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Umfassender Brandschutz mit Beton

Umfassender Brandschutz mit Beton · 2012-02-24 · • Beton lässt sich nach einem Brand leicht re-parieren, wodurch Unternehmen ihren Betrieb schneller wieder auf nehmen können

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Gruppe Betonmarketing Österreichper Adresse VÖBKinderspitalgasse 1/3A-1090 Wien Tel. +43 (0)1 403 48 00

Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie Reisnerstraße 53A-1030 Wien Tel. +43 (0)1 714 66 81-0

Verband ÖsterreichischerBeton- und Fertigteilwerke Kinderspitalgasse 1A-1090 WienTel. +43 (0)1 403 48 00

GüteverbandTransportbeton Wiedner Hauptstraße 63A-1045 WienTel. +43 (0)5 90 900-4882

ForumBetonzusatzmittel Wiedner Hauptstraße 63A-1045 WienTel. +43 (0)5 90 900-3749

Umfassender Brandschutz mit Beton

Für weiterführende Informationen steht Ihnen die Gruppe Betonmarketing Österreich jederzeit zur Verfügung

www.beton-marketing.at

Titelbild; Quelle: Rastra Corporation, USA

Impressum:

© Deutsche Ausgabe, 1. Aufl . 2008, Österreich

© Englische Originalausgabe

European Concrete Platform ASBL, April 2007

Redaktion: Jean-Pierre Jacobs | www.ecp.eu

Medieninhaber und Herausgeber:

Beton-Marketing Österreich | www.beton-marketing.at

Redaktion der deutschen Ausgabe und Übersetzung aus dem Englischen:

BetonMarketing Deutschland GmbH | Dipl.-Ing. U. Neck | www.beton.org

Redaktion der österreichischen Ausgabe:

Beton-Marketing Österreich | www.beton-marketing.at

Grafi k der österreichischen Ausgabe:

SALT: Werbeagentur GmbH | A-1230 Wien | www.wa-salt.at

Brigitte Nerger | Zement + Beton, 1030 Wien | www.zement.at

Hersteller, Ort:

Zement + Beton Handels- und Werbeges.m.b.H. | 1030 Wien | Reisnerstraße 56 | www.zement.at

Druck:

simply more printing | 1130 Wien

Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Angaben sind nach Kenntnis der European Concrete Platform

ASBL zum Zeitpunkt der Drucklegung korrekt und werden in gutem Glauben gemacht. Aus Angaben zum

Dokument der European Concrete Platform ergibt sich keine Haftung für die Mitglieder. Ziel ist es zwar, diese

Angaben korrekt und auf neuem Stand zu halten, die European Concrete Platform ASBL kann dafür jedoch

keine Garantie übernehmen. Sollte sie auf Fehler aufmerksam gemacht werden, werden diese richtig gestellt.

Die im vorliegenden Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind die der Autoren, und die European

Concrete Platform ASBL kann für die darin geäußerten Meinungen nicht haftbar gemacht werden. Sämtliche

Ratschläge oder Informationen seitens der European Concrete Platform ASBL richten sich an diejenigen,

die die Bedeutung und die Grenzen ihres Inhalts abschätzen sowie die Verantwortung für ihre Nutzung und

Anwendung übernehmen. Für jegliche Schäden, die sich aus diesen Ratschlägen und Informationen ergeben

(einschließlich durch Fahrlässigkeit), wird keinerlei Haftung übernommen. Leser sollten beachten, dass alle

Veröffentlichungen der European Concrete Platform von Zeit zu Zeit überarbeitet werden, und daher sicher-

stellen, dass sie über die aktuelle Version verfügen.

Geschätzte Leser und Leserinnen!

Baulicher Brandschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben sicheren und nachhaltigen Bauens, gilt es doch Men-schenleben, Sachwerte und die Umwelt vor den Folgen von Brandereignissen zu schützen. Die Bedeutung des Baustoffes für die Konstruktion von Gebäuden ist unbestritten – sie muss jedoch immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Die vorliegende Broschüre stellt die günstigen Eigenschaften des Baustoffes „Beton“ als we-sentliches Brandschutzelement anhand von Fakten dar und belegt diese durch Fallbeispiele. Sie richtet sich an Bauherren, Architekten, technische Planer und Ausführende genauso wie an Aufsichtsbehörden, Brandschutz-experten und -behörden, Versicherungsgesellschaften und die Öffentlichkeit. Es wird gezeigt, wie Beton mit implementiertem Brandschutz für den Personen-, Sach- und Umweltschutz eingesetzt werden kann. Die europäischen Verbände der Betonfertigteilindustrie (BIBM), der Zementindustrie (CEMBUREAU) und der Transportbetonindustrie (ERMCO) haben sich zu gemeinsamen Aktivitäten in der „Europäischen Beton Platt-form“ (ECP) zusammengefunden. In einer europaweiten Kooperation von führenden Experten aus mehreren Ländern wurde im Rahmen der ECP eine englische Dokumentation erstellt. Sie zeigt deutlich die weit über nationale Grenzen hinausgehende Aktualität und Wichtigkeit von Feuersicherheit auf.

Die österreichischen Verbände der Betonfertigteilindustrie (VÖB), der Zementindustrie (VÖZ) und der Trans-portbetonerzeuger (GVTB) haben es übernommen, das ins Deutsche übersetzte englische Original für Öster-reich aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen.

Wir sind überzeugt, Ihnen mit dem Kompendium neue Informationen bereitzustellen, um gemeinsam mit Ihnen umfassenden Brandschutz anbieten zu können und dem Schutz von Leben und Gut gebührenden Respekt zu zollen.

DI Gernot Brandweiner DI Christoph Ressler Bmst. DI Felix FriembichlerGeschäftsführer Geschäftsführer GeschäftsführerVerband Österreichischer Güteverband Vereinigung derBeton- und Fertigteilwerke Transportbeton Österreichischen Zementindustrie

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Inhalt

Beton schafft umfassenden BrandschutzBeton schützt Menschen leben, Hab und Gut. .......................................4

Ein ganzheitlicher Ansatz ....................4

Verhalten von Beton im BrandfallBeton brennt nicht, bildet keinen Rauch und setzt keine toxischen Gase frei. Er bietet außerdem Schutz gegen das Ausbreiten des Brandes. ........................................6

Beton brennt nicht ...............................6

Beton ist ein Baustoff mit Schutzwirkung ...............................6

Abplatzungen .......................................7

Beton schafft wirksame Brandabschnittsbegrenzungen ............8

Beton lässt sich nach einem Brand leicht ausbessern ......................8

Fallbeispiel 1: Brand in einem Hochhaus in Frankfurt, Deutschland (1973) ..............8

Brandschutz technische Planung mit BetonBetonkonstruktionen erfüllen alle nationalen und europäischen Brandschutzanforderungen. .................9

Planung brandsicherer Gebäude .........9

Anwendung von Eurocode 2 .............10

Fallbeispiel 2: Brandversuche an einer Gesamtkonstruktion aus Stahlbeton...11

Schutz von MenschenlebenBeton schützt Leben und erhöht die Sicherheit von Bewohnern und Löschkräften. ......................................12

Betonkonstruktionen bleiben während eines Brandes stabil ...........12

Fallbeispiel 3: Windsor Tower, Madrid, Spanien (2005) ...................................12

Beton ermöglicht sichere Flucht und sicheres Löschen ........................14

Fallbeispiel 4A: World-Trade Centre-Gebäude, New York (2001) .................................14

Fallbeispiel 4B: Pentagon-Gebäude, Washington (2001) .............................14

Fallbeispiel 5: Verbesserung des Brandschutzes in Straßentunneln ...............................15

Beton verhindert eine Belastung der Umwelt .......................16

Brandschutz in Wohngebäuden ........16

Beton verhindert ein Ausbreiten von Bränden nach Erdbeben .............17

Fallbeispiel 6: Brand an im Bau befi ndlichem Holzgebäude, Colindale, London (2006) ....................................17

Schutz für Sachwerte und BetriebeBeton schützt Hab und Gut – Brandschutz mit Beton sichert Sachwerte und ermöglicht die schnelle Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs...............................18

Beton schützt vor und nach dem Brand ................................18

Beton bietet Brandschutz kostenlos ...........................................18

Niedrigere Versicherungsprämien mit Beton ...........................................19

Fallbeispiel 7: Versicherungsprämien für Lagergebäude in Frankreich...............19

Beton hilft der Feuerwehr, Sachwerte zu retten ...........................20

Fallbeispiel 8: Zerstörung eines Schlachthauses, Bordeaux (1997) .................................20

Fallbeispiel 9: Brand in einem Bekleidungslager, Marseille (1996) ..................................20

Fallbeispiel 10: Internationaler Blumenmarkt,Rungis, Paris (2003) ...........................21

Beton und Inge ni eurmethoden im Brandschutz

Beton bietet eingebauten Feuer widerstand, so dass Eigentümer von Gebäuden zum Schutz von Leben und Sachwerten nicht auf betrieb liche Maßnahmen angewiesen sind. ..........22

Wie Brandschutz-Ingenieurmethoden funktionieren .......22

Brandschutz-Ingenieurmethoden in der Praxis .......................................22

Die Mehrwert-Vorteile von Beton ....25

Glossar ..............................................26

Literatur .............................................27

Umfassender Brandschutz durch Betonbauweise

Personenschutz

Sachschutz

Umweltschutz

Innerhalb der Nutzungseinheit

Gegenüber anderenNutzungseinheiten

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Beton schafft umfassenden BrandschutzBeton schützt Menschen-leben, Hab und Gut.

Die hervorragenden Eigenschaften von Beton schützen im Brandfall Menschen-leben, Sachwerte und auch die Umwelt. Beton erfüllt wirksam alle in der euro-päischen Gesetzgebung festgeleg ten Schutzziele, was allen zugu tekommt: den Nutzern und Bewohnern eines Ge-bäudes, seinen Eigentümern bis hin zu Versicherungen, Aufsichts behörden und Löschkräften. Ganz unabhängig da-von, ob der Baustoff in Wohngebäu-den, Ge werbegebäuden, Industriebau-ten oder Tunneln zum Einsatz kommt, Be ton kann so bemessen und ausge-legt werden, dass er selbst extreme Brände übersteht.

Beispiele aus dem täglichen Leben sowie internationa le Statistiken liefern anschau-liche Belege für die brand schutztechnisch günstigen Eigenschaften von Beton. Deshalb empfehlen Bauherren, Versi-cherungen und Auf sichtsbehörden Be-ton als Baustoff ihrer Wahl und fordern

zunehmend seine Verwendung anstel-le von anderen Bau stoffen. Sie können sicher sein, mit Ihrer Entscheidung für Beton die richtige Wahl zu treffen, da Be-ton nicht zur Brandlast beiträgt, sichere Rettungswege gewährleistet, einer Aus-breitung des Feuers auf andere Gebäu-deteile Einhalt gebietet und ein Versagen des Tragwerks hinaus zögert. Dabei wird ein Einsturz eines Bauwerks meistens verhindert. Beton übertrifft damit im Hinblick auf alle Brandschutzkriteri-en problemlos und in wirtschaftlicher Weise andere Baustoffe.

Der Einsatz von Beton in Bauwerken und Konstruktionen schafft im Brandfall ein besonders hohes Schutz- und Sicherheitsniveau:

Bild 1.1: Ganzheitlicher Ansatz für Brandsicherheit (Quelle: Neck, 2002 [1,2])

Ein ganzheitlicher Ansatz

Um die Zahl der Brandopfer sowie die Auswirkungen von Brandschäden zu re-duzieren, bedarf es eines ganz heitlichen Ansatzes beim Brandschutz. Das „World Fire Statistics Centre“ hat 1999 dem UN-Ausschuss für Wohnungswesen einen Bericht vorgelegt, in dem inter nationale Zahlen zu Gebäudebränden zusammen-gefasst sind (Neck, 2002 [1]). Die in 16 Industriestaaten durchge führte Studie ergab, dass jährlich ein bis zwei Men-schen je 100.000 Einwohner durch Brän-

Beton brennt nicht und trägt nicht zur Brand-• last bei. Beton bietet hohen Feuerwiderstand und ver-• hindert ein Ausbreiten des Brandes. Beton schirmt wirksam gegen Flammen ab. • Das schafft sichere Rettungswege für die Be-wohner und schützt die Löschkräfte. Beton erzeugt weder Rauch noch giftige Gase • und verringert so Gefahren für die Bewohner infolge eines Brandes. Beton führt nicht zum Abtropfen brennender • Teilchen, die das Feuer weiterleiten könnten. Beton begrenzt den Brand. Dadurch werden •

geringere Mengen an Rauchgasen freigesetzt und es entsteht we niger kontaminiertes Lösch-wasser. Dies vermindert Umweltrisiken. • Beton gewährt eingebauten Brandschutz – im • Normalfall besteht keine Notwendigkeit für zu-sätzliche Maßnah men. Beton widersteht extremen Brandbedingungen • und eignet sich so ideal auch für Lagergebäu-de mit hoher Brand last. Beton verringert durch seinen Feuerwiderstand • während eines Brandes die Einsturzgefahr für

die Konstruktion. Das gibt Sicherheit bei den Löscharbeiten. Beton lässt sich nach einem Brand leicht re-• parieren, wodurch Unternehmen ihren Betrieb schneller wieder auf nehmen können. Beton wird durch Löschwasser nicht geschä-• digt. Betonfahrbahndecken halten selbst den extre-• men Brandbedingungen stand, die bei Tunnel-bränden entstehen.

Eine einfache Wahl – mit weit reichenden, günstigen Auswirkungen

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de ums Leben kommen und dass sich die durch Brandschäden verursachten Ge samtkosten auf bis zu 0,2 bis 0,3 % des Bruttosozialpro dukts (BSP) belaufen (vgl. Tafel 5.1).

In nahezu allen Gebäuden muss man sich gegen den möglichen Ausbruch ei-nes Brandes sowie seiner Folgen wapp-nen. Dabei wird das Ziel verfolgt, dass die Gebäu de und ihre Konstruktionen Menschen und Sachwerte vor Brandge-fahren schützen. Obwohl beiden Zielen in Brandschutzvorschriften Rechnung getragen wird, wird verständlicherwei-se dem Personenschutz die größte Be-deutung beigemessen. Private Eigentü-mer, Unterneh mer, Versicherungen und Behörden legen aus Gründen wie etwa betrieblicher Kontinuität, Datensiche-rung oder der Erhaltung wichtiger In-frastrukturen hohen Wert auf wirksamen Brandschutz. Alle diese Gesichtspunkte sind in den europäischen und nationalen Regeln zum Brand schutz berücksichtigt (siehe Bild 1.1).

