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n e n. Bekanntlich werden schon lange Traubenzucker- Liisungen mit aui3erordentlichem ErfoIg intraveniis ge- geben. Aurh Eiweii3 bzw. Aminosauren sctzt man in die- ser Weise therapeutisch ein. Bei Fctten und Olen befurch- tete man aber mit Recht die gefahrliche Fettembolie. An- dererseits sind die Vorteile der intravenosen Fettinfusion einleuchtend. Fette sind die energiereichsten Nahrungs- mittel, und sie beeinflussen die osmotischen Verhaltnisse Tabelle 6 1nlrauent;se Verubreichwig uon je I Ltr. /nu inf'tisioii einer 1,ioIoigen Pettemzclsion Zahl der Diagnose Infusionen Magengeschwiir, totale Mqen-Rktomie, Milz- Magcnkrankheit mit Ausgangsversperrung 10 ~~~.~ .~ ~~ ... .- ~- Ektomie, partiale Pankrcas-Ektomie 21 Retroperitoneales Sarkom 14 Pankreas-Karzinom 10 Magen-Karzinom, totalc Magen-Ektomie 1 Terminal Kcphritis I - 0 Grimmdarms mit Resektion 2 Laugenveritzung des Usophagus 3 des Blutes infolge ihrer IJnliislichkeit .in Wasser nicht. Durch Zugabe von Glukose, Aminosauren oder Salzge- mischen lafit sich eine Fettemulsion auf den gewiinschten osmotischen Wert einstellen. Nun haben neuerdinp amerikanische Forscher gezeigt, .dai3 in bestimmter Weise hergestellte Emulsionen in groi3en Mengen intravenos verabreicht werden konnen. Es kommt nur darauf an, den notigen Dispersitatsgrad zu erreichen - Durchmes- scr der Fett-Teilchen kleiner als derjenige ,der Erythro- Terminales Karzinoni des Cervis Beckenbruch, Karzinom des rechten cyten - und eine genugend stabile Emulsion herzustel- len. Benutzt wurden Maisiil, Butterfett, Tripalmitin, be- sonders aber Cocosfett. Als Emillgatoren dienten Phoi- phatide neben Dextrose, als Stabilisatoren Gelatine und Eiweifihydrolysa~te 51. Die nachstehend'e Tab. 6 zeigt die Ergebnisse bei verschiedenen Krankheiten 52. Diesc 9 schwerkranken Patienten erhielten also z. T. schr groi3e Mengen der Fettemulsion (bis 21 Ltr.), und zwar 5 his 8 ml je Minute, ohne dai3 Schadigungen beobachtet wurden. Auf diese Weis'e wurden bis 1600 Kalorien tag- lich gegeben. Die Menge der Bluthetone stieg schnell an (z. B. von 0.5 auf 13 mg O!O), ohne nachteilige Ketose oder Ketonurie. An Tieren wurde mit Hilfe von 14C-mar- kicrten Triglyceriden der Abb'au verfolgt. Zur Vermei- dung von Zwischenfallen sind natiirlich besondere Sorg- falt, die Anwendung frischer Emulsionen und Erfahrun- gcn bei der Herstellung derselben notig. Olber Versuche an dem Deutschen Institut fur Fettforschung, anfangs in Zusammenarbeit mit Dr. Dr. H. Kathen sowie mit mei- nem Mitarbeiter Dr. I. Baltes; bei denen wir uns der LJnterstiitzung des Herrn Dr. mrd. Strehl vom Rochus- Krankenhaus in 'Telgte erfreuen konnten, wird spater berich7tet. Die intravenose Injektion besontderer Glyce- ride bzw. Fettsauren (essentielle) und von Monoglyce- riden - bei diesen liegt die Gefahr der Hamolyse vor - liegt nahe. Hier handelt es sich um ein zukunftsrei- ches und fiir die Therapie aderst wichtiges Gebiet, das die Zusammenarbeit des Mediziners mit erfahrenen Fettchemikern notwendig macht. 51Siehe z. B. S. W. Gorens, R. G. Geyer, L. W. Matthews 11. 52 E. M. Neptune, R. P. Gcyer, J. M . Saslaw u. F. J. Starc, F. /. Slaw, J. Lab. din. Med. 34, 1627 [19-19]. Surgery, Gynecol. and Obstetr. 92, 365 [1951]. Uber Glanzschaden bei Anstrichfilmen I: ,,Das Blauanlaufen" Von Prof. D?. H. P. Kaufmnnn Ueziftdzes Ins~i~it~ fio keftjorschzrng. Mzinsfer 2. W. In letzter Zeit mehren sich die Klagen iiber einen An- strichfehler, der geeignet ist, die Lackindustrie in erheb- lichem Umfang wirtschaftlich zu schiidigen. Man pflegt ihn als ,,B 1 a u a n 1 a u f e n" zu bezeichnen. Hat inan hicrbei also in erster 1,inie eine optische Erscheinung im kluge. so zcigt die nahere Betrachtung, d.ai3 sie hgufig mil schwer zu definierenden Ausscheidungen verkniipft ist, die als Hauch die Oberfliche ganz oder nur an be- stimmten Stellen uberziehen. Hierbei kann es sich um feinst verteilte Flussigkeiten oder um feste Stoffe han- drln. Im angelsachsischen Schrifttum wird. indem inan vergleichsweise den auf vielen Steinfriichten zu beob- achtenden Wberzug heranzicht, von einem ,,blooming" gesprochen. Dieser Schleier kann nach dem Abwischen wiederkehren. Haufig werden aber als ,,Blauanlaufen" auch ohne Ausscheidungen sich abspielende, den Glanz des Anstriches herabsetzende Erscheinungen angespro- &en. Im Schrifttum sind zahlreiche Untersuchungen iibcr das ,,Blauanlaufen" von Lackfilmen zu finden. Die hn- sichten iiber die Ursache gehen weit auseinander. Als Fehlerquellen werden diskutiert : Die Qualitat der Ausgangsmaterialien (OIme, Harze, Siccative, Pigmente, Losungsmittelj. Besondere Be- ~ ':. Studien auf dem Fettgebiet, 152. Mitteilung. VETTE UND SEIFEN 55. Jahrg. Nr. 10 1953 arhtung fanden das Holziil, Kopale, Kalk- und Zink- Harze, lreie Sauren und Glycerin, daneben aber auch die Art der Gewinnung derselben, so z. B. der Stand- 61-Bereitung. Die Mengenverhaltnisse der Lark-Komponenten und die Art der Kochung; die Technik der Grun- dierung und des Anstreichens; die Filmdicke. Die Art der Verfilmung und iiui3ere Einflusse, ins- besondere der Atmospharilien (Wasserdampf, .4m- moniak, Schwefeldioxyd usw.); klimatische Verhalt- nisse; Temperatur- und Lichteinwirkung. Man sieht, welche Fiille yon Ursachen fiir das ,,Blau- anlaufen" angefiihrt wird. Es blieben fast keine Roh- stoff e und keine der Manipulationen der Lack-Herstel- lvng unerwahnt. Eine der sorgfaltigsten Untersuchungen stammt von A. W. C. Zfariison und E. Fonrubert'. Diese erfahrenen Autoren sagen in der Zusammenfassung ihrer Ei gebnisse: ,. Wenn man schliefllich die ganzen Ergeb- rzisse unserer Arbeit zusamrncnfnflt, so konzmt man lei- der zu dem unbefriedige~den Resultat. dafl eine restlose Losung cles P, oblems auch von uns nicht gefunclen wurde. EJ is1 auch ein schledzter Trost, wenn man weiter folgern mu fl, clap diese ersehnte restlose Liisicng auch so bald noch riicht gefuiaden werden wird, da zu viele verschip- Farben-Ztg. 35, 1467, 1512, 1554, 1601, 1645 [1930]. 68 1

Über Glanzschäden bei Anstrichfilmen I: „Das Blauanlaufen”

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n e n. Bekanntlich werden schon lange Traubenzucker- Liisungen mit aui3erordentlichem ErfoIg intraveniis ge- geben. Aurh Eiweii3 bzw. Aminosauren sctzt man in die- ser Weise therapeutisch ein. Bei Fctten und Olen befurch- tete man aber mit Recht die gefahrliche Fettembolie. An- dererseits sind die Vorteile der intravenosen Fettinfusion einleuchtend. Fette sind die energiereichsten Nahrungs- mittel, und sie beeinflussen die osmotischen Verhaltnisse

Tabelle 6 1nlrauent;se Verubreichwig uon j e I L t r . / n u inf'tisioii einer

1,ioIoigen Pettemzclsion Zahl der Diagnose Infusionen

Magengeschwiir, totale Mqen-Rktomie, Milz-

Magcnkrankheit mit Ausgangsversperrung 10

~~~.~ .~ ~~ ... .- ~-

Ektomie, partiale Pankrcas-Ektomie 21

Retroperitoneales Sarkom 14 Pankreas-Karzinom 10 Magen-Karzinom, totalc Magen-Ektomie 1 Terminal Kcphritis I

- 0 Grimmdarms mit Resektion 2

Laugenveritzung des Usophagus 3

des Blutes infolge ihrer IJnliislichkeit .in Wasser nicht. Durch Zugabe von Glukose, Aminosauren oder Salzge- mischen lafit sich eine Fettemulsion auf den gewiinschten osmotischen Wert einstellen. Nun haben neuerdinp amerikanische Forscher gezeigt, .dai3 in bestimmter Weise hergestellte Emulsionen in groi3en Mengen intravenos verabreicht werden konnen. Es kommt nur darauf an, den notigen Dispersitatsgrad zu erreichen - Durchmes- scr der Fett-Teilchen kleiner als derjenige ,der Erythro-

Terminales Karzinoni des Cervis Beckenbruch, Karzinom des rechten

cyten - und eine genugend stabile Emulsion herzustel- len. Benutzt wurden Maisiil, Butterfett, Tripalmitin, be- sonders aber Cocosfett. Als Emillgatoren dienten Phoi- phatide neben Dextrose, als Stabilisatoren Gelatine und Eiweifihydrolysa~te 5 1 . Die nachstehend'e Tab. 6 zeigt die Ergebnisse bei verschiedenen Krankheiten 52.

Diesc 9 schwerkranken Patienten erhielten also z. T. schr groi3e Mengen der Fettemulsion (bis 21 Ltr.), und zwar 5 his 8 ml j e Minute, ohne dai3 Schadigungen beobachtet wurden. Auf diese Weis'e wurden bis 1600 Kalorien tag- lich gegeben. Die Menge der Bluthetone stieg schnell an (z. B. von 0.5 auf 13 mg O!O), ohne nachteilige Ketose oder Ketonurie. An Tieren wurde mit Hilfe von 14C-mar- kicrten Triglyceriden der Abb'au verfolgt. Zur Vermei- dung von Zwischenfallen sind natiirlich besondere Sorg- falt, die Anwendung frischer Emulsionen und Erfahrun- gcn bei der Herstellung derselben notig. Olber Versuche an dem Deutschen Institut fur Fettforschung, anfangs in Zusammenarbeit mit Dr. Dr. H . Kathen sowie mit mei- nem Mitarbeiter Dr. I . Baltes; bei denen wir uns der LJnterstiitzung des Herrn Dr. mrd. Strehl vom Rochus- Krankenhaus in 'Telgte erfreuen konnten, wird spater berich7tet. Die intravenose Injektion besontderer Glyce- ride bzw. Fettsauren (essentielle) und von Monoglyce- riden - bei diesen liegt die Gefahr der Hamolyse vor - liegt nahe. Hier handelt es sich um ein zukunftsrei- ches und fiir die Therapie a d e r s t wichtiges Gebiet, das die Zusammenarbeit des Mediziners mit erfahrenen Fettchemikern notwendig macht.

