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KUNSTVOLL MIT ALLEN SINNEN! Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule im Förderzeitraum 2006 bis 2010 vorgelegt vom Zentrum für Kulturforschung Berichterstattung: Prof. Dr. Susanne Keuchel Eine Evaluation im Auftrag der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

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KUNSTVOLL MIT ALLEN SINNEN! Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule

im Förderzeitraum 2006 bis 2010

vorgelegt vom Zentrum für Kulturforschung

Berichterstattung:

Prof. Dr. Susanne Keuchel

Eine Evaluation im Auftrag der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

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Die Evaluation des Landesprogramms Kultur und Schule, über die hier berichtet wird, wurde im Zeitraum 2006-

2010 durchgeführt. Für den Inhalt der Publikation ist allein das Zentrum für Kulturforschung verantwortlich.

Zentrum für Kulturforschung

Grantham-Allee 20 53757 Sankt Augustin Tel.: (02241) 39 72 240 Fax: 39 72 249 e-mail: [email protected] Internet: www.kulturforschung.de

Keuchel, Susanne (Zentrum für Kulturforschung):

"Kunstvoll mit allen Sinnen!" - Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule

im Förderzeitraum 2006 bis 2010

Redaktionelle Mitarbeit: Marcus Fuchs, Dominic Larue, Katharina Zenz

Sankt Augustin 2010

Umschlaggestaltung: Marcus Fuchs

Bildnachweise: Stadt Moers, Stadt Hattingen, Ralf Emmerich, Peter Hübbe, Hartmut Hofmeister, SonderProjekt

ArtLan – Münster

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Inhalt

Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen ..................................................... 5

2. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms .................................. 9

3. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms ............................................................................................. 16

4. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen... ............................. 28

4.1 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms ...................... 28

4.2 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm .................................................. 43

5. Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm ....................................................................... 54

5.1 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im

Landesprogramm .................................................................................................................................... 54

5.2 Zum Zeitmanagement der Projekte im Landesprogramm ...................................................................... 58

5.3 Professionalität im künstlerischen Anspruch – Zu den Innen- und Außenräumen der Projekte ............ 61

5.4 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule .......................................................................... 65

6. Zu den Protagonisten des Landesprogramms – den Künstlern ........................................................................... 73

6.1 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler ............................................................................ 74

6.2 Zum biographischen Kontext der Künstler .............................................................................................. 80

6.3 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten .................................................................. 83

6.4 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm ............................................................................... 87

7. Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen ..................................................................................................... 94

7.1 Aufbau und Struktur der Fortbildungsangebote ..................................................................................... 94

7.2 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot ....................................................... 96

7.3 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot ................................................................. 101

8. Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm .............................................................................. 103

9. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? ................................................................ 115

10. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule ............ 128

11. Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns .................................................................... 133

11.1 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: Qualitative und/oder quantitative Methodik? .................. 133

11.2 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten .......................................................................... 136

11.2.1 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden .......................... 140

12. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................ 148

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Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen

Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule wurde zum Schuljahr 2006/2007 ins Leben gerufen, mit dem Ziel,

Kindern und Jugendlichen – unabhängig von ihrem familiären Hintergrund – die Begegnung und

Zusammenarbeit mit Künstlern aller Sparten (Theater, Literatur, Bildende Kunst, Musik, Tanz, Film und neue

Medien) zu ermöglichen. Die Stärkung der kulturellen Bildung ist ein zentrales kulturpolitisches Ziel der

Landesregierung. Im Rahmen der aktuellen Ganztagsschuldebatte wurde der Gedanke, Künstlerinnen und

Künstler in die Schulen zu holen, durch die angestrebte „Öffnung der Schule“1 intensiv belebt.

Hintergrund – Zur Rolle des Künstlers in der Schule

Die Zusammenarbeit von Künstlern und Schulen hat eine lange Tradition, die bis in die 70er Jahre zurückreicht.

Im Mittelpunkt stand schon bei früheren Kooperationen die Idee, auf eine punktuelle Mitwirkung von

Künstlern im Schulbereich zu setzen, um das musisch-kulturelle Angebot zu verbessern2, wie beispielsweise

beim “Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan: Musisch-kulturelle Bildung“ der Bund-Länder-Kommission von

1977. Die abschließende Bewertung des Modellversuchs von 1977 fiel im Resümee sehr positiv aus. Die

Bandbreite der Angebote in diesem Modellversuch war analog zum Landesprogramm groß, und reichte vom

klassischen Theaterspielen in der Schule, über geschichtliche Themen, wie die Frauen im ausgehenden

Mittelalter, bis hin zur Behandlung von interkulturellen Aspekten. Auch in den 80er und 90er Jahren gab es

wiederholt Modellversuche, beispielsweise 1989 das Projekt „Schulkultur – Entwicklung und Erprobung eines

didaktischen Konzepts zur erweiterten musisch-kulturellen Erziehung in der Schule“3, das auf die Stärkung der

kreativen Eigentätigkeit von Lehrern und Schülern durch die Einbeziehung von Künstlerinnen und Künstlern

abzielte. 1990 fand das Projekt „Entwicklung und Förderung kreativer und gestalterischer Elemente der

beruflichen Bildung durch Zusammenarbeit der Lernorte Schule und Betrieb mit Künstlern und Einrichtungen

des musisch-kulturellen Bereichs (kubus)“4 statt, sowie 1996 das Projekt „ART Special: Hansa – Interdisziplinäre

Künste zur Weiterentwicklung eines Schulprofils“5, in dem künstlerische Arbeitsprojekte zu

gesellschaftspolitischen Fragestellungen in Zusammenarbeit von Künstlern und Schülern realisiert wurden.

Schon im Rahmen des Modellversuchsprogramms 1977 konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die auch für

das heutige NRW Landesprogramm Kultur und Schule relevant sind: beispielsweise die Schwierigkeit für

Künstler, sich im schulischen Umfeld – oftmals ohne schulischen Ansprechpartner – zurechtzufinden. Meist

mussten die organisatorischen Voraussetzungen für die Arbeit mit den Schülern vom Künstler selbst geleistet

werden und in den vorgefundenen Klassenräumen war es z.T. schwierig, Freiräume für das Spielerische

ästhetischer Praxis zu entwickeln.6

Die in früheren Jahren verarbeiteten Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Künstlern mit den

Modellprojekten sprechen oftmals ganz grundsätzliche Fragestellungen und Probleme an: In wie weit kann der

Künstler seine Rolle in der Auseinandersetzung mit der Schulwirklichkeit bewahren? Wie kann er die nötige

Disziplin und Vermittlungskompetenz für einen reibungslosen Ablauf eines kulturellen Bildungsprojekts in der

Schule aufbringen?

1 Stellungnahme der Bundesregierung zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht. Hg.: Deutscher Bundestag. 15. Wahlperiode. Drucksache

15/6014. 10.10.2005 2 Vgl. Musisch-kulturelle Bildung. Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan. Band 1. Textteil. Hg.: Bund-Länder-Kommission für

Bildungsplanung und Forschungsförderung. Stuttgart. 1977. S. 13 3 Kulturelle Bildung in Deutschland. Modelle innovativer Projektarbeit. Hg.: Susanne Keuchel u. Andreas Johannes Wiesand. Bonn. 2000. S.

140f 4 Ebd., S. 115f

5 Ebd., S. 111f

6 Vgl. Modellversuch “Künstler und Schüler“. Abschlussbericht. a.a.O. S. 12 u. 14

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So ist die pädagogische Kompetenz des Künstlers nicht zweifelsfrei vorauszusetzen – diese Fähigkeit gehört

nicht zur Ausbildung und den erforderlichen Kernkompetenzen von Künstlern. Es kann also vorteilhaft sein, in

Fort- und Weiterbildungen Künstler auf etwaige Konfliktsituationen vorzubereiten.7 Dabei sollte man einen

guten Mittelweg finden, zwischen einer guten fachlichen Vorbereitung auf der einen Seite und der Bewahrung

der Authentizität des Künstlers als Künstler mit eigenen neuen, ungewöhnlichen und nicht-schulischen

Vermittlungswegen auf der anderen Seite. Denn ungewöhnliche Perspektiven auf Themen und

Alltagsgeschehen sind ein erklärtes Ziel aller bisherigen Projekte mit Künstlern an Schulen und daher soll

vermieden werden, dass der Künstler beim Einsatz im Umfeld Schule zum „Ersatzpädagogen“ mutiert.

Winfried Kneip, der im Rahmen seiner Tätigkeit in der Yehudi Menuhin Stiftung die Einbindung von Künstlern in

die Schule förderte, macht auf eine Reihe von Problemfeldern von Künstlern in Schulen aufmerksam. So

scheiterten diese, wenn sie „nicht genügend Wissen über Entwicklung und Fähigkeiten von Kindern in

bestimmten Altersstufen haben […], keine oder nur klischeehafte Vorstellungen davon haben, wie Schule

funktioniert und unter welchen Bedingungen Lehrer arbeiten müssen […], ihrer Kunst nicht genügend

vertrauen und insbesondere in Konflikten versuchen, pädagogisch zu wirken […], Kinder in ihren Fähigkeiten

unterschätzen und am Prozess, an den Inhalten und am Verfahren nicht beteiligen“. 8

Künstler in der Schule

müssen also den Spagat bewältigen zwischen dem Erwerb von pädagogischen Qualifikationen, die sie

befähigen, im Schulalltag zu „überleben“, und der Bewahrung der künstlerischen Professionalität und

Sichtweise, um deren Willen sie ja gerade besonders geschätzt werden.

Zur Struktur des Landesprogramms „Kultur & Schule“

Im Landesprogramm Kultur und Schule wurden in den vier Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 insgesamt etwa

4.700 Kunstprojekte mit schätzungsweise etwa 2.300 Künstlern in Nordrhein-Westfalen gefördert. Damit

erreichte das Landesprogramm bisher rund 94.000 Schüler. Alle Kunstsparten sind dabei vertreten, sowie eine

Vielzahl an spartenübergreifenden Projekten. In der Regel werden die Projekte von einer Künstlerin oder einem

Künstler geleitet. In den sogenannten Sonderprojekten (Kooperationsprojekten) arbeiten mehrere

Künstlerinnen und Künstler mit mehreren Schulen – auch schulform- und kommunenübergreifend sowie unter

Beteiligung der örtlichen Kultureinrichtungen – in einem Projekt zusammen. Die Fördersumme pro Projekt

beträgt derzeit bis zu 2.850 Euro9. Die Projekte werden mit einem Festbetrag in Höhe von 2.280 Euro aus

Landesmitteln gefördert, Projekte an offenen Ganztagsschulen im Primarbereich mit einem Festbetrag in Höhe

von 1.480 Euro; diese sind durch 800 Euro aus Geldmitteln, die den offenen Ganztagsschulen zur Verfügung

stehen, zu ergänzen. Im zweiten Förderjahr wurde der Förderbetrag um eine Sach- und Reisekostenpauschale

in Höhe von bis zu 750 Euro pro Projekt angehoben. Die Kommunen beteiligen sich an der Projektförderung mit

einem Eigenanteil in Höhe von 20%, d.h. 570 Euro pro Projekt.

Aspekte der Qualitätsentwicklung im Landesprogramm

Um die Qualitätsentwicklung des Landesprogramms Kultur und Schule nachhaltig zu sichern, werden die

Kunstprojekte im Rahmen eines Juryverfahrens ausgewählt. Im ersten Förderjahr übernahm dies zentral eine

Landesjury. Die Ergebnisse der vorliegenden Evaluation legten jedoch nahe, dass dies regional teils zu einer

einseitigen Förderung führte, da einzelne Kommunen aktiver die Bewerbung von Künstlern und Schulen

unterstützten als andere.

7 Mit Blick auf Konfliktsituationen lohnt es sich, eine der Hauptqualitäten von Kunst nicht zu unterschlagen: Störungen, Aggression und Konflikt

können als Treibstoff, als ‚Kreatin‘ für den künstlerischen Schaffensprozess genutzt werden. So empfiehlt Kneip den Künstlern, ihren Fokus weg von ‚pädagogischen Lösungen‘ hin zu ‚künstlerischen Interventionen‘ zu setzen. Vgl. Winfried Kneip: Die Kunst der Vermittlung – Qualifizierungsangebote für Künstler in NRW. In: Schule und Kultur. a.a.O. S. 54

8 Winfried Kneip: Die Kunst der Vermittlung – Qualifizierungsangebote für Künstler in NRW. In: Schule und Kultur. a.a.O. S. 52

9 Der Höchstbetrag für das Entgelt der Künstler und Kunstpädagogen sowie der Reise- und projektbezogenen Sachausgaben beträgt 2.750

Euro, für die Durchführung einer Abschlussveranstaltung werden pro Projekt noch einmal bis zu 100 Euro zur Verfügung gestellt.

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Auch zeigte sich, dass mit der zentralen Vergabe vorwiegend Projekte aus Städten mit mehr als 100.000

Einwohnern gefördert wurden, was zu Lasten von Gemeinden mit weniger als 30.000 Einwohnern ging. Ab dem

zweiten Förderjahr wurde daher allen Kreisen und Kommunen eine Fördersumme in Aussicht gestellt, die diese

im Rahmen von Bewerbungen ausschöpfen konnten. Das Verfahren sieht vor, dass sich Künstler oder

Kulturpädagogen, Kultureinrichtungen und Einrichtungen der künstlerisch-kulturellen Bildung mit ihrer

Projektidee gemeinsam mit einer Schule bei ihrer Kommune oder dem zuständigen Kreis bewerben. Die

Auswahl der förderungswürdigen Projekte obliegt nun einer dezentralen, unabhängigen Jury vor Ort. Die

dezentrale Jurierung trägt wesentlich dazu bei, das Programm in die Fläche zu tragen.

Die Landesregierung bietet aus den erläuterten Gründen den projektdurchführenden Künstlern vier eintägige

Fortbildungsseminare an, die von Fachinstituten durchgeführt werden.10

Diese leisten Unterstützung bei der

Umsetzung der Projekte in der (Schul-)Praxis und fördern darüber hinaus den Austausch der

Projektverantwortlichen. Sie sind ein wichtiger Baustein im NRW Landesprogramm Kultur und Schule und

tragen wesentlich zur Netzwerkbildung vor Ort bei. Damit leisten sie im Sinne der Förderung von Projekten zur

Stärkung der kulturellen Bildung die dafür erforderliche Qualitätsentwicklung. Ein Teil der Künstler, die nach

Besuch der Fortbildungsseminare wiederholt am Landesprogramm Kultur und Schule teilnahmen, wünschten

sich erneut ein Fachforum für den Austausch mit Kollegen. Entsprechend wurden Vertiefungsseminare für

„Wiederholungstäter“ eingerichtet, die von der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste /

Jugendkunstschulen NRW e.V. betreut werden.

Künstlerinnen und Künstler, die bereits im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ein Projekt

mit Schulen durchgeführt und an den Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen haben, werden zudem in den

internetgestützten Künstlerpool aufgenommen. Dieses Portal, welches durch das Kultursekretariat Gütersloh

gepflegt wird, bietet den Schulen und Kommunen Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Partnern für

künstlerische Projekte. Ein weiteres Angebot zum NRW Landesprogramm Kultur und Schule trägt das

Kultursekretariat Wuppertal bei, das Veranstaltungen für kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus

Kultur-, Schul- und Jugendverwaltung zum Landesprogramm organisiert.

Um die Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten strukturell nachhaltig zu fördern, ist außerdem zu

Beginn des zweiten Förderjahrs ein Wettbewerb zur Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten zur

Stärkung der kulturellen Bildung ins Leben gerufen worden. Damit unterstützt die Landesregierung die

Schaffung von Strukturen, die die kulturelle Bildung im kommunalen Leitbild verankern.

Zur Evaluation des Landesprogramms Kultur und Schule

Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Schulen ist nichts Neues, wie in der vorherigen Betrachtung

aufgezeigt wurde. Beachtlich und außergewöhnlich ist jedoch die Dimension des NRW Landesprogramms

Kultur und Schule. Für dieses Vorhaben existiert kein vergleichbares Vorläuferprogramm, auf dessen Erfahrung

man hätte zurückgreifen können. Angesichts der beachtlichen Zahl an Projekten und Akteuren wurde daher

von vorneherein eine begleitende dialogische Evaluation des Programms eingerichtet, die das Zentrum für

Kulturforschung seit Beginn des Programms durchführt. Alle Akteure, Künstler, Schulleiter, Schüler, Eltern,

Kommunen und Fortbilder wurden in quantitativen und qualitativen Gesprächen zur Durchführung und

Akzeptanz des Programms befragt, sowie die rund 4.700 vorliegenden Projektanträge im Kontext gewählter

Vermittlungsmethoden und Inhalte sekundäranalytisch ausgewertet. Die Zwischenergebnisse der Evaluation in

den jeweiligen Schuljahren wurden reflektiert und als Basis genutzt, um das Programm im laufenden Prozess

kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse der beteiligten Akteure zuzuschneiden, wie das

beispielsweise bei der Umstellung von einer zentralen auf eine dezentrale Fördervergabe der Fall war.

10

Durchgeführt werden die Seminare von: filmothek der jugend NRW e. V., Duisburg; NRW Landesbüro Tanz Köln; Literaturbüro NRW-Ruhrgebiet e.V. Gladbeck; Rheinisches Landestheater Neuss; Landesmusikakademie Heek; Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste/ Jugendkunstschulen NRW e.V., Unna.

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Der dialogische Prozess bei der Evaluation und entsprechend bei der Gestaltung des Programms hat sicherlich

im Wesentlichen mit dazu beigetragen, dass die Resonanz auf das Programm von Seiten der Schulen,

Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sich durchweg positiv darstellt. Das Gefühl, in den eigenen

Belangen ernst genommen zu werden und Einfluss auf die Mitgestaltung der Struktur des Programms zu

besitzen, hat das positive Verhältnis der Partner im Landesprogramm zueinander und zum Programm geprägt:

Bereits im dritten Jahr betreue ich mit meinem jungen Kollegen Sven Nieder ein

Foto-Projekt mit Jugendlichen am Anna-Siemsen-Berufskollegin Herford. Durch die

hervorragende Zusammenarbeit mit dem Kollegium und den verschiedenen

Gruppen genießen wir unsere Projektarbeit als „Lehrende” und zugleich „Lernende”.

Jürgen Escher, Freier Fotojournalist und Designer aus Herford

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2. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms

In den vier Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 wurden insgesamt 4.63711

Kunstprojekte gefördert. Im

Zeitverlauf konnte die Zahl der geförderten Projekte kontinuierlich gesteigert werden. Wurden in den ersten

Förderjahren des Landesprogramms 707 Projekte gefördert, waren es im zweiten Förderjahr 1.137 Projekte, im

dritten 1.348 Projekte und im vierten Förderjahr 1.445 Projekte.

Zu der Dimension erreichter Schulen

Wie viele Schulen konnten im Rahmen des Landesprogramms erreicht werden? Da manche Schulen mehrere

Projekte in einem Jahr realisierten oder in mehreren Jahren am Landesprogramm teilnahmen, unterscheidet

sich die Zahl der erreichten Schulen von der Zahl der durchgeführten Projekte. So wurden in den vier

Förderjahren 2.579 verschiedene Schulen erreicht.12

Das sind knapp 40% der Schulen in NRW13

. Dabei hat der

Anteil der Projekte, die an Schulen im großstädtischen Raum durchgeführt wurden, im Zeitvergleich leicht

abgenommen zugunsten einer Steigerung des Anteils der Projekte an Schulen in mittelstädtischen Gebieten mit

20.000 bis unter 100.000 Einwohnern.

Übersicht 1: Anteil der Projekte, die an Schulstandorten mit folgenden Einwohnerzahlen durchgeführt wurden differenziert Förderjahr

ZfKf 2010

Wie häufig und in wie vielen verschiedenen Jahren haben diese Schulen am Landesprogramm teilgenommen?

Über die Hälfte aller Schulen (54%) wurden bisher ausschließlich in einem Förderjahr gefördert und nur jede

zwanzigste Schule (5%) in jedem Förderjahr berücksichtigt.

11

Bei dieser Zählweise können die Angaben zur Zahl der erfassten Projekte von den Angaben der Bezirksregierungen geringfügig abweichen, aufgrund unterschiedlicher Zählweisen bei den Sonderprojekten, die das ZfKf in der Regel jeweils als eine Projekteinheit gezählt hat, obwohl mehrere Fördereinheiten an verschiedene Künstler geflossen sind.

12 Minimale Abweichungen bei der Anzahl der tatsächlich erreichten Schulen können nicht ausgeschlossen werden, aufgrund punktuell leicht

abweichender Namensbezeichnungen der Schulen in den Projektanträgen.. 13

Insgesamt gibt es im Schuljahr 2009/10 im Primar- und Sekundarbereich in NRW 6.501 Schulen (inkl. den Berufskollegs). Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht Statistische Übersicht 371. April 2010. S.7.

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Unter 20.000

20.000 bis 49.999

50.000 bis 99.999

100.000 bis 199.999

200.000 bis 499.999

500.000 und mehr

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2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Gesamt

Förderjahr

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Übersicht 2: Mehrfach berücksichtigte Schulen bei den geförderten Projekten und innerhalb der verschiedenen Förderjahre

Förderung in …

Anzahl absolut Prozent

Einem Förderjahr 1.393 54%

Zwei Förderjahren 682 26%

Drei Förderjahren 387 15%

Allen Förderjahren 117 5%

Gesamt 2.579 100%

Schulen in allen Förderjahren mit ...

Einem geförderten Projekt 1.317 51%

Zwei geförderten Projekten 641 25%

Drei geförderten Projekten 339 13%

Vier und mehr geförderten Projekten 282 11%

Gesamt 2.579 100%

ZfKf 2010

Berücksichtigt man die Mehrfachförderungen innerhalb eines Jahres, so kommt man auf einen Anteil von 51%

der Schulen, die bisher im gesamten Förderzeitraum nur einmal gefördert wurden. Jede zehnte Schule hat

schon umfangreichere Projekterfahrungen in vier oder mehr Projekten sammeln können. Dabei kann ein

leichter Trend dahingehend beobachtet werden, dass es jedes Jahr schwieriger wird, neue Schulen mit

einzubeziehen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Um noch mehr Schulen erstmals mit dem

Landesprogramm in Kontakt zu bringen, empfiehlt es sich, jedes Jahr erneut in die Öffentlichkeitsarbeit zu

investieren.

Übersicht 3: Anteil der Schulen, die erstmals innerhalb eines Förderjahres am Landesprogramm teilgenommen haben, differenziert nach Förderjahren

ZfKf 2010

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100%

1. Förderjahr 2006/07 2. Förderjahr 2007/08 3. Förderjahr 2008/09 4. Förderjahr 2009/10

Erstmalige Teilnahme Wiederholte Teilnahme

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Bei der Mehrfachberücksichtigung von Schulen kann beobachtet werden, dass es einzelne Schulformen gibt,

die anteilig häufiger von einer Mehrfachförderung im Rahmen des Landesprogramms profitieren. Dies sind die

Gesamtschulen, Hauptschulen und Berufsbildenden Schulen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Speziell

bei den Gesamtschulen kann vermutet werden, dass diese deshalb häufiger berücksichtigt werden, da die Zahl

der Gesamtschulen begrenzt ist. Errechnet man den Anteil der bisher im Rahmen des Landesprogramms

geförderten Gesamtschulen an der Gesamtzahl der Gesamtschulen in NRW, kommt man in der Tat auf einen

Anteil von 67%.14

Damit ist der Ausschöpfungsgrad der Gesamtschulen deutlich höher als der Anteil erreichter

Schulen im Landesprogramm an der Gesamtzahl der allgemeinbildenden Schulen in NRW (40%). Errechnet man

entsprechend den Anteil der geförderten Hauptschulen und Berufsschulen an der Gesamtzahl existierender

Einrichtungen in NRW, kommt man auf einen Anteil von 41% für die Hauptschulen, der dem Durchschnitt

erreicheter Schulen entspricht, und auf 17% für die Berufsbildenden Schulen. Es kann vermutet werden, dass

es grundsätzlich schwieriger ist, Hauptschulen oder Berufsschulen für Kunstprojekte zu begeistern, da diese

Schulen in der Regel weniger Erfahrung mit entsprechenden Projekten haben, wie dies auch in Kapitel 8

deutlich wird, und es ggf. leichter ist, erneut auf die Hauptschulen und Berufsschulen zuzugehen, die schon

einmal positive Erfahrungen mit einem Kunstprojekt im Rahmen des Landesprogramms gemacht haben.

Entsprechend sollte man die Schulämter in den Kommunen ermutigen, speziell bei diesen Schulformen noch

gezielter auf Schulen zuzugehen, die bisher kein Interesse am Landesprogramm zeigten.

Übersicht 4: Durchschnittliche Anzahl der geförderten Projekte im gesamten Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Schulform

ZfKf 2010

Neben den schulinternen Projekten, die den Großteil aller Projekte ausmachen, werden auch sogenannte

Sonderprojekte gefördert, die schulübergreifend konzipiert sind. So wurden nach Angaben der

Bezirksregierung beispielsweise in den Förderjahren 2008/09 und 2009/10 24 Sonderprojekte gezählt.15

Besonders herausgestellt wird bei diesen „Sonderprojekten“, dass sie neue Ideen und Anreize liefern, aber

auch mehr Gestaltungsfreiraum und weniger strikte Vorgaben zur Umsetzung benötigen.16

Ein Sonderprojekt,

das den Schülern einen Überblick über die Spartenvielfalt im künstlerischen Bereich ermöglichte und dabei

verschiedene Schulen und Künstler mit einbezog, ist das Sonderprojekt „ArtLAN“:

14

Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht 371. April 2010. S.7.

15 Die Sonderprojekte sind aufgrund der mehrfach beteiligten Schulen in den Projektanträgen schwer abzugrenzen. In der Analyse der

Projektanträge kommt das ZfKf im oben genannten Zeitraum beispielsweise auf 31 Sonderprojekte. 16

Vgl. das Interview mit Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff in: Landesregierung Nordrhein-Westfalen: Augen öffnen. Kulturelle Bildung in der Kulturförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 12/2009, S.7.

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Gesamtschule

Hauptschule

Berufsbildende Schule

Förderschule

Gymnasium

Realschule

Grundschule

Sonstige

Gesamt

Zahl an Projektförderungen

Zahl an Förderjahren

Durchschnittliche…

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ArtLAN

Im Jahr 2007/08 hat die Jugendkunstschule (JKS) in Münster im Rahmen des NRW-Landesprogramms Kultur und

Schule ein Sonderprojekt gestartet: ArtLAN, ein lokales Netzwerk aus Münsteraner Künstlern und Schulen. Dabei

wurden kunstpädagogische Projektmodule aus unterschiedlichen

bildkünstlerischen Sparten rotierend an den verschiedenen

teilnehmenden Schulen angeboten. Im Schuljahr 2008/09 waren zehn

Künstlerinnen und Künstler an Projekten in acht Schulen beteiligt. Die

Schüler konnten mehrere Projekte im Jahr mitmachen und sich in

unterschiedlichen Sparten versuchen, wie z.B. Trickfilm, Wandmalerei

und Drucktechniken. Die Organisation wurde zentral durch die JKS

koordiniert, so dass sich die Künstler stärker auf ihre eigentlichen

künstlerischen Aufgaben konzentrieren konnten.

Zu der Dimension erreichter Künstler

Ähnlich wie bei den Schulen gibt es auch unter den Künstlern „Wiederholungstäter“, die sich in mehreren

Förderjahren am Landesprogramm beteiligten, und/oder in einem Förderjahr Kunstprojekte an verschiedenen

Schulen realisierten. Berücksichtigt man diesen Umstand, so kommt man auf 2.281 verschiedene Künstler, die

bisher 4.637 Kunstprojekte im Landesprogramm ermöglichten. Die Hälfte der bisher geförderten Künstler (52%)

hat dabei nur an einem Projekt mitgewirkt. Die Rückmeldungen der Künstlerbefragungen, die in Kapitel 6

dargelegt sind, belegen, dass der Anteil der Künstler, die sich erneut am Landesprogramm bewerben wollen,

viel höher ist (66%) als der tatsächliche Anteil der Künstler, die noch einmal die Chance erhalten und im

Rahmen des Bewerbungsverfahrens erneut ausgewählt werden (48%). Nur etwa jeder Zehnte (12%) führte

dabei mehr als fünf Projekte an den Schulen durch, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 5: Mehrfach berücksichtigte Künstler bei den geförderten Projekten und im Rahmen verschiedener Förderjahre

Förderung in …

Anzahl abs. Prozent

Einem Förderjahr 1.311 57%

Zwei Förderjahren 515 23%

Drei Förderjahren 293 13%

Allen Förderjahren 162 7%

Gesamt 2.281 100%

Künstler in allen Förderjahren mit ...

Einem geförderten Projekt 1.178 52%

Zwei geförderten Projekten 452 20%

Drei geförderten Projekten 236 10%

Vier geförderten Projekten 140 6%

Fünf und mehr geförderten Projekten 275 12%

Gesamt 2.281 100%

ZfKf 2010

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Ein Anspruch des Landesprogramms ist es, über die Förderjahre hinweg möglichst viele Schulen und Künstler zu

erreichen. Dennoch schließt das Programm Mehrfachbewerbungen von Künstlern und Schulen nicht explizit

aus. Der Anspruch, qualitativ gute Kunstprojekte zu fördern, steht über dem Anspruch, viele unterschiedliche

Künstler und Schulen zu erreichen. Die vorausgehend dargelegten Daten belegen, dass dieser qualitative

Förderansatz dem Anspruch, viele unterschiedliche Schulen und Künstler einzubinden, derzeit nicht

entgegenwirkt. Bei den Künstlern kann nach Ablauf der vier Förderjahre festgestellt werden, dass nur 7% der

Künstler, die bisher am Landesprogramm teilgenommen haben, in allen vier Förderjahren Projekte realisierten.

Für Künstler, die erneut Kunstprojekte an Schulen durchführen wollen, jedoch im Rahmen des

Auswahlverfahrens des Landesprogramms nicht berücksichtigt wurden, bietet sich ergänzend der Künstlerpool

an, der für das Landesprogramm eingerichtet wurde und den Künstlern, die schon einmal erfolgreich am

Landesprogramm teilgenommen haben, als Plattform für Projektideen dient. Der Künstlerpool im Internet

ermöglicht interessierten Schulen, sich auch unabhängig vom Landesprogramm über interessante

Kunstprojekte zu informieren und auf Künstler zuzugehen.

Zur Dimension der erreichten Schülerschaft

Wie viele Kinder und Jugendliche konnten bisher mit den Kunstprojekten des Landesprogramms erreicht

werden? Nimmt man die durchschnittliche Anzahl der Schüler, die innerhalb eines Projekts erreicht werden17

,

und rechnet diese Zahl auf alle Projekte hoch, so kann man von ca. 94.000 erreichten Schülern in den vier

Förderjahren ausgehen. Das ist bezogen auf die Gesamtzahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen und

Berufskollegs eine Quote von knapp 3,4%18

. Bezieht man die bisher erreichte Schülerzahl im Landesprogramm

nur auf die Schüler an allgemeinbildenden Schulen in NRW und klammert dabei die Berufskollegs und -schulen,

die bisher nur sehr rudimentär erreicht werden, aus, kommt man auf eine Quote von 4%19

.

Ein Blick auf die durchschnittliche Gruppengröße für die einzelnen Förderjahre offenbart, dass diese im

Vergleich der einzelnen Jahre etwas schwankt. Es lässt sich jedoch keine systematische Entwicklung erkennen,

dass sich die Teilnehmerzahl pro Projekt im Verlauf des Landesprogramms verkleinert oder vergrößert hätte.

Unabhängig davon, ob man die erreichte Gesamtteilnehmerzahl, die Teilnehmerzahlen bezogen auf die

einzelnen Förderjahre oder die der Sparten zugrunde legt, verdeutlicht folgende Tabelle, dass sich die

Hochrechnung der bisher erreichten Gesamtteilnehmerzahl im Landesprogramm immer bei ca. 94.000 Schülern

einpendelt.

17

Hier ist zu beachten, dass Informationen zu Teilnehmergröße nicht bei allen Projekten vorliegen und der Durchschnittswert demnach vom tatsächlichen Wert abweichen kann.

18 Insgesamt gibt es 2.799.259 Schüler an den öffentlichen und privaten Schulen in NRW (inkl. den Berufskollegs). Vgl. Ministerium für Schule

und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Amtliche Schuldaten zum Schuljahr 2009/2010, S. 7. 19

Im Schuljahr 2009/10 besuchten 2.176.849 Schüler allgemeinbildende Schulen, die Berufsschulen ausgeklammert. Vgl. ebd.

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Übersicht 6: Hochrechnung der bisher erreichten Schüler im Landesprogramm differenziert nach Förderjahren und Sparte

20

Hochrechnung

Sparte Anzahl Projekte Durchschnittliche

Teilnehmerzahl

Erreichte

Schüler

Erreichte

Schüler in %

Spartenübergreifend 1.376 22,51 30.978 33%

Bildende Kunst 1.551 17,79 27.597 29%

Musik 497 24,48 12.167 13%

Theater 591 18,64 11.014 12%

Tanz 321 21,93 7.038 7%

Film, Neue Medien 220 17,31 3.808 4%

Literatur 81 16,32 1.322 1%

Gesamt

93.924 100%

Förderjahr

2006/07 707 22,57 15.955 17%

2007/08 1.137 18,46 20.990 22%

2008/09 1.348 21,85 29.449 31%

2009/10 1.445 19,75 28.544 30%

Gesamt

94.938 100%

Projekte insgesamt 4.637 20,31 94.157

ZfKf 2010

Zusammenfassend lässt sich die Reichweite des Landesprogramms in Zahlen also wie folgt festhalten: 4.637

Kunstprojekte wurden in den letzten vier Jahren realisiert. Dabei wurden ca. 94.000 Schüler in 2.579

verschiedenen Schulen erreicht. An der Realisierung der Projekte waren 2.281 verschiedene Künstler beteiligt.

20

Hier ist zu beachten, dass Informationen zu Teilnehmergröße nicht bei allen Projekten vorliegen und der Durchschnittswert demnach vom tatsächlichen Wert abweichen kann.

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Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 2:

Im gesamten Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 wurden insgesamt 4.637 Projekte gefördert. Dabei

konnte die Zahl der Projekte im bisherigen Förderzeitraum von 707 im ersten Förderjahr auf 1.445 Projekte im

vierten Förderjahr mehr als verdoppelt werden.

In den vier Förderjahren wurden 2.579 unterschiedliche Schulen erreicht. Das sind knapp 40% der Schulen in

NRW. Dabei wurden überdurchschnittlich viele Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen eingebunden (67%)

und nur sehr wenige Berufsschulen (17%). Für eine ausgewogene Verteilung der unterschiedlichen

Schulformen empfiehlt es sich, gezielt auf einzelne Schulformen zuzugehen, die bisher weniger Interesse am

Landesprogramm zeigten, vor allem Hauptschulen.

49% der Schulen wurden im gesamten Förderzeitraum mehrfach gefördert. Dabei ist ein klarer Trend zur

Mehrfachförderung von Schulen zu erkennen. Wurden im zweiten Förderjahr 2007/08 nur 30% der Schulen

zum wiederholten Mal gefördert, so lag dieser Anteil im Jahr 2009/10 bereits bei 60%. Es empfiehlt sich

daher, jedes Jahr erneut in die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren, um noch mehr Schulen auf das

Landesprogramm aufmerksam zu machen.

Insgesamt wurden im gesamten Förderzeitraum 2006/07 bis 2009/10 2.281 verschiedene Künstler in das

Landesprogramm eingebunden. Davon wurden 52% bisher nur einmal im gesamten Förderzeitraum

gefördert.

Insgesamt wurden im bisherigen Förderzeitraum des Landesprogramms ca. 94.000 Schüler erreicht. Das

entspricht etwa 3,4% der Schüler in NRW an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen.

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3. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms

Ein zentrales Anliegen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist die gleichmäßige Verteilung der

Förderung auf verschiedene Schulformen. Um mehr Chancengleichheit zu erreichen, wurde dabei besonderer

Wert auf die Förderung von Schulen des Primarbereichs gelegt, denn hier lassen sich Kinder aus allen

Bildungsgruppen und sozialen Schichten gleichermaßen erreichen.

Zur Beteiligung der Schulen

Grundschulen sind aus diesem Grund in der Projektförderung Spitzenreiter und machen in allen vier Jahren

etwa die Hälfte der geförderten Schulen aus, mit einem leicht sinkenden Anteil über die Förderjahre von 55%

im ersten auf 46% im vierten Förderjahr. Dabei lag der Anteil der explizit im offenen Ganztag durchgeführten

Projekte im zweiten Förderjahr bei 34%, im dritten bei 22% und im vierten bei 19%. Man kann also eine

Entwicklung dahingehend beobachten, dass die Grundschulen zusehends stärker dazu tendieren, die

Kunstprojekte des Landesprogramms in den Unterrichtszeitraum statt in die Ganztagsbetreuung zu integrieren.

Im Zeitvergleich ist der Anteil der Förderschulen von 9% im ersten auf 15% im vierten Förderjahr gestiegen,

womit diese im vierten Förderjahr die Hauptschulen als die bis dahin am häufigsten geförderten Schulen des

Sekundarbereichs ablösen. Der Anteil der geförderten Hauptschulen liegt in allen vier Förderjahren knapp über

deren Anteil von 10% an den Schulen in NRW.21

Dies ist erfreulich, da es dem Anspruch des NRW

Landesprogramms Kultur und Schule entspricht, künstlerische Betätigungen auch jenen Kindern zu

ermöglichen, welche in einer kulturfernen Umgebung aufwachsen.22

Übersicht 7: Schulen, die im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, differenziert nach Schulform und Förderjahr

ZfKf 2010

21

Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht 371. April 2010

22 Vgl. Susanne Keuchel: Mehr Chancengleichheit in der kulturellen Bildung. In: politik und kultur. Hg.: Deutscher Kulturrat, 1/2005

50%

11%

10%

10%

3%

9%

6%

2%

46%

15%

11%

11%

7%

7%

3%

1%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Grundschule

Förderschule

Hauptschule

Gymnasium

Gesamtschule

Realschule

Berufsbildende Schule/Kolleg

Sonstige (VHS, Waldorf etc.)

Anteil an Schulen in NRW

Förderjahr 2006/07

Förderjahr 2007/08

Förderjahr 2008/09

Förderjahr 2009/10

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17

Im Kontext einer angemessenen Beteiligung erwiesen sich Realschulen in den ersten Förderjahren als weniger

gut erreichbar, wurden diese doch anfänglich seltener ins Landesprogramm eingebunden. Möglicherweise

hatte man aufgrund der sozialen Brisanz vor allem Hauptschulen gezielter auf das Landesprogramm

aufmerksam gemacht, eine vergleichbare Ansprache von Realschulen hingegen anfangs versäumt. Mit

nunmehr 7% hat sich der Anteil der Realschulen an den im Landesprogramm geförderten Schulen im

Zeitvergleich kontinuierlich dem Anteil der Realschulen an allen Schulen in NRW angenähert.

Übersicht 8: Einzugsgebiete der erreichten Schulen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Schulleiter in der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform

ZfKf 2010

Betrachtet man in der vorangehenden Übersicht, wie sich die beteiligten Schulformen auf die Ortschaften und

Städte verschiedener Größen verteilen, fällt auf, dass es vor allem die Grundschulen und – mit Abstrichen – die

Hauptschulen kleinerer Gemeinden im ländlichen Raum sind, die, im Vergleich zu den entsprechenden

Schulformen in größeren Orten, vom Landesprogramm profitieren und künstlerische Projekte umgesetzt

haben.

Übersicht 9: Schulen, die im Rahmen des Landesprogramms im Förderzeitraum 2006/07 bis 2009/10 gefördert wurden, differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts

ZfKf 2010

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

Hauptschule Grundschule Förderschule Gesamtschule Realschule Gymnasium

58%

9%

15%

7%

3%

6%

1%

1%

49%

13%

11%

11%

7%

6%

3%

1%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Grundschule

Förderschule

Hauptschule

Gymnasium

Gesamtschule

Realschule

Berufsbildende Schule/Kolleg

Sonstige

Unter 20.000

20.000 bis 49.999

50.000 bis 99.999

100.000 bis 199.999

200.000 bis 499.999

500.000 und mehr

Gesamt

Einwohnerzahl des Standorts

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Ähnliches gilt auch für die Realschulen, die in Ortschaften unter 50.000 Einwohnern im Landesprogramm im

Vergleich zu städtischen Regionen überrepräsentativ vertreten sind. Die höhere Präsenz von Grundschulen im

ländlichen Raum im Rahmen des Landesprogramms entspricht der reellen Verteilung von Grundschulen in

NRW. Die höhere Präsenz von Hauptschulen aus dem ländlichen Raum im Landesprogramm kann als Hinweis

gewertet werden, dass es wichtig ist, darauf zu achten, dass mit dem Landesprogramm auch die Hauptschulen

in sozialen Brennpunkten der Großstädte erreicht werden, die aufgrund ihrer oft sozial benachteiligten

Schülerschaft23

besonders auf vielfältige Förderimpulse angewiesen sind. Im Rahmen der Schulleiterbefragung,

bei der die Schulleiter konkret auf das Einzugsgebiet ihrer Schule angesprochen wurden, wird jedoch deutlich,

dass es dem Landesprogramm bisher durchaus gelungen ist, auch Hauptschulen aus sozialen Brennpunkten

anzusprechen.

Wie kommen das Landesprogramm und die Künstler in die Schulen?

Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass es vor allem zwei Multiplikatoren sind, welche die Schulen auf die

Existenz des Landesprogramms aufmerksam machen: die jeweiligen Schulämter und insbesondere die Künstler,

die an einer Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen interessiert sind. Auch die zuständigen

Bezirksregierungen, die jeweiligen Kulturämter, sowie entsprechende Werbung in den Medien bilden wichtige

Größen bei der Bekanntmachung des Landesprogramms. Im Vergleich der Förderjahre lassen sich Unterschiede

feststellen. So sind im ersten Förderjahr 2006/07, neben Schulamt und Künstlern, die Presse bzw. Medien

besonders wichtig gewesen. Auffällig ist auch die wachsende Bedeutung der Kulturämter, die ähnlich wie die

Schulämter im Förderjahr 2008/09 eine größere Rolle bei der Bekanntmachung des Landesprogramms an

Schulen spielten. Möglicherweise kann dies auf die stärkere Einbeziehung der Kommunen im Landesprogramm

seit dem zweiten Förderjahr und die Installierung des Wettbewerbs „Kommunale Gesamtkonzepte“

zurückgeführt werden.

Übersicht 10: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/2007 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Differenziert man die Informationswege nach den jeweiligen Schulformen, sind einige interessante

Unterschiede zu beobachten. Nahezu die Hälfte aller Gymnasien wurde durch Künstler, die an einer

Kooperation interessiert waren, über das Landesprogramm informiert. Dies ist nicht zuletzt ein Beleg für die

Attraktivität der Gymnasien bei den Künstlern, die, wie an anderer Stelle dargelegt, in der guten räumlichen

Infrastruktur und der in der Regel kooperativen Schülerschaft begründet ist. Auch für die Gesamtschulen

23

Vgl. Dirk Baier und Christian Pfeiffer: Hauptschulen und Gewalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 28. 2007. S.17-26

33%

32%

14%

17%

25%

8%

2%

19%

2%

28%

27%

21%

20%

20%

10%

2%

18%

1%

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Künstler

Schulamt

Medien / Presse

Bezirksregierung

Kulturamt

Staatskanzlei

Eltern

Sonstige Personen / Institute

K.A.

Förderjahr 2008/09

Förderjahr 2007/08

Förderjahr 2006/07

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bildeten interessierte Künstler eine wichtige Informationsquelle. Häufiger als andere Schulformen wurden die

Gesamtschulen ebenfalls durch die Bezirksregierung auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht. Für

Hauptschulen nimmt das Kulturamt eine wichtige Rolle ein, genauso wie die Staatskanzlei NRW, die eine

angemessene Beteiligung der Hauptschulen im Sinne der Chancengleichheit im Fokus hat.

Übersicht 11: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter differenziert nach Schulformen (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Wie werden die Schulen in städtischen bzw. ländlichen Regionen über das Landesprogramm informiert? In

folgender Übersicht zeigt sich, dass neben Künstlern und dem Schulamt vor allem die Kulturämter für

städtische Regionen eine große Rolle spielen: In Ballungsgebieten mit über 100.000 Einwohnern nehmen diese

im Verhältnis den Spitzenplatz unter den Informationsquellen der Schulen zum Landesprogramm ein. In

ländlichen Regionen spielen die Bezirksregierungen als Multiplikatoren punktuell eine wichtigere Rolle.

Übersicht 12: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

33%

29%

24%

19%

16%

9%

2%

19%

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Künstler

Schulamt

Kulturamt

Bezirksregierung

Medien/Presse

Staatskanzlei NRW

Eltern

Sonstige

GymnasiumGesamtschuleFörderschuleHauptschuleGrundschuleRealschuleSonstige SchulenSchulen insg.

27%

28%

27%

38%

32%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Unter 15.000

15.000 bis unter 50.000

50.000 bis 100.000

Über 100.000

Gesamt

Künstler

Schulamt

Kulturamt

Bezirksregierung

Medien / Presse

Staatskanzlei

Eltern

Sonstige

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Wie kommt nun der Kontakt zu den Künstlern zustande, mit denen die Schulen kooperieren? Die folgende

Übersicht verdeutlicht, dass vor allem die jeweiligen Schulleitungen sowie Lehrer nach eigener Angabe den

Kontakt zum Künstler herstellen. Doch auch die Künstler selbst treten an die Schulen in Eigeninitiative heran.

Dies konnte indirekt schon der vorausgehenden Analyse der Multiplikatoren, die die Schulen auf das

Landesprogramm aufmerksam machten, entnommen werden.

Übersicht 13: Personen oder Institutionen, die den Kontakt zum Künstler an den jeweiligen Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 hergestellt haben, nach Angaben der Schulleiter (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Künstler, die die Schulen erstmals auf das Programm

aufmerksam machen, sich in Folge auch um eine Kooperation bewerben. Dies lässt sich auch aus den nahezu

deckungsgleichen Prozentzahlen der Künstler in beiden Fragestellungen schließen. Dagegen haben Kultur- und

Schulämter sowie kulturelle Bildungseinrichtungen eher selten den Kontakt zwischen Künstler und Schule

hergestellt.

Übersicht 14: Durchschnittliche Bewertung der Unterstützung im Landesprogramm durch die Kommunen von Seiten der Schulleiter in der Schulleiterbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09

ZfKf 2010

1%

0%

2%

2%

4%

4%

9%

10%

28%

29%

37%

0% 10% 20% 30% 40%

K.A.

Schüler

Eltern

Musikschule

Schulamt

Andere kulturelle Bildungseinrichtungen

Kulturamt

Sonstige Personen bzw. Institutionen

Der (die) Künstler selbst

Ein Lehrer

Schulleitung Förderjahr 2006/07

Förderjahr 2007/08

Förderjahr 2008/09

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

unter 15.000 15.000 bis unter 50.000

50.000 bis 100.000 über 100.000

Sehr zufrieden

Zufrieden

Teils-teils

Unzufrieden

Sehr unzufrieden

Kann ich nicht beurteilen

Einwohnerzahl des Standorts

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Dennoch zeigen sich die Schulen mit der Unterstützung der Kommunen grundsätzlich zufrieden mit einem

Durchschnittwert in der Beurteilung von 2,1. Betrachtet man die Unterstützung der Kommunen nach

Einschätzung der Schulleiter in Abhängigkeit von der Standortgröße, können erfreulicherweise kaum

Unterschiede in vorangehender Übersicht beobachtet werden. Viele kleine Kommunen sind hier ebenso aktiv,

wie viele Schul- und Kulturämter in Großstädten. Dieses Ergebnis wird auch gestärkt durch die Beobachtungen

im Rahmen des seit dem zweiten Förderjahr durchgeführten Wettbewerbs „Kommunales Gesamtkonzept

Kulturelle Bildung“, an dem sich viele kleine, mittlere und große Städte erfolgreich beteiligen.

