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Stabsstelle Monitoring und Evaluierung
Querschnittanalyse
Ländliche Entwicklung, 2015
Synthese und Ausblick
Hauptbericht
Impressum Als Bundesunternehmen unterstützt die GIZ die deutsche Bundesregierung bei der Erreichung ihrer Ziele in der Internationalen Zu-sammenarbeit für nachhaltige Entwicklung. Herausgeberin Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn Friedrich-Ebert-Allee 36 + 40 53113 Bonn T +49 228 44 60-0 F +49 228 44 60-1766 Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschborn T +49 61 96 79-0 F +49 61 96 79-1115 E [email protected] I www.giz.de/monitoring Verantwortlich Martina Vahlhaus Autor/Institut/Unternehmen Arbeitsgemeinschaft devolutions GmbH / Wenger Organisationsberatung / Samsoft AG Martin Sommer / Bernhard Wenger / Prof. Fritz Schneider / Dr. Therese Haller Devolutions GmbH Untere Zelg 9 CH-3145 Niederscherli Schweiz T +41 31 849 26 32 E [email protected] Dieses Gutachten wurde von unabhängigen externen Sachverständigen erstellt. Es gibt ausschließlich deren Meinung und Wertung wieder. Erscheinungsort und -jahr
Bern / Zürich Juni 2015
I
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Programmbeispiel-Boxen ..................................................... II
Abkürzungen ............................................................................................................................................. III
Zusammenfassung .................................................................................................................................... IV
1 Einleitung ............................................................................................................................................ 1
1.1 Hintergrund und Datengrundlage ............................................................................................. 1
1.2 Ziele und Aufgabenstellung ...................................................................................................... 2
1.3 Evaluierungsgegenstand .......................................................................................................... 2
1.4 Methodik ................................................................................................................................... 4
2 Ergebnisse der Synthese .................................................................................................................... 4
2.1 Ziele und Handlungsfelder........................................................................................................ 4
2.2 Bewertungen nach DAC-Kriterien ............................................................................................ 6
2.3 Fachliche Bewertung .............................................................................................................. 13
2.4 Bezug zu Querschnittsthemen ............................................................................................... 16
2.5 Management ........................................................................................................................... 18
3 Ergebnisse des Ausblicks ................................................................................................................. 21
3.1 Grundkonsens ........................................................................................................................ 21
3.2 Künftige Positionierung der LE-Ansätze ................................................................................. 22
3.3 Strukturherausforderungen für LE .......................................................................................... 27
4 Schlussfolgerungen aus Synthese und Ausblick .............................................................................. 30
5 Empfehlungen ................................................................................................................................... 34
Literatur..................................................................................................................................................... 39
Anlagen..................................................................................................................................................... 43
Anlage 1: Liste der analysierten Berichte: UEs, PFKs und PFBs .............................................. 44
Anlage 2: Methodik .................................................................................................................... 48
Anlage 3: Zeitreihe ..................................................................................................................... 52
Anlage 4: Auswertung der UE und PFK nach DAC-Kriterien .................................................... 54
Anlage 5: Leistungsbeschreibung (ToR) ................................................................................... 55
II
Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Programmbeispiel-Boxen
Gesamtbewertung der UE und PFK 2015 im Sektor ‘Ländliche Entwicklung‘ ............................................ IX
Tab. 1: Durch die Meta-Evaluierung ermittelte Vorhaben für Synthese und Review ....................................1
Tab. 2: Übersicht des Datensatzes für die Synthese und Review ................................................................2
Tab. 3: Klassierung der Vorhaben nach DAC-Kennungssystem (Total: n=16) ............................................5
Tab. 4: Ausgewählte Aspekte mit Handlungsbedarf – QSA 2015 und Evaluierung LRE 2005 ................. 33
Tab. 5: Synoptische Darstellung der Schlussfolgerungen und Empfehlungen .......................................... 35
Abbildung 1: Laufzeiten der untersuchten Vorhaben der QSA 6
Abbildung 2: Erfolg von ausgewählten Projekten der Ländlichen Entwicklung gemäß DAC-Kriterien 7
Box 1: Datenlage und Methodik ....................................................................................................................3
Box 2: Gemeinsam planen stärkt die Mitverantwortung im Gesamtsystem ............................................... 10
Box 3: Hohe Qualität und Breitenwirkung, aber schwache lokale Verankerung ........................................ 12
Box 4: Unterschiedliche Resultate der Wertschöpfungsketten .................................................................. 14
Box 5: Lehrgang für Kakao-Kleinbauern: Bedarfsgerecht, kostengünstig, breitenwirksam ....................... 16
Box 6: Praktische Hindernisse für den Mehrebenenansatz ....................................................................... 19
III
Abkürzungen
BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung CAADP Comprehensive Africa Agriculture Development Programme CD Capacity Development DeGEval Gesellschaft für Evaluation e.V. DED Deutscher Entwicklungsdienst DEZA Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit EC European Commission EPA Entwicklungspolitische Armutsbekämpfung FZ Finanzielle Zusammenarbeit GACSA Global Alliance for Climate Smart Agriculture GASL Global Agenda for Sustainable Livestock GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH GRA Global Research Alliance on Agricultural Greenhouse Gases GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit IKI Internationale Klimaschutz-Initiative InWEnt Internationale Weiterbildung und Entwicklung GmbH KLA Anpassung an den Klimawandel LE Ländliche Entwicklung ME Meta-Evaluierung MSA übergreifende Armutsbekämpfung NEPAD New Partnership for Africa's Development NRM Natürliches Ressourcenmanagement OECD/DAC Organisation for Economic Co-operation and Development/
Development Assistance Committee PFB Projektfortschrittsbericht PFK Projektfortschrittskontrolle QSA Querschnittsauswertung SHA Selbsthilfebasierte Armutsreduktion SMART specific, measurable, achievable, realistic, time-bound SUA Sonstige unmittelbare Armutsbekämpfung TZ Technische Zusammenarbeit UE Unabhängige Evaluierung WSK Wertschöpfungsketten
IV
Zusammenfassung
Auftrag: Der vorliegende Bericht enthält die Ergebnisse der Synthese von unabhängigen Evaluierungen
(UE) und Projektfortschrittskontrollen (PFK) zu Vorhaben im Themenschwerpunkt „Ländliche Entwick-
lung“ (LE) seit 2010, welche von der GIZ und ihren Vorgängerorganisationen GTZ, DED und InWEnt
durchgeführt wurden. Die GIZ hat im Februar 2015 die Arbeitsgemeinschaft devolutions GmbH / Wenger
Organisationsberatung / Samsoft AG mit der Erstellung dieser Studie beauftragt. Sie wurde zwischen
März und Juli 2015 durchgeführt von Martin Sommer (Leitung), Bernhard Wenger, Prof. Fritz Schneider
und Dr. Therese Haller.
Gegenstand: Die Studie analysiert eine Auswahl von Einzelevaluierungen und PFK1 sowie einige Pro-
jektfortschrittsberichte, um Vorhaben in Afrika angemessen einzubeziehen, identifiziert deren Ergebnis-
muster und bestimmte, wiederholt auftretende Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren in den untersuchten Vor-
haben. In einer Synthese kommentiert sie die Bewertungen der Ergebnisse und Wirkungen entlang den
DAC-Evaluierungskriterien. Sie untersucht die Vorhaben zudem aus sektorspezifischer bzw. fachlicher
Sicht, in ihrem Bezug zu den Querschnittsthemen in der LE sowie bezüglich des Managements der Vor-
haben. Darüber hinaus werden die Erkenntnisse in einem Ausblick in den entwicklungspolitisch übergrei-
fenden Zusammenhang gestellt, der die globalen, für die ländliche Entwicklung relevanten Veränderun-
gen sowie die Strategien und Praxis anderer Entwicklungsorganisationen einbezieht. Ziel des Ausblicks
ist es, Erkenntnisse zu gewinnen für die zukünftige fachliche, konzeptionelle und strategische Positionie-
rung der GIZ im Bereich LE, insbesondere in den Themenfeldern Natürliches Ressourcenmanagement
und Landwirtschaft.
Datengrundlage: Die Armutsreduktion ist in fast allen untersuchten Vorhaben der LE das übergeordnete
Ziel und in der Zielgruppenauswahl verankert. Die QSA deckt nicht das gesamte Themenspektrum ab, in
welchem LE-Vorhaben tätig sind. Thematische Schwerpunkte der Stichprobe von untersuchten Vorhaben
sind dabei die Förderung einer nachhaltigen kleinbäuerlichen Landwirtschaft, die nachhaltige Nutzung der
natürlichen Ressourcen als Produktionsgrundlage sowie der Erhalt der Funktionalität von Ökosystemen.
Die Vorhaben arbeiten mit verschiedenen Wirkungsmodellen und Ansätzen, wobei die Qualifizierung und
der Aufbau institutioneller und personaler Kompetenzen, die Anbindung von Kleinproduzenten an produk-
tive Wertschöpfungsketten und die Beratung und Unterstützung in der Sektorpolitik mit einem Mehrebe-
nenansatz im Vordergrund standen.
Die Datengrundlage erlaubt eine systematische Auswertung nach DAC-Kriterien. Aufgrund der heteroge-
nen, nicht repräsentativen Stichprobe haben die Autoren jedoch keine aggregierten Wirkungsaussagen
vorgenommen. Sie zeigen aber erfolgversprechende Lernschritte auf, welche das untersuchte Material
der GIZ nahelegt.
1 Der vorliegenden Studie wurde eine Meta-Evaluierung vorgeschaltet (Caspari, 2014) mit dem Zweck, aus der Gesamtheit der
vorhandenen UE und PFK den Datensatz zu bestimmen, der die qualitativen Anforderungen an eine Querschnittsauswertung erfüllt.
Da sich dabei eine regionale Verzerrung zugunsten von Berichten aus Asien bzw. Lateinamerika ergab, wurden für den Ausblick
zusätzlich 28 Projektfortschrittsberichte von Vorhaben aus afrikanischen Ländern beigezogen.
V
Beurteilung nach DAC-Kriterien: Die Beurteilungen aus den 16 Vorhaben nach DAC-Kriterien ergibt
insgesamt das folgende Bild:
Die GIZ tut in der ländlichen Entwicklung das Richtige (Relevanz: 1.9 von 6)
Die GIZ erreicht Resultate und erzeugt zielgerichtete Wirkung (Effektivität: 2.3 von 6)
Der Ressourcenaufwand fällt gemischt aus (Effizienz: 2.6 von 6)
Die entwicklungspolitische Gesamtwirkung ist anspruchsvoll (Impact: 2.6 von 6)
Für die Verankerung muss mehr getan werden (Nachhaltigkeit: 2.9 von 4)
Für die hohe Relevanz und die soliden Re-
sultate sprechen die häufige Übereinstim-
mung der Vorhaben mit staatlichen Entwick-
lungsprioritäten, bedarfsorientierte Pro-
grammkonzepte sowie die Passgenauigkeit
von GIZ-Angeboten u.a. für partizipative
Planung, Wissens- und Technologietransfer,
Marktintegration oder die Qualifizierung.
Vielen Vorhaben ist es gelungen, die Pro-
duktivität und damit Beschäftigung und Ein-
kommen von Kleinbauernbetrieben durch
eine bessere Anbindung an die Märkte, res-
sourcenschonende Landbewirtschaftungs-
methoden und erweiterten Zugang zu Land,
Wasser, Krediten und Wissen zu stärken.
Damit wurden wesentliche direkte oder im-
plizite Beiträge an die Armutsminderung im ländlichen Raum und die Ernährungssicherung auf Familien-
ebene und auf nationaler Ebene erzielt. Der besondere Fokus auf die verantwortliche Teilhabe von Frau-
en, Jugendliche oder ethnische Minderheiten hat zudem zu bedeutenden sozialen Effekten geführt.
Als wesentliche Erfolgsfaktoren für die gute Ergebnisbilanz in den untersuchten Vorhaben werden identi-
fiziert:
Relevanz:
Abstimmung mit politischen Entwicklungsprioritäten im Partnerland/-region
Analyse der Handlungsmöglichkeiten der Partner
Ortung zielgruppenspezifischer Selbsthilfepotentiale
Anpassung von Angeboten an den Kontext
Effektivität:
Differenzierte und realitätsnahe Kontext- und Akteursanalyse
Partnerschaftlich erarbeitete, hohe Planungsqualität
Differenzierte Wirkungsbeurteilung der Kosten-Nutzenstruktur bei WSKs
Bedarfsangepasste Kompetenzförderung
Entwicklungspolitischer Impakt:
Analyse des polit-ökonomischen und institutionellen Kontexts
Identifikation von professionellen, einflussreichen Durchführungspartnern
Unterstützung eines entwicklungsförderlichen ländlichen Investitionsklimas
Nutzung bestehender entwicklungspolitischer Reform-Dynamiken
Erhöhte Aufmerksamkeit für die mittlere Ebene im Mehrebenenansatz
Vermeidung von GIZ-Parallelstrukturen zur Überbrückung von Strukturschwächen
Den Zielansprüchen angemessene Laufzeiten vorsehen
9 6
1
Durchschnittliche Gesamtbewertung der 16
Vorhaben nach DAC-Kriterien
gut zufriedenstellend nicht zufriedenstellend
VI
Effizienz:
Komparative Stärken von Kooperationspartnern nutzen und daraus Synergien schöpfen
Kosten-wirkungsbewusstere Gestaltung der Strukturoptimierung, der Monitoring-Systeme und der Wirkungsbeurteilung
Gezieltere Mobilisierung lokaler Eigenmittel Nachhaltigkeit:
Akteurszentrierte Wirkungsmodelle
Reduzierte Komplexität: fokussierte Vorhabens-Ziele, ausgewähltere Partnerschaften
Mittlere, für die nachhaltige Institutionalisierung oft entscheidende Ebene fokussieren
Resultatnachweis und Rechenschaftslegung vermehrt auf lokale Zielgruppen und nationale Trä-gerschaft ausrichten und deren gemeinsame Verantwortung einfordern
Ausstiegskonzepte gehören zum Gesamtkonzept der Vorhaben
Einzelne Erfolgsfaktoren, insbesondere beim entwicklungspolitischen Impakt, sind spezifisch für die LE,
andere finden sich auch in Querschnittsanalysen anderer Sektoren wieder. Wo sich gemäß DAC-
Bewertung bei diesen Erfolgsfaktoren grundlegende Defizite oder Lücken zeigen, wird dies zu einem er-
folgshemmenden Faktor für ein Vorhaben. Hinzu kommen Misserfolgsfaktoren wie die Überlagerung von
mehreren Zielebenen, eine unausgewogene Mittelzuwendung zwischen externer Fachberatung und Be-
triebsmitteln für die Partner dort, wo die Verzahnung von TZ und FZ ungenügend ist, gelegentlich unvor-
bereitete Programmabbrüche sowie teils ineffizient angelegte Programmaktivitäten in weit auseinander
liegenden Gebieten.
Es hat sich gezeigt, dass der verbreitet eingesetzte Ansatz der ökonomischen Dynamisierung von ländli-
chen Räumen über Wertschöpfungsketten zwar mehrfach wichtige Marktimpulse setzt und zu Einkom-
menszuwachs führt, dabei aber auf landwirtschaftliche Kleinbetriebe nur bedingt armutsmindernd wirkt.
Allerdings sind sehr arme Kleinbauern oft auch beabsichtigt nicht die Zielgruppe dieser Maßnahmen, da
sie von vorneherein nur eine geringe Wettbewerbsfähigkeit haben. Wo niedrige Eintrittsbarrieren für die
Marktintegration bestehen, ist der Preisdruck höher. Der Ansatz ist unter diesen Bedingungen an-
spruchsvoll, mit hohen Risiken behaftet, externe Abhängigkeiten bildend und für die Hauptzielgruppe der
kleinen Produzenten oft begrenzt nutzbringend.
Der sektor- und systemweite Impakt fällt eher gemischt aus. Mittels direkter Politikberatung als Teil eines
Mehrebenenansatzes konnten vielerorts Sektorreformen in der Landwirtschafts-, Umwelt- oder Raumord-
nungspolitik gefördert und damit die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur positiv gestärkt werden. Ein-
zelne Regierungen haben Innovationen aus den Vorhaben in ihre Systeme und Abläufe integriert. Bei
anderen Vorhaben stellen die Gutachter fehlende politische Priorität, Finanzierungsprobleme oder unge-
regelte Rahmenbedingungen etwa bei den Landrechten fest, weshalb die gewünschte Langfristwirkung
trotz hoher Relevanz nicht gelungen ist.
Oft unterschätzen die Vorhaben die Komplexität des politisch-institutionellen Geschehens im Umfeld. Sie
bemühen sich auf der Policy-Ebene stark um das Alignment mit nationalen Entwicklungsprioritäten und
beraten oft sogar die Erstellung oder Anpassung der jeweiligen Policies. Häufig scheitert jedoch die Ver-
bindung zwischen den Ebenen. Die mittlere Ebene ist durchgängig die schwächste, besonders wenn es
sich um eine regionale Verwaltung handelt. Deshalb werden durch die Programme auf dieser Ebene nicht
selten eigene Strukturen geschaffen, welche kaum nachhaltig sind und von Interessengruppen instru-
mentalisiert werden, solange die Vorhaben laufen.
Die Analyse zeigt ein heterogenes Bild bei der Effizienz der Vorhaben. Einzelne Programme zeichnen
sich aus durch ein ausgeprägtes Kosten-Wirkungsdenken und die Mobilisierung signifikanter lokaler Ei-
genressourcen. Andere wiederum kapitalisieren die Investitionen aus den Vorhaben durch hohe Breiten-
wirkung bei geringen Kosten, insbesondere im Falle Indiens, wo vorab auf nationale Experten und Bera-
tung gesetzt wurde. Mittlere bis niedrige Effizienz in der Leistungserbringung oder der Ressourcen-
Allokation ist aber verbreitet. Auffallend ist, dass in keinen der untersuchten Vorhaben von aussagekräfti-
gen Kosten-Nutzenanalysen berichtet wird oder entsprechende Indikatoren in den Monitoring-Systemen
zu finden sind.
VII
Die Bilanz aus Sicht der Nachhaltigkeit kann nur teilweise überzeugen. Eine Grundvoraussetzung für die
nachhaltige Wirkung von Vorhaben ist die institutionelle Verankerung von Reformprozessen, technologi-
schen Erneuerungen oder innovativen Ansätzen. Je komplexer ein Vorhaben ist und je mehr Ebenen be-
arbeitet werden, desto schwieriger wird es, diese Verankerung nachhaltend zu festigen. Die Analyse stellt
insbesondere fest, dass zu viele Programme keine Ausstiegsstrategie erarbeitet haben und mehrfach
Vorhaben abrupt abgeschlossen wurden, ohne die nötigen Maßnahmen zur Sicherung der erfolgten In-
vestitionen zu treffen. Dieser Befund deckt sich weitgehend mit jenem einer früheren Querschnittsaus-
wertung der ländlichen Entwicklung2 und betrifft alle Sektoren, was die Autoren als grundsätzliche Her-
ausforderung für die GIZ als lernende Organisation betrachten. Er stellt vor dem Hintergrund der neuen
dreijährigen Laufzeiten ein grundsätzliches Problem dar.
Mit Bezug auf die Querschnittsthemen stellt die Synthese fest, dass die meisten Vorhaben in der LE ar-
mutsreduzierend wirksam sind, allerdings lässt sich dies quantitativ nur ungenügend nachweisen aus der
Datengrundlage. Die Genderthematik ist in vielen Vorhaben solide verankert und zeigt erfolgreiche Bei-
spiele gelungener Integration von Frauen, Jugendlichen und ethnischen Minderheiten in entscheidende
Prozesse der ländlichen Entwicklung. Die Bedeutung der Klimaresilienz hat in den neueren Vorhaben
deutlich zugenommen, während ältere teils erfolgreich nachgerüstet werden.
Beurteilung operationeller Aspekte: Der verbreitete Einsatz von partnerschaftlichen Ansätzen im Ma-
nagement der Vorhaben hat deutliche Erfolge erbracht. Er hat vielerorts zu einem gemeinsamen Pro-
grammverständnis mit Partnern geführt, die lokale Mitverantwortung gestärkt und teils die Prozesse und
Entscheidungsstrukturen über Ressourcenplanung so beeinflusst, dass eigentliche Verschiebungen in
der Bürgerbeteiligung zu verzeichnen sind. Dies ist besonders dort gelungen, wo flexible, lernorientierte
Managementmodelle praktiziert wurden. Wo die Vorhaben im Zuständigkeitsbereich verschiedener Mini-
sterien liegen, wird der Aufwand jedoch ineffizient. Partnerregierungen tendierten dazu, die Vorhaben
formal ausdrücklich zu unterstützen, in der praktischen Umsetzung jedoch zeigen sie wenig Leadership.
Einige Vorhaben füllen solche Lücken mit eigens geschaffenen Strukturen, um den Erfolg nicht zu ge-
fährden, was sich in den meisten Fällen als wenig zielführend und nicht nachhaltig herausstellt.
Die GIZ-Vorhaben weisen durchwegs eine hohe und geschätzte Planungsqualität mit klaren Zielsyste-
men auf. Viele der resultierenden Wirkungslogiken sind ganzheitlich analysiert und die Vorhaben darin
strategisch eingebettet. Die Wirkungsketten entsprechen jedoch oft idealtypischen Entwicklungsvorstel-
lungen der zumeist externen Planer, eine mitgestaltende Beteiligung lokaler Fachleute an der Vorha-
bensplanung wird mehrfach vermisst. Die eingesetzten Instrumente sind zudem nicht immer aufeinander
abgestimmt. Oftmals entstehen Programmkonzepte mit bis zu einem Dutzend produktspezifischer land-
wirtschaftlicher Wertschöpfungsketten in einem Mehrebenenansatz, mit einem umfassenden, systemwei-
ten Anspruch auf Qualifizierung und dem Einsatz zahlreicher externer Experten, die die Programme und
insbesondere die Partner überfordern.
Schließlich verzeichnen jene Vorhaben die beste Breitenwirkung, deren Einsatz der Instrumente auf eine
solide Analyse der polit-ökonomischen Bedingungen und der Partnersysteme angepasst sind, wo profes-
sionelle und einflussreiche lokale Durchführungsorganisationen gewonnen wurden, wo angemessen lan-
ge Laufzeiten für die Umsetzung komplexer Reformprozesse finanziert sind und wo das staatliche Enga-
gement ausgeprägt ist.
2 BMZ, 2005: Querschnittsauswertung: Evaluation von LRE-Projekten.
VIII
Schlussfolgerungen: In einem erweiterten internationalen Zusammenhang und mit Blick auf die Heraus-
forderungen für künftige Vorhaben in der LE ist die Studie zu folgenden zentralen Schlussfolgerungen ge-
langt:
Die Inhalte und Angebote der GIZ entsprechen den Entwicklungsprioritäten der Partnerländer und ihrem
Kooperationsbedarf in weiten Teilen („GIZ tut das Richtige“). Wesentlich ist, dass die eingangs erwähnten
Erfolgsfaktoren konsequent weiter entwickelt und breitenwirksam eingesetzt werden. Mit Entschlossen-
heit und wo angezeigt, in Verhandlung mit dem Auftraggeber, sollte an den Misserfolgsfaktoren gearbei-
tet werden, insbesondere jenen, die bereits in früheren Querschnittsauswertungen thematisiert wurden.
Dazu gehören u.a. der hohe finanzielle Aufwand für internationale Beratungsleistungen, die Schaffung
von gesonderten Durchführungsstrukturen oder die ungenügende institutionelle Verankerung von Pro-
grammleistungen in den lokalen Strukturen.
Aufgrund der Analyse im Ausblick ist die internationale Anschlussfähigkeit dann gewährleistet, wenn sich
die LE noch verstärkt ausrichtet auf vier Hauptpfeiler der künftigen globalen Herausforderungen:
Armutsminderung und Ernährungssicherheit innerhalb planetarischer Ressourcengrenzen
Beschäftigung und gerechter Zugang zu und Verteilung von Einkommen
Umgang mit globalen Marktschwankungen auf die Produktion der Grundnahrungsmittel und nati-onale/regionale Reaktionsmöglichkeiten der Ernährungssicherung
Ausrichtung auf Nachhaltigkeit
Dabei besteht ein breiter Konsens, dass dafür die Schaffung eines förderlichen ländlichen Investitionskli-
mas, gekoppelt mit einer zuverlässigen Grundversorgung von staatlichen Dienstleistungen im ländlichen
Raum besonders bedeutsam ist. Investitionen in ländliche Räume, insbesondere die Landwirtschaft blei-
ben zudem das wichtigste Instrument, um die Herausforderungen der Ernährungssicherung und Armuts-
minderung auf lokaler, nationaler wie globaler Ebene effektiv anzugehen. Aspekte, bei welchen die GIZ
sich zukunftsgerichtet positionieren sollte und welche gegenwärtig kontrovers diskutiert sind in der inter-
nationalen Debatte umfassen:
die Transformation ländlicher Räume, zunehmende Marktintegration, Freisetzung von agrarischen Arbeitskräften und urbane Migration
einen strategischen Ansatz für Kooperation mit allen Akteuren im Agrarsektor
den Umgang mit volatilen Märkten bei hochwertigen Agrarprodukten im Kontext der Wertschöp-fungsketten
den Förderansatz beim gerechten Zugang zu Land und Produktivressourcen
Landwirtschaftliche Technologie-Herausforderungen, Forschungs-Kooperation
Ansätze für Klimaresilienz und Umwelt-Nachhaltigkeit in der ländlichen Entwicklung
Die neuen Nachhaltigen Entwicklungsziele post-2015 setzen erneut einen deutlichen Fokus auf die weite-
re Reduzierung der Armut, worin der Landwirtschaft als Motor für Wachstumsimpulse und die Förderung
von Beschäftigung und Einkommen im ländlichen Raum eine zentrale Rolle zukommt.
Handlungsbedarf: Aus konzeptioneller Sicht bleibt die LE anschlussfähig, wenn sie:
die Diskrepanz zwischen den entwicklungspolitischen Erwartungen und den realen Umsetzungs-möglichkeiten (der Mehrebenen-Ansätze) verringert
den Fokus der Förderung klar auf die mittlere Systemebene, jener der regionalen Verwaltungen in ländlichen Räumen setzt
dem Design der Vorhaben fundierte polit-ökonomische, institutionelle und technische Analysen vor Ort vorschaltet, um die Wirkungsmodelle mit Blick auf bessere Nachhaltigkeit zu optimieren
Die Landrechtsfragen in allen landrelevanten Vorhaben der LE mitdenken und wenn möglich in-tegral einbeziehen
akteursspezifische Wirkungslogiken erarbeitet, gestützt auf zuverlässige Partneranalysen
dadurch die Partnerauswahl selektiver, mehr an komplementären Stärken und sich ergänzenden Kompetenzen orientiert
Qualifizierungsinstrumente systematisch konzeptionell auf die Partneranalyse abstützt und nahe am spezifischen Bedarf und vorhandenem lokalen Wissen ausrichtet.
IX
Die Studie ortet ebenfalls Reformbedarf für die Praxis der Wirkungserfassung in den Vorhaben der LE.
Die teils unzureichenden, oft komplizierten und gelegentlich überladenen Monitoringsysteme richten sich
vorab auf die Messung der Zielerreichung mit Soll-Vorgaben und auf die Konformität mit Standards und
Normen. Dies ergibt zweifellos wichtige Hinweise für die Rechenschaftslegung. Die entsprechende Be-
richterstattung dient aber weniger dem fortlaufenden strategischen Lernen und hat als Datenbasis für
Wirkungsanalysen wie UEs oder PFKs nur einen eingeschränkten Nutzen. Die Wirkungserfassung ge-
winnt, wenn sie:
Den Einsatz von Instrumenten auch auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft und in der Resultater-fassung und Wirkungsbeurteilung aussagekräftige Indikatoren für die Kosten-Effizienz einbezieht
Die Monitoring-Systeme deutlicher auf Lernprozesse (welche alternativen Ansätze wären auch zielführend; wo wurden Chancen vergeben) und den Steuerungsbedarf des Managements aus-richtet (wie verändern sich die Rahmenbedingungen; sind diese zielrelevant; was hat weshalb nicht funktioniert; wo und warum muss angepasst werden).