51Siehe z. B. S. W. Gorens, R. G. Geyer, L. W. Matthews 11.

52 E. M . Neptune, R. P. Gcyer, J. M. Saslaw u. F . J . Starc, F . /. S l a w , J. Lab. din. Med. 34, 1627 [19-19].

Surgery, Gynecol. and Obstetr. 92, 365 [1951].

Uber Glanzschaden bei Anstrichfilmen I: ,,Das Blauanlaufen" Von Pro f . D?. H . P. K a u f m n n n

Ueziftdzes I n s ~ i ~ i t ~ f io keftjorschzrng. Mzinsfer 2. W.

In letzter Zeit mehren sich die Klagen iiber einen An- strichfehler, der geeignet ist, die Lackindustrie in erheb- lichem Umfang wirtschaftlich zu schiidigen. Man pflegt ihn als ,,B 1 a u a n 1 a u f e n" zu bezeichnen. Hat inan hicrbei also in erster 1,inie eine optische Erscheinung im kluge. so zcigt die nahere Betrachtung, d.ai3 sie hgufig mil schwer zu definierenden Ausscheidungen verkniipft ist, die als Hauch die Oberfliche ganz oder nur an be- stimmten Stellen uberziehen. Hierbei kann es sich um feinst verteilte Flussigkeiten oder um feste Stoffe han- drln. Im angelsachsischen Schrifttum wird. indem inan vergleichsweise den auf vielen Steinfriichten zu beob- achtenden Wberzug heranzicht, von einem ,,blooming" gesprochen. Dieser Schleier kann nach dem Abwischen wiederkehren. Haufig werden aber als ,,Blauanlaufen" auch ohne Ausscheidungen sich abspielende, den Glanz des Anstriches herabsetzende Erscheinungen angespro- &en.

Im Schrifttum sind zahlreiche Untersuchungen iibcr das ,,Blauanlaufen" von Lackfilmen zu finden. Die hn- sichten iiber die Ursache gehen weit auseinander. Als Fehlerquellen werden diskutiert :

Die Qualitat der Ausgangsmaterialien (OIme, Harze, Siccative, Pigmente, Losungsmittelj. Besondere Be-

~

':. Studien auf dem Fettgebiet, 152. Mitteilung.

V E T T E U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr . 10 1953

arhtung fanden das Holziil, Kopale, Kalk- und Zink- Harze, lreie Sauren und Glycerin, daneben aber auch die Art der Gewinnung derselben, so z. B. der Stand- 61-Bereitung.

Die Mengenverhaltnisse der Lark-Komponenten und die Art der Kochung; die Technik der Grun- dierung und des Anstreichens; die Filmdicke.

Die Art der Verfilmung und iiui3ere Einflusse, ins- besondere der Atmospharilien (Wasserdampf, .4m- moniak, Schwefeldioxyd usw.); klimatische Verhalt- nisse; Temperatur- und Lichteinwirkung.

Man sieht, welche Fiille yon Ursachen fiir das ,,Blau- anlaufen" angefiihrt wird. Es blieben fast keine Roh- stoff e und keine der Manipulationen der Lack-Herstel- lvng unerwahnt. Eine der sorgfaltigsten Untersuchungen stammt von A . W . C. Zfariison und E. Fonrubert'. Diese erfahrenen Autoren sagen in der Zusammenfassung ihrer Ei gebnisse: ,. Wenn man schliefllich die ganzen Ergeb- rzisse unserer Arbeit zusamrncnfnflt, so konzmt man lei- der zu dem unbefriedige~den Resultat. dafl eine restlose Losung cles P , oblems auch von uns nicht gefunclen wurde. EJ is1 auch ein schledzter Trost, wenn man weiter folgern mu f l , clap diese ersehnte restlose Liisicng auch so bald noch riicht gefuiaden werden wird, d a zu viele verschip-

Farben-Ztg. 35, 1467, 1512, 1554, 1601, 1645 [1930].

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dcne Ursadten dem Blauanlaisfen ziigiunde liegcn, die bisher noch nicht alle gleidzzeitig nebeneinander zu kon- trollieren sind. Selbstverstancilich lasscn sich aucf? heute schon unter sorg faltiger Becidzfung aller in Betrcicfzt kommenden P'aktoren und der von uns gegebcnen be- sonderen Anweisungen Lacke her rtellen, die unter nor- mal sclalechten Redinqungen nienialy 7cnd unter anorma1 stklechten Bedingungrn nw Felten ein Blauanlaufen zl9igen. Eine Garantir dafiir, dafl ein Lack unter keinen Umstanden blau anlauft, kann aber bis herite auf keinpn Fcill und f u r keinen Lack gegeben werden; die won vie- k i t Lackherstellern qegehene Garantie der Iynicrhfrei- h i t eines L a d e s knnn nur bedingt f u r die Verwendung unter hochstens normal schltxhten Bedangungen verstan- den werden."

Seitdem sind uber 20 Jahre verflossen. Die Unsicher- heit in bezug auf das ,.B!auanlaufen" besteht aber nach wie vor, wenn es auch dem einen oder anderen Her- steller gelingen mag, aus stets gleichbleibenden Roh- stoffen und auf Grund eines bewahrten Rezeptes Lacke zu erzeugen, die glanzecht sind. Die iturzen Hinweise auf das Schrifttum zeigen, daf3 es si& bei dem ,,Hlau- anldufen" um zahlreiche und ganz unterschiedliche Er- scheinungen handelt, fur die ich zusammenfassend den Ausdruck ,,G 1 a n z s c h a d e n " Seniitzen will. Es sol1 nachstehend versucht werden, sie nach dem Stand unserer heutigen Kenntnisse zu erklaren. Sobald man die Ur- sachen kennt, wird man genauer definierte Arten von Glanzschaden unterscheiden konnen. Bei nachstehenden Betrachtungen soll von den Glanzverlusten abgesehen werden, die bei normalem Verschleii3, also bei dem de- struktiven Abbau des Anstrichfilms. in Kauf genommen werden mussen. Wenn auch in erster Linie von Ollacken gesprochen werden soll, so haben doch die gemachten Ausfuhrungen zum Teil auch fur andere Ladre Gultig- keit.

