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Umwelt-Biotechnologie / Ecoinforma '94 Tagungsberichte Tagungsberichte Umwelt - Biotechnologie 02./03. März 1994 in Bochum Mit dem Symposium Umwelt - Biotechnologie (ca. 200 Teilnehmer) konzentrierte sich die Fachsektion Freiberuflicher biologen (FFB) im Verband Deutscher Biologen auf die Aspekte der biologischen Sanie- rung, Aufarbeitung und Reinigung von Boden und Wasser. Zudem wurden biologische Prüfverfahren zur Umweltüberwachung und Qua- litätskontrolle behandelt. Exemplarisch werden hier zwei Vorträge des Symposiums vorgestellt: 1. Perspektiven der biologischen Elimination von Trinitrotoluol (TNT) und kongeren Verbindungen (Prof. Dr. H.-J. KNACKMUSS, Univer- sität Stuttgart und Fraunhofer- Institut für Grenzflächen und Bio- verfahrenstechnik) TNT kann beim Abbau im Boden vollständig reduziert werden. Da- bei entstehen bei aerober oder mikroaerober Prozeßführung z.B. in Mieten oder Kompostbeeten teilweise reduzierte Nitrotoluole und Azo- xyverbindungen, die als Metaboliten vom Boden extrahiert werden können. Unter strikt anaeroben Bedingungen entsteht Triaminoto- luol (TAT), das irreversibel an die Bodenmatrix bindet. Derzeit wird an zwei Verfahrensweisen zur biologischen Sanierung von TNT- belasteten Böden gearbeitet: Das Verfahren I konzentriert sich auf die Desorption von TNT von der Bodenmatrix mit einer an- schließenden Anaerob /Aerob- Behandlung des belasteten Fluids. Bei dem Verfahren II wird eine Boden - Wasser -Suspension behandelt, bei der eine Festlegung von TAT und dessen Humifizierungsprodukte an die Bodenmatrix stattfindet. 2. Untersuchungen von Möglichkeiten zur gezielten Simulation der biogenen Mineralisierung und Humifizierung von PAK in Böden (Dr. B. MAriRO, TU Hamburg /Harburg) Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen bei fast allen Verbrennungsvorgängen. Besonders in Kokereien und Gaswer- ken sowie beim Umgang mit Teer, Pech und Asphalt entstanden be- lastete Schlämme, die häufig nicht sachgemäß entsorgt wurden. Nach Dr. MAI-iRO ist neben der Mineralisierung insbesondere mit der Bil- dung gebundener Rückstände, als ein wesentlicher Teil des biogenen Verschwindens von PAK, zu rechnen. Eine biologische Sanierung PAK- kontaminierter Böden basiert demnach nicht allein auf einer direk- ten und vollständigen Mineralisierung der Schadstoffe. Ein großer Teil des toxischen Potentials wird in die Bodenmatrix eingebunden. Die- sen Prozeß können die Mikroorganismen wiederum aktiv fördern. Das Verschwinden von PAK im Boden kann durch biologische Zu- schlagsstoffe, z.B. Kompost, deutlich gesteigert werden. Der Vorgang der biogenen Humifizierung könnte für biotechnische Sanierungsver- fahren gezielt genutzt werden. Organisationsleitung: Dipl.-Biol. Walter W. Froese Stellv. Vorsitzender VDBio1 NRW AF Umwelt -Consult GmbH Paddenbett 6 D-44803 Bochum Tel. 02 34/30 06 33 Fax 02 34/30 06 34 ECOINFROMA '94 — 3. Fachtagung und Ausstellung über Umweltinformation und Umweltkommunikation O5. bis 09. September 1994 Technische Universität Wien Die Technische Universität Wie war vom S. bis 9. September 1994 der Schauplatz der ECOINFORMA '94. Diese bedeutende interna- tionale Fachtagung und Ausstellung für Umweltinformation und Um- weltkommunikation wurde bisher zweimal (1989 und 1992) an der Universität Bayreuth abgehalten. Heuer wurde sie vom Lehrstuhl für Ökologische Chemie und Geochemie der Universität Bayreuth gemein- sam mit der Gesellschaft Österreichischer Chemiker und dem Um- weltbundesamt Wien veranstaltet. Damit wird die 1993 im Rahmen des 13. internationalen Dioxinsymposiums begonnene Zusammen- arbeit mit einem weiteren wichtigen Umweltkongreß fortgeführt. An der ECOINFORMA '94 nahmen etwa 550 Personen aus den Be- reichen der Wissenschaft und Industrie sowie Vertreter von Behör- den, Umweltberatungsunternehmen, Umweltorganisationen und Me- dien teil. Die Kernthemenbereiche des alle zwei Jahre stattfindenden Kongres- ses sind Umweltinformation und Umweltkommunikation als Voraus -setzung für die Umsetzung von Umweltschutzzielen. In Form von Vor- trägen und Posterpräsentationen in einer Reihe von Workshops und Symposien wird auf der ECOINFORMA die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung umweltrelevanter Daten thematisiert. Weitere Schwer- punkte betrafen in diesem Jahr die Erfassung des Zustands der Um- welt mit Hilfe von Organismen (Bioindikatikon), Bodenkontamina- tion, Bodensanierung und Bodenkataster. Umweltkommunikation als Voraussetzung für die Zugänglichkeit von Umweltdaten für Industrie, politische Entscheidungsträger, Medien und Öffentlichkeit stellten ei- nen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung dar. Neueren Ansät- zen im Umweltschutz, wie Produktlinienanalysen, Ökobilanzen und Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), wurde auf der ECOINFORMA '94 große Beachtung geschenkt, sowohl auf der naturwissenschaftlich - technischen, aber auch auf der legistischen und gesellschaftspolitischen Ebene. Weitere Themen waren: Abfallwirtschaft, Flüchtige Organische Luft- schadstoffe, Karzinogenese durch Umweltchemikalien, Polymere und Umwelt, Gefährdungsabschätzung von Altlasten, Labormanagement, Umwelttoxikologie sowie Umweltaspekte der Textilindustrie. Die in Form von Vorträgen und Postern präsentierten Beiträge sind in fünf Tagungsbänden zusammengefaßt. Sie können über das Um- weltbundesamt Wien bezogen werden. Veranstalter: Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Ökologische Chemie und Geochemie Gesellschaft Österreichischer Chemiker Umweltbundesamt Wien In UWSF 5/94 (Oktoberausgabe) berichten wir über einige spezielle Work- shops, u. a. zu den Themen „Produktlinieanalyse/Ökobilanzen'`, „Umweltma- nagementsysteme", ,.Ausbildungsintegrierter Umweltschutz in chemischen La- boratori en und Studiengängen ". Anm. d. Red. 238 UWSF — Z. Umweltchem. Ökotox. 6 (4) 238 (1994) © ecomed verlagsgesellschaft AG & Co.KG Landsberg

