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KUNSTVOLL MIT ALLEN SINNEN! Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule
im Förderzeitraum 2006 bis 2010
vorgelegt vom Zentrum für Kulturforschung
Berichterstattung:
Prof. Dr. Susanne Keuchel
Eine Evaluation im Auftrag der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen
Die Evaluation des Landesprogramms Kultur und Schule, über die hier berichtet wird, wurde im Zeitraum 2006-
2010 durchgeführt. Für den Inhalt der Publikation ist allein das Zentrum für Kulturforschung verantwortlich.
Zentrum für Kulturforschung
Grantham-Allee 20 53757 Sankt Augustin Tel.: (02241) 39 72 240 Fax: 39 72 249 e-mail: [email protected] Internet: www.kulturforschung.de
Keuchel, Susanne (Zentrum für Kulturforschung):
"Kunstvoll mit allen Sinnen!" - Abschlussbericht der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur & Schule
im Förderzeitraum 2006 bis 2010
Redaktionelle Mitarbeit: Marcus Fuchs, Dominic Larue, Katharina Zenz
Sankt Augustin 2010
Umschlaggestaltung: Marcus Fuchs
Bildnachweise: Stadt Moers, Stadt Hattingen, Ralf Emmerich, Peter Hübbe, Hartmut Hofmeister, SonderProjekt
ArtLan – Münster
Inhalt
Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen ..................................................... 5
2. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms .................................. 9
3. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms ............................................................................................. 16
4. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen... ............................. 28
4.1 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des Landesprogramms ...................... 28
4.2 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm .................................................. 43
5. Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm ....................................................................... 54
5.1 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im
Landesprogramm .................................................................................................................................... 54
5.2 Zum Zeitmanagement der Projekte im Landesprogramm ...................................................................... 58
5.3 Professionalität im künstlerischen Anspruch – Zu den Innen- und Außenräumen der Projekte ............ 61
5.4 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule .......................................................................... 65
6. Zu den Protagonisten des Landesprogramms – den Künstlern ........................................................................... 73
6.1 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler ............................................................................ 74
6.2 Zum biographischen Kontext der Künstler .............................................................................................. 80
6.3 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und Jugendprojekten .................................................................. 83
6.4 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm ............................................................................... 87
7. Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen ..................................................................................................... 94
7.1 Aufbau und Struktur der Fortbildungsangebote ..................................................................................... 94
7.2 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das Fortbildungsangebot ....................................................... 96
7.3 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot ................................................................. 101
8. Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm .............................................................................. 103
9. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen? ................................................................ 115
10. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule ............ 128
11. Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns .................................................................... 133
11.1 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: Qualitative und/oder quantitative Methodik? .................. 133
11.2 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten .......................................................................... 136
11.2.1 Standardisierte Fragebögen, die in der quantitativen Erhebung verwendet wurden .......................... 140
12. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................ 148
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Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule – Eine Tradition auf neuen Wegen
Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule wurde zum Schuljahr 2006/2007 ins Leben gerufen, mit dem Ziel,
Kindern und Jugendlichen – unabhängig von ihrem familiären Hintergrund – die Begegnung und
Zusammenarbeit mit Künstlern aller Sparten (Theater, Literatur, Bildende Kunst, Musik, Tanz, Film und neue
Medien) zu ermöglichen. Die Stärkung der kulturellen Bildung ist ein zentrales kulturpolitisches Ziel der
Landesregierung. Im Rahmen der aktuellen Ganztagsschuldebatte wurde der Gedanke, Künstlerinnen und
Künstler in die Schulen zu holen, durch die angestrebte „Öffnung der Schule“1 intensiv belebt.
Hintergrund – Zur Rolle des Künstlers in der Schule
Die Zusammenarbeit von Künstlern und Schulen hat eine lange Tradition, die bis in die 70er Jahre zurückreicht.
Im Mittelpunkt stand schon bei früheren Kooperationen die Idee, auf eine punktuelle Mitwirkung von
Künstlern im Schulbereich zu setzen, um das musisch-kulturelle Angebot zu verbessern2, wie beispielsweise
beim “Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan: Musisch-kulturelle Bildung“ der Bund-Länder-Kommission von
1977. Die abschließende Bewertung des Modellversuchs von 1977 fiel im Resümee sehr positiv aus. Die
Bandbreite der Angebote in diesem Modellversuch war analog zum Landesprogramm groß, und reichte vom
klassischen Theaterspielen in der Schule, über geschichtliche Themen, wie die Frauen im ausgehenden
Mittelalter, bis hin zur Behandlung von interkulturellen Aspekten. Auch in den 80er und 90er Jahren gab es
wiederholt Modellversuche, beispielsweise 1989 das Projekt „Schulkultur – Entwicklung und Erprobung eines
didaktischen Konzepts zur erweiterten musisch-kulturellen Erziehung in der Schule“3, das auf die Stärkung der
kreativen Eigentätigkeit von Lehrern und Schülern durch die Einbeziehung von Künstlerinnen und Künstlern
abzielte. 1990 fand das Projekt „Entwicklung und Förderung kreativer und gestalterischer Elemente der
beruflichen Bildung durch Zusammenarbeit der Lernorte Schule und Betrieb mit Künstlern und Einrichtungen
des musisch-kulturellen Bereichs (kubus)“4 statt, sowie 1996 das Projekt „ART Special: Hansa – Interdisziplinäre
Künste zur Weiterentwicklung eines Schulprofils“5, in dem künstlerische Arbeitsprojekte zu
gesellschaftspolitischen Fragestellungen in Zusammenarbeit von Künstlern und Schülern realisiert wurden.
Schon im Rahmen des Modellversuchsprogramms 1977 konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die auch für
das heutige NRW Landesprogramm Kultur und Schule relevant sind: beispielsweise die Schwierigkeit für
Künstler, sich im schulischen Umfeld – oftmals ohne schulischen Ansprechpartner – zurechtzufinden. Meist
mussten die organisatorischen Voraussetzungen für die Arbeit mit den Schülern vom Künstler selbst geleistet
werden und in den vorgefundenen Klassenräumen war es z.T. schwierig, Freiräume für das Spielerische
ästhetischer Praxis zu entwickeln.6
Die in früheren Jahren verarbeiteten Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Künstlern mit den
Modellprojekten sprechen oftmals ganz grundsätzliche Fragestellungen und Probleme an: In wie weit kann der
Künstler seine Rolle in der Auseinandersetzung mit der Schulwirklichkeit bewahren? Wie kann er die nötige
Disziplin und Vermittlungskompetenz für einen reibungslosen Ablauf eines kulturellen Bildungsprojekts in der
Schule aufbringen?
1 Stellungnahme der Bundesregierung zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht. Hg.: Deutscher Bundestag. 15. Wahlperiode. Drucksache
15/6014. 10.10.2005 2 Vgl. Musisch-kulturelle Bildung. Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan. Band 1. Textteil. Hg.: Bund-Länder-Kommission für
Bildungsplanung und Forschungsförderung. Stuttgart. 1977. S. 13 3 Kulturelle Bildung in Deutschland. Modelle innovativer Projektarbeit. Hg.: Susanne Keuchel u. Andreas Johannes Wiesand. Bonn. 2000. S.
140f 4 Ebd., S. 115f
5 Ebd., S. 111f
6 Vgl. Modellversuch “Künstler und Schüler“. Abschlussbericht. a.a.O. S. 12 u. 14
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So ist die pädagogische Kompetenz des Künstlers nicht zweifelsfrei vorauszusetzen – diese Fähigkeit gehört
nicht zur Ausbildung und den erforderlichen Kernkompetenzen von Künstlern. Es kann also vorteilhaft sein, in
Fort- und Weiterbildungen Künstler auf etwaige Konfliktsituationen vorzubereiten.7 Dabei sollte man einen
guten Mittelweg finden, zwischen einer guten fachlichen Vorbereitung auf der einen Seite und der Bewahrung
der Authentizität des Künstlers als Künstler mit eigenen neuen, ungewöhnlichen und nicht-schulischen
Vermittlungswegen auf der anderen Seite. Denn ungewöhnliche Perspektiven auf Themen und
Alltagsgeschehen sind ein erklärtes Ziel aller bisherigen Projekte mit Künstlern an Schulen und daher soll
vermieden werden, dass der Künstler beim Einsatz im Umfeld Schule zum „Ersatzpädagogen“ mutiert.
Winfried Kneip, der im Rahmen seiner Tätigkeit in der Yehudi Menuhin Stiftung die Einbindung von Künstlern in
die Schule förderte, macht auf eine Reihe von Problemfeldern von Künstlern in Schulen aufmerksam. So
scheiterten diese, wenn sie „nicht genügend Wissen über Entwicklung und Fähigkeiten von Kindern in
bestimmten Altersstufen haben […], keine oder nur klischeehafte Vorstellungen davon haben, wie Schule
funktioniert und unter welchen Bedingungen Lehrer arbeiten müssen […], ihrer Kunst nicht genügend
vertrauen und insbesondere in Konflikten versuchen, pädagogisch zu wirken […], Kinder in ihren Fähigkeiten
unterschätzen und am Prozess, an den Inhalten und am Verfahren nicht beteiligen“. 8
Künstler in der Schule
müssen also den Spagat bewältigen zwischen dem Erwerb von pädagogischen Qualifikationen, die sie
befähigen, im Schulalltag zu „überleben“, und der Bewahrung der künstlerischen Professionalität und
Sichtweise, um deren Willen sie ja gerade besonders geschätzt werden.
Zur Struktur des Landesprogramms „Kultur & Schule“
Im Landesprogramm Kultur und Schule wurden in den vier Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 insgesamt etwa
4.700 Kunstprojekte mit schätzungsweise etwa 2.300 Künstlern in Nordrhein-Westfalen gefördert. Damit
erreichte das Landesprogramm bisher rund 94.000 Schüler. Alle Kunstsparten sind dabei vertreten, sowie eine
Vielzahl an spartenübergreifenden Projekten. In der Regel werden die Projekte von einer Künstlerin oder einem
Künstler geleitet. In den sogenannten Sonderprojekten (Kooperationsprojekten) arbeiten mehrere
Künstlerinnen und Künstler mit mehreren Schulen – auch schulform- und kommunenübergreifend sowie unter
Beteiligung der örtlichen Kultureinrichtungen – in einem Projekt zusammen. Die Fördersumme pro Projekt
beträgt derzeit bis zu 2.850 Euro9. Die Projekte werden mit einem Festbetrag in Höhe von 2.280 Euro aus
Landesmitteln gefördert, Projekte an offenen Ganztagsschulen im Primarbereich mit einem Festbetrag in Höhe
von 1.480 Euro; diese sind durch 800 Euro aus Geldmitteln, die den offenen Ganztagsschulen zur Verfügung
stehen, zu ergänzen. Im zweiten Förderjahr wurde der Förderbetrag um eine Sach- und Reisekostenpauschale
in Höhe von bis zu 750 Euro pro Projekt angehoben. Die Kommunen beteiligen sich an der Projektförderung mit
einem Eigenanteil in Höhe von 20%, d.h. 570 Euro pro Projekt.
Aspekte der Qualitätsentwicklung im Landesprogramm
Um die Qualitätsentwicklung des Landesprogramms Kultur und Schule nachhaltig zu sichern, werden die
Kunstprojekte im Rahmen eines Juryverfahrens ausgewählt. Im ersten Förderjahr übernahm dies zentral eine
Landesjury. Die Ergebnisse der vorliegenden Evaluation legten jedoch nahe, dass dies regional teils zu einer
einseitigen Förderung führte, da einzelne Kommunen aktiver die Bewerbung von Künstlern und Schulen
unterstützten als andere.
7 Mit Blick auf Konfliktsituationen lohnt es sich, eine der Hauptqualitäten von Kunst nicht zu unterschlagen: Störungen, Aggression und Konflikt
können als Treibstoff, als ‚Kreatin‘ für den künstlerischen Schaffensprozess genutzt werden. So empfiehlt Kneip den Künstlern, ihren Fokus weg von ‚pädagogischen Lösungen‘ hin zu ‚künstlerischen Interventionen‘ zu setzen. Vgl. Winfried Kneip: Die Kunst der Vermittlung – Qualifizierungsangebote für Künstler in NRW. In: Schule und Kultur. a.a.O. S. 54
8 Winfried Kneip: Die Kunst der Vermittlung – Qualifizierungsangebote für Künstler in NRW. In: Schule und Kultur. a.a.O. S. 52
9 Der Höchstbetrag für das Entgelt der Künstler und Kunstpädagogen sowie der Reise- und projektbezogenen Sachausgaben beträgt 2.750
Euro, für die Durchführung einer Abschlussveranstaltung werden pro Projekt noch einmal bis zu 100 Euro zur Verfügung gestellt.
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Auch zeigte sich, dass mit der zentralen Vergabe vorwiegend Projekte aus Städten mit mehr als 100.000
Einwohnern gefördert wurden, was zu Lasten von Gemeinden mit weniger als 30.000 Einwohnern ging. Ab dem
zweiten Förderjahr wurde daher allen Kreisen und Kommunen eine Fördersumme in Aussicht gestellt, die diese
im Rahmen von Bewerbungen ausschöpfen konnten. Das Verfahren sieht vor, dass sich Künstler oder
Kulturpädagogen, Kultureinrichtungen und Einrichtungen der künstlerisch-kulturellen Bildung mit ihrer
Projektidee gemeinsam mit einer Schule bei ihrer Kommune oder dem zuständigen Kreis bewerben. Die
Auswahl der förderungswürdigen Projekte obliegt nun einer dezentralen, unabhängigen Jury vor Ort. Die
dezentrale Jurierung trägt wesentlich dazu bei, das Programm in die Fläche zu tragen.
Die Landesregierung bietet aus den erläuterten Gründen den projektdurchführenden Künstlern vier eintägige
Fortbildungsseminare an, die von Fachinstituten durchgeführt werden.10
Diese leisten Unterstützung bei der
Umsetzung der Projekte in der (Schul-)Praxis und fördern darüber hinaus den Austausch der
Projektverantwortlichen. Sie sind ein wichtiger Baustein im NRW Landesprogramm Kultur und Schule und
tragen wesentlich zur Netzwerkbildung vor Ort bei. Damit leisten sie im Sinne der Förderung von Projekten zur
Stärkung der kulturellen Bildung die dafür erforderliche Qualitätsentwicklung. Ein Teil der Künstler, die nach
Besuch der Fortbildungsseminare wiederholt am Landesprogramm Kultur und Schule teilnahmen, wünschten
sich erneut ein Fachforum für den Austausch mit Kollegen. Entsprechend wurden Vertiefungsseminare für
„Wiederholungstäter“ eingerichtet, die von der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste /
Jugendkunstschulen NRW e.V. betreut werden.
Künstlerinnen und Künstler, die bereits im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ein Projekt
mit Schulen durchgeführt und an den Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen haben, werden zudem in den
internetgestützten Künstlerpool aufgenommen. Dieses Portal, welches durch das Kultursekretariat Gütersloh
gepflegt wird, bietet den Schulen und Kommunen Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Partnern für
künstlerische Projekte. Ein weiteres Angebot zum NRW Landesprogramm Kultur und Schule trägt das
Kultursekretariat Wuppertal bei, das Veranstaltungen für kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
Kultur-, Schul- und Jugendverwaltung zum Landesprogramm organisiert.
Um die Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten strukturell nachhaltig zu fördern, ist außerdem zu
Beginn des zweiten Förderjahrs ein Wettbewerb zur Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten zur
Stärkung der kulturellen Bildung ins Leben gerufen worden. Damit unterstützt die Landesregierung die
Schaffung von Strukturen, die die kulturelle Bildung im kommunalen Leitbild verankern.
Zur Evaluation des Landesprogramms Kultur und Schule
Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Schulen ist nichts Neues, wie in der vorherigen Betrachtung
aufgezeigt wurde. Beachtlich und außergewöhnlich ist jedoch die Dimension des NRW Landesprogramms
Kultur und Schule. Für dieses Vorhaben existiert kein vergleichbares Vorläuferprogramm, auf dessen Erfahrung
man hätte zurückgreifen können. Angesichts der beachtlichen Zahl an Projekten und Akteuren wurde daher
von vorneherein eine begleitende dialogische Evaluation des Programms eingerichtet, die das Zentrum für
Kulturforschung seit Beginn des Programms durchführt. Alle Akteure, Künstler, Schulleiter, Schüler, Eltern,
Kommunen und Fortbilder wurden in quantitativen und qualitativen Gesprächen zur Durchführung und
Akzeptanz des Programms befragt, sowie die rund 4.700 vorliegenden Projektanträge im Kontext gewählter
Vermittlungsmethoden und Inhalte sekundäranalytisch ausgewertet. Die Zwischenergebnisse der Evaluation in
den jeweiligen Schuljahren wurden reflektiert und als Basis genutzt, um das Programm im laufenden Prozess
kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse der beteiligten Akteure zuzuschneiden, wie das
beispielsweise bei der Umstellung von einer zentralen auf eine dezentrale Fördervergabe der Fall war.
10
Durchgeführt werden die Seminare von: filmothek der jugend NRW e. V., Duisburg; NRW Landesbüro Tanz Köln; Literaturbüro NRW-Ruhrgebiet e.V. Gladbeck; Rheinisches Landestheater Neuss; Landesmusikakademie Heek; Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste/ Jugendkunstschulen NRW e.V., Unna.
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Der dialogische Prozess bei der Evaluation und entsprechend bei der Gestaltung des Programms hat sicherlich
im Wesentlichen mit dazu beigetragen, dass die Resonanz auf das Programm von Seiten der Schulen,
Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sich durchweg positiv darstellt. Das Gefühl, in den eigenen
Belangen ernst genommen zu werden und Einfluss auf die Mitgestaltung der Struktur des Programms zu
besitzen, hat das positive Verhältnis der Partner im Landesprogramm zueinander und zum Programm geprägt:
Bereits im dritten Jahr betreue ich mit meinem jungen Kollegen Sven Nieder ein
Foto-Projekt mit Jugendlichen am Anna-Siemsen-Berufskollegin Herford. Durch die
hervorragende Zusammenarbeit mit dem Kollegium und den verschiedenen
Gruppen genießen wir unsere Projektarbeit als „Lehrende” und zugleich „Lernende”.
Jürgen Escher, Freier Fotojournalist und Designer aus Herford
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2. In die Fläche gehen... Was bedeutet das? – Zu den Dimensionen des Landesprogramms
In den vier Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 wurden insgesamt 4.63711
Kunstprojekte gefördert. Im
Zeitverlauf konnte die Zahl der geförderten Projekte kontinuierlich gesteigert werden. Wurden in den ersten
Förderjahren des Landesprogramms 707 Projekte gefördert, waren es im zweiten Förderjahr 1.137 Projekte, im
dritten 1.348 Projekte und im vierten Förderjahr 1.445 Projekte.
Zu der Dimension erreichter Schulen
Wie viele Schulen konnten im Rahmen des Landesprogramms erreicht werden? Da manche Schulen mehrere
Projekte in einem Jahr realisierten oder in mehreren Jahren am Landesprogramm teilnahmen, unterscheidet
sich die Zahl der erreichten Schulen von der Zahl der durchgeführten Projekte. So wurden in den vier
Förderjahren 2.579 verschiedene Schulen erreicht.12
Das sind knapp 40% der Schulen in NRW13
. Dabei hat der
Anteil der Projekte, die an Schulen im großstädtischen Raum durchgeführt wurden, im Zeitvergleich leicht
abgenommen zugunsten einer Steigerung des Anteils der Projekte an Schulen in mittelstädtischen Gebieten mit
20.000 bis unter 100.000 Einwohnern.
Übersicht 1: Anteil der Projekte, die an Schulstandorten mit folgenden Einwohnerzahlen durchgeführt wurden differenziert Förderjahr
ZfKf 2010
Wie häufig und in wie vielen verschiedenen Jahren haben diese Schulen am Landesprogramm teilgenommen?
Über die Hälfte aller Schulen (54%) wurden bisher ausschließlich in einem Förderjahr gefördert und nur jede
zwanzigste Schule (5%) in jedem Förderjahr berücksichtigt.
11
Bei dieser Zählweise können die Angaben zur Zahl der erfassten Projekte von den Angaben der Bezirksregierungen geringfügig abweichen, aufgrund unterschiedlicher Zählweisen bei den Sonderprojekten, die das ZfKf in der Regel jeweils als eine Projekteinheit gezählt hat, obwohl mehrere Fördereinheiten an verschiedene Künstler geflossen sind.
12 Minimale Abweichungen bei der Anzahl der tatsächlich erreichten Schulen können nicht ausgeschlossen werden, aufgrund punktuell leicht
abweichender Namensbezeichnungen der Schulen in den Projektanträgen.. 13
Insgesamt gibt es im Schuljahr 2009/10 im Primar- und Sekundarbereich in NRW 6.501 Schulen (inkl. den Berufskollegs). Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht Statistische Übersicht 371. April 2010. S.7.
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Unter 20.000
20.000 bis 49.999
50.000 bis 99.999
100.000 bis 199.999
200.000 bis 499.999
500.000 und mehr
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2006/07
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2009/10
Gesamt
Förderjahr
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Übersicht 2: Mehrfach berücksichtigte Schulen bei den geförderten Projekten und innerhalb der verschiedenen Förderjahre
Förderung in …
Anzahl absolut Prozent
Einem Förderjahr 1.393 54%
Zwei Förderjahren 682 26%
Drei Förderjahren 387 15%
Allen Förderjahren 117 5%
Gesamt 2.579 100%
Schulen in allen Förderjahren mit ...
Einem geförderten Projekt 1.317 51%
Zwei geförderten Projekten 641 25%
Drei geförderten Projekten 339 13%
Vier und mehr geförderten Projekten 282 11%
Gesamt 2.579 100%
ZfKf 2010
Berücksichtigt man die Mehrfachförderungen innerhalb eines Jahres, so kommt man auf einen Anteil von 51%
der Schulen, die bisher im gesamten Förderzeitraum nur einmal gefördert wurden. Jede zehnte Schule hat
schon umfangreichere Projekterfahrungen in vier oder mehr Projekten sammeln können. Dabei kann ein
leichter Trend dahingehend beobachtet werden, dass es jedes Jahr schwieriger wird, neue Schulen mit
einzubeziehen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Um noch mehr Schulen erstmals mit dem
Landesprogramm in Kontakt zu bringen, empfiehlt es sich, jedes Jahr erneut in die Öffentlichkeitsarbeit zu
investieren.
