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Über Silberferrite IX. Mitteilung. Die Struktur des durch Oxydation von Eisen(II)-carbonat erhaltenen Orthoferrihydroxyds

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A. Krause u. L. Skorupska. Ober Silberferrite 377

Uber Silberferrite

Die Struktur des durch Oxydation yon Eisen(l1)-carbonat erhaltenen Orthoferrihydroxyds

IX. N i t t e i l u n g l )

Von Amoh'8 KRATJSE und L. SKORUPSI~A

Fallt man bei Zinimertemperatur aus FeS0,- und Na,CO,- Losungen Eisen(I1)-carbonat, indem man beide Losungen in Bqui- valenten Mengen vermischt, und fugt nach der Fallung verdunntes H,O, im UberschuB hinzu, so entsteht unter starker 0,- und C0,- Entwioklung cin schmutziggelber Korper, welcher beim Busnmchen seine Farbe zusehends andert und schliefllich in ein ziemlich hell- braunes Hydroxyd ubergeht. Yahere Untersuchungen2) ergaben, da13 es sich um ein ,,amorphes", aus einer Hauptkette bestehendes Ortho- hydroxyd handelt, das sich jedoch kolloidchemisch und vielleicht auch strukturchemisch von dem gewohnlichen Orthoferrihydroxyd unterscheidet .

1. Darstellung des hellbraunen Hydroxyds

Man lost 3 g FeSO4.7H,O in 100 g H,O, filtriert die Losung und versetzt mit 215,8 em3 n/lO-Na,CO, (FcSO, : Na,CO, = 1 : 1). Nach gutem Vermischen fiigt man sofort 15 ~ 1 1 1 ~ einer 30/,igen H202- Losung hinzu, riihrt um, filtriert und wascht bei stetigem Wasser- zulauf bis zur SO,"-Freiheit dcs Filtrats (etwa 24 Stdn.). Die Ver- suchstemperatur betrug 15-250. Die Zusammensetzung und die Eigenschaften des Hydroxyds ergeben sich aus folgender Tabelle. Tnsbesondere ist cler hohe Wassergehalt, die Art des Lufttrocknens sowie die Loslichkeit in Eisessig und in etwa 300/&er HNO, fur die Identifizierung dieses Hydroxyds als Orthoferrihydroxyd maagebend. Das Debye-Scherrer-Diagramm zeigte lieine Interferenzen, eine

I ) Vgl. A. KRAUSE u. I. GARBACZ~WNA, (Silberferrite VIIT), Z. snorg. u.

2, Einige Voruntersuchungen hat bereits 9. STABLEWSKA (Diplomarbeit allg. Chem. 211 (1933), 296,

1932) im hiesigen Institut ausgefiihrt.

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378 Zeitschrift fiir anorganische und allgemeine Chemie. Band 216. 193.1

Eigenschaft, die wohl allen einfachen kettenformigen Ortho-Eisen(II1)- hydroxyden zuliommen diirfte.l)

- - I > -

3 1 5 G

S 9

r

10

11 12

Tabelle 1 Eigenschaften des hellbraunen Orthohydroxyds

Aussehen . . . . . . . . . . . . . Luftt roc knung . . . . . . . . . . .

. . . . Fe,O,-Gehalt. . . . . . . luft- SO,-Gchalt . . . . . . . trocken

Debye-Scherrer-Diagramm . Scheinbare Dichte

. . . . . . . I C0,- Gchalt H,O-Gehalt . . . . . . . Verhalten des feuchten Gels:

a) gegen Wasser . . . . . . . . . b) gegen Eisessig . . . . . . . . .

Losliohkeit des Trockengels in kalter 32,50/0 iger HNO, . . . . . . . . .

Silberferritsynthese . . . . . . . . . Losliohkeit des Silberferrits in kalter

32,5Ol0iger HNO, . . . . . . . . .

