinauszSgert und die Resorption zu lange dauert. Wir operieren aus vitaler Indikation, wenn sieh Komplikationen entwickeln oder ankfinden und aus sozialer Indikation, wenn die Schwerh6rigkeit solehe Grade er- reicht, daft die Patlenten in ihrem Beruf nieht mehr bestehen k5nnen. In

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Ausspmche zu den Vortr~gen. 273

dieser Gruppe fallen die Fgl le mi t randst/~ndiger und zent ra ler Per ibra - t ion, mit und ohne Eiterung, deren H6r/gihigkeit au/ beiden Ohren nieht mehr als einen Meter betr~gt. L/~l~t sich durch HSrprf i fungen mi t S t immgabe ln und dem Aud iome te r feststel len, dab der HSrbere ich fiir das Sprach- vers t / indnis funkt ions t i i ch t ig ist, so kSnnen wir diesen Pa t i en t en durch eine hSrverbessernde Opera t ion helfen. Wi r oper ieren dabe i wie bei der R a d i k a l o p e r a t i o n und ent fernen den k r anke n Knoehen, den AmboI3, den H a m m e r k o p f und die meis tens vo rhandenen Adh/~sionen. D a b e i erzielen wir HSrverbesserungen, fiir Umgangspraehe , wie wir sie fiir gewShnlieh a]s E n d r e s u l t a t einer gu t gef i ihr ten bzw. ausgeff ihr ten Rad ika lope ra t i on zu sehen bekommen, als 4 - - 6 m, in manehen F~l len na t i i r l ich we- sentl ich mehr. Wie gesagt , werden wi t diese hSrverbessernden Opera t ionen aus sozialer Indikation indessen nur dann vornehmen, wenn das Geh6r beidsei t ig hoehgradig he rabgese tz t ist . Auch in diesen Fi~llen is t es not- wendig und r a t s am, die grol~e Geh6rgangsplas t ik der Otosklerose, opera t ion nach L~MPnRT bzw. SOURDXLLE ZU machen, d a m i t ein gu te r Pe r ios t l appen den hor izonta len Bogengang und seine Umgebung deck t fiir den Fal l , das man ihn spgte r abl6sen mSchte, um nachtr/~glich ein neues Fens t e r anzulegen, wenn das GehSr infolge e rneute r Stapesad= h/~sionen n icht ausreiehen sollte.

Vorftihrung eines Farb-Filmes: LEMPERTSehe 0toskleroseoperation.

Aussprache zu den Vortrdgen Berendes, .Rollin, Wullstein u~l Herrmann.

�9 Herr Iteermann (Essen).L~Me]~TS Verdienst ist es, die einzelnen hier dargestellten Verfahren zu einer gesehlossenen Operation zusammengefal~t zu haben. - - Der bier gezeigte Plastiklappen mit der Basis am Trommelfellra~d zur Deekung des Labyrinthfensters wurde meines Wissens zuerst yon SOURDILLE 1935 angegeben (Demonstration). SOURDILLE operierte damals in 2 Phasen, wie es auch H~RM~-~ ffir manche F~lle empfahl. ~ Besonders eindrucksvoll wir~l Ihnen die aul3ergew5hn- liche ()bersicht gewesen sein, die bei der GehSrgangsoperation durch den Haut=

�9 / schnitt nach vorn oben erzielt wurde, ohne die Ohrmuschel zu verletzen. Dmser Schnitt wurde yon mir 1930 :verSffentlicht.. 1934.zeigte ich u.a. i n Wfirzburg diese Bilder (Demonstration). LEMP~RT operierte bis dahin noch mit einem Winkel- schnitt nach hinten in die Ohrmuschel hinein. Der Schnitt nach vorne oben ver- meidet dagegen die Verletzung der Ohrmuschel. - - Beim Auseinanderspreitzen des I-iautschnitts deckt sich die Hautperiost5ffnung nicht mit der Knochenwunde, die man anlegen will. Die Hautwunde liegt zu welt nach vorne oben. L]~MI"~RT verwendet deshalb hier im Film mehrere Assistenten, die durch 3 ttaken die HautSffnung stark nach hinten unten ziehen. Ich habe damals deswegen einen Periostschnitt nach hinten unter der Ohrmuschel empfohlen. S~AMBAUGH hat einen dreizinkigen Wundsperrer angegeben, der yon DIETER mit Spfilvorrichtung versehen wurde. Der dritte Haken driickt dabei die beiden anderen nach hinten unten.

t terr Ziillner. Einer der gro~en Vorteile der Fensterungsoperation ist die neue Technik, die sie uns gebrach~ hat, deren Handhabung wir kfinftig auch bei allen

