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1 Herzlich Willkommen Ulm 2016 Herzlich Willkommen Ulm 2016 Prof. Dr. Thomas Dommermuth Steuerberater Bewertung und Bilanzierung der betrieblichen Altersvorsorge – Reformbedarf und Reformoptionen Steuerlicher Jahresabschluss Bewertung und Bilanzierung der betrieblichen Altersvorsorge – Reformbedarf und Reformoptionen Steuerlicher Jahresabschluss

Uni Ulm DOM 2016 · (Ausnahme: Verpflichtung zur 1%-Regelung, R 6a Abs. 17 EStR) • Sonderfall Teilwert bei Entgeltumwandlung gilt nicht bei boLZ • Veraltetes Nachholverbot (§6a

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Herzlich Willkommen Ulm 2016

Herzlich Willkommen Ulm 2016

Prof. Dr. Thomas Dommermuth

Steuerberater

Bewertung und Bilanzierung der betrieblichen Altersvorsorge – Reformbedarf und

Reformoptionen

Steuerlicher Jahresabschluss

Bewertung und Bilanzierung der betrieblichen Altersvorsorge – Reformbedarf und

Reformoptionen

Steuerlicher Jahresabschluss

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Überblick über das Thema

• RefEntwurf BRStärkungsG

• Was kostet uns § 6a EStG in seiner aktuell

gültigen Form?

• Konzeptionelle Schwächen des § 6a EStG

• Fragen nach der Verfassungswidrigkeit

• Mangelnde Verknüpfung zwischen HBil und StBil

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RefEntwurf BRStärkungsG

• Im Vorfeld � sehr zahlreiche Forderungen zur Reduzierung des ReZinses gem.

§ 6a EStG (z.B. Prinz/Keller, DB 18/2016, 1033 m.w.N.)

• In der Entschließung des BT vom 18. Juni 2015 zu Pensionsrückstellungen (BT-

Drs. 18/5256) � BundesReg hatte in Aussicht gestellt: Prüfung der Auswirkung

der Niedrigstzins-Problematik auf § 6a EStG

• Vgl. auch entspr. Antwort BundesReg vom 22.7.2015 (BT-Drs. 18/5323, S. 6) und

9.9.2015 (BT-Drs. 18/5950, S. 4) auf Kleine parlamentarische Anfrage der

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

• Im RefEntwurf BRStärkungsG � Keine Regelung zu § 6a EStG!

• Offenbar zu teuer für Fiskus � Absenkung um 1%-Punkt: Verringerung

Steuereinnahmen um 10-12 Mrd. € (vgl. Geberth, ifst-Schrift 507/2015, 9 (20f.) auf

Basis 2013 und eigene Berechnungen)

• Beachte � Staat sparte durch Niedrigzinsen alleine 2015: 43 Mrd. €1

1 Quelle: Deutsche Bundesbank

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Was kostet uns der aktuelle § 6a?

Entscheidungsrelevante Wirkungen der Direktzusage

UKasse Direktzusage

Finanzinstitut

ArbGB

eitra

g

UKasse

ArbG

Zu

we

nd

un

g =

Be

itrag

Aufwand/Ertrag

aus PensRSt

Ertrag/Aufwand

aus RDI

55

Unterschied

UKasse Direktzusage

Finanzinstitut

ArbG

UKasse

ArbG

Aufwand/Ertrag

aus PensRSt

Ertrag/Aufwand

aus RDI

Was kostet uns der aktuelle § 6a?