Hellbraun, gallertig Schwarze, glhzende Brockem. aicht am Glase haftend, ge-

pulvert braun Amorph

0,82 (Orthohydroxyd = 1 j 6&67,5O/,, 0,1-0,20/,

Kolloidloslich Loslich

Loslich Ag20 : Fe,O, = 1 : 1,19

Loslich

I I . Beweis, la6 die Molekule des hellbraunen Hydroxyds aus einer Hauptkette bestehen

Die Silberferrite aus dem in der Hitze nach der Methode von KRAUSE und C I O K ~ W N A ~ ) polymerisierten Hydroxyd (1 und 3 Min. lang in 1 n-NaOH gekocht) hatten die Zusammensetzung Ag,O : Fe,O, = 1 : 1,06. Die genannten Silberferrite waren bis auf 0,5O/, Fe,O, in etwa 300/,iger HNO, in der Kalte loslich, dagegen enthielten die betreffenden Polyhydroxyde im Gegensatz zu dem Polyhydroxyd von KRAUSE und C I O K ~ W X A (1. c.) vie1 unloslichen, rotlichbraunen Rucks tand [Polyort h0hydroxyd-~4ssoziat~), silberbindend : Ag,O : Fe,O, = fast 1 : 11, und zwar nach 1 minutiger Kochdauer rund 15O/, , nach 3 Minuten rund 370/, (auf Fe,O, berechnet). DB, wie neuerdings M. C I O K ~ W N A gezeigt hat4), das gewohnliche Orthohydroxyd schon nach Iminutigem Kochen in etwa 1 n-NaOH vollig in das eisessig- iind salpeterskn-elosliche Polyorthohydroxyd iibergeht, so hat man also in bezug auf das gewohnliche Orthohydroxyd und das hellbraunt. Orthohydroxyd vergleichbare Bedingungen. Um das unterschiedliche

~~ - ~

1 ) Auch das Iso-Orthoferrihydroxyd von KRAUSE u. GARBACZ~WXA (1. G . )

migt keine Interferenzen; vgl. die Rontgenaufnahmen von A. NOWAK~WSKI u. ST. GAWKYOH, demnachat zu veroffentlichende Untersuchungen.

2) A. KRAUSE u. M. CIOK~W-V~, Z. anorg. u. allg. Chcm. 104 (1932), 23. a. KRAUSE u. H. TORKO, Z. anorg. u. allg. Chem. 211 (1933), 110.

j) hToch unveroffentlicht.

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A. Hrause u. L. Skorupska. ifber Silberferrite 379

Verhalten der beiden Hydrate bei der Polymerisation zu verstehen, miisseri ihre kolloidchemischen Eigenschaften beriicksichtigt werden.

