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Ausgabe 2002/2 Jahrgang 10 9. Dezember 2002 Themen-Überblick ' Kooperation mit Bir-Zeit . . . . 4 ' Langzeitstudenten sollen zahlen 5 ' Dreharbeiten an der Uni . . . . 6 ' Buchkritik: Migrationsreport . . 7 ' Didaktik für den Mittelbau . . . . 8 ' Leistungspunkte . . . . . . . . . . . . 9 ' Streptomyceten auf der Spur 14 ' Virtuelle Vorlesung . . . . . . . . 16 ' Tagungen und Termine . . . . . . 17 ' Kooperationsverträge . . . . . . 18 ' Studentenwerk aktuell . . . . . . 20 ' Fair gehandelter Kaffee . . . . . 22 ' Neu an der Uni . . . . . . . . . . . 23 ' Menschen an der Universität . 24 (red.) Grünes Licht aus Hannover: Das seit fünf Jahren von Universitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel favorisierte Konzept der konsekutiven Struktur der Lehrerausbildung kann nun als Modellversuch an der Universität Osnabrück starten. Darauf haben sich das Kultus- und das Wissenschafts- ministerium Ende November geeinigt. Ziel der Bachelor- Master-Struktur ist es, den Studierenden mehr Freiraum für die Berufswahl zu lassen. Universität geht neue Wege in der Lehramtsausbildung Konsekutive Struktur bietet mehrere Alternativen für die Berufswahl Entwickelt wurde das Modell von Dr. Yoshiro Nakamura, Re- ferent im Planungsdezernat der Universität, in Kooperation mit Prof. Dr. Arnim Regenbogen. Das Modell sieht einen Bache- lor-Studiengang vor, der flexible Anteile der beteiligten Fächer beinhaltet. So kann sowohl ein Bachelor mit zwei gleichberech- tigten Fächern als auch mit einem Hauptfach und einem Nebenfach studiert werden. An diesem Mo- dell-Versuch werden sich alle Unterrichtsfächer der gymnasia- len Lehrerbildung und der Grund- wissenschaften an der Universität beteiligen. Der Beschluss kam nach einer ausführlichen Diskus- sion unter Leitung des Vize- präsidenten Prof. Dr. Klaus Busch zustande. Prinzipiell sind keine Beschränkungen der Fächerkom- binationen vorgesehen. Der Lehrer-Master als Anschluss auf den Bachelor wird so struktu- riert, dass die Absolventen die Anforderungen der für sie gelten- den Prüfungsverordnung quantitativ auf jeden Fall erfüllen. Alle Fächer sollen bis zu drei unterschiedliche Studienprogramme bereit stellen, die sich jeweils in ihrem Umfang voneinander unterscheiden: so ein Programm mit 60 Semester- wochenstunden (SWS), eines mit 45 SWS und eines mit 30 SWS. Die Zulassung zum Lehrer- Master erhalten Bachelor-Absol- venten, die 10 SWS in Lehramts- propädeutik belegt haben und mindestens eines der zwei obliga- torischen Praktika während des Seit 1992 war er Kanzler der Uni- versität, vor kurzem wurde Chris- toph Ehrenberg hauptamtlicher Vizepräsident. Ab 2003 hat er eine neue Aufgabe im Bundes- ministerium für Bildung und For- schung. Seite 3 Eine internationale Wissenschaft- lergemeinschaft forscht im Labor der Osnabrücker Biologin Hild- gund Schrempf. Woran genau arbeiten die jungen Biologen aus Peru, China und Japan? Seite 14-15 Weggang: Ehrenberg geht 2003 nach Bonn Waldgang: Laubgeruch im Universitätslabor Wahlgang: Neuer Senat nimmt Arbeit auf Fortsetzung auf Seite 4 Am 27. und 28. Novem- ber 2002 wurden ein neuer Senat und zehn neue Fach- bereichsräte gewählt. Seite 2 © Fritz-Wolf-Stiftung

Universität geht neue We g e in der Lehramtsausbildung · Konsekutive Struktur bietet mehrere Alternativen für die Berufswahl Entwickelt wurde das Modell von Dr. Yoshiro Nakamura,

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Ausgabe 2002/2Jahrgang 109. Dezember 2002

T h e m e n - Ü b e r bl i c k' Kooperation mit Bir-Zeit . . . . 4' Langzeitstudenten sollen zahlen 5' Dreharbeiten an der Uni . . . . 6' Buchkritik: Migrationsreport . . 7' Didaktik für den Mittelbau . . . . 8' Leistungspunkte . . . . . . . . . . . . 9' Streptomyceten auf der Spur 14' Virtuelle Vorlesung . . . . . . . . 16' Tagungen und Termine . . . . . . 17' Kooperationsverträge . . . . . . 18' Studentenwerk aktuell . . . . . . 20' Fair gehandelter Kaffee . . . . . 22' Neu an der Uni . . . . . . . . . . . 23' Menschen an der Universität . 24

( r e d . ) Grünes Licht aus Hannover: Das seit fünf Jahren vonUniversitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel favorisierteKonzept der konsekutiven Struktur der Lehrerausbildungkann nun als Modellversuch an der Universität Osnabrückstarten. Darauf haben sich das Kultus- und das Wissenschafts-ministerium Ende November geeinigt. Ziel der Bachelor-Master-Struktur ist es, den Studierenden mehr Freiraum fürdie Berufswahl zu lassen.

Universität geht neue We g ein der LehramtsausbildungKonsekutive Struktur bietet mehrere Alternativen für die Berufswahl

Entwickelt wurde das Modellvon Dr. Yoshiro Nakamura, Re-ferent im Planungsdezernat derUniversität, in Kooperation mitProf. Dr. Arnim Regenbogen.

Das Modell sieht einen Bache-lor-Studiengang vor, der flexibleAnteile der beteiligten Fächerbeinhaltet. So kann sowohl einBachelor mit zwei gleichberech-tigten Fächern als auch mit einemHauptfach und einem Nebenfach

studiert werden. An diesem Mo-dell-Versuch werden sich alleUnterrichtsfächer der gymnasia-len Lehrerbildung und der Grund-wissenschaften an der Universitätbeteiligen. Der Beschluss kamnach einer ausführlichen Diskus-sion unter Leitung des Vize-präsidenten Prof. Dr. Klaus Buschzustande. Prinzipiell sind keineBeschränkungen der Fächerkom-binationen vorgesehen.

Der Lehrer-Master als Anschlussauf den Bachelor wird so struktu-riert, dass die Absolventen dieAnforderungen der für sie gelten-den Prüfungsverordnung quantitativauf jeden Fall erfüllen. Alle Fächersollen bis zu drei unterschiedlicheStudienprogramme bereit stellen,die sich jeweils in ihrem Umfangvoneinander unterscheiden: so einProgramm mit 60 Semester-wochenstunden (SWS), eines mit45 SWS und eines mit 30 SWS.

Die Zulassung zum Lehrer-Master erhalten Bachelor-Absol-venten, die 10 SWS in Lehramts-propädeutik belegt haben undmindestens eines der zwei obliga-torischen Praktika während des

Seit 1992 war er Kanzler der Uni-versität, vor kurzem wurde Chris-toph Ehrenberg hauptamtlicherVizepräsident. Ab 2003 hat ereine neue Aufgabe im Bundes-ministerium für Bildung und For-schung. Seite 3

Eine internationale Wissenschaft-lergemeinschaft forscht im Laborder Osnabrücker Biologin Hild-gund Schrempf. Woran genauarbeiten die jungen Biologen ausPeru, China und Japan? Seite 14-15

We g g a n g :E h re n b e rg geht 2003 nach Bonn

Wa l d g a n g :L a u b g e ruch imU n i v e r s i t ä t s l a b o r

Wa h l g a n g :Neuer Senatnimmt Arbeit auf

Fortsetzung auf Seite 4

Am 27. und 28. Novem-ber 2002 wurden einneuer Senat undzehn neue Fach-b e r e i c h s r ä t eg e w ä h l t .Seite 2

© Fritz-Wolf-Stiftung

Der Senat der Universität hatauf seinen jüngsten Sitzungenauf Grundlage des neuen Nie-dersächsischen Hochschulge-setzes (NHG) jeweils eine vor-läufige Grund- und Rahmen-ordnung beschlossen. Sie sol-len für eine Übergangszeit biszum 30. September 2003 gel-ten. Ein Gespräch mit Dr. UweSiekmann, dem Leiter desJustiziariats der UniversitätOsnabrück.

?Warum braucht dieUniversität eine Grund-

und Rahmenordnung?Die Grundordnung enthält diegrundlegenden Bestimmungen derUniversität, ist also ihre"Verfassung". Die Gegenstände,die zwingend in ihr geregelt wer-den müssen, etwa die Zu-sammensetzung der Universitäts-

2Hochschulpolitik Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

U rnengang an der Universität OsnabrückMitarbeiter und Studierende wählten neuen Übergangssenat und neue Fachbereichsräte (red.) Am 27. und 28. No-vember waren die Studieren-den und Mitarbeiter der Uni-versität an die Urnen gerufen.Gewählt wurde ein neuerSenat, der sich aus 13 Mitglie-dern zusammensetzt und fürlediglich ein Jahr amtierenwird. Darüber hinauswurden neue Mitglie-der für die zehnFachbereichsrätegewählt.

Der Senatsetzt sich aus Ver-tretern aller uni-versitären Mitglie-dergruppen zusam-men. Mit sieben Sitzenvertreten ist die Gruppeder Hochschullehrer. Jeweilszwei Plätze gehen an die wissen-schaftlichen und künstlerischenM i tarbeiter, an die Mitarbeiter imtechnischen und Verwaltungs-dienst (MTV) und an dieS t u d i e r e n d e n .

Aufgrund des neuen Nieder-sächsischen Hochschulgesetzes(NHG), das seit 1. Oktober 2002in Kraft ist, wird das Gremium

organe, ergeben sich in der Regelaus dem NHG. In einer "Rahmen-ordnung" hat die Universität fürdie Zeit nach In-Kraft-Treten desneuen NHG alle allgemeinenRegelungen verankert, die nichtunbedingt in der Grundordnunggeregelt werden müssen, etwaBestimmungen zu den wissen-schaftlichen Einrichtungen. So er-hält sich die Hochschule einHöchstmaß an Flexibilität, da einesolche Ordnung anders als dieGrundordnung weder einer quali-fizierten Mehrheit im Senat nochder ministeriellen Genehmigungbedarf.

?Warum muss die Univer-sität sich bis 30. Sep-

tember 2003 mit Übergangs-ordnungen behelfen?Mit den vorläufigen Ordnungensoll dem Beschluss des Senates

entsprochen werden, den biszum 30. September 2002 beste-henden Zustand – trotz Wegfallseiner Vielzahl von Bestimmungen– soweit möglich bis zur Verab-schiedung endgültiger Regelungenbeizubehalten. Da das neue NHGerst im Juli dieses Jahres verkün-det worden und bereits imOktober in Kraft getreten ist,konnten sich die zuständigenOrgane noch keine abschließendeMeinung über die zukünftigeStruktur der Hochschule bildenund diese in die Form von end-gültigen Ordnungen gießen. DerGesetzgeber hat den Hochschu-len dementsprechend eine Fristzur Anpassung der Grundord-nung und anderen Ordnungen bisEnde 2004 eingeräumt. Der Senatwill diesen Zeitrahmen jedochnicht voll ausnutzen und die end-gültige Grundordnung spätestens

Anfang Oktober 2003 in Krafttreten lassen. Daher ist dieGeltungsdauer der vorläufigenOrdnungen bis Ende September2003 beschränkt.

?Wie sieht der Fahrplanaus, um diesen Zeit-

rahmen einzuhalten?Der neu zu wählende Senat wirdvoraussichtlich in seiner erstenSitzung am 18. Dezember diesenJahres eine Kommission einset-zen, die sich mit der Erarbeitungeiner künftigen Grundordnungbeschäftigt. Diese Kommissionwird zügig einen Entwurf erarbei-ten müssen. Denn die Grund-ordnung muss noch vor dem 30.September 2003 durch den Senatmit einer Mehrheit von zweiDritteln seiner Mitglieder be-schlossen und vom MWK geneh-migt werden.

Wie viele Regelungen braucht eine Universität?Fragen zur neuen vorläufigen „Verfassung“ der Hochschule an den Leiter des Justiziariats Dr. Siekmann

Wahltag: Zwölf Prozent der Studierenden beteiligten sich bei denWahlen am 27. und 28. November, vier Prozent mehr als bei der letz-ten Wahl im Wintersemester 2001/2002. Foto: Elena Scholz

lediglich für etwa ein Jahr alsÜbergangssenat gewählt. In derHochschullehrergruppe gab es –anders als bislang – keine konkur-rierenden Listen. In der Gruppeder wissenschaftlichen und künst-lerischen Mitarbeiter erhielt dieListe „Mittelbau“ beide Plätze.

Und in der MTV-Listegingen beide Sitze

an die Listever.di/ GEW.

Für dieStudieren-den ging einSitz an dieL i ste „Einer

für alle, HTW& friends, Spaß

und Geselligkeit“.Ein weiteres Mandat

erhielt die Liste „Unge-künzelt-die Juso HSG und JIPPIE!-Die Grüne Hochschulgruppe“.

Insgesamt war die Wahlbe-teiligung besonders bei den Stu-dierenden leicht gestiegen. ImGegensatz zum Wintersemester2001/2002 fanden diesmal rundzwölf Prozent der Studierendenden Weg zu den Urnen.

3 Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Hochschulpolitik

Der neu gewählte

Senat der Universität

Prof. Dr. May-Britt Kallenrode

4Hochschulpolitik Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

Projekte abstimmen.“ Eine Hal-tung, die auch von palästinensi-scher Seite sehr begrüßt wird. Ineinem ersten Schritt sollen dem-nächst Dozenten die jeweilsandere Hochschule besuchen, wieKünzel und sein palästinensischerAmtskollege Dr. Hannah Nasirvereinbarten. Und dies soll erstder Anfang sein. Künzel sprachbereits eine Gegeneinladung aus;er hofft im Februar kommendenJahres eine Delegation von Bir-Zeit in Osnabrück begrüßen zuk ö nnen. Unterstützt wird dieZusammenarbeit von der nieder-

(red.) Die palästinensischeUniversität Bir-Zeit in derNähe Ramallahs gilt als bestedes Landes. Nun ist sie Ko-operationspartner der Univer-sität Osnabrück. Vor kurzemunterzeichnete der Osna-brücker UniversitätspräsidentProf. Dr. Rainer Künzel denVertrag zwischen beiden Bil-dungseinrichtungen.

Schon seit längerem unterhältdie Universität Osnabrück ähnli-che Verträge mit den israelischenHochschulen Tel Aviv und Haifa.Nun reiste Künzel zusammen miteiner Delegation unter der Füh-rung des niedersächsischen Mini-sterpräsidenten Sigmar Gabriel inden Nahen Osten.

Es war eine Exkursion in einmilitärisches Krisengebiet. Denndie Bir-Zeit-Universität liegt mit-ten im Spannungsfeld des Konfliktszwischen Israel und Palästina. Ander Hochschule lehren und arbei-ten eine Reihe von Dozenten undProfessoren, die zurzeit friedlicheLösungsstrategien für den schwe-lenden Konflikt entwickeln.

Künzel versprach, dass sichdie Partnerschaft nicht im Sym-bolischen erschöpfen solle: „Wirwollen möglichst rasch konkrete

Zusammenarbeit auf allen EbenenUniversität Osnabrück schloss Kooperation mit palästinensischer H o c h s c h u l e

Neuer Kooperationspartner: Die Universität Bir-Zeit bei Ramallah.Foto: Bir-Zeit-University

Bachelor als Allgemeines Schul-praktikum oder als schulischesFachpraktikum absolviert haben.

Erst nach dem fünften Seme-ster, also dem frühesten Zeitpunkt,zu dem der Bachelor erreicht wer-den kann, müssen sich die Ab-solventen entscheiden, ob sie nuntatsächlich Lehrer werden wollen.Hiervon abhängig ist die Weiter-qualifizierung im Master-Programm.

Der dem Bachelor nachfolgen-de Lehrer-Master-Studiengang istso konstruiert, dass jedes der Un-terrichtsfächer in der Summe vonBachelor und Master im Umfangvon rund 60 Semesterwochenstun-den studiert wird (reine Fach-wissenschaft). Hinzu kommen dannzehn SWS Fachdidaktik oder spezi-elle Fachpädagogik. Der Bachelor-Abschluss berechtigt aber auchzum Studium anderer Master-Pro-gramme.