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Beitrag zur RDV p.a. 1.200,00 €

Alter im Jahr 2016 40

Pensionsalter 67

Monatsrente im ersten Jahr 169,87 € Hebesatz der GewSt: 450%

Steuer-Barwert (StBW) -1.714 € Kalkulationszins für StBW: 2,0%

in % des Beitragsbarwertes 6,76%

Jahr Alter PRSt Renten Aktivwert Gewinn Steuer

Veränderung Veränderung Veränderung wirkung

2016 40 3.903,10 € 916,30 € -2.986,80 € 943,08 €

2017 41 223,48 € 937,37 € 713,89 € -225,41 €

2018 42 236,40 € 956,73 € 720,33 € -227,44 €

2019 43 250,31 € 977,12 € 726,81 € -229,49 €

2020 44 265,29 € 998,35 € 733,06 € -231,46 €

2021 45 281,41 € 1.221,91 € 940,49 € -296,96 €

2041 65 2.017,97 € 2.291,95 € 273,98 € -86,51 €

2042 66 2.297,63 € 2.370,26 € 72,63 € -22,93 €

2043 67 2.620,69 € 169,87 € 1.068,83 € -1.551,85 € 490,00 €

2044 68 -182,54 € 171,57 € -886,52 € -703,98 € 222,28 €

2045 69 -207,04 € 173,29 € -908,68 € -701,64 € 221,54 €

2046 70 -233,07 € 175,02 € -931,40 € -698,32 € 220,50 €

2059 83 -653,68 € 199,19 € -1.283,94 € -630,26 € 199,01 €

2060 84 -19.074,95 € 201,18 € -26.641,21 € -7.566,26 € 2.389,05 €

Summe 0,00 € 0,00 € 0,00 € 0,00 €

In % des Beitrags-BW

in anderen Fällen:

• Alter 30: 9,47%

• Alter 50: 4,52%

Was kostet uns der aktuelle § 6a?

77

Kosten DV PK PF UK DZ RDV

Monatsbeitrag 100 € 2,19% 2,19% 2,63% 8,09% 14,85%

Monatsbeitrag 200 € 1,09% 1,09% 1,54% 4,95% 12,28%

Monatsbeitrag 300 € 0,73% 0,73% 1,17% 3,91% 11,42%

DZ AFonds

10,40%

7,98%

7,19%

VerwK bei Rentenleistungen – Rückdeckung mit Lebenszyklusfonds

VerwK bei Rentenleistungen – Rückdeckung mit Versicherung

DZ AFonds

7,51%

4,44%

3,46%

VerwK bei Kapitalleistungen – Rückdeckung mit Lebenszyklusfonds

Was kostet uns der aktuelle § 6a?

8

� Steuereffekte der kongruent mit RDV rückgedeckten Direktzusage beim ArbG

wirken deutlich kostensteigernd

� gilt auch für die Fälle der handelsrechtlichen

• Bewertungseinheiten (!) und des

• Saldierungsgebots (!)

� besonders hohe Negativwirkung � bei Invalidität/Tod mit RDV rückgedeckt

� Gründe:

• PensRStStB deutlich zu niedrig

• gleichzeitiger Aktivwertüberhang (bei rückgedeckter UK: steuerfrei!)

• Dadurch in Anwartschaftsphase � steuerlicher Scheingewinn

• Beachte: auch bei Entgeltumwandlung!

Zwischen-Fazit

8

99

Problem Rechnungszins des § 6a EStG

• Rechnungszins (Abzinsungssatz) 6% gesetzlich fixiert (§ 6a Abs. 3 Satz 3 EStG,

eingeführt durch 2. HaushaltsstrukturG 1981 mit Wirkung ab 1.1.1982)

o HBil. � zum 31.12.2015: 4,31% (neues Recht), 3,89% (altes Recht),

aktuell: 4,06% bzw. 3,32%

o IFRS � zum 31.12.2015: 2,1% bis 3%

o Folgen:

− Bereits erwähnte zwingende Besteuerung von Scheingewinnen

− Gem. Studie des IW Köln (vgl. Hentze, Tobias, Effekte der Niedrigzinsen auf die

betrieblichen Pensionsrückstellungen, IW-Trends, Nr. 3/2016) �

durch jene Scheingewinne bewirkte Steuerbelastung = 20-25 Mrd. €

− Bewertungswidersprüche �

§§ 4f und 5 Abs. 7 EStG (Erwerbsfolgegewinn), Abfindungen gem. BMF

6.4.2005

1010

Weitere konzeptionelle Schwächen des § 6a

• Fehlende Berücksichtigung von Rentenanpassungen gem. § 16 BetrAVG

(Ausnahme: Verpflichtung zur 1%-Regelung, R 6a Abs. 17 EStR)