Übersicht 3: Anteil der Schulen, die erstmals innerhalb eines Förderjahres am Landesprogramm teilgenommen haben, differenziert nach Förderjahren
ZfKf 2010
100%
70%
51%
40%
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30%
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80%
90%
100%
1. Förderjahr 2006/07 2. Förderjahr 2007/08 3. Förderjahr 2008/09 4. Förderjahr 2009/10
Erstmalige Teilnahme Wiederholte Teilnahme
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Bei der Mehrfachberücksichtigung von Schulen kann beobachtet werden, dass es einzelne Schulformen gibt,
die anteilig häufiger von einer Mehrfachförderung im Rahmen des Landesprogramms profitieren. Dies sind die
Gesamtschulen, Hauptschulen und Berufsbildenden Schulen, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht. Speziell
bei den Gesamtschulen kann vermutet werden, dass diese deshalb häufiger berücksichtigt werden, da die Zahl
der Gesamtschulen begrenzt ist. Errechnet man den Anteil der bisher im Rahmen des Landesprogramms
geförderten Gesamtschulen an der Gesamtzahl der Gesamtschulen in NRW, kommt man in der Tat auf einen
Anteil von 67%.14
Damit ist der Ausschöpfungsgrad der Gesamtschulen deutlich höher als der Anteil erreichter
Schulen im Landesprogramm an der Gesamtzahl der allgemeinbildenden Schulen in NRW (40%). Errechnet man
entsprechend den Anteil der geförderten Hauptschulen und Berufsschulen an der Gesamtzahl existierender
Einrichtungen in NRW, kommt man auf einen Anteil von 41% für die Hauptschulen, der dem Durchschnitt
erreicheter Schulen entspricht, und auf 17% für die Berufsbildenden Schulen. Es kann vermutet werden, dass
es grundsätzlich schwieriger ist, Hauptschulen oder Berufsschulen für Kunstprojekte zu begeistern, da diese
Schulen in der Regel weniger Erfahrung mit entsprechenden Projekten haben, wie dies auch in Kapitel 8
deutlich wird, und es ggf. leichter ist, erneut auf die Hauptschulen und Berufsschulen zuzugehen, die schon
einmal positive Erfahrungen mit einem Kunstprojekt im Rahmen des Landesprogramms gemacht haben.
Entsprechend sollte man die Schulämter in den Kommunen ermutigen, speziell bei diesen Schulformen noch
gezielter auf Schulen zuzugehen, die bisher kein Interesse am Landesprogramm zeigten.
Übersicht 4: Durchschnittliche Anzahl der geförderten Projekte im gesamten Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Schulform
ZfKf 2010
Neben den schulinternen Projekten, die den Großteil aller Projekte ausmachen, werden auch sogenannte
Sonderprojekte gefördert, die schulübergreifend konzipiert sind. So wurden nach Angaben der
Bezirksregierung beispielsweise in den Förderjahren 2008/09 und 2009/10 24 Sonderprojekte gezählt.15
Besonders herausgestellt wird bei diesen „Sonderprojekten“, dass sie neue Ideen und Anreize liefern, aber
auch mehr Gestaltungsfreiraum und weniger strikte Vorgaben zur Umsetzung benötigen.16
Ein Sonderprojekt,
das den Schülern einen Überblick über die Spartenvielfalt im künstlerischen Bereich ermöglichte und dabei
verschiedene Schulen und Künstler mit einbezog, ist das Sonderprojekt „ArtLAN“:
14
Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht 371. April 2010. S.7.
15 Die Sonderprojekte sind aufgrund der mehrfach beteiligten Schulen in den Projektanträgen schwer abzugrenzen. In der Analyse der
Projektanträge kommt das ZfKf im oben genannten Zeitraum beispielsweise auf 31 Sonderprojekte. 16
Vgl. das Interview mit Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff in: Landesregierung Nordrhein-Westfalen: Augen öffnen. Kulturelle Bildung in der Kulturförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 12/2009, S.7.
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Gesamtschule
Hauptschule
Berufsbildende Schule
Förderschule
Gymnasium
Realschule
Grundschule
Sonstige
Gesamt
Zahl an Projektförderungen
Zahl an Förderjahren
Durchschnittliche…
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ArtLAN
Im Jahr 2007/08 hat die Jugendkunstschule (JKS) in Münster im Rahmen des NRW-Landesprogramms Kultur und
Schule ein Sonderprojekt gestartet: ArtLAN, ein lokales Netzwerk aus Münsteraner Künstlern und Schulen. Dabei
wurden kunstpädagogische Projektmodule aus unterschiedlichen
bildkünstlerischen Sparten rotierend an den verschiedenen
teilnehmenden Schulen angeboten. Im Schuljahr 2008/09 waren zehn
Künstlerinnen und Künstler an Projekten in acht Schulen beteiligt. Die
Schüler konnten mehrere Projekte im Jahr mitmachen und sich in
unterschiedlichen Sparten versuchen, wie z.B. Trickfilm, Wandmalerei
und Drucktechniken. Die Organisation wurde zentral durch die JKS
koordiniert, so dass sich die Künstler stärker auf ihre eigentlichen
künstlerischen Aufgaben konzentrieren konnten.
Zu der Dimension erreichter Künstler
Ähnlich wie bei den Schulen gibt es auch unter den Künstlern „Wiederholungstäter“, die sich in mehreren
Förderjahren am Landesprogramm beteiligten, und/oder in einem Förderjahr Kunstprojekte an verschiedenen
Schulen realisierten. Berücksichtigt man diesen Umstand, so kommt man auf 2.281 verschiedene Künstler, die
bisher 4.637 Kunstprojekte im Landesprogramm ermöglichten. Die Hälfte der bisher geförderten Künstler (52%)
hat dabei nur an einem Projekt mitgewirkt. Die Rückmeldungen der Künstlerbefragungen, die in Kapitel 6
dargelegt sind, belegen, dass der Anteil der Künstler, die sich erneut am Landesprogramm bewerben wollen,
viel höher ist (66%) als der tatsächliche Anteil der Künstler, die noch einmal die Chance erhalten und im
Rahmen des Bewerbungsverfahrens erneut ausgewählt werden (48%). Nur etwa jeder Zehnte (12%) führte
dabei mehr als fünf Projekte an den Schulen durch, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 5: Mehrfach berücksichtigte Künstler bei den geförderten Projekten und im Rahmen verschiedener Förderjahre
Förderung in …
Anzahl abs. Prozent
Einem Förderjahr 1.311 57%
Zwei Förderjahren 515 23%
Drei Förderjahren 293 13%
Allen Förderjahren 162 7%
Gesamt 2.281 100%
Künstler in allen Förderjahren mit ...
Einem geförderten Projekt 1.178 52%
Zwei geförderten Projekten 452 20%
Drei geförderten Projekten 236 10%
Vier geförderten Projekten 140 6%
Fünf und mehr geförderten Projekten 275 12%
Gesamt 2.281 100%
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Ein Anspruch des Landesprogramms ist es, über die Förderjahre hinweg möglichst viele Schulen und Künstler zu
erreichen. Dennoch schließt das Programm Mehrfachbewerbungen von Künstlern und Schulen nicht explizit
aus. Der Anspruch, qualitativ gute Kunstprojekte zu fördern, steht über dem Anspruch, viele unterschiedliche
Künstler und Schulen zu erreichen. Die vorausgehend dargelegten Daten belegen, dass dieser qualitative
Förderansatz dem Anspruch, viele unterschiedliche Schulen und Künstler einzubinden, derzeit nicht
entgegenwirkt. Bei den Künstlern kann nach Ablauf der vier Förderjahre festgestellt werden, dass nur 7% der
Künstler, die bisher am Landesprogramm teilgenommen haben, in allen vier Förderjahren Projekte realisierten.
Für Künstler, die erneut Kunstprojekte an Schulen durchführen wollen, jedoch im Rahmen des
Auswahlverfahrens des Landesprogramms nicht berücksichtigt wurden, bietet sich ergänzend der Künstlerpool
an, der für das Landesprogramm eingerichtet wurde und den Künstlern, die schon einmal erfolgreich am
Landesprogramm teilgenommen haben, als Plattform für Projektideen dient. Der Künstlerpool im Internet
ermöglicht interessierten Schulen, sich auch unabhängig vom Landesprogramm über interessante
Kunstprojekte zu informieren und auf Künstler zuzugehen.
Zur Dimension der erreichten Schülerschaft
Wie viele Kinder und Jugendliche konnten bisher mit den Kunstprojekten des Landesprogramms erreicht
werden? Nimmt man die durchschnittliche Anzahl der Schüler, die innerhalb eines Projekts erreicht werden17
,
und rechnet diese Zahl auf alle Projekte hoch, so kann man von ca. 94.000 erreichten Schülern in den vier
Förderjahren ausgehen. Das ist bezogen auf die Gesamtzahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen und
Berufskollegs eine Quote von knapp 3,4%18
. Bezieht man die bisher erreichte Schülerzahl im Landesprogramm
nur auf die Schüler an allgemeinbildenden Schulen in NRW und klammert dabei die Berufskollegs und -schulen,
die bisher nur sehr rudimentär erreicht werden, aus, kommt man auf eine Quote von 4%19
.
Ein Blick auf die durchschnittliche Gruppengröße für die einzelnen Förderjahre offenbart, dass diese im
Vergleich der einzelnen Jahre etwas schwankt. Es lässt sich jedoch keine systematische Entwicklung erkennen,
dass sich die Teilnehmerzahl pro Projekt im Verlauf des Landesprogramms verkleinert oder vergrößert hätte.
Unabhängig davon, ob man die erreichte Gesamtteilnehmerzahl, die Teilnehmerzahlen bezogen auf die
einzelnen Förderjahre oder die der Sparten zugrunde legt, verdeutlicht folgende Tabelle, dass sich die
Hochrechnung der bisher erreichten Gesamtteilnehmerzahl im Landesprogramm immer bei ca. 94.000 Schülern
einpendelt.
17
Hier ist zu beachten, dass Informationen zu Teilnehmergröße nicht bei allen Projekten vorliegen und der Durchschnittswert demnach vom tatsächlichen Wert abweichen kann.
18 Insgesamt gibt es 2.799.259 Schüler an den öffentlichen und privaten Schulen in NRW (inkl. den Berufskollegs). Vgl. Ministerium für Schule
und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Amtliche Schuldaten zum Schuljahr 2009/2010, S. 7. 19
Im Schuljahr 2009/10 besuchten 2.176.849 Schüler allgemeinbildende Schulen, die Berufsschulen ausgeklammert. Vgl. ebd.
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Übersicht 6: Hochrechnung der bisher erreichten Schüler im Landesprogramm differenziert nach Förderjahren und Sparte
20
Hochrechnung
Sparte Anzahl Projekte Durchschnittliche
Teilnehmerzahl
Erreichte
Schüler
Erreichte
Schüler in %
Spartenübergreifend 1.376 22,51 30.978 33%
Bildende Kunst 1.551 17,79 27.597 29%
Musik 497 24,48 12.167 13%
Theater 591 18,64 11.014 12%
Tanz 321 21,93 7.038 7%
Film, Neue Medien 220 17,31 3.808 4%
Literatur 81 16,32 1.322 1%
Gesamt
93.924 100%
Förderjahr
2006/07 707 22,57 15.955 17%
2007/08 1.137 18,46 20.990 22%
2008/09 1.348 21,85 29.449 31%
2009/10 1.445 19,75 28.544 30%
Gesamt
94.938 100%
Projekte insgesamt 4.637 20,31 94.157
ZfKf 2010
Zusammenfassend lässt sich die Reichweite des Landesprogramms in Zahlen also wie folgt festhalten: 4.637
Kunstprojekte wurden in den letzten vier Jahren realisiert. Dabei wurden ca. 94.000 Schüler in 2.579
verschiedenen Schulen erreicht. An der Realisierung der Projekte waren 2.281 verschiedene Künstler beteiligt.
20
Hier ist zu beachten, dass Informationen zu Teilnehmergröße nicht bei allen Projekten vorliegen und der Durchschnittswert demnach vom tatsächlichen Wert abweichen kann.
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Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 2:
Im gesamten Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 wurden insgesamt 4.637 Projekte gefördert. Dabei
konnte die Zahl der Projekte im bisherigen Förderzeitraum von 707 im ersten Förderjahr auf 1.445 Projekte im
vierten Förderjahr mehr als verdoppelt werden.
In den vier Förderjahren wurden 2.579 unterschiedliche Schulen erreicht. Das sind knapp 40% der Schulen in
NRW. Dabei wurden überdurchschnittlich viele Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen eingebunden (67%)
und nur sehr wenige Berufsschulen (17%). Für eine ausgewogene Verteilung der unterschiedlichen
Schulformen empfiehlt es sich, gezielt auf einzelne Schulformen zuzugehen, die bisher weniger Interesse am
Landesprogramm zeigten, vor allem Hauptschulen.
49% der Schulen wurden im gesamten Förderzeitraum mehrfach gefördert. Dabei ist ein klarer Trend zur
Mehrfachförderung von Schulen zu erkennen. Wurden im zweiten Förderjahr 2007/08 nur 30% der Schulen
zum wiederholten Mal gefördert, so lag dieser Anteil im Jahr 2009/10 bereits bei 60%. Es empfiehlt sich
daher, jedes Jahr erneut in die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren, um noch mehr Schulen auf das
Landesprogramm aufmerksam zu machen.
Insgesamt wurden im gesamten Förderzeitraum 2006/07 bis 2009/10 2.281 verschiedene Künstler in das
Landesprogramm eingebunden. Davon wurden 52% bisher nur einmal im gesamten Förderzeitraum
gefördert.
Insgesamt wurden im bisherigen Förderzeitraum des Landesprogramms ca. 94.000 Schüler erreicht. Das
entspricht etwa 3,4% der Schüler in NRW an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen.
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3. Zu den Schulen als Partner des Landesprogramms
Ein zentrales Anliegen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist die gleichmäßige Verteilung der
Förderung auf verschiedene Schulformen. Um mehr Chancengleichheit zu erreichen, wurde dabei besonderer
Wert auf die Förderung von Schulen des Primarbereichs gelegt, denn hier lassen sich Kinder aus allen
Bildungsgruppen und sozialen Schichten gleichermaßen erreichen.
Zur Beteiligung der Schulen
Grundschulen sind aus diesem Grund in der Projektförderung Spitzenreiter und machen in allen vier Jahren
etwa die Hälfte der geförderten Schulen aus, mit einem leicht sinkenden Anteil über die Förderjahre von 55%
im ersten auf 46% im vierten Förderjahr. Dabei lag der Anteil der explizit im offenen Ganztag durchgeführten
Projekte im zweiten Förderjahr bei 34%, im dritten bei 22% und im vierten bei 19%. Man kann also eine
Entwicklung dahingehend beobachten, dass die Grundschulen zusehends stärker dazu tendieren, die
Kunstprojekte des Landesprogramms in den Unterrichtszeitraum statt in die Ganztagsbetreuung zu integrieren.
Im Zeitvergleich ist der Anteil der Förderschulen von 9% im ersten auf 15% im vierten Förderjahr gestiegen,
womit diese im vierten Förderjahr die Hauptschulen als die bis dahin am häufigsten geförderten Schulen des
Sekundarbereichs ablösen. Der Anteil der geförderten Hauptschulen liegt in allen vier Förderjahren knapp über
deren Anteil von 10% an den Schulen in NRW.21
Dies ist erfreulich, da es dem Anspruch des NRW
Landesprogramms Kultur und Schule entspricht, künstlerische Betätigungen auch jenen Kindern zu
ermöglichen, welche in einer kulturfernen Umgebung aufwachsen.22
Übersicht 7: Schulen, die im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, differenziert nach Schulform und Förderjahr
ZfKf 2010
21
Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Das Schulwesen in Nordrhein-Westfalen aus quantitativer Sicht 2009/10. Statistische Übersicht 371. April 2010
22 Vgl. Susanne Keuchel: Mehr Chancengleichheit in der kulturellen Bildung. In: politik und kultur. Hg.: Deutscher Kulturrat, 1/2005
50%
11%
10%
10%
3%
9%
6%
2%
46%
15%
11%
11%
7%
7%
3%
1%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Grundschule
Förderschule
Hauptschule
Gymnasium
Gesamtschule
Realschule
Berufsbildende Schule/Kolleg
Sonstige (VHS, Waldorf etc.)
Anteil an Schulen in NRW
Förderjahr 2006/07
Förderjahr 2007/08
Förderjahr 2008/09
Förderjahr 2009/10
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Im Kontext einer angemessenen Beteiligung erwiesen sich Realschulen in den ersten Förderjahren als weniger
gut erreichbar, wurden diese doch anfänglich seltener ins Landesprogramm eingebunden. Möglicherweise
hatte man aufgrund der sozialen Brisanz vor allem Hauptschulen gezielter auf das Landesprogramm
aufmerksam gemacht, eine vergleichbare Ansprache von Realschulen hingegen anfangs versäumt. Mit
nunmehr 7% hat sich der Anteil der Realschulen an den im Landesprogramm geförderten Schulen im
Zeitvergleich kontinuierlich dem Anteil der Realschulen an allen Schulen in NRW angenähert.
Übersicht 8: Einzugsgebiete der erreichten Schulen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Schulleiter in der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform
ZfKf 2010
Betrachtet man in der vorangehenden Übersicht, wie sich die beteiligten Schulformen auf die Ortschaften und
Städte verschiedener Größen verteilen, fällt auf, dass es vor allem die Grundschulen und – mit Abstrichen – die
Hauptschulen kleinerer Gemeinden im ländlichen Raum sind, die, im Vergleich zu den entsprechenden
Schulformen in größeren Orten, vom Landesprogramm profitieren und künstlerische Projekte umgesetzt
haben.
Übersicht 9: Schulen, die im Rahmen des Landesprogramms im Förderzeitraum 2006/07 bis 2009/10 gefördert wurden, differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts
ZfKf 2010
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
Hauptschule Grundschule Förderschule Gesamtschule Realschule Gymnasium
58%
9%
15%
7%
3%
6%
1%
1%
49%
13%
11%
11%
7%
6%
3%
1%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Grundschule
Förderschule
Hauptschule
Gymnasium
Gesamtschule
Realschule
Berufsbildende Schule/Kolleg
Sonstige
Unter 20.000
20.000 bis 49.999
50.000 bis 99.999
100.000 bis 199.999
200.000 bis 499.999
500.000 und mehr
Gesamt
Einwohnerzahl des Standorts
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Ähnliches gilt auch für die Realschulen, die in Ortschaften unter 50.000 Einwohnern im Landesprogramm im
Vergleich zu städtischen Regionen überrepräsentativ vertreten sind. Die höhere Präsenz von Grundschulen im
ländlichen Raum im Rahmen des Landesprogramms entspricht der reellen Verteilung von Grundschulen in
NRW. Die höhere Präsenz von Hauptschulen aus dem ländlichen Raum im Landesprogramm kann als Hinweis
gewertet werden, dass es wichtig ist, darauf zu achten, dass mit dem Landesprogramm auch die Hauptschulen
in sozialen Brennpunkten der Großstädte erreicht werden, die aufgrund ihrer oft sozial benachteiligten
Schülerschaft23
besonders auf vielfältige Förderimpulse angewiesen sind. Im Rahmen der Schulleiterbefragung,
bei der die Schulleiter konkret auf das Einzugsgebiet ihrer Schule angesprochen wurden, wird jedoch deutlich,
dass es dem Landesprogramm bisher durchaus gelungen ist, auch Hauptschulen aus sozialen Brennpunkten
anzusprechen.
Wie kommen das Landesprogramm und die Künstler in die Schulen?
Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass es vor allem zwei Multiplikatoren sind, welche die Schulen auf die
Existenz des Landesprogramms aufmerksam machen: die jeweiligen Schulämter und insbesondere die Künstler,
die an einer Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen interessiert sind. Auch die zuständigen
Bezirksregierungen, die jeweiligen Kulturämter, sowie entsprechende Werbung in den Medien bilden wichtige
Größen bei der Bekanntmachung des Landesprogramms. Im Vergleich der Förderjahre lassen sich Unterschiede
feststellen. So sind im ersten Förderjahr 2006/07, neben Schulamt und Künstlern, die Presse bzw. Medien
besonders wichtig gewesen. Auffällig ist auch die wachsende Bedeutung der Kulturämter, die ähnlich wie die
Schulämter im Förderjahr 2008/09 eine größere Rolle bei der Bekanntmachung des Landesprogramms an
Schulen spielten. Möglicherweise kann dies auf die stärkere Einbeziehung der Kommunen im Landesprogramm
seit dem zweiten Förderjahr und die Installierung des Wettbewerbs „Kommunale Gesamtkonzepte“
zurückgeführt werden.
Übersicht 10: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/2007 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Differenziert man die Informationswege nach den jeweiligen Schulformen, sind einige interessante
Unterschiede zu beobachten. Nahezu die Hälfte aller Gymnasien wurde durch Künstler, die an einer
Kooperation interessiert waren, über das Landesprogramm informiert. Dies ist nicht zuletzt ein Beleg für die
Attraktivität der Gymnasien bei den Künstlern, die, wie an anderer Stelle dargelegt, in der guten räumlichen
Infrastruktur und der in der Regel kooperativen Schülerschaft begründet ist. Auch für die Gesamtschulen
23
Vgl. Dirk Baier und Christian Pfeiffer: Hauptschulen und Gewalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 28. 2007. S.17-26
33%
32%
14%
17%
25%
8%
2%
19%
2%
28%
27%
21%
20%
20%
10%
2%
18%
1%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Künstler
Schulamt
Medien / Presse
Bezirksregierung
Kulturamt
Staatskanzlei
Eltern
Sonstige Personen / Institute
K.A.
Förderjahr 2008/09
Förderjahr 2007/08
Förderjahr 2006/07
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bildeten interessierte Künstler eine wichtige Informationsquelle. Häufiger als andere Schulformen wurden die
Gesamtschulen ebenfalls durch die Bezirksregierung auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht. Für
Hauptschulen nimmt das Kulturamt eine wichtige Rolle ein, genauso wie die Staatskanzlei NRW, die eine
angemessene Beteiligung der Hauptschulen im Sinne der Chancengleichheit im Fokus hat.