Fortsetzung von Seite 1

(red.) Christoph Ehrenberghat das Angebot von Bun-desministerin Edelgard Bul-mahn angenommen, in ih-rem Ministerium für Bildungund Forschung die Leitungder Abteilung 3 "Hochschu-len und Weiterbildung" zuübernehmen. Der Wechselsoll voraussichtlich zum Ja-nuar 2003 stattfinden.Ehrenberg übt an der UniversitätOsnabrück seit November 1992die Funktion des Kanzlers aus.Seit dem 1. Oktober diesenJahres führt er aufgrund der Än-derung des NiedersächsischenHochschulgesetztes die Amtsbe-zeichnung "Vizepräsident fürVerwaltung und Finanzen". Zu-

gleich ist Ehrenberg seit Okto-ber 2000 stellvertretender Bun-dessprecher der Universitäts-kanzler.

Christoph EhrenbergFoto: G. Gramberg

E h renberg geht nach BonnNeue Aufgaben im Bundesforschungsministerium

Neuer V i zepräsident erst in einem Jahr?D rei Fr agen an Präsident Pro f . D r. Rainer Künze l

?Christoph Ehrenberg gehtzum Bundesforschungsmi-

nisterium nach Bonn. War dasfür Sie überraschend?Ja, natürlich, aber derartige Ent-wicklungen ergeben sich kurzfri-stig. Ich kann Herrn Ehrenbergnur herzlich gratulieren und hoffe,dass die Hochschulabteilung vonden Sparzwängen des Bundes ver-schont bleibt. Die Programmför-derung der Hochschulen durchden Bund ist sehr wichtig, so dassHerr Ehrenberg eine große Mit-verantwortung für den Erfolg desReformprozesses übernimmt.

?Welche kurzfristigen inter-nen Folgen ergeben sich

aus dem Weggang?Wir werden die Arbeit des Präsi-diums und dessen Zusammen-wirken mit den Dezernenten undder Dekanerunde unter Berück-sichtigung der neuen Sachlagegestalten müssen. Da wir dabeisind, eine Geschäftsordnung fürdas Präsidium zu erarbeiten, ergibtsich die Möglichkeit, Geschäfts-verteilung und Geschäftsordnungim Zusammenhang zu überdenken.Einzelheiten stehen noch nichtfest.

?Wann wird die Stelle wie-der besetzt?

Das ist noch nicht ganz klar. Wirddie Stelle schnell besetzt, verliert

der künftige Präsident den ihmnach Paragraph 39 NHG zuste-henden Einfluss; bleibt sie bis 2005offen, gibt es dann möglicherweisekein einziges erfahrenes Präsi-diumsmitglied. In jedem Fall ist fürdie Besetzung eine Findungskom-mission durch Senat und Hoch-schulrat zu bilden. Das kann alsofrühestens nach Einrichtung desHochschulrats im ersten Quartal2003 erfolgen. Schließlich muss inder Grundordnung festgelegt sein,wie viele haupt- und nebenamtli-che Vizepräsidenten dem künfti-gen Präsidium angehören sollen,damit die Zuständigkeit des künfti-gen Stelleninhabers oder der Stel-leninhaberin vor der Einleitungdes Besetzungsverfahrens geklärtist.

?Wie lange wird die Inte-rimszeit dauern?

Ich rechne nicht mit einer Wie-derbesetzung vor Ende nächstenJahres. Potentielle Kandidaten undKandidatinnen werden ja auchwissen wollen, wie sie bezahltwerden. Mit der Umsetzung derRegelungen der W-Besoldung istaber erst im Herbst 2003 zu rech-nen. Wir haben aber viele qualifi-zierte Mitarbeiter und Mitar-beiterinnen in der Verwaltung, sodass keine dramatischen Einbrü-che befürchtet werden müssen.

sächsischen Wirtschaft und demLand, das Mittel für dringendbenötigte Computer bereitgestellthat.

5 Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Hochschulpolitik

teil vom 25. Juli 2001 die Er-hebung dieser Gebühr fürrechtmäßig erklärt.

Im Rahmen der Anhörung hates bisher schon eine Lawine vonEinzelberatungen zu den differen-zierten und immer neuen Fallkon-stellationen gegeben. Hierbei wer-den auch Gesichtspunkte heraus-gearbeitet, die zugunsten derBetroffenen sprechen.

Der Countdown hat begonnenUniversität eröffnet Verfahren zur Gebührenerhebung von Langzeitstudenten

Von Wolfgang Meschke

Das Dezernat StudentischeAngelegenheiten der Univer-sität Osnabrück hat in diesenTagen ca. 2.400 Briefe zurAnhörung und "Kontenklär-ung" an so genannte Langz e i t-studierende versandt. Hierzuwurde ein Personenkreis e r-mittelt, der nach summari-scher Prüfung der hier vor-handenen Daten erstmalszum Sommersemester 2003in die Gebührenpflicht gerät.Im Vorfeld ist über diesegesetzliche Neuregelung be-reits informiert und beratenworden. Der AStA bietetebenfalls Information undBeratung an.

Die getroffenen Regelungenentsprechen im wesentlichendenen des Landes Baden-Württemberg, wo diese Gebührzum Wintersemester 1998/1999eingeführt wurde. Das Bundes-verwaltungsgericht hat durch Ur-

stimmungen mit anderen Hoch-schulen und dem MWK erforder-lich. Die "Kundschaft" wird dahergebeten, Verständnis dafür zuhaben, dass nicht immer sofortentscheidungsfähige Sachverhaltegegeben sind.

Was das aber für die Ent-wicklung der Studierendenzahlenan der Universität Osnabrückbedeutet, ist derzeit noch eineoffene Frage. Nach den Er-fahrungen des Landes Baden-Württemberg verlassen etwa einDrittel der Betroffenen die Hoch-schulen. Ebenso unsicher ist diePrognose, in welcher Höhe dieGebühren der Hochschule tat-sächlich zufließen. Nach Vorgabedes Landes sollen diese Gelderder Verbesserung von Lehre undStudium eingesetzt werden.Nähere Informationen gibt dasDezernat Studentische Angelegen-heiten (Tel. (0541) 969- 4971 und-4146).

Der Autor ist Leiter des Dezernatesfür Studentische Angelegenheiten.

Juristische Grundlage für die Ein-führung von Studiengebühren istdas neue NiedersächsischeHochschulgesetz (NHG). Es istseit Oktober 2002 in Kraft. DieRegelungen besagen im Wesent-lichen, dass Studierende über einGuthaben in Höhe der Se-mesterzahl der Regelstudienzeitihres Studienganges zuzüglichvier Semester verfügen. Auf dasGuthaben werden vorangegan-gene Studienzeiten angerechnet,soweit für diese keine Studien-gebühren erhoben wurden. BeiMaster-, Aufbau-, Zusatz- oderErgänzungsstudiengängen verfü-gen Studierende über ein zusätz-liches Studienguthaben in Höheder jeweiligen Regelstudienzeit.Sollte kein Guthaben mehr zurVerfügung stehen, müssen proSemester Studiengebühren inHöhe von 500 Euro entrichtetwerden. Personenbezogene Ge-sichtspunkte können zu einerErhöhung des Studienguthabensführen, bei Vorliegen bestimmterVoraussetzungen werden Stu-dierende von der Zahlung be-freit. Schließlich kann die Gebührganz oder teilweise erlassenwerden, wenn eine so genannteunbillige Härte vorliegt.

Das ist für alle im Dezernatdamit befassten Personen außer-ordentlich zeitaufwendig. Immatri-kulierten, die ohne ernsthaftenStudierwillen und ohne erkennba-ren Grund teilweise seit Jahrenund mit einer stolzen Semester-zahl nur (noch) eingeschriebensind, ist jedoch nicht zu helfen.

Im übrigen ist dies für alleBeteiligten Neuland und von ge-wissen Unsicherheiten getragen.Im Interesse einer landeseinheitli-chen Praxis sind ständige Ab-

„Verfahren ist für alleBeteiligten Neuland“

W i s s e n s w e r t

Studiengebühren abSommersemester 2003

Erste Juniorprofessorenan der Universität

Neues Modell für Ressourc e n - Ve rt e i l u n gFachbereiche und Organisationseinheiten sollen ihre Mittel selbst verwalten

die weiterhin zentral bewirtschaf-tet werden, soll die Ressour-cenverantwortung künftig dezen-tral bei den Fachbereichen liegen.

So werden für den Bereichder Lehre künftig keine Mittelmehr in der zentralen Verwaltung

wird weiter im Präsidium ent-schieden.

Von den Fachbereichen wirdeine mittelfristige Finanzplanungerwartet. Zu Beginn eines Haus-haltsjahres findet ein Planungsge-spräch zwischen den Fachbe-reichen und der Verwaltung statt.

Die Fachbereiche sind gehal-ten, Reserven und Rücklagen zubilden. Sieht sich ein Fachbereichbzw. ein Fach nicht in der Lage,den Anteil der zentralen Reserve-mittel zu erwirtschaften, kann beider Universitätsleitung ein Kreditbeantragt werden.

Der Dekan des FachbereichsHumanwissenschaften, Prof. Dr.Claus Rollinger: "Voraussetzungist, dass die Verwaltung die Rolleeiner Bank übernimmt, bei derFachbereiche Überziehungskreditehaben, aber auch Guthabenanhäufen dürfen." Ein Modell, dasden Senatsmitgliedern gefiel - ihrVotum zugunsten der Neu-regelung fiel einstimmig aus.

(red.) Der Ärger ist groß,wenn wegen vakanter StellenS e m i n a r e nicht stattfinden.Hier können die Fachbereicheund Fächer künftig selbst ent-scheiden, ob sie durch Lehr-aufträge oder Vertretungenschnell Abhilfe schaffen wollen.

Der Senat der UniversitätOsnabrück hat auf seiner Sitzungam 13. November einem neuenModell zur Verwendung der zen-tralen Reservemittel zugestimmt,die durch nicht besetzte Stellenerwirtschaftet werden. Abgesehenvon der Aufbringung der Finanz-mittel für die jährliche Sparauflagedes Landes Niedersachsen, fürBerufungs- und Bleibeverfahren,den Forschungs- und Innovations-fonds sowie der Frauenförderung,

Von den Fachbereichenwird Planung erwartet

vorgehalten. "Es liegt ausschließ-lich in der Verantwortung derFachbereiche, dass qualitativ wiequantitativ der jetzige Standard inder Lehre gehalten wird", erläutertVizepräsident Christoph Ehren-berg. "Die Mittel werden künftignicht mehr auf der Basis mehroder weniger zufälliger Stellenfluk-tuationen aufgebracht, sondernaufgrund des prozentualen Anteilseiner Organisationseinheit an dengesamten Personalkosten." Überdie grundsätzliche Stellen-Freigabe

Dr. Mirco Kai Imlau und D r .Tim Römer (unten) sind dieersten Juniorprofessoren an derUniversität Osnabrück. Die bei-den Nachwuchswissenschaftlerhaben am 1. Dezember ihreStellen angetreten. In der näch-sten Ausgabe der Universitäts-zeitung berichten wir ausführlichüber ihre ersten Eindrücke undE r f a h r u n g e n .

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(red.) Alle tanzen ausgelassen,doch die Musik bleibt stumm.Jeder bewegt sich, doch dieFröhlichkeit ist nur gestellt.Vieles im Studentenwohnheiman diesem Abend ist eine Fäl-schung, nur gestellt für einFilmprojekt von sieben Stu-dierenden im Studiengang Me-dien (Fernsehen und Film).

"Das Projekt war das erste, daswir so aufwendig produziert haben,mit versiertem Regisseur, profes-sionellem Kameramann und tech-nisch auf dem höchsten Niveau imFormat 16 : 9 mit Beta-Digital-Ka-mera", betont Medienwissenschaft-ler Prof. Dr. Wolfgang Becker. Vierkurze Filme sollten über Osnabrückgedreht werden, doch aus einerungewohnten Perspektive. "DerHafen", "Das Nussbaum-/Libeskind-Museum", "Räder in Osnabrück","Das kleinste Studentenwohnheim",lauten die Titel.

Herausgekommen ist Unge-wöhnliches. Zum Beispiel eineStadtansicht, bei der das Rad alsroter Faden diente, die Stadt wurdenicht nur vom Fahrrad aus erlebt,sondern von Einrad, Rikscha,Kinderwagen, Skateboard, Kutscheund Oldtimer.

Den Aufnahmen voraus gingeine umfangreiche Recherche.Wann kann wo welche Einstellunggedreht werden? Was muss be-dacht werden, wenn ich beispiels-weise in der Innenstadt filmen will,woher bekomme ich die nötigeErlaubnis? Um solche Fragen vorabzu klären, war Aufwand und profes-sionelle Arbeit notwendig. Und dar-über hinaus ein gehöriges Maß anImprovisation, erklärt Becker. Sokonnte an einigen Drehorten einDollywagen nicht aufgebaut wer-den. Durch Zufall entdeckten dieStudierenden eine Art Rollstuhl.Kurzum wurde der Kameramannmit seinem Aufnahmegerät hinein-gesetzt und schon war das Problemgelöst.

Überhaupt wurden viele un-mögliche Dinge möglich durch dieMitarbeit des Osnabrücker TV-Pro-duktionsbetriebes mmtv sowie desRegisseurs Hanno Brühl, der be-reits beim WDR zahlreiche erfolg-reiche Fernsehspiele und –Doku-mentationen in die Tat umsetzte.

Während der Drehwoche habenalle mit angepackt, beispielsweise

Ein sehr schneller Tanz zu lautloser Musik„Ruhe bitte, Klappe“: Osnabrücker Medienwissenschaftler drehten einen Film über Stadt und Menschen

früher. Auch da galt es wieder zuimprovisieren.

Nach fünf Drehtagen waren dievierminütigen Filme auf der Rolle,die Bildergeschichten erzählt. Nunging es an den Schneidetisch. Vordem Schnitt musste die Musik ge-funden werden. Denn Bilder wer-den der Musik angepasst und nichtumgekehrt. Dafür gab es von An-

Osnabrücker Marketing- undTourismus-GmbH uns aus diesemGrund finanziell gefördert."

Wichtig ist dem Medienwissen-schaftler auch der wissenschaftlicheAspekt: "Das ganze Projekt ist nicht

Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

half nur ein Anruf beim Schleusen-Beamten, um sich zu erkundigen,wann denn wieder ein Schiff ein-läuft. Am Montag gegen 10 Uhr,lautete die Auskunft. Doch dannkam das Schiff bereits zwei Stunden

fang an eine eigene Musikredaktionim Team.

Geplant ist, die Filme zu einemWerk zusammen zu fassen. UndBecker denkt einige Filmmeter wei-ter: "Dann können wir sie alsWerbung für die Stadt, die Regionund nicht zuletzt für die Universitäteinsetzen. Immerhin hat die

freischwebend, sondern in dieAusbildung eingebunden. Eine derNeuerungen in unserem Medien-studiengang sind praktische Ausbil-dungsprojekte", so Becker.

Und die Geschichte mit dentanzenden Partygästen im kleinstendeutschen Studentenwohnheim?Auch dies war eine Filmidee. DerClou: Nach dem schnellen Tanz zulautloser Musik ging die Feier spon-tan in eine wirkliche Party über.Natürlich nicht stumm, sondern mitder passenden Geräuschkulisse.

wenn es um den Auf- und Abbauder Schienen, das Tragen des 50Kilo schweren Dollys, das Ab-sperren der Drehorte ging. "Wirhaben es nur geschafft durch unse-re tolle Zusammenarbeit am Set",ergänzt Katrin Hettlich.

Eine andere Zweiergruppehatte sich überlegt, am Hafen zudrehen. Nun ist Osnabrück wederHamburg noch Shanghai, auchkommt nicht jeden Tag ein Frachternach dem anderen an den Kai. Da

Luftige Höhe: Bei Wahl der vie-len Drehorte war Fantasie gefragt.

Wasser von oben und unten:Im Hafen sollte die Ankunft einesFrachters gefilmt werden.

Dolly-Verladen: Das ging nur zuviert. Fotos: privat

Von Dr. Hans-Claus Poeschel

Am 25. September 2002 ent-schlief friedlich Prof. em. Dr.Erwin Boehm im Alter von 89Jahren. Boehm war seit 1966 biszu seiner Emeritierung im Jahre1978 in Osnabrück Inhaber desLehrstuhls für Geographie undihre Didaktik zunächst an derPädagogischen Hochschule undab 1974 an der OsnabrückerUniversität. Wie viele Geogra-phielehrer mögen bei ihm stu-diert und ihre Examina abgelegthaben?