1. Die Rohsbffe 1 . T r o c k n e n d e a l e

Es ist nicht zu verkennen. dafl die in unserer Lack- industrie heute verwandten Ole von sehr wechselnder Beschaffenheit sind und z. T. auch Unterschiede gegen- uber friiheren Zeiten aufweisen. Bekanntlich ist die Verarbeitung von Saaten in den deutschen Olmiihlen stark zuruckgegangen. Sie hat in erheblichem Umfang der Veredlung importierter Rohiile Platz gemacht z. Wie die Saat beschaffen war und wie die Rohole gewonnen wurden, ist den deutschen Betrieben meist nicht bekannt. I'rotz Vorpressung (Leinsaat) beherrscht die Extraktion mchr und mehr das Feld. Sie soll auch das Letzte an 171 herausholen. So gelangen mitunter unerwunschte Be- standteile in das Rohol. Zahlreirhe, in jungster Zeit an mich gerichtete Anfragen zeigen, dai3 haufig die iiblichen Kaffinationsmethoden bei importierten Rohiilen (Leinol, Sojaol, Cottoniil) versagen. Welche Bestandteile von in ublicher Weise raffinierten Ulen ltiinnten sich im An- strichfilm als ,,O 1 - G 1 a n z s c h a d e n " bemerkbar ma- chen?

n) Wadzse Olsaaten sind z. T. mit einer sehr feinen Wachwhicht

iiberzogen, wie z. B. an dem Glanz guter Leinsaat er-

Siehe hierzu meinen Bericht iiber die letzte Sitzung der Znternational Association uf Seed Crushers in Scheveningen, Fette u. Seifen 55, 473 [1953].

~~

krnnbar ist. Bei der Extraktion gelangt das Wachs in da,, 0 1 . Anfangs darin gelost. scheidet es sich allmahlich ab. Diese Erscheinung niachte sich wahrend des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren bei den Bucheckern- olen besnnders stiirend bemerkbar. Anfangs klar, triib- ten sie sich in Tagen, mitunter aber auch in Wochen. Mit L. Grunwald3 habe ich diese Wachse auch chemisch identifiziert. Weiterhin traf ich Wachse in Sonnenblu- menkern-Olen und zwar auch nach der Hartung der- srlben, wie ich Anfang d i e m Jahres bei der Besichti- grmg einer Margarine-Fabrik in Istambul feststellen konnte. Das gehartete Fett schmolz bei 37", war aber durch die Gegenwart einer geringen Menge von Wach- sen getriibt. Auch extrahierte Leinole konnen Wachse enthalten, deren restlose Entfernung ebenso schwierig ist wie ihr analytischer Nachweis. Bei fortschreitender Polymerisation und Film bildung verschlechtert sich die Liislichkeit, und das Wachs kann bei entsprechender Re- schaffenheit des Films an die Oberflache diffundieren. Zu eiiiem ,,Schleier" auf der glanzenden Lackschicht ge- niigen Spuren, wie auch vielle Friichte - Pflaumen, Trauben usw. - durch kaum wigbare Mengen von Wachs ,,anlaufen". Um diese .,W a c h s - G 1 a n z s c h a - d e n " zu priifen, sind Versuche mit Leiniilen bekannten Wachsgehaltes in Aussicht genommen.

b ) Nichtpolymcrisieienr(e Glycerid-Anteile, Fettsauren m d Glycerin

Obwohl die hoherungesattigten Fettsauren trock- ncnder Ole ganz iiberwiegend in gemischten Glyceriden enthalten sind, verbleiben in Lackleinolen, Standolen usw. auch nach der Verfilmung nichtpolymerisierte. m n n o m e r e G l y c e r i d e . Mit P . Kirsch konnte ich Standiile auf chromatographischem Wege in Produkte verschiedenen Polymerisationsgrades zerlegen 4. Sofern die Porositat des Films es gestattet, kiinnen nichtpoly- merisierte Anteile an die Oberflache diffundieren und als Hauch erscheinen. Sind sie flussig, so entstehen win- zige Tropfchen, sind sie fest, ein weii3er Wauch. Hierbei niui3 an die Isomorphie der Glyceride gedacht werden Bei Schokolade-Erzeugnissen ist der ,,Fetthauch" eine mindestens ebenso storende Erscheinung wie bei dem Anstrichfilm. Eine der Ursachen ist das Herausdiffun- dieren niedrigschmelzender, instabiler Glyceride der Kakaobutt :r an die Oberflache und die sich dort abspie- leiide Uriitvnndlung in isomorphe Formen 5 , Anfangs flussige, dann erstarrende Ausscheidungen sind beim ,,Blauanlaufen" von Anstrichfilmen schon beobachtet worden 'j.

Verwendung von Wen miiglichst hoher Jodzahl min- dcrt die Gefahr. Auch bier yollen Modellversuche zei- gen, in welchern Umfang solche ,,G 1 y c e r i d - G 1 a n z - f e h 1 e r" miiglich sind. Das gleiche gilt fur Versuche mit ,,uberpolymerisierten" Mlen und die Verfahren zur nach- ti aglichen Dispergierung derselben durch gceignete pep- tisierende Zusatze.

Die beschriebene Erscheinung kbnnen iuturgemafl auch f r e i e F e t t s a u r e n und H a r z s a u r e n auslosen ( . F e t t s a u r e - G l a n z f e h l e r " , , H a r z s a u r e -

Fette u. Seifen 63, 531 [1951]. Fette u. Scifen 49, 841 [1942]. Siehe hierzu M. Snchsse, Fette u. Seifen 55, 26. 122, 196 [19.53] und das dort angegebene Schrifttum.

ti W . Krumbhaar, Farben-Ztg. 36, 454 [1931].

