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DE DERU RUMZ MZUG UG HA HAT T BE BEGO GONNE NNEN N Es ist kaum zu glauben, doch in knapp neun Monaten werden die Mitarbei- tenden der Universität Luzern eine der grössten Herausforderungen der letzten Jahre bereits hinter sich ha- ben. Der hoffentlich in allen Teilen ge- glückte Umzug von den diversen Standorten an die Frohburgstrasse 3 ins neue UNI-/PHZ-Gebäude wird im September 2011 bereits Geschichte sein. Doch damit ist die Sache keines- wegs erledigt. Nach der offiziellen Er- öffnung am 1. September und dem Tag der offenen Tür vom 3./4. Septem- ber 2011 geht es erst richtig los. In- nerhalb weniger Wochen wird alles daran zu setzen sein, dass die «neue Universität» funktioniert und den Stu- dierenden ab Beginn des Herbstse- mester 2011 voll zur Verfügung steht. Von dieser Dynamik wird natürlich auch das «uniluAktuell» erfasst. Be- reits in dieser Ausgabe gehen wir auf den Umzug und die dadurch entste- henden Herausforderungen ein. In den kommenden Nummern wird die Redaktion versuchen, Sie bestmöglich über die bevorstehenden Ereignisse in Zusammenhang mit der grossen Züglete, dem Tag der offenen Tür und dem Einleben im neuen Gebäude zu informieren. In diesem Sinne hat der Umzug bereits begonnen. Daneben soll die Berichterstattung über das Lehren und Forschen an der Universi- tät Luzern nicht zu kurz kommen. Schliesslich geht das Leben neben dem Umzug weiter. ERICH ASCHWANDEN KOMMUNIKATIONSBEAUFTRAGTER AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 unilu AKTUELL «Jede Stunde ist verplant» MARTINA PLETSCHER Patrik, du bist zusammen mit deinem Team und einer Pro- jektgruppe intensiv mit der Planung und den Vorberei- tungsarbeiten für den Uni-Umzug beschäftigt. Kannst du das Wort «Umzug» überhaupt noch hören? Aber ja! Das Projekt Uni-Umzug begleitet uns seit zwei Jahren. Es ist aber noch keine Abnützung eingetreten. Im Gegenteil: Die Spannung wird grösser. Wer ist denn alles in die Planung involviert? In der Projektgruppe sind von der Uni Kolleginnen und Kol- legen des Technischen Diensts, von der Informatik und der Raumplanung dabei, dann natürlich Vertreterinnen und Vertreter der Pädagogischen Hochschule, der Zentral- bibliothek und der Immobilienstelle des Kantons. Es herrscht ein guter Teamgeist, wir arbeiten sehr gut und konstruktiv zusammen. Unterstützung bekommen wir auch von der beteiligten Umzugsfirma. FOKUS 1 NEUERSCHEINUNGEN 18 PERSONELLES 38 FORSCHUNG UND LEHRE 3 ENGAGEMENT 23 TAGUNGEN 14 PANORAMA 26 Kisten packen, schleppen, auspacken: Ein Umzug ist wie der andere. Der Uni-Umzug nicht. Seit zwei Jahren tüftelt der Technische Dienst daran, dass alles reibungslos klappt.

uniluAKTUELLUNILUAKTUELL·AUSGABENR.34·DEZEMBER2010 FORSCHUNGUND LEHRE 5 TheInter-AmericanHumanRightsMootCourt2010 Inter-AmericanHumanRightsMootCourt asaHighlightofOurStudies

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DEDER UR UMZMZUGUG HAHATTBEBEGOGONNENNENN

Es ist kaum zu glauben, doch in knapp

neun Monaten werden die Mitarbei-

tenden der Universität Luzern eine

der grössten Herausforderungen der

letzten Jahre bereits hinter sich ha-

ben. Der hoffentlich in allen Teilen ge-

glückte Umzug von den diversen

Standorten an die Frohburgstrasse 3

ins neue UNI-/PHZ-Gebäude wird im

September 2011 bereits Geschichte

sein. Doch damit ist die Sache keines-

wegs erledigt. Nach der offiziellen Er-

öffnung am 1. September und dem

Tag der offenen Tür vom 3./4. Septem-

ber 2011 geht es erst richtig los. In-

nerhalb weniger Wochen wird alles

daran zu setzen sein, dass die «neue

Universität» funktioniert und den Stu-

dierenden ab Beginn des Herbstse-

mester 2011 voll zur Verfügung steht.

Von dieser Dynamik wird natürlich

auch das «uniluAktuell» erfasst. Be-

reits in dieser Ausgabe gehen wir auf

den Umzug und die dadurch entste-

henden Herausforderungen ein. In

den kommenden Nummern wird die

Redaktion versuchen, Sie bestmöglich

über die bevorstehenden Ereignisse

in Zusammenhang mit der grossen

Züglete, dem Tag der offenen Tür und

dem Einleben im neuen Gebäude zu

informieren. In diesem Sinne hat der

Umzug bereits begonnen. Daneben

soll die Berichterstattung über das

Lehren und Forschen an der Universi-

tät Luzern nicht zu kurz kommen.

Schliesslich geht das Leben neben

dem Umzug weiter.

■ ERICH ASCHWANDEN

KOMMUNIKATIONSBEAUFTRAGTER

AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010

uniluAKTUELL

«Jede Stunde ist verplant»

■ MARTINA PLETSCHER

Patrik, du bist zusammen mit deinem Team und einer Pro-jektgruppe intensiv mit der Planung und den Vorberei-tungsarbeiten für den Uni-Umzug beschäftigt. Kannst dudas Wort «Umzug» überhaupt noch hören?Aber ja! Das Projekt Uni-Umzug begleitet uns seit zweiJahren. Es ist aber noch keine Abnützung eingetreten. ImGegenteil: Die Spannung wird grösser.

Wer ist denn alles in die Planung involviert?In der Projektgruppe sind von der Uni Kolleginnen und Kol-legen des Technischen Diensts, von der Informatik und derRaumplanung dabei, dann natürlich Vertreterinnen undVertreter der Pädagogischen Hochschule, der Zentral-bibliothek und der Immobilienstelle des Kantons. Esherrscht ein guter Teamgeist, wir arbeiten sehr gut undkonstruktiv zusammen. Unterstützung bekommen wirauch von der beteiligten Umzugsfirma.

FOKUS 1 NEUERSCHEINUNGEN 18 PERSONELLES 38

FORSCHUNG UND LEHRE 3 ENGAGEMENT 23

TAGUNGEN 14 PANORAMA 26

Kisten packen, schleppen, auspacken: Ein Umzug ist wie der andere.Der Uni-Umzug nicht. Seit zwei Jahren tüftelt der Technische Dienst daran,dass alles reibungslos klappt.

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2 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010

Bereitet dir das Projekt auch die eine oder andere schlafloseNacht?Nein. Aber natürlich beschäftigen mich immer wieder einzelnePunkte über die Arbeitszeit hinaus, etwa die Umzugsreihenfolge,oder ob die Kapazitäten reichen.

Was ist denn speziell an diesem Umzug?Eindeutig das Volumen! Es müssen 5500 Möbelstücke und rund5000 Kisten innerhalb von 21 Tagen an den neuen Ort verscho-ben werden. 400 Arbeitsplätze müssen eingerichtet werden.Hinzu kommt die schwierige Koordination, weil ja nicht nur dieUni, sondern auch die PHZ und die ZHB ins neue Gebäude umzie-hen. Und alle drei möchten den Umzug mit einem möglichst kur-zen Unterbruch ihres «Tagesgeschäfts» bewältigen. Und bei je-dem unserer dreizehn Standorte, die geräumt werden, sind dieRahmenbedingungen anders: Hier ist der Lift zu klein, dort derAbstand für den Fassadenlift zur Strasse zu knapp, sodass Sper-rungen nötig ist. Dafür müssen Bewilligungen eingeholt werden.

Für das beauftragte Umzugsunternehmen ist es aber wohl einalltäglicher Auftrag?Nein, keineswegs. Auch für die Firma Gmür ist es ein Grosspro-jekt, bei dem das gesamte Personal zum Einsatz kommt. Es darfwährend unseres Umzugs auch niemand Urlaub nehmen. An ein-zelnen Tagen sind 30 Personen mit unserem Umzug beschäftigt.Aber natürlich verfügt das Unternehmen über einige Erfahrung,von der wir stark profitieren.

Gibt es auch bezüglich des neuen Gebäudes besondere Punktezu beachten?Die Statik und die Tragkraft der Böden muss berücksichtigt wer-den. Aber auch unzählige kleine, jedoch nicht unwichtige Dinge.So müssen für den Transport im Neubau spezielle Rollen einge-setzt werden, sonst erleiden die neuen Böden bleibende Schä-den.

Wie können die Mitarbeitenden den Umzug unterstützen, damitalles mühelos läuft?Der Terminplan ist extrem eng. Weil an einigen alten Standortensofort neue Mieter einziehen, bleibt für den Rückbau inklusiveEDV und Telefonie nur wenig Zeit. Es ist wirklich jede Stunde ver-plant. Alle Mitarbeitenden bekommen eine Wegleitung und indivi-duelle Informationen für den Umzug ihres Arbeitsplatzes. Wennalle sich danach richten, ist das für uns extrem hilfreich.

Die Mitarbeitenden müssen also nur packen und können balddarauf an ihrem neuen Arbeitsplatz den Computer starten?Im Prinzip ja. Allerdings wird nicht einfach alles transportiert. Fürden Transport grosser Pflanzen und von Kunstwerken sind wirnicht zuständig, aber natürlich stehen wir für eine «Umzugsbera-tung» gerne zur Verfügung. Für die aus der Sammlung des Kan-tons ausgeliehenen Bilder gilt eine spezielle Regelung: Sie wer-den vor dem Umzug ins Magazin zurückgegeben und dann vondort wieder an den neuen Standort ausgeliehen. Bei dieser Gele-genheit kann der Kanton gleich prüfen, ob der Bestand und alleUnterlagen noch stimmen.

Wann ist denn die «heisseste Phase» des Umzugs?Sicher gleich zu Beginn, wenn mehrere Standorte innerhalb kur-

zer Zeit umziehen. Dann sehen wir auch, ob unsere Pläne aufge-hen.

Und wenn nicht? Gibt es einen «Plan B»?Nicht nötig. Der Plan A ist perfekt! Nein, ganz im Ernst: Für denFall, dass ernste Probleme auftauchen, sind verlängerte Arbeits-tage, Nachtschichten sowie Samstags- und Sonntagsarbeit vor-gesehen. Das würde den Umzug aber massiv verteuern. Ganz amEnde der Umzugsphase sind auch noch zwei bis drei Reserve-tage eingeplant. Da wir uns aber so rasch wie möglich auf dieArbeit im Neubau konzentrieren wollen, hoffe ich, dass wir sienicht benötigen.

Wenn morgen eine «Zügel-Fee» käme und dir und deinem Teameinen Wunsch erfüllen würde, welcher wäre das?Sicher nicht, dass der Umzug «schwups» sofort und wie vonZauberhand vorbei wäre. Dafür ist dieses Projekt viel zu span-nend. Aber sie könnte uns das ganze Schlüsselmanagement ab-nehmen. Das ist nämlich eine ziemlich knifflige Sache!

Was ändert sich für den Technischen Dienst im Neubau?Wir haben erstmals alle unsere «Kunden» unter einem Dach.Zum ersten Mal arbeiten wir auch zusammen an einem Ort.Gleichzeitig erweitert sich unser Arbeitsbereich schlagartig. Diezu bewirtschaftende Fläche ist viel grösser, und es kommenganz neue Aufgaben dazu, neben den Umgebungsarbeiten etwadie sehr komplexe Haustechnik.

Das Uni-Gebäude wird viel längere Öffnungszeiten haben als diebisherigen Gebäude. Das bedeutet auch für den Hausdienst län-gere Präsenzzeiten.Ja, sicher. Wir können aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen,ob und wie viele weitere Mitarbeitende wir brauchen. Wir müssendamit einfach erst einmal Erfahrung sammeln.

Was wünschst du dir für den Neubau?Es kommt auf alle, die ins neue Gebäude ziehen, viel Neues zu.Ich wünsche mir, dass sich alle genauso darauf freuen wie wir.Ich erwarte zudem nicht, dass wir alles sofort perfekt im Griffhaben werden. Deshalb wünsche ich mir vor allem Verständnis,wenn es zu kleinen Pannen kommen sollte und dafür, dass wir inder ersten Zeit Prioritäten setzen müssen.

Du hast früher in dem Gebäude, das jetzt zur Uni wird, bei derPost gearbeitet. Was bedeutet es für dich, ins gleiche, aber starkveränderte Gebäude zurückzukehren?Ich habe damit keine Mühe. Für mich ist das auch keine Rückkehrim eigentlichen Sinne. Es ist ja nahezu alles anders! Nur wenigeBereiche sehen wie früher aus. Ich habe zu dem Gebäude eherdeshalb eine besondere Beziehung, weil ich seit zwei Jahren die-sen Umzug und viele Dinge im Neubau mitgestalten darf. Ichfreue mich enorm darauf und bin sehr gespannt, ob alles funk-tioniert.

Als Zügelexperte bist du nun sicher gefragt?Im Moment hätte ich dazu gar keine Zeit. Aber ich sage mal ab2012 habe ich wieder Kapazitäten …

FOKUS

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3UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 FORSCHUNG UND LEHRE

Über den Sinn und den Gebrauch von Bildern

Im Nationalen Forschungsschwerpunkt «Bildkritik/eikones»wird die Bedeutung der Bilder untersucht.

■ CAROLINE SCHNyDER

So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen: Zwei amerikanischePräsidentschaftskandidaten, Richard Nixon und John F. Ken-nedy, stellten sich in einer Fernsehdebatte den Fragen von Jour-nalisten. Vor fünfzig Jahren fand die Debatte statt, Millionen ver-folgten sie zu Hause vor ihren Fernsehbildschirmen. Die Folgendieser ersten Fernsehdebatte überraschten viele: Auf dem Bild-schirm und schliesslich auch bei der Wahl ging das Duell zuguns-ten von Kennedy aus. Bei den Radiohörern hatte Nixon offenbarden besseren Eindruck hinterlassen.Fernsehbilder bewegen die Welt nach wie vor, doch sind sielängst nicht mehr die einzigen, die uns in ungeahnte, verborgeneWirklichkeiten führen. Dank der digitalen Revolution haben sichandere Bilder – schnellere und komplexere – zu diesen beweg-ten Bildern gesellt: im Internet und in Forschungslabors, im Ope-rationssaal, auf der Theaterbühne und bei der Flugbeobachtung.Bilder umgeben uns, wir sehen und übersehen sie, sie beeinflus-sen unsere Handlungen und unsere Entscheidungen. Sie illustrie-ren nicht einfach, was zuvor gedacht oder erlebt wurde; Bildererzeugen vielmehr Neues. Und oftmals bleibt unsicher, wie nahsie uns überhaupt an das Dargestellte bringen.

Eikones: ein Nationaler Forschungsschwerpunkt über die Bedeu-tung der BilderWas genau aber tun wir mit Bildern – und was tun sie mit uns?Das Wissen um die Bilder, um ihre Bedeutung und Wirkung in all-täglichen Lebenssituationen, scheint mit der digitalen Revolutionnicht Schritt gehalten zu haben. Der an der Universität Basel an-gesiedelte Nationale Forschungsschwerpunkt «Bildkritik. Machtund Bedeutung der Bilder», der auch unter dem Titel eikones be-kannt ist, will diese Lücke schliessen. Rund 50 Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen for-schen derzeit im Rahmen von eikones. Die zweite, vierjährigeProjektphase hat 2009 begonnen.

InterdisziplinaritätWährend eikones bis dahin zwar interdisziplinär angelegt, aberdoch eher geisteswissenschaftlich geprägt war, wurde in derzweiten Projektphase gezielt die Soziologie hinzugezogen, na-mentlich mit den beiden Luzerner Professorinnen Cornelia Bohnund Martina Merz.Die wissenschaftliche Herkunft der beiden Forscherinnen zeigt,dass die Bildforschung längst nicht mehr die Domäne der Kunst-geschichte ist. Beide erleben die Interdisziplinarität des Projektsals grosse Chance: Interdisziplinarität führe zu Synergien, rufeInnovatives hervor, sagt Cornelia Bohn. Martina Merz verkörpertals promovierte Physikerin diese Interdisziplinarität und machtsie auch zum Thema: Als Wissenschaftsforscherin am Soziologi-schen Seminar erforscht sie das, was Wissenschaftler und Wis-senschaftlerinnen tun. Und was sie tun, ob nun Sozial- oder Na-

tur- oder Kulturwissenschaft, sei immer eine soziale Praxis undkönne auch als solche untersucht werden.

Das «soziologische Auge»Was aber sieht das «soziologische Auge»? Oder: was sieht esanders? – Das Bemerkenswerte ist: Ausgangspunkt der beidenSoziologinnen sind gerade nicht Bilder. Es sind vielmehr Situatio-nen, in denen Bilder verwendet werden, in denen Leute mit Bil-dern etwas tun – sei dies nun, dass sie Bilder interpretieren, mitBildern Wissen vermitteln oder gestützt auf Bilder Entscheidun-gen treffen. Es geht dabei nicht darum, das soziologische Bild-verständnis gegen dasjenige von Kunsthistorikern oder Natur-wissenschaftlern zu profilieren. Für die soziologische Analyse, soCornelia Bohn, ist etwas ein Bild, wenn ihm die jeweilige Gesell-schaft Bildstatus zuerkennt; darin ist das kunsthistorische odernaturwissenschaftliche Verständnis ebenso eingeschlossen wiedie auf das 17. Jahrhundert zurückgehende Unterscheidung vonimago und pictura.

Bild und ModellGerade in den Naturwissenschaften nehmen Bilder einen promi-nenten Platz ein, sei es bei der alltäglichen Forschungsarbeit imLabor, sei es bei der Kommunikation der Ergebnisse. MartinaMerz interessierte sich zunächst für die Arbeit mit und die Be-deutung von Computersimulationen und Modellen in den Wissen-schaften. Sie ist über das Modell zum Bild gekommen aufgrundder Annahme, dass die Modell- und die Bildpraxis Wichtiges ver-bindet. Beide, Modelle und Bilder, repräsentieren nicht nur etwasGegebenes, sie stellen auch Neues dar und eröffnen Spielräumefür das Experimentieren. Diese strukturellen Ähnlichkeiten er-kundet Martina Merz in ihrem Forschungsprojekt «ConfiguringNano», das die Untersuchung der Praxis, Kultur und Organisationder Nanowissenschaften zum Ziel hat. In diesem Forschungsfeldhaben Bilder eine konstitutive Bedeutung. Denn der Zugang zurNanoebene ist durch Visualisierungsinstrumente vermittelt, denRastersondenmikroskopen, mit denen atomare Strukturen vonOberflächen sichtbar gemacht, zugleich aber auch manipuliertwerden können.Im Rahmen von eikones hat Martina Merz mit dem Modul «Bildund Modell» und gemeinsam mit Inge Hinterwaldner und ThomasVetter von der Universität Basel nun Projekte lanciert, die einer-seits der Bildhaftigkeit von Modellen, andererseits dem Modell-charakter von Bildern nachgehen sollen. So stelle sich unter an-derem die Frage, ob Forschende, die ihre Modelle visualisieren,zu anderen Ergebnissen kommen als solche, die ihre Modellenicht bildhaft darstellen. Und von den Bildern her gedacht sei ge-nauer zu fassen, unter welchen Umständen und inwiefern BilderModellcharakter hätten; was überhaupt dafür sorge, dass Bilderfür etwas stehen.

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4 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010FORSCHUNG UND LEHRE

Die vier Projekte des Moduls beschäftigen sich mit Bildern undModellen in ganz verschiedenen Zusammenhängen und mit ganzunterschiedlichen Herangehensweisen: So untersucht der Philo-soph Thomas Brandstetter in einer wissenschaftshistorischenStudie, wie Biologen des 18. und 19. Jahrhunderts Kristalle im-mer wieder als Modelle für Lebensvorgänge verwendeten. DerKunsthistoriker Reinhard Wendler beschäftigt sich mit Kunstwer-ken, die Modelle als reale Szenarien und reale Szenarien als Mo-delle erscheinen lassen. Im Zentrum des Projekts des SoziologenJohannes Bruder, Doktorand und Mitglied der Graduate School ofSocial Sciences in Luzern (GSL), steht die Produktion computer-basierter Visualisierungen des Gehirns, während der Computer-wissenschaftler Sandro Schönborn Modelle automatischer Ge-sichtserkennung entwirft und erforscht.

Bildwissen und sozialer SinnCornelia Bohn untersucht mit ihren Mitarbeitenden und Kollegenvon eikones die Frage, wie Bilder sozialen Sinn erzeugen und wieBilder und bildgebende Verfahren an der Ausdifferenzierung vonSinnhorizonten beteiligt sind. Bildwissen spielt dabei eine wich-tige Rolle.Man denke zum Beispiel an die moderne Chirurgie: sie wäre ohnebildgebende Verfahren nicht möglich. Der neurochirurgische Ein-griff beruht auf visuell erworbenem Bildwissen, führt Bohn aus,der Bildschirm ist in dieser Situation handlungs- und entschei-dungsrelevant. Lange war in ähnlichen Zusammenhängen von«implizitem Wissen» die Rede. Welcher Art aber ist dieses Wis-sen, wenn es um Bilder geht? Wie ist es möglich, dass Bilder –manche zumindest – universell verstanden werden? Gibt es soetwas wie ein spezifisches ikonisches Wissen?Ein weiteres Beispiel sind Finanzoperationen: Kurse von Aktienoder Obligationen werden oft in Kurven – Bildern also – darge-stellt. Der Händler an der Börse schaut auf Bildschirme und ent-

scheidet aufgrund von «Kurven» über Kauf und Verkauf. Dasgeschieht in Echtzeit – oder doch zumindest in rasantem Tempo.Auch der Händler muss über ein spezifisches Bildwissen verfü-gen. Er weiss, was es bedeutet, wenn die Kurve eine bestimmteNeigung annimmt. Denkt er dann noch an Zahlen? An die Berech-nungsmodelle hinter der Kurve?Und überhaupt: Was steckt hinter solchen Kurven? Während imFall von bildgebenden Verfahren in der Medizin die Bilder in ir-gendeiner Form doch auf Körper und Anatomie zu verweisenscheinen, ist dies im Falle von bildlich dargestellten Tendenzenim Optionshandel weniger klar. Geld ist seit jeher ein sozialesSymbol, betont Bohn. Geht es da um Zahlen? Oder wird auch inder Ökonomie wie bei einem neurochirurgischen Eingriff vieleseinfach bloss gesehen?Erst der Vergleich verschiedener Kontexte und verschiedenerBildformate erlaubt der Soziologin generalisierende Aussagen. ImCluster «Bildwissen und sozialer Sinn», das Cornelia Bohn zu-sammen mit Michael Hagner (ETH Zürich) leitet, kooperieren So-ziologen, Philosophen, Kunst- und Wissenschaftshistoriker, umdiese und andere Fragen in höchst unterschiedlichen Feldern zuerforschen. Die Projekte der Soziologen Il-Tschung Lim «On-screen-Ökonomie und Echtzeitüberwachung – Verfahren der Vi-sualisierung in der Finanzmarktüberwachung als sekundäre Ope-ration» und Leon Wansleben «The Emergence of Iconic Practicesin Financal Markets» sind am Soziologischen Seminar der Univer-sität Luzern angesiedelt.