Übersicht 11: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter differenziert nach Schulformen (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Wie werden die Schulen in städtischen bzw. ländlichen Regionen über das Landesprogramm informiert? In
folgender Übersicht zeigt sich, dass neben Künstlern und dem Schulamt vor allem die Kulturämter für
städtische Regionen eine große Rolle spielen: In Ballungsgebieten mit über 100.000 Einwohnern nehmen diese
im Verhältnis den Spitzenplatz unter den Informationsquellen der Schulen zum Landesprogramm ein. In
ländlichen Regionen spielen die Bezirksregierungen als Multiplikatoren punktuell eine wichtigere Rolle.
Übersicht 12: Personen bzw. Institutionen, die die Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 auf das Landesprogramm aufmerksam gemacht haben, nach Angaben der Schulleiter differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
33%
29%
24%
19%
16%
9%
2%
19%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Künstler
Schulamt
Kulturamt
Bezirksregierung
Medien/Presse
Staatskanzlei NRW
Eltern
Sonstige
GymnasiumGesamtschuleFörderschuleHauptschuleGrundschuleRealschuleSonstige SchulenSchulen insg.
27%
28%
27%
38%
32%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%
Unter 15.000
15.000 bis unter 50.000
50.000 bis 100.000
Über 100.000
Gesamt
Künstler
Schulamt
Kulturamt
Bezirksregierung
Medien / Presse
Staatskanzlei
Eltern
Sonstige
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Wie kommt nun der Kontakt zu den Künstlern zustande, mit denen die Schulen kooperieren? Die folgende
Übersicht verdeutlicht, dass vor allem die jeweiligen Schulleitungen sowie Lehrer nach eigener Angabe den
Kontakt zum Künstler herstellen. Doch auch die Künstler selbst treten an die Schulen in Eigeninitiative heran.
Dies konnte indirekt schon der vorausgehenden Analyse der Multiplikatoren, die die Schulen auf das
Landesprogramm aufmerksam machten, entnommen werden.
Übersicht 13: Personen oder Institutionen, die den Kontakt zum Künstler an den jeweiligen Schulen in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 hergestellt haben, nach Angaben der Schulleiter (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Künstler, die die Schulen erstmals auf das Programm
aufmerksam machen, sich in Folge auch um eine Kooperation bewerben. Dies lässt sich auch aus den nahezu
deckungsgleichen Prozentzahlen der Künstler in beiden Fragestellungen schließen. Dagegen haben Kultur- und
Schulämter sowie kulturelle Bildungseinrichtungen eher selten den Kontakt zwischen Künstler und Schule
hergestellt.
Übersicht 14: Durchschnittliche Bewertung der Unterstützung im Landesprogramm durch die Kommunen von Seiten der Schulleiter in der Schulleiterbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09
ZfKf 2010
1%
0%
2%
2%
4%
4%
9%
10%
28%
29%
37%
0% 10% 20% 30% 40%
K.A.
Schüler
Eltern
Musikschule
Schulamt
Andere kulturelle Bildungseinrichtungen
Kulturamt
Sonstige Personen bzw. Institutionen
Der (die) Künstler selbst
Ein Lehrer
Schulleitung Förderjahr 2006/07
Förderjahr 2007/08
Förderjahr 2008/09
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
unter 15.000 15.000 bis unter 50.000
50.000 bis 100.000 über 100.000
Sehr zufrieden
Zufrieden
Teils-teils
Unzufrieden
Sehr unzufrieden
Kann ich nicht beurteilen
Einwohnerzahl des Standorts
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Dennoch zeigen sich die Schulen mit der Unterstützung der Kommunen grundsätzlich zufrieden mit einem
Durchschnittwert in der Beurteilung von 2,1. Betrachtet man die Unterstützung der Kommunen nach
Einschätzung der Schulleiter in Abhängigkeit von der Standortgröße, können erfreulicherweise kaum
Unterschiede in vorangehender Übersicht beobachtet werden. Viele kleine Kommunen sind hier ebenso aktiv,
wie viele Schul- und Kulturämter in Großstädten. Dieses Ergebnis wird auch gestärkt durch die Beobachtungen
im Rahmen des seit dem zweiten Förderjahr durchgeführten Wettbewerbs „Kommunales Gesamtkonzept
Kulturelle Bildung“, an dem sich viele kleine, mittlere und große Städte erfolgreich beteiligen.
Zur Zufriedenheit der Schulen mit dem Landesprogramm
Wie bewerten die Schulleiter ihre Erfahrungen mit dem Landesprogramm? Wie erlebt Schule den Künstler im
schulischen Umfeld? Wird er eher als Gewinn oder als Störfaktor wahrgenommen? Im Kontext fehlender
Rückmeldungen auf Seiten der Schule thematisierten einige Künstler in den qualitativen Interviews ihr
Unbehagen, dass sie im schulischen Umfeld wohl nicht geschätzt würden. Betrachtet man die Zufriedenheit der
Schulleiter mit dem Landesprogramm in der abschließenden Schulleiterbefragung, die sich an Schulen richtete,
die im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 gefördert wurden, zeichnet sich ein durchaus positives Ergebnis ab:
53% der geförderten Schulen in den Schuljahren 2006/07 bis 2008/09 sind „sehr zufrieden“ mit dem
Landesprogramm, 31% „zufrieden“. Sehr positiv bewerten die Förderschulen und die Gesamtschulen das
Landesprogramm. Zurückhaltender sind die Gymnasien und vor allem die Realschulen, wie dies folgende
Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 15: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung
ZfKf 2010
Die zurückhaltende Bewertung der Gymnasien und Realschulen mag unterschiedliche Gründe haben, die
möglicherweise auch in der Tradition der jeweiligen Schulform begründet sind. Das Gymnasium hat traditionell
einen stärkeren Fokus auf kulturelle Bildung durch eine stärkere Präsenz der künstlerischen Unterrichtsfächer
aber auch zusätzlicher außerunterrichtlicher Angebote, wie das Schulorchester, die Theater-AG etc., die in
vielen Gymnasien anzutreffen sind. Es kann vermutet werden, dass an Schulen, die schon sehr aktiv
künstlerische Angebote ermöglichen, das Landesprogramm weniger positiv ins Gewicht fällt, als an Schulen, die
erstmals über das Landesprogramm entsprechende Angebote etablieren konnten. Bei der Realschule, die einen
starken Fokus auf die berufliche Ausbildung setzt, kann vermutet werden, dass diese den Nutzen der
kulturellen Bildung für die eigenen Ausbildungsziele als wenig relevant einstufen. Die etwas distanziertere
Haltung beider Schulformen gegenüber dem Landesprogramm im Vergleich zu anderen Schulformen bildet sich
systematisch im Rahmen der gesamten Evaluation ab.
45%
51%
54%
54%
56%
61%
63%
53%
1%
2%
4%
2%
0%
1%
0%
2%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Realschule
Gymnasium
Hauptschule
Grundschule
Berufsschule
Gesamtschule
Förderschule
Gesamt
sehr zufriedenzufriedenteils-teilsunzufriedensehr unzufrieden
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Keine Unterschiede zeigen sich erfreulicherweise bei den Schulen bezogen auf den ländlichen und städtischen
Raum, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 16: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts
ZfKf 2010
Ein wesentlicher Einflußfaktor auf die Zufriedenheit der Schulleitung mit dem Landesprogramm kann jedoch
sehr deutlich herausgestellt werden: Je häufiger die Schulen vom Landesprogramm gefördert wurden, desto
zufriedener sind Schulen mit dem Landesprogramm. Das Landesprogramm schließt Mehrfachbewerbungen von
Schulen über mehrere Jahre nicht aus. Im Vordergrund der Entscheidung steht immer der Qualitätsanspruch.
So hat sich in den letzten Jahren auch ein Kern von Schulen herauskristallisiert, der wiederholt am
Landesprogramm teilgenommen hat, wie dies im vorausgehenden Kapitel ausführlicher dargestellt wurde. 49%
der bisher geförderten Schulen im Landesprogramm sind Wiederholungstäter.
Dieses Phänomen, die Beziehung zwischen der Zufriedenheit der Schulen und wiederholter Förderung im
Landesprogramm, zeigte sich auch in qualitativen Gesprächen – hier auch mit umgekehrtem Vorzeichen. So
zeigten sich Schulleiter, die sich erneut beim Landesprogramm beworben hatten und dann nicht berücksichtigt
wurden, darüber enttäuscht und drückten oftmals auch ihr Unverständnis darüber aus, dass sie doch einmal
ein gutes Projekt durchgeführt hätten und dennoch nicht erneut gefördert wurden.
Wir würden sehr gerne wieder mit unserer Künstlerin zusammenarbeiten.
Deswegen haben wir uns auch gemeinsam für das Schuljahr 2007/08 beworben,
sind aber leider abgelehnt worden. Da ich zugleich erfahren habe, dass auch keine
andere Schule im näheren Umkreis berücksichtigt worden ist, verstehe ich die
Entscheidung überhaupt nicht.
Schulleiterin einer OGS
0%
1%
2%
0%
1%
2%
2%
2%
12%
12%
10%
9%
32%
31%
32%
32%
55%
54%
54%
57%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
unter 15.000
15.000 bis unter 50.000
50.000 bis 100.000
über 100.000
sehr zufrieden
zufrieden
teils-teils
unzufrieden
sehr unzufrieden
Ein
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Übersicht 17: Rückblickende Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach der abschließenden Schulleiterbefragung differenziert nach Anzahl der geförderten Projekte
ZfKf 2010
Der insgesamt sehr positive Eindruck der Schulleiter vom Landesprogramm spiegelt sich auch in der Bewertung
der Einzelaspekte des Landesprogramms wieder. Besonders positiv werden die künstlerischen aber auch die
pädagogischen Leistungen der Künstler, der Profit für die Schüler und der Projektzeitrahmen von den
Schulleitern eingestuft.
„Die Schüler sind sehr gut mit dem Künstler zurecht gekommen. Das Projekt war für
ihre Entwicklung sehr wichtig und die Schüler sind sehr viel offener geworden.“
Konrektorin einer Katholischen Grundschule
Die Elternakzeptanz wurde von den Schulleitern im ersten Förderjahr ebenfalls positiv bewertet. Diese
Einschätzung relativiert sich in den folgenden Förderjahren leicht, während die Künstler im Vergleich die
Elternakzeptanz insgesamt deutlich schlechter bewerten. Etwas unzufriedener sind die Schulleiter mit dem
organisatorischen Aufwand und der Projektfinanzierung. Letztere Einschätzung hat sich im zeitlichen Verlauf
des Programms etwas gebessert, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 18: Teilaspekte des Landesprogramms im Meinungsbild der Schulleiter differenziert nach Förderjahr
ZfKf 2010
1%
1%
1%
0%
0%
53%
37%
50%
65%
77%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
Gesamt
Einmalig
2 Mal
3 bis 5 Mal
Mehr als 5 Mal sehr zufrieden
zufrieden
teils-teils
unzufrieden
sehr unzufrieden
k.A.
Schulurteil zum Landesprogramm
Teiln
ahm
e a
m L
and
esp
rogr
amm
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3
24
Auffällig ist die deutlich positivere Einschätzung der Schulleiter zur Zusammenarbeit mit dem Künstler.
Der Künstler verfügt über eine sehr große Ausstrahlung und er hat auch Erfahrung
in der Durchführung solcher Projekte. Deswegen gab es keine
Disziplinschwierigkeiten und wir würden jederzeit wieder mit ihm
zusammenarbeiten.
Lehrerin einer Realschule in Bonn
Die Künstler geben umgekehrt für die Zusammenarbeit mit der Schule durchschnittlich schlechtere
Bewertungen ab. Dies gilt auch für die Elternakzeptanz, wie dies vorausgehend und in Kapitel V noch
ausführlicher dargestellt wird. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Künstler kann ggf. auf das besondere
Konstrukt "Schule" zurückgeführt werden, das in der Regel – positive Ausnahmen bestätigen die Regel – wenig
Kontakt zwischen Schulpersonal und Eltern vorsieht. Man kann entsprechend vermuten, dass die fehlenden
Rückmeldungen von Eltern und Schulpersonal, dazu führen, dass die Künstler dies teilweise als Nichtachtung
ihrer künstlerischen und pädagogischen Leistungen an den Schulen interpretieren. Abhilfe könnte geschaffen
werden durch mehr Begegnungsforen zwischen Künstlern, Lehrern und Eltern, beispielsweise auch in Form
einer Projektbörse, wo die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit des NRW Landesprogramms Kultur und Schule
vorgestellt werden oder einer gemeinsamen Fachtagung. Solche Maßnahmen könnten nicht nur die Motivation
der Künstler steigern, sondern auch die Kommunikation zwischen Künstlern und Schulen positiv beeinflussen.
Die Urteile zu den Einzelaspekten des Landesprogramms fallen bei den einzelnen Schulformen recht ähnlich
aus, mit Ausnahme der Bewertung zur Projektfinanzierung, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 19: Durchschnittliche Bewertung der Projektfinanzierung im Landesprogramm von Seiten der Schulleiter in der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr
Förderjahr
2006/07 2007/08 2008/09
Gymnasium 1,77 1,86 2,00
Förderschule 1,83 1,84 1,80
Hauptschule 1,86 1,83 1,86
Realschule 2,06 1,95 1,94
Gesamtschule 2,21 1,90 2,00
Grundschule 2,21 2,13 1,92
OGS 2,45 2,08 2,02
Insgesamt 2,17 2,00 1,96
ZfKf 2010
Die Finanzierung wird vor allem von den Offenen Ganztagsgrundschulen weniger gut eingeschätzt. Dies liegt
vermutlich an dem Eigenanteil in Höhe von 800,- Euro, den die Offenen Ganztagsgrundschulen für das
Künstlerhonorar aufbringen müssen. Hintergrund dieser Sonderregelung ist der Umstand, dass die Offenen
Ganztagsgrundschulen vom Land zusätzliche Gelder für Betreuung und Bildung des Nachmittagsbereichs
ausgeschüttet bekommen und seitens des Landes hier eine Doppelförderung vermieden werden muss.
Zur Wiederbewerbung der Schulen beim Landesprogramm
Bei all den positiven Einschätzungen wundert es nicht, dass das Gros der beteiligten Schulleiter sich auch für
das jeweils folgende Förderjahr erneut für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule bewerben will, wie
dies auch aus der folgenden Übersicht hervorgeht: Der Anteil der Schulleiter, die im Folgejahr „auf jeden Fall“
Zu d
en S
chule
n a
ls P
art
ner
des L
andespro
gra
mm
s
3
25
mit einer Bewerbung dabei sind, liegt zwischen 74% im ersten Förderjahr und 70% im Förderjahr 2008/09. Nur
9% der Schulen schließen eine Wiederbewerbung kategorisch aus.
Übersicht 20: Absicht der Schulleiter, sich nach Abschluss erneut für das Landesprogramm zu bewerben, im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahren
ZfKf 2010
14% der Schulleiter würden sich im jeweils nächsten Förderjahr erneut für das NRW Landesprogramm Kultur
und Schule bewerben, wenn sie einen Künstler finden. Dieser Anteil entspricht in etwa dem Anteil der Künstler
in der Künstlerbefragung, die ebenfalls die erneute Bewerbung an die erfolgreiche Suche nach einem neuen
Partner, dem Finden einer Schule, knüpfen. Entsprechend ist zu vermuten, dass der Anteil der Partner im
Landesprogramm, die nicht erfolgreich miteinander kooperierten, bei etwa einem Sechstel liegt, sonst würde
man sich im nächsten Jahr wieder gemeinsam bewerben.
Im Hinblick auf den regionalen Standort der Schulen kann kein Unterschied in der Einstellung der Schulleiter zu
einer Wiederbewerbung festgestellt werden, wie sich folgender Übersicht entnehmen lässt.
Übersicht 21: Absicht der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, sich erneut für das Landesprogramm zu bewerben, differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts
ZfKf 2010
74%
16%
2%7%
1%
70%
13%
4%
10%
2%
73%
14%
4%9%
2%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Ja, auf jeden Fall Ja, wenn ich Künstler finde
Weiß nicht Nein K.A.
2006/07
2007/08
2008/09
Gesamter Förderzeitraum
Förderjahr
74%
72%
73%
73%
72%
73%
8%
11%
9%
7%
8%
9%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Unter 15.000
15.000 bis unter 50.000
50.000 bis 100.000
Über 100.000
K.A.
Gesamt
Ja, auf jeden Fall
Ja, wenn ich Künstler finde
Nein
Weiß nicht
K.A.
Ein
wo
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Stan
do
rts
Erneute Teilnahme
Zu d
en S
chule
n a
ls P
art
ner
des L
andespro
gra
mm
s
3
26
Die Einstellung zur Wiederbewerbung variiert jedoch in Abhängigkeit von der Schulform. So sind es vor allem
die Haupt- (78%) und Förderschulen (77%), die sich im Folgejahr „auf jeden Fall“ erneut bewerben möchten
und es sind vorwiegend die Gymnasien (19%) und Gesamtschulen (19%), die eine Wiederbewerbung davon
abhängig machen, ob sie einen passenden Künstler für das Schuljahr finden.
Übersicht 22: Absicht der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, sich erneut für das Landesprogramm zu bewerben, differenziert nach Schulform
ZfKf 2010
Abschließend kann man festhalten, dass das Gros der Schulen sehr positiv auf das NRW Landesprogramm
Kultur und Schule reagiert und zugleich sehr daran interessiert ist, auch künftig von einer entsprechenden
Förderung zu profitieren.
Mit persönlich hat das Projekt und das Landesprogramm sehr gut gefallen. […]. Das
NRW Landesprogramm Kultur und Schule muss unbedingt weiter ausgebaut
werden.
Lehrerin einer Realschule in Bonn
78%
77%
74%
72%
71%
64%
68%
73%
14%
10%
12%
12%
19%
19%
8%
13%
7%
8%
10%
9%
8%
7%
8%
8%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Hauptschule
Förderschule
Realschule
Grundschule
Gymnasium
Gesamtschule
Sonstige Schulen
Gesamt
Ja, auf jeden Fall
Ja, wenn ich Künstler finde
Weiß nicht
Nein
k.A.
Erneute Teilnahme
Zu d
en S
chule
n a
ls P
art
ner
des L
andespro
gra
mm
s
3
27
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 3
Das Landesprogramm erreicht alle Schulformen gleichermaßen unter besonderer Berücksichtigung des
Primarbereichs (46%).
Um die ausgewogene Verteilung auch künftig sicher zu stellen, empfiehlt sich die gezielte Ansprache von
Realschulen und Hauptschulen in Großstädten.
Multiplikatoren, die die Schulen erfolgreich auf das Landesprogramm aufmerksam machen, sind Künstler, die
Schulämter, die Kulturämter in den Großstädten und die Bezirksregierungen in den kleinen Gemeinden.
Die Schulen zeigen sich sehr zufrieden mit dem Landesprogramm, vor allem mit dem Profit für die Schüler
und der Leistung und Zusammenarbeit mit dem Künstler. Dies gilt vor allem für die Förder- und
Gesamtschulen. Etwas zurückhaltender urteilen die Gymnasien und Realschulen.
Schulen mit Projekten im offenen Ganztag stehen der Projektfinanzierung etwas kritischer gegenüber als
andere Schulen.
Der Anteil der Schulen, die sich erneut für das Landesprogramm bewerben wollen, ist sehr hoch (87%).
Entsprechend beurteilen die Schulen, die mehrfach gefördert wurden, das Landesprogramm besonders
positiv.
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n d
es L
andespro
gra
mm
s –
Kunstv
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innen…
4
28
4. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Landesprogramms – Kunstvoll mit allen Sinnen...
Welche Kunstsparten stehen im Vordergrund des Landesprogramms? Wird neben den künstlerischen
Fertigkeiten auch die rezeptive Wahrnehmung gefördert, beispielsweise durch den Besuch eines Museums
oder Konzerts? Wird in den Kunstprojekten klassenspezifisch oder jahrgangsübergreifend gearbeitet? Im
Folgenden werden die Inhalte der Kunstprojekte im Landesprogramm analysiert.
4.1 Bildhauen, Filmen, Singen – Zur spartenspezifischen Dimension des
Landesprogramms
Viele unterschiedliche Kunstsparten, von der Bildenden Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz bis hin zum Theater,
stehen im Mittelpunkt der Kunstprojekte des Landesprogramms. Besonders stark vertreten mit etwa einem
Drittel sind Projekte der Bildenden Kunst und spartenübergreifende Projekte. In den letzten Förderjahren hat
vor allem der Anteil spartenübergreifender Projekte kontinuierlich zugenommen, während bei den anderen
Kunstsparten nur leichte Schwankungen festzustellen sind. Welche Angebote verbergen sich hinter dem Begriff
„spartenübergreifend“? Oftmals sind es Symbiosen aus den Sparten Theater und Musik, häufig z.B. Musicals.
Das Genre Musical eignet sich allgemein besonders gut für die Arbeit mit Schülern, da es viele unterschiedliche
Möglichkeiten bietet, Schüler nach ihren Neigungen in künstlerische Kontexte einzubinden, von der
Bühnentechnik, bis zu tänzerischen, musikalischen oder schauspielerischen Aufgabenfeldern.
Ein typisches spartenübergreifendes Projekt ist beispielsweise das Projekt "Abenteuer erleben", das die
Künstlerin Saskia Zimmerer im zweiten Förderjahr an der Grundschule Burg in Borgholzhausen durchführte. Die
Kinder erhielten die Möglichkeit, verschiedene künstlerische Ausdrucksformen durch Übungen und Spiele zu
entdecken, die sie dann in die weitere Entwicklung des Projekts mit einbrachten, das in einer Präsentation
mündete. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt "Du bist reich", das Harald Kleinecke 2007/08 an der Karl Leisner
Grundschule in Kleve durchführte. Auch bei diesem Projekt lernten die Kinder zuerst die verschiedenen
Kunstsparten kennen, deren unterschiedliche Ergebnisse dann in einer abschließenden Präsentation zum
Thema "Gefühle" gezeigt wurden.
Ein Grund für die unterschiedliche Präsenz der einzelnen Kunstsparten im Landesprogramm liegt in der
Zusammensetzung des aktuellen Künstlermarktes, die man am Ausbildungsstand früherer Jahre ablesen kann.