Boehm war ein hervorragen-der Hochschullehrer, dessen Ver-anstaltungen auch von „fachfrem-

den“ Studenten besucht wurden.Boehm war weit gereist und zähl-te zu den selten gewordenen Ge-lehrten, die über einen reichenWissensschatz verfügen. Oft ver-b l ü f f t e er Studierende und jüngereKollegen auf Exkursionen mit pro-funden Kenntnissen zur Geschichteoder Kunstgeschichte. Noch imhohen Alter war Boehm, der seit1978 in Freiburg lebte, an allenarchäologischen Grabungen in undum Osnabrück interessiert.

Die Älteren noch bekannteSchulbuchreihe „Länder und Völ-ker“ verdankt diesen Reihentiteldem Hochschullehrer, dessenHandschrift mehrere Bände präg-te. Als Dekan im späteren Fach-

bereich Kultur- und Geowissen-schaften operierte Boehm inder Umbruchphase mit großemGeschick. Die meisten Men-schen, die mit Boehm beruflichoder privat Kontakte pflegten,schätzten diesen heiteren, be-hutsamen und gütigen Menschensehr.

In memoriam:P ro f .e m .D r. Erwin Boehm

Prof. Erwin Boehm

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MiteinanderNeues Friedensjahrbuch

der Report nur in Ansätzen be-fasst, ist der Menschenhandel. Erist weltweit neben Drogen- undWaffenhandel eine der größtenVerdienstquellen der organisier-ten Kriminalität und nimmt in sei-ner Auswirkung auf die Migrationzu. Die Untersuchung und Be-kämpfung dieses Verbrechens istbesonders wichtig und herausfor-dernd für die Demokratie. Zu-künftige Aufgaben des Migrations-reports könnten dieses Themastärker berücksichtigen. Einedeutliche thematische Gliederungder einzelnen Aufsätze wäre auchin der nächsten Ausgabe des Mi-grationsreports hilfreich für dieOrientierung.

Der Migrationsreport 2002profitiert von der hohen wissen-schaftlichen Qualität der Autoren.Migrationsthemen werden aus vie-len unterschiedlichen Perspek-tiven aufgegriffen, untersucht undVerbesserungen vorgeschlagen.Dies lässt die Möglichkeit einerkritischen Perspektive zu, von derPolitik und Gesellschaft profitie-ren können. Die Textanmerkun-gen und Tabellen führen die Leserschnell zu weiteren Informations-quellen der Migrationsfragen. Derjetzt vorliegende Migrationsre-port 2002 ist wie auch bereits dievorausgegangenen Berichte vonhoher Qualität. Er bereichert dieForschung und kann als Standard-werk für die Migrationsforschungund -lehre dienen.

Die Autorin war Bundestagspräsi -dentin und Vorsitzende der Unab -hängigen Kommission Zuwanderung.

israelischen Konflikt, der afrikani-schen Armutsfalle und den Frie-densperspektiven nach dem 11.September bis hin zu Vorurteils-Analysen in punkto Migration oderHomo-Ehe. Nach den Terroran-schlägen der Al-Kaida gilt den Mög-lichkeiten und Chancen der Kon-fliktprävention die besondere Auf-merksamkeit der Autoren.

Unter ihnen befinden sichbekannte Namen wie Hans-Diet-rich Genscher, Uri Avnery oderFranz Vranitzky. Dieter Lutz, Vor-sitzender des Stiftungsrates derDeutschen Stiftung Friedensfor-schung, richtet einen Appell an diePolitik aller Länder, sich den langfri-stig drohenden Trends zum Un-frieden entgegenzustellen. Werwürde nicht in diesen Appell ein-stimmen? Gegenwärtig bewegt sichdie Weltgeschichte jedoch in dieentgegengesetzte Richtung. Ter-roristische Organisationen p r i v a t i-sieren die Gewalt und bedrohen dieSicherheit aller. Das setzt nicht nurgesunde Abwehrinstinkte frei. Esfördert auch die Kontroll- undÜberwachungssucht mancher Ob-r i g k e i t .

Die Vereinigten Staaten vonAmerika lösen sich zunehmend ausihren multilateralen Verflechtungenund Verpflichtungen. Sie handelndemgemäß lieber allein, als sich mitihren Bündnispartnern zu einigen.Die im vorliegenden Band nochausgedrückte Hoffnung, Washing-ton werde sich dem Internationa-len Strafgerichtshof nicht auf Dauerverweigern, hat sich inzwischenverflüchtigt. Die tonangebendenamerikanischen Rechtsintellektuel-len sehen ihr Land in der Rolleeines wohlwollenden Leviathan.

In einer solchen Lage kann dieFriedensforschung nur den Blickfür die zeitgenössischen Konflikteschärfen und an die letzten Maß-stäbe vernünftigen Handelns erin-nern. Dies tut sie in dem Buch"Recht, Gerechtigkeit und Frieden".Darüber hinaus bleibt ihr nurHoffen und Beten – wie dem Chef-unterhändler des Vatikans inMünster, Fabio Chigi, dem späterenPapst Alexander VII, der auf seinenGedenkstein die Worte meißelnließ: „In unseren Tagen wird auf-gehen die Gerechtigkeit und dieFülle des Friedens.“ Seitdem sinddreieinhalb Jahrhunderte vergan-gen. Wir werden uns wohl eben-falls noch gedulden müssen.

Der Autor war Herausgeber undChefredakteur der Wochenzeitschrift„Die Zeit“.

Von Rita Süssmuth

„Migrationsreport 2002“.Fakten - Analysen - Perspek-tiven. Für den Rat fürMigration herausgegeben vonKlaus J. Bade und RainerMünz. Campus-Verlag, Frank-furt a.M./New York 2002, 288Seiten.

Der soeben erschienene Mi-grationsreport 2002, herausgege-ben von Prof. Dr. Klaus J. Badeund Prof. Dr. Rainer Münz für denRat für Migration, leistet einenwichtigen Beitrag zur Öffentlich-keitsarbeit im Bereich der Mi-gration und trägt zur Aktua-lisierung des Forschungsstandes indiesem Bereich erheblich bei.

Der Öffentlichkeit vermitteltsich durch das Lesen des Reportsein schneller Überblick über dieaktuelle Gesetzgebung der Bun-desrepublik Deutschland, derEuropäischen Union und ausge-wählter Drittländer hinsichtlichwichtiger Themenfelder der Mi-gration.

Folgende ausgewählte Schwer-punkte im Bereich Migration wer-den ausführlich im Buch behan-delt: die Entwicklung der deut-schen und europäischen Einwan-derungspolitik, die Auswirkungender EU Ost-Erweiterungen auf dieMigration, das Szenario des extre-men Zuwanderungsdrucks und dieWahrscheinlichkeit dieses Szena-rios.

Darüber hinaus geht es denAutoren um die Praxis der Mi-gration von Hochqualifizierten inden Vereinigten Staaten, die Frageder illegalen Migration nachDeutschland sowie die humanitäreVerbesserung im Umgang mit ille-galer Migration.

Ebenfalls behandelt werdendie rechtlichen Fragen der Staats-angehörigkeitsreform in Deutsch-land und die Effekte der Re-formen, die Entwicklung von Ein-wanderungspolitik, Asyl- undFlüchtlingsrecht auf europäischerEbene sowie in der Bundesre-publik und die Position des EU-Kommissars für Innen- und Justiz-angelegenheiten, António Vitorinozur europäischen Migrations-politik.

Ein zunehmend wichtiges Mi-grationsthema, mit welchem sich

Von Theo Sommer

„Recht, Gerechtigkeit undFrieden“. Osnabrücker Jahr-buch Frieden und Wissen-schaft, Bd. 9, Universitätsver-lag Rasch, Osnabrück 2002,244 Seiten.

Der Frieden ist ein Fremdlingin unserer Welt. Allenthalben lo-dern die Kriegsflammen. Zumal indem Elendsgürtel auf der Südhälfteunseres Globus treiben Hass, Neidund Gier in Bürgerkriegen, Stam-meskonflikten und Religionsstreitig-keiten immer wieder zu gewaltsa-mer Entladung. Zugleich scheint dieKunst des Friedensschlusses, wiesie die Vertreter der europäischenMächte vor 355 Jahren in Münsterund Osnabrück exemplarisch vor-exerziert haben, mehr und mehrverloren zu gehen. Der Realismusgebietet die Einsicht, dass nach dem"schrecklichen 20. Jahrhundert"(Isaiah Berlin) auch das 21. Jahr-hundert der Welt nicht dengerechten Frieden bringen wird,nach dem die Menschheit hungert.

Was vermag die Wissenschaft,was vermögen Diskussionen an die-ser betrüblichen Aussicht zu än-dern? Das neunte "OsnabrückerJahrbuch Frieden und Wissen-schaft" weicht dieser Frage nichtaus. Es versammelt Analysen ausvielen Disziplinen. Das Spektrumder Themen reicht vom arabisch-

MigrationReport 2002 vorgelegt

Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Forschung - Lehre - Studium

Afrika ist ein Kontinent, der für beide der hier vorgestellten Büchersymbolhaft steht. Denn Krieg und Frieden als auch Migration sindThemen, die dort eine Rolle spielen. Foto: Hans-Joachim Wenzel

Impressum

Herausgeber:Der Präsident der Universität Osnabrück

Redaktion:Utz LederbogenOliver Schmidt

Redaktionsassistenz:Elena Scholz

Redaktionsanschrift:Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitNeuer Graben/Schloss, 49069 OsnabrückTel. (0541) 969-4516, Fax (0541) [email protected]

Titelseite/Bildbearbeitung:Bruno Rothe, Georgsmarienhütte

Druck: Druckerei Grote, Bad Iburg

Auflage: 5.000 Exemplare

Nächste Ausgabe: April 2003

Redaktionsschluss: 8. März 2003

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die

Meinung des Verfassers wieder, nicht unbedingt die

des Herausgebers oder die der Redaktion.

L e h re für L e h rende Didaktik-Kurse für den Mittelbau an der Universität

logie. Die nächste Seminarrundehat bereits begonnen. Aufgrundwachsender Anforderungen wer-den in Zukunft auch Workshopszu Wissenschaftsmanagement, Pro-jektplanung und Modularisierungvon Studiengängen stattfinden.

„Die Weiterbildungsangebo t esollen auch dazu genutzt werden,um grundsätzlich über zukünftigeKonzeption und den Stellenwertder Hochschuldidaktik an nieder-

Auf der Schulbank: Dr. Wolf-Dietrich Webler zeigt, wie Vorlesungenund Übungen an der Uni gelingen - zum Wohle der Studierenden. NeueLehrkräfte können sich auf die Wiederholung des erfolgreichenWorkshops "Motivierendes Lehren und Lernen" freuen, und auchFortgeschrittene werden neue interessante Angebote finden.

Foto: privat

(red.) Der Professor steht ander Tafel, spricht, erzählt,doziert, lehrt. Und seineZuhörer? Die dämmern da-hin, der Lehrende belehrt nursich selber. Früher waren sol-che Situationen in Hörsälenkeine Seltenheit. Seit demWintersemester 2000/ 2001gibt es eine universitätsweiteWeiterbildung in SachenHochschuldidaktik für dena k ademischen Mittelbau ander Universität Osnabrück.Ein Projekt, das von denLehrenden mit großem Elangetragen wird.

In den vergangenen Jahren istin Deutschland der politischeDruck auf Universitäten gewach-sen, sich um die Qualitäts-steigerung in der Lehre zu be-mühen. Mit den Werkstatt-seminaren "Motivierendes Lehrenund Lernen" sowie "Planung undDurchführung von Lehrveran-staltungen" startete nun das Pro-gramm. Die Veranstaltungsreihewar schneller ausgebucht, als wirgedacht hatten“, erklärt Dr. Dag-mar Freist. Sie organisiert zusam-men mit Johannes Jaenicke undDr. Manfred Rolfes die AG Hoch-schuldidaktik.

sächsischen Universitäten nachzu-denken“, so Dr. Freist. Dies istein Thema, dem sich mit der AGauch Vizepräsident Prof. Dr. PeterH e r t el angenommen hat. So wirdin Nordrhein-Westfalen die didak-tische Qualifizierung als Aufgabeder Hochschulen festgeschrieben.Das sollte als Ergänzung dergesetzlich vorgeschriebenen Lehr-evaluation auch in NiedersachsenSchule machen, meint Dr. Freist.

EingetroffenHans-Jürgen Ahrens (Hrsg.):Festschrift für Willi Erd-mann, Carl Heymanns Ver-lag 2002 - Der Band enthält 59Beiträge zum Urheberrecht, Ge-schmacksmusterrecht, Persön-lichkeitsrechte, Kennzeichen-rechte, sonstige gewerblicheSchutzrechte, Wettbewerbs-recht und Verfahrensrecht.

*Erwin Deutsch / Hans-JürgenAhrens: Deliktsrecht, 4.Aufl. 2002, Carl HeymannsVerlag – Behandelt wird dasRecht des Schadensersatzes auf-grund unerlaubter Handlungen.

*Hans-Jürgen Ahrens u. a.(Hrsg.): Karlsruher Schriftenzum Wettbewerbs- und Im-materialgüterrecht (KWI),Carl Heymanns Verlag 2002

- Die neue Schriftenreihe wirdgemeinsam mit Richtern des fürdie Materie fachlich zuständigen I.Zivilsenats des Bundesgerichts-hofes, darunter des in Osnabrücklehrenden Honorarprofessors undVors. Richters am BGH a. D. Dr.Erdmann, herausgegeben. ZumAuftakt im Jahre 2002 ist als Band1 die Osnabrücker Dissertationvon Frommeyer, „Rechtserhal-tende Benutzung bei abweichen-der Markenform“ erschienen.

*Rudolf Bentzinger, ChristinaMeckelnborg: Der gute Ger-hart Rudolf von Ems in eineranonymen Prosaauflösungund die lateinische und deut-sche Fassung der Gerold-Legende Albrechts vonBonstetten (Deutsche Texte

des Mittelalters, Band 81),B e r l in, Akademie-Verlag2001 - Der Band stellt zwei bis-lang unbekannte frühhumanisti-sche Texte aus dem Nachlassdes sächsischen Hofhistorio-graphen Georg Spalatin vor.

*Christina Meckelnborg,Bernd Schneider: Odyssea.Responsio Ulixis ad Pene-lopen. Die humanistischeOdyssea decurtata der Ber-liner Handschrift Diez. BSant. 41 (Beiträge zur Alter-tumskunde, Band 166),München, Saur Verlag 2002- Das Buch enthält eine Editionund Übersetzung einer lateini-schen Kurzfassung der Odyssee,die um 1460 in Italien entstand.Der Text wird durch einenKommentar erschlossen.

Mit Hilfe von Franz Wirtz ausdem Personaldezernat und derideellen sowie finanziellen Unter-stützung der Hochschulleitung,wurde das Seminarprogramm or-ganisiert.

Spannend gestaltete sich dieUmsetzung des Seminarpro-gramms. So standen am AnfangThemenwünsche wie moderneSeminararchitektur, Präsentations-formen, hochschulspezifische Lehr-und Lernsituationen auf derWunschliste der Teilnehmer. Aufdieser Basis wurden Angebotevon verschiedenen Weiterbil-dungsinstitutionen eingeholt. DieWahl fiel auf zwei Werkstatt-seminare des InterdisziplinärenZentrums für Hochschuldidaktik(IZHD) in Bielefeld. Mittlerweilehaben mehr als zehn zertifizierteWorkshops unter der Leitung vonDr. Wolf-Dietrich Webler, Di-rektor des IZHD, stattgefunden.