Bildforschung statt BildwissenschaftDie Frage aber, die sich alle Mitarbeitenden von eikones stellen,sei die, wie Bilder Sinn erzeugen. Es gehe nun nicht darum, dar-auf eine einzige Antwort zu finden, sondern vielmehr im Verbundund auch in Differenz zueinander nach Antworten zu suchen. DasZiel? Mehr verstehen über den Platz von Bildern im Konzert derDarstellungs- und Erzeugungsformen von Sinn, sagt CorneliaBohn, und die beteiligten Wissenschaften durch neue Fragestel-lungen produktiv irritieren.Sind die Mitarbeitenden von eikones einer Art Grammatik der Bil-der auf der Spur, einer neuen Wissenschaft der Bilder? Es wärenatürlich sinnvoll, eine Art Werkzeugkasten zu erarbeiten, mitdessen Hilfe Bilder, die uns täglich begegnen, analysiert, kriti-siert, neu «gesehen» werden könnten, sagt Martina Merz. Zuvieles scheint da aber noch offen zu sein. Cornelia Bohn sprichtdenn auch lieber von Bildforschung als von Bildwissenschaft.

Caroline Schnyder ist Mitarbeiterin Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstrans-fer an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Das erste MRI entsteht 1977 (J. Matson, M. Simon,

The Pioneers of NMR and Magnetic Resonance in Medicine.

The Story of MRI, Jericho, NY, 1996).

Der Nationale Forschungsschwerpunkt «Bildkritik. Macht und Bedeutung der Bil-der» ist einer von aktuell 29 Nationalen Forschungsschwerpunkten, durch die derSchweizerische Nationalfonds Forschungsnetzwerke von international sichtbarerExzellenz fördert. Er gehört zu den sechs geistes- und sozialwissenschaftlichenForschungsschwerpunkten, die 2005 eingerichtet wurden, und ist an der Universi-tät Basel angesiedelt. Seit Beginn der zweiten Projektphase im Jahr 2009 sindProf. Dr. Cornelia Bohn und Prof. Dr. Martina Merz, die beide am Soziologischen Se-minar der Universität Luzern arbeiten, an dem Forschungsschwerpunkt beteiligt.www.eikones.ch

INFO

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5UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 FORSCHUNG UND LEHRE

The Inter-American Human Rights Moot Court 2010

Inter-American Human Rights Moot Courtas a Highlight of Our Studies

In Moot Courts students get a unique learning experience they hardly can get anywhewere else.

■ ALExANDER H. E. MORAWA, S.J.D.

For only the second time, Anina Knecht and IvanaSimic represented the University of Lucerne at the2010 Inter-American Moot Court competition. Theteam had to operate on unfamiliar territory – onlythree of this year’s roughly 100 competing teamscame from Europe. Exposed to a new and challen-ging legal system that governs human rights law inthe Americas and is also dominated by the Spanishlanguage, the team achieved the unexpected. Wefeatured on the list of best 45 teams, as number39, but more significantly ranked fifth amongst

■ IVANA SIMIC | ANINA KNECHT

Some of you may have heard the words “MootCourt” but might not be exactly sure what it reallyis. A Moot Court is a unique learning experience inwhich students are required to analyze a hypothe-tical legal case and argue it in front of a “fictional”court made up of experts in the field. We were lu-cky to be the chosen team of the University of Lu-cerne to participate in the 2010 Inter-AmericanHuman Rights Moot Court Competition in Washing-ton D.C. We would like to share this memorable andrewarding personal experience with you.When we received the keys to our first own office(including name tags!) we were already eager toget started. We were curious what the hypotheticalcase of this year’s Moot Court would be like. Butbeforehand, classic study work was necessary. Wehad to become familiar with the completely newand unknown Inter-American human rights system.In regular meetings with our coaching team we dis-cussed methods of research and the relevant hu-man rights – in our case the right to freedom ofexpression, freedom of assembly and fair trial. Wespent hours searching for relevant cases on thewebpage of the Inter-American Court, printing pilesof paper and reading in order to find the one state-ment supporting our clients. In daily sessions andstep by step our memorial became structured. Ourdedicated coaching team organized a seminar for

the English-speaking teams, having had to con-cede victory only to a handful of the participatinglaw schools from the United States.Apart from a dedicated, hardworking and fun team– which we definitely had this year – the successof a moot team depends on its coaches. In 2010,Mariela Maidana-Eletti took on the role of leadcoach (replacing xiaolu Zhang who was on mater-nity leave) and worked together with Peter Coenento ensure the quality of the pleadings as well asthe maintenance of the team spirit. Special thanksgo to our sponsors, the Hotel des Balances and theLuzerner Kantonalbank for their gracious support.

the weekend before the deadline for the writtenmemorials. Following a tight working schedule, wewere “locked away” in our office for three days tocomplete the memorial. But even though it washard work there was always time for drinking cof-fee, having good laughs and playing with thecoach’s dog.After a well-deserved Easter break the oral phasestarted. In weekly sessions we had to plead infront of the coaching team. Sometimes also visit-ing professors joined in. As the questions of the“judges” got more and more difficult the hypotheti-cal case became more and more realistic to us un-til we almost believed that the State of Chirilaguaexisted. In a second Moot Court seminar we refinedthe pleadings. Only a few days separated us fromthe oral rounds in Washington D.C.After a smooth flight we checked into our dorms atthe Campus of American University and picked upthe booklet with the schedule of the pleadings.Then we got dressed for the opening ceremonywhich, much like the entire competition was held inthe three official languages Spanish, English andPortuguese.All that counted during the next three days werethe pleadings. It was a great feeling to finally showwhat we worked on so long when standing at thepodium dressed up in nice black suits and answe-ring the judges’ questions.The rest of the week we spent with sightseeing

Indeed, mooting is a very personal thing. If you area law student participating in a moot team, we willaward you with substantial and well-deserved cre-dit. The most important thing, however, is the reallife experience you will get, and which is not availa-ble anywhere else in your legal training.

Alexander H. E. Morawa holds the Chair in Comparative andAnglo-American Law.

(our coaches also have valid tour guide competen-ces) and socializing with other teams. After the fi-nal round and the closing ceremony held at theOrganization of American States’ main buildingright next to the White House we proudly receivedour certificates. Then it was already time to saygood bye.The Inter-American Moot Court was both professio-nally and personally a very rewarding experienceto us. We did not only improve our skills in rese-arching, drafting and litigating in English but alsolearned to be convincing, self-assured and com-passionate when representing our clients in frontof the court. Last but not least we as a team felt areally strong bond between us by going through allthat together. Noteworthy at this point is also ourdedicated, super organized and caring coachingteam that supported us in all situations.To cut a long story short: make your studies a high-light and participate in the Inter-American HumanRights Moot Court!

Ivana Simic and Anina Knecht are law students.

Hard work and fun in the Moot Court Team.

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6 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010FORSCHUNG UND LEHRE

■ MIKE BACHER | LUCA LANGENSAND

Bei ihrer zweiten Teilnahme am Concours RenéCassin gelang der Universität Luzern wiederum einSpitzenresultat. Die Luzerner «équipe», bestehendaus den Studierenden Elise Vandenabeele, LucaLangensand und Mike Bacher, erreichte den Halb-final und belegte den hervorragenden zwölftenSchlussrang. Unterstützt und betreut wurde dasdiesjährige Team von den wissenschaftlichen As-sistentinnen Nicole Scheiber als «Coach» und Clo-tilde Pegorier.Der in französischer Sprache abgehaltene Con-cours René Cassin ist ein fiktives Gerichtsverfah-ren zur EMRK (Europäische Menschenrechtskon-vention). Es handelt sich um den renommiertestenMoot Court im Bereich der Menschenrechte. DasVerfahren besteht aus einer schriftlichen Phase, inwelcher die Studierenden ein 30-seitiges «mé-moire» verfassen, und einer mündlichen Final-phase, in welcher die 16 besten Teams am Europä-ischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) inStrasbourg vor einer Jury, bestehend aus Rechts-professoren und Richtern des EGMR, plädieren.Zum 25-Jahr-Jubiläum des Concours haben sich indiesem Jahr über 70 Teams von Universitäten ausganz Europa angemeldet. Von diesen Teams vertratdie eine Hälfte die beschwerdeführenden Privat-personen, die andere Hälfte den beklagten Staat.

Cas pratique 2010Der diesjährige Fall behandelte schwerpunktmäs-sig Fragestellungen der Meinungs- und Versamm-lungsfreiheit, des Rechts auf Leben, des Rechtsauf Achtung des Privatlebens sowie des Rechts aufein faires Verfahren.Die Stadt Mégaly, Hauptstadt des Königreichs vonSagaume, hat die Ehre, die 48 Mitgliedsstaaten derZ.E.P. (Zone de l’environnement présérvé), zu ei-nem internationalen Gipfeltreffen zu empfangen.Das Königreich Sagaume scheut weder Aufwandnoch Kosten, um diesen prestigeträchtigen Staats-gipfel zu organisieren. Doch nicht alle sind von die-sem Gipfel für den Umweltschutz begeistert, vorallem nicht die Mitglieder des M.P.I. (Mouvementpour le progrès industriel), einer internationalenVereinigung für den industriellen Fortschritt. Diesebeabsichtigen, während des Gipfels mit Kundge-bungen und einem Gegengipfel auf ihre Anliegenaufmerksam zu machen. Bei einer ersten Kundge-bung attackieren radikale Anhänger des M.P.I. ein

Armeefahrzeug. Der verängstigte Unteroffizierschiesst auf die Menge und verletzt einen Aktivis-ten so schwer, dass dieser kurze Zeit später imSpital stirbt. Sein Freund wird von den im Spital an-wesenden Polizisten verhaftet. Diese Nachrichtensorgen beim M.P.I. für Empörung und haben zurFolge, dass anlässlich einer weiteren Kundgebungein Park mit verschiedenen geschützten Pflanzenund Bäumen in Brand gesetzt wird. Den Behördengelingt es tags darauf, einen angeblichen Rädels-führer zu verhaften. Mit ihm werden auch gleichzwei seiner Bekannten, welche ihn zufällig auf ei-nem Spaziergang begleiten, verhaftet und nochgleichentags in ihren Heimatstaat abgeschoben.Schliesslich ereignet sich noch ein weiterer Vorfallan einem bewachten Zugang zur Innenstadt: Einejunge Medizinstudentin, welche erst gegen Mitter-nacht in Mégaly angekommen ist und in ihre Woh-nung in der Innenstadt möchte, wird von den Poli-zisten abgewiesen, da sie ihren Passierschein, dersie als Einwohnerin ausweist, vergessen hat. Sieüberschreitet die Absperrschranke trotzdem undversetzt einem Polizisten, der sie daran hindernwill, einen Schlag in die empfindliche Gegend, wor-auf die anderen Polizisten sie mit Pfefferspray «ru-higstellen» und abführen. Die Eltern des Getöteten,sein Freund, der vermeintliche Rädelsführer undseine Bekannten und die Medizinstudentin gelan-gen allesamt mit Beschwerden an den EGMR, nach-dem sie den innerstaatlichen Instanzenzug ausge-schöpft haben.

Bearbeitung des FallsWeil wir zum Zeitpunkt der Veröffentlichung desFalls noch nicht wussten, ob wir die Kläger oderdas beklagte Königreich zu vertreten haben, nah-men wir zuerst eine umfassende allgemeine Ana-lyse des Sachverhalts vor. Dies stellte sich imNachhinein sicher als Vorteil für die mündlichePhase heraus, weil wir dadurch mit gewissen Argu-menten der Gegenseite bereits vertraut waren. Alswir (mit Freude) erfuhren, dass wir die Beschwer-deführer vertreten durften, begannen wir unver-mittelt mit der konkreten Ausarbeitung der «mé-moires». Äusserst dankbar waren wir, dass unsvon Seiten der Fakultät ein bestens eingerichtetesBüro zur Verfügung gestellt wurde, sodass wir auchgemeinsam arbeiten konnten. In mindestens wö-chentlichen Sitzungen mit unseren Coaches be-sprachen wir die Arbeit der letzten Tage sowie Ver-besserungsvorschläge.

Manche Tage (und Nächte) voller Arbeit und Stun-den des Bangens, ob uns die Arbeit gelingen würde,sind an uns vorbeigezogen. Schliesslich konntendie Arbeiten zusammengesetzt werden. Und ob-wohl wir bereits vorher jeweils an den Texten ge-kürzt hatten, mussten wir den gesamten Text eineWoche vor Abgabeschluss noch einmal stark redu-zieren. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir annähernd100 Seiten, die es auf exakt(!) 30 Seiten zu kürzengalt. Dann endlich war es so weit: Am 6. März 2010,um 19.54 Uhr, kurz vor Abgabeschluss, konnten wirdie Arbeit abschicken. Nun folgte erst die grosseSpannung. Sechs Tage verstrichen und ewig quältedie Frage, ob wir es wohl unter die 16 Teams schaf-fen würden, welche an die Finalrunde nach Stras-bourg reisen durften.

Strasbourg on y va!Und es gelang! Unsere Anklageschrift schaffte esunter die besten acht. Weitere Wochen folgten nun,in welchen wir dank Nicole Scheiber und ClotildePegorier in die Rhetorik des Plädierens eingeführtwurden, und nahezu täglich wurde an Ausdrucks-weise, Formulierungen und Stil geübt. Am 5. April2010 brachen wir zu fünft in die wunderschöneRheinstadt Strasbourg auf. Alle Gruppen wurden imselben Hotel in der Innenstadt untergebracht, so-dass wir anlässlich einer Begrüssung (noch etwaszögerlich) auch die anderen Gruppen kennenlernenkonnten. Da der ganze Concours in französischerSprache zu absolvieren war, stammten naturge-mäss die meisten Teams aus Frankreich bzw. aus

Concours Européen René Cassin

Beim renommiertesten Moot Court im Bereich der Menschenrechteerreichte das Luzerner Team den hervorragenden zwölften Rang.

Die Luzerner «équipe» in Strasbourg.

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französischsprachigen Gebieten wie z.B. Bruxellesund Lausanne, doch gab es auch jeweils eine«équipe» aus Rumänien, der Türkei und Slowenien.Die deutschsprachigen Länder waren nur durch Ba-sel und uns in Strasbourg vertreten. Nun kam dererwartete Tag: Um 9.00 Uhr folgte bereits die ersteRunde. Wir plädierten gegen die Gruppe aus Gre-noble. Die Runde gelang uns gut, und wir konntenuns schneidig gegen die «Muttersprachler» be-haupten. In der Folge schlossen wir mit den fröhli-chen «Grenoblern» auch gleich Freundschaft undtrafen sie in den kommenden Stunden (und Tagen)noch häufig. Am Nachmittag wehte uns dann eineisiger Wind entgegen: Wir mussten gegen Paris-Nanterre antreten. Es sei bereits gesagt, dassdiese schliesslich in den Final einzogen und denConcours 2010 gewannen. Dem offensiven undtheatralischen Verteidigungsstil, gepaart mit ei-nem gewissen Charme, dieser aus zwei Studentin-nen bestehenden «équipe» versuchten wir mitstrengster und gründlichster Sachlichkeit entge-genzutreten. Auch wenn es uns nicht ganz gelang,die Richter auf unsere Position zu ziehen, so darfdoch gesagt werden, dass wir uns auch in dieserRunde tapfer geschlagen haben. Die Erleichterungnach der zweiten Runde war spürbar; das Wesentli-che war hinter uns. Da wir als mehrheitlich fremd-sprachige Gruppe nicht damit rechnen mussten,

■ ELISE VANDENABEELE

Cette année, l’Université de Lucerne m’a donnéel’opportunité de pouvoir participer au Concours Eu-ropéen René Cassin. Celui-ci est organisé en deuxétapes: la première consiste en la rédaction d’unmémoire juridique soit au nom des requérants, soitau nom des défendeurs. A l’issu de la rédaction dumémoire, seize équipes sur plus de soixante-dixsont sélectionnées pour participer aux demi-fina-les qui se déroulent à la Cour Européenne desDroits de l’Homme à Strasbourg. Pour ma part, cefut une formidable expérience puisqu’elle m’a ap-portée de nombreux atouts tant sur le plan profes-sionnel que personnel.

Longues heures de travailTout d’abord, j’ai découvert ce que représentaitl’étude du droit européen des Droits de l’Homme etle travail en équipe dans le cadre d’un concours. Jen’avais jamais étudié cette matière auparavant,une mise à niveau fut donc nécessaire en ce quiconcerne les connaissances et les méthodes à em-ployer. C’est pourquoi, notre équipe s’était déjà réu-nie à plusieurs reprises avant que le concours necommence réellement. De plus, étant donné que leconcours est en français et que la langue mater-nelle de mes coéquipiers est le suisse allemand,

unter die zwei Finalisten zu kommen, konnten wirgetrost dem kommenden Abend entgegensehen,wo alle Gruppen gemeinsam zum Abendessen ein-geladen waren. An der zuvor stattfindenden Rang-verkündigung im Rathaus (garniert mit echtem El-sässer Kougelhopf) hatten wir gleich doppeltenGrund zur Freude. Wir durften die Auszeichnung fürden 12. Platz entgegennehmen, bei über 70 teil-nehmenden Gruppen eine Glanzleistung, vor allemwenn man bedenkt, dass wir nicht nur das ganzeMemorandum auf Französisch verfassen und vor-tragen mussten, sondern im Halbfinal nochmalszwei renommierte französische Universitäten indie Ränge hinter uns versetzen konnten. NebenParis-Nanterre kam Lausanne in den Final, dendritten Rang erreichte die sympathische «équipe»aus Limoges. Nach einem fröhlichen und langenAbend (Vive Limoges!), über den der Mantel desSchweigens gehüllt wird, gingen wir mit Vorfreudeauf den Final zu Bett.Am nächsten Tag begaben wir uns wieder zu denGebäuden des EGMR, um den Final mitanzusehen.Sachlich und überzeugend klagten die Lausanne-rinnen das Königreich für seine Verfehlungen an,während die Pariserinnen mit nicht weniger Enthu-siasmus und wortgewaltigen Reden die Anklagezurückwiesen. Persönlich neigten wir aufgrund dereher sachgerechten Argumentation dazu, Lau-

ces différents rendez vous nous avaient permis derenforcer la cohésion de l’équipe et d’automatiserla pratique de la langue française. Quand le caspratique est arrivé – c‘est-à-dire fin décembre – lerythme de travail n’a cessé d’accélérer jusqu’à ladate limite de remise des dossiers écrits de plaido-irie. Quel fût notre bonheur lorsque nous avons ap-pris notre qualification pour la phase orale! Leslongues heures de travail passées à rechercher età rédiger étaient alors récompensées mais il a falluvite se reconcentrer. En effet, le plus dur était en-core à venir: la plaidoirie face à nos adversaires.Dans cette phase, des sentiments contradictoiresse révélaient à nous à savoir d’une part le stress,la peur d’échouer et d’autre part, le bonheur depouvoir être à la Cour Européenne, de pouvoir plai-der dans des conditions réelles et de rencontrerd’autres équipes sympathiques. Finalement, quandtout était fini nous n’avions qu’une envie, celle depouvoir recommencer une autre plaidoirie.

Une expérience inoubliableEnsuite, étant donné que c’était la première foisque je quittais la France pour une aussi longuepériode, j’étais contente de rencontrer d’autresfrancophones. Ce fut un avantage appréciable afinde visiter une ville aussi charmante que celle deLucerne et afin de mieux connaître la Suisse. Je me

sanne den Sieg zuzusprechen. Die Richter sahen esanders und entschieden sehr knapp für Paris-Nan-terre. Missgönnen wollen wir den Studentinnen ausParis den Sieg aber keineswegs, denn was ihnenan inhaltlicher Argumentation gegenüber Lausannefehlte, machten sie durch ihr rhetorisches undschauspielerisches Talent wieder wett, was ver-mutlich auch den Ausschlag gegeben hatte.

Für uns wurde es dann Zeit, wieder südwärts zureisen. Noch am selben Abend trafen wir wieder inLuzern ein und versuchten die letzten Tage noch-mals in Gedanken zu fassen. Es bleibt uns, allenBeteiligten einen sehr grossen Dank auszuspre-chen: Es sind dies der Lehrstuhl von SebastianHeselhaus, der uns jederzeit mit Rat und Tat unter-stützte, die Rechtswissenschaftliche Fakultät derUniversität Luzern, welche uns die Reise und dieTeilnahme überhaupt ermöglichte, und vor allemNicole Scheiber und Clotilde Pegorier, die uns inmonatelanger Geduld (und die war wahrlich nötig!)zur Seite standen.

Strasbourg à bientôt!

Luca Langensand und Mike Bacher studieren Rechtswis-senschaft.

suis notamment découvert une véritable passionpour le droit européen des Droits de l’Homme.D’ailleurs, cette expérience inoubliable a agitcomme un véritable tremplin pour mon avenirpuisque de nombreuses universités françaisesm’ouvrent leurs portes pour ma deuxième annéede Master et me permettent de poursuivre sur cethème.

C’est pourquoi pour conclure je voudrais simple-ment remercier chaleureusement toute l’équipe àsavoi Sebastian Heselhaus, Luca Langensand,Mike Bacher, et plus particulièrement nos coachs :Clotilde Pégorier et Nicole Scheiber sans qui toutecette aventure n’aurait pas été possible.

