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Umweltcontrolling in produzierenden Unternehmen Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt INTUS

Umweltcontrolling in produzierenden Unternehmen · zum Erfolg 20 Weitere Informationen und Ansprechpartner 22. Forschungsprojekt INTUS 4 Grußwort Seit Firmengründer Otto Schott

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Page 1: Umweltcontrolling in produzierenden Unternehmen · zum Erfolg 20 Weitere Informationen und Ansprechpartner 22. Forschungsprojekt INTUS 4 Grußwort Seit Firmengründer Otto Schott

Umweltcontrolling inproduzierenden Unternehmen

Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt INTUS

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Impressum

Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dieter SpathInstitut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT, Universität StuttgartNobelstraße 1270569 Stuttgart

Claus LangInstitut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT, Universität StuttgartNobelstraße 1270569 Stuttgart

Thomas LoewInstitut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH (IÖW)Potsdamer Straße 10510785 Berlin

Autoren:Severin BeuckerAlexander HärtyDaniel HeubachHans-Joachim JungMichael KeilClaus LangThomas LoewJörg MannhardtChristian ReckziegelMichael Steinfeldt

Redaktion:Claus LangDaniel Heubach

Copyright: Liegt bei den Herausgebern und den Autoren der einzelnen Beiträge

Erscheinungsjahr: 2003

Layout: Fraunhofer IAO, Grafik

Druck: Reinhardt und Reichenecker GmbHMedienpartner, Riederich

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Inhalt

Grußwort 4

Vorwort 5

Informationen:Die richtige Menge zur richtigen Zeit effizient bereitgestellt 6

Anwenderbeispiele 8

Glasklare Sache: Umweltkennzahlennutzerspezifisch und transparent darstellenin der Glasindustrie 8

ÖkoSchlüssel zum Erfolg:Verbrauchsmengen umweltbezogen analysieren in der Automobilindustrie 10

Wasser Wasser:Stoffströme in den Griff bekommen in der Mineralwasser-Branche 12

Baumstark: Die wertvolle Ressource Holz in der Möbelbranche 14

Die Methode 16

Wissen, was man macht:Instrumente für das Umweltmanagement 16

Softwareeinsatz im Umweltcontrolling:Aus alt mach’ neu? 18

Durch richtiges Vorgehen zum Erfolg 20

Weitere Informationen undAnsprechpartner 22

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Forschungsprojekt INTUS 4

Grußwort

Seit Firmengründer Otto Schott die Grund-lagen für die moderne Spezialglasindustrieschuf, sind anwendungsbezogeneForschung und Technologieentwicklungeine wichtige Voraussetzung für denUnternehmenserfolg des SCHOTTKonzerns. Dabei sind die Sicherheit derMenschen und der Schutz der Umwelthochrangige Ziele für uns.

SCHOTT hat branchenprägende Impulse imUmweltschutz gegeben. So wurde derStickoxidausstoß seit 1990 um zirka 75Prozent reduziert. Zur Beheizung derSchmelzwannen werden umweltverträg-liche Methoden bevorzugt, und derspezifische Energieverbrauch pro TonneGlas konnte in den letzten Jahren um mehr als ein Viertel gesenkt werden.Schließlich wurde ein Verfahren entwickelt,um mit Spezialglas aus gebrauchtenFernsehgeräten und Computermonitorenneue Fernsehbildschirme und -trichterherzustellen.

Aber auch die organisatorischeVerankerung des betrieblichen Umwelt-schutz stellt eine wichtigen Säule derUmweltaktivitäten des SCHOTT Konzernsdar. Durch die weltweite Einführung desintegrierten Managementsystems

Sicherheit und Umwelt (IMSU) werdenUmweltaspekte in die täglichenArbeitsabläufe der Mitarbeiter integriert.

Zur Unterstützung des integriertenManagementsystems haben wir imRahmen des Forschungsprojekts INTUSerfolgreich ein Umweltkennzahlensystemeingeführt und in das bestehende ERP-System integriert. Damit können wirunsere Umweltleistung kontinuierlichverbessern und einen weiteren Beitrag zumnachhaltigen Wirtschaften leisten.

Im Rahmen des Forschungsprojekts habenwir von der engen Zusammenarbeitzwischen den beteiligten Forschungs-instituten und den Pilotunternehmenprofitiert und konnten Ergebnisse direkt indie Praxis umsetzen.

Ich hoffe, dass unsere Ergebnisse auch fürIhr Unternehmen interessant sind und Sievon unseren in dieser Broschürevorgestellten Erfahrungen profitierenkönnen.

Dr. Helmut Tietze,Leiter Servicebereich Standortdienste SCHOTT Glas, Mainz und IMSU-Beauftragter der SCHOTT Gruppe

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Forschungsprojekt INTUS 5

Neben dem klassischen Wettbewerb amMarkt sehen sich Unternehmen vermehrtAnsprüchen ausgesetzt, die den ver-antwortungsbewussten Umgang mit dennatürlichen Lebensgrundlagen fordern.Unternehmen sind deshalb in ihrer täglichenArbeit herausgefordert, die ökonomischeLeistungsfähigkeit zu verbessern und gleich-zeitig die unterschiedlichen ökologischenAnsprüche zu befriedigen.

Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet dasbetriebliche Umweltmanagement, das viele Firmen bereits als festes Teilelementder Unternehmensführung etabliert haben.Umweltpolitische Entwicklungen und wirt-schaftliche Trends treffen Unternehmendadurch nicht unvorbereitet. Auf neueRegulierungen wie z. B. die Lösemittelver-ordnung (VOC-Verordnung) oder den CO2-Emissionshandel können die Verant-wortlichen so frühzeitig reagieren. Damit dies in der täglichen Arbeit im Unter-nehmen gelingt, müssen leistungsfähigeControlling-Instrumente eingesetzt werden,die auch den Fortschritt und Erfolg durch-geführter Maßnahmen messen. DieseInstrumente müssen auf das Unternehmenangepasst sein und führen nur dann zum Ziel, wenn sie die Umweltwirkungenim Unternehmen klar darstellen und so

die direkte Verbindung zwischen Ursacheund Wirkung herstellen. Dabei muss ihr Einsatz immer einer Aufwand-Nutzen-Betrachtung unterzogen werden.

Die Basis dafür ist ein funktionierendesUmweltmanagementsystem. Diesesverankert den betrieblichen Umweltschutzorganisatorisch im Unternehmen und regelt die Verantwortlichkeiten und Abläufe.Darüber hinaus kann es zum Motor fürKosteneinsparungen werden und Innova-tionen im Unternehmen anstoßen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts INTUSwurden – in Zusammenarbeit zwischenForschungsinstituten und vier Pilotunter-nehmen – Lösungsansätze für nach-haltiges Wirtschaften umgesetzt. Dabeiverfolgte das Forschungsprojekt vor allem das Ziel, die Anwendung von Instru-menten des Umweltcontrolling durchinformationstechnische Unterstützungvereinfachen. Dazu wurden neue Konzepte erarbeitet und umgesetzt, diewir in dieser Broschüre vorstellen.