Zur Zufriedenheit der Schulen mit dem Landesprogramm

Wie bewerten die Schulleiter ihre Erfahrungen mit dem Landesprogramm? Wie erlebt Schule den Künstler im

schulischen Umfeld? Wird er eher als Gewinn oder als Störfaktor wahrgenommen? Im Kontext fehlender

Rückmeldungen auf Seiten der Schule thematisierten einige Künstler in den qualitativen Interviews ihr

Unbehagen, dass sie im schulischen Umfeld wohl nicht geschätzt würden. Betrachtet man die Zufriedenheit der

Schulleiter mit dem Landesprogramm in der abschließenden Schulleiterbefragung, die sich an Schulen richtete,

die im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 gefördert wurden, zeichnet sich ein durchaus positives Ergebnis ab:

53% der geförderten Schulen in den Schuljahren 2006/07 bis 2008/09 sind „sehr zufrieden“ mit dem

Landesprogramm, 31% „zufrieden“. Sehr positiv bewerten die Förderschulen und die Gesamtschulen das

Landesprogramm. Zurückhaltender sind die Gymnasien und vor allem die Realschulen, wie dies folgende

Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 15: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung

ZfKf 2010

Die zurückhaltende Bewertung der Gymnasien und Realschulen mag unterschiedliche Gründe haben, die

möglicherweise auch in der Tradition der jeweiligen Schulform begründet sind. Das Gymnasium hat traditionell

einen stärkeren Fokus auf kulturelle Bildung durch eine stärkere Präsenz der künstlerischen Unterrichtsfächer

aber auch zusätzlicher außerunterrichtlicher Angebote, wie das Schulorchester, die Theater-AG etc., die in

vielen Gymnasien anzutreffen sind. Es kann vermutet werden, dass an Schulen, die schon sehr aktiv

künstlerische Angebote ermöglichen, das Landesprogramm weniger positiv ins Gewicht fällt, als an Schulen, die

erstmals über das Landesprogramm entsprechende Angebote etablieren konnten. Bei der Realschule, die einen

starken Fokus auf die berufliche Ausbildung setzt, kann vermutet werden, dass diese den Nutzen der

kulturellen Bildung für die eigenen Ausbildungsziele als wenig relevant einstufen. Die etwas distanziertere

Haltung beider Schulformen gegenüber dem Landesprogramm im Vergleich zu anderen Schulformen bildet sich

systematisch im Rahmen der gesamten Evaluation ab.

45%

51%

54%

54%

56%

61%

63%

53%

1%

2%

4%

2%

0%

1%

0%

2%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Realschule

Gymnasium

Hauptschule

Grundschule

Berufsschule

Gesamtschule

Förderschule

Gesamt

sehr zufriedenzufriedenteils-teilsunzufriedensehr unzufrieden

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3

22

Keine Unterschiede zeigen sich erfreulicherweise bei den Schulen bezogen auf den ländlichen und städtischen

Raum, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 16: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts

ZfKf 2010

Ein wesentlicher Einflußfaktor auf die Zufriedenheit der Schulleitung mit dem Landesprogramm kann jedoch

sehr deutlich herausgestellt werden: Je häufiger die Schulen vom Landesprogramm gefördert wurden, desto

zufriedener sind Schulen mit dem Landesprogramm. Das Landesprogramm schließt Mehrfachbewerbungen von

Schulen über mehrere Jahre nicht aus. Im Vordergrund der Entscheidung steht immer der Qualitätsanspruch.

So hat sich in den letzten Jahren auch ein Kern von Schulen herauskristallisiert, der wiederholt am

Landesprogramm teilgenommen hat, wie dies im vorausgehenden Kapitel ausführlicher dargestellt wurde. 49%

der bisher geförderten Schulen im Landesprogramm sind Wiederholungstäter.

Dieses Phänomen, die Beziehung zwischen der Zufriedenheit der Schulen und wiederholter Förderung im

Landesprogramm, zeigte sich auch in qualitativen Gesprächen – hier auch mit umgekehrtem Vorzeichen. So

zeigten sich Schulleiter, die sich erneut beim Landesprogramm beworben hatten und dann nicht berücksichtigt

wurden, darüber enttäuscht und drückten oftmals auch ihr Unverständnis darüber aus, dass sie doch einmal

ein gutes Projekt durchgeführt hätten und dennoch nicht erneut gefördert wurden.

Wir würden sehr gerne wieder mit unserer Künstlerin zusammenarbeiten.

Deswegen haben wir uns auch gemeinsam für das Schuljahr 2007/08 beworben,

sind aber leider abgelehnt worden. Da ich zugleich erfahren habe, dass auch keine

andere Schule im näheren Umkreis berücksichtigt worden ist, verstehe ich die

Entscheidung überhaupt nicht.

Schulleiterin einer OGS

0%

1%

2%

0%

1%

2%

2%

2%

12%

12%

10%

9%

32%

31%

32%

32%

55%

54%

54%

57%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

unter 15.000

15.000 bis unter 50.000

50.000 bis 100.000

über 100.000

sehr zufrieden

zufrieden

teils-teils

unzufrieden

sehr unzufrieden

Ein

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23

Übersicht 17: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung differenziert nach Anzahl der geförderten Projekte

ZfKf 2010

Der insgesamt sehr positive Eindruck der Schulleiter vom Landesprogramm spiegelt sich auch in der Bewertung

der Einzelaspekte des Landesprogramms wieder. Besonders positiv werden die künstlerischen aber auch die

pädagogischen Leistungen der Künstler, der Profit für die Schüler und der Projektzeitrahmen von den

Schulleitern eingestuft.

„Die Schüler sind sehr gut mit dem Künstler zurecht gekommen. Das Projekt war für

ihre Entwicklung sehr wichtig und die Schüler sind sehr viel offener geworden.“

Konrektorin einer Katholischen Grundschule

Die Elternakzeptanz wurde von den Schulleitern im ersten Förderjahr ebenfalls positiv bewertet. Diese

Einschätzung relativiert sich in den folgenden Förderjahren leicht, während die Künstler im Vergleich die

Elternakzeptanz insgesamt deutlich schlechter bewerten. Etwas unzufriedener sind die Schulleiter mit dem

organisatorischen Aufwand und der Projektfinanzierung. Letztere Einschätzung hat sich im zeitlichen Verlauf

des Programms etwas gebessert, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 18: Teilaspekte des Landesprogramms im Meinungsbild der Schulleiter differenziert nach Förderjahr

ZfKf 2010

1%

1%

1%

0%

0%

53%

37%

50%

65%

77%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Gesamt

Einmalig

2 Mal

3 bis 5 Mal

Mehr als 5 Mal sehr zufrieden

zufrieden

teils-teils

unzufrieden

sehr unzufrieden

k.A.

Schulurteil zum Landesprogramm

Teiln

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24

Auffällig ist die deutlich positivere Einschätzung der Schulleiter zur Zusammenarbeit mit dem Künstler.

Der Künstler verfügt über eine sehr große Ausstrahlung und er hat auch Erfahrung

in der Durchführung solcher Projekte. Deswegen gab es keine

Disziplinschwierigkeiten und wir würden jederzeit wieder mit ihm

zusammenarbeiten.

Lehrerin einer Realschule in Bonn

Die Künstler geben umgekehrt für die Zusammenarbeit mit der Schule durchschnittlich schlechtere

Bewertungen ab. Dies gilt auch für die Elternakzeptanz, wie dies vorausgehend und in Kapitel V noch

ausführlicher dargestellt wird. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Künstler kann ggf. auf das besondere

Konstrukt "Schule" zurückgeführt werden, das in der Regel – positive Ausnahmen bestätigen die Regel – wenig

Kontakt zwischen Schulpersonal und Eltern vorsieht. Man kann entsprechend vermuten, dass die fehlenden

Rückmeldungen von Eltern und Schulpersonal, dazu führen, dass die Künstler dies teilweise als Nichtachtung

ihrer künstlerischen und pädagogischen Leistungen an den Schulen interpretieren. Abhilfe könnte geschaffen

werden durch mehr Begegnungsforen zwischen Künstlern, Lehrern und Eltern, beispielsweise auch in Form

einer Projektbörse, wo die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit des NRW Landesprogramms Kultur und Schule

vorgestellt werden oder einer gemeinsamen Fachtagung. Solche Maßnahmen könnten nicht nur die Motivation

der Künstler steigern, sondern auch die Kommunikation zwischen Künstlern und Schulen positiv beeinflussen.

Die Urteile zu den Einzelaspekten des Landesprogramms fallen bei den einzelnen Schulformen recht ähnlich

aus, mit Ausnahme der Bewertung zur Projektfinanzierung, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 19: Durchschnittliche Bewertung der Projektfinanzierung im Landesprogramm von Seiten der Schulleiter in der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr

Förderjahr

2006/07 2007/08 2008/09

Gymnasium 1,77 1,86 2,00

Förderschule 1,83 1,84 1,80

Hauptschule 1,86 1,83 1,86

Realschule 2,06 1,95 1,94

Gesamtschule 2,21 1,90 2,00

Grundschule 2,21 2,13 1,92

OGS 2,45 2,08 2,02

Insgesamt 2,17 2,00 1,96

ZfKf 2010

Die Finanzierung wird vor allem von den Offenen Ganztagsgrundschulen weniger gut eingeschätzt. Dies liegt

vermutlich an dem Eigenanteil in Höhe von 800,- Euro, den die Offenen Ganztagsgrundschulen für das

Künstlerhonorar aufbringen müssen. Hintergrund dieser Sonderregelung ist der Umstand, dass die Offenen

Ganztagsgrundschulen vom Land zusätzliche Gelder für Betreuung und Bildung des Nachmittagsbereichs

ausgeschüttet bekommen und seitens des Landes hier eine Doppelförderung vermieden werden muss.

Zur Wiederbewerbung der Schulen beim Landesprogramm

Bei all den positiven Einschätzungen wundert es nicht, dass das Gros der beteiligten Schulleiter sich auch für

das jeweils folgende Förderjahr erneut für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule bewerben will, wie

dies auch aus der folgenden Übersicht hervorgeht: Der Anteil der Schulleiter, die im Folgejahr „auf jeden Fall“

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mit einer Bewerbung dabei sind, liegt zwischen 74% im ersten Förderjahr und 70% im Förderjahr 2008/09. Nur

9% der Schulen schließen eine Wiederbewerbung kategorisch aus.

Übersicht 20: Absicht der Schulleiter, sich nach Abschluss erneut für das Landesprogramm zu bewerben, im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahren

ZfKf 2010

14% der Schulleiter würden sich im jeweils nächsten Förderjahr erneut für das NRW Landesprogramm Kultur

und Schule bewerben, wenn sie einen Künstler finden. Dieser Anteil entspricht in etwa dem Anteil der Künstler

in der Künstlerbefragung, die ebenfalls die erneute Bewerbung an die erfolgreiche Suche nach einem neuen

Partner, dem Finden einer Schule, knüpfen. Entsprechend ist zu vermuten, dass der Anteil der Partner im

Landesprogramm, die nicht erfolgreich miteinander kooperierten, bei etwa einem Sechstel liegt, sonst würde

man sich im nächsten Jahr wieder gemeinsam bewerben.

Im Hinblick auf den regionalen Standort der Schulen kann kein Unterschied in der Einstellung der Schulleiter zu

einer Wiederbewerbung festgestellt werden, wie sich folgender Übersicht entnehmen lässt.

Übersicht 21: Absicht der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, sich erneut für das Landesprogramm zu bewerben, differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts

ZfKf 2010

74%

16%

2%7%

1%

70%

13%

4%

10%

2%

73%

14%

4%9%

2%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Ja, auf jeden Fall Ja, wenn ich Künstler finde

Weiß nicht Nein K.A.

2006/07

2007/08

2008/09

Gesamter Förderzeitraum

Förderjahr

74%

72%

73%

73%

72%

73%

8%

11%

9%

7%

8%

9%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Unter 15.000

15.000 bis unter 50.000

50.000 bis 100.000

Über 100.000

K.A.

Gesamt

Ja, auf jeden Fall

Ja, wenn ich Künstler finde

Nein

Weiß nicht

K.A.

Ein

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Erneute Teilnahme

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3

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Die Einstellung zur Wiederbewerbung variiert jedoch in Abhängigkeit von der Schulform. So sind es vor allem

die Haupt- (78%) und Förderschulen (77%), die sich im Folgejahr „auf jeden Fall“ erneut bewerben möchten

und es sind vorwiegend die Gymnasien (19%) und Gesamtschulen (19%), die eine Wiederbewerbung davon

abhängig machen, ob sie einen passenden Künstler für das Schuljahr finden.

Übersicht 22: Absicht der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, sich erneut für das Landesprogramm zu bewerben, differenziert nach Schulform

ZfKf 2010

Abschließend kann man festhalten, dass das Gros der Schulen sehr positiv auf das NRW Landesprogramm

Kultur und Schule reagiert und zugleich sehr daran interessiert ist, auch künftig von einer entsprechenden

Förderung zu profitieren.

Mit persönlich hat das Projekt und das Landesprogramm sehr gut gefallen. […]. Das

NRW Landesprogramm Kultur und Schule muss unbedingt weiter ausgebaut

werden.

Lehrerin einer Realschule in Bonn

78%

77%

74%

72%

71%

64%

68%

73%

14%

10%

12%

12%

19%

19%

8%

13%

7%

8%

10%

9%

8%

7%

8%

8%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Hauptschule

Förderschule

Realschule

Grundschule

Gymnasium

Gesamtschule

Sonstige Schulen

Gesamt

Ja, auf jeden Fall

Ja, wenn ich Künstler finde

Weiß nicht

Nein

k.A.

Erneute Teilnahme

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Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 3

Das Landesprogramm erreicht alle Schulformen gleichermaßen unter besonderer Berücksichtigung des

Primarbereichs (46%).

Um die ausgewogene Verteilung auch künftig sicher zu stellen, empfiehlt sich die gezielte Ansprache von

Realschulen und Hauptschulen in Großstädten.

Multiplikatoren, die die Schulen erfolgreich auf das Landesprogramm aufmerksam machen, sind Künstler, die

Schulämter, die Kulturämter in den Großstädten und die Bezirksregierungen in den kleinen Gemeinden.

Die Schulen zeigen sich sehr zufrieden mit dem Landesprogramm, vor allem mit dem Profit für die Schüler

und der Leistung und Zusammenarbeit mit dem Künstler. Dies gilt vor allem für die Förder- und

Gesamtschulen. Etwas zurückhaltender urteilen die Gymnasien und Realschulen.

Schulen mit Projekten im offenen Ganztag stehen der Projektfinanzierung etwas kritischer gegenüber als

andere Schulen.

Der Anteil der Schulen, die sich erneut für das Landesprogramm bewerben wollen, ist sehr hoch (87%).

Entsprechend beurteilen die Schulen, die mehrfach gefördert wurden, das Landesprogramm besonders

positiv.

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innen…

4

28

4. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen...

Welche Kunstsparten stehen im Vordergrund des Landesprogramms? Wird neben den künstlerischen

Fertigkeiten auch die rezeptive Wahrnehmung gefördert, beispielsweise durch den Besuch eines Museums

oder Konzerts? Wird in den Kunstprojekten klassenspezifisch oder jahrgangsübergreifend gearbeitet? Im

Folgenden werden die Inhalte der Kunstprojekte im Landesprogramm analysiert.

4.1 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des

Landesprogramms

Viele unterschiedliche Kunstsparten, von der Bildenden Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz bis hin zum Theater,

stehen im Mittelpunkt der Kunstprojekte des Landesprogramms. Besonders stark vertreten mit etwa einem

Drittel sind Projekte der Bildenden Kunst und spartenübergreifende Projekte. In den letzten Förderjahren hat

vor allem der Anteil spartenübergreifender Projekte kontinuierlich zugenommen, während bei den anderen

Kunstsparten nur leichte Schwankungen festzustellen sind. Welche Angebote verbergen sich hinter dem Begriff

„spartenübergreifend“? Oftmals sind es Symbiosen aus den Sparten Theater und Musik, häufig z.B. Musicals.

Das Genre Musical eignet sich allgemein besonders gut für die Arbeit mit Schülern, da es viele unterschiedliche

Möglichkeiten bietet, Schüler nach ihren Neigungen in künstlerische Kontexte einzubinden, von der

Bühnentechnik, bis zu tänzerischen, musikalischen oder schauspielerischen Aufgabenfeldern.

Ein typisches spartenübergreifendes Projekt ist beispielsweise das Projekt "Abenteuer erleben", das die

Künstlerin Saskia Zimmerer im zweiten Förderjahr an der Grundschule Burg in Borgholzhausen durchführte. Die

Kinder erhielten die Möglichkeit, verschiedene künstlerische Ausdrucksformen durch Übungen und Spiele zu

entdecken, die sie dann in die weitere Entwicklung des Projekts mit einbrachten, das in einer Präsentation

mündete. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt "Du bist reich", das Harald Kleinecke 2007/08 an der Karl Leisner

Grundschule in Kleve durchführte. Auch bei diesem Projekt lernten die Kinder zuerst die verschiedenen

Kunstsparten kennen, deren unterschiedliche Ergebnisse dann in einer abschließenden Präsentation zum

Thema "Gefühle" gezeigt wurden.

Ein Grund für die unterschiedliche Präsenz der einzelnen Kunstsparten im Landesprogramm liegt in der

Zusammensetzung des aktuellen Künstlermarktes, die man am Ausbildungsstand früherer Jahre ablesen kann.

So gab es beispielsweise 1998 an den Hochschulen in Deutschland mehr als 45.000 Studierende des

Fachbereichs Bildende Kunst, mehr als 24.000 im Fachbereich Musik, aber weniger als 7.000 im Fach

Darstellende Kunst, Film und Fernsehen24

. Auch die berufliche Praxis, z.B. vermehrte Reisen oder das

künstlerische Einkommen, beeinflusst die Präsenz der Künstler. So sind beispielsweise Autoren, die für

Autorenlesungen vielfach unterwegs sind, oft nicht in der Lage eine örtliche Präsenz über ein ganzes Schuljahr

hinweg zu gewährleisten. Auch der Anspruch ländliche Gebiete im Landesprogramm anzusprechen, führt zu

einer selektiven Künstlerauswahl: Oftmals sind es bildende Künstler, die sich im ländlichen Raum niederlassen,

während Darstellende Künstler und Musiker auf die Existenz von Spielstätten und daher primär auf den

großstädtischen Raum angewiesen sind.

24

Statistisches Bundesamt (Hg.): Studenten an Hochschulen, Wiesbaden 1999 und Zusammenfassung der Zahlen in: Zentrum für Kulturforschung (Hg.): Frauen im Kultur- und Medienbetrieb III. Fakten zu Berufssituation und Qualifizierung, Bonn 2001

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4.1

29

Übersicht 23: Projekte differenziert nach Kunstsparten und Förderjahr25

ZfKf 2010

Die relative “Sesshaftigkeit“ der Maler, Bildhauer, Objektmacher oder Kunsthandwerker wurde schon im

Künstlerreport26

von 1975 analysiert und auch die Zahlen des Landesprogramms bestätigen an dieser Stelle,

dass es primär die Bildenden Künstler sind, die eine Versorgung an künstlerischen Projekten im ländlichen

Raum gewährleisten und entsprechend überproportional bei Förderungen berücksichtigt werden, wie dies

folgende Übersicht veranschaulicht. Spartenübergreifende Projekte werden dagegen eher in Großstädten

organisiert, da man hier natürlich aufgrund der vermehrten Präsenz leichter mit Künstlern aus verschiedenen

Spartenbereichen kooperieren kann.

Übersicht 24: Geförderte Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach der Einwohnerzahl des Standorts und Sparten

ZfKf 2010

25

In der ersten Förderwelle wurde die Kategorie “Spartenübergreifend“ noch nicht im Projektantrag aufgeführt, sondern alle Projekte einer Sparte zugeordnet, die auch gleichzeitig die Zuordnung zu den jeweiligen Fortbildungsmaßnahmen in den einzelnen Sparten implizierte. Dennoch wurden in der ersten Förderwelle viele spartenübergreifende Projekte realisiert. Diese spartenübergreifenden Projekte wurden nach Sichtung durch das ZfKf im Nachhinein dieser Kategorie zugeordnet, um eine Vergleichbarkeit herstellen zu können.

Die hier anteilig dargestellten spartenübergreifenden Projekte der folgenden Förderwellen entsprechen nicht exakt den Vermerken in den Projektanträgen, sondern die Angaben der Projektanträger wurden harmonisiert bezüglich der anderen Spartenkategorien. Hat beispielsweise ein Bildender Künstler ein Projekt, dass Comic-Zeichnen und Bildhauerei miteinander verknüpft, selbst als spartenübergreifend eingestuft, wird das Projekt hier unter Bildende Kunst aufgeführt.

26 Karla Fohrbeck u. Andreas Johannes Wiesand: Der Künstler-Report. München. Wien. 1975. S. 127

37%

5%1%

10% 8%

15%

24%

30%

6%2%

10%7%

13%

33%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Förderjahr

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

Literatur

Film, Neue Medien

Tanz

Theater

Musik

Spartenübergreifend

Bildende Kunst500.000 und mehr

200.000 bis 499.999

100.000 bis 199.999

50.000 bis 99.999

20.000 bis 49.999

Unter 20.000

Einwohnerzahl d. Standorts

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4.1

30

Finden sich neben regionalen auch schulformspezifische Unterschiede in der Präsenz und Verteilung der

Sparten in den Kunstprojekten des Landesprogramms? Spartenübergreifende Projekte werden anteilig eher an

Grundschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und Berufsbildenden Schulen durchgeführt, Musikprojekte öfter an

Förderschulen. Kaum präsent sind dagegen Literaturprojekte in Hauptschulen. Ähnliches konnte auch in der

Studie “Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule“ beobachtet werden, wo mit Blick auf die Gestaltung

kultureller Bildungsangebote die Vermutung aufgestellt wurde, dass kulturelle Bildungsangebote in Inhalten

und Themen oftmals den vermuteten kognitiven Fähigkeiten oder kulturellen Präferenzen der Hauptschüler

angepasst werden.27

Übersicht 25: Geförderte Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Sparten und Schulformen

ZfKf 2010

Zu den Inhalten von spartenübergreifenden Projekten

Welche Schwerpunkte werden bei spartenübergreifenden Projekten gesetzt, die im Rahmen des NRW

Landesprogramms Kultur und Schule gefördert wurden? Die Spartenschwerpunkte in den

spartenübergreifenden Projekten verteilen sich ähnlich der allgemeinen Spartenverteilung im

Landesprogramm. Literatur ist bei den spartenübergreifenden Projekten etwas stärker vertreten als im NRW

Landesprogramm Kultur und Schule allgemein. Dies gilt auch für die Sparten Musik und Theater. Ein Beispiel für

spartenübergreifendes Arbeiten in einem Musical ist das "Kreativprojekt 'Bühne frei!“, das von Christiane Pfau

im ersten Förderjahr an der Erlenbachschule Hamm durchgeführt wurde. Mit Schülerinnen und Schülern der 7.

und 8. Jahrgangsstufe wurden Ideen für die optische Gestaltung eines Bühnenraumes erarbeitet.

Die Praxis des Landesprogramms zeigt, dass oftmals nur zwei Sparten in den spartenübergreifenden Projekten

miteinander kombiniert werden, wobei Kombinationen mit den Sparten Bildende Kunst und Theater besonders

häufig vorkommen.

27

Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. a.a.O. S. 240f

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Bildende Kunst

Film, Neue Medien

Literatur

Musik

Spartenübergreifend

Tanz

Theater

Sonstige

Grundschule

Förderschule

Hauptschule

Gymnasium

Gesamtschule

Realschule

Berufsbildende Schule

Mehrere/sonstige Schulen

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31

Übersicht 26: Geförderte spartenübergreifende Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 im Landesprogramm differenziert nach Sparteninhalten (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Ein spartenübergreifendes Projektbeispiel: Der Musik-Theater-Spielclub

Der Musik-Theater-Spielclub, den die Künstlerin Gudrun Baesler-Bär in der Martin-Luther-Grundschule Gelsenkirchen in

den Förderjahren 2006/07 und 2007/08 durchführte, ermöglichte 15 Jungen und Mädchen der 3. und 4. Jahrgangsstufe,

sich mit der Multidimensionalität des Musiktheaters vertraut zu machen und dessen einzelne Spartenbereiche wie

Singen, Sprechen, Schauspielen, Musizieren und Tanzen kennen zu lernen und selber zu gestalten. Zu Beginn des

Projekts lernten die Schülerinnen und Schüler das bewusste Zuhören und phantasievolle Nachvollziehen eines

Instrumental- oder Vokalstücks. Anschließend versuchte jedes Kind seine eigenen Assoziationen und Empfindungen

improvisatorisch in Bewegungen und Haltungen auszudrücken. Darüber hinaus wurden beim Hören Bilder gemalt, die

zum Ausgangspunkt für weitere Szenen und Situationen verarbeitet und später zur Musik theatral dargestellt werden

konnten. Das Projekt ließ gleichzeitig genug Raum für die Schülerinnen und Schüler zum Musizieren und Komponieren,

z. B. dem Nachspielen der Situation eines „Orchesters“. Im Laufe des Projekts wurden die Ergebnisse dieser

Improvisationen fixiert und weiter entwickelt. Am Ende des Projekts stand eine Aufführung für die Eltern und Lehrer, in

der alle erarbeiteten Szenen mit gesprochenen Texten, Liedern, Playbacks sowie selbst komponierten kleinen

Musikstücken, etc. präsentiert wurden.

26%

30%

34%

45%

49%

52%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Film, Neue Medien

Literatur

Tanz

Musik

Bildende Kunst

Theater

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4.1

32

Zu den Inhalten der Musikprojekte

Die Spannweite der musikalischen Kunstprojekte im Landesprogramm reicht von Angeboten wie beispielsweise

dem Projekt "Percussion afro-latina" von Daniel Bazanta, das an der Antonius-Grundschule in Essen realisiert

wurde und das afrikanisches Trommeln mit den Kindern der Grundschule zum Gegenstand hatte, bis zu einem

Projekt an der Pestalozzischule in Bünde, bei dem der Künstler Olaf G. Günther das Spielen von

Blechblasinstrumenten unterrichtete. Im Workshop "Hip Hop Märchen", den die beiden Künstler Daniel

Schneider und Ingo Kowarsch an der Heinrich-Drake-Schule in Lemgo durchführten, ging es beispielsweise um

"Rap-Punzel" und "Schneewittchen und die sieben YO! YO! Zwerge". Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war

es, anhand tradierter Märchenstoffe ein eigenes Musical zu erschaffen.

Die Mehrheit der geförderten Projekte in der Sparte Musik bildeten in den ersten beiden Förderjahren

Trommel- und Percussionprojekte sowie Bandworkshops. Dies hat sich in den Folgejahren dahingehend

entwickelt, dass themenspezifische Projekte deutlich stärker in den Fokus rücken und diese im letzten

Förderjahr anteilig sogar stärker vertreten sind als die Trommel- und Percussionprojekte. Zugleich haben

punktuell auch die Projekte, die sich mit Rhythmik auseinandersetzen, zugenommen. Ein Beispiel für ein

themenspezifisches Projekt ist "...und deutsche Gedichte grooven doch! - Goethe und Co. im Popformat" der

Songwriterin und Jazz/Popsängerin Sonja Mertens. Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums Köln

vertonen im Förderjahr 2009/10 klassische deutsche Gedichte zu Popsongs. Dabei erlebten die Jugendlichen

Sprache und Stil der Dichter im kreativen Umgang auf neue Weise kennen und setzen die Gedichte

entsprechend den eigenen Vorstellungen in moderne Musik um.

Ein anderes kreatives Beispiel ist das Projekt "Ein Treffen der Kulturen" der Künstlerin Kerstin Figge im

Förderjahr 2008/09. Schüler des Medebach Gymnasiums näherten sich über vielfältige Musikrichtungen und -

kulturen dem Thema 'Liebe und Tod'. In einer musikalischen Gegenüberstellung befassten die Schüler sich mit

Werken aus den Bereichen Jazz, Gospel, Musical, sowie mit aktuellen Charthits und setzen diese instrumental

oder gesanglich um. Dabei wurden auch Hintergrundaspekte der Musikrichtungen, wie deren

Entstehungsgeschichte und Entwicklung sowie berühmte Interpreten, reflektiert. Das Projekt schloss mit einem

lyrischen Abend ab, an dem die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und vortragen konnten.

Übersicht 27: Projektthemen in der Sparte Musik differenziert nach Förderjahr

ZfKf 2010

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Trommel und Percussion

Band-Workshop

Klassische Instrumente

Chor

Experimentelles/Klangwerkstatt

CD, Video

Körperwahrnehmung

Musikalische Grundlagen

Rhythmik

Themenspez. Projekte

Sonstiges

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Anteil der Projekte im Förderjahr...

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Der Rückgang der Projekte im Zeitvergleich, die sich mit klassischen Musikinstrumenten beschäftigen, könnte in

Beziehung gebracht werden zu dem Parallelprogramm der Staatskanzlei "Jedem Kind ein Instrument"28

, das

flächendeckend im Ruhrgebiet die instrumentalen und orchestralen Fähigkeiten der Kinder fördert.

Insgesamt wurden 53% aller Musikprojekte im Primarbereich durchgeführt, 43% im Sekundarbereich und 4%

bereichsübergreifend konzipiert, das heißt, das hier sowohl Schüler des Primär- als auch Sekundärbereich

angesprochen werden.

Eine Abschlussaufführung wurde im ersten Förderjahr in der Planung bei 68% der Musikprojekte angestrebt.

Dabei hat sich im Verlauf der vier Förderjahre der Anteil an Projekten, für die eine Abschlussaufführung geplant

war, kontinuierlich auf 82% im letzten Förderjahr gesteigert. Im gleichen Zug streben jedoch nur noch 11% der

Künstler im Förderjahr 2009/10 statt 20% im ersten Förderjahr eine Dokumentation der Arbeit auf CD oder

DVD an. Insgesamt planten 76% aller bisher geförderten Musikprojekte eine Abschlussaufführung, 15% die

Erstellung eines Mediums. In der Künstlerbefragung bestätigt sich auch die tatsächliche Durchführung der

geplanen Maßnahmen: 72% der Künstler der Sparte Musik gaben an, eine Abschlussaufführung durchgeführt

zu haben, 12% bestätigten die Erstellung eines Mediums.

Rund ein Drittel der Musikprojekte im bisher geförderten Zeitraum (34%) stellt neben dem Musizieren auch

rezeptive Elemente in den Vordergrund, wie z.B. in dem Projekt „Klangwerkstatt“, das Theresia Binder im

ersten Förderjahr an der OGS Bodelschwinghschule Hürth und im zweiten Förderjahr an drei Schulen in

Wesseling realisierte. Unter Anleitung der Künstlerin lernten die Kinder zuerst, wie und auf welche Weise

Klänge erzeugt werden und welche Wirkung sie haben. Das Projekt umfasste darüber hinaus den Bau von

Instrumenten, die aus Naturmaterialien hergestellt und von den Schülerinnen und Schülern später zum

Musizieren verwendet wurden.

48% der Musikprojekte thematisieren interkulturelle Aspekte, wobei bei der Interpretation berücksichtigt

werden sollte, dass für das erste Förderjahr nur bedingt Aussagen getroffen werden können, da dieser

Vermittlungsansatz noch nicht systematisch erfasst wurde. So griffen vergleichsweise im dritten 51% und im

vierten Förderjahr 59% der Musikprojekte interkulturelle Themen auf. Zum Beispiel lernten in dem Projekt „Der

Weltentrommler“ des Künstlers Daniel Schneider im Förderjahr 2007/08 die Kinder der Volkening Grundschule

in Bielefeld nicht nur verschiedene Anschlagtechniken und Rhythmen kennen, sondern auch viel über die

kulturellen, rituellen und spirituellen Facetten der unterschiedlichen Instrumente.

Das Aufgreifen geschlechtsspezifischer Themen findet sich mit 2% relativ selten in den geförderten

Musikprojekten. Eine Ausnahme bildet hier beispielsweise das Projekt „Jungen-Power“, in dem sich Action und

Bewegungen mit dem Üben auf den Trommelinstrumenten abwechseln. Der Künstler Arnd Dalbeck möchte mit

diesem Projekt die oftmals für künstlerische Projekte schwierig zu erreichende Zielgruppe „junge männliche

Schüler“ an der Gemeinschaftsgrundschule Waldniel in Schwalmtal erreichen und so für die Jungen eine

rhythmische und musikalische Grundlagenschulung sichern.

28

Vgl. hierzu auch folgenden Link: http://www.kultur.nrw.de/de/jedem_kind_ein_instrument.html (Stand: 06.08.2010)

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Die „Stimmwerkstatt“ von Thomas Bremser

Im Projekt "Die Stimmwerkstatt", welches in den Förderjahren

2006/07 und 2008/09 an der Gustav-Heinemann-Realschule in

Duisburg durchgeführt wurde, stärkten die Schülerinnen und

Schüler der 7. bis 10. Klasse durch Atemtechnik, Sprech- und

Gesangsübungen ihre Selbstwahrnehmung sowie ihr

Selbstbewusstsein. Darüber hinaus wurden ihnen in diesem

Projekt die Unterschiede zwischen populärem Gesang und

Kunstgesang innerhalb der verschiedenen Kunstformen, wie

beispielsweise Chanson, Lied, Musical und Oper, vermittelt. Mit

dem Künstler Thomas Bremser haben die teilnehmenden

Schülerinnen und Schüler, die ganz unterschiedlichen Nationen entstammten, im Tonstudio des Künstlers auch selber

CDs besungen, aufgenommen und hergestellt. Bei der Abschlussaufführung vor rund 600 Zuhörern absolvierten alle

Teilnehmer jeweils auch einen Soloauftritt. Der Künstler selber ist von der Arbeit an der Schule begeistert: "Die jungen

Menschen finde ich sehr interessant. Die geben einem wahnsinnig viel.".

Zu den Inhalten der Bildenden Kunst-Projekte

In der Sparte Bildende Kunst finden sich vor allem Projekte, die Malen, Bildhauerei oder Objektgestaltung

thematisieren, wie beispielsweise das Kunstprojekt "Platz da!" von Andrea Raak an der katholischen

Grundschule am Engelnberg in Wuppertal, bei dem die Künstlerin im Förderjahr 2006/07 mit 23 Kindern des 3.

und 4. Schuljahres einen öffentlichen Platz, für den die Schule eine Patenschaft übernommen hat, künstlerisch

neu gestaltete. Die Objekte und Skulpturen wurden am Computer entwickelt und dann mit Recyclingmaterialen

erstellt. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt an der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Brakel im Förderjahr

2006/07, bei dem die 16 Schülerinnen und Schüler zusammen mit dem Künstler Jonas Müller in vier Gruppen

jeweils eine Bronzeplastik erstellten, oder das Projekt von Sigrid Halfpap, die an der OGS Blomberg mit

zehnjährigen Schülern im Förderjahr 2006/07 eine Collage zum Thema Wasser erarbeitete.

Die Mehrheit der Bildenden Kunst-Projekte in der ersten Förderwelle waren, wie dies vorangehende Beispiele

erahnen lassen, in der Tat in erster Linie von Skulpturen bestimmt, gefolgt von Malerei und der Gestaltung von

Gebäuden, Treppenhäusern oder Schulhöfen. In den folgenden Jahren rückten auch hier – analog zu den

Musikprojekten – themenspezifische Projekte in den Vordergrund. Ein themenspezifisches Projektbeispiel für

den Bereich der Bildenden Künste ist das Projekt "Die Wüste Afrikas", das Julia Magr im Förderjahr 2008/09 an

der Gemeinschaftsgrundschule Herzogenrath-Kämpchen durchführte. In diesem Projekt konnten die Schüler

sich im Themenzusammenhang Sahara und Sahel-Zone mit unterschiedlichsten künstlerischen Materialien und

Techniken wie Maskenbau, Malerei oder dem Erstellen von Objekten auseinandersetzen.

54% aller bisher geförderten Projekte der Sparte Bildende Kunst wurden im Primarbereich, 42% im

Sekundarbereich und 4% bereichsübergreifend durchgeführt. Eine Abschlussausstellung wurde im bisherigen

Förderzeitraum von 66% aller Projekte in der Sparte Bildende Kunst angestrebt. Desweiteren wurde im

Rahmen von 7% der Bildenden Kunst-Projekte die abschließende Erstellung einer CD oder DVD geplant.

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Übersicht 28: Projektthemen in der Sparte Bildende Kunst differenziert nach Förderjahr

ZfKf 2010

47% der Projekte beinhalteten auch rezeptive Elemente, beschäftigten sich beispielsweise mit der Analyse

eines Kunstwerks bzw. dem Werk eines Künstlers, wie z.B. bei dem Projekt "Lernen von Max Ernst", das die

Künstlerin Swenja Dumrese und Thomas Schneider mit Schülerinnen und Schülern des Sekundarbereichs der

Max-Ernst-Gesamtschule Köln durchführten. Im Vordergrund stand dabei die künstlerische Auseinandersetzung

mit dem Leben und Werk von Max Ernst. Die Schüler erstellten dabei auch Exponate, die im Rahmen einer

Ausstellung im Kölner Studio des DuMont Verlages und in Zusammenarbeit mit dem Max-Ernst-Museum der

Öffentlichkeit präsentiert wurden. Allgemein kann beobachtet werden, dass mit Ausnahme der Sparte

Film/Medienkunst der Anteil rezeptiver Vermittlungsansätze bei den Bildenden Kunst-Projekten höher ist als in

anderen Sparten.

Insgesamt thematisieren 36% aller bisher geförderten Projekte in der Bildenden Kunst interkulturelle Inhalte.

Dabei fällt auf, dass der Anteil an Projekten mit interkulturellen Vermittlungsansätzen in der Bildenden Kunst

im Zeitvergleich von 33%29

im zweiten Förderjahr30

Jahr auf 25% im letzten Förderjahr 2009/10 etwas

abgenommen hat.

Auch in der Bildenden Kunst finden sich mit 2% nur sehr wenige Projekte, die geschlechtsspezifisch ausgelegt

sind. Ein entsprechendes Projekt, das im Förderjahr 2007/08 durchgeführt wurde, ist das Projekt "Brave

Mädchen/Wilde Mädchen", das sowohl interkulturelle als auch geschlechtsspezifische Vermittlungsansätze

verbindet, indem es Schülerinnen der Bückhardtschule in Bielefeld unter Anleitung von Pascale Gräbener die

Möglichkeit gab, sich mit den archetypischen Charaktereigenschaften von Mädchen verschiedenster Kulturen

zu beschäftigen. Zuerst wurden diese in Rollenspielen thematisiert und anschließend in gemalte Bilder

umgesetzt.

29

An dieser Stelle wurden für eine vollständige Darstellung die Daten aus den Projektanträgen verwendet. Abweichende Werte konnten in der Künstlerbefragung ermittelt werden.

30 In der Evaluation im ersten Förderjahr wurden die Projekte im Hinblick auf interkulturelle Inhalte nicht systematisch erfasst, so dass hier kein

Vergleich mit 2006/07 möglich ist.

0% 10% 20% 30% 40%

SkulpturenMalerei

SchulgestaltungObjekte

NaturThemenspez. Projekte

DruckgrafikMuseum

Arbeiten mit TonCollagen

FotografieStadtgeschichte

ComicsGraffiti

KunstatelierBühnenbild

Erstellung VideoMosaik

Werkstatt/ExperimenteSonstiges

2006/072007/082008/092009/10

Anteil der Projekte im Förderjahr...

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Der kleine Bildhauer" – Ein Projekt des Künstlers Mandir Tix

In dem Projekt "Der kleine Bildhauer" fertigten eine multikulturell

zusammengestellte Nachmittags-AG, bestehend aus acht Schülerinnen

und Schülern der 6. und 7. Stufe der Aaseeschule Ibbenüren,

Skulpturen aus Sandstein und Ytong an. Zuerst lernten die

Jugendlichen die Handhabung von Hammer und Meißel bei der freien

Arbeit an Ytong-Steinen kennen, schufen dann Tonmodelle, die

schließlich bei der folgenden Ausarbeitung am Sandstein und wieder

am Ytong-Stein als Vorlagen dienten. Neben der Sensibilisierung für

Formen und für das Material ging es in diesem Projekt vorrangig um die

Förderung der Sozialkompetenz. Auch sollten die Jugendlichen lernen, wie sie ihre Ideen unter Berücksichtigung von

Material, Form und Dimension umsetzen können. Die Skulpturen wurden im Rathaus Ibbenbüren öffentlich ausgestellt.

Zu den Inhalten der Literaturprojekte

Die in den vergangenen Förderjahren geförderten Projekte der Sparte Literatur wurden zu 52% im

Sekundarbereich und zu 45% im Primarbereich durchgeführt. Die Maßnahmen, die sich tendenziell also eher an

ältere Kinder und Jugendliche richteten, wurden inhaltlich in den ersten beiden Förderjahren vor allem durch

das Kreative Schreiben bestimmt. Beispielhaft kann hier das von Arinya Berges im Förderjahr 2006/07 unter

dem Titel "Autobiographie und Zukunftsvision" mit 11 Schülern der 6. Klasse der Richard-von-Weizäcker-

Förderschule Münster durchgeführte Projekte genannt werden. Die Künstlerin erarbeitete hier mit den

Schülern jeweils ein sehr persönliches Projektbuch, welches die eigene Familien- und Schulsituation

thematisierte. Auffällig ist für die Sparte Literatur die über den gesamten bisherigen Förderzeitraum geringe

Anzahl an Projekten, die sich ausschließlich der Förderung des Lesens widmen. Zu den wenigen Ausnahmen

zählt das Projekt „Förderung der Leselust“, das der Freundeskreis der Stadtbücherei Hattingen e.V. im

Förderjahr 2006/07 an der Gesamtschule Hattingen durchführte. Lesepaten des Freundeskreises besuchten die

Schule und führten dort unterschiedliche Leseprojekte durch. Ziel war es dabei, eine eigene adäquate

Leseatmosphäre zu schaffen, um so einen neuen, attraktiven Lesezugang zu ermöglichen sowie mit dem

Angebot der Stadtbücherei die Kinder anzuregen, unbekannte Lesewelten zu entdecken.

Übersicht 29: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Literatur

ZfKf 2010

34%

6%

3%

51%

5%

2%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Kreatives Schreiben

Lese- und Schreibprojekte

Leseförderung

Themenspez.Projekte

Märchen

Sonstiges

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Anteil der Projekte im Förderjahr...

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Wie auch schon für die Sparten Musik und Bildende Kunst verzeichnet werden konnte, gab es auch in der

Literatur in den letzten beiden Förderjahren einen starken Anstieg themenspezifischer Projekte und zuletzt war

sogar jedes zweite geförderte Projekt auf ein bestimmtes Thema ausgerichtet.

Allgemein fällt ein deutlich wahrnehmbarer Trend zur medialen Verarbeitung von Projektergebnissen auf, wie

beispielsweise bei dem Projekt "Clip my Poetry" des Künstlers Marco Jonas Jahn, welches im Förderjahr

2008/09 an der städtischen Hulda Panlok Gesamtschule in Düsseldorf und 2009/10 am Sophie-Scholl

Gymnasium Oberhausen durchgeführt wurde, und auf Basis der SlamPoetry die kreative Auseinandersetzung

der Schüler mit Situationen ihres Alltags förderte. Die Ergebnisse wurden in Video-Clips festgehalten.

Im Vergleich der Förderjahre sieht man, dass die mediale Verarbeitung in der Sparte Literatur zwischen dem

ersten (11%) und dem letzten (78%) Förderjahr stark an Popularität gewonnen hat. Insgesamt sah rund die

Hälfte der Literaturprojekte (47%) die Erstellung eines abschließenden Mediums (Buch, Kalender, CD, DVD o.ä.)

vor. 30% der Projekte berichteten zudem, eine abschließende Aufführung zu planen, und 21% beabsichtigten,

die erstellten Medien in einer abschließenden Ausstellung vorzustellen.

Im Spartenvergleich förderten sehr viele, nämlich 42% der Literaturprojekte rezeptive Erfahrungen. Als Beispiel

für ein solches Projekt sei hier auf das Projekt "Literaturwerkstatt – von der Idee zum Satz zur Geschichte zum

Buch", das Barbara Zimmermann 2006/07 an der Gemeinschaftsgrundschule Bavierschule in Erkrath

durchführte, verwiesen. Neben der Förderung der Kreativität und der Lese- und Schreibkompetenz ging es in

diesem Projekt um die Vermittlung von kulturgeschichtlichem Wissen rund um das Thema Buch.

Insgesamt greifen 22% der Projekte interkulturelle Aspekte auf. Das Projekt "Wir von der Aretz – unser

Schultagebuch", das der Künstler Achim Krichel an der Gemeinschaftshauptschule Aretzstraße in Aachen

durchführte, verbindet spartenübergreifend szenisches Spiel mit dem kreativen Schreiben: Über das Erspielen

und Erschreiben eines Schultagebuchs beleuchten die Schüler und Schülerinnen das Schulleben und ihren

jeweiligen Schulalltag und damit auch das schulische Leben von Schülern mit unterschiedlichen und vielfältigen

Migrationshintergründen.

Die "Schreibwerkstatt" – Ein Projekt der Künstlerin Marion Gay

Zu der "Schreibwerkstatt" von Marion Gay trafen sich im Förderjahr 2006/07 15 Jugendliche

aus den Stufen 7 bis 13 von verschiedenen Hammer Gymnasien immer samstags in einem

Seminarraum der Stadtbücherei Hamm. Ziel war es, eigene Texte zu verfassen. Das Projekt

diente auch als Forum, um bereits verfasste Texte vorzustellen, zu besprechen und zu

verbessern. Die Gruppe führte Schreibspiele durch und Marion Gay gab den Schülerinnen

und Schülern Tipps und Hilfestellungen. Neben der Ermutigung zum selbstständigen

kreativen Schreiben und der Erhöhung der Schreibkompetenz hatte das Projekt auch die

Förderung der Feedback-Fähigkeiten der Teilnehmer sowie die Stärkung des

Selbstbewusstseins – durch das Interesse der Anderen am Geschriebenen – zum Ziel. Die

im Projekt erstellten Texte wurden abschließend in einer öffentlichen Lesung in der Stadtbücherei, zu der auch

Verwandte, Lehrer und Freunde eingeladen wurden, vorgestellt.

Foto: Marion Gay

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Zu den Inhalten der Theaterprojekte

Beliebte inhaltliche Schwerpunkte waren in der ersten Förderwelle entweder improvisatorisches Theaterspiel

oder aber klassisches Theater, beispielsweise die Aufführung von Werken von Shakespeare, Schiller o.ä.

Während Improvisation auch in den Folgejahren im Landesprogramm im Theaterbereich sehr präsent ist,

nimmt die Zahl klassischer Theaterprojekte deutlich ab. Gleiches kann für Projekte, die Schauspielunterricht

oder Zirkus thematisieren, beobachtet werden. Mit dem Projekt "Zirkusgeschichten" animierte die Künstlerin

Kirsten Schulte-Frohlinde beispielsweise die Kinder der OGS der Gemeinschaftsgrundschule Falkenstraße

(Erkrath) einmal wöchentlich, in die Welt des Zirkus einzutauchen und im weiteren Verlauf des Projekts sogar

ein eigenes Zirkusprogramm zu entwickeln. Dieses Zirkusprogramm wurde zum Abschluss des Projekts beim

zweiten Erkrather Laientheaterfestival aufgeführt.

Wachsender Popularität erfreut sich hingegen das Konzept der Theaterwerkstatt, wie beispielsweise das

Projekt „Kreatives Schreiben und Theaterspiel“ des Künstlers Achim Krichel, in dem er Jugendliche animierte

selber ein Theaterstück zu schreiben und dann auf der Bühne aufzuführen. Das Projekt mit dem Namen

"Kreatives Schreiben & Theaterspiel" wurde einmal in der Woche am Nachmittag als AG durchgeführt und von

Schülern der siebten bis zehnten Jahrgangsstufe des Aachener Couven Gymnasiums gestaltet.

Übersicht 30: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Theater

ZfKf 2010

Wie auch in den zuvor dargestellten Sparten, kann auch hier die zunehmende Bedeutung themenspezifischer

Projekte festgestellt werden. Karin Trodler beispielsweise gab in den zwei parallel stattfindenden Projekten

"Casting!" im Förderjahr 2008/09 Schülern des Gymnasiums der Gemeinde Kreuzau sowie den Schülern der St.

