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14 3. C. Grotebe und C. Liebermann: Ueber kiinstliahe Bildnng von Alizarin. Vor fast einem Jalire theilten wir der Chemischen Gesellschaft die ersten Resultate einer Untersuchung mit, die wir unternommen batten, urn die Constitution des Alizarins aufzukliiren. Wir fanden damals, dafs das Alizarin ein Derivat des Anthracens ist. Die Frage nach der Zusammeasetzung dieses Farbstoffes war dadurch entschieden und wir in den Stand gesetzt auf Grund theoretischer Betrachtungen eine rationelle Formel fur denselben aufzuetellen. Gleichzeitig war damit der erste Schritt gethan, um zur kiinstlichen Darstellung des Alizarins zu gelangen. Jetzt ist es uns gegliickt, dieses zweite Problem zu Wen; wir hxben aus dem Anthracen kiinstlich Alizarin dargestellt. Die Eigen- h f t e n des von uns gewonnenen Products, sowie die Farben, die wir rnit demseiben auf gcbeizter Baumwolle erhielt.cn, beweisen voll- kommen die Identitat des kiinstiichen Alizarins mit dem aus der Krappwurzel. Wir legen Proben des sublimirten kiinstlichen Farb- 8~0fFs sowie Muster damit gefkbten Kattuns der Gesellschaft vor. - Dic Mcthoden, die zu obigcm Resultate gefiihrt haben und die wir spiter beschreiben werden , bestiitigen die Richtigkeit der \-on 1110s friiher firr Alizarin aufgestellten rationellen Formel. Von welcher Wichtigkeit unsere Entdeckung fiir die Krappindustrie win wird, wenn es gelingt dieselbe technisch verwendbar zii machen, branchen wir nicht ausfiihrlich hervorzuheben. Der enorrue Verbrauch von Krapp in der Kattundruckerei , die grofsen Strecken fruchtbaren Bodens, die zu dcssen Anbau nijthig sind, spsechen hinreichend klar fiir die Bedeutung , welche ein neuer Industriezweig crlangen wiirde, der auf der kiinstiichen Darstellung dea Alizarins ans riaem Bestand- theit des Steinkotilentheeriils beruht. Correspondenxen. 4. Ch. Friedel d. d. Paris, den 8. Januar 1868. Der Augenblick ist fiir den Anfang der Correspondenz, welche die Deutsche Chemische Gesellschaft mir giitigst ubertragen bat, nicht sehr giinstig. Die latzte Sitzung der ,,SociBtk chimique de Paris" liegt Rchon zu weit zuruck, als dass der grijsste Theil der darin gemachten hlittheilungcn noch Interesse haben kiinnte die meisten Bind bereits der Akademie dor Wissenschaften unterbreitet und in den ,,Comptea

Ueber künstliche Bildung von Alizarin

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Page 1: Ueber künstliche Bildung von Alizarin

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3. C. G r o t e b e und C. L i e b e r m a n n : Ueber kiinstliahe Bildnng von Alizarin.

Vor fast einem Jalire theilten wir der Chemischen Gesellschaft die ersten Resultate einer Untersuchung mit, die wir unternommen batten, urn die Constitution des Alizarins aufzukliiren. Wir fanden damals, dafs das Alizarin ein Derivat des Anthracens ist. Die Frage nach der Zusammeasetzung dieses Farbstoffes war dadurch entschieden und wir in den Stand gesetzt auf Grund theoretischer Betrachtungen eine rationelle Formel fur denselben aufzuetellen. Gleichzeitig war damit der erste Schritt gethan, um zur kiinstlichen Darstellung des Alizarins zu gelangen.

Jetzt ist es uns gegliickt, dieses zweite Problem zu W e n ; wir hxben aus dem Anthracen kiinstlich Alizarin dargestellt. Die Eigen-

h f t e n des von uns gewonnenen Products, sowie die Farben, die wir rnit demseiben auf gcbeizter Baumwolle erhielt.cn, beweisen voll- kommen die Identitat des kiinstiichen Alizarins mit dem aus der Krappwurzel. Wir legen Proben des sublimirten kiinstlichen Farb- 8~0fFs sowie Muster damit gefkbten Kattuns der Gesellschaft vor. - Dic Mcthoden, die zu obigcm Resultate gefiihrt haben und die wir spi ter beschreiben werden , bestiitigen die Richtigkeit der \-on 1110s

friiher firr Alizarin aufgestellten rationellen Formel. Von welcher Wichtigkeit unsere Entdeckung fiir die Krappindustrie

win wird, wenn es gelingt dieselbe technisch verwendbar zii machen, branchen wir nicht ausfiihrlich hervorzuheben. Der enorrue Verbrauch von Krapp in der Kattundruckerei , die grofsen Strecken fruchtbaren Bodens, die zu dcssen Anbau nijthig sind, spsechen hinreichend klar fiir die Bedeutung , welche ein neuer Industriezweig crlangen wiirde, der auf der kiinstiichen Darstellung dea Alizarins ans riaem Bestand- theit des Steinkotilentheeriils beruht.

Correspondenxen. 4. Ch. Fr iede l d. d. Paris, den 8. Januar 1868.

Der Augenblick ist fiir den Anfang der Correspondenz, welche die Deutsche Chemische Gesellschaft mir giitigst ubertragen bat, nicht sehr giinstig. Die latzte Sitzung der ,,SociBtk chimique de Paris" liegt Rchon zu weit zuruck, als dass der grijsste Theil der darin gemachten hlittheilungcn noch Interesse haben kiinnte die meisten Bind bereits der Akademie dor Wissenschaften unterbreitet und in den ,,Comptea