Elise Vandenabeele war im Studienjahr 2009/2010Gaststudentin an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

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■ GEORGES T. ROOS

Wir feiern heute Sie, die Sie die Diplome der Kultur- und Sozialwis-senschaftlichen Fakultät entgegennehmen dürfen. Wahrschein-lich sind Sie inzwischen auch eine Frage gewohnt: «Wasmach’sch jetzt mit dem?» Ich weiss nicht, wie Ihre Antwort bis-her ausgefallen ist, aber möglicherweise kommt mit dem heuti-gen Abend ein gewisser Ernst dazu. Nun müssen Sie wirklichwissen, was Sie damit tun wollen.Viele von Ihnen werden vermutlich irgendwo landen, wo selbstSie es sich heute noch nicht vorstellen. Mir ist es so ergangen:Ich bin seit 13 Jahren Zukunftsforscher. Werden Sie doch auchZukunftsforscher oder Zukunftsforscherin! Die Nachfragewächst.Falls Sie Zukunftsforscherin bzw. Zukunftsforscher werden, wür-den Sie sich bei jedem Vortrag aus dem Schussfeld zu ziehenversuchen mit dem Satz: «Prognosen sind schwierig, vor allemüber die Zukunft.» Und Sie würden wohl ebenfalls bei jeder Ge-legenheit die fehlende Kristallkugel erwähnen und Bedauernvorspielen, dass Sie weder Kaffeesatz lesen können noch übersupranatürliche Sensorien verfügen.

Allerdings könnten Sie auf die Geschichte Ihres neuen Berufs ver-weisen, die schönerweise in der Antike beginnt, beim Orakel vonDelphi. Dieses galt in der Antike als eine der wichtigsten Kultstät-ten der hellenischen Welt – ja gar als Mittelpunkt der Welt, nach-dem Zeus der Mythologie nach zwei Adler von je einem Ende derWelt hat losfliegen lassen, die sich dann in Delphi trafen.

So gut wie in der Mythologie ist die Stellung des modernen Zu-kunftsforschers indes nicht. Auch gilt es nicht mehr als zielfüh-rend, sich mit halluzinierenden Gasen in Prophezeiungsstim-mung zu versetzen. Der Überlieferung nach sprach das Orakeldurch die Pythia, die auf einem Dreifuss über einer Erdspaltesass, aus der Gase austraten und Pythia in Trance versetzten.Heute, im Zeitalter der Biopolitik, dürfte ein Rausch eher die Re-putation schädigen, was Sie sich als Zukunftsforscher in spenicht leisten sollten.

Jenseits der Mythologie und der rätselhaften Prophezeiungengeht man heute davon aus, dass die Priester in Delphi vor allemeines waren: sehr gut informierte Zeitdiagnostiker. Daraus strick-ten sie Prognosen und Prophezeiungen – und um sich gut gegenHaftungsklagen abzusichern, sprachen sie gerne in Rätseln.

Allerdings gibt es gewisse Fallstricke, wenn man aus der Gegen-wart die Zukunft ableitet – und zwar heute mehr als zu Zeiten

des Orakels von Delphi: Der schnelle Wandel in Wissenschaft,Technik und Gesellschaft ist dafür verantwortlich. Zusätzlich zurZeitdiagnostik braucht es Übung im Denken des Undenkbaren –anders gesagt: das Bemühen, blinde Flecken zu identifizierenund möglichst zu reduzieren.

Sonst tappen Sie in solche Fallen, wie es etwa jenem Stadtverant-wortlichen passiert ist, der 1910 vorhergesehen hatte, dass dieStrassen New yorks bald unpassierbar sein würden, weil sie meh-rere Zentimeter hoch mit Pferdemist bedeckt sein würden. Erkonnte sich nicht vorstellen, dass Pferdekutschen bald nichtmehr ins Strassenbild gehörten. Selbst Gottlieb Daimler glaubtenicht so recht daran. Er wurde selbst in Bezug auf die Zukunft desAutomobils ein Extrapolations-Opfer: 1901 schätzte er das Welt-marktpotenzial für Autos auf maximal eine Million Fahrzeuge, al-leine schon aufgrund der beschränkten Zahl von Chauffeuren …

Aber ich will Sie nicht länger langweilen mit Fehlprognosen à la«Fünf Computer für die ganze Welt sind genug» (vom CEO derIBM Thomas Watson im Jahr 1943). Vielmehr will ich im Eilzug dieGeschichte der Zukunftsforschung fortsetzen:Für Kultur- und Geisteswesen könnte der Umstand enttäuschendsein, dass die moderne Zukunftsforschung ihren Ursprung ineinem militärischen think tank hat: in der Rand Corporation, diezu Beginn des Kalten Krieges die Szenario-Technik entwickelte,um im Auftrag der US-Regierung mögliche Folgen eines thermo-nuklearen Krieges abzuschätzen.

Das Stichwort «Szenario-Technik» ist wichtig: Es verweist aufeine von verschiedenen Methoden, wie man sich systematischmit Zukunftsfragen beschäftigen kann. Zukunftsforschung istkeine strenge Wissenschaft. Dafür fehlt ihr die Empirie. Aber sieist zumindest eine Disziplin, insofern sie sich auf Methodenstützt, um Aussagen über die Zukunft zu machen. Roadmapping,Delphi-Befragungen, Trend-Analysen und Früherkennungspro-zesse sind weitere solche Methoden.

Die anfänglichen Hochburgen der Zukunftsforschung im gegen-wärtigen Europa waren jene Länder, die an die Machbarkeit derZukunft glaubten: Neben den Planwirtschaften im Osten auchunser westlicher Nachbar, denn auch Frankreich stellte nachdem Zweiten Weltkrieg Fünf-Jahres-Pläne auf. Um die Planzielebesser abzustützen, setzte man systematische Zukunftsanaly-sen ein.

Ich verrate Ihnen aber nun das Geheimnis, warum Zukunftsfor-scher heute Brot verdienen können, nachdem auch die Planwirt-

Diplomfeier der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät

Am 17. September 2010 fand die Diplomfeier der Kultur- und SozialwissenschaftlichenFakultät statt. An der Feier wurden 46 Bachelor- und 22 Masterdiplome sowie 3 Lizenziateund 1 Doktorat verliehen. Die Festansprache hielt der Zukunftsforscher Georges T. Roos.Wir veröffentlichen im Folgenden eine gekürzte Fassung seiner Ansprache.

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schaft zur Geschichte geworden ist: Es ist dem Umstand zu ver-danken, dass die Zukunft immer weniger vorhergesagt werdenkann! (Zu Zeiten meines Grossvaters gab es keine Zukunftsfor-scher.) Heute ist die Zukunft ungewisser denn je. Das hängt zumeinen mit der Zunahme der Freiheitsgrade in der Lebensgestal-tung zusammen. Im Prinzip kann jeder/jede von uns ziemlich freiüber sein/ihr Leben entscheiden. Zusammengenommen ergibtdas eine beeindruckend grosse Vielfalt möglicher Zukünfte. Die-ses philosophische Argument gegen die Vorhersehbarkeit istzwar wahr, aber hat auch klare Grenzen, wie die Sozialforschungweiss. Denn selbst wenn uns das kränkt: Wir verhalten uns na-türlich nicht wirklich anders als die meisten anderen. Also gibt eseine gewisse Wahrscheinlichkeit, Verhalten vorherzusehen.

Zu dem philosophischen Argument der ungewissen Zukunft ge-sellt sich ein anderes und gewichtigeres: Es ist die Beschleuni-gung. Wie Hartmut Rosa gut darlegt, gibt es drei Ebenen der Be-schleunigung: Die technische Beschleunigung, die Beschleu-nigung des sozialen Wandels und die Beschleunigung desLebenstempos. Alle drei durchwirken sich. Ich habe nicht dieZeit, die Beschleunigung weiter auszuführen. Aber ich möchtedarauf hinweisen, was sie mit unserer Zukunft anstellt:

Es gab die Zeit, da war die Zukunft gleich die Vergangenheit; sodie zyklische Zeitauffassung, deren Taktgeber die Natur war. Esbrauchte keinen Zukunftsforscher, um den Bauern zu sagen,dass im Frühling ausgesät und im Herbst geerntet wird.Mit der Industrialisierung hat sich das geändert. Topologisch lagnun die Zukunft vor uns, und sie war anders als die Gegenwartund die Vergangenheit. Der Begriff «Fortschritt» ist paradigma-tisch dafür. Die Zukunft wurde zum Objekt der Planung. Hier sinddie Anfänge der modernen Zukunftsforschung anzusiedeln. Takt-geber wurde die Uhr, allen voran die Stempeluhr in den Fabriken.Es soll eine aufreibende Disziplinierungsaufgabe gewesen sein,die Menschen auf eine Uhrzeit zu trimmen, statt sie zum Sonnen-aufgang in die Fabrik zu bestellen. In diesem fundamentalen Um-deutungsprozess wurde die Zeit in die griffige Formel «Zeit ist

Geld» gepresst. Dadurch war auch die Beschleunigung losgetre-ten: Wenn Zeit Geld ist, ist alles, was wir schneller erledigen,wertvoller.

Heute ist auch die dem Plan unterliegende Fortschrittszukunftpassé. Aufgrund der Beschleunigung ist Planung zwar nett, aberalle wissen eigentlich, dass ein Plan nur ausnahmsweise auchaufgeht. Die Dinge verändern sich so schnell, dass wir nicht dar-auf zählen können, dass die morgigen Umstände die Erfüllungeines Planes auch zulassen. Für viele Berufe – darunter die inte-ressantesten – gibt es auch keine Stempeluhr mehr. Zeitlichstrukturierte Arbeit nimmt ab, entgrenzte Arbeit nimmt zu. Heuteleben wir mit dem Handy als Taktgeber.

Wir haben auch keinen festen Grund mehr unter den Füssen, vondem aus wir den Schritt vorwärts in die Zukunft machen könn-ten. Stattdessen balancieren wir uns von einem rutschigen Ab-hang zum nächsten, und erst die nicht ganz freiwillige Rutschbe-wegung ergibt die Richtung des nächsten Schrittes. Sowohl imprivaten Leben wie auch als Unternehmer gilt es in unserer Zeit,immer möglichst mehrere Optionen offenzuhalten, weil wir nichtsicher vorhersehen können, welche schliesslich wirklich reali-siert werden kann. Damit ist die goldene Zeit der Zukunftsfor-scher angebrochen! Sie leben geradezu vom Paradox, dass alleetwas über die Zukunft wissen möchten, die sich immer mehr derVorhersehbarkeit entzieht.

Die schwindende Vorhersehbarkeit dürfte auch für Ihr LebenKonsequenzen haben: Sie können zwar Pläne machen, aber Siemachen sie gescheiter im Plural: verschiedene Pläne. Der St. Gal-ler Soziologe Peter Gross hat dafür den kantschen Imperativ ab-geändert. Bei ihm lautet der Imperativ: «Handle so, dass die An-zahl der Optionen dadurch eher zu- statt abnimmt.Also nicht einzig und alleine darauf setzen, Zukunftsforscher zuwerden!Was immer Sie aber tun: Ich wünsche Ihnen von Herzen eine guteZukunft!

Stossen auf die Zukunft der Absolventen an: Fakultätsmanager RaykMeckel, Zukunftsforscher Georges T. Roos und Dekanin ChristianeSchildknecht (v.l.n.r.).

IMPRESSUM

Herausgeberin Universität Luzern, Öffentlichkeitsarbeit

Leiter: Erich Aschwanden

Redaktion Martina Pletscher

Layout Maurus Bucher

Korrektorat Markus Schoch

Auflage 2000 Exemplare

Inserate go! Uniwerbung, St. Gallen

Kontakt Universität Luzern, Öffentlichkeitsarbeit

Pfistergasse 20, Postfach 7979, 6000 Luzern 7

[email protected]

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. Januar 2011

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■ STEPHAN MÜLLER

Dekanin Monika Jakobs und Weihbischof Martin Gächter über-brachten den erfolgreichen Absolventinnen und AbsolventenGrussbotschaften. Margrit Stickelberger, Mitglied der Kommis-sion für Erziehungs- und Bildungsfragen des Bildungs- und Kul-turdepartements des Kantons Luzern, stellte in ihrer viel beach-teten Ansprache die Frage, wer denn die Diplomierten auf ihrerBerufsreise begleiten würde. Sie vermittelte ihre Wünsche be-züglich einer guten Begleitung mittels einer Geschichte, die hierin Auszügen wiedergegeben sei:[…] «Die schönste Begleitung aber, die ich kenne und die ich Ih-nen heute auf Ihren Weg wünsche, lernen wir in der Geschichtevon Tobit kennen. Diese Geschichte hörte ich in einer Predigt ein-mal unter dem Titel: ‹Ein Engel begleitet dich und du weisst esnicht.›Es geht darin um einen besorgten Vater, Tobit mit Namen, derseinen Sohn Tobias auf eine Geschäftsreise schickt und für ihneinen Reisebegleiter sucht. Dieser Reisebegleiter meldet sich vonselbst. Es ist Raphael, der Erzengel, was aber die beiden, VaterTobit und Sohn Tobias, nicht wissen. Während der Reise nun la-gern Tobias und Raphael an einem Abend am Tigris. Tobias stehtnahe am Fluss und möchte baden, es ist heiss. Da fährt aus demWasser ein Riesenfisch mit geöffnetem Rachen und will Tobiasverschlingen. Und nun hoffen wir natürlich, dass jetzt der Reise-begleiter herbeispringt und Tobias schützt, denn dazu sind Engelja da, uns in der Gefahr zu beschützen. Was aber macht unserBegleiter in der Geschichte? Er springt nicht auf, rennt nicht zumgefährdeten Tobias hin, sondern bleibt stehen, wo er ist und sagtruhig und bestimmt: ‹Pack ihn!›So einen Reisebegleiter, liebe Absolventinnen und Absolventen,wünsche ich Ihnen auf Ihrem Berufsweg. Einer, der zu Ihnen inschwierigen, Angst machenden Situationen sagen wird: ‹Packihn!› – Es werden genug Fischrachen auftauchen, die grimmignach Ihnen schnappen werden: Angriffe aus Ihnen selbst, vor al-lem aber Angriffe aus der Umwelt: Menschen, die sich an Sieklammern werden, Administrationen, die Sie ersticken wollen, dieInstitution, die Sie mit ihren Leerläufen zermalmen will. (Sie se-hen, ich bleibe etwas in der biblischen Sprache.) Denken Siedann an die Aufforderung Ihres Reisebegleiters, den ich heute fürSie bestelle, und packen Sie zu, wenn die Gespenster auftau-chen, wenn eine Angst Sie verschlingen, wenn ein Vorgesetztermutlos das für Sie Wichtige verbieten und verhindern will, wennein Mitmensch, hoffnungslos in sich selbst verstrickt, Ihnen zuviel Zeit stiehlt.» […]

Stephan Müller ist Fakultätsmanager der Theologischen Fakultät.

Diplomfeier der Theologischen Fakultät

An der Feier zur Verleihung der akademischen Grade vom 24. September konnten zwei Doktorate,sechs Bachelor- und fünfzehn Masterdiplome sowie zwei Diplome des kirchlichen Sonderstudien-programms verliehen werden. Erstmals war auch ein Absolvent des Masterstudiengangs fürKirchenmusik unter den Diplomierten.

Das Studium «gepackt»:

Dekanin Jakobs überreichtKathrin Pfyl-Gasser das

Masterdiplom.

Angehörige und Freunde verfolgten die Diplomübergabe an die Absolventinnen und Absolventen.

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Von den Pionieren forschen lernen

Über den Wert von Forschungsergebnissen entscheidet nicht zuletzt, mit welchenMethoden sie erreicht wurden. Ein Seminar an der Kultur- und Sozialwissenschaft-lichen Fakultät vermittelte Studierenden das nötige Wissen.

■ CAROLINE ADLER | STEPHANIE MELI

Die Ethnologie war lange Zeit als Völkerkunde be-kannt. Hören wir ihren Namen, sehen viele auchheute noch das Bild eines kühnen Wissenschaft-lers, wie er sich in den wirren Tiefen eines Dschun-gels halbnackten und bunt bemalten Stammesmit-gliedern eines noch unbekannten Volkes an-schliesst, um ihre Lebenswelt zu ergründen.Die Ethnologie ist eine stark gegenwartsbezogeneKultur- und Sozialwissenschaft; doch ist es beson-ders für Studentinnen und Studenten immer wiederfaszinierend, an die Ursprünge ihrer Forschungs-tradition zurückzukehren, um ihren wahren Cha-rakter zu erfassen. Aufregend, neuartig, schockie-rend und gleichzeitig faszinierend muss es auchfür die grossen Pioniere dieser Forschungstraditiongewesen sein, die teilweise bizarren, erst einmalunverständlichen und nach eingehendem Studiumdoch nachvollziehbaren Praktiken ethnischer Grup-pen zu erforschen.

Forschen lernenUm die wissenschaftliche Relevanz der Werke nam-hafter Forscherinnen und Forscher zu verstehenund vielleicht sogar eines Tages in deren Fussstap-fen treten zu können, müssen Studierende auchdas methodisch richtige Vorgehen beim Forschenbeherrschen. An der Universität Luzern wurden inden letzten Jahren vielfältige ethnologische Veran-staltungen angeboten, in denen Studierende vonden Erfahrungen zeitgenössischer Ethnologinnenund Ethnologen profitieren können. Dies geschiehtjedoch oft auch auf indirektem Weg wie im Seminar«Online–Offline: Getrennte Welten?». Die DozentinMarion Hamm zeigte in ihrem Seminar, wie Studie-rende mit wenigen Hilfsmitteln, dafür konkretenund reflektiert ausgewählten Methoden eigene eth-nografische Untersuchungen durchführen können,und legte damit bei den Studierenden die Grund-lage für erste experimentelle Miniethnografien undweitere, darauf aufbauende medienethnografischeForschungen.

Die Mediengesellschaft: Auch ein Themader EthnologieDie Teilnehmenden, ein bunter Haufen von Studen-tinnen und Studenten aus den verschiedenstenDisziplinen der Kultur- und Sozialwissenschaftli-chen Fakultät, wurden darauf vorbereitet, in ein

ausgewähltes Forschungsfeld einzutauchen. Sieuntersuchten Praktiken, Regeln und Verhaltens-muster, um sie schliesslich als Werkstattberichtpräsentieren zu können. Dabei erschlossen siekeine geografisch fernen Kulturen oder Stammes-rituale fremder Gesellschaften, sondern tauchtenein in die vielfältigen Subkulturen unserer medialenGesellschaft und setzten sich mit dem Medienver-halten unserer Mitmenschen auseinander. Sosteckten alle Teilnehmenden ihre eigenen, bereitsvertrauten Forschungsfelder ab und widmeten sichden auftauchenden Fragen: Wie stark sind Compu-terspiele in unseren Lebensalltag miteinbezogen?Welche Kommunikationsformen sind bei der Nut-zung von Skype auszumachen? Wie und mit wel-chen Eigenheiten werden Twitter-Meldungen ver-fasst? Welche Funktionen haben Statusnachrichtenauf Facebook-Seiten?

Alltägliches aus der Forscherperspektive sehenMethoden wie die teilnehmende Beobachtung, Leit-fadeninterviews und die Erhebung statistischerDaten forderten die Studentinnen und Studentendazu auf, von einem subjektiven Standpunkt ausund trotzdem beteiligt das Medienverhalten einzel-ner Subkulturen zu erforschen. Bald liess sich fest-stellen, dass jeder Themenbereich ein eigenes klei-nes Universum darstellt, in dem klare Regeln undangemessene Verhaltensweisen gelten. Wie frisch-gebackene Astronominnen und Astronomen ent-deckten die Studierenden diesen neuen Kosmosmit all seinen Eigenarten. Die erlernten methodi-schen Instrumente halfen dabei, eigentlich alltägli-che Verhaltensmuster aus ethnologischer Perspek-tive zu betrachten und zu analysieren. Plötzlichwar das Computerspiel, dem man selbst als Frei-zeitbeschäftigung nachgeht, zu einem Forschungs-feld geworden, das eigene und das Verhalten ande-rer zeigte sich aus einem neuen, forschendenBlickwinkel. Der Skype Chat offenbarte auf einmaleigene Konventionen, die zuvor unbewusst einge-halten wurden. Und auch das Verfassen von Twit-ter-Meldungen folgt Gesetzmässigkeiten, die durchdie Nutzer definiert werden und im Fachjargon alsNetiquette bekannt sind.

Selbstvertrauen für weitere ForschungenMit jedem Kommunikationskanal wechselte die Artund Weise des Austauschs. Auch verschwamm dieTrennlinie zwischen den in der Literatur so häufig

beschriebenen Online- und Offline-Welten, da diebeiden Bereiche im Alltag immer mehr miteinanderverschmelzen. Diese Verflechtung war vielen Teil-nehmenden zuvor nicht bewusst, und so hinter-fragten sie mit fortschreitendem Semester auchimmer mehr ihr eigenes Verhalten im Raum des In-ternets. Zudem erhielten sie einen Vorgeschmackdessen, was das ethnologische Beschreiben me-diensozialer und kultureller Praktiken ermöglicht.Gleichzeitig stärkten die erlernten Methoden dasnötige Selbstvertrauen, weitere ethnologische Stu-dien in Angriff zu nehmen. Denn unabhängig davon,ob man sich in den fernen Dschungel einer ethni-schen Minderheit wagt oder in eine der unzähligenLebenswelten unserer westlichen Gesellschaft vor-dringt – die Ethnologie ist eine faszinierende For-schungsrichtung, die den Facettenreichtum desmenschlichen Zusammenlebens aus verschiedens-ten Perspektiven beleuchtet und zu verstehen ver-sucht.

Caroline Adler studiert Kulturwissenschaften, StephanieMeli Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften.

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■ xIAOLU ZHANG

July 19, 2010 was a very exciting day for the Uni-versity of Lucerne. The second session of the Lu-cerne Academy for Human Rights Implementationopened with nearly twice as many students andinternationals about to embark on a summer expe-rience unlike any other. “We were very pleased tohave so many interested applicants, especially somany students from all over the world,” said Direc-tor Alexander Morawa. This year the Lucerne Aca-demy hosted students from Nigeria, South Africa,Poland, Turkey, Brazil, Argentina, the United States,Israel, the Netherlands, Germany, Austria, Norwayand of course students from all over Switzerland.“The biggest joy of the program was the interactionbetween students from the University of Lucerneand the internationals,” Morawa continued.

The Lucerne Academy for Human Rights Implemen-tation is a 3-week summer program hosted by theUniversity of Lucerne. The program consists ofcoursework and a moot court exercise in whichstudents not only learn about human rights, butabout the real work of implementing human rightslaw and advocacy for clients. “The whole programwas one of my best experiences and I am very gladto complete my studies in the interesting area ofhuman rights law,” said Thomas Tanyeli, Universityof Lucerne, and part of the winning team of themoot court competition.

The program strives to provide students with di-verse learning experiences beyond just the class-room. Students have a choice of four courses, inboth traditional and progressive issues of humanrights. This year, students could choose classes onGender and International Criminal Law; CrimesAgainst Humanity; Economic, Social, and CulturalRights in South Africa; Creative Interpretation ofHuman Rights; and a combined Justice Reform/IPHuman Rights course. In addition to courses, stu-dents are treated to lunch and a chance to hearfrom a professor in an informal relaxed setting.