FETTE U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr.10 1953 6R2

G 1 a n z f e h 1 e r"). Es ist bekannt, daB ein geiinger Prozentsatz von Sauren zwecks besserer Benetzung und Bindunp basischer P i g m a t e in Lacklein3len und Stand- d e n sogar erwiinscht ist. Die entstehenden Metallseifen ei hiihen die Viskositat und damit das Tragevermogen fur Pigmente.

Schliefllich kann auch f r e i e s G 1 y c e r i n einen Hauch winziger 'Triipfchen auf dcr Filmoberflichc erzcugen (.?G 1 y c e r i n - G 1 a n z f e h 1 e r"). Durch Spaltung der Glyceride bei der Kochung infolge Gegenwart geringer Wassermengen ails Naturharzen, besonders aber bei der Verseifung der Glyceride durch basische Pigmente, kann Glycerin entstehen, das bei der Trocknung ausgeschie- den wird und die Oberflache triibt. Da Glycerin und an- dcre mehrwertige Alkohole sowie cin- und mehrwertige Sauren bzw. ihre Anhydride zur Herstsellung von Kunst- harzen verwandt werden, mussen letztere frei von der- artigen Ausgangsstoffen sein. Das gleiche gilt fiir Ma- leinatole, styrolisierte Ole usw., kurz iiberall da, wo die Gefahr einer Dilfusion niedrigmolekularer, an der Film- bildung nicht beteiligter Stoffe durch den Film besteht. Hierbei sind die Temperatur-Verhaltnisse naturgemai3 yon groi3em EinfluB.

c) Phosphntide und aridere Regleitstolf e ncrtiirlirher Ole In friiheren Veriiffentlichungen mit C. W. Schmidt

koiinte die groi3e Bedeutung kleinster Mengen voii P h o s p h a t i d e n in Lackleinolen bei der Standol- Kochung und der Herstellung von Kunstharzen pezeigt werden. Die Priifung von Lackleiniil und Stand01 auf Phosphatide, die belianntlich Wasser binden und. emul- gierend wirken, oder auf deren Spaltprodukte (z. B. Gly- cerinphosphorsaure) sollte daher nicht unterlassen wer- den. S t e r i n e und die bei der Bleicherde-Raffination daraus entstehenfden, im 01 verbleibenden Produkte * so- wir K o h l e n w a s s e r s t o f f e (Squalen) diirftcnerstin zweiter Linie als Ursachc von Glanzschaden in Betracht kirmmen. D,aB mit der Menge des Unverseifblaren die G d a h r des ,,Blauanlaufens" wachst, erwahnte bereits K . Wiirth g.

2. D i e P i g m e n t e Dafl eine gleichmai3ige und griifltmiigliche Dispergie-

rung der Pigmente notwendig ist, bedarf keiner weiteren Erlauterung. Ruf die Wechselwirkung basischer Pig- mente mit Ulbestandteilen ist vorstehcnd kurz hinge- wiesen worden. Ober ihre Beeinflussung durch die mhl- reichen neuzeitlichen Lackrohstoffe ist so gut wie nichts bekannt. Das Studiuni der unter Beteiligung der Pig- niente auftretenden physikalisch-chemischen Phanomene, insbesondere der Grenzflachen-Erschainungen, steckt noch in den Anfangen. Auf den Wassergehalt der Pigmente b i rd noch einzugehen sein.

3 . V e r d i i n n u n g s m i t t e l Nach bisheriger Kenntnis ist die Beeintlussung des

.Blauanlaufens" durch Liisungsmittel noch nicht sicher- gestellt. W . Krurnbhaur l o konnte einen Unterschied bei Aufliisung des Lackansatzes in Benzin, Terpentiniil und Solventnaphtha nicht erkennen. Verwendung von

' Fette u. Seifen 54, 346, 399 [19.52]. Siehe hierzu H. P Kuufmrm?i, J. Raltes, H . J . her^ und P. R o c ~ e r , Fette u. Seifen 82, 35 [1930]. Faiben-Ztg. 36, 739 [1931].

-~

l" Vgl. 8 , s. 436.

FETTE U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr. 10 1953

aliem Tcrpentinol zeigte zwar die durch Peroxyde ver- ursachte und bekannte Beschleunigung des Trocknens, je- doch keinen Einflufl hinsichtlim des ,Blauanlaufens". A . W . C. Harrison und E . Fonrobert '' wiesen darauf hin, daB ungeeignete Verdunnungsmittel Anlai3 zu Sto- rungen des Trockenprozesses geben konnen. So trocknet z. B. der Film bei Anwesenheit aromatischer Bestand- teile im Losungsmittcl auf Grund der grofleren Ver- dunstungsgeschwindigkeit derselben schneller, doch tritt hicrbei eine Abkiihlung ein, wobei bis dahin losliche Filmbestandteile zur Ausscheidung kommen konnen. 1st dieser Vorgang durch sich andernde Luftstromungen ungleichmaflig, so erfolgt eine unterschiedliche Triibung, die durch Spuren atmospharischer Feuchtigkeit noch ge- f6i dert werden kann. Dai3 die Verdunnungsmittel durch Erzeugung einer j e nach der Verdunstung und dem Zeitpunkt derselben wechselnden Porositat des Films in- direkt zu dessen Veranderung im Sinne eines Glanz- schadens Veranlassung geben konnen, mui3 beachtet wer- den. Schwer fliichtige und erst spat, gegebenenfalls bei hbherer Auflentemperatur aus dem bereits in der Trock- n m g befindlichen Film austretende Bestandteile miissen avsgeschlossen werden.

4. S i c c a t i v e Die Roile der Siccative ist bereits vielfach diskutiert

worden doch liegt ihre Bedeutung auch bei dem ,,Blau- arilaufen" in der Beeinflussung des Trocknungsvorgangs. Ausscheidungen, durch Trockenstoffe, insbesondere Blei, vcrursacht, komrnen bei den heute im Handel befind- lichen fiihrenden Marken kaum noch in Frage.