Baulicher Brandschutz muss demnach besonders drei Schutzziele erfüllen:

den • Personenschutz zur Sicherung von Leben und Gesundheitden • Sachschutz zum Erhalt von Hab und Gut in Wohn- und in Gewerbe-einheiten, die in Brand geraten sind, so wie in angrenzenden Nutzungsein-heiten. Dazu gehört auch der weit ge-hende Erhalt des Bauwerks an sich

Bild 1.2: Beim Brand eines Lagergebäu des konnten sich die Feuerwehrmänner hinter einer Betonwand so schützen, dass sie zum Löschen der Flammen nahe genug an das Feuer herankamen. (Quelle: DMB/Fire Press – Revue soldats du feu magazine, Frankreich)

den • Umweltschutz zur Minimierung von Umweltschä den durch Rauch, toxische Gase und kontaminiertes Löschwasser.

Mit der Betonbauweise lassen sich alle drei Schutzziele erfüllen. Da Beton nicht brennbar ist und hohen Feuerwi derstand besitzt, bietet er umfassenden Brand-schutz für Menschen, Sachwerte und die Umwelt.

In Tabelle 1.1 sind die natürlichen Feuerwiderstandsei genschaften und das tendenzielle Verhalten von Beton im Brandfall denen anderer Baustoffe gegenübergestellt. Da bei zeigt sich, wie gut Beton bezüglich wichtiger brand-schutztechnischer Schlüsseleigenschaf-ten abschneidet.

Denn Betonbauteile bestehen aus einem nicht brennbaren Baustoff und erfüllen in der Regel bei der Dimensionierung für die üblichen erforderlichen Gebrauchs-eigenschaften die Bedingungen für eine Feuerwiderstandsdauer bis zu 60 Minu-ten. Bei einer brandschutztechnischen Dimensio nierung gemäß den geltenden Vorschriften werden gemäß Eurocode 2 Feuerwiderstandsdauern bis zu 240 Mi-nuten erreicht.

Unge-schützter Baustoff

Feuer-wider-stand

Brenn-barkeit

Brand-last-

beitrag

Temperatur-steigerungsrate innerhalb des Querschnitts

„Einge-bauter Brand-schutz“

Instandset-zungsfähig-

keit nach einem Brand

Schutz für Flüchtende

und Löschkräfte

Holz gering hoch hoch sehr geringsehr

geringsehr gering gering

Stahlsehr

geringnull null sehr hoch gering gering gering

Beton hoch null null gering hoch hoch hoch

Rot = brandschutztechnisch ungünstig; grün = günstig

Tabelle 1.1: Überblick über das tendenzielle Verhalten ungeschützter Baustoffe im Brandfall

Bild 1.3: Das 30-stöckige Stahlbetonge bäude „North Galaxy Towers“ in Brüssel erfüllt die geltenden hohen Anforderungen an den Feu-erwiderstand REI 120; die Stützen bestehen aus hochfestem Beton C80/95. (Quelle: ERGON, Belgien)

Bild 1.4: Cointe-Tunnel (Verbindung E25 – E40) in Lüttich, Belgien. Tunnel aus Beton mit Betonfahrbahndecken können den extremen Brandbedingungen bei Tunnelbränden wider-stehen. (Quelle: photo-daylight.com)

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Verhalten von Beton im Brandfall

Beton brennt nicht, bildet keinen Rauch und setzt keine toxischen Gase frei. Er bietet außerdem Schutz gegen das Ausbreiten des Brandes.

Das günstige Verhalten von Beton im Brandfall beruht auf zwei grundlegen-den Sachverhalten: Dies sind seine grundsätzlichen Eigenschaften als Bau-stoff und die Funk tion, die er in einer Konstruktion übernimmt. Beton ist nicht brennbar und weist einen hohen Durch wärmungswi derstand auf, d. h., er wirkt Hitze abschirmend. Daher sind bei einer Verwendung von Beton bei den meisten Kons truktionen keinerlei zusätzliche Brandschutzmaßnahmen, wie Bekleidungen, Beschichtungen etc., erforderlich. Auf viele der Feuer-widerstandseigenschaften von Beton hat es keinerlei Einfl uss, ob er in Form von Normal- oder Leichtbeton, als Be-tonmauerwerk oder als Porenbeton ver-wendet wird. Kurz gesagt, kein anderer Baustoff prä sentiert sich beim Brand-schutz so rundum überzeugend (siehe Tabelle 1.1).

Beton brennt nicht

Im Gegensatz zu einigen anderen Bau-stoffen kann Beton nun einmal nicht an-gezündet werden. Er ist beständig ge gen Schwelbrände, die sehr hohe Tempera-turen erreichen und daher einen Brand entfachen oder sogar wieder ent fachen können. Auch Flammen aus brennendem Inven tar können Beton nicht entzünden. Da Beton also nicht brennt, setzt er im Fall eines Brandes weder Rauch noch toxische Gase frei. Aus Beton tropfen auch keine bren nenden Teilchen he-rab, die etwas entzünden können, wie es bei einigen Kunststoffen oder Metal-len der Fall sein kann. Beton kann in keiner Weise zum Ausbruch und zur

Ausbreitung eines Brandes beitragen oder die Brandlast erhöhen.

Die europäischen Brandschutznormen belegen die güns tigen brandschutz-technischen Eigenschaften von Beton. Alle Baustoffe wurden hinsichtlich ihres Verhaltens im Fal le eines Brandes ein-gestuft. Von dieser Bewertung hängt ab, ob ein Material als Baustoff ange-wendet und wann bzw. wie es unter Brandschutzgesichtspunkten einge setzt werden darf. Ausgehend von der Euro-päischen Bau produktenrichtlinie werden gemäß EN 13501-1: 2002: Klassifi zie-rung von Bauprodukten und Bauteilen zu ihrem Brandverhalten – Teil 1: Klas-sifi zierung zum Brandverhal ten die Bau-stoffe je nach den Ergebnissen in den Brand prüfungen in sieben Stufen mit den Bezeichnungen A1, A2, B, C, D, E und F eingeordnet [3].

Die höchstmögliche Klasse hat die Be-zeichnung A1 – nichtbrennbare Bau-stoffe. Die Europäische Kommission hat eine verbindliche Liste von A1-Baustof-fen herausge geben, die ohne Prüfung für diese Klasse zugelassen sind [4]. Da-rin sind die unterschiedlichen Betonsor-ten sowie die mineralischen Betonaus-gangsstoffe enthalten. Beton erfüllt die Anforderungen der Klasse A1, weil seine mi neralischen Ausgangsstoffe effektiv nichtbrennbar sind.

D. h., unter den in einem Brandfall auf-tretenden Tempera turen beteiligen sie sich nicht am Brandgeschehen.

Beton ist ein Baustoff mit Schutzwirkung

Beton ist in hohem Maße feuerwider-standsfähig und kann in der Regel als feuerbeständig bezeichnet werden, so-fern er sachgerecht zusammengesetzt und verarbeitet wurde. Beton ist eine hochwirksame Abschirmung gegen Feu-er. Die Betonmasse besitzt eine hohe Wärmespeicherkapa zität. Auch der Durchwärmungswiderstand von Beton

ist wegen seiner Gefügestruktur hoch. Aufgrund dieser Ei genschaften ist der Temperaturanstieg in einem Bauteil-querschnitt gering. Beton kann deshalb für wirkungsvolle Abschottungen einge-setzt werden.

Da die Temperatursteigerung in einem Betonbauteil ge ring ist, werden in den inneren oder nicht befl ammten Bauteil-bereichen keine so hohen Temperatu-ren erreicht wie auf den den Flammen zugewandten Flächen. Wurde beispiels-weise in der Normbrand-Prüfung nach ISO 834 (Normbrand-Kurve) ein Beton-balken von 160 mm Breite und 300 mm Höhe an drei Seiten eine Stunde lang dem Normbrand ausgesetzt, so wur-de 16 mm von der Oberfl ä che entfernt eine Temperatur von 600 °C erreicht. Dieser Wert halbierte sich auf für das Festigkeitsverhalten von Beton praktisch nicht kritische 300 °C in einem Abstand von 42 mm von der Oberfl äche. Das entspricht einem Temperaturgefälle von 300 °C in gerade einmal 26 mm Be ton (Kordina, Meyer-Ottens, 1981 [5]). Dies zeigt deutlich, dass durch die relativ geringe Temperatursteigerungsra te bei Beton die inneren Querschnittsbereiche zuverläs sig vor zu hoher Erwärmung und damit Festigkeitsverlust geschützt bleiben. Dies erklärt auch die hohe Feuerwider standsdauer, die Betonbau-teile erreichen können.

Selbst nach einer längeren Branddauer liegen bei Beton die Temperaturen im Querschnitt noch relativ niedrig. Dies führt beispielsweise bei einem Wand-bauteil dazu, dass seine Tragfähigkeit und seine Hitze abschirmenden Eigen-schaften lange erhalten bleiben. Deshalb können Beton wände als abschottende Bauteile mit hoher Zuverlässig keit eingesetzt werden.

Wenn Beton den hohen Temperaturen eines Brandes aus gesetzt ist, können bestimmte physikalische und che mische Veränderungen eintreten. In Bild 2.1 sind in Ab hängigkeit vom Temperaturniveau

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Bild 2.1: Beton im Brandfall; physikalische Vorgänge in Abhängigkeit von der Betontem-peratur (Khoury, 2000 [6])

Bild 2.2: Vergleich zwischen im Ver such ermitteltem (helle Säulen) und nach Bemes-sungsnorm angenommenem (dunkle Säulen) Feuerwiderstand in Abhängigkeit von der Be-tondeckung (aus Lennon, 2004 [7])

im Beton (nicht die Temperatur der Flam-me) die Änderungen der Betoneigen-schaften angegeben.

Abplatzungen

Abplatzungen gehören zu den norma-len Reaktionen von Beton auf die hohen Temperaturen, denen er während eines Brandes ausgesetzt ist. Der Sachverhalt, dass Be ton bei Bränden abplatzen kann, ist in Bemessungsvor schriften, wie etwa dem Eurocode 2, auf der Basis der ISO-Normbrand-Kurve erfasst. Für die An-wendung von Betonbauteilen bei üblichen Gebäuden und normalen Brandabläufen, z. B. in Wohngebäuden, Büros, Schulen,

Geschäftshäusern, Krankenhäusern, ist daher die Auswir kung von Abplatzungen bereits in den Anwendungsregeln be-rücksichtigt. Diese Regeln gelten aller-dings nicht für Tunnel, bei denen die Be-messung für den Brandfall nach der so genannten erhöhten Hydrocarbonkurve mit hö heren Temperaturen erfolgt. Dies wird in Kapitel 4 – Perso nenschutz – nä-her erläutert.

Untersuchungen, die der Erstellung der britischen Be messungsnorm für Kons-truktionsbeton (BS 8110) zu Grunde la-gen, bestätigten die danach ermittelten Feu erwiderstandszeiten eindrucksvoll. (Lennon, 2004 [7]). Bild 2.2 zeigt einen

Vergleich zwischen dem Verhalten von Deckenplatten in Brandversuchen und ihrem angenom menen Verhalten gemäß BS 8110. In den Brandversuchen waren zwar an vielen der Probekörper Abplat-zungen auf getreten. Der Sachverhalt, dass die meisten Platten das angenom-mene Feuerwiderstandsniveau übertra-fen, be legt, dass Abplatzungen in den Bemessungsnormen be rücksichtigt sind und den Feuerwiderstand von Beton bei herkömmlichen Bränden nicht ernsthaft beeinträchtigen.

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Beton schafft wirksame Brandab-schnittsbegrenzungen

Beton schützt gegen alle schädlichen Auswirkungen eines Brandes und hat sich als so zuverlässig erwiesen, dass er üblicherweise zur Schaffung von sta-bilen Brandabschnitts begrenzungen in großen Industriegebäuden und mehrstö-ckigen Bauwerken, aber auch in Wohn-komplexen einge setzt wird. Durch die Aufteilung dieser großen Gebäude in Ab-schnitte kann die Gefahr, dass infolge ei-nes Brandes ein Totalschaden entsteht, praktisch völlig ausgeschlos sen werden.

Die Betonwände und -decken grenzen den Brandbereich sowohl horizontal durch Wände als auch vertikal durch De-cken ein. Beton schafft so die Möglich-keit, auf einfache und wirtschaftliche Weise Gebäudeteile wirksam vonein-ander abzuschotten. Die Brand abschir-menden Eigenschaften von Beton sind materialimmanent. Bei Abschottungen aus Beton sind keine zusätzlichen das Feuer bzw. die Hitze abweisenden Be-schichtungen oder Bekleidungen erfor-derlich, die in der Regel einer Wartung bedürfen und damit zusätzliche Kosten während der Nut zung verursachen.

Bild 2.3: In diesem Lagergebäude bilden Betonfertigteilwände feuerwiderstandsfähi-ge Brandabschnittsbegrenzungen. (Quelle: BDB, Deutschland)

In der Nacht vom 22. August 1973 brach im 40. Stock des ersten Hochhauses in Frankfurt ein schwerer Brand aus. Er griff schnell auf das 38. und 41. Stockwerk des zwei türmigen, 140 m hohen Bürogebäudes über (Bild FB 1.1). Das ge-samte vertikale und horizontale Tragwerk des Ge-bäudes war aus Stahlbeton hergestellt und hatte ein De ckensystem in Doppel-T-Form.

Bild FB 1.1: Brand an einem Hochhaus in Frankfurt (Quelle: DBV, Deutschland)

Bild FB 1.3: Instandsetzung von Bauteilen mit Spritzbeton (Quelle: DBV, Deutschland)

Fallbeispiel 1: Brand in einem Hochhaus in Frankfurt, Deutschland (1973)

Bild FB 1.2: Beispiel von Betonbauteilen nach dem Brand mit Abplatzungen (Quelle: DBV, Deutschland)

Da die Steigleitungen nicht ordnungsgemäß angeschlos sen waren, konnte mit den Löschar-beiten erst zwei Stun den nach Ausbruch des Brandes begonnen werden. Drei Stunden später war der Brand unter Kontrolle. Es dauerte insge-samt etwa acht Stunden, bis das Feuer gelöscht war (Beese, Kürkchübasche, 1975 [8]).

weise ver sagte das Tragwerk während des Bran-des nicht. Deshalb brauchten anschließend auch keine Stockwerke abgeris sen werden, was an-dernfalls in einer Höhe von mehr als 100 m über der Erde ein gefährliches Unterfangen gewe sen wäre. Die meisten Bauteile konnten instand ge-setzt werden, indem die Bewehrung verstärkt und wieder ver wendet und Spritzbeton aufgebracht wurde (Bild FB 1.3). Das problemlose Vorgehen, mit dem dieses Ge-bäude nach dem Brand instand gesetzt werden konnte, ist ein typisches Beispiel für den hohen Feuerwiderstand von Betonkonstruktionen und die Möglichkeit, die Konstruk tion gefahrlos aus-bessern zu können.