Die Aussagekraft der Datenerfassung erhöht, indem sie etwa bei der ökonomischen Verbesse-rung der Haushalte neben der Einkommensveränderung auch die netto-Kaufkraftveränderung einschließlich der Kosten, Investitionen und zusätzlichen Risiken erfasst.
Die durchschnittliche Gesamtbewertung jedes einzelnen untersuchten Vorhabens nach DAC-Kriterien ist
nachstehend dargestellt.
Gesamtbewertung der UE und PFK 2015 im Sektor ‘Ländliche Entwicklung‘
Land / Region Vorhaben / Gesamtbewertung (im Durchschnitt aller DAC-Kriterien)
Unabhängige Evaluierungen
Nicaragua Nachhaltiges Ressourcenmanagement und unternehmerische Kompetenzen 3
Honduras Nachhaltige Ressourcennutzung und lokale wirtschaftliche Entwicklung 2
Zentralamerika Stärkung von Kompetenzen und Kapazitäten zum Management natürlicher Ressourcen
3
Bergregionen Management und Führungstraining zur Entwicklung im Himalaya-Hindukush-Pamir-Karakorum
2
Moldawien Modernisierung der Landwirtschaft 4
Kenia Risikomanagementstrategien zur Anpassung an den Klimawandel 2
Vietnam Armutsminderung im ländlichen Raum 2
Bosnien-Herzegowina
Unternehmensförderung im Frucht- und Gemüsesektor 3
Mekong-Becken Nachhaltige Bewirtschaftung von Wassereinzugsgebieten 3
Mekong-Länder Potentiale ländlicher Räume der Mekong-Länder 3
Indien KV-Promotion von Watershed-Selbsthilfeprogrammen Maharashtra 2
Brasilien Förderung von Kleinbauern im Bundesstaat Amazonas 3
Projektfortschrittskontrollen
Äthiopien Nachhaltige Landbewirtschaftung 2
Bolivien Nachhaltige ländliche Entwicklung 2
Amerika NA (reg.) Naturwald Maya 2
Afrika NA (reg.) Verbesserung der Lebensbedingungen von Kakao-Kleinbauern 2 Skala: von 1 (sehr gut, deutlich besser als erwartet) bis 6 (nutzlos, hat die Situation verschlechtert)
1
1 Einleitung
1.1 Hintergrund und Datengrundlage Die Stabsstelle Monitoring und Evaluierung der GIZ veranlasste bis 2013 jährliche Querschnittsauswer-
tungen (QSA). Die dienten der strategischen und konzeptionellen Weiterentwicklung der GIZ, ihrem Wis-
sensmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit. Gegenstand der QSA sind von der Stabsstelle in Auftrag
gegebene unabhängige Evaluierungen (UE; Schluss- oder Ex-post-Evaluierungen) sowie die Projektfort-
schrittskontrollen (PFK), welche eine Zufalls-Stichprobe von Vorhaben in verschiedenen Sektoren abde-
cken. 2013/14 stand der Sektor Ländliche Entwicklung (LE) im Zentrum der Betrachtung.
Der vorliegende Bericht enthält die Ergebnisse der Synthese von UE und PFK im Themenschwerpunkt
„Ländliche Entwicklung“ (LE) seit 2010, welche von der GIZ und ihren Vorgänger-organisationen GTZ,
DED und InWEnt durchgeführt wurden. Die GIZ hat im Februar 2015 die Arbeitsgemeinschaft devolutions
GmbH / Wenger Organisationsberatung / Samsoft AG mit der Erstellung dieser Studie beauftragt. Sie
wurde zwischen März und Juli 2015 durchgeführt von Martin Sommer (Leitung), Bernhard Wenger, Prof.
Fritz Schneider und Dr. Therese Haller.
Die LE stellt einen vielfältigen Themenbereich im weltweiten GIZ-Portfolio dar, der sich über zahlreiche
Sub-Sektoren erstreckt. Die Evaluierungsberichte für die Synthese beziehen sich auf Vorhaben aus zwei
Themenfeldern, der Landwirtschaft und dem Management natürlicher Ressourcen. Die Datengrundlage
spiegelt einen relativ aktuellen Ausschnitt aus dem Gesamtportfolio der GIZ im Sektor wider, einzelne
Vorhaben sind noch nicht abgeschlossen.
Die Querschnittsauswertung (QSA) umfasst drei Typen von Analysen:
Meta-Evaluierung (ME): Analyse der methodischen Qualität und Belastbarkeit der UE
Synthese: Ergebnisse mit Identifikation von Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren
Review (Ausblick): Auswertung der Evaluierungsergebnisse in einem erweiterten zeitlichen, insti-tutionellen und/oder fachlichen Kontext
Die dem vorliegenden Bericht vorgeschaltete ME (Caspari, 2014) bewertet nur etwa die Hälfte der Evalu-
ationen als ausreichend belastbar für Synthese (vgl. Tab. 1). Angesichts der geringen Zahl als belastbar
eingestufter UE und der hohen inhaltlichen Bandbreite der Vorhaben äußert die ME außerdem Skepsis
über die Machbarkeit einer Synthese. Zudem ergibt sich aus der verbleibenden Stichprobe eine regionale
Verzerrung, da Evaluierungen aus Asien und Lateinamerika in der Stichprobe überwiegen, der regionale
LE Portfolio Schwerpunkt jedoch Afrika südlich der Sahara ist. Die Stabsstelle Monitoring und Evaluie-
rung (StS M&E) hat deshalb den Gegenstandsbereich des Reviews pragmatisch um 28 PFB von ausge-
wählten Vorhaben aus Afrika erweitert. Die Auftraggeberin GIZ erkennt an, dass für diesen Teil des Da-
tensatzes keine repräsentativ verallgemeinerbare Aussagen möglich sind. Die ausgewählten Vorhaben
sind in der Anlage 1 (Liste der analysierten Berichte) in einer Übersicht dargestellt.
Tab. 1: Durch die Meta-Evaluierung ermittelte Vorhaben für Synthese und Review
Gegenstand Von der Meta-Evaluierung geprüfte Evaluationen
In Synthese und Review analysierte Evaluationen
UE 11 UE zu 15 Vorhaben 9 UE zu 12 Vorhaben
PFK Alle 15 PFK in LE der Jahre 2012-2014 (davon 4 Sektorvorhaben) 4 PFK zu 4 Vorhaben
Total 26 Berichte zu 30 Vorhaben 13 Berichte zu 16 Vorhaben (*) (*) Die zusätzlichen 28 PFB wurden zur Kontrolle und Validierung der Befunde bezüglich der Zielerreichung und methodischen An-sätze beigezogen. Auf eine Generalisierung der Ergebnisse wurde allerdings verzichtet, da diese mit den Resultaten aus den UE und PFK wegen des unterschiedlichen Auftrags (Programmsteuerung statt Bewertung) und der Perspektive (Selbstbeurteilung statt Externe) nicht direkt vergleichbar sind.
2
Die aus der Synthese und dem Ausblick hergeleiteten Schlussfolgerungen und Empfehlungen richten
sich vorab an die verantwortlichen Dienstleistungsbereiche der GIZ. Einzelne Überlegungen sind jedoch
bedingt durch die LE-Rahmensetzung des BMZ als Auftraggeberin. Die entsprechenden Empfehlungen
werden deshalb im Kapitel 5 in einer Übersicht adressatenspezifisch dargestellt.
1.2 Ziele und Aufgabenstellung Gemäß Leistungsbeschreibung ist das Erkenntnisinteresse der GIZ, mit der Synthese der Einzelevaluie-
rungen zusammenfassende Ergebnismuster zu erkennen sowie wiederholt auftretende Erfolgs- und
Misserfolgsfaktoren zu bestimmen. Wiederkehrende Stärken und Schwächen werden dabei in breitere
Erklärungszusammenhänge gestellt. Die Syntheseergebnisse werden im Ausblick in einen übergreifen-
den Zusammenhang gestellt, welcher eine Analyse der entwicklungspolitischen Rahmenbedingungen
und globalen Veränderungen im Kontext der LE sowie von Strategien und Praxis anderer Entwicklungs-
organisationen umfasst. Ziel des Ausblicks ist es, Erkenntnisse zu gewinnen für die zukünftige fachliche,
konzeptionelle und strategische Positionierung der GIZ im Bereich LE, insbesondere in den Themenfel-
dern Natürliches Ressourcenmanagement und Landwirtschaft.
Im Einzelnen sollen die UE und PFK in Synthese und Ausblick hinsichtlich folgender Aspekte analysiert werden (Anlage 6, Leistungsbeschreibung):
Erfolg gemäß OECD-DAC Evaluierungskriterien: Relevanz, Effektivität, Impact, Effizienz und Nachhaltigkeit
Manageriale Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren: Gute und schlechte Praxis
Fach-/Sektorspezifische Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren: Gute und schlechte Praxis
Rückschlüsse auf Querschnittsthemen in der LE
Übergreifende Aspekte von strategischer Relevanz: o Internationale Anschlussfähigkeit o Konzeptionelle Anschlussfähigkeit o Partnerbezug o Wirkungsberichterstattung: Beitrag zur Einkommensverbesserung; verbesserte Rah-
menbedingungen für Landwirtschaft; Zunahme der Produktivität; Qualifizierung / Capa-city Development; Verbesserung des Zustands der natürlichen Ressourcen
o Risikomanagement o Nachhaltigkeit o Gender o Ernährungssicherung
1.3 Evaluierungsgegenstand Die folgenden Berichte zur ländlichen Entwicklung mit unabhängigen Evaluierungen, Projektfortschritts-
kontrollen und Projektfortschrittsberichten sind in der vorliegenden Synthese und Review analysiert wor-
den (Anlage 1: Detaillierte Liste der analysierten Berichte)
Tab. 2: Übersicht des Datensatzes für die Synthese und Review
Art Anz. Vor-haben
Regionen und Länder Fokus Gesamtbudget deutsche TZ+FZ (in Mio. Euro)
UE 12
Zentral- und Südamerika; Asien Länder: Bosnien + Herzegowina, Brasilien Hon-duras, Indien, Kenia, Moldawien, Nicaragua, Vi-etnam
LW NRM Klima
108
PFK 4 Zentralamerika, Westafrika Länder: Äthiopien, Bolivien
NRM LW
114
PFB 28
Afrika reg., Mittelmeer reg., Algerien, Benin, El-fenbeinküste, Ghana, Kamerun, Kongo D.R., Li-banon, Mali, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Simbabwe
Klima NRM LW
364
3
Die Berichte decken jeweils die gesamte Dauer (Schlussevaluierungen; Ex-post Evaluierungen) oder
aber die entsprechend letzte Phase eines Vorhabens ab (PFK). Die Berichtsauswahl enthält nicht zu al-
len der oben aufgelisteten Aspekte aussagekräftige Information. Darunter fallen die Ernährungssicherheit,
da diese bisher keiner strategischen Priorität der GTZ, DED, InWEnt, und später der GIZ entsprach; das
Risikomanagement in fragilen Kontexten und die Nothilfe, da die Datenbasis weitgehend aus nicht-
fragilen Kontexten stammt; die Problematik der genetischen Ressourcen in der Landwirtschaft sowie des
Agrarhandels. Die Auftraggeberin GIZ hat zudem bestimmt, dass die komplexe Problematik der Land-
rechtsfragen in der vorliegenden Studie nicht aufgearbeitet werden soll. Aus den genannten Gründen
nimmt die Synthese zu den erwähnten Aspekten keine Stellung, die Autoren gehen jedoch dort darauf
ein, wo es sachlich angezeigt ist.
Box 1: Datenlage und Methodik
Zusammenhang zwischen Auswahl der Vorhaben und methodischen Schritten der QSA
In früheren Querschnittanalysen erteilte die Stabsstelle Monitoring und Evaluierung einem Gutachterteam einen umfassenden Auftrag für Metaevaluation, Synthese und Review. Um die methodische Qualität si-cher zu stellen, wurde in der vorliegenden QSA die Metaevaluierung den andern beiden Schritten vorge-lagert und gesondert vergeben. Nach Vorliegen der Metaevaluation einigte sich die StS M&E in Diskussi-on mit den Operationellen und Fachabteilungen auf einen pragmatischen Weg, im Erkenntnisinteresse des Unternehmens das geographische Ungleichgewicht durch den Einbezug von PFB mit Schwerpunkt Afrika, also mit institutionellem Erfahrungswissen, auszugleichen.
Das Gutachterteam der Synthese und Review hat ihren Ansatz auf diese Ausgangslage ausgerichtet. Sie stellt fest, dass organisationales Lernen in hohem Maße erfahrungsbezogen, nicht nur sachlogisch er-folgt. Trotz erschwerter Datenlage kann die GIZ also aus der vorliegenden Analyse einige zentrale Er-kenntnisse und Lernschritte sowohl für die LE wie auch die fach-konzeptionellen Ansätze insgesamt ge-winnen.
Die erweiterte Datengrundlage weist folgende Besonderheiten auf:
Die UE bewerten vorab die formale Übereinstimmung mit Verfahrens- und Qualitätsstandards wie den DAC-Kriterien, GIZ-Angeboten oder die Konformität mit dem Capacity Works Ansatz;
Kontrafaktisches Denken im Sinne von: „was wäre ohne die Maßnahme eingetreten“ findet sich selten, die UE fragen kaum nach möglichen Alternativen zum gewählten Vorgehen und deren Machbarkeit;
Die Schlussevaluierungen und PFK betreffen die letzte Projektphase. Sie enthalten keine Anga-ben über Veränderungen im Ansatz, Zielgruppen, Programmregion oder Methoden im Verlauf des gesamten Vorhabens. Es lagen keine PFK zu aufeinander folgenden Phasen vor.
Die Berichte enthalten keine Angaben über kontroverse Positionen von Stakeholdern zur politi-schen Opportunität oder der strategischen Ausrichtung von LE-Maßnahmen;
Die PFBs sind großteils beschreibend und operationell, sie enthalten lediglich aussagekräftige Angaben zu kurzfristigen Ergebnissen und kaum evaluative Information zum Vorhaben. Als hin-reichend gehaltvoll wurden jedoch 8 PFBs in der Analyse des Ausblicks berücksichtigt.
Aufgrund dieser Besonderheiten sowie der heterogenen, nicht repräsentativen Datengrundlage verzich-
ten die Autoren der Synthese und Review darauf, fachlich verallgemeinerbare Aussagen oder eine ag-
gregierte Wirkungsanalyse vorzunehmen. Sie zeigen jedoch erfolgversprechende Lernschritte auf, wel-
che das untersuchte Material der GIZ nahelegt.
4
1.4 Methodik Der vorhandene Datensatz wird in der vorliegenden Querschnittsauswertung differenziert berücksichtigt:
Die Synthese stützt sich auf unabhängige Evaluierungen und PFK, welche von der Metaevaluie-rung als hinreichend belastbar eingestuft wurden. Ihre Aussagen wurden in einem mehrstufigen inhaltsanalytischen Verfahren untersucht. Die PFBs enthalten nur lückenhafte Angaben über die Wirkung der Vorhaben entlang den DAC-Kriterien, sie werden deshalb nicht in die Bewertung der Synthese einbezogen.
Der Ausblick stützt sich auf eigene Recherchen der Autoren und bezieht zusätzliche Dokumente anderer Organisationen, Fachliteratur sowie die PFB gemäß den Angaben der Auftraggeberin GIZ Stabstelle Monitoring und Evaluation ein. Die Aufarbeitung der internationalen Debatte zur LE (siehe Literaturliste) dient der Einordnung in normative Konzepte der GIZ und des BMZ, sowie dem Vergleich mit andern Gebern. Diese Vergleiche bilden die Grundlage für die Einschätzung der internationalen und konzeptuellen Anschlussfähigkeit der GIZ-Vorhaben.
In Anlage 2 (Methodik) ist der methodische Ansatz ausführlicher dargestellt.
2 Ergebnisse der Synthese
2.1 Ziele und Handlungsfelder Die Armutsreduktion ist in fast allen untersuchten Vorhaben das übergeordnete Ziel. Bei einer Mehrzahl
von Vorhaben ist diese auch explizit an die Auswahl der Zielgruppen gebunden. Eine Ausnahme bildet
das Projekt „Risikomanagementstrategien zur Anpassung an den Klimawandel“ in Kenia. Dessen Auf-
traggeber, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit (BMUB), wurde
erst im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) in der internationalen Zusammenarbeit ak-
tiv. Im Vordergrund stand daher die Anpassung der Kleinlandwirtschaft an den Klimawandel, was für die
Zielgruppe der Kleinbauern ebenfalls einkommensrelevant und armutsreduzierend ist. Zwei weiteren
Vorhaben sprechen die UEs nur eine indirekte Armutswirkung zu, den Trainings- und Weiterbildungs-
maßnahmen des Bergregionsprojekts im Himalaya und dem Weiterbildungsverbund für das Management
natürlicher Ressourcen (Zentralamerika). Die GIZ klassierte das Handlungsfeld von sieben Vorhaben als
Ansätze mit selbsthilfebasierter Armutsreduktion (SHA), eines als sonstige unmittelbare Armutsbekämp-
fung (SUA), drei als übergreifende (MSA) und eines als allgemein entwicklungspolitische Armutsbekämp-
fung (EPA). Ein nicht klassifiziertes Vorhaben in Bosnien und Herzegowina (finanziert durch die DEZA)
zielte ebenfalls auf Armutsminderung ab. In sämtlichen Vorhaben waren Bauernfamilien – teilweise als
Teil einer größer gefassten ländlichen Bevölkerung – als armutsbetroffene Zielgruppen berücksichtigt.
Die Landwirtschaft war folglich direkt oder indirekt in den Zielsystemen enthalten.
Die Wirkungslogiken zur Erreichung der Armutsbekämpfung unterscheiden sich stark zwischen den ein-
zelnen Vorhaben. Aus den Berichten ergibt sich, dass in neun Fällen die Anbindung von Kleinproduzen-
ten an Wertschöpfungsketten ein zentraler Teil der Konzepte war. Für die meisten Projekte sind auch die
Zuordnungen gemäß DAC-Kennungssystem (GTZ 2010) ersichtlich und werden dort als Ziele benannt
(Tabelle 3). Daraus lässt sich ableiten, dass der Ansatz, die Produktionsgrundlagen durch eine nachhalti-
ge Nutzung natürlicher Ressourcen, insbesondere von Wasser und Boden, zu verbessern, verbreitet zur
Anwendung kam. Umwelt- und Ressourcenschutz wurde den Vorhaben (neben dem übergeordneten Ziel
der Armutsminderung) am häufigsten zugewiesen; er stellte für sieben Vorhaben eine Hauptzielsetzung
(UR-2) und für drei weitere eine Nebenzielsetzung (UR-1) dar (vgl. GTZ 2010). Die Anpassung an die
Folgen des Klimawandels (KLA) wurde für zwei Vorhaben (Bolivien, Kenia) als Haupt- und für drei weite-
re als Nebenzielsetzung festgelegt. Nur in Westafrika, Bosnien-Herzegowina und Moldawien entsprachen
weder der Umwelt- und Ressourcenschutz noch die Klimathematik einer expliziten Zielsetzung. Als Ne-
benzielsetzungen wurden meist die Gleichstellung der Geschlechter sowie Partizipation und gute Regie-
rungsführung berücksichtigt. Die nationalen Kennungen des BMZ wurden nicht auf alle Vorhaben ange-
wendet, weshalb beispielsweise die Kennungen LE-1 und LE-2 nur je dreimal vergeben wurden, obwohl
auch die anderen Projekte einen Bezug zur Ländlichen Entwicklung aufwiesen.
5
Tab. 3: Klassierung der Vorhaben nach DAC-Kennungssystem (Total: n=16)
Zielsetzung nach DAC-Kennungssystem Hauptziel (2)i Nebenziel (1)
i
Umwelt- und Ressourcenschutz (UR) 7 3
Biodiversität (BTR) 4 3
Desertifikationsbekämpfung (DES) 1 2
Anpassung an den Klimawandel (KLA) 2 3
Gleichberechtigung der Geschlechter (GG) 0 15
Partizipative Entwicklung / Gute Regierungsführung (PG) 0 14 i Die Zuordnung entspricht den Angaben in GTZ (2010) S. 2
In vielen Vorhaben wurde ein Mehrebenenansatz verfolgt, der den Gesamtstaat, die Provinzen sowie
den lokalen Kontext berücksichtigt. Im Mekong-Becken (GTZ-Vorhaben) und in Zentralamerika (Natur-
wald Maya) wurde zudem die überstaatliche, regionale Ebene miteinbezogen. Beide Vorhaben unter-
stützten den Aufbau eines internationalen Dialogs zu natürlichen Ressourcen (zu Wald- bzw. Wassersys-
temen). Auf nationaler Ebene wurde Beratung für die Ausarbeitung neuer gesetzlicher Grundlagen und
Regelungen zur Qualität landwirtschaftlicher Produkte (Moldawien), zum landwirtschaftlichen Versiche-
rungswesen (Kenia) oder zum Management natürlicher Ressourcen (Honduras, Nicaragua, Naturwald
Maya, Äthiopien) geleistet. Vielfach wurden auch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen erbracht, für
staatliche Institutionen auf verschiedenen Ebenen ebenso wie für Nichtregierungsorganisationen oder
privatwirtschaftliche Partner. Dreizehn der sechzehn Vorhaben enthielten Aus- und Fortbildungsmaß-
nahmen für Bauern und Bäuerinnen oder partizipative Planungsprozesse auf lokaler Ebene. Drei dieser
Vorhaben (Indien, Äthiopien und Mekong InWEnt-Projekt) sahen auch die Umsetzung von Infrastruktur-
maßnahmen vor, die jeweils durch die finanzielle Zusammenarbeit der KfW Entwicklungsbank oder, im
Fall des Äthiopien-Projekts, durch verschiedene Geberinstitutionen getragen waren. In Moldawien wurde
im Rahmen des Vorhabens Infrastruktur (Kühlhäuser) erstellt.
Die längste Laufzeit hatte das Vorhaben in Indien mit 16.5 Jahren. Die Vorhaben in Nicaragua, in Hondu-
ras, im Mekong-Becken (GTZ-Vorhaben) sowie in Bosnien-Herzegowina erstreckten sich über 8 bis 9
Jahre. Die vier Vorhaben, zu denen nur Projektfortschrittskontrollen vorliegen (Äthiopien, Bolivien, West-
afrika, Naturwald Maya), weisen ebenfalls Gesamtlaufzeiten in diesem Umfang auf. Am kürzesten dauer-
ten der InWEnt-Einsatz im Mekong-Becken mit drei Jahren und das thematisch enger gefasste Vorhaben
in Kenia mit drei Jahren und drei Monaten.
6
Nr./Land Jahr
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Schlussevaluierungen 1. Nicaragua 2. Honduras 3. ZA Regional
4. Bergregionen
5. Moldau
6. Kenia
7. Vietnam
Ex-Post Evaluierungen 8. Bosnien +
Herzegowina
9. Mekong-Becken 10. Mekongländer
11. Indien
12. Brasilien
Projektfortschrittskontrollen 13. Äthiopien
14. Bolivien
15. Amerika NA (regional)
16. Afrika NA (Westafrika)
Abbildung 1: Laufzeiten der untersuchten Vorhaben der QSA
2.2 Bewertungen nach DAC-Kriterien Anhand der standardisierten Bewertung nach DAC-Kriterien sind zusammenfassende Aussagen über
den Erfolg der untersuchten Vorhaben möglich. Entsprechend den Beurteilungen im Rahmen von UE und
PFK wurden fast alle untersuchten Vorhaben insgesamt als zufriedenstellend oder gut bewertet, nur ei-
nes (Modernisierung der Landwirtschaft in der Republik Moldau) wurde als mangelhaft eingestuft.
Zur Bewertung diente eine Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (nutzlos) – allerdings wurden in den untersuchten
Vorhaben keine schlechteren Noten als 4 (mangelhaft) vergeben. Die Beurteilungen der Mittelwerte ()
aus jeweils 16 Vorhaben, unter Berücksichtigung der eingeschränkten Repräsentativität des Datensatzes
(vgl. 1.3. Evaluierungsgegenstand), ergeben insgesamt das folgende Bild:
GIZ tut in der ländlichen Entwicklung das Richtige (Relevanz: 1.9)
GIZ erzielt Resultate und erzeugt Wirkung (Effektivität: 2.3)
die Wirtschaftlichkeit fällt variabel aus (Effizienz: 2.6)
Verankerung und Breitenwirkung müssen verbessert werden (Impact: 2.6; Nachhaltigkeit: 2.9).
7
Weitgehend hohe Relevanz der Vorhaben Eine Einstufung in der besten Kategorie der Relevanz erhielten die Vorhaben in Kenia, Bolivien, Äthiopi-
en und Westafrika. Dasjenige in Westafrika wird insbesondere wegen seines Ausbildungsprogramms ge-
lobt, das eine Lücke zwischen technischem Training und dem Aufbau von Management-Knowhow beho-
ben hat (vgl. Beispiel Kakao Westafrika S. 16). Die anderen drei Vorhaben stimmten zu einem sehr ho-
hen Grad mit den jeweiligen nationalen entwicklungspolitischen Prioritäten überein. In Äthiopien wurden
Beiträge innerhalb eines Flaggschiffprogramms des Landwirtschaftsministeriums geleistet. Das Vorhaben
war damit Teil eines größeren Verbunds von Aktivitäten zugunsten einer nachhaltigen Landbewirtschaf-
tung in Gebieten, die hinsichtlich einer gesicherten Ernährung als gefährdet eingestuft waren. Auch in Bo-
livien konnte ein Vorhaben zur nachhaltigen Landbewirtschaftung von gutem Rückhalt und politischem
Willen in der Verwaltung profitieren. In beiden Vorhaben war die Anpassung an den Klimawandel ein
wichtiges Thema. Dies war auch das Kernanliegen der Zusammenarbeit in Kenia, wo Entwicklungen in
klimarelevanten Politikbereichen unterstützt und beschleunigt sowie praktische Handlungsmöglichkeiten
für die Landwirtschaft aufgezeigt wurden. Insgesamt ist die Übereinstimmung mit staatlichen Entwick-
lungsprioritäten das am häufigsten angeführte Kriterium für eine hohe Relevanz. Ebenfalls für die Rele-
vanz verschiedener Programme spricht, dass GIZ-Angebote zu partizipativer Planung, Wissens- und
Technologietransfer, Marktintegration oder Förderung von Kompetenzen und Organisationsentwicklung
offenbar passgenau auf den Bedarf einzelner Zielgruppen zutrafen.
Nur als zufriedenstellend wurde die Relevanz des Vorhabens im brasilianischen Bundesstaat Amazonas
beurteilt. Es war zwar zu Beginn gut auf Prioritäten der nationalen Programme und Strategien abge-
stimmt, welche sich aber während der Laufzeit änderten. Vor allem auf der Ebene des Bundesstaats
nahm das Interesse seitens staatlicher Institutionen im Projektverlauf ab. Als nicht den politischen Priori-
täten der beteiligten Länder entsprechend beurteilt wurde auch der Weiterbildungsverbund zum Ma-
nagement natürlicher Ressourcen in Zentralamerika. Ebenfalls nur mit zufriedenstellend bewertet wurde
die Relevanz des Projekts in Moldawien, welches zwar zu einer Harmonisierung gesetzlicher Grundlagen
im Lebensmittelbereich mit der EU beitrug, aber die Problematik anderer technischer Handelshemmnisse
ausklammerte und so kaum einen verbesserten Marktzugang bewirkte. Eine geringe Relevanz wirkt sich
auf den Erfolg bezüglich anderer Kriterien aus. Es ist deshalb kein Zufall, dass die drei Vorhaben mit der
geringsten Relevanz auch über alle DAC-Kriterien gesehen am schlechtesten abschnitten.