So gab es beispielsweise 1998 an den Hochschulen in Deutschland mehr als 45.000 Studierende des
Fachbereichs Bildende Kunst, mehr als 24.000 im Fachbereich Musik, aber weniger als 7.000 im Fach
Darstellende Kunst, Film und Fernsehen24
. Auch die berufliche Praxis, z.B. vermehrte Reisen oder das
künstlerische Einkommen, beeinflusst die Präsenz der Künstler. So sind beispielsweise Autoren, die für
Autorenlesungen vielfach unterwegs sind, oft nicht in der Lage eine örtliche Präsenz über ein ganzes Schuljahr
hinweg zu gewährleisten. Auch der Anspruch ländliche Gebiete im Landesprogramm anzusprechen, führt zu
einer selektiven Künstlerauswahl: Oftmals sind es bildende Künstler, die sich im ländlichen Raum niederlassen,
während Darstellende Künstler und Musiker auf die Existenz von Spielstätten und daher primär auf den
großstädtischen Raum angewiesen sind.
24
Statistisches Bundesamt (Hg.): Studenten an Hochschulen, Wiesbaden 1999 und Zusammenfassung der Zahlen in: Zentrum für Kulturforschung (Hg.): Frauen im Kultur- und Medienbetrieb III. Fakten zu Berufssituation und Qualifizierung, Bonn 2001
Bildhauen,
Film
en,
Sin
gen –
Zur
spart
enspezif
ischen D
imensio
n d
es L
andespro
gra
mm
s
4.1
29
Übersicht 23: Projekte differenziert nach Kunstsparten und Förderjahr25
ZfKf 2010
Die relative “Sesshaftigkeit“ der Maler, Bildhauer, Objektmacher oder Kunsthandwerker wurde schon im
Künstlerreport26
von 1975 analysiert und auch die Zahlen des Landesprogramms bestätigen an dieser Stelle,
dass es primär die Bildenden Künstler sind, die eine Versorgung an künstlerischen Projekten im ländlichen
Raum gewährleisten und entsprechend überproportional bei Förderungen berücksichtigt werden, wie dies
folgende Übersicht veranschaulicht. Spartenübergreifende Projekte werden dagegen eher in Großstädten
organisiert, da man hier natürlich aufgrund der vermehrten Präsenz leichter mit Künstlern aus verschiedenen
Spartenbereichen kooperieren kann.
Übersicht 24: Geförderte Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach der Einwohnerzahl des Standorts und Sparten
ZfKf 2010
25
In der ersten Förderwelle wurde die Kategorie “Spartenübergreifend“ noch nicht im Projektantrag aufgeführt, sondern alle Projekte einer Sparte zugeordnet, die auch gleichzeitig die Zuordnung zu den jeweiligen Fortbildungsmaßnahmen in den einzelnen Sparten implizierte. Dennoch wurden in der ersten Förderwelle viele spartenübergreifende Projekte realisiert. Diese spartenübergreifenden Projekte wurden nach Sichtung durch das ZfKf im Nachhinein dieser Kategorie zugeordnet, um eine Vergleichbarkeit herstellen zu können.
Die hier anteilig dargestellten spartenübergreifenden Projekte der folgenden Förderwellen entsprechen nicht exakt den Vermerken in den Projektanträgen, sondern die Angaben der Projektanträger wurden harmonisiert bezüglich der anderen Spartenkategorien. Hat beispielsweise ein Bildender Künstler ein Projekt, dass Comic-Zeichnen und Bildhauerei miteinander verknüpft, selbst als spartenübergreifend eingestuft, wird das Projekt hier unter Bildende Kunst aufgeführt.
26 Karla Fohrbeck u. Andreas Johannes Wiesand: Der Künstler-Report. München. Wien. 1975. S. 127
37%
5%1%
10% 8%
15%
24%
30%
6%2%
10%7%
13%
33%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
2006/07
2007/08
2008/09
2009/10
Förderjahr
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%
Literatur
Film, Neue Medien
Tanz
Theater
Musik
Spartenübergreifend
Bildende Kunst500.000 und mehr
200.000 bis 499.999
100.000 bis 199.999
50.000 bis 99.999
20.000 bis 49.999
Unter 20.000
Einwohnerzahl d. Standorts
Bildhauen,
Film
en,
Sin
gen –
Zur
spart
enspezif
ischen D
imensio
n d
es L
andespro
gra
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s
4.1
30
Finden sich neben regionalen auch schulformspezifische Unterschiede in der Präsenz und Verteilung der
Sparten in den Kunstprojekten des Landesprogramms? Spartenübergreifende Projekte werden anteilig eher an
Grundschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und Berufsbildenden Schulen durchgeführt, Musikprojekte öfter an
Förderschulen. Kaum präsent sind dagegen Literaturprojekte in Hauptschulen. Ähnliches konnte auch in der
Studie “Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule“ beobachtet werden, wo mit Blick auf die Gestaltung
kultureller Bildungsangebote die Vermutung aufgestellt wurde, dass kulturelle Bildungsangebote in Inhalten
und Themen oftmals den vermuteten kognitiven Fähigkeiten oder kulturellen Präferenzen der Hauptschüler
angepasst werden.27
Übersicht 25: Geförderte Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Sparten und Schulformen
ZfKf 2010
Zu den Inhalten von spartenübergreifenden Projekten
Welche Schwerpunkte werden bei spartenübergreifenden Projekten gesetzt, die im Rahmen des NRW
Landesprogramms Kultur und Schule gefördert wurden? Die Spartenschwerpunkte in den
spartenübergreifenden Projekten verteilen sich ähnlich der allgemeinen Spartenverteilung im
Landesprogramm. Literatur ist bei den spartenübergreifenden Projekten etwas stärker vertreten als im NRW
Landesprogramm Kultur und Schule allgemein. Dies gilt auch für die Sparten Musik und Theater. Ein Beispiel für
spartenübergreifendes Arbeiten in einem Musical ist das "Kreativprojekt 'Bühne frei!“, das von Christiane Pfau
im ersten Förderjahr an der Erlenbachschule Hamm durchgeführt wurde. Mit Schülerinnen und Schülern der 7.
und 8. Jahrgangsstufe wurden Ideen für die optische Gestaltung eines Bühnenraumes erarbeitet.
Die Praxis des Landesprogramms zeigt, dass oftmals nur zwei Sparten in den spartenübergreifenden Projekten
miteinander kombiniert werden, wobei Kombinationen mit den Sparten Bildende Kunst und Theater besonders
häufig vorkommen.
27
Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. a.a.O. S. 240f
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Bildende Kunst
Film, Neue Medien
Literatur
Musik
Spartenübergreifend
Tanz
Theater
Sonstige
Grundschule
Förderschule
Hauptschule
Gymnasium
Gesamtschule
Realschule
Berufsbildende Schule
Mehrere/sonstige Schulen
Bildhauen,
Film
en,
Sin
gen –
Zur
spart
enspezif
ischen D
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n d
es L
andespro
gra
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s
4.1
31
Übersicht 26: Geförderte spartenübergreifende Projekte im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 im Landesprogramm differenziert nach Sparteninhalten (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Ein spartenübergreifendes Projektbeispiel: Der Musik-Theater-Spielclub
Der Musik-Theater-Spielclub, den die Künstlerin Gudrun Baesler-Bär in der Martin-Luther-Grundschule Gelsenkirchen in
den Förderjahren 2006/07 und 2007/08 durchführte, ermöglichte 15 Jungen und Mädchen der 3. und 4. Jahrgangsstufe,
sich mit der Multidimensionalität des Musiktheaters vertraut zu machen und dessen einzelne Spartenbereiche wie
Singen, Sprechen, Schauspielen, Musizieren und Tanzen kennen zu lernen und selber zu gestalten. Zu Beginn des
Projekts lernten die Schülerinnen und Schüler das bewusste Zuhören und phantasievolle Nachvollziehen eines
Instrumental- oder Vokalstücks. Anschließend versuchte jedes Kind seine eigenen Assoziationen und Empfindungen
improvisatorisch in Bewegungen und Haltungen auszudrücken. Darüber hinaus wurden beim Hören Bilder gemalt, die
zum Ausgangspunkt für weitere Szenen und Situationen verarbeitet und später zur Musik theatral dargestellt werden
konnten. Das Projekt ließ gleichzeitig genug Raum für die Schülerinnen und Schüler zum Musizieren und Komponieren,
z. B. dem Nachspielen der Situation eines „Orchesters“. Im Laufe des Projekts wurden die Ergebnisse dieser
Improvisationen fixiert und weiter entwickelt. Am Ende des Projekts stand eine Aufführung für die Eltern und Lehrer, in
der alle erarbeiteten Szenen mit gesprochenen Texten, Liedern, Playbacks sowie selbst komponierten kleinen
Musikstücken, etc. präsentiert wurden.
26%
30%
34%
45%
49%
52%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Film, Neue Medien
Literatur
Tanz
Musik
Bildende Kunst
Theater
Bildhauen,
Film
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32
Zu den Inhalten der Musikprojekte
Die Spannweite der musikalischen Kunstprojekte im Landesprogramm reicht von Angeboten wie beispielsweise
dem Projekt "Percussion afro-latina" von Daniel Bazanta, das an der Antonius-Grundschule in Essen realisiert
wurde und das afrikanisches Trommeln mit den Kindern der Grundschule zum Gegenstand hatte, bis zu einem
Projekt an der Pestalozzischule in Bünde, bei dem der Künstler Olaf G. Günther das Spielen von
Blechblasinstrumenten unterrichtete. Im Workshop "Hip Hop Märchen", den die beiden Künstler Daniel
Schneider und Ingo Kowarsch an der Heinrich-Drake-Schule in Lemgo durchführten, ging es beispielsweise um
"Rap-Punzel" und "Schneewittchen und die sieben YO! YO! Zwerge". Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war
es, anhand tradierter Märchenstoffe ein eigenes Musical zu erschaffen.
Die Mehrheit der geförderten Projekte in der Sparte Musik bildeten in den ersten beiden Förderjahren
Trommel- und Percussionprojekte sowie Bandworkshops. Dies hat sich in den Folgejahren dahingehend
entwickelt, dass themenspezifische Projekte deutlich stärker in den Fokus rücken und diese im letzten
Förderjahr anteilig sogar stärker vertreten sind als die Trommel- und Percussionprojekte. Zugleich haben
punktuell auch die Projekte, die sich mit Rhythmik auseinandersetzen, zugenommen. Ein Beispiel für ein
themenspezifisches Projekt ist "...und deutsche Gedichte grooven doch! - Goethe und Co. im Popformat" der
Songwriterin und Jazz/Popsängerin Sonja Mertens. Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums Köln
vertonen im Förderjahr 2009/10 klassische deutsche Gedichte zu Popsongs. Dabei erlebten die Jugendlichen
Sprache und Stil der Dichter im kreativen Umgang auf neue Weise kennen und setzen die Gedichte
entsprechend den eigenen Vorstellungen in moderne Musik um.
Ein anderes kreatives Beispiel ist das Projekt "Ein Treffen der Kulturen" der Künstlerin Kerstin Figge im
Förderjahr 2008/09. Schüler des Medebach Gymnasiums näherten sich über vielfältige Musikrichtungen und -
kulturen dem Thema 'Liebe und Tod'. In einer musikalischen Gegenüberstellung befassten die Schüler sich mit
Werken aus den Bereichen Jazz, Gospel, Musical, sowie mit aktuellen Charthits und setzen diese instrumental
oder gesanglich um. Dabei wurden auch Hintergrundaspekte der Musikrichtungen, wie deren
Entstehungsgeschichte und Entwicklung sowie berühmte Interpreten, reflektiert. Das Projekt schloss mit einem
lyrischen Abend ab, an dem die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und vortragen konnten.
Übersicht 27: Projektthemen in der Sparte Musik differenziert nach Förderjahr
ZfKf 2010
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%
Trommel und Percussion
Band-Workshop
Klassische Instrumente
Chor
Experimentelles/Klangwerkstatt
CD, Video
Körperwahrnehmung
Musikalische Grundlagen
Rhythmik
Themenspez. Projekte
Sonstiges
2006/07
2007/08
2008/09
2009/10
Anteil der Projekte im Förderjahr...
Bildhauen,
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Der Rückgang der Projekte im Zeitvergleich, die sich mit klassischen Musikinstrumenten beschäftigen, könnte in
Beziehung gebracht werden zu dem Parallelprogramm der Staatskanzlei "Jedem Kind ein Instrument"28
, das
flächendeckend im Ruhrgebiet die instrumentalen und orchestralen Fähigkeiten der Kinder fördert.
Insgesamt wurden 53% aller Musikprojekte im Primarbereich durchgeführt, 43% im Sekundarbereich und 4%
bereichsübergreifend konzipiert, das heißt, das hier sowohl Schüler des Primär- als auch Sekundärbereich
angesprochen werden.
Eine Abschlussaufführung wurde im ersten Förderjahr in der Planung bei 68% der Musikprojekte angestrebt.
Dabei hat sich im Verlauf der vier Förderjahre der Anteil an Projekten, für die eine Abschlussaufführung geplant
war, kontinuierlich auf 82% im letzten Förderjahr gesteigert. Im gleichen Zug streben jedoch nur noch 11% der
Künstler im Förderjahr 2009/10 statt 20% im ersten Förderjahr eine Dokumentation der Arbeit auf CD oder
DVD an. Insgesamt planten 76% aller bisher geförderten Musikprojekte eine Abschlussaufführung, 15% die
Erstellung eines Mediums. In der Künstlerbefragung bestätigt sich auch die tatsächliche Durchführung der
geplanen Maßnahmen: 72% der Künstler der Sparte Musik gaben an, eine Abschlussaufführung durchgeführt
zu haben, 12% bestätigten die Erstellung eines Mediums.
Rund ein Drittel der Musikprojekte im bisher geförderten Zeitraum (34%) stellt neben dem Musizieren auch
rezeptive Elemente in den Vordergrund, wie z.B. in dem Projekt „Klangwerkstatt“, das Theresia Binder im
ersten Förderjahr an der OGS Bodelschwinghschule Hürth und im zweiten Förderjahr an drei Schulen in
Wesseling realisierte. Unter Anleitung der Künstlerin lernten die Kinder zuerst, wie und auf welche Weise
Klänge erzeugt werden und welche Wirkung sie haben. Das Projekt umfasste darüber hinaus den Bau von
Instrumenten, die aus Naturmaterialien hergestellt und von den Schülerinnen und Schülern später zum
Musizieren verwendet wurden.
48% der Musikprojekte thematisieren interkulturelle Aspekte, wobei bei der Interpretation berücksichtigt
werden sollte, dass für das erste Förderjahr nur bedingt Aussagen getroffen werden können, da dieser
Vermittlungsansatz noch nicht systematisch erfasst wurde. So griffen vergleichsweise im dritten 51% und im
vierten Förderjahr 59% der Musikprojekte interkulturelle Themen auf. Zum Beispiel lernten in dem Projekt „Der
Weltentrommler“ des Künstlers Daniel Schneider im Förderjahr 2007/08 die Kinder der Volkening Grundschule
in Bielefeld nicht nur verschiedene Anschlagtechniken und Rhythmen kennen, sondern auch viel über die
kulturellen, rituellen und spirituellen Facetten der unterschiedlichen Instrumente.
Das Aufgreifen geschlechtsspezifischer Themen findet sich mit 2% relativ selten in den geförderten
Musikprojekten. Eine Ausnahme bildet hier beispielsweise das Projekt „Jungen-Power“, in dem sich Action und
Bewegungen mit dem Üben auf den Trommelinstrumenten abwechseln. Der Künstler Arnd Dalbeck möchte mit
diesem Projekt die oftmals für künstlerische Projekte schwierig zu erreichende Zielgruppe „junge männliche
Schüler“ an der Gemeinschaftsgrundschule Waldniel in Schwalmtal erreichen und so für die Jungen eine
rhythmische und musikalische Grundlagenschulung sichern.
28
Vgl. hierzu auch folgenden Link: http://www.kultur.nrw.de/de/jedem_kind_ein_instrument.html (Stand: 06.08.2010)
Bildhauen,
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Die „Stimmwerkstatt“ von Thomas Bremser
Im Projekt "Die Stimmwerkstatt", welches in den Förderjahren
2006/07 und 2008/09 an der Gustav-Heinemann-Realschule in
Duisburg durchgeführt wurde, stärkten die Schülerinnen und
Schüler der 7. bis 10. Klasse durch Atemtechnik, Sprech- und
Gesangsübungen ihre Selbstwahrnehmung sowie ihr
Selbstbewusstsein. Darüber hinaus wurden ihnen in diesem
Projekt die Unterschiede zwischen populärem Gesang und
Kunstgesang innerhalb der verschiedenen Kunstformen, wie
beispielsweise Chanson, Lied, Musical und Oper, vermittelt. Mit
dem Künstler Thomas Bremser haben die teilnehmenden
Schülerinnen und Schüler, die ganz unterschiedlichen Nationen entstammten, im Tonstudio des Künstlers auch selber
CDs besungen, aufgenommen und hergestellt. Bei der Abschlussaufführung vor rund 600 Zuhörern absolvierten alle
Teilnehmer jeweils auch einen Soloauftritt. Der Künstler selber ist von der Arbeit an der Schule begeistert: "Die jungen
Menschen finde ich sehr interessant. Die geben einem wahnsinnig viel.".
Zu den Inhalten der Bildenden Kunst-Projekte
In der Sparte Bildende Kunst finden sich vor allem Projekte, die Malen, Bildhauerei oder Objektgestaltung
thematisieren, wie beispielsweise das Kunstprojekt "Platz da!" von Andrea Raak an der katholischen
Grundschule am Engelnberg in Wuppertal, bei dem die Künstlerin im Förderjahr 2006/07 mit 23 Kindern des 3.
und 4. Schuljahres einen öffentlichen Platz, für den die Schule eine Patenschaft übernommen hat, künstlerisch
neu gestaltete. Die Objekte und Skulpturen wurden am Computer entwickelt und dann mit Recyclingmaterialen
erstellt. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt an der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Brakel im Förderjahr
2006/07, bei dem die 16 Schülerinnen und Schüler zusammen mit dem Künstler Jonas Müller in vier Gruppen
jeweils eine Bronzeplastik erstellten, oder das Projekt von Sigrid Halfpap, die an der OGS Blomberg mit
zehnjährigen Schülern im Förderjahr 2006/07 eine Collage zum Thema Wasser erarbeitete.
Die Mehrheit der Bildenden Kunst-Projekte in der ersten Förderwelle waren, wie dies vorangehende Beispiele
erahnen lassen, in der Tat in erster Linie von Skulpturen bestimmt, gefolgt von Malerei und der Gestaltung von
Gebäuden, Treppenhäusern oder Schulhöfen. In den folgenden Jahren rückten auch hier – analog zu den
Musikprojekten – themenspezifische Projekte in den Vordergrund. Ein themenspezifisches Projektbeispiel für
den Bereich der Bildenden Künste ist das Projekt "Die Wüste Afrikas", das Julia Magr im Förderjahr 2008/09 an
der Gemeinschaftsgrundschule Herzogenrath-Kämpchen durchführte. In diesem Projekt konnten die Schüler
sich im Themenzusammenhang Sahara und Sahel-Zone mit unterschiedlichsten künstlerischen Materialien und
Techniken wie Maskenbau, Malerei oder dem Erstellen von Objekten auseinandersetzen.
54% aller bisher geförderten Projekte der Sparte Bildende Kunst wurden im Primarbereich, 42% im
Sekundarbereich und 4% bereichsübergreifend durchgeführt. Eine Abschlussausstellung wurde im bisherigen
Förderzeitraum von 66% aller Projekte in der Sparte Bildende Kunst angestrebt. Desweiteren wurde im
Rahmen von 7% der Bildenden Kunst-Projekte die abschließende Erstellung einer CD oder DVD geplant.
Bildhauen,
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4.1
35
Übersicht 28: Projektthemen in der Sparte Bildende Kunst differenziert nach Förderjahr
ZfKf 2010
47% der Projekte beinhalteten auch rezeptive Elemente, beschäftigten sich beispielsweise mit der Analyse
eines Kunstwerks bzw. dem Werk eines Künstlers, wie z.B. bei dem Projekt "Lernen von Max Ernst", das die
Künstlerin Swenja Dumrese und Thomas Schneider mit Schülerinnen und Schülern des Sekundarbereichs der
Max-Ernst-Gesamtschule Köln durchführten. Im Vordergrund stand dabei die künstlerische Auseinandersetzung
mit dem Leben und Werk von Max Ernst. Die Schüler erstellten dabei auch Exponate, die im Rahmen einer
Ausstellung im Kölner Studio des DuMont Verlages und in Zusammenarbeit mit dem Max-Ernst-Museum der
Öffentlichkeit präsentiert wurden. Allgemein kann beobachtet werden, dass mit Ausnahme der Sparte
Film/Medienkunst der Anteil rezeptiver Vermittlungsansätze bei den Bildenden Kunst-Projekten höher ist als in
anderen Sparten.
Insgesamt thematisieren 36% aller bisher geförderten Projekte in der Bildenden Kunst interkulturelle Inhalte.
Dabei fällt auf, dass der Anteil an Projekten mit interkulturellen Vermittlungsansätzen in der Bildenden Kunst
im Zeitvergleich von 33%29
im zweiten Förderjahr30
Jahr auf 25% im letzten Förderjahr 2009/10 etwas
abgenommen hat.
Auch in der Bildenden Kunst finden sich mit 2% nur sehr wenige Projekte, die geschlechtsspezifisch ausgelegt
sind. Ein entsprechendes Projekt, das im Förderjahr 2007/08 durchgeführt wurde, ist das Projekt "Brave
Mädchen/Wilde Mädchen", das sowohl interkulturelle als auch geschlechtsspezifische Vermittlungsansätze
verbindet, indem es Schülerinnen der Bückhardtschule in Bielefeld unter Anleitung von Pascale Gräbener die
Möglichkeit gab, sich mit den archetypischen Charaktereigenschaften von Mädchen verschiedenster Kulturen
zu beschäftigen. Zuerst wurden diese in Rollenspielen thematisiert und anschließend in gemalte Bilder
umgesetzt.
29
An dieser Stelle wurden für eine vollständige Darstellung die Daten aus den Projektanträgen verwendet. Abweichende Werte konnten in der Künstlerbefragung ermittelt werden.