Insgesamt zeigten sich dieTeilnehmer durchaus zufrieden mitdieser Art der Weiterbildung. DieKriterien "gute Lehre", Partner-interviews mit der Videokamera,Lehrsimulationen unterfüttert mithochschuldidaktischen Methodenund Theorien standen im Vorder-grund. Darüber hinaus ging es umdie Grundlagen der Lernpsycho-

8Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

Leistungspunkte dokumentieren,wie viel Arbeit Studierende inihre Ausbildung investieren müs-sen. In ganz Europa verbindlichsollen 60 Leistungspunkte proJahr für den Arbeitsaufwand(Workload) vergeben werden.Der Workload wird in Z e i t-stunden gemessen. Er umfasstsowohl die Zeit der Anwesen-heit in der Veranstaltung alsauch die Zeiten für die Vor- undNachbereitung, für Studien-und Abschlussarbeiten, Prüfun-gen und das Selbststudium. Beieiner Festlegung auf 1500 Stun-den studentischer Arbeitsbe-lastung pro Jahr entspricht einLeistungspunkt 25-30 Arbeits-stunden. Module bestehen ausinhaltlich aufeinander bezoge-nen bzw. aufbauenden Veran-staltungen, die eine bestimmteKompetenz vermitteln. M o d u l esollen: ' grundsätzlich entsprechendihrem Workload in Leistungs-punkten ausgewiesen und miteiner Prüfung abgeschlossenwerden, auf deren Grundlagedie Leistungspunkte vergebenwerden,' in einem bis maximal zweiS e m e s t e r n absolvierbar seinund' mindestens zwei und maxi-mal bis zu fünf Veranstaltungen(entsprechend 4-10 SWS)umfassen.Nähere Erläuterungen findensich in der Broschüre: „Leis-tungspunktsystem und Modu-larisierung“ sowie im Internetwww.blk.uni-osnabrueck.de

W i s s e n s w e r t

Von Dr. Britta Scheidelerund Elmar Koetz

Die Studienreform nimmtkonkrete Züge an. Erschienendie Erklärungen von Bologna,Paris oder Prag anfangs nichtnur räumlich weit entfernt, sosind die angestrebten Refor-men wie Bachelor-Master,Leistungspunktsystem undModularisierung mittlerweileselbstverständlicher Gegen-stand von Fachkonferenzen.An diesem Reformprozessbeteiligt sich die UniversitätOsnabrück aktiv.

Das neue NiedersächsischeHochschulgesetz schreibt die Ein-führung eines Leistungspunkt-systems und studienbegleitenderPrüfungen vor. Bereits zuvor hatteder Senat der Universität dieseReform beschlossen. Seitdem be-teiligt sich die Hochschule an demModellprojekt der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanungund Forschungsförderung (BLK).Dabei geht es um die Einführungeines Leistungspunktsystems inallen Fachbereichen. Zu unsererArbeit als Projektkoordinatorengehört auch die Information überInhalte und Ziele der Reformen.

Ein Leistungspunkt wird fürden quantitativen Studienaufwand,das heißt für die geleistetenArbeitsstunden (Workload) ver-geben. Die einer Veranstaltungzugewiesenen Punkte erhalten dieStudierenden erst nach einerbestandenen studienbegleitenden

Prüfung oder Studienleistung. Er-reicht ein Studierender im Laufeseines Studiums eine nach derStudien- und Prüfungsordnungfestgelegte Summe von Leistungs-punkten, so hat er den Studienab-schluss erworben. Auch die Ab-schlussnote setzt sich aus den No-ten der einzelnen Prüfungsleistun-gen zusammen. Bislang hingen Er-werb und Note allein von nur we-nigen Abschlussprüfungen ab.

Im Leistungspunktsystem wirdsomit die konsequente Mitarbeitin jeder Veranstaltung honoriert,was die Motivation erhöht undzur Orientierung über das eigeneLeistungsniveau beiträgt. Gleich-zeitig macht die Berechnung nachLeistungspunkten die Arbeitsbe-

lastung der Studierenden transpa-renter und die Studierbarkeiteines Faches überprüfbar. Denndiese Arbeitsbelastung darf proJahr und Studiengang eine festge-legte Stundenzahl nicht über-schreiten.

Hinter der Modularisierungsteht die Überlegung, dass einStudium, das nicht aus einer Men-ge von Einzelveranstaltungen, son-dern aus Studienbausteinen be-steht, in seiner Struktur erkennba-rer, übersichtlicher und planbarerist. Dies ergänzt sich hervorragendmit dem Leistungspunktsystem.Denn so wie sich die Punkte zueinem Studienabschluss summie-ren, so summieren sich bei derModularisierung Teilkompetenzenzu einer Gesamtqualifikation.

Neben der Unterstützung undKoordination der Reformvor-haben einzelner Fächer gehört eszu unseren zentralen Aufgaben,Mindeststandards für ein Leis-tungspunktsystem und für die Ge-staltung von Modulen zu definie-ren. Grundlage für die For-mulierung solcher Standards istdabei die Regel, so wenig Stan-dardisierung wie nötig und so vielVielfalt wie möglich. Denn nur mitRücksicht auf die spezifischenBedürfnisse der Fächer kann dieStudienstrukturreform zu einemErfolg werden.

Die Autoren sind Mitarbeiter im De -zernat für Hochschulentwicklungs-und Strukturplanung der UniversitätOsnabrück.

9 Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Forschung - Lehre - Studium

Leistung auf den Punkt gebrachtUniversität beteiligt sich an Projekt zur Einführung von L e i s t u n g s p u n k t e n

Punkte, Module undder Workload

Punktgenau: Dr. Britta Scheideler und Elmar Koetz erarbeiten dasOsnabrücker Modell für die Leistungspunkt-Vergabe.

Foto: Elena Scholz

Das Collegium musicum spielte am 20. Oktober im Rahmen von „Pianissimo 4“ Konzerte für zwei Klaviereund Orchester. Die Veranstaltung, die hunderte von Besuchern anzog, wurde vom Fachgebiet Musik/Musikwis-senschaft und dem Konservatorium der Fachhochschule Osnabrück organisiert. Foto: Elena Scholz

Wie europäisch istdie Universität Osnabrück?

10Schwerpunkt Europa Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

(red.) Das Bild von Europa alsHaus mit vielen Zimmern ist hin-länglich bekannt. Angewendet aufdas vor kurzem an der UniversitätOsnabrück gegründete europa-wissenschaftliche Zentrum lässtsich dieses Bild nutzen. So findenunter dem Dachdes Zentrums vierInstitute zusammen:das neue EuropeanLegal Studies Insti-tute und ein Institutfür Europäische Stu-dien. Ebenfalls mitdabei ist das Institutfür Migrationsfor-schung und Inter-kulturelle Studiensowie das Institutfür Kulturgeschichteder Frühen Neuzeit. Alle vier Ein-richtungen ergänzen einander ini h r e n Forschungsansätzen. Siewerden im Zusammenwirken mitden Fachbereichen, denen siezugeordnet sind, auch in der aka-demischen Ausbildung neue Ak-zente setzen und Synergieeffektenutzen.

„Ein in Forschung, Beratungund Lehre profiliertes Zentrumfür Europawissenschaften erbringteinen deutlichen Mehrwert für die

Universität Osnabrück, für dieRegion und das Land Nieder-sachsen“, so der OsnabrückerSozialwissenschaftler Prof. Dr.Klaus Busch. Der SchwerpunktEuropa wird mit dem Zentrum inder Lehre und der Forschung der

Universität Osnabrück gefestigt,ausgebaut und auf eine dauerhafteGrundlage gestellt. Damit wird dieinternationale Ausrichtung derUniversität Osnabrück gefördertund deren Position im Wett-bewerb um Forschungsmittel undStudierende gestärkt.

Den Institutionen und Unter-nehmen der Stadt, des Land-kreises und der Region Osna-brück steht mit dem Zentrumeine Ressource zur Verfügung, die

sie mit fundiertem Struktur- undFunktionswissen bei der Bewälti-gung der europäischen Kompo-nente ihrer Aufgaben unterstüt-zen kann.

Das Land Niedersachsen erhältmit dem Zentrum eine bislang nicht

vorhandene Einrichtung, die Politik,Wirtschaft, Kultur und Gesellschaftbefähigt, die komplexen Herausfor-derungen des europäischen Integra-tionsprozesses besser zu bewälti-gen und die Stellung Nieder-sachsens im zunehmenden Wett-bewerb der Regionen in der (er-weiterten) Europäischen Union zubehaupten und zu verbessern.

Mit der interdisziplinärenForschung, Ausbildung und Be-ratung über die politischen, recht-

Die Europaforschung unter einem DachNeugegründetes Zentrum an der Universität Osnabrück bündelt verschiedene Forschungsschwerpunkte

Europa wächst zusammen. Doch wird die-sem Prozess an der Universität Osna-brück auch Rechnung getragen? Oder ver-kommt das Wort von der europäischenIntegration zum Schlagwort, das sichjeder gerne an die Fahnen heftet? DerThemenschwerpunkt Europa will Antwor-ten auf diese Fragen finden.

„Ich sehe eine der wichtigsten Aufgaben desneuen Zentrums für Europawissenschaften an derUniversität Osnabrück darin, junge Menschen soauszubilden, dass sie in der Lage sind, dieErgebnisse aus dieser und eventuellen weiterenKonventen und Konferenzen umzusetzen, weiter-zuentwickeln und wissenschaftliche Beiträge zurGestaltung der Europäischen Union zu liefern, diein die praktische politische Arbeit einfließen undsie konstruktiv beeinflussen können.“Wolfgang Senff, Niedersächsischer Minister fürBundes- und Europaangelegenheiten

Europa ist ein wirtschaftlicherRiese, aber ein politischerZwerg, so sagen viele. Und wasden ersten Teil der Aussagebetrifft, so sprechen die Zahlenfür sich: Sechs Mitgliedstaatenwaren es 1952, fünfzehn seit1995. Heute reicht die Euro-päische Union vom Polarkreisbis Portugal, von Irland bisKreta. Mehr als 370 MillionenBürger zusammengefasst unterdem Dach des leistungsstärk-sten Wirtschaftsraumes der Er-de. Was indes noch fehlt, sindüberzeugende Ansätze zu einergemeinsamen Außen- und Si-cherheitspolitik. Sie zu verwirk-lichen, wird die Aufgabe für dienächsten Jahre darstellen.

W i s s e n s w e r t

Die EU: Von Portugalbis zum Polarkreis

lichen, ökonomischen, sozialenund kulturellen Aspekte deseuropäischen Integrationspro-zesses hebt sich das Zentrum vonvergleichbaren Einrichtungen inDeutschland deutlich ab.

11

§§„Ein ge s a m t e u ropäisches Rechtsbewusstsein schaffe n “Im neuen European Legal Studies Institute wird weit in die Zunkunft gedacht - und daran mitgew i r k t

Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Schwerpunkt Europa

Von Christian von Bar

Das Zusammen-wachsen Europasstellt die Rechts-ordnungen seinerM i t g l i e d s t a a t e nvor ganz neueH e r a u s f o r d e r u n-gen. Die Fragennach der Heraus-

bildung eines gesamteu r o p ä i s c h e nRechtsbewussteins sowie nach derAngleichung verschiedener natio-nalstaatlicher Normen- und Wert-systeme werden dringlich. Daskurz vor seiner Gründung stehen-de European Legal Studies Instituteder Juristischen Fakultät derUniversität Osnabrück wird sichder zu ihrer Lösung notwendigenrechtswissenschaftlichen Grund-lagenforschung widmen.

Um ihr eine zureichende orga-nisatorische Basis zu geben, wirdes zwei bereits bestehende Ein-richtungen zusammenführen undweiter ausbauen. Durch Zusam-menlegung des Instituts für Inter-nationales Privatrecht und Rechts-vergleichung und des Instituts fürEuroparecht sollen Synergieeffek-te ermöglicht werden.

Das neue Institut wird in meh-rere Abteilungen gegliedert sein:in eine Abteilung für EuropäischesPrivat- und Wirtschaftsrecht, einefür Internationales Privatrecht undallgemeine Rechtsvergleichung,eine für Europäisches Verwaltungs-recht und eine Abteilung für Euro-päisches Verfassungsrecht. Es wird

im Bereich der europäischen Ent-wicklungen zudem eng mit demInstitut für Finanz- und Steuer-recht der Fakultät kooperieren.

Die Professuren werden sich inintensiver gegenseitiger Ab-stimmung und unter Rückgriff aufein entweder bereits bestehendesoder von ihnen zu schaffendesNetz europäischer Kooperations-partner je einem größeren Rechts-g e b i et zuwenden und bestrebtsein, eine in die Zukunft weisende"Schule" zu gründen. Es geht nichtdarum, sich in herkömmlicherD e n k w e i s emit demStandbein aufdie eigeneR e c h t s o r d-nung zu stel-len und nurdas Spielbeinin den ande-ren zu haben,sondern da-rum, jeweilsvon vornher-ein eine inte-grierte – sichnicht in Länderberichten erschöp-fende – gesamteuropäische Ar-b e i t s weise zu pflegen.

Die Europäische Union wirdals ein einziger Rechtsraum ver-standen, in dem mit natürlicherMeinungsvielfalt nicht andersumzugehen ist als in einer jedennationalen Rechtsordnung auch.Zu den wesentlichen Zielen desInstituts gehört deshalb neben derArbeit an gesamteuropäisch ange-

werden, deren Anschlussfinan-zierung nach Ablauf von sechsJahren vom Fachbereich Rechts-wissenschaften der UniversitätOsnabrück sichergestellt wird.Darüber hinaus werden demInstitut zwei bereits vorhandeneC4-Stellen (für InternationalesPrivatrecht und Rechtsver-gleichung sowie für Europarecht)zugeordnet.

Der VolkswagenStiftung liegtbereits ein erster Antrag auf Ein-richtung einer Nachwuchsfor-schergruppe vor. Zwei weitere

Anträge sollenin den Jahren2003 sowie2 0 0 4 noch ge-stellt werde n .Im Falle positi-ver Begut-achtung wer-den die ent-s p r e c h e n d e nJ u n i o r p r o f e s-suren dem Ins-titut zugeord-net, höchstensa l l e r d i n g s

erneut für sechs Jahre. DasEuropean Legal Studies Institutewird sich im Rahmen einer fle-xiblen Kooperation mit demInstitut für Europäische Studienauch an der Ausbildung vonStudierenden anderer Fächerbeteiligen.

Der Autor ist Direktor des Institutsfür Internationales Privatrecht undRechtsvergleichung.

legten Lehr- und Handbüchernauch die Mitwirkung an der prinzi-pienförmigen Verdichtung gemein-samer europäischer Rechtsüber-zeugungen. Solchen "Restate-ments" wächst für den weitereneuropäischen Einigungsprozesseine schon heute erkennbare stra-tegische Bedeutung zu, und zwarsowohl für den Rechtsunterrichtals auch für die Rechtsprechungund die Rechtspolitik.

Dieser Ansatz vermag einergesamteuropäisch gepflegtenRechtswissenschaft den Grund zu

legen und Referenzwerke für rich-terliche und legislatorische Kon-vergenzschritte zu schaffen. Zuden Entwicklungsperspektiven desEuropean Legal Studies Institutekönnte die Begleitung der Ent-wicklung einer neuen juristischenInfrastruktur auf Gemeinschafts-ebene gehören.

Dem Institut sollen über denbisherigen Bestand hinaus zweineue C4-Professuren zugeordnet

„Das Privatrecht zu vereinheitlichen, ist eingroßer Schritt in Richtung europäischeIntegration“, meint Matthias Hünert zu sei-ner wissenschaftlichen Arbeit. Er arbeitet alsWissenschaftlicher Assistent an seiner Ha-bilitationsschrift im Bereich des europäi-schen Privatrechts an der Universität Os-nabrück. Zusätzlich ist er Mitarbeiter in der„Study Group on a European Civil Code“.Deren Ziel ist es, ein europäisches Zivil-gesetzbuch zu erarbeiten.

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12Schwerpunkt Europa Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

E u ro p a i n s t i t u t : Kein Elfenbeinturm der Wissenschaft Im neuen Institut für Europäische Studien (InES) soll praxisnah geforscht, gelehrt und beraten werden

Von Klaus Busch

Der europäischeI n t e g r a t i o n s p r o-zess befindet sichzu Beginn des drit-ten Jahrtausendserneut an einemScheideweg. Weit-gehend verwirk-licht ist in der

Gestalt von Binnenmarkt undWirtschafts- und Währungsunion,die ökonomische Integration.Doch trotz einer Stärkung derZusammenarbeit in der gemeinsa-men Außen- und Sicherheitspolitik,sowie der Verbesserung der Ko-operation im Bereich Inneres und

Justiz und der Erweiterung derUnion um zehn neue Staaten ab2004 steht eine Reform der ge-samten Unionsstruktur weiterhina u s .

Einen wichtigen Schritt indiese Richtung versucht momen-tan der Konvent der EuropäischenUnion zu gehen, der die Aufgabehat, für die Union einen großenVerfassungsentwurf zu erarbeiten.Hier geht es zum einen um eineNeuordnung der Kompetenzenim europäischen Mehrebenen-system, zum anderen um eineReform des institutionellen Ge-füges der EU.