Abbildung 2: Erfolg von ausgewählten Projekten der Ländlichen Entwicklung gemäß DAC-Kriterien
Basis: n=16 (12 unabhängige Evaluierungen, 4 Projektfortschrittskontrollen)
8
Erfolgsfaktoren für hohe Relevanz sind demnach:
Die politischen Entwicklungsprioritäten im Partnerland/-region
Der effektive Handlungsbedarf auf der Zielgruppenebene
Die Ortung zielgruppenspezifischer Selbsthilfepotentiale
Die Anpassung von Angeboten an den Kontext
Effektivität: Beschäftigungswirksam und einkommensfördernd Vielen Vorhaben gelang es, die Produktivität und damit auch die Beschäftigung und Einkommen von
Kleinbauernbetrieben durch bessere Anbindung an die Märkte, ressourcenschonende Landbewirtschaf-
tung und erweiterten Zugang zu Land, Wasser, Krediten oder Wissen zu stärken. Damit wurden wesentli-
che direkte oder implizite Beiträge zur Armutsminderung und Ernährungssicherung auf Familien- wie na-
tionaler Ebene erzielt. Der besondere Fokus auf die verantwortliche Teilhabe von Frauen, Jugendlichen
oder ethnische Minderheiten hat zudem in einigen Projekten zu bedeutenden sozialen Integrationseffek-
ten geführt.
Die höchste Wirksamkeit unter den evaluierten Vorhaben erreichten solche mit klarem inhaltlichem Fokus
sowie einer guten Anpassung an den länderspezifischen Kontext. Das Vorhaben zur Verbesserung der
Lebensbedingungen von Kakao-Kleinbauern in Westafrika erzielt hohe Wirkung bei einer großen Anzahl
von Produzenten. Es baut auf ein Ausbildungsprogramm zur Stärkung der unternehmerischen Fähigkei-
ten der Kakaoproduzenten sowie zur Diversifizierung ihrer Einkommensquellen über den ergänzenden
Anbau von Nahrungsmitten. Mit gezielten Maßnahmen für verbesserten Zugang zu landwirtschaftlichen
Produktionsmitteln und Finanzdienstleistungen wird das Programm ergänzt. Durch die verbreitete Über-
nahme neuer „business tools“ wurden bereits in den ersten Jahren die Ernten erhöht, die Einkommens-
basis diversifiziert und dadurch Mittel verfügbar für bessere Ernährungsweise und Investitionen in die
Gesundheit und Bildung. Aus der PFK wird zudem die entscheidende Rolle der nationalen Umsetzungs-
partner deutlich, denn nicht alle verfügen über vergleichbare institutionelle Führungsvoraussetzungen.
Gegen Ende der ersten Projektphase war die institutionelle Verankerung in Ghana bereits deutlich weiter
fortgeschritten als etwa in Nigeria, Kamerun oder der Côte d’Ivoire.
Auch das Vorhaben zum Klimawandel in Kenia wurde als mustergültig effektiv bewertet. Es leistete Un-
terstützung in der Ausarbeitung der nationalen Politik für landwirtschaftliche Versicherungen und der Ein-
führung eines indexbasierten Versicherungsmodells für wetterbedingte Schäden in der Landwirtschaft. In
Zusammenarbeit mit staatlichen und privaten Beratungsdiensten wie auch Nichtregierungsorganisationen
wurde mit begrenzten zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten ein signifikanter Beitrag zur praktischen
Verankerung der Klimathematik in Kenia geleistet. Das konzeptionell eng gefasste Vorhaben erreichte
optimale Wirkung, wenn es einer hohen politischen Priorität des Partnerlands entsprach. So trug es, zu-
sätzlich zur rasch verankerten Innovation im Landwirtschaftssektor, auch positiv zur Arbeit der keniani-
schen Verhandlungsdelegation an den globalen Klimaverhandlungen bei.
Nicht in allen Fällen plausibel sind die Ergebnisse über die Wirksamkeit von WSK-basierten Ansätzen.
Zwar werden oft prozentgenaue Angaben über die Zunahme von Nettoeinkommen in WSK’s in der
Milchwirtschaft, dem Frucht- und Gemüsebau oder der Bienenzucht (Bolivien: WSK 332%) oder auf die
Monitoringdaten abgestützte Einkommenszuwächse bei den Zielgruppen, insbesondere bei der WSK Ka-
kao, ausgewiesen (Nicaragua). Die untersuchten Berichte enthalten aber kaum differenzierte ökonomi-
sche Analysen des Return on Investment für die Kleinproduzenten und andere Beteiligte an der Produkti-
ons- und Vermarktungskette. Entsprechende Analysen, welche weitere relevante Faktoren der Haus-
haltökonomie, wie Veränderungen auf der Kostenseite der Produktion, die Preisentwicklung für die
Grundversorgung, neue Aufwände für Versicherung, Vor-Verarbeitung oder Zertifizierung usw., einbezie-
hen, sind eine Voraussetzung für die unternehmerische Wirkungskontrolle. Der Wirkungsnachweis über
die gesteigerten Einkommen greift zu kurz, um den tatsächlichen Mehrwert einer positiv gestärkten Kauf-
kraft der Haushalte aus der WSK-Förderung zu erfassen, selbst wenn dessen Erhebung anspruchsvoll
ist.
9
Aus den vorliegenden Berichten lässt sich eine gemischte Bilanz der WSK-Förderung herauslesen. 10
der 16 Vorhaben aus der Stichprobe verfolgen einen expliziten oder teilweisen WSK-Ansatz, welcher bei
9 der Vorhaben auf kleinbäuerliche Familienbetriebe als Zielgruppe ausgerichtet ist. Neben den teils aus-
gewiesenen Wirkungen auf Einkommen und Beschäftigung werden wiederholt Zweifel geäußert, ob diese
auch die armen Kleinstbetriebe entsprechend begünstigen, so wie dies im Manual „ValueLinks“ (GTZ,
2007) vorgesehen ist mit der Bestimmung der Zielgruppen als Mikrounternehmen und Kleinbauern und
dem Fokus auf „pro-poor markets“. Denn diese erzielen oft geringe Skaleneffekte, nehmen zusätzliche
externe Risiken und Abhängigkeiten von Dienstleistern und Zwischenhändlern auf sich, setzen oft einsei-
tig auf marktorientierte Produktionsketten und haben hohen betrieblichen Umstellungs- und Schulungs-
aufwand. Zudem bedeutet der Abbau von Markthindernissen noch nicht, dass Kleinbetriebe einen lang-
fristigen Nutzen haben, wenn Landrechte nicht genügend gesichert sind (Bolivien, Nicaragua, Vietnam).
Allerdings ist anzumerken, dass die Zielgruppen bei den WKS-Ansätzen nicht ausschließlich auf
Kleinstbetriebe ausgerichtet waren, obwohl deren Fokussierung gemäß GIZ-Handbuch ValueLinks ei-
gentlich intendiert wäre.
Über alle untersuchten Vorhaben gesehen lassen sich folgende Erfolgsfaktoren für eine gute Ergebnisbi-
lanz identifizieren:
Klarer inhaltlicher Fokus und Anpassung an die lokalen Bedingungen und Möglichkeiten der örtli-chen Akteure
partnerschaftlich erarbeitete, hohe Planungsqualität der Vorhaben
differenzierte Kosten-Wirkungsbeurteilung von WSKs auf Zielgruppenebene
klare, interkulturell gut vermittelbare Förderansätze
bedarfsangepasste Kapazitätsförderung
Impakt: Entwicklungspolitische Gesamtwirkung ist anspruchsvoll Die sektor- und systemweiten Effekte fallen gemischt aus. Mittels direkter Politikberatung als Teil des
Mehrebenenansatzes konnten vielerorts Sektorreformen in der Landwirtschafts-, Umwelt- oder Raumord-
nungspolitik gefördert werden, was die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur positiv beeinflusste (Boli-
vien, Äthiopien, Kenia). Einzelne Regierungen integrierten Innovationen aus Vorhaben in ihre Systeme
und Abläufe (Vietnam, Kenia, vgl. Box 2, S. 10). In anderen Fällen war dies wegen mangelhafter politi-
scher Bereitschaft, Finanzierungsproblemen oder ungeregelten Rahmenbedingungen etwa bei Landrech-
ten nicht möglich (Zentralamerika, Moldawien, Mekong). Oft wurde die Komplexität des politisch-
institutionellen Kontexts unterschätzt. Die Vorhaben bemühten sich zwar auf der Politikebene stark um
ein Alignment mit nationalen Entwicklungsprioritäten. Die mittlere der drei Ebenen erweist sich dabei oft
als die schwächste, insbesondere wenn es eine regionale Verwaltung ist. Reformen des regionalen Pla-
nungssystems sind meist schlecht mit der nationalen Planung verbunden, Regionalverwaltungen verfü-
gen über unzureichende finanzielle und personelle Ressourcen und die regionale Ebene hat bei Partnern
vielfach eine niedrige politische Priorität. Deshalb wurden in GIZ-Vorhaben mehrfach Parallelstrukturen
geschaffen, die als Fremdkörper angesehen oder während der Laufzeit von Interessengruppen instru-
mentalisiert wurden (u.a. in Honduras). Projektinhalte wurden in größerem Rahmen repliziert in Vorhaben
im indischen Maharashtra und in Vietnam, wo sie von der Politik auf Provinzebene aufgenommen wur-
den. Dies bedingt eine hohe Übereinstimmung mit staatlichen Prioritäten (Planungsreform Vietnam).
Förderlich ist insbesondere auch eine lange Laufzeit der Vorhaben (in Indien mehr 16 Jahre) und ein pro-
fessioneller Umsetzungspartner. Dieser Befund widerspricht den beiden Trends, denen sich die GIZ der-
zeit stellen muss: kürzere Laufzeiten und verstärktes Engagement in fragilen Kontexten und somit
schwache Umsetzungspartner. Allerdings sollte vermieden werden, wie dies in Indien der Fall war, dass
projektbezogenes Wissen privatisiert wird, was dessen weitere Verbreitung und systemweite Institutiona-
lisierung hemmt. Die Finanzierung und Kosten der Trainingsmaßnahmen sind weitere kritische Faktoren
für die Breitenwirkung über das Projekt hinaus. So haben die relativ geringen Kosten für die Durchfüh-
rung der Schulungen für Kakao-Kleinbauern in Westafrika die Chancen für deren weitere Verbreitung er-
höht. In verschiedenen Projekten blieb die Reichweite aber auf die direkt angesprochene Zielgruppe be-
schränkt (Kenia, Zentralamerika Tropenwald). Zu einer verzögerten Breitenwirkung kann es kommen,
10
wenn, wie in Bosnien-Herzegowina, die Universitäten ins Vorhaben einbezogen werden. Zwar schätzen
Fachleute der Universitäten die Ausbaumöglichkeit der Inlandnachfrage für Gemüse und Obst nach IP-
Richtlinien als hoch ein und sie tragen durch die Aufnahme der entsprechenden Ansätze in ihre Curricula
zur Institutionalisierung bei. Die langfristig angelegte Marktverlagerung kommt allerdings während der
Laufzeit des Vorhabens kaum zum Tragen. An andern Orten konnten sich Inhalte aus der Kapazitätsför-
derung dank ihrer Passgenauigkeit rascher verbreiten, so etwa in Nicaragua, Brasilien oder Bolivien.
Box 2: Gemeinsam planen stärkt die Mitverantwortung im Gesamtsystem
Kooperation zur ländlichen Armutsminderung in Vietnam
Das Vorhaben zielt auf die Teilhabe von über einer halben Million Kleinbauern und -bäuerinnen vorwie-gend ethnischer Minoritäten in den produktiven ländlichen Märkten. Über die gestärkte ökonomische Wertschöpfung im Programmgebiet sollen Haushalteinkommen erhöht und dadurch die Armut reduziert werden. Ein Pfeiler des deutschen Engagements betrifft die kommunale, marktorientierte Entwicklungs-planung unter der Leitung der Lokalverwaltung. Mittels gezielter Kapazitätsförderung ist es gelungen, die individuelle Beteiligung von Männern und Frauen an den lokalen, partizipativ ausgestalteten Planungs-prozessen und gleichzeitig signifikante Reformen auf Organisationsebene zu erzielen. Das Vorhaben hat seine Zielwerte weit übertroffen, indem es neue Planungsstandards für die beteiligten Provinzen insge-samt ermöglicht hat. Heute planen alle kommunalen Verwaltungen gemeinsam mit den lokalen Interes-sensverbänden und berücksichtigen systematisch die Marktförderungsfaktoren in den Plänen. Die meis-ten staatlichen Mittel für die lokale Entwicklung fließen über diese Mechanismen, auch wenn die Budgets seit Ende des Vorhabens geringer geworden sind und weiterhin Anschlussprobleme mit der staatlichen Planung auf höherer Ebene bestehen. Erfolgsfaktoren für die solide Institutionalisierung bildeten u.a. die entschlossene politische Haltung der Behörden für eine effektive Dezentralisierung sowie der staatliche Reformwille zur Förderung lokaler Strukturen und damit einer Transformation der Kollektivsysteme hin zu landwirtschaftlichen Familienbetrieben.
Im Gegensatz dazu steht das Dilemma der wirtschaftlichen und politischen Machtkonzentration in den Händen einer kleinen, zunehmend rücksichtslosen Elite. Die Liberalisierung außerhalb der Familienbe-triebe wird kaum gefördert, staatliche Konzerne haben weiterhin besseren Zugang zu Land und Kapital und sie sollen geschützt werden vor Konkurrenz durch privatwirtschaftliche Akteure. Unter anderem aus diesen politisch heiklen Umständen wurden in der Konzeption des Vorhabens die Fragen der Landrechte und des Bodenmarktes ausgeklammert. Damit werden erfolgreiche Reformen mit WSK’s auf lokaler Ebe-ne grundlegenden Nachhaltigkeitsrisiken ausgesetzt.
(Quelle: Schlussevaluierung 2014 des Programms Armutsminderung im ländlichen Raum Vietnam)
Vorhaben, die auf eine Veränderung politischer und institutioneller Rahmenbedingungen abzielen, weisen
dann das größte Erfolgspotential auf, wenn im Partnerland eine entsprechend hohe politische Priorität
besteht. In Fällen, wo bereits bestehende Dynamiken vor Ort unterstützt und beschleunigt werden (Ke-
nia), kann dies zu raschen Reformen führen. Auch das Projekt zur Armutsminderung im Vietnam ent-
sprach der entschlossenen Haltung der Behörden für eine effektive Dezentralisierung und Förderung lo-
kaler Strukturen. Der Einfluss, den einzelne Vorhaben auf systemweite Veränderungen haben, ist schwie-
rig messbar. Auch wenn Vorhaben ihre Ziele nachweislich erreichen, lassen sich Auswirkungen auf Poli-
tikentscheide von Tragweite in der Regel nur indirekt feststellen, etwa wenn Partnerländer technische
Sachverhalte zur Begründung der Entscheide beiziehen, wie z.B. die von integrierten Ansätzen bei der
Zulassung von Staudämmen im Mekong-Hauptfluss. Ähnliches gilt für die Beiträge zur länderübergrei-
fenden Kooperation im selben Mekong-Vorhaben wie auch jenem für die nachhaltige Bewirtschaftung der
natürlichen Ressourcen in Zentralamerika. Beide Programme können aber als langfristige Investitionen
ins entwicklungspolitische Umfeld gesehen werden.
Zu den Erfolgsfaktoren für guten Impakt zählen:
Die Komplexität des politisch-institutionellen Kontexts genau analysieren; Maßnahmen über pro-fessionelle, einflussreiche Durchführungspartner gezielt darin verankern
an bestehende entwicklungspolitische Dynamiken anknüpfen, das Momentum für Reformen nut-zen
mehr Aufmerksamkeit für die mittlere Ebene im Mehrebenenansatz
die Nutzung lokaler Möglichkeiten, um Strukturschwächen zu überbrücken
11
hinreichende Laufzeiten vorsehen für die Erreichung von Impakt in imperfekten Programmkontex-ten
Effizienz: Variabel Effizienz misst sich grundsätzlich als Relation zwischen der Wirkung eines Projekts und den dafür aufge-
wendeten Ressourcen. Der Datensatz verweist aber kaum auf entsprechende Kosten-Nutzenanalysen,
wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Nutzen in der Regel nur schwer quantifizierbar ist, aber auch weil dies
vom Auftraggeber BMZ so nicht eingefordert wird. Die Bilanz aus den untersuchten Vorhaben zeigt mit
dem Mittelwert von 2.6 und einer hohen Variabilität ein gemischtes Bild. Sehr hohe Effizienz mit ausge-
prägtem Kosten-Wirkungsdenken und der Mobilisierung bedeutender lokaler Eigenressourcen wurde
dem Kakaoprogramm Westafrika attestiert. Auch das weitgehend von inländischen Partnern durchgeführ-
te und deshalb kostengünstige Programm im indischen Bundesstaat Maharashtra erhielt eine positive
Bewertung. Das Vorhaben hat Synergien erzeugt zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Partnern und
erzielte so hohe Breitenwirkung bei geringen Kosten, was mit der üblichen Kapazitätsförderung unter
Einsatz von internationalen Experten nicht möglich gewesen wäre. Zudem hat die KfW ihre finanzielle
Kooperation optimal an die phasen-vorgeschaltete Kapazitätsentwicklung der technischen Zusammenar-
beit anbinden können, was zu Synergien zwischen den deutschen Kofinanzierungspartnern geführt hat.
Aus der Effizienzperspektive kritisch ausgefallen ist die Bewertung der Auswahl von geographischen Re-
gionen in einzelnen Vorhaben. Einseitig nach Armutskriterien identifizierte, in einem Programm verbun-
dene Provinzen lagen dabei 1200 km auseinander (Vietnam), mit entsprechendem Doppelaufwand im
Management des Vorhabens, bei der Kapazitätsentwicklung und dem Erfahrungsaustausch. Im Tropen-
wald-Vorhaben in Zentralamerika waren die an sich grenznahen Programmregionen durch politische und
territoriale Spannungen zwischen den beteiligten Ländern Mexiko, Belize und Guatemala untereinander
kaum zugänglich, was zu unverhältnismäßigen Opportunitätskosten für die Umsetzung des Vorhabens
führte. Effizienzmängel zeigten sich auch in kofinanzierten Vorhaben (Indien, Vietnam, Bolivien) wegen
der Schwierigkeit, sich auf gemeinsame Konzepte, Managementmodelle und Kriterien für die Erfolgsbeur-
teilung zu einigen.
Umsetzungspartner mit wenig Einfluss gefährden die Effizienz. Im länderübergreifenden Vorhaben am
unteren Mekong-Becken fehlte dem gewählten Umsetzungspartner die Legitimation für Aktivitäten in den
einzelnen Ländern. Im Tropenwaldschutz in Zentralamerika mangelte es ebenfalls am politischen Rück-
halt für den regionalen Projektträger. Als Folge wurde verstärkt auf eigenes Personal und internationale
Experten gesetzt, verbunden mit höheren Kosten, geringerem Einbezug des lokalen Wissens und schwa-
cher institutioneller Verankerung des Kompetenzförderungsprogramms. In Bosnien-Herzegowina konnten
zwar private Beraternetzwerke für den Obst- und Gemüsebau etabliert werden, jedoch nur mit einer ge-
ringen Reichweite. Auch wo Programme vorzeitig eingestellt werden ohne vorausschauende Festigung
der bisherigen Leistungen besteht das Risiko, dass aufgebaute Strukturen und Wissensvermittlung ver-
nachlässigt werden und dadurch große Effizienzverluste entstehen. Im Vorhaben zur Förderung von
Kleinbauern im brasilianischen Bundesstaat Amazonas wie auch in Bosnien-Herzegowina war dies der
Fall, weshalb die Effizienz als ungenügend eingestuft wurde.
Erfolgsfaktoren für eine effiziente Erbringung von Programmleistungen beinhalten:
ein Design der Vorhaben, das die komparativen Stärken von Kooperationspartnern nutzt und dar-aus Synergien schöpft
kosten-wirkungsbewusste Gestaltung der Vorhaben, was sich in Strukturoptimierung sowie im Monitoring-System und der Wirkungsbeurteilung ausdrückt
die Mobilisierung lokaler Eigenmittel, welche nicht aus anderen international finanzierten Quellen stammen
Nachhaltigkeit: Nur teilweise überzeugend Eine Grundvoraussetzung für die nachhaltige Wirkung von Vorhaben ist ihre institutionelle Verankerung.
Dies ist eine große Herausforderung. Die evaluierten Projekte konnten bezüglich ihrer Nachhaltigkeit
denn nur teilweise überzeugen. Die vorliegende Untersuchung von Vorhaben der Ländlichen Entwicklung
12
bestätigt einen früheren Befund der StS M&E (GIZ 2013): In GIZ-Vorhaben werden Relevanz und Effekti-
vität am besten bewertet, die Nachhaltigkeit am schlechtesten. Die Regel, dass eine 4 in Nachhaltigkeit
zu einer ungenügenden Bewertung des Vorhabens insgesamt führt, könnte zudem bewirken, dass Eva-
luatoren im Zweifelsfall eine weniger krasse 3 (zufriedenstellend) wählen, obwohl in den Texten oft deutli-
che Argumente für eine 4 (mangelhaft) zu finden sind. Als Beispiel ist das Mekongprogramm anzuführen,
bei welchem nach langjähriger Kooperation auf das komplette Fehlen lokaler Finanzierungsmechanismen
für die Umsetzung der erarbeiteten Pläne und den Zusammenbruch geschaffener Strukturen (Watershed
Committees; National Working Groups; lokale Lernzentren) hingewiesen wird. Die erzielte Nachhaltigkeit
ist daher klar unzureichend, wird aber wegen punktueller Weiternutzung einzelner Wissensprodukte den-
noch als genügend bewertet.
Box 3: Hohe Qualität und Breitenwirkung, aber schwache lokale Verankerung
Nachhaltige Bewirtschaftung von Wassereinzugsgebieten in Indien
Im indischen Bundesstaat Maharashtra förderten GTZ und KfW ein Selbsthilfeprogramm zur nachhaltigen Entwicklung von Wassereinzugsgebieten. Das Vorhaben ist bekannt für seine kostengünstigen Ansätze mit signifikanter Steigerung von Flächenerträgen und Haushalteinkommen, Rehabilitierung von Böden und Wasserressourcen. Diese wurden in anderen Staaten Indiens repliziert und in die nationalen Sektor-richtlinien aufgenommen. Die deutsche TZ und FZ waren abgestimmt und ermöglichten Synergien. Die Interventionen erfolgten zeitlich gestaffelt und die FZ konnte auf der vorangegangenen Kapazitätsent-wicklung aufbauen. Jedoch ist es TZ und FZ nicht gelungen, einen gemeinsamen Ansatz zu formulieren, in welchem die Ziele, die gemeinsame Steuerung, die Verankerung nach Programmende und die Nach-betreuung festgelegt worden wären.
Der breitenwirksame Erfolg dieses Vorhabens wurzelte unter anderem in einer professionellen Umset-zung durch eine kompetente und anerkannte NRO, den Watershed Organisation Trust (WOTR), in Zu-sammenarbeit mit den Beratungsdiensten des Landwirtschaftsministeriums. Den durch WOTR bei weite-ren im Programmgebiet tätigen NROs durchgeführten Beratungs- und Ausbildungsmaßnahmen wird eine hohe Qualität und Kontextbezogenheit bescheinigt. Die Umsetzung der technischen Ansätze in der Bo-den- und Wasserkonservierung und nachhaltigen Bewirtschaftung der kleinen Betriebssysteme war quali-tativ hochstehend und gut an die lokalen Gegebenheiten angepasst.
Weniger prioritär war für WOTR aber die institutionelle Verankerung auf lokaler Ebene. Regionale Bera-tung- und Ausbildungszentren wurden nicht wie ursprünglich vorgesehen als permanente Einrichtungen aufgebaut, sondern als temporäre Außenstellen von WOTR. Die lokal aktiven NROs erhielten keine Fol-ge-Unterstützung für ihre eigene Organisationsentwicklung und sie stellten deshalb ihre Unterstützung dörflicher Institutionen nach Ende der FZ ein. Als Folge davon nahmen diese ihre Unterhaltsarbeiten so-wie die Durchsetzung von Regeln immer weniger wahr. Zudem wurde keine ausreichende Vernetzung der durch das Projekt geschaffenen dörflichen Institutionen mit privaten oder staatlichen Akteuren er-reicht. Damit ist die Nachhaltigkeit eines im Projektverlauf sehr erfolgreichen und breitenwirksamen Vor-habens ohne Nachbetreuung auf längere Frist gefährdet.
Quelle: Ex post Evaluierung 2013 des Vorhabens Promotion von Watershed Selbsthilfeprogrammen Ma-harashtra, Indien
Je komplexer ein Vorhaben ist und je mehr Ebenen bearbeitet werden, desto schwieriger wird es, eine
nachhaltige Verankerung zu erreichen. Dies gilt insbesondere, wenn das Programm unter Resultatdruck
steht. Kritisch ist auch der Fortbestand von Institutionen, die im Rahmen von Projekten geschaffen wer-
den. Im indischen Maharashtra wurde zwar eine solide Institutionalisierung der entwickelten Ansätze auf
der Makroebene erzielt, jedoch waren die geschaffenen Spar- und Kreditgruppen wie auch die Dorfkomit-
tees zum Unterhalt von geschaffenen Strukturen nach Ablauf des Vorhabens kaum mehr aktiv (vgl. Box
3). Andernorts konnten sich auch neue Institutionen nachhaltig etablieren, so etwa Vermarktungsgenos-
senschaften und Beratungsringe in Bosnien und Herzegowina oder Frauengruppen in Maharashtra, die
als Spar- und Kreditgruppen gegründet wurden, sich dann aber als soziale Plattformen für den Informati-
onsaustausch unter Frauen weiter entwickelten. Über alle Vorhaben gesehen ist jedoch die Nachhaltig-
keit der Maßnahmen insbesondere in Bezug auf die staatlichen oder halbstaatlichen Institutionen der
mittleren Ebene (Provinzen, Distrikte) gering.
13
Zu den Erfolgsfaktoren für positive Ergebnisse in der Nachhaltigkeit zählen, nebst der bereits mehrfach genannten Bedeutung solider Vorabklärungen des polit-ökonomischen Kontexts:
Wirkungslogiken von GIZ-Vorhaben auf dem Hintergrund umfassender Kontextanalysen vereinfa-chen: Neuralgische Punkte des besten Wirkungspotentials bestimmen, besser fokussierte Vorha-bens-Ziele und sorgfältig ausgewählte Partnerschaften
Die für nachhaltige Institutionalisierung oft entscheidende mittlere Ebene fokussieren
Resultatnachweis und Rechenschaftslegung vermehrt auf die lokalen Zielgruppen und die natio-nale Trägerschaft ausrichten, deren gemeinsame Verantwortung einfordern
Ausstiegskonzepte gehören zum Gesamtkonzept der Vorhaben
2.3 Fachliche Bewertung Die fachliche Bewertung der Vorhaben wird in diesem Kapitel differenziert nach Ansätzen, die sich auf die
Landwirtschaft als Wirtschaftssektor und solchen, die sich auf das Management natürlicher Ressourcen
beziehen.
Landwirtschaft als Wirtschaftssektor Die Ansätze zur Landwirtschaft in den untersuchten Vorhaben zielen auf Effekte in den folgenden Berei-chen ab:
Zunahme der Produktivität, Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion;
Verbesserung der Einkommenssituation; Anzahl der Erzeugerinnen und Erzeuger im landwirt-schaftlichen Bereich, die ihre Einkommen erhöht haben;
Verbesserung der Rahmenbedingungen für Landwirtschaft; z.B. durch gesicherte Eigentums-, Nutzungs- und Verfügungsrechte für Landflächen.
Zur Produktivitätssteigerung trägt in erster Linie die Vermittlung verbesserter Produktionstechniken bei.
