5
Die Instrumente der Sternwarte Stuttgart © Schwäbische Sternwarte e.V. 15 Stuttgart, 1997 + 2004 Unser Arbeitstier: Der 7-Zoll-Zeiss-Refraktor Typ : Refraktor Optik : Achromat Nr. 4938 Baujahr : 1911 Hersteller : Carl-Zeiss, Jena Öffnung : 7" = 175 mm Brennweite : 2590 mm Auflösungsvermögen : 0,7" Öffnungsverhältnis : 1: 14,8 Grenzgröße : 13 m ,5 Sucher : 20-fach reguliert die Nachführgeschwindigkeit. 1991/92 wur- de das Fernrohr generalüberholt. Obwohl mittlerweile 86 Jahre alt, ist dieses Instrument durch seine soli- de Bauweise immer noch ideal für die Führungen, die in der 5 m-Kuppel stattfinden. Nichts für kalte Nächte: Der Starfire-Refraktor Typ : Refraktor Optik : Apochromat Baujahr : 1989 Hersteller : Astro-Physics, USA Öffnung : 7" = 178 mm Brennweite 1630 mm Auflösungsvermögen : 0,7" Öffnungsverhältnis : 1: 9 Grenzgröße : 13 m ,5 Sucher : 10-fach Mit diesem Fernrohr werden hauptsächlich die Abendführungen auf der Sternwarte abgehalten. Das Teleskop wurde vermutlich 1911 in Jena hergestellt. Der Fabrikant Eisemann aus Korntal erwarb dieses Teleskop. Seine Schwester Auguste Kessler aus Wasseralfingen stellte 1948 dieses Instrument der Sternwarte zur Verfügung und stiftete es 1952 dem Verein. Die Nachführung erfolgt mechanisch durch ein 120 kg schweres Gewicht. Ein Fliehkraftregler Dieses Teleskop, das in der wegschiebbaren Schutz- hütte auf der Terrasse steht, dient bei großem Be- sucherandrang ebenfalls den Sternführungen. Mit

Die Instrumente der Sternwarte Stuttgart...Beobachtungen auf der Sternwarte eingesetzt, da aus Platzgründen in der kleinen Kuppel keine Füh-rungen möglich sind. Die Öffnung ist

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Die Instrumente der Sternwarte Stuttgart

    © Schwäbische Sternwarte e.V. 15 Stuttgart, 1997 + 2004

    Unser Arbeitstier: Der 7-Zoll-Zeiss-Refraktor

    Typ: RefraktorOptik: Achromat Nr. 4938Baujahr: 1911Hersteller: Carl-Zeiss, JenaÖffnung: 7" = 175 mmBrennweite: 2590 mmAuflösungsvermögen: 0,7"Öffnungsverhältnis: 1: 14,8Grenzgröße: 13m,5Sucher: 20-fach

    reguliert die Nachführgeschwindigkeit. 1991/92 wur-de das Fernrohr generalüberholt. Obwohl mittlerweile86 Jahre alt, ist dieses Instrument durch seine soli-de Bauweise immer noch ideal für die Führungen,die in der 5 m-Kuppel stattfinden. Nichts für kalte Nächte: Der Starfire-Refraktor

    Typ: RefraktorOptik: ApochromatBaujahr: 1989Hersteller: Astro-Physics, USAÖffnung: 7" = 178 mmBrennweite 1630 mmAuflösungsvermögen: 0,7"Öffnungsverhältnis: 1: 9Grenzgröße: 13m,5Sucher: 10-fach

    Mit diesem Fernrohr werden hauptsächlich dieAbendführungen auf der Sternwarte abgehalten. DasTeleskop wurde vermutlich 1911 in Jena hergestellt.Der Fabrikant Eisemann aus Korntal erwarb diesesTeleskop. Seine Schwester Auguste Kessler ausWasseralfingen stellte 1948 dieses Instrument derSternwarte zur Verfügung und stiftete es 1952 demVerein. Die Nachführung erfolgt mechanisch durchein 120 kg schweres Gewicht. Ein Fliehkraftregler

    Dieses Teleskop, das in der wegschiebbaren Schutz-hütte auf der Terrasse steht, dient bei großem Be-sucherandrang ebenfalls den Sternführungen. Mit

  • © Schwäbische Sternwarte e.V. 16 Stuttgart, 1997 + 2004

    einem Protuberanzenansatz können zudem mit die-sem Fernrohr Gasausbrüche am Sonnenrand beiSonnenführungen beobachtet werden. Dieses Tele-skop ist moderner und deutlich kleiner als das Zeiss-Hauptfernrohr und wird elektrisch nachgeführt. ImWinter muß man sich warm anziehen, denn durchdie freie Lage kann es schon mal empfindlich kaltwerden. Doch ein Blick auf die Mondkrater und zuden Planeten läßt die Besucher die Kälte schnellvergessen.