Angela-Schule Düren die Möglichkeit, das Thema 'Schau-spielen' aus einer ungewöhnlichen und

jugendgerechten Perspektive zu betrachten. Zentrale Thematik des Projektes waren die zurzeit überaus

populären Castingshows. Im Projekt wurde vermittelt, was es bedeutet, sich zu präsentieren und bewerten zu

lassen, und auch inwieweit hier beim 'Sich-zur-Schau-stellen' bereits 'Schau-spiel' stattfindet. Ziel war ein

angstfreier Umgang mit Selbstdarstellungssituationen, Entdeckung ungeahnter, künstlerischer Fähigkeiten und

Kritikfähigkeit gegenüber Wettbewerbssituationen, die ein fragwürdiges Ziel verfolgen. Die Ergebnisse des

Projektes wurden in einer abschließenden Aufführung präsentiert.

War die Sparte der Literatur eher auf ältere Teilnehmer ausgerichtet, so verteilen sich die geförderten

Theaterprojekte nahezu gleichermaßen auf Primar- (47%) und Sekundarbereich (50%). 3% der Projekte wurden

bereichsübergreifend realisiert. Eines dieser seltenen Projekte führte Piotr Sonnewend unter dem Titel

"Theater machen – macht Spaß" im Förderjahr 2006/07 an der Don Bosco-Schule Ahaus durch. Gemeinsam mit

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Improvisation

Klassik

Schauspielunterricht

Zirkus

Themenspez. Projekte

Märchen

Theaterwerkstatt

Gewalt/Aggression

Modern

Persönlichkeit/Identität

Figurentheater

Fauna

Sonstiges

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Anteil der Projekte im Förderjahr...

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den Schülerinnen und Schülern erarbeitete der Künstler ein Schultheaterstück mit allen wesentlichen Schritten

einer Theaterproduktion, von der Bildung der Theater-Gruppe bis zur Aufführung. Insgesamt strebten 88% aller

Theaterprojekte eine Abschlussaufführung an. 12% der Theaterprojekte beabsichtigten die Erarbeitung von

Kulissen und lediglich 2% aller Theaterprojekte die Erstellung einer abschließenden CD oder DVD.

Bei den Vermittlungsansätzen setzte rund ein Viertel (26%) der Theaterprojekte auch einen Schwerpunkt auf

rezeptive Elemente. Interkulturellen Themen wandten sich über den gesamten bisherigen Förderzeitraum 35%

der Theaterprojekte zu. Das Projekt "Man Hunt" von Birgit Götz, welches im Förderjahr 2007/08 am

Westfalenkolleg Dortmund durchgeführt wurde, gehört dazu. Das Projekt geht von der heterogenen

Lebenswirklichkeit und dem Alltag der Studierenden aus, die vielen unterschiedlichen Herkunftsländern

entstammen.

Analog zu den anderen Sparten, finden sich auch im Theater nur sehr wenige Projekte (3%), die

geschlechtsspezifische Aspekte thematisieren. Ein Projekt, das zu dieser Minderheit gehört, ist das

interkulturelle Theaterprojekt für Mädchen, das Julia Helena Schnelte an der Heideschule in Bergkamen unter

dem Titel „Ich und ich“ im Förderjahr 2007/08 durchführte. In dem Projekt ging es darum, Mädchen zwischen

11 und 14 Jahren (insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund) in ihrer Entwicklung zu unterstützen und

ihnen positive Anreize zu einer individuellen Lebensgestaltung zu geben. Fiktive Rollen und Situationen wurden

im Projektverlauf durchgespielt, weiterentwickelt und schließlich zu einer abschließenden Aufführung am Ende

des Schuljahres zusammengefügt.

Nichts bewegt sich – ein Theaterprojekt an Gymnasien in Münster

In den Förderjahren 2006/07 und 2007/08 führte der Künstler Stephan

Us am Annette-von-Droste-Hülshoff und am Paulinum Gymnasium in

Münster das Theaterprojekt „Nichts bewegt sich“ durch. Leitfaden des

Theater-Performance-Projekts zum Thema „Nichts, Stille, Leere“ war

die Beobachtung, dass die Bilderflut heutiger Medien bei vielen

Menschen Orientierungslosigkeit und Resignation erzeugt, die eine

Form der Leere darstellt. Nach einer Einführung in die

Performancekunst, recherchierten die Schülerinnen und Schüler zum

vorgegebenen Thema und entwickelten aus den Ergebnissen Gruppen-

und Einzelperformances, die am Ende des Schuljahres in einer öffentlichen Theateraufführung abschließend vorgestellt

wurden.

Zu den Inhalten der Tanzprojekte

Die thematischen Schwerpunkte in der Sparte Tanz wechselten von Förderjahr zu Förderjahr, wobei mehr als

die Hälfte der bisher durchgeführten Tanzprojekte im Primarbereich stattfanden. So waren im ersten

Förderjahr Improvisationsprojekte mit 23% am häufigsten vertreten, gefolgt von Projekten, die sich populären

modernen Tanzformen oder tanzausbildenden Elementen widmeten, wie beispielsweise Laila Castro Mendez'

Projekt "Ausdruck Tanz", das an zwei Schulen, der Schule am Teimer in Kalletal sowie an der Grundschule

Eisbergen in Porta Westfalica, durchgeführt wurde. Ziel war es, den Tanz in seinen verschiedenen

Ausdrucksformen als Ausdruck subjektiver Gefühle kennen zu lernen. Ein populäres Tanzprojekt wurde

beispielsweise im Förderjahr 2006/07 an der Gemeinschaftshauptschule Emil-Barthstraße in Düsseldorf

realisiert. Dort erarbeiteten die Schüler und Schülerinnen der Stufen 5 bis 10 mit der Künstlerin Dörte Müller-

Schulz eine Jazz-Street-Dance-Performance, die sie später auch öffentlich präsentierten. 12% der Projekte

setzten einen expliziten Schwerpunkt auf die vertiefende Körperwahrnehmung, wie beispielsweise das Projekt

"Dance meets identity" von Lina do Carmo das sich mit der historischen, aktuellen und zukünftigen Identität

der Jugendlichen auseinandersetzte, wobei es hier um zentrale Fragen ging wie beispielsweise: Was ist Körper?

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Was ist Identität? Der zeitgenössische Tanz wurde hierbei von Lina do Carmo als Ansatz gesehen, um in einem

kreativen Prozess den Raum der Selbstimagination zu gestalten und den Schülerinnen und Schülern

Möglichkeiten zum Dialog zu eröffnen. Den rund 16 Teilnehmern der Klasse 9c der Freiherr-vom-Stein-

Realschule in Düsseldorf ließ die Künstlerin viel Zeit zur Reflexion, damit sich auch schüchterne Jugendliche auf

den zeitgenössischen Tanz einlassen konnten.

Im zweiten Förderjahr überwogen dann Projekte, die sich populären modernen Tanzformen widmeten, gefolgt

von themenspezifischen Projekten. Überhaupt fällt auch in dieser Sparte wieder die starke Zunahme des

Anteils an themenspezifischen Projekten auf. Im Förderjahr 2009/10 war mehr als jedes zweite geförderte

Projekt um ein bestimmtes Thema herum konzipiert. In dem im Förderjahr 2009/10 durchgeführten Projekt

"Spiele und tanze" beispielsweise, thematisierte die Künstlerin Diana Holten mit Schülern der Karl-Kreiner-

Schule Neuss eine tänzerische Umsetzung von Gesellschaftsspielen. Hierbei hatten die Schüler die Möglichkeit,

selbst kreativ diverse Zusammenhänge zum Thema "Gesellschaftsspiel" tänzerisch umzusetzen. Vom

Grundthema der einzelnen Spiele über Spielregeln oder Rollenverteilung der Spielfiguren bis hin zur Thematik

der Gruppendynamik bieten sich viele Ansatzpunkte, Spielelemente in Tanz zu verwandeln. Die daraus

entstehenden Tanzszenen wurden am Ende des Projektes in einer Abschlusspräsentation aufgeführt.

Dass die thematischen Schwerpunkte der im Landesprogramm Kultur und Schule geförderten Projekte eher

selten auf klassischem Tanz oder einer formellen Tanzausbildung liegen, wird als positives Merkmal des

Landesprogramms angesehen. Dies verdeutlicht auch das folgende Zitat einer geförderten Künstlerin:

„Das Programm ist toll, weil es nicht mit veralteten Richtwerten urteilt, d.h. es ist

nicht wichtig, wie viele Pirouetten einer drehen kann, oder wie toll seine Technik ist.

Ich versuche Begeisterung für meine Liebe – den Tanz – in den Kindern zu wecken."

Birgit Zimmermann, Tänzerin im Landesprogramm

Übersicht 31: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Tanz

ZfKf 2010

Bei der großen Mehrzahl (84%) der bisher geförderten Tanzprojekte wurde eine Abschlussaufführung

angestrebt und 4% planten ein abschließendes Medium. Man sieht hier, dass die Darstellenden Künste –

aufgrund ihrer spezifischen Medialität – stärker zu Aufführungen als zur Fixierung der Ergebnisse auf

Speichermedien tendieren.

Neben der kreativen Betätigung mit dem Tanz als solchen, sahen 4% darüber hinaus auch den Bau von Kulissen

vor, wodurch die Schüler einen umfassenden Einblick in die Welt einer Theaterproduktion erhielten. So z.B. im

23%

19%

16%

14%

9%

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1%

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24%

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7%

16%

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25%

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5%

4%

4%

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0%

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55%

3%

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4%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Improvisation

Moderne Tanzformen (Jazz, Hip-Hop)

Tanzausbildung

Körperwahrnehmung

Klassik

Tanzwerkstatt

Themenspez. Projekte

ZeitgenössischerTanz

Persönlichkeit/Identität

Sonstiges

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Anteil der Projekte im Förderjahr...

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interkulturellen Projekt "Weltreise" von Sarah Müller, welches im zweiten Förderjahr an der

Gemeinschaftsgrundschule Ottbergen in Höxter durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Schülerinnen und

Schüler erlebten dabei eine Weltreise durch Musikkulturen und Tänze der fünf Kontinente und erstellten neben

einer Choreografie, die jeden Kontinent darstellt, auch die Kostüme und das Bühnenbild selbst.

Neben diesen kreativen Vermittlungsansätzen lässt sich feststellen, dass knapp ein Viertel (23%) aller

geförderten Tanzprojekte auch rezeptive Elemente mit einbezog. So geht es beispielsweise im Projekt "Vom

Mittelalter zur Gothic – Mythen, Mode und Musik", das der Tanz- und Theaterpädagoge Rolf Gildenast mit

Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen

durchführte, sowohl um die theoretische Reflexion wie auch um die sinnliche Auseinandersetzung mit der

Kunst des Mittelalters und der Gothic.

Projekte, die sich wie die zuvor erwähnte Arbeit von Sarah Müller interkulturellen Aspekten widmeten, finden

sich mit einem Anteil von über einem Drittel der geförderten Tanzprojekte sehr häufig. Im letzten Förderjahr

lag dieser Wert sogar bei 46%. Ein im Vergleich ebenfalls recht großer Anteil von 6% aller geförderten

Tanzprojekte war zudem geschlechtsspezifisch angelegt. Eines dieser, im Gesamtkontext des Landesprogramms

sehr seltenen Projekte, ist das Projekt "Selbstdarstellung und Wahrnehmung in Tanz und Kampfkunst", das im

Förderjahr 2007/08 Jungen an Tanz und Bewegung heranführte. Andreas Wegwerth animiert die Schüler der

Gesamtschule Stieghorst in Bielefeld durch Hip-Hop zu positiver Körperkraft und Freude an der tänzerischen

Darstellung.

Carmina Burana - Ein Tanzprojekt mit Beteiligung mehrerer Bonner Schulen

Miguel-Antonio Zermeno veranstaltete im Schuljahr 2006/07 an der

Bonner Berthold-Brecht-Gesamtschule, der Gesamtschule Bonn-Bad

Godesberg, der Realschule Hardtberg und der GHS August-Macke das

Tanzprojekt Carmina Burana, das quantitativ größte Kooperationsprojekt

des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Der Aufführung von

Carl Orffs "Carmina Burana" in Bonn ging ein siebenmonatiges

Tanztraining voraus, an dem insgesamt 110 Schülerinnen und Schüler

teilnahmen. Dabei wurden unter der choreografischen Leitung des

Künstlers die Bewegungs-, Rhythmus- und Tanzkompetenzen der

Schüler erweitert. Das Projekt wurde schließlich mit einer ausverkauften

öffentlichen Aufführung in der Oper Bonn – gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn, dem Philharmonischen Chor

der Stadt Bonn, dem Kinderchor der Lukas-Kirche sowie zwei Solisten der Oper Bonn – abgeschlossen.

Zu den Inhalten der Neue Medien- und Filmprojekte

In der Sparte Film/Neue Medien überwiegen inhaltlich

die seit dem Beginn des Landesprogramms beliebten

Video-AG’s bzw. Filmprojekte, wie das Projekt „Cool –

Wir sind Klasse!“, das die Künstlerin Inge Kamps

2006/07 an der Hauptschule Ringelnatzstraße in Köln

anbot. Hier konnten sich die Schülerinnen und Schüler

der 7. bis 10. Jahrgangsstufe beispielsweise selber

filmen und so ihre Träume und Albträume darstellen. In

der Umsetzung wurden vier Filmteams gebildet, die

jeweils eine Episode drehten, welche dann zu dem Film

„Wir sind Klasse“ zusammen gefügt wurden.

Projekt „Cool – Wir sind Klasse!“ Künstlerin: Inge Kamps

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Darüber hinaus erfreuten sich in den letzten beiden Förderjahren Fotografieprojekte einer wachsenden

Popularität. Desweiteren kann auch in der Sparte Neue Medien/Film speziell für das Förderjahr 2009/10 ein

deutlicher Anstieg bei den themenspezifischen Projekten verzeichnet werden. Das Projekt "Medienkritik und

Schulcrossing", das in den Förderjahren 2008/09 und 2009/10 von Anne Siebertz am Geschwister-Scholl-

Gymnasium Pulheim durchgeführt wurde bzw. wird, dreht sich beispielsweise um Medienkritik,

Medienproduktion und Journalismus. Dies geschieht in Form einer Redaktionsgruppe, die sich nicht nur mit

aktuellen Medienproduktionen und -events des eigenen Landkreises auseinandersetzt, sondern auch darüber

schreibt bzw. Foto-, Audio- und Videobeiträge, also eigene Medienproduktionen erstellt. Das Projekt ist

verknüpft mit der Internetpräsenz www.spinxx.de, die sowohl als Inspirationsquelle als auch als

Veröffentlichungsplattform dient. Ein Augenmerk liegt besonders darauf, die Schüler zum kreativ-praktischen

statt passiven Medienumgang zu animieren und inspirieren.

In allen Förderjahren eher selten finden sich Projekte zur Medienkunst oder experimentelle

Medienwerkstätten, wie z.B. das Mixt-Media-Kunstprojekt "Muster Natur", das der Künstler Barry L. Roshto an

der OGS Marienschule in Bonn im Rahmen des Nachmittagsangebots durchführte. Mit diesem Projekt sollte die

Aufmerksamkeit der Stadtkinder für die in der Natur vorhandenen visuellen und akustischen Informationen

geschärft werden.

Übersicht 32: Differenzierung der Projektthemen31

in der Sparte Film/Neue Medien

ZfKf 2010

Die Mehrzahl der bisher in der Sparte Neue Medien/Film geförderten Projekte wurde mit Schülern des

Sekundarbereichs durchgeführt (64%), was mit den oft erhöhten technischen Anforderungen vieler medialer

Anwendungen zusammenhängen könnte. Hier in der Zukunft gezielt mehr Projekte zu fördern, die sich

medienpädagogischen Konzepten bedienen, welche speziell mit Blick auf den Primarbereich entwickelt

wurden, könnte ein möglicher Ansatzpunkt kommender Förderjahre sein. Bereichsübergreifend waren sechs

Prozent der Projekte, wie beispielsweise die Video AG "News Magazin Sendung" von Christel Heermann, die

jeweils mit Schülern des Primar- und Sekundarbereichs unter anderem an Schulen in Gütersloh, Herford und

Bielefeld in den Förderjahren 2007/08, 2008/09 und 2009/10 realisiert wurde. In diesem Projekt entstanden

moderierte News-Sendungen in Form von Videobeiträgen – von Schülern für Schüler – die alle zwei bis drei

31

In einigen Projekten wurde mit verschiedenen Medien gearbeitet, beispielsweise mit der Digitalkamera, dem Internet und dem analogen Fotoapparat. In diesen Fällen wurde das Projekt dem Medium zugeordnet, das nach der Projektbeschreibung im Mittelpunkt der Projektarbeiten stand.

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Video-AGs/Filmprojekte

TV-/Medienkompetenz

Fotografie

Internet

Computer

Medienwerkstatt

Themenspez. Projekte

Medien-/Videokunst

Trickfilm

Sonstiges

2006/07

2007/08

2008/09

2009/10

Anteil der Projekte im Förderjahr...

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43

Monate mit theatralen Mitteln im Rahmen einer öffentlichen Aufführung mit Studiodekoration präsentiert

wurden.

Insgesamt sind solche Ergebnispräsentationen in Form von Abschlussaufführungen (19%) oder Ausstellungen

(25%) in der Sparte „Neue Medien/Film“ jedoch eher selten, wobei hierbei aber durchaus eine Zunahme im

Verlauf der Förderjahre beobachtet werden konnte. Beliebter sind entsprechend der in den Projekten

verwendeten elektronischen Medien die Erstellung von CDs oder DVD`s über die geleistete Projektarbeit, was

insgesamt bisher für 75% der geförderten Projekte geplant wurde.

Neben der Förderung der künstlerischen Kreativität beinhalteten knapp 61% der Projekte der Sparte „Film/

Neue Medien“ auch rezeptive Elemente. So vermittelte das Projekt "Reise durch die Zeit", das der Fotograf und

Web-Designer Norbert Meier im ersten Förderjahr in der Sekundarstufe der Hamfeld-Schule Bielefeld

durchführte, auch technisches Wissen im Bereich Fotografie und gab darüber hinaus eine Einführung in die

Geschichte von Fotografie und Film.

Darüber hinaus wurden bisher bei 28% der Projekte interkulturelle Inhalte berücksichtigt. So transformiert das

Projekt "Ich bin ich", das von Jürgen Schwartz und Christiane Stelter 2007/08 an der Werretalschule in Löhne

(Schule für Lernbehinderte) durchgeführt wurde, Sequenzen aus dem multikulturellen Lebensumfeld der

Schülerinnen und Schüler in verschiedene Szenen eines abschließenden Films. Die Jugendlichen erarbeiteten

und entwickelten die Inhalte des Films eigenständig und erlernten Kompetenzen, wie Gruppendynamik und

Teamarbeit. 4% der Projekte widmeten sich auch geschlechtsspezifischen Aspekten.

„Minimovies“– ein filmisches Projekt an der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna

Beim Projekt "minimovies" thematisierten die rund zehn teilnehmenden

Schülerinnen und Schüler der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna (Stufe 9

bis 13) im Schuljahr 2006/07 unterschiedliche populäre Filmgenres und

schufen recht eigenwillige filmische Interpretationen von alltäglichen

Phänomenen, wie dem Handynutzungsverhalten, Casting Shows oder

dem allgemeinen nachmittäglichen Fernsehangebot. Neben einigen in

Eigeninitiative erstellten Kurzfilmen stand der Dreh eines Science-

Fiction-Films als gemeinsame Unternehmung im Mittelpunkt des

Projekts, das von dem Künstler Jörg Zimmer betreut wurde. Ziel war die

Kompetenzerweiterung in allen technischen Bereichen des Themas. Darüber hinaus sollten mit dem Projekt aber auch

die Improvisationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler sowie die Fähigkeit, andere Meinungen zu akzeptieren,

geschult und erweitert werden. Die Filme wurden im Filmmuseum Düsseldorf abschließend einer breiteren Öffentlichkeit

präsentiert.

4.2 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm

Unabhängig von den künstlerischen Inhalten können auch weitere Inhalte in einem Kunstprojekt vermittelt

werden, wie dies punktuell bei der Beschreibung der Projekte in den einzelnen Spartenfeldern schon deutlich

wurde. Werden beispielsweise auch interkulturelle Aspekte in den Kunstprojekten thematisiert? Wie sieht die

geschlechtsspezifische Zielgruppenansprache aus? Und werden auch analytische Fähigkeiten der Teilnehmer

bei der Rezeption von Kunstwerken gestärkt? Diese Aspekte werden im Folgenden bezogen auf alle

geförderten Projekte ausführlicher skizziert.

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Zu den vermittelten rezeptiven und künstlerischen Erfahrungen

Künstlerisch-kreative Inhalte stehen im Mittelpunkt des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Selbst

künstlerisch aktiv zu sein, ist jedoch nur eine Komponente von kulturellen Erfahrungen. In wieweit werden

dabei auch rezeptive Wahrnehmungsprozesse berücksichtigt? Dass die eigene künstlerische Aktivität in

besonderem Maße dazu anregt und das Interesse weckt für rezeptive Kunsterlebnisse konnte nicht zuletzt im

Jugend-KulturBarometer32

nachgewiesen werden. Es stellt sich daher die Frage, ob Künstler neben dem

künstlerisch-kreativen Prozess, der im Mittelpunkt stand, auch rezeptive Erlebnisphasen angeregt haben – oder

gar analytische Fähigkeiten der Schüler, ein Kunstwerk in seinen Einzelheiten und seiner Aussagekraft

wahrzunehmen, gestärkt haben. Da den Projektanträgen solche Detailaspekte nicht immer systematisch

entnommen werden konnten, wurde eine Frage zu den Vermittlungsansätzen in der Künstlerbefragung gestellt.

Im Mittelpunkt der meisten Projekte (64%) standen nach Angaben der Künstler sowohl die individuelle

künstlerische Arbeit als auch die Teamarbeit. Ein typisches Projekt, in dem beide Arbeitsstile praktiziert

wurden, ist das Projekt "Figur – Farbe – Raum" des Künstlers Karl Heinz Gies im Förderjahr 2007/08, das in

ähnlicher Form bereits im Förderjahr 2006/07 an der Hauptschule Senne stattgefunden hatte. Die

teilnehmenden Schüler der Hermann Hesse Förderschule Gütersloh entwickelten zuerst jeweils eine bestimmte

Anzahl von unterschiedlichen und ganz individuell angefertigten quadratischen Elementen, die anschließend in

Zusammenarbeit zu einem großen Relief im Schulinnenraum zusammengefügt wurden.

Im Zeitvergleich wird deutlich, dass die Vermittlungsansätze in den Projekten von den verschiedenen Künstlern

recht konsistent beibehalten werden. Nur ein Drittel der Künstler vermittelt auch theoretische Kenntnisse in

den Kunstprojekten. Selten steht eine analytische Betrachtung der Kunstprojekte (18%) zur Disposition. Dafür

nutzen knapp 60% der Künstler die Kunstprojekte zur Vermittlung anderer Wahrnehmungsperspektiven. Das

Medium Kunst eignet sich in besonderer Weise dazu, Menschen anzuregen, Aspekte des Alltags in einer neuen

Perspektive wahrzunehmen, Perspektiven zu wechseln.

Übersicht 33: Vermittlungsansätze und inhaltliche Schwerpunkte in den Kunstprojekten nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

32

Susanne Keuchel: Das 1. Jugend-KulturBarometer. a.a.O. S. 47

80%

80%

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21%

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58%

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Individuelle künstlerische Arbeit

Künstlerische Arbeit im Team

Vermittlung theoretischer Aspekte

Rezeption eines Kunstwerkes

Analytische Betrachtung von Kunstwerken fördern

Andere Wahrnehmungsperspektiven

Förderjahr 06/07

Förderjahr 07/08

Förderjahr 08/09

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45

Bezogen auf die Sparten fällt auf, dass die individuelle künstlerische Arbeit am ehesten in Bildenden

Kunstprojekten praktiziert wird, während die Medien- bzw. Filmprojekte (95%) fast alle in Form von Teamarbeit

organisiert sind.

Übersicht 34: Vermittlungsansätze und inhaltliche Schwerpunkte in den Kunstprojekten im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Andere Wahrnehmungsperspektiven zu vermitteln, nehmen vor allem bei den Medienkünstlern aber auch den

beteiligten Künstlern in der Sparte Literatur einen wichtigen Stellenwert ein, wie beispielsweise 2006/07 im

Projekt „Einfach aufregend – mit Kinderaugen ins Mittelalter“, das Claudia Luno an der Städtischen

Gemeinschaftsgrundschule Neuenrade durchführte. Auf dem Gelände der Grundschule befand sich im

Mittelalter eine Burganlage, die im Rahmen des Projekts zum Ausgangspunkt verschiedenster Reflexionen,

Geschichten und Erzählungen wurde.

Eher selten stand bei den geförderten Projekten die Vermittlung theoretischer Kenntnisse im Vordergrund.

Etwas anders gestaltete sich dies bei den Medien- bzw. Filmprojekten. Hier nahm dieses Thema einen deutlich

größeren Raum ein: 59% dieser Projekte vermittelten auch theoretische Kenntnisse. Ein typisches

Medienprojekt in diese Richtung ist das Projekt "Medienkompetenz", von Gabriele Zarecky in Löhne im

Förderjahr 2007/08. Neben dem Erlernen der technischen Fähigkeiten stand die Vermittlung von kritischem

Wissen im Vordergrund, die zum Aufbau einer eigenen Medienkompetenz führen soll, so dass sich die Schüler

kreativ mit dem Einfluss der Medien auseinandersetzen.

Eher selten stand die Rezeption von Kunstwerken im Fokus. Eine Ausnahme bilden hier die Künstler in der

Sparte Literatur und Film/Neue Medien. Diese Sparten haben natürlich den Vorteil, dass die Kunstwerke

Medien sind, also leicht in Form von Büchern, Video oder DVD`s in den Klassenraum zu integrieren sind. Der

Ausflug in ein Theater, Museum oder Konzert birgt für den Künstler, der sich im Schulalltag nicht so gut

auskennt, viele Hürden rechtlicher, organisatorischer und finanzieller Natur, wie beispielsweise: Kann man mit

den Schülern einfach das Schulgelände verlassen? Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Und damit

einhergehend mit der Disziplin? Kann man von den Schülern verlangen, dass deren Eltern für den Eintrittspreis

aufkommen? Diese und andere Fragen sind zu klären, bevor man als Künstler ein Theater, Museum oder

Konzertsaal aufsuchen kann. Will man die Verbindung zwischen rezeptiven und künstlerisch-kreativen

Erlebniswelten bei den Schülern unterstützen, sollte man ggf. den Künstlern mehr Hilfestellungen geben, um

diesen den Schritt in die Kultureinrichtungen zu erleichtern. Insbesondere die Theaterkünstler haben in den

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59%

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9%

25%

14%

7%

11%

18%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Literatur

Bildende Kunst

Tanz

Neue Medien / Film

Spartenübergreifend

Musik

Theater

Gesamt

Individuelle künstlerische Arbeit

Künstlerische Arbeit im Team

Andere Wahrnehmungsperspektiven

Vermittlung theoretischer Aspekte

Rezeption eines Kunstwerkes

Analytische Betrachtung von Kunstwerken fördern

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46

qualitativen Gesprächen die fehlende Kooperationsmöglichkeit zwischen dem eigenen Projekt und den

Theaterhäusern beklagt und um mehr Hilfestellung gebeten.

Neben den Künstlern in der Sparte Literatur und Neue Medien beziehen anteilig am ehesten die Bildenden

Künstler rezeptive Elemente mit ein und besuchen beispielsweise ein Museum, wie die Künstlerin Magadalena

Bergheim. In ihrem Projekt „Architektur-Design-Kunst“, das die Künstlerin im ersten Förderjahr an der

Grundschule Hunnebrock in Bünde durchführte, wurden die Kinder an kulturelle Elemente wie beispielsweise

Architektur, Design und Kunst im Kontext des Museums MARTa in Herford herangeführt. Bei

spartenübergreifenden Projekten (21%) fließen ebenfalls öfter rezeptive Kunsterlebnisse ein, wie

beispielsweise beim Projekt Aschenputtel, ein Erzähl- und Musiktheater für Kinder, welches im Förderjahr

2008/09 an der Städtischen Grundschule Gebhardtstraße in Wuppertal durchgeführt wurde.

Zeitgenössisch, populär oder klassisch? Zu den Kunstformen im Landesprogramm

Neben den Vermittlungsansätzen ist es auch spannend zu erfahren, welche Kunst im Fokus der Projekte des

NRW Landesprogramms Kultur und Schule steht. Handelt es sich hierbei um zeitgenössische, historische oder

populäre Kunstformen? Oder werden beispielsweise auch unterschiedliche Kunstformen in den Mittelpunkt

der Projektarbeit gestellt? Spannend mit Blick auf den vergleichsweise hohen Anteil der Bevölkerung mit

Migrationshintergrund in NRW33

ist auch die Frage nach der Thematisierung von Kunst aus anderen, nicht

europäischen Kunstkreisen.

Übersicht 35: Thematisierte Kunstformen in den Projekten des Landesprogramms nach Aussagen der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Die Künstlerbefragung ergibt ein ganz klares Votum für die Thematisierung von zeitgenössischer Kunst in den

Kunstprojekten des Landesprogramms. 51% der Künstler setzen sich mit den Schülern im Rahmen des Projekts

mit zeitgenössischen Kunstformen auseinander. Besonders aktiv vertreten sind zeitgenössische Kunstinhalte in

33

Laut Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW beträgt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen 22,9% (Stand: 2005) (Siehe: http://www.laga-nrw.de/xd/public/content/index._cGlkPTE4Mw_.html. Letzter Zugriff: 18.05.2010)

Vgl. u.a. Strohmeier, Klaus-Peter: Demografischer Wandel im Ruhrgebiet. Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstruktur im Ruhrgebiet. Hg.: PROJEKTRUHR. Essen. 2002

51%

40%

23%

19%

21%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Zeitgenössische Kunst

Populäre Kunstformen

Kunst aus fremden Kulturkreisen

Kunst der Vergangenheit

Andere Kunstformen

2006/07

2007/08

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Gesamt

Förderjahr

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47

Projekt „Aus dem Rahmen gesprungen“ Künstlerin: Jászai Alica Busch

den Sparten Tanz (57%) und Bildende Kunst (66%), wie beispielsweise im Projekt „Aus dem Rahmen

gesprungen“ der Bildenden Künstlerin Jászai Alica Busch, die im Schuljahr 2006/07 und in den folgenden

Förderjahren mit den Schülerinnen und Schülern der Städtischen Realschule und der Johannes-Sebus-

Grundschule Kleve verschiedene künstlerische Techniken und Gestaltungsformen erarbeitete, die diese dann

modern interpretierend und verfremdet in einen anderen Bezugsrahmen stellen sollten.

Übersicht 36: Thematisierte Kunstformen in den Projekten des Landesprogramms nach Aussagen der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparte

ZfKf 2010

Mit dem Fokus des Landesprogramms auf zeitgenössische Kunst wird eine zu begrüßende Ergänzung zu den

eher „klassisch“, mittlerweile auch vielfach „populär“ ausgerichteten Unterrichtsinhalten der Kunstfächer in

der Schule sowie dem besuchten Repertoire von jungen Leuten geleistet, die im Alltäglichen oftmals selten in

Berührung kommen mit zeitgenössischen Kunstformen. Dies ist ganz deutlich eine Stärke des Programms:

Heute in unserer Gesellschaft lebende Künstler thematisieren vor allem die Kunstformen, in denen sie sich

selbst bewegen – eben zeitgenössische Kunstformen – und schaffen für junge Leute erstmals eine Basis, sich

mit diesen Kunstformen aktiv auseinanderzusetzen.

Immerhin 35% der Künstler greifen populäre Kunstformen auf, die ja

vielfach in ihrer Aktualität synonym sind mit zeitgenössischen

Kunstformen, da sie jetzt entstehen, jedoch vielfach vom Markt in ihrer

Reproduktion unterstützt werden. Dies gilt vor allem für die Sparten Musik

und Film – Angebote, die bei der Bevölkerung sehr gefragt sind. Dies

erklärt auch, warum im Rahmen des Landesprogramms speziell in diesen

beiden Sparten ein besonders hoher Anteil an populären Kunstformen zu

finden ist. Ein Beispiel für Projekte mit populären Kunstformen, das auch

Marktmechanismen der Musikindustrie aufgreift, ist die Arbeit von

Matthias Bangert an der Ferdinand-Lieven-Förderschule in Hilden: Im

ersten Förderjahr unterstützte der Künstler in dem Projekt „Band-

Coaching“ die Bildung und Entwicklung einer Schülerband. Im Folgeprojekt

„Songwriting“ konzentrierten sich der Künstler und die Mitglieder der

Schülerband im zweiten Förderjahr auf das Komponieren und Produzieren

ihrer eigenen Musik. Im dritten Förderjahr folgte mit dem Projekt „Die

Rock-Klasse“ das dritte Projekt im Themenrahmen des Band-Coaching.

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Musik

Tanz

Bildende Kunst

Literatur

Theater

Neue Medien / Film

Spartenübergreifend

Gesamt

Kunst der Vergangenheit

Kunst aus fremden Kulturkreisen

Populäre Kunstformen

Zeitgenössische Kunst

Andere Kunstformen

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Innerhalb des NRW Landesprogramms Kultur und Schule werden – wenn auch seltener – auch historische

Kunstformen (19%) aufgegriffen. Besonders aktiv sind dabei die Künstler der Sparte Literatur (24%) und

Bildende Kunst (24%). Ein typisches Projekt für die Beschäftigung mit Kunstformen der Vergangenheit ist das

Projekt „Die Techniken der alten Meister“ des Bildenden Künstlers Reinhard Gäbel, das im zweiten und dritten

Förderjahr mit Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Gemeinschaftsgrundschule

Holthausen in Hattingen und im vierten Förderjahr an der Gemeinschaftsgrundschule Bruchfeld realisiert

wurde. Hier lernten die Kinder, aus welchen Bestandteilen Farben bestehen, stellten diese nach alten

überlieferten „Rezepten“ her und malten damit dann eigene Bilder. Neben der Vermittlung dieser Techniken

und Fähigkeiten wurden den Schülerinnen und Schülern auch Geschichten zu den alten Meistern und ihren

Werken erzählt.

Mit 23% ist der Anteil von Kunst aus anderen Kulturkreisen sogar noch etwas höher als der Anteil an Projekten,

die historische Kunstformen thematisieren, was angesichts des soziodemographischen Wandels34

in

Deutschland ein sehr positives Signal ist. Auch kann die Kunst in besonderer Weise die interkulturelle

Verständigung unterstützen, wenn man Begegnungen auf Augenhöhe schafft. Besonders häufig greifen

Musiker im Landesprogramm Kunst aus anderen Kulturkreisen auf, so begab sich beispielsweise der Künstler

Pit Budde im ersten Förderjahr mit den Kindern der Martin-Luther-Schule Greven auf eine Reise durch fremde

Kulturen, deren jeweilige Einzigartigkeit er über Musik, Tanz und Geschichten vermittelte. Die Künstlerin Sigrid

Beutling an der Grundschule Rheinberg-Millingen vermittelte in ihrer spartenübergreifenden Workshopreihe

„Kunst und Tanz“ neben Techniken der Malerei auch Elemente des afrikanischen und des orientalischen Tanzes

sowie des Tanztheaters. Ziel war die Stärkung des Verständnisses für verschiedene Kunst- und Kulturformen.

Zu interkulturellen Vermittlungsansätzen im Landesprogramm

Neben dem Thematisieren von Kunstformen aus

anderen Kulturkreisen stellt sich allgemein die Frage, ob

die Projekte auch interkulturelle Aspekte in der Form

aufgreifen, dass sie Kunst als Katalysator nutzen,

unterschiedliche Wahrnehmungsperspektiven ein-

nehmen, um andere kulturelle Werte und religiöse

Anschauungen von einem anderen, neuen Standpunkt

aus zu betrachten. Dies praktizierte beispielsweise im

Förderjahr 2006/07 der Theaterkünstler Jürgen Dewes

in seinem interkulturellen Theaterprojekt, indem er die

Internationalität seiner Schüler dazu nutzte, die

Bedeutung von kulturellen Unterschieden bewusst zu

machen. Das Projekt schuf hierbei einen Raum der Begegnung, in dem das Eigene im Fremden und das Fremde

im Eigenen entdeckt werden konnte. Ziel des Projekts war neben einer gemeinsamen Aufführung der Aufbau

von Respekt und Achtung zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft.

Um eine Aussage für alle Projekte bezüglich interkultureller, aber auch geschlechtsspezifischer

Vermittlungsansätze zu ermöglichen, wurden die Projektanträge systematisch auf entsprechende Hinweise

ausgewertet. Die Projektanträge des ersten Förderjahres waren jedoch in diesen Punkten, wie dies die

folgende Übersicht verdeutlicht, nicht sehr ergiebig. Es konnten für das erste Förderjahr nur 10% der Projekte

ermittelt werden, aus denen ein interkultureller Ansatz aus dem Projektantrag hervorging und kein Projekt mit

34

„Einzelne Regionen, etwa einige Städte des Ruhrgebiets, verzeichneten schon im Jahr 2000 einen Anteil von rund 40 bis 50% junger Menschen mit Migrationshintergrund“.

Vgl. Klaus-Peter Strohmeier: Demographischer Wandel im Ruhrgebiet. Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstruktur im Ruhrgebiet. Hg.: PROJEKTRUHR. Essen. 2002. S. 54

Insgesamt liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in NRW bei 22,9% (Stand: 2005). (Siehe: http://www.laga-nrw.de/xd/public/content/index._cGlkPTE4Mw_.html. Letzter Zugriff: 18.05.2010)

Projekt „Auf den Spuren fremder Kulturen“. Künstler: Pit Budde

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im

Landespro

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mm

4.2

49

einem geschlechtsspezifischen Ansatz. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es durchaus noch mehr Projekte

im ersten Förderjahr gegeben hat, in denen solche Aspekte behandelt, diese nur nicht explizit im Projektantrag

erwähnt wurden. Daher wurden seit dem zweiten Förderjahr im Projektantrag beide Aspekte konkret

abgefragt. Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass bei einer konkreten Nachfrage deutlich mehr als ein Drittel

aller Projekte, bezogen auf alle Förderjahre 35%, interkulturelle Aspekte berücksichtigen, jedoch nur 3% aller

Projekte Gender Aspekte.

Übersicht 37: Interkulturelle und genderspezifische Vermittlungsansätze innerhalb der Projekte nach Angaben der Projektanträge differenziert nach Förderjahren

35

ZfKf 2010

Im Zeitvergleich können bei der Berücksichtigung dieser beiden Vermittlungsansätze kaum Unterschiede

beobachtet werden. Interkulturelle Vermittlungsansätze sind im dritten Förderjahr leicht angestiegen, im

vierten Förderjahr haben sich diese jedoch dem Ausgangswert des zweiten Förderjahrs angepasst. Die folgende

Übersicht verdeutlicht, dass vor allem in den Musikprojekten und spartenübergreifenden Projekten

interkulturelle Aspekte thematisiert werden, wie dies auch die Künstlerbefragungen bestätigen.

Übersicht 38: Interkulturelle und genderspezifische Vermittlungsansätze nach den Angaben der Projektanträge im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Sparten

ZfKf 2010

35

Interkulturelle und Gender Aspekte wurden im Projektantrag im Förderjahr 2006/07 noch nicht konkret abgefragt, sondern sekundäranalytisch nach Aussagen in der Projektbeschreibung ermittelt.

10%

39%

3%

44%

4%

35%

3%

35%

3%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

Interkulturelle Aspekte Gender Aspekte

Förderjahr 06/07Förderjahr 07/08Förderjahr 08/09Förderjahr 09/10Insgesamt

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Musik

Spartenübergreifend

Theater

Film/Neue Medien

Bildende Kunst

Tanz

Literatur

Gesamt

Interkulturelle Aspekte

Gender Aspekte

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Landespro

gra

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4.2

50

Als Beispiel für ein spartenübergreifendes Projekt mit interkulturellem Ansatz kann das Projekt „Indische

Märchen“ der Künstlerin Verena Zimmermann im zweiten Förderjahr an der Katholischen Grundschule

Lindenburger Allee in Köln genannt werden. Zuerst wurde den Kindern die indische Kultur durch Geschichten

und indische Musikbeiträge näher gebracht, bevor sich die Schülerinnen und Schüler selber durch

improvisiertes Nachspielen, durch Erstellen von Kostümen und durch Malen eigener Bilder kreativ mit der

indischen Kultur auseinandersetzten.

Genderspezifische Vermittlungsansätze finden sich am ehesten in der Sparte Tanz, da der Tanz sehr

körperbetont ist. Ein Beispiel für ein Tanzprojekt mit geschlechtsspezifischem Vermittlungsansatz war ein

Projekt des Andreas Wegwerth im zweiten Förderjahr, das Jungen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 der

Gesamtschule Stieghorst in Bielefeld, an Tanz, Bewegung und Kampfkunst heranführte. Allgemein – auch

außerhalb des Landesprogramms Kultur und Schule – kann festgestellt werden, dass geschlechtsspezifische

Vermittlungsansätze in kulturellen Bildungsprojekten (noch) relativ selten sind, während sie im

Bildungsbereich36

langsam zunehmend an Gewicht gewinnen. Dies ergab auch eine Studie zum Potential von

kulturellen Bildungsprojekten37

.

Ein Höhepunkt der Projekte – Abschlusspräsentationen

Viele Künstler des NRW Landesprogramms Kultur und Schule – und zwar insgesamt 67% – arbeiteten nicht nur

mit den Schülern ein ganzes Schuljahr zusammen, sondern organisierten am Ende auch eine

Abschlusspräsentation, bei welcher die Schülerinnen und Schüler ihre künstlerisch-kreativen Arbeiten einem

Forum von Eltern, Lehrern oder weiteren Zielgruppen vorstellen konnten. Nach Angaben in den

Projektanträgen wurde für 75% der eingereichten Projektideen eine Abschlussaufführung, eine Ausstellung

oder eine mediale Präsentation geplant. Laut Rückmeldungen aus der Künstlerbefragung wurde in Folge bei

67% der Projekte eine Abschlusspräsentation durchgeführt. Hiernach organisierten 51% aller bisher

geförderten Projekte eine Abschlussaufführung bzw. eine Ausstellung. Im Rahmen von 5% der Projekte wurde

zudem ein Medium erstellt, wie beispielsweise eine CD, DVD oder auch ein Buch bzw. eine Projektbroschüre.

Zudem gab es auch Projekte, die beides vereinten (11%). 33%38

der Projekte führten also weder eine

Abschlusspräsentation durch, noch erstellten sie eine Medienpräsentation. Im Zeitvergleich kann beobachtet

werden, dass der Anteil an Projekten mit Abschlusspräsentationen leicht zugenommen hat, vor allem in den

Sparten Literatur und Tanz, die im dritten Förderjahr schon deutlich mehr Abschlusspräsentationen

organisierten als im ersten Förderjahr.

Vor allem die Künstler im Musik-, Tanz und Theaterbereich und in den spartenübergreifenden Projekten

erarbeiten Abschlusspräsentationen. Dagegen verzichten erstaunlich viele Projekte in den Sparten Bildende

Kunst und Literatur auf eine abschließende Präsentation der erarbeiteten Kunstwerke. Speziell die Künstler in

den Sparten Neue Medien/Film (59%) und Literatur (30%) erarbeiten vielfach auch mediale Präsentationen,

wie dies in der Künstlerbefragung deutlich wird.

36

Vgl. Christine Garbe: Warum lesen Mädchen besser als Jungen? Zur Notwendigkeit einer geschlechterdifferenzierenden Leseforschung und Leseförderung. In: Deutschdidaktik und Deutschunterricht nach PISA. Hg.: Ulf Abraham u.a., Freiburg i Br. 2003

37 Susanne Keuchel u. Petra Aescht: Hoch hinaus. Potentialstudie zu Kinder- und Jugendkulturprojekten. Eine empirische Untersuchung zu den

Qualitätsmerkmalen der Kinder- und Jugendkulturarbeit in Deutschland. Im Auftrag der PWC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur. Bonn. 2007 38

Künstler, die keine Angaben zum Fragenblock gemacht haben, wurden der Kategorie „weder Abschlußpräsentation noch Medienerstellung“ zugeordnet.

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51

Übersicht 39: Erstellen einer Aufführung bzw. Ausstellung und/oder medialen Abschlusspräsentation im Rahmen der Projekte des Landesprogramms nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr und Sparte

ZfKf 2010

Die große Zahl an Abschlusspräsentationen – medial und/oder real – unterstreicht das hohe Engagement der

Künstler im NRW Landesprogramm Kultur und Schule. Denn die Organisation einer abschließenden

Präsentation ist in der Regel mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden, die die Künstler freiwillig auf sich nehmen,

wie das Erstellen von Kostümen und Einladungen, die Endredaktion von Büchern oder Sammelbänden, das

Erstellen von Fotos, Filmen und vieles mehr. Ein Beispiel dafür, welchen zusätzlichen Arbeitsaufwand die

Künstler für einen angemessenen Auftritt ihrer Schüler leisten, ist das folgende Projektbeispiel

„Märchenwerkstatt“, das im Förderjahr 2007/08 durchgeführt wurde.

82%

77%

72%

68%

56%

50%

47%

62%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Theater

Tanz

Musik

Spartenübergreifend

Literatur

Bildende Kunst

Neue Medien / Film

Gesamt

2006/07

2007/08

2008/09

Gesamt

Förderjahr

Erar

be

ite

n e

ine

r A

uss

tellu

ng/

Au

ffü

hru

ng

59%

30%

28%

12%

11%

10%

6%

16%

0% 20% 40% 60% 80%

Neue Medien / Film

Literatur

Spartenübergreifend

Musik

Bildende Kunst

Tanz

Theater

Gesamt

2006/07

2007/08

2008/09

Gesamt

Förderjahr

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52

Die Märchenwerkstatt von Gabi Sutter präsentiert sich …

Nach der erfolgreichen zweimaligen Umsetzung im ersten Förderjahr, wurde die Märchenwerkstatt im Förderjahr

2007/08 von der Künstlerin Gabi Sutter an weiteren sechs verschiedenen Schulen in Münster durchgeführt. Durch das

Entwickeln eigener Märchen sollte die Fantasie der Schülerinnen und Schüler sowie ihre Kreativität und der Umgang

mit Sprache gefördert werden. Die Märchen wurden am Ende des Projekts in einem Märchenbuch gesammelt und

veröffentlicht. Zusätzlich wurden Bilder gemalt, die später das Märchenbuch illustrierten und in einer Ausstellung zu den

Kindermärchen der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Im Mittelpunkt des Projekts stand aber auch die gemeinsame

Erarbeitung und Darstellung eines der Märchen als Theaterstück. Dabei wurde seitens der Künstlerin vor allem darauf

Wert gelegt, wirklich alle Kinder, ungeachtet ihrer verschiedenen Talente und Fähigkeiten, in die Aufführung zu

integrieren.

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Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 4:

Besonders stark vertreten im Landesprogramm sind in Relation zum aktuellen Berufsmarkt der Künstler mit

33% Projekte der Bildenden Kunst und spartenübergreifende Projekte (30%). Vor allem der Anteil

spartenübergreifender Projekte hat in den letzten Förderjahren kontinuierlich zugenommen.

Insgesamt waren bisher 46% aller Projekte für den Primarbereich konzipiert, 41% für den Sekundarbereich

und 4% bereichsübergreifend angelegt. Projekte der Sparte Film/Neue Medien (64%) wurden dabei anteilig

an häufigsten im Sekundarbereich durchgeführt, Projekte der Sparte Tanz (51%) vergleichsweise am

häufigsten im Primarbereich.

Eine deutliche Stärke des Landesprogramms ist die Vermittlung zeitgenössischer Kunstformen: 51% der

Künstler setzten sich mit den Schülern im Rahmen des Projekts mit zeitgenössischer Kunst auseinander.

Besonders aktiv vertreten sind diese Inhalte in den Sparten Tanz (57%) und Bildende Kunst (66%).

Populäre Kunstformen wurden in 35% der Projekte thematisiert. Dies gilt vor allem für die Sparten Musik

(49%) und Film (56%), wo die Grenzübergänge zwischen zeitgenössischen und populären Kunstformen

fließend sind.