Dies ist in Bezug auf Anpassungen an den Klimawandel besonders relevant. Erfolgsversprechend sind
Demonstrationsfelder zur Veranschaulichung neuer Anbautechniken (Kenia). Überall auf der Welt lassen
sich Bauern und Bäuerinnen am besten durch sichtbare Effekte in der Praxis überzeugen, besonders
wenn das lokale Wissen in die Maßnahmen einbezogen wird. In Brasilien hat dies dazu beigetragen,
dass die vermittelten agrarökologischen Techniken auch nach Projektende bei den kleinbäuerlichen Fa-
milien in Gebrauch waren und dass sie von bisher unbeteiligten Institutionen aufgenommen und weiter-
entwickelt wurden. Neben der Vermittlung von Knowhow kommt dem Zugang zu landwirtschaftlichen
Produktionsmitteln eine hohe Bedeutung zu. Dies wurde im Vorhaben zugunsten von Kakaoproduzenten
(Westafrika) berücksichtigt, erwies sich aber je nach Region in der Umsetzung als schwierig. Abgelegen-
heit und schlechte Verkehrswege erschweren eine Versorgung durch privatwirtschaftliche Anbieter. Vie-
len Kleinproduzenten fehlen zudem finanzielle Mittel für die Beschaffung produktionssteigernder Inputs.
In diversen Vorhaben wurde Kleinbauern ein direkter Zugang zu Krediten oder Finanzdienstleistungen
ermöglicht (Moldawien, Äthiopien, Bosnien-Herzegowina, Indien, Westafrika). Die berichteten Erfahrun-
gen sind gemischt, es liegen keine eindeutig nachhaltigen Ansätze vor. In den Vorhaben eigens entwi-
ckelte Kreditlinien bürden den Landwirten unklare Risiken auf, wenn diese ungenügend an das offizielle
Finanzsystem angebunden sind. Der Zugang zu Krediten führt nicht immer zu produktiven Investitionen,
wenn Kleinbetriebe existenzielle Krisensituationen zu bewältigen haben. Risiken schafft ein verbesserter
Zugang zu Produktionsmitteln auch, wenn das Wissen für deren Einsatz oder Vorschriften zur Vermei-
dung negativer Auswirkungen fehlen. So wird im Bericht zu Indien auf den nicht fachgerechten Einsatz
von Düngern hingewiesen, was die Trinkwasserversorgung der ganzen Bevölkerung bedroht hat.
Die Einkommenssituation der Kleinbauernfamilien ist nicht nur von der landwirtschaftlichen Produktivi-
tät, sondern ebenso stark von ihrem Marktumfeld abhängig. Mit einer Diversifizierung der Produktion (Ka-
kaobauern in Westafrika) können nicht nur produktionstechnische Risiken, sondern auch Preisfluktuatio-
nen ausgeglichen werden. Die Anbindung an WSKs von Exportprodukten mit einem hohen Wertschöp-
fungspotential erfordert aber die Bereitstellung von oft knappen produktiven Böden, was die betriebliche
Diversifikation einschränken kann. Auf Kleinbetriebe angepasste Versicherungsmodelle können zu einem
Ausgleich von Einkommensschwankungen beitragen (Kenia). Wie bei den Finanzdienstleistungen wird
14
ein solches Angebot dann nachhaltiger, wenn es über privatwirtschaftliche Partner oder die staatlichen
Beratungsdienste institutionalisiert wird.
In vielen Vorhaben kamen WSK-Ansätze zur Anwendung, mit gemischten Ergebnissen. In mehreren
Ländern erlaubten diese die erfolgreiche Begleitung von Kleinproduzenten aus der Selbstversorgung hin
zum Markt über Produktlinien wie Reis und Kleintierhaltung (Vietnam), Kakao (Westafrika, Nicaragua vgl.
Box 4), Obst- und Gemüsebau (Bosnien-Herzegowina), Honig oder Tourismus (Nicaragua, Tropenwald-
schutz Zentralamerika). Die Programme zum Ressourcenmanagement (Nicaragua) oder zur Armutsmin-
derung (Vietnam) zeigen aber auch, warum sich der WSK-Ansatz zuweilen auf kleinbäuerliche Betriebe
negativ auswirken kann, da diese im Wettbewerb stehen mit stärkeren Marktkonkurrenten oder mit ver-
deckten machtpolitischen Interessen (Holz Nicaragua; Zugang zu Land im Tropenwaldschutz Zentral-
amerika).
WSK-Ansätze weisen ein hohes Potential auf, da diese global nachvollziehbar und modular aufgebaut
sind. Sie lassen sich interkulturell gut vermitteln und sind auch für kaum geschulte Kleinstbetriebe ein ge-
eigneter Kapazitätsförderungsansatz. Zu den Auswahlkriterien für die Wertschöpfungsketten machen die
Evaluierungen und PFK keine Angaben. In den meisten Vorhaben werden zugleich mehrere Produktket-
ten unterstützt, teilweise bis über ein Dutzend (Vietnam). Dabei bleibt die Förderung oft punktuell und be-
steht nicht über längere Zeiträume, bis das Marktsegment ein neues Gleichgewicht erzielt und damit be-
rechenbarer wird für die Kleinproduzenten. Die dazu aufgebauten bäuerlichen Organisationen waren nur
teilweise erfolgreich (Kakao Westafrika, Moldawien, Brasilien), mehrfach aber nicht nachhaltig (Indien,
Zentralamerika).
Box 4: Unterschiedliche Resultate der Wertschöpfungsketten
Nachhaltiges Ressourcenmanagement und Förderung unternehmerischer Kompetenzen in Nicaragua
Das Vorhaben entwickelte modellhafte WSK-Ansätze zu angemessenen Umstellungskosten, die von Ge-ber- und Forschungsorganisationen aufgegriffen wurden. Die breitenwirksamen WSK’s zu Kakao, Honig und Tourismus waren erfolgreich dank der Fortbildung in ValueLinks, der engen Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft sowie der teilweise etablierten direkten Beziehungen zu den Abnehmern durch das Vor-haben.
Klientelismus und Korruption führten jedoch zu Schwierigkeiten bei der WSK Holz. Die vom Vorhaben ge-förderte FSC-Zertifizierung hat nicht zu besseren Holzpreisen geführt, aber deutliche Kosten des Zertifi-zierungsprozesses verursacht, die von den indigenen Gemeinschaften nicht getragen werden konnten. In der WSK Milchprodukte war die Wirtschaftlichkeit der geförderten Umweltstandards wegen mangelhafter staatlicher Dienstleistungen und -kontrolle gefährdet, die innovativen Produkte konnten sich in den etab-lierten Märkten nicht durchsetzen. Keine dauerhafte Vermarktung gelang in der WSK zu ätherischen Ölen.
Quelle: Schlussevaluierung 2013 des Vorhabens Nachhaltiges Ressourcenmanagement und Förderung unternehmerischer Kompetenzen, Nicaragua
Der Anteil am Nutzen, den die bisher ausgeschlossenen Kleinbetriebe, aber auch größere Produzenten,
Verarbeiter oder Vermarkter aus der Beteiligung an WSKs abschöpfen können, ist nur schwer feststell-
bar. Zum einen finden sich kaum differenzierte Kosten-Nutzenanalysen in den untersuchten Berichten,
zum andern entstehen den Betrieben anfänglich hohe Umstellungskosten, welche über längere Zeiträu-
me über das Ende eines Vorhabens hinweg umgelagert werden müssen. WSKs gelten generell als an-
spruchsvoll für Kleinproduzenten, da viele Aspekte zusammenpassen müssen: Die Identifikation des
Marktpotentials, die Nutzung des lokalen agroökologischen Wissens, die Bereitschaft von armen Bauern-
haushalten für einen Haltungswandel, die Risiken im Wettbewerb, in der Fokussierung auf wenige Pro-
dukte mit Marktorientierung und den Einschränkungen bei der Produktion von Grundnahrungsmitteln, die
ökologischen Auswirkungen, die Abhängigkeiten von stärkeren Kettengliedern (Zwischenhändler, Trans-
porteure, Verarbeiter, Verteiler) und den Preisschwankungen auf globalen Agrarmärkten sowie der gerin-
ge Grenznutzen für Kleinbetriebe. Wenn in Projektbeurteilungen von Einkommenseffekten die Rede ist,
bezieht sich dies in der Regel auf den Einnahmenzuwachs. Aspekte, wie die Kostenentwicklung, die
Kaufkraft oder auch die Verteilung der Effekte, sollten besser berücksichtigt werden. Die Vermittlung ei-
15
nes grundlegenden betriebswirtschaftlichen Denkens ist insbesondere auf Ebene des bäuerlichen Klein-
betriebs wichtig.
Die untersuchten Berichte ergeben das Gesamtbild, dass WSK standardmäßig zum Einsatz kommen,
dass diese aber nicht in allen Vorhaben strategisch angesetzt werden auf der Grundlage einer soliden
Kettenanalyse im Vorfeld der Konzeption.
Zu verbesserten Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft haben die untersuchten Projekte vor al-
lem in der Politikberatung beigetragen. So wurden etwa die Rahmenbedingungen zur Einführung einer
Landwirtschaftsversicherung (Kenia), die Überarbeitung der Strategien zur nachhaltigen Landbewirtschaf-
tung (Äthiopien) oder die Reform mit partizipativen und marktorientierten kommunalen Planungsinstru-
menten (Vietnam) gefördert. Hinsichtlich der Landrechte liegen nur wenig Aussagen vor. In Nicaragua
konnten mittels Kartierung der Besitzrechte von Siedlern und Rechtsberatung Indigener eine verbesserte
Sicherung der Landrechte erreicht werden. Betroffen waren unter anderem Agroforstsysteme mit Kakao.
Allerdings hatte das Vorhaben mit dem Widerstand von Siedlern, unzureichenden Kompetenzen der indi-
genen Bevölkerung zur Kontrolle ihres Territoriums, mangelnder Unterstützung staatlicher Stellen, illega-
lem Landverkauf und Landspekulation, teils durch Mitglieder indigener Gemeinschaften, zu kämpfen. Es
wurde ein mangelnder politischer Wille festgestellt, dieses konfliktträchtige Thema anzugehen. In ande-
ren Vorhaben (Vietnam) wurden Landrechtsaspekte in der Umsetzung ganz ausgeklammert, trotz Be-
wusstsein über deren Relevanz.
Management natürlicher Ressourcen Die Zielsetzungen zum Management natürlicher Ressourcen lassen sich wie folgt umschreiben:
Verbesserung des Zustands natürlicher Ressourcen und langfristige Sicherung des Produktions-potentials von pastoralen oder landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie Fischgründen; dazu gehö-ren boden- und wasserkonservierende Maßnahmen.
Einzelne Vorhaben übertrafen (Brasilien) oder erreichten ihre Zielvorgaben betreffend einer nachhaltigen
Nutzung von Böden und Gewässern in der landwirtschaftlichen Produktion (Indien, Honduras, Bolivien).
Andere waren erfolgreich in der Einführung von integrierten Ressourcenmanagement-Systemen (Me-
kong, Bolivien). Besonders in diesem Bereich ist kollektives Handeln wichtig. So kommt der partizipativen
Planung in verschiedenen Projekten eine zentrale Rolle zu (Vietnam). Diese wird auch mehrfach positiv
hervorgehoben, etwa in den Mekong-Programmen, wo eine Replikation der entsprechenden Ansätze au-
ßerhalb der Vorhaben stattfand. Im indischen Maharashtra wurde basierend auf der partizipativen Vorge-
hensweise eine Vielzahl von Ansätzen zur Boden- und Wasserkonservierung und der nachhaltigen Klein-
landwirtschaft entwickelt und dank einem kompetenten Partner sowie der ergänzenden FZ durch die KfW
breitflächig umgesetzt. In den Projektgebieten im Mekong-Becken (unter Ausnahme des laotischen Nam
Ton) fehlte jedoch eine Finanzierung für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Dies löste in den lo-
kalen Wassereinzugsgebieten Enttäuschung aus.
Capacity Development In der Förderung der Landwirtschaft als Wirtschaftssektor und im Management natürlicher Ressourcen kommt folgende Zielrichtung zum Tragen:
Verbesserte Qualifizierung / Capacity Development gemessen an der Zahl der Personen (gen-derdifferenziert), die an Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen haben.
Das Capacity Development (CD) ist zweifellos eine große Stärke der GIZ-Vorhaben. Die Angebote sind
klar und transparent deklariert, die Inputs sind konkret und zielgerichtet, die Inhalte beurteilbar. In den
meisten Vorhaben hat das CD zwei Schwachstellen: Die Zielgruppen auf der lokalen Ebene und das
Partnerministerium zur Politikverankerung in der Startphase der Vorhaben. Bei Umsetzungsorganisatio-
nen auf der mittleren Ebene stößt das CD auf die größten Schwierigkeiten. Wenn Mittel und Bereitschaft
zur institutionellen Verankerung auf dieser Ebene fehlen, neigen die Vorhaben zur Schaffung eigener,
wenig nachhaltiger Parallelstrukturen mit internationalen Experten, um den Erfolg des Gesamtprojekts
nicht zu gefährden.
16
Als Schwäche gedeutet werden kann, dass CD-Angebote oft von einem internationalen Standard her
konzipiert, eher technik- und expertenlastig (Äthiopien, Tropenwaldschutz Zentralamerika, Moldawien)
und nur teilweise dem Kontext angepasst sind. Typische Beispiele sind die Weiterbildungsangebote von
InWEnt (Weiterbildungsverbund Zentralamerika, Bergregionenentwicklung). In Honduras stellten interna-
tionale Geber umfangreiche Mittel für eine Organisationsentwicklung des Durchführungspartners zur Ver-
fügung, aber der Prozess kam wegen mangelnder politischer Durchsetzungskraft und gewerkschaftli-
chem Widerstand zum Erliegen. In diesem Fall steht ihr Aufwand in einem ungünstigen Verhältnis zum
Gesamtaufwand der nationalen Durchführungsorganisationen. Zu wenig Aufmerksamkeit erhielten in ver-
schiedenen Projekten die Kosten des Angebots, die sprachliche Gestaltung der Unterlagen, der Einbezug
des lokalen Wissens, die Lerninteressen und Transfererfolg der Teilnehmenden und die Notwendigkeit
von Wiederholung und praktischer Umsetzung. In manchen Fällen war auch die Fachkompetenz der in-
ländischen Partner nicht ausreichend für die hohen Anforderungen des CD-Angebots (z.B. im Vorhaben
in Äthiopien). Nichts desto trotz wurden mehrfach Elemente des CD von Institutionen außerhalb des Pro-
jekts aufgenommen und repliziert, was für eine hohe Qualität spricht. In vielerlei Hinsicht positiv ist auch
das Beispiel des Projekts in Westafrika, an dem sich eine gute Praxis illustrieren lässt (vgl. Box 5).
Box 5: Lehrgang für Kakao-Kleinbauern: Bedarfsgerecht, kostengünstig, breitenwirksam
In vier westafrikanischen Ländern wurde ein Programm zur unternehmerischen Schulung von Kakaobäu-erinnen und -bauern aufgebaut. Seine Ausarbeitung basierte auf einer Bedarfsabklärung und erfolgte in Partnerschaft mit einer ghanaischen Institution. Ziel von Beginn an war es, in allen Ländern Systeme zu etablieren, welche programmunabhängig funktionieren und sich weiterentwickeln können. Die Partner sollen deshalb nicht nur über Trainer, sondern auch über deren Ausbildner und Supervisoren verfügen. Der unternehmerisch orientierte Lehrgang ergänzt die vorherrschenden technischen Trainings. In ver-ständlicher Sprache, mit eingängigen Abbildungen, Rollenspielen und lebhaft animierten Seminaren wer-den Inhalte zielgruppengerecht vermittelt und Analphabeten gruppendynamisch in Lernprozesse einge-bunden. Das Wissen ist direkt anwendbar und darauf ausgerichtet, das unternehmerische Potential in den Teilnehmenden zu wecken: “It does not tell farmers what they have to do, but rather makes them dis-cover problems and solutions by themselves.” Nicht zuletzt wurde auch auf tiefe Kosten des Ausbil-dungsprogramms in der Betriebsphase geachtet. Dies erhöht die Aussicht, dass es losgelöst vom Projekt finanziert werden kann, was eine Grundlage für die sich bereits nach vier Jahren abzeichnende Breiten-wirkung ist.
Quelle: PFK 2013 zum Vorhaben: Verbesserung der Lebensbedingungen von Kakao-Kleinbauern in Westafrika
2.4 Bezug zu Querschnittsthemen
Armutsminderung Die Armutsreduktion ist in fast allen untersuchten Vorhaben das übergeordnete Ziel. Bei einer Mehrzahl
von Vorhaben ist diese auch explizit an die Auswahl der Zielgruppen gebunden. Armutsminderung ist
damit nicht nur ein Querthema im untersuchten Portfolio, sondern bildet den inhaltlichen Schwerpunkt der
meisten Vorhaben. Das Indien-Programm ist seinen Ansatz der „selbsthilfeorientierten Armutsbekämp-
fung“ zwar ohne differenzierte Zielgruppen- oder Armutsanalyse angegangen, dabei aber die Lebensbe-
dingungen aller Bevölkerungsgruppen in einer großen Programmregion von über 100‘000 ha einschließ-
lich der ethnischen Minderheiten, von Frauen und Landlosen signifikant verbessert. Es wurden 1470
Spar- und Kreditgruppen auf Dorfstufe aufgebaut, gesteigerte Flächenerträge um 11% und bessere
Haushaltseinkommen um den Faktor 2.8 – 4.7 ausgewiesen, allerdings ohne Angabe der dabei erzielten
Kaufkraftveränderung. Eine ebenso hohe armutsreduzierende Wirkung auf die Zielgruppen hat das Ka-
kao-Vorhaben in Westafrika erzielt mit einer mittleren Produktivitätserhöhung von 33% und damit verbes-
serten Einkommen, gestärkter Resilienz, besserer Ernährungssicherung und damit mehr Investitionen in
Bildung und Gesundheit. Andere Vorhaben weisen armutsmindernde Einkommensverbesserungen aus
durch den Aufbau funktionierender Wertschöpfungsketten (Nicaragua), effizienteres Management der na-
türlichen Ressourcen und dadurch erhöhte betriebliche Produktivität (Brasilien, Äthiopien, Moldawien),
jedoch bei teilweise mangelhafter Effizienz (Bosnien-Herzegowina). Das Vorhaben in Vietnam zeichnet
17
sich durch eine klare Armutsausrichtung in der Auswahl besonders benachteiligter Provinzen aus, aller-
dings auf Kosten erheblicher Effizienzverluste durch deren große Distanz (vgl. Kap. 2.2, Effizienz). Auch
im regionalen Vorhaben zum Schutz des Tropenwaldes Zentralamerika (Selva Maya) zeigten sich kon-
zeptionelle Mängel, da dessen Armutsziele keiner nationalen Priorität der drei beteiligten Länder ent-
sprach und zu stark auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft fokussiert wurde, unter Vernachlässigung der
mächtigen Großgrundbesitzer und Viehzüchter, welche die Rahmenbedingungen maßgeblich mitprägen.
Auffallend ist der relativ enge, stark auf dem wirtschaftlichen Aspekt begründete Armutsbegriff, der in den
Vorhaben zum Ausdruck kommt. Oft werden armutswirksame Vorhaben gleich gesetzt mit nachweislich
höheren Einkommen. Die dafür angeführten Zahlen von Einkommenszuwachs sind jedoch meist nicht re-
ferenziert in Bezug auf deren Kaufkraft und veränderte Lebensumstände armer Familien, welche sich zu-
nehmend nach dem Markt orientieren und höhere Auslagen zu bestreiten haben. Auch finden sich kaum
Querbezüge zu anderen Armutskriterien wie Gesundheit, Recht auf Wissen und Bildung, auf Zugang zu
Land oder auf gesellschaftliche Teilhabe und politische Rechte.
Vielen Vorhaben wird attestiert, insgesamt armutsreduzierend wirksam zu sein auf der Ebene von Einzel-
haushalten und lokalen Zielgruppen, jedoch fehlt oft die Evidenz ihres Einflusses auf strukturelle Ursa-
chen der ländlichen Armut, wie etwa der mangelhafte Zugang zu den Produktionsfaktoren Land, Wasser,
Kapital oder technologisches Wissen.
Gleichberechtigung der Geschlechter Durch die Schaffung eines Netzwerks von Spar- und Kreditgruppen konnten in Indien die Grundlagen für
ökonomische Aktivitäten von Frauen in der Landwirtschaft gelegt werden. Allerdings war in der Projekt-
konzeption dieses Vorhabens wie auch bei anderen Programmen (Vietnam, Zentralamerika regional,
Selva Maya) keine differenzierte Genderanalyse vorgenommen und ein entsprechendes spezifisches
Förderkonzept entwickelt worden, um die Potentiale von Frauen systematisch zu fördern. Bei den Pro-
grammen in Nicaragua, Brasilien, Moldawien, Bosnien und Herzegowina oder den Mekongländern wurde
mit gezielten Bildungsbeiträgen eine große Zahl von Frauen und Jugendlichen erreicht. Mustergültig ge-
arbeitet hat das Äthiopienvorhaben mit einer flächendeckenden Erfassung von gender-desaggregierten
Daten in den Monitoring-Systemen und einer umgesetzten Anleitung für Gender Mainstreaming. Jedoch
verhindert auch dort die patriarchale Stammeskultur, dass eine signifikante Anzahl von Frauen führende
Positionen in den Dorforganisationen einnehmen. Bis zu 85% der landwirtschaftlichen Alltagsarbeit in
Westafrika wird von Frauen geleistet, weshalb diese auch zu einer Hauptzielgruppe im regionalen Ka-
kaoprogramm bestimmt wurden.
Die Analyse zeigt, dass die gezielte Förderung von Frauen, Jugendlichen oder Minderheiten als Entwick-
lungsakteure in der LE wesentlich zur Produktivität und Dynamik der ländlichen Ökonomie beiträgt und
gleichzeitig die soziale Gerechtigkeit fördert. Damit entsprechende Ansätze wirksam werden, ist eine
ausgezeichnete Kenntnis der lokalen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erforderlich. Es besteht
deshalb Bedarf für entsprechende Baseline-Studien vor der Konzeption von Programmen, insbesondere
zur Rollenverteilung von Mann und Frau in Bauernfamilien, zur Bildung von Frauen und deren Potential
als produktiver Wirtschaftsfaktor, zu ihrem Zugang zu Eigentum, Land und Krediten. Klassische Förder-
ansätze, wie etwa die Schaffung von Frauengruppen oder der Zugang zu produktiven Mikrokrediten, sind
dabei wegen der entstandenen Eigendynamik oft erfolgreicher als Quoten und Mainstreaming (u.a. Indi-
en).
Klimawandel und Desertifikation Klimarelevanz wird in den LE-Vorhaben erst seit einer Dekade eingefordert. Das Portfolio enthält erfolg-
reiche Beispiele für die Nachrüstung der „climate-smart agriculture“-Ansätze in die Projektkonzeption
(Äthiopien, Vietnam, Bolivien), die Klima-Politikberatung (Honduras), den indirekten Klimawirkungsnach-
weis (Tropenwaldschutz Brasilien) oder Einzelprojekte mit spezifischem Klimafokus (Ernteversicherungen
Kenia). Die Bewertung der Klimaprogramme unterscheidet sich kaum von jener der Förderansätze in der
Landwirtschaft. Es fällt auf, dass additionale, klimaspezifische Finanzierungen erst allmählich bereitge-
18
stellt werden. Dies bedeutet einen anhaltenden Ressourcendruck auf die begrenzten Mittel für die Ar-
mutsreduktion und/oder Ernährungssicherung.
Mehrere Vorhaben zur Förderung nachhaltiger Nutzung von Wasserressourcen (Mekong, Äthiopien, Indi-
en, Bolivien) oder zur gezielten Bodenverbesserung (Brasilien, Bolivien, indirekt Himalaya Bergregionen)
weisen eine Schnittstelle zu den Zielsetzungen der Desertifikationskonvention auf. Diese Vorhaben er-
bringen oft einen Nutzen sowohl für die Erhaltung der betrieblichen Produktivität wie auch positive Wir-
kungen auf die Ökosysteme und die Biodiversität. Insgesamt haben diese Vorhaben einen wesentlichen
Anteil an der guten Wirkungsbilanz des Portfolios. Studien (Kasparek/Nill, 2007; WOCAT, 2007) zeigen,
dass eine konsequentere Erfassung langfristiger Wirkungen auf die Umweltnachhaltigkeit als Ergänzung
zu den gängigen politisch-institutionellen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeitsbewertungen zu einer ins-
gesamt positiveren Bilanz führen würden. Ein deutliches Beispiel dafür ist die starke positive Wirkung der
nachhaltigen und ressourcenschonenden Produktionspraktiken in den Wassereinzugsgebieten von Ma-
harashtra (Indien), welche in der generell tiefen Einstufung der Nachhaltigkeit nur ungenügend zum Aus-
druck kommt, da diese vorab die ungenügende institutionelle Verankerung kritisiert.
2.5 Management Managementstrukturen: Ein gemeinsames Programmverständnis herzustellen ist aufwändig. Partizipa-
tive Prozesse fördern die Ownership während der Programmdurchführung, erfordern aber meist Struk-
turanpassungen und Kulturwandel, wenn sie überlebensfähig bleiben sollen. Flexible, lernorientierte Ma-
nagementmodelle haben sich dafür bewährt (Bolivien, Indien, Honduras). Dies zeichnen sich aus durch
folgende Kompetenzen des Programm-Managements: Spielraum für die Entwicklung von Lösungen bei
entstandenen Differenzen zwischen GIZ-Programmangebot und Politiken der Partner (besonders bei Re-
gierungswechsel, Krisen, etc.); Spielraum für Verbesserungsmaßnahmen gegen Schwächen einzelner
Komponenten; Möglichkeit, innerhalb des Programmbudgets Ressourcenreallokationen für die einzelnen
Komponenten vornehmen zu können. Liegen die Vorhaben im Zuständigkeitsbereich verschiedener Mini-
sterien, ist der Aufwand zusätzlich erhöht. Ein besonderes Problem zeigt sich darin, dass die Partnerre-
gierung die Vorhaben oft formal und verbal unterstützt, jedoch nur geringe Leadership zeigt und die Um-
setzung kaum kontrolliert. Wenn GIZ in solchen Fällen, wie das mehrfach dokumentiert ist, die gesamte
Planung übernimmt, umgeht sie das Problem und nimmt dafür eine Reduktion der Nachhaltigkeitschan-
cen in Kauf.
Mehrebenenansatz: Die sektor- und systemweiten Resultate fallen eher gemischt aus. Mittels direkter
Politikberatung als Teil des Mehrebenenansatzes konnten vielerorts Sektorreformen in der Landwirt-
schafts-, Umwelt- oder Raumordnungspolitik gefördert und damit die wirtschaftliche und soziale Infra-
struktur positiv gestärkt werden. Einzelne Regierungen haben Innovationen aus den Vorhaben in ihre
Systeme und Abläufe integriert. Bei anderen Programmen ist dies wegen mangelhafter politischer Bereit-
schaft, Finanzierungsproblemen oder ungeregelter Rahmenbedingungen etwa bei Landrechten nicht ge-
lungen.
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Box 6: Praktische Hindernisse für den Mehrebenenansatz
Förderung nachhaltiger Ressourcennutzung und lokale wirtschaftliche Entwicklung Honduras
Generell stimmten die Beteiligten des Vorhabens überein, dass der Mehrebenenansatz für die Erreichung der Programmziele adäquat sei. Die lokalen Partner maßen den Interventionen des Vorhabens hohe Pri-orität zu. So wurde das Modulziel „Ländliche Gemeinden und lokale Akteure erhalten die Funktionalität der Ökosysteme und nutzen nachhaltig deren natürliche Ressourcen“ laut UE denn auch erreicht mit teils gar vorbildlicher Umsetzung der Maßnahmen und erfolgreichen WSK-Wirkungen auf lokaler Ebene.