Wir würden uns freuen, wenn dieseLösungskonzepte Sie für Ihre Arbeiten anregen und Sie so von unserenErfahrungen profitieren können.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath,Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT, Universität Stuttgart

Claus Lang,Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT, Universität Stuttgart

Thomas Loew,Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH (IÖW), Berlin

Vorwort

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Forschungsprojekt INTUS 6

Informationen:Die richtige Menge zur richtigen Zeit effizient bereitgestellt

Dem Umweltcontrolling steht heute eineVielzahl an Instrumenten zur Auswahl. Zuden wichtigsten zählen Produktökobilanzen,die betriebliche Umweltbilanz, Umwelt-kennzahlen, verschiedene Ansätze der Um-weltkostenrechnung und schließlich auchzahlreiche ökologische Bewertungsver-fahren. Die anfangs recht unterschiedlichenAnsätze der Produktökobilanzierungwurden inzwischen vereinheitlicht und diebewährte Vorgehensweise ist in vier ISO Normen 14040ff beschrieben. Heuteist bekannt, wann, wie und mit welcherSoftwareunterstützung das Instrumentariumangewendet werden kann.

Ein anderes Bild zeigte sich bislang bei denInstrumenten Umweltbilanz, Umweltkenn-zahlen und der Flusskostenrechnung (einemvielversprechenden Ansatz des Umwelt-kostenmanagements). Alle drei Instrumenteunterstützen das betriebsbezogeneUmweltmanagement und haben gemein,dass sie zur Erschließung von ökonomischvorteilhaften Umweltschutzmaßnahmenbeitragen. Es ist allerdings kaum unter-sucht worden, in welchem Verhältnis dieseInstrumente zueinander stehen, also inwelchen Fällen ein Umweltkennzahlensys-tem und in welchen Fällen die Flusskosten-rechnung zu präferieren ist.

Offen blieb bislang auch die Frage, mitwelchen EDV-Lösungen diese Instrumenteeffizient und zielgerecht bereit gestelltwerden können. Bis heute werden in denmeisten Unternehmen einfache Tabellen-kalkulationen verwendet um umwelt-bezogene Mengeninfomationen wie z.B.Kennzahlen zu verwalten und das, obwohl die betriebswirtschaftlichen Soft-waresysteme immer leistungsfähiger und anwenderfreundlicher geworden sind.

Zu den klassischen Herausforderungendes Controlling gehört die effizienteBereitstellung von Informationen zumrichtigen Zeitpunkt, im aufgaben-gerechten Umfang und im geeignetenFormat.

Vor dieser Herausforderung steht auchdas Umweltcontrolling, das in derbetrieblichen Praxis als eine Teilfunktiondes Umweltmanagements realisiertwird.

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Forschungsprojekt INTUS 7

Vor diesem Hintergrund wurde dasForschungsvorhaben INTUS – »Operationali-sierung von Instrumenten des Umweltcon-trolling durch den effektiven Einsatz vonBetrieblichen Umweltinformationssystemen«ins Leben gerufen. Gemeinsam mit vierUnternehmen wurden praktische Lösungenzur EDV-gestützten Bereitstellung vonUmweltkennzahlen, Umweltbilanzen undweiteren Informationen für effizienten undvorausschauenden Umweltschutzentwickelt. Auf den folgenden Seiten wirdunter anderem gezeigt, wie der Glasher-steller SCHOTT ein Umweltkennzahlen-system entwickelt und wie dieses innerhalbSAP/R3 realisiert wurde. Erfahrungen imMittelstand wurden bei der Firma Göhringgemacht. Hier wird der Prozess dargestellt,wie der Holzmöbelhersteller zu seinemKennzahlensystem und seiner nun direktaus dem ERP-System Navision Financialsabrufbaren Umweltbilanz gekommen ist.

In dem Forschungsvorhaben wurden auchdie Eignung spezieller Softwareprogrammezur Modellierung und Analyse der betrieb-lichen Materialflüsse untersucht. Schließlichwurde ein weiterer Schwerpunkt auforganisationale Fragestellungen gelegt,denn es hat sich gezeigt, dass die alleinigeBerücksichtigung der EDV-technischenLösungen nicht ausreicht um ein Control-ling-Instrument mit Erfolg zu implemen-tieren. Damit gibt das ForschungsprojektINTUS Antwort auf die wichtigsten Fragen rund um die Anwendung von Um-weltbilanzen, Umweltkennzahlen, umwelt-bezogene Kostenrechnung, nämlich:

– Wie stehen diese Instrumentezueinander und wie können sie sinnvollkombiniert werden?

– Welche umsetzbaren Möglichkeitenbestehen für die EDV-gestützteBereitstellung der Instrumente?

– Wie können die organisationalenHemmnisse bei der Einführung der Instrumente überwunden werden?

Die vorliegende Broschüre zeigt Ihnen,welche grundsätzlichen Antwortengefunden wurden und wo Sie weitereInformationen finden können.

Das Forschungsprojekt INTUS

Beschreibung: Das Forschungsprojekt INTUS –»Operationalisierung von Instrumentendes Umweltcontrolling durch deneffektiven Einsatz von BetrieblichenUmweltinformationssystemen« wurdegefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förder-kennzeichen 01 RU 0009) im Rahmendes Förderschwerpunkts »BetrieblicheInstrumente für nachhaltigesWirtschaften« (Ina).

Projektpartner: Alfred Göhring GmbH & Co. KG

Continental Teves AG & Co. oHG

Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH

SCHOTT Glas

Institut für Arbeitswissenschaft undTechnologiemanagement (IAT) derUniversität Stuttgart (Projektleitung)

Institut für ökologischeWirtschaftsforschung (IÖW) gGmbH

Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaftund Organisation IAO

Ansprechpartner und Verweise aufweitere Informationen finden sich imhinteren Teil dieser Broschüre.

Informationen:Die richtige Menge zur richtigen Zeit effizient bereitgestellt

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Forschungsprojekt INTUS 8

Glasklare Sache: Umweltkennzahlen nutzerspezifisch undtransparent darstellen in der Glasindustrie

Bei SCHOTT Glas wurden bisher Informa-tionen über Stoffströme und Kosten – wiein vielen Unternehmen – dezentral überverschiedene Informationssysteme undVerantwortlichkeitsbereiche verteilt vor-gehalten. Diese Informationen waren alleinWissen der jeweiligen Experten imUnternehmen und konnten oftmals nichtmit den Verursachern in Zusammenhanggebracht werden. Das Monitoring vonProjekten zur Reduzierung von Umweltaus-wirkungen war nur mit großem Aufwand und händisch durchzuführen.

AusgangssituationZu Beginn des Projektes lagen bei SCHOTTGlas bereits eine Vielzahl von Umweltdatenüber Wasser- und Energieverbrauch, Ab-fallaufkommen, Emissionen, oder Arbeits-sicherheit vor. Sie wurden jedoch mitunterschiedlicher Aussagekraft vorgehaltenund an verschiedenen Stellen im Unter-nehmen in selbst entwickelten MicrosoftExcel- und Access-Datenbanken sowie im SAP R /3-System erfasst und gepflegt.