II 1. Die kolloidchernischen Eigenschaften des hellbraunen Hydroxyds

Wie schori erwahnt, hat das ansgewaschme, sehr voluminose hellbraune Hydrat die Eigenschaft, sich in Wasser x u peptisieren, indem rehbraune, triibe Hydrosole entstehen (etwa 0,9 g Fe,O, im Liter), welche monatelaiig halthar sind. Die positivcn Micellen ver- danken offenbar ihre Bufladung der Ihhlensiiure ; sie sind gegen h i o n e n , besonders gegen mehrwertige, empfindlich. Das gewohnliche Orthohydroxyd dagegen ist weder in (20,-haltigem Wasser, noch in verdunnten Sauren zunachst peptisierbar ; die Peptisation erfolgt in Ietzteren ganz allmahlich nach mehreren Tagen, wobei das Hydrat quillt und die Kolloidteilchen aufgeteilt und wahrscheinlich auch die Molekularstruktur verandert werden mu6 (Polymerisation, Iangere Ketten.l) 1st aber das Hydrosol entstanden, so ist es praktisch unbegrenzt haltbar, falls es nicht durch Alterung verandert wird. Die Peptisierbarkeit des hellbraunen Hydrats in Wasser deutet auf kleine Sekundarteilchen (Volumgewicht, Tabelle 1, Nr. 4) und auf einen losen Zusammenhang der Ultramikronen; es ist bei dem amorphen Charakter der Substanz wahrscheinlich, daB sogar die einzelnen Molekule sich in loserem Zusammenhang befinden und demnach beweglicher sind als die des gewohnlichen Orthohydroxyds, dessen Primarteilchen als ein verhaltnismaBig starres Gebilde von (assoziierten) Molekulen aufaufassen sind, die durch Restvalenzen zusammengehalten werden.2) Mit der gro5eren Beweglichkeit der Molekule ware nun vereinbar, da5 die Polymerisation nicht wie bei dem verhaltnisma5ig starren System des gewohnlichen Orthohydr- oxyds bis zum Polyorthohydroxyd+ verlauft, sondern noch weiter geht (bis zum Polyorthohydroxyd-Assoziat+T). Die mit der Poly- merisation stattfindende Ordnung der Molekiile ist als ein beginnender Kristallisationsvorgang aufzufassen, der im vorliegenden Fall schlieB- lich bis zum cr-Oxyd fuhren liann. Das hellbraune Hydroxyd ist jedenfalls bestrebt, unter gleichen Versuchsbedingungen grobteiligere Korper++ zu bilden als das gewohnliche Orthohydroxyd+. Beide Hydroxyde sind amorphe Gele; sie sind demnach als unterkiihlte

1) A. KRAUSE u. I. GAEBACZ~WNA, 1. c.; G. JAXDER u. 9. WIXKEL, Z . anorg.

2) A. KRAUSE u. M. CIOP~WNA, 1. c.

u. allg. Chem. 193 (1930), 24.

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380 Zeitschrift fur anorganische und alIgemeine Chemie. Band 216. 1934

E'lussigkeiten aufzufassen.l) Da nun die Molekule cles hellbraunen Hydroxyds beweglicher sind, so werden sich nach T ~ i m ~ 4 m ~ ) weniger Kristallisationszentren bilden konnen, so daE bei der Heifipolymeri- sation nach der Methode von KRAUSE und C I O K ~ W N A (1. c.), den TAiwMmN'Schen Kristallisationsrrgeln3) entsprechend, grobteiligere Produkte [von kettenformigem Molekiilban in diesem Falle"] ent- stehen mussen.

IV. Darstellung yon Goelhit aus dern hellbraunen Hydroxyd nach der Methode yon Bohm5)

Merkwurdigerweise zeigen sich entgegengesetzt e Verhaltnisse, wenn es sich um den Ubergang der beiden Orthohydrate in den Goethit handelt. Wegen der ,,Stamheit" der Primarteilchen bzw. der Molekule des gewohnlichen Orthohydroxyds lBuft die lineare Poly- merisation das ganze Primarteilchen ab6), und zwar mit einer be- stimmten Geschwindigkeit ; erst dann konnen aus dem Polyortho- hydroxyd unter geeigneten Versuchsbedingungen ringformige Hydrate (eisenige Saure) entstehen.') Dagegen kann die Beweglichkeit der Molekule des IielIbraunen Hydroxyds die Bildung der Ringmolekule beschleunigen und event. auch die Bildung k le in e r e r Ringmolekule ermoglichen, so dafi in der Zeiteinheit bedeutend mehr dieser Ring- molekule als Keime der neuen Phase auftreten konnen und dem- entsprechend feinteiligere Kristallisationsprodukte resultieren. In der Tat machte sich dieser Umstand geltend bei Darstellung des Goethits aus den1 hellbraunen Hydroxyd. Die betreffenden schmutziggelben Goethitpraparate zeigten im Vergleich mit dem Goethit von B ~ H M (1. c.) eine weit groBere Loslichkeit in kochender 1,4 n-H,SO,. . ~-

I) G.F.Huirna, Z. angew. Chenie 48 (1929), 888. z, G. TAMMANN u. H. ELSNER v. GRONOW, Z. anorg. u. allg. Chem. 200