30 In der Evaluation im ersten Förderjahr wurden die Projekte im Hinblick auf interkulturelle Inhalte nicht systematisch erfasst, so dass hier kein
Vergleich mit 2006/07 möglich ist.
0% 10% 20% 30% 40%
SkulpturenMalerei
SchulgestaltungObjekte
NaturThemenspez. Projekte
DruckgrafikMuseum
Arbeiten mit TonCollagen
FotografieStadtgeschichte
ComicsGraffiti
KunstatelierBühnenbild
Erstellung VideoMosaik
Werkstatt/ExperimenteSonstiges
2006/072007/082008/092009/10
Anteil der Projekte im Förderjahr...
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Der kleine Bildhauer" – Ein Projekt des Künstlers Mandir Tix
In dem Projekt "Der kleine Bildhauer" fertigten eine multikulturell
zusammengestellte Nachmittags-AG, bestehend aus acht Schülerinnen
und Schülern der 6. und 7. Stufe der Aaseeschule Ibbenüren,
Skulpturen aus Sandstein und Ytong an. Zuerst lernten die
Jugendlichen die Handhabung von Hammer und Meißel bei der freien
Arbeit an Ytong-Steinen kennen, schufen dann Tonmodelle, die
schließlich bei der folgenden Ausarbeitung am Sandstein und wieder
am Ytong-Stein als Vorlagen dienten. Neben der Sensibilisierung für
Formen und für das Material ging es in diesem Projekt vorrangig um die
Förderung der Sozialkompetenz. Auch sollten die Jugendlichen lernen, wie sie ihre Ideen unter Berücksichtigung von
Material, Form und Dimension umsetzen können. Die Skulpturen wurden im Rathaus Ibbenbüren öffentlich ausgestellt.
Zu den Inhalten der Literaturprojekte
Die in den vergangenen Förderjahren geförderten Projekte der Sparte Literatur wurden zu 52% im
Sekundarbereich und zu 45% im Primarbereich durchgeführt. Die Maßnahmen, die sich tendenziell also eher an
ältere Kinder und Jugendliche richteten, wurden inhaltlich in den ersten beiden Förderjahren vor allem durch
das Kreative Schreiben bestimmt. Beispielhaft kann hier das von Arinya Berges im Förderjahr 2006/07 unter
dem Titel "Autobiographie und Zukunftsvision" mit 11 Schülern der 6. Klasse der Richard-von-Weizäcker-
Förderschule Münster durchgeführte Projekte genannt werden. Die Künstlerin erarbeitete hier mit den
Schülern jeweils ein sehr persönliches Projektbuch, welches die eigene Familien- und Schulsituation
thematisierte. Auffällig ist für die Sparte Literatur die über den gesamten bisherigen Förderzeitraum geringe
Anzahl an Projekten, die sich ausschließlich der Förderung des Lesens widmen. Zu den wenigen Ausnahmen
zählt das Projekt „Förderung der Leselust“, das der Freundeskreis der Stadtbücherei Hattingen e.V. im
Förderjahr 2006/07 an der Gesamtschule Hattingen durchführte. Lesepaten des Freundeskreises besuchten die
Schule und führten dort unterschiedliche Leseprojekte durch. Ziel war es dabei, eine eigene adäquate
Leseatmosphäre zu schaffen, um so einen neuen, attraktiven Lesezugang zu ermöglichen sowie mit dem
Angebot der Stadtbücherei die Kinder anzuregen, unbekannte Lesewelten zu entdecken.
Übersicht 29: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Literatur
ZfKf 2010
34%
6%
3%
51%
5%
2%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Kreatives Schreiben
Lese- und Schreibprojekte
Leseförderung
Themenspez.Projekte
Märchen
Sonstiges
2006/07
2007/08
2008/09
2009/10
Anteil der Projekte im Förderjahr...
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Wie auch schon für die Sparten Musik und Bildende Kunst verzeichnet werden konnte, gab es auch in der
Literatur in den letzten beiden Förderjahren einen starken Anstieg themenspezifischer Projekte und zuletzt war
sogar jedes zweite geförderte Projekt auf ein bestimmtes Thema ausgerichtet.
Allgemein fällt ein deutlich wahrnehmbarer Trend zur medialen Verarbeitung von Projektergebnissen auf, wie
beispielsweise bei dem Projekt "Clip my Poetry" des Künstlers Marco Jonas Jahn, welches im Förderjahr
2008/09 an der städtischen Hulda Panlok Gesamtschule in Düsseldorf und 2009/10 am Sophie-Scholl
Gymnasium Oberhausen durchgeführt wurde, und auf Basis der SlamPoetry die kreative Auseinandersetzung
der Schüler mit Situationen ihres Alltags förderte. Die Ergebnisse wurden in Video-Clips festgehalten.
Im Vergleich der Förderjahre sieht man, dass die mediale Verarbeitung in der Sparte Literatur zwischen dem
ersten (11%) und dem letzten (78%) Förderjahr stark an Popularität gewonnen hat. Insgesamt sah rund die
Hälfte der Literaturprojekte (47%) die Erstellung eines abschließenden Mediums (Buch, Kalender, CD, DVD o.ä.)
vor. 30% der Projekte berichteten zudem, eine abschließende Aufführung zu planen, und 21% beabsichtigten,
die erstellten Medien in einer abschließenden Ausstellung vorzustellen.
Im Spartenvergleich förderten sehr viele, nämlich 42% der Literaturprojekte rezeptive Erfahrungen. Als Beispiel
für ein solches Projekt sei hier auf das Projekt "Literaturwerkstatt – von der Idee zum Satz zur Geschichte zum
Buch", das Barbara Zimmermann 2006/07 an der Gemeinschaftsgrundschule Bavierschule in Erkrath
durchführte, verwiesen. Neben der Förderung der Kreativität und der Lese- und Schreibkompetenz ging es in
diesem Projekt um die Vermittlung von kulturgeschichtlichem Wissen rund um das Thema Buch.
Insgesamt greifen 22% der Projekte interkulturelle Aspekte auf. Das Projekt "Wir von der Aretz – unser
Schultagebuch", das der Künstler Achim Krichel an der Gemeinschaftshauptschule Aretzstraße in Aachen
durchführte, verbindet spartenübergreifend szenisches Spiel mit dem kreativen Schreiben: Über das Erspielen
und Erschreiben eines Schultagebuchs beleuchten die Schüler und Schülerinnen das Schulleben und ihren
jeweiligen Schulalltag und damit auch das schulische Leben von Schülern mit unterschiedlichen und vielfältigen
Migrationshintergründen.
Die "Schreibwerkstatt" – Ein Projekt der Künstlerin Marion Gay
Zu der "Schreibwerkstatt" von Marion Gay trafen sich im Förderjahr 2006/07 15 Jugendliche
aus den Stufen 7 bis 13 von verschiedenen Hammer Gymnasien immer samstags in einem
Seminarraum der Stadtbücherei Hamm. Ziel war es, eigene Texte zu verfassen. Das Projekt
diente auch als Forum, um bereits verfasste Texte vorzustellen, zu besprechen und zu
verbessern. Die Gruppe führte Schreibspiele durch und Marion Gay gab den Schülerinnen
und Schülern Tipps und Hilfestellungen. Neben der Ermutigung zum selbstständigen
kreativen Schreiben und der Erhöhung der Schreibkompetenz hatte das Projekt auch die
Förderung der Feedback-Fähigkeiten der Teilnehmer sowie die Stärkung des
Selbstbewusstseins – durch das Interesse der Anderen am Geschriebenen – zum Ziel. Die
im Projekt erstellten Texte wurden abschließend in einer öffentlichen Lesung in der Stadtbücherei, zu der auch
Verwandte, Lehrer und Freunde eingeladen wurden, vorgestellt.
Foto: Marion Gay
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Zu den Inhalten der Theaterprojekte
Beliebte inhaltliche Schwerpunkte waren in der ersten Förderwelle entweder improvisatorisches Theaterspiel
oder aber klassisches Theater, beispielsweise die Aufführung von Werken von Shakespeare, Schiller o.ä.
Während Improvisation auch in den Folgejahren im Landesprogramm im Theaterbereich sehr präsent ist,
nimmt die Zahl klassischer Theaterprojekte deutlich ab. Gleiches kann für Projekte, die Schauspielunterricht
oder Zirkus thematisieren, beobachtet werden. Mit dem Projekt "Zirkusgeschichten" animierte die Künstlerin
Kirsten Schulte-Frohlinde beispielsweise die Kinder der OGS der Gemeinschaftsgrundschule Falkenstraße
(Erkrath) einmal wöchentlich, in die Welt des Zirkus einzutauchen und im weiteren Verlauf des Projekts sogar
ein eigenes Zirkusprogramm zu entwickeln. Dieses Zirkusprogramm wurde zum Abschluss des Projekts beim
zweiten Erkrather Laientheaterfestival aufgeführt.
Wachsender Popularität erfreut sich hingegen das Konzept der Theaterwerkstatt, wie beispielsweise das
Projekt „Kreatives Schreiben und Theaterspiel“ des Künstlers Achim Krichel, in dem er Jugendliche animierte
selber ein Theaterstück zu schreiben und dann auf der Bühne aufzuführen. Das Projekt mit dem Namen
"Kreatives Schreiben & Theaterspiel" wurde einmal in der Woche am Nachmittag als AG durchgeführt und von
Schülern der siebten bis zehnten Jahrgangsstufe des Aachener Couven Gymnasiums gestaltet.
Übersicht 30: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Theater
ZfKf 2010
Wie auch in den zuvor dargestellten Sparten, kann auch hier die zunehmende Bedeutung themenspezifischer
Projekte festgestellt werden. Karin Trodler beispielsweise gab in den zwei parallel stattfindenden Projekten
"Casting!" im Förderjahr 2008/09 Schülern des Gymnasiums der Gemeinde Kreuzau sowie den Schülern der St.
Angela-Schule Düren die Möglichkeit, das Thema 'Schau-spielen' aus einer ungewöhnlichen und
jugendgerechten Perspektive zu betrachten. Zentrale Thematik des Projektes waren die zurzeit überaus
populären Castingshows. Im Projekt wurde vermittelt, was es bedeutet, sich zu präsentieren und bewerten zu
lassen, und auch inwieweit hier beim 'Sich-zur-Schau-stellen' bereits 'Schau-spiel' stattfindet. Ziel war ein
angstfreier Umgang mit Selbstdarstellungssituationen, Entdeckung ungeahnter, künstlerischer Fähigkeiten und
Kritikfähigkeit gegenüber Wettbewerbssituationen, die ein fragwürdiges Ziel verfolgen. Die Ergebnisse des
Projektes wurden in einer abschließenden Aufführung präsentiert.
War die Sparte der Literatur eher auf ältere Teilnehmer ausgerichtet, so verteilen sich die geförderten
Theaterprojekte nahezu gleichermaßen auf Primar- (47%) und Sekundarbereich (50%). 3% der Projekte wurden
bereichsübergreifend realisiert. Eines dieser seltenen Projekte führte Piotr Sonnewend unter dem Titel
"Theater machen – macht Spaß" im Förderjahr 2006/07 an der Don Bosco-Schule Ahaus durch. Gemeinsam mit
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%
Improvisation
Klassik
Schauspielunterricht
Zirkus
Themenspez. Projekte
Märchen
Theaterwerkstatt
Gewalt/Aggression
Modern
Persönlichkeit/Identität
Figurentheater
Fauna
Sonstiges
2006/07
2007/08
2008/09
2009/10
Anteil der Projekte im Förderjahr...
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den Schülerinnen und Schülern erarbeitete der Künstler ein Schultheaterstück mit allen wesentlichen Schritten
einer Theaterproduktion, von der Bildung der Theater-Gruppe bis zur Aufführung. Insgesamt strebten 88% aller
Theaterprojekte eine Abschlussaufführung an. 12% der Theaterprojekte beabsichtigten die Erarbeitung von
Kulissen und lediglich 2% aller Theaterprojekte die Erstellung einer abschließenden CD oder DVD.
Bei den Vermittlungsansätzen setzte rund ein Viertel (26%) der Theaterprojekte auch einen Schwerpunkt auf
rezeptive Elemente. Interkulturellen Themen wandten sich über den gesamten bisherigen Förderzeitraum 35%
der Theaterprojekte zu. Das Projekt "Man Hunt" von Birgit Götz, welches im Förderjahr 2007/08 am
Westfalenkolleg Dortmund durchgeführt wurde, gehört dazu. Das Projekt geht von der heterogenen
Lebenswirklichkeit und dem Alltag der Studierenden aus, die vielen unterschiedlichen Herkunftsländern
entstammen.
Analog zu den anderen Sparten, finden sich auch im Theater nur sehr wenige Projekte (3%), die
geschlechtsspezifische Aspekte thematisieren. Ein Projekt, das zu dieser Minderheit gehört, ist das
interkulturelle Theaterprojekt für Mädchen, das Julia Helena Schnelte an der Heideschule in Bergkamen unter
dem Titel „Ich und ich“ im Förderjahr 2007/08 durchführte. In dem Projekt ging es darum, Mädchen zwischen
11 und 14 Jahren (insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund) in ihrer Entwicklung zu unterstützen und
ihnen positive Anreize zu einer individuellen Lebensgestaltung zu geben. Fiktive Rollen und Situationen wurden
im Projektverlauf durchgespielt, weiterentwickelt und schließlich zu einer abschließenden Aufführung am Ende
des Schuljahres zusammengefügt.
Nichts bewegt sich – ein Theaterprojekt an Gymnasien in Münster
In den Förderjahren 2006/07 und 2007/08 führte der Künstler Stephan
Us am Annette-von-Droste-Hülshoff und am Paulinum Gymnasium in
Münster das Theaterprojekt „Nichts bewegt sich“ durch. Leitfaden des
Theater-Performance-Projekts zum Thema „Nichts, Stille, Leere“ war
die Beobachtung, dass die Bilderflut heutiger Medien bei vielen
Menschen Orientierungslosigkeit und Resignation erzeugt, die eine
Form der Leere darstellt. Nach einer Einführung in die
Performancekunst, recherchierten die Schülerinnen und Schüler zum
vorgegebenen Thema und entwickelten aus den Ergebnissen Gruppen-
und Einzelperformances, die am Ende des Schuljahres in einer öffentlichen Theateraufführung abschließend vorgestellt
wurden.
Zu den Inhalten der Tanzprojekte
Die thematischen Schwerpunkte in der Sparte Tanz wechselten von Förderjahr zu Förderjahr, wobei mehr als
die Hälfte der bisher durchgeführten Tanzprojekte im Primarbereich stattfanden. So waren im ersten
Förderjahr Improvisationsprojekte mit 23% am häufigsten vertreten, gefolgt von Projekten, die sich populären
modernen Tanzformen oder tanzausbildenden Elementen widmeten, wie beispielsweise Laila Castro Mendez'
Projekt "Ausdruck Tanz", das an zwei Schulen, der Schule am Teimer in Kalletal sowie an der Grundschule
Eisbergen in Porta Westfalica, durchgeführt wurde. Ziel war es, den Tanz in seinen verschiedenen
Ausdrucksformen als Ausdruck subjektiver Gefühle kennen zu lernen. Ein populäres Tanzprojekt wurde
beispielsweise im Förderjahr 2006/07 an der Gemeinschaftshauptschule Emil-Barthstraße in Düsseldorf
realisiert. Dort erarbeiteten die Schüler und Schülerinnen der Stufen 5 bis 10 mit der Künstlerin Dörte Müller-
Schulz eine Jazz-Street-Dance-Performance, die sie später auch öffentlich präsentierten. 12% der Projekte
setzten einen expliziten Schwerpunkt auf die vertiefende Körperwahrnehmung, wie beispielsweise das Projekt
"Dance meets identity" von Lina do Carmo das sich mit der historischen, aktuellen und zukünftigen Identität
der Jugendlichen auseinandersetzte, wobei es hier um zentrale Fragen ging wie beispielsweise: Was ist Körper?
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Was ist Identität? Der zeitgenössische Tanz wurde hierbei von Lina do Carmo als Ansatz gesehen, um in einem
kreativen Prozess den Raum der Selbstimagination zu gestalten und den Schülerinnen und Schülern
Möglichkeiten zum Dialog zu eröffnen. Den rund 16 Teilnehmern der Klasse 9c der Freiherr-vom-Stein-
Realschule in Düsseldorf ließ die Künstlerin viel Zeit zur Reflexion, damit sich auch schüchterne Jugendliche auf
den zeitgenössischen Tanz einlassen konnten.
Im zweiten Förderjahr überwogen dann Projekte, die sich populären modernen Tanzformen widmeten, gefolgt
von themenspezifischen Projekten. Überhaupt fällt auch in dieser Sparte wieder die starke Zunahme des
Anteils an themenspezifischen Projekten auf. Im Förderjahr 2009/10 war mehr als jedes zweite geförderte
Projekt um ein bestimmtes Thema herum konzipiert. In dem im Förderjahr 2009/10 durchgeführten Projekt
"Spiele und tanze" beispielsweise, thematisierte die Künstlerin Diana Holten mit Schülern der Karl-Kreiner-
Schule Neuss eine tänzerische Umsetzung von Gesellschaftsspielen. Hierbei hatten die Schüler die Möglichkeit,
selbst kreativ diverse Zusammenhänge zum Thema "Gesellschaftsspiel" tänzerisch umzusetzen. Vom
Grundthema der einzelnen Spiele über Spielregeln oder Rollenverteilung der Spielfiguren bis hin zur Thematik
der Gruppendynamik bieten sich viele Ansatzpunkte, Spielelemente in Tanz zu verwandeln. Die daraus
entstehenden Tanzszenen wurden am Ende des Projektes in einer Abschlusspräsentation aufgeführt.
Dass die thematischen Schwerpunkte der im Landesprogramm Kultur und Schule geförderten Projekte eher
selten auf klassischem Tanz oder einer formellen Tanzausbildung liegen, wird als positives Merkmal des
Landesprogramms angesehen. Dies verdeutlicht auch das folgende Zitat einer geförderten Künstlerin:
„Das Programm ist toll, weil es nicht mit veralteten Richtwerten urteilt, d.h. es ist
nicht wichtig, wie viele Pirouetten einer drehen kann, oder wie toll seine Technik ist.
Ich versuche Begeisterung für meine Liebe – den Tanz – in den Kindern zu wecken."
Birgit Zimmermann, Tänzerin im Landesprogramm
Übersicht 31: Differenzierung der Projektthemen in der Sparte Tanz
ZfKf 2010
Bei der großen Mehrzahl (84%) der bisher geförderten Tanzprojekte wurde eine Abschlussaufführung
angestrebt und 4% planten ein abschließendes Medium. Man sieht hier, dass die Darstellenden Künste –
aufgrund ihrer spezifischen Medialität – stärker zu Aufführungen als zur Fixierung der Ergebnisse auf
Speichermedien tendieren.
Neben der kreativen Betätigung mit dem Tanz als solchen, sahen 4% darüber hinaus auch den Bau von Kulissen
vor, wodurch die Schüler einen umfassenden Einblick in die Welt einer Theaterproduktion erhielten. So z.B. im
23%
19%
16%
14%
9%
9%
7%
1%
4%
7%
24%
2%
9%
9%
9%
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1%
6%
17%
21%
10%
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1%
10%
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2%
5%
4%
4%
7%
2%
9%
0%
9%
55%
3%
7%
4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Improvisation
Moderne Tanzformen (Jazz, Hip-Hop)
Tanzausbildung
Körperwahrnehmung
Klassik
Tanzwerkstatt
Themenspez. Projekte
ZeitgenössischerTanz
Persönlichkeit/Identität
Sonstiges
2006/07
2007/08
2008/09
2009/10
Anteil der Projekte im Förderjahr...
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interkulturellen Projekt "Weltreise" von Sarah Müller, welches im zweiten Förderjahr an der
Gemeinschaftsgrundschule Ottbergen in Höxter durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Schülerinnen und
Schüler erlebten dabei eine Weltreise durch Musikkulturen und Tänze der fünf Kontinente und erstellten neben
einer Choreografie, die jeden Kontinent darstellt, auch die Kostüme und das Bühnenbild selbst.
Neben diesen kreativen Vermittlungsansätzen lässt sich feststellen, dass knapp ein Viertel (23%) aller
geförderten Tanzprojekte auch rezeptive Elemente mit einbezog. So geht es beispielsweise im Projekt "Vom
Mittelalter zur Gothic – Mythen, Mode und Musik", das der Tanz- und Theaterpädagoge Rolf Gildenast mit
Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen
durchführte, sowohl um die theoretische Reflexion wie auch um die sinnliche Auseinandersetzung mit der
Kunst des Mittelalters und der Gothic.
Projekte, die sich wie die zuvor erwähnte Arbeit von Sarah Müller interkulturellen Aspekten widmeten, finden
sich mit einem Anteil von über einem Drittel der geförderten Tanzprojekte sehr häufig. Im letzten Förderjahr
lag dieser Wert sogar bei 46%. Ein im Vergleich ebenfalls recht großer Anteil von 6% aller geförderten
Tanzprojekte war zudem geschlechtsspezifisch angelegt. Eines dieser, im Gesamtkontext des Landesprogramms
sehr seltenen Projekte, ist das Projekt "Selbstdarstellung und Wahrnehmung in Tanz und Kampfkunst", das im
Förderjahr 2007/08 Jungen an Tanz und Bewegung heranführte. Andreas Wegwerth animiert die Schüler der
Gesamtschule Stieghorst in Bielefeld durch Hip-Hop zu positiver Körperkraft und Freude an der tänzerischen
Darstellung.
Carmina Burana - Ein Tanzprojekt mit Beteiligung mehrerer Bonner Schulen
Miguel-Antonio Zermeno veranstaltete im Schuljahr 2006/07 an der
Bonner Berthold-Brecht-Gesamtschule, der Gesamtschule Bonn-Bad
Godesberg, der Realschule Hardtberg und der GHS August-Macke das
Tanzprojekt Carmina Burana, das quantitativ größte Kooperationsprojekt
des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Der Aufführung von
Carl Orffs "Carmina Burana" in Bonn ging ein siebenmonatiges
Tanztraining voraus, an dem insgesamt 110 Schülerinnen und Schüler
teilnahmen. Dabei wurden unter der choreografischen Leitung des
Künstlers die Bewegungs-, Rhythmus- und Tanzkompetenzen der
Schüler erweitert. Das Projekt wurde schließlich mit einer ausverkauften
öffentlichen Aufführung in der Oper Bonn – gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn, dem Philharmonischen Chor
der Stadt Bonn, dem Kinderchor der Lukas-Kirche sowie zwei Solisten der Oper Bonn – abgeschlossen.
