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Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 1
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra Methoden der Physiotherapie II Methoden zur Auswertung von Untersuchungen 1 ZUR BEDEUTUNG DER STATISTIK IN DER FORSCHUNG 2
2 STATISTIK ALS VERFAHREN ZUR PRÜFUNG VON HYPOTHESEN ................................................... 8
3 HYPOTHESEN .............................. 10
4 UNTERSUCHUNGSMETHODEN ........ 35
5 SKALENTYPEN UND VARIABLEN (WIEDERHOLUNG) 57
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 2
1 Zur Bedeutung der Statistik in der Forschung Ich glaube nur an Statistiken , die ich selbst gefälscht habe.
Nein nicht - Sir Winston Churchill (1874 - 1965)
Mit Statistiken kann man alles beweisen, nur nicht die Wahrheit. ohne Quellennachweis
Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenüber, denn laut Statistik haben ein Millionär und ein Habenichts je eine halbe Million.
Franklin D. Roosevelt (1882 - 1945)
Alles was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch. René Descartes (1596-1650)
Wenn man den Kopf in der Sauna hat und die Füße im Kühlschrank, spre-chen Statistiker von einer angenehmen mittleren Temperatur.
Franz Josef Strauß (1915-1988)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 3
Pospeschill, 2006
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 4
Pospeschill, 2006
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 5
Formen der Statistik Die deskriptive Statistik stellt Analysetechniken zur Verfü-gung, die der explorativen Beschreibung und Charakterisierung empirischer Daten in Form ihrer Verteilung, Lage und Streuung dienen. Die Inferenzstatistik basiert auf Analysetechniken, die der Un-tersuchung von Stichproben dienen und Generalisationen auf die Grundgesamtheit (Population) erlauben, aus denen sie ge-zogen wurden.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 6
Pospeschill, 2006
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 7
Stichprobe und Stichprobenfehler Eine Stichprobe ist eine bestimmte Anzahl von Fällen aus ei-ner definierten Population, die zur Repräsentation der Popula-tion in einer empirischen Untersuchung eingesetzt wird. Der Stichprobenfehler stellt die Diskrepanz zwischen der Stichprobenstatistik und den tatsächlichen Werten in der Ge-samtpopulation dar.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 8
2 Statistik als Verfahren zur Prüfung von Hypothesen
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 9
Zuordnung der verschiedenen Design-Typen zu den verschiede-nen Hypothesenformen
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n
Querschnittsuntersuchungen X X Längsschnittuntersuchungen X X X Ex-post-facto-Untersuchungen X X Quasiexperimentelle Untersuchungen mit Vortest X X X X
Hybride Experimente mit Vortest X X X X X Naturwissenschaftliche Experimente X X X X X
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 10
3 Hypothesen Eine Hypothese ist eine Behauptung über die Beziehung zwi-schen Variablen. Die Beziehung zwischen Variablen kann darin bestehen, dass:
zwischen verschiedenen Variablen Zusammenhänge beste-hen (Zusammenhangshypothese)
zwischen verschiedenen Gruppen Unterschiede hinsichtlich der Variablen bestehen (Unterschiedshypothese)
sich eine Variable zwischen verschiedenen Messzeitpunk-ten verändert (Veränderungshypothese)
eine Behandlung Effekte auf die Veränderung einer Variable hat (Effekthypothese)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 11
Wissenschaftliche Hypothesen Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale
Sachverhalte in Form von Konditionalsätzen (Wenn, … dann)
Sie weisen über den Einzelfall hinaus und Verallgemeiner-bar: Generalisierbarkeit
Sie müssen so formuliert sein, dass sie prinzipiell durch Un-tersuchungen widerlegt werden können: Falsifizierbarkeit. Wissenschaftliche Hypothesen können nicht bewiesen (veri-fiziert) werden.