Im Laufe des Förderzeitraums hat die Bedeutung themenspezifischer Projekte in allen Sparten deutlich

zugenommen.

35% aller Projekte berücksichtigten bei der Vermittlung interkulturelle Aspekte, jedoch nur 3% Gender

Aspekte.

Im Mittelpunkt der meisten Projekte (64%) standen nach Angaben der Künstler sowohl die individuelle

künstlerische Arbeit (78%) als auch die Teamarbeit (81%).

51% der Kunstprojekte fördern gezielt auch die rezeptive Wahrnehmung. Selten steht dabei eine analytische

Betrachtung der Kunstprojekte (18%) zur Disposition. Dafür nutzen knapp 60% der Künstler die Kunstprojekte

zur Vermittlung anderer Wahrnehmungsperspektiven.

Bei 67% der Projekte wurde eine Abschlussaufführung, eine Ausstellung und/oder eine mediale Präsentation

realisiert. 11% aller Projekte realisierten eine reale wie virtuelle Abschlusspräsentation. Die Bereitschaft der

Künstler, eine Aufführung, Ausstellung oder Präsentation zu erarbeiten, ist von 62% im ersten Förderjahr auf

71% im dritten Förderjahr gestiegen.

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5. Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm

Wenn professionelle Kunst und Schule eine Partnerschaft eingehen, bedarf es einer reibungslosen

Organisation, eines regelmäßigen Austausches zwischen Künstler und Schule und nicht zuletzt angemessener

Räumlichkeiten, die professionelles künstlerisches Arbeiten erlauben. Auch Größe und Zusammensetzung der

Teilnehmergruppen haben einen Einfluß auf die konkrete Umsetzung der künstlerischen Inhalte in den

Projekten. Wie ist es gelungen, die Kunstprojekte in den Schulalltag zu integrieren?

5.1 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im

Landesprogramm

Über die Größe und die Zusammensetzung der Schülergruppen in den Projekten des NRW Landesprogramms

Kultur und Schule können bezogen auf alle Projekte nur eingeschränkt Aussagen getroffen werden. Im ersten

Förderjahr wurde die Teilnehmerzahl im Projektantrag noch nicht systematisch erfasst. Die Auswertungen

lassen zudem vermuten, dass zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht immer eine definitive Vorstellung zur

Gruppenzusammensetzung der Schüler vorliegt und diese sich unter den realen Schulalltagsbedingungen

durchaus verändern kann. Die vorliegende Analyse lässt vermuten, dass dies oftmals zu Ungunsten einer

kleinen Gruppenzusammensetzung geschieht, da die Rückmeldungen der Schulleiter in der

Schulleiterbefragung zur Gruppengröße nach Beendigung des Projekts vielfach über den Werten der Angaben

der Künstler im Projektantrag liegen.

Übersicht 40: Durchschnittliche Teilnehmergröße der Schüler in den Projekten des Landesprogramms nach Angaben in den Projektanträgen

39 und Rückmeldungen der Schulleiterbefragung

40 differenziert nach

Förderjahr

ZfKf 2010

39

Da in den Projektanträgen des ersten Förderjahres 2006/07 die Teilnehmergröße noch nicht systematisch erfasst wurde, liegen für dieses Schuljahr nur Rückmeldungen von 56% der Projekte vor.

40 Eine Analyse der Daten in der Befragung legt nahe, dass die Schulleiter mit mehreren Projekten trotz der Bitte, dies entsprechend zu

differenzieren, die Frage nach der Teilnehmergröße auf das gesamte Landesprogramm bezogen haben, daher wurde die durchschnittliche Anzahl der Teilnehmer durch die durchschnittliche Anzahl der Projekte an Schulen dividiert.

24,00

18,91

23,48

19,90

21,23

20,71

19,27

25,66

22,16

0 5 10 15 20 25 30

1. Förderjahr 06/07

2. Förderjahr 07/08

3. Förderjahr 08/09

4. Förderjahr 09/10

Gesamt

nach Projektanträgen

nach Schulleiterbefragung

Durchschnittlich erreichte Teilnehmer pro Projekt...

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5.1

55

Spartenspezifische Unterschiede bei der Teilnehmergröße

Bei der Analyse der Teilnehmerzahlen können deutliche Unterschiede in den einzelnen Sparten beobachtet

werden: Am größten waren im letzten Förderjahr die Projektgruppen mit durchschnittlich 32 Kindern in der

Sparte Musik. Dies kann vor allem auf eine größere Zahl an Chorprojekten mit größeren Teilnehmergruppen in

dem konkreten Förderjahr zurückgeführt werden. Auch die spartenübergreifenden Projekte neigten mit

durchschnittlich 23 Teilnehmern zu größeren Projektgruppen. Am kleinsten sind die durchschnittlichen

Teilnehmerzahlen mit 15 Kindern in der Sparte Literatur. Im Rahmen der Evaluation wurde deutlich, dass die

Projekte inhaltlich zum Teil so unterschiedlich strukturiert sind und die Teilnehmerzahl auch von weiteren

Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise die Schulform oder das Alter der Schüler, dass konkrete einheitliche

Vorgaben zur Gruppengröße nicht zu empfehlen sind. Ein Musical oder Chorprojekt ist auf eine ausreichende

Zahl an Sängern und Darstellern angewiesen. Eine kreative Schreibwerkstatt oder ein Medienkunstprojekt, wo

man einzelne Schüler sehr intensiv begleiten muss, sollte hingegen in einem möglichst kleinen Kreis stattfinden.

Entsprechend sollte jedoch die Teilnehmeranzahl als ein wichtiges Qualitätskriterium bei der Beantragung in

Abhängigkeit von den konkreten Rahmenbedingungen und Inhalten immer auch mit bewertet werden.

Übersicht 41: Durchschnittliche Teilnehmergröße nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Sparten und Förderjahr

ZfKF 2010

Betrachtet man die Zusammensetzung der Teilnehmergruppen im Zeitvergleich, so kann festgestellt werden,

dass der Anteil an Projekten mit 30 Teilnehmern und mehr in den letzten beiden Förderjahren leicht

zugenommen hat, während die Zahl der Kleinprojekte mit unter 10 Teilnehmern deutlich abgenommen hat. Bei

der Förderung von Kleingruppen gilt es, grundsätzlich auch den Anspruch des Landesprogramms

mitzubedenken, möglichst vielen Kindern künstlerisches Arbeiten zu ermöglichen. Positiv ist in der

Zeitentwicklung der deutliche Zuwachs an Projekten zwischen 10 und 15 Teilnehmern hervorzuheben. Ein

Projektbeispiel, das in dieser Gruppengröße arbeitet, ist das Projekt „Arbeiten mit Naturmaterialien“ der

Künstlerin Martina Zander-Mewes:

0 10 20 30 40

2009/10

2008/09

2007/08

2006/07

Gesamter Förderzeitraum

Förd

erja

hr

Musik

Tanz

Theater

Bildende Kunst

Film, Neue Medien

Literatur

Spartenübergreifend

Durchschnittliche Teilnehmerzahl

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Eine kleine Gruppe von Grundschulkindern arbeitet mit Naturmaterialien

Im Förderjahr 2007/08 gingen bei jedem Wetter gut zehn Schülerinnen

und Schüler der Pollhans Grundschule Stukenbrock in der Natur auf

künstlerische Entdeckungsreise, suchten nach Materialien und

verarbeiteten diese in einem künstlerischen Prozess. Beispielsweise

können Beeren Farbe darstellen, kleine Stöckchen werden zu Pinseln

oder Pflastersteine bieten einen Untergrund für Frottagen. Darüber hinaus

soll das Wetter in den künstlerischen Prozess mit eingebunden werden,

z.B. indem die Wirkung der Regentropfen auf Farbe gezeigt wird. Ziel ist

es, eine Verbindung der Kinder mit der Natur herzustellen und eine

kreative Auseinandersetzung zu fördern, sowie die Schülerinnen und Schüler spielerisch an klassische Techniken und

experimentelle Ansätze der Bildenden Kunst heranzuführen.

Übersicht 42: Größe der Teilnehmergruppen in den Projekten differenziert nach Förderjahr

Förderjahre

06/07 und 07/08 08/09 und 09/10 Insgesamt

abs. % % abs. % % abs. % %

Unter 10

Teilnehmer 395 21% 33% 210 8% 8% 605 13% 16%

10 bis 14

Teilnehmer 212 11% 18% 877 32% 35% 1.089 24% 29%

15 bis 19

Teilnehmer 260 14% 22% 617 22% 25% 877 19% 24%

20 bis 29

Teilnehmer 262 14% 22% 581 21% 23% 843 18% 23%

30 Teilnehmer u.

mehr 76 4% 6% 225 8% 9% 301 7% 8%

k.A. 639 35% - 244 9% - 883 19% -

Projekte insg. 1.844 100% 100% 2.754 100% 100% 4.598 100% 100%

ZfKf 2010

Übersicht 43: Durchschnittliche Teilnehmeranzahl nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Schulformen und Förderjahr

Durchschnittswerte für die Projekte in den Förderjahren…

Gruppengröße Anzahl der Gruppen Erreichte Schüler

Schulform 06/07 07/08 08/09 09/10 06/07 07/08 08/09 09/10 06/07 07/08 08/09 09/10

Berufsbild.

Schule/Kolleg 17,50 19,88 18,47 19,22 2,00 1,05 1,91 1,09 28,33 21,95 19,72 19,83

Förderschule 12,75 11,40 12,96 12,67 2,10 1,15 1,22 1,27 13,09 13,43 16,55 15,44

Gesamtschule 37,25 19,91 18,30 20,28 1,50 1,00 3,30 1,11 66,44 20,69 25,54 19,29

Grundschule 17,69 18,28 19,91 18,40 4,00 1,24 1,42 1,36 29,14 21,52 31,22 23,66

Gymnasium 13,96 18,89 19,53 23,09 1,20 1,02 1,24 1,08 14,47 20,01 22,42 22,21

Hauptschule 17,20 15,07 16,91 16,67 1,68 1,20 1,28 1,38 19,77 16,64 19,72 15,98

OGS 15,29 15,23 16,65 16,90 1,65 1,25 1,60 1,19 23,05 19,48 23,01 20,22

Realschule 23,00 17,28 18,56 19,01 1,13 1,26 1,42 1,08 26,22 19,47 19,87 16,45

Sonstige - 22,33 35,00 19,22 - 1,00 1,00 ,88 - 22,33 35,86 23,17

Insgesamt 16,81 16,17 17,69 17,75 1,72 1,18 1,55 1,23 24,00 18,91 23,48 19,90

ZfKf 2010

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5.1

57

Grundsätzlich kann beobachtet werden, dass die Teilnehmeranzahl nicht nur von den künstlerischen Inhalten

abhängt, sondern auch von der Aufnahmekapazität und dem Alter der Schüler. So kann in der vorausgehenden

Übersicht beobachtet werden, dass die Projektgruppen für Förderschüler, Hauptschüler und Grundschüler

durchschnittlich deutlich kleiner sind.

Zur Gruppenzusammensetzung der Schüler in den Projekten

Das Gros der Projekte im Landesprogramm wurde nicht innerhalb einer Klassenstufe durchgeführt, sondern

jahrgangsübergreifend, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 44: Gruppenzusammensetzung der Schüler in den Projekten des Landesprogramms im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Schulformen

ZfKf 2010

In Schulen mit geringen Schülerzahlen und/oder kleiner Klassenzügigkeit, z.B. in Grundschulen, sind

jahrgangsübergreifende Projektangebote punktuell etwas verbreiteter als in Schulen mit einer hohen

Schülerzahl, wie beispielsweise Gesamtschulen.

Tendenziell gibt es bei der gewählten Gruppenkonstellation in den künstlerischen Projekten auch

spartenspezifische Unterschiede. So sind beispielsweise jahrgangsübergreifende Projekte im Bereich der Musik

etwas seltener anzutreffen, da man hier für den Erwerb spezieller künstlerischer Fertigkeiten auch gewisse

körperliche Voraussetzungen erfüllen muss, die wiederum altersabhängig sind. Ein Blechblasinstrument setzt

altersspezifisch die Fähigkeit zu einem entsprechenden Mundansatz voraus. Dies gilt beispielsweise auch für

den Bereich Bildende Kunst im Bereich der Feinmotorik.

Die hohe Präsenz von jahrgangsübergreifenden Kunstprojekten im Landesprogramm ist positiv hervorzuheben.

In einer Analyse der kulturellen Bildungspraxis an Ganztagsschulen konnte beobachtet werden, dass es

aufgrund von organisatorischen Schwierigkeiten selten ist, kontinuierliche Projekte an Ganztagsschulen

jahrgangsübergreifend zu öffnen.41

Der Vorteil einer jahrgangsübergreifenden Gruppenkonstellation liegt zum

einen in der besonderen Berücksichtigung von künstlerischen Begabungen und Neigungen. Künstlerische

Neigungen und Begabungen stehen im Gegensatz zu speziellen kognitiven Leistungen vielfach nicht in einer

41

Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S.182

70%

69%

67%

64%

61%

60%

52%

36%

66%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Realschule

Grundschule

Gymnasium

Hauptschule

Gesamtschule

Förderschule

Mehrere / sonstige Schulen

Berufsbildende Schule/Kolleg

Schulen insgesamt

Jahrgangsübergreifend

Innerhalb einer Klassenstufe

k.A.

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5.1

58

systematischen Beziehung zum Alter. Dabei gilt auch zu berücksichtigen, dass ein Schüler mit Interesse am

Malen nicht unbedingt auch Freude am Theaterspielen entwickelt. Ein wesentlicher Vorteil

jahrgangsübergreifender Projekte liegt in der Chance, das Schulklima positiv zu beeinflussen. Die Schüler haben

Gelegenheit, sich auch außerhalb des Klassenverbandes kennen zu lernen, und über das gemeinsame Arbeiten

an einer künstlerischen Aufgabe wird das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der ganzen Schule gestärkt. Ein

Projekt, das alterstechnisch sehr unterschiedliche Schülergruppen zusammenführte, führte der Künstler Kai

Dollbaum 2007/08 unter dem Titel „Die Erschaffung eines Trickfilm-Helden“ an der Gesamtschule Else-Lasker-

Schule in Wuppertal durch. Bei diesem Projekt arbeiteten Schülerinnen und Schüler des fünften bis zehnten

Jahrgangs zusammen: Zuerst entwarfen sie ihre eigenen Heldenfiguren, die sie dann erst zeichnerisch

umsetzten und schließlich in kurzen, abgeschlossenen Trickfilmen der Öffentlichkeit präsentierten.

Die vorausgehende Darstellung verdeutlicht, dass es mit Blick auf die unterschiedlichen Ziele, Inhalte und

schulischen Rahmenbedingungen nicht unbedingt Sinn macht, eine einheitliche Teilnehmerzahl und

Gruppenzusammensetzung für alle Projekte festzulegen. Es empfiehlt sich jedoch allgemein bei der Bewerbung

der Projekte, auf eine angemessene Teilnehmerzahl innerhalb der betreuten Gruppen zu achten, mit Blick auf

eben skizzierte Spartenoptionen, Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen der Projekte sowie Alter der

Teilnehmer.

5.2 Zum Zeitmanagement der Projekte im

Landesprogramm

Ein besonderes Anliegen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist es gewesen, möglichst ganzjährig

künstlerische Akzente im Schulleben zu setzen und nicht nur punktuelle Effekte zu erzeugen, die schnell

‚verpuffen’. Dieser Anspruch wurde bisher in der Regel von den Kunstprojekten des Landesprogramms erfüllt.

Nur 8% der Projekte wurden aufgrund von Ausnahmeregeln in einem konzentrierten Zeitraum durchgeführt.

Dies war teils durch die spezielle inhaltliche Anlage einzelner Projekte begründet. Die Evaluation hat gezeigt,

dass ein solcher Spielraum in Ausnahmefällen bei der Förderungsbewilligung für einzelne Sparten wichtig sein

kann. Dies gilt insbesondere für die Künstler im Bereich der Literatur und auch der Bildenden Kunst.

Autorenlesungen und Ausstellungen bedingen vielfach die räumliche Abwesenheit dieser Künstler zu

unterschiedlichen Zeiten innerhalb eines Jahres. Für die Sparte Film/Neue Medien stellte sich in den ersten

Förderjahren zudem ein kostentechnisches Problem durch die teilweise notwendige Anmietung teurer Technik

dar, welche sich über einen konzentrierten Zeitraum kostengünstiger und versicherungstechnisch in der Regel

leichter organisieren lässt. In den Sparten Literatur (44%) und Film/Neue Medien (22%) war demgemäß der

Anteil an Projekten mit kürzeren Zeitphasen im ersten Förderjahr am höchsten. Hier konnte jedoch Abhilfe

geschaffen werden, etwa durch die Einrichtung eines Technikpools für die Film- und Medienkünstler des

Landesprogramms im dritten Förderjahr.

Mit Blick auf eben genannte Maßnahme konnte im Zeitvergleich der Anteil der Projekte, die nicht über ein

gesamtes Schuljahr reichten, deutlich reduziert werden von 17% im ersten Förderjahr auf 8% im Förderjahr

2009/10.

Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen

Die Unzufriedenheit speziell der Film- und Medienkünstler im ersten Förderjahr bezogen auf den Zeitrahmen

der Projekte und die eben skizzierte Technikproblematik lässt sich auch in der Künstlerbefragung ablesen, wie

dies folgende Übersicht verdeutlicht. In der Künstlerbefragung im ersten Förderjahr sprachen sich

entsprechend 48% für individuelle Entscheidungen bezogen auf den Zeitrahmen der Kunstprojekte in

Abhängigkeit von der Situation vor Ort aus. 45% bevorzugten grundsätzlich längerfristige Projekte und nur 26%

punktuell konzentrierte Projektphasen im Rahmen von Blockseminaren.

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Zeit

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59

Übersicht 45: Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparte und Förderjahr

ZfKf 2010

Differenziert man die Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen nach den Schulformen, an denen

diese tätig waren, zeigen sich vor allem die Künstler in Haupt- und Förderschulen sehr zufrieden. Etwas

unzufriedener mit dem Projektzeitrahmen sind die Künstler an den anderen weiterführenden Schulen, den

Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Dies korrespondiert mit den Werten bei den Schulleitern

derselben Schulformen zur Bewertung des Projektzeitrahmens, wie dies aus folgender Übersicht hervorgeht.

Übersicht 46: Zufriedenheit der Künstler und der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit dem Projektzeitrahmen nach der Künstler- und Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform

ZfKf 2010

2,7

2,6

2,6

2,4

2,3

2,2

2,4

2,4

1,8

1,7

1,8

1,6

1,6

1,5

1,8

1,6

1 2 3 4 5

Gesamtschule

Realschule

Gymnasium

Grundschule

Hauptschule

Förderschule

Sonstige

Gesamt

Künstler

Schulleiter

Sehr unzufriedenTeils-teilsSehr zufrieden

Zufr

ied

en

he

it m

itd

em

Pro

jekt

zeit

rah

me

n

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Zum

Zeit

managem

ent

der

Pro

jekte

im

Landespro

gra

mm

5.2

60

Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Projektzeitrahmen

Die punktuelle Unzufriedenheit der Schulleiter und Künstler an weiterführenden Schulen mit der ganzjährigen

Zeitplanung der Kunstprojekte im Landesprogramm kann ggf. auf deren stärkere Leistungsorientierung und die

damit einhergehenden konzentrierten Prüfungsphasen zurückgeführt werden, in denen die Schüler

möglicherweise weniger motiviert in den Kunstprojekten mitarbeiten. Im ersten Förderjahr wurden die

Schulleiter konkret gefragt, welche Zeiträume sie für künstlerische Projekte an Schulen bevorzugen würden.

Das Gros der Schulleiter (60%) sprach sich für das gesamte Schuljahr aus, weitere 17% für Halbjahresprojekte.

Lediglich die Schulleiter an Gymnasien waren zurückhaltend in ihrem Votum für Ganzjahresprojekte. Nur 44%

setzten sich für ganzjährige Schulprojekte im Kunstbereich ein, was die Vermutung fehlender Freiräume

aufgrund stärkerer Leistungsorientierung stärkt.

Insgesamt beurteilen die Schulleiter jedoch den vorgegebenen Projektzeitrahmen im Landesprogramm

wesentlich positiver als die Künstler. In allen Sparten wird der Projektzeitrahmen von den Schulleitern im Laufe

der Förderjahre im Schnitt mit 1,7 sehr positiv bewertet.

Übersicht 47: Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Projektzeitrahmen nach der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr

ZfKf 2010

Abschließend kann festgehalten werden, dass entgegen erster Eindrücke bei einzelnen Künstlern, die sich zum

Teil kritisch bezüglich des angestrebten ganzheitlichen Turnus im NRW Landesprogramm Kultur und Schule

äußerten, das Gros zufrieden ist mit den zeitlichen Vorgaben – mit wenigen Ausnahmen, bedingt durch die

besondere berufliche Situation in einzelnen Sparten, wie etwa der Literatur. Dies gilt auch für die Schulleiter.

Damit hat sich der Fokus auf ganzjährige Kunstprojekte beim NRW Landesprogramm Kultur und Schule

bewährt, ebenso wie unbürokratische Einzelentscheidungen bei konkreten Gründen der Künstler oder der

Schulen, auch Blockseminare zu fördern.

„Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule hat einen gewaltigen Impuls für die

Anerkennung der Arbeit von Künstlern in Schulen gegeben. Jetzt kommt es darauf

an, den projektmäßigen Ansatz weiter zu entwickeln – zu einer festen Verankerung

der künstlerischen Arbeit in den Schulen. Das heißt, dass sich die Arbeit mit

Künstlern in den Schulen nicht nur auf Projekte im Nachmittagsbereich beschränken

kann, sondern dass sie ein fester Bestandteil in der Schule werden sollte.“

Bart Hogenboom, Theaterschaffender

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5.3

61

5.3 Professionalität im künstlerischen Anspruch – Zu den Innen- und Außenräumen der Projekte

Wenn professionelle Kunst und Schule eine Partnerschaft eingehen, werden und wurden in aktuellen wie

früheren Programmen und Projekten immer wieder Klagen laut bezüglich fehlender Räumlichkeiten, die

professionelles künstlerisches Arbeiten erlauben. Viele künstlerische Projekte können nicht ohne

Qualitätsverlust im Klassenzimmer stattfinden. In einem Positionspapier42

der Jugendkunstschulen zur

Zusammenarbeit mit Schulen wird demgemäß eindringlich vor „improvisierten Raumnutzungslösungen“

gewarnt, die nach Ansicht der Jugendkunstschulen „die Inhalte, Ziele und Akteure kultureller Bildung

beschädigen“43

. Bildende Künstler benötigen Räume mit viel Licht, Staffeleien oder Werkbänken,

Theaterprojekte brauchen eine Bühne, Musikprojekte schalldichte Räume etc.

Zu den Räumen des Landesprogramm…

Mehr als ein Drittel der Projekte (40%) war im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 (auch) im Klassenraum

positioniert. In der Künstlerbefragung zeichnet sich dabei kein positiver Trend dahingehend ab, dass der Anteil

der Projekte im Klassenzimmer abnehmen könnte. Es ist sogar ein leichter Anstieg dieser Projekte in den

letzten Jahren zu verzeichnen. Diese ‚Notlösungen‘ sind für einige Künstler oftmals nicht nur wegen der

mangelhaften Ausstattung für künstlerisches Arbeiten problematisch, sondern beispielsweise auch wegen

fehlendem Platz für Lagerungen von nicht fertigen Kunstwerken, wegen kontinuierlichen zusätzlichen Auf- und

Abräumarbeiten von Stühlen und Tischen etc.

Übersicht 48: Genutzte Räume für die Projekte nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Bisherige Projektorte des Landesprogramms mit explizit künstlerischem Zuschnitt waren die Musikräume

(13%), Kunsträume (22%) und Werkräume (22%). Des Weiteren nutzten 26% der Projekte schulinterne Aulen

bzw. Bühnen. Nur 6% der Projekte griffen auf die Infrastruktur einer professionellen Kultureinrichtung zurück,

wie dies beispielsweise der Künstler Marcus Everding und das Grabbe-Gymnasium Detmold im ersten

42

Ganzheitlich. 12 Positionen zur Kooperation von Jugendkunstschule und Ganztagsschule vom Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e.V. In: infodienst. Kulturpädagogische Nachrichten. Heft 74. 1/2005. S.29

43 Ebd.

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Klassenzimmer

Aula/Bühne

Werkraum

Kunstraum

Musikraum

Außenbereich im öffentl. Raum

Turnhalle

Kultureinrichtung

Atelier

Kulturelle Bildungseinrichtung

Innenbereich im öffentl. Raum

Sonstige Räume

k.A.

2006/07

2007/08

2008/09

Gesamt

Förderjahr

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Pro

jekte

5.3

62

Förderjahr initiierten: In Kooperation mit dem Landestheater Detmold erarbeiteten der Künstler und die

Unterstufen-Theatergruppe Improvisations-Performances sowie ein klassisches Theaterstück, das später – mit

Unterstützung der professionellen Ausstattung des Landestheaters – zur Aufführung kam.

Noch seltener ist, nach 3% der befragten Künstler, die Nutzung einer kulturellen Bildungseinrichtung.

Einige wenige Projekte fanden zumindest teilweise auch im Außenbereich der Schule bzw. des öffentlichen

Raums statt. Ein Beispiel hierfür ist das Outdoor-Projekt „Der Zaun als grenzüberwindendes Element“, das der

Künstler Kord Winter mit der Sekundarstufe II der Hannah-Arendt-Gesamtschule Soest im zweiten Förderjahr

durchführte. Ziel dieser jahrgangsübergeifenden Projektarbeit war die künstlerisch-kreative Gestaltung des 200

Meter langen Schul-Drahtgitterzauns. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Entdeckungsreise zu unseren

Vorfahren in NRW“, bei dem Melina Struwe im ersten Förderjahr mit Kindern der Katholischen Grundschule

Sundern Ausflüge zu Museen und Fundplätzen unternommen hatte und diese spielerisch an die Archäologie

und die Vorgeschichte Nordrhein-Westfalens heranführte.

Der Künstler Achim Krichel ist einer der wenigen Künstler, der beispielsweise im zweiten Förderjahr die

Infrastruktur einer kulturellen Bildungseinrichtung, nämlich die der öffentlichen Bibliothek der Stadt Aachen im

Rahmen seines Projekts „Wie aus Lesen Schreiben wird“ nutzte. Hier trafen sich einmal in der Woche

Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen, um in kleineren Gruppen bereits existierende

Jugendbücher kreativ weiterzuentwickeln und eigene Fortsetzungsromane zu verfassen.

Ebenfalls selten werden andere Räumlichkeiten im Stadtteil genutzt. Diese zurückhaltende Vernetzung mit der

Infrastruktur des Stadtteils, des Umfelds der Schule, ist an sich bedauerlich angesichts der Tatsache, dass

immerhin 14% ausschließlich im Klassenzimmer, also in der alltäglichen Umgebung stattfinden. Es sollte daher

geprüft werden, ob man nicht noch mehr Stadtteilvernetzungen im Sinne guter infrastruktureller

Projektbedingungen anregen bzw. fördern kann, ggf. auch im Rahmen der Auslobung der „Kommunalen

Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung“ und im Sinne der intendierten „Öffnung von Schule“44

.

Spartenspezifische Anforderungen an Räume unterscheiden sich...

Die Raumsituation in den einzelnen Sparten unterscheidet sich zum Teil sehr deutlich, wie dies folgende

Übersicht verdeutlicht. Am ehesten auf das Klassenzimmer angewiesen sind die Künstler im Bereich

„Film/Neue Medien“ sowie die Literaten, tendenziell auch die Musiker und Theaterkünstler. Speziell für die

Literaten mögen die Anforderungen an die Räumlichkeiten weniger spezifisch sein, benötigt man hier in der

Regel „nur“ Schreibequipment und ein offenes Ohr. Für die Medienkünstler mit umfangreichem technischen

Equipment, dass ggf. auch über die Projektzeit sicher verwahrt werden muss, ist dies wesentlich

problematischer. Die Musiker greifen dagegen oftmals auch auf den Musikraum (51%) in den Schulen zurück,

die Theaterkünstler auf die Aula bzw. Bühne (50%). Für die Bildenden Künstler steht ganz klar der Werkraum

(40%) und teilweise auch der Kunstraum (36%) im Vordergrund. Tanzprojekte finden am ehesten in der

Turnhalle (61%) statt, spartenübergreifende Projekte vielfach in der Aula (41%), da es sich hier oft um Musicals

handelt.

44

Vgl. Stellungnahme der Bundesregierung zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht. Hg.: Deutscher Bundestag. 15 Wahlperiode. Drucksache 15/6014. 10.10.2005.

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Pro

jekte

5.3

63

Übersicht 49: Genutzte Räume für die Projekte im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Sparten (Mehrfachnennungen möglich)

Literatur Film/Neue

Medien Musik Theater

Bildende

Kunst Tanz

Sparten-

übergreifend Gesamt

Klassenzimmer 74% 65% 51% 38% 35% 14% 49% 40%

Aula/Bühne 40% 17% 31% 50% 8% 44% 41% 26%

Werkraum 2% 17% 7% 5% 40% 2% 17% 22%

Kunstraum 23% 21% 6% 5% 36% 2% 21% 22%

Musikraum 16% 5% 51% 13% 1% 16% 24% 13%

Außenbereich im

öffentl. Raum 19% 31% 1% 4% 20% 2% 10% 13%

Turnhalle 5% 5% 8% 17% 2% 61% 16% 12%

Kultureinrichtung 12% 4% 4% 11% 3% 7% 10% 6%

Atelier 2% 5% 1% 0% 8% 0% 3% 4%

Kulturelle

Bildungseinrichtung 2% 6% 0% 2% 3% 3% 5% 3%

Innenbereich im

öffentl. Raum 7% 6% 0% 2% 3% 0% 3% 3%

Sonstige Räume 7% 4% 1% 4% 3% 2% 2% 3%

k.A. 0% 3% 1% 2% 1% 2% 0% 2%

ZfKf 2010

Der durchschnittliche Wert für die Zufriedenheit der Künstler mit den Räumen liegt bei 2,4. Die Zufriedenheit

der Künstler in den einzelnen Spartenbereichen steht, wie zu erwarten war, in Beziehung zum Vorhandensein

adäquater Räume in den Schulen bzw. alternativ zum „Notrückgriff“ auf das Klassenzimmer.

Weniger zufrieden sind vor allem die Künstler, die in Klassenräumen arbeiten mussten (2,7). Gut schneiden

dagegen kulturelle Bildungseinrichtungen, Kultureinrichtungen sowie Innenbereiche des öffentlichen Raumes

bei den Künstlern ab, was sicherlich mit der zumeist professionellen Ausstattung dieser Räume

zusammenhängen dürfte. Auch spartenspezifische Räume wie Kunst-, Werk- und Musikraum werden von den

Künstlern positiv beurteilt.

Übersicht 50: Zufriedenheit der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit den Projekträumen differenziert nach Förderjahr und Art der Räume

ZfKf 2010

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Pro

jekte

5.3

64

Zur räumlichen Ausstattung der Schule

Deutliche Unterschiede in der Bewertung zeigen sich bei den Künstlern bezogen auf die Schulform, an der sie

das Projekt durchführen. Zufrieden mit der räumlichen Ausstattung sind vor allem die Künstler, die an

Gymnasien Kunstprojekte realisieren, deutlich unzufriedener sind dagegen die Künstler, die mit Hauptschulen

kooperieren, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 51: Zufriedenheit der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit der Raumsituation bei der Projektdurchführung differenziert nach Schulform und Förderjahr

ZfKf 2010

In einer Studie zur kulturellen Bildung in Ganztagsschulen45

wurde deutlich, dass die räumliche Infrastruktur an

Schulen bezogen auf künstlerische Anforderungen sich sehr unterschiedlich gestaltet. Nach der Studie waren

Gymnasien besonders gut ausgestattet mit Musik- und Kunsträumen sowie Bühnen, während die Haupt-,

Grund- und Realschulen wenig fachbezogene Räume zur Verfügung hatten. Ähnliche Probleme zeigen sich auch

beim Landesprogramm.

Wie dies die folgende Übersicht verdeutlich, greifen vor allem die Hauptschulen, aber auch die Gesamtschulen,

Förderschulen und Grundschulen46

auf das Klassenzimmer als Projektort zurück.

Bei den Gesamtschulen verwundert dieser Befund, da Schulen mit hohen Schülerzahlen in der Regel auch in

den Räumlichkeiten sehr gut ausgestattet sind. Möglicherweise ist dies für die Gesamtschulen weniger eine

Defizit- als vielmehr eine Kapazitätsfrage, da spezielle Räume aufgrund der hohen Schülerzahlen oft auch

ausgelastet sind. Sehr viele unterschiedliche Räume stehen dagegen den Künstlern an Gymnasien zur

Verfügung.

45

Susanne Keuchel: „Kulturelle Bildung an der Ganztagsschule. Eine empirische Bestandsaufnahme.“ Bonn. 2007 46

Die schlechte räumliche Ausstattung der Grundschulen ist weniger ein Problem des NRW Landesprogramms Kultur und Schule als vielmehr

ein Umwandlungsproblem früherer Grundschulen in heute offene Ganztagsgrundschulen, die letztlich einen größeren Bedarf an Räumen haben als dies vorher im Status der Halbtagsschule der Fall gewesen ist und hier vielfach improvisiert werden musste.

Vgl.: Stefan Appel: Räume, Flächen und Sachausstattungen an Ganztagsschulen. In: Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. Hg.: Katrin Höhmann, Heinz Günter Holtappels, Ilse Kamski u. Thomas Schnetzer. Dortmund 2005. S. 97

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5.3

65

Übersicht 52: Genutzte Räume für die Projekte im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach den Schulformen (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die räumlichen Gegebenheiten an Schulen bisher für etwa zwei

Drittel der Projekte im NRW Landesprogramm Kultur und Schule gut und auf künstlerische Bedürfnisse

zugeschnitten waren. Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Förderschulen, Hauptschulen und den

Offenen Ganztagsgrundschulen; diese verfügen oftmals nicht über angemessene Räumlichkeiten. Man kann an

dieser Stelle Schulen und Künstler ermutigen, die Einbeziehung von Infrastruktur im Stadtteil, wie Museen oder

soziokulturelle Zentren, künftig noch stärker zu erwägen.

5.4 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule

Wie gestaltet sich der Schulalltag für die Künstler des NRW Landesprogramm Kultur und Schule? In der

Künstlerbefragung wurden die Künstler gebeten, zu den Aspekten der Zusammenarbeit mit einzelnen Partnern

und Rahmenbedingungen ein Resümee zu ziehen in Form einer Skala von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr

unzufrieden. Wie dies der folgenden Übersicht entnommen werden kann, bewerten die Künstler die

Zusammenarbeit mit der Schule und vor allem den Schülern am positivsten.

Übersicht 53: Durchschnittliche Beurteilung der Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern und der Rahmenbedingungen von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr

ZfKf 2010

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Klassenzimmer

Werkraum

Aula/Bühne

Kunstraum

Turnhalle

Musikraum

Außenbereich im öffentl. Raum

Kultureinrichtungen

Atelier

Kulturelle Bildungseinrichtung

Innenbereich im öffentl. Raum

GrundschuleFörderschuleHauptschuleRealschuleGymnasiumGesamtschuleOffene Ganztagsschule

1 2 3 4 5

Schule

Schülern

Eltern

Räume

Orga. Aufwand

Honorar

Info z. Programm

Gesamtkonzept

Zusa

mm

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it..

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ahm

enb

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gu

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Pro

gram

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llg.

Förderjahr 06/07Förderjahr 07/08Förderjahr 08/09

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Schule

5.4

66

Vor allem die Zusammenarbeit mit jungen Menschen motiviert und inspiriert die Künstler und dieser Aspekt

wird entsprechend als sehr positiv erlebt hervorgehoben.

"Sehr überrascht hat mich die soziale Entwicklung der Kinder: Neben der Stärkung

des Selbstvertrauens sind auch persönliche Differenzen und Konflikte durch die

Zusammenarbeit im Projekt gelöst worden. Die Motivation hat bei 0,5% begonnen

und sich dann bis zu 100% gesteigert.“

Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge aus Bonn

Tendenziell kann beobachtet werden, dass die allgemein sehr positiv erlebte Zusammenarbeit mit den Schülern

in ihrer Bewertung in Abhängigkeit von der Schulform variiert. So wurde die Zusammenarbeit mit den Eltern

und Schülern von an Hauptschulen oder Förderschulen tätigen Künstlern etwas schlechter bewertet als von

Künstlern, die an Grund-, Realschulen oder Gymnasien aktiv waren, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

"Um die teils massiven Störungen besser in den Griff zu bekommen, habe ich die Klasse in drei Gruppen und

drei Szenen [aufgeteilt]", berichtet beispielsweise die Künstlerin Svetlana Fourer über ihr Projekt "Das Spiel mit

der neutralen Maske", das sie mit Achtklässlern der Gemeinschaftshauptschule Tiefentalstraße in Köln-

Mühleim 2006/07 realisierte. "Nach den Proben mit den Einzelgruppen haben wir uns besser verstanden und

ich konnte den meisten Jugendlichen die Angst vor dem Ausprobieren nehmen. Sie bekamen Lust zu spielen

und zu machen."

Übersicht 54: Durchschnittliche Bewertung der Zusammenarbeit mit den Schülern und den Eltern von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform

Projektzusammenarbeit mit ...

Schulform …den Schülern …den Eltern

Förderschule 1,7 3,2

Hauptschule 2,0 3,5

OGS 1,9 2,9

Gymnasium 1,7 2,6

Gesamtschule 2,0 3,3

Realschule 1,9 3,1

Grundschule 1,6 2,4

Übergreifende und sonstige Schulen 1,8 3,2

Insgesamt 1,8 2,9

ZfKf 2010

Dass Eltern, deren Kinder Grundschulen oder Gymnasien besuchen, die Schulaktivitäten intensiver verfolgen,

ist ein allgemein bekanntes Phänomen47

, wie auch die Problematik, dass Eltern, die in sozialen Brennpunkten

leben und deren Kinder Hauptschulen in Großstädten besuchen, weniger partizipativ mitwirken. Allgemein

kann eine eher kritische Haltung der Künstler gegenüber der Akzeptanz der Eltern zum Kunstprojekt

beobachtet werden, was sich auch in den schlechteren Durchschnittswerten widerspiegelt.

Zu den organisatorischen Rahmenbedingungen in der Schule

Die Zusammenarbeit mit der Schule schneidet im Resümee der Künstler überraschend gut ab, was den

Rückmeldungen einzelner Künstler in den qualitativen Interviews und einzelnen Rückmeldungen in den

Fortbildungsangeboten zum Teil widerspricht. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass unzufriedene

47

Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S. 149

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Schule

5.4

67

Künstler ggf. eher dazu neigen, sich öffentlich bezogen auf ihre Kritikpunkte zu äußern, als zufriedene Künstler,

die hierzu keine Veranlassung sehen. Wird auch die konkrete Zusammenarbeit mit den Schulen allgemein

positiv bewertet, so gibt es doch einzelne schulische Rahmenbedingungen, die von der Mehrzahl der Künstler

wesentlich kritischer eingestuft werden. Neben den schulischen Räumen, die den Künstlern zur Verfügung

standen und deren Voraussetzungen im vorangegangenen Kapitel diskutiert wurden, beklagen die Künstler

weitere Definzite in der schulischen Zusammenarbeit, die sich zum Teil auch gegenseitig bedingen. Vor allem

folgende Punkte werden von den Künstlern im Schulumfeld öfter kritisch bewertet:

Fehlende Ansprechpartner / Kommunikation (Fehlende Schlüssel, Räume. Lagermöglichkeiten etc.)

Fehlende Anerkennung / Rückmeldungen

Schlechte Raumausstattung (vor allem in den Grundschulen)

Kein Kontakt und damit einhergehend Unterstützung von den Eltern

Der oftmals beklagte fehlende Kontakt mit den Eltern und die damit einhergehende fehlende Unterstützung,

die sich, wie bereits dargestellt, auch in der durchschnittlich kritischen Bewertung der Elternakzeptanz

niederschlägt, steht natürlich auch mit der fehlenden schulischen Anerkennung bzw. Rückmeldung in

Beziehung. „Die fehlende Rückmeldekultur“ für Lehrende im schulischen Umfeld ist ein allgemein beobachtetes

Phänomen, das in der aktuellen Organisationsstruktur der Schule verankert und nicht zu vergleichen ist mit

anderen Arbeitsorten. Diese stellt laut dem Erziehungswissenschaftler Ewald Terhart „ein klares

Modernitätsdefizit“48

dar. Aus diesem Grund nehmen die Abschlussaufführungen im Rahmen des

Landesprogramms auch eine sehr wichtige Funktion für die Künstler ein, da sie hier häufig erstmals Kontakt zu

den Eltern erhalten. In der Evaluation konnte bisher beobachtet werden, dass Elternreaktionen im Vorfeld nur

bei kritischen Haltungen der Eltern an die Künstler herangetragen wurden, wie beispielsweise bei einigen

Theaterkünstlern im ersten Förderjahr. Eltern zeigten sich hier anfangs irritiert, dass einzelne Künstler mit den

Schülern prozessorientiert arbeiteten, statt im traditionellen Sinne die Erarbeitung eines Theaterstücks in den

Mittelpunkt zu stellten.

Schulische Ansprechpartner sind für erfolgreiche Schulkooperationen unverzichtbar

Eine wesentliche Schlüsselfunktion bei der Arbeit von Künstlern in der Schule nimmt ein zentraler

Ansprechpartner im schulischen Umfeld ein. Dieser kann Kontakt zu Eltern herstellen, vermitteln,

Rückmeldungen geben oder aber behilflich sein bei der Raumorganisation.

"Es gab keinen eigenen Raum, ich hatte aber immer einen Schlüssel. Die

Raumsituation würde ich als ,permanente Selbstorganisation’ bezeichnen."

Fotografie- und Filmdesigner, 39 Jahre, Dortmund

Aufgrund dieser Zusammenhänge wurde die Existenz eines schulischen Ansprechpartners auch in der

Künstlerbefragung thematisiert.

48

Jeanette Otto: Die Angst der Lehrer. Die Angst … Überfordert Einzelkämpfer. In: Die Zeit. Heft 40/2008. S.85

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Schule

5.4

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Übersicht 55: Existenz eines Ansprechpartners für den Künstler in der Schule nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung und den Schulleitern in der Schulleiterbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr

ZfKf 2010

Mit 8% geben nur wenige Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 an, keinen schulischen

Ansprechpartner zur Seite gestellt bekommen zu haben. Nach Angaben der Schulleiter gab es hingegen nahezu

keinen Künstler ohne Ansprechpartner (99%). Dies deutet darauf hin, dass die Schulleiter ggf. Ansprechpartner

beauftragt hatten, diese ihren Pflichten jedoch nicht wirklich nachgekommen sind bzw. der Künstler gar nicht in

Kontakt mit dem schulischen Ansprechpartner kam oder entsprechend über dessen Existenz nicht informiert

war.

Betrachtet man die Personen, die nach Angaben der Künstler und der Schulleiter als Ansprechpartner für den

Künstler in organisatorischen Belangen fungierten, so zeigen sich Differenzen vor allem bei der Zuteilung von

Ansprechpartnern in der Schulleitung und bei den Trägern des offenen Ganztags.

Übersicht 56: Rückmeldungen der Künstler und der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 zur Person des Ansprechpartners für den Künstler bei organisatorischen Belangen

ZfKf 2010

87%

12%

1%

89%

7%3%

92%

6%2%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

vorhanden nicht vorhanden

keine Angabe

Ansprechpartner in der Schule nach Angaben der Künstler

98%

0% 1%

97%

1% 2%

99%

0% 1%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

vorhanden nicht vorhanden

keine Angabe

Ansprechpartner in der Schule nach Angaben der Schulleiter

2006/07

2007/08

2008/09

Förderjahr

0% 20% 40% 60% 80%

Schulleiter

Lehrer

Träger der Ganztagsschule

Hausmeister

Eltern

Andere Personen

An

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chp

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der

Sch

ule

Schulleiter

Künstler

Nach Angaben der...

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Schule

5.4

69

Die Schulleiter sehen sich oftmals eher in der Pflicht als Ansprechpartner als dies die Künstler reflektieren. Dies

gilt auch für die Träger des offenen Ganztags. Vermutet werden kann an dieser Stelle, dass der Schulleiter sich

durchaus als Ansprechpartner sieht, dieser für den Künstler jedoch aufgrund vielfältiger anderer

Verpflichtungen kaum präsent und ansprechbar ist. Bei der Zuordnung von Ansprechpartnern im offenen

Ganztag kann wiederum vermutet werden, dass der Schulleiter diese bei Projekten im Offenen Ganztag zwar in

der Pflicht bei den Künstlern sieht, dies jedoch nicht explizit kommuniziert und kontrolliert wird. Auffällig ist,

dass die Zufriedenheit des Künstlers mit der Schulkooperation größer ist, wenn etwa Eltern als

Ansprechpartner zur Verfügung stehen, als wenn der Träger des Offenen Ganztags als Ansprechpartner bereit

steht.

Übersicht 57: Durchschnittliche Bewertung der Zusammenarbeit mit der Schule auf Seiten des Künstlers in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Art der Person des schulischen Ansprechpartners

ZfKf 2010

In den qualitativen Gespräche mit den Künstlern wurde zudem sehr oft auch der wichtige Stellenwert von

Klassen- und Fachlehrern als Ansprechpartner im Landesprogramm betont. Wie positiv ein solcher Kontakt sein

kann, berichtet beispielsweise ein bildender Künstler aus Ahlen:

„Es gab auch einen sehr guten Kontakt zum Klassen- und zum Kunstlehrer.

Überhaupt hat das Kollegium sehr positiv auf mich reagiert. Die Lehrer haben mich

angenommen.“

Bildender Künstler, Maler aus Ahlen

Umgekehrt kann beobachtet werden, dass die Schulleiter die Leistungen des Künstlers und den Profit für die

Schüler durchschnittlich auffallend positiver bewerten, wenn sie selbst oder ein Lehrer der Schule mit dem

Künstler in Kontakt standen, als wenn dies über Dritte, beispielsweise den Koordinator des Ganztags, erfolgte.

Betrachtet man zudem den hohen Unzufriedenheitsfaktor der Künstler ohne Ansprechpartner mit der

Schulsituation in folgender Übersicht, kommt man zu dem klaren Ergebnis, dass 8% fehlende Ansprechpartner

bei Kunstprojekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule 8% zuviel sind.

2,0

1,9

1,7

1,7

1,7

1,6

2,0

1 2 3 4 5

Träger des offenen Ganztags

Lehrer

Schulleiter

Kulturamt

Hausmeister

Eltern

Andere Personen

Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden

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Zu d

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Künstl

er

in d

er

Schule

5.4

70

Übersicht 58: Existenz eines Ansprechpartners für den Künstler in der Schule in Beziehung zu der allgemeinen Bewertung der Zusammenarbeit mit der Schule im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung

ZfKf 2010

Betrachtet man abschließend die Beziehung und den Einfluss der einzelnen organisatorischen Aspekte des

schulischen Umfelds auf die allgemeine Bewertung der schulischen Situation von Seiten der Künstler in Form

einer Korrelationsanalyse49

, bestätigt sich der wichtige Stellenwert des Ansprechpartners auf die schulische

Gesamtsituation. In den ersten beiden Förderjahren ist die systematische Beziehung zwischen der Existenz

eines Ansprechpartners und einer zufriedenen Einschätzung der Künstler mit der Schulkooperation sehr

ausgeprägt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 59: Beziehung zwischen der Bewertung von Teilaspekten der schulischen Zusammenarbeit mit dem Gesamturteil zur schulischen Kooperation von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Förderjahr

Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09

Korr.

Signi-

fikanz** Rang Korr.

Signi-

fikanz** Rang Korr.