Zu den Inhalten der Neue Medien- und Filmprojekte
In der Sparte Film/Neue Medien überwiegen inhaltlich
die seit dem Beginn des Landesprogramms beliebten
Video-AG’s bzw. Filmprojekte, wie das Projekt „Cool –
Wir sind Klasse!“, das die Künstlerin Inge Kamps
2006/07 an der Hauptschule Ringelnatzstraße in Köln
anbot. Hier konnten sich die Schülerinnen und Schüler
der 7. bis 10. Jahrgangsstufe beispielsweise selber
filmen und so ihre Träume und Albträume darstellen. In
der Umsetzung wurden vier Filmteams gebildet, die
jeweils eine Episode drehten, welche dann zu dem Film
„Wir sind Klasse“ zusammen gefügt wurden.
Projekt „Cool – Wir sind Klasse!“ Künstlerin: Inge Kamps
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Darüber hinaus erfreuten sich in den letzten beiden Förderjahren Fotografieprojekte einer wachsenden
Popularität. Desweiteren kann auch in der Sparte Neue Medien/Film speziell für das Förderjahr 2009/10 ein
deutlicher Anstieg bei den themenspezifischen Projekten verzeichnet werden. Das Projekt "Medienkritik und
Schulcrossing", das in den Förderjahren 2008/09 und 2009/10 von Anne Siebertz am Geschwister-Scholl-
Gymnasium Pulheim durchgeführt wurde bzw. wird, dreht sich beispielsweise um Medienkritik,
Medienproduktion und Journalismus. Dies geschieht in Form einer Redaktionsgruppe, die sich nicht nur mit
aktuellen Medienproduktionen und -events des eigenen Landkreises auseinandersetzt, sondern auch darüber
schreibt bzw. Foto-, Audio- und Videobeiträge, also eigene Medienproduktionen erstellt. Das Projekt ist
verknüpft mit der Internetpräsenz www.spinxx.de, die sowohl als Inspirationsquelle als auch als
Veröffentlichungsplattform dient. Ein Augenmerk liegt besonders darauf, die Schüler zum kreativ-praktischen
statt passiven Medienumgang zu animieren und inspirieren.
In allen Förderjahren eher selten finden sich Projekte zur Medienkunst oder experimentelle
Medienwerkstätten, wie z.B. das Mixt-Media-Kunstprojekt "Muster Natur", das der Künstler Barry L. Roshto an
der OGS Marienschule in Bonn im Rahmen des Nachmittagsangebots durchführte. Mit diesem Projekt sollte die
Aufmerksamkeit der Stadtkinder für die in der Natur vorhandenen visuellen und akustischen Informationen
geschärft werden.
Übersicht 32: Differenzierung der Projektthemen31
in der Sparte Film/Neue Medien
ZfKf 2010
Die Mehrzahl der bisher in der Sparte Neue Medien/Film geförderten Projekte wurde mit Schülern des
Sekundarbereichs durchgeführt (64%), was mit den oft erhöhten technischen Anforderungen vieler medialer
Anwendungen zusammenhängen könnte. Hier in der Zukunft gezielt mehr Projekte zu fördern, die sich
medienpädagogischen Konzepten bedienen, welche speziell mit Blick auf den Primarbereich entwickelt
wurden, könnte ein möglicher Ansatzpunkt kommender Förderjahre sein. Bereichsübergreifend waren sechs
Prozent der Projekte, wie beispielsweise die Video AG "News Magazin Sendung" von Christel Heermann, die
jeweils mit Schülern des Primar- und Sekundarbereichs unter anderem an Schulen in Gütersloh, Herford und
Bielefeld in den Förderjahren 2007/08, 2008/09 und 2009/10 realisiert wurde. In diesem Projekt entstanden
moderierte News-Sendungen in Form von Videobeiträgen – von Schülern für Schüler – die alle zwei bis drei
31
In einigen Projekten wurde mit verschiedenen Medien gearbeitet, beispielsweise mit der Digitalkamera, dem Internet und dem analogen Fotoapparat. In diesen Fällen wurde das Projekt dem Medium zugeordnet, das nach der Projektbeschreibung im Mittelpunkt der Projektarbeiten stand.
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Video-AGs/Filmprojekte
TV-/Medienkompetenz
Fotografie
Internet
Computer
Medienwerkstatt
Themenspez. Projekte
Medien-/Videokunst
Trickfilm
Sonstiges
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Anteil der Projekte im Förderjahr...
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Monate mit theatralen Mitteln im Rahmen einer öffentlichen Aufführung mit Studiodekoration präsentiert
wurden.
Insgesamt sind solche Ergebnispräsentationen in Form von Abschlussaufführungen (19%) oder Ausstellungen
(25%) in der Sparte „Neue Medien/Film“ jedoch eher selten, wobei hierbei aber durchaus eine Zunahme im
Verlauf der Förderjahre beobachtet werden konnte. Beliebter sind entsprechend der in den Projekten
verwendeten elektronischen Medien die Erstellung von CDs oder DVD`s über die geleistete Projektarbeit, was
insgesamt bisher für 75% der geförderten Projekte geplant wurde.
Neben der Förderung der künstlerischen Kreativität beinhalteten knapp 61% der Projekte der Sparte „Film/
Neue Medien“ auch rezeptive Elemente. So vermittelte das Projekt "Reise durch die Zeit", das der Fotograf und
Web-Designer Norbert Meier im ersten Förderjahr in der Sekundarstufe der Hamfeld-Schule Bielefeld
durchführte, auch technisches Wissen im Bereich Fotografie und gab darüber hinaus eine Einführung in die
Geschichte von Fotografie und Film.
Darüber hinaus wurden bisher bei 28% der Projekte interkulturelle Inhalte berücksichtigt. So transformiert das
Projekt "Ich bin ich", das von Jürgen Schwartz und Christiane Stelter 2007/08 an der Werretalschule in Löhne
(Schule für Lernbehinderte) durchgeführt wurde, Sequenzen aus dem multikulturellen Lebensumfeld der
Schülerinnen und Schüler in verschiedene Szenen eines abschließenden Films. Die Jugendlichen erarbeiteten
und entwickelten die Inhalte des Films eigenständig und erlernten Kompetenzen, wie Gruppendynamik und
Teamarbeit. 4% der Projekte widmeten sich auch geschlechtsspezifischen Aspekten.
„Minimovies“– ein filmisches Projekt an der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna
Beim Projekt "minimovies" thematisierten die rund zehn teilnehmenden
Schülerinnen und Schüler der Peter-Weiss-Gesamtschule Unna (Stufe 9
bis 13) im Schuljahr 2006/07 unterschiedliche populäre Filmgenres und
schufen recht eigenwillige filmische Interpretationen von alltäglichen
Phänomenen, wie dem Handynutzungsverhalten, Casting Shows oder
dem allgemeinen nachmittäglichen Fernsehangebot. Neben einigen in
Eigeninitiative erstellten Kurzfilmen stand der Dreh eines Science-
Fiction-Films als gemeinsame Unternehmung im Mittelpunkt des
Projekts, das von dem Künstler Jörg Zimmer betreut wurde. Ziel war die
Kompetenzerweiterung in allen technischen Bereichen des Themas. Darüber hinaus sollten mit dem Projekt aber auch
die Improvisationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler sowie die Fähigkeit, andere Meinungen zu akzeptieren,
geschult und erweitert werden. Die Filme wurden im Filmmuseum Düsseldorf abschließend einer breiteren Öffentlichkeit
präsentiert.
4.2 Zu den Vermittlungsansätzen der Kunstprojekte im Landesprogramm
Unabhängig von den künstlerischen Inhalten können auch weitere Inhalte in einem Kunstprojekt vermittelt
werden, wie dies punktuell bei der Beschreibung der Projekte in den einzelnen Spartenfeldern schon deutlich
wurde. Werden beispielsweise auch interkulturelle Aspekte in den Kunstprojekten thematisiert? Wie sieht die
geschlechtsspezifische Zielgruppenansprache aus? Und werden auch analytische Fähigkeiten der Teilnehmer
bei der Rezeption von Kunstwerken gestärkt? Diese Aspekte werden im Folgenden bezogen auf alle
geförderten Projekte ausführlicher skizziert.
Zu d
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4.2
44
Zu den vermittelten rezeptiven und künstlerischen Erfahrungen
Künstlerisch-kreative Inhalte stehen im Mittelpunkt des NRW Landesprogramms Kultur und Schule. Selbst
künstlerisch aktiv zu sein, ist jedoch nur eine Komponente von kulturellen Erfahrungen. In wieweit werden
dabei auch rezeptive Wahrnehmungsprozesse berücksichtigt? Dass die eigene künstlerische Aktivität in
besonderem Maße dazu anregt und das Interesse weckt für rezeptive Kunsterlebnisse konnte nicht zuletzt im
Jugend-KulturBarometer32
nachgewiesen werden. Es stellt sich daher die Frage, ob Künstler neben dem
künstlerisch-kreativen Prozess, der im Mittelpunkt stand, auch rezeptive Erlebnisphasen angeregt haben – oder
gar analytische Fähigkeiten der Schüler, ein Kunstwerk in seinen Einzelheiten und seiner Aussagekraft
wahrzunehmen, gestärkt haben. Da den Projektanträgen solche Detailaspekte nicht immer systematisch
entnommen werden konnten, wurde eine Frage zu den Vermittlungsansätzen in der Künstlerbefragung gestellt.
Im Mittelpunkt der meisten Projekte (64%) standen nach Angaben der Künstler sowohl die individuelle
künstlerische Arbeit als auch die Teamarbeit. Ein typisches Projekt, in dem beide Arbeitsstile praktiziert
wurden, ist das Projekt "Figur – Farbe – Raum" des Künstlers Karl Heinz Gies im Förderjahr 2007/08, das in
ähnlicher Form bereits im Förderjahr 2006/07 an der Hauptschule Senne stattgefunden hatte. Die
teilnehmenden Schüler der Hermann Hesse Förderschule Gütersloh entwickelten zuerst jeweils eine bestimmte
Anzahl von unterschiedlichen und ganz individuell angefertigten quadratischen Elementen, die anschließend in
Zusammenarbeit zu einem großen Relief im Schulinnenraum zusammengefügt wurden.
Im Zeitvergleich wird deutlich, dass die Vermittlungsansätze in den Projekten von den verschiedenen Künstlern
recht konsistent beibehalten werden. Nur ein Drittel der Künstler vermittelt auch theoretische Kenntnisse in
den Kunstprojekten. Selten steht eine analytische Betrachtung der Kunstprojekte (18%) zur Disposition. Dafür
nutzen knapp 60% der Künstler die Kunstprojekte zur Vermittlung anderer Wahrnehmungsperspektiven. Das
Medium Kunst eignet sich in besonderer Weise dazu, Menschen anzuregen, Aspekte des Alltags in einer neuen
Perspektive wahrzunehmen, Perspektiven zu wechseln.
Übersicht 33: Vermittlungsansätze und inhaltliche Schwerpunkte in den Kunstprojekten nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
32
Susanne Keuchel: Das 1. Jugend-KulturBarometer. a.a.O. S. 47
80%
80%
33%
20%
18%
60%
78%
81%
33%
18%
18%
57%
80%
83%
33%
21%
17%
58%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Individuelle künstlerische Arbeit
Künstlerische Arbeit im Team
Vermittlung theoretischer Aspekte
Rezeption eines Kunstwerkes
Analytische Betrachtung von Kunstwerken fördern
Andere Wahrnehmungsperspektiven
Förderjahr 06/07
Förderjahr 07/08
Förderjahr 08/09
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45
Bezogen auf die Sparten fällt auf, dass die individuelle künstlerische Arbeit am ehesten in Bildenden
Kunstprojekten praktiziert wird, während die Medien- bzw. Filmprojekte (95%) fast alle in Form von Teamarbeit
organisiert sind.
Übersicht 34: Vermittlungsansätze und inhaltliche Schwerpunkte in den Kunstprojekten im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Andere Wahrnehmungsperspektiven zu vermitteln, nehmen vor allem bei den Medienkünstlern aber auch den
beteiligten Künstlern in der Sparte Literatur einen wichtigen Stellenwert ein, wie beispielsweise 2006/07 im
Projekt „Einfach aufregend – mit Kinderaugen ins Mittelalter“, das Claudia Luno an der Städtischen
Gemeinschaftsgrundschule Neuenrade durchführte. Auf dem Gelände der Grundschule befand sich im
Mittelalter eine Burganlage, die im Rahmen des Projekts zum Ausgangspunkt verschiedenster Reflexionen,
Geschichten und Erzählungen wurde.
Eher selten stand bei den geförderten Projekten die Vermittlung theoretischer Kenntnisse im Vordergrund.
Etwas anders gestaltete sich dies bei den Medien- bzw. Filmprojekten. Hier nahm dieses Thema einen deutlich
größeren Raum ein: 59% dieser Projekte vermittelten auch theoretische Kenntnisse. Ein typisches
Medienprojekt in diese Richtung ist das Projekt "Medienkompetenz", von Gabriele Zarecky in Löhne im
Förderjahr 2007/08. Neben dem Erlernen der technischen Fähigkeiten stand die Vermittlung von kritischem
Wissen im Vordergrund, die zum Aufbau einer eigenen Medienkompetenz führen soll, so dass sich die Schüler
kreativ mit dem Einfluss der Medien auseinandersetzen.
Eher selten stand die Rezeption von Kunstwerken im Fokus. Eine Ausnahme bilden hier die Künstler in der
Sparte Literatur und Film/Neue Medien. Diese Sparten haben natürlich den Vorteil, dass die Kunstwerke
Medien sind, also leicht in Form von Büchern, Video oder DVD`s in den Klassenraum zu integrieren sind. Der
Ausflug in ein Theater, Museum oder Konzert birgt für den Künstler, der sich im Schulalltag nicht so gut
auskennt, viele Hürden rechtlicher, organisatorischer und finanzieller Natur, wie beispielsweise: Kann man mit
den Schülern einfach das Schulgelände verlassen? Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Und damit
einhergehend mit der Disziplin? Kann man von den Schülern verlangen, dass deren Eltern für den Eintrittspreis
aufkommen? Diese und andere Fragen sind zu klären, bevor man als Künstler ein Theater, Museum oder
Konzertsaal aufsuchen kann. Will man die Verbindung zwischen rezeptiven und künstlerisch-kreativen
Erlebniswelten bei den Schülern unterstützen, sollte man ggf. den Künstlern mehr Hilfestellungen geben, um
diesen den Schritt in die Kultureinrichtungen zu erleichtern. Insbesondere die Theaterkünstler haben in den
91%
90%
79%
78%
77%
66%
59%
79%
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55%
66%
59%
53%
55%
58%
12%
24%
9%
25%
14%
7%
11%
18%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Literatur
Bildende Kunst
Tanz
Neue Medien / Film
Spartenübergreifend
Musik
Theater
Gesamt
Individuelle künstlerische Arbeit
Künstlerische Arbeit im Team
Andere Wahrnehmungsperspektiven
Vermittlung theoretischer Aspekte
Rezeption eines Kunstwerkes
Analytische Betrachtung von Kunstwerken fördern
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qualitativen Gesprächen die fehlende Kooperationsmöglichkeit zwischen dem eigenen Projekt und den
Theaterhäusern beklagt und um mehr Hilfestellung gebeten.
Neben den Künstlern in der Sparte Literatur und Neue Medien beziehen anteilig am ehesten die Bildenden
Künstler rezeptive Elemente mit ein und besuchen beispielsweise ein Museum, wie die Künstlerin Magadalena
Bergheim. In ihrem Projekt „Architektur-Design-Kunst“, das die Künstlerin im ersten Förderjahr an der
Grundschule Hunnebrock in Bünde durchführte, wurden die Kinder an kulturelle Elemente wie beispielsweise
Architektur, Design und Kunst im Kontext des Museums MARTa in Herford herangeführt. Bei
spartenübergreifenden Projekten (21%) fließen ebenfalls öfter rezeptive Kunsterlebnisse ein, wie
beispielsweise beim Projekt Aschenputtel, ein Erzähl- und Musiktheater für Kinder, welches im Förderjahr
2008/09 an der Städtischen Grundschule Gebhardtstraße in Wuppertal durchgeführt wurde.
Zeitgenössisch, populär oder klassisch? Zu den Kunstformen im Landesprogramm
Neben den Vermittlungsansätzen ist es auch spannend zu erfahren, welche Kunst im Fokus der Projekte des
NRW Landesprogramms Kultur und Schule steht. Handelt es sich hierbei um zeitgenössische, historische oder
populäre Kunstformen? Oder werden beispielsweise auch unterschiedliche Kunstformen in den Mittelpunkt
der Projektarbeit gestellt? Spannend mit Blick auf den vergleichsweise hohen Anteil der Bevölkerung mit
Migrationshintergrund in NRW33
ist auch die Frage nach der Thematisierung von Kunst aus anderen, nicht
europäischen Kunstkreisen.
Übersicht 35: Thematisierte Kunstformen in den Projekten des Landesprogramms nach Aussagen der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Die Künstlerbefragung ergibt ein ganz klares Votum für die Thematisierung von zeitgenössischer Kunst in den
Kunstprojekten des Landesprogramms. 51% der Künstler setzen sich mit den Schülern im Rahmen des Projekts
mit zeitgenössischen Kunstformen auseinander. Besonders aktiv vertreten sind zeitgenössische Kunstinhalte in
33
Laut Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW beträgt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen 22,9% (Stand: 2005) (Siehe: http://www.laga-nrw.de/xd/public/content/index._cGlkPTE4Mw_.html. Letzter Zugriff: 18.05.2010)
Vgl. u.a. Strohmeier, Klaus-Peter: Demografischer Wandel im Ruhrgebiet. Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstruktur im Ruhrgebiet. Hg.: PROJEKTRUHR. Essen. 2002
51%
40%
23%
19%
21%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Zeitgenössische Kunst
Populäre Kunstformen
Kunst aus fremden Kulturkreisen
Kunst der Vergangenheit
Andere Kunstformen
2006/07
2007/08
2008/09
Gesamt
Förderjahr
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Projekt „Aus dem Rahmen gesprungen“ Künstlerin: Jászai Alica Busch
den Sparten Tanz (57%) und Bildende Kunst (66%), wie beispielsweise im Projekt „Aus dem Rahmen
gesprungen“ der Bildenden Künstlerin Jászai Alica Busch, die im Schuljahr 2006/07 und in den folgenden
Förderjahren mit den Schülerinnen und Schülern der Städtischen Realschule und der Johannes-Sebus-
Grundschule Kleve verschiedene künstlerische Techniken und Gestaltungsformen erarbeitete, die diese dann
modern interpretierend und verfremdet in einen anderen Bezugsrahmen stellen sollten.
Übersicht 36: Thematisierte Kunstformen in den Projekten des Landesprogramms nach Aussagen der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparte
ZfKf 2010
Mit dem Fokus des Landesprogramms auf zeitgenössische Kunst wird eine zu begrüßende Ergänzung zu den
eher „klassisch“, mittlerweile auch vielfach „populär“ ausgerichteten Unterrichtsinhalten der Kunstfächer in
der Schule sowie dem besuchten Repertoire von jungen Leuten geleistet, die im Alltäglichen oftmals selten in
Berührung kommen mit zeitgenössischen Kunstformen. Dies ist ganz deutlich eine Stärke des Programms:
Heute in unserer Gesellschaft lebende Künstler thematisieren vor allem die Kunstformen, in denen sie sich
selbst bewegen – eben zeitgenössische Kunstformen – und schaffen für junge Leute erstmals eine Basis, sich
mit diesen Kunstformen aktiv auseinanderzusetzen.
Immerhin 35% der Künstler greifen populäre Kunstformen auf, die ja
vielfach in ihrer Aktualität synonym sind mit zeitgenössischen
Kunstformen, da sie jetzt entstehen, jedoch vielfach vom Markt in ihrer
Reproduktion unterstützt werden. Dies gilt vor allem für die Sparten Musik
und Film – Angebote, die bei der Bevölkerung sehr gefragt sind. Dies
erklärt auch, warum im Rahmen des Landesprogramms speziell in diesen
beiden Sparten ein besonders hoher Anteil an populären Kunstformen zu
finden ist. Ein Beispiel für Projekte mit populären Kunstformen, das auch
Marktmechanismen der Musikindustrie aufgreift, ist die Arbeit von
Matthias Bangert an der Ferdinand-Lieven-Förderschule in Hilden: Im
ersten Förderjahr unterstützte der Künstler in dem Projekt „Band-
Coaching“ die Bildung und Entwicklung einer Schülerband. Im Folgeprojekt
„Songwriting“ konzentrierten sich der Künstler und die Mitglieder der
Schülerband im zweiten Förderjahr auf das Komponieren und Produzieren
ihrer eigenen Musik. Im dritten Förderjahr folgte mit dem Projekt „Die
Rock-Klasse“ das dritte Projekt im Themenrahmen des Band-Coaching.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Musik
Tanz
Bildende Kunst
Literatur
Theater
Neue Medien / Film
Spartenübergreifend
Gesamt
Kunst der Vergangenheit
Kunst aus fremden Kulturkreisen
Populäre Kunstformen
Zeitgenössische Kunst
Andere Kunstformen
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48
Innerhalb des NRW Landesprogramms Kultur und Schule werden – wenn auch seltener – auch historische
Kunstformen (19%) aufgegriffen. Besonders aktiv sind dabei die Künstler der Sparte Literatur (24%) und
Bildende Kunst (24%). Ein typisches Projekt für die Beschäftigung mit Kunstformen der Vergangenheit ist das
Projekt „Die Techniken der alten Meister“ des Bildenden Künstlers Reinhard Gäbel, das im zweiten und dritten
Förderjahr mit Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Gemeinschaftsgrundschule
Holthausen in Hattingen und im vierten Förderjahr an der Gemeinschaftsgrundschule Bruchfeld realisiert
wurde. Hier lernten die Kinder, aus welchen Bestandteilen Farben bestehen, stellten diese nach alten
überlieferten „Rezepten“ her und malten damit dann eigene Bilder. Neben der Vermittlung dieser Techniken
und Fähigkeiten wurden den Schülerinnen und Schülern auch Geschichten zu den alten Meistern und ihren
Werken erzählt.