Die Erstellung interner Berichte auf Basisdieser heterogenen Datenlandschaft und die Entscheidungsunterstützung aufder Grundlage von Umweltkennzahlenerforderte bisher einen erheblichen Zeit-aufwand für das Sammeln und Aufbe-reiten der Daten. SCHOTT Glas entschiedsich daher, Umweltkennzahlen zentral in

Umweltkennzahlen werden inUnternehmen in der Regel dezentralvorgehalten und nicht selten eherunsystematisch genutzt. Bei SCHOTTGlas wurde ein Konzept entwickelt undumgesetzt, SAP R/3 für die integrierteErfassung und Auswertung vonUmweltkennzahlen zu nutzen und dasUmweltcontrolling zu unterstützen.

SCHOTT

ist ein internationaler Technologiekonzern, der in allenwichtigen Märkten der Welt vertreten ist. SCHOTT sieht seineKernaufgabe in der nachhaltigen Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen durch Spezialwerkstoffe und High-Tech-Lösungen. Das Unternehmen mit einem Umsatz vonrund zwei Milliarden Euro beschäftigt auf den Gebieten HomeTech, Display Solutions, Pharmaceutical Systems, OptoElectronics und Advanced Optical Materials and Componentsweltweit 20.000 Mitarbeiter. Es ist mit 98 Unternehmen in 38 Ländern mit eigenen Produktions- und Vertriebsgesellschaftenvertreten. Mainz ist der Standort der Unternehmensleitung.SCHOTT Glas in Mainz hat seit 2001 ein integriertesManagementsystem für Sicherheit und Umweltschutz (IMSU)eingeführt und zertifiziert. Dieses System wird konzernweiteingeführt.

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Forschungsprojekt INTUS 9

SAP R /3 abzubilden, um die benötigtenInformationen online im System zur Ver-fügung zu haben. Es handelt sich dabeiinsbesondere um kostenstellenbezogeneUmweltkennzahlen für die einzelnenUnternehmensbereiche. Darüber hinauswird das Standort-Controlling allgemeinbei der Steuerung von Maßnahmen undderen Umsetzung unterstützt.

Integration in SAP R/3Zunächst wurden bestehende Umwelt-informationen gesammelt und analysiert.So konnte ermittelt werden welche In-formationen bereits vorhanden sind undbenötigt werden. Auf dieser Grundlagewurde ein thematisch strukturiertesUmweltkennzahlensystem entwickelt. Dieenthaltenen Kennzahlen sind sowohlabsolute als auch relative Werte mit Bezugauf Produktionsmengen bzw. Material-kosten. Die Kennzahlen werden denverursachenden Kostenstellen im Unter-nehmen zugeordnet, dabei wird derbestehende Kostenstellenschlüssel untergeringfügiger Erweiterung genutzt. Derkleinste Betrachtungszeitraum ist einMonat. Die Werte können jedoch, je nachDatenverfügbarkeit, für mehrere Jahreermittelt werden. Weiter sieht die Strukturdes Kennzahlensystems Plan- und Istwertefür jede Kennzahl vor. Das Umweltkenn-zahlensystem wurde im SAP R /3-Systemumgesetzt. Hierzu wurden in dem R /3-Modul EIS (Executive Information System)entsprechende Datenstrukturen definiertund die EIS-Auswertungsmöglichkeitengenutzt. Für die Berechnung der Kennzah-len werden zum einen SAP-interne Datenvom EIS abgerufen, zum anderen werdenDaten aus externen Quellen durch Uploadsin das EIS-Modul eingelesen. Bei Bedarf ist es möglich, Daten auch manuell im EISzu erfassen. Zusätzlich ermöglicht das EIS-Modul die Einrichtung von vordefiniertenBerichten.

Bei SCHOTT wurden im EIS nutzerspezifischeKennzahlenberichte für die Geschäfts-leitung, die Bereichsleiter, das Standort-Controlling und natürlich den Umwelt- undArbeitsschutz eingerichtet. Das Rollen-konzept im SAP R /3 steuert und selektiertden Zugriff der Anwender auf die Umwelt-kennzahlen. Die Benutzer können die

Kennzahlen an ihrem Arbeitsplatz über dasSAP einsehen, Berichte generieren undAuswertungen durchführen. Ein Konzeptzur organisatorischen Integration, bestehendaus der Definition von Workflows undAnweisungen in Handbüchern sichert diedauerhafte Anwendung des Kenn-zahlensystems.

FazitDie Umsetzungserfahrungen innerhalb des Projektes zeigen, wie mit vergleichs-weise geringem Aufwand in SAP R /3Arbeits- und Entscheidungsprozesse imbetrieblichen Umwelt- und Arbeitsschutzunterstützt werden können. Das bei SCHOTTentwickelte Konzept ist flexibel anpassbarund erweiterbar. Es baut auf bestehenderIT-Infrastruktur auf und kann auch inanderen Unternehmen umgesetzt werden.Nutzeneffekte sind ein effizientes, transpa-rentes und systematischen Vorgehen zur Datenerfassung und Kennzahlerstellungsowie eine Qualitätssteigerung derUmweltinformationen, die neue Perspek-tiven im Umweltschutz eröffnet.

Ansprechpartner Hans-Joachim JungSCHOTT Glas Telefon: 0 61 31/66-41 30 E-Mail: [email protected]

Marc WildermannSCHOTT GlasTelefon: 0 61 31/66-44 21E-Mail: [email protected]

Internet: www.schott.de

Glasklare Sache: Umweltkennzahlen nutzerspezifisch undtransparent darstellen in der Glasindustrie

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Forschungsprojekt INTUS 10

ÖkoSchlüssel zum Erfolg:Verbrauchsmengen umweltbezogen analysieren in der Automobilindustrie

Betriebliche ERP-Systeme wurden primärzur Unterstützung der kaufmännischenund produktionstechnischen Abläufe ent-wickelt. Daher ist es in der Regel schwierig,mit ihnen Auswertungen nach Umwelt-gesichtspunkten durchzuführen. Mitdiesem Problem war auch das Umwelt-management von Continental Temic langeZeit konfrontiert. In dem am StandortNürnberg eingesetzten SAP R /3-Systemwerden zwar alle Materialbewegungensystematisch erfasst, für die Ermittlung derGefahrstoffverbräuche oder die Analyseder eingesetzten Lösemittelmengenmussten jedoch zahlreiche Einzelabfragenüber Materialnummern und Materialgrup-pen ausgeführt werden. Die Ergebnisse der Abfragen wurden in Tabellenkalkula-tionen zusammengefasst. Für dieregelmäßige Erstellung einer vollständigenUmweltbilanz mit allen relevanten In- undOutputs des Standorts war der Arbeits-aufwand schlichtweg zu hoch: so konntedas Umweltmanagement immer nurausgewählte Material- und Abfallmengenberücksichtigen.

Klassifizierungsschlüssel undAbfragetool im SAP R/3Vor diesem Hintergrund wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die in SAP R /3vorhandenen Bewegungsdaten möglichsteinfach für das Umweltmanagement nutz-bar zu machen. Die Lösung lag in einemvierstelligen Schlüssel und benutzer-spezifisch definierten Abfragen über denABAP List Viewer. Mit ihnen kann sowohlauf den Schlüssel als auch auf die in SAP EH&S gespeicherten Gefahrstoffdatenzugegriffen werden. Der bei Temic sobezeichnete Ökoschlüssel wird innerhalbder Klassifikation der Materialstammdatenabgelegt und verwaltet. Anhand desSchlüssels werden die Materialien imWesentlichen nach ihrer physikalischenZusammensetzung (z. B. Stahl undEisenwerkstoffe, Dickschichtpasten, Reini-gungsmittel etc.) gegliedert.