An der Universität Osnabrückwird dieser Prozess der europäi-schen Integration in Lehre undAusbildung seit 1993 durch denStudiengang "Europäische Studien"begleitet, der 1999 auf eine Ba-chelor-/Masterstruktur umgestelltworden ist und seit dem Jahre2001 auch als Intensivstudiengangangeboten wird.

Für die Absolventen der Euro-päischen Studien hat die Univer-sität Osnabrück darüber hinaus

1997 mit Unterstützung derDeutschen Forschungsgemein-schaft und derHans BöcklerStiftung zwei Gra-duiertenkollegseingerichtet, indenen mehr alszwanzig St i p e n d i-en für Promotio-nen zu Themendes europäischenI n t e g r a t i o n s p r o-zesses zur Ver-fügung stehen. DieStudierenden wer-den in den interdis-ziplinären Kollegs von Lehrendender Fachbereiche 1, 2, 3, 7 und 9

betreut. Nach der erfolgreichenEvaluation befinden sich beideKollegs momentan in ihrer erstenVerlängerungsphase.

Der Studiengang EuropäischeStudien und die beiden Europa-Graduiertenkollegs sollen durchdas im Sommer dieses Jahres insLeben gerufene Institut für Euro-

über die komplexen Prozesse dereuropäischen Integration für politi-

sche, ökonomische,soziale und kul-turelle Entschei-dungsträger in Nie-dersachsen, Deut-schland und Europa.

Nach Abschlussder Aufbauphasesoll das InES auchAufgaben in derLehre übernehmen.Gedacht ist an einenzweijährigen Aufbau-studiengang (Masterof Arts) sowie e i n e n

einjährigen W e i t e r b i l d u n g s s t u-diengang (Europa-Zertifikat), derenLehre überwiegend virtuell ange-boten werden soll.

Im InES kooperieren bislangzwölf Hochschullehrerinnen undHochschullehrer der Disziplin e nPolitikwissenschaft, Ökonomie,Geographie, Romanistik und Ger-manistik. Das Institut wird in derAnfangsphase fünf wissenschaftli-che und drei weitere Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter fürdie Bereiche Geschäftsführung,Sekretariat sowie Publikationen/Bibliothek beschäftigen. Im Vor-stand des Instituts arbeiten in derersten zweijährigen Periode Prof.Wolfgang Asholt, Prof. KlausBusch, Prof. Giacomo Corneo,Dr. Patricia Bauer und ClaudiaAnschütz.

Der Autor ist Direktor des Institutsfür Europäische Studien.

päische Studien, kurz InES ge-nannt, ihre organische Ergänzung

und Krönung finden. Das InESwird vor allem Aufgaben in derForschung und in der Politik-beratung übernehmen.

Die Forschung konzentriertsich auf Themen, welche die obenbeschriebene NeustrukturierungEuropas und deren Auswirkungenauf die Bundesrepublik sowie spe-ziell Niedersachsen betreffen. DieForschungsprojekte des Institutssind in den Abteilungen Politik,Soziales, Kultur und Wirtschaftangesiedelt. Die interdisziplinäreForschungsarbeit verfolgt auchdas Ziel, zu einer qualitativenWeiterentwicklung der bislangüberwiegend disziplinär abge-schotteten Integrationstheorienbeizutragen.

Über rein wissenschaftlicheProblemstellungen hinaus, soll dasInES zugleich der praktischen Poli-tikberatung dienen. Was dieseAufgabe betrifft, arbeitet das Insti-tut an der Vermittlung von Wissen

Sie kommen aus der ganzen Welt - um in Osnabrück zu lernenE i n i ge Zahlen zu ausländischen Studierenden an der Uni - Osteuropa Spitze n re i t e r

(red.) Die Universität Osna-brück erfreut sich bei Stu-dierenden aus fremden Länderngroßer Beliebtheit. So konntevor kurzem die 1000. auslän-dische Studierende begrüßtwerden.An erster Stelle steht der Statis-tik zufolge (Stand: 15. No-vember 2002) China. Mehr als200 Studierende stammen ausdem Reich der Mitte. DieRussische Föderation steht anzweiter Stelle. 89 Studierende

kamen von dort nach Osnabrück.Doch was ist mit den europäi-schen Kernländern, wie Frank-reich oder die Niederlande?Lediglich 26 Franzosen sowie 16Niederländer haben den Weg andie Hase gefunden. Aus Dänemarksind es bislang nur vier Studentenund Studentinnen.Spanien ist mit 25 Studierendenvertreten, Italien immerhin mit 21jungen Männern und Frauen, diean der Universität Osnabrück ihreakademische Ausbildung erhalten.

Mehr als 63 Studierende kom-men aus Polen, 27 aus Ru-mänien.Insgesamt lässt sich sagen, dassdie Osnabrücker Hochschulebesonders bei jungen Stu-dierenden aus osteuropäischenStaaten beliebt ist.Aus West- und Südeuropa, wieFrankreich, Spanien, Italien, Por-tugal oder den Niederlandenkommen bisher vergleichsweisewenig Studierende nach Osna-brück.

Für Europa hat sich Anne Faberschon in ihrer Schulzeit interessiert.Da war es eigentlich selbstverständ-lich, später den Studiengang Euro-pean Studies zu belegen. Nun sitzt siean ihrer Doktorarbeit zum ThemaIntegrationstheorien. Forschung undLehre oder Politikberatung lautenihre Berufsziele. „Das muss nichtunbedingt in Deutschland sein, aberirgendwo in Europa.“

Carolin Jenkner hat vor kurzem einender begehrten Studienplätze Euro-päische Studien bekommen. Ihr ersterEindruck: „Sehr vielfältig, vor allem auchdas Nebenfach Jura.“ Auch wenn sie sel-ber zugibt, über europäische Geschichtenoch nicht allzu viel zu wissen: Durchdiese vielfältige Ausbildung sieht sie sichfür ihr späteres Berufsleben bestensgerüstet.

13

klärers Salomon Gessner zur fran-zösischen Encyclopédie. Vom 6.bis 8. Februar 2003 wird dasKolleg eine Tagung über "Gren-zen. Kulturelle Differenzen unddie politisch-soziale Integration inEuropa" veranstalten. Wissen-schaftler aus dem Fachbereichsind im Institut für europäischeStudien vertreten, und der gleich-namige BA/MA-Studiengang bietetunter anderem die Möglichkeit,die komplexe Realität Europas ineinem Hauptfach Kulturwissen-schaften zu studieren – zumBeispiel sich unter dem strengenTitel "Das Spanienbild im europäi-schen Imaginarium des 19. Jahr-hunderts" mit Don Juan und

Carmen genauer zu beschäftigen.Darüber hinaus existiert ein vonder VolkswagenStiftung geförder-tes Forschungsprojekt, das dieBerichte über Reisen zwischenden europäischen MetropolenBerlin, Paris und Moskau in derZwischenkriegszeit analysierenwird; Nachwuchswissenschaftlerdafür werden gerade gesucht.

Sprache, Literatur, Bildungund Europa: Ein Thema, das ander Universität Osnabrück einegroße Rolle spielt. Das zeigt sichnicht zuletzt an den Veröffent-lichungen, die sich mit dem Themades Kulturaustausches beschäfti-gen. Ein Umstand, der sicherlichauch Goethe gefallen hätte.

Schwerpunkt EuropaZeitung Universität Osnabrück 2002/2

Universität mit Profil: Forschen und Lehren im europäischen Kontext

(red.) Schon DichterfürstGoethe wusste die Literaturferner Gegenden zu schätzen.Wenn Europa wirklich zusam-menwachsen soll, spielt dieKultur dabei eine maßgeblicheRolle. Nicht allein deshalb be-schäftigt sich der Fachbere i c hSprach- und Literaturwissen-schaft mit europäischerDichtung.

Der Fachbereich es in fastallem, was er tut, mit Europa zutun – sogar, wenn ein Seminar sichmit "Pacific Writing in English"beschäftigt, mischen die ehemali-gen Weltherrscher mit. Wenn esum Terenzens Komödie Eunuchusgeht oder Goethes Urfaust undFaust im europäischen Kontextbehandelt werden, schon allemal.

Über diese Allgegenwart hin-aus gibt es aber selbstverständlichauch spezifischere Formen desForschens und Lehrens über dieeuropäische Kultur. Das Gra-duiertenkolleg "Europäische Inte-gration und gesellschaftlicherStrukturwandel" ist ein Beispiel indem eine Arbeit über Intellek-tuelle und Massenkultur im heuti-gen Italien ebenso ihren Platz hatwie die Darstellung der Beziehun-gen des schweizerischen Auf-

Schon Goethe liebte f e rne DichtungDer Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft schaut über den T e l l e r r a n d

Kurz und knapp

Forschung im europäischenKontext findet sich an derOsnabrücker Universität über-all. So bietet der VolkswirtProf. Dr. Ralf Pauly r e g e l-mäßig eine Veranstaltung zumThema Wirtschaftsstruktureneuropäischer Staaten an.

EuropäischeKooperationen

Auch der Fachbereich Kultur-und Erziehungswissenschaftenist am Europa-Thema interes-siert. Prof. Dr. Carol Hage-m a n n - W h i t e: „Die Osna-brücker Frauenforschung stehtseit vielen Jahren in europa-weiter Kooperation, insbeson-dere für eine Verbesserungder Gesundheitsversorgungund einen Abbau von Gewaltim Geschlechterverhältnis.“Hagemann-White ist Mitgliedfür eine Expertinnengruppe zudiesem Thema, die der Euro-parat in diesem Herbst einge-setzt hat.Zwei neue europäischeS t u d i e n g ä n g e der Pädagogiksind in Vorbereitung: ein Euro-pean Master-Programm " B i l-dungsmanagement und Schule n t-wicklung" in Kooperation mitHochschulen in zur Zeit sechsLändern, und ein internationa-ler Studiengang für „Islami-schen Religionsunterricht“ inKooperation mit mehrerentürkischen Hochschulen. BeideStudiengänge werden das eu-ropäische Profil der Universitätstärken.

Prof. Hagemann-White

Wiebke Röben de Alencar Xavier hatgerade vor wenigen Wochen ihreDoktorarbeit über Salomon Gessnerabgegeben. Was interessiert sie anEuropa? „Der Austausch zwischen denverschiedenen Kulturen. Und An-näherungs- und Abgrenzungsprozesse,die über die Wahrnehmung vonLiteratur und Sprachen stattfinden,kurzum: das Verstehen und die Ak-zeptanz des kulturell Anderen.“

14Forschung vor Ort Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

(red.) Der Geruch nach frischemWaldboden liegt hier in der Luft.So, als hätte gerade eben jemandzum Spaten gegriffen und dasHerbstlaub aufgewühlt. Es riechtein wenig süßlich, ein wenig faulig,aber eindeutig nach Wald. Indeszeigt sich rasch, dass auf solchemBoden nichts Organisches eineChance hätte. Denn es ist Lino-leum: gräulich schimmernd, einwenig matt. Wald ist nur in derFerne zu erspähen, beim Blick genWesten aus dem Fenster im zwei-ten Stock des Biologie Gebäudesauf dem Westerberg.

Vor diesen Fenstern sitzt amMontagmittag, gegen 14 Uhr, dieProfessorin Dr. Hildgund Schrempfmit den Wissenschaftlern der vonihr etablierten Abteilung "Ange-wandte Genetik der Mikroorganis-men (AGM). "Eine Besprechung,wie sie oft stattfindet. Gesprochenwird über das, was alle in derForschergruppe verbindet, dieStreptomyceten. Sie sind es, dieden Laubgeruch verbreiten, dennzu Millionen versprühen sie Geos-min, einen Geruchsstoff, der dieIllusion eines mit Herbstlaub besä-tem Waldboden aufkommen lässt.In solchem Boden sind Strepto-myceten natürlicherweise ingroßen Zahlen vorhanden; hierkönnen sie H e r b s t l a ub als Nah-rung nutzen und sind deshalb fürdie Humusbildung unentbehrlich.

„Streptomyceten sind wahreAlleskönner", erklärt Schrempf ge-r a d e.

Bei der alltäglichen Be-sprechung sind einige von den 20Nachwuchsforschern vertreten,die über diese Alleskönner arbei-ten – jeder indes auf einemeigenen Gebiet. Die Bio-logie-Professorin er-klärt: "Streptomy-ceten produzierenbeispielsweiseAntibiotika undCytostatika, bau-en viele Biopoly-mere mit einemgroßen Spektrumvon Enzymen abund synthetisierenauch Wuchsstoffe fürPflanzen. Somit sind siefür die Medizin ebenso wich-tig wie in der Biotechnologie oderfür die Landwirtschaft."

Eine halbe Stunde dauert dieLagebesprechung. Wer zum er-sten Mal teilnimmt, glaubt ver-sehentlich in ein Kennenlern-treffen für internationale Studier-ende beim Akademischen Aus-landsamt geraten zu sein. Da sitztDr. Dario Ortiz de Orué Lucana,der in der berühmten Inka-StadtCusco in den Anden aufgewach-sen ist. Neben ihm Dr. AkihiroSaito. Sein Deutsch ist noch aus-baufähig: er kommt aus Tokyo.Weniger weit entfernt liegt dieHeimat von Krysztof Siemienie-wicz. Er stammt aus dem OstenPolens und arbeitet hier unter den

Fittichen von Prof. Schrempf anseiner Promotion wie auch seineLabornachbarn Mayur KumarKajla aus New Delhi und GoranBiukovic aus Zagreb. Zhi Chen ist

erst vor kurzer Zeit aus Pekinggekommen. Gesprochen wirdEnglisch oder Deutsch, die Idiomevermischen sich mitunter: wahr-haft eine weltumspannende Scien-tific Community.

Nach den letzten Worten istrascher Aufbruch. Jeder geht wie-der in sein Labor, immer sechs bissieben forschen dort. Der Raumist geteilt durch zusätzliche Ar-beitsflächen. Darüber auf Regalenstehen Flaschen mit wässrigenLösungen.

Es geht den jungen Wissen-schaftlern um Grundlagenfor-schung zum Verständnis der Leis-

tungen der "cleveren" Streptomy-ceten, mit Hilfe von Methoden derGenetik, Molekulargenetik, derPhysiologie, der Biochemie, undM i k r o s k o p i e . Aber woran forschensie genau?

Goran Biukovic steht imweißen Kittel, der hier getra-

gen werden muss, voreinem "Shaker", auf

dem ein Quadrat mit20 kleinen Glas-röhrchen durchge-schüttelt wird. Eruntersucht dieenzymatische Mo-difikation eines

Antibiotikumsdurch einen Strep-

tomyceten-Stamm.Um es besser erklären

zu können, führt er zueiner Karte auf dem Flur und

erklärt den Kreislauf: "Isolierungeines Streptomyceten-Stammesund Studien bis zu einem einsatz-fähigen Antibiotikum".

Wieder zurück am Arbeits-platz klingelt wenige Sekundenspäter ein Wecker, das letzteRöhrchen ist genügend durchge-schüttelt und wird jetzt für die Ex-traktion eines Antibiotikums vor-bereitet. Der Doktorand unter-bricht seine Erklärungen. ZehnStunden steht er hier oft an einemTag. Routine? Nein, die gibt esnicht, und sein Kollege Dr. Saitoergänzt: "Hier kann jeder Morgenneue spannende Erkenntnissebringen".

Publikationen in internationa-len wissenschaftlichen Zeit-schriften und Büchern sind dieentscheidende Grundlage, umForschungsanträge (Sach- undPersonalmittel) zu beantragen,erklärt Prof. Schrempf. Geför-dert werden die Projekte derAbteilung an der UniversitätOsnabrück durch die DeutscheForschungsgemeinschaft (Einzel-anträge, Sonderforschungsbe-reich, Graduiertenkolleg), dasM W K / N i e d e r s a c h s e n, denDAAD, die EU, sowie dieAlexander von Humboldt Stif-tung.

W i s s e n s w e r t

Wer bezahlt die Arbeitmit den Bakterien?

Winzigen Streptomyceten auf der SpurBakterien-Forschung an der Universität - Internationale Biologengemeinschaft arbeitet am Westerberg

Forschen gemeinsam: Dr. Dario Ortiz de Orué Lucana, Nadia Thurow und Dr. Akihiro Saito (v.l.)Fotos: Elena Scholz

15 Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Forschung vor Ort

Ein von Streptomyceten favo-risierter Aufenthaltsort ist auchder Kompost. Von dort holt siedie Biologisch-Technische As-sistentin Dagmar Müller. Oder siebringt aus dem Urlaub etwas mit.