Alle tragenden Bauteile hielten dem Brand stand, obwohl sie etwa vier Stunden lang den Flammen ausgesetzt wa ren. An vielen Stel-len platzte der Beton ab, und in eini gen Fällen war die Bewehrung nicht nur sichtbar, sondern vollständig freigelegt (Bild FB 1.2). Glücklicher-

Beton lässt sich nach einem Brand leicht ausbessern

Die meisten Betonkonstruktionen wer-den durch einen Brand nicht zerstört. Ei-ner der wesentlichen Vorteile von Beton-gebäuden besteht somit darin, dass sie nach einem Feuer in der Regel leicht wie-der ausgebessert werden können. Das reduziert Ausfallzeiten und erspart Kos-ten. Infolge der relativ geringen Decken-lasten und der ver hältnismäßig niedrigen Temperaturen, die erfahrungsge mäß bei den meisten Gebäudebränden entste-hen, bleibt die Tragfähigkeit der Beton-bauteile sowohl während als auch nach dem Brand weitgehend erhalten. Daher genügt hinterher oft eine einfache Rei-nigung. Wie schnell die In standsetzung und die erneute Bewohnbarkeit bzw. Inbe triebnahme vonstatten gehen, spielt eine erhebliche Rol le bei der Minimie-rung des Nutzungsausfalls nach einem größeren Feuer. Es liegt nahe, dass eine Instandsetzung einem Abriss und Neu-aufbau vorzuziehen ist.

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Brandschutz-technische Planung mit BetonBetonkonstruktionen erfüllen alle nationalen und europäi-schen Brandschutzanforde-rungen.

Die sachgerechte Planung und Bau-stoffauswahl ist von entscheidender Bedeutung, um Brandsicherheit zu ge-währleisten. Die wichtigsten planungs-technischen Über legungen im Hinblick auf Brände werden in diesem Kapi tel erläutert.

Planung brandsicherer Gebäude

Wurden die Brandschutzanforderungen bisher von na tionalen Regierungen fest-gesetzt, so beruhen sie in Zu kunft weit-gehend auf europäischen Richtlinien, Normen und Leitlinien. Für die Planung eines gegenüber Feuer si cheren Gebäu-des gilt es, vier grundlegende Ziele zu erfül len. Diese brandschutztechnischen Schutzziele erfüllt Be ton problemlos, wirtschaftlich und mit einem hohen Maß an Zuverlässigkeit. Die wesentlichen Anforderungen sind in Bild 3.1 darge-stellt. Tabelle 3.1 zeigt anhand von Bei-spielen, wie diese Anforderungen mit der Betonbauwei se erfüllt werden können, und veranschaulicht die umfas sende Schutzwirkung von Betonkonstruktio-nen.

Die fünf in Tabelle 3.1 aufgeführten Anfor-derungen müs sen bei dem brandschutz-technischen Entwurf einer Kons truktion berücksichtigt werden. Sie bilden die Grundlage für die Verfahren zur brand-schutztechnischen Bemessung von tra-genden Bauteilen in den Eurocodes, z. B. Eurocode 2 Teil 1-2 (EN 1992-1-2) Bemessung und Konstruktion von Stahl-beton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-2 Allge meine Regeln – Tragwerksbe-messung für den Brandfall) [9]. Der Eu-

Bild 3.1: Die Konstruktion sollte

A – ihre Tragfähigkeit behalten B – Menschen vor schädlichem Rauch und Gasen schützen C – Menschen gegen die Hitze abschirmen D – den Einsatz der Löschkräfte erleichtern. (Quelle: The Concrete Centre, GB)

Bild 3.2: Schutz durch Betonbauweise – siehe D in Bild 3.1 oben (DMB/Fire Press – Revue soldats du feu magazine, Frankreich)

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rocode 1 Teil 2-2 (EN 1991-2-2) legt fest, welche Einwirkungen im Brandfall auf Tragwerke bestehen [10].

Jede Konstruktion, die gemäß Eu-rocode 2 bemessen ist, muss fol-gende Brandschutzkriterien erfüllen: Feuerwider stand [Résistance (R)], Raumabschluss [Etanchéité (E)] und Hitzeabschirmung [Isolation (I)]. Diese drei Kriterien sind in Tabelle 3.2 erläutert. Die Kennzeichnungsbuch staben R, E und I werden in Verbindung mit Zahlen ver wendet, die den Widerstand gegen-über dem ISO-Norm brand in Minuten

angeben. Eine tragende Wand, die ei-nem Brand 90 Minuten lang standhält, würde also als R 90 ein gestuft werden; eine tragende und raumabschließende Wand wäre RE 90 und eine tragende, raumabschließende und Hitze abschir-mende Wand wäre REI 90.

Anmerkung: Die Buchstaben R, E und I sind von den französischen Begriffen ab-geleitet. In Anerkennung der Tatsache, dass sie erstmalig in Frankreich einge-führt wur den, wurden sie im Eurocode übernommen.

Anwendung von Eurocode 2

Eurocode 2, Teil 1-2, gilt für die brand-schutztechnische Be messung von Be-tonbauteilen, wobei auch zufällig höhere Brandbeanspruchungen, Bedingungen für den passiven Brandschutz sowie all-gemein gültige Brandschutzaspekte er-fasst sind. Die Einstufung erfolgt jeweils nach den vor stehend erläuterten Kriteri-en zu R, E und I.

Wie Bild 3.3 zeigt, kann man mithilfe von EC2 eine Kons truktion brandschutz-technisch bemessen und ihren Feu-

Ziel Anforderungen Erfüllung mit Beton

1. Die Entwicklung eines Brandes eingrenzen

Wände, Böden und Decken sollten aus einem nicht-brennbarem Baustoff bestehen.

Der Baustoff Beton ist nichtbrennbar (Klasse A1) und trägt nicht zur Brandlast bei.

2. Die Standfestigkeit der tragenden Bauteile über einen bestimmten Zeitraum gewährleisten

Bauteile sollten aus einem nichtbrennbaren Material sein und hohen Feuerwiderstand besitzen.

Beton ist nichtbrennbar. Aufgrund seiner geringen Wärmeleit-fähigkeit bleibt seine Festigkeit während eines üblichen Brandes (Normbrandkurve) weitgehend erhalten.

3. Die Entstehung und Ausbreitung von Feuer und Rauch begrenzen

Abschottende Wände und Decken sollten nicht-brennbar sein, einen hohen Feuerwiderstand besitzen und die Hitze abschirmen.

Neben den unter 1. und 2. genannten Merkmalen verringern sachgerecht geplante Verbindungen und Anschlüsse in einer kompletten Betonkonstruktion das Versagensrisiko im Brandfall.

4. Die Evakuierung der Bewohner erleichtern und die Sicherheit der Rettungskräfte gewährleisten

Fluchtwege sollten aus nichtbrennbarem Baustoff bestehen und hohen Feuerwiderstand besitzen, damit sie über einen längeren Zeitraum gefahrlos genutzt werden können.

Betontreppenhäuser sind äußerst standfest und bieten ein sehr hohes Maß an Feuerwiderstand. In Beton mit Gleit- und Kletterschalungen erstellte Gebäudekerne sind besonders sichere Räume.

5. Den Einsatz der Löschkräfte (Feuer-wehr) erleichtern und sichern

Tragende Bauteile sollten hohen Feuerwiderstand besitzen, um wirksame Löscharbeiten zu ermögli-chen. Es sollten keine brennenden Teile abtropfen.

Tragende Betonbauteile behalten ihre Funktion über einen lan-gen Zeitraum und es entstehen keine abschmelzenden Teile.

Tabelle 3.1: Brandschutzanforderungen und ihr Bezug zur Betonbauweise

Tabelle 3.2: Die drei Hauptbrandschutzkriterien, abgeleitet aus Eurocode 2, Teil 1-2

Bezeichnung Bauteileigenschaft mit Schutzziel Kriterium und Defi nition - zeitliche Mindestgrenze

Résistance (R) steht für: – Feuerwiderstand – Tragfähigkeit

Feuerwiderstand: Die Tragfähigkeit des Bauwerks soll erhalten bleiben.

Die Tragfähigkeit der Konstruktion bleibt erhalten, sodass die Lastabtragung gewähr-leistet ist. Hierzu wird eine Zeitspanne gefordert, während der die Tragfähigkeit eines Bauteils erhalten bleibt. Das bedeutet, dass der Feuerwiderstand mindestens so lange gewahrt ist.

Etanchéité (E) steht für: – Flammenbegrenzung – Abschottung – Dichtheit

Raumabschluss: Die Konstruktion soll Menschen und Sachwerte vor den Flam-men, schädlichem Rauch und heißen Gasen schützen.

Die Konstruktion bleibt unversehrt, sodass die Flammen und heißen Gase nicht auf die dem Feuer abgekehrte Seite vordringen. Hierzu wird eine Zeitspanne gefordert, wäh-rend der neben der Tragfähigkeit auch die Dichtheit eines Bauteils erhalten bleibt. Das bedeutet, dass der Raumabschluss mindestens so lange gewahrt ist.

Isolation (I) steht für: – Brandabschirmung – Hitzeschild – Abschottung

Hitzeabschirmung: Die Konstruktion soll Menschen und Sachwerte gegen zu hohe Temperaturen abschirmen.

Die Abschirmung bleibt erhalten, sodass der Temperaturanstieg auf der den Flam-men abgekehrten Seite begrenzt wird (i.M. ≤ 140 K, und kein Punkt ≥ 180 K). Hierzu wird eine Zeitspanne gefordert, während der neben dem Feuerwiderstand und dem Raumabschluss auch die Temperaturbegrenzung erhalten bleibt. Das bedeutet, dass die Hitzeabschirmung mindestens so lange gewahrt ist.

Für die oben aufgeführten Bauteileigenschaften werden die zeitlichen Mindestgrenzen jeweils in Minuten ausgedrückt, wobei die folgenden Intervalle gelten: 15, 20, 30, 45, 60, 90, 120, 180, 240, 360.

RechnerischeNäherungsverfahren

AllgemeineRechenverfahrenTabellenwerte

Temperatur-Zeit-Kurve für ISO-Normbrand-Bemessung

hinsichtlich R, E und I

Analyse einer Gesamtkonstruktion

Analyse eines Teilesder Konstruktion

Analyse einzelner Bauteile

11

erwiderstand durch eines von drei Ver-fahren nachweisen:

Ermittlung der Mindestquerschnitts-1. werte sowohl der Abmessungen als auch der Betondeckung nach Ta-bellen Bemessung der Bauteilquerschnitte 2. mithilfe eines Näherungsverfahrens zur Festlegung der nicht ge schädigten Restquerschnitte aufgrund einer Brandbe anspruchung nach der ISO-Normbrandkurve Bemessung mit 3. allgemeinen Rechen-verfahren in Ab hängigkeit von der Temperaturbeanspruchung und dem Erwärmungsverhalten des Bauteils

Neben den übergeordneten Bestim-mungen zur Brand schutzbemessung, die in ganz Europa gelten, können die EU-Mitgliedsstaaten in ihren nationalen Anwendungsdo kumenten (NAD) Werte für wichtige Parameter oder Ver fahren festlegen. Für Planer ist es wichtig, die-se NAD her anzuziehen, um sicherzu-gehen, dass sie den korrekten Ansatz für das jeweilige Land benutzen, in dem sie arbei ten oder für das sie eine Be-messung aufstellen. Für Pla ner, die ihr Verständnis zum Eurocode 2 auf den neuesten Stand bringen oder vertiefen möchten, sind Erläute rungen, wie etwa die von Naryanan und Goodchild (2006 [11]), die sich schwerpunktmäßig mit der

Bemessung in Großbritannien befassen, hilfreiche Nachschlagewerke. Aus deut-scher Sicht hat Hosser zu den Brand-schutzteilen der Eurocodes Erläuterun-gen und Anwendungshinwei se in [12] zusammengestellt. Der umfassende Leit-faden von Denoel/Febelcem (2006 [13]) zum brandschutztech nischen Entwerfen und Konstruieren mit Beton ist eben falls hilfreich und enthält eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Be-messungsverfahren in den Eu rocodes. Weitere Hinweise zur Brandschutzpla-nung mit Beton sind in Frankreich durch

Bild 3.3: Wege zur Bemessung des Feuerwiderstandes von Konstruktionen

Die Eigenschaften von Beton hinsichtlich der Kri-terien R, E und I wurden bei einem groß ange-legten Brandversuch (Bild FB 2.1) geprüft, der an dem Betonversuchsgebäu de der nichtstaatlichen Building Research Establishment (BRE) in Cardi-ngton, England, im Jahr 2001 durchgeführt wur-de (Chana und Price, 2003 [16]). BRE fasste die Test ergebnisse wie folgt zusammen: „Das Leistungsvermögen eines nach den Brandschutz anforderungen von Eurocode 2 ausgelegten Gebäudes stellte sich in dem Versuch als hervorragend heraus. Das Ge-bäude erfüllte unter den Bedingungen eines

natürlichen Brandes und unter üblicher De-ckenbelastung die Leis tungsanforderungen für Feuerwiderstand, Hitzeabschir mung und Raumabschluss. Die Decke behielt ihre Trag-fähigkeit, ohne dass nach dem Brand irgend-welche Aus besserungsarbeiten vorgenommen werden mussten.“

Horvath (2002 [14]) und in Großbritan-nien von Stollard und Abrahams (1995 [15]) zu sammengestellt worden.

Bild FB 2.1: Brandversuch an einem Betontragwerk bei BRE (Quelle: Building Research Establishment, GB)

Fallbeispiel 2: Brandversuche an einer Gesamtkonstruktion aus Stahlbeton

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Schutz von Men-schenlebenBeton schützt Leben und erhöht die Sicherheit von Be-wohnern und Löschkräften.