At the beginning of the third week, students take agroup trip to Geneva to visit NGOs and hear of the

work they do, as well as a briefing with the Officeof the High Commissioner on Human Rights, andtours of the UN and the International Red Cross Mu-seum. “Our trip to Geneva was the experience of alife time!” said Lize Redelinghuys, University of Jo-hannesburg, and one of the visiting South Africanstudents. “I was absolutely overwhelmed by ourvisits to the UN and the Red Cross, which showedme what human rights are really all about.” Rede-linghuys and her classmate Amy Wilson were ableto attend thanks to the gracious sponsorship ofthe Swiss South African Joint Research Project pro-gram.

Throughout the three weeks, students worked on aprogram wide moot court competition. “The mostgrueling (and rewarding) part of the summerschool was the moot court, which was absolutelynerve-wrecking, but so much fun and a great expe-rience!” Redelinghuys stated. One of the most ex-citing aspects of the moot court was the univer-sity-wide participation in attending and judging therounds. Assistants from several different chairsand specially invited human rights litigation ex-perts, as well as visiting professors, donated theirtime to read the scenario and judge the rounds.The final and semifinal rounds were once againheld in the Obergericht in Lucerne. The courtroomwas completely packed for the final round whichsaw the team of Thomas Tanyeli (Switzerland),Sunniva Schultze-Florey (Norway), and Helen Oti

(Nigeria) win the competition. In a close secondwas the team of Ronald Kogens (Switzerland) andSwantje Pabst (Germany). Pabst went on to winthe Best Overall Participant, a prize which is givenevery year to the most impressive student in themoot court competition.

The final ceremony, held in a hotel overlooking thelake, was a chance for the students to reflect ontheir time in the Academy, and to say goodbye toold and new friends. It was a three weeks filledwith laughter, heat and sun, hard rain, books andpromise. The slideshow, produced by Jonas Hert-ner (one of the three student workers, includingformer Academy attendees Ivana Simic and MilenaGrob) was the highlight of the evening.

The Lucerne Academy has been fortunate to havetwo outstanding groups of students for their sum-mer program. In 2011, the Lucerne Academy will beheld from July 11, 2011 to July 29, 2011. Applica-tions will be accepted starting Dec. 1, 2010 andwill be reviewed on a rolling basis until all spotshave been filled. For more information or to applyonline, please visit our website at http://www.lu-cerne-academy.ch.

Xiaolu Zhang coordinates the Summer School of theLucerne Academy for Human Rights Implementation.

Lucerne Academy for Human Rights Implementation:Summer School 2010

Students from around the worldtook part in the second sessionof the summer school.

Experiences beyond the classroom: some participants of the summer school.

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13UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 FORSCHUNG UND LEHRE

Forschungsschwerpunkt REGIE

Das Verhältnis von Säkularisierung und Moderne stand an den ersten Forschungstagendes universitären Forschungsschwerpunkts REGIE im Zentrum.

■ BARBARA KAUFFMANN

Vom 30. August bis 2. September 2010 fanden imBildungshaus Kloster Fischingen die ersten For-schungstage des universitären Forschungsschwer-punkts «Religion und gesellschaftliche Integrationin Europa» – REGIE – statt.

Im ersten Teil referierte Hermann-Josef GrosseKracht (TU Darmstadt) über José Casanova undPaul Nolte. Anhand der Thesen der beiden Autorendiskutierten Edmund Arens (Fundamentaltheolo-gie), Martin Baumann (Religionswissenschaft), An-tonius Liedhegener (Politikwissenschaft), Wolf-gang Müller (Dogmatik) und Markus Ries (Kirchen-geschichte) das Zusammenspiel von Religion und

demokratischer Öffentlichkeit. Das Bedenken desZusammenhangs von «Säkularisierung» und «Mo-derne» zeigt, dass es sowohl verschiedene Formenvon Säkularisierung als auch – in einem globalenKontext – «multiple modernities» gibt, welche je-weils unterschiedlich mit Religion und insbeson-dere mit «public religion» umgehen. Dabei spieltauch der spezifische Inhalt einer Religion eine ent-scheidende Rolle, den es zu berücksichtigen gilt.

Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussionen bil-dete der Begriff der «Integration». Es interessiertein diesem Zusammenhang u.a. die Frage, wie sichReligionen in der Zivilgesellschaft verorten undnach öffentlicher Einflussnahme streben.

Im daran anschliessenden zweiten Teil hatten dieMitglieder des Forschungsschwerpunkts die Mög-lichkeit, ihre Teilprojekte in Auseinandersetzungmit den Thesen Casanovas und Noltes dem Plenumzur Diskussion zu stellen.Der dritte Teil der Forschungstage befasste sichmit der weiteren Planung für den Kongress 2012sowie der zukünftigen «Religion and IntegrationLectures».

www.regie-unilu.ch

Barbara Kauffmann ist Projektkoordinatorin desForschungsschwerpunkts REGIE.

USIUSI Lugano/[email protected] - www.usi.ch

www.opendays.usi.chwww.opendays.usi.ch

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ECONOMICSBanking & FinanceEconomia e Politiche Internazionali*FinanceManagement

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*In Italian. All other programmes are held in English.master.usi.ch

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14 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010TAGUNGEN

Luzerner Transport-und Logistiktage

Im Mittelpunkt der ersten Luzerner Transport-und Logistiktage vom 15. Oktober 2010standen die aktuellen Herausforderungen fürdas Transport- und Logistikrecht.

■ MICHAEL SCHÜRCH

Die ersten Luzerner Transport- und Logistiktagewurden auf Initiative von Andreas Furrer (Universi-tät Luzern) zusammen mit Alexander von Ziegler(Universität Zürich) im Verkehrshaus Luzern orga-nisiert. Die Transport- und Logistikbranche zeich-net sich durch eine schnelle Transformation unddurch eine Verschmelzung der Aufgaben der Verla-der, der Transporteure, der Logistiker und der ande-ren Marktteilnehmer aus. Das Recht wird diesenwandelnden Anforderungen kaum mehr gerecht.

«Ein Kapitän weiss gar nicht, was er geladen hat!»Nach den Begrüssungsworten berichtete CaptainPeter Woodtli von seinen Erfahrungen als Kapitänund Geschäftsführer der Schweizer Seefrachtree-derei Enzian Ship Management AG. Obwohl die Ka-pitäne aufgrund der internationalen Konventionenfür ihre Fracht verantwortlich sind, zeigte er auf,wie wenig Einfluss der Kapitän heute auf den Inhaltdes Ladeguts hat, und wies eindringlich auf dieverschiedenen Gefahren hin, die durch diese Ent-wicklung auftreten. Alexander von Ziegler zeigte imAnschluss auf, wie die neuen Rotterdam Rules zu-mindest für einen Teil der damit zusammenhän-genden Rechtsprobleme Lösungsansätze enthal-ten.

Der Transportschaden nach CMRRoland Kownatzki, COO der Gondrand AG Schweiz,zeigte mit einigen Fallbeispielen aus seiner Praxisdie Graubereiche und Limiten der InternationalenVereinbarung über Beförderungsverträge auf Stras-sen (CMR) auf. Karl-Heinz Thume, als anerkannterRechtsexperte, diskutierte diese Fälle unter derModeration von Christian Benz und zeigte dabei dieleitenden Grundsätze der CMR auf, die jeweils vomanwendbaren nationalen Recht zu ergänzen sind.Der Referent verwies auf die unterschiedliche An-wendung der CMR durch verschiedene nationaleGerichte, sodass trotz einheitlicher Konventionsorgfältig zu prüfen ist, wo die Klage eingereichtwerden soll.

«Wir kämpfen immer noch mit zwei Systemen!»Cesare Brand, Leiter Abteilung Regulation und In-ternationales SBB, sprach über die Schwierigkeitender Liberalisierung im europäischen Schienengü-terverkehr und dem dazugehörenden Wechsel vomKonzessionensystem hin zum liberalisierten Netz-zugang. Diese Liberalisierung führte zu einer Aus-weitung der vertraglichen Spielräume und Rück-nahme öffentlich-rechtlicher Elemente (Beförde-rungs-, Tarif- und Einstellungspflicht). Weiterverwies er auf das Problem der starken Politikab-hängigkeit des Schienengüterverkehrs im Bereichder Verlagerungs- und Umweltpolitik, da die Infra-struktur und der Verkehrsbereich immer noch starksubventioniert werden.

Erik Evtimov, Vorsitzender der CIT/SMGS-Rechts-gruppe, zeigte die Probleme der Interoperabilitätdes Schienengüterverkehrs auf. Der Güterverkehrauf der Schiene von Europa nach Asien führt immernoch durch zwei rechtliche Regime, was zu einemimmensen Administrativaufwand führt und so dieWettbewerbsfähigkeit der Bahn gegenüber den an-deren Transportmodalitäten mindert.

AirShip Service – ein multimodaler Transportunter dem LuftfrachtbriefEva Kurek, Leiterin Abteilung Legal and PoliticalServices der Lufthansa Cargo AG, stellte das neu-este Produkt aus der Palette der Lufthansa CargoAG vor. Unter nur einem Luftfrachtpapier könnenGüter von Europa zu einem der beiden Hubs inShenzhen oder Hongkong geflogen, dann per Bo-dentransport zu einem Seehafen gefahren und vondort per Schiff zu einem der ausgewählten Seehä-fen in Australien transportiert werden. Sie zeigtedie Herausforderungen für den Carrier auf, so ins-besondere die tatsächliche und ablaufseitige Kom-plexität und die rechtlichen Herausforderungen.

Wolf Müller-Rostin, selbstständiger Berater in Luft-fahrtangelegenheiten, referierte zum Thema «Mul-timodaltransport im Luftfrachtrecht» und zeigteProbleme in diesem Zusammenhang auf, etwa beibekanntem/unbekanntem Schadensort, Verjährungund Rückgriff auf nationales Recht.

Von Schokolade und anderen Hightech-ProduktenJennifer Picenoni, Head Corporate Legal, und RenéJacquat, Corporate Logistics Manager bei Lindt &Sprüngli (International) AG, eröffneten den Logis-tikteil der Tagung. Am Beispiel ihrer Firma zeigtensie auf, was für Ansprüche an die Logistik dieKunden mit heiklen Produkten (Schokolade istempfindlich gegenüber Licht, Wärme, Druck undFremdgeruch) heute haben. Die klassische Rollen-verteilung zwischen dem Auftraggeber, demFrachtführer, dem Spediteur und dem Abnehmerder Ware habe sich in den letzten Jahren zuneh-mend aufgeweicht. In der Praxis zeigt sich, dassdie Frage der Gesamtlogistik einen immer breiterenRaum einnimmt und die Nachfrage nach einem An-gebot aus einer Hand, das nicht nur den Transportvon A nach B, sondern auch die Lagerung, den Wei-tertransport, die Verpackung usw. umfasst, stetigam wachsen ist.

Trends in der LogistikZum Abschluss sprachen Marc Strolz, Deputy Gene-ral Counsel bei Kühne + Nagel Management AG,zum Logistikervertrag im Spannungsfeld von Ko-operation und Risikoverteilung und Martin Willhaus,Geschäftsführer der Kühne-Stiftung, zu den Trendsin der Logistik, mit einem Ausblick, wie die Logistikim Jahr 2015 aussehen wird.

Michael Schürch ist Assistent für internationalesPrivatrecht.

Graubereiche und Limiten internationaler Konventionen thematisierte das moderierte Gespräch.

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15UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 TAGUNGEN

Meisterklasse – Liturgical Music in Lucerne

An der ersten Tagung des Studiengangs Kirchenmusik diskutierten renommierteForschende über «Musik der Kirche – Musik in der Kirche».

■ MARTIN HOBI

Zum ersten Mal seit Bestehen des StudiengangsMaster of Theology in Liturgical Music/Kirchenmu-sik an der Universität Luzern in Zusammenarbeitmit der Abteilung Kirchenmusik der Hochschule Lu-zern – Musik wurde zu einer ansprechenden Ta-gung nach Luzern eingeladen. Zur Thematik «Musikder Kirche – Musik in der Kirche» erörterte ein in-ternational zusammengesetzter Expertenkreis dasVerhältnis von Musik und Theologie, im Besonderenauf der musikalischen Basis der Gregorianik undder zeitgenössischen geistlichen Musik. Die Zeitge-nossenschaft fand ihren praktischen Ausdruck inder exzellenten Präsentation des Livre du Saint Sa-crement von Olivier Messiaen durch die LuzernerHochschulprofessorin Elisabeth Zawadke an derOrgel der Jesuitenkirche Luzern: ein musikalischerHöhepunkt am ersten Abend der Veranstaltung.

Zu der vom 30. September bis 2. Oktober dauern-den Tagung luden die drei für den Studiengang ver-antwortlichen Professoren David Eben, Alois Kochund Wolfgang Müller. Diese teilten sich auch in derAufgabe der Moderation. Die Ehre des Eröffnungs-referats fiel auf den Münchner Musikwissenschaft-ler Lorenz Welker, der das Zusammenwirken vonGesang und Liturgie, von Musik und Religion in sei-nen historischen und kulturwissenschaftlichenÜberlegungen konzis umriss. Abschliessend stellteer die Frage nach einer heute nötigen Desakralisie-rung, insbesondere in der klassischen Musik.

Anderntags widmete Joseph Wohlmuth aus Bonndas Herzstück seines Referats «Hängt die Sakrali-tät der Musik von der Vertonung sakraler Texteab?» dem Vergleich des «Qui tollis» aus W. A. Mo-zarts Gloria der Missa in c-moll (KV 427) mit demmusikalisch identischen Auszug aus Davidde peni-tente (KV 469). Peter Bubmann aus Erlangen schil-derte anschliessend auch anhand seiner eigenenBiografie besondere Ereignisse der Musik als Me-dium christlicher Lebenskunst. Für die spezifischgregorianischen Themen besuchte man den spezi-ellen Ort: Im Kloster Engelberg präsentierte zu-nächst P. Patrick Ledergerber die beiden ausserge-wöhnlichen Orgeln, wobei er an den berühmtenKlosterbesuch von Felix Mendelssohn im Jahr1831 anknüpfte. Danach referierte David Hiley ausRegensburg aus seinem Forschungsgebiet, denmittelalterlichen Heiligenoffizien des alemanni-schen Raumes. Mit sängerischem Engagementlöste das Plenum Hileys Praxisaufgabe: die Ausfüh-rung eines Responsoriums zu Ehren des Hl. Leode-gar, dessen Festtag unmittelbar bevorstand. DavidEben ergänzte Hileys historische Forschungen mitdem Einblick in den Codex Franus, dem Repertoireder böhmischen Utraquisten im 15. Jahrhundert.

Für den Schlusstag legten die Veranstalter mit demReferat «Religion und Musik – eine Mesalliance»die Messlatte besonders hoch. Dazu hatte man kei-nen Geringeren als den 85-jährigen «Protagonistender neuen Chorszene», Clytus Gottwald, geladen.Leider konnte er nicht persönlich anwesend sein,

übersandte jedoch sein Referat, sodass Alois Kochzum «Lektor» der aussergewöhnlichen Art wurde.Gottwald gab einen sehr spannenden, sehr persön-lich gehaltenen Einblick in die selbst erlebte Nach-kriegszeit und stellte dann den Komponisten Die-ter Schnebel ins Zentrum seiner Ausführungen.Allerdings bemerkte er zusätzlich, dass er dieselbeAusführlichkeit gerne auch für Mauricio Kagel auf-gewendet hätte. Praxisbezogen referierte danachDavid Eben über gregorianische Inspirationen imeindrücklichen Werk seines Vaters Petr Eben, wor-auf sich ein kurzes Gespräch zur Tagungsthematikanschloss, in dem auch der als Gast anwesendeEckhard Jaschinski zur Stellungnahme gebetenwurde.

Die Tagung zeigte das hohe Niveau, das in diesem– man darf wohl sagen – weltweit einmaligen Stu-diengang in Luzern angestrebt wird. Theologie undMusik haben viele Berührungspunkte. Das kultu-relle Umfeld der Musikstadt Luzern und das guteZusammenwirken der Theologischen Fakultät derUniversität mit der Hochschule Luzern – Musik bie-ten beste Voraussetzungen dafür, diesen Berüh-rungspunkten auf einem wissenschaftlichen undkünstlerischen Niveau nachzugehen.

Martin Hob ist Professor für Kirchenmusik an derHochschule Luzern.

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16 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010TAGUNGEN

■ LUC ULMER

Wie können KMU und Grossunternehmen ihre Kunden «packen»bzw. begeistern und an ihr Unternehmen binden? Mit dieserFragestellung haben sich rund 120 Personen an den von derHochschule Luzern – Wirtschaft und vom Institut für Unterneh-mensrecht der Universität Luzern organisierten Wirtschaftsta-gen Luzern auseinandergesetzt. Durch die Tagung führte Rund-schau-Moderatorin Sonja Hasler.

Pierin Vincenz, CEO der Raiffeisen Gruppe, zeigte in seinem Refe-rat auf, wie wichtig das Vertrauen der Kunden für ein Unterneh-men ist. «Vertrauen entsteht immer auf einer rationalen undemotionalen Basis», erklärte er. Stimmige Erfolgskennzahlen,das Leistungsangebot, eine langfristige Ausrichtung, die Über-einstimmung der Interessen zwischen dem Unternehmen unddem Kunden sowie Sicherheit bezüglich Stabilität und Fairnessdes Vertragspartners – diese fünf Faktoren liessen sich entlangder beiden Dimensionen gruppieren.

Mit Emotionen zum ErfolgUta Jüttner von der Hochschule Luzern – Wirtschaft betonte, wiewichtig gelungene Kundenerlebnisse für den Unternehmens-erfolg sind. Denn Kunden würden Kaufentscheide nicht nur mitdem Kopf, sondern auch mit dem Bauch fällen. «Wem es gelingt,bei den Kunden positive Emotionen zu wecken, erobert nicht nureinen Platz im Herzen der Kunden, sondern auch deren Geldbeu-tel.»

Kundendaten – eine heikle WareKundendaten sind ein wertvolles Gut, das ist heute jedem Gewer-betreibenden bewusst. Weniger klar ist aber oft, unter welchenUmständen Daten erhoben, gesammelt, verwertet oder weiterge-geben dürfen. Mit der Einwilligung der Kunden gehe fast alles,ohne sei Vorsicht geboten, wies Referentin Regina Aebi-Müllervon der Universität Luzern auf den wichtigsten Grundsatz hin.

Ebenfalls wichtig sei, dass ein Unternehmen transparent darüberinformiere, zu welchem Zweck Daten erhoben und weiterverwen-det werden. Und dass die Kundendaten laufend gepflegt werden.

Vergleichen und Kaufen im InternetIm Internet funktioniert alles ein bisschen anders. Wie man on-line erfolgreich sein kann, schilderte Lukas Thoma, Leiter Marke-ting und Kommunikation von ricardo.ch. Auf ricardo.ch wird alle3,8 Sekunden ein Produkt verkauft. Die Online-Verkaufsplattformist somit das grösste Einkaufszentrum der Schweiz. Der Erfolgdes Internets schreite unaufhaltsam voran, meinte LukasThoma. «Schon seit längerer Zeit informieren sich Käufer vorwichtigen Kaufentscheiden im Internet. Früher ging man an-schliessend in ein Geschäft und kaufte sich dort den Artikel. Neuist, dass viele das Produkt nun direkt online bestellen – bequemvon zu Hause aus.»

Die Spanier «gepackt»Im Anschluss an die Referate diskutierten die Tagungsteilneh-menden im «World Café» in kleinen Gruppen über das Gehörte.Die wichtigsten Erkenntnisse wurden auf Postern notiert und an-schliessend im Plenum vorgestellt. Abgerundet wurde die Tagungmit der Live-Übertragung des Fussball-WM-Spiels Schweiz–Spa-nien. Passend zur gelungenen Veranstaltung, bezwang dieSchweiz bekanntlich den späteren Weltmeister Spanien mit 1:0.

Mehr Informationen sowie eine Bildergalerie unterwww.wirtschaftstage-luzern.ch

Luc Ulmer ist Projektleiter der Wirtschaftstage Luzern.

Die Kunden «gepackt»

Am 16. Juni fanden bereits zum fünftenMal die Wirtschaftstage Luzern statt.Höhepunkt der Veranstaltung war dasReferat von Pierin Vincenz, CEO derRaiffeisen Gruppe.

Für gute Stimmung an der Tagung sorgteauch die Übertragung des Fussball-WM-

Spiels Schweiz–Spanien.

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17UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 TAGUNGEN

Der Transdisziplinarität auf der Spur

Auf welche Grundlagen kann transdisziplinäre Religionsforschung bauen?Eine ZRWP-Konferenz in Zürich hat sich damit auseinandergesetzt.

■ ANTONIUS LIEDHEGENER

Religion ist zurück in der öffentlichen Debatte –dieser grundlegende Befund prägt seit einiger Zeitdie Einschätzung zur Bedeutung von Religion in derGegenwart. Zuvor hatten Säkularisierung und Pri-vatisierung von Religion als die allein gültige wis-senschaftliche Beschreibung der Entwicklung vonReligion in der Moderne gegolten. Entsprechendunvorbereitet waren viele wissenschaftliche Diszi-plinen auf die Fragen, die sich weltweit durch neueKonflikte entlang religiöser Zugehörigkeiten undÜberzeugungen aufdrängen. Wissenschaftlich be-trachtet, handelt es sich bei «Religion» um einenvielschichtigen Untersuchungsgegenstand, dessenErforschung die hochspezialisierten Einzeldiszipli-nen rasch an ihre Grenzen führt.

Doppelter Zugang durch Theorie und EmpirieDas ZRWP, das bewusst als eine neue Art von For-schungsverbund gegründet worden ist, will daherReligion in ihrem Wechselverhältnis zu Wirtschaftund Politik interdisziplinär erforschen. Es betrittdamit Neuland. Die ZRWP-Konferenz «Religion –Wirtschaft – Politik. Forschungszugänge zu einemaktuellen transdisziplinären Feld» (16.–18. Juni2010 in Zürich) stellt denn auch den ersten syste-matischen Versuch dar, dieses Neuland im Zusam-menspiel verschiedener Disziplinen zu erschlies-sen. Für die Konferenz wurde ein doppelter Zugang

gewählt. Einerseits wurden die zentralen theoreti-schen Konzepte wie das Säkularisierungspara-digma, Rational-choice-Ansätze und Diskursana-lyse auf ihre Tragfähigkeit für eine transdisziplinäreReligionsforschung befragt. Andererseits wurdendie Ergebnisse der empirischen Religionsforschungin Religionswissenschaft, Theologie, Wirtschafts-wissenschaften und Politikwissenschaft erstmalsbilanzierend vorgestellt. Neben den beteiligtenWissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern desZRWP waren dazu international führende Fachver-treter wie der Theologe Edmund Arens (Luzern),der Sozialwissenschaftler und Theologe Karl Gab-riel, der Soziologe Detlef Pollack (beide Münster),der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Ulrich Küpper(München) und die Politikwissenschaftler Gert Pi-ckel (Leipzig) und Ines-Jacqueline Werkner (Kiel)nach Zürich gereist.