Organismen wie Krabben, Krill,Pilze kontinuierlich nachsyntheti-siert wird. Die Abbauprozessevon Chitin und dem DerivatChitosan durch Streptomycetenspielen unter anderem für den

„Dieser Prozess ist von ökologi-scher Relevanz, zum Beispiel beimAbbau von Herbstlaub oderPflanzenresten in Kompost sowieder schonenden Biotechnologie“,erläutert Schrempf.

Ein weiteres neu identifizier-tes Sensorsystem zeigt Strepto-myceten an, ob sie in Gegenwartvon genügend Sauerstoff wachsen.Die molekularen Grundlagen derRegulation dieses Systems werdenvon Dr. Dario Ortiz de OruéLucana zusammen mit Tanja Schaaund Siggi Groß-Hardt erarbeitet.

Es gibt eine Vielzahl vonStreptomyceten-Stämmen mit un-terschiedlichen Fähigkeiten. ZumWachsen liegen sie in einer be-gehbaren Kammer auf Regalen inkleinen verschlossenen Plastik-schalen. Hier drin ist der Geruchdurchdringend. Manche der Kul-turen befinden sich in einer Nähr-lösung in bauchigen Glaskolben,die vor dem Füllen von AngelikaKroll mit großer Sorgfalt durchAutoklavieren keimfrei gemachtwerden. Einige gelangen später aufden Tisch von Nadia Thurow,einer Diplomandin, die erst vorkurzem in die Forschergruppe auf-

genommen wurde. Sie arbeitetzusammen mit Jens Overbeck undJürgen Pick an einem von derGruppe erstmals entdeckten klei-nen Kaliumkanal-Protein. Diesesdient inzwischen als wichtigesModell für Ionenkanäle, derenFunktion bei verschiedenen Or-ganismen sowie auch des Men-schen wichtig sind.

Über dem Arbeitsplatz derDiplomandin sind Regale umRegale mit verschieden großenFlaschen gefüllt. Darunter ein mitTesafilm geklebter Zettel, der infreundlichen, aber bestimmtenSätzen darauf hinweist, dass jeder,der sich hier bedient, auch fürNachschub zu sorgen habe.Dankeschön.

Wird die zierliche Wissen-schaftlerin nach ihren Zukunfts-plänen gefragt, braucht sie nicht zuüberlegen: "Ich kann mir vorstellen,in die Forschung zu gehen."

Geforscht wird überall in denLaboren der Gruppe; Forschung,die sich in Fachartikeln, Diplom-arbeiten und Dissertationen nie-derschlägt. Und der Geosminge-ruch lässt Uneingeweihte anWaldboden im Herbst denken ....

"Strand Juist," steht auf demDeckel der kleinen flachen Plastik-schalen mit Sand, in dem ebenfallsStreptomyceten zu finden sind."Das sollte man gar nicht glauben,wo die überall wuchern", stauntMüller. Ein gutes Dutzend von denSchalen steht auf dem Tisch, jedewurde zuvor mit einer keimfreienAgar-haltigen Suspension zumBeispiel einem Extrakt aus Hefeoder verschiedenen zuckerhalti-gen Lösungen gefüllt.

Reihen mit Glasflaschen,Pipetten in allen möglichen Längenund Größen, elektrische Geräteund Computer: Für Außenste-hende gleicht hier ein Arbeitsplatzdem anderen. Doch das scheintnur so. Akihiro, Krysztof, Mayurund Zhi ergründen, wie Strepto-myceten Chitin mit Hilfe verschie-dener Proteine erkennen, abbau-en und als Nahrung nutzen kön-nen. Chitin ist das zweithäufigsteBiopolymer, das in riesigen Men-gen in der Natur durch bestimmte

Abbau pathogener Organismeneine Rolle. Und Chitinfibrillen undChitosan sind auch wichtigeWerkstoffe, die als erneuerbaresBiomaterial in der Medizin und inder Technologie Anwendung fin-den. Deshalb wird in der AGM dieMembran-abhängige Biosynthesevon Chitin und Chitosan analy-siert.

Wenige Meter weiter stehtDr. Stefan Walter. Er untersuchtzusammen mit Christine Lutter-mann, Thorsten Hövel und SilkeWalter, wie Streptomyceten"merken", wenn sie mit Cellulose(z.B. aus Pflanzen) Kontakt haben.Dabei fanden die Nachwuchs-wissenschaftler ein raffiniertesSensorsystem auf der Oberflächeder Bakterien, das diesen das Vor-handensein von Cellulose, demhäufigsten Biopolymer, anzeigt. InFolge reagieren die Bakterien mitdem Ausschleusen von Enzymen(Biokatalysatoren), die Cellulosein kleine Bestandteile zerlegen.

Aus Zagreb nach Osnabrück: Goran Biukovic

Scientific Community: Prof. Schrempf (ganz links) im Kreis ihrerMitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

16Forschung - Lehre - Studium Zeitung Universität Osnabrück 2000/2

Kurz und knapp

(red.) In einem Hörsaal do-ziert der Professor. Plötzlichstockt er, eine Studentin fragtnach. Doch zuvor muss sieeine Fernbedienung benutzen,um sich per Kamera ins Bildzu bringen und sich viaMikrofon Gehör zu verschaf-fen. Denn der Professor istnicht in Osnabrück, sondernlehrt an der Universität Ol-denburg. Via Bildschirm sindbeide verbunden. Ein Modell-projekt des Zentrums zur U n-terstützung virtueller Lehrean der Universität Osnabrück(VirtUOS). Über 400.000 Eurovom Land jährlich stehendafür bereit.

Seit Anfang des Semestersläuft das Gemeinschaftsprojektepolos der Universitäten Osna-brück und Oldenburg, erklärt derVirtUOS-Geschäftsführer Dr. An-dreas Knaden. Die Übertragung derVorlesung aus Oldenburg nachOsnabrück in diesem Semester istdabei nur eine der Aktivitäten.Neu an solchen Experimenten istdie gegenseitige Kommunikations-möglichkeit.

Der Professor als kleine Figurauf einem Fernsehbildschirm, weilein Hörsaal die Studierenden nichtfassen kann: So etwas gibt esbereits seit den siebziger Jahren,doch Virtuelle Lehre geht weitdarüber hinaus. Denn nun sind esgroße Leinwände statt kleinerMonitore, nun folgt ein Kame-ramann oder eine automatischeKameraführung jeder Bewegungdes Lehrenden, vermittelt so einlebendiges Bild.

Es sind noch mehr Projekte,die bei VirtUOS zur Zeit realisiertwerden. So ist mit dem Rechen-zentrum der Universität Osna-brück und den OldenburgerPartnern bereits eine Lehr-Lernplattform in Betrieb genom-men worden. Sie ermöglicht es,einem durch Passwort begrenzba-ren Kreis von Studierenden Lehr-materialien zur Verfügung zu stel-len. Ein besonderer Schwerpunktder VirtUOS Aktivitäten wird dar-auf gerichtet sein, möglichst vielenLehrenden Werkzeuge an dieHand zu geben, um webbasiertesLehrmaterial zu erstellen und des-sen Qualität durch prozessbeglei-tende Evaluation zu sichern.

Die Plattform kann noch mehr:Automatisch werden Mailinglistenerstellt, die ohne weiteren A u f-wand die Ansprache des Teil-nehmerkreises via e-mail ermögli-chen. Ebenfalls automatisch wer-den bei Bedarf Speicherbereichefür Nutzerdaten, Chaträume undDiskussionsforen bereitgestellt.Auch eine personenübergreifendeTerminkalenderfunktion ist ver-fügbar. „Einzeln sind alle dieseWerkzeuge auch anderweitig ver-fügbar, die Plattform vereinfachtjedoch die Organisation aller Toolserheblich", erklärt Knaden.

Bereits jetzt ist es möglich, diePrüfungsaufgaben für ein Seminardirekt aus dem Internet zu ziehen.An der Verbesserung der automa-tisierten Prüfungsauswertung wirdnoch gearbeitet.

Bislang wurde erst ein kleinerAnwenderkreis in die Nutzungder neuen Technik eingewiesen.„Bevor die Systeme in der Breiteeingesetzt werden können, müs-sen deren Stärken und Schwä-chen geklärt sein.“ Zudem kenntlängst nicht jeder Wissenschaftlerdie Möglichkeiten, die in derNutzung einer Lehr-Lernplatt-form stecken. Hier müssen Kna-

den und seine Kollegen Überzeu-gungsarbeit leisten. Für die Zu-kunft sind weitere Projekte ge-plant.

So läuft der Umbau Osna-brücker Hörsäle erst an. Mikro-fone und Kameras sowie diezugehörige Technik müssen instal-liert werden, Ton- und Bildqualitätsollen später einwandfrei sein.Und Anfang Dezember wurdenweitere Mitarbeiter eingestellt, diedas Programm ausweiten sollen.Auch auf der CeBIT 2003 wirddas Team mit dem Exponat "FlyingClassroom" vertreten sein.

Ein virtueller Professor: Wiesieht es dabei mit dem Lernerfolgaus? Fehlt bei einer Person aufdem Bildschirm nicht dieAuthentizität, all das, was eineVorlesung spannend macht?Schaltet der Studierende nicht ab,wie im Kino, wenn eine Szene zulangatmig gerät? "Nein", meintKnaden. "Wenn man die Lehrver-anstaltung didaktisch auf die ver-wendeten Medien abstimmt, gibtes keine Probleme. Die In-teraktion unterscheidet uns javom Kino. Natürlich muss mandas etwas trainieren, aber auchdabei wird VirtUOS gerne helfen."

Vorlesung als virtuelles Erlebnis Universität Osnabrück beteiligt sich an dem Gemeinschaftsprojekt V i r t U O S

Dr. Andreas Knaden zeigt die Technik von VirtUOS.Foto: Elena Scholz

Meringa Maceviciute aus Lit-auen ist die 1000. ausländischeStudierende an der UniversitätOsnabrück. Zum Winterse-mester 2002/2003 haben sich10 Prozent ausländische Stu-dierende immatrikuliert. ImBundesdurchschnitt sind esneun Prozent. Insgesamt hatsich die Zahl der Studienan-fänger zu Beginn des Winterse-mesters 2002/2003 um achtProzent auf 2.960 erhöht.

(red.) Der Verwaltungsrat desStudentenwerks Osnabrückwählte Birgit Bornemann zurneuen Geschäftsführerin. Sietritt die Nachfolge von OttoKerll an, der Ende 2002 in denRuhestand tritt, nachdem erdas Studentenwerk seit 1974aufgebaut und erfolgreich ge-führt hat. Die gebürtige Osna-brückerin kommt vom Deut-schen Sparkassen- und Girover-band in Berlin, wo sie als Ab-teilungsleiterin eine service- undk u n d e n o r i e n t i erte Einrichtungfür Privathaushalte leitet. Vorihrem Wechsel vor neun Jahrenzum Dachverband der Spar-kassen war die Diplom-Sozial-wirtin und gelernte Sparkassen-kauffrau als Geschäftsführerinder Arbeiterwohlfahrt in Os-nabrück tätig.

Birgit Bornemann

Meringa Maceviciute

17

Kamera, Stativ, die richtige Be-leuchtung und natürlich die passen-

den Interviewpartner: Wer einen Film drehen will, muss gut vorbereitet sein. So erging es auch derUniversität Osnabrück. Sie hatte einen Werbefilm über die Hochschule bei der britischen ProduktionsfirmaLondon International Television in Auftrag gegeben. Wenig später reiste ein Filmteam an, um die Universitätins rechte Bild zu rücken. Bitte vormerken: Der fünfminütige Werbestreifen wird am 18. Dezember 2002um 23.30 auf dem Sender EuroNews ausgestrahlt. Später sollen Übersetzungen auf Auslandsmessen umpotentielle Studierende werben helfen. Der Film soll später ins Internet gestellt werden. Foto: Elena Scholz

Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Tagungen und Termine

Freitag, 13. Dezember 2002, bis Sonntag,15. Dezember 2002:Nationale Paradigmen der Migrations-forschungEs wird gefragt, in welchem Ausmaß und inwelcher Weise die Migrationsforschungdurch „nationale Paradigmen“ und „hiddennational agendas“ geprägt ist.Informationen: Tel. (0541) 969-4384

Dienstag, 17. Dezember 2002. 19.30 Uhr:Universitätsmusik: „Machet die Toreweit ...“Es singen und musizieren in der Vor-weihnachtszeit Studierende des FachesMusik/Musikwissenschaft sowie der Uni-versitätschor im Rahmen eines offenenSingens.Informationen: Tel. (0541) 969-4147

Dienstag, 21. Januar 2003, 19.30 Uhr:Universitätsmusik: vocaliter et instru-mentaliterDas Collegium vocale Bochum und dasCollegium musicum der Universität Osna-brück musizieren.Information: Tel. (0541) 969-4147

Mittwoch, 29. Januar 2003, 12.15 Uhr:Antrittsvorlesung: „Tolkien als Erzähler:Ein textwissenschaftlicher Zugang zu‘The Hobbit’ und ‘The Lord of the Rings’“Prof. Dr. Thomas Kullmann vergleicht diebeiden klassischen Werke.

Donnerstag, 30. Januar 2003, bis 1.Februar 2003:Workshop: „Moderne/Antimoderne“Ein literaturwissenschaftlicher Workshopam Fachbereich Sprach- und Literatur-wissenschaft.Information: Tel. (0541) 969-4279

Freitag, 31. Januar 2003, 18 Uhr:Verleihung der Förderpreise im akade-mischen Jahr 2002/2003Informationen: Tel. (0541) 969-4240

Donnerstag, 6. Februar 2003, 14 Uhr bisSonnabend, 8. Februar 2003, 13 Uhr:Tagung: „Grenzen, Kulturelle Differen-zen und die politisch-soziale Integra-tion in Europa“Information: Tel. (0541) 969-4635

Freitag, 14. Februar 2003, 19 Uhr:Osnabrücker Friedensgespräch: „Wirt-schaft und Ethik - Zur Zukunft von Ar-beit und Kapital“U. a. wird Meinhard Miegel vom Institutfür Wirtschaft und Gesellschaft erwartet.Information: Tel. (0541) 969-4668Weitere Veranstaltungen finden Sie imVeranstaltungskalender der Universi-tät Osnabrück

Vorschau

Mit einem Festakt und einem wissenschaftlichen Symposium wurde am20. November das neue Institut für Kognitionswissenschaft (IKW) der

Universität Osnabrück eröffnet. Das Institut vereinigt unter einem Dach die wissenschaftlichen Ansätzemehrerer verschiedener Fachbereiche. Unser Bild zeigt von links nach rechts: Dr. Christian Bode,Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth,Rektor des Hanse Wissenschaftskollegs, IKW-Direktor Prof. Dr.-Ing. Claus R. Rollinger, StaatssekretärDr. Uwe Reinhardt vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen sowieUniversitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel. Foto: Elena Scholz

IKW eröffnet:

Die Uni kommt ins Fernsehen:

Vorschau

18Kontakte Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

Von Birgit Brüggemann

Die Universi-tät Osnabrückpflegt vielfälti-ge Koopera-tionen. DieKontakte rei-chen von aus-ländischen

Hochschulen bis hin zu regio-nalen Institutionen. Damitzeigt die Universität einer-seits Weltoffenheit in Zeitender Globalisierung, anderer-seits auch eine festeVerwurzelung in der Region.

Seit 1977 sind mehr als 100Kooperationen mit ausländischenHochschulen eingegangen worden– Partneruniversitäten finden sichnicht nur in Europa, sondern auchin Afrika, Amerika, Asien und

den. Ihre Aufgabe ist es zudem,die wissenschaftliche Zusammen-arbeit auch fachbereichspezifischzu fördern und zu stärken – seies durch Wissenstransfer inForschung und Lehre, durchAustausch von Wissenschaftlernoder durch gemeinsame Projekte.

spräche eine enge Zusammen-arbeit statt. Eine nicht minderenge Kooperation zwischen Stadtund Universität besteht durch dieMitgliedschaft der Universität inder Fritz Wolf-Stiftung, derenTrägerin die Stadt Osnabrück ist.

Bei der Kooperation mit den

gen, dass der Universitätsstand-ort Osnabrück als nicht mehrwegzudenkende Größe in dieRegion eingebunden ist.