Die Zentrale des AutomobilzulieferersContinental Temic in Nürnberg hat jederzeit einen Überblick zu Ver-brauchsentwicklung umweltrelevanterEinsatzmaterialien. Mit Hilfe eines zu-sätzlichen Materialschlüssels und einesneuen Abfragetools können die in SAP R/3 erfassten Mengenbewegungengezielt nach flexibel definierbarenKriterien abgerufen werden.

90 Prozent allerNeuerungen imFahrzeugbau beruhenauf elektronischenLösungen.

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Forschungsprojekt INTUS 11

Für Abfragen zu Umwelteigenschaften undGefährdungspotenzialen der eingesetztenMaterialien kann auf die in SAP EH&Sgespeicherten Informationen zugegriffenwerden.

Die vorgenommenen Anpassungen desERP-Systems SAP R /3 bei der FirmaContinental Temic unterstützen dasUmwelt- und Arbeitsschutzmanagementbei der Erstellung von Standardinforma-tionen wie Mengenverbräuche von Gefahr-stoffen oder der betrieblichen Umwelt-bilanz. Außerdem ermöglichen die neuenAbfragen gezielte Analysen einzelnerMengenentwicklungen beispielsweisebezüglich lösemittelhaltiger Klebstoffe oderEdelmetalllegierungen. Damit lassen sich Ökoschlüssel und die darauf basieren-den Abfragen nicht nur für das Umwelt-management, sondern auch für strategischeFragen in der Produktentwicklung nutzen.Nach der in Planung befindlichen Ein-führung des Schlüssels an allen Standortendes Konzernbereichs sind die Abfragenund Analysen divisionsweit möglich undkönnen dann zentral verwaltet undanalysiert werden.

AusblickDer für den AutomobilzuliefererContinental TEMIC entwickelte Ökoschlüssellässt sich insbesondere auf Unternehmenaus Metallverarbeitung und Elektronik-industrie anwenden. Er kann vergleichs-weise einfach auch auf die Gegebenheitenin anderen Branchen erweitert werden.

AnsprechpartnerTill SieghartContinental Temic GmbHTelefon: 09 11/95 42-2432E-Mail: [email protected] Internet: www.temic.com

Christian ReckziegelContinental Automotive SystemsTelefon: 0 69/76 03-41 96E-Mail: [email protected] Internet: www.contiteves.com

Continental Temic

Fortschritt im Automobilbau ist heute in den meisten Fällen mit dem Einsatz von Elektronik verbunden. Schon heutebasieren bis zu 90 Prozent aller Neuerungen im Fahrzeugbauauf elektronischen Lösungen. Dabei spielt die funktionaleIntegration von Systemen und die Verknüpfung vonKomponenten eine entscheidende Rolle. Zu den wichtigstenProduktlinien von Continental Temic zählen Antrieb &Fahrwerk, Insassenschutz, Komfort und Fahrerassistenzsysteme.Continental Temic mit Sitz in Nürnberg gehört mit der Continental TEVES AG & Co. oHG zum KonzernbereichContinental Automotive Systems der Continental AG, und beschäftigt ca. 20.000 Mitarbeiter an rund 35 Standortenweltweit. Alle Standorte verfügen über extern auditierteQualitäts- und Umweltmanagement-Systeme.

ÖkoSchlüssel zum Erfolg:Verbrauchsmengen umweltbezogen analysieren in der Automobilindustrie

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Forschungsprojekt INTUS 12

Wasser Wasser:Stoffströme in den Griff bekommen in der Mineralwasser-Branche

Wasser wird bei Ensinger nicht nur inMineralwasserflaschen abgefüllt – es wirdauch zum Spülen der zurück erhaltenenMehrwegflaschen und der Anlagen be-nutzt. Dieses Spülen wird vollautomatisiertvon Maschinen durchgeführt. Vor allembeim Chargen- oder Produktwechsel aufder Füllanlage müssen Spülvorgängejedoch auch von Mitarbeitern gesteuertwerden. Diese Spülmengen wurden zuProjektbeginn bereits erfasst – allerdingsmanuell, was mit einem hohen Aufwand verbunden war.

Kennzahlen im EDV-System integrieren Die Firma Ensinger wollte mit Hilfe vonKennzahlen die Auswirkungen men-schlichen Handelns transparenter machen,um Arbeitsvorgänge zu optimieren undLernvorgänge bei den einzelnen Mit-arbeitern auszulösen. Des Weiteren solltenMaschinen kontrolliert werden, umschleichende Prozesse, z. B. einen langsamsteigenden Wasserverbrauch bei älterenMaschinen, ausfindig zu machen.

Im Rahmen des Projekts wurden Kenn-zahlen für den Wasserverbrauch ent-wickelt und bestehende Wassermessungenautomatisiert. Mit Hilfe einer Betriebs-datenerfassung (BDE) werden diegemessenen Wasserverbräuche erfasst und ausgewertet. Die Kennzahlen werdenin einer Wasserbilanz dargestellt, die im firmeneigenen Warenwirtschaftssystem(einer auf Oracle-Produkten basierendenEigenentwicklung) umgesetzt ist. So kanndas täglich genutzte Warenwirtschafts-system auch zur Optimierung des Wasser-verbrauchs genutzt werden.

Zielkonflikte zwischen verschiedenenUnternehmensbereichenIn Bezug auf Umwelt- und Kostenziele gibtes oft strukturell bedingte Zielkonflikte in Unternehmen. Bei Ensinger stellte sichheraus, dass die Steigerung der Ökoef-fizienz im Unternehmen eine integrierteökonomische und ökologische Betrachtungvon Produktion und Logistik erfordert.

Bei einem jährlichem Verbrauch von 250 Tausend Kubikmeter Wasser ist der sparsame Umgang mit dennatürlichen Ressourcen für die EnsingerMineral-Heilquellen GmbH eine sichjeden Tag neu stellende Aufgabe.

Ziel der Teilnahme am Forschungs-projekt INTUS war es, Instrumente zuentwickeln, mit denen Steuerungs-größen zur Zielkontrolle im betrieblichenUmweltschutz generiert werdenkönnen. Dabei hat sich eine engeVerzahnung von Kosten- und Umwelt-aspekten als besonders wertvoll für die Zusammenarbeit verschiedenerAufgabenbereiche im Unternehmenherausgestellt.

Ensinger-Mineralquellen GmbH

Die Firma Ensinger hat ihren Sitz in Vaihingen an der Enz bei Stuttgart und füllt mit ca. 160 Mitarbeitern jährlich rund156 Millionen Flaschen Getränke ab.

Ensinger füllt alle Getränke ausschließlich in Glas-Mehrweg-flaschen ab, die zwischen 40 und 50-mal zum Verbraucher hin-und zurückgehen. Die durchschnittliche Transportstrecke derGetränke zum Kunden liegt dabei bei 95 Kilometern, wofür dieGlasflasche das ökologisch sinnvollste Gebinde ist. Obendreinkönnen Glasflaschen rückstandsfrei gereinigt werden.