Klassische Thesen adaptieren statt wiederholenAm Ende der Konferenz stand die Erfahrung, dassder wissenschaftliche Austausch in der Religions-forschung über die Grenzen der Disziplinen hinwegzumindest über weite Strecken gelingen kann. Reli-gion, Wirtschaft und Politik werden – so lässt sichdas Konferenzergebnis zusammenfassen – theo-retisch am besten über den Rückgriff auf Moderni-sierungs- und Säkularisierungstheorien verbunden.Dabei geht es aber darum, die klassischen Thesennicht einfach zu wiederholen oder gar beweisen zu

wollen, sondern sie so zu adaptieren, dass diemassiven Veränderungs- und Transformationspro-zesse in den Schnittfeldern von Religion, Wirt-schaft und Politik disziplinenübergreifend themati-sierbar und erforschbar werden. Methodologischkann man für einen moderaten methodischen Indi-vidualismus optieren, der die Bedeutung institutio-neller Arrangements mitthematisiert. Die Ergeb-nisse der Konferenz sollen Anfang 2011 in derneuen Schriftenreihe «Religion – Wirtschaft – Poli-tik» des ZRWP erscheinen.

Antonius Liedhegener ist Assistenzprofessor im Studien-gang Religion – Wirtschaft – Politik.

Stadtführung mit Jurga Sakalauskaite Meier durch dasZürcher Niederdorf.

präsentiert:Sonderausstellung im Historischen Museum Luzern

26. Februar bis 27. März 2011

www.3www2.ch

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18 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010

Religionen sind vitale politische undkulturelle Gestaltungskräfte. Trotzdemwurde ihre Rolle in Theorie und Praxis derEntwicklungszusammenarbeit lange ver-nachlässigt. Die Publikation geht den Ur-sachen dafür nach und schildert die Pro-zesse, die dazu führten, dass das Themanun auf der internationalen Agenda steht.Fallstudien weisen Wege zum konstrukti-ven Umgang mit Potentialen und Risiken.Ergänzt mit Methoden zur Wirkungsbeob-achtung, ist die Publikation auch von In-teresse für Politiker, Pädagogen, Religi-onssoziologen und Theologen, die sichmit der Ambivalenz von Religion ausein-andersetzen.

Religionen – Potential oder Gefahr?

Anne-Marie HolensteinReligionen – Potential oderGefahr?LIT Verlag, Zürich 2010,ISBN 978-3-643-80036-7

18 NEUERSCHEINUNGEN

Die Frage nach der Glaubenspraxis derMenschen wirft für die Praktische Theolo-gie methodische Probleme auf. Der Bandzeichnet die Diskussion um die Methodenund ihre wissenschafts-theoretischenVoraussetzungen in der PraktischenTheologie seit dem Zweiten Vatikani-schen Konzil nach und zeigt den gegen-wärtigen Stand auf. Besondere Beach-tung findet das handlungspraktischeModell von Joseph Cardijn, das über diekirchliche Praxis hinaus lateinamerikani-sche Befreiungsbewegungen ebenso wieeuropäische Arbeiter- und Solidaritätsbe-wegungen geprägt hat. Die vorliegendeÜbersetzung macht die Grundlagen dermethodischen Diskussion in der Prakti-schen Theologie für die theologische Aus-bildung und die pastorale Praxis in Kroa-tien fruchtbar.

Metoda u prakticnoj teologiji

Stipe Nimac, Stephanie KleinMetoda u prakticnoj teologijiBiblioteka Ravnokotarski,Lepuri 2010,ISBN 978-953-56262-1-3

Kein anderer Schriftsteller der Gegenwarthat die Frage nach dem Verhältnis vonKunst und Lebenskunst, nach dem richti-gen, geglückten Leben, Lieben und Ster-ben so dringlich aufgeworfen wie AdolfMuschg. Auch zeugt sein Œuvre vom lite-rarisch komplexesten Fall geistig-spiritu-eller Osmose innerhalb der facettenrei-chen Aufnahme asiatischer Religiositätim Westen. Bei aller entschiedenen Kir-chen- und Christentumskritik zeichnetsich in Muschgs Denken und Schreibeneine eigentümliche Verbindung von Zen-Buddhismus und mystischem Christen-tum Meister Eckhart‘scher Prägung ab,mit Goethes der Natur abgelauschtemGanzheitsgedanken als drittem Bezugs-punkt. Christoph Gellner erschliesst inseinem Buch erstmals auf breiter Textba-sis die Bedeutung und Herausforderungdieses westöstlichen Brückenschlags –weit über die unmittelbar Japan oderChina betreffenden Romane und Essayshinaus.

Westöstlicher Brückenschlag

Christoph GellnerWestöstlicher BrückenschlagPano, Zürich 2010,ISBN 978-3-290-22004-4

Throughout history, religion has been animportant force, a motivation for makingwar and securing peace, and a determi-ning factor in the way, people live theirdaily lives. What is religion‘s place in thecontemporary society? What do peoplesand nations around the globe believe?How do they observe the rituals of theirfaiths? Religions of the World is a com-prehensive encyclopedia of beliefs andpractices, bringing together the scholar-ship of some 225 experts from aroundthe globe. The encyclopedia’s six volu-mes offer entries on every country of theworld, with particular emphasis on thelarger nations, as well as Indonesia andthe Latin American countries that are tra-ditionally given little attention in English-language reference works. Unlike otherworks, the encyclopedia also covers theworld of religious unbelief as expressedin atheism, humanism, and other tradi-tions.

Religions of the World

Martin Baumann, GordonMelton (eds.)Religions of the WorldVol.1, ABC-Clio, SantaBarbara/CA 2010,ISBN 978-1-59884-203-6

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19UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 NEUERSCHEINUNGEN

In detektivischer Kleinarbeit widmet sichein Forscherteam, unterstützt von Frei-willigen, einem schier unlösbaren Rätsel:Gefunden wurde ein zweihundert Jahrealtes Skelett, genauere Informationensind nicht bekannt. Auffällig ist aber eineungewöhnliche Gebisslücke. Und so ma-chen sich Archäologen und Anthropolo-gen, Naturwissenschaftler, Historikerund Genealogen daran, die Geschichtedes Unbekannten zu erforschen. Pa-ckend und fachlich fundiert erzählt dasBuch die schrittweise Annäherung anTheo, den Pfeifenraucher. Die Autorinnenund Autoren berichten dabei auch überdie Sozial- und Kulturgeschichte im Über-gang zum 19. Jahrhundert, die Krisen-und Hungerjahre, die Armut und die Über-lebensstrategien, das Gesundheitswesenund den Umgang mit dem Tod. Nicht zu-letzt erfahren wir Spannendes über dieGeschichte des Rauchens.

Theo der Pfeifenraucher

Gerhard Hotz, Kaspar vonGreyerz, Lucas Burkart(Hrsg.)Theo der PfeifenraucherChristoph Merian, Basel 2010,ISBN 978-3-85616-507-9

Was macht Verwandtschaft heute aus?Dieses Buch präsentiert in elf BeiträgenGrundlagen und Ergebnisse aktueller eth-nografischer Forschungen. Die Autorenzeigen anhand von Beispielen aus Eu-ropa, Asien und Afrika unterschiedlicheThemenbereiche und Perspektiven derVerwandtschaftsethnologie auf.

Verwandtschaft heute

Erdmute Alber, Bettina Beer,Julia Pauli, Michael Schnegg(Hrsg.)Verwandtschaft heuteReimer, Berlin 2010,ISBN 978-3-496-02832-1

Im Sommer 1940 berührten die Ereig-nisse des Zweiten Weltkriegs auch einkleines Dorf in der Nähe von Luzern. Sol-daten einer algerischen Spahi-Einheit, dieim Dienst der französischen Armee ge-gen die Wehrmacht gekämpft hatten, er-reichten nach langer Odyssee Triengen.Der deutschen Kriegsgefangenschaft zo-gen sie die Internierung in der neutralenSchweiz vor. Und so lebten die Triengerüber Monate Seite an Seite mit Men-schen, die sie bisher nur aus Abenteuer-romanen oder missionarischen Pamphle-ten kannten – Menschen mit dunklerHaut und dunklen Augen, exotisch geklei-dete Reiter, deren Auftreten und Gebräu-che faszinierten. Dem anfänglichen Be-staunen folgten bald erste zwischen-menschliche Begegnungen voll Respektund Sympathie. Am Ende fiel der Ab-schied allen schwer, den Spahis genausowie den Triengern.

Exotische Soldaten und ehrbare Töchter

Manuel MenrathExotische Soldaten undehrbare Töchterorell füssli, Zürich 2010,ISBN 978-3-280-06120-6

The European Union has developed awide array of external relations with itsneighbouring countries. Without offeringfull membership, the EU neverthelessattempts to transfer its rules and poli-cies to non-member countries. It ist thisextension of EU rules beyond EU bordersthat the analysis of external governanceseeks to capture. The contributions tothis volume explain the modes and ef-fects of EU external governance in a vari-ety of EU-non-member country relationsin Western Europe, the former SovietUnion, and the Mediterranean region.They cover such diverse issues as trade,environment, security, and democracypromotion and explore the effects of EUinstitutions, EU power, and the domesticstructures of its partner countries on thetransfer of EU rules.The contributions of this volume havealso been published as a special issue ofthe Journal of European Public Policy,Vol. 16, 6, 2009.

EU External Governance

Sandra Lavenex, Frank Schim-melpfennig (eds.)EU External GovernanceRoutledge, New york 2010,ISBN 978-0-415-56750-3

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20 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010

Einleitungsartikel des ZGBund Personenrecht

Schweizerisches ObligationenrechtBesonderer Teil

NEUERSCHEINUNGEN

Notwithstanding the recurrent affirma-tions by Swiss public officials and euros-ceptics that Switzerland is not and hasno intention of becoming am member ofthe European Union, it is now by a well-established understanding that Switzer-land is a case of «integration withoutmembership», «differentiated» or «limi-ted integration». In this special issue, theintegrative potential of these new formsof network governance for Switzerland isexplored. The individual contributionspresent detailed case studies of the mo-des of governance and the opportunitiesfor organisational participation in diffe-rent areas of Swiss-EU relations thatrange from the more technocratic to themore politicised policy fields.

Swiss Political Science Review

Switzerland’s flexibleIntegration in the EUSwiss Political ScienceReviewVolume 15, Issue 4, Rüegger,Chur/Zürich 2009ISSN 1424-7755

Das Buch erschien 2001 in erster Auflageund ist bei Studierenden und Praktikerngleichermassen auf positives Echo ge-stossen. Nun liegt die zweite, ergänzte,verbesserte und nachgeführte Auflagevor. Das Lehrbuch behandelt die Einlei-tungsartikel des Schweizerischen Zivilge-setzbuches (Art. 1–9 ZGB) und das Per-sonenrecht (Art. 11–89bis ZGB). Vorausgeht eine Einführung in das ZGB, und imAnhang zu den Einleitungsartikeln wer-den zudem die Grundzüge des Schluss-titels (vor allem die Art. 1–4 SchlT ZGB)skizziert.

Finanzmarktrecht

Bettina Hürlimann-Kaup,Jörg SchmidEinleitungsartikel des ZGBund PersonenrechtSchulthess, Zürich 2010,ISBN 978-3-7255-6118-6

Der schweizerische Finanzplatz ist einerder bedeutendsten der Welt. Finanz-dienstleistungen haben eine entspre-chend grosse volkswirtschaftliche Be-deutung. Das vorliegende Lehrbuchverschafft Studierenden und interessier-ten Praktikern in insgesamt sechs Modu-len eine Einführung und einen Überblickzu den wichtigsten Grundsätzen und Re-geln des Finanzmarktrechts. Behandeltwerden in diesem Sinne insbesondere dierechtlichen und regulatorischen Rahmen-bedingungen für Banken und Vermögens-verwalter, für Kollektivanlagen und Versi-cherungen sowie für Börsen und Effek-tenhändler. Dabei werden neben öffent-lich-rechtlichen Elementen auch vertrag-liche Aspekte von Finanzdienstleistungendiskutiert. Im Weiteren stehen die Unter-nehmensfinanzierung am Kapitalmarktund der Kampf gegen Missbrauch des Fi-nanzbereichs im Mittelpunkt.

Franco TaischFinanzmarktrechtSchulthess, Zürich 2010,ISBN 978-3-7255-6132-2

Das Lehrbuch ist im Rahmen der Lehrver-anstaltungen der beiden Autoren zumBesonderen Teil des Schweizerischen Ob-ligationenrechts entstanden. Es stellt dieeinzelnen Vertragstypen und weitere Ins-titute eingehend dar. Besonderes Ge-wicht liegt dabei auf den zentralen Ver-trägen Kauf, Miete, Arbeitsvertrag, Werk-vertrag und einfacher Auftrag. Zur Spra-che kommt aber auch das mitunter kom-plexe Zusammenspiel zwischen demBesonderen und dem Allgemeinen Teildes Obligationenrechts. Die Autoren zie-hen dafür die bundesgerichtliche Recht-sprechung heran und setzten sich auchmit Kontroversen in der Lehre auseinan-der.Jörg Schmid, Hubert Stöckli

Schweizerisches Obligatio-nenrecht. Besonderer TeilSchulthess, Zürich 2010,ISBN 978-3-7255-6081-3

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21UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010

Korruption in Staat und Wirtschaft

NEUERSCHEINUNGEN

Wenn auch die Schweiz bisher von ei-gentlichen Korruptionsskandalen weitge-hend verschont geblieben ist, dürfte esnur eine Frage der Zeit sein, bis vermehrtStrafuntersuchungen wegen Korruptiongegen Mitarbeiter schweizerischer Unter-nehmen oder gegen die Unternehmenselbst eintreten werden. Die Korruptions-bekämpfung wird künftig vermehrt einThema der Strafverfolgungsbehörden inder Schweiz sein. Und auch die Unterneh-men sind gehalten, vorzusorgen und si-cherzustellen, dass Korruptionsfällemöglichst verhindert, sicher aber aufge-deckt werden.Der vorliegende Band versammelt dieschriftlichen Fassungen von Referaten,die an der 4. Zürcher Tagung zum Wirt-schaftsstrafrecht gehalten wurden.

Jürg-Beat Ackermann,Wolfgang Wohlers (Hrsg.)Korruption in Staat undWirtschaftSchulthess, Zürich 2010,ISBN 978-3-7255-6170-4

Das Buch behandelt die rechtlichen Be-ziehungen der Anwältinnen und Anwältezu ihren Klienten und ihr Verhältnis zuStaat und Behörden. Es schafft eine dog-matische und systematische Einheit derRechtsgebiete, die einen unmittelbarenBezug zur Anwaltstätigkeit haben. Be-sprochen werden nicht nur die Bestim-mungen des Auftragsrechts, die Regelndes BGFA und der strafrechtliche Schutzdes Berufsgeheimnisses sowie das kan-tonale Berufsrecht. Es finden sich auchAusführungen zum Verfahrensrecht, na-mentlich zum Anwaltsmonopol, zur un-entgeltlichen Rechtspflege und zur Fi-nanzintermediation, ferner zum Ver-bandsrecht, insbesondere zu den Stan-desregeln der Anwaltsverbände und denBedingungen für den Erwerb des Fachan-waltstitels.

Anwaltsrecht

Walter FellmannAnwaltsrechtStämpfli, Bern 2010,ISBN 978-3-7272-8659-9

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22 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010NEUERSCHEINUNGEN

Migration ist ein soziales Phänomen, dasgegenwärtig sowohl in der politischenwie in der rechtlichen Diskussion vielPlatz einnimmt. Der heute gebräuchlicheBegriff «Migrationsrecht» macht deut-lich, worum es bei seinem Gegenstandgeht: Um den Versuch des Rechts, Migra-tionsvorgänge zu ermöglichen, zu steu-ern oder zu verhindern. Das vorliegendeSkriptum dient der Einführung in das Mig-rationsrecht. Einleitend werden die be-grifflichen, soziologischen und politikwis-senschaftlichen Grundlagen sowie dievölker- und verfassungsrechtlichen Rah-menbedingungen des Migrationsrechtsdargestellt. Daran schliesst ein Überblickan über das Ausländerrecht nach demAusländergesetz sowie nach dem Freizü-gigkeitsabkommen mit der EU und EFTA,über das Asylrecht (inkl. Dublin-Assoziie-rung) und über das Staatsbürgerschafts-recht. Schliesslich wird die rechtlich nichtgeregelte Situation von Sans-Papiers dar-gestellt.

Migrationsrecht

Martina Caroni, Tobias D.Meyer, Lisa OttMigrationsrechtStämpfli, Bern 2009,ISBN 978-3-7272-1535-3

Aufgrund der zunehmenden Internationa-lisierung der Wirtschaft und der Politikhat auch das Völkerrecht in den letztenJahren an Bedeutung gewonnen. Das indritter Auflage erschienene Skriptumdient einer ersten Einführung in die Mate-rie. Es behandelt die Rechtsquellen desVölkerrechts, das Verhältnis zwischenVölker- und Landesrecht, die Staaten, in-ternationalen Organisationen und Indivi-duen als Subjekte des Völkerrechts sowiedie wichtigsten Mechanismen derRechtsdurchsetzung im internationalenBereich. Der Schwerpunkt liegt auf Mate-rien, über welche auch Juristinnen undJuristen mit primär landesrechtlicherAusrichtung Bescheid wissen sollten.Denn die gegenseitige Durchdringungvon Völker- und Landesrecht schafft imRechtsalltag oft Schwierigkeiten. Nichtzuletzt, weil völkerrechtliche Dokumenteoft schwer zugänglich sind. Umfangrei-che Zitate bieten Zugang zu wichtigenDokumenten im Original.

Völkerrecht

Martina Caroni, Astrid Epiney,Walter Kälin, Jörg KünzliVölkerrecht. Eine EinführungStämpfli, Bern 2010,ISBN 978-3-7272-1541-4

Am 1. Januar 2008 trat das AuG in Kraftund löste das aus dem Jahr 1931 stam-mende ANAG ab. Damit wurde dasschweizerische Ausländerrecht für Ange-hörige von Drittstaaten, d.h. von Staatenausserhalb des EU/EFTA-Raums, auf eineneue Grundlage gestellt, die eine einge-hende dogmatische Bearbeitung für dieBedürfnisse der Praxis zulässt. Autorin-nen und Autoren aus der Justiz, Verwal-tung und Wissenschaft tragen zum bis-her umfassendsten Kommentar des AuGbei. In sämtlichen Kommentierungenwerden Querbezüge zum Freizügigkeits-abkommen EU/EFTA hergestellt und diebisherige Gerichts- und Verwaltungspra-xis kritisch reflektiert. Ein Anhang fasstdie laufenden Gesetzgebungsprojektemit Bezug zum Ausländergesetz zusam-men. Zudem enthält der Band den Textder in der Praxis besonders wichtigenVerordnung über Zulassung, Aufenthaltund Erwerbstätigkeit (VZAE) sowie einStichwortverzeichnis.

Bundesgesetz über die Ausländerinnenund Ausländer

Martina Caroni, Thomas Gäch-ter, Daniela Thurnherr (Hrsg.)Bundesgesetz über die Aus-länderinnen und AusländerStämpfli, Bern 2010,ISBN 978-3-7272-2554-3

Die Finanzierung politischer Kampagnenhat sich in den vergangenen Jahren auchin der Schweiz zum Gegenstand intensi-ver politischer Debatten entwickelt. Wä-ren Normen, welche die finanziellenGrundlagen von Wahl- und Abstimmungs-kampagnen regelten, für die Schweizwünschenswert, nützlich, gar notwen-dig? Die vorgebrachten Argumente undPositionen bewegen sich dabei in einemweiten Spannungsfeld verschiedensterAspekte, die im vorliegenden Band aus-geleuchtet werden. Nach einer rechtsver-gleichenden Bestandesaufnahme ein-schlägiger Bestimmungen werden dieverfassungsrechtlichen, die demokratie-theoretischen und praktischen Gesichts-punkte einer zu schaffenden schweizeri-schen Regelung erläutert. Von der Wahl-und Abstimmungsfreiheit ausgehend,wird schliesslich die Forderung nach ei-ner Einführung von Transparenzbestim-mungen sowie einer indirekten öffentli-chen Finanzierung erhoben.

Geld und Politik

Martina CaroniGeld und PolitikStämpfli, Bern 2009,ISBN 978-3-7272-9778-6

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23UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 ENGAGEMENT

«Wie inklusiv ist die Weltgesellschaft?»

Ende April fand der erste, von den Studierenden des Masterstudiengangs«Weltgesellschaft und Weltpolitik» organisierte Workshop statt. Debattiertwurde über die aktuellen Entwicklungen in der Sozialpolitik.

■ OLIVIA JOST

Unter Globalisierung wird vornehmlich eine Intensivierung derglobalen Zusammenarbeit in Politik und Wirtschaft verstanden.Welche Globalisierungstendenzen zeichnen sich aber in der Sozi-alpolitik ab? Und welche Auswirkungen könnten diese auf dienationale Sozialpolitik haben? Im Rahmen des Workshops desMasterstudiengangs «Weltgesellschaft und Weltpolitik» stelltenfünf Referierende ihre Einschätzungen zu diesen aktuellen Fra-gen vor.

Gibt es so etwas wie einen Weltwohlfahrtsstaat?Gleich zu Beginn der Beitragsrunden waren sich zumindest in ei-nem Punkt alle Anwesenden einig: Eine mögliche Entwicklung hinzu einem globalen, allumfassenden Wohlfahrtsstaat ist undbleibt eine Illusion. Dennoch seien gewisse Globalisierungsten-denzen auch in der Sozialpolitik nicht zu übersehen. Als ersterReferierender sprach Rudolf Stichweh (Universität Luzern) voneiner «globalen Wohlfahrtsstaatlichkeit». Diese könne mannachweisen, weil alle Staaten nahezu gleichermassen gegenüberihren Bürgerinnen und Bürgern Verpflichtungen eingehen undähnliche soziale Leistungen gewährleisteten. Eine globale Wohl-fahrtsstaatlichkeit liege somit vor, weil das Prinzip der Wohl-fahrtsstaatlichkeit weltweit implementiert wurde.In Ergänzung dazu betonte Eva Hartmann (Universität Lau-sanne) die zentrale Rolle internationaler Organisationen, die vorallem auf der Ebene des Rechts sichtlich hätten Fuss fassenkönnen. Die Konstitutionalisierung des internationalen Rechtsund die Möglichkeit, als Individuum Rechtsansprüche bei interna-tionalen Rechtsorganen zu stellen, seien erste bedeutende Hin-weise auf Globalisierungstendenzen in der Sozialpolitik.