Nicht zu unterschätzen sindPartnerschaften mit Vereinenoder Gesellschaften, die sich alsprimäres Ziel die Förderung derUniversität gesetzt haben. Allenvoran die "Universitätsgesellschafte.V.". Sie unterstützt die Unisowohl ideell als auch materiell.Der "Osnabrücker Verein zurFörderung der klinischen Psycho-logie und Psychotherapie e.V." istebenfalls dabei. Ohne diese Ko-operation wäre die Einrichtungdes WeiterbildungsstudiengangsPsychotherapie ungleich schwieri-ger gewesen.

Auch auf anderen Gebieten -insbesondere im Bereich derDrittmittelförderung - haben Ko-

New York - London - Paris - Osnabrück Die Universität pflegt weltweit zahlreiche Kooperationen mit Hochschulen und anderen Institutionen

Wo Musik ist ...: Eine Kooperation verbindet die Uni mit den Städ-tischen Bühnen. Unser Foto zeigt Proben zur Oper „Aschenputtel“.

Foto: Städtische Bühnen

Ebenfalls Kooperationspartner: die Wilfrid-Laurier-University naheder kanadischen Stadt Toronto. Foto: Beate Teutloff

„Reizwolf“: Um den künstleri-schen Nachlass von Fritz Wolfkümmert sich eine Stiftung derStadt, in der sich die Hochschuleengagiert.

Foto: Michael Hehmann

Prof. Dr. Karl Heinz Wiedl hatsich mit anderen sehr für denWeiterbildungsstudiengang Psycho-therapie eingesetzt.

Foto: privat

Ozeanien. Schon an der Begriff-lichkeit wird ein Ziel von Ko-operationsvereinbarungen mitausländischen Hochschulen deut-lich: nach dem ersten "Studenten-austauschabkommen" mit derUniversity of Hull in Großbri-tannien haben insgesamt über 200Studierende an dem seit 25 Jahrenbestehenden Studierendenaus-tausch teilgenommen.

Internationale Kooperationenmit Partneruniversitäten sollenjedoch nicht nur die Grundlagefür den Studierendenaustausch bil-

Internationalisierung ist dasZauberwort, die Federführungliegt hier beim AkademischenAuslandsamt.

Auch im regionalen Bereichkann die Universität Osnabrückauf eine Reihe von Koopera-tionen blicken, die auf Grundihrer Vielfältigkeit nur ansatzweiseErwähnung finden können.

Mit der Stadt findet im Rah-men der Osnabrücker Friedensge-

Städtischen Bühnen verbindetbeide Einrichtungen ein kulturellerBildungsauftrag. Die Koopera-tionspartner sind sich darübereinig, dass Kunst, Musik und Kul-tur zur umfassenden Entwicklungjunger Menschen beiträgt.

Kooperationen mit der Fach-hochschule und weiterenBildungsinstitutionen im tertiärenund sekundären Bereich sowiemit Unternehmen der Region zei-

operationen an Bedeutung ge-wonnen. So schließen sich zuneh-mend Hochschulen untereinan-der - auch unter Beteiligung vonWirtschaftsunternehmen - zusam-men, um von Dritten finanzierteProjekte gemeinsam durchzu-führen. Die Sicherung der Nut-zungsrechte und die Möglichkeitder kommerziellen Verwertungder aus Verbundprojekten her-vorgehenden Ergebnisse erfor-dern insbesondere dann vielFingerspitzengefühl und Ausdauerbei der Vertragsgestaltung, wennmehrere Wirtschaftsunternehmenbeteiligt sind.

Die Autorin ist Justiziarin im Dezernat4 an der Universität Osnabrück.

19 Zeitung Universität Osnabrück 2000/2 Kontakte

(red.) Es geht ihm um dievielfältigen Beziehungen derUniversität Osnabrück zuStadt und Land. Sie zu för-dern sieht Dr. Carl Bösch alsseine vordringliche Aufgabean. Der gebürtige Meller istseit Anfang des Jahres Vor-sitzender der Universitäts-gesellschaft und damit Nach-folger von Dr. Hans-Wolf Sie-vert, der dieser Vereinigungseit 1997 vorstand.

Was verbirgt sich überhaupthinter der Gesellschaft? Allesandere als ein Honoratiorenclub,erklärt Bösch. "Wir setzen unsdafür ein, die Uni noch stärker insBewusstsein der Menschen zubringen." Aufgabe sei es, Kontaktezu schaffen und zu pflegen zwi-schen Bürgern und Universitäts-angehörigen. Darüber hinaus gehtes um die Stärkung der Bezie-hungen zur regionalen Wirtschaft,zu Verbänden und Kommunen. Solässt sich die Zielsetzung der 1974

gegründeten Gesellschaft um-schreiben.

Seit diesen Gründerjahren hatsich viel getan. Insgesamt mehr alseine dreiviertel Million Euro sindbislang durch die Gesellschaft derUniversität zugute gekommen.Die eine Hälfte als Förderung vonWissenschaft und Forschung, dieandere als Unterstützung für Stu-dierende, die beispielsweise einReisestipendium benötigten.

Größtes Projekt ist zur Zeitdie Stiftungsprofessur für Be-triebswirtschaftslehre mit demSchwerpunkt International Ac-counting. Sechs Sponsoren sinddaran beteiligt. Für fünf Jahre stel-len sie insgesamt 850.000 Eurozur Verfügung. Die Berufung istfür das Wintersemester 2003/2004 vorgesehen.

Wenn Bösch von der Regionspricht, meint er mehr als nur denLandkreis. Bis ins Emsland hineinsoll der Universität und ihrer wis-senschaftlichen und gesellschaftli-

chen Reputation gedient werden.Mehr als 300 Mitglieder zählt dieGesellschaft, doch das ist nicht dieEndmarke, wie Bösch betont,denn: „Man kann gar nicht genugFörderer haben.“

Wirken in die Region hineinDr. Carl Bösch ist seit Anfang 2002 Vorsitzender der U n i v e r s i t ä t s g e s e l l s c h a f t

Dr. Carl Bösch: V o r s i t z e n d e rder Universitätsgesellschaft

Foto : privat

Dr. Ute LangenbeckFoto : privat

Seit Anfang 2002 ist Dr. UteLangenbeck neue Geschäfts-führerin der Universitäts-gesellschaft. Ihre Aufgabe unteranderem: Die Förderak-tivitäten der Gesellschaft orga-nisatorisch zu begleiten. Dr.Langenbeck, Dezernentin fürHochschulentwicklungs- undStrukturplanung, wurde N a c h-folgerin von Marie-Luise Jütte.

Geschäftsführerin derUniversitätsgesellschaft

Architekturpreise und viel Lobsollte er später ernten, doch zu-nächst stand Otto Kerll mit seinerIdee, eine einstige Gasuhrenfabrik

zu einem Wohnheim um-zubauen, im Kreuzfeuerder Kritik. Er blieb seinerLinie treu, auch in denFolgejahren sanierte ereigenwillige und mar-kante Gebäude für stu-dentisches Wohnen indirekter Uni-Nähe.

Heute vermitteln sei-ne Mitarbeiterinnen undMitarbeiter 1.740 Wohn-heimplätze in 28 Häusernund Wohnanlagen, siehelfen in Fragen der Stu-dienfinanzierung, unter-stützen Studierende in fi-nanziellen Notlagen, bie-ten Hilfe in der psycho-sozialen Beratungsstelleund betreuen den Nach-wuchs in der eigenen Kin-dertagesstätte. Geradediese klassischen Aufga-ben erfordern, so derGeschäftsführer, das be-sondere Engagement allerStudentenwerksmitarbei-ter. Sie vermelden stolzeErfolge: Fast 80 Prozentaller Aufwendungen er-

wirtschaftet das Studentenwerk auseigenen Einnahmen und geht dabeikonsequent neue Wege als Partnerund im Interesse der Studierenden.

Gut betreut studieren - dieserSlogan des StudentenwerksOsnabrück steht ebenso fürdas Profil seines Geschäftsfüh-rers: tatkräftig, ser-viceorientiert und er-folgreich. Otto Kerllhat in 29 Jahren dasStudentenwerk vonseiner Gründung 1974an zu einer der bestenSozialeinrichtungenfür Studierende bun-desweit geführt unddamit wesentlich zurAttraktivität des Stu-dienortes Osnabrückbeigetragen. Zum En-de dieses Jahres ver-abschiedet sich derGeschäftsführer in denRuhestand.

Trotz des stets engenfinanziellen Spielraums istes Otto Kerll mit seinenMitarbeitern gelungen, dieEinrichtungen des Studen-tenwerks für die Studie-renden der Universitätund der FachhochschuleOsnabrück, der Katholi-schen Fachhochschule undam Standort Vechta kon-tinuierlich zu leistungs-fähigen Servicezentrenauszubauen. Die Mensen und Ca-feterien des Studentenwerks ge-nießen den besten Ruf und schnei-den regelmäßig bei Rankings mit

20Studentenwerk aktuell Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

16. August 1974: Otto Kerll wirdGeschäftsführer des Studentenwerks

1. Januar 1975: Übernahme desWohnheims Dodesheide mit 212 Plätzen

16. Februar 1975: Übernahme desWohnheims Ritterstraße mit 54 Plätzen

26. Februar 1975: Übernahmeeines Erfrischungsraums in derFachhochschule am Westerberg

3. März 1975: Erste Erhebungzur sozialen Lage der Studierendenin Osnabrück und Vechta

1. Juni 1975:Eröffnung der Zimmervermittlung

1. Oktober 1975:Zuständigkeit für das BAföG

1. November 1975: Die Mensaam Westerberg geht in Betrieb

1. März 1976: Übernahme desWohnheims und der Mensa in Haste

5. Januar 1977: Die Mensaim Schloss (Aula) geht in Betrieb

1. Dezember 1978: Fertigstellungdes Wohnheims Am Sonnenkampin Vechta mit 108 Wohnplätzen

31. Dezember 1980: Die ersten von310 Studierenden ziehen in dasWohnheim Alte Fabrik am Jahnplatz

19. Januar 1983: Mensa Vechtaeinschließlich Cafeteria und Studen-tenhaus wird in Betrieb genommen

12. April 1983: Mensa am Schloss-garten mit Cafeteria, Tiefgarage undStudentenwerksverwaltung ist fertig

1. August 1983: Erstmals werden Aus-zubildende eingestellt: Köche, Büro-kaufleute und Hauswirtschafterinnen

Stationen zum Erfolg Gut betreut studieren!Nach 29 Jahren verabschiedet sich der Geschäftsführer des Studentenwerks

1974 bis 1984

Der 100.000ste Gast der Mensa in Vechta 1983. Heute werden täglichbis zu 10.000 Essen an den Standorten Osnabrück und Vechta zubereitet

Abfallberge vermeiden: Seit 1990 dampft der Kaffee aus Porzellan-bechern. Der Umweltpreis der Stadt Osnabrück war der Dank dafür

Als „Traumtänzer“ wurde Otto Kerll bezeichnet, alser 1979 die alte Fabrik Kromschröder zu einer Wohn-anlage umzubauen begann Alle Fotos: Studentenwerk

Spitzenbewertungen ab. Das Os-nabrücker Studentenwerk war bun-desweit Vorreiter in der Einführungdes Komponentenessens, der För-

derung vegetarischer Gerichte undin der konsequenten Ausrichtungauf ökologische Produkte, die ausder Region stammen.

21 Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Studentenwerk aktuell

Für die Zukunft gerüstetDas Studentenwerk als Anwalt der Studierenden - Viel Lob und auch Dank

Nach seiner ersten Woche alsGeschäftsführer des Studenten-werks Osnabrück hätte OttoKerll den neuen Job fast an denNagel gehängt. Einquartiertim zentrumsfernen Wohn-heim Dodesheide musste ersein erstes Büro in der Fach-hochschule Haste, das Tele-fon und seinen Schreibtischmit dem damaligen AStA-Re-ferenten teilen.

Keine Sekretärin und schlim-mer noch: kaum ein Student inSicht! „Vorbei an den Schwarz-bunten“, kommentiert er nochheute schmunzelnd den Weg zurneuen Wirkungsstätte durch dieFelder des Osnabrücker Landes.

Doch statt in die vergleichsweisekomfortablen Verhältnisse des Stu -dentenwerkes Göttingen zurück-zukehren, krempelte er die Ärmelauf und begann sein eigenes Dienst-leistungsreich für die Studieren-den aufzubauen.

15. November 1985: Eröffnungder Studentenkneipe Unicum

16. Juli 1986: Zuständigkeit fürdie Studierenden der KatholischenFachhochschule Norddeutschland

1. Februar 1987: Testsieger im bundes-weiten Essenstest der Zeitschrift frontal

1. Oktober 1989: Die ersten Studieren-den ziehen in den Hof Luhrmann ein

5. Juni 1991: Die Mensabetriebe erhaltenden Umweltpreis der Stadt Osnabrück

15. Oktober 1991: Fertigstellungdes Wohnheims Caprivistraße

1. April 1992: Fertigstellungdes Wohnheims Leggeweg

1. September 1994: Fertigstellungdes Wohnheims Jahnstraße

1. Oktober 1994: Fertigstellungdes Wohnheims Am Salzmarkt

4. September 1995: Eröffnungder neuen Mensa am Standort Haste

1. Oktober 1996: Eröffnung derKindertagesstätte Die kleinen Strolche

1. November 1997: Das Hausan der Stadtmauer ist bezugsfertig

27. Januar 1998: Die PsychosozialeBeratungsstelle nimmt die Arbeit auf

16. Januar 2002: Zwei Goldene Tablettsin einer Internetumfrage zur Qualität desMensaessens der Zeitschrift Unicum

1. März 2002: Erwerb des HausesJahnstraße 23 zur Unterbringungausländischer Studierender

Stationen zum Erfolg

1985 bis 2002

Das kleinste Studentenwohnheim der Welt ganz groß in der bun-desweiten Medienresonanz - das Haus auf der Osnabrücker Stadtmauer

Vorstandsvorsitzende1973 bis1977Prof. Dr. Karl-Heinz Müller(Fachhochschule Osnabrück)

1977 bis 1979Prof. Dr. Konrad Hartong(Universität Osnabrück)

1979 bis 1983Prof. Dr. Karl-Heinz Müller

1983 bis 1994Ernst Weber (Oberbürgermeister)

1994 bis 1995Prof. Dr. Konrad Hartong(kommissarisch)

1995 bis heuteFranz-Josef Hillebrandt(Sparkasse Osnabrück)

Vorsitzende des Verwaltungsrats

1974 bis 1989Prof. Dr. Manfred Horstmann(Universität Osnabrück)

1990 bis heuteProf. Dr. Rainer Künzel(Universität Osnabrück)

Lagen Otto Kerll stets am Her-zen:die guten Beziehungen zu denMitarbeitern und zum Personalrat

Wegbegleiterin den Gremien desStudentenwerks

Bilanzsumme: rund 23,5 MillionenEuro (1974: 62.000 Euro)

Summe der Gewinn- undVerlustrechnung: rund zwölfMillionen Euro (1974: 94.200 Euro)

Zahl der Mitarbeiter: 234 (1974: vier)

Zahl der betreuten Studierenden:(Wintersemester) 19.046 (1974: 4.110)

Ausgegebene Essen:rund 1,4 Millionen (1974: Beköstigungs-zuschuss von 1,25 DM pro Studieren-den, einzulösen in Vertragsgaststätten)

Umsatz in den Erfrischungsräumen:rund 1,21 Millionen Euro (1974: 0)

Ausgezahlte BAföG-Fördermittel:rund 18,2 Millionen Euro (1974: 0)

Gefördertenquote:24,1 Prozent (1974: 0)

Kurz- und mittelfristige Darlehn ausdem Sondervermögen des Studen-tenwerks und der Universitätsgesell-schaft: rund 58.200 Euro (1974: 0)

Wohnheimplätze des Studen-tenwerks: 1.740 (1974: 0)

Kindertagesstättenplätze:37 (1974: 0)

Zahlen und Fakten

Studentenwerkheute und 1974

Das war in den siebziger undachtziger Jahren nicht leicht: „DieOsnabrücker Bevölkerung war zu-nächst skeptisch, befürchtete Radauund linke Agitation. Die Studentendamals waren ungeduldig, bedürf-tig und unzufrieden“, erinnert sichOtto Kerll. „Es war schwierig, ihnendas Gefühl zu geben, das Studen-tenwerk steht auf eurer Seite, istAnwalt der Studierenden.“

Das Kunststück gelang - undheute geben die „Kummerkästen“in den Mensen die beste Auskunftüber die Resonanz bei den Studie-renden: Viel Lob und oft auch per-sönlicher Dank werden dort for-muliert. Der eine konnte sein Stu-dium abschließen mit Hilfe einesDarlehns aus dem Notlagenfonds,der andere gehört zur großenFan-Gemeinde des Mensaessensoder schätzt die kommunikativeAtmosphäre seines Wohnheimes.Worauf ist Otto Kerll im Rück-blick auf sein Wirken besondersstolz? Er sagt: „Darauf, ein Studen-tenwerk zu übergeben, das für dieZukunft gut gerüstet ist.“

22uni intern Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

(red.) Es geht für viele nichtohne, weder in der Kantinenoch im Büro. Kaffee wird bei-nahe überall getrunken. Welt-weit sorgen mehr als 25Millionen Menschen für Nach-schub. Doch die meisten wer-den nicht gerecht bezahlt undsteigen häufig auf die Produk-tion von Drogen um, meintFranz Wirtz aus dem Personal-dezernat. Deshalb sein von derJury prämierter Vorschlagbeim Ideenwettbewerb "think"an der Universität: „Kaffee inder Verwaltung ja, aber bittefair gehandelten.“

Franz Wirtz hat ein sozialesEmpfinden. Seit seiner Jugend enga-giert sich der 52-jährige für ent-

wicklungspolitische Fragen. So hater zum Beispiel das AktionszentrumDritte Welt in Osnabrück vor 20Jahren mitbegründet. Doch er willnicht langweilen mit endlosen Vor-trägen, sondern etwas verändern.Flugblatt-Aktivismus läge ihm weni-ger, meint Wirtz.

