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6 Ludwig, Ueber sogenanntes Zinc0 Ferrum cyanatum; von Prof. Dr. H e r m a n n Ludwig in Jena. In J. E. S ch a cli t's Schrift : Praeparata chemica et pharnaaca compodta in Phamaacopoeae borussicae editionem sextani nova recepta, quae in ofjcinis borussicis usitdta sunt, Berolini 1817, pag. 82 findet sich folgende Vorschrift zur Bcreitung des sogenannten Zinco-Fermna cyanatum: ,,Zinc0 - Fewuna cyanatuna. (Zincum ferruginoso-hydrocyanicum. Zincum borussicum. Zincurn zooticum.) R. Zinci sulphurici uncins duas. Aquae destillatae libris quatuor. Solutis et filtratis inter perpetuam agitationem affunde Yerro-Kalii cyannti flavi unciis dua6us et Aquae destillatae unciis decem paratum. Solve in liquorem linipidum e Praecipi- tatum inde natum in filtro collige, in eo primum aqua coinmuni, tum aqua destillata bene edulcora et leni calore sicca. Sit pulvis albus, odoris et saporis expers. In dem Appendix et Index ad Praeparata chemica et pharmaca conzposita, quae quasi supplementurn pharmaco- poeae bomssicae ed. VI. edidit J. E. Schacht, Pharma- copola, B erolini 1850. (Edit. altera 1853) findet sich keine Verbesserung jener mangelhaften Vorschrift, obgleich es unmoglich ist, durch Fallung einer Auflosung von 2 Unzen Zinkvitriol in 4 Pfund Wasser mittelst einer L8- sung von 2 Unzen gelben Blutlaugensalzes in 10 Unzen Wasser einen Niederschlag zu bekommen, der sich aus- waschen Bsst, ohne beinahe bis auf den letzten Gran mit den Waschfliissigkeiten durchs Filter zu laufen. Und doch hatte Herr 'Schacht fir sein ,,quasi supplementurn pharmaeopoeae borussicae' die richtige Vorschrift in Leo - pold Gin e lin s Handbuche der Chemie, 4. Aufl. 4. Bd.

Ueber sogenanntes Zinco-Ferrum cyanatum

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6 Ludwig,

Ueber sogenanntes Zinc0 Ferrum cyanatum; von

Prof. Dr. H e r m a n n L u d w i g in Jena.

In J. E. S ch a cli t 's Schrift : Praeparata chemica et pharnaaca compodta in Phamaacopoeae borussicae editionem sextani nova recepta, quae in ofjcinis borussicis usitdta sunt, Berolini 1817, pag. 82 findet sich folgende Vorschrift zur Bcreitung des sogenannten Zinco-Fermna cyanatum:

,,Zinc0 - Fewuna cyanatuna. (Zincum ferruginoso-hydrocyanicum. Zincum borussicum. Zincurn zooticum.)

R. Zinci sulphurici uncins duas.

Aquae destillatae libris quatuor. Solutis et filtratis inter perpetuam agitationem affunde

Yerro-Kalii cyannti flavi unciis dua6us et Aquae destillatae unciis decem paratum.

Solve in

liquorem linipidum e

Praecipi- tatum inde natum in filtro collige, in eo primum aqua coinmuni, tum aqua destillata bene edulcora et leni calore sicca.

Sit pulvis albus, odoris et saporis expers. In dem Appendix et Index ad Praeparata chemica et

pharmaca conzposita, quae quasi supplementurn pharmaco- poeae bomssicae ed. VI. edidit J. E. Schacht , Pharma- copola, B erolini 1850. (Edit. altera 1853) findet sich keine Verbesserung jener mangelhaften Vorschrift, obgleich es unmoglich ist, durch Fallung einer Auflosung von 2 Unzen Zinkvitriol in 4 Pfund Wasser mittelst einer L8- sung von 2 Unzen gelben Blutlaugensalzes in 10 Unzen Wasser einen Niederschlag zu bekommen, der sich aus- waschen Bsst, ohne beinahe bis auf den letzten Gran mit den Waschfliissigkeiten durchs Filter zu laufen. Und doch hatte Herr 'Schacht fir sein ,,quasi supplementurn pharmaeopoeae borussicae' die richtige Vorschrift in Leo - pold Gin e l i n s Handbuche der Chemie, 4. Aufl. 4. Bd.