    High-Tech auf der Uhlandshöhe: Das C14-Teleskop

    Typ: Schmidt-CassegrainOptik: katadioptrischBaujahr: 1980Hersteller: Celestron, Torrance/L.A.,USAÖffnung: 14" = 356 mmBrennweite: 3910 mmAuflösungsvermögen: 0,4"Öffnungsverhältnis: 1: 11Grenzgröße: 15mLeitrohr: Öffnung 100 mm

    Brennweite 500 mmSucher: 15-fach

    Dieses Teleskop wird für amateurastronomischeBeobachtungen auf der Sternwarte eingesetzt, daaus Platzgründen in der kleinen Kuppel keine Füh-rungen möglich sind. Die Öffnung ist im Vergleichzu den beiden anderen Fernrohren doppelt so groß.Es können deshalb viermal lichtschwächere Objek-te damit beobachtet werden. In den letzten Jahrenwurde dieses Teleskop stark ausgebaut. Mittlerwei-le ist es mit digitalen Teilkreisen und einer compu-tergesteuerten Nachführung versehen. Damit kön-nen in Minutenschnelle Galaxien, Nebel, Veränder-liche Sterne, Planetarische Nebel, Kugelsternhau-fen und Kometen eingestellt werden.

    Das Mauerblümchen: Der Staus-Refraktor

    Typ: Refraktor mit gefaltetem StrahlengangOptik: AchromatBaujahr: Objektivlinse vermutlich 1890 Umbau: 1971Hersteller: Firma WachterÖffnung: 8,8" = 220 mmBrennweite: 2820 mmAuflösungsvermögen: 0,7"Öffnungsverhältnis: 1: 12,8Grenzgröße: 13m

  • © Schwäbische Sternwarte e.V. 17 Stuttgart, 1997 + 2004

    Nur bei Großereignissen kommt dieses Gerät nochzum Einsatz und gehört eigentlich, wegen seinerwechselvollen Geschichte, in ein Museum. 1890 er-stand der Industrielle Villeroy (Villeroy&Boch) in Pa-ris eine Objektivlinse und baute sie in einen koni-schen Tubus aus Stahlblech ein. Im Jahre 1911 kauf-te Prof. Anton Staus das Fernrohr von Villeroys Sohnund stellte es 1922 der Schwäbischen Sternwartezur Verfügung. Während des 2. Weltkriegs war dasTeleskop ausgelagert. Durch Brandeinwirkung wur-den die meisten Teile des Teleskops zerstört oderstark beschädigt. So kommt es, daß das heutigeFernrohr nur noch das damalige Objektiv enthält.1971 baute die Firma Wachter einen neuen Tubus.Mit Hilfe zweier Planspiegel wird der 3 m lange Strah-lengang des Fernrohrs gefaltet.

    Pack die Badehose ein und schnapp dein kleines Meadelein:Das Meade 2080-HTC

    Typ: Schmidt-CassegrainOptik: katadioptrischBaujahr: 1986Hersteller: MEADE-Instr. Corp., Costa Mesa/L.A.,USAÖffnung: 8" = 203 mmBrennweite: 2000 mmAuflösungsvermögen: 0,7"Öffnungsverhältnis: 1: 9,9Grenzgröße: 14m

    Da astronomische Ereignisse nicht nur in Stuttgartstattfinden, braucht der Verein ein transportablesGerät um Sternexpeditionen zu unternehmen. Zu-dem ist der Himmel über Stuttgart durch die Abga-se und die Lichter der Stadt nicht absolut dunkel.Um lichtschwache Galaxien beobachten zu kön-nen, müssen die Amateurastronomen in die Al-pen, auf die Schwäbische Alb oder in denSchwarzwald fahren. Unsere Fernrohre auf derSternwarte sind leider nicht transportabel. Für sol-che Expeditionen wird deshalb dieses transporta-ble Teleskop in den Kofferraum eines Autosgeladen. Und ab geht die Post zu den grandiosenastronomischen Plätzen, an denen die Milchstraßenoch Milchstraße ist und einem 3000 Sterne aufsamtschwarzem Himmel entgegenfunkeln.

    Neue Astronomie mit Computer und Guide

    Typ: 80486Taktfrequenz: 66 MHzFestplatte: 540 MBArbeitsspeicher: 8 MBMonitor: 15"

    Ohne Computer läuft nichts mehr in der heutigenmodernen Welt. Mit dem Astroprogramm "Guide"lassen sich für Stuttgart alle astronomischen Him-melsereignisse in Sekundenschnelle ermitteln. DieDaten von über 15 Millionen Sternen, 73000 Galaxi-en, 4520 Kleinplaneten, 30729 Veränderlichen Ster-nen und von den Planeten in unserem Sonnensy-stem lassen sich beliebig von einer CD abrufen.Auch die Sonnenfinsternis am 11. August 1999 inStuttgart kann bereits jetzt schon simuliert werden.Mit dem Computer lassen sich damit problemlos Re-

  • © Schwäbische Sternwarte e.V. 18 Stuttgart, 1997 + 2004

    genpausen überbrücken. Aber auch für die Öffent-lichkeitsarbeit wird der Computer eingesetzt. DasSternenblättchen, das dreimal im Jahr erscheint, wirdwie andere Publikationen auf unserem Computererstellt.