Signi-

fikanz** Rang

Zusammen-

arbeit mit den

Eltern

0,482 0 1 0,389 0 3 0,503 0 1

Ansprech-

partner in der

Schule

0,369 0 2 0,409 0 2 0,329 0 4

Zufrieden-

heit:

Projekträume

0,346 0 3 0,545 0 1 0,412 0 2

Zusammen-

arbeit mit den

Schülern

0,315 0 4 0,35 0 4 0,242 0 5

Zufrieden-

heit:

Projektzeit-

rahmen

0,206 0 5 0,291 0 5 0,369 0 3

**=P<0,01

ZfKf 2010

49

Die „Korrelationsanalyse“ prüft an dieser Stelle, ob jeweils eine eindeutige (signifikante) Beziehung zwischen den jeweiligen Einzelaspekten der Rahmenbedingungen und dem Gesamturteil zur schulischen Situation besteht, und wenn ja, wie systematisch und intensiv die jeweilige Beziehung ist.

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Sehr zufrieden

Zufrieden

Teils-teils

Unzufrieden

Sehr unzufrieden

Kann ich nicht beurteilen

k.A.

Konkreter Ansprechpartner in der SchuleKein konkreter Ansprechpartner in der Schule

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gungen d

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Künstl

er

in d

er

Schule

5.4

71

Einen wichtigen Stellenwert nehmen auch die Räume, die den Künstlern zur Verfügung gestellt werden, bei der

Gesamtbewertung der Schulkooperationen ein. Positive und ungünstige Raumlösungen für Künstler im

Landesprogramm wurden im vorausgehenden Unterkapitel ausführlich diskutiert. Mit Blick auf den wichtigen

Stellenwert, den geeignete Räume für Künstler beim Landesprogramm einnehmen, um sich „wohl zu fühlen“,

sollten alternative Raumlösungen bei ungenügender Schulausstattung, wie der Rückgriff auf die kulturelle

Infrastruktur im Stadtteil noch stärker in Erwägung gezogen werden.

Sehr interessant zu betrachten ist auch der wichtige Stellenwert des Elternkontaktes für die Zufriedenheit der

Künstler mit der Schule. Vor allem im ersten und im dritten Förderjahr haben die Erfahrungen, die die Künstler

mit den Eltern machen, einen großen Einfluss auf das Gesamturteil der schulischen Kooperation. Dass dort, wo

die Zusammenarbeit des Künstlers mit den Eltern klappt, die Schulsituation besonders positiv erlebt wird, kann

bezogen auf alle Förderjahre vor allem auch in der Sparte Musik beobachtet werden, wie dies folgende

Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 60: Durchschnittliche Beurteilung der Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparten

ZfKf 2010

Es wäre daher wünschenswert, die Öffentlichkeitsarbeit des NRW Landesprogramms Kultur und Schule gezielt

auch auf die Zielgruppe "Eltern" zu erweitern. Dass Eltern beim Ausbau der kulturellen Bildung im schulischen

wie außerschulischen Sektor eine Schlüsselposition einnehmen, belegte auch das Jugend-KulturBarometer50

und die Ganztagsschulbefragung zur kulturellen Bildung. An Offenen Ganztagsschulen, wo die Trägerschaft des

Ganztages der Förderverein – also die Elternschaft – übernommen hat, war ein besonders vielfältiges

kulturelles Bildungsangebot zu beobachten.51

Zusammenfassend lässt sich für die Arbeitsbedingungen der Künstler an der Schule festhalten, dass sich im

Programmverlauf viele Anfangsschwierigkeiten beseitigen und Prozesse optimieren ließen. Es gibt jedoch

weiterhin Ansatzpunkte, bei denen man kontinuierlich Verbesserungen anstreben kann. Dabei trifft der

dialogische Prozess, in Rücksprache mit den Akteuren konkrete Ablaufprozesse positiv weiterzuentwickeln, auf

ein sehr positives Echo, wie dies auch folgendes Zitat eines zentralen Akteurs des Landesprogramms

widerspiegelt:

50

Susanne Keuchel / Andreas Johannes Wiesand: Das 1. Jugend-Kulturbarometer – Zwischen Eminem und Picasso …“ Bonn. 2006 51

Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S. 42

3,01

2,73

2,72

2,82

2,78

2,62

2,88

1 2 3 4 5

Theater

Tanz

Neue Medien

Bildende Kunst

Literatur

Musik

Gesamt

Schule

Schülern

Eltern

Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden

Zusammenarbeit mit...

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Künstl

er

in d

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Schule

5.4

72

Ich […] bekomme […] von Künstlern, die länger mit Kultur und Schule arbeiten,

gespiegelt, dass sich im Laufe der Jahre Vieles verbessert hat. Die Zusammenarbeit

der Künstler mit den Schulen klappt viel besser als zu Beginn des Programms. Die

Schulleiter sind aufgeschlossener und unterstützen »ihre« Künstler häufig in

Abrechnungsfragen oder geben theatertaugliche Räume frei.

Stefanie Schnitzler, Rheinisches Landestheater Neuss

Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 5:

Durchschnittlich nehmen 22 Schüler innerhalb eines Projektes im Landesprogramm teil. Die Teilnehmergröße

variiert zum Teil sehr stark in den Projekten abhängig von den Inhalten und der Schülerzusammensetzung.

Es kann beobachtet werden, dass die ursprünglich geplante Teilnehmergröße in den Projektanträgen öfter

abweicht von der Teilnehmerzahl in der Praxis, wie sie die Schulleiter zurückmelden, zu Ungunsten einer

kleineren Gruppengröße

Die Schulen sind größtenteils sehr zufrieden mit dem Projektzeitrahmen des Landesprogramms. Etwas

kritischer beurteilen die Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien den ganzjährigen Turnus; sehr

zufrieden zeigen sich dagegen die Haupt- und Förderschulen.

14% der Projekte im Landesprogramm finden ausschließlich im Klassenzimmer statt, 40% punktuell. Dabei

zeigt sich, dass die Künstler mit der Raumlösung ‚Klassenzimmer‘ (2,7) am unzufriedensten sind. Allgemein

liegt die durchschnittliche Bewertung der Räume bei 2,4.

Räume für künstlerisches Arbeiten, wie Musikräume, Kunsträume, Bühnen etc. finden sich vor allem an

Gymnasien und sehr selten an Haupt- und Grundschulen.

Sehr positiv von den Künstlern wird der Rückgriff auf Räume in Kunsteinrichtungen, kulturellen

Bildungseinrichtungen und allgemein des öffentlichen Raumes bewertet. Diese Vernetzung mit der kulturellen

Infrastruktur im Stadtteil findet sich bisher im Landesprogramm noch relativ selten und sollte künftig stärker

gefördert werden.

Das Gros der Künstler (83%) stuft die Zusammenarbeit mit den Schülern als sehr positiv ein. Punktuell

gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Hauptschülern etwas schwieriger. Weniger gut wird von den Künstlern

auch die Zusammenarbeit mit den Eltern eingeschätzt.

8% der Künstler hatten im bisherigen Förderzeitraum keinen Ansprechpartner, wobei der Anteil seit Beginn

des Programms kontinuierlich abgenommen hat.

Fehlende schulische Ansprechpartner, adäquate Raumlösungen und Elternakzeptanz sind Schlüsselfaktoren,

die die Zufriedenheit der Künstler nachhaltig negativ beeinflussen.

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6

73

6. Zu den Protagonisten des Landesprogramms - den Künstlern

In der bisherigen Laufzeit des Landesprogramms waren insgesamt ca. 2.300 unterschiedliche Künstler an

Projekten beteiligt. Einige führten mehrere Projekte in unterschiedlichen Förderjahren durch und/oder

realisierten innerhalb eines Förderjahrs zwei oder mehr Projekte. In einzelnen Projekten arbeiteten auch

mehrere Künstler zusammen, wobei zu beachten gilt, dass, wenn ein Projekt von mehreren Künstlern betreut

wurde, dieses deshalb nicht unbedingt eine doppelte Künstlerförderung erhielt.52

Übersicht 61: Anzahl der Künstler, die in den Projekten arbeiteten (nicht unbedingt gefördert wurden) differenziert nach den geförderten Sparten (Mehrfachnennungen möglich)

Anzahl der Künstler in den Projekten (Mehrfachnennungen möglich)

1. Förderjahr

(06/07)

2. Förderjahr

(07/08)

3. Förderjahr

(08/09)

4. Förderjahr

(09/10)

Alle

Förderjahre

Bildende Kunst 278 415 423 467 1.583

Musik 83 154 146 169 552

Theater 116 183 163 167 629

Tanz 60 90 91 97 338

Film, Neue Medien 37 65 75 81 258

Literatur 9 28 21 24 82

Spartenübergreifend 209 306 587 576 1678

Künstler insgesamt 792 1.241 1.506 1.581 5.120

ZfKf 2010

Ein Beispiel für ein Projekt, in dem mehrere Künstler zusammen gearbeitet haben, das aber finanziell nur

einfach gefördert wurde, ist "Wohin mit dem Frust?! – Rap, Tanz, Theater zum Thema Gewalt, Frust, Wut",

welches im ersten Förderjahr an der Kranichschule Duisburg durchgeführt wurde. Das Projekt wurde in drei

Workshopblöcken von jeweils einer Woche realisiert und von den Künstlern Marc Villarreal, Daniela Lebang

sowie Miriam Schmitz betreut, die alle an der Offenen Jazz Haus Schule Köln beschäftigt sind.

In der folgenden Betrachtung der Künstler des NRW Landesprogramms Kultur und Schule werden die Künstler

aufgrund der eben skizzierten Förderstruktur nicht nach ihrer reellen Personenzahl analysiert, sondern gemäß

aller Personeneinheiten, die in den Projekten vertreten waren – also inklusive der Künstler, die anderen

Künstlern im Projekt assistierten, sich die Förderung also teilten und unter Berücksichtigung der mehrfach in

den Förderjahren vertretenen Künstler. Ein Künstler beispielsweise, der drei verschiedene Projekte in einem

Förderjahr realisierte, wird im Folgenden in seinen Personenmerkmalen dreimal innerhalb des Förderjahres

dargestellt. Dies erklärt die Gesamtzahl von 5.180 Personeneinheiten in der folgenden Darstellung.

52

Beispielhaft kann hier für die ersten beiden Förderjahre besonders für spartenübergreifende Projekte festgestellt werden, dass zum einen häufiger mehrere Künstler an den Projekten beteiligt sind und zum anderen die Zahl der tatsächlich aktiven Künstler über der Anzahl der geförderten Künstler liegt.

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Künstl

er

6.1

74

6.1 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler

Wer sind die Künstler, die im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule tätig wurden? Im

Folgenden werden Alter, Geschlecht und Familienstand analysiert, bezogen auf die Projektart und den

Einsatzort der Künstler.

Eine altersspezifische Eingrenzung

Das Gros der Künstler, die sich bisher am Landesprogramm beteiligten, war 30 bis 59 Jahre alt. Sehr selten

beteiligten sich Nachwuchskünstler bzw. ältere Künstler über 60 Jahre. Anteilig besonders stark ist die Gruppe

zwischen 40 und 49 Jahren vertreten (35%), also Künstler mit Berufserfahrung, die schon voll im Berufsleben

stehen und für die die Teilnahme am Landesprogramm dennoch attraktiv ist.

Übersicht 62: Alter der geförderten Künstler nach Angaben in den Projektanträgen53

ZfKf 2010

Differenziert man die geförderten Künstler nach den Kunstsparten, in denen sie tätig sind, zeigen sich zum Teil

deutliche Altersunterschiede. Die durchschnittlich älteste Berufsgruppe sind dabei die Bildenden Künstler, die

ein um rund zehn Jahre höheres Durchschnittsalter verzeichnen als ihre Kollegen aus dem Tanzbereich. Das mit

38 Jahren vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter der Tänzer darf an dieser Stelle nicht verwundern, da die

zeitliche Ausübung dieses Berufs aufgrund der körperlichen Beanspruchung begrenzt ist. Insgesamt liegt das

Durchschnittsalter der im Landesprogramm geförderten Künstler bei 44 Jahren.

53

Der große Anteil fehlender Angaben im Förderjahr 2006/07 ist darauf zurückzuführen, dass der Projektbogen diese Frage nicht explizit vorsah. Ein Abgleich mit den Daten der Künstlerbefragung ergab, dass die oben abgebildeten Daten trotzdem ein realistisches Bild der Altersstruktur vermitteln.

21%

35%

39% 39%

35%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Förderjahr 09/10 Projekte insg.

Unter 30 Jahre

30 bis 39 Jahre

40 bis 49 Jahre

50 bis 59 Jahre

60 Jahre u. älter

k.A.

Alter der Künstler

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Künstl

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6.1

75

Übersicht 63: Durchschnittsalter der geförderten Künstler nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Förderjahr und Sparten

ZfKf 2010

Eine geschlechtsspezifische Eingrenzung

Betrachtet man das Geschlechterverhältnis der Künstler des Landesprogramms, so ist mit 56% ein Frauenanteil

festzustellen, der 4% über dem Anteil weiblicher Personen an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik im

Jahre 2008 liegt.54

Wie bei der Alterszusammensetzung zeigen sich auch in diesem Zusammenhang

Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten. So dominieren Frauen mit einem Anteil von jeweils rund 60% in

den Kunstsparten Bildende Kunst, Theater, spartenübergreifende Projekte und Literatur. Für die Kunstsparte

Tanz stellt sich das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Künstlern sogar noch deutlicher zugunsten der

Frauen (68%) dar. Dementsprechend sind männliche Künstler in nur zwei Spartenbereichen häufiger vertreten

als Frauen: Musik (68%) und Film/Neue Medien (55%).

Fällt für den musikalischen Projektbereich der Überhang an Männern sehr deutlich aus, so zeigt sich im

Spartenbereich Film/Neue Medien ein nicht ganz so eindeutiges Ergebnis, wie es auf den ersten Blick bei dieser

EDV- und technikaffinen Kunstrichtung zu erwarten wäre. In einer empirischen Studie von 2001 zur Präsenz von

Frauen im Kulturbetrieb wurde mit Blick auf eine internationale Vergleichsstudie55

hervorgehoben, dass

speziell “Künstlerinnen oft wagemutiger, unkonventioneller und auch in der Wahl ihrer Medien weniger

festgelegt erscheinen“56

, was zu einer angemessenen Präsenz der Frauen im Bereich der ansonsten eher als

Männerdomäne geltenden Video- und Medienkunst führt. Für die Situation der Frau in der Musik wird in einer

empirischen Studie57

hervorgehoben, dass dort der professionelle Bereich immer noch weitestgehend von

Männern dominiert wird. Dies korrespondiert mit dem auffällig dominanten Anteil männlicher Künstler an

geförderten Projekten der Sparte Musik im Landesprogramm. Es kann also abschließend festgehalten werden,

dass die Geschlechterverteilung der Künstler im Landesprogramm – bezogen auf die Sparten – der der

allgemeinen Berufspraxis entspricht.

54

Statistisches Bundesamt (Hg.): Ergebnisse des Mikrozensus. Wiesbaden. 2008. 55

Danielle Cliche, Ritva Mitchell u. Andreas Johannes Wiesand (Hg.): Pyramid or Pillars. Unveiling the status of women in arts and media professions in Europe. Bonn. 2000.

56 Annette Brinkmann u. Andreas Wiesand: Frauen im Kultur- und Medienbetrieb III. Fakten zur Berufssituation und Qualifizierung. Hg.: Zentrum

für Kulturforschung. Bonn. 2001. 57

Ebd.

47

43

43

43

41

39

37

44

47

43

43

44

42

41

39

44

0 10 20 30 40 50

Bildende Kunst

Literatur

Spartenübergreifend

Theater

Musik

Film/Neue Medien

Tanz

Insgesamt

Förderjahre 1 und 2

Förderjahre 3 und 4

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6.1

76

Übersicht 64: Geschlecht der geförderten Künstler in den Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Sparten

ZfKf 2010

Angesichts häufiger Klagen seitens der Bildungsforschung, es mangele in Grundschulen an männlichen

Vorbildern und Identifikationsfiguren für die männlichen Schüler, stellt sich die Frage, inwieweit es dem NRW

Landesprogramm Kultur und Schule gelingt, auch männliche Kulturvermittler in Grundschulen einzusetzen.

Übersicht 65: Geschlecht der geförderten Künstler in den Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Primar- und Sekundarstufe

ZfKf 2010

Wie die Evaluation der ersten vier Förderjahre des Landesprogramms zeigt, ist immerhin mehr als jeder dritte

Künstler, der im Primarbereich tätig war, männlich. Hier wird also durchaus ein “Kontrastpunkt“ zum sonst

üblichen Geschlechterverhältnis in den Grundschulen gesetzt. Dennoch sind es vor allem Künstlerinnen, die im

Primarbereich gefördert werden. Anders stellt sich die Lage an weiterführenden Schulen dar, wo Projekte mit

älteren Kindern bzw. Jugendlichen realisiert werden und das Geschlechterverhältnis nahezu ausgewogen ist.

Betrachtet man die Ergebnisse der Künstlerbefragungen differenziert nach Schulformen, so sind Künstlerinnen

68%

60%

60%

59%

58%

45%

32%

56%

32%

40%

40%

41%

42%

55%

68%

44%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Tanz

Literatur

Bildende Kunst

Theater

Spartenübergreifend

Film, Neue Medien

Musik

Gesamt

Weiblich

Männlich

38%36%

52%

44%

62%64%

48%

56%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Primarbereich Bereichsübergreifend Sekundarbereich Gesamt

Männlich

Weiblich

Einsatz in der Schule …

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er

6.1

77

seltener an Hauptschulen und Gymnasien vertreten. Die geringere Präsenz von Künstlerinnen speziell an

Hauptschulen – vor allem im ersten Förderjahr 2006/07 – könnte möglicherweise darauf zurückgeführt

werden, dass diese Schulform aufgrund einer sozial und disziplinarisch schwierigen Schülerschaft58

, im

großstädtischen Raum von Künstlerinnen aus Sorge um Durchsetzungsprobleme eher gemieden wird.

Übersicht 66: Anteil weiblicher Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr

ZfKf 2010

Im Zeitvergleich ist es dem Landesprogramm gelungen, männliche Künstler etwa stärker in den Grundschulen

zu positionieren. Gleichzeitig sind Frauen auch in vormals von Männern bestimmte Schulformen vorgestoßen.

Besonders deutlich wird dies erfreulicherweise auch für die Hauptschulen und Gymnasien im Förderjahr

2008/09 sichtbar, wo weibliche Künstler deutliche Anteile hinzugewinnen konnten und letztlich sogar mehr als

jedes zweite Kunstprojekt dort betreuten.

Zum Familienstand der Künstler

Wie sieht es mit dem Familienstand der Künstler aus? Der Familienstand der Künstler könnte insofern eine

Rolle spielen, als dass er möglicherweise in Beziehung steht zur Bereitschaft der Künstler, am Landesprogramm

teilzunehmen. Künstler mit eigenen Kindern haben ggf. eher als Künstler ohne Kinder Interesse daran, ihre

künstlerische Leidenschaft an junge Generationen weiterzuvermitteln. In der Tat ist der Anteil der Künstler mit

eigenen Kindern nach der Künstlerbefragung mit 70% deutlich höher als der der kinderlosen Künstler, wie dies

folgende Übersicht verdeutlicht.

58

Vgl. Dirk Baier und Christian Pfeiffer: Hauptschulen und Gewalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 28. 2007. S.17-26

72%

55%

54%

48%

39%

35%

63%

60%

44%

49%

52%

52%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Grundschule

Förderschule

Realschule

Gesamtschule

Gymnasium

Hauptschule

Förderjahr 2006/07

Förderjahr 2007/08

Förderjahr 2008/09

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6.1

78

Übersicht 67: Anteil der Künstler mit eigenen Kindern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr

59

ZfKf 2010

Nun fehlt es an Vergleichsdaten zum Familienstand von Künstlern, wie er beispielsweise im Künstlerreport von

197360

ermittelt wurde. Eine aktuelle Erhebung unter freischaffenden Theater- und Tanzschaffenden61

lässt

jedoch vermuten, dass der Anteil der Künstler mit Kindern (32%) deutlich unter dem der erwachsenen

Bevölkerung in Deutschland (65%) liegt. Unter Berücksichtigung dieser Daten kann in der Tat vermutet werden,

dass sich für das Landesprogramm vornehmlich Künstler bewerben, die eigene Kinder haben. Dabei zeigen sich

keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, beispielsweise in der Form, dass sich eher Frauen mit Kindern als

Männer mit Kindern bewerben würden.

Sehr deutlich wird der vermutete Zusammenhang zwischen der Existenz eigener Kinder bei den Künstlern und

der künstlerischen Projektarbeit im Primarbereich: 74% aller Künstler, die ihre künstlerische Arbeit an einer

Grundschule realisiert haben, gaben in der Künstlerbefragung an, eigene Kinder zu haben.

Übersicht 68: Künstler nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform und Existenz eigener Kinder

ZfKf 2010

59

Die Daten für die Gesamtbevölkerung wurden dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) entnommen: www.statista.com 60

Laut Künstlerreport von 1973, in dem Künstler nach selbständiger und abhängiger Beschäftigung sowie nach Tätigkeitsfeld differenziert wurden, ergibt sich für selbständige Künstler folgende Anteile kinderloser Künstler: Musikschaffende: 55%, Darsteller/künstlerische Realisatoren: 59%, Bildende Künstler/Designer: 53%. Bei den abhängig beschäftigten Künstlern ergibt sich ein etwas anderes Bild der Kinderlosen: Musikschaffende: 41%, Darsteller/künstlerische Realisatoren: 66%, Bildende Künstler/Designer: 46%. Siehe: Karla Fohrbeck, Andreas Johannes Wiesand: Der Künstler-Report. München-Wien. 1975. S. 513 f.

61 Susanne Keuchel: Report Darstellende Künste – Eine Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und

Tanzschaffenden in Deutschland. In: Fonds Darstellende Künste (Hg.) / Kulturpolitische Gesellschaft e.V.: Report Darstellende Künste. Symposium – Studien – Diskurse. Dokumentation Band 68. Essen. 2010.

68%73% 71%70% 67% 68% 65%66%

73% 70%68% 71% 70%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

männlich weiblich Insgesamt Bundesweit

Künstler mit eigenen Kindern Bevölkerung in der BRD ab 18 Jahre mit

eigenen Kindern

Förderjahr 06/07Förderjahr 07/08Förderjahr 08/09Gesamter Förderzeitraum

74%

68%

65%

64%

60%

58%

26%

32%

35%

36%

40%

42%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Grundschule

Hauptschule

Förderschule

Gesamtschule

Realschule

Gymnasium

Eigene Kinder

Keine Kinder

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Künstl

er

6.1

79

Ein Beispiel für eine Künstlerin, die im Landesprogramm Kultur und Schule sehr aktiv ist und mehrere Kinder

hat, ist die Tänzerin und Tanzpädagogin Birgit Zimmermann, deren Lebenslauf und Aktivitäten nachfolgend

ausführlicher vorgestellt werden.

Birgit Zimmermann wurde 1966 in Köln geboren und

studierte klassischen Tanz an der Ballettakademie Köln

Rodenkirchen mit Abschluss der Royal Academy of

Dance sowie Tanzpädagogik zum R.A.D teaching

diploma specialising children. Von 1996 bis 2007 leitete

die Künstlerin eine eigene Ballettschule: Das

TanzAtelier in Bergheim mit einem umfangreichen

Angebot fast aller Tanzrichtungen, wie beispielsweise

Bühnentanz, HipHop und Jazztanz. Als freiberufliche

Tänzerin wurde sie unter anderem für Messen

engagiert und arbeitete etwa mit dem Tanztheater

Mobilé oder der internationalen DanceCompany

Sophisticats zusammen. In den Jahren 2003 bis 2005

war Birgit Zimmermann Tänzerin in der Agentur D! Soost. Verschiedene Engagements als HipHop Tänzerin bei

unterschiedlichen Fernsehsendern folgten, wie beispielsweise für RTL, Pro7 und RTL2. Von 2004 bis 2006 arbeitete sie

als Gründerin und Trainerin der Tanzcompanie 200%, mit der sie zum 1. Deutschen Vizemeister im D! Style avancierte.

Heute ist die dreifache Mutter freiberufliche Dozentin an verschiedenen Ballettschulen in Köln und Umgebung.

Bei dem Projekt "Tanzen integriert!", das Birgit Zimmermann an der Barbaraschule Bergheim und der Carl-

Sonnenschein-Schule Bergheim im ersten Förderjahr 2006/07 durchführte, ging es um die Förderung der Beweglichkeit,

der Koordinationsfähigkeit und des Rhythmusgefühls der Jugendlichen. Im Sommer 2007 kam das Stück "Irma hat so

große Füße", das die Künstlerin zusammen mit der Carl-Sonnenschein-Schule Bergheim durchführte, im Rahmen des

Wettbewerbs "Kinder zum Olymp 2007" in die Endrunde und wurde im Rahmen des Wettbewerbs "Künstlerinnen und

Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen 2007" im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Im Schuljahr 2007/08 wurde Birgit Zimmermann mit folgenden Projekten im NRW Landesprogramm „Kultur und Schule“

gefördert: "Ich bin glücklich" an der Hermann-Gmeiner-Schule in

Bergheim, "Lyrik des Körpers" an der Carl-Sonnenschein-Schule

Bergheim, "Selbstwirksamkeit erleben" an der Fortunaschule

Bergheim sowie "Tanz heißt KörperSPRACHE" an der Albert-

Schweitzer-Grundschule – ebenfalls in Bergheim, im Schuljahr

2008/09 unter anderem mit dem Projekt „Der Geist fordert den

Körper – Der Körper fordert den Geist“ an der Helen-Keller-Schule

Bergheim und im Schuljahr 2009/10 mit dem Projekt „Kanzler

lieben Gummistiefel“, in dem in Zusammenarbeit mit den Schülern

eine Bühnenfassung einzelner Szenen des gleichnamigen Buchs

erarbeitet wurde.

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der

Künstl

er

6.2

80

6.2 Zum biographischen Kontext der Künstler

Welche berufliche Qualifikation haben die Künstler, die sich am NRW Landesprogramm Kultur und Schule

beteiligen? Im Folgenden wird die Ausbildung und die Berufserfahrung der Künstler untersucht und in

Beziehung gesetzt zu den Sparten und Einsatzorten.

Zur Ausbildung der beteiligten Künstler

Im laufenden Förderjahr 2009/10 hat fast die Hälfte der geförderten Künstler ein künstlerisches

Hochschulstudium absolviert und ein Drittel berichtet von einem pädagogischen Hochschulstudium. Eine

künstlerische Ausbildung haben zudem 41% und jeder Vierte eine pädagogische Ausbildung. Insgesamt sind die

Künstler des Landesprogramms also sehr qualifiziert, sowohl bezogen auf die künstlerische als auch die

pädagogische Ausbildung. Im Vergleich zum ersten Förderjahr 2006/07 hat der Anteil der Künstler mit formalen

Qualifikationen in allen Bereichen zugenommen.62

Bemerkenswert ist mit 21% der hohe Anteil an Künstlern,

die eine Doppelqualifikation sowohl in der Kunst als auch der Pädagogik vorweisen können.

Übersicht 69: Ausbildungshintergrund der geförderten Künstler nach den eingereichten Biographien in den Projektanträgen

ZfKf 2010

Zu der Gruppe der doppelt Qualifizierten gehört beispielsweise auch die Künstlerin Michaela Pick, die 2007/08

das Projekt "Blockflötenunterricht" an der Herseler-Werth-Schule in Bornheim durchführte. Die 1967 geborene

Musikerin und Pädagogin hat sowohl ein künstlerisches als auch ein pädagogisches Hochschulstudium

absolviert. Sie studierte an der Musikhochschule Köln (Abteilung Aachen) sowohl Instrumentalpädagogik als

auch den künstlerischen Diplomstudiengang mit dem Hauptfach Querflöte. Auch im Bereich beruflicher

Ausbildungen finden sich Künstler mit künstlerischer und/oder pädagogischer Erfahrungen. Beispiele sind die

Künstlerin Dörte Müller-Schulz, die eine zweijährige Ausbildung zur Tanzpädagogin absolvierte, oder der

Künstler Gerhard Hensen: Er durchlief eine Holzbildhauer-Lehre bei Bonifatius Stirnberg und ist seit 1996 als

freischaffender Bildhauer tätig. Eine weitere Künstlerin, Eva Wal, absolvierte beispielsweise eine Ausbildung zur

Geigenbauerin in Newark, GB, sowie den berufsbegleitenden Studiengang Museumskommunikation an der

Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.

62

Es ist zu beachten, dass fast jeder dritte Künstler im Projektantrag für das Förderjahr 2006/07 keine Angabe zur eigenen Ausbildung machte, während dieser Anteil in den folgenden Jahren deutlich geringer war.

32%

15%

23%

20%

37%

13%

25%

41%

30%

48%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Keine Angabe in den Projektunterlagen

Pädagogische Ausbildung

Künstlerische Ausbildung

Pädagogisches Hochschulstudium

Künstlerisches Hochschulstudium 2009/10

2008/09

2007/08

2006/07

Förderjahr

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6.2

81

Bei der künstlerischen Hochschulausbildung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen

Kunstsparten. Während unter den Bildenden und den Medienkünstlern beispielsweise knapp zwei Drittel der in

den letzten beiden Jahren geförderten Akteure ein Hochschulstudium absolviert hatten, traf dies unter den

Theater- und Tanzschaffenden nur auf rund jeden Dritten zu.

Diese Differenzen können auf die sehr unterschiedlich strukturierten Ausbildungswege und -angebote in den

einzelnen Sparten zurückgeführt werden. So gibt es zum Beispiel für die Bereiche Musik und Bildende Kunst mit

17 Kunst- und 12 Musikhochschulen weitaus mehr spezialisierte Bildungseinrichtungen im Hochschulbereich als

für den Tanz- und Theaterbereich. Dort erfolgt die Ausbildung für gewöhnlich nicht vorwiegend an

Hochschulen, sondern ebenso an Fachschulen oder privaten Instituten.

Die bereits erwähnte Zunahme formaler Qualifikationen fällt vor allem für den Bereich Neue Medien/Film ins

Auge. Der hier besonders deutliche Anstieg von 25% an Hochschulabsolventen in den ersten beiden

Förderjahren auf 61% im dritten und vierten Förderjahr ist wahrscheinlich auf die Etablierung vieler neuer

Studiengänge in diesem Bereich zurückzuführen.

Zur Berufserfahrung der Künstler

Die Qualifikation der Künstler im Landesprogramm lässt sich aber nicht nur an ihrem Ausbildungsstand

festmachen. Aussagekräftig ist hier auch die Länge der Berufserfahrung. Die Mehrzahl (58%) der seit 2006

geförderten Künstler blickt auf eine zehn- bis dreißigjährige Berufserfahrung als Künstler bzw. Künstlerin zurück

und weitere 14% konnten sogar über dreißig Jahre berufliche Praxis nachweisen. Demgegenüber fällt mit

lediglich 7% der Anteil an Berufsanfängern sehr gering aus.

Übersicht 70: Berufserfahrung der geförderten Künstler nach der Künstlerbefragung in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09

ZfKf 2010

Aus der letzten Künstlerbefragung 2008/09 ergab sich eine durchschnittliche künstlerische Berufserfahrung von

18,5 Jahren. Differenziert nach Kunstsparten zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass die Künstler, welche

Projekte in den Sparten Tanz und Theater durchführten, durchschnittlich weniger Berufserfahrung vorweisen

können als ihre Kollegen aus den Bereichen Bildende Kunst und Literatur. Diese Beobachtung geht einher mit

dem analysierten Durchschnittsalter der Künstler in den einzelnen Berufsgruppen. Vor allem die Tänzer sind

6%

7%

15%

29%

29%

11%

3%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%

k.A.

Unter 5 Jahre

5 bis 9 Jahre

10 bis 19 Jahre

20 bis 29 Jahre

30 Jahre bis 39 Jahre

40 Jahre u. mehr

Be

rufs

erf

ahru

ng

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Künstl

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6.2

82

durchschnittlich jünger als ihre Kollegen, denn diese können aufgrund der körperlichen Belastung ihren Beruf

auch nur für eine begrenzte Zeit ausüben.63

Übersicht 71: Durchschnittliche Berufserfahrung der Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Sparten und Förderjahren

ZfKf 2010

Abschließend ist mit Blick auf die Berufserfahrung der Künstler in den einzelnen Schulformen festzustellen,

dass, während das durchschnittliche Alter der Künstler allgemein anstieg, für das vormals hohe

Durchschnittsalter der Künstler an Gymnasien ein starker Rückgang verzeichnet werden kann. Es finden

zunehmend auch Künstler mit weniger Berufserfahrung Eingang in die Gymnasien, umgekehrt führen im

Gegensatz zu den ersten beiden Förderjahren mehr Künstler mit langer Berufserfahrung Projekte in

Förderschulen und Realschulen durch.

Übersicht 72: Dauer der beruflichen Tätigkeit als Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr

ZfKf 2010

63

Vgl.: Susanne Keuchel: Report Darstellende Künste – Eine Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland. In: Fonds Darstellende Künste (Hg.) / Kulturpolitische Gesellschaft e.V.: Report Darstellende Künste. Symposium – Studien – Diskurse. Dokumentation Band 68. Essen. 2010.

20,5

20,2

19,2

17,9

16,8

16,4

18,5

18,7

18,2

16,4

18,6

15,8

16,6

17,4

0 5 10 15 20 25

Bildende Kunst

Literatur

Neue Medien / Film

Musik

Tanz

Theater

Projekte insgesamt

2008/09

2007/08

2006/07

Förderjahr

18,0

19,7

17,4

17,9

19,4

19,8

17,7

18,5

0 5 10 15 20 25

Gymnasium

Hauptschule

Gesamtschule

Grundschule

Realschule

Förderschule

OGS

Projekte insgesamt

2008/09

2007/08

2006/07

Förderjahr

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mit

Kin

der-

und J

ugendpro

jekte

n

6.3

83

6.3 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und

Jugendprojekten

Nahezu alle Künstler (86%), die sich am Landesprogramm beteiligten, haben im Vorfeld schon mit Kindern oder

Jugendlichen in Freizeit- oder Schulprojekten gearbeitet. Im Vergleich mit dem ersten Förderjahr 2006/07 ist

der Anteil der Künstler, die Erfahrungen in der Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen haben, von

77% auf 86% im Förderjahr 2009/10 angestiegen. Immerhin 48% der Künstler sind, wie schon ausgeführt,

"Wiederholungstäter" – also Künstler, die sich erneut am Landesprogramm beteiligen und Erfahrungen aus

dem ersten Teilnahmejahr in eine erneute Teilnahme einbringen, was den kontinuierlichen Anstieg erklärt.

Übersicht 73: Frühere Vermittlungsprojekte der im Landesprogramm geförderten Künstler nach den Projektanträgen differenziert nach Förderjahren

ZfKf 2010

Die vielseitigen Erfahrungen der Künstler mit früheren Vermittlungsprojekten können als weiteres

Qualitätsmerkmal der „Kultur und Schule“-Projekte gewertet werden. Ein Beispiel für das Engagement von

Künstlern bei früheren Schulprojekten ist der 1978 geborene Künstler Daniel Wagenbreth, der vor seiner

Teilnahme am NRW Landesprogramm Kultur und Schule 2007/08 bereits auf sechs verschiedene Musikprojekte

an unterschiedlichen Schulen (Westfälische Förderschule, Hamfeldschule, Schule am Kupferhammer,

Hauptschule Baumheide, Gesamtschule Stieghorst und Cecilien Gymnasium) zurückblicken konnte.

Bei der Differenzierung nach einzelnen Sparten in der Künstlerbefragung zeigt sich, dass vor allem die Künstler

in den Sparten Tanz und Theater bereits häufig Projekterfahrungen mit Kindern und Jugendlichen im Vorfeld

sammeln konnten – besonders an Schulen und bei außerschulischen Formaten, weniger jedoch bei

Kindergartenprojekten.

14%

33%

37%

64%

15%

32%

36%

80%

26%

51%

56%

86%

41%

56%

62%

81%

26%

46%

50%

80%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Frühere Erwachsenenprojekte

Frühere Jugendprojekte

Frühere Kinderprojekte

Frühere Schulprojekte

Künstler insgesamt

Förderjahr 2009/10

Förderjahr 2008/09

Förderjahr 2007/08

Förderjahr 2006/07

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6.3

84

Übersicht 74: Frühere Erfahrungen der Künstler mit Vermittlungsprojekten nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Zielgruppen

ZfKf 2010

Die vielseitigen Erfahrungen der Künstler mit schulischen und außerschulischen Kinder- und

Jugendkulturprojekten spiegelt sich auch in der Anzahl der vorab realisierten Projekte wider. 55% der Künstler

berichten von mehr als fünf bereits durchgeführten Projekten und 40% haben schon mehr als zehn Projekte

realisiert.

Übersicht 75: Anzahl früherer Vermittlungsprojekte der Künstler nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Zielgruppen

ZfKf 2010

Mit Blick auf das Fortbildungsangebot und die weitere Entwicklung des Landesprogramms ist zu vermuten, dass

es bei einer Fortführung des Programms bald keine Künstler mehr in NRW geben wird, die nicht auch schon

mindestens einmal mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet haben.

84%

84%

80%

71%

69%

68%

74%

72%

75%

64%

64%

63%

57%

66%

43%

32%

33%

29%

18%

31%

30%

8%

7%

11%

14%

19%

15%

12%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Tanz

Theater

Musik

Bildende Kunst

Neue Medien

Literatur

Künstler insgesamt

Schulprojekte Außerschulische Kinder-/Jugendprojekte Kindergartenprojekte k.A.

70%

42%

33%

14%11%

31%

17%

25%23%

35%

28%

23%

28%

22%

27%

20%

10%

15% 15%

40%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

kein Projekt 1-2 Projekte 3-5 Projekte 6-10 Projekte Mehr als 10 Projekte

Kindergartenprojekte Außerschulische Kinder-/Jugendprojekte Schulprojekte Projekte insgesamt

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und J

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n

6.3

85

Zur institutionellen Anbindung der Künstler

Fast ein Viertel der im Rahmen des Landesprogramms geförderten Künstler (23%) führt seine künstlerischen

Projekte in Kooperation mit einer kulturellen Bildungseinrichtung, professionellen Kultureinrichtung oder

beispielsweise einer Volkshochschule durch. Dabei sind vor allem Künstler mit Musikprojekten auch an einer

musikalischen Einrichtung, wie beispielsweise einer Musikschule oder einem Orchester, angestellt. Besonders

selten sind dagegen Künstler der Sparte Literatur mit einer Einrichtung assoziiert.

Übersicht 76: Anteil der Künstler mit institutionellem Hintergrund differenziert nach Sparte und Förderjahr

ZfKf 2010

Die häufigsten Kooperationspartner der Künstler im Rahmen des Landesprogramms waren Musikschulen,

Jugendkunstschulen und Volkshochschulen. Dies gilt für alle bislang analysierten Förderjahre. Ein

institutioneller Hintergrund der geförderten Künstler kann, muss jedoch nicht, Vorteile für die regionale

Vernetzung von relevanten Akteuren der kulturellen Bildung mit sich bringen, wie beispielsweise die Nutzung

der Infrastruktur einer Einrichtung für Proben und/oder Aufführungen.

Übersicht 77: Anteil der Künstler mit institutionellem Hintergrund differenziert nach Förderjahr und Art der Institution

ZfKf 2010

29%

22%

24%

22%

24%

16%

20%

23%

33%

23%

23%

22%

21%

16%

16%

23%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%

Musik

Bildende Kunst

Spartenübergreifend

Theater

Tanz

Literatur

Film, Neue Medien

Künstler insg.

3. und 4. Förderjahr

1. und 2. Förderjahr

20%16%

22%

53%

75%

23%

16% 18%

74%77%

21%16%

21%

63%

77%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Musikschule Jugendkunstschule Volkshochschule Sonstige Institutionen Keine Anbindung an Institution

Förderjahr 2006/07 Förderjahr 2007/08 Förderjahr 2008/09 Förderjahr 2009/10 Künstler insg.

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ugendpro

jekte

n

6.3

86

Ein Beispiel für einen Künstler mit institutionellem Hintergrund ist der Künstler Bart Hogenboom, der

gleichzeitig auch ein Theater leitet und nachfolgend näher vorgestellt wird.

Bart Hogenboom wurde im Februar 1957 geboren. Er ließ sich an der Sociale Akademie de Nijenburgh in Culemborg

zunächst zum Diplom-Sozialarbeiter ausbilden, bevor er nach Ferrara an das Theaterinstitut Teatro Nucleo ging.

Zwischen 1983 und 2007 arbeitete er als Schauspieler in verschiedenen Ensembles in Italien, Dänemark, den

Niederlanden sowie in Deutschland. Gleichzeitig realisierte Hogenboom als Künstler zahlreiche Theaterprojekte in

Grundschulen und an weiterführenden Schulen.

Seit 1992 lebt Bart Hogenboom mit seiner Lebensgefährtin, seiner neunjährigen

Tochter und seinem sechs Jahre alten Sohn in Münster und ist künstlerischer

Leiter des Theaters Scintilla, das professionell ein vielfältiges und phantasievolles

Theaterangebot für junge und alte Menschen durchführt. Das Theater Scintilla ist

ein mobiles Theater ohne feste Spielstätte – auf der Grundlage von Improvisation

und Literatur werden mit Mimik, Komik, Tanz, Bewegung und Musik neue,

überraschende Theaterproduktionen konzipiert. Mit diesem Theater gewann

Hogenboom den Jugendtheaterwettbewerb NRW 1994, das Theater Scintilla

wurde als Kindertheater des Monats November 1998 und des Monats September

2001 ausgezeichnet. Darüber hinaus ist das Theater Scintilla Preisträger des

Theaterzwangfestivals 1998, wurde auch in den Jahren 2000 und 2004 für das

Festival nominiert und ist 2007 Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs "Fort-

Schritte wagen".

Am NRW Landesprogramm Kultur und Schule beteiligte sich Bart Hogenboom im ersten Förderjahr 2006/07 mit einem

Projekt an der Hauptschule Coerde unter dem Titel "Migrationstheater“ sowie mit dem Projekt "Eine Rakete vom Mond"

zum 100-jährigen Bestehen der Hermannschule. Im zweiten Förderjahr realisierte Bart Hogenboom das Projekt "Das

schiefe Haus" an der Bodelschwinghschule Münster und an der Hermannschule Münster, sowie das Projekt "Gute

Seiten – schlechte Seiten" – eine Doku-Soap von Jugendlichen für Jugendliche und ein Theaterprojekt über

Enttäuschungen, Entscheidungen und das andere Geschlecht – abermals an der Hauptschule Coerde. Im dritten

Förderjahr verwirklichte er die Projekte „Peter Gynt“ an der Kardinal-von-Galen-Schule Ibbenbüren, eine moderne

Bühnenfassung des Struwwelpeter unter dem Titel „Es knistert und brennt!“ an der Hauptschule Coerde und das

Theaterprojekt „Rätsel Buch“, in dem das Thema Buch von unterschiedlichen Seiten betrachtet wurde, an der

Bodelschwinghschule Münster. Im Förderjahr 2009/10 setzte

er – ebenfalls an der Bodelschwinghschule Münster – das

Projekt „Schatzsuche“ um. Hier wurden Theatergrundlagen

vermittelt und Rollenklischees auf ironische Art und Weise

aufgriffen. Das Musiktheaterstück „Orpheus in der Unterwelt“

betreute Bart Hogenboom am Kardinal-von-Galen-Gymnasium

Münster. Gerade auch die Arbeit an einer Hauptschule fordert

den Künstler heraus: "Obwohl es manchmal Knochenarbeit ist,

funkt es für mich, wenn Schüler, die nie mit Theater in

Berührung gekommen sind, ihre einzigartige Authentizität

entdecken und einbringen können."

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auf

das L

andespro

gra

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6.4

87

6.4 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm

Im Durchschnitt zeigen sich die Künstler in allen drei bislang erhobenen Förderjahren zufrieden mit dem

Gesamtkonzept des Landesprogramms. Im Zeitvergleich ist die Zufriedenheit mit dem Gesamtkonzept leicht

angestiegen. Wie schon in den vorhergehenden Förderjahren zeigen sich in der Bewertung der

Gesamtkonzeption Unterschiede zwischen den einzelnen Kunstsparten. Waren früher anteilig vor allem

Künstler der Sparte Tanz zufrieden mit der Gesamtkonzeption, so äußern sich im Förderjahr 2008/09 vor allem

Bildende Künstler, Literaten und Musiker positiver.

Weniger positiv wird von den Künstlern die Außendarstellung und das Honorar im Rahmen des

Landesprogramms bewertet. Die Bewertung der Außendarstellung hat sich bei den Künstlern vom ersten zum

zweiten Förderjahr deutlich verbessert. Insgesamt wird dem Landesprogramm von den Künstlern eine

Verbesserung attestiert.

Das Landesprogramm hat sich in den letzten vier Jahren in Nordrhein-Westfalen

etabliert. Die Zufriedenheit der Künstler konnte gesteigert werden. Dies wird auch in

den Fortbildungen deutlich.

Kathrin Wagner, filmothek der jugend nrw e.V.

Kaum hat sich im Zeitvergleich dagegen die vergleichsweise zurückhaltende Bewertung des Honorars geändert.

Wurde das Honorar im zweiten Förderjahr mit Einführung der Fahrtkosten- und Materialerstattung

durchschnittlich etwas positiver bewertet, hat sich die Bewertung des Honorars im dritten Jahr wieder etwas

verschlechtert.

Übersicht 78: Durchschnittliche Bewertung der Gesamtkonzeption des Landesprogramms auf Seiten der Künstler differenziert nach Sparte und Förderjahr

ZfKf 2010

2,33

2,41

2,53

2,08

2,35

2,21

2,3

2,17

2,17

2,22

2,02

2,19

2,15

2,11

2,15

2,33

2,27

2,17

2,06

2,06

2,05

Künstler insg.

Film/Neue Medien

Theater

Tanz

Musik

Literatur

Bildende Kunst 2008/09

2007/08

2006/07

Förderjahr

Teils-teilsSehr zufrieden Sehr unzufrieden

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auf

das L

andespro

gra

mm

6.4

88

Übersicht 79: Durchschnittliche Bewertung der Außendarstellung, des Honorars und der Gesamtkonzeption des Landesprogramms von Seiten der Künstler differenziert nach dem Alter der Künstler und Förderjahr

Durchschnittswerte für die Zufriedenheit mit einzelnen Aspekten des Landesprogramms

Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09

Außen-

darstellung Honorar

Gesamt-

konzept

Außen-

darstellung Honorar

Gesamt-

konzept

Außen-

darstellung Honorar

Gesamt-

konzept

unter 30

Jahre 3,07 2,50 2,43 2,32 2,59 2,07 2,46 2,76 1,96

30-39

Jahre 3,31 3,23 2,29 2,3 2,82 2,06 2,42 3,34 2,10

40-49

Jahre 3,07 3,30 2,36 2,46 3,31 2,23 2,66 3,39 2,21

50-59

Jahre 2,82 3,21 2,26 2,47 3,25 2,18 2,47 3,34 2,09

über 60

Jahre 3,57 3,00 2,00 2,56 2,54 2,00 2,64 3,23 2,13

Künstler

insgesamt 3,09 3,23 2,33 2,43 3,12 2,17 2,56 3,33 2,15

ZfKf 2010

Bei der Bewertung des Honorars zeigen sich allerdings altersspezifische Unterschiede, wie dies aus

vorausgehender Übersicht hervorgeht. Unzufriedener mit dem Honorar sind vor allem die Künstler in der

mittleren Altersgruppe. Die Begründung für die unterschiedliche Honorarbewertung liegt auf der Hand:

Nachwuchskünstler kämpfen in den ersten Jahren vielfach um ihre finanzielle Existenz und sind in ihren

Ausgaben, wie andere Berufsanfänger auch, noch nicht sehr anspruchsvoll. Bei den älteren Künstlern über 50

bzw. 60 Jahre kann man vermuten, dass das Honorar kaum ausschlaggebend ist für eine Teilnahme am

Landesprogramm, da diese, mit Zunahme des Bekanntheitsgrads, in der Regel schon ein höheres Auskommen

haben. Dass bei den Künstlern vielfach die Motivation im Vordergrund steht, mit jungen Leuten in Kontakt zu

kommen und zu arbeiten, wurde im Rahmen der Evaluation schon an verschiedenen Stellen deutlich.