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Forschungsprojekt INTUS 13

Zielkonflikte wurden durch genauere Infor-mationen über Kosten und Umweltaus-wirkungen des betrieblichen Handelnsangegangen – eine objektive Informations-basis, auf deren Basis Entscheidungengetroffen werden können.

Dazu wurde bei Ensinger eine Flusskosten-rechnung für Produktion und Logistikdurchgeführt. Diese konnte detailliertereKosten mit einer verursachergerechtenZuordnung liefern als bisher vorhanden.Zusätzlich wurden Umweltauswirkungenvon Produktion und Logistik untersucht. Es stellte sich heraus, dass mit einerChargenoptimierung sowohl die Kosten als auch die Umweltwirkungen des Unter-nehmens verringert werden können. DieErgebnisse dieser Analyse wurden in einemExcel-Tool zur Optimierung der Chargen-größe nach Umwelt- und Kostenaspekteneingearbeitet. Im Tool können Kosten für verschiedene Szenarien im Voraus be-rechnet werden. So wurde auch dieKommunikation zwischen Produktion undLogistik verbessert.

FazitDurch die Integration von Umweltkenn-zahlen in die betriebliche Software, z. B. dasWarenwirtschaftssystem oder das ERP-System können Instrumente des Umwelt-controlling leichter von einem größerenKreis von Personen im Unternehmenangewendet werden. Zur Optimierung derStoffströme ist eine ganzheitliche Betrach-tung über die verschiedenen Unterneh-mensbereiche hinweg sinnvoll. Einedetaillierte Betrachtung von Kosten kannzur Optimierung von Materialströmen imUnternehmen genutzt werden. Die Fluss-kostenrechnung stellt dafür eine gutemethodische Vorgehensweise zur detail-lierteren Analyse der Kostenrechnung dar.Eine Unterstützung von Kostenanalysendurch Tabellenkalkulationssoftware ist ausinformationstechnischer Sicht für kleineund mittelständische Unternehmen meistausreichend.

AnsprechpartnerJörg MannhardtEnsinger Mineral-Heilquellen GmbHTelefon: 0 70 42/28 09-4 50E-Mail: [email protected]: www.ensinger.de

Das Ensinger-Gebäude in Vaihingenan der Enz.

Wasser Wasser:Stoffströme in den Griff bekommen in der Mineralwasser-Branche

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Forschungsprojekt INTUS 14

Baumstark: Die wertvolle Ressource Holz in der Möbelbranche

Dass der effiziente Einsatz des Hauptroh-stoffs Holz für einen Massivholzmöbel-hersteller sowohl aus ökonomischer alsauch ökologischer Sicht von hoher Wichtig-keit ist, mag zunächst nicht überraschen.Doch die fast hundertprozentige Eigen-fertigung bei einer ungewöhnlich großenFertigungstiefe erfordert bei Göhring ein zunehmend systematisches Vorgehen beimHolzeinsatz: Die Fertigung umfasst alleArbeitsschritte von der Schnittholztrock-nung bis zum fertigen Möbelstück. DieErweiterung der Produktlinie – neben derklassischen Rotbuche wird zunehmendKernbuche eingesetzt, ein bisher in derHolzindustrie eher als »minderwertiges«Holz bzw. Abfall angesehenes Material –führt zu einer zunehmenden Komplexitätder betrieblichen Stoffströme. Dies wirft neue Fragestellungen in der Produk-tion auf: Wie hoch darf der Kernbuche-anteil im Einkauf sein? Welchen Anteildürfen die einzelnen Holzqualitäten haben?Mit welcher Schnittholz- bzw. Kanten-länge kann ein Optimum erzielt werden,um die erforderlichen Formatplatten zuproduzieren?

Um ein ökologisches und ökonomischesOptimum über die verschiedenen Ferti-gungsstufen hinweg zu erreichen, ist ein(Umwelt)-Controllingsystem unter Nutzung der betrieblichen Informationssysteme er-forderlich, das einerseits die verschiedenenEinflussfaktoren auf die Holzeffizienz wie Materialart, Qualität, Preis, Holzstärke,Holzlänge, Holzbreite berücksichtigt undandererseits die Fähigkeit besitzt, sich derwöchentlich ändernden Produktnachfrageanzupassen.

Für die Beurteilung der UmweltleistungGöhrings ist neben dem Haupteinfluss»Holzeinsatz« außerdem eine möglichsteinfach zu realisierende betriebliche Stoff-und Energiebilanz von Nutzen.

Der Einsatz von nachhaltig verfügbarenWerkstoffen, die Zurückhaltunggegenüber die Umwelt gefährdendeTechnologien und die Herstellunghochwertiger, langlebiger Produktekennzeichnen die Entwicklung der Firma Göhring während der letztenJahrzehnte.

Durch den richtigen Einsatz dergeeigneten Umweltcontrolling-Instrumente können mittelständischeUnternehmen die Wirksamkeit ihres Umweltengagements weiter erhöhen und kontinuierlicheVerbesserungsprozesse in der Pro-duktion unterstützen.

Die Welt von Göhringist die Welt der Möbel.

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Forschungsprojekt INTUS 15

Auf Basis einer eingehenden Analyse derbetrieblichen Stoffströme und Kosten wurde in kreativen Workshops gemeinsamein auf die spezifischen Bedürfnisseangepasstes Konzept entwickelt, das einer-seits einen prozess- und andererseits einenbetriebsspezifischen Fokus besitzt. DieKernergebnisse sind:

– Ein Holzeffizienzkennzahlensystem zurkontinuierlichen (wöchentlichen)Kontrolle und Steuerung der Effizienzdes Holzeinsatzes auf den verschiedenenFertigungsstufen (Mengen und Kosten)und zum Monitoring für Trendaussagenim Holzeinsatz

– Eine automatisch generierbare betrieb-liche Stoff- und Energiebilanzierung, die vereinfacht Umweltauswirkungendes Unternehmens bewertet und Monitoring für Vergleiche undTrendaussagen ermöglicht

Das vorhandene ERP-System NavisionFinancials dient zur informationstechni-schen Implementierung der Stoff- undEnergiebilanzierung. Durch die problemloseErweiterung des Artikelstamms um ent-sprechende Datenfelder (z. B. durch einFeld für einen Schlüssel zur Stoffgruppen-zuordnung) kann jetzt eine betrieblicheStoff- und Energiebilanz berechnet und über ODBC-Schnittstellen ausgewertetwerden. Die Implementierung des Holz-effizienz-Kennzahlensystems erfolgt aufBasis des erarbeiteten Pflichtenhefts in derTabellenkalkulationssoftware MicrosoftExcel. Die Implementierung ins ERP-System wird weiter verfolgt und in 2003/04erfolgen.

Organisatorisch wurde das neue Konzeptimplementiert, indem das Umwelthand-buch angepasst und weitere Dokumen-tationen erstellt wurden, in denen Abläufe,Zuständigkeiten und Verantwortlichkeitenbei der Datenerfassung, im Berichtswesenund in einzelnen Produktionsbereichendefiniert sind. Deren Umsetzung im betrieb-lichen Alltag führte außerdem zu einerAktivierung des kontinuierlichen Verbes-serungsprozesses in wichtigen Produktions-prozessen.