Das Hauptziel des Vorhabens, die Entwaldungsdynamik in der Projektregion zu reduzieren wurde jedoch nicht erreicht. Zahlreiche Faktoren erschwerten die nachhaltige Verankerung der Leistungen des Vorha-bens, so unter anderen (a) die geringe politische Priorität des Forstsektors, (b) die schwache Leistungs-fähigkeit des Durchführungspartners ICF, (c) keine programmunabhängige Unterstützungsstrukturen auf lokaler Ebene, (d) fehlende Finanzierungsmechanismen für die lokale Ebene, z.B. für Ausstattungsinves-titionen lokaler Produzentengemeinschaften, (e) ungünstige Weltmarktpreise und Marktbedingungen, (f) die prekäre Sicherheitslage in Teilen der Programmregion sowie (g) Rechtsunsicherheiten (z.B. weitge-hende Straflosigkeit bei illegaler Holznutzung, widersprüchliche Normen, von Korruption geprägte Vorge-hensweisen bei der Vergabe von Landrechten).
Angesichts der Vielfalt von Hindernissen stellt sich die Frage, wie weit die Analyse der polit-ökonomischen Rahmenvoraussetzungen und die Akteursanalyse im Vorfeld des Vorhabens mit der nöti-gen Sorgfalt vorgenommen wurden und welchen Stellenwert das erfolgreich umgesetzte und auch ent-sprechend bewertete Vorhaben für die übergeordnete strategische Zielsetzung mit dem Partnerland ha-ben kann.
Quelle: Schlussevaluierung 2013 des Vorhabens: Förderung nachhaltiger Ressourcennutzung und lokale wirtschaftliche Entwicklung Honduras
Laufzeiten: Die Anspruchsschere an die GIZ-Vorhaben öffnet sich stetig. Kürzere Laufzeiten erhöhen
den Resultatdruck. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an ganzheitliche Systemwirkung. Gut bewertete
Programme hatten generell längere Laufzeiten (Indien; Bolivien, BuH). In der Untersuchungsperiode wur-
den etliche Vorhaben (Brasilien, Bergregionen, Weiterbildungsverbund Zentralamerika) wegen der Fusion
GTZ-DED–InWEnt vorzeitig abgebrochen, ohne nötige Sicherung der bisherigen Projektleistungen. Die
untersuchten GIZ-Vorhaben waren bisher als zwei- oder dreiphasige Interventionen konzipiert. Im neuen
Auftragsverfahren werden mit dem BMZ nur noch 3 jährige Module vereinbart, worauf eine Schlussevalu-
ierung und gegebenenfalls ein neues Angebot für eine Folgemaßnahme erfolgen. Damit wird Vorhaben
vom Typ der hier evaluierten Programme ein unrealistisch kurzer Zeithorizont gesetzt, was sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit in geringerem Output (wegen der unvermeidlichen Anlaufzeit), begrenztem Wirkungs-
grad (wegen der Schwierigkeit, Prozesse anzupassen, falls diese sich als wenig zielführend erweisen)
und in der Praxis, Langzeitvorhaben in „mundgerechte Häppchen“ einzuteilen auswirken wird. Zielgerich-
tete, auf Nachhaltigkeit angelegte Förderung des ländlichen Investitionsklimas erfordert eine Gesamtdau-
er der Vorhaben von rund 10 Jahren, von Beginn weg eine höhere Aufmerksamkeit auf Bedarfe der mitt-
leren Ebene sowie eine klare Planung der Exit-Phase.
Instrumente: Die von der GIZ verantworteten Situationsanalysen und Zielsysteme weisen durchwegs ei-
ne gute Qualität auf. Sie nehmen Bezug auf die internationalen und deutschen Debatten über LE bzw.
NRM/ Klima/Umwelt und sind auf GIZ-Prozesse und –Erfolgsfaktoren ausgerichtet. Die Instrumente sind
allerdings nicht immer aufeinander abgestimmt (Honduras/Nicaragua; Belize/ Mexiko). Überraschend fin-
den sich kaum Hinweise auf Kosten-Nutzenanalysen in den evaluierten Vorhaben, was offenbar durch
den Auftraggeber BMZ nicht explizit eingefordert wird. Andere Entwicklungsagenturen wie etwa DfID mit
Value for Money widmen der Frage wesentlich höhere Aufmerksamkeit. Für die Qualität der LE-Vorhaben
ist neben dem Einhalten internationaler Normen auch die „Connectedness“, also die Verbindung mit den
Standards nationaler Praxis entscheidend.
Experteneinsätze: Die Mehrheit der Vorhaben setzt viele internationale (Langzeit und Kurzzeit)-Experten
und Expertinnen ein und weist deshalb einen hohen Anteil an Personalkosten im Verhältnis zu Betriebs-
mitteln auf. Die GIZ-Vorhaben arbeiten zudem in der Regel mit einem hohen Anteil an nationalen Fach-
kräften, diese bringen lokales Wissen ein und/oder erhalten eine Ausbildung „on the job“. Als kulturelle
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Grenzgänger üben sie eine Mittlerfunktion zwischen Experten und lokalen Partnern aus. So unumgäng-
lich die hohen internationalen und nationalen Personalkosten für eine rasche Abwicklung der Programme
auch sein mögen, haben sie doch zwei mögliche Folgen zu berücksichtigen. Kann der Partner parallel
zum CD-Paket nicht genügend Betriebsmittel beschaffen, so investiert das Vorhaben zu früh und zu viel
in Ausbildungen, quasi auf Vorrat. Dies verringert die Möglichkeit, das Gelernte in der Praxis anzuwen-
den. Andererseits führt ein hoher Anteil internationaler Experten zu geringer Kosteneffizienz. Als Gegen-
beispiel gilt Indien, wo hohe Kosteneffizienz und starke Nutzung nationaler Kompetenz durch weitgehend
delegierte Umsetzungsverantwortung an eine indische NGO erreicht wurde. Große Vorhaben weisen
bessere Möglichkeiten für ein kosteneffizientes Verhältnis von lokalen und internationalen Experten auf.
Monitoring und Wirkungsbeobachtung: Überzeugende Monitoring- und Wirkungserfassungssysteme
zeichnen sich aus durch einfache, gut messbare, aussagekräftige und auf das Modulziel sowie die rele-
vanten Wirkungen ausgerichtete Indikatoren mit sorgfältig erhobenen Basiswerten (Vietnam, Nicaragua).
Ein Teil der Monitoring-Systeme von LE-Vorhaben wird als kompliziert und überladen bezeichnet, sie
weisen nur einen geringen Lern- oder Steuerungsnutzen für das Programmmanagement auf (Indien, Bio-
diversität Zentralamerika, Äthiopien).
Die Resultate der Vorhaben werden standardmäßig erfasst über Soll-Ist-Vergleiche innerhalb festgelegter
Modulindikatoren-Sets. Damit werden die Zielerreichungsgrade auf Projektzielebene sowie für überge-
ordnete entwicklungspolitische Wirkungen ermittelt. Die Fortschritte in der Kapazitätsentwicklung werden
auf den drei Ebenen der Personal-, der Organisationsentwicklung und der gesellschaftlichen Stärkung
von Kapazitäten erfasst. Zum Zeitpunkt einer UE tragen die erfassten Monitoring-Daten in einem weiteren
analytischen Rahmen zur Erfolgsbewertung eines Vorhabens bei, welches ebenfalls standardmäßig an
den DAC Qualitätskriterien für Entwicklungsevaluierung ausgerichtet wird.
Mit diesem Vorgehen wird der Erfolg der Vorhaben weitgehend zum Quotient aus der Zielerreichung, der
Konformität mit Leitlinien und Vorgaben (u.a. Qualitätssicherungs-Standards GIZ; Managementmodell
Capacity Works; Mehrebenenansatz; ValueLinks-Konzept für WSK etc.) und der Bewertung aufgrund der
DAC-Qualitätsstandards. Dies ermöglicht zwar die internationale wie GIZ-interne Vergleichbarkeit der
Vorhaben entlang festgelegter Kriterien. Das Vorgehen ist jedoch, mit Ausnahme der UE, weitgehend auf
intern erhobene Angaben und Einschätzungen abgestützt, welche zudem bei etwa der Hälfte aller Berich-
te im Datensatz teilweise lückenhaft, wenig analytisch oder „zu positiv“ ausfallen (Tropenwald Zentral-
amerika, Bolivien, Indien, vgl. auch Caspari, 2014). Zudem enthalten die untersuchten Berichte kaum
Verweise auf Quellenmaterial aus den Vorhaben, welches sich mit der realen Dynamik im Umfeld des
Vorhabens befasst und etwa kontrafaktisch die Vorteile und Risiken alternativer Ansätze dokumentiert.
Ebenso fehlen Angaben zur Wirtschaftlichkeit der Kosten- und Nutzenseite von WSK entlang der gesam-
ten Kette und für alle Akteure. Die Evidenz für den Effektivitätsnachweis stützt sich somit in der Regel auf
aggregierte Daten aus den Monitoring-Systemen der Vorhaben und begnügt sich mit Hinweisen auf Ver-
änderungen innerhalb der Modulindikatoren. Aus Sicht der Autoren ergibt dieses Vorgehen in der Resul-
tatermittlung zwar ein strukturiertes und bezifferbares Gesamtbild innerhalb des definierten Wirkungsmo-
dells, aber nicht unbedingt die Bilanz der effektiven Qualität eines Vorhabens als gezielter Beitrag hinein
in Kontexte mit oft imperfekten Rahmenbedingungen und gemessen an der empfundenen Wirkung durch
die Zielgruppen.
Die GIZ als Auftragnehmerin: Viele der in diesem Abschnitt angesprochenen Fragen betreffen nicht nur
den Bereich der Ländlichen Entwicklung, sondern ganz generell die Art und Weise, wie die GIZ im Rah-
men des mit dem BMZ abgestimmten Auftragsverfahrens ihre Leistungen erbringt. Im Verständnis der
Autoren dieser Querschnittsanalyse ist die Auftragsklärung eine Aufgabe der GIZ. Sie hat bei der Ange-
botsstellung und der Annahme des Auftrags sicher zu stellen, dass die Bedingungen für die Erfüllung des
Auftrags von ihrer Seite her gegeben sind, bzw. die entsprechenden Vorbehalte zu Punkten anzubringen,
die nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich liegen. Dies betrifft insbesondere die Partnerwahl, Schnittstelle
Entwicklungspolitik und Programmkonzeption, die politischen Interferenzen in die Programmdurchfüh-
rung, die Schnittstellengestaltung zwischen TZ und FZ sowie die Festlegung des Zeithorizonts für einen
vollständigen Programmzyklus.
21
3 Ergebnisse des Ausblicks
Vor dem Hintergrund der Synthese, gestützt auf Erkenntnisse aus internationalen Debatten und Entwick-
lungen sowie unter Einbezug des BMZ-Strategiepapiers über die Förderung einer nachhaltigen Landwirt-
schaft (BMZ, 2013) und von 8 PFBs aus der Stichprobe thematisiert die Studie nachfolgend die haupt-
sächlichen Herausforderungen für die künftige LE.
3.1 Grundkonsens Es gibt nach Erkenntnissen des ODI (Wiggins et al., 2013) einen breiten Grundkonsens darüber, dass
sich LE im globalen Maßstab folgenden hauptsächlichen Herausforderungen stellen muss:
Armutsminderung und Ernährungssicherheit innerhalb der planetarischen Ressourcengrenzen;
Beschäftigung und gerechter Zugang zu Einkommen;
Umgang mit globalen Marktschwankungen auf die Produktion der Grundnahrungsmittel und nati-onale/regionale Reaktionsmöglichkeiten der Ernährungssicherung
Ausrichtung auf Nachhaltigkeit
Die Armutsminderung ist in allen für die Synthese berücksichtigten Vorhaben relevant, meist sogar expli-
zit als übergeordnetes Ziel (vgl. Abschnitt 2.1.). Das BMZ sieht die landwirtschaftliche Produktivität als
Ausgangspunkt und Motor seiner Strategie zur Armutsbekämpfung und Ernährungssicherung in der LE,
verbunden mit Reformen im Bereich der Institutionen, der Humanressourcen, der ländlichen Infrastruktu-
ren sowie im Management der natürlichen Ressourcen (BMZ, 2011). Die globalen Rahmenbedingungen
sind maßgebend dafür, wie die LE diese Herausforderungen bewältigt. Eine Wende erfolgte zur Mitte der
00er Jahre im Kontext der Wirtschafts-, Finanz- und Nahrungsmittelkrisen. Wurden zuvor die treibenden
Kräfte für die Entwicklung der Landwirtschaft in der Liberalisierung, der makroökonomischen Stabilität
und dem Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion gesehen, so hat sich seither ein neuer Konsens
zu den folgenden Aspekten etabliert (vgl. dazu auch Anlage 3: Zeitreihe):
Ländliches Investitionsklima und ländliche öffentliche Güter (Grundversorgung) Zentral ist die Schaffung eines förderlichen ländlichen Investitionsklimas, welches den unterschiedlichen
Besonderheiten ländlicher Räume Rechnung trägt (World Bank, 2009). Diese sind geprägt durch eine ge-
ringe Bevölkerungsdichte, große Distanzen im Vergleich zu urbanen Räumen, heterogene Akteursgrup-
pen mit kommerziellen Landwirtschaftsbetrieben, Subsistenzbauern, Nettoproduzenten, Nettokonsumen-
ten, ungleiche Entwicklungsgeschwindigkeiten und große Unterschiede zwischen primär landwirtschafts-
abhängigen armen Ländern und Transformationsländern. Das ländliche Investitionsklima wird positiv be-
einflusst durch Frieden, Rechtsstaatlichkeit und ökonomische Stabilität. Die Ausrichtung landwirtschaftli-
cher Entwicklung auf ein förderliches ländliches Investitionsklima erfordert deshalb eine intensive Ausei-
nandersetzung mit der politischen und wirtschaftlichen Situation der ländlichen Räume. Der Fokus des In-
teresses liegt dabei auf Prioritäten und Zielkonflikten konkreter politischer Akteure im ländlichen Kontext.
Es gilt insbesondere die Besteuerung, die nationalen Subventionspolitiken, die Rolle des Privatsektors,
die Aufgaben von Gebietskörperschaften, das Landrecht und die Umsetzung von Strukturreformen zu
beachten.
Zentral ist eine zuverlässige staatliche Grundversorgung mit Infrastruktur, Strom, Dienstleistungen, land-
wirtschaftlicher Bildung, Forschung und Beratung. Es hat sich gezeigt, dass Investitionen in solche öffent-
liche ländliche Güter einen höheren Return on Investment aufweisen als Investitionen in Privatgüter
(Wiggins et al., 2013).
Ernährungssicherheit In der Landwirtschaft geht es insbesondere um die weitere Steigerung der Produktivität, die Qualität, den
Zugang zu Nahrung, die Behebung verbreiteter Ernährungsdefizite, aber auch die Beseitigung der wirt-
schaftlichen Benachteiligung von Frauen in der Landwirtschaft und um den Zusammenhang von Ge-
sundheit und Ernährung (IFPRI, 2013). Voraussetzung für inklusives Wachstum sind funktionierende
22
Märkte und rechtsstaatliche Verhältnisse. Dass diese in vielen Ländern trotz großen Fortschritten wäh-
rend der letzten Millenniumsdekade nach wie vor fehlen, führt weiterhin zu latenter Ausgrenzung von
rund 800 Millionen Menschen (FAO, IFAD & WFP, 2015). Investitionen in die Landwirtschaft bleiben das
wichtigste Instrument, um die Herausforderung effektiv anzugehen. Der Fokus auf Intensivierung klein-
bäuerlicher Betriebe zur Verbesserung der Eigenversorgung und ihre Anbindung an die Märkte allein, wie
in den Vorhaben der LE der Fall, genügt aber nicht. Denn für die Ernährungssicherung sind vorab mittlere
und größere Betriebe maßgebend, dank ihren Skaleneffekten, der geringeren Vulnerabilität, spezialisier-
tem Wissen und höheren Investitionsmöglichkeiten.
Angesichts dieses Konsenses erscheint es für GIZ zielführend, die bisher favorisierten Ansätze, welche
sich auf die nationale Agrar-, Umwelt- oder Klimapolitik ausrichten, zukünftig mehr an den spezifischen
regionalpolitischen Bedingungen, Strukturen und Machtverhältnissen zu orientieren. Diese Grundsätze
sind in den BMZ Strategiepapieren „Entwicklung ländlicher Räume und ihr Beitrag zur Ernährungssiche-
rung“ (BMZ, 2011) und „Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, ein entwicklungspolitisches Kon-
zept“ (BMZ, 2013) verankert.
3.2 Künftige Positionierung der LE-Ansätze Vor dem beschriebenen Hintergrund ergibt sich daraus für die GIZ als Dienstleister in der LE ein Positio-
nierungsbedarf zu folgenden Fragen, die in der internationalen Debatte aktuell kontrovers diskutiert wer-
den.
Transformationsprozesse im ländlichen Raum Um die Lebensumstände von Kleinbauernfamilien zu verbessern, kann nicht nur die Marktintegration und
Rentabilität der landwirtschaftlichen Aktivitäten unterstützt werden. Zusätzlich müssen auch die Möglich-
keiten eines Ausstiegs und der Aufnahme einer nichtlandwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit gefördert wer-
den (IFPRI, 2015). In Asien ist Armutsreduktion durch eine Diversifizierung in nicht-landwirtschaftliche Ak-
tivitäten erfolgreich, in Afrika kommt der Verbesserung der Produktivität in der Landwirtschaft eine höhere
Bedeutung zu (World Bank, 2012).
In Regionen, wo die Fragmentierung der Landwirtschaftsflächen pro Familie hoch ist, kann die Arbeits-
produktivität stark zunehmen, wenn ein Teil der Bevölkerung aus der Landwirtschaft aussteigt und die
Fläche an die verbleibenden Familien übergeht. Voraussetzung dafür sind allerdings gesicherte Land-
rechte und ein funktionierender Bodenmarkt. In Vietnam begann die Transformation von einem ineffizien-
ten Agrarstaat zu einer exportorientierten Wirtschaft mit einer Landreform. Diese war verbunden mit einer
Verringerung der Eintrittsbarrieren in andere Wirtschaftssektoren und Erleichterungen bezüglich der Ver-
marktung landwirtschaftlicher Produkte. (World Bank, 2012)
Das Dilemma der Betriebsgrößen Die Welt zählt mehr als 570 Millionen Landwirtschaftsbetriebe. 72% aller Betriebe sind kleiner als 1 ha
und bewirtschaften gerade 8% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Nur 1% aller Betriebe ist
grösser als 50 ha, bewirtschaftet aber 65% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche (FAO, 2014).
Diese ungleiche Verteilung zeigt, dass große Betriebe eine wichtige Rolle in der Ernährung der globalen
Bevölkerung haben. Sie belasten durch ihre intensiven Produktionsverfahren mit zugekauften und weit
transportierten Produktionsmitteln aber häufig die Umwelt stärker als kleinere, auf lokale Ressourcen ba-
sierende und weniger mechanisierte Betriebe. In Projekten der ländlichen Entwicklung gehören Großbe-
triebe nicht zur Zielgruppe und wurden daher in den untersuchten Vorhaben der LE auch kaum beachtet.
Sie können aber die Zielgruppen der Projekte maßgeblich beeinflussen und oft sogar gefährden. Damit
auch die Großbetriebe sich an minimale Standards halten müssen, gibt es eine wachsende Anzahl an in-
ternationalen Allianzen und Agenden (z. B. GACSA, GASL, GRA), welche Produktionsmethoden und
Verhaltensweisen propagieren, die umweltverträglich und nachhaltig sein sollen. Für landwirtschaftsorien-
tierte ländliche Entwicklungsprojekte hat Oxfam (Wegner & Zwart, 2011) folgendes zukunftsweisendes
Modell mit vier Ansätzen entwickelt:
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1. Unterstützung von Subsistenzbetrieben: Entwicklung von Sicherheitsnetzen und Risikoma-nagementmaßnahmen, damit die Betriebe in lukrative Produktionszweige aufsteigen können. Besonderer Fokus auf rurale, arme Frauen. Unterstützung durch Aus- und Weiterbildung, Versicherungen und Mikrokredite, Stärkung lokaler Institutionen. Einkommenswirksame An-gebote an Arbeit für öffentliche Projekte.
2. Unterstützung von Kleinbetrieben mit Investitionspotential: Maßnahmen zur nachhaltigen In-tensivierung der Produktion. Sicherstellen des Marktzugangs. Stärkung von lokalen Organi-sationen, allenfalls produktspezifisch (z.B. Milchgenossenschaften). Sichern der Landrechte, speziell auch für Frauen. Aus- und Weiterbildung in Management und Sicherstellung des Zu-gangs zu Krediten.
3. Unterstützung großer Betriebe, damit diese Pro-Poor werden: Unterstützung von transparen-ten und partizipativen Verhandlungen für Landkauf und Landnutzung. Sicherstellung und Kontrolle der internationalen Standards für Arbeitskräfte sowie von nachhaltiger Produktion; Investition in soziale Infrastruktur.
4. Nutzung von Synergie und Komplementarität zwischen großen und kleinen Betrieben: Entwi-ckeln von Beratungssystemen und Beratungsinhalten, die alle Betriebsgruppen berücksichti-gen. Unterstützung von übergreifenden Dienstleistungen wie Aus- und Weiterbildung, Zugang zu Krediten, Zugang zum Markt. Vertrauensbildende Maßnahmen zwischen den Zielgruppen.
Diese Ansätze – die GIZ war vorab in den ersten zwei davon aktiv – beziehen die Gesamtheit der Betrie-
be in einer agro-ökologischen Zone ein und stärken die Koexistenz aller Betriebe. Sie bedingen aber,
dass die Regierungen eine klare sektorpolitische Linie verfolgen und bereit sind, auf allen Stufen eng mit
internationalen Entwicklungsorganisationen, lokalen NGOs und der Privatwirtschaft zusammenzuarbei-
ten. Die Wachstumsziele innerhalb der planetarischen wie auch lokalen Ressourcengrenzen erfordern ei-
ne verstärkte und gezielte Innovationsförderung in zukünftigen ländlichen Entwicklungsprojekten (FAO,
2014), was für die Erreichung der Sustainable Development Goals Post 2015 (UN, 2014) unabdingbar
sein wird. Der Ansatz, diese Herausforderungen primär über die Förderung der kleinbäuerlichen Betriebe
anzugehen (BMZ, 2013), erschließt zwar ein bislang unterschätztes Wachstums- und Modernisierungs-
potential im dezentralen kleinbäuerlichen Milieu. Die vorliegende Analyse zeigt jedoch, dass die
Markthindernisse für kleinbäuerliche Betriebe sich hartnäckig halten können und deren Teilnahme an
WSKs unter transparenten und fairen Bedingungen in den Vorhaben nur teilweise gelingt, mit dokumen-
tierten Ergebnislücken in Vietnam, Honduras, Moldawien oder Brasilien.
Wertschöpfungsketten (WSK) Zukünftig werden die Hürden für kleinbetriebliche Beteiligung an agrarischen WSK mit hochwertigen Pro-
dukten noch höher gesetzt sein. Stichworte sind die wachsende Nachfrage nach Frischprodukten mit hö-
heren Anforderungen an Kühlketten und Transportsysteme, die Zertifizierung von Produktstandards, der
vermehrte industrielle Druck auf Produktivflächen, ungeregelte Landrechtsfragen oder die zunehmende
betriebliche Konzentration auf international tätige Agrarkonzerne. Auch der Klimawandel erhöht die Ver-
letzlichkeit landwirtschaftlicher Produktionssysteme.
Aus der Gesamtanalyse im Ausblick einschließlich der Erkenntnisse aus den Vorhaben in Nicaragua,
Honduras und Vietnam lassen sich vier Folgerungen ableiten für die künftige Ausrichtung des WSK-
Ansatzes im Rahmen der LE:
1. WSK sind anspruchsvolle Vorhaben, die in ihrer Wertschöpfung verteilgerecht gestaltet und über die Laufzeit der Vorhaben hinaus verankert sein müssen, um für die Zielgruppen ar-mutsreduzierend und kaufkraftwirksam zu sein.
2. Je kleiner die teilnehmenden Agrarbetriebe, umso geringer die Skaleneffekte, desto höher die Risiken der Spezialisierung und die Abhängigkeit vom Zugang zu Wissen, Kredit, externen Zulieferern und Abnehmern.
3. WSK’s sind, wie bei ValueLinks bereits gefordert, mit flankierenden Maßnahmen auf explizite Nutzenoptimierung für die Produzenten auszurichten. Dazu gehören u.a.: Geeignete Organi-sationsformen für die Vertretung der Interessen der Kleinproduzenten; aktive Beteiligung der
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Produzenten an der Festlegung der rahmensetzenden WSK-Bedingungen; Einbezug von lo-kalen Märkten und Grundnahrungsmitteln in die zu oft auf Export ausgerichteten WSKs.
4. WSK müssen als wirtschaftliches Konzept auf allen verbundenen Stufen der Erzeugung, des Handels, der Verarbeitung und des Vertriebs bzw. Exports von Agrarprodukten sowohl kos-ten, ertrags- wie risikomäßig transparent und differenziert erfasst werden.
Globale Märkte und Preisvolatilitäten Es gibt Hinweise darauf, dass die Volatilität der Grundnahrungsmittelpreise künftig zunehmen wird (Fore-
sight, 2011). Entwicklungsländer sind dem Risiko volatiler Preise besonders ausgesetzt (IFPRI, 2015):
Landwirtschaftliche Güter stehen im Spannungsfeld von unelastischer Nachfrage und wetterabhängiger
Produktion, die keine kurzfristigen Mengenanpassungen zulässt. Freihandel kann die Auswirkungen von
Missernten ausgleichen und die Preisvolatilitäten verringern. Wenn allerdings große Produzentenländer
angesichts globaler Lebensmittelverknappungen ihre Exporte einschränken, so wirkt sich dies stark auf
die Preise aus. Die Volatilität ist bei Agrarrohstoffen besonders groß, die Verbesserung der Markttranspa-
renz und eine koordinierte Reaktion der Staatengemeinschaft auf Marktunsicherheiten sind daher drin-
gend notwendig (UN, 2013). Aber auch durch die Stärkung der einzelbetrieblichen Resilienz mittels diver-
sifizierter Produktion kann dieser Problematik begegnet werden. Das GIZ-Vorhaben für westafrikanische
Kaffeebauern liegt ganz auf dieser Linie (vgl. S. 16). Kleinproduzenten sind durch Preisschwankungen
besonders verwundbar, da sie über keine finanziellen Reserven verfügen und ihre Produkte sofort nach
der Ernte verkaufen müssen, nur um diese später zu viel höheren Preisen für den Eigenkonsum wieder
zurückzukaufen. Häufig haben sie auch keine guten Lagerungsmöglichkeiten und die Finanzdienstleis-
tungen sind für Kleinproduzenten nur schwer zugänglich. Dies hat mehrere Gründe (IFPRI, 2015):
Die geringe räumliche Dichte der Nachfrage im ländlichen Raum, was die Kosten der Dienstleis-tungen erhöht;
die geringe administrative Leistungsfähigkeit ländlicher Banken;
landwirtschaftsspezifische Risiken (Wetter, Krankheiten und Schädlinge, Preisvolatilität), die je-weils ganze Bevölkerungsgruppen betreffen und regional konzentriert auftreten;
die fehlende formelle Verankerung von Besitz- und Landnutzungsrechten als Sicherheit für die Vergabe von Krediten.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen erstaunt es nicht, dass in LE-Vorhaben des untersuchten Daten-
satzes oft mit projekteigenen Kreditsystemen oder Subventionen gearbeitet wird (Äthiopien, Moldawien,
Indien). Solche Modelle können zwar als Anschubfinanzierung oder zur Überbrückung sinnvoll sein, sie
stellen aber keine nachhaltigen Lösungen für lückenhafte Finanzdienstleistungen im ländlichen Raum
dar.
Zugang zu Ressourcen, Landrechtsfragen Der sichere Zugang zu den Ressourcen Land, Wasser, Wissen, Finanzen, Infrastruktur und Dienstleis-
tungen ist die Voraussetzung, dass eine nachhaltige Entwicklung auf kleinbetrieblicher Ebene überhaupt
stattfindet.