Es war ein tolles Gefühl, mit den Kids zu arbeiten, da sie spontan waren, sehr kreativ

und dabei aus sich heraus und ohne Absicht auf äußere Wirkung mitgemacht

haben. Von den Kindern, teils mit Down-Syndrom, Lernschwäche oder Autismus,

kam ein unverfälschtes Feedback zu meiner Person und der Arbeit. Ich bin abends

sehr fertig, aber auch sehr glücklich nach Hause gefahren.

Bildende Künstlerin an einer Förderschule

Was die Akzeptanz des Gesamtkonzepts des Landesprogramms bei den Künstlern anbelangt, so stieg diese im

ersten Förderjahr mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung der Künstler. Im Zeitvergleich hat sich die

Akzeptanz des Gesamtkonzepts in den verschiedenen Altersgruppen jedoch in dem Maße verbessert, dass

diese Zufriedenheit im dritten Förderjahr bei allen Altersgruppen relativ gleich ausgeprägt ist. Dass die Künstler

mit verschiedenen Erfahrungshorizonten im Durchschnitt gleichermaßen zufrieden mit der Gesamtkonzeption

des Landesprogramms sind, belegt auch die folgende Übersicht, die nicht das Alter, sondern die

Berufserfahrung zur Einschätzung einzelner Aspekte des Landesprogramms in Beziehung setzt. Auffällig ist in

diesem Kontext lediglich die höhere Zufriedenheit der Künstler mit 40-jähriger und längerer Berufserfahrung

mit nahezu allen Teilaspekten des Landesprogramms.

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Resonanzen d

er

Künstl

er

auf

das L

andespro

gra

mm

6.4

89

Übersicht 80: Durchschnittliche Bewertung einzelner Aspekte des Landesprogramms von Seiten der Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach der Berufserfahrung der Künstler

ZfKf 2010

Die eigens für das Landesprogramm eingerichtete Internetseite www.kulturundschule.de wird von den

Künstlern mit durchschnittlich 2,3 etwas zurückhaltender bewertet als andere Aspekte des Landesprogramm.

Hier sind es vor allem die Künstler, die Projekte an Gymnasien (2,5) und Förderschulen (2,4) durchführen, die

die Internetseite tendenziell etwas schlechter bewerten als ihre Kollegen an anderen Schulformen (2,2).

Interessanterweise kann bei einer spartenspezifischen Betrachtung festgestellt werden, dass gerade die

Künstler aus dem Bereich Film/Neue Medien vergleichsweise weniger zufrieden mit dem Webauftritt sind (2,5).

Hier wäre zu überlegen, ob sich ggf. Kooperationen mit einzelnen Medienkünstlern schließen lassen, um die

Webpräsenz in einem dialogischen Verfahren noch weiter auszubauen, was Oberflächengestaltung und

Navigationsfunktionen betrifft. Dabei ist zu bemerken, dass die Schulleiter die Internetseite mit 1,9

durchschnittlich besser bewerten als die Künstler. Es sind dabei lediglich die Gesamtschulen (2,1), die etwas

unzufriedener mit der Webpräsenz sind. Hier ist zu vermuten, dass die Bewertung der Internetpräsenz von

Seiten der Künstler zu einem guten Teil aus dem künstlerisch-ästhetischen und/oder auch technischen

Blickwinkel heraus erfolgt, die Schulleiter hingegen vielmehr die praktische Anwendung im Auge haben.

Welche Grundbausteine sind entscheidend für ein positives Gesamturteil?

Was sind nun die Schlüsselfaktoren, die das Urteil der Künstler zum Gesamtkonzept des NRW

Landesprogramms Kultur und Schule positiv wie negativ besonders beeinflussen? Die folgende

Korrelationsanalyse64

legt nahe, dass die Künstler das Gesamtkonzept des NRW Landesprogramms Kultur und

Schule dann besonders positiv beurteilen, wenn folgende Grundbausteine positiv erlebt werden: die

Organisation insgesamt, der Informationsfluss zum Programm und die Fortbildungen. Die persönlichen

Erfahrungen der Künstler innerhalb des Projekts mit den Eltern und den Schülern beeinflussen das Urteil der

Künstler zum Gesamtkonzept weniger. Hier wird von Seiten der Künstler durchaus abstrahiert.

64

Die „Korrelationsanalyse“ prüft an dieser Stelle, ob jeweils eine eindeutige (signifikante) Beziehung zwischen den jeweiligen Einzelaspekten und dem Gesamturteil besteht und wenn ja, wie intensiv die jeweilige Beziehung ist.

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auf

das L

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gra

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6.4

90

Übersicht 81: Beziehung zwischen den Bewertungen der einzelnen Aspekte und der Einschätzung zum Gesamtkonzept des Landesprogramms von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung für den Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09

Zufriedenheit mit… Korrelationskoeffizient Signifikanzwert Ranking

Organisation ,443***

0,000 1

Information ,439***

0,000 2

Fortbildungen ,404***

0,000 3

Honorar ,358***

0,000 4

Außendarstellung ,348***

0,000 5

Organisat. Aufwand ,329***

0,000 6

Projektzeitrahmen ,289***

0,000 7

Projektzusammenarbeit mit der Schule ,284***

0,000 8

Projekträume ,267***

0,000 9

Internetseite "kulturundschule.de"65

,213***

0,000 10

Projektzusammenarbeit mit Eltern ,192***

0,000 11

Projektzusammenarbeit mit Schülern ,178***

0,000 12

Sehr signifikant*** = p < 0,001

ZfKf 2010

Die vorausgehende Übersicht verdeutlicht auch, dass es ein richtiger und wichtiger Schritt des

Landesprogramms gewesen ist, im zweiten Förderjahr das Honorar dadurch aufzuwerten, dass man zusätzliche

Ausgaben, wie Fahrt- oder Materialkosten, auf Rechnung erstattet oder auch Arbeitsmaterialien zur Verfügung

stellte, die den organisatorischen Ablauf entlasten, wie die für Künstler erstellte CD mit elektronischen

Vorlagen für Anträge, Elternbriefe, Checklisten, Pressemitteilungen und Projektberichte. Die Zufriedenheit der

Künstler mit dem Gesamtkonzept wird auch maßgeblich von der Zufriedenheit mit dem Honorar und auch der

Außendarstellung beeinflusst. Will man die positive Identifikation des Künstlers mit dem Landesprogramm

noch weiter ausbauen, ist auch die Art, wie einzelne Bausteine und Maßnahmen des Landesprogramms in der

Öffentlichkeit kommuniziert werden, von entscheidender Bedeutung.

Wie dies die vorausgehende Betrachtung zeigt, bewerten die Künstler also einzelne Aspekte, wie das Honorar

oder die Außendarstellung etwas kritischer, insgesamt fällt das allgemeine Urteil zum Gesamtkonzept des

Landesprogramms jedoch deutlich positiv aus. Auch in den qualitativen Gesprächen wird klar, dass die

Einführung des Landesprogramms als positiver flächendeckender Impuls für die kulturelle Bildung von den

Künstlern sehr begrüßt wird:

„Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule ist eine ganz tolle Initiative. Es geht

für mich auch darum, dem zeitgenössischen Tanz eine Zukunft zu eröffnen, da er

sich momentan in einer Krise befindet. Das Projekt hat mir aber auch selbst viel

gegeben und ein ganz neues Tätigkeitsfeld eröffnet: Ich bin infiziert davon, mit den

Kindern zu arbeiten.“

Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge

65

Nur im Förderjahr 2008/2009 erfasst.

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6.4

91

Im nächsten Schuljahr erneut dabei?

Entsprechend der positiven Einschätzung ist das Interesse bei den Künstlern, sich erneut am Landesprogramm

zu beteiligen, sehr hoch: 64% der Künstler in der Künstlerbefragung geben an, sich „auf jeden Fall“ erneut

bewerben zu wollen. Weitere 17% meinten, dies unter der Bedingung zu planen, eine geeignete Schule als

Kooperationspartner zu finden. Bei diesen Künstlern kann vermutet werden, dass die Zusammenarbeit mit der

entsprechenden Schule nicht so harmonisch verlief und die Künstler deshalb auf der Suche nach einer neuen

Schule sind, um weitere Kunstprojekte im Rahmen des Landesprogramms zu realisieren.

Übersicht 82: Einstellung der Künstler zu einer erneuten Bewerbung im Rahmen des Landesprogramms nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr

ZfKf 2010

7% der befragten Künstler im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2008/09 ziehen eine erneute Bewerbung eher

nicht bzw. auf keinen Fall in Betracht. Diese Künstler wurden im Rahmen der Künstlerbefragung nach ihren

Gründen gefragt, warum sie einer erneuten Bewerbung ablehnend gegenüberstehen. Wie dies aus der

folgenden Übersicht hervorgeht, wurden als Hauptgründe hierfür eine schlechte Bezahlung, die Problematik,

nicht über ein ganzes Schuljahr lang vor Ort sein zu können und der Aufwand für die Fortbildungen angegeben.

Erfreulich ist die Tatsache, dass kaum ein Künstler, der sich nicht erneut bewerben möchte, angibt, mit den

Schülern nicht zurechtzukommen. Dies unterstreicht die Beobachtungen, die schon im Ergänzungsplan zum

Bildungsgesamtplan von 1977 festgestellt wurden, nämlich dass die Authentizität der Künstler einen positiven

Einfluss hat auf die Zusammenarbeit mit den Schülern66

.

Meine wichtigste Erfahrung war die Überraschung der begleitenden Lehrer über die

veränderte positive „Erscheinung“ ihrer Schüler im Rahmen des Skulpturenprojekts.

Die individuell gestärkte Selbstsicherheit führte zu einem gemeinschaftlichen

Ganzen voller Freude und Verbundenheit.

Maler und Bildhauer an Grundschule und Berufskolleg

66

Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (Hg.): Musisch-kulturelle Bildung. Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan. Band 1.Stuttgart. 1977.

69%

9%

16%

5%

1%

0%

61%

9%

18%

5%

0%

6%

64%

11%

16%

7%

1%

2%

0% 20% 40% 60% 80%

Ja, auf jeden Fall

Bin noch unentschlossen

Ja, falls eine passende Schule vorhanden

Eher nicht

Nein, auf keinen Fall

Keine Angabe

Förderjahr 06/07

Förderjahr 07/08

Förderjahr 08/09

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6.4

92

Übersicht 83: Gründe der Künstler in der Künstlerbefragung, die eine erneute Bewerbung beim

Landesprogramm nicht in Betracht ziehen, für ihre Nichtteilnahme differenziert nach Förderjahr67

(Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Betrachtet man die Bereitschaft der Künstler in den einzelnen Sparten, sich erneut am Landesprogramm zu

beteiligen, finden sich kaum Unterschiede. Tendenziell ziehen die Medienkünstler und Theaterschaffenden

anteilig etwas seltener eine erneute Bewerbung in Betracht. Sehr aufgeschlossen für eine erneute Teilnahme

sind vor allem Bildende Künstler, Tänzer und Musiker, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 84: Einstellung der Künstler zu einer erneuten Teilnahme am Landesprogramm nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparten

ZfKf 2010

67

Die Kriterien „Kann nicht ein Schuljahr lang vor Ort sein“, „Möchte neue Erfahrungen machen“ und „Habe schon zu viele andere Schulprojekte“ wurden in der Künstlerbefragung im Förderjahr 08/09 nicht erhoben.

0% 20% 40% 60% 80%

Honorar nicht ausreichend

Aufwand der Fortbildungen ist zu hoch

Kann nicht ein Schuljahr lang vor Ort sein

Zusammenarb. mit Schulen schlecht

Möchte neue Erfahrungen machen

Habe schon zu viele andere Schulprojekte

Arbeit mit Kindern liegt mir nicht

Sonst. Gründe

Förderjahr 06/07

Förderjahr 07/08

Förderjahr 08/09

0% 20% 40% 60% 80%

Ja, auf jeden Fall

Ja, falls eine passende Schule vorhanden

Bin noch unentschlossen

Eher nicht

Musik

Tanz

Bildende Kunst

Literatur

Theater

Neue Medien

Insgesamt

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gra

mm

6.4

93

Abschließend kann man auf Basis der quantitativen wie qualitativen Künstlerbefragungen festhalten, dass die

Resonanz der Künstler auf das Landesprogramm – mit leichten Abstrichen bezogen auf einzelne Teilaspekte –

sehr positiv ist und die Initiative, Künstler in die Schulen zu holen, sehr begrüßt wird.

"Die grundsätzliche Idee des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist

ausgezeichnet und das Beste, was in den letzten Jahren realisiert worden ist."

Autor und Coach, 43 Jahre

Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 6:

Das Durchschnittsalter der Künstler, die sich am Landesprogramm beteiligten, beträgt 44 Jahre. Sehr selten

werden Nachwuchskünstler und ältere Künstler im Rahmen des Landesprogramms gefördert.

In den Kunstprojekten im Primarbereich konnte bisher ein männlicher Künstleranteil von 38% als Kontrapunkt

zu dem sonst weitgehend weiblichen Lehrpersonal platziert werden. Dieser Anteil hat im Zeitvergleich

kontinuierlich zugenommen.

Für Kunstprojekte im Primarbereich bewerben sich vor allem Künstler mit eigenen Kindern.

Das Gros der Künstler im Landesprogramm (61%) hat eine künstlerische Hochschulausbildung und/oder

Ausbildung absolviert. Daneben haben viele Künstler zusätzlich auch pädagogische Qualifikationen im

Rahmen einer Hochschulausbildung (27%) oder einer weiteren Ausbildung (19%) erworben. 72% der

Künstler blicken dabei auf zehn oder mehr Jahre Berufserfahrung zurück.

86% der Künstler im Landesprogramm haben schon im Vorfeld Erfahrungen im Rahmen von schulischen

oder außerschulischen Kinder- und Jugendprojekten gesammelt. Die Erfahrung der Künstler in NRW in der

Kinder- und Jugendkulturarbeit wächst kontinuierlich mit dem Verlauf des Programms.

Die Künstler zeigen sich zufrieden mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms. 64% möchten sich in

jedem Fall erneut im Rahmen des Landesprogramms bewerben. Der kleine Teil, der eine erneute Bewerbung

nicht in Betracht zieht (7%), gab als häufigsten Grund dafür eine zu geringe Bezahlung an.

Die Zufriedenheit der Künstler mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms korrespondiert vor allem mit

den Erfahrungen der Künstler im Bereich organisatorischer Aufwand, Informationen zum Programm und

Fortbildungen.

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Zum

Angebot

der

Fort

bildungsein

richtu

ngen

7

94

7. Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen

Die Fortbildungsveranstaltungen sind integraler Bestandteil des NRW Landesprogramms Kultur und Schule und

werden für die einzelnen Sparten von landeszentralen Facheinrichtungen durchgeführt. Im Einzelnen sind dies

die filmothek der jugend NRW Duisburg für die Sparte Film/Neue Medien,

das NRW Landesbüro Tanz Köln für die Sparte Tanz,

das Literaturbüro NRW-Ruhrgebiet für die Sparte Literatur,

das Rheinische Landestheater Neuss für die Sparte Theater,

die Landesmusikakademie Heek für die Sparte Musik sowie

die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste / Jugendkunstschulen NRW (LKD) Unna für

die Sparte Bildende Kunst.

7.1 Aufbau und Struktur der Fortbildungsangebote

Bei der Durchführung der vier Seminartage, die obligatorisch sind für Künstler, die erstmals im Rahmen des

Landesprogramms gefördert werden, haben sich alle Fachinstitute an der in der Planung vereinbarten

Grundstruktur orientiert: Demnach befassen sich die ersten beiden Veranstaltungstage mit den

Rahmenbedingungen der Arbeit im Landesprogramm. Es werden grundlegende Informationen zum

Landesprogramm weitergegeben und die Rolle des Künstlers im System Schule thematisiert. Des Weiteren

finden hier auch allgemeine Themen im Spannungsfeld von Kunst und Pädagogik Berücksichtigung, z.B. der

Umgang mit Störungen, Konflikten und "schwierigen Kindern" oder auch die Partizipation von Kindern in

künstlerischen Prozessen.

Nach diesen grundlagenorientierten Basisseminaren orientieren sich die Themen für die weiteren Seminartage

an den spartenspezifischen Interessen und Bedürfnissen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Hier

liegt nach Ansicht der Referentin für den Bereich Theater, Stefanie Schnitzler, auch eine große Stärke des

Fortbildungskonzepts im Landesprogramm:

Die Fortbildungen haben

bei den Künstlern mittlerweile eine hohe Akzeptanz.

Ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Besonders

das Networking kommt gut an. Inhaltlich sind die

Begegnungen bei den Fortbildungen produktiv. Es sind

viele tolle und kreative Theaterleute, die sich hier treffen,

um zu spielen, zu denken, sich inspirieren zu lassen

und gemeinsam zu lernen.

Stefanie Schnitzler, Rheinisches Landestheater Neuss

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Aufb

au u

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truktu

r der

Fort

bildungsangebote

7.1

95

Die Durchführung der Fortbildungen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Fachreferenten, wie beispielsweise

den Künstlern Armin Kaster und Viola Werner, die im zweiten Förderjahr ein pädagogisches Basisseminar in der

Sparte Musik durchführten, oder der Berliner Tanzpädagogin Nadja Raszewski, die im Förderjahr 2009/10 in

der Sparte Tanz zum Thema "Zeitgenössischer Tanz und HipHop-Kultur mit Kindern und Jugendlichen"

referierte.

Zur Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots

Analog zur Gesamtkonzeption war von Anfang an die

Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots im Dialog angedacht.

So war es erklärtes Ziel der Fortbildungsangebote im ersten

Förderjahr, anhand der gewonnenen Erfahrungen bei der

Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern einen

entsprechenden „Kanon“ an Themen, Fertigkeiten und

pädagogischen Kompetenzen zu etablieren. Dieser diente als

Grundlage für eine Systematisierung der Fortbildungsmodule in den

Folgejahren. Dabei kam es immer wieder zu Modifikationen, die

gemeinschaftlich im Gespräch mit den Künstlern entwickelt wurden.

So wurde beispielsweise der Wunsch nach Kontinuität einer Anlaufstelle über die erste Teilnahme hinaus als

ein Anliegen der Künstler an die Organisatoren des Landesprogramms herantragen. Um diesem Wunsch noch

weiter entgegenzukommen und so dem “Einzelkämpfertum“ der Künstler im Landesprogramm weiter

entgegen zu wirken, wurde ein freiwilliges Fortbildungsforum für alle Künstler geschaffen, die wiederholt am

Landesprogramm teilnehmen und den Austausch mit anderen Kollegen über die Fortbildungsmaßnahmen

suchen. Die Organisation dieser Fortbildungstreffen für „Fortgeschrittene“, der sogenannten

Vertiefungsseminare, übernahm die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste

Jugendkunstschulen NRW, die auch die Künstlerfortbildungen für die Sparte Bildende Kunst durchführte.

Schwerpunktthemen, die in den Vertiefungsseminaren aufgegriffen werden, behandeln häufig didaktisch-

methodische Inhalte wie z.B. „Motivation – Methodik und Didaktik anhand von Beispielen aus dem Kindertanz“

oder „Entwicklungsphysiologie/ -psychologie von Kindern und Jugendlichen“, welche etwa in spartenoffenen

Arbeitsgruppen behandelt werden, oder widmen sich dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung mit

Kolleginnen und Kollegen. Auch spartenübergreifende Workshops zu verschiedenen Kunstformen werden

durchgeführt, wie etwa der Workshop „Bildwelten – Welten bilden“, der die Sparten Bildende Kunst und

Medien/Film verbindet. Zudem werden auch Workshops zum Umgang mit schwierigen Kindern angeboten,

sowie jeweils eine abschließende Podiumsdiskussion zum Landesprogramm mit ausgewählten Vertreterinnen

und Vertretern der verschiedenen Sparten. Insgesamt wurde in den Schuljahren 2007/08 und 2008/09 jeweils

ein Vertiefungsseminar durchgeführt. Der folgenden Tabelle können die Zahlen der Künstler, die an diesen

Veranstaltungen teilnahmen, entnommen werden.

Übersicht 85: Anzahl der Künstler, die wiederholt am Landesprogramm teilnahmen, insgesamt und Anzahl der Künstler, die Vertiefungsseminare besuchten, differenziert nach Förderjahr

Förderjahr

2007/08 2008/09

Künstler (wiederholte Teilnahme) 622 718

Teilnehmer Vertiefungsseminar 83 (13%) 111 (15%)

ZfKf 2010

Anregung zur Beteiligung bei den Fortbildungs-veranstaltungen der Sparte Film/Neue Medien

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Zu d

en R

ückm

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er

nstl

er

auf

das F

ort

bildungsangebot

7.2

96

7.2 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das

Fortbildungsangebot

Trotz des zusätzlichen Zeitaufwands, der mit der Teilnahme an Fortbildungen einhergeht, bewerten die

Künstler die Fortbildungsveranstaltungen des Landesprogramms durchaus positiv. Auf einer skalierten

Abstufung der Werte von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr unzufrieden liegt der Durchschnittswert für die

Rückmeldungen zum Fortbildungsangebot des NRW Landesprogramms Kultur und Schule in allen bislang

erfassten Förderjahren bei 2,2 bzw. 2,1.

Übersicht 86: Rückmeldungen in den Künstlerbefragungen zu den Fortbildungsangeboten des Landesprogramms differenziert nach Sparten

ZfKf 2010

Die Fortbildungsträger bestätigen in qualitativen Gesprächen die wachsende Resonanz und Akzeptanz der

Fortbildungsangebote unter den Künstlern und das Festigen von Strukturen. In einigen Sparten lassen sich

entsprechend auch nach Aussage der Künstler Zugewinne in der Akzeptanz der Angebote gegenüber den

Vorjahren verzeichnen.

Die seit 2007/08 eingeführten Vertiefungsseminare stießen nach Aussage der zuständigen Bildungsreferentin

Nadja Höll ebenfalls auf äußerst positive Resonanz, so steigerte sich die Teilnehmerzahl von 83 im Förderjahr

2007/08 auf 111 Teilnehmer im Förderjahr 2008/09. In der Künstlerbefragung des Schuljahrs 2008/09 wurden

die Künstler, die am Vertiefungsseminar teilnahmen, erstmals auch gebeten, eine Rückmeldung zu diesem

speziellen Fortbildungsangebot zu geben. Mit einer Bewertung von durchschnittlich 1,8 äußerten sich die

entsprechenden Teilnehmer sehr positiv über das Angebot.

Passend zu den positiven Rückmeldungen auf das Fortbildungsangebot und die Vertiefungsseminare berichtete

in allen Jahren eine stabile Mehrzahl der befragten Künstler, in ihrer eigenen Arbeit vom Fortbildungsangebot

des NRW Landesprogramms Kultur und Schule zu profitieren (71%), wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

3,0

1,7

2,1

1,4

2,5

2,7

2,3

2,2

2,0

2,1

2,0

1,9

2,2

2,2

2,3

1,8

2,1

1 3 5

Musik

Tanz

Bildende Kunst

Literatur

Theater

Neue Medien / Film

Spartenübergreifend

Vertiefungsseminar

Projekte insgesamt

2006/07

2007/08

2008/09

Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden

Förderjahr

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auf

das F

ort

bildungsangebot

7.2

97

Übersicht 87: Anteil der Künstler, die die Fortbildungen besuchten und diese als Unterstützung der eigenen Arbeit empfanden, differenziert nach Förderjahren und Sparten

ZfKf 2010

Spartenspezifische Entwicklungen bei den Fortbildungsangeboten

Der Vergleich zwischen den einzelnen Sparten verdeutlicht, dass die Resonanz der Künstler auf die

Fortbildungsangebote punktuell variiert. Sehr positiv wird von den entsprechenden Teilnehmern das

Vertiefungsseminar bewertet. Ein besonders gutes “Standing“ haben derzeit auch die Fortbildungsangebote

der Sparten Musik, Literatur und Bildende Kunst. Im Zeitvergleich zeigen sich auch Akzeptanzverschiebungen

innerhalb der Sparten, die sich in der Regel auch auf konkrete Veränderungen im Fortbildungsbereich

zurückführen lassen.

Beispielsweise hat sich die Akzeptanz des Fortbildungsangebots in der Sparte Literatur zunächst deutlich

verschlechtert und dann wieder verbessert. Dies kann auf den Umstand zurückgeführt werden, dass die

“Literaten“ im ersten Förderjahr in einer kleinen Runde zusammenarbeiten konnten. Weil diese Gruppe in den

Folgejahren zu klein wurde, wurden die Künstler der Sparte Literatur in das Fortbildungsangebot der

Theaterschaffenden integriert. Nach einer Eingewöhnungsphase verbesserte sich die Resonanz der „Literaten“.

Thematische Brücken für beide Künstlergruppen bildeten u.a. Seminare zum kreativen Schreiben.

Neben der Einbindung der Künstler aus der Sparte Literatur in die Fortbildungen des Theaterbereichs gab es

noch weitere Veränderungen, wie die Vergabe der Durchführung von Basisseminaren an zwei Künstler, die

selbst seit Programmbeginn Erfahrungen mit dem Landesprogramm Kultur und Schule sammeln konnten. Auch

bei der Gestaltung der Vertiefungsseminare wurden in der Arbeit mit Kindern erfahrene Künstler

miteinbezogen, nach Aussage der Verantwortlichen mit sehr positiver Resonanz von Seiten der Teilnehmer.

Die positive Resonanz der Bildenden Künstler auf das Fortbildungsangebot im Bereich Bildende Kunst kann u.a.

auch auf dessen dezentrale Organisationsstruktur zurückgeführt werden. Die von der LKD organisierten

Fortbildungen werden an mehreren Jugendkunstschulen durchgeführt. Neben einem festen Stamm werden

dabei je nach räumlicher Verteilung der geförderten Künstler weitere wechselnde Standorte einbezogen. Auf

diese Weise sichert die LKD eine breite Streuung der Seminarorte und damit eine gute Erreichbarkeit der

einzelnen Veranstaltungen für alle Künstler der Sparte Bildende Kunst. Ein solches Vorgehen erspart den

Künstlern lange Anfahrtswege und führt darüber hinaus zu Gruppenkonstellationen, in denen man sich

aufgrund der regionalen Nähe oftmals kennt. Auf diesem Wege konnten sich auch neue regionale Netzwerke

zwischen den Jugendkunstschulen – die sich zunehmend daran interessiert zeigten, Fortbildungen im

83%

82%

70%

63%

47%

46%

0%

71%

44%

80%

63%

48%

64%

88%

100%

71%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Neue Medien / Film

Bildende Kunst

Theater

Musik

Spartenübergreifend

Tanz

Literatur

Projekte insgesamt

2008/09

2007/08

2006/07

Förderjahr

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auf

das F

ort

bildungsangebot

7.2

98

Landesprogramm auszurichten – und ortsansässigen Künstlern bilden. Das Landesprogramm wirkt hier also

nachhaltig als Katalysator für die Herausbildung einer kulturellen Infrastruktur.

Im Zeitvergleich verbesserte sich vor allem die Bewertung des Fortbildungsangebots Musik durch die

teilnehmenden Musiker. Die Erklärung hierfür dürfte in der Beseitigung einer anfänglichen Unzufriedenheit der

Musiker liegen, die sich vor allem auf die weite Anreise zu den Fortbildungsveranstaltungen in der

Landesakademie Musik in Heek bezog. Damit einhergehende Problemfelder, wie beispielsweise die nicht

erstatteten Fahrtkosten bei langen Anfahrtswegen, konnten mit den neuen finanziellen Regelungen zur

Fahrtkostenerstattung im zweiten Förderjahr weitestgehend behoben werden. Dies verdeutlicht, wie wichtig

auch organisatorische Fragen für die Zufriedenheit der Künstler sind. Nach Auskunft von Bernhard van Almsick,

Bildungsreferent der Landesakademie Musik, gab es im Programmverlauf keine besonderen inhaltlichen

Veränderungen bei den Fortbildungsangeboten.

Auch in der Sparte Neue Medien/ Film verbesserte

sich die Resonanz der Künstler auf das

Fortbildungsangebot kontinuierlich. Dabei gab es

außer wechselnden Veranstaltungsorten in den

vergangenen Jahren nach Auskunft der

Organisatoren keine wesentlichen inhaltlichen

Veränderungen. Im Programmverlauf stellte sich

heraus, dass die Film- und Medienkünstler ein

besonderes Interesse daran haben, alle

Projektergebnisse spartenübergreifend auf CD-ROM

oder im Internet präsentieren zu können. Die

filmothek hat diesbezüglich unter http://www.film-

kultur-schule.de eine Internetseite eingerichtet, auf

der sich die Filmemacherinnen und Filmemacher mit

ihren Projekten präsentieren können. Auch erstellte sie eine abschließende CD für die Sparte Film/Neue

Medien. Im Frühjahr 2008 wurde mit dem Technikpool eine weitere Neuheit eingeführt, die sich sehr positiv

auf die Zufriedenheit der Künstler auswirkte. Dieses von der Staatskanzlei, den Künstlern und der filmothek der

jugend NRW gemeinsam entwickelte Konzept gibt den Künstlern die Möglichkeit, für die Projektarbeit im

Landesprogramm benötigte Film-Ausrüstungen auszuleihen. Um die Anfahrtswege zu verkürzen, wurde neben

dem Standort Duisburg noch ein weiterer Standort in Düsseldorf eingerichtet, wo Medienausrüstungen

entliehen werden können. Derzeit wird eine Möglichkeit für den Ausbau eines weiteren Standorts im Raum

Ostwestfalen-Lippe gesucht.

Beim Fortbildungsangebot im Bereich der Sparte Tanz gab es in den letzten drei Jahren wenige Änderungen im

Ablauf der in Köln stattfindenden Weiterbildungen, da schon im ersten Projektjahr nach Aussage der

Organisatoren eine zufriedenstellende Struktur etabliert werden konnte. Wichtig war den Veranstaltern, immer

wieder auch Raum für interkollegiale Kommunikation anzubieten. So nahm man eine Straffung des

Seminarprogramms vor, um im Anschluss den Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich über die aktuelle

Projektarbeit auszutauschen.

Dieser Austausch mit Kollegen war im Rahmen des Landesprogramms immer der Aspekt, welcher als besonders

unterstützend für die eigene Arbeit empfunden wurde. Die Institution Schule vermittelt Künstlern aufgrund der

vorgegebenen Struktur vielfach das Gefühl, ein “Einzelkämpfer“ zu sein. Hier konnten die Fortbildungsangebote

ein Forum aufbauen, das nach Angaben von Fortbildungsstätten und Künstlern sehr rege dazu genutzt wurde,

aktuelle Probleme im Projektverlauf gemeinsam zu erörtern und Hilfestellungen zu erarbeiten. Analog zu den

Ergebnissen der Künstlerbefragung fiel auch bei den qualitativen Künstlergesprächen auf, wie wichtig ein

Austausch mit Fachkollegen ist. Besonders deutlich wird dies angesichts der Tatsache, dass einige Künstler den

Gruppenarbeit bei einer Fortbildung der Sparte Neue Medien / Film

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auf

das F

ort

bildungsangebot

7.2

99

dringenden Bedarf sahen, auch nach der Absolvierung der Fortbildungsmodule weitere

Austauschmöglichkeiten zu haben. Dieser Bedarf scheint sich über die Jahre nicht reduziert zu haben.

Übersicht 88: Gründe der Künstler, warum sie die Fortbildung als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) (n= 1.296)

ZfKf 2010

Als weitere Themen nehmen Fragen zum Programm sowie pädagogische, organisatorische und künstlerische

Aspekte insgesamt einen ähnlichen Stellenwert ein und werden etwa von der Hälfte der befragten Künstler als

Grund für den positiven Zuspruch zu den Fortbildungen angeführt. Bei der Gewichtung dieser Aspekte konnten

in allen Jahren Unterschiede in den einzelnen Spartenbereichen festgestellt werden, wie dies aus folgender

Übersicht hervorgeht. Diese Beobachtung bestätigt den gewählten Ansatz des Landesprogramms, die

Fortbildungsangebote spartenspezifisch zu bündeln.

Übersicht 89: Gründe der bisher geförderten Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, warum sie die Fortbildungen als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, differenziert nach Sparte (Mehrfachnennungen möglich) (n= 1.296)

ZfKf 2010

91%

51%

51%

49%

47%

25%

83%

51%

40%

44%

41%

15%

86%

49%

46%

52%

31%

19%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Austausch mit Kollegen allgemein

Pädagogische Fragen

Organisatorische Fragen

Fragen zum Landesprogramm

Inhaltliche/künstlerische Fragen

Andere Fragen

2008/09

2007/08

2006/07

Förderjahr

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Neue Medien / Film

Theater

Literatur

Bildende Kunst

Spartenübergreifend

Musik

Tanz

Gesamt

Austausch mit Kollegen allgemein

Pädagogischen Fragen

Infos zum Prgramm

Organisatorischen Fragen

Inhaltlichen/künstlerischen Fragen

Anderen Fragen

Hilfe bei...

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Zu d

en R

ückm

eld

ungen d

er

nstl

er

auf

das F

ort

bildungsangebot

7.2

100

Künstler, denen die Fortbildungen keine Unterstützung für die tägliche Arbeit brachten (21%), führten als

häufigsten Grund fehlende neue Impulse an (51%). Ihnen konnten also in den Seminaren keine neuen

Erfahrungen vermittelt werden. Darüber hinaus wurde eine seltene Teilnahme als Grund angegeben.

Erfreulicherweise kann für die Zeit der erfassten drei Förderjahre festgestellt werden, dass letztgenannter

Grund vor allem im letzten Jahr deutlich seltener genannt wurde.

Übersicht 90: Gründe der Künstler, warum sie die Fortbildungen nicht als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr

68 (n = 283)

ZfKf 2010

Themenakzente, die sich die im Förderjahr 2008/09 geförderten Künstler für zukünftige Fortbildungen

wünschen, sind von Sparte zu Sparte recht unterschiedlich. Insgesamt wurden vor allem pädagogische und

künstlerische Fragen sowie der kollegiale Austausch genannt. Während Letzterer in der Planung der Angebote

und im Bewusstsein der Fortbildungsverantwortlichen weitestgehend verankert ist, stellt sich kontinuierlich die

Frage nach einer Ausbalancierung relevanter inhaltlicher Themen im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und

Kunst.

Übersicht 91: Themen, die nach Meinung der Künstler im Förderjahr 2008/09 künftig bei Fortbildungen stärker berücksichtigt werden sollten, differenziert nach Sparte

ZfKf 2010

68

Die Merkmale „Habe bereits viel Projekterfahrung“ und „Fortbildungen waren inhaltlich nicht sehr aufschlussreich“ wurden in der Künstlerbefragung nur im Förderjahr 2008/09 erhoben. Nicht erhoben im Förderjahr 2008/09 wurde das Merkmal „Fortbildungen haben mir keine neuen Erfahrungen vermitteln können“.

51%

23%

10%

4%

28%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Keine neuen Erfahrungen vermittelt

Nur vereinzelt bzw. gar nicht teilgenommen

Habe bereits viel Projekterfahrung

Waren inhaltlich nicht sehr aufschlussreich

Andere Gründe

2006/072007/082008/09Gesamt

Förderjahr

Fort

bild

un

gen

hab

en

nic

ht

we

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elf

en

nn

en

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Tanz

Neue Medien / Film

Bildende Kunst

Theater

Literatur

Musik

Spartenübergreifend

Gesamt

Pädagogische Fragen

Austausch mit Kollegen

Inhaltliche / künstlerische Fragen

Organisatorische Fragen

Fortbildungen sollen so bleiben

Infos zum Programm

Andere Fragen

Stärkere Akzente auf...

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Zusam

menfa

ssung u

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usblick z

um

Fort

bildungsangebot

7.3

101

7.3 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot

Trotz der Schnelligkeit, mit der das NRW Landesprogramm Kultur und Schule vor vier Jahren ins Leben gerufen

wurde, haben die einzelnen Fortbildungseinrichtungen in der kurzen Zeit beachtliche und thematisch

interessante Fortbildungsmodule entwickelt. Die einzelnen Einrichtungen sind dabei in kreativer Weise zum

Teil sehr individuelle Wege gegangen. Dies hat nicht zuletzt dazu geführt, dass sich der anfängliche Widerstand

der Künstler gegen die von einigen als “Zwangsverpflichtung“ empfundenen Fortbildungen zumindest bei einer

großen Gruppe aufgelöst hat.

Die Fortbildungen erfüllen im Rahmen des Landesprogramms primär drei wichtige Funktionen:

Erstens bieten sie den Künstlern inhaltliche und thematische Hilfestellungen für ihre Arbeit mit den

Schulen.

Zweitens stellen sie für die Organisatoren des Landesprogramms eine Möglichkeit dar,

Rückmeldungen zur aktuellen Situation der Künstler an den Schulen sowie zu deren Problemen und

Bedürfnissen zu gewinnen.

Drittens sind die Fortbildungen von großer Bedeutung für den Zusammenhalt der Künstler und deren

kollegialen Fachaustausch, da viele Künstler sich in den Schulen als “Einzelkämpfer“ fühlen.

Darüber hinaus stellt die Vernetzung der Künstler und Institutionen ein Beispiel für einen positiven sekundären

Effekt des Landesprogramms dar. Die hier geschaffenen Strukturen geben Hoffnung auf eine nachhaltige

Wirkung. Dort, wo es, wie im Fall des Technik-Pools für die Sparte Neue Medien / Film nötig war, reagierten die

Fortbildungsträger gemeinsam mit dem Land NRW und schufen Abhilfe.

Zum Teil problematisch stuften die Verantwortlichen der Fortbildungen die Belastung durch Künstleranfragen

zu verwaltungstechnischen Schwierigkeiten ein. Um dem entgegenzuwirken und dadurch bei den

Fortbildungsveranstaltungen mehr Zeit für Fachinhalte zu gewinnen, wurde ein CD-Tool entwickelt, das digital

nicht nur Informationen über das Landesprogramm anschaulich aufbereitet, sondern auch

Bewertungsunterlagen, Musterverträge, Elternanschreiben und vieles mehr enthält.

Um die Fortbildungseinrichtungen und die Staatskanzlei bezüglich

organisatorischer Fragen zu entlasten und zugleich

Arbeitserleichterungen für die Künstler zu schaffen, sind seit dem

Förderjahr 2009/10 die Materialien, die für den organisatorischen Ablauf

eines Projekts notwendig sind, für die Teilnehmer des Landesprogramms

auch auf CD-ROM erhältlich. Diese enthält diverse ausfüllbare digitale

Vorlagen, unter anderem das Projektdatenblatt, Checklisten für

Projektablauf, Pressearbeit und weitere Anlässe, sowie diverse

Mustervorlagen für Elternbriefe, Einladungen, Projektdokumentationen

und ähnliches. Darüber hinaus beinhaltet die CD-ROM begleitende

Erläuterungen zu den Materialien.

© QWER 2010

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Zusam

menfa

ssung u

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usblick z

um

Fort

bildungsangebot

7.3

102

Als Fazit aus den bisherigen Beobachtungen kann festgehalten werden, dass eine hohe Akzeptanz für das

Fortbildungsangebot bei den Künstlern geschaffen wurde. Dies gelang durch die Strategie, sowohl erfahrene

Künstler des Landesprogramms bei der Gestaltung des Fortbildungsangebots mit einzubeziehen, als auch

Anregungen der Künstler ernst zu nehmen und entsprechend mit konkreten Maßnahmen auf

Verbesserungsvorschläge einzugehen.

Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 7:

Trotz zusätzlicher Zeitinvestitionen auf Seiten der Künstler werden die Fortbildungen von diesen grundsätzlich

positiv bewertet. Eine stabile Mehrheit (71%) erachtet sie als hilfreich für die eigene Projektpraxis und schätzt

die Möglichkeit, Rückmeldung zur Programmpraxis an die Verantwortlichen des Programms weiterzugeben.

Inhaltlich überzeugt vor allem der kollegiale Austausch, wobei auch pädagogische, organisatorische und

künstlerische Aspekte in den Fortbildungen eine wichtige Rolle spielen. Bevorzugte Themenschwerpunkte der

Künstler in den Fortbildungen variieren abhängig von der Sparte, weshalb sich die spartenspezifische

Bündelung der Seminare als sinnvoll erweist.

Kontinuierliche Veränderung und der Ausbau des Fortbildungsangebots im Sinne der Anregungen und

Rückmeldungen der Künstler, wie dies in den vorangegangenen Jahren geschehen ist, sorgen für eine hohe

Akzeptanz der Fortbildungsangebote und damit einhergehend des Landesprogramms.

Für den weiteren Ausbau von Netzwerken zwischen den Künstlern des Landesprogramms, Schulen und

anderen kulturellen Akteuren empfiehlt sich eine spartenspezifische und regional strukturierte Verankerung

der Fortbildungsangebote.

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Resonanz d

er

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ern

und K

inder

auf

das L

andespro

gra

mm

8

103

8. Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm

Die Schulen und Künstler im Landesprogramm wurden in allen Förderjahren nach ihrer Einschätzung der

Elternakzeptanz befragt. Im Vergleich zu der Bewertung anderer Aspekte, wie des Profits für die Schüler oder

die Zusammenarbeit der Schulen mit den Künstlern, schnitt dabei die geschätzte Elternakzeptanz immer

deutlich schlechter ab. Wie aus folgender Übersicht hervorgeht, trifft dies vor allem auf die Künstler zu, die die

Elternakzeptanz deutlich schlechter einschätzen als die Schulleiter.

Übersicht 92: Durchschnittliche Bewertung der Elternakzeptanz von Seiten der Schulen und der Künstler im Förderzeitraum differenziert nach Förderjahr (1= Sehr zufrieden; 5= Sehr unzufrieden)

ZfKf 2010

Bei der Elternakzeptanz kann beobachtet werden, dass diese, wie vorausgehend schon in Kapitel 3 dargestellt,

nach Meinung der Schulleiter und Künstler mit der Schulform differiert. Künstler, die an Gymnasien tätig sind,

schätzen die Elternakzeptanz am positivsten ein (2,54), die Schulleiter die Elternakzeptanz an Grundschulen. An

den Hauptschulen wird die Elternakzeptanz von Schulleitern (1,92) und Künstlern (3,51) im Vergleich am

schlechtesten bewertet, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 93: Durchschnittliche Bewertung der Elternakzeptanz von Seiten der Schulleiter und Künstler im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform (1= Sehr zufrieden; 5= Sehr unzufrieden)

ZfKf 2010

1,54

2,86

1,68

2,87

1,65

2,90

1,64

2,88

1 2 3 4 5

Schulleiter

Künstler

Schulleiter

Künstler

Schulleiter

Künstler

Schulleiter

Künstler

20

06

/07

20

07

/08

20

08

/09

Ges

amt

Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden

1,64

2,88

1,72

2,97

1,68

2,54

1,55

2,76

1,67

3,11

1,74

3,23

1,65

3,30

1,92

3,51

1 2 3 4 5

Schulleiter

Künstler

Ges

amt

HauptschuleGesamtschuleFörderschuleRealschuleGrundschuleGymnasiumSonstige SchulenInsgesamt

Sehr zufrieden Sehr unzufriedenTeils-teils

Schulform

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Resonanz d

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auf

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andespro

gra

mm

8

104

Aufgrund der teils schlechten und sehr unterschiedlichen Einschätzung der Elternakzeptanz durch Schulen und

Künstler wurden in der Evaluation zwei Elternbefragungen durchgeführt, wobei die zweite Elternbefragung

anhand eines kombinierten Eltern-/Kind-Fragebogen stattfand, den das ZfKf für die Befragung von jungen

Zielgruppen entwickelt hat. Die erste Elternbefragung wurde im ersten Förderjahr stichpunktartig an zehn

ausgewählten Schulen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Schulformen und Standorte durchgeführt.

Dabei wurde die Resonanz und der Informationsstand der Eltern in Bezug auf das Landesprogramm ermittelt.

Nach den Ergebnissen dieser Befragung waren 98% der Eltern, die eine Rückmeldung zum Landesprogramm

gaben, über die Existenz des Künstlerprojekts informiert. Mehr als drei Viertel der Eltern erhielten von ihren

Kindern eine Rückmeldung, dass ein entsprechendes Projekt an der Schule durchgeführt wird, etwa die Hälfte

der Eltern wurde zudem vom Klassenlehrer informiert (51%).

Übersicht 94: Personen, die die Eltern über das Künstlerprojekt in der Schule informiert haben, im Förderjahr 2006/07 (n=172) (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

Zur Elternresonanz auf das Kunstprojekt

In einer wesentlich umfangreicheren Erhebung im Jahr 2009 wurden an 100 ausgewählten Grundschulen Eltern

und Kinder gemeinsam zum durchgeführten Kunstprojekt im Rahmen des Landesprogramms befragt. Da es

schwierig ist, jüngere Kinder in größere Befragungen einzubinden – Befragungen im Klassenverband schaffen

oftmals „peer-group-Effekte“ – wurden die Eltern im Rahmen der schriftlichen Evaluation gebeten, die Kinder

nach Aspekten zu befragen, die ihnen besonders gut und die ihnen nicht gefallen hatten und die Antworten

wortgetreu auf dem Fragebogen zu notieren. Die Rückmeldungen der Kinder auf das Projekt und den

durchführenden Künstler waren insgesamt sehr positiv. 65% der Kinder äußerten sich „sehr zufrieden“ mit

ihrem Kunstprojekt, ebenfalls „sehr zufrieden“ damit waren 54% der Eltern.

2%

2%

5%

13%

51%

77%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Sonstige

Niemand

Künstler

Schulleitung

(Klassen-) Lehrer

Meine Tochter / mein Sohn

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Resonanz d

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8

105

Übersicht 95: Zufriedenheit der Eltern (n=707) bzw. Kinder (n=707) mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms 2008/09

ZfKf 2010

Die Bewertung des Kunstprojekts durch die Eltern, so belegen die ermittelten Daten, steht in engem

Zusammenhang mit der Zufriedenheit der Kinder. So sind beispielsweise 90% der Eltern „sehr zufrieden“, wenn

ihre Kinder dies auch sind. Die Eltern machen also ihre Bewertungen vorwiegend von den Bewertungen und

Erzählungen ihrer Kinder abhängig.

Neben der Zufriedenheit der eigenen Kinder beeinflusst auch der Besuch einer Abschlusspräsentation das

positive Urteil zum Landesprogramm. Sind 62% der Eltern, die eine Abschlussveranstaltung besucht haben,

sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt, liegt dieser Anteil bei Eltern ohne Abschlussveranstaltungsbesuch bei

32%. 68% der Eltern nutzten die Gelegenheit, die Aufführung bzw. Abschlusspräsentation ihres Kindes zu

besuchen. In der ersten Elternbefragung lag der Anteil der Eltern, die die Abschlussveranstaltung besuchten,

noch bei 72%. Von diesen beurteilen 26% die Abschlussveranstaltung als sehr gut, 23% als gut. Nur 2% waren

einigermaßen zufrieden mit der Abschlussveranstaltung, knapp 50% machten dazu keine Angabe.

Übersicht 96: Kenntnis und Besuch einer Abschlusspräsentation von Seiten der Eltern (n=707) (Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

0%

0%

5%

34%

54%

0%

0%

5%

27%

65%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

völlig unzufrieden

nicht zufrieden

Teils/teils

zufrieden

sehr zufrieden

Kind Eltern

74%

68%

17%

9%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Kenntnis von einer Abschlussveranstaltung

Abschlussveranstaltung wurde/wird besucht

Es gab/gibt keine Abschlussveranstaltung

k.A.

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auf

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andespro

gra

mm

8

106

Das Interesse der Eltern, die Abschlussveranstaltung eines Kunstprojekts zu besuchen, ist größer bei Eltern, die

ihre Kinder auch privat künstlerisch fördern.

Übersicht 97: Besuch der Abschlussveranstaltung durch die Eltern differenziert nach privater Förderung der eigenen Kinder in der kulturellen Bildung (n=707)

ZfKf 2010

Überraschend können im Kontext des Bildungshintergrunds der Eltern69

keine wesentlichen Unterschiede bei

der Bewertung der Kunstprojekte beobachtet werden. 91% der Eltern mit hohem und 92% der Eltern mit

niedrigem Bildungsabschluss sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms.