Die globale Sozialpolitik: ein westlich geprägter DiskursAls dritte Referierende fügte Alexandra Kaasch (Universität Bre-men) einige kritische Punkte zur Debatte hinzu. Globalisierungs-tendenzen in der Sozialpolitik seien zwar ersichtlich, die Fragesei aber, ob diese normativ wirklich dem Konzept der nationalenWohlfahrtsstaatlichkeit entsprächen. Betreiben die internationa-len Akteure beispielsweise die zahlreichen Nichtregierungsorga-nisationen wirklich Sozialpolitik? Nicht zu vergessen, dass Unsi-cherheit darüber bestehe, welche sozialpolitischen Instrumenteauf globaler Ebene übernommen werden sollen. Schliesslich ap-pellierte Alexandra Kaasch an die Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler, die Unterschiede zwischen den Ländern gründli-cher zu erforschen und sich der hierarchischen Struktur und derwestlichen Prägung des Diskurses bewusst zu sein.

Wachstum oder Aushöhlung des nationalen Wohlfahrtsstaatesinfolge der Globalisierung?Die zentrale Frage des zweiten Themenblocks war: Welche Aus-wirkungen hat die Globalisierung auf die nationale Sozialpolitik?Stephan Leibfried (Universität Bremen) stellte seine aktuelle For-schung zur Armut vor und skizzierte die wechselnde Haltung desStaates gegenüber der Armutsbekämpfung. In einer erstenPhase begnüge sich der Staat damit, die Armut an einer gewis-sen Einkommensschwelle festzulegen. Heutzutage werde dieArmut auch in den politischen Debatten als dynamischer Prozesswahrgenommen. Den finanziellen Zuschüssen folgten spezifi-sche Integrationsprogramme, die eine soziale Ausgrenzung ver-hindern sollten. Stellt sich nun die Frage, ob der Wohlfahrtsstaatdem Ziel der Wiedereingliederung der Ausgegrenzten gerechtwerden könne. Leibfried ist diesbezüglich eher skeptisch. SeinerMeinung nach sind die Instrumente des Wohlfahrtsstaates nichtgenügend effizient und die Sozialausgaben angesichts zuneh-mender Probleme ungenügend.Im Gegensatz dazu vertrat Michael Bechtel (ETH Zürich) die An-sicht, dass der Wohlfahrtsstaat in den letzten Jahren geradewegen der Globalisierung ausgebaut wurde. Die aussenwirt-schaftliche Öffnung hätte neue Risiken zur Folge, die kompen-siert werden müssten durch weitere Sozialausgaben. Die empiri-schen Befunde seien eindeutig: Je offener eine Volkswirtschaft,desto höher seien Staatsquote, Sozialausgaben und Lohnersatz-rate. Ausserdem übten Bürgerinnen und Bürger durch ihre politi-sche Partizipation eine Kontrolle auf die Gesetzgeber aus. Wes-halb von einer konvergierenden Tendenz aller Staaten bezüglichihrer Sozialpolitik ausgegangen werden könne. Die offene Aus-richtung der freien Marktwirtschaft führe dazu, so Bechtel, dassalle Staaten schliesslich die gleiche Sozialpolitik betreiben wür-den.

Fazit: ein erfolgreicher Anlass mit FortsetzungIm Anschluss an die Vorträge wurde heftig diskutiert. Einwändezur Konvergenzthese wurden laut. Versöhnlich zeigte man sich inder Einsicht, dass die Zusammenarbeit auf globaler Ebeneebenso begrüssenswert ist, als der nationale Wohlfahrtsstaatnotwendig bleibt. Am Ende blieb die Erinnerung einer geglücktenPremiere, weshalb die Studierenden des Masterstudiengangs«Weltgesellschaft und Weltpolitik» entschieden, künftig regel-mässig Veranstaltungen zu organisieren.

Olivia Jost ist Studentin des Studiengangs «Weltgesellschaft undWeltpolitik».

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24 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010ENGAGEMENT

Lucerne Halbmarathon UNI Challenge 2010

«Reuss-Sprint» 2010

Der Hochschulsport Campus Luzern (HSCL) kämpfte am Luzerner Halbmarathon vom Sonntag,31. Oktober 2010, mit 15 Läuferinnen und Läufern um die erste zu vergebene UNI Challenge Trophy.

Ausgeglichene Siegesbilanz zwischenUni und HSLU/PHZLU

■ PATRICK UDVARDI

Unter dem Motto «Welches Hochschulsport-Team schlägtden Hochschulsport Campus Luzern?» wurden die Universi-tätssport-Organisationen der Schweiz eingeladen, am Lu-cerne Halbmarathon gegen das Luzerner Team anzutreten.Der Unisport Genf sowie der ASVZ (Akademischer Sportver-band Zürich) starteten mit je einem Team gegen Luzern. Diegesamte Laufzeit der fünf bestklassierten Laufenden (davoneine Frau) zählte als Gesamtresultat des Teams. Die 21,1 Ki-lometer lange Strecke mit Start beim Verkehrshaus Luzernführte durch das Tribschengebiet entlang der Horwer Halb-insel über die Allmend und zurück zum Verkehrshaus und botden Läuferinnen und Läufern viele schöne Eindrücke.Das HSCL-Team holte sich mit einer Zeit von 7:36.41 den ver-dienten Sieg und damit die UNI Challenge Trophy. Auf demzweiten Rang folgte der UNIsport Genf (8:49.59), Dritterwurde der ASVZ, dessen Zeit leider nicht gewertet wurde.Wir gratulieren dem Siegerteam und allen Teilnehmenden desEvents und freuen uns auf die nächste UNI Challenge im2011.

■ MARTINA PLETSCHER

Am «Reuss-Sprint» vom Samstag, 16. Oktober, traten dieBoote der Uni und der Hochschule Luzern gegeneinander an.Bei den mit Dozierenden und Mitarbeitenden besetzten Boo-ten holte sich das Uni-Boot den Sieg, in der Kategorie Studie-rende gewann das Boot der HSLU/PHZLU gegen das Studie-renden-Boot der Uni Luzern.

1. Rang (Dozierende und Mitarbeitende): Uni Luzern2. Rang (Dozierende und Mitarbeitende): HSLU3. Rang (Dozierende und Mitarbeitende): PHZLU

1. Rang (Studierende): HSLU/PHZLU2. Rang (Studierende): Uni Luzern

Im Gleichschlag zum Sieg.

Sieger der ersten UNI Challenge Trophy: Das Laufteam des HSCL.

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25UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 ENGAGEMENT

Schneesporthinterlässt Spuren

■ PATRICK UDVARDI

Schon bald startet die Wintersaison, und die Schneesport-kurse des Hochschulsports beginnen.Wir laden ein zum Langlaufen auf der Lenzerheide oder imEigenthal, Freeriden (Fortgeschrittene) in Andermatt, Snow-boarden und Telemarken in Zermatt oder auf der Melchsee-Frutt.

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Mit dem HSCL die schönen Seiten des Winters geniessen.

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26 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010PANORAMA

■ STEPHAN MÜLLER IM GESPRÄCH MIT KARDINAL KURT KOCH

Sie haben am 1. Juli Ihr neues Amt in Rom angetre-ten. Wie sieht Ihre erste Bilanz aus?Der Juli ist in Rom eine eher ruhige Zeit. Die meis-ten sind in den Ferien. So richtig hat es Mitte Au-gust begonnen. Es standen eine ganze Reihe vonBesuchen auf dem Programm. Mich hat beein-druckt, dass die ersten Besucher fast alle Judenwaren. Jetzt kommen viele Botschafter vorbei, diebeim Heiligen Stuhl akkreditiert sind und sich überdie ökumenische Arbeit informieren möchten.In der zweiten Hälfte September begannen die Rei-sen. Zunächst begleitete ich den Papst nach Eng-land. Dann war ich zehn Tage in Wien zusammenmit Vertretern aller orthodoxen Kirchen. Danachreiste ich nach Serbien zur Installation des neuenPatriarchen. Ich bin viel unterwegs.

Haben Sie sich besondere Ziele gesteckt, und wel-che Schwerpunkte möchten Sie setzen?Der Rat für die Einheit führt 15 Dialoge mit ver-schiedenen Kirchen und Gemeinschaften. Hinzukommen die religiösen Beziehungen mit dem Ju-dentum. Ich habe zunächst von allen Fachmitarbei-tern im Rat eine Zusammenfassung verlangt, diedarüber Auskunft geben soll, wo wir heute mit deneinzelnen Dialogen stehen und welche Zukunfts-perspektiven sich eröffnen. Dies wird nun einge-hend beraten, da im November eine Plenarver-sammlung stattfindet. Dort werden wir Perspek-tiven für die Zukunft entwickeln.

Können Sie Ihre Vision von der Einheit der Christenskizzieren?Die gesamte ökumenische Bewegung hat mit demGebet begonnen. Zu Beginn stand die Einheitswo-che, das Gebet für die Einheit der Christen. Diesesgemeinsame Beten haben bereits die Päpste vordem II. Vatikanischen Konzil anerkannt und unter-stützt. Der Artikel 8 des Ökumenismusdekrets hatdie spirituelle Ökumene als das Herz der ganzenökumenischen Bewegung bezeichnet. Das mussleben, damit weitere Fortschritte erzielt werdenkönnen.

Für Papst Benedikt XVI. war wichtig, dass der neue«Ökumeneminister» die reformatorischen Kirchennicht nur aus Büchern, sondern aus eigener Erfah-rung kennt. Welche weiteren Qualifikationen sindfür Ihre neue Aufgabe unabdingbar?Es braucht in der Ökumene viel Geduld und Finger-spitzengefühl. Das Lebenselixier der Ökumene istdie Begegnung. Ohne persönliche Begegnungensind theologische Dialoge sehr schwierig. Der Dia-log muss auf zwei Ebenen stattfinden: Es gibt denDialog der Liebe und den Dialog der Wahrheit. Wennder Dialog der Liebe nicht gelebt wird, dann gibt eskein Vorankommen im Dialog der Wahrheit. Deshalbist die persönliche Begegnung, das gegenseitigeKennenlernen und das Aufeinander-Hören von zen-traler Bedeutung.

In der Schweiz wurde in jüngster Zeit darüber ge-klagt, dass die Ökumene Rückschritte mache. Wiesteht es Ihrer Ansicht nach mit der Ökumene in derSchweiz?Ich würde nicht von einem Rückschritt sprechen.Es gibt zwei Tatsachen festzuhalten:Es hat ein Generationenwechsel stattgefunden.Viele, die heute in Kirche und Theologie tätig sind,haben das II. Vatikanische Konzil nicht miterlebt.Sie haben die Aufbruchstimmung und den Neube-ginn des ökumenischen Dialogs nicht persönlicherfahren.Ich stelle fest, dass einerseits viel Resignation daist, da viele Hoffnungen enttäuscht wurden. Ande-rerseits konstatiere ich eine gewisse Gleichgültig-keit gegenüber der Ökumene.Das Hauptproblem besteht darin, dass wir keinegemeinsame Vision der Einheit haben. Das hängtdamit zusammen, dass jede Kirche, jede Konfes-sion, eine spezifische Vorstellung von der Einheitihrer eigenen Kirche hat. Dieses Modell wird in derMeinung, es sei ökumenefähig, auf die ökumeni-sche Ebene übertragen. Deshalb müssen wir unsmit den Vertreterinnen und Vertretern der verschie-denen Konfessionen darüber unterhalten, was wirunter der Kirche und ihrer Einheit verstehen. Erstauf dieser Grundlage könnten wir ein gemeinsamesZiel anvisieren.

Sie sind auch für den Dialog mit den Juden verant-wortlich. An der Theologischen Fakultät Luzernwird dieser Dialog seit Jahrzehnten gepflegt. Wel-che Akzente möchten Sie setzen, um den Dialogmit dem Judentum weiter voranzubringen?Mein Vorgänger Kardinal Kasper hat sich intensivfür diesen Dialog eingesetzt. Es gilt, diesen intensi-ven Dialog zu vertiefen. Wenn wir vorankommenwollen, müssen wir uns vermehrt über theologi-sche Fragen unterhalten. Sonst laufen wir Gefahr,dass bei Konfliktsituationen diese theologischenFragen ins Zentrum rücken und in diesen Momen-ten schwierig zu beantworten sind. Es sind diegrundlegenden Fragen, die wir intensiv angehenwollen: Was ist uns gemeinsam? Was trennt uns?Ich bin dankbar, dass dieser Dialog auch an derTheologischen Fakultät in Luzern intensiv gepflegtwird.

Spüren Sie auch ein Bedürfnis auf jüdischer Seite,dass der Dialog über theologische Fragen intensi-viert werden soll?Noch bevor ich meine jetzige Aufgabe in Rom über-nommen habe, hat mich der Rabbiner David Rosenbesucht und gesagt: «Ich will mit Ihnen heute nurüber theologische Fragen reden.» Mich hat diesesInteresse sehr gefreut.Die Williamson-Affäre oder die von Papst BenediktxVI. neu formulierte Karfreitagsfürbitte für die Ju-den in der ausserordentlichen Form der Karfreitag-liturgie haben bei den Juden grosse Irritationenausgelöst. Das sind nach wie vor Stolpersteine imjüdisch-katholischen Dialog. Dabei wurde aberauch klar, dass wir über diejenigen Fragen mitein-ander ins Gespräch kommen müssen, die diesenIrritationen zugrunde liegen.

Sie waren von 1989 bis 1996 ordentlicher Profes-sor für Dogmatik und Liturgiewissenschaft an derTheologischen Fakultät in Luzern. Wie haben Siediese Zeit in Erinnerung?Ich empfinde immer nostalgische Gefühle, wennich mit solchen Fragen konfrontiert werde, weil mirdie Arbeit sehr gut gefallen hat. Der Umgang mitStudierenden wie auch mit meinen Kolleginnen und

«Das Lebenselixier der Ökumene ist die Begegnung»

Kardinal Kurt Koch ist seit dem 1. Juli 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung derEinheit der Christen. Damit gehört er zu den engsten Mitarbeitern von Papst Benedikt xVI. In einemInterview gibt der «Ökumeneminister» der katholischen Kirche Einblick in seine neue Aufgabe,blickt zurück auf seine Zeit als Professor an der Theologischen Fakultät und äussert sich zu derenBedeutung für die Universität.

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27UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 PANORAMA

Kardinal undHonorarprofessor derTheologischenFakultät Kurt Koch.

Kollegen im Professorium war eine permanente He-rausforderung. Man wird gefragt, infrage gestelltoder auch provoziert. Das regt dazu an, die Fragennoch einmal tiefer anzusehen und zu besprechen.Das hat mir im Bischofsamt ein bisschen gefehlt.

An den Universitäten scheinen Studierendenzah-len zur Existenzfrage von Fakultäten, insbeson-dere von theologischen Fakultäten, geworden zusein. Was sagen Sie dazu?Das ist ein weiteres Beispiel für einen grundlegen-den Trend, den ich als Ökonomisierung der Wissen-schaft bezeichne. Dabei wird die gesamte Wissen-schaft nur noch unter ökonomischen Nützlich-keitskategorien betrachtet. Damit verliert die Wis-senschaft jenen Freiraum, den sie braucht, um ihreArbeit überhaupt tun zu können. Ich befürchte,dass die Wissenschaft dadurch in einen gefährli-chen Pragmatismus abwandert. Die völlige Ökono-misierung der Wissenschaft kann nicht im Inte-resse einer Gesellschaft sein.

Sollen theologische Fakultäten an staatlichen Uni-versitäten angesiedelt sein oder könnten diese –wie zuweilen gefordert – von rein kirchlicher Trä-gerschaft geführt werden?Hintergrund solcher Forderungen ist die heute weitverbreitete Meinung, Religion sei reine Privatsache,die mit der gesellschaftlichen Öffentlichkeit nichtszu tun habe. Wenn das so wäre, dann müsste auchdie Ausbildung für jene Menschen, die in den Dienstder Kirche treten – die dann in einem privaten Ver-ein tätig wären – privat finanziert werden.Dabei gilt es zu bedenken, dass der interreligiöseDialog nur dann gelingt, wenn man wieder ent-deckt, dass Religion und Glaube eine öffentliche

Dimension haben. Sobald Glaube, Religion und Kir-che als öffentliche Grössen wahrgenommen wer-den, gehören sie in den gesamtgesellschaftlichenDiskurs und deshalb auch an eine staatliche Uni-versität.

Welchen Beitrag an die Gesellschaft erwarten Sievon theologischen Fakultäten?Heute hört man oft, dass die Gesellschaft Ethikbzw. ethische Orientierung brauche. Das ist selbst-verständlich unabdingbar. Nur lässt sich Religionnie nur auf Ethik reduzieren. Sie ist sehr viel mehr.Es geht um die letzten Grundfragen eines jedenMenschen, wie sie bereits Kant formuliert hat:Was kann ich wissen?Was darf ich hoffen?Was soll ich tun?Diese drei Grundfragen beschäftigen jeden Men-schen im Alltag. Der Versuch, die Theologie zu die-sen Grundfragen mundtot zu machen, ist wie wennbei schweren Verwundungen der Mediziner ausge-schaltet würde.

Sie sind seit 1996 Honorarprofessor der Theologi-schen Fakultät Luzern und bleiben auf diese Weisemit dieser verbunden. Was wünschen Sie sich undwas erwarten Sie von dieser Fakultät?Nach den nicht schönen Tönen in diesem Sommer,die ich nicht von der Fakultät, sondern vom Rekto-rat gehört habe, hoffe ich zunächst, dass die Theo-logische Fakultät bleibt. Sie ist die älteste Bil-dungsinstitution in der Zentralschweiz. Sie hatauch heute einen guten Status und kann ihre Auf-gabe wahrnehmen.Die Theologische Fakultät Luzern hat eine doppelteAufgabe. Sie soll einerseits die Seelsorgenden geis-

tig und wissenschaftlich vorbereiten, damit sie ih-ren Dienst in der Kirche wahrnehmen können. DieFakultät hat andererseits die Aufgabe, auch inner-halb der Universität und in der Gesellschaft ihrenBeitrag bei der Bearbeitung von grundlegenden Le-bensfragen zu leisten.Die Universität feiert in diesem Jahr mit Festlich-keiten ihr 10-jähriges Bestehen. Was erwarten Sievon dieser einzigen Universität in der Zentral-schweiz?Ich hoffe, dass sich die Universität Luzern daraufbesinnt, dass in Luzern nicht im Kleinen geschieht,was in Europa im Grossen geschehen ist. Die Theo-logie bildet europäisch das Fundament der Univer-sitäten. Die Universität Basel zum Beispiel ist einepäpstliche Gründung. Die Kirche hat hier wesentli-che Vorleistungen erbracht. Mit der Zeit wurde die-ses Fundament aus dem Gebäude gedrängt. Ichhoffe nicht, dass das in Luzern geschieht.

Sie gehören seit Anfang Juli zu den engsten Mitar-beitern von Papst Benedikt XVI. Wie erleben Sie dieZusammenarbeit mit dem Oberhaupt der katholi-schen Kirche?Papst Benedikt lässt einem sehr viel Freiheit. Inden bisherigen, stets offenen Gesprächen hat ersein Vertrauen darauf formuliert, dass die ökume-nischen Dialoge bestmöglich weitergeführt werden.Zudem staune ich immer wieder über die hohegeistige Präsenz des 83-jährigen Papstes. Bene-dikt xVI. hat enorm viel Wissen präsent und auchein bewundernswertes Gedächtnis. Zudem ist erein liebenswürdiger Mensch, mit dem man sichsehr gut über viele Dinge unterhalten kann.

Stephan Müller ist Fakultätsmanager der TheologischenFakultät.

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28 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010PANORAMA

■ MARTINA PLETSCHER

Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes über die universitäreHochschulbildung (Universitätsgesetz) feierte die Uni ihren ersten runden Geburtstag miteinem Festakt im «Union». Zehn Jahre mögen im Vergleich mit den altehrwürdigen Schwes-tern in Basel oder Bern auf den ersten Blick nicht beeindrucken, die Vorgeschichte der Uni-versität Luzern jedoch schon. Anschaulich machten dies eine Tonbildschau auf die Anfängehöherer Schulbildung in Luzern seit 1579 bis zur Entwicklung zur Universität und die Rück-blicke aller bisheriger Rektoren auf ihre Amtszeiten; Rektor Paul Richli stellte in seinem Re-ferat die aktuelle Situation dar und warf auch einen Blick in die Zukunft. BildungsdirektorAnton Schwingruber würdigte deren grossen Einsatz in einem manchmal politisch heiklenUmfeld.Eine besondere Überraschung brachte der Uni-Chor zum Fest mit: Er führte ein eigens fürden Anlass und die Universität Luzern umgetextetes Lied auf.Selbstverständlich wurde auf das Geburtstagskind auch angestossen. Beim abschliessen-den Apéro trafen sich Freunde, Studierende und Mitarbeitende der Universität Luzern.

10 Jahre Universität Luzern

Am 28. September feierte die Universität Luzernihr erstes Jahrzehnt.

■ MARTINA PLETSCHER

Im Mittelpunkt der Feier standen die akademischen Auszeichnungen der Fakultäten sowiedie Ernennung Ulrich Fässlers zum Ehrensenator. Mit grossem Einsatz hat er als Regierungs-rat von 1990 bis 2003 zur Entstehung der Uni Luzern massgeblich beigetragen.Die Theologische Fakultät ehrte mit dem Ehrendoktortitel Prof. em. Dr. Dr. Karl Gabriel fürsein wissenschaftliches Engagement im Bereich der Soziologie des Katholizismus und seingesellschaftspolitisch relevantes, ethisch verortetes Profil der Theologie. Die Kultur- und So-zialwissenschaftliche Fakultät ernannte Prof. Dr. Peter Bieri zu ihrem Ehrendoktor. Die Fakul-tät würdigt damit seinen Beitrag zur Profilierung zentraler Bereiche der analytischen Philo-sophie sowie Bieris literarisches Werk. Den Titel eines Ehrendoktors der Rechtswis-senschaftlichen Fakultät erhielt Prof. Dr. Antonio Manuel Hespanha für seine grossenVerdienste, die er sich durch methodisch und inhaltlich innovative Impulse in der europäi-schen Rechts- und Verfassungsgeschichte erworben hat.Den Credit Suisse Award for Best Teaching erhielt mit Prof. Dr. Gaetano Romano dieses Jahrzum ersten Mal ein Dozent der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.Doris Russi Schurter freute sich, als Präsidentin des Universitätsvereins drei Preise für her-vorragende Dissertationen übergeben zu dürfen.