• Sonderfall Teilwert bei Entgeltumwandlung gilt nicht bei boLZ

• Veraltetes Nachholverbot (§ 6a Abs. 4 EStG)

• kein Saldierungsgebot in der StBil. (§ 5 Abs. 1a Satz 1 EStG)

• Bewertungseinheit von FinVerw nicht anerkannt (BMF vom 17.12.2002, BStBl I, 2002, 1397 und vom 25.8.2010, DB 2010, 2024)

Begründung: § 6a EStG sei lex specialis zu § 5 Abs. 1a Satz 2 EStG

1111

Verfassungswidrigkeit des § 6a EStG

• BVerfG 28.11.1984

� 5,5% auf 6% ab 1982 ist mit GG vereinbar

� Jedoch damalige Mahnung: „Bei Änderung des Zinsniveaus in der Zukunft

kann der Gesetzgeber nach dem GG gehalten sein, die 6% zu überprüfen,

da ansonsten Verstoße gegen Leistungsfähigkeitsprinzip denkbar“.

• Demnach besteht jetzt eindeutig Handlungsbedarf (vgl. auch Prinz/Keller, DB

18/2016, 1033 (1040))

1212

Eigene Strategien der ArbG

• Kapitalzusage statt Rente (Zusatzeffekte �

Abbau biometrischer Risiken, Vererbbarkeit nach Auszahlung)

• Invalidität/Tod über mittelbare Durchführungswege oder privat

• u.U. wertpapiergebundene Pensionszusage

(grds. Saldierung in HBil, RSt grds. identisch mit Zeitwert des WP)

• Rückdeckung mit Aktienanteilen

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� § 6a EStG bewirkt hohe Besteuerung von Scheingewinnen (bis 25 Mrd. €)

� führt zu bedeutenden Verwaltungskosten der Direktzusage

� Verantwortlich dafür zahlreiche konzeptionelle Schwächen des § 6a EStG � z.B.

Rechnungszins 6%, § 16 BetrAVG grds. unberücksichtigt, kein Saldierungsgebot

� Rechnungszins von 6% möglicherweise verfassungswidrig

� eigene Strategien des ArbG zur Problem-Reduzierung möglich

Fazit

13

14

Vorschläge für eine Rechts-Reform

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� IDW-Schreiben an Rechtsausschuss des BT 3.2.2016 � Vorschlag 4,5% § 6a-Zins

� Einfach nur § 6a bzgl. ReZins reformieren � erscheint politisch schwierig (Absenkung um 1%-Punkt bedeutet Steuermindereinnahmen-BW von ca. 10-12 Mrd. €; andererseits:

Staat spart 2016 Zinsen in Höhe von ca. 50 Mrd. €)

� Politisch eher realisierbar, um auch Rückdeckung zu belohnen �

• Bewertungseinheit auch in StB zulassen (BMF-Schreiben!) oder/und

• Saldierung ermöglichen (Maßgeblichkeit der HB für StB �

§ 5 Abs. 1a Satz 1EStG mit HGB harmonisieren)

� Konsequenzen:

• Steuermindereinnahmen geringer als 10 Mrd. € je %-Punkt

• Rückdeckung wird belohnt

• Wirkung des Beitrags/Anlagebetrags wie bei Zuwendung an UKasse

• bei Saldierung � kein Problem mit Aktivwert bei Invalidität/Tod

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

Prof. Dr. Thomas Dommermuth

Institut für Vorsorge und Finanzplanung

Auf der Haide 192665 Altenstadt/WN.

T +49 (0) 9602 944 928 - 0F +49 (0) 9602 944 928 - 10

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