11. Der Trocknungworgang und die Filmbewhaffenheit Die unter I. genannten Stoffe konnen nur dann an die

Oberflache diffundiercn und glanzschadigend wirken, wcnn der Film durchlassig ist bzw. die Verfilmung einen unerwunschten Verlauf nimmt. Damit werden die ,,V e r - f i 1 m u n g s - G 1 a n z f e h 1 e r" zu einem Kcrnpunkt des ,,Blauanlaufens", und zwar in verschiedener Hinsicht.

Die Ober/?&hen-Siruktur dps Films Bereits A. W . C. Na?r i~or i und E . Fonrobert haben

darauf hingewiesen, dai3 bei einer ,,glatten und absolut geschlossenen Oberflache unter lieinen Umstanden spa- ter ein Blauanlaufen eintreten kann". Sie betonen, dai3 das Mattwerden auf einer 0 b e r f 1 a c h e n -V e r z e r - r u n g beruhen kann. die u. U. erst beim Durchharten e k e s anfangs glanzenden Films eintritt.

Wir kennen den extremen Fall der Oberflachen-Ver- zerrung des trocknenden Anstrichs als ,,Kunzelbildung" und ,,Eisblumen-Struktur", insbesondere der Holzol- Filme. Aber auch die Filmoberflache von trocknenden [snlenolen und anderen Aristrichmitteln kann ,,gerunzelt" sein, wenn auch so schwach, da8 wir die Runzeln nicht erlrennen und nur den Eindruck einer Mattierung und eincr Glanzeinbufle haben. Wi r kiinnen daher die Er- kenntnisse uber die Runzelbildung, die ich mit K . Strzi- btr 12 an anderer Stelle ausfiihrlich behandelte, auch auf das Phanomen des ,,Blauanlaufens" ubertragen.

Die Vorbedingungen fur die Runzelung sind: a) Ungleichmat$ige Trocknung in verschiedenen Schich-

ten des Films: an der Olberfliche infolge der Sauerstoff-

IiVgl. l, S. 1513. Fette 11. Seifen 53, 543 [1951]

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Aufnahme eine Vergroderung des Volumens und erheb- liche Spannungen in der sich bildenden Filmhaut.

b) Aufhebung der Spannung nach Oberschreitung der ,, kritischen Spannung" oder auch im Zustand einer ,, Uberspannung" durch einfallende Aerosole, Wasser- tropfchen usw.

c) Beeinflussung durch Pro- und Antioxygene. Mit den vorstehenden Erfahrungen stimmen die Be-

obachtungen uber das ,,Blauanlaufen" gut uberein. Bei KonjuenGlen oder diese enthaltenden Gemischen liegt dic groDere Gefahr des ,Blauanlaufens" vor. H. N o h ''I zcigte bei einer Holzol-Harz-Kombination, mit Kobalt siccativiert, daD der ,,Hauch" mit wachsendem Holziil- Gehalt anstieg. Bei 30 Teilen war er nicht, bei groi3eren Mengen immer starker vorhanden. Werden die Ole durch Kochen vorpolymerisiert, so vermindert sirh die Gefahr der unterschiedlichen Autoxydation extremer Spannungen in der Oberflache und damit der Runzelung. Auch der Zusatz von Antioxydantien verhindert die un- gleichmaflige Molekulvergrofierung in verschiedenen Filmschichten. Es kann daher nicht uberraschen, dai3 N . K , Adam und R. F . Morrel l i4 einem ,,blauanlaufen- den" Lack durch Zusatz von a-Naphthol zu normalem Glanz verhalfen. Hier wird die bessere Filmbeschaffen- heit der schnelleren Trocknung vorgezogen.

Je dicker der Lack aufgestrichen wird, desto groaer ist die Gefahr der Schichturig beim Trodmen. Daher ist auch zur Vermeidung des ,,Blauanlaufens" ein dunner kind gegebenenfalls mehrfacher Anstrich empfehlenswert. Der liegende Film laBt sich leichter mit gleicher Schicht- dicke erzeugen als der stehende.

Vei schiedene Beobachter betonen, dai3 bewegte Luft, Feuchtigkeit, Staub usw. das ,,Blauanlaufen" fordern, ganz in Obereinstimmung mit unseren Befunden uber die Runzelung. DaB durch die Feuchtigkeit aber auch eine ganz andere Art des ,,Blauanlaufens" bewirkt wird, soll noch gezeigt werden. Der Wasserdampf der Luft und das feuchte Klima sind in doppelter Hinsicht Feinde de:. glanzenden Films.

Mit die wichtigste Ursache des ,,Blauanlaufens" ist im Sinne der vorgenannten Ausfuhrungen eine falsche S i c - c a t i v i e r u n g. Zahlreiche Ang-aben des Schrifttums machen die Siccative fur den Glanzverlust verantwort- lich, wenn sie in zu groi3er Menge angewandt werden. Nach W. Krumbhaari5 wirkte Kobalt am starksten, bei einem Harz-Leinol-Lack schon bei 0.05 V o Blauanlaufen cizeugend. Da es sich durchweg um typische 0-Siccative handelte, also die Trocknung von der oberen Schicht aus erfolgt, sind diese Befunde durchaus erklarlich. Auch hier waren Siccative, die gleichmadig durch den ganzen Film wirken und unabhangig vom Luftsauerstoff sind, erwunscht.

Der bekannte E i n f l u i 3 d e s L i c h t e s auf die Film- bildung und die Beschaffenheit des Films mud sich na- tuilich auch auf das ,,Blauanlaufen" auswirken. Ein bei guter Belichtung, z. B. im Freien, entstehender Lackfilm hjrtet schneller durch als ein solcher, der etwa in ge- schlosseneri Raumen entsteht. Infolgedessen sind auch die Voraussetzungen fur Glanzschaden verschieden. Der gleiche Lack kann also auch bei sonst vollig glelichen Be-

lSFarbe u. Lack 38, 439 [1932]. l2 Res. Assoc. Brit. Paint, Colour Varnish Manufacturers,

Bul l , Marz 1928; ref. Farhe u. La& 31, 178 [1928]. l r , Vgl. 6, s. 455.