Brände bedrohen sehr oft Menschenle-ben. Dieser Sach verhalt verlangt nach steten Verbesserungen beim Brand-schutz und veranlasst uns dazu, Gebäu-de so zu gestalten und zu konstruieren, dass sie die Menschen und ihr Hab und Gut vor Brandgefahren wirksam schüt-zen. Brand schutztechnisch sachgerecht erstellte Gebäude und Konstruktionen aus Beton geben den Menschen Schutz und Sicherheit im Brandfall und erhal-ten so Leben und Gesundheit, wie es in der europäischen Brandschutz-Ge-setzgebung gefordert wird. In Kapitel 2 dieser Veröffent lichung ist erläutert, wie sich Beton im Feuer verhält und wie seine stoffl ichen Eigenschaften einen verlässlichen Feuerwiderstand gewähr-leisten. Der Schutz von Menschenleben be-ruht auf der materi albedingten Nicht-brennbarkeit des Betons, seiner Feu-erwiderstandsfähigkeit und seiner Hitze abschirmenden Eigenschaften. Dieses Brandverhalten gewährleistet die Stand-sicherheit eines Gebäudes während ei-nes Brandes. So können Menschen sich retten und die Löschkräfte in Sicherheit arbeiten. Zudem werden die durch Brän-de ver ursachten Umweltschäden verrin-gert. Wie und wodurch dies geschieht, ist in diesem Kapitel beschrieben.

Betonkonstruktionen bleiben wäh-rend eines Brandes stabil

Bei der brandschutztechnischen Aus-legung können die Funktionen eines Bauteils als tragend, raumabschließend und/oder Hitze abschirmend (R, EI, REI) gekennzeichnet werden. Sie bekommen üblicherweise einen Zahlenwert zugeteilt (in Minuten von 15 bis 240), der die Zeit-dauer angibt, über die das Bauteil diese Funktionen planmäßig erfüllen kann (zur

Erläuterung siehe Kapitel 3). Im Brand fall muss die Konstruktion mindestens den gesetzlich ge forderten Feuerwiderstand erreichen. Es leuchtet jedoch ein, dass ein darüber hinausgehender möglichst langer Erhalt der Standsicherheit einer Konstruktion für Überle ben, Flucht und Löscharbeiten erreicht werden sollte. Das spielt eine besonders wichtige Rolle bei größeren und mehrstöckigen Gebäu-den. Tragkonstruktionen aus Beton sind so ausgelegt, dass sie diese Forderung nach der Ge samtstandsicherheit im Brandfall erfüllen und sie in vielen Fällen sogar übertreffen. Aufgrund der Nicht-brennbarkeit und des geringen Tem-peraturanstiegs wird seine Fes tigkeit durch einen typischen Gebäudebrand nicht we sentlich beeinträchtigt. Darüber hinaus schafft der stoff bedingte Feuer-widerstand von Beton lang anhaltenden passiven Brandschutz. Denn Beton ist der einzige Bau stoff, der zur Entfaltung seiner Brandschutzwirkung nicht auf Kühlmaßnahmen oder Bekleidungen bzw. Überdimen sionierungen angewie-sen ist.

Das Verhalten des Windsor Tower in Mad rid während eines verheerenden Brandes im Februar 2005 veranschau-licht deutlich die Schutzwirkung durch Beton. Die Säulen und der Kern aus Beton verhinderten den Einsturz des 29-stö ckigen Gebäudes, und die massiven lastabtragenden Bal ken aus Beton über dem 16. Stock begrenzten den Brand sieben Stunden lang auf den darüber lie-genden Bereich, wie aus Fallbeispiel 3 ersichtlich wird.

Dieser Brand, der während der Sanierung ei-nes großen, mehrstöckigen Bürogebäudes im Bankenviertel von Ma drid entstand und einen Schaden in Höhe von 122 Milli onen Euro ver-ursachte, ist ein hervorragendes Beispiel für das Verhalten üblicher Tragkonstruktionen aus Beton im Fall eines Brandes. Der von 1974 bis 1978 erbaute Windsor Tower umfasste 29 Bü-roetagen, fünf Untergeschosse so wie zwei „technische Etagen“ über dem 3. und 16. Stock. Zum Zeitpunkt seiner Planung waren Sprinkler in den spa nischen Bauvorschriften noch nicht gefordert. Als eine ent sprechende Novellierung erfolgt war, wurde der Büroturm nachgerüstet, um ihn den geltenden Vorgaben anzupas sen. Im Sanierungskonzept war enthalten, dass alle frei stehenden Stahlstützen feuerwider-standsfähig gemacht, eine neue Fassade und neue Fluchttreppenhäuser erstellt, die Branderkennungs-und Meldesysteme verbes-sert so wie zwei weitere Stockwerke gebaut werden sollten. Zum Zeitpunkt des Brandes waren 20 Stockwerke des Gebäu des von ei-ner internationalen Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft belegt und zwei Etagen waren an ein spanisches Anwaltsbüro vermietet. Die Form des Gebäudes (Bild FB 3.1) war im Wesent-lichen rechteckig; seine Abmessungen betru-gen vom 3. Stock aufwärts 40 m x 26 m. Für das Trag werk mit zentralem Treppenhauskern, den Stützen und den Kassettendecken war Normalbeton verwendet worden. Ein wesent-licher Teil der Fassade bestand aus am Rand ste henden Betonstützen; als wichtigstes Ele-

Bild FB 3.1: Konstruktionszeichnung mit Lage der technischen Etage (Quelle: OTEP und CONSTRUCCIONES ORITZ, Spanien)

Fallbeispiel 3: Windsor Tower, Madrid, Spanien (2005)

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ment des Turms sollten sich jedoch die beiden „technischen Etagen“ aus Beton erweisen. Diese beiden „technischen“ oder mas siven Stockwerke, die jeweils aus acht sehr hohen Beton trägern von 3,75 m Höhe (Geschosshöhe) bestanden, wa ren als massive lastabfangende Riegel ausgelegt, die einen fortschreitenden Einsturz durch von oben herabfallende Bauteile des Tragwerks verhindern sollten.

angrenzende Decken der Stockwerke über der oberen „technischen Etage“ aus Beton stürzten ein. Durch den Feuerwiderstand der Stützen und des Treppenhauskerns aus Beton wurde ein voll-ständiger Einsturz verhindert; ei ne entscheiden-de Rolle spielten dabei die beiden „tech nischen Etagen“ aus Beton. Dies gilt insbesondere für die Etage über dem 16. Stockwerk, die den Brand mehr als sieben Stunden lang begrenzte. Erst als außen liegende Gebäudeteile in größerem Aus-maß einstürzten, führten herabfallende Trümmer dazu, dass der Brand sich auf die Stockwerke da-runter ausbreitete. Diese gerieten in Brand. Doch auch hier wurde der Schaden auf die Stockwer-ke oberhalb der unteren „technischen Etage“ im 3. Stock werk begrenzt.

Dies belegt eindrucksvoll, dass massive, in regel-mäßigen Abständen vorgesehene Betondecken die Gefahr eines Einsturzes minimieren und ein Ausbreiten des Brandes verhindern können. Der einzige gerichtliche Bericht über den Brand im Windsor-Gebäude wurde von spanischen Wis-senschaftlern des Instituto Técnico de Materiales y Construcciones (Intemac) erstellt [17]. Diese unabhängige Untersuchung richtete ihr Hauptau-genmerk auf den Feu erwiderstand und die nach dem Brand verbliebene Trag fähigkeit der Konst-ruktion (Intemac, 2005). Basierend auf den Er-kenntnissen von Intemac wird in dem Bericht von 2005 sinngemäß dargelegt:

„Die Betonkonstruktion des Windsor-Gebäudes zeigte wäh rend eines gravierenden Brandes ein herausragend gutes Verhalten; dieses war viel besser, als es zu erwarten gewe sen wäre,

Bild FB 3.2: Das Feuer wütet im Windsor Tower, Madrid. (Quelle: IECA, Spanien)

Bild FB 3.3: Die Fassade oberhalb der technischen Etage im 16. Stock wurde völlig zerstört. (Quelle: IECA, Spanien)

wenn man die geltenden Gesetze für Betonkons-truktionen zum Ansatz gebracht hätte. Wieder be-stätigte sich die Notwendigkeit, dass Stahlbauteile vorschriftsmäßig feuerwiderstandsfähig gemacht werden müssen, damit sie ihre Leistungsfähig-keit im Brandfall gewährleisten. Ange sichts des Verhaltens dieser Bauteile auf den Etagen, die bereits feuerwiderstandsfähig gemacht worden waren, liegt es sehr nahe – obwohl es natürlich nicht mit absoluter Si cherheit behauptet werden kann – dass die oberen Stock werke nicht einge-stürzt wären, wenn der Brand erst ausge brochen wäre, nachdem sie feuersicher ausgerüstet wor-den waren. Der Unfall hätte dann mit großer Wahrscheinlichkeit weitaus weniger verheerende Auswirkungen gehabt.“

Das spanische Forschungszentrum Instituto de Ciencias de la Construcción Eduardo Torroja (IETcc) untersuchte in Zusammenarbeit mit dem Spanish Institute of Cement and its Applications (IECA) die tragenden Stahlbeton-Bau teile des Windsor Tower. Im Zuge der Forschungsarbei-ten wurde auch die Mikrostruktur dieser Bauteile thermoana lytisch und elektronenmikroskopisch untersucht. Dabei fand man heraus, dass im In-neren des Betons in einem Abstand von 5 cm von der befl ammten Oberfl äche Tem peraturen von 500 °C erreicht wurden. Dieses Ergebnis beweist einerseits die Heftigkeit des Brandes im Windsor Tower und andererseits das gute Verhalten einer Betonde ckung, die die Bemessungsnormen für den Feuerwider stand von Betonkonstruktionen erfüllt.

Der Brand brach knapp zwei Jahre nach Be-ginn der Sa nierungsarbeiten spätnachts aus, als das Gebäude men schenleer war. Er begann im 21. Stock und breitete sich schnell aus; die Flam-men konnten sich durch während der Sanierung entstandene Öffnungen und über die Fassade (zwischen den außen stehenden Stützen und der Fassa de aus Stahl und Glas) nach oben und durch brennende Teile der Verkleidung, die durch darunter liegende Fens ter fi elen, nach unten aus-breiten (Bild FB 3.2). Aufgrund der Höhe, des Ausmaßes und der Intensität des Infernos konnte die Feuerwehr lediglich versuchen, den Brand zu begrenzen und angrenzende Anwesen/Nutzungs-einheiten zu schützen. Daher wütete der Brand 26 Stunden lang und fast alle Stockwerke fi elen ihm zum Opfer.

Als der Brand endlich gelöscht war, war das Gebäu de oberhalb des 5. Stocks vollständig ausgebrannt, ein Großteil seiner Fassade war zerstört, und man fürchte te, es würde einstürzen (Bild FB 3.3). Das Gebäude blieb jedoch während des gesamten Brandes und bis zu sei nem end-gültigen Abriss stehen; lediglich die Fassade und

Fortsetzung Fallbeispiel 3

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Beton ermöglicht sichere Flucht und sicheres Löschen

Dass die Standsicherheit von Beton-kons truktionen im Brandfall erhalten bleibt, ist von besonderer Bedeutung für die sichere Evakuierung der Bewoh-ner aus einem Gebäu de sowie für die Löscharbeiten. Treppenhäuser, Böden, Decken und Wände aus Beton verhin-dern ein Ausbrei ten der Flammen und bilden standfeste Brandabschnitte, wodurch sichere Fluchtmöglichkeiten und ein gesicher ter Zugang für die Ret-tungsmannschaften geschaffen wer-den. Fluchtwege aus Beton verfügen über ein hohes Maß an Standfestig-keit und Geschlossenheit, das andere Baustoffe nicht erreichen. Ihr Einbau ist besonders wich tig bei Wohngebäu-den und bei Bauten mit großen Men-schenansammlungen, wie Einkaufszen-tren, Theater und Bürohochhäuser. Der Einsatz von Beton erhöht außerdem wirksam die Sicherheit der Löschkräfte. Tragende und raumabschließende Bau-teile aus Beton bieten den Lösch kräften selbst dann wirkungsvollen Schutz, wenn sie sich innerhalb eines bren-nenden Gebäudes aufhalten. Nur un ter solchen Bedingungen können derartige Einsätze mit einem hinreichend gerin-gen Risiko durchgeführt werden. Die Empfehlungen, die das National Institu-te of Standards and Technology (NIST) nach dem Einsturz des World Tra de Center gegeben hat, besitzen daher einen hohen Stel lenwert (siehe Fallbei-spiel 4A).

Für Löschkräfte sind vor allem Hoch-haustürme und Tun nel schwierige Bau-werke. Gerade bei Tunneln spielt Beton eine entscheidende Rolle für die Rettung von Menschen leben – siehe Fallbei-spiel 5.

Die Untersuchung des National Institute of Stan-dards and Technology (NIST) nach der Katas-trophe im World Trade Centre in New York im September 2001 [18] zählt zwei fellos zu den maßgeblichsten und einfl ussreichsten Be richten, die jemals über Gebäudesicherheit verfasst wur-den (für nähere Informationen siehe: http://wtc.nist.gov/). Das abschließende Berichtswerk, das 10.000 Seiten um fasste, wurde 2006 im Anschluss an eine dreijährige Un tersuchung des Brandes im Gebäude und der Brandsi cherheit abgeschlossen. NIST analysierte die Faktoren, die vermutlich zum Einsturz der beiden als Stahlskelet te errichteten Bürotürme geführt hatten, und erarbeitete etwa 30 grundlegende, allgemein gültige Empfehlun-gen zu Vorschriften, Normen und Vorgehenswei-sen für Trag werksbemessungen und Personen-schutz. Unter anderem fordert der NIST-Bericht:

Konstruktionen müssen in höherem Maße • unbescha det und standsicher bleiben; dazu gehört auch, dass ein fortschreitendes Ein-stürzen verhindert und landes weit anerkannte Prüfnormen übernommen werden. Der Feuerwiderstand von Konstruktionen • muss er höht werden; erforderlich sind: rechtzei-tiger Zugang und Evakuierung, Ausbrand ohne Teil einsturz, Redun danz bei den Brandschutz-systemen, Brandabschnitts begrenzungen und die Fähigkeit, dem größtmöglichen realistisch vorstellbaren Brandszenario standzuhalten. Neue Verfahren zur Feuerwiderstandsbe-• messung von Konstruktionen: Dazu gehört auch die Anforde rung, dass der Ausbrand von nicht unter Kontrolle ge brachten Gebäudebrän-den zu keinem vollständigen oder teilweisen Einsturz führen sollte. Verbesserung der Evakuierung aus Gebäu-• den: durch lange andauernde Standsicherheit Überlebenschan cen erhalten

Verbesserung des aktiven Brandschutzes• durch Alarm-, Melde- und automatische Lösch-systeme Verbesserung der Technologien und Vor-• gehenswei sen, um bei Notfällen richtig zu reagieren Strengere Vorschriften für Sprinkler und • Fluchtwege in bestehenden Gebäuden

Dr. Shyam Sunder, der die Untersuchung für das NIST lei tete, räumte ein, dass außerordentliche Umstände zum Einsturz der Gebäude geführt hatten. Das NIST-Team hat infolge der durchge-führten Analysen und Prüfungen eine Reihe von vorrangigen, realistischen, sachgerechten und durchführbaren leistungsorientierten Empfehlun-gen erar beitet . Beton kann diese Empfehlungen leicht erfüllen.