Mit 23% ist der Anteil von Kunst aus anderen Kulturkreisen sogar noch etwas höher als der Anteil an Projekten,
die historische Kunstformen thematisieren, was angesichts des soziodemographischen Wandels34
in
Deutschland ein sehr positives Signal ist. Auch kann die Kunst in besonderer Weise die interkulturelle
Verständigung unterstützen, wenn man Begegnungen auf Augenhöhe schafft. Besonders häufig greifen
Musiker im Landesprogramm Kunst aus anderen Kulturkreisen auf, so begab sich beispielsweise der Künstler
Pit Budde im ersten Förderjahr mit den Kindern der Martin-Luther-Schule Greven auf eine Reise durch fremde
Kulturen, deren jeweilige Einzigartigkeit er über Musik, Tanz und Geschichten vermittelte. Die Künstlerin Sigrid
Beutling an der Grundschule Rheinberg-Millingen vermittelte in ihrer spartenübergreifenden Workshopreihe
„Kunst und Tanz“ neben Techniken der Malerei auch Elemente des afrikanischen und des orientalischen Tanzes
sowie des Tanztheaters. Ziel war die Stärkung des Verständnisses für verschiedene Kunst- und Kulturformen.
Zu interkulturellen Vermittlungsansätzen im Landesprogramm
Neben dem Thematisieren von Kunstformen aus
anderen Kulturkreisen stellt sich allgemein die Frage, ob
die Projekte auch interkulturelle Aspekte in der Form
aufgreifen, dass sie Kunst als Katalysator nutzen,
unterschiedliche Wahrnehmungsperspektiven ein-
nehmen, um andere kulturelle Werte und religiöse
Anschauungen von einem anderen, neuen Standpunkt
aus zu betrachten. Dies praktizierte beispielsweise im
Förderjahr 2006/07 der Theaterkünstler Jürgen Dewes
in seinem interkulturellen Theaterprojekt, indem er die
Internationalität seiner Schüler dazu nutzte, die
Bedeutung von kulturellen Unterschieden bewusst zu
machen. Das Projekt schuf hierbei einen Raum der Begegnung, in dem das Eigene im Fremden und das Fremde
im Eigenen entdeckt werden konnte. Ziel des Projekts war neben einer gemeinsamen Aufführung der Aufbau
von Respekt und Achtung zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft.
Um eine Aussage für alle Projekte bezüglich interkultureller, aber auch geschlechtsspezifischer
Vermittlungsansätze zu ermöglichen, wurden die Projektanträge systematisch auf entsprechende Hinweise
ausgewertet. Die Projektanträge des ersten Förderjahres waren jedoch in diesen Punkten, wie dies die
folgende Übersicht verdeutlicht, nicht sehr ergiebig. Es konnten für das erste Förderjahr nur 10% der Projekte
ermittelt werden, aus denen ein interkultureller Ansatz aus dem Projektantrag hervorging und kein Projekt mit
34
„Einzelne Regionen, etwa einige Städte des Ruhrgebiets, verzeichneten schon im Jahr 2000 einen Anteil von rund 40 bis 50% junger Menschen mit Migrationshintergrund“.
Vgl. Klaus-Peter Strohmeier: Demographischer Wandel im Ruhrgebiet. Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstruktur im Ruhrgebiet. Hg.: PROJEKTRUHR. Essen. 2002. S. 54
Insgesamt liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in NRW bei 22,9% (Stand: 2005). (Siehe: http://www.laga-nrw.de/xd/public/content/index._cGlkPTE4Mw_.html. Letzter Zugriff: 18.05.2010)
Projekt „Auf den Spuren fremder Kulturen“. Künstler: Pit Budde
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49
einem geschlechtsspezifischen Ansatz. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es durchaus noch mehr Projekte
im ersten Förderjahr gegeben hat, in denen solche Aspekte behandelt, diese nur nicht explizit im Projektantrag
erwähnt wurden. Daher wurden seit dem zweiten Förderjahr im Projektantrag beide Aspekte konkret
abgefragt. Die folgende Übersicht verdeutlicht, dass bei einer konkreten Nachfrage deutlich mehr als ein Drittel
aller Projekte, bezogen auf alle Förderjahre 35%, interkulturelle Aspekte berücksichtigen, jedoch nur 3% aller
Projekte Gender Aspekte.
Übersicht 37: Interkulturelle und genderspezifische Vermittlungsansätze innerhalb der Projekte nach Angaben der Projektanträge differenziert nach Förderjahren
35
ZfKf 2010
Im Zeitvergleich können bei der Berücksichtigung dieser beiden Vermittlungsansätze kaum Unterschiede
beobachtet werden. Interkulturelle Vermittlungsansätze sind im dritten Förderjahr leicht angestiegen, im
vierten Förderjahr haben sich diese jedoch dem Ausgangswert des zweiten Förderjahrs angepasst. Die folgende
Übersicht verdeutlicht, dass vor allem in den Musikprojekten und spartenübergreifenden Projekten
interkulturelle Aspekte thematisiert werden, wie dies auch die Künstlerbefragungen bestätigen.
Übersicht 38: Interkulturelle und genderspezifische Vermittlungsansätze nach den Angaben der Projektanträge im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Sparten
ZfKf 2010
35
Interkulturelle und Gender Aspekte wurden im Projektantrag im Förderjahr 2006/07 noch nicht konkret abgefragt, sondern sekundäranalytisch nach Aussagen in der Projektbeschreibung ermittelt.
10%
39%
3%
44%
4%
35%
3%
35%
3%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
Interkulturelle Aspekte Gender Aspekte
Förderjahr 06/07Förderjahr 07/08Förderjahr 08/09Förderjahr 09/10Insgesamt
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Musik
Spartenübergreifend
Theater
Film/Neue Medien
Bildende Kunst
Tanz
Literatur
Gesamt
Interkulturelle Aspekte
Gender Aspekte
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4.2
50
Als Beispiel für ein spartenübergreifendes Projekt mit interkulturellem Ansatz kann das Projekt „Indische
Märchen“ der Künstlerin Verena Zimmermann im zweiten Förderjahr an der Katholischen Grundschule
Lindenburger Allee in Köln genannt werden. Zuerst wurde den Kindern die indische Kultur durch Geschichten
und indische Musikbeiträge näher gebracht, bevor sich die Schülerinnen und Schüler selber durch
improvisiertes Nachspielen, durch Erstellen von Kostümen und durch Malen eigener Bilder kreativ mit der
indischen Kultur auseinandersetzten.
Genderspezifische Vermittlungsansätze finden sich am ehesten in der Sparte Tanz, da der Tanz sehr
körperbetont ist. Ein Beispiel für ein Tanzprojekt mit geschlechtsspezifischem Vermittlungsansatz war ein
Projekt des Andreas Wegwerth im zweiten Förderjahr, das Jungen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 der
Gesamtschule Stieghorst in Bielefeld, an Tanz, Bewegung und Kampfkunst heranführte. Allgemein – auch
außerhalb des Landesprogramms Kultur und Schule – kann festgestellt werden, dass geschlechtsspezifische
Vermittlungsansätze in kulturellen Bildungsprojekten (noch) relativ selten sind, während sie im
Bildungsbereich36
langsam zunehmend an Gewicht gewinnen. Dies ergab auch eine Studie zum Potential von
kulturellen Bildungsprojekten37
.
Ein Höhepunkt der Projekte – Abschlusspräsentationen
Viele Künstler des NRW Landesprogramms Kultur und Schule – und zwar insgesamt 67% – arbeiteten nicht nur
mit den Schülern ein ganzes Schuljahr zusammen, sondern organisierten am Ende auch eine
Abschlusspräsentation, bei welcher die Schülerinnen und Schüler ihre künstlerisch-kreativen Arbeiten einem
Forum von Eltern, Lehrern oder weiteren Zielgruppen vorstellen konnten. Nach Angaben in den
Projektanträgen wurde für 75% der eingereichten Projektideen eine Abschlussaufführung, eine Ausstellung
oder eine mediale Präsentation geplant. Laut Rückmeldungen aus der Künstlerbefragung wurde in Folge bei
67% der Projekte eine Abschlusspräsentation durchgeführt. Hiernach organisierten 51% aller bisher
geförderten Projekte eine Abschlussaufführung bzw. eine Ausstellung. Im Rahmen von 5% der Projekte wurde
zudem ein Medium erstellt, wie beispielsweise eine CD, DVD oder auch ein Buch bzw. eine Projektbroschüre.
Zudem gab es auch Projekte, die beides vereinten (11%). 33%38
der Projekte führten also weder eine
Abschlusspräsentation durch, noch erstellten sie eine Medienpräsentation. Im Zeitvergleich kann beobachtet
werden, dass der Anteil an Projekten mit Abschlusspräsentationen leicht zugenommen hat, vor allem in den
Sparten Literatur und Tanz, die im dritten Förderjahr schon deutlich mehr Abschlusspräsentationen
organisierten als im ersten Förderjahr.
Vor allem die Künstler im Musik-, Tanz und Theaterbereich und in den spartenübergreifenden Projekten
erarbeiten Abschlusspräsentationen. Dagegen verzichten erstaunlich viele Projekte in den Sparten Bildende
Kunst und Literatur auf eine abschließende Präsentation der erarbeiteten Kunstwerke. Speziell die Künstler in
den Sparten Neue Medien/Film (59%) und Literatur (30%) erarbeiten vielfach auch mediale Präsentationen,
wie dies in der Künstlerbefragung deutlich wird.
36
Vgl. Christine Garbe: Warum lesen Mädchen besser als Jungen? Zur Notwendigkeit einer geschlechterdifferenzierenden Leseforschung und Leseförderung. In: Deutschdidaktik und Deutschunterricht nach PISA. Hg.: Ulf Abraham u.a., Freiburg i Br. 2003
37 Susanne Keuchel u. Petra Aescht: Hoch hinaus. Potentialstudie zu Kinder- und Jugendkulturprojekten. Eine empirische Untersuchung zu den
Qualitätsmerkmalen der Kinder- und Jugendkulturarbeit in Deutschland. Im Auftrag der PWC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur. Bonn. 2007 38
Künstler, die keine Angaben zum Fragenblock gemacht haben, wurden der Kategorie „weder Abschlußpräsentation noch Medienerstellung“ zugeordnet.
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4.2
51
Übersicht 39: Erstellen einer Aufführung bzw. Ausstellung und/oder medialen Abschlusspräsentation im Rahmen der Projekte des Landesprogramms nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr und Sparte
ZfKf 2010
Die große Zahl an Abschlusspräsentationen – medial und/oder real – unterstreicht das hohe Engagement der
Künstler im NRW Landesprogramm Kultur und Schule. Denn die Organisation einer abschließenden
Präsentation ist in der Regel mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden, die die Künstler freiwillig auf sich nehmen,
wie das Erstellen von Kostümen und Einladungen, die Endredaktion von Büchern oder Sammelbänden, das
Erstellen von Fotos, Filmen und vieles mehr. Ein Beispiel dafür, welchen zusätzlichen Arbeitsaufwand die
Künstler für einen angemessenen Auftritt ihrer Schüler leisten, ist das folgende Projektbeispiel
„Märchenwerkstatt“, das im Förderjahr 2007/08 durchgeführt wurde.
82%
77%
72%
68%
56%
50%
47%
62%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Theater
Tanz
Musik
Spartenübergreifend
Literatur
Bildende Kunst
Neue Medien / Film
Gesamt
2006/07
2007/08
2008/09
Gesamt
Förderjahr
Erar
be
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59%
30%
28%
12%
11%
10%
6%
16%
0% 20% 40% 60% 80%
Neue Medien / Film
Literatur
Spartenübergreifend
Musik
Bildende Kunst
Tanz
Theater
Gesamt
2006/07
2007/08
2008/09
Gesamt
Förderjahr
Erar
be
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4.2
52
Die Märchenwerkstatt von Gabi Sutter präsentiert sich …
Nach der erfolgreichen zweimaligen Umsetzung im ersten Förderjahr, wurde die Märchenwerkstatt im Förderjahr
2007/08 von der Künstlerin Gabi Sutter an weiteren sechs verschiedenen Schulen in Münster durchgeführt. Durch das
Entwickeln eigener Märchen sollte die Fantasie der Schülerinnen und Schüler sowie ihre Kreativität und der Umgang
mit Sprache gefördert werden. Die Märchen wurden am Ende des Projekts in einem Märchenbuch gesammelt und
veröffentlicht. Zusätzlich wurden Bilder gemalt, die später das Märchenbuch illustrierten und in einer Ausstellung zu den
Kindermärchen der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Im Mittelpunkt des Projekts stand aber auch die gemeinsame
Erarbeitung und Darstellung eines der Märchen als Theaterstück. Dabei wurde seitens der Künstlerin vor allem darauf
Wert gelegt, wirklich alle Kinder, ungeachtet ihrer verschiedenen Talente und Fähigkeiten, in die Aufführung zu
integrieren.
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gra
mm
4.2
53
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 4:
Besonders stark vertreten im Landesprogramm sind in Relation zum aktuellen Berufsmarkt der Künstler mit
33% Projekte der Bildenden Kunst und spartenübergreifende Projekte (30%). Vor allem der Anteil
spartenübergreifender Projekte hat in den letzten Förderjahren kontinuierlich zugenommen.
Insgesamt waren bisher 46% aller Projekte für den Primarbereich konzipiert, 41% für den Sekundarbereich
und 4% bereichsübergreifend angelegt. Projekte der Sparte Film/Neue Medien (64%) wurden dabei anteilig
an häufigsten im Sekundarbereich durchgeführt, Projekte der Sparte Tanz (51%) vergleichsweise am
häufigsten im Primarbereich.
Eine deutliche Stärke des Landesprogramms ist die Vermittlung zeitgenössischer Kunstformen: 51% der
Künstler setzten sich mit den Schülern im Rahmen des Projekts mit zeitgenössischer Kunst auseinander.
Besonders aktiv vertreten sind diese Inhalte in den Sparten Tanz (57%) und Bildende Kunst (66%).
Populäre Kunstformen wurden in 35% der Projekte thematisiert. Dies gilt vor allem für die Sparten Musik
(49%) und Film (56%), wo die Grenzübergänge zwischen zeitgenössischen und populären Kunstformen
fließend sind.
Im Laufe des Förderzeitraums hat die Bedeutung themenspezifischer Projekte in allen Sparten deutlich
zugenommen.
35% aller Projekte berücksichtigten bei der Vermittlung interkulturelle Aspekte, jedoch nur 3% Gender
Aspekte.
Im Mittelpunkt der meisten Projekte (64%) standen nach Angaben der Künstler sowohl die individuelle
künstlerische Arbeit (78%) als auch die Teamarbeit (81%).
51% der Kunstprojekte fördern gezielt auch die rezeptive Wahrnehmung. Selten steht dabei eine analytische
Betrachtung der Kunstprojekte (18%) zur Disposition. Dafür nutzen knapp 60% der Künstler die Kunstprojekte
zur Vermittlung anderer Wahrnehmungsperspektiven.
Bei 67% der Projekte wurde eine Abschlussaufführung, eine Ausstellung und/oder eine mediale Präsentation
realisiert. 11% aller Projekte realisierten eine reale wie virtuelle Abschlusspräsentation. Die Bereitschaft der
Künstler, eine Aufführung, Ausstellung oder Präsentation zu erarbeiten, ist von 62% im ersten Förderjahr auf
71% im dritten Förderjahr gestiegen.
Zu d
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Pro
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im
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gra
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5
54
5. Zu den Rahmenbedingungen der Projekte im Landesprogramm
Wenn professionelle Kunst und Schule eine Partnerschaft eingehen, bedarf es einer reibungslosen
Organisation, eines regelmäßigen Austausches zwischen Künstler und Schule und nicht zuletzt angemessener
Räumlichkeiten, die professionelles künstlerisches Arbeiten erlauben. Auch Größe und Zusammensetzung der
Teilnehmergruppen haben einen Einfluß auf die konkrete Umsetzung der künstlerischen Inhalte in den
Projekten. Wie ist es gelungen, die Kunstprojekte in den Schulalltag zu integrieren?
5.1 Klassen, Jahrgänge oder jahrgangsübergreifende Aktivitäten – Zu den Teilnehmergruppen im
Landesprogramm
Über die Größe und die Zusammensetzung der Schülergruppen in den Projekten des NRW Landesprogramms
Kultur und Schule können bezogen auf alle Projekte nur eingeschränkt Aussagen getroffen werden. Im ersten
Förderjahr wurde die Teilnehmerzahl im Projektantrag noch nicht systematisch erfasst. Die Auswertungen
lassen zudem vermuten, dass zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht immer eine definitive Vorstellung zur
Gruppenzusammensetzung der Schüler vorliegt und diese sich unter den realen Schulalltagsbedingungen
durchaus verändern kann. Die vorliegende Analyse lässt vermuten, dass dies oftmals zu Ungunsten einer
kleinen Gruppenzusammensetzung geschieht, da die Rückmeldungen der Schulleiter in der
Schulleiterbefragung zur Gruppengröße nach Beendigung des Projekts vielfach über den Werten der Angaben
der Künstler im Projektantrag liegen.
Übersicht 40: Durchschnittliche Teilnehmergröße der Schüler in den Projekten des Landesprogramms nach Angaben in den Projektanträgen
39 und Rückmeldungen der Schulleiterbefragung
40 differenziert nach
Förderjahr
ZfKf 2010
39
Da in den Projektanträgen des ersten Förderjahres 2006/07 die Teilnehmergröße noch nicht systematisch erfasst wurde, liegen für dieses Schuljahr nur Rückmeldungen von 56% der Projekte vor.
40 Eine Analyse der Daten in der Befragung legt nahe, dass die Schulleiter mit mehreren Projekten trotz der Bitte, dies entsprechend zu
differenzieren, die Frage nach der Teilnehmergröße auf das gesamte Landesprogramm bezogen haben, daher wurde die durchschnittliche Anzahl der Teilnehmer durch die durchschnittliche Anzahl der Projekte an Schulen dividiert.
24,00
18,91
23,48
19,90
21,23
20,71
19,27
25,66
22,16
0 5 10 15 20 25 30
1. Förderjahr 06/07
2. Förderjahr 07/08
3. Förderjahr 08/09
4. Förderjahr 09/10
Gesamt
nach Projektanträgen
nach Schulleiterbefragung
Durchschnittlich erreichte Teilnehmer pro Projekt...
Kla
ssen,
Jahrg
änge o
der
jahrg
angsüberg
reif
ende A
kti
vit
äte
n –
Zu d
en T
eilnehm
erg
ruppen i
m L
andespro
gra
mm
5.1
55
Spartenspezifische Unterschiede bei der Teilnehmergröße
Bei der Analyse der Teilnehmerzahlen können deutliche Unterschiede in den einzelnen Sparten beobachtet
werden: Am größten waren im letzten Förderjahr die Projektgruppen mit durchschnittlich 32 Kindern in der
Sparte Musik. Dies kann vor allem auf eine größere Zahl an Chorprojekten mit größeren Teilnehmergruppen in
dem konkreten Förderjahr zurückgeführt werden. Auch die spartenübergreifenden Projekte neigten mit
durchschnittlich 23 Teilnehmern zu größeren Projektgruppen. Am kleinsten sind die durchschnittlichen
Teilnehmerzahlen mit 15 Kindern in der Sparte Literatur. Im Rahmen der Evaluation wurde deutlich, dass die
Projekte inhaltlich zum Teil so unterschiedlich strukturiert sind und die Teilnehmerzahl auch von weiteren
Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise die Schulform oder das Alter der Schüler, dass konkrete einheitliche
Vorgaben zur Gruppengröße nicht zu empfehlen sind. Ein Musical oder Chorprojekt ist auf eine ausreichende
Zahl an Sängern und Darstellern angewiesen. Eine kreative Schreibwerkstatt oder ein Medienkunstprojekt, wo
man einzelne Schüler sehr intensiv begleiten muss, sollte hingegen in einem möglichst kleinen Kreis stattfinden.
Entsprechend sollte jedoch die Teilnehmeranzahl als ein wichtiges Qualitätskriterium bei der Beantragung in
Abhängigkeit von den konkreten Rahmenbedingungen und Inhalten immer auch mit bewertet werden.
Übersicht 41: Durchschnittliche Teilnehmergröße nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Sparten und Förderjahr
ZfKF 2010
Betrachtet man die Zusammensetzung der Teilnehmergruppen im Zeitvergleich, so kann festgestellt werden,
dass der Anteil an Projekten mit 30 Teilnehmern und mehr in den letzten beiden Förderjahren leicht
zugenommen hat, während die Zahl der Kleinprojekte mit unter 10 Teilnehmern deutlich abgenommen hat. Bei
der Förderung von Kleingruppen gilt es, grundsätzlich auch den Anspruch des Landesprogramms
mitzubedenken, möglichst vielen Kindern künstlerisches Arbeiten zu ermöglichen. Positiv ist in der
Zeitentwicklung der deutliche Zuwachs an Projekten zwischen 10 und 15 Teilnehmern hervorzuheben. Ein
Projektbeispiel, das in dieser Gruppengröße arbeitet, ist das Projekt „Arbeiten mit Naturmaterialien“ der
Künstlerin Martina Zander-Mewes:
0 10 20 30 40
2009/10
2008/09
2007/08
2006/07
Gesamter Förderzeitraum
Förd
erja
hr
Musik
Tanz
Theater
Bildende Kunst
Film, Neue Medien
Literatur
Spartenübergreifend
Durchschnittliche Teilnehmerzahl
Kla
ssen,
Jahrg
änge o
der
jahrg
angsüberg
reif
ende A
kti
vit
äte
n –
Zu d
en T
eilnehm
erg
ruppen i
m L
andespro
gra
mm
5.1
56
Eine kleine Gruppe von Grundschulkindern arbeitet mit Naturmaterialien
Im Förderjahr 2007/08 gingen bei jedem Wetter gut zehn Schülerinnen
und Schüler der Pollhans Grundschule Stukenbrock in der Natur auf
künstlerische Entdeckungsreise, suchten nach Materialien und
verarbeiteten diese in einem künstlerischen Prozess. Beispielsweise
können Beeren Farbe darstellen, kleine Stöckchen werden zu Pinseln
oder Pflastersteine bieten einen Untergrund für Frottagen. Darüber hinaus
soll das Wetter in den künstlerischen Prozess mit eingebunden werden,
z.B. indem die Wirkung der Regentropfen auf Farbe gezeigt wird. Ziel ist
es, eine Verbindung der Kinder mit der Natur herzustellen und eine
kreative Auseinandersetzung zu fördern, sowie die Schülerinnen und Schüler spielerisch an klassische Techniken und
experimentelle Ansätze der Bildenden Kunst heranzuführen.