Dies academicus 2010

Der diesjährige Dies academicus stand ganz im Zeichen desZehn-Jahr-Jubiläums der Universität Luzern.

Die drei neuen Ehrendoktoren der Universität Luzern (v.l.n.r.): Peter Bieri,Antonio Manuel Hespanha und Karl Gabriel.

Alle bisherigen Rektoren der Universität Luzern erhielten von Bildungs-direktor Anton Schwingruber ein symbolisches Geschenk.

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■ CHANTAL VÖGELI | MARIANNE MOSER

«Do you want to participate in the pre-semester intensive lan-guage course German for Beginners?», wurden vergangenenSommer zum ersten Mal alle Mobilitätsstudierenden unserernicht deutschsprachigen Partneruniversitäten bei deren Anmel-dung zum Mobilitätsstudium an der Universität Luzern gefragt.Fast alle angeschriebenen Incomings – Mobilitätsstudierende,welche an die Universität Luzern kommen – haben sich mit gros-ser Freude für den Deutschkurs angemeldet. So fanden sichdenn auch eine Woche vor Beginn der Vorlesungen rund 20 Mobi-litätsstudierende aus aller Welt in den Universitätsräumlichkei-ten der Pilatusstrasse 20 ein; gespannt darauf, was nun in dieser«intensiven» Woche auf sie zukommen möge.

Für die Konzipierung und Durchführung des Kurses hatte das In-ternational Relations Office der Universität Luzern (IRO) die Päd-agogische Hochschule Zentralschweiz (PHZ) beauftragt, welcheeinen massgeschneiderten Stundenplan und Kursunterlagen fürunsere Mobilitätsstudierenden zusammenstellte. Die Incoming-Studierenden aus den USA, Singapur, Australien oder auch Polen,um hier nur einige zu nennen, wurden denn auch am ersten Kurs-tag vom aus drei Frauen bestehenden Dozentinnenteam der PHZ,bestehend aus der Kursleiterin Marianne Moser, Germanistin undwissenschaftliche Mitarbeiterin an der PHZ Luzern, und zweiMaster-Studentinnen sowie von der Leiterin des IRO der Universi-tät Luzern, Chantal Vögeli, offiziell begrüsst. In zwei Gruppen –eingeteilt nach Vorkenntnissen – wurde anschliessend gleich mitdem ersten Thema begonnen: Sinnigerweise war dies «Begrüs-sen und Sich-Vorstellen».

Vermittlung von Sprache und KulturDer Intensivsprachkurs verfolgt zwei Ziele: Einerseits soll denMobilitätsstudierenden in einer Woche so viel Deutsch beige-bracht werden, dass sie erste Kontakte mit Deutschsprachigenknüpfen, ihre täglichen Einkäufe meistern oder sich einen Kaffeebestellen können. Andererseits sollen den Incomings durch dasBasiswissen der deutschen Sprache auch die Stadt Luzern unddas Leben in der Schweiz auf vielfältige Art und Weise näherge-bracht werden. Auf dem Programm standen deshalb neben demEinkauf auf dem Markt und anschliessendem gemeinsamem Ko-chen von «Älplermagronen» oder der Einführung in die Geheim-nisse des Öffentlichen Verkehrs auch ein Bummel durch die Kul-

turstadt und ein Besuch im Kunsthaus Luzern sowie imHistorischen Museum. Als schöner Nebeneffekt lernen sich dieMobilitätsstudierenden während dieser Woche über Fächer undFakultäten hinweg kennen, was den Start und das Ankommen ander Gastuniversität Luzern sicherlich etwas erleichtert.

Erfolg versprechendes KonzeptDieser erste Kurs galt sowohl für das IRO als auch für die PHZ alsPilotprojekt. Nach einer gründlichen Evaluation des Kurses durchdie Studierenden, die Kursleitung und das IRO der Universität Lu-zern dürfen durchwegs positive Schlüsse gezogen werden. DieMischung aus Sprachkurs und kultureller Entdeckungsreise istbei den Incomings äusserst gut angekommen.Aus der schriftlichen Kursevaluation ging hervor, dass die Studie-renden die Abwechslung zwischen klassischem Sprachkurs imHörsaal und der aktiven Umsetzung des Gelernten in der Stadt,auf dem Markt oder auch im Museum besonders geschätzt ha-ben. Zudem wurden die ideale Gruppengrösse von rund 10 Perso-nen pro Gruppe sowie das flexible Eintreten der Dozentinnen aufWünsche und Fragen der Mobilitätsstudierenden speziell gelobt.Auch die administrative und organisatorische Zusammenarbeitzwischen Universität und PHZ hat bestens geklappt und auf bei-den Seiten den Wunsch nach einer Fortsetzung dieser Koopera-tion aufkommen lassen. Der Deutschkurs für Mobilitätsstudie-rende wird deshalb auch in Zukunft jeweils eine Woche vorSemesterbeginn angeboten.

Chantal Vögeli ist Leiterin des International Relations Office der UniversitätLuzern, Marianne Moser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an derPädagogischen Hochschule Luzern.

«Sprechen Sie Deutsch?»

Zum ersten Mal organisierte die UniversitätLuzern für alle Mobilitätsstudierenden einenIntensivsprachkurs «German for Beginners».Der einwöchige Sprachkurs, der in Zusammen-arbeit mit der Pädagogischen HochschuleZentralschweiz entwickelt wurde, war in seinerersten Ausführung ein voller Erfolg.

Bekanntschaft mit einer neuen Sprache und Kultur: Incoming Students imersten Intensivkurs «German for Beginners».

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Das Universitätsarchiv im neuen Universitätsgebäude

Umziehen heisst immer auch Aussortieren. Doch was darf weg, was muss aufbewahrt werden? Die neueUni-Archivarin Helena Zimmermann unterstützt die Mitarbeitenden bei dieser manchmal heiklen Aufgabe.

■ HELENA ZIMMERMANN

Im Neubau gibt sich die Universität Luzern aucheinen Ort für ihr Gedächtnis: im dortigen Universi-tätsarchiv. Nach dem Umzug 2011 wird das Archivnicht nur die obligatorisch aufzubewahrenden Un-terlagen der Universität, sondern auch alle weite-ren Dokumente oder physischen Datenträger si-cherstellen, die aus universitäts-, forschungs- oderwissenschaftsgeschichtlicher Sicht als überliefe-rungswürdig erachtet oder sich als solche heraus-stellen werden.

Entstehung und AufgabeDie Notwendigkeit eigener, von einer Fachkraft zubewirtschaftenden Archivräume ergab sich nichtprimär aus Analogie zu anderen Schweizer Univer-sitäten, sondern vor allem nach dem internen Pro-jekt «Records Management / Archivierung an derUniversität Luzern» von 2009.Bis zum Umzug im kommenden Jahr lagern denndie universitären Einheiten ihre nicht mehr ge-schäftswirksamen, aber noch aufzubewahrendenUnterlagen hauptsächlich an ihren Standorten. Ei-nige sind auch froh, solche Unterlagen aus Platz-mangel ins Staatsarchiv geben zu können. DieseSituation ist aus Besitz-, Kontroll- und Zugriffsgrün-den jedoch nicht ideal. Sie behindert zudem dieBildung einer wertvollen Überlieferung zur Universi-tätsgeschichte, die möglichst weder Lücken nochRedundanzen aufweist.Laut Bundes- und Kantonsvorschriften, OR, Luzer-ner Archiv- und Datenschutzgesetz samt dazuge-

hörenden Verordnungen hat zudem die Universitätfür die Aufbewahrung ihrer geschäftsrelevantenUnterlagen, die Ablieferung derselben ans Staatsar-chiv, ja auch für die Vernichtung – von Personenda-ten – zu sorgen. Anlässe wie Jubiläen, «Glücksfällefür die Universitätsgeschichtsschreibung», habendie Uni selbst schon nach den eigenen oder den anihrer Stätte produzierten Schätzen suchen und fin-den lassen. Das Universitätsarchiv soll unter ande-rem auch deswegen ebenso Endarchiv sein fürüberlieferungswürdige Unterlagen, Daten oder Do-kumente auch privater Provenienz aus dem univer-sitären Umfeld, die nicht ins Staatsarchiv gehören.Schliesslich erlaubt die zentrale Magazinierung, so-wohl die aufbewahrten als auch die endarchivier-ten Unterlagen einheitlich und effizient zu er-schliessen und Berechtigten somit schnell undjederzeit zugänglich zu machen.

Inhalt und OrganisationIns Universitätsarchiv gelangen folglich nur die re-levanten und gesetzlich vorgeschriebenen Unter-lagen erledigter Geschäfte, und zwar zur Aufbe-wahrung von generell wohl zehn Jahren imsogenannten Zwischenarchiv. Ihre Übernahme sollin der Regel im Jahr nach der Erledigung erfolgen.Relevant sind etwa Unterlagen mit Rechtscharak-ter, hoher Aussagekraft über die Aktivität der Uni-versität, über deren Wandel, Studierende, Lehrendeund Forschende.Nach der Aufbewahrung wandern die Unterlagenins Staatsarchiv oder ins universitäre Endarchiv.Die archivwürdige Überlieferung macht in der Regel

nicht mehr als zehn Prozent der einstigen Unterla-genproduktion aus. Da die Universität Luzern nochjung ist, werden aber Kassationsentscheide vorabvorsichtig erwogen.Zum Universitätsarchiv wird auch das elektroni-sche Langzeitarchiv gehören. Dieses soll jedocherst nach dem Umzug 2011 zusammen mit einemRecords-Management-System geplant werden. Inder Zwischenzeit ist deshalb den sogenannt hybri-den Dossiers, die sowohl analoge als auch digitaleUnterlagen enthalten, gerade im Hinblick auf dieAufbewahrung besondere Aufmerksamkeit zuschenken, damit die einen nicht ohne die anderenarchiviert werden.

Umzug der Unterlagen 2011Grundlage des Umzugs bildet erstens die Abliefe-rung aller Unterlagen, die ins Staatsarchiv und zuGeschäften gehören, die Ende 2000 erledigt wur-den. Die Inventarisierung 2010/2011 der erledig-ten Geschäftsunterlagen und der nicht mehr akti-ven Daten in den universitären Einheiten erlaubtzweitens eine Triage zwischen aufbewahrungs-pflichtigen und kassationsfähigen Unterlagen. Indiesem Zusammenhang sind dann auch die Bewer-tungsrichtlinien des Staatsarchivs gefragt. Je nachAktenumfang wird darauf das Umzugsgut be-stimmt und entsprechend vorbereitet.

Helena Zimmermann ist Archivarin der Universität Luzern.

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■ INA BRUECKEL

Wie schätzen Benutzerinnen und Benutzer die Dienstleistungenund Angebote der Bibliotheken ein? Das wollten die Universitäts-bibliotheken von Luzern, Basel und Bern genau wissen und ad-ressierten im Frühjahr 2010 eine breit angelegte Benutzerbefra-gung an ihr Publikum. Im Sommer lagen repräsentative Ergeb-nisse vor, und inzwischen stehen auch die Auswertungen zurVerfügung.

Nutzerbedürfnisse und VerbesserungspotenzialMit gesamthaft positiver Resonanz honorieren Kundinnen undKunden die Anstrengungen der Bibliotheken. Im Grossen undGanzen sind die Benutzerinnen und Benutzer also zufrieden. DasOptimum allerdings ist noch nicht erreicht. Den kritischen Bewer-tungen einzelner Gruppierungen und den von einigen Nutzer-gruppen formulierten Defiziten, etwa hinsichtlich der Anzahl undQualität der Arbeitsplätze oder des Angebots an elektronischenMedien, will die ZHB Luzern mit konkreten Verbesserungsmass-nahmen begegnen.

Kerngeschäft Literatur- und Informationsangebote17000 aktive Bibliotheksbenutzerinnen und -benutzer frequen-tieren die vielseitigen Angebote der ZHB, die als Universitäts-,Fachhochschul- und Kantonsbibliothek der gesamten Bevölke-rung zur Verfügung steht. Überwiegend gute Noten gaben dieetwa 1000 Befragten vor allem dem Kerngeschäft der Bibliothek– der Bereitstellung von Literatur- und Informationsangeboten.Die feststellbaren Abweichungen in diesem Bereich resultierenaus den unterschiedlichen Ansprüchen der Nutzer. So wünschenetwa Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeitende der Uni-versität Luzern trotz der verfügbaren 37 000 elektronischenFachzeitschriften ein umfangreicheres Angebot. Die Situation anden Bibliotheken in Basel und Bern ist vergleichbar. Aus Kosten-gründen und wegen bindender Gesamtverträge mit den Verlagenist es aber gerade betreffend elektronische Medien schwierig,alle individuellen Wünsche zu berücksichtigen. In Zusammenar-beit mit den Bibliothekspartnern werden nun einzelne Fachberei-che analysiert.

Suchen und FindenDie Sammlung einer grossen (Magazin-)Bibliothek gleicht einerSchatzkammer, die jenen Nutzerinnen und Nutzern allerdingsverschlossen bleibt, die mit den Suchstrategien nicht vertrautsind. «Wie finde ich dieses Buch, jenes Hörbuch, eine Zeitschrift,einen elektronisch publizierten Artikel?», lauten die häufig ge-stellten Fragen, die in der kundenorientierten ZHB rasch und un-kompliziert beantwortet werden. Die Ergebnisse der Benutzerbe-fragung dokumentieren aber auch, dass bei den sogenanntselbstständigen Recherchen Suchinstrumente teils unbekanntsind, teils als zu unpraktisch beurteilt werden. Ein neuer Biblio-thekskatalog etwa sollte leistungsfähiger und intuitiv bedienbarsein. Die ZHB nimmt diese Kommentare zum Anlass erster Pla-nungen; die Realisierung des komplexen Vorhabens wird aberfrühestens nach den diversen Bibliotheksumzügen des nächstenJahres beginnen können. Ausserdem bietet die ZHB wie die Bib-liotheken in Basel und Bern ein breit gefächertes Schulungsan-gebot in Recherchetechniken an. Gemäss Umfrage wird diesesAngebot zwar sehr geschätzt, aber noch relativ wenig genutzt.

Ina Brueckel ist Beauftragte für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit der ZHBLuzern.

Bibliotheken auf demPrüfstand

Die Universitätsbibliotheken von Luzern, Basel undBern befragten ihre Nutzerinnen und Nutzer, ob siemit ihrer Bibliothek zufrieden sind. Die ZHB Luzernerhielt gute Noten. Aber auch Verbesserungen sindnoch möglich.

Eifrig genutzt: Der Lesesaal der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern.

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Connext – The Legal Career Fair

Am 22. Oktober 2010 fand die erste gesamtschweizerische juristische Karrieremesse an derUniversität Luzern statt. «Connext – The Legal Career Fair» wurde organisiert von der Hieronymus GmbHzusammen mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät unter Mithilfe der Fachschaft Jus Luzern.

■ MARCEL AMREIN | MATTHIAS ANGST

Connext verfolgt mit der juristischen Karriere-messe in Luzern neue, innovative Ansätze. DasAngebot richtet sich exklusiv an Jusstudierendesowie Absolventinnen und Absolventen eines juris-tischen Hochschulstudiums. An der Connext findetman nicht nur klassische Messestände und dieMöglichkeit zu Jobinterviews vor Ort, sondern dar-über hinaus sind Präsentationen, Workshops sowiesogenannte Roundtables zu ausgewählten juristi-schen Berufen und Tätigkeitsfeldern wesentlicheBestandteile der Karrieremesse.

Nach Abschluss des juristischen Studiums stehtangehenden Juristinnen und Juristen ein weitesFeld an möglichen Berufen offen. Es fällt nicht im-mer leicht, den Überblick über die vielfältigen be-ruflichen Möglichkeiten zu gewinnen. Diese Vielfaltaufzuzeigen, war eines der Ziele von Connext 2010.Rund 30 renommierte Anwaltskanzleien, Unterneh-men und Institutionen konnten für diese erste, reinjuristische Karrieremesse gewonnen werden.

Vielfältiges ProgrammangebotAn zahlreichen Messeständen, in Jobinterviews,Präsentationen und Roundtables konnten sich dieBesucherinnen und Besucher in den Räumlichkei-

ten des «Union» über Karrieremöglichkeiten amGericht, in der Verwaltung, bei Audit, Tax & AdvisoryUnternehmen, bei Banken, Versicherungen, im Con-sulting sowie in Non-Profit-Organisationen infor-mieren.

Die Swisscom stellte die Tätigkeit von Unterneh-mensjuristen in der Industrie vor. Juristinnen undJuristen des Eidgenössischen Departements fürauswärtige Angelegenheiten referierten zumThema «Juristen in der Diplomatie». Mit der Veran-staltung «Crack a Case» wurde aufgezeigt, wieJuristinnen und Juristen Unternehmen in strategi-schen und operativen Angelegenheiten erfolgreichberaten. «Der Weg in den Anwaltsberuf» widmetesich der Ausbildung, den viele Absolventinnen undAbsolventen nach dem juristischen Studium ein-schlagen. Luzerner Junganwälte, die soeben ihreeigene Anwaltskanzlei gründeten, referierten zumThema «Die moderne Anwaltskanzlei – Strategieund Umsetzung». Themen der Roundtables warenbeispielsweise «Tax – Karrieremöglichkeiten fürJuristen im Steuerbereich», «Juristinnen bei Ban-ken» sowie «Juristen bei Versicherungen».

Zudem bestand die Gelegenheit, Verhandlungs-techniken, Fälle aus internationalen Schiedsverfah-ren oder von Unternehmenskäufen an interaktiven

Workshops zu erleben, die von innovativen An-waltskanzleien speziell für Connext konzipiert wur-den.

FazitDie teilnehmenden Studierenden sowie die anwe-senden Juristinnen und Juristen äusserten sichsehr positiv über die Premiere und wussten es sehrzu schätzen, dass ihnen Connext die Möglichkeitbot, Einblicke in die verschiedensten Aufgabenbe-reiche von Juristinnen und Juristen kompakt aneinem Ort zu vermitteln. Der grosse Pluspunkt vonConnext 2010 war nach Ansicht der Anwaltskanz-leien, Unternehmen und Institutionen, dass der ju-ristische Berufsstand und dessen Vielfalt exklusivpräsentiert wurden.

Marcel Amrein ist Fakultätsmanager der Rechtswissen-schaftlichen Fakultät, Matthias Angst ist Assistent desFakultätsmanagers.

Der Kanton Luzern präsentierte sich als attraktiver Arbeitgeber für Juristinnen und Juristen.

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33UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010 PANORAMA

■ ALICE IMBODEN

Die European Association for International Educa-tion (EAIE) ist eine Non-Profit-Organisation, ihreJahrestagung ist die grösste Konferenz und Messedieser Art in Europa. Die 22. Jahrestagung derEAIE-Konferenz fand in diesem Jahr vom 15. bis18. September in Nantes (F) statt und führte über3600 Teilnehmende aus 82 Ländern zusammen.Ziel der Veranstaltung war es, die Internationalisie-rung des Europäischen Hochschulraums zu fördernund eine Plattform für den Austausch zu bieten.Dass die EAIE weltweit auf grosses Interessestösst, zeigte sich in Nantes nicht zuletzt dadurch,dass rund 380 Institutionen und Aussteller daranteilnahmen. Während vier spannenden Tagen fan-den die Kongressbesucherinnen und -besucher ih-ren Weg durch die Ausstellung, tauschten Informa-tionen mit den Partneruniversitäten aus odernahmen an attraktiven Sessions und Workshopszu verschiedenen aktuellen Bildungsthemen teil.

Die Universität Luzern wurde, wie auch in den ver-gangenen Jahren, vom International Relations Of-fice (IRO) vertreten. Zusammen mit den anderenSchweizer Universitäten, den Fachhochschulenund den Vertretern und Vertreterinnen der CRUS(Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten)präsentierten sie an einem gemeinsamen Stand,dem sogenannten «Swiss Higher EducationBooth», die Hochschullandschaft der Schweiz. Mitdetaillierten Informationen zum Studienangebot ander Universität Luzern nahm das IRO Luzern dendirekten Kontakt zu den Besucherinnen und Besu-chern aus der ganzen Welt auf. Im Vordergrundstand neben der Pflege bereits bestehender Part-nerschaften mit ausländischen Universitäten auchder Aufbau möglicher neuer Kooperationen.Mit vorgängig organisierten Meetings wurden diebestehenden Verbindungen zur University of Wol-longong (AUS), zur University of Oslo (NO) oderzum Institut de Catholique Paris (F) vertieft undmögliche Kooperationen mit der University of Go-thenburg (SE), der Université de Montréal (CA) oderetwa der Chungnam National University aus Koreaaufgebaut. In sehr guter Erinnerung bleibt der herz-

liche Empfang der EWHA Womans University ausSeoul, mit welcher das IRO bereits Anfang Septem-ber dieses Jahres ein gesamtuniversitäres Part-nership-Abkommen abschliessen konnte. Das an-genehme Gespräch mit der EWHA lässt auf einesehr produktive Zusammenarbeit hoffen.

Aufschlussreicher LändervergleichNeben den erfolgreichen Meetings nahm das IROauch viele Inputs von den besuchten Sessions zuThemen der Internationalisierung mit nach Hause.Hier wurden beispielsweise good-practice-Beispielezum Life-Long-Learning-Programm, zu dem auchERASMUS gehört, ausgetauscht, oder es wurdeüber den Nutzen von internationalen SummerSchools diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt wur-de auch auf Kooperationen mit asiatischen Univer-sitäten gelegt. So verglichen Universitätsvertrete-rinnen und -vertreter aus Taiwan, Korea undDeutschland ihre Universitäten und diskutiertenüber die länder- und kulturspezifischen Problemeder internationalen Mobilität sowie über die mögli-chen Lösungsansätze auf der politischen, finanzi-ellen und kulturellen Ebene. Ein äusserst brisantesThema, wie sich herausstellte, stehen doch die Uni-versitäten und Hochschulen beider Kontinente vorder beachtlichen Herausforderung, sich den enor-men Unterschieden der asiatischen und europäi-schen Bildungssysteme, der Sprachkulturen oderder Finanzierung auf verschiedenen Wegen zu nä-hern.