Für Landwirtschaftsbetriebe ist existentiell, dass sie über gesicherte Landbesitz- bzw. Nutzungsrechte
verfügen und in der Lage sind, ihr Land langfristig nachhaltig zu nutzen (HEKS, 2014). Je nach Kontext
stehen folgende Aspekte im Vordergrund:
die rechtliche Anerkennung aller legitimen Landbesitz- und Landnutzungsrechte der ländlichen Bevölkerung
Bauernfamilien und -gruppen, die vor Ort leben und lokale Ressourcen nutzen, (bzw. zivilgesell-schaftliche Organisationen die diese vertreten) darin zu unterstützen, ihre Interessen auf der Ba-sis geltenden Rechts gegenüber Fremdinteressen zu sichern;
die Kompetenzen der Partner hinsichtlich einer verantwortungsvollen Landpolitik zu stärken;
die ländliche Bevölkerung dabei zu unterstützen, in Land zu investieren und es produktiv und nachhaltig zu bewirtschaften.
Die Handlungsempfehlungen der GIZ zur Landrechtsfrage sind umfassend und enthalten u.a. die Umset-
zung internationaler Leitlinien und Politiken, von nationaler Boden- und Landpolitik und entsprechender
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Gesetze, die Registrierung von Landrechten, den Aufbau und die Unterstützung der Landverwaltung, die
Konfliktprävention und Einrichtung von Schlichtungsmechanismen und besonders den Zugang zu Land
für marginalisierte Gruppen wie Frauen, Indigene und Pastoralisten.
Andere Akteure, etwa internationale NGOs wie HEKS (2014) fokussieren in ihren Landrechtsprojekten
auf einen rechtsbasierten Ansatz, der stark akteurs- und handlungszentriert ist und auf folgenden Ele-
menten beruht:
Information und juristische Beratung
Stärkung der organisatorischen Kompetenzen und der Verhandlungskompetenzen
Vernetzung und Erfahrungsaustausch
Sensibilisierung und Advocacy–Arbeit
Die Strategie zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft (BMZ, 2013) sowie jene zur Investition in
Land und das Phänomen des Land Grabbing (BMZ, 2012) fordern beide als Leitbild verantwortungsvolle
Investitionen in Land zu fördern und „land grabbing“ zu vermeiden. Oft ist aber der grundsätzliche, recht-
lich gesicherte und langfristige Zugang zu Land nicht gegeben (Honduras und Nicaragua; Vietnam), was
ein grundsätzliches Hindernis darstellt für die nachhaltige Entwicklung der ländlichen Bevölkerung.
Landwirtschaftliche Technologien 300 Jahre Erfahrung zeigen, dass die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität das beste Mittel ist,
um breite Bevölkerungsschichten aus der Armut zu befreien (World Bank, 2012). Jene Länder, die die
Produktivität ihrer Landwirtschaft am schnellsten erhöht haben, konnten auch die stärkste Armutsredukti-
on erzielen (Foresight, 2014). Da kaum mehr neue Flächen gewonnen werden, kommt einer Erhöhung
der Faktorproduktivität eine vorrangige Bedeutung zu. Dies erfordert einen verstärkten technologischen
Wandel. Seit den 1960er Jahren basieren langfristige Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft
auf drei Hauptpfeilern (IFPRI, 2013):
1. Entwicklung nationaler Kompetenzen in landwirtschaftlicher Forschung und Innovation;
2. Internationale öffentliche und private Forschungszentren für den Zugang zu besserer Genetik und modernen Technologien
3. Schaffung eines förderlichen Umfelds für eine rasche Übernahme neuer Technologien ein-schließlich ländlicher Bildungsinstitutionen und Finanzdienstleister und Infrastrukturen für ei-nen verbesserten Marktzugang sowie eine Wirtschafts- und Handelspolitik, die Ressour-cenallokation aufgrund von Marktsignalen ermöglicht.
Welche landwirtschaftlichen Technologien und Praktiken sich für eine nachhaltige Intensivierung der
Landwirtschaft eignen, ist kontextabhängig (IFPRI, 2014). Sie müssen neben Ertragssteigerungen auch
eine Verbesserung der Einkommen und Lebensumstände bringen, dürfen sich aber nicht negativ auf
Umwelt, Gesellschaft und kulturelle Aspekte auswirken. Die Kosten sind dafür ausschlaggebend, ob eine
Technologie von Kleinbauern übernommen wird. GIZ-Vorhaben können bei der Identifizierung geeigneter
Technologien noch vermehrt profitieren von Kooperationsprogrammen in der Forschungsförderung, an-
derseits aber auch von der besseren Erschließung von lokalem Wissen und traditionellen Ansätzen mit
Reformpotential. Angesichts der zu erwartenden Veränderungen durch den Klimawandel sollten Nutzen
und Risiken von Technologien unvoreingenommen und kontextspezifisch beurteilt werden.
Klimawandel Die herausragende Bedeutung des Klimawandels für die LE kann kaum überschätzt werden. Die Folgen
sind, je nach Szenario des IPCC, Region und Produkt eine bis zu 50% reduzierte landwirtschaftliche Pro-
duktivität in einzelnen Ländern Afrikas und Asiens, nebst einzelnen Gebieten (vorab nördliches Asien und
Europa) mit verbesserten landwirtschaftlichen Voraussetzungen (IPCC, 2014). Global gesehen wird bis
2050 ein Produktivitätsverlust zwischen 20 und 30% erwartet (Müller et al., 2009).
Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel stärker betroffen als von anderen globalen Risiken wie Migration
oder Sicherheit. Zudem ist sie weltweit für rund 1/3 des Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich,
einschließlich Landnutzungsveränderungen, Bodendegradation und Entwaldung (IFAD, 2010).
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Die LE steht vor der enormen Aufgabe, in den kommenden Jahrzehnten zur weltweiten Verdoppelung der
Nahrungsmittelproduktion beizutragen. Der Wettbewerb um Wasser und Nahrungsmittel spielt sich vor-
erst noch im Rahmen lokaler und globaler Marktkräfte ab, kann aber bei zugespitzten Rahmenbedingun-
gen oder sich häufenden klimabedingten Naturkatastrophen rasch in ein politisches Kräftespiel von exis-
tentieller Bedeutung kippen und zum Konfliktfaktor werden, wie dies 2008 bereits kurzfristig geschehen
ist.
Klimaresilienz ist für Agrarbetriebe die Voraussetzung für jede Marktintegration. Es besteht Handlungs-
bedarf und hohe Dringlichkeit. Die bisherigen Anpassungsmaßnahmen in der LE sind aber punktuell, un-
terfinanziert und insgesamt ungenügend. Viele Programme begnügen sich mit einem angepassten Disas-
ter Risk Reduction Ansatz mit u.a. der saisonalen Vorhersage von Klimavariablen, indexbasierten Nutz-
tier- und Ernteversicherungen oder verbesserten Klima-Informationssystemen, etwa zu technologischen
Möglichkeiten wie flutungs- oder trockenheitsresistentem Saatgut (Wiggins et al., 2013). In den unter-
suchten GIZ-Vorhaben ist ein zunehmender Einbezug von Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft
an den Klimawandel deutlich.
Deutschland spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Lösungsansätzen zur globalen Klimaprob-
lematik. Als treibende Kraft der Energiewende, von technologischer Innovation und Forschung, als
Standort des Sekretariats der UN-Desertifikationskonvention und auf anderen Ebenen trägt das Land
verantwortlich zur Gestaltung einer klimafreundlicheren Zukunft bei.
Landwirtschaft und Umweltnachhaltigkeit Die Erschließung von Waldflächen für die Landwirtschaft, falsch eingesetzte Dünge- und Pflanzen-
schutzmittel, ungeschützte Bodenbearbeitung in Hanglagen, Intensivbewässerung ohne Drainage oder
mono-kulturelle Fruchtfolgepraktiken führen oft zur Auswaschung oder Versalzung nährstoffreicher Bö-
den, Verschmutzung des Grundwassers oder dem Verlust von Biodiversität, mit unter anderem negativen
Folgen für die Pollinierung und damit die Produktivität. Dies bedeutet ein Risiko für die Landwirtschaft,
ebenso wie sich unangemessene Produktionspraktiken nachteilig auf die Umwelt auswirken.
Zahlreiche Studien der letzten Jahre anerkennen daher den Bedarf für eine nachhaltigere, ressourcen-
und energieschonende Landwirtschaft, die gleichzeitig höhere Erträge bringt (Wiggins et al., 2013). Die-
ser Kurswechsel kann nicht von den Produzenten allein gefordert werden. Er muss auf Policyebene aktiv
gefördert und mit Anreizen und Regulativen unterstützt sein. Anpassungen bei Input-Zuschüssen etwa für
Energie, Bewässerungswasser, Düngemittel oder Pestizide sind ein wichtiger erster Ansatz zum Abbau
nicht-nachhaltiger Praktiken. Werden diese durch klare staatliche Regulierungen und professionelle Bera-
tungs- und Informationsleistungen für alle Akteure der landwirtschaftlichen WSK’s flankiert, dann steigen
die Chancen auch für kleine Nischenproduzenten, höherwertige Produkte mit kleinerem ökologischem
Fußabdruck gewinnbringend zu vermarkten. Allerdings bedingt dies auch eine entsprechende Nachfrage-
Stimulierung, was in Bosnien-Herzegowina für die nach IP-Richtlinien produzierten Obst und Gemüse-
produkte nicht gelungen ist.
Einige LE-Programme der GIZ verfolgen den Ansatz von Kompensationsleistungen für Umweltdienstleis-
tungen. Dazu gehören etwa der Schutz von Wasserquellen und die Regenwasserkonservierung (Bolivi-
en), der Schutz von artenreichen Wäldern (Mexiko/ Guatemala/Belize und Honduras) oder aktive Boden-
schutz- und Erosionsminderungs-Maßnahmen (Indien). Andere Programme fokussieren ihr Engagement
auf spezifische Aspekte in der Produktionskette, so etwa in der Umstellung auf integrierte Produktion im
Frucht- und Gemüsebau (Bosnien und Herzegowina) oder die nachhaltige Bodenbewirtschaftung (Äthio-
pien). Die Umweltwirkungen aus diesen Vorhaben werden als lokal signifikant beurteilt, ihr Beitrag an die
Neuorientierung der entsprechenden landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen blieb aber zumeist be-
scheiden.
Ob die zunehmend verbreiteten agro-ökologischen, bio-organischen, bio-dynamischen oder Low-input-
Ansätze in der Landwirtschaft in der Lage sein werden, genügend gesunde Nahrungsmittel zu produzie-
ren und künftig befürchtete Erntelücken zu schließen, bleibt international umstritten (Pretty, 2008; Phalan
et al., 2011).
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Gleichberechtigung der Geschlechter Frauen tragen anteilsmäßig bis zu 70% bei zur gesamten Arbeitsleistung auf kleinbäuerlichen, wenig me-
chanisierten Familienbetrieben. Gleichzeitig sind sie zahlreichen Nachteilen ausgesetzt. In Ländern süd-
lich der Sahara produzieren Frauen rund 80% der Nahrungsmittel, besitzen aber lediglich wenige Prozen-
te vom Land und halten gerade mal einen Anteil von 10% an landwirtschaftlichen Kleinkrediten (FAO,
2014). Schätzungen zeigen, dass der gleichberechtigte Zugang zu Bildung und landwirtschaftlichen Pro-
duktivressourcen allein in Afrika zu einem Produktivitätszuwachs von 20-30% führen und damit potentiell
bis zu 150 Millionen Menschen von Hunger und Unterernährung befreien könnte (Ibrahim Forum, 2011).
In vielen ländlichen Gegenden fehlt es den Frauen an Möglichkeiten, sich ihren Fähigkeiten entsprechend
zu entwickeln. Einschränkend wirken die geringeren Bildungschancen, der erschwerte Zugang zu Land
bzw. zu Landtiteln und Kreditmöglichkeiten, die frühe Ausrichtung der Frauen auf ihre spätere Rolle als
Mutter sowie die hohe Belastung durch ihre Pflichten (Foresight, 2014). Gezielte Frauenfördermaßnah-
men können sowohl individuelle Biographien als auch gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen. So
hat sich zum Beispiel in Indien gezeigt, dass die Information ländlicher Frauen über Arbeitsmöglichkeiten
zu einer verbesserten Einschulung der Mädchen und einer Verzögerung von Heirat und Mutterschaft
führte (World Bank, 2012).
Frauenförderung durch die Gewährung von Rechten und Ermächtigung ist der direkteste Weg, um die
Lebensumstände der gesamten Bevölkerung zu verbessern. Dabei geht es vor allem darum, den Zugang
von Bäuerinnen zu produktiven Ressourcen, Dienstleistungen und Märkten zu gewähren (IFPRI, 2015).
Zielgerichtete Maßnahmen zur Genderthematik sollten noch entschlossener im Design der Vorhaben be-
rücksichtigt werden (vgl. Kapitel 2.4). Denn die rechtliche und gesellschaftliche Stärkung der Frauen wirkt
als Mehrfach-Hebel für Verbesserungen der landwirtschaftlichen Produktivität, der Versorgung mit Le-
bensmitteln und der Ernährung der Bevölkerung (IFPRI, 2013).
Basis für eine verbesserte Integration der Genderthematik in Vorhaben der ländlichen Entwicklung ist ein
umfassendes Verständnis der geschlechterspezifischen Rollen in der Landwirtschaft vor Ort. Dies erfor-
dert eine systematische Anlage von nach Geschlecht differenzierten Daten, langfristige Strategien und
viel Zeit für die Veränderung von Geschlechterbeziehungen und Rollenbildern. Weil sich die Bedürfnisla-
ge und Einflussmöglichkeiten je nach Ort und Gesellschaftsgruppe stark unterscheiden, sind die betroffe-
nen Frauen darin zu unterstützen, dass sie ihre Anliegen selbst formulieren und ihre Interessen vertreten.
3.3 Strukturherausforderungen für LE Mehrebenenansatz: Die Synthese kommt zum Schluss, dass die sektor- und systemweiten Resultate
auf den verschiedenen Interventionsebenen eher gemischt ausfallen und dem Ansatz der systemischen
Gesamtwirkung nur in Einzelfällen gerecht werden. Oft unterschätzen die Vorhaben die Komplexität des
politisch-institutionellen Geschehens im Umfeld. Sie bemühen sich auf der Policy-Ebene stark um das A-
lignment mit nationalen Entwicklungsprioritäten, beraten oft sogar die Erstellung oder Anpassung der je-
weiligen Policies. Häufig scheitert jedoch die Verbindung zwischen den Ebenen, da die ermittelten Sys-
temschwächen oft weniger sektorspezifischer Natur sind, sondern meist die unterliegende polit-
ökonomische Gouvernanzkultur betreffen. Die mittlere der drei Ebenen ist durchgängig die schwächste,
insbesondere wenn es sich um eine regionale Verwaltung handelt. An sich positive Reformen des regio-
nalen Planungssystems haben deshalb Mühe, mit der nationalen Planung verbunden zu werden, Regio-
nalverwaltungen verfügen kaum über nennenswerte finanzielle und personelle Ressourcen, die regionale
Ebene hat bei den Partnern oft eine niedrige politische Priorität. Da wo GIZ-Vorhaben als Folge ergän-
zende Strukturen für das bessere Funktionieren der mittleren Ebene schaffen, werden diese als Fremd-
körper betrachtet und zuweilen von Interessengruppen instrumentalisiert, solange das Vorhaben läuft.
Die Kritik, dass viele GIZ-Vorhaben mit ihrem Mehrebenenansatz zu hohe Ansprüche stellen, ist nicht
neu. Bereits die QSA zur Berufsbildung (Stockmann, Silvestrini 2011) hat auf die grundsätzliche Proble-
matik hingewiesen. In ihrer Management Response hat die GIZ allerdings mit dem „anspruchsvollen Ziel
einer systemischen Veränderung“ (GIZ, 2013) am Mehrebenenansatz festgehalten. Die vorliegende Ana-
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lyse kommt zum Schluss, dass eine solide Kenntnis des Funktionierens des Gesamtsystems als Bezugs-
rahmen für die LE-Vorhaben unerlässlich ist, dass die Interventionen jedoch spezifischer an den neural-
gisch erfolgversprechendsten Punkten ansetzen sollten, eben etwa bei der institutionellen Stärkung der
mittleren Ebene, allenfalls ergänzt durch flankierende Aktivitäten im Policybereich wo dies dem primären
Fokus dient.
Die Wirkungsmodelle werden in den Evaluierungen durchgängig gewürdigt, teils gar rekonstruiert. Sie
tragen zum klaren Verständnis zwischen Kooperationspartnern bei. Dabei handelt es sich aber meist um
generische, idealtypische Modelle, nicht um Wirkungsvorstellungen konkreter Akteure, welche für die
Umsetzung der Vorhaben eine Verantwortung tragen. Die Modelle dienen somit als Projektionsfläche für
die Vision der Vorhaben, ihr praktischer Nutzen für die Orientierung des Managements hängt aber davon
ab, wie weit diese den politischen Umsetzungswillen, die lokale Leadership, die Kompetenzen der Betei-
ligten oder gegenläufige Wirkkräfte einbeziehen, also Nähe herstellen können zu den realen Verände-
rungsmöglichkeiten im Kontext.
Instrumente: Die qualitativ gewürdigten Situationsanalysen und Zielsysteme von LE-Vorhaben orientie-
ren sich stark an deutschen und internationalen Normen. Sie bauen damit auf den aktuellen „state-of-art“
in der ländlichen Entwicklung und berücksichtigen in der Regel das Erfahrungswissen und den neusten
Stand von sozialen und technischen Ansätzen. Dennoch sind sie bezüglich der eingesetzten Instrumente,
u.a. Vorhabens-Konzepte, Einsatz von Fachkräften, Kofinanzierungen, Reporting oder Wirkungserfas-
sung, nicht immer aufeinander abgestimmt (Honduras/Nicaragua; Belize/Mexiko oder Zentralamerika re-
gional) und oft nicht hinreichend „connected“, also mit den vor Ort üblichen und möglichen Standards
verzahnt. Die Mehrheit der Vorhaben setzt viele (Langzeit und Kurzzeit)-Experten ein und weist deshalb
einen hohen Anteil an Personalkosten im Verhältnis zu Betriebsmitteln (der Partner und der GIZ) auf und
erzeugt hohe Kosten für das Capacity Development-Paket. Dies hat zuweilen die Folge, dass nicht primär
lokale/regionale Expertise nachgefragt wird. Auch wenn letztere in vielen Ländern den hohen GIZ-
Anforderungen nur teilweise entspricht, stellt sie doch den Stamm und die Wurzel dar, an denen die Äste
von Kompetenz und erworbenem Wissen später nachhaltig gedeihen sollen. Obwohl gelegentlich als
Ausnahmefall bezeichnet, gilt das Indien-Programm dennoch als Gegenbeispiel, wo eine hohe Kosten-
Effizienz und starke Nutzung nationaler Kompetenz durch weitgehend delegierte Umsetzungsverantwor-
tung an eine indische NGO erreicht wurde.
Monitoring und Resultaterfassung: Die Synthese stellt mehrfach Mängel fest an den Monitoring-
Systemen der LE-Vorhaben, teils werden diese als zu komplex, zu wenig wirkungsorientiert oder man-
gelhaft bezeichnet, und es fehlten angemessene Indikatoren zur Erfassung der Wirtschaftlichkeit der
Vorhabens-Aktivitäten. Die Monitoring-Systeme der LE-Vorhaben stellen nebst der Rechenschaftslegung
eine zentrale Quelle für die Steuerung und das Management der Vorhaben dar und sie sollten eine ver-
lässliche Datengrundlage für spätere Wirkungsanalysen bilden. Gleichzeitig besteht der Mehrfachan-
spruch auf System-Gesamtsicht, Einfachheit und Wirkungserfassung. Dieses Spannungsfeld gilt es, in
jedem Vorhaben zu Beginn sorgfältig zwischen den verschiedenen Nachfragern nach Monitoringdaten
auszuhandeln und das entsprechende System so festzulegen, dass es diesen Mehrfachansprüchen op-
timal genügt.
Alignment und Harmonisierung: LE hat in der GIZ wie bei den meisten Entwicklungsagenturen seit ei-
nigen Jahren eine hohe Priorität (GDPRD, 2011), bei den Partnerländern gemessen an den dafür bereit-
gestellten nationalen Ressourcen häufig eine niedrige. Partnerstaaten formulieren zudem ihre LE-
Strategien oft allgemein, um die Unterstützung vieler Geber zu ermöglichen. Letztere können viele finan-
zielle und personelle Mittel für LE einsetzen, Partnerstaaten in der Regel nicht. Die internationale Ge-
meinschaft fordert eine verstärkte Ausrichtung auf „country systems“ und eine bessere Geberkoordination
vor Ort, die zuständigen Partner-Ministerien sind damit allerdings oft überfordert (OECD, 2014, Global
Partnership Monitoring Framework). Geber arbeiten auf einem methodischen Standard, den sich die
Partnerländer auf Dauer nicht leisten können. Die GIZ LE-Vorhaben behandeln politische Interessenge-
gensätze, Machtfragen und Zielkonflikte als Rahmenbedingungen. Für die Akteure in den Empfängerlän-
dern sind diese jedoch prioritäre Handlungsfelder.
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Die künftige Herausforderung für die GIZ besteht darin, bezüglich ihren LE-Ansätzen nicht die maximale
internationale Abstimmung anzustreben, sondern den „best fit“ im lokalen oder regionalen Kontext zu fin-
den, also jene Rolle als Dienstleisterin, welche dem lokalen Bedarf am besten entspricht und im Orches-
ter der Akteure größtmögliche Komplementarität verspricht.
Nachhaltigkeit: Aus der Synthese geht hervor, dass die lediglich genügende Bilanz bei der Nachhaltig-
keit des untersuchten Portfolios (Ø 2.9 von 4) viele Hintergründe sowohl bei den mangelhaften Part-
nerstrukturen und –systemen wie auch bei den GIZ-Ansätzen hat. Die Tatsache, dass in der allgemeinen
entwicklungspolitischen Debatte die Kritik an mangelhafter Nachhaltigkeit oft undifferenziert gleichgesetzt
wird mit „dem Versickern von Hilfsgeldern“ oder der „Wirkungslosigkeit der öffentlichen Hilfe“ verleiht die-
sem Befund ein besonderes Gewicht. Finden sich noch Spuren deutscher Kooperation auch Jahre nach
Beendigung eines Vorhabens in einem Partnerland (wie etwa in Indien), dann ist das nicht nur ein wichti-
ger Reputationsfaktor. Es entspricht auch der zuweilen überstrahlten Wahrnehmung eines erfolgreichen
Entwicklungsprogramms, ungeachtet der damaligen Effizienz, Effektivität oder dem Impakt auf die Ziel-
gruppen.
Allein deshalb, aber auch aus Gründen der Kapitalisierung der getätigten Entwicklungsinvestitionen
müsste es ein Anliegen der GIZ sein, die Nachhaltigkeitsbewertung in der LE künftig deutlich zu stärken.
Nachhaltigkeitskonzepte als integraler Teil der Vorhabensplanung sowie eine solide Kosten-
Wirkungserfassung sind dafür eine Notwendigkeit. Und nicht zuletzt gilt es auch kommunikativ darzule-
gen, dass nachhaltende Wirkung vor allem dann gegeben ist, wenn Reformen und Innovationen von
Partnern verinnerlicht sind und nicht mehr unbedingt auf externe Impulse zurückgeführt oder Entwick-
lungsbeiträgen zugeordnet werden.
Institutionalisierung: Die richtige Partnerwahl ist entscheidend für die Qualität von Vorhaben und die
Entfaltung kreativer Potentiale. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar für die bilateralen Regie-
rungsverhandlungen im Vorfeld der Vorhabensplanung. Es setzt umfassende Kenntnisse der Institutionen
voraus, ihrer Rolle und Funktion in Wirtschaft und Gesellschaft, ihrer Kapazitäten und Kompetenzen, ih-
res Innovationspotentials und ihrer Risikobereitschaft, sowie der Managementstrukturen und Betriebskul-
tur. Eine Organisationsanalyse ist aber aus den meisten Berichten nicht ersichtlich. Dies kann zu zweck-
optimistischer Überschätzung des Entwicklungspotentials von Organisationen führen und als Folge davon
zu erschwerten Rahmenbedingungen für die Durchführung, den ungenügenden Unterhalt von geschaffe-
nen Infrastrukturen, die fehlende Aktualisierung von Knowhow oder dem Zerfall institutioneller Netze nach
Beendigung der Vorhaben.
Als Dienstleisterin ist die GIZ darauf angewiesen, durch optimierte Partnerwahl beste Voraussetzungen
zu schaffen für die spätere Institutionalisierung von Reformen und Innovationen.
Breitenwirkung: Die Evaluierungen weisen einzelne eigenfinanzierte up-scalings von LE-Ansätzen aus
den untersuchten Vorhaben durch Behörden, andere Geber, private Unternehmen oder Universitäten
aus. Maßgebend dafür waren ein hohes staatliches Engagement, professionelle lokale Durchführungsor-
ganisationen, die den spezifischen Kontexten angepasste Vorgehensweise und hinreichend lange Lauf-
zeiten. In vielen Programmen bleibt up-scaling jedoch extern gefördert, wie schon die LE-Vorhaben
selbst.
Eine wichtige Rolle muss auch zukünftig der ergänzenden Verknüpfung von TZ und FZ-Instrumenten zu-
kommen, um erfolgreiche Maßnahmen breitenwirksam zu unterstützen. Wesentlich ist, dass die entspre-
chend spezialisierten Institutionen, u.a. KfW, IFAD oder andere bilaterale Finanzierungspartner ihre An-
sätze mit der GIZ weitgehend harmonisieren, um größtmögliche Hebelwirkung zu erzielen und die Chan-
cen für eine nachhaltige Absorption der Maßnahmen in die nationalen Systeme zu optimieren.
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4 Schlussfolgerungen aus Synthese und Ausblick
Auftragsrahmen des BMZ: Aus der vorangehenden Analyse ergibt sich die Folgerung, dass der Erfolg wie
auch die dokumentierten Schwierigkeiten in den LE-Vorhaben wesentlich durch die rahmensetzenden
Vorgaben des BMZ beeinflusst sind. Zum einen ist der strategische Akzent auf die wesentlichen entwick-
lungspolitischen Inhalte und Herausforderungen im ländlichen Raum ausgerichtet (hohe Relevanz: „GIZ
tut das Richtige“). Er schafft damit die Voraussetzungen, dass die Durchführungsorganisation GIZ reali-
sierbare, dem Bedarf entsprechende Vorhabens-Ziele setzen kann (solide Effektivität: „GIZ erreicht die
gesetzten Ziele“).
Anspruchsvoll wird es für den Dienstleister GIZ, die angestrebte längerfristige Wirkung zu erzielen über
den Anspruch an systemische Gesamtwirkung, den standardisierten Einsatz von methodischen Ansätzen
(u.a. WSK) oder Instrumenten (u.a. Experteneinsätze), bei gesetzter Partnerwahl oder mit kurzen Lauf-
zeiten. Auch die effiziente Gestaltung der Schnittstellen mit FZ-Organisationen und weitere LE-relevante
Rahmensetzungen führen zuweilen dazu, dass der erzielte Nutzen der Vorhaben für die Zielgruppen
nicht immer ausgewogen ist mit dem hohen Aufwand für die Fachberatung (variable Effizienz: „GIZ denkt
zu wenig in Kosten-Nutzen Relationen“).
Internationale Anschlussfähigkeit ist dann gewährleistet, wenn sich die LE noch verstärkt ausrichtet auf
die künftigen globalen Herausforderungen der Armutsminderung und Ernährungssicherheit innerhalb der
planetarischen Ressourcengrenzen, der Beschäftigung und gerechtem Zugang zu Einkommen, der För-
derung von Resilienz gegenüber globalen Marktschwankungen auf die Produktion von Grundnahrungs-
mitteln sowie der konsequenten Ausrichtung auf die Nachhaltigkeit der geförderten Reformen und Inno-
vationen. Insgesamt besteht ein globaler Konsens, dass ein förderliches ländliches Investitionsklima und
die zuverlässige staatliche Grundversorgung mit Dienstleistungen im ländlichen Raum eine Grundvo-
raussetzung sind, um die genannten Herausforderungen zu bewältigen.