Arch. Ohr- usw. He i lk . u. Z. ]~als- usw" t t e i lk . Bd. 156 (Verhandlungsber ich~ I I . Tefl). 1~

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274 Aussprache zu den Vortr~gen.

anderen Operationen, die den funktionellen Teil des Mittelohres betreffen, nicht mehr missen wollen. Bei der Radikaloperation aus vitaler Indikation gibt die Verwendung des Sptil-Saugverfahrens zusammen mit dem Gebrauch der binoeu- laren Lupe einen unge~cohnten. Einblick in :die ;pathologisehen. Verh/~ltnisse der Pauke, die ein sowohl viel schonenderes uls auch viel radikaleres Operieren als frfiher erlauben. Auch die schonende Behandlung der innersten Teile der Geh5r- gangshaut, wie man sie bei der Anfertigung des SOURDILLEschen Lappens fibt, ist vorteilhaft, wenn anch die Bildung eines am Trommelfell gestielten Lappens naeh unseren bisherigen Erfahrungen bei der Radikaloperation meistens nicht zweckm~$ig ist. Aber auch bei einfacher Sehlitzung des Geh6rgangschlauches in der oberen Wand ergibt der so sehonend behandelte Lappen eine hervorragende Deekung des Facialissporns, so da~ ieh die alte, heute noch in Lehrbfiehern dar- gestellte Operationsweise mit Kerausrei$en des GehSrganges als barbariseh be- zeiehnen mSchte. Wir kommen so bei der schon seit 2 Jahrzehnten angestrebten immer schonenderen Form der Radikaloperation wieder um einen Schritt weiter. - - Bei nicht auf Otosklerose belmhenden Mittelohrsehwerh61%keiten wuIden ebenfalls schon frfih Versuche einer operativen Verbesserung, z. B. yon URBANTscmTsc~, gemacht. Aueh I-IOLMGg~ berichtet fiber die gleiche Beobachtung wie HERRMANN, ns einer Besserung des GehSres dutch die einfaehe Entfernung des Ambol~ oder Hammerkopfes. Der Vorsehlag des letzteren, durch Operation in Lokal- an~sthesie sieh naeh Entfernung des Ambof~ durch HSrprfifung yon dem Erfolg zu fiberzeugen und je naeh dem Ergebnis das wei~ere Verfahren zu gestalten, ist gut, doch glaube ieh, dab unser Bestreben dahingehen muB, durch besondere Prfi- fungsverfahren schon vorher viel eingehendere Differentialdiagnosen tiber die besondere Art der vorliegenden SehalleitungsstSrung zu stellen, in dem Sintm, wie es auch KOBRAX in seinen Arbeiten und seinem Vortrag zum Ausdruek ge- bracht hat. Es seheint mir auffallend, wie man im Auslande bei dem gro$en Vor- sprung in der operativen Behandlung der Otosklerose sieh bis auf wenige Ausnabmen streng auf diese besehr/s hat, w/~hrend wir, die wir uns jetzt bemfihen, diesen Vorsprung einzuholen, gleieh yon Anfang an versuchen, das gesamte Gebiet der MittelohrschwerhSrigkeit in unsere Therapie mit einzubeziehen. Ich sehe darin eine groBe, wenn aueh durchaus nicht leich~e Aufgabe ftir die n~here Zukunft.

Kerr Itiinermann. Das yon Herrn H~gR~rA~ gezeigte Bild der LE~EgTsehen Fensterung is~ fiberholt, da kein Hohlraum fiber dem Endolymphsehlaueh bestahen bleiben darf. Man fr/~s~ seitlieh soviel weg, da$ sehlielMich ein Knochendeckel fiber dem Sehlauch stehenbleibt, der mit Excavatoren abgetragen wird. Besser als der yon I%ED]~L konstruierte Wundsperrer ist der yon S~A~BaUO~, tier gleieh- zeitiges Spfilen und Saugen erlaubt (Projekticn).

Herr Kobrak (London) unterstreicht die von Herrn ZOLL~ER betonte und auch yon KOBI~AK in~ seinem ~eferat ausfiihrlieh erSrterte Notwendigkeit einer spezifi- zierten Indikationsmethodik bei der Fensterungsoperation. In der griindlichen Aus- arbeitung dieser Indikationen liegt Deutschlands Vorsprung vor dem Ausland, welehe basier$-auf der Ubernahme der teehnischen Erfahrung der ausl~ndisehen Otologen und dem vollen Einsatz altbew~hrter und jung erwachter deutscher Grfindlichkeit, Systematik und Findungsgabe.