Fallbeispiel 4A: World-Trade Centre-Gebäude, New York (2001)

Im Zusammenhang mit den Anschlägen auf die Bürohoch häuser des World Trade Centre steht der Anschlag auf das Pentagon-Gebäude in Washington, der zur gleichen Zeit ausgeführt wurde.

Der Bericht der American Society of Civil Engi-neers (ASCE) [19] über das Gebäudeverhalten beim Aufprall des Flug zeugs auf das Pentagon-Gebäude gelangt zu dem Schluss, dass die Stahlbetonkonstruktion maßgeblichen Anteil da-ran hatte, weitere Schäden an dem Gebäude zu verhindern (ASCE, 2003). Darin wird sinngemäß festge stellt, dass der „Zusammenhalt der Beton-konstruktion, die Redundanz sowie die Belast-barkeit und Elastizität in nerhalb der Konstruktion zum Gebäudeverhalten beigetra gen haben“, und es wird empfohlen, dass diese Merkmale künftig in Gebäuden zu verwirklichen sind, insbesonde re wenn das Risiko für einen fortschreitenden Ein-sturz als hoch eingeschätzt wird.

Fallbeispiel 4B: Pentagon-Gebäude, Washington (2001)

Bild FB 5.1: Bei Tun-nelbränden herrschen sehr hohe Temperatu-ren vor. (Quelle: J-F Denoël/FEBELCEM, Belgien)

Bild FB 5.2: Kinkempois-Tunnel (Verbindung E25 – E40) in Lüttich, Belgien, mit einer Fahr-bahndecke aus Beton. Betonfahrbahndecken halten den extremen Temperaturen stand, die bei Tunnelbränden vorherrschen. (Quelle: photo-daylight.com)

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Straßen- und Eisenbahntunnel in einer Gesamt-länge von über 15.000 km durchziehen Europa. Sie sind Teil unserer Verkehrsinfrastruktur und spielen in Gebirgsregionen, zu nehmend aber auch in Großstädten eine besonders wich tige Rolle, weil Tunnel die Verkehrsdichte entzerren und Freiräume in der Stadt schaffen können. Das Problem be steht darin, dass es bei Unfällen mit Fahrzeugen zu äu ßerst schweren Bränden kom-men kann. Aufgrund bren nender Fahrzeuge und brennenden Treibstoffs erreichen Tunnelbrände in der Regel sehr hohe Temperaturen, die bis auf 1.350 °C steigen können, üblicherweise aber bei etwa 1.000 bis 1.200 °C liegen. In Tunneln wer-den die Spitzentemperaturen schneller erreicht als bei Gebäude bränden (vgl. Bild FB 5.1), was hauptsächlich auf den in Benzin und Diesel ent-haltenen Kohlenwasserstoff, aber auch auf den eng begrenzten Raum zurückzuführen ist.

Fallbeispiel 5: Verbesserung des Brandschutzes in Straßentunneln

Unfällen in Tunneln zu verbessern. Planer legen ihren Schwerpunkt jetzt auf Sicherheit, Beständig-keit und Standfestigkeit.

Sie alle haben jedoch dem Fahrbahnbelag und dessen Beitrag zur Brandlast vermutlich nicht ge-nügend Auf merksamkeit geschenkt. Es ist daher erforderlich, bei der Planung und beim Bau von Tunneln einen ganzheitlicheren Ansatz zu wäh-len, indem eine Lösung in Beton bauweise in Be-tracht gezogen wird (CEMBUREAU, 2004 [21]). Kommt es in Straßentunneln zu einem Brand, trägt eine nichtbrennbare und keine toxischen Gase freiset zende Fahrbahndecke, wie bei Be-ton, zur Sicherheit so wohl der Fahrzeuginsassen als auch der Rettungskräfte bei. Beton erfüllt die-se beiden Kriterien, da er nichtbrenn bar ist, nicht zur Brandlast beiträgt, nicht weich wird (also auch die Löschkräfte nicht behindert), sich nicht ver-formt oder abtropft und bei einem Brand – egal wie intensiv er ist – keine giftigen Gase freisetzt.

Längere Wartungsintervalle• im Vergleich zu Asphalt decken. Bessere Lichtverhältnisse• ; Beton hat eine hellere Far be und refl ektiert somit mehr, was sowohl unter nor malen Betriebsbedingungen als auch in Notfällen für bessere Sicht sorgt. Höhere Dauerhaftigkeit• der Betonfahrbahn-decke führt zu weniger Tunnelsperrungen sowie selteneren Arbei ten an der Fahrbahn. Sperrungen mit Umleitungen steigern die Um-weltbelastung und Straßenbauarbei ten bedeu-ten ein Risiko für die Bauarbeiter.

In ihrem umfassenden Leitfaden zur Gefahren-minderung in Tunneln stellt die internationale Rückversicherungsgesell schaft Münchener Rück (2003, S. 20) fest, dass in Tunneln eine Fahrbahn aus nichtbrennbarem Material (z. B. Beton an-stelle von Asphalt) in Betracht gezogen werden muss. Einige Behörden haben auch die Rolle an-erkannt, die Be ton beim Brandschutz in Tunneln

Laut Münchener Rückversicherung (2003) [20] ist die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch eines Brandes in einem Straßentunnel 20-mal höher als in einem Eisen bahntunnel. Bei diesen extremen Bränden sind oft Todes opfer zu beklagen. Schät-zungsweise können Menschen, die dem Rauch ausgesetzt sind, dies weniger als zwei Minuten überleben, da die entstehenden Gase hochgif-tig sind. Brände in relativ langen Tunneln in ab-gelegenen Gebieten können zudem sehr lange andauern. Der Brand im Mont-Blanc-Tunnel im Jahr 2001 etwa wütete ganze 53 Stunden lang. Brandereignisse größeren Ausmaßes, wie etwa die im Channel-Tunnel (1996), dem Mont-Blanc-Tunnel (1999) und im St. Gotthard-Tunnel (2001), haben die verheerenden Folgen von Tunnelbrän-den ins öffent liche Bewusstsein gerückt und die Unzulänglichkeiten der eingesetzten Baustoffe und bautechnischen Lösungen deutlich gemacht. Die Aufsichtsbehörden haben folglich ihr Haupt-augenmerk darauf gerichtet, die Bedingungen zur Evakuierung und Rettung von Menschen bei

Beton kann entweder allein oder in Kombination mit einer Isolierschicht zum Auskleiden von Tun-neln, aber auch für die Fahrbahnde cke verwen-det werden. Dies ist besonders praktisch, da er Asphalt ersetzen kann. Im Vergleich zu Asphalt bedeu tet Beton:

Höhere Sicherheit• : Beton brennt nicht und setzt keine giftigen Gase frei (Asphalt entzündet sich bei etwa 400 bis 500 °C und setzt innerhalb weniger Minuten er stickende, Krebs erregende Dämpfe, Rauch, Russ und Schadstoffe frei). Beim Brand des Mont-Blanc-Tunnels brannten 1.200 m der Asphalt-Straßendecke so heftig, als ob 85 weitere Autos in Flammen stünden (CEMBU REAU, 2004). Höhere Beständigkeit• der Fahrbahndecke, der Ein richtungen und der Konstruktion: Beton verliert auch bei Erwärmung nicht seine Form, während Asphalt sich entzündet, seine äuße-re Form einbüßt und Eva kuierungs- und Ret-tungsarbeiten behindert.

spielen kann. In Öster reich ist seit 2001 durch einen Erlass festgelegt, dass in allen neuen Stra-ßentunneln von mehr als einem Kilome ter Länge die Fahrbahndecke in Beton ausgeführt werden muss. In der Slowakei werden ebenfalls in allen neuen Tun neln Betonfahrbahndecken eingebaut, und in Spanien wird Beton für neue Tunnel emp-fohlen (CEMBUREAU, 2004).

Tunnelbrände zählen zu den schwersten Brän-den. An gesichts der äußerst hohen Temperaturen ist mit Abplat zungen an der Betonoberfl äche zu rechnen (vgl. Kapitel 2). An der Entwicklung von Auskleidungsmaterialien, die die Auswirkungen an stark beanspruchten Betonoberfl ächen minimie-ren sollen, wurde intensiv geforscht (z. B. Khoury, 2000 [6]). Es wurde belegt, dass die Zugabe von monofi len Polypropylenfasern zur Betonmischung wirksam da zu beiträgt, Abplatzungen von Betono-berfl ächen zu ver ringern. Die Maßnahme ergibt einen Beton, der während eines Brandes „atmen“ kann und somit weniger zum Ab platzen neigt.

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Beton verhindert eine Belastung der Umwelt

Beton bildet bei einem Brand keinen Rauch oder toxische Gase. Der Baustoff kann zudem dazu beitragen, die Aus-breitung von Bränden mit ihren umwelt-schädlichen Rauchgasen zu verhindern. Durch Brandabschnitte und abschotten-de Wände aus Beton kann nur ein be-grenztes Volumen an Gütern in Brand geraten, was dazu beiträgt, die Menge der Verbrennungsprodukte, wie z. B. Rauch, Rauchgase, toxische Gase und schädliche Rückstände, zu verringern. Bei kleineren Bränden fällt auch weni-ger Löschwasser an. Betonbehälter oder Auffangwannen aus Beton können im Brandfall außerdem als Barrieren fun-gieren und das Auslaufen von umwelt-schädlichen Flüssig keiten oder verunrei-nigtem Löschwasser verhindern. Be ton scheidet während eines Brandes keinen Ruß ab, der nur schwer und unter Ge-fahren zu beseitigen ist.

Brandschutz in Wohngebäuden

Die in Kapitel 1 dargelegten europäischen Anforderungen an Brandschutz bezie-hen sich vor allem auf den Personen-schutz in Wohngebäuden. In Ein- und Mehrfamilienhäu sern können sich viele Menschen aufhalten. Die Brandlast ist in Wohnbereichen aufgrund von Möbeln und Einbauten oft hoch. Besonders groß ist die Gefahr für schlafende Menschen. Deswegen bedarf die brandschutztech-nische Planung von Wohnbereichen besonders großer Sorgfalt. Der Großteil der Wohnungsbrandopfer stirbt nicht in-folge eines Gebäudeeinsturzes, sondern durch das Einatmen von Rauch oder Gasen aus brennenden Materialien. Die Bewohner sind deshalb nicht mehr in der Lage zu fl iehen und ersticken (Neck, 2002 [1]).

In Europa wurden in den letzten Jah-ren zwei wichtige Be richte zur höheren Brandsicherheit durch die Betonbau-weise publiziert.

Bericht 1: Vergleich des Brandschutzes in Wohnge bäuden aus Holz und aus Beton

Bei einem Vergleich des Brandschutzes in Tragkonstrukti onen aus Beton und Holz arbeitete Prof. Ulrich Schneider, Technische Universität Wien, sieben spezifi sche Risiken heraus, die sich aus der Verwendung eines brennbaren Bau-stoffs – wie etwa Holz – für die Gebäude-konstruktion und -verkleidung ergeben (Schneider und Oswald, 2005 [22]). Sie sind in Tafel 4.1 aufgeführt.

Außerdem untersuchte Schneider die Brandopfer-Statis tiken verschiedener Länder, anhand derer sich eine ein-deutige Korrelation zwischen der Zahl der Brandtoten und den in Gebäuden verwendeten Baustoffen ergab. Das Er-gebnis ist in Bild 4.1 dargestellt. Die ein-gehende Untersu chung typischer Details der Holzbauweise machte deut lich, dass ein Versagen während eines Brandes durch das Entzünden und Einstürzen tragender und nichttragender Bauteile sowie durch metallische Verbindungen innerhalb der Holzkonstruktion entstehen kann, die sich bei Brand beanspruchung

verformen und ihre Tragfähigkeit einbü-ßen. Schneider fand weiter heraus, dass ein Übergreifen des Brandes auf angren-zende Räume und/oder Woh nungen bei Gebäuden mit Außenwänden aus Holz oder mit Holzaußenverkleidun-gen erheblich beschleunigt wur de. Als Schlussfolgerung beschreibt Professor Schneider, dass Tragkonstruktionen aus Holz „in brandschutztech nischer Hin-sicht zahlreiche Schwachstellen“ aufwei-sen, und empfi ehlt: „Tragkonstruktionen aus Holz können im Prinzip nur brandsi-

1. Anstieg der Brandlast

2. Erhöhtes Freisetzen von Rauch und Ver-brennungsprodukten

3. Höhere Mengen an Kohlenmonoxid

4. Entzündung von tragenden Bauteilen

5. Brandentstehung in Hohlräumen der Konstruktion

6. Gefahr von Schwelbränden und nicht wahrnehmbarem Glimmen (Glutnester)

7. Häufi geres Auftreten eines schlagartigen Vollbrandes bzw. des „Flash-over“

Tafel 4.1: Risiken durch Verwendung brenn-barer Baustoffe

Bild 4.1: Brandtote in Abhängigkeit von der Bauweise in fünf großen Ländern (1994 bis 1996) (TUW, Wien, Schneider und Oswald 2005 [22])

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cher gemacht werden durch den Ein satz automatischer Feuerlöschsysteme oder durch die Verwendung nichtentfl ammba-rer Baustoffe zur feuersi cheren Verklei-dung aller entfl ammbaren Oberfl ächen, wie dies auch in den neuen Musterricht-linien für Tragkonstruk tionen aus Holz festgelegt ist“ (Schneider und Oswald, 2005 [22]).