Deshalb also seine Idee mit demfair gehandelten Kaffee, hoch-wertige Sorten, die weder den Ma-gen noch den Geldbeutel schmer-zen. "Das kommt allen Beteiligtenzugute", erklärt Franz Wirtz und hatgleich ein Paket zur Hand, um zumProbieren einzuladen.

Sinkende Weltmarktpreise undausbeuterische Arbeitsbedingungensind bei den fair gehandeltenProdukten kein Thema. Sie garantie-

ren den Erzeugern höhere Einkünfteund den Verbrauchern umweltver-träglich produzierte Waren in hoch-wertiger Qualität ohne Kinderar-beit, erklärt Franz Wirtz.

Der Vorschlag wurde prämiert,aber ist damit die Geschichte schonvorbei? Verschwindet der Vorschlagnun sorgfältig abgelegt in irgendwel-chen Aktenordnern auf irgendwel-chen Regalen? Nein, in der Verwal-tung wird bereits bei Konferenzenund Versammlungen fair gehandel-ter Kaffee ausgeschenkt. Eine Pra-xis, die in der Stadtverwaltung aufAnregung des Aktionszentrums 3.Welt Gang und Gäbe ist, wie Wirtzbetont.

' www.uni-osnabrueck.de/think

Die fair gehandelte Tasse Kaff e e„think“-Idee: Franz Wirtz aus dem Personaldezernat will handeln statt reden

Ihr 25-jähriges Dienstjubiläum imÖffentlichen Dienst feierten:

Günter Bartelt, Dezernat 6 (29.September 2002)

Claudia Kaiser, Fachbereich 8,(9. Dezember 2002)

Ingetraut Möllenkamp, F a c h-bereich 5, (1. Dezember 2002)

Hartmut Stolte, R e c h e n z e n-trum (1. Oktober 2002)

Dienstjubiläum

Ausgeschieden

Die Universität hat folgendeMitarbeiter eingestellt

Tania Afetian, ( V e r w a l t u n g s-dienst, Dezernat 5)

Anja Brüggemann, (Finanz-buchhaltung, Dezernat 3)

Thomas Geertsen, (Hausmei-sterdienst, Dezernat 6)

Irina Malaschewskaya, (Univer-sitätsbibliothek)

Birte Pahlmann, ( F r e m d s p ra c h-ensekretärin, Fachbereich 5)

Petra Schröder, (Fachbereich 1,Dekanat)

Thomas Warnek, (Dezernat 6)

Folgende Mitarbeiter haben dieUniversität verlassen:

Giesela Schlingmeyer, (Hand-werklicher Dienst, Fachbereich 5)

Frank Vogelpohl, ( H a n d w e r k-licher Dienst, Fachbereich 5)

Neu eingestellt:

V o r b i l d : Friedhelm Franz Wirtz und Vizepräsident Christoph Ehrenberg (rechts) trinken ihn auch - den fairgehandelten Kaffee. Fotos : Elena Scholz

Neues Steuerungsmodell für die Ve rw a l t u n g ?Kanzler der Universität Mainz hielt Vortrag über Modernisierungsprozesse

(red.) Verwaltungsmoderni-sierung, Neues Steuerungs-modell (NSM): Themen, diefür Verwaltungen diskutiertwerden. Um zu erkunden,ob das NSM für die Verwal-tung der Universität Osna-brück geeignet ist, hielt derKanzler der Johannes Guten-berg Universität Mainz, GötzScholz, einen Vortrag überdas so genannte MainzerModell.

F o l g e n d e Erkenntnisse hatder Vortrag gebracht: Verwal-tungsmodernisierung bleibt not-wendig, um in Zeiten knapperwerdender Ressourcen sowie

steigender Kunden- und Mitarbei-tererwartungen wettbewerbsfähigzu sein. Jede Verwaltung bestimmtaber für sich selbst die Inhalteihres Modells. Einige der MainzerModernisierungsvorhaben gibt esbereits in Osnabrück, zum Beispieldie Einführung einer Kosten- undLeistungsrechnung oder die Per-sonalentwicklung. Andere, wie dieGeschäftsprozessoptimierung oderein Leitbild für die Zentrale Uni-versitätsverwaltung existierennoch nicht.

Der Mainzer Präsident hat ein"Projekt Neues Steuerungsmodell"ins Leben gerufen, das wiederumaus 16 Teilbereichen besteht. Es

Kurz und knappStudierende aller Fachrichtungenkönnen sich am Ideenwettbewerbdes Centrums für Hochschulent-wicklung (CHE) beteiligen. Unterdem Motto „Küss die Uni wach“werden innovative Vorschläge zurHochschulreform aus Sicht derStudierenden gesucht. Einsende-schluss für den Wettbewerb desCHE ist der 28. Februar 2003.

' w w w . k u e s s - d i e - u n i - w a c h . d e

wurden ein Lenkungsausschussund je eine Projektleitung fürjedes Einzelmodul gebildet.

Vorteile dieser strukturiertenVorgehensweise sind eine perma-nente Kontrolle des Projektfort-schritts sowie eine erhöhteTransparenz. Alle Mitarbeiter derUni Mainz werden nicht nurregelmäßig über den Stand infor-miert – mehr noch, sie werden indie Projekte einbezogen.

Nun wird an der UniversitätOsnabrück darüber diskutiert, obsich einzelne Modernisierungspro-jekte bündeln lassen. Die Univer-sitätszeitung wird darüber berich-t e n .

23Neu an der Uni: Jens Meinen

(red.) Mit gerade mal 22 Jahrenhatte er seinen ersten Abschluss inder Tasche: Diplom-Verwaltungs-wirt bei der Bezirksregierung We-ser-Ems. Ein Beruf - auch eine Be-rufung, aber ... "Naja, ich rechnetehoch bis 65, das sind über vierzigJahre, eine lange Zeit", erzählt JensMeinen, der seit 15. August diesenJahres als neuer Finanzdezernentan der Uni tätig ist. Vierzig Jahre Bezirksregierung sindes nicht geworden, ein Zufall führ-te den gebürtigen Norder in eineandere Richtung. Während seinerBundeswehrzeit gab es wenigDienst und viel freie Zeit. "Irgend-wann entdeckte ich eine Werbe-broschüre von der Fernuni Hagen.Die boten für Wehrpflichtige einStudium an."Meinen las aufmerksam undschrieb sich für Wirtschafts-wissenschaften ein. Fortan wurdeauf der Stube gebüffelt. Nach derWehrpflicht ging der Verwaltungs-fachmann zunächst zurück zur "Re-gierung". Das Studium wurdenebenberuflich weiterbetriebenund später mit dem "Diplom-Kaufmann" abgeschlossen: "Das

war für mich keine Quälerei, ichhabe in dieser Zeit viele interessanteLeute aus anderen Bereichen ken-nen gelernt."Nach drei Jahren in Aurich arbeiteteder 34-jährige in Oldenburg, eingroßer Unterschied zur beschau-lichen Heimat. "Ostfriesland kanntoll sein - ist aber wohl doch nichtein Zentrum der wirtschaftlichenund kulturellen Welt. So gesehenbin ich kein typischer Ostfriese."Jens Meinen erzählt es zwischenzweimaligem Nippen an der Tee-

tasse. 1998 führt ihn ein weiterer"Zufall" zurück in seine Heimat-stadt Norden an den frisch gegrün-deten Landesbetrieb für Wasser-wirtschaft und Küstenschutz. Dortkonnte er seine Verwaltungser-fahrung mit den Kenntnissen desStudiums beim Aufbau eines be-triebwirtschaftlichen Landesbe-triebes kombinieren. Und nun sitzt er in seinem Büroim Westflügel des Schlosses alsNachfolger von Bruno Krause.Der Heimat den Rücken gekehrt,

Nach OsnabrückPD Dr. Manfred Eder, U n i v e r-sität Regensburg - Professur fürHistorische Theologie im Institutfür Katholische Theologie

Prof. Dr. Andreas Fuchs,Universität Konstanz - Professurfür Bürgerliches Recht, Handels-und Wirtschaftsrecht im FBRechtswissenschaften

Prof. Dr. Jürgen J. Heinisch,Universität Hohenheim - Profes-sur für Genetik im FB Biologie/Chemie

Prof. Dr. Hartmut Voelzkow,Max-Planck-Institut, Köln - Profes-sur für International vergleichendeGesellschaftsanalyse im FB Sozial-wissenschaften

Aus OsnabrückProf. Dr. Erwin Dirscherl, I n s t i-tut für Katholische Theologie -Professur für Systematische Theo-logie an die Universität Regensburg

Prof. Dr. Eckart Rühl, FB PhysikProfessur für Physikalische Chemiean die Universität Würzburg

Ruf abgelehnt

Ruf erhalten

Nach OsnabrückPD Dr. Claudia Felser, U n i v e r s i t ä tMainz - Professur für AnorganischeChemie und Materialforschung im FBBiologie/Chemie

Nach OsnabrückProf. Dr. Michael Bommes, Päda-gogische Hochschule Freiburg -Professur für Soziologie/Methodo-logie interkultureller und interdis-ziplinärer Migrationsforschung

Prof. Dr. Adele Diederich, U n i-versität Oldenburg - Professur fürEvaluation und Forschungsmetho-d i k

PD Dr. Peter Elflein, U n i v e r s i t ä tGießen - Professur für Sportwis-s e n s c h a f t

Prof. Dr. Martin Riedmüller,Universität Dortmund - Professurfür Neuroinformatik

Prof. Dr. Arnulf von Scheliha,Universität der Bundeswehr Ham-burg - Professur für EvangelischeTheologie

Zeitung Universität Osnabrück 2002/2 Namen und Nachrichten

Ruf angenommen

Der neue Finanzdezernent an der Uni: Jens MeinenFoto: Elena Scholz

hat er hier ein neues Tätigkeitsfeldgefunden. Als Leiter des Dezernates 3ist er verantwortlich für die Finanzender Uni, die Verteilung und Be-wirtschaftung, aber auch für den kauf-männischen Jahresabschluss. Die Kos-ten- und Leistungsrechnung und dasBeschaffungswesen gehören ebenfallsin sein Ressort. Revolutionär nennt er, was sich in derVerwaltung in den letzten Jahren ge-tan habe. Stichworte dafür lauten"Globalhaushalt" für die Landesbe-triebe und die Einführung der Kosten-und Leistungsrechnung.Der Weg öffentlicher Institutionen zumehr Selbstständigkeit und Eigenver-antwortung sowie zu Kostentrans-parenz und effizientem Ressourcen-einsatz. "Diese Entwicklung mitzuerle-ben, finde ich sp a n n e n d . "Spannend bleibt es auch am Wochen-ende. Der Finanzdezernent ist verhei-ratet, hat zwei kleine Kinder. Nochlebt die Familie in Norden, ein Hausmuss erst gefunden werden, deshalbwird gependelt. "Das ist nicht soschlimm, in der ersten Zeit muss ichviel arbeiten. Dafür gehört dasWochenende dann aber auch derF a m i l i e . "

24

(red.) Der Blick durchsObjektiv, der Griff zum Aus-löser, jetzt nur nicht ver-wackeln. Nun mal kurz stillge-halten, eine sechzigstel Se-kunde, vielleicht kürzer, viel-leicht länger, die Blende istwichtig, und ach ja, heißt es nunTiefenschärfe oder Schärfen-t i e f e ? Barbara Mönkediek weißdie Antwort, seit zwölf Jahrenarbeitet die gebürtige Osna-brückerin in der Fotostelle derUniversitätsbibliothek. Es be-gann mit einer Schwanger-schaftsvertretung, damals, so

sogen." Bereits der Vater arbei-tete als Pressefotograf bei ver-schiedenen Zeitungen, eigentlichkeine Frage, dass die damals 20-jährige eine Ausbildung alsFotolaborantin begann. Es folg-ten mehrere Stationen in ver-schiedenen Betrieben und danndie besagte Schwangerschafts-vertretung.In dem Arbeitszimmer in derUniversitätsbibliothek am Kampstehen die Apparaturen für dastägliche Geschäft. Darunter be-findet sich auch eine Buchwippe.Wird ein wertvoller, weilantiquarischer Foliant darauf ge-legt, gewichtet die Waage diebeiden Hälften des Buches auto-matisch um den empfindlichenRücken zu schonen. Nun kannSeite für Seite abfotografiertwerden. Die Fotostelle ist zu-ständig für alle analogen unddigitalen Reproduktionen an derOsnabrücker Universität. AuchStudierende können diesen Ser-vice in Anspruch nehmen, be-tont Barbara Mönkediek.Der Griff zur Nikon F3 Coolpixoder doch lieber die Hasselblad?Hersteller, die für mehr als dieProfession stehen. Hier hat eineFrau ihr Hobby zum Beruf ge-macht, so wie es bereits derVater tat. Und wie auch derEhemann. Der hat ein Foto-studio in Wallenhorst, ist spezia-lisiert auf Werbeaufnahmen.Doch ist heute noch Foto gleichFoto? Wo doch mit digitalerTechnik jedes Bild beliebig ver-ändert werden kann? BarbaraMönkediek hat da eine klareMeinung. Sie ist fest davon über-

zeugt, dass beides, das digitale,ebenso wie das analog erstellteBild weiter nebeneinander exi-stieren können. „Das eineschließt das andere ja deswegennicht aus.“Stativ, Blende, Einstellung, Mo-tivsuche: Wird das nicht mit-unter zu viel? Die blonde Frauüberlegt nicht lange. "Naja,wenn wir früher in Urlaub fuh-ren, hatten wir immer einenganzen Koffer allein für unsere

Uni-Spiegel Zeitung Universität Osnabrück 2002/2

Menschen an der Universität: Barbara Mönkediek

Fotoausrüstung. Das wird nunweniger." Aber dennoch, derSpaß ist geblieben. Und zumAusgleich, zum Entspannen,so erzählt sie, gibt es dieArbeit im Garten. Der Sohnist mittlerweile zehn, dieTochter 18 Jahre alt. Sie lernt,na, was wohl, Mediengestalte-rin. Der Apfel fällt eben nichtallzu weit vom Stamm. Undübrigens der richtige Aus-druck lautet Schärfentiefe.

Achtung, stillhalten: Die Fotolaborantin Barbara Mönkediek beider Arbeit . Fotos: Elena Scholz

erzählt die heute 40-jährige,und "in dieser Zeit brauchte ichselber eine Mutterschutzver-tretung, denn da kam unserSohn Florian zur Welt."Der suchende Blick, der schnel-le Griff zum Auslöser. BarbaraMönkediek hat den Umgang mitFotos von der Pike auf gelernt,wie es so schön heißt. "Ich habedas mit der Muttermilch einge-

Hat ihr Hobby zum Berufgemacht: Barbara Mönkediek