Herr Wuilstein. Herrn HE~R~A~N kann ich nut beipfliehten, da$ der Adh/~siv- proze$, der die riehtige Indikation f~ir die Operation aufweist, eher bessere Voraus- setzungen fiir ein gutes postoperatives Ergebnis mitbringt als die eigentliche Otoskle- rose. Iqaeh meinem Dafiirhalten liegt das im Fehlen der ausgedehnten Pneumatisation begrfindet. - - Herr H~E~.~A~r zeigte Bilder zur endauralen Operationstechnik, Wie

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Ausspraehe zu den Vortragen. 275

auch der LEMPERTsche Operationsfflm Ihnen eben gezeigt hat, wird bei diesen 0perationen heute das ganze Planum freigelegt und zuerst eine Antrotomie gemaeh t zum besseren Sehutz des Geh6rgangslappens vor dem Bohren. Dieses Vorgehen entsprieht ganz genau der retroata'icularen Technik. Nach meinem Daftirhalten unterscheiden sieh die endaurale und die retroaurieulare Operationstechnik bei der Otoskleroseoperation heute nur dureh den Hautsehnitt , nachdem die endaurale Teehnik den mSglichst direkten Zugang zum:Antrum wegen seiner Enge aufgegeben hat. - - Vorfiihrung yon eigenen Operationsphotos y o n der ErSffnung des Bogen- gangsfensters in der Methodik S~AZ~BAUO~-PASSE.

Herr Berendes ( S c h 1 u B w o r t) . Ftir die Operation der sogenunnten Adh~siv- prozesse ist der entscheidende Gesiehtspunkt die Entstehung eines SehallstoB- unterschiedes zwisehen 2 Fenstern, gleiehgfiltig, ob alas nun alas ovale und runde Fenster oder das runde und das dmch die Operation neugeschaffene Fenster ist. Bei beweglichem Steigbiigel geniigt daher die Entfernung des AmboB, bei fixiertem Steigbiigel muB ein neues Labyrinthfenster gemach~ werden. Wenn ~ber der Steig- bfigel fixiert und die Nisehe zum runden Fenster dureh Narben lest verschlossen sind, so ist eine H6rverbesserung durch Operation nieht zu erwarten, werm es nieht gelingt, das runde Fenster yon Narben frei zu maehen, ohne die Fenstermembran selbst zu ver- letzen. - - Start des etwas unhandlichen dreiteiligen S ~ ] 3 A u c E s c h e n Wundhakens haben wir uns zu dem gew6hnliehen zweiteiligen Wundsperrer einen Zusatzhaken herstellen lassen, der mittels seitlicher Haken in die Sehraube des Sperrers einzu- h~ngen ist und der am hakenfernen Ende einen senkrecht abgebogenen Ring tr/igt, an dem er angeikBt und dur ch den das Spfilrohr durchgeleitet und an ihm befestigt werden kann. - - Zur Operationsteehnik: Der Zugang yon einem Sehnitt im Geh6rg~ng aus seheint uns bequemer. Such Abl6sung der h~utigen GehSrg%ngswand wird nicht erst die Antrotomie ausgeffihrt, sondern gleich die kn6cherne hintere Geh6r- gangswand abgetr~gen wie bei der typischen Radikaloperation. Man vermeidet die Verletzung des h~utigen Geh6rg~ngs am besten, wenn man dubei nicht frost, sondern meil]elt, und man spart dadurch auch viel Zeit, die man auf diese Weise fiir die eigentliche Fensterung gewinnt. - - Naeh Abtragung auch der seitlichen Bogengangsw/inde ist der Endolymphschlaueh nur bis zu dem Punkte nach vorn mit Haut zu bedecken, wo die Ampulle in den Utricuins mfindet. Hier besteht also immer noch am ehesten die MSglichkeit der Knoehenneubildung yore Endost aus. Eigentlieh mfiBte man ja. zur Bedeckung des Endolymphschlauches nicht den Hautlappen der hinteren Geh6rgangswand, der ja aueh Periost mit der Nei- gung zur Knochenneubildung enth~lt, benutzen, sondern einen reinen, in diesem Falle dann frei zu transplantierenden Epithellappen. Erst 1/i.ngm~ Erfahrung kaml zeigen, ob dieser Gesiehtspunkt wichtig ist.

Herr Rollin (S ch lu l~w0r t ) . Die Technik der Operation betreffend wh'd auf die Wiehtigkeit tier Herausmodellierung des Bogengangwu]stes vor Er6ffnung des h/~utigen Lab)ninths hingewiesen mad die Gefahr betont, die d~rin liegt, dab Kfiochenstaub in den Periliquorraum f/~l]t. Die postoperative Labyrinthreizung ist abzuschw/~chen und a.bzukiirzen dureh Traubenzueker-Magnesinminjektionen zur Entw~sserung.

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