Bericht 2: Unabhängige Brandschaden-Erhebung

In Schweden ermittelte Olle Lund-berg in einer unabhän gigen Untersu-chung [23] das Verhältnis von Kosten durch Brandschäden zu dem Baustoff, aus dem die Häuser er richtet wurden. Als Grundlage dienten Statistiken des schwedischen Versicherungsverban-des (Forsakringsfor bundet). Die Studie beschränkte sich auf größere Brän de in Mehrfamilienhäusern, bei denen der Wert des versi cherten Gebäudes höher als 150.000 € lag. In der Studie wurden 125 Brände in einem Zeitraum von 1995 bis 2004 erfasst. Dies entsprach 10 %

der Brände in Mehrfamili enhäusern, aber 56 % der Großbrände. Die Ergeb-nisse zeigten:

Die durchschnittliche Versicherungsleis-tung pro Brand und Wohnung liegt bei Holzhäusern etwa fünfmal so hoch wie bei Wohnhäusern aus Beton/Mauerwerk (ca. 50.000 € gegenüber 10.000 €). Die Wahrscheinlichkeit für das Entstehen eines Groß brandes ist in Holzhäusern mehr als 11-mal so hoch wie in Häusern aus Beton oder Mauerwerk. Während 50 % der durch Feuer geschä-digten Häuser aus Holz abgerissen wer-den mussten, betrug diese Zahl bei den Betonhäusern gerade einmal 9 %. Bei nur drei der 55 Brände in Wohnhäu-sern aus Beton griff das Feuer auf be-nachbarte Wohnungen über. 45 der 55 Brände betrafen Brände, die auch auf Dach böden und in den Dachbe-reich übergriffen; typischer weise bricht ein Brand im oberen Wohngeschoss aus und greift dann auf den Dachboden und den Dachbe reich über, wo üblicherweise mit Holz gebaut wird.

Diese Forschungsarbeiten liefern wich-tige Belege für die Gefahren, die eine Tragkonstruktion aus Holz birgt, und unterstreichen die Notwendigkeit, alle brandschutztech nischen Vorzüge der Beton- und Betonmauerwerksbau weise in Erwägung zu ziehen. Wie die Ergeb-nisse zei gen, macht die Kombination aus Nichtbrennbarkeit und den höchst wirkungsvollen Brand abschirmenden Eigen schaften Beton zur ersten Wahl bei der Erstellung sicherer Wohngebäude.

Beton verhindert ein Ausbreiten von Bränden nach Erdbeben

Aufgrund der in manchen Ländern gel-tenden Planungs regeln zum erdbebensi-cheren Bauen müssen Planer das spezi-fi sche Problem von Bränden nach Erd-beben beach ten. Dieser Tatsache wurde in Ländern wie Neuseeland Rechnung getragen, wo Bauwerken aus Beton eine ge ringe Anfälligkeit für die Ausbreitung von Bränden nach Erdbeben bescheinigt wurde (Wellington Lifelines Group, 2002 [24]).

An einem großen neuen Wohnkomplex im Nor-den von London brach während der Bauphase ein Feuer aus und setzte einige sechsstöckige Ge-bäude aus Holztragwerk in Brand (Bild FB 6.1). Das Feuer brannte fünf Stunden lang; 100 Feu-erwehrleute und 20 Löschfahrzeuge waren im Einsatz, um es unter Kontrolle zu bringen. Laut Augen zeugenberichten wurden die Wohnblöcke innerhalb von Minuten zerstört. Kurz nach dem Brand zeichnete eine in der Nähe installierte Station zur Luftqualitätsüberwachung einen er-heblichen Anstieg der Belastung mit toxischem PM10 -Feinstaub auf, was bei Menschen mit Atemwegs erkrankungen zu ernstlichen gesund-heitlichen Problemen führen kann. Aus der Um-gebung wurden etwa 2.500 Men schen evaku-iert, eine große Straße war zwei Stunden lang

Fallbeispiel 6: Brand an im Bau befi ndlichem Holzgebäude, Colindale, London (2006)

gesperrt, und das Studentenwohnheim eines benach barten Colleges wurde so schwer beschä-digt, dass die Studenten nicht dorthin zurückkeh-ren konnten. Glückli cherweise waren die neuen Bewohner noch nicht in das Wohnbauprojekt eingezogen, und das College stand wäh rend der Sommerferien weitestgehend leer. Trotzdem ent-standen erhebliche Beeinträchtigungen. Beamte der ört lichen Bauaufsichtsbehörden äußerten sich besorgt und stellten fest: „Wenn die Decken in Be-tonbauweise ausge führt sind und es brennt, wird der Brand in Abschnitte un terteilt. Bei Holz dage-gen frisst sich der Brand voll durch.“ (Building De-sign, 21/07/06, S. 1). Als dieser Text verfasst wur-de, sollte zumindest ein Block des Projekts wieder aufgebaut werden – diesmal aber aus Beton!

Bild FB 6.1: Der Brand in den erst teilweise errichteten Wohnblocks in Holzbauweise in Colindale wütete fünf Stunden lang. 100 Feuer-wehrleute und 20 Löschfahrzeuge waren nötig, um ihn unter Kontrolle zu bringen. (Quelle: John-Macdonald-Fulton, GB)

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Schutz für Sachwerte und BetriebeBeton schützt Hab und Gut – Brandschutz mit Beton sichert Sachwerte und ermöglicht die schnelle Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs.

Gebäude und Konstruktionen aus Beton können Men schen und Sachwerte vor Brandgefahren schützen. Bei der Pla-nung und in Notfallsituationen hat der Personen schutz natürlich die höchste Priorität. Aber auch das wirt schaftliche Überleben, der Umweltschutz und die Erhal tung äußerst wichtiger Infrastruktu-ren liegen im Interesse von Privateigen-tümern, Versicherungen und Behörden. Diesen Gesichtspunkten trägt die euro-päische Gesetzge bung zum Brandschutz Rechnung. Das steht in Kapitel 1.

Beton schützt vor und nach dem Brand

Die jährlichen Gesamtkosten von Brand-schäden wer den auf 0,2 bis 0,3 % des Bruttosozialprodukts (BSP) geschätzt (siehe Tabelle 5.1). Das summiert sich in den europäischen Ländern auf viele Millionen Euro. Doch di ese Zahl allein kann noch keine ausreichende Vorstel-lung vom möglichen Ausmaß der Aus-wirkungen von Bränden vermitteln, wie Denoël/Febelcem (2006 [25]) darlegt. In Usine enterprise (2004 [26]) wird festge-stellt, dass über 50 % der Unternehmen nach einem Großbrand Bankrott ge-hen. Bei Gewerbebetrieben, wie Lager-hallen, Hotels, Fabriken, Bürohäusern und Logistikzentren, bringt ein Brand die Abläufe und die Produktivität des Geschäfts betriebs zum Erliegen, was für ihre Kunden den Ausfall der bestellten Leistungen bedeutet. Daraus ergeben sich schwer wiegende Probleme, die zum Verlust von Arbeits plätzen oder zur Betriebsschließung führen können. Bei infrastrukturell wichtigen Gebäuden kön-

nen die Auswir kungen noch weitreichen-der sein. Zu solchen Gebäuden zählen Krankenhäuser, Bahnhöfe, Wasserwer-ke, Kraft werke, Regierungsgebäude so-wie Datensicherungs- und Telekommu-nikationseinrichtungen. Betriebsausfälle bei dieser Kategorie von Gebäuden sind unerwünscht und haben möglicherweise verheerende Auswirkungen auf die Le-bensabläufe.

Beton bietet Brandschutz kostenlos

Die These, dass Beton kostenlosen Brandschutz ermögli cht, mag überra-schen. Denn den weltweiten Angaben zu Brandschutzkosten ist zu entnehmen, dass in der Regel etwa 2 bis 4 % der Baukosten auf Brandschutzmaßnah-men entfallen (siehe Tabelle 5.1). Bei Beton ist Brandschutz jedoch ein mit dem Baumaterial selbst verbundener

Vor zug, der gratis geliefert wird. Die brand schutztechnischen Eigenschaften von Beton ändern sich im Laufe der Zeit nicht und bleiben gleich hoch, ohne dass dafür Wartungs kosten anfallen.

Beton verfügt sogar über Brandschutzre-serven, die häufi g dann genutzt werden können, wenn das Gebäude anders ge-nutzt oder umgebaut wird, woraus sich möglicherweise höhere brandschutz-technische Anforderungen ergeben.

Durch ihre materialbedingten Feuer-wider standseigen schaften erfüllen Be-tonbauteile auf wirtschaftliche Weise die Brandschutzanforderungen. Ohne zu-sätzliche Schutz maßnahmen, wie z. B. Bekleidungen, Schutzanstriche, de cken sie den vollen Umfang der Feuerwider-standsklassen – bis R 360 – ab. Mit den oft vorhandenen Reserven an Feuerwi-

Tabelle 5.1: Internationale Statistikangaben zu Gebäudebränden 1994 bis 1996 (Neck, 2002 [1])

Land Kosten direkter und indirekter

Brandschäden in % vom BSP

Tote pro 100.000 Einwohner und

Jahr

Kosten für Brandschutz-

maßnahmen in % vom BSP

Kosten für Schäden und Schutzmaß-

nahmen in % vom BSP

Österreich 0,20 0,79 o. A. o. A.

Belgien 0,40(1988-89) 1,32 o. A. 0,61

Dänemark 0,26 1,82 o. A. o. A.

Finnland 0,16 2,12 o. A. o. A.

Frankreich 0,25 1,16 2,5 0,40

Deutschland 0,20 0,98 o. A. o. A.

Italien 0,29 0,86 4,0 0,63

Norwegen 0,24 1,45 3,5 0,66

Spanien 0,12(1984) 0,77 o. A. o. A.

Schweden 0,24 1,32 2,5 0,35

Schweiz 0,33(1989) 0,55 o. A. 0,62

Niederlande 0,21 0,68 3,0 0,51

Großbritannien 0,16 1,31 2,2 0,32

USA 0,14 1,90 o.A. 0,48

Kanada 0,22 1,42 3,9 0,50

Japan 0,12 1,69 2,5 0,34

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derstand fängt Beton auch kleinere Än-derungen in der Brandschutzgesetzge-bung auf und schafft damit sozusagen brandschutztechnisch „zukunftssichere“ Bau werke. Wenn tatsächlich ein Brand ausbricht, macht sich die Entscheidung für ein Gebäude aus Beton besonders bezahlt. Das betrifft Wohnungen und Be-triebe gleicherma ßen. Deshalb bietet das günstige Brandverhalten von Beton nicht nur im Brandfall, sondern auch in seiner Folge erhebliche wirtschaftliche Vorteile:

Aufgrund der hohen Feuerwider-• standsfähigkeit von Betonbauteilen kann jeder Brand auf einen kleinen Bereich, Raum oder Abschnitt be-grenzt werden; dies minimiert die Schäden und damit auch Umfang und Ausmaß der erforderlichen Instand-setzung. Instandsetzungsarbeiten an brand-• geschädigten Be tonbauten sind in der Regel nicht sehr umfangreich. Sie können relativ einfach und kos-tengünstig ausge führt werden. Denn häufi g müssen nur begrenzte Be-reiche der Betonoberfl äche instand gesetzt werden. Nur selten muss ein Gebäude teilweise oder ganz ab-rissen werden (vgl. Kapitel 2). Brandabschnittswände und -de-• cken aus Beton ver hindern ein Aus-breiten des Brandes, sodass angren-zende Räume in Fabrik-, Lager- und Bürogebäuden sowie benachbarte Wohnungen in Wohngebäuden im Regelfall unabhängig vom Zustand des brandgeschä digten Bereichs wei-ter normal genutzt werden können, sobald das Feuer gelöscht ist. Brandabschottende Wände aus • Beton verhindern in Industrie- und Gewerbebetrieben den Verlust wert-voller Sachgüter wie Maschinen, Einrichtungen oder Lagerbestände, wodurch die negativen Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb und die An-sprüche an die Versicherungen be-grenzt werden. Der • Wasserschaden nach einem Brand ist in Beton gebäuden erfah-rungsgemäß unwesentlich.

Leider hat die Öffentlichkeit nur in sehr geringem Um fang Zugang zu Zahlen über Versicherungs-kosten, aber es gibt einige Vergleichsstudien. In Frankreich veröffent lichte CIMbéton 2006 [8] eine Zusammenstellung und ein Modell für Ver-sicherungskosten, das darauf basiert, wie Ver-sicherungen einstöckige Lager-/Industriebauten risi kotechnisch bewerten. Aus der Studie geht hervor, dass Versicherungsprämien auf einigen Faktoren basieren, zu denen auch die im Gebäu-de ausgeübte Tätigkeit und die Bauweise zählen. Der Baustoff ist zweifellos wichtig – das Tragwerk, die Außenwände, die Anzahl der Stockwer ke, die Dacheindeckung und die Einrichtungen fl ießen in die Kalkulation mit ein. Die Ergebnisse zeigen deutlich, in welchem Maße Beton in allen Be-reichen des Gebäu des anderen Baustoffen wie

Fallbeispiel 7: Versicherungsprämien für Lagergebäude in Frankreich

Stahl und Holz vorzuziehen ist. Beispielsweise schlägt sich die Entscheidung, bei einem einstö-ckigen Lagergebäude Tragwerk und Wände aus Beton zu errichten, in einem Abschlag von 20 % auf die „Standard-“ bzw. Durchschnittsprämie nieder. Wür de man alternativ eine Tragkonstruk-tion aus Stahl mit Be kleidung wählen, müsste man einen Aufschlag von 10 bis 12 % auf die „Standard“-Prämie zahlen. Das macht also ins-gesamt einen Unterschied vom mindestens 30 % aus. Bei der Entscheidung über die endgültige Prämie berück sichtigen Versicherungen auch die Sicherheitsausstat tung sowie Maßnahmen des vorbeugenden und betrieb lichen Brandschutzes. Dazu zählt auch die Einteilung in Brandabschnit-te – eine Möglichkeit des vorbeugenden Brand-schutzes, zu der sich Beton hervorragend eignet.