(BORTZ/DÖRING 1995)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 12
Zusammenhangshypothesen Prädiktorvariable = die Variable, mit der die Größe einer an-deren Variable (= Kriteriumsvariable) erklärt werden soll Prädiktorvariable = unabhängige Variable Kriteriumsvariable= abhängige Variable
Zusammenhang zwischen zwei Variablen
Zusammenhang zwischen mehreren Prädiktor-
und einer Kriteriumsvariablen
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 13
Arten von Zusammenhängen Lineare Beziehungen
Beispiel: Linearer Zusammenhang zwischen der Belastungs bei der Fahrradergometrie und dem Sauerstoffverbrauch Möglichkeit der Berechnung der maximalen Sauerstoffauf-nahme auf der Basis der • Leistung bei der Fahrradergometrie:
VO2max (ml/min/kg) = Rel. Leistung X 12 + 3,5
• Leistung beim Cooper-Test VO2max (ml/min/kg) = (Laufstrecke in Metern - 504,9) /44,73
http://www.shapesense.com/fitness-exercise/calculators/vo2max-calculator.aspx
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 15
Nichtlineare Beziehungen Parabolische Beziehung f(x)=y=x2
Beispiel: Gesundheit in Abhängigkeit vom Körpergewicht: Es gibt ein optimales Körpergewicht. Unterhalb und oberhalb davon verschlech-tert sich die Gesundheit
Exponentielle Beziehung f(x)=y=ex
Beispiel: Aufzuwendende Kraft in Abhängigkeit vom Grad der Mus-keldehnung. Bei zunehmender Dehnung steigt die Kraft, die zur Deh-nung aufgebracht werden muss, exponentiell an.
Logarithmische Beziehung f(x)=y=log x Beispiel:
Kubische Beziehung f(x)=y=x3
Beispiel:
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 18
Zusammenhangshypothese - eine Prädiktor- und eine Kriteriumsvariable
Je stärker die Hüftbeugemuskulatur entwickelt ist, umso weni-ger dehnfähig ist sie. Oder: Mit zunehmender Kraft verringert sich die Dehnfähigkeit der Hüftbeugemuskulatur. Oder: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Kraft und der Dehnfähigkeit der Hüftbeugemuskulatur.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 19
Zusammenhangshypothese mehrere Prädiktor- und eine Kriteriumsvariable
Je stärker die Hüftbeugemuskulatur und je weniger sie dehn-fähig ist, umso häufiger treten Rückenprobleme auf. Oder: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Kraft und Dehnfähigkeit der Hüftbeugemuskulatur und Rückenproble-men.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 20
Zusammenhangshypothese - mehrere Kriteriums bzw. Prädiktorvariablen
Je stärker der Bewegungsmangel und der alltägliche Stress, umso höher sind die Blutfettwerte und der Blutdruck. Oder: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Bewegungs-mangel und Stress einerseits und Blutfetten und Blutdruck an-dererseits.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 21
Unterschiedshypothesen Behauptungen, wonach zwischen verschiedenen Gruppen (un-abhängige Variable) Unterschiede hinsichtlich der Ausprägung einer Variablen (abhängige Variable) bestehen Beispiele:
Es besteht ein Unterschied zwischen Männern und Frauen
hinsichtlich der Beweglichkeit.
Oder: Frauen sind beweglicher als Männer!
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 22
Veränderungshypothesen Behauptungen, wonach es zwischen verschiedenen Testzeit-punkten (= unabhängige Variablen) zu einer Veränderung einer Variablen (= abhängige Variable) kommt Beispiele: Wenn eine Gruppe über einen definierten Zeitraum die Hüft-beugemuskulatur mit Übungen am Schrägbrett trainiert, dann kommt es zu einer Verkürzung der Hüftbeugemuskulatur! Oder: Nach einem Training der Hüftbeugemuskulatur ist diese weniger dehnfähig als zuvor. Oder: Es besteht ein Unterschied hinsichtlich der Länge des Hüftbeugers zwischen Vor- und Nachtest.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 23
Effektivitätshypothesen Behauptungen, wonach es zwischen verschiedenen Behand-
lungen Unterschiede hinsichtlich der Veränderung einer Vari-
able (= Effektivität der Behandlung) gibt
Beispiele:
Wenn eine Gruppe dynamisch und die andere Gruppe sta-
tisch dehnt, dann verbessert die dynamisch trainierende ihre
Beweglichkeit stärker als die statisch trainierende.
Oder: Dynamisches Dehnen ist effektiver als statisches.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 24
Beispiele Die folgenden beispielhaften Abbildungen basieren auf einer eigenen Studie:
Wydra, G., Bös, K. & Karisch, G. (1991). Zur Effektivität verschiedener Dehntechniken. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 42, 386 - 400.