Die GIZ ist bereits daran, sich mit den künftigen LE-Vorhaben zu positionieren zu Fragen der Transforma-
tion ländlicher Räume, der Kooperation auch mit großen Agrarbetrieben und privatwirtschaftlichen Kon-
zernen, dem Umgang mit volatilen Agrarmärkten im Kontext der WSK sowie zu Zugangs- und Technolo-
giefragen. Die Ausbildungsvorhaben alten Zuschnitts wurden bei der Fusion InWEnt-DED abgeschlos-
sen.
Konzeptionelle Anschlussfähigkeit: Die Partner können die Aktivitäten nach Beendigung der Vorhaben
häufig nicht weiterführen. Es hat sich bei einigen LE-Programmen gezeigt, dass oftmals qualitativ hoch-
stehende Situationsanalysen dazu verleiten, dass die Vorhaben allzu ambitiöse Wirkungsmodelle daraus
ableiten und anspruchsvolle Zielsysteme definieren (Schwächen bei Impakt und Nachhaltigkeit: „GIZ un-
terschätzt die politische und institutionelle Komplexität des Programmumfelds“). Viele der untersuchten
Vorhaben gehen Probleme zwar auf einer hohen Aggregierungsebene systembezogen an und setzen
ganzheitliche Ansätze wie z.B. den Mehrebenenansatz und WSK‘s ein. In der Praxis werden aber oft Lü-
cken aufgrund schwach ausgebildeter Institutionen, Gouvernanzdefizite, geringer Leistungsfähigkeit von
Partnern oder Lücken im Policybereich festgestellt. Vorhaben bleiben dann konzeptionell anschlussfähig,
wenn sie die Diskrepanz zwischen den entwicklungspolitischen Erwartungen und den realen Umset-
zungsmöglichkeiten in der Mehrebenen-Perspektive verringern. Sie sollten den Fokus der Förderung
deutlicher auf die oft strukturschwache mittlere Systemebene, jener der regionalen Verwaltungen in länd-
lichen Räumen setzen und dem Design der Vorhaben fundierte polit-ökonomische, institutionelle und
technische Analysen vor Ort vorschalten, um die Wirkungslogiken mit Blick auf bessere Nachhaltigkeit zu
optimieren.
Aus der bisherigen LE-Praxis hergeleitete Erfolgsfaktoren werden in den Vorhaben häufig planerisch be-
rücksichtigt, in der Durchführung dann aber zu wenig konsequent umgesetzt. So enthalten etwa die Wir-
kungsmodelle eine Analyse der Risikofaktoren des Umfeldes und der Stärken und Grenzen von lokalen
Programmpartnern. Die Vorhaben werden in der Regel zweckoptimistisch angelegt. Von den Partnern
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wird ungebrochenes Committment und hohe Eigenleistung erwartet und es wird davon ausgegangen,
dass mit geeigneten Maßnahmen die Risiken jederzeit gesteuert werden können. Das Design von LE-
Vorhaben stützt sich oft auf deutsche oder internationale Top-Standards, welche selten ihre Entspre-
chung in den lokalen Rahmenbedingungen finden.
Die Praxis zeigt, dass LE-Vorhaben in aller Regel imperfekte Bedingungen vorfinden und zahlreichen
Hindernissen polit-ökonomischer oder institutioneller Art ausgesetzt sind. Deshalb gilt es, die Hand-
lungsmöglichkeiten und –begrenzungen der Partner vorgängig differenziert zu analysieren, dadurch die
Partnerauswahl selektiver, mehr an komplementären Stärken und sich ergänzenden Kompetenzen zu
orientieren, darauf angepasste akteurszentrierte Wirkungsmodelle zu formulieren sowie die Qualifizie-
rungsinstrumente systematisch darauf abzustützen und nahe am spezifischen Bedarf und vorhandenem
lokalen Wissen auszurichten.
Fachliche Folgerungen: Das untersuchte LE-Portfolio zeichnet sich aus durch eine breite thematische
Vielfalt. Die Stärkung der Landwirtschaft, die Förderung von Märkten, die nachhaltige Nutzung der natür-
lichen Ressourcen, die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die Anpassung landwirtschaftlicher Systeme
an den Klimawandel oder die Managementausbildung im ländlichen Raum sind einige der definierten
Zielbereiche. Wesentlich ist, dass künftige LE-Vorhaben zur Schaffung eines entwicklungsförderlichen
ländlichen Investitionsklimas als übergeordnetem konzeptionellem Rahmen beitragen und dazu einen
Raumansatz anstelle mehrerer sub-sektorieller Ansätze verfolgen.
Die Förderung der Landwirtschaft bleibt der zentrale Motor für die wirtschaftliche Entwicklung im ländli-
chen Raum. Der Sektor steht vor zahlreichen Herausforderungen bezüglich Produktivitätszuwachs, Mark-
torientierung, Effizienzsteigerung, Einbezug von kleinbäuerlichen Betrieben in den formalen Wirtschafts-
kreislauf und Umstellung auf ressourcen- und energieschonende Produktionstechnologien. Künftige Lö-
sungsansätze erfordern deshalb eine noch verstärkte Verschränkung von Perspektiven in der Analyse,
aber ebenso ein differenziertes, passgenaues Vorgehen bei der Bestimmung von Maßnahmen. Vorhaben
sollen fachlich-thematisch fokussiert werden. In allen land-relevanten Programmen müssen Landrechts-
fragen wegen ihrer zentralen Bedeutung für das Gelingen von armutsorientierten und auf Ernährungssi-
cherung ausgerichteten LE-Vorhaben integral einbezogen werden. Zudem gilt es, flankierende Maßnah-
men zu treffen, damit WSK-Ansätze noch systematischer auf den Nutzen und die Risiken für kleinbäuerli-
che Betriebe ausgerichtet werden und somit vermehrt einen direkten Effekt auf die übergeordneten
Hauptzielsetzungen erbringen.
Querschnittsthemen: Armutsreduktion und Ernährungssicherheit in Zeiten zunehmender sozialpolitischer
Spannungen innerhalb von Ländern wie zwischen Staatenblöcken und von global wenig regulierten
landwirtschaftlichen Märkten bleibt die Hauptherausforderung für die LE der kommenden Jahre. Gender-
mäßig erfolgreiche Vorhaben setzen bei der Ermächtigung im konkreten Alltag an und verhelfen Frauen
zu eigenem Einkommen. Traditionelle Ansätze wie die Bildung von Interessengruppen haben dabei grö-
ßere Chancen, nach Programmende weiter zu bestehen als Bemühungen zu formalem Mainstreaming.
Die Bedeutung der Klimaresilienz ist von existenzieller Bedeutung für Akteure im ländlichen Raum. Neue-
re Vorhaben sind bereits darauf konzeptionell ausgerichtet, ältere werden teils erfolgreich nachgerüstet.
Ernährungssicherheit: Die entwicklungspolitische Zielsetzung Ernährungssicherheit ist jünger als die
meisten der untersuchten Vorhaben. Eine Evaluation nach diesem Kriterium war deshalb nicht angezeigt.
Die Befunde aus den untersuchten Berichten stützen jedoch die Notwendigkeit eines Einbezugs des Er-
nährungsziels. Die Erfahrungen mit bisherigen Vorhaben sprechen dafür, die Problematik aus dem Blick-
winkel ländlicher Räume anzugehen, sie unter Einbezug aller relevanten Akteure zu analysieren und ne-
ben der Intensivierung landwirtschaftlicher Produktion / Vermarktung in ländlichen Räumen auch die Mig-
ration in urbane Räume zu berücksichtigen.
Partnerbezug: Alignment und Harmonisierung sind auf einer rhetorischen Ebene häufig hervorragend und
in einzelnen Programmen auch überzeugend umgesetzt. In den untersuchten Vorhaben finden sich aber
auch Beispiele mit mangelhafter Abstimmung zwischen TZ und FZ, unklaren Kofinanzierungsmodellen
oder schlechter Partnerwahl. Unterliegende politische Zielkonflikte, institutionelle Konkurrenz oder variab-
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le Leistungsfähigkeit der unterstützten Partnerorganisationen finden zuweilen nicht genügend Beachtung.
In Verbindung mit der Analyse der mangelhaften Gesamt-Nachhaltigkeit muss deshalb angenommen
werden, dass einzelnen Partneranalysen die nötige Realitätsnähe fehlt. Die untersuchten Berichte weisen
darauf hin, dass die Nachhaltigkeit nur gesteigert werden kann, wenn die Vorhaben sich auf eine solide
Analyse der Partnerstrukturen abstützen, die Partnersysteme und ihre Akteure besser einbeziehen. Auch
diese Empfehlung wurde bereits von der QSA Berufsbildung gemacht. Die GIZ hat sich in ihrer Reaktion
allerdings auf „neue Instrumente“ und „Standardprüfungsverfahren“ bezogen. (GIZ 2013, S. 41).
Monitoring und Wirkungsberichterstattung: Die Synthese stellt fest, dass mangelhafte, überladene oder
zu komplizierte Monitoring-Systeme und auf die Erfüllung von Soll-Vorgaben ausgerichtete Wirkungser-
fassung die erzielten Wirkungen nur begrenzt validieren. Auffällig ist der geringe Stellenwert des Wirt-
schaftlichkeitsdenkens. Der Indikatoren-Fokus auf Einkommensmessung ist zu eng, es ist eine Ge-
samterfassung der Kaufkraft auf Haushaltsebene notwendig, um Entwicklungseffekte plausibel nachzu-
zeichnen. Dynamische Faktoren der Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft, wie langwierige politi-
sche Prozesse, regionale Gouvernanz, Migration oder Landrechtsfragen, finden in der Wirkungserfas-
sung wenig Aufmerksamkeit. Bezüglich der Zunahme der Produktivität liegt der Akzent bei den Kleinbau-
ern und bei Armutsminderungs-Indikatoren. Die Bedeutung großer Betriebe für die Ernährungssicherung
wird in den untersuchten Berichten nicht angemessen dargestellt.
Lernkultur: Dem Design der Vorhaben entsprechend fokussieren sich die untersuchten Evaluierungsbe-
richte auf Normen, Soll-Werte und Zielformulierungen der GIZ-Angebote ans BMZ. Das Lerninteresse
liegt vorab bei den Entwicklungserwartungen und der Perfektionierung der Instrumente. Das untersuchte
Portfolio zeigt aber wenig Hinweise auf eine kontrafaktische Lernkultur, gestützt auf analytische Ausei-
nandersetzung mit alternativen Vorgehensweisen zu den anstehenden Herausforderungen, die sich aus
den Kontext- und Partneranalysen ergeben und im Verlauf der Umsetzung der Vorhaben zuweilen an
Bedeutung gewinnen. Entsprechend finden politische Widersprüche, Interessengegensätze unter den
Programmpartnern oder gesellschaftlich-kulturell bedingte Unplanbarkeiten klar geringere Priorität in den
Berichten.
Risikomanagement: Fachliche Risiken, wie z.B. negative Auswirkung von Produktionssteigerungen auf
die Umwelt, dominieren. Gesellschaftliche Risiken, wie z.B. politische Krisen, Korruptionsrisiken oder
Preisvolatilität, werden in einzelnen Vorhaben gezielt, in andern nur summarisch angegangen, sollten
aber stärker in das Monitoring integriert werden.
Vergleich von Aspekten mit Handlungsbedarf zwischen der QSA und der BMZ-Evaluation von LRE-
Projekten 2005 (Meyer, Vorwerk, 2005): Bezogen auf die Erfolgsfaktoren und grundsätzlichen Schwierig-
keiten zeigt die Analyse 2015 eine auffällige Ähnlichkeit mit früheren Analysen der deutschen EZA in der
LE. Zum einen bestätigen sich die förderlichen Faktoren, wie das gute Zielsystem mit hoher Akzeptanz
der Ziele bei Partnern, die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Zielgruppen oder die Orientierung der
Vorhaben am Markt. Es kann als positiv gewertet werden, dass diese Erfolgsfaktoren offensichtlich kon-
sequent weiter beachtet werden.
Ebenso finden sich jedoch die konzeptionellen Misserfolgsfaktoren von damals wieder. Dazu gehören
u.a. die aufwändige Planung nach deutschen Qualitätsstandards, die Schaffung von gesonderten Durch-
führungsstrukturen, der hohe Aufwand für internationale Beratungsleistungen, die mangelhafte institutio-
nelle Verankerung von Projektleistungen in den lokalen Strukturen oder der abrupte Ausstieg aus einzel-
nen Vorhaben ohne Nachhaltigkeitsstrategie.
Was bedeutet dieser Befund für die GIZ als lernende Organisation? Oberflächlich betrachtet erscheint es,
dass Lernschritte in der GIZ nicht ineinander greifen sowie die betriebliche Lernkultur und die dafür nöti-
gen Strukturen ungenügend ausgebildet seien. Gegen eine solche Erklärung spricht jedoch die Systema-
tik und Professionalität des Monitoring- und Evaluierungssystems der GIZ (OECD/DAC 2010) und dessen
Durchdringung der fachlichen und operationellen Zuständigkeitsbereiche. Defizite bei der Qualität von
Strukturen und Instrumenten bieten keine genügende Erklärung. Es wird vielmehr angenommen, dass
auch folgende Gründe eine Rolle spielen:
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Tab. 4: Ausgewählte Aspekte mit Handlungsbedarf – QSA 2015 und Evaluierung LRE 2005
Aspekt Feststellungen LRE Evaluierung 2005
Feststellungen QSA LE 2015
Nachhaltig-keit
Die N auf Ebene der staatlichen Durchführungsorganisationen ist in allen Projekten gering.
Die institutionelle Verankerung von Pro-grammleistungen und Reformen überzeugt nur teilweise.
Die systemorientierte N bei staatli-chen Trägerorganisationen ist ge-scheitert:
Fehlender politischer Wille zur Weiterführung von Aktivi-täten
Personalfluktuation
Qualitätsabfall
Strukturzerfall (keine Mittel)
Negative ökologische Aus-wirkungen
Der komplexe Mehrebenenansatz kann oft nur schwer umgesetzt werden (Politökonomi-sche Gründe, Gouvernanz).
Es zeigt sich eine Diskrepanz zwischen Ver-einbarungen und realem Durchführungswillen bei Partnern.
Mehrere Programmabbrüche ohne Maßnah-men zur Sicherung von Investitionen.
Das Phasing-out ist oft abrupt / zu kurz; die Entscheidung dafür liegt auf deutscher Seite; nur ungenügende Vermittlung => ungeordneter Aus-stieg
Vorhaben mehrfach abrupt abgeschlossen, ohne N-Konzept
Mehr-ebenen-ansatz
Vorhaben müssen nicht alle Aspekte aufgreifen, aber auf Armutsminde-rung fokussieren.
Diskrepanz zwischen entwicklungspolitischen Erwartungen und realen Umsetzungsmög-lichkeiten (Gouvernanzdefizite, Zielkonflikte, Machtfragen).
Planung Planung und Implementierung sind eine deutsche Angelegenheit; lokale Beteiligung ist gering.
GIZ übernimmt ganze Planung, wo die Part-nerregierung nur geringe Leadership zeigt.
Parallel-strukturen
In erheblichem Ausmaß wurden ge-sonderte Strukturen geschaffen.
Vorhaben stellen finanzielle Anreize, Be-triebsmittel bereit, schaffen eigene Interme-diärstrukturen, setzen Experten ein bei per-sonellen Engpässen der Partner.
Instru-mente
Der Experteneinsatz ist oft unver-hältnismäßig hoch.
Vorhaben setzen viele Experten mit hohen Personalkosten ein; ungenügend validierte lokale Expertise.
(zu) hohe Qualitätsansprüche und Wirkungserwartungen an die Vorhaben und damit an die Ko-operationspartner
standardmäßige Anwendung entwicklungspolitischer Modelle und Ansätze (Mehrebenenansatz, mehrstufige Kompetenzförderung)
Eigeninteressen an der technischen Weiterentwicklung von Ansätzen auf höchstem internationa-lem Niveau
geringe lokale Verankerung durch ungenügende Validierung von lokalem Wissen und Können
Der Handlungsbedarf aus dem zeitlichen Längsschnitt-Vergleich ist deutlich:
Planung und Steuerung von Vorhaben sollen verstärkt auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden;
diese muss partnerschaftlich gestaltet und nicht eine deutsche Angelegenheit sein;
der Anspruch auf systemweit nachhaltige Wirkung muss den lokalen Umsetzungsmöglichkeiten angepasst sein;
dafür sind sorgfältige polit-ökonomische Analysen vorgängig zur Planung unerlässlich;
gemeinsam verhandelte Ausstiegskonzepte müssen integraler Teil der Planung werden;
der Mehrebenenansatz soll der Ausgangsanalyse unterlegt werden, die Umsetzung muss aber auf die neuralgischen Punkte im Gesamtsystem fokussiert sein;
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die Förderinhalte bei der Kompetenzentwicklung sind vom Stand des lokalen Wissens und den Möglichkeiten der Selbsthilfe her zu definieren, und
von den Vorhaben geschaffene Parallelstrukturen sind zu vermeiden.
Die gegenwärtig erfolgenden strukturellen Veränderungen wie die Auslagerung der Evaluation an das
DEval oder die Neuordnung von Konzeptionsentwicklung und Fachberatung im Rahmen des Projekts
„Zukunftsfähige Aufstellung der GIZ“ sollten diese Überlegungen einbeziehen, um zu vermeiden, dass
sich die kritischen Teile der Befunde von 2005 und 2015 in künftigen Analysen nicht ähnlich deutlich wie-
derholen.
5 Empfehlungen
Vorbemerkung
Mit Blick auf die anstehenden strukturellen Veränderungen in der GIZ können nicht alle Erkenntnisse aus
der QSA in adressatengerechte, praktische Empfehlungen für das Unternehmen übersetzt werden. Die
Empfehlungen werden deshalb nach Funktionsbereichen gegliedert. Die zuständigen Stellen werden in
provisorischer Terminologie in Klammern gesetzt
Konzeptionsentwicklung (BMZ- Beratung)
GIZ sollte sich in der LE deutlicher auf die Schaffung eines ländlichen Investitionsklimas vor Ort ausrichten, die Kernprobleme unter Einbezug aller relevanten Akteure analysieren und die Inten-sivierung landwirtschaftlicher Produktion oder Vermarktungssysteme darauf abstützen.
GIZ sollte ihre eigene Absicht umsetzen, „die Diskrepanz zwischen den Erwartungen und den realen Umsetzungsmöglichkeiten (der Mehrebenenansätze) zu verringern“ (GIZ, 2013, S.40). Notwendig ist ein Fokus auf die mittlere Systemebene, jener der Durchführungspartner, insbe-sondere die regionalen Verwaltungen in ländlichen Räumen. Reformen der Rahmenbedingungen können ergänzend dazu und in Funktion dieser Vorhabensziele unterstützt werden.
GIZ sollte ein „best fit“ unter lokal/regional angepassten Modellen anstreben und festlegen, wie Ansätze den nicht perfekten regionalen Bedingungen angepasst werden müssen, damit sie genü-gend gute Wirkungen erzeugen.
Systemorientierte Vorhaben in der LE erfordern längere Laufzeiten, um nachhaltig zu wirken. Die-se sind deshalb von besonderer Bedeutung, weil unter Resultatdruck kaum Effizienzsteigerungen erzielt werden, aber die Qualität der Vorhaben gefährdet wird und ein Risiko damit einhergeht, dass die durchzogene Nachhaltigkeitsbilanz die öffentliche Wahrnehmung der ansonsten positi-ven Resultate der LE beeinträchtigt.
Fachberatung (Fachberatung Ausland/Projekte)
Die GIZ sollte die Wertschöpfung der WSK’s in den Vorhaben auf allen Stufen transparent erfas-sen, um neben der wirtschaftlichen auch die entwicklungspolitische Wirkung aufzuzeigen. Sie sollte ihre WSK-Instrumente deutlicher auf räumliche Ansätze umstellen, welche der Bandbreite der Betriebe und ihrem Zusammenwirken gerecht werden und sowohl das Armuts- wie auch das Ernährungssicherheitsziel unterstützen.
Die Klärung der kontextspezifischen Landrechtsfragen ist eine Voraussetzung für erfolgsverspre-chende Vorhaben zur Stärkung landwirtschaftlicher Produktionssysteme. Es ist zu beachten, dass das sensible Thema der Landrechtsfragen meist langwierige politische Prozesse und einen hohen politischen Willen erfordert, die sich in kurzen Projektlaufzeiten nicht realisieren lassen.
Die GIZ sollte ihre fachspezifischen Strategien auf langfristige Umweltnachhaltigkeit ausrichten sowie die Konzepte klimaperspektivisch umfassend an neue Erkenntnisse der Forschung im Be-reich Klimawandel-Landwirtschaft anpassen, von der Analyse lokaler und regionaler Systeme über die Festlegung von Zielen und Inhalten für die Beratung und Kapazitätsförderung, die Stär-kung von WSKs bis zur Zusammenarbeit mit dem Privatsektor.
Die GIZ sollte den klaren Genderfokus als Querschnittsthema weiterführen und LE-Vorhaben för-dern, die den Frauen zu eigenen Einkommen und Selbstbestimmung verhelfen. Dazu sind Pro-gramme erforderlich, die sich an den spezifischen Rollen und Bedürfnissen von Frauen wie Män-nern im Entwicklungsprozess orientieren.
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Die GIZ sollte bei künftigen LE-Vorhaben mit Zielsetzung der Ernährungssicherheit sowohl Klein-betriebe wie auch größere Agrarbetriebe einbeziehen.
Operationelle Durchführung und Management von LE-Programmen (Länderbereiche)
GIZ sollte flexible, auf das Lernen bei Partnern zentrierte Managementansätze fördern und die Abweichung von Zielvorgaben demgegenüber weniger gewichten.
Verschiedene im selben Vorhaben eingesetzte Instrumente sollten weit möglichst aufeinander abgestimmt werden (u.a. Konzepte und Zielstrukturen, Planungen, Managementprozesse, kom-plementäre Rollen bei Kofinanzierungen, Berichterstattung, Monitoring, Evaluierungskriterien).
Der Maßnahmenplanung sowie der Resultaterfassung sollte ein ausgeprägteres Kosten-Wirkungsdenken zugrunde gelegt werden, da diese Perspektive von besonderer Bedeutung für politische Entscheidungsträger wie auch die Öffentlichkeit ist.
GIZ sollte ihre hochwertigen Kompetenzentwicklungsansätze weniger aus der „state-of-art“-Perspektive anbieten, sondern noch differenzierter an die imperfekten lokalen Verhältnisse an-passen und verstärkt auf lokale Expertise aufbauen.
Monitoring und Evaluierung (Länderbereiche, StS Evaluation)
Evaluierungen sollten vermehrt die Förderwirkung bei Strukturen, Normen, Prioritäten oder Leitli-nien auf der Partnerseite untersuchen.
Akteursspezifische Wirkungsmodelle erfordern, dass die Partnerakteure besser in das Programm-Monitoring eingebunden und an der Wirkungsbeurteilung systematisch und mitverantwortlich be-teiligt werden.
Monitoring und Evaluierung können mehr Nutzen erzeugen, wenn sie deutlicher auf die Gestal-tung von Lernprozessen (Wissensmanagement; Grundlage für Wirkungsanalysen) und den Da-tenbedarf für die Vorhabens-Steuerung ausgerichtet sind.
Tab. 5: Synoptische Darstellung der Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Schlussfolge-rungen
Empfehlungen
an GIZ GIZ-LE Länderbereiche Stabstelle M+E
Auftragsrahmen des BMZ
Vorgaben des BMZ (wie Part-nerwahl, verkürz-te Laufzeiten, die Schnittstellenge-staltung zwischen TZ und FZ, ver-stärktes Enga-gement in fragilen Kontexten, u.a.m.) verringern die Chancen der Vorhaben, die angestrebten Wirkungen zu er-reichen.
GIZ sollte in der Auftragsklärung deutlichere Vor-behalte zu den Erfolgsbedingun-gen anbringen, welche außerhalb ihrer Zuständig-keit liegen.
Konzeptionsentwicklung (BMZ-Beratung)
Die untersuchten LE-Vorhaben setzen eingeplan-te Erfolgsfaktoren zu wenig konse-quent um.
Genauere Analy-se der Hand-lungsmöglichkei-ten der Partner; akteurszentrierte Wirkungsmodelle verwenden, die Vorhaben fach-lich-thematisch
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fokussieren, län-gere Laufzeiten anstreben, In-strumente diffe-renzierter einset-zen
Die untersuchten LE-Vorhaben sind konzeptionell vielfältig auf Landwirtschaft, Marktentwicklung oder NRM ausge-richtet
LE-Vorhaben sol-len sich überge-ordnet auf die Schaffung eines ländlichen Inves-titionsklimas fo-kussieren und Vorhabensziele darin verorten
Es besteht eine Diskrepanz zwi-schen den Erwar-tungen der Vor-haben und realen Umsetzungsmög-lichkeiten mit Mehrebenenan-satz
LE-Konzepte er-fordern eine Sys-temanalyse im Kontext, sollen sich aber strate-gisch auf die mitt-lere Ebene fo-kussieren, da dort der Handlungs-bedarf im Sinne nachhaltiger Sys-temwirkung am größten ist.
Die untersuchten LE-Vorhaben sind auf internati-onale/deutsche Top- Standards ausgerichtet, die für Partner nur teilweise erreich-bar sind
Die Vorhaben sollen sich auf ei-ne „best fit“-Lösung auf der mittleren Sys-temebene der Partnerländer fo-kussieren
In den untersuch-ten Vorhaben sind die Perso-nalkosten für Be-ratung weitaus höher als die Be-triebsmittel der beratenen Orga-nisationen.
Im Kontext deut-scher Vorhaben in LE sind TZ und FZ besser zu verzahnen.
Mehrere unter-suchte LE-Vorhaben errei-chen nur knapp genügende Nachhaltigkeitsbi-lanzen
LE-Vorhaben er-fordern längere Laufzeiten sowie Raum für solide Vorabklärung des polit-ökonomischen Kontexts und Partneranalysen
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Fachberatung (Fachberatung Ausland/Projekte)
In den untersuch-ten Vorhaben ge-hen die WSK’s zu wenig auf Nutzen und Risiken (vor allem für die ärmsten Klein-bauern) ein.
Die Vorhaben sollten WSK’s konsequenter auf Armutsreduktion ausrichten und deren Wertschöp-fung auf allen Stufen transpa-rent erfassen
Die untersuchten Vorhaben klam-mern die Land-rechtsfrage zum Teil aus.
Die Klärung der kontextspezifi-schen Land-rechtsfragen ist unerlässliche Be-dingung für nachhaltige LE
Die untersuchten LE-Vorhaben verwenden teils einen sektoriell-landwirtschaftli-chen, teils räum-lichen Ansatz
LE-Vorhaben sol-len generell räumliche Ansät-ze wählen, wel-che Armuts- und Ernährungssi-cherheitsziele un-terstützen.
Die Fachabtei-lungen unter-scheiden LE- von NRM-Vorhaben als sektoriell un-terschiedlich.
LE-Vorhaben müssen sich auf langfristige Um-weltnachhaltigkeit und klimaper-spektivische An-passung der Akti-vitäten ausrichten
Alle untersuchten Vorhaben fördern die Gleichberech-tigung der Ge-schlechter
In LE Vorhaben fördern, die den Frauen zu eige-nen Einkommen und Selbstbe-stimmung verhel-fen
Die untersuchten LE-Vorhaben richten sich vor allem an Klein-bauern.
Unter der Zielset-zung Ernäh-rungssicherheit sind kleine und große Betriebe anzusprechen.