FazitDie Erfahrungen bei Göhring verdeutlichen,dass die Ökoeffizienz des Unternehmensdurch den verknüpften, prozessorientiertenEinsatz von Umweltcontrolling-Instru-menten gesteigert wird und Anreize fürden kontinuierlichen Verbesserungsprozess(KVP) im Unternehmen bietet. Durch diehohe Leistungs- und Anpassungsfähigkeitheutiger ERP-Systeme (z. B. NavisionFinancials) in Kombination mit Standard-software ist die dafür notwendige effektiveInformationsgenerierung auch in mittel-ständischen Unternehmen aufwandsarmmöglich. Das bei Göhring entwickelteKonzept ist dabei flexibel und erweiterbar.

AnsprechpartnerAlexander HärtyAlfred Göhring GmbH & Co.KGTelefon: 0 95 65/9 25-0E-Mail: [email protected]

Alfred Göhring GmbH Co.KG

Die Welt von Göhring ist die Welt der Möbel. Über vierGenerationen wurde der Verarbeitung von Massivholz amangestammten Standort Untersiemau – Scherneck inOberfranken die Treue gehalten. Praktisch hundertprozentigeEigenfertigung bei einer ungewöhnlich großen Fertigungstiefesind markante Kennzeichen des Unternehmens, in dem ca. 120 Mitarbeiter tätig sind.

Baumstark: Die wertvolle Ressource Holz in der Möbelbranche

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Forschungsprojekt INTUS 16

Wissen, was man macht:Instrumente für das Umweltmanagement

Umweltbilanz, Umweltkennzahlen und Flusskostenrechnung können eineumweltbezogene Unternehmens-führung mit Blick auf die betrieblichenMaterialflüsse unterstützen. Sie liefernInformationen für die Erfüllung vonBerichtspflichten, die Analyse vonEntwicklungen und die Verfolgung vonUmweltschutz- und Effizienzzielen.Allerdings benötigen nicht alleUnternehmen dieselben Instrumente im selben Umfang.

Die umweltorientierte Analyse undSteuerung der betrieblichen Materialflüsseund der in der Produktion entstehendenEmissionen und Abfälle gehört zu denältesten Aufgaben des Umweltmange-ments. Für diesen Zweck wurden mehrereControlling-Instrumente entwickelt, vondenen sich die Umweltbilanz, Umwelt-kennzahlen und die Flusskostenrechnungbewährt haben. Alle unterstützen –wenngleich auf unterschiedlichem Wegund in unterschiedlichem Maße – dieIdentifikation von Umweltschutzpoten-zialen, die häufig auch ökonomisch vor-teilhaft sind. Für Unternehmen stellt sich die Frage, welche dieser Instrumentefür ihre Anforderungen besonders geeignet sind.

UmweltbilanzDie betriebliche Umweltbilanz – auchInput/Output-Bilanz genannt – zeigt,welche Relevanz die betrieblichen Stoff-und Energieströme für die Umwelt haben.Hierfür werden den Inputströmen (z. B.Rohstoffe, Energie und Wasser) die Out-putströme (z. B. marktfähige Produkte,Abfall, Abluft oder Abwasser) gegenüber-gestellt. Mit der erstmaligen Aufstellungder Bilanz lassen sich die relevanten Um-weltaspekte der Produktion am betref-fenden Standort sicher erkennen. Häufigwerden dabei auch Möglichkeiten fürkostensenkende Umweltschutzmaßnahmenerkannt. Durch die wiederholte Erstellungder Umweltbilanz alle ein bis drei Jahrewerden langfristige Veränderungen er-kannt und somit eine strategische Aus-richtung des Umweltmanagements unter-stützt. Wenn sich die Produktionsprozesseund die Produkte des Unternehmenskontinuierlich verändern, sollte dieUmweltbilanz periodisch erstellt werden.

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Forschungsprojekt INTUS 17

UmweltkennzahlenKennzahlen sind ein klassisches Control-ling-Instrument und haben sich auch fürdas Umweltmanagement bewährt.Umweltkennzahlen dienen der Analyse undDarstellung von Trends und Entwicklungen.Im Idealfall werden diese Kennzahlen nicht nur von den Umweltverantwortlichenausgewertet, sondern stehen auch kosten-stellenbezogen den jeweiligen Meisternund Leitern zur Verfügung. So könnenmittels Kennzahlen die verbrauchs- undemissionsbezogenen Umweltziele dezentralverfolgt werden. Bei der Firma SCHOTT Glas in Mainz werden beispielsweise allenKostenstellenverantwortlichen in derProduktion ihre relevanten Umweltkenn-zahlen über das SAP R /3-System zur Ver-fügung gestellt. Typische Kennzahlen bei SCHOTT sind der Energieverbrauch undder angefallene Abfall. Für die Statistikwerden in dem Umweltkennzahlensystemdes Glasherstellers die Aufwendungen und Investitionen im Umweltschutz erfasstund aggregiert.

Umweltkostenrechnung –FlusskostenrechnungMitte der 90er Jahre wurde deutlich, dasssich aus der Analyse der Umweltschutz-kosten kaum Hinweise auf ökonomischvorteilhafte Umweltschutzpotenziale ab-leiten. Vielmehr ist es nötig, alle relevantenKosten zu berücksichtigen, die Material-flüsse verursachen. Aus dieser Erkenntnisentstand die Flusskostenrechnung.Inzwischen wurde der Ansatz deutlichweiterentwickelt: Die Erfahrung zeigt, dass in Unternehmen mit komplexen Pro-duktionsstrukturen die konventionelleKostenrechnung nicht in der Lage ist, dieMaterialkosten in der erforderlichenStruktur den Kostenstellen zuzuordnen.Mit der Flusskostenrechnung wird der Wegeinzelner Materialien durch das Unter-nehmen vom Wareneingang bis zum

Verlassen als Produkt oder Reststoff nach-vollziehbar. Die Rechnung betrachtet dierelevanten Materialflüsse als Kostensamm-ler und ordnet ihnen die Kosten derbetrieblichen Leistungserstellung zu. DerAnsatz der Flusskostenrechnung eignet sichinsbesondere für einmalige Analysen vonStandorten oder einzelnen Produktionsab-schnitten. Für eine dauerhafte Anwendungder Flusskostenrechnung wird dasbestehende Kostenrechnungssystem er-weitert, ohne dass die bisherigenFunktionalitäten eingeschränkt werden.

Vergleich der Instrumente in derpraktischen AnwendungStellt man Umweltkennzahlen dem Fluss-kostenansatz gegenüber wird deutlich,dass es zwischen beiden InstrumentenÜberschneidungen gibt. Beide setzen aufeine höhere Transparenz der Materialflüssefür Analyse- und Steuerungszwecke undfördern so die Identifizierung von kosten-senkenden Umweltschutzmaßnahmen unddas Bewusstsein für einen effizientenMaterialeinsatz. Vergleicht man den Auf-wand für eine dauerhafte Einführung, ist dieser bei der Flusskostenrechnung ten-denziell höher und erfordert auchbesonderes Expertenwissen. Damit hängtes stark von den betrieblichen Gegeben-heiten ab, ob durch die dauerhafte Bereit-stellung von Flusskosteninformationen einso hoher Nutzen realisiert wird, der denAufwand rechtfertigt. Prüfkriterien sindinsbesondere die Höhe der Materialkostenin den Materialverlusten und der Kom-plexitätsgrad der Materialflüsse. Fällt diePrüfung gegen die Flusskostenrechnung aus, was insbesondere in vielen kleinerenUnternehmen der Fall ist, dann sindUmweltkennzahlen (ggf. kombiniert mitflexibel definierbaren Abfragen zu umwelt-relevanten Verbrauchsmengen) dasgeeignete Controlling-Instrument für dasoperative Umweltmanagement.