dingungen in bezug auf Grundierung, Schichtdicke usw. je nach dem Ort seiner Anwendung einmal ,,blauanlau- fer ", in einem anderen Falle nicht.

111. Die Wirkung der Feuehtigkeit uncl der Atmosphiirilien

Die Oberflachenbeschaffenheit des Anstrichfilms ist auch in anderer Hinsicht fur das .,Rlauanlaufen" wich- tig. namlich durch das Verhalten gegeniiber L u f t - f t u c h t i g k e i t. Bekannt ist, dai3 Cellulose-Lacke bei schneller Verdunstung leichtsiedender LGsungsmittel eiiien Glanzverlust erleiden (..blushing"). A. W . C. Har- riron und E. Fonrobgrt schreiben die Opaleszenz mancher Filme der Quellung durch eingedrungenes Wasser in ultramikroskopisch kleine Poren ZLI, wodurch ein Glanz- vcrlust eintritt. Der Praktiker pruft mitunter die Be- schaffenheit des Anstrichfilms durch Anhauchen dessel- hen Auch /. Cruikshar2k-Smith j 6 bringt das ,,Blauan- lairfen'' in untrennbaren Zuyammenhang mit dem Vor- handensein von Feuchtigkeit. H. TVoZj'f" meint. dai3 das ,,Blauanlaufen" nur dann eintritt, wenn der Film ein bestimmtes MaB von Quellbarkeit hat; nur bei stark qiiellenden Filmen sei ein blaulicher Schimmer zu beob- acbten.

Ein porenloser Film von glatter Oberflache la& den Wasserdampf nicht eindring-en. Er behalt seinen Glanz, natiirlich sofern dieser nicht durch kondensierte und leicht zu beseitigende Wassertropfchen beeinflufit wird. 1st der Film jedoch quellfahig, hat er a lw Hydratations- zentren (OH-Gruppen, freie COOH-Gruppen) oder hat er Poren, so konnen nach Aufnahme von Feuchtigkeit Interferenz-Erscheinungen auftreten. die als ,,Blauan- laufen" empfunden werden. Sol1 nun ein Anstrichfilm Iollig porenfrei sein oder soll er ..atmen" konnen? Bei Metallunterlagen wird der Zutritt gasformiger Stoffe nieist als unerwunscht bezeichnet. Bei Anstrichen auf Holz spielt neben der Qualitat desselben, besonders sei- ner Trockenheit, die Grundierung eine groi3e Rolle. Die von der DGF ausgeschriebene Preisarbeit die sich rnit der Frage beschaftigt, ob fur den Korrosionsschutz von Eiaen und Leichtmetallen bestimmte Anstrichc einen vol- ligen Luftabschlufi herbeifiihren miissen oder ob zumin- dest eine gewisse Durchlassigkeit fur Wasser, Ionen und Gase erwunscht ist, hat leider bisher keinen Bearbeiter gefunden.

A . W . C. Harrison und E . Fonrobert haben die euro- paischen Lander je nach der Tendenz des ,.Rlauanlau- fans" von Lackanstrichen in eine ,,Ranglistel' eingrstuft, wobei sich zeigte, daD dieser Glanzschaden am hauuiig- sten in den Landern auftritt, in denen die Luft bei niedrigen Temperaturen (zwischen 3" und So C) einen relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt hat:

Trland, Holland, Relg-ien, sehr starkes Blauanlaufen Schottland, England,

Nordwestdeutschland

reich, Norwegen, West- Danemark, Nordfrank-

schweden

I i weniger starkes Blauanlaufen

ostschweden' Griechen- schwaches Blauanlaufen land, Tiirkei 1 ~~

'@Paint and Painting Defects, zitiert nach r l . W. C. Harrison

l j Farben-Ztg. 36, 505 [1931]. I,, E. Fonrobeftl.

Fette u. Seifen 53, 316 [1951].

FETTE U N D S E I F E N 55.Jahrg Nr.10 1953 684

Sieht man von tiefgrcifenderen chemischen Umsetzun- gcn ab, so ist an die Beschleunigung der Polymerisation tmcknender, insbesondere anoxydierter Ole zu denken. Geblasene Ole, mit SO2 behandelt, polymerisieren bis zur Bildung faktisartiger Massen '". Die Wirkung des Ammoniaks hat man nachzuahmen versucht, indem man

land, Schweiz, Oster- reich. Tschechoslowakei, V ~ g a r n , Polen, Mittel-

Mittel- und Ostdeutsch-

und Sudfrankreich, Bzlkanstaaten, Italien

mit Ausnahme weniger indu- strieller oder an der Kuste ge- legener Orte sehr geringes Blauanlaufen. I

Nicht unbeachtet bleiben darf aber die Entstehung von Feuchtigkeit auf der Filmhaut durch Wasser, das mit den Rohstoffen der Lack-Herstellung eingeschleppt oder das bei der Filmbildung erzeugt wird, das also ,,von innen" kommt. Pigmente haben mitunter einen nicht zu vet-nachlassigenden Gehalt an Wasssr. Die nach dem ,,pushing"-Verfahren gewonnenen Farbpasten sollen sehr wenig Feuchtigkeit enthalten. Auch bei der Neutrali- sntion basischer Pigmente mit Fettsauren und Harzsau- re11 wird Wasser gebildet. Schlieiilich ist dies auch bei dei? Kondensationsreaktionen der Fall, die durch die prjinare Entstehung von Hydroperoxyden ausgelost werden.

