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Geschichtlicher Überblick zur Oppolzer-Sternwarte 1904 Egon von Oppolzer, 1901 an die Universität Innsbruck berufener Pro- fessor für Astronomie, erbaut die Sternwarte mit eigenen Mitteln, nach eigenen Plänen und mit damals neuen Ideen. 1907 Oppolzer stirbt 38jährig an einer Blutvergiftung, die Sternwarte wird zwei Jahre später seiner Familie vom Staat abgekauft und der Universität Innsbruck als Universitätssternwarte zugeeignet. 1909-53 Die Sternwarte wird für Lehre und Forschung genutzt, Gebäude und Ausstattung bleiben aber wegen mangelnder Mittel weitgehend unverändert. Weder werden die Originalinstrumente durch modernere ersetzt, noch irgendwelche bauliche Änderungen durchgeführt. 1953 Erster größerer Ausbau unter Viktor Oberguggenberger: Die Sternwarte erhält eine Dunkelkam- mer mit Wasseranschluss, ein WC und einen kleinen Arbeitsraum. 1968/69 Der Anbau von 1953 wird gegen Norden und Süden hin baulich erweitert. Auf den zusätzlichen Flächen finden ein Seminarraum, eine kleine Werkstatt und zwei Stellplätze für bereits vorhandene astronomische Instrumente Platz. 1973 Mit dem Zeiss-Coudé-Linsenteleskop kommt nach fast 70 Jahren ohne Neuanschaffungen wieder ein modernes Teleskop an die Sternwarte. Danach werden an den Baulichkeiten und am Inventar des Observatoriums keinerlei Veränderungen mehr vorgenommen. Heute wird von den Instrumenten in Hötting nur mehr das Coudé-Teleskop – zusammen mit dem modernen 60cm-Spiegelteleskop am Dach des Institutes in der Technikerstraße – in der Aus- bildung eingesetzt. Aufnahmen für wissenschaftliche Zwecke werden von den Innsbrucker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an internationalen Großteleskopen wie etwa der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile oder mit Satelliten gewonnen. So sehr auch die Astronomen über viele Jahrzehnte unter den schlechten Arbeitsbedingungen und den veralteten Geräten gelitten haben, ist es doch aus heutiger Sicht ein Glücksfall, dass die Universität Innsbruck nun über eine Historische Sternwarte verfügt, die zusammen mit ihren Originalinstrumenten ein bedeutendes, im Wesentlichen unverändert erhaltenes Denkmal der österreichischen Wissenschaftsgeschichte darstellt. universität innsbruck Historische Sternwarte Abb. 1: Ansicht der Sternwarte von Süden, 1929. Abb. 2: Egon von Oppolzer

universität innsbruck Historische Sternwarte...1904 Egon von Oppolzer, 1901 an die Universität Innsbruck berufener Pro-fessor für Astronomie, erbaut die Sternwarte mit eigenen Mitteln,

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Page 1: universität innsbruck Historische Sternwarte...1904 Egon von Oppolzer, 1901 an die Universität Innsbruck berufener Pro-fessor für Astronomie, erbaut die Sternwarte mit eigenen Mitteln,

Geschichtlicher Überblick zur Oppolzer-Sternwarte

1904 Egon von Oppolzer, 1901 an die Universität Innsbruck berufener Pro-fessor für Astronomie, erbaut die Sternwarte mit eigenen Mitteln, nach eigenen Plänen und mit damals neuen Ideen.

1907 Oppolzer stirbt 38jährig an einer Blutvergiftung, die Sternwarte wird zwei Jahre später seiner Familie vom Staat abgekauft und der UniversitätInnsbruck als Universitätssternwarte zugeeignet.

1909-53 Die Sternwarte wird für Lehre und Forschung genutzt, Gebäude und Ausstattung bleiben aber wegen mangelnder Mittel weitgehend unverändert. Weder werden die Originalinstrumente durch modernere ersetzt, noch irgendwelche bauliche Änderungen durchgeführt.

1953 Erster größerer Ausbau unter Viktor Oberguggenberger: Die Sternwarte erhält eine Dunkelkam-mer mit Wasseranschluss, ein WC und einen kleinen Arbeitsraum.

1968/69 Der Anbau von 1953 wird gegen Norden und Süden hin baulich erweitert. Auf den zusätzlichen Flächen fi nden ein Seminarraum, eine kleine Werkstatt und zwei Stellplätze für bereits vorhandene astronomische Instrumente Platz.

1973 Mit dem Zeiss-Coudé-Linsenteleskop kommt nach fast 70 Jahren ohne Neuanschaffungen wieder ein modernes Teleskop an die Sternwarte. Danach werden an den Baulichkeiten und am Inventar des Observatoriums keinerlei Veränderungen mehr vorgenommen.