Weitere InformationenLoew, T.: Konzept zurEntscheidungsfindung über den Einsatzvon betrieblichen Umweltbilanzen,Umweltkennzahlen und Flusskosten-rechnung, Berlin 2003

Die Publikation steht im Internet unterwww.bum.iao.fraunhofer.de/downloadsund www.ioew.de zur Verfügung.

Baumstark: Die wertvolle Ressource Holz in der Möbelbranche

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Forschungsprojekt INTUS 18

Die für das Umweltcontrolling notwen-digen Informationen zu Stoff- undMaterialströmen werden meistens unterhohem personellen Aufwand erhoben und aktualisiert. Dies stellt das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Instrumenten desUmweltcontrolling zunächst in Frage. DerEinsatz von Software ermöglicht eineeinfache und kostengünstige Erfassung,Aufbereitung und Verteilung umwelt-relevanter Informationen. Dies kann dieUmsetzbarkeit und Verankerung der Instrumente des Umweltcontrollings in dieUnternehmensorganisation wesentlichverbessern – ein maßgeblicher Beitrag zumErfolg des betrieblichen Umweltschutzes.

Die Auswahl der richtigen Software zurUnterstützung betrieblicher Tätigkeiten istnicht nur im Umweltcontrolling schwierig.Grundlage ist zunächst immer eine sorg-fältige Analyse der Benutzeranforderungenund der zur Verfügung stehenden Daten.

Ein wichtiges Entscheidungskriterium dabeiist, ob eine einmalige Analyse durchgeführtwerden soll oder ob Instrumente für dasUmweltcontrolling dauerhaft angewendetwerden sollen.

Einmalige Durchführung einerStoffstromanalyseZur einmaligen Analyse der betrieblichenStoff- und Energieströme können markt-gängige stoffstromorientierte BetrieblicheUmweltinformationssysteme (BUIS) ebenso genutzt werden wie Tabellenkal-kulationssoftware. Grundlage sind immerInput-Output-Analysen der wichtigstenProzesse im Unternehmen. Im Forschungs-projekt INTUS hat sich gezeigt, dass fürerste Analysen von linearen Produktions-abläufen eine Software für Tabellen-kalkulation meist völlig ausreichend ist.

Softwareeinsatz im Umweltcontrolling:Aus alt mach’ neu?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl vonSoftware-Tools für das Umwelt-controlling, darunter Lösungen fürStoffstromanalysen, Abfall- und Gefahr-stoffmanagement, Anlagenverwaltung.Aber auch die vorhandene Unter-nehmenssoftware kann benutzt werden,um das Umweltcontrolling zu unter-stützen. Im Rahmen des Forschungs-projekts INTUS wurden verschiedeneMöglichkeiten zur Software-Unterstützung erarbeitet, die in vielenproduzierenden Unternehmeneinsetzbar sind.

UmweltfachabteilungAbfall, Emission,Abwasser,Gefahrstoffe. Entscheidungsträger

im UnternehmenUnternehmensführung,Controlling,Umweltabteilung,Fachabteilungen.

Umweltdaten in XML-Format auf einem Web-Server des Unternehmens

Datenerfassung

Datenzugang

Datenbereitstellung

Umweltcontrolling- Intranet

Konzept desUmweltcontrolling-Intranet.

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Forschungsprojekt INTUS 19

Zur Modellierung von Stoffkreisläufen und Stoff- und Energiestromszenarien solltejedoch ein stoffstromorientiertes BUISbenutzt werden. Dessen Funktionalitätenunterstützen den Anwender bei der Bilan-zierung und Auswertung der betrieblichenStoff- und Energieströme und Kostenbe-trachtungen sowie beim Verwalten großerDatenmengen. Die Visualisierung in einem Flussbild dient gleichzeitig als Kom-munikationsplattform und sensibilisiert für eine ganzheitliche Sicht im Unternehmenentlang der Wertschöpfungskette.

Dauerhafte Integration vonUmweltcontrolling-InstrumentenSollen Informationen über Stoff- und Ener-gieströme regelmäßig ausgewertet werden, so empfiehlt sich die Integrationvon Umweltcontrolling-Instrumenten in die existierende Unternehmenssoftware, z. B. durch ein Umweltkennzahlensystem.Vorhandene Software wie ERP- oder PPS-System erlauben mit vergleichsweisegeringer Anpassung eine solche Integra-tion. So können vorhandene Daten genutztwerden und weitere umweltrelevanteDaten eingelesen, als Umweltkennzahlendargestellt und schließlich visualisiertwerden (vgl. Beitrag von SCHOTT Glas indieser Broschüre). Vergleichbar zu denKostenstellenberichten werden dann Um-weltkennzahlen an die einzelnen Adres-saten im Unternehmen berichtet. DieVerwendung der Kostenstellenstruktur desUnternehmens im ERP-System bietet dieMöglichkeit, Umweltauswirkungen ver-ursachergerecht zuzuordnen. Die Umwelt-kennzahlen können schließlich zentralverwaltet und dezentral angezeigt undausgewertet werden. Nutzerkonzepteeröffnen eine anwendungsbezogene Sichtauf die Umweltkennzahlen und steigernderen Praktibilität und Akzeptanz.

Eine andere Lösung besteht in derErweiterung des Materialstamms im ERP-System zur Erzeugung von Umweltbe-triebsbilanzen (vgl. Beitrag von ContinentalTemic in dieser Broschüre). Materialbu-chungsvorgänge im Unternehmen könnendann nach unterschiedlichen Umweltge-sichtspunkten ausgewertet werden und soMaßnahmen auslösen. Beschaffte undverbrauchte Rohstoffe, Gefahrstoffe undKomponenten sowie Energiebedarfe werdenin einem Kontenrahmen kategorisiert. ImZusammenhang mit der steigendenBeweis- und Berichtspflicht für Stoffe undProdukte eröffnen sich Unternehmen sodie Möglichkeit, eine systematische Daten-grundlage zu schaffen. Diese wirdbeispielsweise für die Lösemittelbilanzie-rung oder die Unterstützung des Umwelt-managementsystems benötigt.

Umweltcontrolling-IntranetKleinere und mittlere Unternehmen ver-fügen selten über die ERP-Systeme, wie sie in großen Unternehmen eingesetztwerden. Um Informationen und Dateienbereitzustellen verwenden sie daher häufigeine netzwerkbasierte IT-Struktur, z. B. einIntranet. Auch Microsoft Office-Tools sindim Umweltcontrolling weit verbreitet.