Niedrigere Versicherungsprämien mit Beton

Jeder Brand verursacht wirtschaftlichen Schaden, und in den meisten Fällen sind es die Versicherungen, die für Brandschä-den aufkommen müssen. Aus diesem Grund unterhalten Versicherungsgesell-schaften umfassende Da tenbanken zum Brandverhalten aller Baustoffe. Sie wis-sen, dass Beton hervorragenden Brand-schutz bietet. Das schlägt sich in niedri-geren Versicherungsprämien nieder. Die Versicherungsprämien für Gebäude aus Beton sind in ganz Europa in der Regel niedriger als für Gebäude aus anderen Baustoffen, die durch Brände häufi ger schwer beschädigt oder gar zerstört wer-den. In den meisten Fällen werden Be-tongebäude aufgrund ihres bewährten Brandschutzes und Feuerwiderstandes bei der Feuer-/Betriebsunterbrechungs-

Versicherung in die günstigste Kategorie eingestuft. Selbstverständlich hat jede Versi cherungsgesellschaft ihre eigenen Vorschriften und Prä mientabellen, die zu-dem von Land zu Land verschieden sind. Bei der Berechnung der Prämien für eine Police kann es sein, dass Versicherun-gen unter anderem folgende Faktoren in Betracht ziehen:

Baumaterial• Art der Dacheindeckung• Zweck und Art der Nutzung des Ge-• bäudesAbstand zu benachbarten Gebäuden• Art der Bauteile der Gebäudekonst-• ruktionArt des Heizungssystems• Beschaffenheit der elektrischen Ins-• tallationenSchutz- und Vorbeugemaßnahmen • für den Brandfall

Tabelle FB 7.1: Versicherungsprämien für ein Lagergebäude von 10.000 m

2

(einstöckig, ohne Einrichtungen); Gesamtversiche rungssumme = 25 Millionen Euro (CIMbéton, 2006)

Bauweise Jahresprämie (ohne Steuer) Durchschnittliche Jahresrate = 50.000 €

Beton 40.000 € (20 % unter der Durchschnittsrate)

Stahl 56.000 € (12 % über der Durchschnittsrate)

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Beton hilft der Feuerwehr, Sachwerte zu retten

Obwohl die europäische Gesetzgebung den Schutz von Menschenleben, Sach-werten und der Umwelt fordert, be sitzt der Schutz von Menschenleben für die Feuerwehr in der Praxis Vorrang. Das Vorgehen beim Feuerwehreinsatz in ei-nem brennenden Gebäude sieht daher in der Regel vor, dass die Rettung der Bewohner an erster Stelle steht, wäh-rend der Schutz von Sachwerten und der Umwelt erst an zweiter Stelle kom-men. Sind beispielsweise alle Be wohner aus einem Gebäude evakuiert, betreten Feuer wehrleute es nur äußerst ungern. Sie werden jedoch stets versuchen, so nahe wie möglich an das Gebäude heran zukommen, um den Brand wirk-sam bekämpfen zu kön nen. Betonfas-saden bieten den notwendigen Schutz, der eine solche Annäherung ermöglicht. Sobald die Lösch kräfte sich davon über-zeugt haben, dass alle Bewohner in Sicherheit sind, konzentrieren sie sich darauf, den Brand zu löschen, ein Über-greifen des Brandes auf angrenzende Nutzungseinheiten zu verhindern und abzuschätzen, wel che Umweltgefahren durch die Verbrennungsprodukte mög-licherweise entstehen. Diese verständ-liche Vorge hensweise der Feuerwehr unterstreicht die Notwendig keit, dass die Menschen auch wirklich während der ge setzlich vorgeschriebenen Feuerwi-derstandsdauer sicher aus einem Ge-bäude herauskommen können.

Forschungsarbeiten in Frankreich haben gezeigt, dass 5 % der 13.000 Brände pro Jahr in Industriegebäuden ausbrechen und ein Großbrand Betriebsverluste in Hö he von 2 Millionen € verursachen kann (CIMbéton, 2006 [27]). Die gelagerten Waren in solchen Gebäuden können hochbrennbar sein und in sehr großen Mengen vorliegen. Hierdurch entsteht bei Bränden ein erhebliches Einsturz-risiko, sofern nicht Brandabschnitte wir-kungsvoll zur Auf teilung der Lagerbe-stände und somit zur Eingrenzung der Brandlast eingesetzt werden. Dies sollte

Dieser spektakuläre Brand, der durch einen Kurz-schluss im Dachbereich ausgelöst wurde, breitete sich sehr schnell aus und wütete innerhalb von 10 Minuten be reits auf 2.000 m

2. Die Feuerwehr

brauchte drei Stunden, um ihn unter Kontrolle zu bekommen. Bis dahin war das 9.000 m

2 große Ge-

bäude zur Hälfte ausgebrannt. Die ra send schnel-le Ausbreitung war darauf zurückzuführen, dass sich das brennbare Dämmmaterial im Inneren der an der Gebäudefassade befestigten Sandwich-platten ent zündete. Die Feuerwehr konnte nicht verhindern, dass sich der Brand über die 130 m lange Fassade ausbreitete (ähnlich wie in Bild FB 8.1). Es ist klar, dass eine Untertei lung des Ge-bäudes in Brandabschnitte mittels Betonwän den und die Verwendung von Fassadenplatten aus Beton die Ausbreitung dieses Brandes begrenzt hätten.

Der Brand in dieser Lagerhalle für Bekleidung und Sport ausrüstung, in der zu dem Zeitpunkt 40 Beschäftigte ar beiteten, breitete sich sehr schnell aus. Innerhalb von fünf Minuten stand das gesam-te Gebäude in Flammen, wo bei die brennenden Waren große Hitze und viel Rauch er zeugten. Es gab weder Sprinkler noch Brandabschnitts wände und das Gebäudetragwerk erwies sich bei dem Brand als instabil. So wurde es völlig zerstört, wie in Bild FB 9.1 zu sehen ist. Da der Wind die Flam-men wei tertrug, bedrohten sie auch benachbarte Lagergebäude in 10 m Entfernung, aus denen die Beschäftigten evakuiert werden mussten. Diese anderen Gebäude konnten nur gerettet werden, weil die Feuerwehr eine vorhangartige Wand aus Wasser erzeugte.

Bild FB 8.1: Die Sandwichplatten in Metall-Leichtbauweise versagten bei diesem Brand in einem Schlachthaus in Bordeaux (Frank-reich) im Jänner 1997. Der Brand breitete sich über das gesamte Gebäude und auf angrenzende Gebäude aus. (Quelle: SDIS 33, Fire and Rescue Service, Gironde, Frankreich)

Fallbeispiel 8: Zerstörung eines Schlachthauses, Bordeaux (1997)

Bild FB 9.1: Luftbild der ausgebrannten La-gerhalle nördlich von Rognac in der Nähe von Marseille, das erkennen lässt, wie sich der Brand über das gesamte Gebäude ausbreitete, in dem es keine abschotten den Betonwände gab (Quelle: SDIS 13, Fire and Rescue Service, Bouches du Rhone, Frankreich)

Fallbeispiel 9: Brand in einem Bekleidungslager, Marseille (1996)

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zum Beispiel ein Lagerhallenbesitzer bedenken, der den Schaden an sei nen Beständen im Fall eines Brandes so ge-ring wie mög lich halten will, aber genau weiß, dass die Feuerwehr wohl darauf bestehen wird, den Brand aus sicherer Entfernung – also von außen – zu be-kämpfen.

Für einen solchen Fall bietet Beton eini-ge eindeutige Vor teile:

Je nach Art der Lagerbestände und 1. Größe des Brandabschnitts kann die Brandlast in derartigen Ge bäuden sehr hoch sein. In regelmäßigen Ab-ständen eingesetzte raumabschlie-ßende Innenwände aus Be ton zur Brandabschnittsbegrenzung verrin-gern die Gefahr, dass der Brand sich von einem Raum zum nächs-ten ausbreitet; sie vermindern da-durch die Hö he des entstehenden Schadens. Bei eingeschossigen, lang gestreck-2. ten und nicht un terteilten Gebäuden ist erfahrungsgemäß die Gefahr ei-nes frühen und plötzlichen Dach-einsturzes beson ders hoch. Beton-wände bleiben stabil. Selbst wenn der Dachstuhl einstürzt, knicken und stürzen die Wän de in der Regel nicht ein, wodurch angrenzende Be reiche geschützt werden.

Feuerbeständige Fassaden aus 3. Beton (eingestuft als REI 120) ver-hindern ein Ausbreiten des Bran-des und schützen die Löschkräfte (vgl. Bild 1.2). Durch ihre Hit ze ab-schirmende Wirkung ermöglichen Betonfassa den es den Löschkräf-ten, etwa 50 % näher an ein Feuer heranzukommen. Betonaußenwände verhindern das 4. Übergreifen der Flammen auf an-dere Nutzungseinheiten so wir-kungsvoll, dass die Regelungen in einigen Ländern (z. B. Frankreich) zwischen benachbarten Gebäuden bei Beton einen geringeren Abstand zulassen, als er für andere Wandbau-stoffe vorgeschrieben ist. Ein Betondach ist nichtbrennbar5. , d. h., es hat das Brandverhalten ge-mäß Klasse A1 und es tropfen kei ne geschmolzenen oder brennenden Teil-chen herab.

Diese 7.200 m2 große Lager- und Packhalle für

Blumen (Bild FB 10.1) überstand einen verhee-renden Brand im Juni 2003 weitgehend. Als die zum Binden und Verpa cken verwendeten Ma-terialien Feuer fi ngen, hielten die Wände und die Decke, die starke Hitze und Rauchgase erzeugten, den Flammen gut stand.

Bild FB 10.1: Außenansicht der Blumen-Lagerhalle in Rungis, die sechs Monate nach dem Brand ihren Betrieb wieder aufnahm (Quelle: CIMbéton, Frankreich)

Bild FB 10.2: Das zerstörte Innere der Lagerhalle, das schnell instand gesetzt wurde (Quelle: CIMbéton, Frankreich)

Fallbeispiel 10: Internationaler Blumenmarkt,Rungis, Paris (2003)

Die ätherischen Öle in den Pfl anzen trugen noch zusätzlich zur Brandlast bei. Der durch die Zerstörung von Waren und Einrichtung auf einer Fläche von 1.600 m

2 entstandene Rauch

hatte Aus wirkungen auf den gesamten südli-chen Teil von Paris. Obwohl 100 m

2 des Gebäudes einstürzten,

konnte der Brand auf den Bereich begrenzt werden, in dem er aus gebrochen war. Trotz langwieriger Begutachtungen durch die Ver-sicherung war das Gebäude sechs Monate später instand gesetzt und das Unternehmen konnte den Be trieb wieder aufnehmen.

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Beton und Inge ni-eurmethoden im BrandschutzBeton bietet eingebauten Feuer widerstand, so dass Ei-gentümer von Gebäuden zum Schutz von Leben und Sach-werten nicht auf betrieb liche Maßnahmen angewiesen sind.

Wie Brandschutz-Ingenieurmetho-den funktionieren

Ingenieurmethoden des Brandschutzes (FSE – nach engl.: Fire Safety Enginee-ring) sind eine relativ neue Möglichkeit zur Berechnung von Brandschutzmaß-nahmen, die nicht auf normativen Ta-bellenwerten, sondern auf schutzziel-orientierten, risikogerechten und leis-tungsbezogenen Ver fahren beruhen. Sie kommen in erster Linie bei großen, kom-plexen Bauwerken, wie Flughäfen, Ein-kaufszentren, Messehallen oder Kran-kenhäusern, zur Anwendung. Ziel ist es, damit eine fallbezogene brandschutz-technische Auslegung zu erreichen, wo-bei oft eine Minimierung des erforderli-chen baulichen Brandschutzes, sprich des er forderlichen Feuerwiderstandes der Bauteile, angestrebt wird. Eine all-gemein gültige Defi nition für FSE gibt es nicht, doch ISO defi niert den Begriff als die „Anwendung von Ingenieurverfahren auf Basis wissenschaftlicher Grundla gen zur Entwicklung oder Beurteilung von Planungskon zepten im Bereich des Bau-wesens durch eine Analyse spezifi scher/bestimmter Brandszenarien oder durch eine Quantifi zierung/Bewertung von Brandrisiken für eine ge wisse Anzahl von Brandszenarien“ (ISO/CD [28]).

In den Entwurfs- und Planungsprozes-sen, bei denen Brandschutz-Ingeni-eurmethoden eingesetzt werden, fl ie-ßen zur Berechnung der Brandlast als Bemessungswert für die Bauteile unter anderem nachfolgend aufgeführte Fak-

toren ein. Anhand dieser Brandbelas-tung kann für die einzelnen Bauteile des Tragwerks der brandschutztech nisch er-forderliche Widerstand ermittelt werden, und es kann damit die Wahrscheinlich-keit berechnet werden, ob ein Brand zu einem Tragwerksschaden führen kann. Die Einfl ussfaktoren sind:

Die charakteristische, fl ächenbezo-• gene Brandlast (entsprechende Wer-te stehen in EC1, Teil 1-2 [10]). Die realen Brandbelastungen, die • durch den Abbrand des Gebäudein-halts zu erwarten sind (Abbrandfak-tor). Das Brandrisiko in Abhängigkeit von • der Größe des Brandabschnitts – je größer der Abschnitt, desto hö her das Risiko (Brandabschnittsfaktor). Die Wahrscheinlichkeit für den Aus-• bruch eines Brandes unter Berück-sichtigung der Risiken, die durch die Be wohner oder die Art der Nutzung bestehen (Nutzungs faktor). Belüftungsverhältnisse und Wärme-• frei setzung/-abzug (Lüftungsfaktor).

In die Berechnungsverfahren gehen zu-dem noch sämtliche technischen Maß-nahmen zur Branderkennung bzw. -be-kämpfung im Inneren des Gebäudes ein. Hiermit erhält man einen weiteren Kom-plex an Faktoren, die die Berechnung der Brandbelastung beeinfl ussen. Dazu gehören u. a.:

automatische Branderkennung, z. B. • Brandmelder, Rauchmelder, automa-tische Alarmierung der Feuer wehr automatische Brandeindämmung, • z. B. Sprinkler/Löschsysteme, Ver-fügbarkeit eines unabhängigen Was-servorrats personengebundene Brandbekämp-• fungsarten, z. B. Werkfeuerwehr, Frist für den Einsatz einer nicht im Werk stationierten Werkfeuerwehr oder ei-ner örtlichen Feuerwehr.

Brandschutz-Ingenieurmethoden in der Praxis

Für die Verfahren der Brandschutz-Ingenieurmethoden (FSE) gibt es keine allgemein gebräuchlichen Regeln. An-wenderfreundliche Software befi ndet sich noch im Ent wicklungsstadium und zwischen den verschiedenen An sätzen, den Erfahrungen und dem Grad der Ak-zeptanz bei Behörden bestehen erheb-liche Unterschiede. Bei der An wendung von FSE sind ein sorgfältiges Vorge-hen durch sachkundige Fachleute und eine sachgerechte Bewer tung der zu treffenden Annahmen unerlässlich. Be-züglich der Gültigkeit und Genauigkeit der auf Wahrscheinlichkeits annahmen basierenden Berechnungsgrundlagen werden zum Teil ernsthafte Bedenken vorgebracht. Kritiker bean standen, dass eine fehlerhafte FSE-Berechnung katas-trophale Auswirkungen haben kann. Andere befürchten, dass unerfahrenes, unsachgemäßes Vorgehen bei der An-wendung von FSE zu unzutreffenden Einschätzungen bzw. Bewertungen bei den Berechnungen und damit zu fal-schen Ergebnissen bei den Anforderun-gen führen kann. Zumindest bei folgen-den Aspekten können sich starke Abwei-chungen bei den Parametern ergeben, die als An nahmen in die Berechnungen eingehen:

Erfolgsquoten der Feuerwehr• : Hier wird von Durch schnittswerten ausgegangen, die jedoch eindeutig nicht für alle Gebäude gelten; die Leistungsunter schiede bei den Weh-ren sind erheblich. Menschliches Verhalten• : Es werden Annahmen zum Verhalten von Men-schen in Krisensituationen getrof fen. Doch das reale Verhalten von Men-schenmengen sowie die Art und Wei-se zu fl iehen, z. B. bei Panik, können sich deutlich von den generellen An-nahmen unterschieden.Zuverlässigkeit von Sprinkleranla-• gen: Die angegebenen Durchschnitts-werte sind nicht aussagekräftig. Denn es gibt eine Vielzahl verschiedener

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Typen, die aber im Prinzip bei jeder Art von Gebäuden eingesetzt werden können und nicht immer die für den Einzelfall erforderliche Wirksamkeit besitzen. Brandstiftung oder vorsätzliche • Brände: Brände, die aus kriminellen Absichten gelegt werden, lösen mög-licherweise besondere Brandabläufe aus, die nicht ausreichend berück-sichtigt werden. Bestimmte Gebäude und Standorte sind naturgemäß anfäl-liger für kriminelle Handlungen.