Übersicht 98: Zufriedenheit der Eltern mit dem Kunstprojekt differenziert nach Schulbildung (n=516)

ZfKf 2010

Ein Migrationshintergrund der Eltern spielt bei der Bewertung der Zufriedenheit mit dem Kunstprojekt ihrer

Kinder nach dem Ergebnis der Befragung ebenfalls keine wesentliche Rolle. Bei der Erhebung des

Migrationshintergrunds des Elternhauses gaben 66% keinen und 37% der Befragten einen

Migrationshintergrund an. Lediglich 2% machten keine Angabe. Eltern ohne Migrationshintergrund äußerten

69

Unter niedriger Bildung werden hier Personen zusammengefasst, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, unter hoher Schulbildung Personen mit Abitur. Bei der Erhebung des Bildungsabschlusses machten von 707 befragten Eltern 27% keine Angabe. 14% der Befragten gaben einen niedrigen, 36% einen mittleren und 23% einen hohen Bildungsabschluss an.

50%

26%

24%

Besuch der Abschlussveranstaltung

JaNeinGeplant

Private künstlerische Förderung ...

26%

48%

26%

Kein Besuch der Abschlussveranstaltung

JaNeinGeplant

Private künstlerische Förderung ...

0%

0%

1%

5%

5%

7%

39%

37%

34%

53%

55%

57%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

niedriger Bildungsabschluss

mittlerer Bildungsabschluss

hoher Bildungsabschluss

sehr zufrieden

zufrieden

Teils/teils

nicht zufrieden

völlig unzufrieden

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Resonanz d

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und K

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auf

das L

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gra

mm

8

107

sich zu 56%, Eltern mit Migrationshintergrund zu 54% als mit dem Kunstprojekt ihrer Kinder „sehr zufrieden“.

Punktuell etwas positiver äußerten sich Kinder mit Migrationshintergrund mit einem Anteil von 69% als „sehr

zufrieden“ im Vergleich zu den Kindern ohne Migrationshintergrund (66%).

Zur Resonanz der Grundschulkinder auf die Kunstprojekte

Die Eltern wurden gebeten, wie schon erwähnt, ihre Kinder zu fragen, was ihnen a) besonders gut und b) nicht

so sehr am Kunstprojekt gefallen hat und die Kommentare möglichst wortgenau aufzuschreiben. Diesem

Wunsch nach Feedback wurde von einer überwältigenden Mehrheit der Kinder und Eltern entsprochen: Bei der

Frage, was den Kindern gefallen habe, machten lediglich 5% keine Angabe. Am häufigsten wurde von den

Kindern das Erlebnis, „künstlerisch tätig zu sein“ hervorgehoben.

Übersicht 99: Aspekte, die den Kindern im Rahmen des Kunstprojekts sehr gut gefallen haben (Mehrfachnennungen möglich) (n=707)

ZfKf 2010

Das nicht weiter ausdifferenzierte „Alles gut“ wurde am zweithäufigsten genannt. Die „Selbstbestätigung bei

der Abschlussveranstaltung“ wird von den Kindern mit 14% an dritter Stelle angeführt. Das Erlebnis, „dass wir

auf einer echten Bühne aufgetreten sind“ und „der Auftritt vor Publikum und der Applaus“ wird hier von vielen

Kindern besonders hervorgehoben.

Neben der Selbstbestätigung, die die Kinder im Rahmen einer Aufführung gewinnen konnten, ist die

Begeisterung auch stark an die „Persönlichkeit des Künstlers“ gebunden: „…die Kursleiterin war super…" und

ähnliche Aussagen unterstreichen mit anteilig 14% die positive Beziehung zur Person des Künstlers.

Das sich Ausprobieren bzw. „Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien oder an ungewöhnlichen Orten“ wird

ebenfalls häufiger von den Kindern explizit hervorgehoben (12%), sowie das selbstständige Experimentieren

mit und das Selbstbestimmen von künstlerischen Inhalten (5%). Kinder fanden gut, „dass man sich eine Szene

selbst ausdenken durfte“ oder „dass man selber Ideen einbringen konnte“. Diese Nennungen belegen auch,

dass die Kinder in den Kunstprojekten des Landesprogramms an der Freiheit des künstlerischen Prozesses

beteiligt wurden.

Wie sieht es nun mit den negativ erlebten Momenten der Kinder im Rahmen der Kunstprojekte aus? 61% der

Kinder machten hierzu keine Angabe. „Einzelne inhaltliche Aspekte“ in ihrem Kunstprojekt griffen 8% der

Kinder als weniger gut heraus. Unter diesem Punkt wurden ganz unterschiedliche Details aufgezählt, wie „das

Bärenkostüm war ein bisschen zu warm“ oder „dass der Gips so schwer zu verteilen war“. Unruhe, wie Lärm

5%

14%

2%

2%

4%

5%

7%

9%

12%

14%

14%

15%

18%

0% 5% 10% 15% 20%

keine Angabe

Sonstiges

Die Ausflüge

Geschichten hören

Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen

Inhalte selbst bestimmen

Arbeiten in der Gruppe

Viel gelernt

Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien/an anderen Orten

Persönlichkeit des Künstlers

Selbstbestätigung bei Abschlussveranstaltung

Alles gut

Künstlerisch tätig sein

Kinder fanden gut…

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auf

das L

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gra

mm

8

108

und andere Störungen, wurden von den Kindern ebenfalls hin und wieder genannt (8%). Zeitliche

Rahmenbedingungen wurden von 7% der Kinder als Problem angesehen. Ein Aspekt, der hier beispielsweise

genannt wurde, waren lange Wartezeiten im Rahmen des Projekts. Probleme mit dem Künstler führten 4% der

Kinder an.

Übersicht 100: Aspekte, die den Kindern im Rahmen des Kunstprojekts nicht gefallen haben (Mehrfachnennungen möglich) (n=707)

ZfKf 2010

In Bezug auf den Bildungshintergrund des Elternhauses können in Anlehnung an die Eltern bei den Kindern

keine Unterschiede beobachtet werden. 91% der Kinder, deren Eltern eine hohe Schulbildung haben, und 95%

der Kinder von Eltern mit niedrigen Schulabschlüssen waren „zufrieden“ bzw. „sehr zufrieden“ mit dem

Kunstprojekt des Landesprogramms. Wohl aber fällt auf, dass die Aspekte, die die Kinder im Rahmen des

Kunstprojekts besonders positiv erlebten, sich vor dem Bildungshintergrund der Eltern teils unterscheiden, wie

dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 101: Aspekte, die die Kinder im Rahmen des Kunstprojekts besonders positiv hervorheben, differenziert nach Schulbildung der Eltern (Mehrfachnennung möglich) (n=707)

ZfKf 2010

65%

3%

1%

1%

1%

3%

4%

7%

8%

8%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

keine Angabe

Sonstiges

Räumlichkeiten

Projektinhalt/Thema gesamt

Arbeiten nach Vorgabe

Viel Aufwand

Probleme mit Künstler

Zeitliche Rahmenbedingungen

Störungen, Unruhe etc.

Einzelne inhaltliche Aspekte

Kinder fanden nicht gut

4%

9%

2%

5%

4%

8%

10%

1%

17%

10%

17%

16%

9%

3%

13%

1%

1%

2%

2%

5%

7%

9%

14%

15%

19%

22%

0% 5% 10% 15% 20% 25%

keine Angabe

Sonstiges

Die Ausflüge

Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen

Inhalte selbst bestimmen

Arbeiten in der Gruppe

Viel gelernt

Geschichten hören

Persönlichkeit des Künstlers

Arbeiten mit ungewöhnlichen …

Selbstbestätigung bei Abschlussveranstaltung

Künstlerisch tätig sein

Alles gut

niedriger Bildungsabschluss mittlerer Bildungsabschluss hoher Bildungsabschluss

Page 109: UNSTVOLL MIT ALLEN SINNEN - Chancen NRW...KUNSTVOLL MIT ALLEN SINNEN! Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule im Förderzeitraum 2006 bis 2010 vorgelegt

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8

109

Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss mögen häufiger als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern

das „Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien/an anderen Orten“ (14%) und die künstlerische Tätigkeit an sich

(19%). Sie greifen auch wesentlich häufiger bei der Bewertung auf die undifferenzierte Beschreibung „alles gut“

(22%) zurück. Das „Geschichten hören“ (7%) findet bei Kindern aus bildungsfernen Schichten ebenfalls

besonderen Anklang. Kinder aus Elternhäusern mit hohem Bildungsabschluss schätzen besonders „die

Persönlichkeit des Künstlers“ (17%), das „Arbeiten in der Gruppe“ (8%), sowie das „Verkleiden/in andere Rollen

schlüpfen“ (5%). Auch sind sie häufiger als andere Kinder der Meinung, dass sie „viel gelernt“ haben (10%) und

genießen stärker noch Selbstbestätigung durch die Präsentation vor Publikum (17%).

Kinder, die privat künstlerisch gefördert werden, sind deutlich häufiger „sehr zufrieden“ (72%) mit dem

Kunstprojekt des Landesprogramms als Kinder ohne private Förderung (56%). Sehr positiv urteilen auch die

Kinder (72%), deren Eltern sie, durch das Landesprogramm angeregt, künftig künstlerisch fördern wollen.

Übersicht 102: Zufriedenheit der Kinder mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms differenziert nach privater künstlerischer Förderung (n=649)

ZfKf 2010

In Bezug auf die Vorerfahrung in der kulturellen Bildung zeigen sich von Seiten der Kinder auch in der

Beurteilung einzelner Elemente der Kunstprojekte teils deutliche Unterschiede. Bei Kindern, die bereits privat

künstlerisch gefördert werden, steht die „Persönlichkeit des Künstlers“ mit 21% an erster Stelle. Für Kinder, die

privat nicht künstlerisch gefördert werden, steht an erster Stelle „alles gut“ (19%). Es ist anzunehmen, dass

Kinder ohne künstlerische Vorerfahrung sich nicht zutrauen, differenzierte Angaben zum Kunstprojekt zu

machen, da sie sich hier nicht kompetent fühlen. Dafür betonen Kinder ohne Erfahrung viel stärker den Aspekt,

überhaupt einmal künstlerisch tätig zu sein.

Im Vergleich heben Kinder, die in der Freizeit künstlerisch gefördert werden, viel häufiger die positive

Bestätigung durch eine Abschlussveranstaltung hervor als Kinder ohne eine solche Förderung. Diese

unterschiedliche Bewertung ist insofern nachvollziehbar, als dass Kinder ohne künstlerische Vorerfahrung

vermutlich bei einer öffentlichen Präsentation viel ängstlicher sind, da sie gegebenenfalls weniger Zutrauen in

ihre künstlerischen Fähigkeiten haben als künstlerisch erfahrene Kinder. Besonders selten werden speziell von

Grundschulkindern mit Migrationshintergrund die Erfahrungen auf der Bühne positiv hervorgehoben. Hier wird

die kulturpädagogische Verantwortung deutlich, Kindern ohne künstlerische Erfahrung und mit möglichen

Sprachbarrieren das nötige Selbstvertrauen in das eigene künstlerische Ausdrucksvermögen zu vermitteln.

Grundsätzlich sind die Ergebnisse sehr spannend, zeigen sie doch, dass Grundschulkinder aus

unterschiedlichsten Kontexten und mit unterschiedlichen Vorerfahrungen die Kunstprojekte gleichermaßen

5%

2%

9%

23%

26%

35%

72%

72%

56%

0% 20% 40% 60% 80%

Kinder, die von ihren Eltern nicht gefördert werden

Kinder, die von ihren Eltern künftig privat gefördert werden

Kinder, die von ihren Eltern privat gefördert werden

sehr zufrieden

zufrieden

teils-teils

nicht zufrieden

völlig unzufrieden

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mm

8

110

positiv erleben, sich in der Begeisterung jedoch auf unterschiedliche Bereiche fokussieren. Diejenigen, die

bereits privat ein kulturelles Bildungsangebot besuchen, setzen sich vor allem mit der Person und Begegnung

mit dem Künstler auseinander und genießen den Erfolg, ihr künstlerisches Ausdrucksvermögen vor Publikum zu

präsentieren. Kinder ohne diese Erfahrung genießen vor allem das Erlebnis, erstmals künstlerisch aktiv zu sein.

Gestaltungswünsche der Eltern zur kulturellen Bildung in der Schule

Groß ist auch der Wunsch der Eltern nach weiteren künstlerischen Projekten im Schulalltag. 93% der Eltern sind

der Meinung, dass Projekte dieser Art gefördert werden sollten. Die Hälfte der Eltern wünscht sich jedes

Schuljahr Kunstprojekte zu verschiedenen Sparten und ein weiteres Drittel ein Kunstprojekt pro Schuljahr.

Genauso hoch fällt der Zuspruch der Kinder aus.

Übersicht 103: Wunsch der Eltern (n=707) bzw. Kinder (n=707) nach Häufigkeit von Kunstprojekten in der Schule

ZfKf 2010

Bei der Frage, in welchem Bereich sich die Eltern noch mehr künstlerische Projekte wünschen würden,

präferieren die Befragten die Sparten Tanz, Theater und Musik. Auch Film/Fotografieren wurde häufig genannt.

Übersicht 104: Spartenwünsche der Eltern im Förderjahr 2006/07 für Kunstprojekte in der Schule (Mehrfachnennungen möglich) (n=172)

ZfKf 2010

48%

35%

9%

1%

6%

50%

34%

8%

1%

7%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Jedes Schuljahr Kunstprojekte zu verschiedenen Sparten

Ein Kunstprojekt pro Schuljahr

Ein Kunstprojekt in der Grundschulausbildung

Kein Kunstprojekt in der Grundschule

k.A.

Nach Meinung der Eltern Nach Meinung der Kinder

1%

2%

22%

26%

38%

41%

42%

45%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

k.A.

Sonstiges

Bildhauerei/Malerei

Literatur

Film/Fotografieren

Musik

Theater

Tanz Projektwünsche

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er

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8

111

Erstaunlich gering ist das Interesse der befragten Eltern an Literaturprojekten und vor allem an Projekten der

Sparte Bildende Kunst. Man könnte vermuten, dass die Eltern die beiden letztgenannten Sparten deshalb

vernachlässigen, weil sie davon ausgehen, dass im Kunstunterricht genug künstlerisch-kreative Arbeit geleistet

und die Beschäftigung mit der Literatur im Deutschunterricht ausreichend thematisiert wird. Dass dennoch

viele Eltern den Wunsch nach Musikprojekten äußern, obwohl Musik ebenfalls als eigenes Unterrichtsfach im

Schulalltag präsent ist, könnte auf die gängige Praxis des Musikunterrichts in Deutschland zurückgeführt

werden, die das aktive Musizieren nicht in den Vordergrund stellt.

Zu den Impulsen und Transfereffekten des Landesprogramms auf die Eltern

Welche Impulse des Landesprogramms kommen bei Eltern und Kindern an? Werden Eltern durch das

Landesprogramm angeregt, ihre Kinder künftig auch privat künstlerisch zu fördern? 23% der befragten Eltern

geben an, dass sie angeregt durch das Landesprogramm ihre Kinder künftig privat künstlerisch fördern wollen.

Geht man von einer Repräsentativität dieser Zahl aus, so würde das bezogen auf die in den vier Förderjahren

bisher geförderten 94.000 Kinder bedeuten, dass 21.620 Kinder dank des Impulses des Landesprogramms

erstmals von ihren Eltern bei der Aufnahme künstlerischer Aktivitäten in der Freizeit unterstützt werden.

Übersicht 105: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm Kultur und Schule im Förderjahr 2008/09 (n = 707)

ZfKf 2010

Bei einer Hochrechnung der ermittelten Werte stellt sich die Frage nach der Repräsentativität der

Elternerhebung. Da der Rücklauf aufgrund des Zwischenvermittlers Schule, die die Fragebögen an die Eltern

weiterleitete, nicht ordentlich nachgehalten werden konnte, werden im Folgenden einige Merkmale der

antwortenden Eltern mit der Verteilung in der Gesamtbevölkerung verglichen. Es ist natürlich grundsätzlich

nicht auszuschließen, dass hier vor allem Eltern geantwortet haben, die offen für kulturelle Bildung sind und

damit einhergehend einen höheren Bildungsstand haben. Betrachtet man in diesem Kontext die Schulbildung

der Eltern, die in der Erhebung auch eine Angabe zum eigenen Schulabschluss gemacht haben, im Vergleich zur

Bevölkerung in NRW allgemein, wird zunächst in der Tat deutlich, dass vorwiegend Eltern mit mittlerer oder

hoher Schulbildung geantwortet haben. Ein Viertel der Eltern machte allerdings keine Angaben zum

Schulabschluss. Dabei fällt auf, dass der Anteil fehlender Angaben ziemlich genau der Differenz zur

repräsentativen Verteilung der Eltern mit niedriger Schulbildung in NRW entspricht. Es kann vermutet werden,

dass Personen mit einem niedrigen Schulabschluss die Frage nach der Schulbildung aus persönlichen Gründen

eher verweigerten als solche mit einer mittleren oder hohen, und dass der Anteil der Eltern mit einem

38%

23%

31%

9%fördern ihre Kinder schon privat

wollen ihre Kinder künftig privat fördern

wollen ihre Kinder privat nicht fördern

k.A.

Eltern...

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niedrigen Schulabschluss an der Elternbefragung real höher ist und der repräsentativen Verteilung doch

weitgehend entspricht.

Übersicht 106: Schulbildung der Eltern, die sich an der Befragung beteiligt haben, und Schulbildung der Bevölkerung in NRW

ZfKf 2010

Ein weiteres Merkmal, das die Repräsentativität der Rückmeldungen einzuschätzen hilft, ist die private

künstlerische Förderung der Kinder. Ein Vergleich der Fördertätigkeit der Eltern, die im Rahmen des

Landesprogramms erfasst wurden, mit der der Eltern bundesweit zeigt eine nahezu identische Verteilung70

:

38% der Eltern, die im Landesprogramm geantwortet haben, fördern ihre Kinder im künstlerischen Bereich

privat. 37% der Eltern in der bundesweiten Befragung geben für die private Förderung ihrer Kinder im Bereich

Kulturelle Bildung finanzielle Mittel aus.71

Diese Vergleiche legen nahe, dass die Rückmeldung der Eltern im

Landesprogramm bezogen auf die Merkmale Bildung und Kulturinteresse weitgehend repräsentativ verteilt

sind.

Für eine Einschätzung der Impulswirkung des Landesprogramms auf die Eltern stellt sich dabei die spannende

Frage: Können im Rahmen des Landesprogramms auch die Elternhäuser angeregt werden, in die kulturelle

Bildung ihrer Kinder zu investieren, die dies aufgrund ihrer sozialen Herkunft eher nicht tun? Wie die Pisa-

Studie72

und das 1. Jugend-KulturBarometer unterstreichen, besteht ein starker Zusammenhang zwischen dem

Bildungsniveau der Eltern und der privaten Förderung der Kinder im Bereich der Kulturellen Bildung wie auch

der Bildung allgemein. Die vorliegenden Daten bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der eben genannten

Studien: Im Vergleich fördern 68% der im Rahmen des Landesprogramms befragten Eltern mit hoher

Schulbildung ihre Kinder künstlerisch privat, gegenüber lediglich 17% der Eltern mit niedrigem

Bildungsabschluss. Immerhin ein Drittel der Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss will jedoch, angeregt durch

das Kunstprojekt des Landesprogramms, das eigene Kind künftig privat künstlerisch fördern (34%). Dies

unterstreicht die positive Bilanz des Landesprogramms. Rechnet man dies auf die Gesamtzahl der erreichten

Teilnehmer hoch, so wurden in den vier Förderjahren mindestens 13.160 Kinder aus bildungsfernen

70

Dieser bundesweite Anteil an Eltern, die ihre Kinder kulturell fördern, wurde über eine repräsentative Elternbefragung im Rahmen des Jugend-KulturBarometers erfasst. Vgl.: Susanne Keuchel; Andreas Wiesand (Hg.): Das 1. Jugend-KulturBarometer: „Zwischen Eminem und Picasso…“ Bonn. 2006.

71 Ebd. S.80

72 M. Prenzel u. a. (Hrsg.): PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie. Münster u.a. 2007.

19%

14%

42%

50%

36%33%

31%

23% 24%27%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Elternbefragung ohne k.A. Elternbefragung mit k.A. Bevölkerung in NRW

NiedrigMittelHochk.A

Bildungsstand

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113

Elternhäusern erreicht73

, für knapp 4.500 dieser Kinder wurde eine künftige private Förderung künstlerischer

Aktivitäten über das Elternhaus angeregt.

Übersicht 107: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Bildungsabschluss (n=707)

ZfKf 2010

Kann das Landesprogramm Kultur und Schule auch die Elternhäuser aus dem Migrantenmilieu erreichen? Das

Landesprogramm kann auch hier erfolgreiche Impulse nachweisen. Gut ein Drittel der Eltern mit

Migrationshintergrund wollen ihr Kind angeregt durch das Landesprogramm erstmals künstlerisch fördern, wie

dies auch folgende Übersicht veranschaulicht.

Übersicht 108: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Migrationshintergrund der Eltern (n=707)

ZfKf 2010

73

Geht man davon aus, dass sich unter den 27% der Eltern, die keine Angabe zu ihrer Schulbildung im Rahmen der Elternbefragung machten, ein weiterer Anteil an Eltern mit niedriger Schulbildung befindet, ist der Anteil erreichter Kinder aus bildungsfernen Familien sogar noch deutlich größer.

17%

31%

49%

15%

28%

34%

68%

42%

17%

0% 20% 40% 60% 80%

hoher Bildungsabschluss

mittlerer Bildungsabschluss

niedriger Bildungsabschluss

privat nicht fördern

künftig privat fördern wollen

schon privat fördern

Eltern, die ihre Kinder...

19%

32%

50%

52%

21%

27%

0% 20% 40% 60%

Eltern, die ihre Kinder schon privat fördern

Eltern, die ihre Kinder künftig privat fördern wollen

Eltern, die ihre Kinder privat nicht fördern

Ohne Migrationshintergrund Mit Migrationshintergrund

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114

Die Teilnahme am Kunstprojekt des Landesprogramms kann also eine Hebelfunktion entwickeln, die sich noch

verstärkt, wenn die Eltern eine Abschlussveranstaltung ihres Kindes besuchen und das Kind selbst mit großer

Begeisterung am Kunstprojekt teilgenommen hat.

Beachtet man die Analyse des Jugend-KulturBarometers, wonach über freiwillige schulische AGs am

Nachmittag nur 3% der jungen Leute angesprochen werden74

, die nicht schon mit anderen Partnern

künstlerisch aktiv gewesen sind, ist die Tatsache ein hervorzuhebender Erfolg, dass 23% der vom

Landesprogramm erreichten Kinder durch das Kunstprojekt erstmals motiviert wurden, künftig in der Freizeit

künstlerisch-kreativ zu sein. Bezogen auf die Kinder, die vorher noch nicht künstlerisch aktiv waren, erreichte

das Landesprogramm sogar einen Anteil von 54%.

Es können also über das NRW Landesprogramm Kultur und Schule sehr wohl auch Elterngruppen erreicht und

für die kulturelle Bildung ihrer Kinder motiviert werden, die dies bisher nicht waren. Auslöser ist hier vielfach

die Begeisterung der Kinder im Kontext der gesammelten künstlerischen Erfahrungen, wie dies exemplarisch

auch die enthusiastischen Worte des Schülers Tim zum Projekt “Kunst ohne Grenzen“ veranschaulichen:

“Ich fand das total cool [...]“

Grundschüler Tim zum Projekt "Kunst ohne Grenzen"

Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 8

Fast alle befragten Eltern (88%) und Kinder (92%) sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt

des Landesprogramms. Dabei steigt der Anteil der sehr zufriedenen Eltern, wenn diese eine

Abschlusspräsentation besucht haben und wenn die Kinder ebenfalls mit dem Kunstprojekt sehr zufrieden

sind.

Schulbildung und Herkunft der Eltern haben keinen Einfluss auf die Zufriedenheit der Eltern und Kinder mit

dem Kunstprojekt des Landesprogramms.

Kinder aus bildungsnahen Kontexten und mit Erfahrung im Bereich der Kulturellen Bildung schätzen vor allem

die Möglichkeit der Selbstbestätigung bei einer Abschlusspräsentation und die Persönlichkeit des Künstlers,

während Kinder aus bildungsfernen Kontexten und mit wenig oder keiner Erfahrung im Bereich der Kulturellen

Bildung das Erlebnis, erstmals künstlerisch tätig zu sein, genießen.

Das künstlerische Selbstvertrauen von Kindern aus kulturfernen Milieus und mit möglichen Sprachbarrieren

muss im Rahmen der kulturpädagogischen Vermittlung besonders gestärkt werden.

Die Mehrzahl der Eltern (93%) und der Kinder (92%) wünscht sich mindestens ein Kunstprojekt pro Schuljahr.

Dabei stehen die Sparten Tanz, Theater, Musik und Film/Fotografie an vorderster Stelle.

Das Landesprogramm erfüllt auch für Eltern eine wichtige Impulsfunktion. So wurden 23% der Eltern durch

das NRW Landesprogramm Kultur und Schule erstmals motiviert, künftig die eigenen Kinder in der Freizeit

privat künstlerisch-kreativ zu fördern. Darunter fanden sich auch 19% Eltern mit niedriger Schulbildung.

74

Susanne Keuchel: Das 1. Jugend-KulturBarometer. a.a.O. S.49

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Schule

n?

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9. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen?

Hat sich mit dem Landesprogramm auch die Wertigkeit von Kunst und Kultur an Schulen verändert? Sind

Veränderungen des „Klimas“ an den Schulen messbar, die vorher keine Projekte durchgeführt haben? Bei der

Beantwortung dieser Fragen gilt es zunächst, die unterschiedlichen Traditionen und Erfahrungen im

Engagement für kulturelle Bildung bei den jeweiligen Schulformen zu berücksichtigen. War das

Landesprogramm Impulsgeber bei der Partnerschaft der Schulen mit außerschulischen Partnern in der

kulturellen Bildung? Oder bestanden schon vorher Kooperationen mit Künstlern und kulturellen

Bildungseinrichtungen bei der Realisierung künstlerischer Projekte?

Übersicht 109: Frühere Kooperationen der Schulen, die bis einschließlich 2008/2009 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit außerschulischen Partnern bei künstlerischen Projekten vor Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Schulform (n=1.151)

75

ZfKf 2010

Vor allem die Gesamtschulen haben sehr viel Erfahrung mit außerschulischen Kooperationen in der kulturellen

Bildung (87%) gesammelt, wie dies vorausgehende Übersicht verdeutlicht. Dies verwundert wenig, praktizieren

doch die integrierten Gesamtschulen seit den 70er Jahren eine stärkere Öffnung nach außen.76

Haupt- und

Realschulen weisen dagegen kaum außerschulische Partnerschaften auf. Überraschen mag die relativ

ausgeprägte Erfahrung von Berufsschulen mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern. Aufgrund der

geringen Fallzahl der befragten Berufsschulen sollte das Ergebnis jedoch nicht überbewertet werden. Die

meisten Gymnasien sind ebenfalls aktiv in der Koordinierung von künstlerischen Projekten mit

außerschulischen Partnern. Traditionell spricht man diesen Schulen eine größere Nähe zur kulturellen Bildung

zu.

Die Schulen mit Erfahrung in der Kooperation mit außerschulischen Partnern führen im Durchschnitt 1,5

Kooperationen pro Jahr durch. Die Grundschulen, von denen nur knapp über die Hälfte aller Schulen bisherige

Kooperationen realisiert haben, unternehmen, wenn sie in diesem Feld aktiv sind, durchschnittlich besonders

75

3% der Schulleiter in der abschließenden Schulleiterbefragung machten keine Angaben zur Erfahrung mit Kunskooperationen. 76

Klaus Jürgen Tillmann: Ganztagsschule: die richtige Antwort auf PISA? In: Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. a.a.O. S. 48

55%

43%

45%

55%

56%

63%

63%

87%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Gesamt

Realschule

Hauptschule

Grundschule

Förderschule

Berufsschule

Gymnasium

Gesamtschule

Erfa

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die

Schule

n?

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viele Projekte (1,64) pro Jahr. Die Förderschulen, die in der Projektarbeit mit außerschulischen Partnern ähnlich

erfahren wie die Grundschulen sind, haben pro Jahr durchschnittlich deutlich weniger Projekte (1,19)

durchgeführt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.

Übersicht 110: Durchschnittliche Anzahl der außerschulischen Kunstkooperationen pro Jahr bei den Schulen mit Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen differenziert nach Schulform (n=631)

ZfKf 2010

Künstler (68%) und eigene Lehrer sind am häufigsten Partner bei bisher bestehenden außerschulischen

Projekten im Bereich der kulturellen Bildung. Bei immerhin über einem Drittel aller außerschulischen

Kooperationsprojekte, die die Schulen bisher außerhalb des Landesprogramms durchgeführt haben, waren

auch Kultureinrichtungen beteiligt.

Übersicht 111: Anteil der Partner aus folgenden Personenkreisen, die sich bisher bei an den Schulen vor dem Landesprogramm durchgeführten außerschulischen Kunstkooperationen beteiligt haben (n=631, Mehrfachnennungen möglich)

ZfKf 2010

1,64

1,63

1,42

1,35

1,23

1,22

1,19

1,47

0 1 2

Grundschule

Gesamtschule

Gymnasium

Berufsschule

Realschule

Hauptschule

Förderschule

Schulen insgesamt

Du

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jäh

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68%

59%

35%

22%

19%

13%

15%

0% 25% 50% 75% 100%

Künstler

Eigene Lehrer

Kulturinstitutionen

Kulturelle Bildungseinrichtungen

Kulturpädagogen

Eltern als Kulturvermittler

Sonstige

An

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die

Schule

n?

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Impulse zu einem veränderten Stellenwert von Kunst und Kultur an Schulen

Wie beeinflusst die Teilnahme am Landesprogramm den Stellenwert von Kunst und Kultur an den geförderten

Schulen? Welche Schulen sind besonders empfänglich für den kulturellen Impuls, den sie mit der

Kunstkooperation erhalten? Die klimatischen Veränderungen an Schulen bezogen auf Kunst und Kultur fallen

sehr deutlich aus: Wie in der folgenden Übersicht dargestellt, heben über die Hälfte aller Schulleiter (57%)

hervor, dass der Stellenwert von Kunst und Kultur an ihrer Schule mit der Teilnahme am Landesprogramm

wichtiger geworden ist. Mehr als jede zweite Schule sieht den Erfolg ihrer Teilnahme am Landesprogramm,

neben dem Profit in der Förderung der einzelnen Schüler, auch in einer grundsätzlich veränderten Haltung zu

kultureller Bildung. 43% der Schulen sind der Meinung, dass der Stellenwert von kultureller Bildung gleich

geblieben ist.77

Übersicht 112: Auswirkung des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur an den Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden (n=1.151)

ZfKf 2010

Besonders deutlich unterstreichen Berufsschulen mit 81% die Verbesserung des Stellenwerts von Kunst und

Kultur an ihrer Schule. An Gymnasien fiel die Zustimmung zu der Frage, ob der „Stellenwert von Kunst/Kultur

wichtiger geworden“ sei, mit 38% dagegen deutlich geringer aus als an anderen Schulen.

Bei den Gymnasien ist zu vermuten, dass der Stellenwert von Kunst und Kultur schon vor Start des

Landesprogramms sehr hoch gewesen ist. Dies lässt zumindest die, mit anderen Schularten verglichen, hohe

Zahl an außerschulischen Partnerschaften bei der Realisierung von künstlerischen Projekten vermuten.

Hingegen besitzen Berufsschulen, an denen das Bildungsangebot in der Regel durch ein Berufsausbildungsziel

vorbestimmt ist, eine andere Ausgangskonstellation im Umgang mit Kunst und Kultur. So unterscheidet sich der

Einfluss des Landesprogramms auf die Schulen mit und ohne Projekterfahrung in der kulturellen Bildung in

Abhängigkeit von der Schulform. Besonders bei den Gesamtschulen, aber auch tendenziell bei den Realschulen

ist die impulsgebende Wirkung stärker, wenn noch keine Projekterfahrung mit außerschulischen kulturellen

Bildungspartnern vorhanden ist. Dagegen ist bei den Gymnasien ohne Erfahrungen mit außerschulischen

Kunstkooperationen nur eine geringe Auswirkung des Projekts des Landesprogramms auf den Stellenwert von

Kunst und Kultur zu beobachten. Hier ist zu vermuten, dass Kunst und Kultur aufgrund der Existenz von

77

Mögliche Verschlechterungen des Stellenwertes von Kunst und Kultur bewegen sich deutlich unter einem Prozent.

57%

38%

49%

57%

57%

65%

66%

81%

43%

62%

51%

43%

42%

35%

34%

19%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Schulen insgesamt

Gymnasium

Realschule

Grundschule

Hauptschule

Förderschule

Gesamtschule

Berufsschule

ist gleich geblieben ist wichtiger geworden

Stellenwert von Kunst und Kultur...

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die

Schule

n?

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Schulorchestern, Theater-AGs und anderen internen Schulangeboten an Gymnasien vielfach schon einen

höheren Stellenwert besitzen.

Übersicht 113: Auswirkungen des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur an den Schulen, die bis einschließlich 2008/09 vom Landesprogramm gefördert wurden, differenziert nach vorheriger Erfahrung mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern und Schulform (n=1.151)

ZfKf 2010

Bedeutet ein höherer Stellenwert auch aktives Engagement in der kulturellen Bildung?

Die Erhebungen weisen einen Zusammenhang zwischen dem veränderten Stellenwert von Kunst und Kultur

und der durch die Teilnahme am Landesprogramm angeregten, in Folge eigeninitiativ durchgeführten

Kunstprojekte auf: 55% der Schulen, die nach der Teilnahme Kunst und Kultur einen wichtigeren Stellenwert

beimessen, haben zum Zeitpunkt der Befragung bereits erneut ein Kunstprojekt unabhängig vom

Landesprogramm durchgeführt. Bei den Schulen, die keinen veränderten Stellenwert angeben, liegt der Anteil

lediglich bei 39%.

Wie groß ist nun der Anteil an Schulen insgesamt, die die Anregung des Landesprogramms aufgreifen und nach

Beendigung der Teilnahme weitere Kunstprojekte mit außerschulischen Partnern durchführen?

Fast die Hälfte der befragten Schulleiter, nämlich 45%, geben zum Zeitpunkt der Befragung an, angeregt durch

die erfolgreiche Teilnahme am Landesprogramm bereits weitere Kunstprojekte an ihrer Schule durchgeführt zu

haben; 78% der Schulen planen aufgrund dieser Anregung eine Durchführung weiterer Kunstprojekte.

Gesamt-, Förder- und Berufsschulen lassen sich mit rund 60% in besonderem Maße vom Landesprogramm zu

weiteren Kunstprojekten anregen. Zurückhaltender zeigen sich die Grund- und vor allem die Realschulen.

0% 25% 50% 75% 100%

mit Projekterfahrung

ohne Projekterfahrung

mit Projekterfahrung

ohne Projekterfahrung

mit Projekterfahrung

ohne Projekterfahrung

mit Projekterfahrung

ohne Projekterfahrung

Ges

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ist wichtiger geworden

ist gleich geblieben

Stellenwert von Kunst und Kultur...

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die

Schule

n?

9

119

Übersicht 114: Anteil der Schulen, die angeregt durch das Landesprogramm weitere außerschulische Kunstkooperationen durchgeführt haben bzw. planen diese durchzuführen, differenziert nach Schulform (n=1.151)

ZfKf 2010

Eine Erklärung für die Realschulen könnte in der anfänglich geringen Beteiligung der Realschulen am

Landesprogramm liegen, die nach Auswertung der Projektanträge und mit Einführung der dezentralen

Jurierung ausgebaut werden konnte. Durch diesen Umstand bedingt, hatten die Realschulen möglicherweise

bis zum Zeitpunkt ihrer Befragung weniger Zeit zur Durchführung weiterer Projekte. Doch spielen vermutlich

tradierte Haltungen und Selbstverständnisse in Bezug auf die kulturelle Bildung an Realschulen ebenfalls eine

Rolle. Die Realschule sieht sich in ihrer Funktion vor allem als berufsvorbereitende Schule. Die

Nichtverwertbarkeit der Kunst steht für die Realschullehrer ggf. nicht in Einklang mit den eigentlichen

Vermittlungsaufgaben. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die offenere Haltung der Berufsschulen, die

möglicherweise Transfereffekte im Bereich der Schlüsselkompetenzen schätzen.

Übersicht 115: Anteil der Schulen ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen, die angeregt durch das Landesprogramm erstmals eigene Kunstprojekte durchgeführt haben bzw. planen, diese durchzuführen, differenziert nach Schulform (n=631)

ZfKf 2010

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Schulen insgesamt

Realschule

Grundschule

Gymnasium

Hauptschule

Berufsschule

Gesamtschule

Förderschule

angeregt und in Planung angeregt und bereits durchgeführt

37%

26%

33%

40%

41%

43%

58%

68%

70%

72%

66%

70%

65%

75%

83%

78%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Schulen insgesamt

Gymnasium

Grundschule

Berufsschule

Realschule

Hauptschule

Förderschule

Gesamtschule in Planungbereits durchgeführt

Weitere Kunstprojekte...

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die

Schule

n?

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Wie viele Schulen ohne vorherige Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen führen angeregt durch

ihre Teilnahme am Landesprogramm erstmals eigeninitiativ entsprechende Kooperationen durch? Wie in der

vorausgehenden Übersicht zu sehen, sind 37% der Schulen ohne Erfahrung mit Kunstkooperationen zu

weiteren Kunstprojekten animiert worden. 70% planen eine Durchführung weiterer Kunstprojekte.

Ausgezeichnet stellt sich die Umsetzungsquote bei den Gesamtschulen dar: Hatten gerade einmal 17% der

Gesamtschulen keine Erfahrung mit außerschulischen Partnern in Kunstkooperationen, so konnten von diesen

Schulen durch die Erfahrung des Landesprogramms zwei Drittel zur Durchführung eigenständiger

Kunstkooperationen motiviert werden. Ausschlaggebend für das im Vergleich zu anderen Schulformen

außergewöhnliche Engagement der Gesamtschulen in der kulturellen Bildung könnte die Öffnung dieser

Schulform nach außen sein. Anders fällt die Differenz bei Gymnasien ohne Erfahrung mit außerschulischen

Kunstkooperationen aus. Lediglich 26% der Gymnasien haben Folgeprojekte umgesetzt.

Resümierend kann der Impuls des Landesprogramms Kultur und Schule auf das Engagement der Schulen zur

kulturellen Bildung wie folgt festgehalten werden. 42% der geförderten Schulen, die keine Erfahrung mit

Kunstkooperationen hatten, also rund 1.080 von 2.579 geförderten Schulen78

, haben durch das

Landesprogramm Kultur und Schule erstmals Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen

gesammelt. 70% dieser 42% bzw. knapp 760 Schulen ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen

wurden in Folge nach eigener Aussage zur Durchführung weiterer Kunstkooperationen in Eigeninitiative

angeregt. 37% der Schulen ohne Erfahrung, das sind 400 Schulen, hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung in

der Tat bereits Kunstprojekte durchgeführt.

Regionale Unterschiede bei der Durchführung weiterer Kunstprojekte an Schulen

Wie verteilen sich nun die impulsgebenden Momente im regionalen Vergleich? Bei den meisten Schulformen

nimmt mit der Größe des Standorts gemessen an der Einwohnerzahl auch der Anteil der Schulen mit

Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen zu. Eine Ausnahme bilden nur die Gesamt- und

Grundschulen in den Städten über 100.000 Einwohner, welche anteilig etwas seltener Erfahrungen mit

außerschulischen Partnern in der kulturellen Bildung aufweisen.

Übersicht 116: Frühere Kooperationen der Schulen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit außerschulischen Partnern bei künstlerischen Projekten vor Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Schulform und Standortgröße (n=1.151)

ZfKf 2010

78

3% der Schulleiter in der abschließenden Schulleiterbefragung machten keine Angaben zur Erfahrung mit Kunskooperationen.

83%

40%

50%

50%

47%

44%

32%

48%

67%

20%

17%

36%

25%

30%

34%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Gesamtschule

Berufsschule

Gymnasium

Förderschule

Grundschule

Hauptschule

Realschule

Schulen insgesamt

100.000 und mehr50.000 bis unter 100.00015.000 bis unter 50.000unter 15.000Insgesamt

Einwohnerzahl des Standorts

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die

Schule

n?

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121

29% der Schulen in dörflichen Regionen mit unter 15.000 Einwohnern und ohne Erfahrung mit

außerschulischen Kunstkooperationen haben, angeregt durch ihre Teilnahme am Landesprogramm, bereits

weitere Kunstprojekte durchgeführt, 77% planen entsprechende Projekte. Bei Schulen ohne vorherige

Erfahrung in Regionen mit 15.000 bis 50.000 Einwohnern beträgt der Anteil der Schulen, die durch das

Landesprogramm angeregt bereits weitere Projekte durchgeführt haben, 37%, in Städten mit 50.000 bis

100.000 Einwohnern 39% und in Städten mit über 100.000 Einwohnern 44%, wie dies folgende Übersicht

verdeutlicht.

Übersicht 117: „Impulse“ durch das Landesprogramm zu künftigen außerschulischen Kunstkooperationen bei Schulen ohne entsprechende Vorerfahrungen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts (n=631)

ZfKf 2010

Es entsteht der Eindruck, dass gerade in den größeren Städten, wo Schulen bereits ohnehin stark mit

außerschulischen Partnern kooperieren, der impulsgebende Effekt des Landesprogramms stärker wiegt. Es ist

jedoch zu beachten, dass der Anteil der kleinen Gemeinden zu Beginn des Landesprogramms niedriger war und

erst mit der dezentralen Jurierung anteilig gestiegen ist. Den Schulen aus diesen ländlichen Regionen stand

daher auch insgesamt weniger Zeit zur Verfügung, um Projekte umsetzen zu können. Betrachtet man nicht die

bereits durchgeführten, sondern auch die beabsichtigten Kunstprojekte als Anhaltspunkt für eine

impulsgebende Wirkung, so sind nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen im regionalen

Vergleich erkennbar.

77%

67% 68%

74%71%

29%

37% 38%44%

38%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

unter 15.000 15.000 bis unter 50.000

50.000 bis 100.000 über 100.000 Gesamt

in Planung bereits durchgeführt

Weitere Kunstprojekte durch das Landesprogramm angeregt...

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Auswirkungen der Kunstprojekte auf das Schulklima

Was sind die Gründe dafür, dass Schulen durch die Teilnahme am Landesprogramm angeregt wurden, weitere

Kunstprojekte durchzuführen? Etwa die Hälfte der Schulleiter unterstreicht die sehr positive Wirkung ihrer

Teilnahme am Landesprogramm auf das Schulklima, ein weiteres Drittel attestiert keinen sehr großen, aber

trotzdem einen messbaren Einfluss auf das Schulklima, wie dies die folgende Übersicht zeigt.

Übersicht 118: Positive Auswirkung der Kunstprojekte des Landesprogramms auf das Schulklima in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Schulleiterbefragung (n = 2.143)

ZfKf 2010

Förder- und Gesamtschulen unterstreichen anteilig stärker den sehr positiven Einfluss ihrer Teilnahme auf das

Schulklima. Dies korrespondiert mit den Ergebnissen zu den impulsgebenden Momenten des

Landesprogramms. Beide Schulformen wurden bisher besonders aktiv durch das Landesprogramm angeregt,

weitere außerschulische Kunstprojekte durchzuführen. Geht es jedoch generell um einen messbaren Einfluss

auf das Schulklima, so bescheinigen dies am ehesten die Hauptschulen: 88% der geförderten Hauptschulen sind

der Meinung, ihre Teilnahme am Landesprogramm habe eine positive Auswirkung auf ihr Schulklima gehabt.

Realschulen (38%) und Gymnasien (43%) sind seltener davon überzeugt, dass speziell das Landesprogramm

einen sehr positiven Einfluss auf ihr Schulklima hatte. Die Realschulen zeigen sich an verschiedenen Punkten

der Evaluation insgesamt skeptischer gegenüber der positiven Wirkung von Kunstprojekten. Währenddessen

sind viele Gymnasien schon vor der Teilnahme am Landesprogramm in der kulturellen Bildung aktiv gewesen,

wie dies die Ergebnisse der Evaluation aber beispielsweise auch das Jugend-KulturBarometer79

zeigen, und

bescheinigen ggf. daher dem Landesprogramm anteilig einen weniger positiven Einfluss.

Wie zufrieden sind die Schulen allgemein mit dem Landesprogramm Kultur und Schule? Wie in der folgenden

Übersicht zu sehen, waren 84% der Schulen insgesamt mit der Realisierung der Kunstprojekte im

Landesprogramm sehr zufrieden bzw. zufrieden.

79

Vgl. Susanne Keuchel und Andreas Johannes Wiesand / Zentrum für Kulturforschung (Hg.): Das 1. Jugend KulturBarometer – Zwischen Eminem und Picasso …“. Bonn 2006

12%

10%

14%

13%

7%

13%

9%

4%

5%

3%

5%

5%

3%

3%

34%

47%

39%

32%

36%

29%

33%

49%

38%

43%

50%

52%

53%

54%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

alle Schulen gesamt

Realschule

Gymnasium

Grundschule

Hauptschule

Gesamtschule

FörderschuleJa, sehr

Ja, etwas

Nein

Kann ich nicht beurteilen

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Übersicht 119: Zufriedenheit der Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit der Realisierung der Kunstprojekte des Landesprogramms differenziert nach Schulform (n=1.151)

ZfKf 2010

Es sind auch hier eher die Gymnasien bzw. die Realschulen, die im Kontext einer „sehr großen“ Zufriedenheit

etwas zurückhaltender urteilen, wobei der Anteil allgemein zufriedener Gymnasien und Realschulen bei

immerhin 85% bzw. 82% liegt. Ein besonders hoher Anteil an sehr zufriedenen Schulen findet sich unter den

Gesamt- (61%) und Förderschulen (63%). Diese beiden Schulformen zeigten bisher auch, wie zuvor schon

beschrieben, die größte Eigeninitiative bei der Durchführung weiterer Kunstprojekte. Grundsätzlich kann

beobachtet werden, dass die Zufriedenheit der Schulen mit der Häufigkeit der geförderten Projekte steigt, wie

dies folgende Übersicht verdeutlicht:

Übersicht 120: Zufriedenheit der Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit dem Landesprogramm differenziert nach Häufigkeit der Teilnahme (n=1.151)

ZfKf 2010

2%

0%

1%

0%

2%

4%

2%

1%

10%

5%

8%

4%

11%

9%

14%

17%

31%

31%

30%

41%

32%

33%

34%

37%

53%

63%

61%

56%

54%

54%

51%

45%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Gesamt

Förderschule

Gesamtschule

Berufsschule

Grundschule

Hauptschule

Gymnasium

Realschulesehr zufrieden

zufrieden

teils-teils

unzufrieden

sehr unzufrieden

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Einmalige Teilnahme

Wiederholte Teilnahme

3 bis 5 Teilnahmen

6 und mehr Teilnahmensehr zufrieden

zufrieden

teils-teils

unzufrieden

sehr unzufrieden

Zufriedenheit mit dem Landesprogramm...

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Zufriedenheit der Schulen bezogen auf Teilaspekte des Landesprogramms

Mit Blick auf die weitere Gestaltung des Landesprogramms Kultur und Schule wurden die Schulleiter auch

gefragt, welche Aspekte des Landesprogramms ihnen besonders hilfreich gewesen sind.

In der folgenden Übersicht wird deutlich, dass die Schulleiter vor allem die finanzielle Förderung und den Fokus

des Landesprogramms auf kulturelle Bildung schätzen. Die Bewertung der Schulen, die bisher noch keine

außerschulischen Kooperationsprojekte durchgeführt haben, gleicht dabei nahezu identisch der Bewertung der

Schulen, die Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen vorweisen können.

Übersicht 121: Durchschnittliche Bewertung der Teilaspekte des Landesprogramms von Seiten der Schulleiter differenziert nach vorheriger Erfahrung mit außerschulischen Kunstprojekten (n=1.115)

ZfKf 2010

Speziell die Hauptschulen und Berufsschulen sehen die Leistungen des Landesprogramms vor allem in der

„Verbesserung des Schulklimas“. Allgemein wird auch die Chancengleichheit und die Qualitätsförderung des

Landesprogramms für die kulturelle Bildung an Schulen positiv hervorgehoben. Als weniger wichtig im

Vergleich wird die Schaffung von Strukturen und die logistische Hilfestellung erachtet.