Fragestellung der Studie war, welche Unterschiede hinsichtlich der Effektivität zwischen verschiedenen Dehntechniken bestehen.
Untersuchungsstichprobe: 40 Männer und 40 Frauen, die als Patienten an einer Rehama-ßnahme teilnahmen.
Gemessene (abhängige) Variablen: Aktive und passive Hüftflexionsfähigkeit als Maß für die Dehnfähigkeit der ischiokruralen Muskelgruppe
Treatments: 10 Dehnbehandlungen in einem Zeitraum von zwei Wochen
Treatment 1: Statisches Dehnen
Treatment 2: Postisometrisches Dehnen
Treatment 3: Dynamisches Dehne
Treatment 4: Kontrollgruppe
Untersuchungsdesign: Versuchs-Kontrollgruppen-Untersuchung mit Vor- und Nachtest
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 30
Effektivität verschiedener Dehntechniken - Angabe der korrigierten Effektgröße d
0,31 0,28
0,78
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
statisch postisometrisch dynamisch
Art der Dehnung
Effe
ktgr
öße
d
Zusammenfassung: Die dynamische Dehntechnik erwies sich in dem Experiment als hochsignifikant effektiver als die ande-ren Dehntechniken.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 31
Null- und Alternativhypothesen Nullhypothese (H0): Kein statistisch signifikanter Zusam-menhang oder Unterschied nachweisbar Alternativhypothese (H1) trifft dann zu, wenn die Nullhypo-these verworfen wird: Es besteht ein Zusammenhang oder ein Unterschied.
Ungerichtete Alternativhypothesen: Keine Aussage über die Richtung (größer oder kleiner )des Zusammen-hangs oder des Unterschiedes
Gerichtete Alternativhypothesen: Aussage über die Richtung des Zusammenhangs oder des Unterschiedes
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 32
Null- und Alternativhypothesen
Nullhypo-these
H0: Personen mit größerer Bewegungserfahrung und Per-sonen mit geringerer Bewegungserfahrung unterschei-den sich nicht im Lernen einer neuen Bewegung.
Alternativ-hypothese
Ungerichtet Gerichtet H1a: Personen mit größerer Bewegungserfahrung und Personen mit geringerer Bewegungserfahrung un-terscheiden sich im Ler-nen einer neuen Bewe-gung.
H1b: Personen mit größerer Bewegungserfahrung lernen eine neue Bewegung leich-ter als Personen mit geringe-rer Bewegungserfahrung.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 34
Arbeitsauftrag A 1: Warum kann man eine wissenschaftliche Hypothese nicht beweisen? A 2: Formulieren Sie - nach den formalen Regeln eines Konditi-onalsatzes - eine mögliche Unterschiedshypothese als Nullhypo-these bzw. die zugehörige Alternativhypothese! A 3: Formulieren Sie - nach den formalen Regeln eines Konditi-onalsatzes - eine mögliche Zusammenhangshypothese! A 4: Wann formuliert man eine Nullhypothese und wann eine ge-richtete Alternativhypothese?
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 35
4 Untersuchungsmethoden Vorexperimentelle Pläne Querschnittsuntersuchungen Längsschnittuntersuchungen
Experimente Echte Experimente mit Randomisierung Quasiexperimente mit natürlichen Gruppen
Pläne in der Epidemiologie Fallkontrollstudien (Ex-post-facto-Untersuchungen) Kohortenstudien
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 36
Symbole O = Messung der AV; O1, O2 mehrere Messungen von AV1, AV2
X = Treatment; X1, X2, X3 mehrere Treatments
R = Zuweisung der Vpn auf die Gruppen nach Zufall (Randomisierung)
P = Zuweisung der Vpn. auf die Gruppen durch Parallelisierung
N = Zuweisung der Vpn auf die Gruppen nicht nach Zufall (Non-Equivalent)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 37
Querschnittuntersuchungen Durchführung einer Untersuchung zu nur einem Zeitpunkt, wo-bei verschiedene Variablen bei unterschiedlichen Gruppen ge-messen werden können.