• Einige Statistiken über die Leistung von Sprinkleranlagen deuten auf geringe Zu-verlässigkeit hin. Febelcem (2007 [13]) und PCI (2005 [29]) berichten über Er-kenntnisse aus den USA, denen zufolge die „National Fire Protection Association“ ein Versagen von Sprinkleranlagen in 20 % von Krankenhaus-/Bürobränden, in 17 % von Hotelbränden, in 13 % von Wohnungsbränden und in 26 % von Brän-den in öffentlichen Gebäuden festgestellt hat. Daraus ergibt sich landesweit eine durchschnittliche Ausfallquote von 16 % (Zahlen von 2001). Die in derselben Ver-öffentlichung genannten Zahlen aus Eu-ropa ergeben ein positiveres Bild. Eine Untersuchung der Sprinklerfunktionsquo-te nach Risikoklassen ergab Folgendes:

Büros (geringes Risiko) • Funktionsquote 97,4 %Betriebe (mittleres Risiko) • Funktionsquote 97,2 %Holzindustrie (hohes Risiko) • Funktionsquote 90,8 %

Andere Quellen erklären die Ausfäl-le durch menschliche Eingriffe an den Sprinklerköpfen (Überstreichen mit Far-be, Abdecken durch herabhängende Ge-genstände, zu hohe Stapelhöhen etc.). Allerdings kann die Leistung von Sprink-leranlagen auch durch ein systembe-dingtes Problem beeinträchtigt werden, das sich durch eine Wechselwirkung zwischen Entrauchungs- und Sprinkler-anlagen ergibt. In mehreren Studien wur-de herausgefunden, dass Wasser aus Sprinklern die Rauchgasschicht abkühlt

und so ihren Auftrieb deutlich vermindert. Der Rauch steigt folglich nicht auf, was die Sicht bei der Evakuierung erheblich beeinträchtigen kann (Heselden, 1984 [30]; Hinkley und Illingworth, 1990 [31]; Hinkley et al., 1992 [32]). Allerdings kann es im Gegensatz dazu auch passieren, dass das Wasser aus den Sprinklern zur Feuereindämmung nicht genügend wirk-sam bis zum Brandherd herabregnen kann, weil durch den automatisch aus-gelösten mechanischen Rauchabzug die Aufwärtsbewegung der Rauchgasschicht erheblich verstärkt wird.Das bei der FSE angewandte Entwurfs-konzept geht davon aus, dass durch die Einbeziehung der diversen technischen Brandbekämpfungsmaßnahmen die Wahr scheinlichkeit für einen brandbe-dingten Tragwerksschaden sinkt. Die bei

FSE übliche Kombinationsmöglichkeit dieser Maßnahmen hat jedoch einen Multiplikationseffekt, wodurch die anzu-nehmende spezifi sche Brandbelastung in dem Gebäude weit heruntergerech-net werden kann. Durch solche Rech-nungen lässt sich der für ein Gebäude erforderliche bauliche Brandschutz deut-lich reduzieren. Als Folge davon können sich Baustoffe, die bei einem Brand un-geschützt nicht sehr leistungsfähig sind und für einen höheren Feuerwiderstand praktisch auf technische Maßnahmen für die Brandbekämpfung angewiesen sind, durchaus als akzeptable Option für die Gebäudekonstruktion „empfehlen“. Damit aber hängt der Brandschutz für das Bauwerk in wesentlichem Maße von der Funktionssicherheit der technischen Brandschutzeinrichtungen ab.

Bild 6.1: Stark verformter Kopf einer Stahlstütze nach einem Brandversuch(Quelle: Building Research Establishment, GB)

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Konkret bedeutet dieses Prinzip im Wesentlichen, dass bei Brandschutz-Ingenieurmethoden (FSE) das Feuerwi-derstandsvermögen einer Konstruktion dadurch erreicht wird, dass z. B. die Feuerlöschkonzeption und die bei der Konstruktion eingesetzten Schutzmaß-nahmen integraler Bestandteil einer rechnerischen brandschutztechnischen Bemessung werden. Dennoch kann FSE ein Gebäude, seine Bewohner und seinen Inhalt möglicherweise nicht ge-nügend schützen. Die Gründe für diese skeptische Einschätzung illustrieren eini-ge Beispiele in Tabelle 6.2.

Trifft ein solches Versagen ein, so besitzt die Konstruktion genau die Feuerwider-standsfähigkeit, die sie üblicherwei se

Tabelle 6.2: Warum FSE-Strategien eventuell nicht aufgehen

Das automatische Feuerlöschsystem ist eventuell nicht wirksam – weil es ausfällt oder – weil es für den Brand nicht angemessen ist.

Die technischen Brandschutz-Einrichtungen funktionieren eventuell nicht – weil sie ausfallen – weil sie veraltet sind – weil sie in schlechten Zustand geraten sind oder – weil sie für den auftretenden Brand unzureichend ausgelegt sind.

aufgrund des Brandverhaltens der ver-wendeten Bau stoffe hat – sei es nun Beton, Holz, Mauerwerk oder Stahl. In einem solchen Fall wäre die FSE-Strate-gie sofort hin fällig, weil die Tragfähigkeit von ungeschützten Bauteilen aus Stahl und Holz nicht über längere Zeit erhalten bleibt, sobald die automatischen/techni-schen Brandschutzsys teme nicht mehr voll funktionieren.

Im Normalfall ist Beton der einzige Bau-stoff, der ohne technische Maßnahmen dauerhaften Brandschutz schaf fen kann. Er stellt eine passive Art des vorbeugen-den Brandschutzes dar, die zuverlässig greift – unabhängig von betrieblichen und/oder technischen Maßnahmen. Bei der Anwendung von Brandschutz-

Ingenieurmetho den wird oft die Bedeu-tung bewährter und wartungsfreier bau-licher Maßnahmen, wie etwa die Konst-ruktion in Be tonbauweise, unterschätzt. Dies kann zu einer übermäßig großen, ja tragischen Abhängigkeit von nur bedingt zu verlässigen aktiven Systemen füh-ren, wodurch eben Men schenleben und Sachwerte in Gefahr geraten können.

Bei Beton greifen die Maßnahmen für die Brandsicherheit häufi g auch dann noch, wenn die Art der Nutzung sich ge-ändert hat, da Beton materialbedingt in hohem Ma ße feuerwiderstandsfähig ist. Wenn der Schutz über FSE geschaffen wurde, so greift er nur, wenn sich die Art der Nutzung nicht ändert. Denn bei der Festlegung von FSE-Maßnahmen geht auch die Art der Nutzung des Gebäu des in die Bewertung ein. Ergeben sich Än-derungen, bei spielsweise im Hinblick auf die Höhe und Verteilung der Brandlast, so reicht der Schutz durch z. B. Sprinkler oder Brandschutzbeschichtungen mögli-cherweise nicht mehr aus. Sofern über-haupt machbar, ist ein brandschutztech-nisches Nachrüsten unbedingt erforder-lich, wodurch zum Teil erhebliche Kosten entstehen.

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Bild 7.1: Die Mehrwert-Vorteile von Beton (Quelle: Neck, 1999 [2])

Last

Kälte und Hitze Wärmedämmung

Wärmeschutz Wärmespeicherung

Lärm Schalldämmung

Schallschutz Lärmabsorption

Feuer Nichtbrennbarkeit

Brandschutz Feuerwiderstand Brandabschottung

Tragfähigkeit

Die Mehrwert-Vorteile von BetonBeton bietet noch mehr als umfassenden Brandschutz.

Die hervorragenden und bewährten Feuerwiderstandsei genschaften von Beton schützen im Brandfall Menschen-leben, Sachwerte und Umwelt. Beton erfüllt wirksam alle in der europäischen Gesetzgebung festgelegten brand-schutztechnischen Schutzziele und kommt so den Nut zern eines Gebäudes, den Eigentümern, Unternehmern und Bewohnern bis hin zu Versicherungen, Aufsichtsbe hörden und Löschkräften zu-

gute. Ganz gleich, ob Beton in Wohn-gebäuden, Gewerbegebäuden, Indus-triebauten oder Tunneln zum Einsatz kommt, Beton kann so be messen und ausgelegt werden, dass er selbst un-ter ex tremen Brandbedingungen be-stehen bleibt.

Beton hat aber nicht nur beson-ders gute Feuer wider stands eigen-schaften, sondern bietet darü ber hi naus Wärme- und Schalldämmung

Durch die Verbindung dieser drei Leis-tungsmerkmale können Planer die größt-möglichen Vorteile verwirk lichen. Der Einbau einer Betontrennwand zwischen benachbarten Brandabschnitten sorgt

für den erfor derlichen Brandschutz, trägt jedoch zusätzlich durch die thermisch wirksame Masse auch zum Tempera-turausgleich bei und schottet die Räume akustisch voneinander ab (Bild 7.1). Für all dies braucht man nur einen Baustoff und keine betriebliche und/oder techni-sche Schutzmaßnahmen sowie keinen Ein bau zusätzlicher Isolierschichten oder Bekleidungen. Deshalb fallen auch keine turnusmäßigen Wartungs- oder Instand-setzungsarbeiten an. Beton bietet somit in dieser Hinsicht eindeutig einen lang-fristigen wirt schaftlichen Vorteil – und was noch wichtiger ist, er bietet den Vor-teil eines zuverlässigen und Sicherheit bringenden Langzeit-Brandschutzes!

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GlossarBrandbekämpfungsabschnitt Unter einem Brandbekämpfungsab-schnitt wird jeder für den Brandfall be-messene, von anderen Gebäudeberei-chen brandschutztechnisch abgetrennte Bereich verstan den. Die Abtrennung/Ab-schottung wird durch entspre chend feu-erwiderstandsfähig ausgeführte Wände und Decken hergestellt.

Brandlast Die Wärmemenge, die bei der vollstän-digen Verbrennung aller brennbaren Stoffe in einem bestimmten Bereich frei werden kann. Dies gilt einschließlich der Bekleidungen al ler angrenzenden Bau-teiloberfl ächen.

Durchwärmungswiderstand Fähigkeit eines Baustoffs, das Eindrin-gen der im Brandfall freigesetzten Wär-memenge in einen Bauteilquerschnitt zu verzögern. Das heißt, dass beispielswei-se die inneren Bereiche eines Betonbau-teils durch die an der Bauteil oberfl äche herrschenden Temperaturen nur deutlich zeit verzögert aufgeheizt werden.

Einheitstemperaturzeitkurve (ETK) Genormte zeitabhängige Temperatur-Zeit-Kurve auf der Basis des Abbrands von Holz für die Feuerwiderstands-prüfung von Bauteilen (Normbrand). Die Einheitstempera turzeitkurve (ETK) wird auch ISO-Kurve genannt.

Feuerwiderstandsdauer Defi nierte Zeitdauer in einer genorm-ten Feuerwiderstands prüfung, während der ein Bauteil die Fähigkeit besitzt, die geforderte Standfestigkeit und/oder die raumabschlie ßende Wirkung (Raumab-schluss) und/oder die Wärme dämmung bzw. Hitzeabschirmung zu erfüllen

Flash-over Eintritt in eine Brandphase (Vollbrand) während eines Brandablaufs, in der sich schlagartig die gesamten Ober fl ächen aller brennbaren Materialien in einem geschlos senen Raum entzünden und in der Folge am Brand be teiligen

Hitzeabschirmung Fähigkeit eines raumabschließenden Bauteils, während einer genormten Prü-fung auf Feuerwiderstandsfähigkeit den Wärmedurchgang zu beschränken. Auf der den Flam men abgekehrten Seite des Bauteils darf die Temperatur im Mit-tel nicht um mehr als 140 K und an kei-ner einzelnen Stelle um mehr als 180 K ansteigen.

Hydrocarbonkurve Temperatur-Zeit-Kurve auf der Basis des Abbrands von Kohlenwasserstoffen. Dadurch ergeben sich eine schnel lere Aufheizung und höhere Maximaltem-peraturen als bei der ETK. Die Hydro-carbonkurve wird für die labormäßige thermische Beanspruchung bei der

Feuerwiderstandsprü fung von Bauteilen für spezielle Einsatzbereiche, wie z. B. für Ölbohrplattformen, angewendet. Eine verschärfte Ver sion wird bei der Feuer-widerstandsprüfung von Bauteilen für Tunnel eingesetzt.

Normbrand Eine im Labor unter bestimmten ge-normten Bedingungen erzeugte thermi-sche Beanspruchung von Bauteilen zur Prüfung des Feuerwiderstands. Die Auf-heizung erfolgt dabei nach der Einheits-temperaturzeitkurve (ETK).

Raumabschluss Fähigkeit eines raumabschließenden Bauteils, während einer defi nierten Zeitdauer unter einer genormten Feuer-beanspruchung von einer Seite den Durchgang von Flam men und heißen Gasen oder das Auftreten von Flammen auf der nicht beanspruchten Seite zu verhindern

Temperatursteigerungsrate Pro Zeiteinheit berechneter Anteil des Temperaturanstiegs innerhalb eines Bauteilquerschnitts während einer Brand beanspruchung

Vollbrand Brandphase, in der sich sämtliche in einem Raum vorhan denen brennbaren Stoffe am Brand beteiligen

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Titelbild; Quelle: Rastra Corporation, USA

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© Englische Originalausgabe

European Concrete Platform ASBL, April 2007

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Grafi k der österreichischen Ausgabe:

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