    Silberhalogenid ade: Die CCD-Kamera ST-6Typ: ST-6Hersteller: Santa Barbara Inst. GroupChipgröße: 8,8 mm x 6,6 mmPixelanzahl: 375 x 242 = 90 750Pixelgröße: 23 x 27 µmKühltemperatur: bis - 50 °CVerschlußzeit: 0,01 Sekunden bis mehrere MinutenAuflösung: 16 BitBaujahr: 1995

    den werden. Die Nachteile einer CCD-Kamera imVergleich zur normalen Fotokamera sind das auf-wendige Verfahren zur Herstellung von Farbbil-dern, das kleine Gesichtsfeld und die geringereAuflösung eines CCD-Bildes.

    Mit professioneller Genauigkeit: Die VideokameraTyp: FA 85Hersteller: GrundigChipgröße: 8,3 mm x 6,3 mmPixelanzahl: 756 x 581 = 439 236Pixelgröße: 11 x 11 µm Bilder pro Sekunde: 50 HalbbilderBaujahr: 1992

    Deep-Sky-Astronomie ist endlich wieder in der Groß-stadt möglich. Der Vorteil einer CCD-Kamera ist dieextrem kurze Belichtungszeit von Himmelsobjekten,das sofort zur Verfügung stehende Bild und die problem-lose Nachbehandlung der Bilder. Damit könnenselbst an Stuttgarts aufgehelltem Nachthimmel wie-der lichtschwache Galaxien aufgenommen werden.Dies liegt im Vergleich zum herkömmlichen Fotofilman dem lichtempfindlicheren Chip. Obendrein ist dasBild in einer computerlesbaren Form vorhanden undkann damit beliebig weiterverarbeitet und eingebun-

    In der Astronomie gibt es viele Ereignisse, bei de-nen es um die genaue Zeit geht. Aus dieser kannman dann wiederum andere Daten berechnen. ZumBeispiel bei Sternbedeckungen durch den Mondkommt es auf Bruchteile einer Sekunde an, wannder Stern hinter dem Mond verschwindet und wie-der auftaucht. Mit Hilfe dieser Videokamera werdendie Sternbedeckungen verfolgt und gleichzeitig diegenaue Funkuhrzeit aufgezeichnet. Nach dem Er-eignis können dann in aller Ruhe die genauen Zei-ten auf 0,02 Sekunden festgestellt werden. GleicheSysteme werden auch von Fachsternwarten, z.B. derKöniglichen Sternwarte von Belgien in Brüssel-Uccle verwendet.

  • © Schwäbische Sternwarte e.V. 19 Stuttgart, 1997 + 2004

    Eindrucksvoll ist aber auch das Betrachten der Mond-oberfläche in Echtzeit. Man blickt nicht mehr mit demAuge durch das Fernrohr, sondern mehrere Beob-achter sehen gleichzeitig die flimmernde Luft unddie Mondkrater auf dem Fernsehbildschirm. Ein Er-eignis besonderer Art! Seit kurzem erst können miteinem vor der Kamera montierten Restlichtverstär-ker selbst lichtschwache Galaxien auf dem Fernseh-schirm festgehalten werden.

    Neues vom Kinomarkt: Multimedia auf der Sternwarte

    Typ: Videoprojektor PLC - 200 PHersteller: SanyoPixelanzahl: 3 x 110 450 (dreifarbig)Horizontale Auflösung: 450 TV-ZeilenBaujahr: 1994

    Leider ist das Wetter in Deutschland im Durchschnittan 240 Tagen im Jahr astronomisch unbrauchbar.Dann ist uns der Blick zu den Sternen verwehrt.Damit die Sternwarte trotzdem noch etwas zu bie-ten hat, wurde 1995 eine Videoprojektionsanlage an-geschafft. Mit astronomischen Lehrfilmen kann danntrotz schlechtem Wetter Besuchern das Universumein Stück näher gebracht werden.

    Das Videobild unserer Kamera läßt sich direkt vonder C14-Kuppel in den Vortragsraum übertragen. Vorallem in kalten Winternächten können sich die Be-sucher im warmen Vortragsraum an den Mondkra-tern erfreuen. Aber nicht nur mit der Videoprojekti-onsanlage wird gearbeitet. Auch Diavorträge überSonnensystem und Universum gehören zum Reper-toire der Sternwarte bei schlechtem Wetter.

    Marcus Arzt