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54 Mittheilung aus dem chemischen Institut der Universitat Konigsberg. Ueber Tetrazot,sauren, Oxy- un’ci Dioxytetrazotstiuren; von W. Lossen. [ Z w e i t e A b h an dluiig 9.1 (Eingelaufen am 2. Angnst 1897.) [Fortsetxung von Band 297, Seite 3385.1 11. Kapitel. Oxytetrazotsauren. Der einzige bisher bekannte Reprasentant dieser Klasse von Sauren ist die von Clemens Lossen durch Reduction der Benzenyldioxytetrazotsaure erhaltene Benzenyloxytetrazot- saure l). Bei der fortgesetzten Untersuchung wurden folgende allgemeinere Ergebnisse festgestellt : 1) Die Dioxytetrazotsiiuren werden vorzugsweise zu Oxy- tetrazotsauren , in untergeordnetem Betrage zu Tetrazotsauren reducirt. 2) Zwei von vier untersuchten Oxytetrazotsauren krystalli- siren mit einem Molekul Wasser und sind im freiem Zustande nur in Verbindung mit diesem Krystallwassermolekul bestandig, zerfallen aber sehr leicht, sobald das Wasser ausgetrieben wird. Es sind dies die Benzenyl- und p-ToIenyloxytetrazotsbre, C,H5.CN,0H uiid CH,.CG€I,.CN,OH, in welchen der Rest -CN,OH direct mit einern Kohlenstoffatom des Benzolkerns ver- bnndon ist. Dagegen enthalten die wasserfrei krystallisirenden nnd trotzdem ganz bestandigen Sauren : Phenathenyl- und Phenylglycolenyloxytetrazots~ure, C,H,.CH&K40H und C,H,.CH(OH).CN,OH, den Rest -CN,OH in der Seitenketto. I) Diese Annalen 263, 97.

Ueber Tetrazotsäuren, Oxy- und Dioxytetrazotsäuren. (Zweite Abhandlung). II. Kapitel. Oxytetrazotsäuren

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Mittheilung aus dem chemischen Institut der Universitat Konigsberg.

Ueber Tetrazot,sauren, Oxy- un’ci Dioxytetrazotstiuren;

von W. Lossen. [ Z w e i t e A b h a n d lu i ig 9.1

(Eingelaufen am 2. Angnst 1897.)

[Fortsetxung von Band 297, Seite 3385.1

11. Kapitel.

Oxytetrazotsauren. Der einzige bisher bekannte Reprasentant dieser Klasse

von Sauren ist die von C l e m e n s L o s s e n durch Reduction der Benzenyldioxytetrazotsaure erhaltene Benzenyloxytetrazot- saure l). Bei der fortgesetzten Untersuchung wurden folgende allgemeinere Ergebnisse festgestellt :

1) Die Dioxytetrazotsiiuren werden vorzugsweise zu Oxy- tetrazotsauren , in untergeordnetem Betrage zu Tetrazotsauren reducirt.

2) Zwei von vier untersuchten Oxytetrazotsauren krystalli- siren mit einem Molekul Wasser und sind im freiem Zustande nur in Verbindung mit diesem Krystallwassermolekul bestandig, zerfallen aber sehr leicht, sobald das Wasser ausgetrieben wird. Es sind dies die Benzenyl- und p-ToIenyloxytetrazotsbre, C,H5.CN,0H uiid CH,.CG€I,.CN,OH, in welchen der Rest -CN,OH direct mit einern Kohlenstoffatom des Benzolkerns ver- bnndon ist. Dagegen enthalten die wasserfrei krystallisirenden nnd trotzdem ganz bestandigen Sauren : Phenathenyl- und Phenylglycolenyloxytetrazots~ure,

C,H,.CH&K40H und C,H,.CH(OH).CN,OH, den Rest -CN,OH in der Seitenketto.

I) Diese Annalen 263, 97.

Fu chs , Betaxefiyloxytetrazotsaure. 55

3) Die Osytetrazotsauren siiid bestandiger als die Dioxy- tetrazotsauren ; trotzdem gelang keine directe Nitririing derselben.

4) Sie bilden Es ter , welche zwar in hoher Temperatur explodiren, sonst aber bestandig sind ; der Benzenyloxytetrazot- sauremethylester l lss t sich nitriren und amidiren.

5) Bei Spaltung dieser Ester mit starker Salzsaure wurde keine Aminbase erhalten. Einen Beweis dafiir, dass das Alkyl in den Estern direct an das Sauerstoffatom gebunden ist, sehe ich darin nicht; denn auch die Ester der Tetrazotsauren, in welchen das Alkyl nur an ein Stickstoffatom gebunden sein kann , geben bei der gleichen Spaltung nicht , oder jedenfalls nicht glatt die zugehorige Aminbase. Bei solchen Verbindungen, in deren Rest -N,OH die Stickstoffatome angehauft sind, kann man nicht mehr darauf rechnen, dass die bei stickstoffarmen Molelreln beobachteten Regelmassigkeiten sich wiederfinden.

6) Eine Reduction von Oxytetrazotsauren zu Tetrazotsauren ist in keinem Falle gelungen.

i, Benze~~yloxytetrazotsa~irc, C,H,.CN,OH ;

VOII Friedrich Fuchs ".

Die Beobachtung von C l e m e n s Lossen3) , dass Benzenyl- dioxytetrazotsaure gerade bei Behandlung mit uberschussigem Natriumamalgam in concentrirter, heisser Losung nur die Halfte ihres Sauerstoffgehaltes verliert , erwies sich als richtig. Zur Darstelliing der Benzenyloxytetrazotsaure behandelt man eine ziemlich concentrirte, heisse Losung von benzenyldioxytetrazot- saurem Kalium so lange mit Natriumamalgam , bis eine Probe beim Ansauern nicht mehr die Zersetzungsproducte der Dioxy- tetrazotsaure - Stickoxyd und Benzonitril - giebt. Dann wird mit Salzsaure angesauert , der erhaltene flockige Nieder- schlag abfiltrirt und durch Umkrystallisiren BUS wenig heissem

2, Dissertation : ,,Ucber Benzenyloxytetrazots&~ire" ; Kiiinigsberg 1892. ') Diese Aniialen 263, 97.