Ziaco-3%miiiii cpaiiatuni. 7

(Heidelberg, 1848) auf Seite 394 finden konnen, sammt Oriinden. Daselbst heisst es :

,Cyane i senz ink= Zn2Fe Cy3 wird durch Fallen eines Zinksalzes niit nicht uberschussigem Blutlaugensalz bereitet. Man mischt die kochende Losung von 60 Th. (1 Atom) Blutlaugensalz mit 83 Theilen (etwas mehr als 2 Atomen) Zinkvitriol und wascht aus.

Bei uber- schiissigem Blutlaugensalz lost sich ein Theil des Nieder- schlags auf; die Flussigkeit und das Waschwasser gehen triib durchs Filter und der Niederschlag riecht beim Trocknen stark nach Blausiiure, stellt kein so lockeres Pulver dar und entwickelt mit verdunnten Sauren sogleich Blausaure. (S chin d 1 e r.)

Nach M o s an de r ist dem Niederschlage Blutlaugen- salz beigemischt ; er ist schleiniig, geht beim Waschen leicht durchs Filter und halt nach dem Trocknen 12 At. Wasser. Daher einpfiehlt 33 e r z e l i u s die Verbindung mittelst Eisenblausiiure zu bcreiten. Dass aber der bei iiberschiissigem Zinkvitriol erhaltcne Niederschlag frei von Blutlaugensalz ist, ergiebt sich aus S ch in dl e r s Analyse. Derselbe fand 32,6 Proc. Zink und 13,6 Proc. Eisen. (Das Cyan und das Wasser bestinimte Schindl e r nicht.) Die Formel Znz Fe Cy3 + 3 HO verlangt 3463 Proc. Zink und l4, lS Proc. Ir:isenu (L. Gmelin.)

Die 5. Auflage des aeigerschen Handbuchs der Pharinacie, bearbeitet von Dr. J u s t u s L i e b i g , 2. Abth. Organische Chemie (Heidelberg 1843) giebt die Bereitung des als Arzneimittel angewandten sogenannten Zincurn fewo-hydrocyan.ictinz, richtiger das FerrocyanE3alium-Fero- ganzink dine nahere Gewichtsbestimmungcn, aber man findet hier schon die in Gmel ins Handbuche wegge- lassene Mos an d ersche Forniel fiir das Kaliumeisencya- nur -haltige Zinkeisencyanur, .oder das Kalium-Zink-Eiscn- cyanfir, namlich K, Zns, 2 Cfy + 6 HO =

S chin d 1 e 1- (I).lagaz. der Pltarmac. 36,71).

K, 3 Zn, 2Fe, 6CzN, 6 HO = c2 I< Cy, Fe Cy) + 3 (2 Zn Cy, Fe Cy) + 12 HO.

8 Lziclwig,

Dss Handworterbuch der reinen und angewandten Chemie von L i e b i g , Poggendor f f und W o h l e r , re- digirt von Ko lbe , 3. Bandes 1. Lieferung (Braunschweig 1848) sagt tiber unser Yriiparat : ,, Ferrocyanzink = 2 Zn, Cfy wird durch Ferrocyanwasserstoffsiiure aus einem aid- geliisten Zinksalze als weisser Niederschlag gefallt. Durch Fallung mit Blutlaugensalz entsteht ebenfalls ein weisser Niedersclilag, der eine schleimige Beschaffenheit besitzt und beim Auswaschen leicht durchs Filter geht. Durch Fallung aus der siedend heissen Losung wird er dichter. Er ist nach S ch i n d l e r kaliumfrei, wenn das Zinksalz in1 Ueberschuss angewandt wurcle ; nach M o s a n de r dagegen ist er, wenigstens bei eincm Ueberschuss von Blutlaugen- salz ein Doppelsalz von der Formel:

(2 K Cy, F e Cy) + 3 (2 Zn Cy, F e Cy) + 12 HO.U Diese Mosander’sche Verbindung enthiilt der Recli-

nung nach 16 Proc. Cyankalium. Versuche, von mehreren Mitgliedern unseres Instituts

auf meine Veranlassung angestellt, um nach der S chach t- schen Vorschrift ein klar filtrirbares, auswaschbares Pra- parat darzustellen, misslangen durchgehends ; immer wurde bei den1 Verhaltniss von 1 Th. Zinkvitriol auf 1 Th. gel- bes Blultlaugensalx ein Niederschlag erhalten, der beim Auswaschen mit den Waschwasserii durchs Filter lief, selbst nach langem Absetzenlassen, bei heisser Fiillung, bei wiederholtem Zuriickgiessen aufs Filter und bei An- wendung doppelter oder dreifacher Filter. Zuweilen schien im Anfange des Filtrirens der Niederschlag auf dem Fil- ter Halt zu machen, doch sobalcl das schwefelsaure Kali hinweggewaschen war, hatte er kein Bleibens mehr und ging durch.

Wandten wir hingegen an: 5 Drachmen Zinkvitriol in 12 Unzen Wasscr gelost

nnd inischten zu dieser Losung bei gewohnlicher Tempera- tur nach und nach hinzu 4 Drachmen gelbes Blutlaugen- salz in 2112 Unze Wasser gelijst, so liess sich der Nieder- schlag leicht auf dem Filter sammeln, leicht auswnschen

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und hielt auf dern Filter Stand, ohne die Waschw" iwser milchig zu machen. Aber auch nach den1 besten Aus- waschen, Trocknen, Zerreiben und abermaligen Aus- waschen zeigte der Niedersclilag noch einen starken Gehalt an Blutlaugensalz. Er gab gctrocknet und irn verschlossenen Porcellantiegel gegliiht unter theilweiser Reduction und Sublimation von inetnllischem Zink einen schwarzen stark alkalisch reagirenden Ruckstand, wel- cher mit Wasser ausgewaschen eine Liisung giebt, die mit Weinsaure vermischt, eincn starken Niederschlag von Weinstein lieferte. Die lllenge des Cyankaliums in dcm lufttrocknen Niederschlage berechnet sich aus dem er- haltenen Weinstein zu 8,7 bis 10,s Procent; der Wasser- gehalt des lufttrocknen Niedcrschlags betrug 21 Procente. Die vom gefAllten Kaliuin-Zink-Eisencyaniir (Kalio - Zinco- Fewwe cyanatunl) abfiltrirten Flussigkeit entliiclt no& einc kleine Mengc iiberscliiissigen Zinltvitriol ncben schwefelsaurem Kali, aber kein Blutlaugensalz gelost.

Zur Ceschichte der Pentathionslnre; von

Prof. Dr. H e r ni a n n L 11 d w i g in Jena. __

Im Jahresbericht uber die Fortschritte der Chemie und Mineralogie von J a c o b He r z e 1 i us, XXVII. Jahr- gang, eingereicht an die schwedische Akademie der Wissenschaften, am 31. Marz 1847, bespricht B erzel iu s eine neue SSiure des Schwefcls: ,,Vor mehreren Jahren, sagt er, bemerkte T h. T h o 111 son , dass das Magma, welches durch wechselseitige Zersetzung von feuchtem Wasser- stoffsulfid und schwefliger Saure entsteht, sauer reagirt und von Schwefel ausgemacht wird, der mit einer eigen- thiimlichen Slure durclitrlnkt ist, welche er als aus Schwefelwasserstoff und Sauerstoff zusamniengesetzt be- trachtete , ohne sie genauer zu untersuchen. Einige