Heute wird von den Instrumenten in Hötting nur mehr das Coudé-Teleskop – zusammen mit dem modernen 60cm-Spiegelteleskop am Dach des Institutes in der Technikerstraße – in der Aus-bildung eingesetzt. Aufnahmen für wissenschaftliche Zwecke werden von den Innsbrucker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an internationalen Großteleskopen wie etwa der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile oder mit Satelliten gewonnen.

So sehr auch die Astronomen über viele Jahrzehnte unter den schlechten Arbeitsbedingungen und den veralteten Geräten gelitten haben, ist es doch aus heutiger Sicht ein Glücksfall, dass die Universität Innsbruck nun über eine Historische Sternwarte verfügt, die zusammen mit ihren Originalinstrumenten ein bedeutendes, im Wesentlichen unverändert erhaltenes Denkmal der österreichischen Wissenschaftsgeschichte darstellt.

universität innsbruck

Historische Sternwarte

Abb. 1: Ansicht der Sternwarte von Süden, 1929.

Abb. 2: Egon von Oppolzer

Page 2: universität innsbruck Historische Sternwarte...1904 Egon von Oppolzer, 1901 an die Universität Innsbruck berufener Pro-fessor für Astronomie, erbaut die Sternwarte mit eigenen Mitteln,

Die Instrumente der Sternwarte

Der Meridiankreis wurde etwa 1860 von der Firma Starke hergestellt. Oppolzer übernimmt dieses Instrument von der Privatsternwarte seines Vaters in Wien. Es dient der Positionsbestimmung von Sternen und Planeten sowie der Zeitbestimmung. Die Brennweite ist 105cm, die Öffnung 10,8cm. Abb. 3 (Foto Volker Witt)

Die zwei Universalinstrumente, in der zweiten Hälfte des 19. Jh. von der Firma Starke & Kammerer in Wien gefertigt, sind mobil, universell verwendbar und werden vor allem für Positionsbestimmungen benutzt.

Das Zenitteleskop wird von Oppolzer geplant, 1902 von Heyde in Dresden gefertigt und ist Hauptgrund für Oppolzer, in Innsbruck eine eigene Sternwarte zu gründen. Mit diesem Instrument (Brennweite 200cm, Öff-nung 10,8cm) können die Positionen von Sternen extrem genau gemessen werden. Das Zenitteleskop wird bis in die 1950er Jahre zur Beobachtung der Polhöhenschwankung, also zur Messung der Änderungen der Erdachse verwendet. Abb. 4 (Foto Wolfgang Kausch)

Das 40cm-Teleskop von Zeiss ist mit einer Brennweite von 100cm, einem Spiegeldurchmesser von 40cm und einem Gewicht von mehreren Tonnen das größte Instrument der Historischen Sternwarte. 1905 aufgestellt, ist es nicht nur das lichtempfindlichste Teleskop des habsburgischen Kaiserreiches, sondern auch das erste Spiegelteleskop der Monarchie. Abb. 5 (Foto Volker Witt)

Der Zeiss-Stereokomparator dient der Auswertung der aufgenommenen Fotoplatten und ist damit ein wich-tiger Bestandteil der Historischen Sternwarte. Er wird 1904 von Oppolzer angeschafft und später zu einem Blinkkomparator umgebaut. Mit diesem Gerät können Objekte, die ihre Helligkeit oder Position verändern, auf astronomischen Aufnahmen leichter gefunden werden.

Das Zeiss-Coudé-Linsenteleskop (Brennweite 225cm, Öffnung 15cm) wurde 1973 in der freistehenden Kuppel aufgestellt. Es ist das einzige Instrument der Sternwarte, das nicht aus der Zeit Oppolzers stammt, und auch das einzige, das heute noch verwendet wird.

Kontaktdaten

Institut für Astrophysik der Universität InnsbruckTechnikerstraße 25, 8. Stock, 6020 Innsbruckwww.uibk.ac.at/astro

Kontaktpersonen für die Historische Sternwarte: Friedrich Vötter und Theresia FreiseisenTel. 0512 507-52055 oder Tel. 0512 507-52011 Email: [email protected]

Informationen zur Historischen Sternwarte der Universität Innsbruck:www.uibk.ac.at/historische-sternwarte

Informationen zum gesamten Angebot des Instituts für Astrophysik für die Öffentlichkeit, insbesondere zur Nacht der offenen Tür: www.uibk.ac.at/astro/public

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Abb. 3: Meridiankreis Abb. 4: Zenitteleskop Abb. 5: 40cm-Teleskop