Unter den in der Atmosphare vorkommenden, das ,Rlauanlaufen" fiirdernden Gasen werden im Schrift- tum besonders S c h w e f e l d i o x y d l B und A m m o - n i a k genannt. Ersteres wird bekanntlich in dicht be- siedelten, besonders in industriereichen Gegenden, meist Bur, Rauchgasen stammend, als storender Bestandteil der I ,ult angetroffen. Wenn man ihm eine korrodierende Wirkung auf das Mauerwerk von Crebiuden zuschreibt, so ist zu verstchen, dai3 es sogar in sehr hoher Verdun- nung Glanzschaden bei Lackanstrichen verursachen kann. 19 Siehe z. B. A . P. Lntcl-ie, J. Oil Colour Chemists' Assoc. . --

10, 14 [192T] .

Anstrichproben z. B. in der Nahe von Dunggruben auf- bewahrte 21. Ammoniak r-r'rmag saure Bestandteile der Filmoberflache anzugreifen, aber auch - wie ich friiher besonders bei polymerisierten und anoxydierten Wen zeigen konnte 22 - die MolekiilvergroBerung stark zu be- schleunigen und damit AnlaB zu Verzerrungen zu geben.

Im Schrifttum wird hiiufig der Z e i t p u n k t d e s ,,R 1 a u a n 1 a u f e n S" diskutiert. L. A . lordan p3 nahm an, dai3 die Ursachen fur das ,,Blauanlaufen" mit dem ;,Geburtstag des Films" entstehen. Auch Fonmbert spricht von einem ,,kritischen Jugen'dzustand der Filme". Es licgt aber auf der Hand, dai3 das ,,Blauanlaufen" je nach den Ursachen fruher oder spater auftreten kann.

Eine eindeutige Klarung der vorstehend geschilderten Glanzschaden bei Anstrichfilmen wird erst dann mijg- lich sein, wenn physikalische, physikalisch-chemische und cheinische Untersuchungen den ganzeii Fragenkomplex weiter ersrhlossen haben. Es ist zu hoffen, daB h:ier nicht nu,' neuzeitliche optische Methoden, sondern auch die mjkrochemischen Nachweise, insbesondere im Hinbliclr auf die Identifizierung der Ausscheidungen, Klarheit schaffen werden.

eo H. P. Kaufmnnn, Fette u. Seifen 49, 321 [1942].

22 DKP 729 071. 2R J. SOC. &em. Ind. 1929, S. 13-21.

H. Nolte, Farbe u. Lack 38, 414 [1932].

Seetierole in Hokkaido Von Pro f . DT. S. U P n 0 , Kiizki Univei.sitat, OsakafJafxm

Seetierole wurden in Japan fruher hauptsachlich im Kustengebiet von Korea, Hokkaido, der Kurile-Inseln, Sachalin und des japanischen Febtlandes gewonnen. Da aher inzwischen Korea, Sachalin und die Kurile-Inseln nicht mehr mitzahlen, wird die japanische Fischol-Pro- duktion heute im wesentlichen in kleineren Fabriken in Hokkaido betrieben. Die derzeitige Produktion an Fisch- Glen ist deshalb in Japan bedeutend zuriickgegangen. Die Fishole werden in verschiedene Handelsklassen einge - stutt, so z. B. in die extrafeine, I., 2., 3., 4. und die niedrigste Klasse. Dieae Einteilung beruht hauptsachlich auf dem Saurepehalt der Ole, und die einzelnen Klas- sen werden wie folgt definiert: Die Bezeichnung ,,extra- fein" gilt praktisch nur fiir frische Leberole, die eine SZ ririter t besitzen. I n der 1. Klasse betragt die SZ 4, in der 2. unter 8, der 3. unter 12 urid der 4. iiber 12. Die niedrigste Klasse hat eine sehr hohe SZ. Um einen Be- griff von dem Ausmai3 der Produktion von Seetierolen in Hokkaido zu geben, sind in Tab. 1 die betr. Zahlen, herausgegeben vom Hokkaido Marine Product Inspect- ing Office. zusammengestellt.

rch hatte in den letzten Jahren Gelegenheit, eine grof3e Anzahl von Fischolen japanischen Ursprungs zu unter- suchen. Da die Konstanten derselben ohne Zweifel nicht n u r von statistischem Wert sind, sondern auch Vergleiche mit den Fischiilen anderer Herkunft interessant sind, sol1 nachstehend eine kurze Zusammenfassung der analy- tischen Ergebnisse gebracht werden.

FETTE U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr. 10 1953

Sardinenvl Untersucht wurden 263 Proben, und zwar auf spezi-

fisches Gewicht, Brechungskoeffizienten, Saurezahl, Ver- seifungTzah1, Jodzahl, teilweise auch Reichert-Meii31-Zahl und Hydroxylzahl.

Das spezifische Gewicht schwankte zwischen 0.9281 und 0.9327, die Brechungskoeffizienten ne"D zwischen 1.4085 und 1.4810. Wie aus den stark unterschiedlichen Brechungsexponenten zu schliefien, lagen auch die Jod- zahlen innerhalb weiter Grenzen. Die niedrigste Jod- zahl wurde mit 155 bestimmt, die hochste betrug 189. Die meisten Werte lagen zwischen 175 und 180. Die Saurezahlen, deren Hohe naturgemafi mit der Art der Gewinnung und der Lagerdauer zusammenhangen, zeig- ten als Minimum Werte um 1 . Sie stiegen jedoch bei einigen Proben bis auf 30 an. Diese Ole sind jedoch, wie auch der Vergleich rnit der Farbe lehrt, als minderwer- tig anzusprechen. Die Verseifungszahlen zeigen Schwan- kungen von 188 bis 194. Die ineisten Proben waren je- doch wcnig unterschiedlich, und zwar von 187 bis 190. Die Reichert-Me31 -Zahl war erwartungsgemafi gering, niimlich von 0.3 bis 1.5. Demzufolge sind niedrigmole- kulare Fettsauren in den untersuchten S a r d i n e d e n nicht vorhanden. Bei der Bestimmung ider AcZ war wiederum eine Parallele mit der braunen bis dunkelbraunen Farbe des Ules zu erkennen. Zwischen 20 und 30 liegende AcZZ beruhen ohne Zwoifel auf Oxydationserscheinungen der Ole.

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