3, G. T.nmfANN, ,,Kristallisieren und Schmelzen", Leipzig 1903, S. 148ff. 4, DaB das dabei entstehende grobteiligere Polyorthohydroxyd-Assoziat

kettenformigen Molekiilbau hat, geht daraus hervor, da8 die betreffenden Poly- merisationsprodukte (20-22% H,O lufttrocken) nach 2stundigem Erhitzen unter Wasser bei 160° im Autoklaven in schwarzrote, sehr wasserarme (345% H,O) Dehydratationsprodukte iibergehen (Versuchc von K. ZABLOCKA). Die gelbe ,,amorphe" eisenige Saure, welche ebenfah Silber im Verhaltnis Ag,O : Fe,O,=l : 1 bindet, laBt sich bei gleicher BehandIung nicht unter 1 Mol H,O ( l O , l O / o ) ent- wassern und bleibt gclb.

(1931), 87.

') I. BBmx, Z. anorg. u. allg. Chem. 149 (1925), 212. ') A. KRAUSE, H. LAKOSOIUK~WBA u. J. GIGHOWSKI, Z. anorg. u. dlg.

') A. KRAUSE u. A. LEWANDOWSKI, Z. anorg. u. allg. Chem. 206 (1932), 328. Cheni. 208 (1932), 291.

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A. Krause u. L. Skorupska. Uber Silberferrite 3Sl

Tabelle 2

in 100 cms 1,4 n-H2S0, bei 20 Minuten Kochdauer und 0,2 g Substanzl) Goethitpraparate 2 Stunden bei 1600 in 2 n-KOH erhitzt. Loslichkeit derselben

Vorbcreitende o/o FeqOa O/,, Fe,O, o/o HzO- '1 Goethitpraparat I - Alterunge) in Std. unloshch I loslich 1 (Diff.)

aus dem hellbraunen 3 pq ;% j T 12,6 11 Hydroxyd I 2 5 3 aus Orthohydroxyd 76,5 23,5 11,o

V. Die langsame Alterung des hellbraunen Hydroxyds unter Wasser

Die Alterung unter 1 n-NaOR, 0,5 n-NaOH sowie unter Wasser verlief ganz ahnlich wie die des gemohnlichen Orthohydroxyds, indem in samtlichen Fallen als erstes Alterungsprodukt Polyortho- hydroxyd nachgewiesen w-urde, dessen Silberferrit eine dem Ver- hBltnis Ag,O : Fe,O, = 1 : 1 sehr angenaherte Zusamrnensetzung hatte (Tabelle 3, Kr. 4-5 u. 7). Unter 1,12-1,13 n-YaOH entstand nach 10 Tagen eine ziemlich reine ,,amorphe" eisenige Saure. Genau dasselbe fanden A. KRAUSE und H. TORNO (1. c.) beim gewohnlichen Orthohydroxyd. Die eisenige Saure geht dann allinahlich in Goethit iiber. Auffallend war nur die schmutziggelbe Farbe dieser Alterungs- produkte sowie ihr Verhalten beim Eintrocknen an der Luft. Sie waren wohl in etwa 300/,iger HNO, unliislich, trockneten aber in recht dunklen, am Glase nicht haftenden Brocken, eine Eigenschaft , die an die ketteiiformigen Orthohydroxyde erinnert und wahrscheinlich durch dichtgepackte kleine Prirnarteilchen verursacht wird. Nach dem Zerpulvern waren sie wieder schmutziggelb wie vor dem Ein- trocknen. Ob die genannten Farbanderungen a1s Kaltbearbeitungs- effekte im Sinne TAMMANN'S~) zu deuten sind, steht noch dahin.