Networking im informellen RahmenObwohl das Tagesprogramm mit Besprechungenund Sessions reichlich ausgefüllt war, nutzte dasIRO die Gelegenheit, sich im informellen Rahmenmit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländernauszutauschen. Am Schweizer Empfang etwa, zu

dem die Schweizer Botschaft in Frankreich, dieCRUS, die KFH (Konferenz der FachhochschulenSchweiz) und die COHEP (Pädagogische Hochschu-len der Schweiz) die Anwesenden der SchweizerHochschulen und ca. 190 Vertreterinnen und Ver-treter von ausländischen Partnerinstitutionen ein-geladen hatten, pflegte man bei entspannter Atmo-sphäre das Networking unter Gleichgesinnten.

Als besonderer Höhepunkt der Konferenz galt dieoffizielle Eröffnungsveranstaltung. Mehr als 2000Besucherinnen und Besucher lauschten den ein-drücklichen Worten von Leymah Gbowee, der liberi-anischen Gründerin und heutigen Führerin derFrauenbewegung «Woman in Peace and SecurityNetwork – Africa». Leymah Gbowee erzählte ausihrem bewegten Leben und den persönlichen Er-fahrungen während des 14 Jahre dauernden liberi-anischen Bürgerkrieges, einer Zeit, in welcher siedie Friedensinitiativen für ein Netzwerk von Frauenlancierte und mit ihrer innovativen Strategie einenwesentlichen Beitrag zur Friedenssicherung auf lo-kaler, nationaler und internationaler Ebene leistete.

Rückblickend kann die Jahrestagung der EAIE ausSicht des IRO und für die Universität Luzern nur po-sitiv gewertet werden. Einmal mehr wurde deutlich,dass gute Beziehungen zu unseren Partneruniver-sitäten auf der ganzen Welt die wichtigste Grund-lage für eine gut funktionierende und längerfristigeKooperation darstellen. Das Bekanntmachen unse-res attraktiven Studien- und Forschungsangebotsauf globaler Ebene ist unverzichtbar, wenn die Uni-versität Luzern ihr internationales Netzwerk kon-solidieren und ausbauen will.

Alice Imboden leitet die Mobilitätsstelle der UniversitätLuzern.

Jahreskonferenz der European Associationfor International Education

An der europaweit grössten Konferenz zur Inter-nationalisierung der Hochschulen war auch dieUniversität Luzern durch eine Delegation vertreten.

Die Universität Luzernpräsentiert sich an der

EAIE-Konferenz an einemgemeinsamen Stand derSchweizer Universitäten.

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«Wir können nicht auf Amerika warten»

Es sei schon längst Zeit gewesen, im Rahmen derOtto-Karrer-Vorlesungen Fragen der Technologie undderen Auswirkungen auf die Gesellschaft nachzugehen,sagte Wolfgang Müller, Leiter des ÖkumenischenInstituts am 20. September in der Jesuitenkirche inLuzern. Und um dieses Thema auszuleuchten, gebe esnur einen Namen: Ernst Ulrich von Weizsäcker. Und derhatte zu dieser Sache durchaus etwas zu sagen.

■ MARTIN SPILKER

Der Titel der diesjährigen Otto-Karrer-Vorlesung –«Technologie und Menschenbild für eine nachhal-tige Gesellschaft» – setzte die Latte hoch. Mit«Technologie» und «Nachhaltigkeit» finden sichdarin zwei Begriffe, die an sich schon genügendPotenzial für epische Debatten bieten. Die Kombi-nation allerdings könnte eine geradezu unlösbareAufgabe befürchten lassen.

Dem war nicht so. Der deutsche Naturwissen-schaftler und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäckerhat in seinen Publikationen «Faktor 4» und «Fak-tor 5»* gezeigt, dass und wie grosse Herausforde-rungen des 21. Jahrhunderts – die Erderwärmung,der übermässige Verbrauch endlicher Ressourcenoder das Ernährungsproblem – auf einem weitenTeil der Erde lösbar sind. Und er machte ebenso un-missverständlich deutlich, dass die technischenVoraussetzungen dazu kein Hemmnis sind.

Nur eine, nicht fünf Erden«Wenn alle Menschen auf dieser Welt so leben wol-len wie in den USA, dann brauchen wir fünf Erden»,rechnete von Weizsäcker vor. Und so einfach dieseRechnung sei, so einfach müssten die Antwortenbeziehungsweise die Alternativen zum aktuellenRessourcen- und Energieverbrauch der westlichenWelt sein.

In technischer Hinsicht sieht der promovierte Phy-siker keine Schwierigkeiten, da die Wissenschaftdurchaus innovativ genug und fähig sei, solche He-rausforderungen zu lösen. Den Stolperstein er-kennt Ernst Ulrich von Weizsäcker in den Markt-mechanismen, einer mangelnden gesetzlichenRegulierung und schlicht dem Unwillen der poli-

tisch Verantwortlichen. Er spricht sich konsequentfür eine Verteuerung der Energie und für eine Stär-kung der staatlichen Kontrolle der Märkte aus. «Esist ein Illusion, zu glauben, dass der Markt solcheProbleme von selbst regelt», erklärte der frühereSPD-Bundestagsabgeordnete und Träger des gros-sen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutsch-land.

Den «Rebound-Effekt» stoppenAls Beispiele für den heutigen ökologischen Anfor-derungen entsprechende Technologien nannte erLampen aus Hochleistungs-Leuchtdioden oder so-genannte Minergie®-Häuser. «Die technischen Vo-raussetzungen, mit einem Bruchteil der Energie diegleichen oder gar noch bessere Effekte zu errei-chen, sind längst vorhanden», stellte von Weizsä-cker fest. Die meisten bisherigen energieeffizien-ten Produkte oder Technologien hätten aber dazugeführt, dass sämtliche Einsparungen sofort durcheine Vervielfachung des Leistungskonsums oderaber einen zu hohen Preis wieder aufgebrauchtwurden. Von Weizsäcker erläuterte den «Rebound-Effekt» am Beispiel der Automobilindustrie. «We-gen der viel zu tiefen Energiepreise haben effizien-tere Motoren dazu geführt, dass nun noch mehrAuto gefahren wird», so der Referent.

Diesen und anderen Formen von «grotesker Ener-gievernichtung» hält der Wissenschaftler einenganz anderen ökonomischen Ansatz entgegen: EinWirtschaftswachstum ohne Wachstum von Ver-brauch. Dies erfordere allerdings eine ganz neueAusrichtung der langfristigen Beurteilung der öko-nomischen wie auch der ökologischen Herausfor-derungen und neue strategische Ziele in der Politik.Erste und wichtigste Massnahme ist nach Meinungvon Ernst Ulrich von Weizsäcker die Verteuerung

der Energie und der natürlichen Ressourcen. Dennsobald energieeffiziente Produkte nicht einfach dieKonsummenge vergrössern, sondern dem Konsu-menten tatsächlich Einsparungen bringen, würdedafür auch ein Markt bestehen. Oder wie es der Re-ferent humorvoll nannte: «Wenn energiesparendeProdukte nicht mehr nur im Luxussegment ange-boten werden, dann werden auf einmal ganz vielesolche Technologien aus den Schubladen hervorge-holt.»

Vision einer Allianz Europa–AsienBei der Umsetzung dieses Ansatzes sieht vonWeizsäcker aber eine kulturelle Differenz alsHemmnis. So sieht er in der angelsächsischen Kul-tur und dem darauf aufbauenden Wirtschaftsver-ständnis keine Möglichkeit, einen derartigen Markt-eingriff durchzusetzen. Seiner Meinung nachmüsse hier langfristig eine Allianz zwischen Europaund Asien errichtet werden, um – im gegenseitigenAustausch – nach Formen einer nachhaltigen Ent-wicklung der Gesellschaft zu suchen.

Ein solcher Ansatz erfordere den Willen zu einemlangfristigen Denken und auch eine Portion Altruis-mus, so von Weizsäcker. Da er diese Eigenschaftenaber bei amerikanischen Entscheidungsträgernvermisst, plädiert er für eine neue Allianz und einenintensiven Austausch zwischen Asien und Europa.Denn die ökologischen und gesellschaftlichen Her-ausforderungen auf dieser Erde verlangten nacheinem raschen Handeln. «Da können wir nicht aufAmerika warten», so der Referent, der selber langeJahre in den USA tätig war.

Martin Spilker ist Journalist.

Zeigte Möglichkeiten nachhaltiger Entwicklung

auf: Ernst Ulrich von Weizsäcker.

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■ MAxIMILIANE KROISS

Die meisten kennen die Annäherung an Kunst ausKunstmuseen oder Galerien. Man sieht ein Werk,das von einem Künstler angefertigt ist, aber dieserist trotzdem dahinter verborgen. Verschiedene Fra-gen kommen auf: Was hat sich der Künstler ge-dacht, und wie kam es zu der Auseinandersetzungmit einem bestimmtem Thema? Oder wie verhältes sich mit Beschreibungen, die zu einem Kunst-werk verfasst worden sind? Das sind einige derFragen, die aufgekommen sind, als sich interes-sierte Studierende mit der Projektverantwortlichendes Kunstforums Innerschweiz im Frühling 2010erstmals zum Projekt «AtelierEinsichten» trafen.Weitere Fragestellungen, die entwickelt wurden,kamen aus den verschiedenen Veranstaltungen,die an der Universität Luzern zum Thema «Kunst»angeboten worden sind. Die «AtelierEinsichten»sollten Studierenden die Möglichkeit geben, dentheoretischen Stoff, den sie bereits kennen, mitneuen wissenschaftlichen Texten zu verbinden undauf dieser Basis dann mit einem Künstler zu disku-tieren.

Begegnung von Kunst und WissenschaftZiel dieses Projekts ist eine lebendige Auseinander-setzung mit dem Schaffen einzelner Kunstschaf-fender und eine direkte Begegnung von Kunst-schaffenden und Kunstinteressierten, vonKunstwerken und Kunstbetrachtern, von Kunstund Wissenschaft. Das Projekt wird begleitet vomBeirat des Kunstforums und Dozierenden der Uni-versität Luzern. Es richtete sich an Studierende derKultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät derUniversität Luzern sowie an die interessierte Öf-fentlichkeit.

Die Gruppe «Kunst und Zerstörung» setzte sichsowohl mit der Rolle der Zerstörung im künstleri-schen Schaffen als auch mit dem Thema der vomBetrachter ausgehenden Zerstörung von Kunst-werken (Ikonoklasmus) auseinander. DieserGruppe zugeordnet war Bruno Murer, ein Künstleraus Luzern, der sich vor allem in den Bereichen Ma-lerei, Zeichnung und Skulptur betätigt. Die anderenbeiden Arbeitsgruppen traten ins Gespräch mit RolfWinnewisser bzw. mit dem Künstlerinnen-Duo Huthund Frey.

Nach einer vorbereitenden Diskussion besuchtedie Gruppe Bruno Murer in seinem Atelier, einemehemaligen Kinderheim mit Blick auf den Vierwald-stättersee. Beim Betreten des Ateliers überraschteals Erstes dessen Lagerraum-Charakter: An denWänden stehen dicht aneinander gelehnt grosseÖlgemälde, und ein Teil des Raumes ist fast ganzvoll mit Bildern des Künstlers. Besonders aufgefal-len ist ein Stapel mit Leinwänden, die übereinanderliegen. Diese Bilder befinden sich noch im Herstel-lungsprozess und werden immer wieder bearbeitet.Nach einer ersten Atelierbesichtigung versuchtedie Gruppe, ausgehend von den theoretischen Fra-gestellungen, Einblicke in die künstlerische Praxisund Sichtweise zu gewinnen. Bruno Murer stelltesich offen allen neugierigen Fragen und belegte siemit Beispielen aus seiner praktischen Erfahrung.

Der Künstler als erster Betrachter seiner WerkeEin wichtiger Punkt ist für Bruno Murer die Tatsa-che, dass er als Künstler nicht nur Erschaffer, son-dern auch erster Betrachter seines Werkes ist.Seine Seh- und Stehachse und das jeweilige Ge-sichtsfeld sind in dem Bild verortet. Dadurch setzter sich, stellvertretend für alle nachfolgenden Be-trachter, mit seinem Körper ins Bild. So wird in sei-nen Werken schon der Betrachter mit einbezogen.Seine Bilder, die aus verschiedenen Perspektivenbetrachtet werden können, sollen den Betrachterneine neue Seherfahrung ermöglichen. Als Orientie-rungsmöglichkeit bietet Bruno Murer Augenpunktean, die Blicke fangen können und Bild und Betrach-ter in einen Dialog treten lassen. Dies tut er, da erfestgestellt hat, dass das Fixieren von Augen einerder menschlichen Urinstinkte ist. Künstler/Be-trachter und Bild gehen eine Dipolarität ein.

Neben der Möglichkeit, eine Verbindung zwischentheoretischen Fragestellungen und dem Wisseneines erfahrenen Künstlers herzustellen, bot der

Atelierbesuch die Gelegenheit, etwas mehr überden Alltag eines freischaffenden Künstlers zu er-fahren. Bruno Murer nimmt sich jeden Tag vor, et-was zu arbeiten. Im Moment sind besonders dieFeldbücher wichtig, die er täglich führt. Sie sindeine Art Tage- und Experimentierbuch. Jeden Tagwird eine neue Skizze angefertigt und eine alteeventuell überarbeitet. Sein Schaffen beschreibt erals «getrieben sein», den Drang zu haben, etwaszu bewegen und vorwärts zu kommen.Murer zeigte die Skizze des Tages, die eine Anleh-nung an das goldene Kalb darstellte. Ein Motiv, dasauch in den zur Vorbereitung hinzugezogenen Tex-ten vorkam. Durch den Besuch hatten also nichtnur die Studierenden einen neuen Blick bekommen,sondern anhand der Skizze war zu sehen, dassauch Bruno Murer neue Einblicke durch die theo-retischen Inputs erhalten hatte. Durch dieses Pro-jekt haben die Studierenden eine sehr spannende«AtelierEinsicht» erhalten und mehr über diekünstlerische Auseinandersetzung mit auch imStudium relevanten Fragen erfahren.

Maximiliane Kroiss studiert Kulturwissenschaften mitMajor Geschichte.

«AtelierEinsichten»

Was und wer stecken hinter einem Kunstwerk? Das Projekt«AtelierEinsichten» der Universität Luzern und des Kunstforums Innerschweizermöglichte Studierenden einen Blick in den Alltag von Kunstschaffenden.

Bruno Murer, «In Frühlingsluft», 21. März 2006, Öl auf Holz,170 x 127,5 cm.

Das Kunstforum Innerschweiz ist ein Projekt der Universität Luzern zur Förderung des Zent-ralschweizer Kunstschaffens und des Austauschs zwischen Kunst und Wissenschaft. Eine virtuelleDokumentationsstelle auf der Website bietet Kunstschaffenden aus der Zentralschweiz eine Platt-form zur Präsentation ihres Schaffens und zur Vernetzung mit anderen Akteuren der Kunstwelt.www.kunst-forum.ch

KUNSTFORUM INNERSCHWEIZ

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■ MIKE BACHER

Die Politik ist ein reiches Betätigungsfeld, setzt aber zahlreicheKenntnisse voraus. Deshalb organisierte die Politische AkademieZentrum (PAZ) der Universität Luzern in Zusammenarbeit mitden Studentenverbindungen AV Semper Fidelis und AV Waldstät-tia am 15. April 2010 einen Polit-Anlass zur staatsmännischenBildung, welcher interessierten Studierenden Grundkompetenzenim Spannungsfeld von Recht und Politik vermittelte.

Genese des HochschulförderungsgesetzesAls erster Referent sprach Paul Richli über die Rechtsetzung. AmBeispiel des Hochschulförderungs- und Hochschulkoordinations-gesetzes (HFKG) zeigte er die Wege und Spannungsfelder auf,welche sich in der Genese eines Gesetzes widerspiegeln. Ziel die-ser geplanten Regelung ist, die Koordination auf Hochschulstufeund eine subsidiäre Bundeskompetenz für Vereinheitlichungenzu schaffen. Allein diese Ausgangslage warf bereits einige Fra-gen auf, denn bekanntlich ist die Bildungspolitik ein sensiblerBereich, in welchem Bund und Kanton parallele Kompetenzenbesitzen.Ausgehend von der Entstehung dieses Gesetzes zeigte sich,dass ein zeitgemässer Gesetzesentwurf nicht (mehr) von einereinzelnen Person, sondern von einer Redaktionsgruppe entwor-fen wird, welche sich im Idealfall aus Spezialisten und Vertreternunterschiedlicher Fachbereiche und Gremien zusammensetzt.Ein Umstand, der in der Realität leider nicht immer beachtet wird,was zu einseitig zusammengesetzten Kommissionen führt. Auchstellen die Arbeitsgruppen keine homogenen Gebilde dar, son-dern jede politische Ebene oder Abteilung vertritt andere Auffas-sungen und Interessen, die es zu koordinieren und zu bündelngilt. Hierbei ist darauf zu achten, dass sachliche Lösungen entwi-ckelt werden, welche auch komplexen Themen gerecht werden,und dass sie sich nicht in simplen, aber ineffektiven Rechtset-zungsakten verlieren.Durch diese anschauliche Darstellung gelang es dem Referenten,den Zuhörerinnen und Zuhörern Einblick in einen Themenbereichzu geben, der in der akademischen Lehre häufig nicht an ersterStelle steht, aber die Grundlage (fast) jeglicher Beschäftigungmit dem Recht bildet.

Der Europarat als Scharnier zwischen Ost und WestHans-Peter Furrer wiederum beleuchtete die Institution des Eu-roparates. Als langjähriger Generaldirektor für politische Angele-genheiten des Europarates in Strassburg vermittelte er dem Pu-blikum einen tiefgreifenden und profunden Einblick in das Wirkendieser Institution.Besonders betonte er dessen Mission, nämlich «die Struktur unddie Voraussetzungen zu schaffen für die Zusammenarbeit euro-päischer Staaten, auf der Grundlage des Respekts vor Demokra-tieprinzipien, Rechtsstaatsprinzipien und der Menschenrechte».Diese Ziele waren es denn auch, welche den Europarat ab 1989

zu derjenigen Institution machten, welche die grundlegendeScharnierfunktion zwischen Ost und West bildete. Wurden ange-sichts der stärker werdenden EG vor 1989 noch Stimmen laut,welche die Abschaffung des Europarates forderten, hat sich dieSituation seit der Wende grundlegend geändert: Da inzwischenein Grossteil der osteuropäischen Staaten – sowie Russland –der EMRK beitraten, braucht es den Europarat für die Koordina-tion und Kooperation zwischen diesen Staaten und der EU. Span-nend waren Furrers Erinnerungen an diese Vorgänge, an denender Referent in seiner Funktion persönlich beteiligt war: etwa derUmstand, dass bereits 1987 die ungarische Regierung durchbli-cken liess, dass sich wohl bald etwas im Osten ändern werde.Oder dass Michail Gorbatschow im Juli 1989 in Strassburg denWunsch äusserte, ein gemeinsames europäisches Haus zubauen, woraufhin Furrer ihm entgegnete, dieses Haus besteheschon und dessen Regeln auch. In der Folge nahm die Sowjet-union die Beitrittsverhandlungen auf und reorganisierte (nun alsRussland) wesentliche Bereiche seiner politischen und juristi-schen Struktur.

Im Dienst der Gemeinschaft politisierenVon den Erfahrungen eines langjährigen Politikers berichtete derObwaldner alt Landammann Alexander Höchli. Aufgrund seinerlangjährigen Tätigkeit in den drei kantonalen Staatsgewalten so-wie in eidgenössischen Gremien war es ihm vergönnt, auf allenstaatlichen Ebenen mitzuwirken und die Politik wesentlich zuprägen. Für seine Darstellung der Eigenschaften, welche einenStaatsmann ausmachen, konnte er so aus seinen tiefen, persön-lichen Erfahrungen schöpfen.Als zentrale Eigenschaft eines jeden Staatsmannes gilt für Höchlider Grundsatz, Freude an den Mitmenschen zu haben und jedenMenschen ernst zu nehmen. An erster Stelle soll nicht ein Kar-rieregedanke stehen, sondern der Wunsch, den Menschen zuhelfen und im Sinn und Geist einer Gemeinschaft mit den Bür-gern zu politisieren. Auch dürfen andere Parteien nicht als Geg-ner, sondern müssen als Partner angesehen werden, «denn dieKonkordanz und Zusammenarbeit in einer Demokratie sind wich-tig, von links bis rechts». Diese Zusammenarbeit sei es, die inder Gegenwart häufig fehle. Dazu gehört auch, im Sinne des«conservare» nicht andauernd die Institutionen ändern zu wol-len, sondern das Gute zu bewahren und mit den bewährten Mit-teln zu arbeiten, um ein organisches Wachstum des Staates zufördern. Dies gilt besonders auch in der Rechtsetzung, wo dau-ernde Gesetzesänderungen vermieden werden sollten.Als notwendig für das Funktionieren unseres Staates betonteHöchli die Wichtigkeit des Geschichts- und Staatsbürgerunter-richts als Grundlage politischer Bildung. Denn die Jugend ist es,welcher vermehrt Aufmerksamkeit zukommen soll, damit sie ander Gestaltung unseres Staatswesens teilhaben kann und will.

Mike Bacher studiert Rechtswissenschaft an der Universität Luzern.

Im Spannungsfeld zwischen Recht und Politik

Ein Polit-Anlass zur staatsmännischen Bildung an der Universität Luzern.

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38 UNILU AKTUELL· AUSGABE NR. 34 · DEZEMBER 2010PERSONELLES

■ THOMAS BRINKEL

Gerold Stucki, Professor am Seminar für Gesundheitswissen-schaften und Gesundheitspolitik, hat im September das Amt desPräsidenten der Internationalen Fachgesellschaft für Rehabilita-tionsmedizin (International Society of Physical and Rehabilita-tion Medicine [ISPRM]) übernommen. Die ISPRM vertritt Rehabili-tationsärzte und Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Siearbeitet eng mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusam-men mit dem Ziel, die Rehabilitation weltweit und insbesonderein Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen zu verbes-sern. Ebenso unterstützt ISPRM die professionellen Anliegen derRehabilitationsmediziner weltweit und setzt sich für qualitativhochwertige Standards in der rehabilitationsmedizinischen For-schung ein. In seiner stark wissenschaftlich geprägten Arbeit für

die ISPRM wird Gerold Stucki tatkräftig von Wissenschaftlern desSeminars unterstützt. So leitet Jan Reinhardt das Sekretariatdes WHO Liaison Committees, welches beispielsweise interna-tionale Standards zur Leistungserbringung entwickelt.

Thomas Brinkel ist Projektleiter Studienentwicklung am Seminar fürGesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik.

Gerold Stucki neuer Präsident derinternationalen Fachgesellschaftfür Rehabilitationsmedizin

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