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Umwelt-Biotechnologie / Ecoinforma '94

Tagungsberichte

Tagungsberichte

Umwelt-Biotechnologie

02./03. März 1994 in Bochum

Mit dem Symposium Umwelt-Biotechnologie (ca. 200 Teilnehmer)konzentrierte sich die Fachsektion Freiberuflicher biologen (FFB) imVerband Deutscher Biologen auf die Aspekte der biologischen Sanie-rung, Aufarbeitung und Reinigung von Boden und Wasser. Zudemwurden biologische Prüfverfahren zur Umweltüberwachung und Qua-litätskontrolle behandelt.

Exemplarisch werden hier zwei Vorträge des Symposiums vorgestellt:

1. Perspektiven der biologischen Elimination von Trinitrotoluol (TNT)und kongeren Verbindungen (Prof. Dr. H.-J. KNACKMUSS, Univer-sität Stuttgart und Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Bio-verfahrenstechnik)

TNT kann beim Abbau im Boden vollständig reduziert werden. Da-bei entstehen bei aerober oder mikroaerober Prozeßführung z.B. inMieten oder Kompostbeeten teilweise reduzierte Nitrotoluole und Azo-xyverbindungen, die als Metaboliten vom Boden extrahiert werdenkönnen. Unter strikt anaeroben Bedingungen entsteht Triaminoto-luol (TAT), das irreversibel an die Bodenmatrix bindet.

Derzeit wird an zwei Verfahrensweisen zur biologischen Sanierungvon TNT-belasteten Böden gearbeitet: Das Verfahren I konzentriertsich auf die Desorption von TNT von der Bodenmatrix mit einer an-schließenden Anaerob /Aerob-Behandlung des belasteten Fluids. Beidem Verfahren II wird eine Boden-Wasser-Suspension behandelt, beider eine Festlegung von TAT und dessen Humifizierungsprodukte andie Bodenmatrix stattfindet.