SchlieBlich sollte noch festgestellt werden, ob bei hoher OH'- Konzentration die Alterung des hellbraunen Hydroxyds aufgehalten werden konntc. Wahrend die Alterung des gewohnlichen Ortho- hydroxyds bereits bei etwa 3,5 n-NaOH beim Polyorthohydroxyd ,,stehen bleibt"4), genugte hier eine 4,5 n-NaOH noch nicht, indem namlich nach ungefahr zwei Monaten eine fast sprunghafte Gelb- farbung eintrat. Erst unter einer 6 n-NaOH mar eine Farbanderung des hellbraunen Hydroxyds wahrend einer achtmonatigen Beob-

und im alkalischen Medium bei 20°

1) Uber die Versuchsmethodik vgl. A. KRAUSE u. H. TORNO, 1. 0.

2) Die vorbereitende Nterung vgl. bei A. KRAUSE u. H. TORNO, 1. c. a) G. T ~ A N N u. E. JENCKEL, Z . anorg. u. allg. Chem. 192 (1930), 245. 4, A. KRAUSE u. H. Toxxo, 1. c.

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o,51 n.

o,99 n.

1,12 n.

90 Tage

10 Tage

achtungsdaner niclit mehr feststellbar. Such diese Vnterschiede xwischen dem gesvohnliclien Orthohydroxyd und dem hellbraunen Hydroxyd diirften auf die groBere Beweglichkeit der hfolekule des letzteren zuriickzufiihrrn sein.

Tabelle 3 Alterung des hellbraunen Orthohydroxyds bei Z O O

_ _ _ _ _ _ ~ __

Alterungs- zentratiop

Gelb Fast unver

5ndert Schmutzige

Gelb

Ungealtert I I - 1 Hellbraun

4,5 0,o

Ag,O : Fe,O, (salpeter-

saurellislich)

l : l , N 1 : 1,11 1 : 1 , l O 1 : 1,05 1 : 1,07 1 : 1,07

1 : 1,06

1 : 1,07

_ _ _ ~ 1 -

Diff.) 1 insgesl 100°/o Be,O,

VI. Die chemische Konstitution des hellbraunen Hydroxyds

Nach dem entsprechenden Silberferrit (Ag,O : Fe,O, = 1 : 1,19) konnte man annehmen, daB das hellbraune Orthohydroxyd sich von dem gewohnlichen gefallten Orthohydroxyd (Ag,O : Fe,O, = 1 : 1,289 nur dadurch unterscheidet, daB es noch etwas mehr polymerisiert ist. Nun zeigten rntsprechende Versuche, daB dieser Zustand durch die Wahl des Fallungsmittels (Na,CO,) und die Aquivalentfallung des Hydroxyds bedingt ist. So war das aus Fe,(SO,),- und Xa,CO,- Losungen nach iquivalenten Mengen gefillte Hydrat in der Farbe dem hellbraunen Hydroxyd recht ahnlich und lieferte ebenfalls ein Silberferrit der Zusammensetzung hg,O : Fe,O, = 1 : 1,19. Die gleiche Zusammensetzung hatte auch das Silberferrit aus dem mit Ammoniak aus Fe,(SO,),-Losung aquivalent gefallten braunen Ferrihydroxyd (%), das wieder beziiglich seiner Farbe rnehr an das gewohnliche, mit uberschiissigem Ammoniak aus Ferrisalzlosung gefiillte Orthoferri- hydroxyd erinnerte. Letzteres ($) ergab bei der HeiBpolymerisation

l) ifber die quantitative Trennung gealterter Eisen(II1)-hydroxyde vgl. A. RRAUSE u. H. TORNO, 1. c.

2) H = Hydrohamatit (rotbraun) ; P = Polyorthohydroxyd-Assoziat (braun), 3, V'gl. z . B. A. KRAUSE u. H. TORNO, 1. c., sowie friihere -4rbeiten.

-. ___-

,xyde

O/O

H,O

-.

Diff.)