X O
Beschreibung von Merkmalsverteilungen Feststellung von Unterschieden zwischen Gruppen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Variablen
und/oder Merkmalen der Gruppe
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 38
Längsschnittuntersuchung Durchführung einer Untersuchung zu mehreren Zeitpunkten, wobei verschiedene Variablen bei unterschiedlichen Gruppen gemessen werden können (Ein-Gruppen-Vortest-Nachtest-Design)
O X O
Beschreibung von Merkmalsverteilungen Feststellung von Unterschieden zwischen Gruppen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Variablen
und/oder Merkmalen der Gruppe Erfassung von Veränderungen bestimmter Merkmale
in einer Gruppe
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 39
Echtes Experiment Vergleich von Veränderungen bestimmter Merkmale in rando-misierten Gruppen unter Kontrolle der Störvariable „Gruppen-zugehörigkeit“ durch eine Kontrollgruppe (Versuchs-Kontrollgruppen-Untersuchung mit Vor- und Nachtest)
R O X O R O O
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 40
Parallelisierung Testwert der Stör-variable
Rang Paarbildung Gruppe A Gruppe B
20 1 Paar 1 1 (20) 2 (19)
19 2
18 3 Paar 2 4 (17) 3 (18)
17 4
16 5 Paar 3 5 (16) 6 (15)
15 6
14 7 Paar 4 8 (13) 7 (14)
13 8
M = 16,5 M = 16,5 M = 16,5
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 41
Doppelblind-Design Placebo- und Verum-Vergabe sind weder Untersucher noch Versuchsperson bekannt. Dieses Design hat vor allem beim Testen von Medikamenten eine große Bedeutung.
P O XV O P O XP O P O O
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 42
Solomon-Vier-Gruppen-Vergleichsplan Untersuchung von vier Gruppen, um den Effekt des Vortests auf die abhängige Variable abschätzen zu können.
R O X O R O O R X O R O
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 43
Within-Subject-Design Untersuchung mehrerer Treatments an einer Gruppe. Rand-omisierung der Reihenfolge der Treatments
R O X1 O O X2 O O O R O X2 O O O O X1 O R O O O X1 O O X2 O
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 44
Nichtrandomisierte (Quasi)-Experimente
N O X O N O O
Vergleich von Veränderungen bestimmter Merkmale in natürli-chen (Gruppen (z. B. Schulklassen, Sportgruppen) Vortest-Nachtest-Kontrollgruppen-Design mit nicht gleichartiger Kontrollgruppe
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 45
Untersuchungsmethoden der Epidemiologie
Kohortenstudie
Fall-Kontroll-Studie
Interventionsstudien
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 46
Kohortenstudie Prospektive Studien, in denen Personen oder Personengrup-pen, die in unterschiedlichem Maße einem Risiko ausgesetzt sind, über einen bestimmten Zeitraum beobachtet werden. Beispiel: Framingham-Studie
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 47
Lercher (2007)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 48
Fall-Kontroll-Studie Retrospektive Studien, in denen gefragt wird, in welchem Ma-ße Personen oder Personengruppen, die einem Risiko ausge-setzt waren, erkrankt sind = Post-ex-facto-Untersuchung
Xe O O
Beispiel: Ehec-Epidemie
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 49
Lercher (2007
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 50
Lercher (2007
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 51
Lercher (2007)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 52
Interventionsstudien Interventionsstudien sollen klären, inwieweit bei klinischen Gruppen oder Bevölkerungsgruppen durch eine gezielte Mani-pulation von gesundheitsbezogenen Maßnahmen (z. B. Ge-sundheitskampagnen, Trinkwasserfluorierung) Veränderungen in den interessierenden gesundheitlichen Kenngrößen zu be-obachten sind.
Kontrollierte klinische Versuche (Experimente)
Bevölkerungsbezogene Studien (Feldexperimente) Die DHP war die bislang größte Präventionsstudie, die in Deutschland zur Senkung von Herz-Kreislauf-Risikofaktoren und Mortalitätsraten in großen Bevölkerungsgruppen durchgeführt wurde. In fünf Studienregionen wurde über einen Zeit-raum von acht Jahren ein breites Spektrum von Präventionsmaßnahmen angewandt. Die Wirkungen wurden u.a. mit drei repräsentativen Gesundheitssurveys zu drei Messzeitpunkten evaluiert. Die Ergebnisse zeigen im internationalen Ver-gleich auf der Ebene der Risikofaktoren beachtliche Erfolge. Entsprechende Verbesserungen wurden in den präventiven Versorgungsstrukturen der Studiengemeinden erzielt.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 53
Gütemerkmale eines exp. Designs 1. Kausaltheoretische Hypothese ist vor Versuchsbeginn
vorhanden. 2. Experimentelle Variable ist manipulierbar 3. Alle übrigen Versuchsbedingungen sind manipulier- bzw.
kontrollierbar (vgl. Sarris, 1991, S. 11).