Im Rahmen des Forschungsprojekts INTUS wurde ein Konzept für ein Umwelt-controlling-Intranet entwickelt und proto-typisch umgesetzt. Die informations-technische Infrastruktur eines Intranetswird hier genutzt, indem Umwelt-informationen aus verschiedenen Anwen-dungen zusammengeführt und fürverschiedene Zielgruppen im Unternehmenverfügbar gemacht werden. Dabei wird in eine Erfassungs-, Bereitstellungs- und Zugangsebene für die Daten getrennt(siehe Abb. links).

Weitere InformationenHeubach, D., Lang, C., Loew, T.:Anwendung von betrieblichenInformationssystemen im Umwelt-controlling – Potenziale und Praxisbeispiele,Stuttgart, Berlin 2003

Lang, C., Heubach, D.: Die Einführung vonInstrumenten des betrieblichenUmweltcontrolling mit Unterstützung vonbetrieblichen Informationssystemen,Stuttgart 2004

Die Publikationen stehen im Internet unterwww.bum.iao.fraunhofer.de/downloadsund www.ioew.de zur Verfügung.

Ein Demosystem des Umweltcontrolling-Intranets befindet sich im Internetunter www.bum.iao.fraunhofer.de/uc-intranet.

Eine Übersicht zu den am Marktangebotenen Betrieblichen Umwelt-informationssystemen finden Sie unterwww.ikarus.iao.fraunhofer.de.

Softwareeinsatz im Umweltcontrolling:Aus alt mach’ neu?

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Forschungsprojekt INTUS 20

Durch richtiges Vorgehen zum Erfolg

Die Entwicklung, Einführung und organi-satorische Verankerung eines Umwelt-controlling-Instruments kann als organisa-torischer Innovationsprozess verstandenwerden, der mehrere Teilziele optimal lösenmuss. Zunächst muss das Unternehmeneine passende Instrumentenlösung finden.Diese wird durch eine entsprechendangepasste IT-Lösung unterstützt und imUnternehmen organisatorisch implementiertund institutionalisiert. Damit diesesVorgehen funktioniert, müssen die betei-ligten Personen, die meist unterschiedlicheDisziplinen beherrschen, aktiv in dieArbeits- und Lernprozesse während desProjekts einbezogen werden.

Für die Implemetierung und Institutiona-lisierung sind drei Einflussgrößen besonders wichtig:

– Know-how über Umweltcontrolling-Instrumente,

– IT-Unterstützung bzw. Integration sowie – organisationale Lernfähigkeit des

Unternehmens.

Die jeweilige Bedeutung einer Einflussgrößeändert sich im Projektverlauf. Während die Entwicklung der unternehmensspezifi-schen Umweltcontrolling-Instrumenten-lösung besonders zu Beginn eine großeBedeutung besitzt, gewinnen die anderenbeiden Einflussgrößen erst später anBedeutung. Die Unterstützung und Integra-tion von Informationstechnik (IT) spielt inden Phasen der spezifischen Problemlösungund der Implementierung eine große Rolle(Lastenheft, Pflichtenheft, Prototyp etc. für die IT-Integration). Die organisatorischeLernfähigkeit hingegen hat mit der betrieb-lichen Umsetzung in die Aufbau- undAblauforganisation in der Objektivierungs-phase ihren Höhepunkt.

Bei der Einführung oder Erweiterungvon Umweltcontrolling-Instrumentenarbeiten Fachleute oft interdisziplinärzusammen: Controller, Umwelt-manager, Fachspezialisten, EDVler oderUmweltbeauftragter können gemein-sam interessante Potenziale aufdecken,aber auch auf viele Stolpersteinestoßen. Im Forschungsprojekt INTUS hat sich gezeigt, dass ein strukturiertesund konzeptionell abgestimmtesVorgehen wesentlich zum Projekterfolgbeiträgt.

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Außerdem sollte der Nutzen der innovativenUmweltcontrolling-Instrumentenlösung den erforderlichen Aufwand zur Implemen-tierung und Institutionalisierung recht-fertigen. Das im Projekt entwickelteImplementierungs- und Institutionalisie-rungskonzept sieht daher bewusst dieMöglichkeit zum Abbruch vor – für denFall, dass der zu erwartende Nutzen eine dauerhafte Einführung und organisa-torische Verankerung nicht rechtfertigt.Der folgende Ablaufplan verdeutlicht starkvereinfacht das entwickelte allgemeineVorgehenskonzept zur Implementierungund Institutionalisierung von Instrumentendes Umweltcontrollings, wobei die rele-vanten Leitfragen den jeweiligen Prozess-phasen zugeordnet sind.

Weitere InformationenSteinfeldt, M.: Organisationales Lernen und umweltbezogene Lernprozesse, Berlin 2003

Steinfeldt, M., Lang, C.: Konzept zur Implementierung undInstitutionalisierung von Instrumenten desUmweltcontrolling, Berlin, Stuttgart 2004

Die Publikationen stehen im Internet unterwww.bum.iao.fraunhofer.de/downloadsund www.ioew.de zur Verfügung.

Phase Ideengenerierung/Umweltcontrolling- Instrumentenauswahl

Leitfragen

Voranalyse

ProjektdefinitionGrobdefeinition

Instrument

Projektzur Implemen-

tierung?

nein

jaSpezifische Problemlösung

Detailanalysen

ErarbeitungLösungs-varianten

AuswahlLösungsvariante

IT-Lastenheft

Prototyp

Test

Implementierung?

Welches Umweltcontrollingproblem hat das Unternehmen

Welche Nutzenpotenziale sind erwartbar?

Welches UC-Instrument* ist angebracht?

Abbruch bzw. einmaliger

Instrumenteneinsatz

Welche IT-Lösung ist angebracht?

Wie ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis?

NullvarianteAbbruch

nein

ja

Abbruch

Implementierung

organisatorischeImplementierung IT-Installation

Welche organisatorischenAnpassungen sind notwendig?

AlltagsanwendungenUC-

Instrumenten-anwendung*

Welche Lernprozesse können angeregt werden?

* UC-Instrument: Umweltcontrolling-Instrument

Ablauf der Ent-wicklung, Einführungund organisatorischenVerankerung einesUmweltcontrolling-Instruments.

Durch richtiges Vorgehen zum Erfolg

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Forschungsprojekt INTUS 22

Weitere Informationen und Ansprechpartner

Ergebnisse im Internet

www.bum.iao.fraunhofer.de Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaftund Organisation IAO

www.ioew.deInstitut für ökologischeWirtschaftsforschung

www.ina-netzwerk.de Förderschwerpunkt »BetrieblicheInstrumente für nachhaltiges Wirtschaften« (Ina)

Projektpartner

Ansprechpartner

Claus LangInstitut für Arbeitswissenschaft undTechnologiemanagement (IAT) derUniversität StuttgartTelefon: +49 (0) 7 11/9 70-22 22, E-Mail: [email protected] Internet: www.bum.iao.fraunhofer.de

Michael SteinfeldtInstitut für ökologischeWirtschaftsforschung (IÖW) gGmbH, BerlinTelefon: +49 (0) 30/88 45 94-0E-Mail: [email protected] Internet: www.ioew.de

Die hier vorgestellten Arbeiten wurdengefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen01 RU 0009) im Rahmen desFörderschwerpunkts »Betriebliche Instrumentefür nachhaltiges Wirtschaften« (Ina).