2. Untersuchungen von Möglichkeiten zur gezielten Simulation derbiogenen Mineralisierung und Humifizierung von PAK in Böden(Dr. B. MAriRO, TU Hamburg /Harburg)

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen bei fastallen Verbrennungsvorgängen. Besonders in Kokereien und Gaswer-ken sowie beim Umgang mit Teer, Pech und Asphalt entstanden be-lastete Schlämme, die häufig nicht sachgemäß entsorgt wurden. NachDr. MAI-iRO ist neben der Mineralisierung insbesondere mit der Bil-dung gebundener Rückstände, als ein wesentlicher Teil des biogenenVerschwindens von PAK, zu rechnen. Eine biologische Sanierung PAK-kontaminierter Böden basiert demnach nicht allein auf einer direk-ten und vollständigen Mineralisierung der Schadstoffe. Ein großer Teildes toxischen Potentials wird in die Bodenmatrix eingebunden. Die-sen Prozeß können die Mikroorganismen wiederum aktiv fördern.Das Verschwinden von PAK im Boden kann durch biologische Zu-schlagsstoffe, z.B. Kompost, deutlich gesteigert werden. Der Vorgangder biogenen Humifizierung könnte für biotechnische Sanierungsver-fahren gezielt genutzt werden.

Organisationsleitung:

Dipl.-Biol. Walter W. FroeseStellv. Vorsitzender VDBio1 NRW

AF Umwelt-Consult GmbHPaddenbett 6

D-44803 BochumTel. 02 34/30 06 33Fax 02 34/30 06 34

ECOINFROMA '94

— 3. Fachtagung und Ausstellung überUmweltinformation und Umweltkommunikation

O5. bis 09. September 1994Technische Universität Wien

Die Technische Universität Wie war vom S. bis 9. September 1994der Schauplatz der ECOINFORMA '94. Diese bedeutende interna-tionale Fachtagung und Ausstellung für Umweltinformation und Um-weltkommunikation wurde bisher zweimal (1989 und 1992) an derUniversität Bayreuth abgehalten. Heuer wurde sie vom Lehrstuhl fürÖkologische Chemie und Geochemie der Universität Bayreuth gemein-sam mit der Gesellschaft Österreichischer Chemiker und dem Um-weltbundesamt Wien veranstaltet. Damit wird die 1993 im Rahmendes 13. internationalen Dioxinsymposiums begonnene Zusammen-arbeit mit einem weiteren wichtigen Umweltkongreß fortgeführt.

An der ECOINFORMA '94 nahmen etwa 550 Personen aus den Be-reichen der Wissenschaft und Industrie sowie Vertreter von Behör-den, Umweltberatungsunternehmen, Umweltorganisationen und Me-dien teil.

Die Kernthemenbereiche des alle zwei Jahre stattfindenden Kongres-ses sind Umweltinformation und Umweltkommunikation als Voraus

-setzung für die Umsetzung von Umweltschutzzielen. In Form von Vor-trägen und Posterpräsentationen in einer Reihe von Workshops undSymposien wird auf der ECOINFORMA die Erhebung, Verarbeitungund Nutzung umweltrelevanter Daten thematisiert. Weitere Schwer-punkte betrafen in diesem Jahr die Erfassung des Zustands der Um-welt mit Hilfe von Organismen (Bioindikatikon), Bodenkontamina-tion, Bodensanierung und Bodenkataster. Umweltkommunikation alsVoraussetzung für die Zugänglichkeit von Umweltdaten für Industrie,politische Entscheidungsträger, Medien und Öffentlichkeit stellten ei-nen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung dar. Neueren Ansät-zen im Umweltschutz, wie Produktlinienanalysen, Ökobilanzen undUmweltverträglichkeitsprüfung (UVP), wurde auf der ECOINFORMA'94 große Beachtung geschenkt, sowohl auf der naturwissenschaftlich -technischen, aber auch auf der legistischen und gesellschaftspolitischenEbene.

Weitere Themen waren: Abfallwirtschaft, Flüchtige Organische Luft-schadstoffe, Karzinogenese durch Umweltchemikalien, Polymere undUmwelt, Gefährdungsabschätzung von Altlasten, Labormanagement,Umwelttoxikologie sowie Umweltaspekte der Textilindustrie.

Die in Form von Vorträgen und Postern präsentierten Beiträge sindin fünf Tagungsbänden zusammengefaßt. Sie können über das Um-weltbundesamt Wien bezogen werden.

Veranstalter:

Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Ökologische Chemieund Geochemie

Gesellschaft Österreichischer ChemikerUmweltbundesamt Wien

In UWSF 5/94 (Oktoberausgabe) berichten wir über einige spezielle Work-shops, u. a. zu den Themen „Produktlinieanalyse/Ökobilanzen'`, „Umweltma-nagementsysteme", ,.Ausbildungsintegrierter Umweltschutz in chemischen La-boratorien und Studiengängen ". Anm. d. Red.

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UWSF — Z. Umweltchem. Ökotox. 6 (4) 238 (1994)© ecomed verlagsgesellschaft AG & Co.KG Landsberg