1 2 3 Vorexperimentelle Untersuchungen (+) Quasiexperimentelle Untersuchungen + + Experimentelle Untersuchungen + + +
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 54
Stufe Evidenz-Typ
Ia wenigstens ein systematischer Review auf der Basis me-thodisch hochwertiger kontrollierter und randomisierter Studien
Ib wenigstens eine ausreichend große, methodisch hoch-wertige, kontrollierte und randomisierte Studie
IIa wenigstens eine hochwertige Studie ohne Randomisie-rung
IIb wenigstens eine hochwertige Studie eines anderen Typs quasi-experimenteller Studien
III mehr als eine methodisch hochwertige nichtexperimen-telle Studie
IV Meinungen und Überzeugungen von angesehenen Auto-ritäten (aus klinischer Erfahrung); Expertenkommissio-nen; beschreibende Studien
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 55
Arbeitsauftrag
A 5: Versuchen Sie zu klären, welche Hypothesen mit wel-chen Versuchsplänen zu bearbeiten sind!
A 6: Warum sind manchmal auch Post-ex-facto-Untersuchungen gerade im therapeutischen Milieu Gewinn bringend?
A 7: Welche Vorteile hat das sog. With-in-subject-Design?
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 56
Zuordnung der verschiedenen Design-Typen zu den verschiede-nen Hypothesenformen
Zusa
mm
enhä
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ppen
unte
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iede
Unt
ersc
hied
e zw
isch
en
Zeitp
unkt
en
Effe
ktun
ters
chie
de
Kau
salh
ypot
hese
n
Querschnittsuntersuchungen X X
Längsschnittuntersuchungen X X X
Quasiexperimentelle Untersuchungen mit nicht randomiserten Gruppen X X X X
Echte Experimente X X X X X
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 57
5 Skalentypen und Variablen (Wiederholung) Die Güte der einer Statistik zugrunde liegenden Zahlen hat ei-nen unmittelbaren Einfluss auf die zur Verfügung stehenden statistischen Methoden.
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 59
Skalentypen Nominalskalen: Verbale Bezeichnung von Merkmalsausprä-gungen einer Variablen (z. B. Haarfarbe). Ordinalskalen: Bildung einer Rangfolge der Merkmalsausprä-gungen einer Variablen (z. B. Schulnoten). Intervallskalen: Konstante Abstände der Merkmalsausprägun-gen aber variabler Nullpunkt (z. B. °C oder °F). Ratioskalen Verhältnisskalen): Intervallskalen mit einem na-türlichen Nullpunkt und variabler Skalierung (z. B.: Längenma-ße; Skalierung Meter oder Meilen)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 60
Variablen Eine Variable ist ein Symbol für eine Menge von Merkmalsaus-prägungen. Beispiele: Geschlecht, Haarfarbe, schulische Leistungen, Zeit beim 100-m-Lauf, absolute Temperatur
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 61
Unabhängige und abhängige Variablen Unabhängige Variablen sind diejenigen, die manipuliert, d. h. beeinflusst werden können. Abhängige Variablen werden da-gegen nur gemessen. Beispiel Kraftunterschiede zwischen Männer und Frauen
Abhängige Variable: Kraftwerte Unabhängige Variablen: Geschlecht
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 62
Diskrete und kontinuierliche Variablen Eine diskrete Variable besteht aus endlich vielen oder abzähl-baren, separaten, unteilbaren Werten eines bestimmten Inter-valls. Zwischen zwei benachbarten Werten existieren keine weiteren Werte (z. B. Zahl der Studierenden, Antwortkategorien bei einem Fragebogen). Eine stetige bzw. kontinuierliche Variable besteht aus einer unendlichen Anzahl möglicher Merkmalsausprägungen. Zwi-schen zwei benachbarten Werten existieren unendlich viele weitere Werte (c-g-s-System: Längen-, Gewichts- und Zeitma-ße sind bis ins Unendliche weiter zu unterteilen m, cm, mm, µm, nm etc.)