32,2 31,2 29,4 25,6 27,9 1 B,5

35,6

17,7

____ __

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A. Krause u. L. Skorupska. Cber Silberferrite 383

(3 Min. lang gekocht in 1 n-NaOH) Korper, welche zum Uiiterschied vom gcmohnlichen Polyorthohydroxyd nicht vollig salpet ersaure- loslich waren, indem sie 6-7°/0 Fe,O,-Ruckstand enthielten (auf Gesamt-Fe,O, berechnet).l) Die khnlichkeit rnit dem hellbraunen Hydroxyd kommt zwar dadurch zum Ausdruck, dennoch sind die Unterschiede zu frappant, atls daB n u n auf einc Identitat beider Hydrate schliel3en konnte (vgl. Rapitel 11).

Weitere Versuche lehrten, clafi auch das rnit einem Uberschul3 son verdunntem (etwa 30/o) Bmmonia,li aus Ferrisalzlosung nieder- geschlagene Orthohydroxyd die genannte Zusammensetzung (Ag,O : Fe,O, = 1 : 1,20) hatte, wahrend unsere fruheren Bngaben doch von dem Vuhaltnis 1 : 1,28 sprechen. Hier zeigte sich wieder einmal die grol3e Labilitat des Orthohydroxyds, und mir mussen darauf hin- weisen, dal3 die Fallungsbedingungen bei aller Vorsicht nicht genau genug prazisiert worden sind. Alle bisherigen Angaben, die das Ver- hiiltnis Ag,O : Fe,O, = 1 : 1,28 aus Orthohydroxyd betreffen, beziehen sich auf ein Orthohydroxyd, das aus 5 g FeCl,.GH,O in 100 g H,O mit 15 (31113 lionzentrierter (etwa 25°/o) NH,-Losung gefallt wurde.*) In der vorliegenden Arbeit konnte dieses Ergebnis nicht nur bestatigt werden, sondern es zeigte sich auch, dal3 die Silberferritsynthese bei einiger Ubung sehr genaue Ag,O : Fe,O,-Werte liefert, die hochstens urn zwei Einheiten in der zweiten Dezimsle abweichen. Das ver- schiedene Verhalten von konzentrierter und verdunnter NH,-Losung ist nach KRAUSE und TORNO (1. c.) so zu erklaren, dal3 das Ortho- hydroxyd in verdiinnter (z. B. n/lO-n/20) NH3-Losung bedeutend schneller altert als in einer etwa normalen, wobei aber unter den hier angegebenen Versuchsbedingungen das Verhaltnis = rund 1 : 1,20 nicht uberschritten wird.

Da die 4 Fe-atomigen Orthohydroxydmolekile (Ag,O : Fe,O, = 1 : 1,3@) bei vollstandiger Polymerisation in langkettige 40-50 Fe- atomige Polyorthohydroxydmolekule iibergehen konnen4), so wird man die ammoniakgefiillten Orthohydroxyde am besten als Gemische iron kurz- und langkettigen Molekulen auffassen. So wiirde das Verhaltnis 1 : 1,28 etwa einem Gemisch von G n-Molekulen mit 4 Pr- Atomen und n-Molekulen mit 8 Fe-Atomen entsprechen, das Ver-

1) Nach Versuchen von M. CIOK~WNA. *) Vgl. A. KRAUSE u. H. TORNO (1. c.), sowie friiherc Arbeiten. a) Nur im Moment des Entstehens zu fsssen; vgl. A. KEAUSE u. I. GARBA-

4, A. KRAUSE u. &I. CIOROWXA, 1. C.

CZ~WNA, 1. c.