Operationelle Durchführung von LE-Programmen
Managementsys-tem und Be-richtswesen sind stark an GIZ-eigenen wie in-ternationalen Normen und Vor-gaben orientiert
GIZ sollte flexible, auf das Lernen bei Partnern zentrierte Ma-nagement-ansätze fördern und Abweichung von Zielvorgaben weniger gewich-ten
38
GIZ-Kooperationspart-nerschaften ver-folgen oft paralle-le und teils inko-härente Systeme mit jenen ihrer Partner
Management-Instrumente sol-len weit möglichst aufeinander ab-gestimmt werden
Kosten-wirkungsbezoge-ne Information in den Zielstruktu-ren wie auch den Monitoringsyste-men der unter-suchten LE-Vorhaben sind lückenhaft oder fehlen
Planung und Re-sultaterfassung erfordern ein ausgeprägtes Kosten-Wirkungsdenken
Der Capacity Works Ansatz orientiert sich stark an internati-onaler „state-of-art“ von Techno-logien und Wis-sen
GIZ sollte die Kompetenzent-wicklung noch dif-ferenzierter an die imperfekten lokalen Verhält-nisse anpassen und lokale Exper-tise fördern
Monitoring und Evaluierung
Die Wirkungsmo-delle der LE-Vorhaben sind systemisch aus-gerichtet
Die Vorhaben sollen auf ak-teursspezifische Wirkungserfas-sung fokussieren
Partner sollen im Monitoring ver-antwortlich ein-gebunden und in Wirkungsbeurtei-lung systematisch beteiligt werden
Die untersuchten Evaluationen nehmen Struktu-ren, Normen, Pri-oritäten oder Leit-linien der deut-schen IZ zum Maßstab.
Förderwirkung bei Strukturen, Normen, Prioritä-ten oder Leitlinien auf der Partner-seite untersuchen
Die Monitoring-systeme sind teils ungenügend, schwerfällig und überladen.
Monitoring und Evaluierung mehr auf die Gestal-tung von Lern-prozessen und den Steuerungs-bedarf des Ma-nagements aus-richten.
39
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43
Anlagen
1 Liste der analysierten Berichte: UEs, PFKs und PFBs
2 Methodik
3 Zeitreihe
4 Auswertung der UE und PFK nach DAC-Kriterien
5 Leistungsbeschreibung (ToR)
44
Anlage 1: Liste der analysierten Berichte: UEs, PFKs und PFBs
Land/Region Projekttitel Fokus Dauer (J.)
Budget dt. TZ+FZ (Mio. Euro)
Unabhängige Evaluierungen 108.2
Schlussevaluierungen
Zentralamerika Unternehmerkompetenzen Nicaragua NRM 8 16
Lokale Wirtschaftsentwicklung Honduras NRM 8 20.8
Kapazitätenförderung NRM 4 2.2
Asien reg. Management-/Führungsausbildg. Bergregionen NRM 6 9.7
Moldau Modernisierung Landwirtschaft LW 5 3
Kenia Anpassung an Klimawandel, Risikomanagt. LW 4 2.8
Vietnam Armutsminderung ländlicher Raum LW 6 4.4
Ex-post Evaluierungen
Bosn.+Herzeg. Unternehmensförderung Frucht- / Gemüsebau LW 9 6.3
Mekong Nachhaltige Bewirtsch. Wassereinzugsgebiete NRM 11 11.5
Potentiale ländlicher Räume in Mekongländern NRM 3 2.3
Indien Selbsthilfeprogramm Wassereinzugsgebiete NRM/LW 16 27.2
Brasilien Förderung Kleinbauern LW/NRM 5 2
Projektfortschrittskontrollen 114.2
Äthiopien Nachhaltige Landbewirtschaftung NRM/LW 9 74.9
Bolivien Nachhaltige Ländliche Entwicklung NRM/LW 9 18
Zentralamerika Naturwald Maya NRM 8 14
Westafrika Lebensbedingungen Kakao-Kleinbauern LW 5 7.3
Projektfortschrittsberichte 364.3
MENA-Region Anpassung Forstpolitik an Klimawandel NRM 5.5 7.5
Afrika reg. Umsetzung der Wüstenkonvention NRM 13 5.5
Afrika reg. Anpassung Landwirtschaft an Klimawandel LW/NRM 5 4
Afrika reg. Erhöhung Dürreresilienz Horn von Afrika NRM 3 4.5
Afrika reg. Reformprozesse Agrarwirtschaftsförderung LW 3/4 21.5
Algerien Ressourcenmanagement, Klimawandel NRM 3 3
Benin Förderung der Landwirtschaft LW 8 37
Côte d’Ivoire Landwirtschaftliche WSK LW 3 19
Ghana Anpassung Agrarökosysteme an Klimawandel LW 5.5 3
Kamerun Umweltpolitik, Schutz nat. Ressourcen NRM 12 51.5
Kongo D.R. Biodiveritätserhalt, nachh. Waldbewirtschaftung NRM 4.5 24
45
Projektidentifikation, Berichtsart und Verwendung in der Meta-Evaluierung
CRS *OE Land Projekt-Bezeichnung Projekt-
Nummer
Bericht
41010 3300 A.C.S.A.D. Unterstützung ACSAD (ausgewählte Länder):
Umsetzung der Wüstenkonvention
2010.2234.2 PFB & SB
31120 12C0 AFRIKA NA Verbesserung der Lebensbedingungen von
Kakao-Kleinbauern in Westafrika
2009.2206.2 PFK
31120 12C0 AFRIKA NA Förderung der Baumwollwirtschaft in Sub-
Sahara Afrika
2012.2027.6 PFB
31210 3300 AFRIKA NA Anpassung forstpolitischer Rahmenbedin-
gungen an Klimawandel in MENA-Region
2009.2462.1 PFB
43040 1200 AFRIKA NA Anpassung an Klimawandel in Landwirt-
schaftsförderung in Afrika (CAADP Klima)
2011.9757.3 PFB
31110 1200 Afrikan.
Union
Pan-afrikanische Reformprozesse im Bereich
Agrarwirtschaftsförderung (NEPAD/CAADP)
2012.2295.9 GB
41010 3300 Algerien Ressourcenmanagement, Klimawandel und
Energie
2011.2180.5 PFB
31130 1500 Äthiopien Nachhaltige Landbewirtschaftung 2011.2134.2 PFB
31120 1400 Benin Förderung der Landwirtschaft 2010.2030.4 GB & PFK
Libanon Umweltfonds / Chemikalien, Bodenkonservierg. NRM 6.5 8.5
Mali Umweltpolitik NRM 16 11.2
Marokko Umweltprogramm NRM 11.5 16
Marokko Anpassung an Klimawandel NRM 3.5 6.2
Mauretanien Management natürliche Ressourcen NRM 3 23.5
Mauretanien Schutz Nouakchott vor Klimawandel NRM 5 3.5
Mosambik Anpassung an Klimawandel NRM 4 5
Namibia Biodiversität, nachhaltiges Landmanagement NRM 10 5.3
Niger Produktive Landwirtschaft LW 4 27.5
Simbabwe Saatgut und Düngemittel LW 3.5 11.3
Südafrika Ländliche Entwicklung LW 12 15.1
Südsudan Ernährungssicherung, landwirtsch. Entwicklung LW 3 21
Togo Anpassung nat. Planung an Klimawandel NRM 2 0.3
Togo Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft LW 4 3.3
Tschad Nachhaltige Ressourcennutzung NRM 3 2
Tunesien Umweltschutzprogramm NRM 9.5 15.1
Tunesien Umsetzung Klimarahmenkonvention NRM 9 9
46
31120 1100 Burkina
Faso
Nachhaltige Agrarwirtschaftsförderung 2008.2171.0 PFB
31120 1100 Côte d'Ivoire Förderung landwirtschaftlicher Wertschöp-
fungsketten und Entwicklung des Wirtschafts-
raumes Tai
2012.2513.5 GB & SB
31110 1100 Ghana Anpassung von Agrarökosystemen Ghanas
an den Klimawandel
2011.9758.1 PFB
31110 1500 Horn von Af-
rika
Stärkung Kapazitäten von IGAD zur Erhö-
hung der Dürreresilienz am Horn von Afrika
2011.2190.4 PFB
31210 1400 Kamerun Programm Unterstützung der Umsetzung des
nationalen Waldprogramms PSFE
2010.2033.8 SB & ZB
41010 1400 Kamerun Klimawandelszenarien für Kongobecken 2008.9282.8 GB
41010 1400 Kongo Dem.
Rep.
Programm Biodiversitätserhalt und nachhalti-
ge Waldbewirtschaftung (TZ-Modul)
2008.2023.3 PFB & GB
41010 3300 Libanon Offener Umweltfonds 2007.2009.4 PFB & SB
41010 1100 Mali Unterstützung der Umweltpolitik von Mali 2007.2076.3 PFB & GB
31110 1100 Mali Nationales Programm Kleinbewässerung 2007.2147.2 PFB
41010 3300 Marokko Umweltgouvernanz Region Tanger-Tétouan 2012.2033.4
Nr.003
HJB
41010 3300 Marokko Umweltprogramm 2009.2256.7 PFB, PFK
& SB
41010 3300 Marokko Anpassung an den Klimawandel 2010.2008.0 PFB
41010 1100 Mauretanien Management natürlicher Ressourcen 2010.2044.5 GB & PFK
41010 1100 Mauretanien Schutz der Stadt Nouakchott vor den Folgen
des Klimawandels in Mauretanien
2011.9759.9 PFB
41010 1300 Mosambik Anpassung an Klimawandel in Mosambik 2011.9772.2 PFB
41010 1300 Namibia Biodiversität und nachhaltiges Landmanage-
ment
2008.2015.9 PFB & SB
31120 1100 Niger Ländliche Entwicklung und produktive Land-
wirtschaft
2011.2100.3 PFB
31166 1300 Simbabwe Internationale Geberinitiative "Bereitstellung
von Saatgut und Düngemittel" II
2010.2221.9 PFB &
PFK
43040 1300 Südafrika Ländliches Entwicklungsprogramm
Mpumalanga
2008.2130.6 PFB & SB
31120 1500 Südsudan Ernährungssicherung und landwirtschaftliche
Entwicklung
2013.2198.3 PFB
41010 1400 Togo Unterstützung der nationalen Planung zur
Anpassung an den Klimawandel in Togo
1995.3565.9
Nr.005
PFB
47
31120 1400 Togo Ländliche Entwicklung und Landwirtschaft 2012.2471.6 PFB
43040 1400 Tschad EH TCD: Nachhaltige Inwertsetzung natürli-
cher Ressourcen auf Basis lokaler Entwick-
lungspläne
1995.3552.7
Nr.073
PFB
41010 3300 Tunesien Dezentralisierung von Umweltaufgaben und
Umweltgouvernanz
2012.2033.4
Nr.002
HJB
41010 3300 Tunesien Umweltschutzprogramm 2009.2456.3 PFB & SB
41010 3300 Tunesien Umsetzung der Klimarahmenkonvention 2011.2193.8 PFB & SB
PFB Projektfortschrittsbericht
PFK Projektfortschrittskontrolle
SB Schlussbericht
GB Gemeinsamer Bericht
ZB Zwischenbericht
HJK Halbjahresbericht
Bestandteil der Metaevaluierung
kein PFB
bearbeitet
48
Anlage 2: Methodik
Übersicht
Zweck Dokumentengrundlage
Synthese Ergebnisse aggregieren, verallgemeiner-bare Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren identifizieren und vorhabenübergreifende Handlungsempfehlungen ableiten
Unabhängige Evaluierungen und PFK, welche von der Metaevaluie-rung als hinreichend belastbar ein-gestuft wurden,
Ausblick Evaluierungsergebnisse in einen größeren zeitlichen, institutionellen und/oder fachli-chen Kontext stellen (=> fachliche, kon-zeptionelle und strategische Positionie-rung GIZ in LE)
UE, PFK und PFB gemäß Angaben der GIZ Stabstelle Monitoring und Evaluation sowie weitere Dokumen-te, z.B. Evaluierungen anderer Or-ganisationen und Fachliteratur
Im Einvernehmen mit den Auftraggebern wurde in der Diskussion des Inception Reports die Analyse des
zeitlichen, institutionellen und fachlichen Kontexts von „Review“ zu „Ausblick“ verändert.
Bezug zur Meta-Evaluierung Die Meta-Evaluierung kam mit kontextunabhängigen Kriterien zu einer harten methodischen Beurteilung
der Evaluationstätigkeit der GIZ: „Die PFKs weisen insgesamt keine überzeugende Qualität auf“ (Haupt-
bericht Absatz 33), so ergebe sich „letztendlich geringe Anzahl an adäquaten Evaluationsberichten“ (Abs.
36). Sie sprach auch das Problem der Systemgrenze und der Binnenstruktur von LE an: Es gebe eine
„hohe inhaltliche Variabilität: So fokussieren Maßnahmen auf nachhaltiges Ressourcenmanagement in
der Waldwirtschaft oder auch Landwirtschaft, andere auf Produktion/Wertschöpfung allgemein in der
Landwirtschaft oder dezidiert im Obst- und Gemüseanbau, wiederum andere fokussieren auf Landrechte,
Landmanagement oder aber Wassermanagement“ (Abs. 37). Die Autorin bezweifelte, ob „auf dieser Ba-
sis letztendlich fundierte Aussagen im Sektor »Ländliche Entwicklung« möglich sind“, ob „fundierte Er-
kenntnisse synthetisierbar sind“ (Abs. 37), und schlug ein induktives Vorgehen vor.
Die ARGE ist dieser Empfehlung der Metaevaluierung gefolgt. In der Synthese sind deshalb die Evalua-
tionsberichte auf Textstellen hin analysiert worden, welche die Lernschritte anzeigen, welche die GIZ mit
einer QSA-LE vollziehen kann.
Synthese
Die Synthese erfolgte in einem mehrstufigen Analyseverfahren. Ausgangspunkt waren die Fragen der
Leistungsbeschreibung (Terms of Reference, TOR) sowie ein inhaltliches Normensystem, das aus den
einzelnen Konzepten der GIZ gewonnen wurde. Dieses Verfahren wurde im Vorfeld des Inception-
Reports an Beispieldokumenten getestet.
1. Schritt: Auswertungsraster
Zunächst wurde ein Raster (Excel-Sheet) zur Erfassung von Textstellen aus den Berichten gemäß den
Fragen der TOR entwickelt. Dieser enthält die normativen Grundlagen für die Zuordnung der Textstellen
zu den Kriterien. (Details im Inception-Bericht, vgl. Auswertungsraster auf S. 67).
2. Schritt: Textanalyse (deduktive Codierung)
Textpassagen werden den Kriterien zugeordnet (Mehrfachzuordnungen möglich) und als Zitate mit Quel-
lenangabe in das Excel-sheet eingetragen. Die Zitate umfassen Faktenbeschreibungen, Informationen zu
Wirkungszusammenhängen und Bewertungen der UE /PFK. Zuhanden der folgenden Analyseschritte
wird jedes Vorhaben mit induktiv gewonnenen Kategorien charakterisiert: Programmtyp, Programmregi-
on, Programmfokus, Zielgruppe, Programmpartner, Programmidee, Leistungsangebot, Wirkmodell, Beur-
teilung (Nachfrage, Programmgebiet, Setting, Qualität des Capacity Development Ansatzes, Programm-
dauer), Bezug zu LE. Die Textanalyse wurde in einem iterativen Verfahren wiederholt. Unklare Zuord-
nungen wurden zunächst nur gekennzeichnet, und erst in nachfolgenden iterativen Schritten geklärt.
49
3. Schritt: Weitere Codierungsverfahren
Wiederkehrende Muster zwischen Zitaten (zum Beispiel Beziehung zwischen LE und kleinbäuerlicher
Produktion) wurden festgehalten (axiale Codierung). Mit den beiden Codierungen wurden Entwicklungs-
muster und Begründungszusammenhänge festgestellt. Diese wurden in übergeordnete Konzepte einge-
ordnet (selektives Codieren). Das bildete schließlich die Grundlage für eine synoptische Darstellung der
Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren und die Formulierung von allgemeinen Empfehlungen für die zukünftige
Konzeption von Vorhaben der LE.
4. Schritt: Gesamtbewertung
Die Gesamtbewertung der einzelnen Vorhaben erfolgt auf der Grundlage der Kategorien, welche aus den
drei Codierungsverfahren gewonnen werden. Die Bewertung der internationalen und der konzeptuellen
Anschlussfähigkeit ist nach Vorliegen der Ergebnisse der Review erfolgt.
50
QSA Ländliche Entwicklung 2015: Auswertungsraster Synthese
Nr. Aspekt Grundlagen der BewertungQualität
Aussagen
Bewer
tungZitate
1 Erfolg gemäss OECD-DAC-Kriterien Handr. PFK S. 63ff, UE Erfolgsbewertung S. 14ff
11 Effizienz Textbausteine/Werte im Bericht
12 Effektivität Textbausteine/Werte im Bericht
13 Relevanz Textbausteine/Werte im Bericht
14 Impact Textbausteine/Werte im Bericht
15 Nachhaltigkeit Textbausteine/Werte im Bericht
2 Management Erfolg / Misserfolg Handreichung PFK zu Capacity Works S.46ff
21 Mgt Erfolgsfaktoren Textbausteine/Werte im Bericht
22 Mgt. Misserfolgsfaktoren Textbausteine/Werte im Bericht
23 Mgt. Promising Practices Textbausteine im Bericht
24 Mgt. Schlechte Beispiele Textbausteine im Bericht
3 fachlicher Erfolg /Misserfolg Wirkungsketten gemäss Angebot
31 Fachliche Promising Practices Textbausteine im Bericht
32 Fachlich Schlechte Beispiele Textbausteine im Bericht
4 Bezug zu Querschnittthemen LE Schaltegger-Studie S. 26ff
5 Strategische Fragen
51 Internationale Anschlussfähigkeit Leitdokumente der entsprechenden Org
511 MDGs/SDGs Textbausteine im Bericht: Referenz auf Ebene Targets
512 AU/CAAD Textbausteine im Bericht: Referenz auf Ebene Targets
513 G8 Textbausteine im Bericht: Referenz auf Ebene Targets
514 FAO Textbausteine im Bericht: Referenz auf Ebene Targets
515 andere Textbausteine im Bericht: Referenz auf Ebene Targets
52 Konzeptionelle Anschlussfähigkeit Konzepte GIZ / Paris Declaration
521 Not- und Flüchtlingshilfe Textbausteine im Bericht: Referenz
522 Wirtschaft & Handel Textbausteine im Bericht: Referenz
523 Good Governance Textbausteine im Bericht: Referenz
524 Migration Textbausteine im Bericht: Referenz
525 Umwelt & Klimawandel Textbausteine im Bericht: Referenz
53 Partnerbezug Textbausteine im Bericht: Referenz
531 Alignment Textbausteine im Bericht: Referenz
532 Harmonisierung Textbausteine im Bericht: Referenz
54 Aggregierte Wirkungsberichterstattung Wirkungsketten und Monitoring gemäss Angebot
541 Verbessertes Einkommen Tabellen/Textbausteine im Bericht
542 Verbesserte Rahmenbed. für Landw. Tabellen/Textbausteine im Bericht
543 Zunahme der Produktivität Tabellen/Textbausteine im Bericht
544 Qualifizierung / Capacity Development Tabellen/Textbausteine im Bericht
545 NRM und Produktionspotentiale Tabellen/Textbausteine im Bericht
55 Risikomanagement Tabellen/Textbausteine im Bericht
551 Umfang Risiko-Mgt Tabellen/Textbausteine im Bericht
552 Method. Ansätze Risiko-Mgt Tabellen/Textbausteine im Bericht
56 Nachhaltigkeitsförderung Standards der Global Reporting Initiative
561 Selbsthilfe, Resilienz, Coping Strat. Textbausteine zu Subkategorien im Bericht
562 Organisationsentwicklung; Textbausteine zu Subkategorien im Bericht
563 Veränderung der Rahmenbedingungen Textbausteine zu Subkategorien im Bericht
564 Method. Nachhaltigkeitsförderung Textbausteine zu Subkategorien im Bericht
57 Gender GIZ Gender Strategy , Result Chain S. 13ff
571 Method. Ansätze Gender Textbausteine im Bericht
572 Systematik Gender Textbausteine im Bericht
58 ErnährungssicherheitGIZ Leistungsangebot Ernährungssicherung/Recht auf
Nahrung
581 Politikberatung, Rahmenbedingungen Textbausteine im Bericht
582 Wertschöpfungsketten Textbausteine im Bericht
583 Privatsektor-Partnerschaften Textbausteine im Bericht
584 Zugang zu Produktivfaktoren Textbausteine im Bericht
51
Ausblick
Im Ausblick wurde die internationale Debatte zur LE (Themen, Tendenzen, Standards etc. gemäß Litera-
turliste im Anhang) so aufgearbeitet, dass Vergleiche gemacht werden konnten mit der LE-Konzeption
der GIZ, der BMZ-Evaluation von LRE-Projekten 2005, dem ODI-Background Paper: Agricultural Develo-
pment Policy (ODI 2013), den generischen Wirkungsgefügen für LE (Schaltegger 2013); den Wirkungs-
modellen der untersuchten Vorhaben, Ansätzen und Vorhaben der anderen Geber. Diese Vergleiche bil-
den die Grundlage für die Einschätzung über die internationale und konzeptuelle Anschlussfähigkeit der
GIZ-Vorhaben.
Der Ausblick macht Aussagen zur Abgrenzung und Strukturierung des Gegenstandsbereichs LE sowie
zur Gestaltung der Förderungsinstrumente und -verfahren.
Datenbedarf und Datenverfügbarkeit
Datengrundlage für GIZ-Vorhaben sind die von der Stabstelle Monitoring und Evaluation auf der DMS-
Seite QSA-LE verfügbar gemachten Dokumente. Der Nutzwert der zur Erweiterung der Datengrundlage
einbezogenen PFBs für die Synthese erwies sich als begrenzt. Viele von ihnen beziehen sich auf Projek-
te, die erst im 2011 oder 2012 angelaufen sind und somit, nebst den Angaben zur Konzeption, wenige
und nur auf das Berichtsjahr aufgearbeitete Ergebnisse enthalten.
Aus Gründen des Aufwand-Nutzen-Verhältnisses haben die Autoren über die zur Verfügung gestellten
Dokumente hinaus keine Recherchen zu internen GIZ-Dokumenten angestellt, die ins Umfeld der QSA-
LE gehören (wie weitere UE, PFK, PFB). Ebenso wurden keine Monitoringdaten der GIZ, der Partner o-
der anderer Geber analysiert.
Die Analysemethoden wurden nach ihrer Eignung für die Formulierung von Lernschritten für die GIZ in
der Strukturierung ihres übergreifenden Aufgabenfelds LE ausgewählt, und nicht, um die Übertragbarkeit
eines Ansatzes/ eines Verfahrens von einem Kontext in den andern zu begründen.
Bericht
Der Bericht stellt die Ergebnisse der Synthese und des Ausblicks zunächst gesondert dar, in den
Schlussfolgerungen und den Empfehlungen fasst er die Ergebnisse der beiden Teile zusammen.
52
Anlage 3: Zeitreihe
Globaler/regionaler Wandel und ihr Einfluss auf die LE-Konzeptionen
Epoche Globale Faktoren Regionale Faktoren Einfluss auf die LE-Konzepte
der GTZ / GIZ
70er-Jahre
Grüne Revolution
Schuldenerlass
Rio Agenda
Strukturanpassungspro-gramme
BMZ Sektorkonzept 1988
Armutsminderung durch Steigerung der Agrarproduk-
tion
Modellfarm
Nachhaltigkeitsdenken
Viele entsandte Experten
Exemplarische Selbstimple-mentierung
Aufbau eigener Strukturen und Durchführungsverfahren
erste Hälfte
00er-Jahre
Liberalisierung, Handel
Makroökonomische Stabilität
Wachstum
BMZ Referenzrahmen LE 2001
GTZ Regional Rural Devel-opment 2001
BMZ Landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten
Armutsminderung (MDGs)
verbesserte Lebens- und Ar-beitschancen, Kapazitäts-
entwicklung (individuell, or-ganisational)
Ökonomische, soziokulturel-le, politisch-institutionelle und
ökologische Dimensionen
Multidimensionaler Sys-temansatz
Prozessorientierte Umset-zung
verschiedene Handlungs-ebenen
keine harte Infrastrukturför-derung
Konzipierung gemeinsam mit Partnern
seither
Paris-Agenda
Nahrungsmittelkrise 2008
Klimawandel, Stress der Ökosysteme (Fußabdruck)
Verknappung Rohstoffe und natürliche Primärressourcen
Asien
Aufstieg China, Indien
Armutsreduktion China
Dezentralisierung, Umbau sozialistische Planwirtschaf-ten (China, Vietnam)
Demokratisierung Burma
BMZ Entwicklung Ländlicher Räume und ihr Beitrag zur
Ernährungssicherheit 2011
BMZ Förderung einer nach-haltigen Landwirtschaft 2013
53
Transformation Landnutzung (Biotreibstoffe, Plantagen-wirtschaft, Extraktive Indust-rien, Renaissance Hydro-power)
Gentechnologie
Urbanisation – Migration
Energiewende
Diversifikation Entwicklungs-akteure: Stiftungen, Schwel-len-länder (China, Indien), Privatsektor
IT- und Mobile-Verbreitung
Ressourcenwachstum ODA
Internationalisierung Konflikt Afghanistan
Zunahme Regionalkonflikte (Mittl. Osten, Horn v. Afrika, Nordafrika etc.)
Druck auf Resultatorientie-rung, Alignment, Harmo-
nisierung
Entwicklungsfokus: Armuts-reduktion, rural livelihood
systems
erneuter Fokus Infrastruktur, Transport, Erschließung
(neue Entw’akteure)
Marktorientierung, Ausrich-tung auf urbane Märkte
Landnutzungskonflikte; Glo-bale/ regionale Ernährungs-sicherung; Zugang zu Res-
sourcen
Anpassung Landw. an Kli-mawandel
LE in fragilen Kontexten
Von „GIZ als Regisseur und Direktor“ zu „GIZ als
Teamplayer“
Afrika
HIV-AIDS, Ebola
Chinesische Investitionen
Demokratische Transition Regierungen
Lateinamerika
Indigene Regierungen
Erosion Rechtsstaatlichkeit
Korruption
54
Anlage 4: Auswertung der UE und PFK nach DAC-Kriterien
UE und PFK Effizienz Effektivität Relevanz Impakt Nach-
haltigkeit
Gesamt-
bewer-
tung
Vietnam 3 2 2 2 3 2
Belize/Guatemala/Mexico
Selva Maya (PFK) 3 2 2 3 2 2
Bolivien (PFK) 2 2 1 2 3 2
Indien 1 3 2 1 3 2
Brasilien 4 3 3 2 3 3
Bosnien und Herzegowina 4 2 2 3 2 3
Kenia 2 1 1 2 2 2
Äthiopien (PFK) 3 3 1 2 3 2
Moldawien 4 3 3 3 4 4
Mekong (GTZ) 3 2 2 3 3 3
Mekong (InWent) 3 2 2 3 3 3
Westafrika Kakao (PFK) 1 1 1 2 3 2
Bergregionen Himalaya 2 2 2 3 3 2
Nicaragua 2 3 2 3 3 3
Honduras 2 2 2 3 3 2
Zentralamerika WBV 3 3 3 4 3 3
Mittelwert UE und PFK 2.6 2.3 1.9 2.6 2.9 2.5
Legende:
1 = sehr gutes Ergebnis, übertrifft die Erwartungen 2 = gutes Ergebnis, ohne wesentliche Mängel 3 = zufriedenstellendes Ergebnis; es dominieren die positiven Ergebnisse 4 = nicht zufriedenstellendes Ergebnis; es dominieren trotz erkennbarer positiver Ergebnisse die
negativen Ergebnisse 5 = eindeutig unzureichendes Ergebnis; trotz einiger positiver Teilergebnisse dominieren
die negativen Ergebnisse deutlich 6 = das Vorhaben ist nutzlos bzw. die Situation ist eher verschlechtert
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