Übersicht 122: Durchschnittliche Bewertung der Teilaspekte des Landesprogramms von Seiten der Schulleiter differenziert nach Schulform (n=1.151) (1= sehr hilfreich; 5= überhaupt nicht hilfreich)

Schulform Finanz.

Förderung

Kultur-

förderung

Qualitäts-

förderung

Chancen-

gleichheit

Besseres

Schulklima

Impuls-

geber

Logistische

Hilfe-

stellung

Aufbau

v. Struk-

turen

Berufsschule 1,3 1,5 2,2 2,0 1,7 2,0 2,9 2,5

Hauptschule 1,2 1,7 1,9 1,9 1,9 2,1 2,7 2,7

Gesamtschule 1,4 1,7 2,1 2,1 2,1 2,2 3,0 2,7

Gymnasium 1,4 2,0 2,1 2,6 2,4 2,2 2,8 2,7

Grundschule 1,4 1,7 2,0 1,9 2,2 2,2 2,8 2,8

Förderschule 1,2 1,8 2,0 2,0 2,0 2,1 2,7 2,9

Realschule 1,4 1,9 2,2 2,4 2,4 2,4 3,0 3,0

Schulen

insgesamt 1,3 1,8 2,0 2,0 2,1 2,2 2,8 2,8

ZfKf 2010

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Wie sollte ein Landesprogramm für kulturelle Bildung nach Meinung der Schulen gestaltet sein?

Auf die Frage hin, wie die Schulleiter selbst ein Landesprogramm für kulturelle Bildung gestalten würden,

werden vor allem drei Aspekte hervorgehoben: An erster Stelle liegt eine Betonung auf die Einbindung von

professionellen Partnern – hier bestätigt sich der wichtige Stellenwert der Fortbildungen und der Jurierung im

Rahmen des derzeit praktizierten Landesprogramms – an zweiter und dritter Stelle flexible Lösungen für

einzelne Schulprojekte und spartenübergreifende Förderung. Es sind vor allem die Förderschulen und

Berufsschulen, die selbst eine Sonderstellung unter den allgemeinbildenden Schulen einnehmen, die flexible

Lösungen als sehr wichtig hervorheben. Für die Schulen, die keine Erfahrung mit außerschulischen Projekten

haben, spielen die Beteiligung von Lehrern und die Einbindung in den Unterricht eine etwas geringere Rolle.

Generell fällt auf, dass Schulen ohne Projekterfahrung etwas geringere Ansprüche an die meisten hier

thematisierten Qualitätsmerkmale haben als Schulen mit Projekterfahrung.

Übersicht 123: Durchschnittliche Bewertung von Qualitätsmerkmalen nach ihrem Stellenwert für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung nach Meinung der Schulleiter differenziert nach der vorherigen Erfahrung mit außerschulischen Kunstprojekten (n=1.151)

ZfKf 2010

Vergleichsweise weniger wichtig sind den Schulleitern die Einbindung von Lehrern in Kunstprojekte und die

Einbindung von Kunstprojekten in den Unterricht, mit Ausnahme der Schulleiter von Förderschulen, die stärker

eine Notwendigkeit in integrierenden Maßnahmen sehen, und der von Grundschulen, die mit jüngeren

Zielgruppen arbeiten und den Stellenwert der pädagogischen Fortbildung von Künstlern stärker hervorheben.

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Übersicht 124: Durchschnittliche Bewertung von Qualitätsmerkmalen nach ihrem Stellenwert für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung nach Meinung der Schulleiter differenziert nach Schulform (n=1.151)

Qualitätsmerkmale

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n

insg

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Einbindung prof. Partner 1,5 1,5 1,4 1,4 1,4 1,5 1,3 1,4

Flexible Lösungen 1,3 1,5 1,8 1,8 1,8 1,7 1,9 1,7

Spartenübergreif. Förderung 2,3 1,6 1,6 1,6 1,7 1,8 1,7 1,7

Verankerung im Schulalltag 1,9 1,8 1,8 1,7 1,8 1,8 1,6 1,8

Pädag. Fortbildung v. Künstlern 2,5 2,1 1,7 2,1 2,1 2,2 2,1 1,9

Beteiligung von Lehrern 1,8 1,7 2 1,9 2 1,9 1,8 1,9

Außerunterrichtliche

Kunstangebote 2,3 2,1 1,8 1,8 1,9 1,7 1,9 1,9

Flächendeckende Förderung 2,8 2,1 1,9 2 2,3 2,4 2,1 2

Einbindung in den Schulalltag 2,1 1,9 2,2 2 2,2 2,3 2 2,1

Schaffung von Elternakzeptanz 3,5 2,3 2 2,3 2,4 2,3 2,3 2,2

Qualitätskontrolle 2,1 2,3 2,2 2,2 2,2 2,4 2,3 2,2

Logistische Hilfestellung 2,4 2,4 2,1 2,2 2,2 2,4 2,3 2,2

ZfKf 2010

Zukunftsperspektiven für das Landesprogramm

Man kann abschließend festhalten, dass das Landesprogramm Kultur und Schule in Relation zu den

Qualitätsmerkmalen, die die Schulleiter für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung als sehr wichtig

erachten, sehr gut aufgestellt ist. Die Qualitätsfrage wird vor allem mit der Jurierung der Projekte, aber auch

den Fortbildungen der Künstler gewährleistet. Die flexiblen Lösungen werden in verschiedenen Bereichen des

Landesprogramms ermöglicht: In den individuellen Absprachen der Künstler und Schulen zur Ausgestaltung des

Projektes, in der zeitlichen Platzierung in den Unterrichtszeiten oder auch am Nachmittag in der OGS-

Betreuung, in der Vielzahl an möglichen Kooperationspartnern im Rahmen von Sonderprojekten und vor allem

im Rückgriff auf unterschiedliche Spartenangebote. Die spartenübergreifende Förderung wird von Schulen als

wichtiges Qualitätsmerkmal hervorgehoben.

Die vorausgehende Analyse verdeutlicht, dass das Landesprogramm neben der direkten Förderung auch eine

impulsgebende Wirkung auf die Schulen hat, die zu weiteren künstlerischen Folgeprojekten führt, wobei die

Hauptschulen, Berufsschulen und Förderschulen im Kontext dieser Impulswirkung zu den „heimlichen

Gewinnern“ zählen. Die Erschließung des zuvor brachliegenden Potenzials in Bezug auf kulturelle Bildung

wurde gerade von diesen Schulen sehr positiv aufgenommen. Die Zeichen der Zeit stehen gut, dass

Hauptschulen gerade jetzt – mit Blick auf Chancengleichheit – weiterhin vermehrt auf die Fördermöglichkeiten

der kulturellen Bildung setzen.

Realschulen schlussendlich gilt es auch in Zukunft noch gezielter in ihrer kulturellen Bildungsarbeit zu fördern.

An der Realschule zeigt sich eine Distanziertheit zur kulturellen Bildung, die das Landesprogramms Kultur und

Schule mit seiner impulsgebenden Wirkung bisher nur punktuell hat aufbrechen können. Gegebenenfalls

müssen noch weitere flankierende Maßnahmen eingeleitet werden, um die Realschulen von den positiven

Transfereffekten, aber auch dem positiven Eigenwert von kultureller Bildung zu überzeugen. Hier gilt es,

Realschulen gezielter anzusprechen und für kulturelle Bildung zu gewinnen.

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Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 9:

55% der geförderten Schulen hatten schon vor dem Landesprogramm Erfahrung in der Kooperation mit

außerschulischen Partnern. Dies gilt vor allem für Gesamtschulen (87%) und Schulen in größeren Städten (64%).

Zu einer sehr deutlichen Verbesserung des Stellenwerts von Kunst und Kultur führt das Landesprogramm bei

Berufs- (81%) und Gesamtschulen (66%), die schwächste Wirkung zeigt sich bei Gymnasien (38%) und

Realschulen (49%).

Über zwei Drittel der Schulen (70%) ohne außerschulische Kooperationserfahrung wurden durch das

Landesprogramm zur Planung weiterer Kooperationen angeregt.

Nur ein geringer Anteil (16%) der Schulen ist mit der Realisierung der Projekte nicht zufrieden. Dabei steigt die

Zufriedenheit der Schulen mit der Anzahl der Projektteilnahme im Landesprogramm an.

Besonders hilfreich im Landesprogramm ist für die Schulleiter die finanzielle Förderung, weniger hilfreich

logistische Hilfestellungen.

Die Einbindung professioneller Partner, spartenübergreifende Förderung und flexible Lösungen für einzelne

Schulprojekte sind bei den Schulleitern die wichtigsten Qualitätsmerkmale für die Gestaltung eines

Landesprogramms zur kulturellen Bildung.

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10. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule

Der Ansatz des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, sich mit Hilfe einer begleitenden Evaluation im

Dialog mit allen Beteiligten kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu optimieren, hat sich äußerst positiv auf

die Akzeptanz und Qualität des Programms ausgewirkt. Dies spiegelt sich auch in vielen Äußerungen der

kontinuierlichen Partner des Landesprogramms wider, so beispielsweise in einer Rückmeldung von Gerd

Herholz, Leiter des Literaturbüros NRW und verantwortlich für die Literaturfortbildungen, der dem Programm

attestiert, dass es „mit der Zeit immer 'erwachsener'“ geworden sei.

Empfehlung 1:

Die prozessorientierte Weiterentwicklung des Landesprogramms im Dialog mit allen

beteiligten Akteuren, die sich sehr positiv auf die Akzeptanz und Qualität des

Programms auswirkt, sollte unbedingt beibehalten werden.

Seit Beginn des Landesprogramms kann beobachtet werden, dass kritische Stimmen zum Landesprogramm

nahezu ausschließlich aus den Reihen der Künstler kommen. Die Schulen zeigen sich dagegen über den

gesamten Förderzeitraum hinweg ausgesprochen zufrieden mit dem Landesprogramm. Dies gilt auch speziell

für die Zusammenarbeit der Künstler mit den Schülern, welche sehr positiv bewertet wurde.

Anfangsprobleme des Landesprogramms betrafen vor allem die Vergütung der Künstler, die konkrete

schulische Zusammenarbeit sowie die Informationspraxis und Öffentlichkeitsarbeit des Landesprogramms. So

wurde beispielsweise im ersten Förderjahr deutlich, dass für viele Künstler durch Fahrten zu weit entfernt

liegenden Fortbildungseinrichtungen oder die Beschaffung von Material und technischer Ausrüstung teils

deutliche Mehrkosten bei der Teilnahme am Landesprogramm entstanden. Das Landesprogramm reagierte

darauf im zweiten Förderjahr mit dem Bereitstellen von zusätzlichen Projekttöpfen für individuell anfallende

Fahrt- und Materialkosten sowie mit der Einrichtung eines Medienpools zum Ausleihen von technischer

Ausrüstung.

Probleme der Künstler bei der konkreten Zusammenarbeit mit den Schulen konnten in der Evaluation vor allem

auf fehlende kompetente schulische Ansprechpartner und eine für künstlerisches Arbeiten unzureichende

räumliche Infrastruktur zurückgeführt werden. Auch fehlende Rückmeldungen der Lehrer und Eltern belasteten

teilweise die Künstler bei der schulischen Kooperation.

Um die Existenz eines schulischen Ansprechpartners für den Künstler sicherzustellen, wird seit dem zweiten

Förderjahr konkret die Nennung eines verantwortlichen Ansprechpartners in der Antragstellung eingefordert.

Fehlende schulische und elterliche Rückmeldungen zur Leistung der Künstler konnten teilweise durch die

Berichterstattung der Evaluation aufgefangen werden. In Vorträgen auf den Künstlerfortbildungen und in

Zwischenberichten wurde auf die sehr positive Resonanz von Schulen und Eltern hingewiesen, was viele

Künstler aufgrund eben fehlender Kontakte oftmals sehr positiv überraschte und nicht erwartet wurde. Um den

Künstlern mehr positives “Feedback“ zukommen zu lassen, empfiehlt es sich, mehr Austauschforen und

Begegnungen für schulische Akteure und Künstler außerhalb der konkreten Projektarbeit zu schaffen, z.B. in

Form von gemeinsamen Fachtagungen und Projektpräsentationen.

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Empfehlung 2:

Es sollten außerhalb der konkreten Projektarbeit noch weitere Begegnungs- und

Austauschforen für Künstler und Schulpersonal geschaffen werden, um

Rückmeldungen zu der geleisteten Arbeit der Künstler zu ermöglichen.

Noch keine konkreten Lösungsansätze konnten bisher für die an den Schulen immer wieder auftretenden

Raumprobleme entwickelt werden. Betroffen sind hier vor allem die Grund-, Haupt- und Realschulen, welche –

wie in der Evaluation deutlich wurde – oftmals weder über Bühnen noch über Musik- oder Kunsträume

verfügen. Empfehlenswert wäre an dieser Stelle der Ausbau von Schnittstellen zwischen der kulturellen

Infrastruktur im Stadtteil und den konkreten Kunstprojekten.

Empfehlung 3:

Schulen mit unzureichender räumlicher Infrastruktur für Kunstprojekte sollten noch

stärker mit der vorhandenen kulturellen Infrastruktur im Stadtteil (Theater, Musikschule

etc.) vernetzt werden.

Einige kritische Stimmen konnten im Verlauf des Landesprogramms immer wieder bezogen auf

Informationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit des Landesprogramms beobachtet werden. Dies betrifft vor allem

die Ansprache und Gewinnung von neuen Schulen, organisatorische Rückfragen und die Gesamtdarstellung des

Programms nach außen. Um den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern wurden verschiedene

Maßnahmen im Programmverlauf ergriffen.

So wurde schon im ersten Förderjahr sehr deutlich, dass für eine wirklich flächendeckende landesweite

Bekanntmachung und Abwicklung des Landesprogramms Kultur und Schule die Unterstützung der Kommunen

und Landkreise unabdingbar ist. Entsprechend wurden die Kommunen im zweiten Förderjahr als reguläre

Partner in das Programm eingebunden: Die zentrale Jurierung durch eine Landesjury wurde durch eine

dezentrale Auswahl der zu fördernden Projekte in den Kommunen und Städten ersetzt. Diese

Mitverantwortlichkeit stärkte die Position der örtlichen Kultur- und Schulämter als Ansprechpartner und

Bindeglied zwischen regionalen Künstlern und Schulen. Informationstagungen für die Kommunen, welche nach

und nach im Programmverlauf etabliert wurden, konnten mit dazu beitragen, dass auch die kommunalen

Vertreter besser über die Programmabläufe informiert waren. Die Tatsache, dass diese damit in der Lage

waren, Künstler und Schulen vor Ort zu beraten und auch konkrete Verbesserungsvorschläge einzubringen,

stärkte die Identifikation der Städte- und Gemeindevertreter mit dem Landesprogramm.

Zur Verbesserung der Informationspolitik und zugleich der Entlastung der Fortbildungseinrichtungen und der

Staatskanzlei bezüglich organisatorischer Fragen sowie zur Arbeitserleichterung der Künstler, wurde im

Förderjahr 2009/10 eine CD-Rom mit elektronischen Vorlagen für Projektanträge, Elternbriefe,

Projektdokumentationen und entsprechenden Erläuterungen entwickelt.

Weiterer Entwicklungsbedarf in der Öffentlichkeitsarbeit besteht nach Rückmeldungen der Akteure des

Landesprogramms in der Außendarstellung des Programms. Konnte die Identifikation und Zufriedenheit der

Akteure mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum kontinuierlich gesteigert werden, so ist dessen Präsenz

im öffentlichen Raum noch nicht sehr ausgeprägt. Dass der Bekanntheitsgrad von Kultur und Schule –

besonders außerhalb des Expertendiskurses zur kulturellen Bildung – noch ausbaufähig ist, wird im Vergleich

mit der stärkeren öffentlichen Wahrnehmung des Nachbarprogramms „Jedem Kind ein Instrument“ deutlich.

Eine größere Präsenz in der Öffentlichkeit könnte nicht nur die Identifikation aller Partner im Landesprogramm

noch einmal deutlich steigern, sondern auch die Chance eröffnen, eine größere Zahl an neuen Schulen und

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zugleich Eltern mit dem Programm zu erreichen und diese für das Thema kulturelle Bildung zu sensibilisieren. In

der Evaluation konnte nachgewiesen werden, dass das Landesprogramm Schulen ohne vorherige

außerschulische Kulturkooperationen motivierte, künftig eigenständig künstlerische Projekte mit

außerschulischen Partnern zu organisieren. Ebenso bringt es Eltern, auch bildungsferne, dazu, erstmals eigene

Kinder in der Freizeit im Bereich der kulturellen Bildung zu fördern. Aus diesen Gründen ist es wichtig, einen

breiten Aktionsradius des Landesprogramms bei der Schulansprache aufrecht zu erhalten und auszubauen. Die

Evaluation zeigt jedoch, dass der Anteil neuer Schulen, die mit dem Landesprogramm erreicht werden, im

Zeitvergleich deutlich abfällt. Um weiterhin neue Schulen für das Landesprogramm gewinnen zu können, ist es

wichtig, auch in kommenden Förderjahren im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit präsent zu sein.

Empfehlung 4:

Das Landesprogramm sollte noch stärker in der nichtfachlichen Öffentlichkeit bekannt

gemacht werden, um auf diese Weise noch mehr neue Schulen und Eltern für

außerunterrichtliche kulturelle Bildungsangebote zu begeistern, welche oftmals in

Folge einer erfolgreichen Teilnahme am Landesprogramm eigeninitiativ tätig werden.

In der Evaluation wurde zudem deutlich, dass es aufgrund der Budgetbegrenzung des Landesprogramms

besonders wichtig ist, nachvollziehbare Regeln für Folgebewerbungen von Künstlern und Schulen zu entwickeln

und nach außen zu kommunizieren. Das Landesprogramm schließt Wiederholungsbewerbungen von Schulen

und Künstlern explizit nicht aus, da im Vordergrund immer der Qualitätsansatz stehen soll. Da jedoch viele

Schulen und Künstler, wie dies die vorliegende Evaluation in eindrucksvollen Zahlen belegt hat, sehr begeistert

von dem Programm sind und unbedingt erneut daran teilnehmen wollen, kommt es immer wieder zu

Enttäuschungen bei Schulen und Künstlern, die einmal erfolgreich am Landesprogramm teilgenommen haben,

jedoch bei einer erneuten Bewerbung abgelehnt werden. Dies stößt oftmals auf Unverständnis, hat man doch

schon einmal gezeigt, dass man ein gutes Kunstprojekt realisieren konnte. Häufig wurde in qualitativen

Gesprächen auch der Verdacht geäußert, man habe im Landesprogramm bessere Chancen, wenn man noch

nicht gefördert worden sei. Das Landesprogramm wolle schließlich auch flächendeckend operieren. Bisher

konnte in der Evaluation immer ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Erreichen neuer Schulen und der

Berücksichtigung von ‚Wiederholungstätern‘ beobachtet werden, ohne dass dies bewusst gesteuert worden

wäre. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass entsprechende Verunsicherungen langfristig dazu führen

könnten, dass Schulen und Künstler gar nicht mehr den Versuch machen, sich erneut am Landesprogramm zu

bewerben, auch wenn der Wunsch dazu grundsätzlich besteht. Daher empfiehlt es sich, verständliche und

transparente Regeln für wiederholte Teilnahmen am Landesprogramm zu entwickeln.

Empfehlung 5:

Für die wiederholte Teilnahme von Schulen und Künstlern am Landesprogramm

sollten verständliche und transparente Regeln entwickelt und nach außen

kommuniziert werden.

Trotz des eben empfohlenen Wegs, Schulen konkrete Hinweise und Regeln für die Chancen einer erneuten

Bewerbung an die Hand zu geben, sollte auch auf eine Stärke des Landesprogramms hingewiesen werden, die

in eine gegensätzliche Richtung zielt: den Mut zu Ausnahmen und Sonderregelungen. Die vorliegende

Evaluation hat aufgezeigt, wie unterschiedlich und vielfältig die Kunstprojekte des Landesprogramms gestaltet

sind und welch unterschiedliche Voraussetzungen nötig sind, um diese an Schulen mit unterschiedlicher

Infrastruktur erfolgreich durchführen zu können. Entsprechend kann es durchaus sinnvoll sein, beispielsweise

beim Rückgriff auf teure Technik nicht nur mit einer, sondern mit mehreren Schulen zu arbeiten, oder zur

Realisierung eines spannenden Projekts in verschiedenen Spartenkontexten auch verschiedene Künstler zu

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beteiligen. Und wenn ein namhafter Künstler mit einem spannenden Projekt aufgrund einer Lesereise oder

einer eigenen auswärtigen Ausstellung nicht für das gesamte Schuljahr zur Verfügung steht, ist es im Sinne des

Profits für die Schüler zu begrüßen, wenn im Einzelfall Ausnahmen gemacht werden. Dass sich das

Landesprogramm diese Offenheit bisher trotz seines flächendeckenden Charakters behalten hat, wird von

vielen Akteuren und vor allem von den Schulen sehr positiv begrüßt. So nennen die Schulleiter auf die Frage,

welche Qualitätsmerkmale sie von einem Landesprogramm für kulturelle Bildung erwarten, an dritter Stelle

den Wunsch nach flexiblen Lösungen für einzelne Schulprojekte, nach der Einbindung professioneller Partner

und einer spartenübergreifenden Förderung.

Mit eben genannten Wünschen, die an erster Stelle bei den Schulleitern stehen, wird auch noch einmal der

wichtige Stellenwert des Qualitätsaspekts unterstrichen, der im Rahmen des Landesprogramms eine sehr

wichtige Rolle spielt und mit der Projektauswahl durch eine qualifizierte Jury sichergestellt wird, und der

Einbindung verschiedener Kunstsparten – ein Qualitätsaspekt, den das Landesprogramm ebenfalls erfüllt.

Entsprechend kann man dem Landesprogramm bei künftigen Modifizierungen unbedingt empfehlen, diese drei

Aspekte beizubehalten: Qualität durch Einbindung professioneller Partner, Förderung spartenübergreifender

Aktivitäten und Flexibilität bei der Durchführung.

Empfehlung 6:

Aktuelle Qualitätsmerkmale wie die Einbindung professioneller Partner, Förderung

spartenübergreifender Aktivitäten und Flexibilität bei der Durchführung, sollten auch

künftig bei der Weiterentwicklung des Landesprogramms unbedingt beibehalten

werden.

Eine weitere Stärke des Landesprogramms liegt in der Vernetzung einer Vielzahl von kulturellen Akteuren in

NRW. Die Durchführung der Fortbildungen durch bestehende kulturelle Fachverbände in NRW hat einen sehr

positiven Einfluss auf die Akzeptanz und Qualitätssicherung des Landesprogramms. Die teilweise im ersten

Förderjahr beobachtete ablehnende Haltung einzelner Künstler gegenüber den verpflichtenden Fortbildungen

hat sich in den Folgejahren deutlich gewandelt. Dies schlägt sich unter anderem darin nieder, dass ein Teil der

Künstler, die wiederholt am Landesprogramm teilnahmen und daher keine Fortbildungen mehr besuchen

müssten, sich explizit deren Fortsetzung gewünscht haben. Entsprechend wurden sogenannte

„Vertiefungsseminare“ für “Wiederholungstäter“ eingerichtet, die vor allem den fachlichen Austausch und die

Chance zur Vernetzung in den Mittelpunkt stellen. Auch die Einrichtung des Medien- und Künstlerpools im

Landesprogramm unterstützt den Vernetzungsprozess und schafft zugleich neue Strukturen, die auch

außerhalb des Landesprogramms zur Stärkung der kulturellen Bildung an Schulen beitragen. Dieser

„Vernetzungsgedanke“, durch die Zusammenarbeit im Programm die Bildung weiterer Netzwerke über das

Landesprogramm hinaus zu unterstützen, sollte weiterhin konsequent beibehalten und weiterentwickelt

werden.

Empfehlung 7:

Die Vernetzungsaktivitäten im Landesprogramm unabhängig der konkreten

Programmarbeit und -ziele (z.B. Künstler- und Medienpool oder neue Austauschforen

für Künstler), sollten unbedingt beibehalten und ausgebaut werden. So könnte z.B.

eine stärkere Vernetzung mit kulturellen Anbietern im Stadtteil die räumliche

Infrastruktur der Kunstprojekte verbessern und zugleich die rezeptive Erlebniswelt der

Schüler und Schülerinnen stärken.

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Im Mittelpunkt des Landesprogramms stehen die Schülerinnen und Schüler. Vorteilhaft wäre es in diesem

Sinne zur Qualitätssicherung, noch stärker in einen Dialog mit der jungen Zielgruppe zu treten, um so die

Wirkung der Kunstprojekte und damit einhergehend geeignete Vermittlungsmodelle der kulturellen Bildung

noch besser beschreiben zu können. Erste Schritte in diese Richtung wurden im Rahmen der explorativen

Wirkungsstudie „Kunst bewegt“ des Projektbüros stadt-konzept sowie in der Eltern-/Kindbefragung des ZfKf im

Rahmen der vorliegenden Evaluation gemacht. Bei der Eltern-/Kindbefragung wurde sehr deutlich, dass Kinder

mit unterschiedlichen kulturellen Bildungserfahrungen in den Kunstprojekten des Landesprogramms auch

unterschiedliche Impulse erhalten. Allgemein fehlt es in der kulturellen Bildung jedoch noch an konkreten

Kenntnissen im Bereich der Wirkungsforschung. Das Landesprogramm Kultur und Schule könnte hier als

Plattform weitere Beiträge in diese Richtung ermöglichen, die neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn

auch dazu beitragen können, das Qualitätsprofil des Landesprogramms weiterhin zu schärfen.

Empfehlung 8:

Im Rahmen des Landesprogramms wurden erste kleine Schritte in Richtung der

Wirkungsforschung von kultureller Bildung geleistet. Es wäre vorteilhaft, weitere

Studien anzustoßen, die zugleich zur Schärfung des Qualitätsprofils des

Landesprogramms beitragen könnten.

Denn mehr noch als das vorliegende Zahlenmaterial und die Statements der erwachsenen Beteiligten,

verdeutlichen die Resonanzen der Schüler die Chancen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule für die

Förderung des künstlerisch-kreativen Potentials und der sogenannten Schlüsselkompetenzen der Kinder und

Jugendlichen.

„Wenn ich an Carmina Burana denke, fühle ich mich besser, weil ich dort wirklich

mitmache. Ich finde es gut, das man dadurch besseren Zusammenhalt bekommt

und man lacht und ist sehr fröhlich und gut drauf.“

Patrick, 15 Jahre

„Am Anfang fand ich das total langweilig, aber nach und nach wurde es

interessanter und hat Spaß gemacht. Manche Übungen sind auch gar nicht so

einfach. Eigentlich finde ich dieses Tanzprojekt spannend und toll. Und wenn

manche die Übungen nicht können, dann sollten sie es üben und immer wieder

üben, dann klappt es schon. Und wenn es klappt, kommt wieder Interesse und Lust

und vor allem Spaß. Man sollte nicht aufgeben!“

Abdulwahab , 14 Jahre

„Das Besondere an einem Künstler ist, dass er mich motiviert, etwas Eigenes zu

schaffen. Er zeigt mir, wie schön es ist, Gedanken miteinander zu teilen.“

Dominik, 16 Jahre

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Kurz

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11. Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns

Die Ziele der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule lagen zum Einen in der Überprüfung,

inwiefern die Vermittlungsprozesse zwischen allen Beteiligten, den Künstlern, Schulen, Bezirksregierungen,

Staatskanzlei, beteiligten Fortbildungseinrichtungen, etc., erfolgreich verlaufen sind. Zum Anderen sollte

überprüft werden, ob die angestrebten Zielgruppen, Schulen in ländlichen Gebieten, in städtischen Gebieten,

verschiedenste Schulformen, bildungsferne Schülergruppen etc. erreicht werden konnten. Mit Blick auf die

Breite des Programms, wurde der Vermittlungserfolg an der Zufriedenheit aller beteiligten Akteure gemessen.

Bei der Kontrolle des Erreichens der Zielgruppe standen u.a. folgende Fragen im Vordergrund: Werden mit dem

NRW Landesprogramm Kultur und Schule ländliche wie städtische Kommunen in allen Teilen des Landes

erreicht? Finden reiche Kommunen die selbe Berücksichtigung wie arme Kommunen? Werden alle

Schulformen, beispielsweise auch Hauptschulen, angemessen beteiligt und somit auch Schüler mit bildungs-

und kulturfernem Hintergrund erreicht? Werden qualifizierte Künstlerinnen und Künstler aus allen

Spartenbereichen und mit entsprechendem "Vermittlungsesprit" eingebunden? Und werden auch Schulleiter

und Eltern mit dem NRW Landesprogramm Kultur und Schule angesprochen, die vorher nicht in die kulturelle

Bildung der Schüler und eigenen Kinder investierten?

Übersicht 125: Beteiligte Akteure und Maßnahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule

ZfKf 2010

11.1 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: Qualitative und/oder quantitative Methodik?

Die hier durchgeführte Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule besteht aus einer

dreigeteilten Methodik, die sowohl eine sekundäranalytische Auswertung beinhaltet, als auch eine qualitative

sowie eine quantitative Erhebung miteinander verbindet. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, sich mit Hilfe

der qualitativen Methodik in das neue Untersuchungsthema einzuarbeiten und Zusammenhänge und Probleme

detailliert erfassen zu können. Die quantitative Methode ermöglicht, die in den qualitativen Gesprächen

ermittelten Fragestellungen in den Kontext der Grundgesamtheit einzuordnen und zu relativieren. Bei der

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sekundäranalytischen Analyse sind grundsätzlich beide Vorgehensweisen möglich. Auf der Grundlage dieser,

aus drei "Bausteinen" bestehenden Methodik, ist gewährleistet, dass subjektive Perspektiven so weit wie

möglich relativiert werden.

In der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule wurden diese Bausteine in folgender

Reihenfolge miteinander verbunden: Zunächst wurden erste Erkenntnisse über das neu aufgelegte Programm

in der sekundäranalytischen Auswertung der Projektunterlagen und den qualitativen Gesprächen mit den

beteiligten Akteuren gesammelt. Die Relevanz dieser Ergebnisse wurden anschließend in einer quantitativen

Befragung überprüft, wobei im Rahmen der schriftlichen Befragung in einzelnen qualitativen Gesprächen die

neu gewonnenen Erkenntnisse in Folge gegen Ende der Evaluation noch einmal aufgegriffen und in den

Gesamtzusammenhang eingebettet wurden. Die erhobenen Daten des dreiteiligen Methodenkonzepts wurden

für eine ganzheitliche Betrachtung und den hier vorliegenden abschließenden Auswertungsbericht

harmonisiert und zueinander in Beziehung gesetzt. Die folgende Übersicht veranschaulicht noch einmal die

verschiedenen Erhebungsschritte auf den einzelnen Ebenen.

Übersicht 126: Die einzelnen Erhebungsschritte der Evaluation zum NRW Landesprogramm Kultur und Schule

Erhebungsform Erhebungsbögen Akteure / Maßnahmen

Qualitativ Interviewleitfäden Künstler,

Schulleiter,

Kommunen (Kultur-/Schulamt),

Fortbildungseinrichtungen,

Bezirksregierungen etc.

Quantitativ Standardisierte

DinA4-Fragebögen

(doppelseitig)

Künstler,

Schulleiter,

Eltern

Grundschulkinder

Sekundäranalytisch

(Materialien / Quellen)

Projektbewerbung

Fortbildungsunterlagen

Projekte

Fortbildungen

ZfKf 2010

Baustein 1 – Zu den sekundäranalytischen Erhebungsschritten

Sämtliche Projektunterlagen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, wie Projektanträge, Bewerbungen,

Materialien der Fortbildungen, Protokolle, Pläne zu den Tagungsabläufen, etc. wurden sekundäranalytisch

ausgewertet. Für jedes Projekt wurden auf Basis der vorliegenden Bewerbungsunterlagen systematisch alle

verfügbaren Informationen in einer Datenbank erfasst (siehe folgende Übersicht), so dass Aussagen für alle

geförderten Projekte der vier Förderjahre 2006/07 bis 2009/10 möglich wurden, beispielsweise zum

biographischen Werdegang der Künstler, zu den Projektorten und den Inhalten der geförderten Projekte, wie

etwa Kunstsparten, Zielgruppen, Zeitorganisation, etc. Um die Aktualität der Ergebnisse zu gewährleisten und

Vergleiche zwischen den Förderjahren zu ermöglichen, wurden die Daten in jedem Förderjahr aktualisiert und

die entsprechenden Informationen neu hinzukommender Akteure und Konzepte der geförderten Projekte in

das vorhandene Datensystem eingepflegt.

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Übersicht 127: Ausschnitte aus der vom ZfKf verwendeten Projektdatenbank für die Bewerbungsunterlagen

2

Daten zum Projekt (Ausschnitt) Daten zum Künstler (Ausschnitt)

Daten zur Schule (Ausschnitt)

Verknüpfung der PLZ mit GKZ ermöglicht weitere Daten(Einwohnerzahl, Arbeitslosigkeit, Ausländeranteil etc.)

ZfKf 2010

Baustein 2 – Zu den qualitativen Erhebungsschritten

Qualitative Interviews im zweiten Förderjahr 2007/08 vertieften in einem zweiten Schritt die Erkenntnisse der

ersten sekundäranalytischen Auswertungen. Dabei wurden mit Repräsentanten aller am NRW

Landesprogramm Kultur und Schule beteiligten Personengruppen intensive Gespräche zu einzelnen Aspekten

des NRW Landesprogramms Kultur und Schule geführt. Im Einzelnen wurden so 20 ausgewählte Künstler, 20

ausgewählte Schulleiter, Vertreter der Fortbildungsinstitutionen sowie an der Koordination der Bewerbungen

beteiligte Vertreter der Schul- bzw. Kulturämter der Kommunen und einer Bezirksregierung befragt. Die

Auswahlkriterien für die Künstler und Schulleiter als Gesprächspartner, beinhalteten Aspekte wie

beispielsweise städtischer/ländlicher Wohnraum bzw. Einwohnerzahl und berücksichtigten verschiedene

Schulformen (Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Grundschulen, OGS, Gesamt- und Förderschulen) sowie

verschiedene Sparten innerhalb der durchgeführten Projekte. Auch beteiligte Schüler wurden auf den

Abschlussveranstaltungen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule zur Akzeptanz der Künstlerprojekte

befragt, um O-Töne einzufangen. In den folgenden Förderjahren wurden lediglich punktuell qualitative

Gespräche mit verschiedenen Partnern des Landesprogramms durchgeführt, zu konkreten Veränderungen oder

neu entstandenen Fragestellungen, um Hintergründe recherchieren zu können.

Baustein 3 – Zu den quantitativen Erhebungsschritten

In einem dritten Schritt wurden alle beteiligten Künstler und Schulen schriftlich in einer Vollerhebung jeweils

am Ende eines Förderjahres befragt. Diese quantitative Erhebung sollte eine breite Rückmeldung zum

Programm ermöglichen.

Der standardisierte schriftliche Fragebogen, der an die Künstler ausgegeben wurde, ermöglichte die

Rückmeldung auf einzelne Teilaspekte des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, wie unter anderem die

genutzten Räumlichkeiten und die Zusammenarbeit mit Schule, Schülern, Eltern und den Repräsentanten des

NRW Landesprogramms Kultur und Schule, aber auch die Akzeptanz des Honorars oder die Einschätzung der

Öffentlichkeitsarbeit wurden abgefragt. Auch wurde das Vorhandensein eines Ansprechpartners in der Schule

und die Erfahrungen der Künstler mit den Fortbildungen thematisiert. Ein wichtiger Parameter zur Akzeptanz

lag in der Frage nach einer weiteren Bewerbung und Teilnahme am NRW Landesprogramm Kultur und Schule.

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136

Die Schulleiter wurden ebenfalls zu den einzelnen Teilaspekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule

befragt. Neben einer Einschätzung der Akzeptanz von Schüler- und Elternseite und zur Konzeption des NRW

Landesprogramms Kultur und Schule allgemein, wurden diese auch um eine Einschätzung der künstlerischen

und pädagogischen Leistungen des Künstlers innerhalb des Schulprojekts gebeten. Thematisiert wurde neben

der aktuellen Situation der Schule im Kontext kultureller Bildungserfahrungen, auch die Existenz früherer

kultureller Bildungsangebote.

Um ein rückblickendes Feedback der Schulleiter zum Landesprogramm zu erhalten wurden Ende 2009 in einer

separaten Erhebung noch einmal alle in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 beteiligten Schulleiter zu ihrem

Resümee bezüglich des Landesprogramms befragt. Der hierfür speziell angefertigte Fragebogen thematisiert

neben Fragen zur bisherigen Teilnahmehäufigkeit der Schulen auch Aspekte der Zufriedenheit mit

Teilbereichen des Landesprogramms, bisherigen Projekterfahrungen, zukünftigen Projektvorhaben und

Einschätzungen zur Wichtigkeit verschiedener Aspekte des Landesprogramms bzw. Förderprogrammen

allgemein für kulturelle Bildung an Schulen.

In einigen ausgewählten Schulen wurden auch die Eltern und Kinder um ein Meinungsbild gebeten. Hierbei ging

es vor allem darum, welche Rückmeldung die Kinder den Eltern in Bezug auf das künstlerische Projekt gaben.

Des weiteren war es wichtig, die Einstellung der Eltern zum Projekt und zur kulturellen Bildung allgemein sowie

die kulturellen Vorerfahrungen der beteiligten Kinder zu erfassen. Eine erste Elternbefragung wurde im ersten

Förderjahr an zehn repräsentativ ausgewählten Schulen durchgeführt, eine zweite – diesmal eine kombinierte

Eltern-/Kind-Befragung – im dritten Förderjahr 2008/09 an 100 repräsentativ ermittelten Grundschulen, um

eine breitere und validere Datenbasis zu erhalten.

11.2 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten

Die Erhebungsbögen für die Künstler wurden von den Fortbildungsinstituten auf den

Fortbildungsveranstaltungen an die Künstler verteilt. Zumeist wurden die Fragebögen vor Ort direkt ausgefüllt,

von der Fortbildungseinrichtung wieder entgegengenommen und an das ZfKf weitergeleitet. Da über die

Fortbildungsveranstaltungen nicht alle Künstler erreicht werden konnten, wurden die Künstler, die keine

Fortbildungsveranstaltungen besucht haben, vom ZfKf gesondert erfasst und einzeln angeschrieben.

Problematisch war hierbei, dass die Wohnsitze der Künstler nicht immer konstant waren, so dass sich der

Rücklauf dieser Fragebögen teils deutlich verzögerte.

Im ersten Jahr lag die Rücklaufquote bei rund 59% bezogen auf die Gesamtzahl der beteiligten Künstler (ohne

Mehrfachnennung) bzw. bei 54% bezogen auf die geförderten Projekte im Förderjahr 2006/07. Im zweiten

Förderjahr 2007/08 lag der Rücklauf der Künstlerfragebögen bezogen auf die Künstlerzahl bei 69%, und

bezogen auf die Projektzahl bei 53%, im dritten Förderjahr 2008/09 bei 63% bezogen auf die Künstlerzahl und

bei 49% bezogen auf die Projektanzahl, wie dies auch folgender Übersicht entnommen werden kann.

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Übersicht 128: Rücklauf der Künstlerbefragung nach Sparten bezogen auf die Anzahl der geförderten

Projekte80

differenziert nach Förderjahr81

Förderjahr

2006/07 2007/08 2008/09

Fragebogen Künstler Rücklauf Anzahl

Projekte Rücklauf Anzahl

Projekte Rücklauf Anzahl

Projekte

Spartenübergreifend - - 77 (30%) 257 99 (21%) 471

Bildende Kunst 190 (59%) 320 265 (65%) 405 252 (61%) 416

Musik 58 (52%) 112 68 (50%) 136 59 (44%) 133

Theater 58 (40%) 145 93 (53%) 175 119 (76%) 156

Tanz 40 (53%) 75 38 (44%) 86 51 (62%) 82

Film, Neue Medien 26 (70%) 37 37 (71%) 52 52 (75%) 69

Literatur 11 (61%) 18 18 (69%) 26 14 (67%) 21

k.A. - - 11 - 8 -

Gesamt 383 (54%) 707 607 (53%) 1137 654 (49%) 1348

ZfKf 2010

Übersicht 129: Rücklauf der Künstlerbefragung nach Sparten bezogen auf die Anzahl der geförderten

Künstler82

differenziert nach Förderjahr

Förderjahr83

2006/07 2007/08 2008/09

Fragebogen Künstler Rücklauf Anzahl

Künstler Rücklauf

84

Anzahl

Künstler Rücklauf

85

Anzahl

Künstler

Bildende Kunst 190 (67%) 284 265 (83%) 318 252 (81%) 311

Theater 58 (43%) 136 93 (65%) 144 119 (95%) 125

Musik 58 (51%) 114 68 (60%) 114 59 (53%) 111

Tanz 40 (57%) 70 38 (61%) 62 51 (71%) 72

Film/Neue Medien 26 (62%) 42 37 (66%) 56 52 (83%) 63

Literatur 11 (65%) 17 18 (82%) 22 12 (100%) 12

Spartenübergreifend86

- - 77 (32%) 240 101 (23%) 441

Insgesamt 383 (59%) 646 607 (69%) 885 654 (63%) 1.033

ZfKf 2010

Die Evaluationsbögen für die Schulleiter wurden vom ZfKf direkt an die Schulen versendet. Von den insgesamt

674 Schulen, die am NRW Landesprogramm Kultur und Schule im ersten Förderjahr teilgenommen haben und

vom ZfKf angeschrieben wurden, haben 441 Schulleiter den Fragebogen ausgefüllt an das ZfKf zurück gesendet.

Das entspricht einer Rücklaufquote von 65% der beteiligten Schulen (ohne Mehrfachnennung) bzw. von 62%

80 Bei der Anzahl der Projekte wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt, da diese die Künstler zu den Fortbildungsinstituten einteilte,

mit denen das ZfKf wie beschrieben zusammen gearbeitet hat. 81

Im Förderjahr 2009/10 wurde keine Künstlerbefragung durchgeführt. 82

Bei der Anzahl der Künstler wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt, da diese die Künstler zu den Fortbildungsinstituten einteilte, mit denen das ZfKf wie beschrieben zusammen gearbeitet hat. Die Summe der einzelnen Sparte ergibt dabei eine leicht abweichende Zahl, da manche Künstler in mehreren Sparten Projekte durchgeführt haben.

83 Im Förderjahr 2009/10 wurde keine Künstlerbefragung durchgeführt.

84 11 Künstler haben im Förderjahr 2007/08 zur Sparte keine Angaben gemacht, wurden aber in der Gesamtrechnung berücksichtigt.

85 8 Künstler haben im Förderjahr 2008/09 zur Sparte keine Angaben gemacht, wurden aber in der Gesamtrechnung berücksichtigt.

86 Die Kategorie spartenübergreifend wurde im Förderjahr 2006/07 nicht erhoben.

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bezogen auf die geförderten Projekte im Förderjahr 2006/07. Im zweiten Förderjahr 2007/08 lag der Rücklauf

der Schulleiterfragebögen bezogen auf die Anzahl der Schulen bei 80%, bezogen auf die Anzahl der Projekte bei

73%, und im dritten Förderjahr 2008/09 bezogen auf die Anzahl der Schulen bei 69% und auf die Projekte

bezogen bei 65%. Das entspricht einer Rücklaufquote von 72% in den ersten drei Förderjahren. Bei der

abschließenden Schulleiterbefragung Ende 2009 konnte eine Rücklaufquote von 58% verbucht werden.

Übersicht 130: Rücklauf der Schulleiterbefragung nach Schulformen87

Förderjahr

2006/07 2007/08 2008/09

Abschließende

Schulleiterbefragung

2009/2010

Fragebogen

Schulleiter Rücklauf

Anzahl

Schulen Rücklauf

Anzahl

Schulen Rücklauf

Anzahl

Schulen Rücklauf

Anzahl

Schulen

Förderschule 55 (90%) 61 104 (83%) 126 124 (78%) 160 159 (70%) 228

Grundschule 23 (36%) 64 448 (84%) 531 388 (65%) 593 537 (52%) 1.026

OGS88

195 (62%) 314 - - - - - -

Hauptschule 56 (67%) 84 89 (75%) 118 107 (74%) 144 136 (62%) 218

Realschule 19 (70%) 27 42 (70%) 60 54 (63%) 86 73 (59%) 123

Gymnasium 39 (67%) 58 70 (72%) 97 103 (69%) 150 118 (57%) 206

Gesamtschule 32 (62%) 52 52 (72%) 72 61 (72%) 85 75 (60%) 125

Nicht

zuzuordnen /

Sonstige89

22 (--) 19 17 (---) 8 34 (---) 10 28 20

Berufsbildende

Schule/Kolleg - - 9 (39%) 23 - 35 25 (50%) 50

Insgesamt 441

(62%)

674

(65%)

831

(73%)

1.035

(80%)

871

(65%)

1.263

(69%)

1.151

(58%) 1.996

ZfKf 2010

Die Evaluationsbögen der Eltern- und der Eltern-/Kind-Befragung wurden vom ZfKf an die Schulen gesendet

und von diesen an die Eltern weitergeleitet.

Je zwei Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien in ländlichen und städtischen Gebieten wurden im

ersten Förderjahr gebeten, sich an der Elternbefragung zu beteiligen. Darüber hinaus wurden drei Realschulen

sowie eine Hauptschule in die Elternbefragung miteinbezogen, wie dies der folgenden Grafik zu entnehmen ist.

87

Bei der Anzahl der Schulen wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt. Die Summe der einzelnen Sparte ergibt dabei eine leicht abweichende Zahl, da manche Schulen in mehreren Sparten Projekte durchgeführt haben.

88 Aufgrund unregelmäßiger Nennungen in den Fragebögen wurde das Merkmal „OGS“ ab dem zweiten Förderjahr im Rücklauf nicht mehr

ausgewertet 89

Einige Schulleiter machten keine Angabe bei der Frage nach der Schulform, entsprechend konnten diese den Schulformen nicht zugeordnet werden.

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Übersicht 131: Eltern, die an der Befragung des Landesprogramms teilgenommen haben, nach Schulformen

2006/07 2008/09

Elternbefragung an 10 Schulen

Eltern-/Kindbefragung an 100

Grundschulen

Schulen Angeschrieben Rücklauf Angeschrieben Rücklauf

Grundschulen 2 2 100 69

Gesamtschulen 2 2 - -

Gymnasium 2 1 - -

Realschulen 3 2 - -

Hauptschulen 1 1 - -

Insgesamt 10 8 (80%) 100 69 (69%)

(n=172) (n=707)

ZfKf 2010

In der Elternbefragung im ersten Förderjahr haben acht Schulen die Befragungsbögen an die Eltern weiter

gegeben und an das ZfKf zurück gesandt, so dass dem ZfKf für die erste Elternbefragung letztlich 172

ausgefüllte Elternfragebögen zur Verfügung standen, wobei von den Schulen angemerkt wurde, dass einige

Eltern aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht in der Lage gewesen sind, den Fragebogen auszufüllen. Geht

man von einer durchschnittlichen Projektgruppenkonstellation von 24 erreichten Schülern pro erreichter

Schule in der ersten Förderwelle aus, was dem im Rahmen der Evaluation ermittelten Durchschnittswert

entspricht, kann man hierbei durchaus von einem guten Rücklauf der Fragebögen sprechen, der speziell bei

den acht Schulen, die eine Rückmeldung ermöglichten, nach dieser Berechnung bei 90% liegt.

Von den in der Eltern-/Kindbefragung im dritten Förderjahr angeschriebenen Schulen schickten 69

Einrichtungen insgesamt 707 Eltern-/Kindfragebögen ans ZfKf zurück. Somit konnten im Förderjahr 2008/09

eine Rücklaufquote von 69% der angeschriebenen Schulen erreicht werden. Betrachtet man hier die

durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Projekt von 19,9 pro erreichter Grundschule im Förderjahr 2008/09, liegt

der errechnete Rücklauf der Eltern-/Kindfragebögen bezogen auf die 69 Schulen bei 51%.

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11.2.1 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden

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