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haltnis 1 : 1,20 einem solchen von gleichen Teilen dieser Molekule. Die gleiche Zusammensetzung (1 : 1,19) konnte man fur das hell- braune Hydroxyd vorschlagen, doch scheint dem zunachst zu wider- sprechen, dai3 das Hydrat unter dem EinfluB von verdiinnter NH,- Lijsung einer weiteren Polymerisation unterliegt (Tabelle 4, Nr. 11). Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daB das hellbraunc Orthohydroxyd im Vergleich mit dem gewohnlichen Orthohydroxyd Molekule ent - halt en muB, die gegen die Polymerisation empfindlicher sind. Erkllirt wird dieses Verhalten dadurch, da13 man die bereits besprochene groI3ere kinetische Energie der Molekule des hellbraunen Hydrats beriicksichtigt und event. noch annimmt, daI3 diese Molekule aus 6 Fe-

Eg>Fe-O- !p" Fe-0 1 ,-Fe=O,

Atomen bestehen:

Tabelle 4 Orthoferrihydroxyde verschiedener Fallungenl) - -

Nr

- - 1

2

3

4

5

6

7

S

9 10

1 1

12

-

Untersuchtes Hydroxyd IH,-Konzen- ration nach

Fiillung

0,9 n.

0,25 n.

0,9 n.

-

0,9 n.

0,25 n.

-

- -

0,9 n.

0,25 n.

-

Die Iufttrockenen Silberferrite

Aus FeCI,-Losung mit konz. NH,-Losung gefallt . . . . . . . . . . . . . .

Aus FeCI,-Losung mit verd. NH,-Liisu~ig gefallt . . . . . . . . . . . . . .

Aus Fe,( SO,),-Losung luit konz. NH,- Losung gefallt . . . . . . . . . .

-411s Fe,(SO,),-Losung mit n/lO-NH, aqui- valent gef&llt . . . . . . . . . . .

W e Nr. 4 gefallt, naeh 5 Minuten konz.

Wie Nr. 4 gefiillt, nach 5 Minuten verd.

Aus Fe,(SO,),-Losung mit n/10-Na2C0, aquivalent gefallt . . . . . . . . .

Aus FeCl,-Losung mit n/lO-Na,CO, ,,neu- tral" gefallt . . . . . . . . . . .

Hellbraunes Hydroxyd . . . . . . . . Hellbraunes Hydroxyd, nach Oxydation

mit konz. NH,-Losung versetzt . . . Wie Nr. 10, doch nach Oxydation mit

verdiinnter NH,-Losung versetzt . . Hellbraunes Hydroxyd beiFeC0,-Fallung

NH,-Losung hinzugefiigt . . . . . . NH,-Losung hinzugefiigt . . . . . .

mit doppelter Na,CO,-Menge . . . . 1) Die Hydroxyde wurden nach grundlichem Auswaschen fur die Silber-

ig20 : Fe,O,

1: 1,29

1 : 1,20

1 : 1,28

1 : 1,21

1 : 1,20

1 : 1,19

1 : 1,19

1 : 1,19 1 : 1,19

1 : 1,19

1 : 1,14

1: 1,14

ferritsynthese verwendet. Sie waren in 30%iger HNO, loslich; nur in einigen Fallen blieb ein wen& Riickstand (0,5-10/o Fe,O,). Die entsprechenden Silber- ferrite waren ebenfalls salpeterskiureloslich.

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A. &use u. L. Skorupska. tsber Silberferrite 385

was einem Silberferrit von der Zusammensetzung Ag,O : Fe,O, = 5 : 6 = 1 : 1,20 entsprechen wurde (vgl. Tabelle 4, Nr. 9).

Zusarnrnenfassung

Durch Oxydation von BquivalentgefBlltem Eisen(I1)carbonat mit H,O, wurde ein sehr voluminoses, gallertiges, ziemlich hellbraunes Orthoferrihydroxyd von kettenformigem Molekiilbau erhalten, das in Wasser peptisierbar ist. Das Debye-8cherrer-Diagramm zeigte keine Interferenzen. Zur Aufkliirung der inneren Struktur des Hydrats Tyurde die Silberferritsynthese herangezogen, die als zuverliissige Unter- suchungsmethode anzusehen ist.

Posen, Institut fiir amrganische Chemie der Universitut.

Bei der Redahion eingegangen am 21. Dezember 1933.

Z. anorg. u. sllg. Chem. Bd. 216. 25