Übersicht 42: Größe der Teilnehmergruppen in den Projekten differenziert nach Förderjahr
Förderjahre
06/07 und 07/08 08/09 und 09/10 Insgesamt
abs. % % abs. % % abs. % %
Unter 10
Teilnehmer 395 21% 33% 210 8% 8% 605 13% 16%
10 bis 14
Teilnehmer 212 11% 18% 877 32% 35% 1.089 24% 29%
15 bis 19
Teilnehmer 260 14% 22% 617 22% 25% 877 19% 24%
20 bis 29
Teilnehmer 262 14% 22% 581 21% 23% 843 18% 23%
30 Teilnehmer u.
mehr 76 4% 6% 225 8% 9% 301 7% 8%
k.A. 639 35% - 244 9% - 883 19% -
Projekte insg. 1.844 100% 100% 2.754 100% 100% 4.598 100% 100%
ZfKf 2010
Übersicht 43: Durchschnittliche Teilnehmeranzahl nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Schulformen und Förderjahr
Durchschnittswerte für die Projekte in den Förderjahren…
Gruppengröße Anzahl der Gruppen Erreichte Schüler
Schulform 06/07 07/08 08/09 09/10 06/07 07/08 08/09 09/10 06/07 07/08 08/09 09/10
Berufsbild.
Schule/Kolleg 17,50 19,88 18,47 19,22 2,00 1,05 1,91 1,09 28,33 21,95 19,72 19,83
Förderschule 12,75 11,40 12,96 12,67 2,10 1,15 1,22 1,27 13,09 13,43 16,55 15,44
Gesamtschule 37,25 19,91 18,30 20,28 1,50 1,00 3,30 1,11 66,44 20,69 25,54 19,29
Grundschule 17,69 18,28 19,91 18,40 4,00 1,24 1,42 1,36 29,14 21,52 31,22 23,66
Gymnasium 13,96 18,89 19,53 23,09 1,20 1,02 1,24 1,08 14,47 20,01 22,42 22,21
Hauptschule 17,20 15,07 16,91 16,67 1,68 1,20 1,28 1,38 19,77 16,64 19,72 15,98
OGS 15,29 15,23 16,65 16,90 1,65 1,25 1,60 1,19 23,05 19,48 23,01 20,22
Realschule 23,00 17,28 18,56 19,01 1,13 1,26 1,42 1,08 26,22 19,47 19,87 16,45
Sonstige - 22,33 35,00 19,22 - 1,00 1,00 ,88 - 22,33 35,86 23,17
Insgesamt 16,81 16,17 17,69 17,75 1,72 1,18 1,55 1,23 24,00 18,91 23,48 19,90
ZfKf 2010
Kla
ssen,
Jahrg
änge o
der
jahrg
angsüberg
reif
ende A
kti
vit
äte
n –
Zu d
en T
eilnehm
erg
ruppen i
m L
andespro
gra
mm
5.1
57
Grundsätzlich kann beobachtet werden, dass die Teilnehmeranzahl nicht nur von den künstlerischen Inhalten
abhängt, sondern auch von der Aufnahmekapazität und dem Alter der Schüler. So kann in der vorausgehenden
Übersicht beobachtet werden, dass die Projektgruppen für Förderschüler, Hauptschüler und Grundschüler
durchschnittlich deutlich kleiner sind.
Zur Gruppenzusammensetzung der Schüler in den Projekten
Das Gros der Projekte im Landesprogramm wurde nicht innerhalb einer Klassenstufe durchgeführt, sondern
jahrgangsübergreifend, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 44: Gruppenzusammensetzung der Schüler in den Projekten des Landesprogramms im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2009/10 differenziert nach Schulformen
ZfKf 2010
In Schulen mit geringen Schülerzahlen und/oder kleiner Klassenzügigkeit, z.B. in Grundschulen, sind
jahrgangsübergreifende Projektangebote punktuell etwas verbreiteter als in Schulen mit einer hohen
Schülerzahl, wie beispielsweise Gesamtschulen.
Tendenziell gibt es bei der gewählten Gruppenkonstellation in den künstlerischen Projekten auch
spartenspezifische Unterschiede. So sind beispielsweise jahrgangsübergreifende Projekte im Bereich der Musik
etwas seltener anzutreffen, da man hier für den Erwerb spezieller künstlerischer Fertigkeiten auch gewisse
körperliche Voraussetzungen erfüllen muss, die wiederum altersabhängig sind. Ein Blechblasinstrument setzt
altersspezifisch die Fähigkeit zu einem entsprechenden Mundansatz voraus. Dies gilt beispielsweise auch für
den Bereich Bildende Kunst im Bereich der Feinmotorik.
Die hohe Präsenz von jahrgangsübergreifenden Kunstprojekten im Landesprogramm ist positiv hervorzuheben.
In einer Analyse der kulturellen Bildungspraxis an Ganztagsschulen konnte beobachtet werden, dass es
aufgrund von organisatorischen Schwierigkeiten selten ist, kontinuierliche Projekte an Ganztagsschulen
jahrgangsübergreifend zu öffnen.41
Der Vorteil einer jahrgangsübergreifenden Gruppenkonstellation liegt zum
einen in der besonderen Berücksichtigung von künstlerischen Begabungen und Neigungen. Künstlerische
Neigungen und Begabungen stehen im Gegensatz zu speziellen kognitiven Leistungen vielfach nicht in einer
41
Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S.182
70%
69%
67%
64%
61%
60%
52%
36%
66%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Realschule
Grundschule
Gymnasium
Hauptschule
Gesamtschule
Förderschule
Mehrere / sonstige Schulen
Berufsbildende Schule/Kolleg
Schulen insgesamt
Jahrgangsübergreifend
Innerhalb einer Klassenstufe
k.A.
Kla
ssen,
Jahrg
änge o
der
jahrg
angsüberg
reif
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kti
vit
äte
n –
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eilnehm
erg
ruppen i
m L
andespro
gra
mm
5.1
58
systematischen Beziehung zum Alter. Dabei gilt auch zu berücksichtigen, dass ein Schüler mit Interesse am
Malen nicht unbedingt auch Freude am Theaterspielen entwickelt. Ein wesentlicher Vorteil
jahrgangsübergreifender Projekte liegt in der Chance, das Schulklima positiv zu beeinflussen. Die Schüler haben
Gelegenheit, sich auch außerhalb des Klassenverbandes kennen zu lernen, und über das gemeinsame Arbeiten
an einer künstlerischen Aufgabe wird das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der ganzen Schule gestärkt. Ein
Projekt, das alterstechnisch sehr unterschiedliche Schülergruppen zusammenführte, führte der Künstler Kai
Dollbaum 2007/08 unter dem Titel „Die Erschaffung eines Trickfilm-Helden“ an der Gesamtschule Else-Lasker-
Schule in Wuppertal durch. Bei diesem Projekt arbeiteten Schülerinnen und Schüler des fünften bis zehnten
Jahrgangs zusammen: Zuerst entwarfen sie ihre eigenen Heldenfiguren, die sie dann erst zeichnerisch
umsetzten und schließlich in kurzen, abgeschlossenen Trickfilmen der Öffentlichkeit präsentierten.
Die vorausgehende Darstellung verdeutlicht, dass es mit Blick auf die unterschiedlichen Ziele, Inhalte und
schulischen Rahmenbedingungen nicht unbedingt Sinn macht, eine einheitliche Teilnehmerzahl und
Gruppenzusammensetzung für alle Projekte festzulegen. Es empfiehlt sich jedoch allgemein bei der Bewerbung
der Projekte, auf eine angemessene Teilnehmerzahl innerhalb der betreuten Gruppen zu achten, mit Blick auf
eben skizzierte Spartenoptionen, Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen der Projekte sowie Alter der
Teilnehmer.
5.2 Zum Zeitmanagement der Projekte im
Landesprogramm
Ein besonderes Anliegen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist es gewesen, möglichst ganzjährig
künstlerische Akzente im Schulleben zu setzen und nicht nur punktuelle Effekte zu erzeugen, die schnell
‚verpuffen’. Dieser Anspruch wurde bisher in der Regel von den Kunstprojekten des Landesprogramms erfüllt.
Nur 8% der Projekte wurden aufgrund von Ausnahmeregeln in einem konzentrierten Zeitraum durchgeführt.
Dies war teils durch die spezielle inhaltliche Anlage einzelner Projekte begründet. Die Evaluation hat gezeigt,
dass ein solcher Spielraum in Ausnahmefällen bei der Förderungsbewilligung für einzelne Sparten wichtig sein
kann. Dies gilt insbesondere für die Künstler im Bereich der Literatur und auch der Bildenden Kunst.
Autorenlesungen und Ausstellungen bedingen vielfach die räumliche Abwesenheit dieser Künstler zu
unterschiedlichen Zeiten innerhalb eines Jahres. Für die Sparte Film/Neue Medien stellte sich in den ersten
Förderjahren zudem ein kostentechnisches Problem durch die teilweise notwendige Anmietung teurer Technik
dar, welche sich über einen konzentrierten Zeitraum kostengünstiger und versicherungstechnisch in der Regel
leichter organisieren lässt. In den Sparten Literatur (44%) und Film/Neue Medien (22%) war demgemäß der
Anteil an Projekten mit kürzeren Zeitphasen im ersten Förderjahr am höchsten. Hier konnte jedoch Abhilfe
geschaffen werden, etwa durch die Einrichtung eines Technikpools für die Film- und Medienkünstler des
Landesprogramms im dritten Förderjahr.
Mit Blick auf eben genannte Maßnahme konnte im Zeitvergleich der Anteil der Projekte, die nicht über ein
gesamtes Schuljahr reichten, deutlich reduziert werden von 17% im ersten Förderjahr auf 8% im Förderjahr
2009/10.
Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen
Die Unzufriedenheit speziell der Film- und Medienkünstler im ersten Förderjahr bezogen auf den Zeitrahmen
der Projekte und die eben skizzierte Technikproblematik lässt sich auch in der Künstlerbefragung ablesen, wie
dies folgende Übersicht verdeutlicht. In der Künstlerbefragung im ersten Förderjahr sprachen sich
entsprechend 48% für individuelle Entscheidungen bezogen auf den Zeitrahmen der Kunstprojekte in
Abhängigkeit von der Situation vor Ort aus. 45% bevorzugten grundsätzlich längerfristige Projekte und nur 26%
punktuell konzentrierte Projektphasen im Rahmen von Blockseminaren.
Zum
Zeit
managem
ent
der
Pro
jekte
im
Landespro
gra
mm
5.2
59
Übersicht 45: Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparte und Förderjahr
ZfKf 2010
Differenziert man die Zufriedenheit der Künstler mit dem Projektzeitrahmen nach den Schulformen, an denen
diese tätig waren, zeigen sich vor allem die Künstler in Haupt- und Förderschulen sehr zufrieden. Etwas
unzufriedener mit dem Projektzeitrahmen sind die Künstler an den anderen weiterführenden Schulen, den
Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Dies korrespondiert mit den Werten bei den Schulleitern
derselben Schulformen zur Bewertung des Projektzeitrahmens, wie dies aus folgender Übersicht hervorgeht.
Übersicht 46: Zufriedenheit der Künstler und der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit dem Projektzeitrahmen nach der Künstler- und Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform
ZfKf 2010
2,7
2,6
2,6
2,4
2,3
2,2
2,4
2,4
1,8
1,7
1,8
1,6
1,6
1,5
1,8
1,6
1 2 3 4 5
Gesamtschule
Realschule
Gymnasium
Grundschule
Hauptschule
Förderschule
Sonstige
Gesamt
Künstler
Schulleiter
Sehr unzufriedenTeils-teilsSehr zufrieden
Zufr
ied
en
he
it m
itd
em
Pro
jekt
zeit
rah
me
n
Zum
Zeit
managem
ent
der
Pro
jekte
im
Landespro
gra
mm
5.2
60
Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Projektzeitrahmen
Die punktuelle Unzufriedenheit der Schulleiter und Künstler an weiterführenden Schulen mit der ganzjährigen
Zeitplanung der Kunstprojekte im Landesprogramm kann ggf. auf deren stärkere Leistungsorientierung und die
damit einhergehenden konzentrierten Prüfungsphasen zurückgeführt werden, in denen die Schüler
möglicherweise weniger motiviert in den Kunstprojekten mitarbeiten. Im ersten Förderjahr wurden die
Schulleiter konkret gefragt, welche Zeiträume sie für künstlerische Projekte an Schulen bevorzugen würden.
Das Gros der Schulleiter (60%) sprach sich für das gesamte Schuljahr aus, weitere 17% für Halbjahresprojekte.
Lediglich die Schulleiter an Gymnasien waren zurückhaltend in ihrem Votum für Ganzjahresprojekte. Nur 44%
setzten sich für ganzjährige Schulprojekte im Kunstbereich ein, was die Vermutung fehlender Freiräume
aufgrund stärkerer Leistungsorientierung stärkt.
Insgesamt beurteilen die Schulleiter jedoch den vorgegebenen Projektzeitrahmen im Landesprogramm
wesentlich positiver als die Künstler. In allen Sparten wird der Projektzeitrahmen von den Schulleitern im Laufe
der Förderjahre im Schnitt mit 1,7 sehr positiv bewertet.
Übersicht 47: Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Projektzeitrahmen nach der Schulleiterbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr
ZfKf 2010
Abschließend kann festgehalten werden, dass entgegen erster Eindrücke bei einzelnen Künstlern, die sich zum
Teil kritisch bezüglich des angestrebten ganzheitlichen Turnus im NRW Landesprogramm Kultur und Schule
äußerten, das Gros zufrieden ist mit den zeitlichen Vorgaben – mit wenigen Ausnahmen, bedingt durch die
besondere berufliche Situation in einzelnen Sparten, wie etwa der Literatur. Dies gilt auch für die Schulleiter.
Damit hat sich der Fokus auf ganzjährige Kunstprojekte beim NRW Landesprogramm Kultur und Schule
bewährt, ebenso wie unbürokratische Einzelentscheidungen bei konkreten Gründen der Künstler oder der
Schulen, auch Blockseminare zu fördern.
„Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule hat einen gewaltigen Impuls für die
Anerkennung der Arbeit von Künstlern in Schulen gegeben. Jetzt kommt es darauf
an, den projektmäßigen Ansatz weiter zu entwickeln – zu einer festen Verankerung
der künstlerischen Arbeit in den Schulen. Das heißt, dass sich die Arbeit mit
Künstlern in den Schulen nicht nur auf Projekte im Nachmittagsbereich beschränken
kann, sondern dass sie ein fester Bestandteil in der Schule werden sollte.“
Bart Hogenboom, Theaterschaffender
Pro
fessio
nalitä
t im
künstl
eri
schen A
nspru
ch –
zu d
en I
nnen
- und A
ußenrä
um
en d
er
Pro
jekte
5.3
61
5.3 Professionalität im künstlerischen Anspruch – Zu den Innen- und Außenräumen der Projekte
Wenn professionelle Kunst und Schule eine Partnerschaft eingehen, werden und wurden in aktuellen wie
früheren Programmen und Projekten immer wieder Klagen laut bezüglich fehlender Räumlichkeiten, die
professionelles künstlerisches Arbeiten erlauben. Viele künstlerische Projekte können nicht ohne
Qualitätsverlust im Klassenzimmer stattfinden. In einem Positionspapier42
der Jugendkunstschulen zur
Zusammenarbeit mit Schulen wird demgemäß eindringlich vor „improvisierten Raumnutzungslösungen“
gewarnt, die nach Ansicht der Jugendkunstschulen „die Inhalte, Ziele und Akteure kultureller Bildung
beschädigen“43
. Bildende Künstler benötigen Räume mit viel Licht, Staffeleien oder Werkbänken,
Theaterprojekte brauchen eine Bühne, Musikprojekte schalldichte Räume etc.
Zu den Räumen des Landesprogramm…
Mehr als ein Drittel der Projekte (40%) war im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 (auch) im Klassenraum
positioniert. In der Künstlerbefragung zeichnet sich dabei kein positiver Trend dahingehend ab, dass der Anteil
der Projekte im Klassenzimmer abnehmen könnte. Es ist sogar ein leichter Anstieg dieser Projekte in den
letzten Jahren zu verzeichnen. Diese ‚Notlösungen‘ sind für einige Künstler oftmals nicht nur wegen der
mangelhaften Ausstattung für künstlerisches Arbeiten problematisch, sondern beispielsweise auch wegen
fehlendem Platz für Lagerungen von nicht fertigen Kunstwerken, wegen kontinuierlichen zusätzlichen Auf- und
Abräumarbeiten von Stühlen und Tischen etc.
Übersicht 48: Genutzte Räume für die Projekte nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Bisherige Projektorte des Landesprogramms mit explizit künstlerischem Zuschnitt waren die Musikräume
(13%), Kunsträume (22%) und Werkräume (22%). Des Weiteren nutzten 26% der Projekte schulinterne Aulen
bzw. Bühnen. Nur 6% der Projekte griffen auf die Infrastruktur einer professionellen Kultureinrichtung zurück,
wie dies beispielsweise der Künstler Marcus Everding und das Grabbe-Gymnasium Detmold im ersten
42
Ganzheitlich. 12 Positionen zur Kooperation von Jugendkunstschule und Ganztagsschule vom Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e.V. In: infodienst. Kulturpädagogische Nachrichten. Heft 74. 1/2005. S.29
43 Ebd.
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Klassenzimmer
Aula/Bühne
Werkraum
Kunstraum
Musikraum
Außenbereich im öffentl. Raum
Turnhalle
Kultureinrichtung
Atelier
Kulturelle Bildungseinrichtung
Innenbereich im öffentl. Raum
Sonstige Räume
k.A.
2006/07
2007/08
2008/09
Gesamt
Förderjahr
Pro
fessio
nalitä
t im
künstl
eri
schen A
nspru
ch –
zu d
en I
nnen
- und A
ußenrä
um
en d
er
Pro
jekte
5.3
62
Förderjahr initiierten: In Kooperation mit dem Landestheater Detmold erarbeiteten der Künstler und die
Unterstufen-Theatergruppe Improvisations-Performances sowie ein klassisches Theaterstück, das später – mit
Unterstützung der professionellen Ausstattung des Landestheaters – zur Aufführung kam.
Noch seltener ist, nach 3% der befragten Künstler, die Nutzung einer kulturellen Bildungseinrichtung.
Einige wenige Projekte fanden zumindest teilweise auch im Außenbereich der Schule bzw. des öffentlichen
Raums statt. Ein Beispiel hierfür ist das Outdoor-Projekt „Der Zaun als grenzüberwindendes Element“, das der
Künstler Kord Winter mit der Sekundarstufe II der Hannah-Arendt-Gesamtschule Soest im zweiten Förderjahr
durchführte. Ziel dieser jahrgangsübergeifenden Projektarbeit war die künstlerisch-kreative Gestaltung des 200
Meter langen Schul-Drahtgitterzauns. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Entdeckungsreise zu unseren
Vorfahren in NRW“, bei dem Melina Struwe im ersten Förderjahr mit Kindern der Katholischen Grundschule
Sundern Ausflüge zu Museen und Fundplätzen unternommen hatte und diese spielerisch an die Archäologie
und die Vorgeschichte Nordrhein-Westfalens heranführte.
Der Künstler Achim Krichel ist einer der wenigen Künstler, der beispielsweise im zweiten Förderjahr die
Infrastruktur einer kulturellen Bildungseinrichtung, nämlich die der öffentlichen Bibliothek der Stadt Aachen im
Rahmen seines Projekts „Wie aus Lesen Schreiben wird“ nutzte. Hier trafen sich einmal in der Woche
Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen, um in kleineren Gruppen bereits existierende
Jugendbücher kreativ weiterzuentwickeln und eigene Fortsetzungsromane zu verfassen.
Ebenfalls selten werden andere Räumlichkeiten im Stadtteil genutzt. Diese zurückhaltende Vernetzung mit der
Infrastruktur des Stadtteils, des Umfelds der Schule, ist an sich bedauerlich angesichts der Tatsache, dass
immerhin 14% ausschließlich im Klassenzimmer, also in der alltäglichen Umgebung stattfinden. Es sollte daher
geprüft werden, ob man nicht noch mehr Stadtteilvernetzungen im Sinne guter infrastruktureller
Projektbedingungen anregen bzw. fördern kann, ggf. auch im Rahmen der Auslobung der „Kommunalen
Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung“ und im Sinne der intendierten „Öffnung von Schule“44
.
Spartenspezifische Anforderungen an Räume unterscheiden sich...
Die Raumsituation in den einzelnen Sparten unterscheidet sich zum Teil sehr deutlich, wie dies folgende
Übersicht verdeutlicht. Am ehesten auf das Klassenzimmer angewiesen sind die Künstler im Bereich
„Film/Neue Medien“ sowie die Literaten, tendenziell auch die Musiker und Theaterkünstler. Speziell für die
Literaten mögen die Anforderungen an die Räumlichkeiten weniger spezifisch sein, benötigt man hier in der
Regel „nur“ Schreibequipment und ein offenes Ohr. Für die Medienkünstler mit umfangreichem technischen
Equipment, dass ggf. auch über die Projektzeit sicher verwahrt werden muss, ist dies wesentlich
problematischer. Die Musiker greifen dagegen oftmals auch auf den Musikraum (51%) in den Schulen zurück,
die Theaterkünstler auf die Aula bzw. Bühne (50%). Für die Bildenden Künstler steht ganz klar der Werkraum
(40%) und teilweise auch der Kunstraum (36%) im Vordergrund. Tanzprojekte finden am ehesten in der
Turnhalle (61%) statt, spartenübergreifende Projekte vielfach in der Aula (41%), da es sich hier oft um Musicals
handelt.
44
Vgl. Stellungnahme der Bundesregierung zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht. Hg.: Deutscher Bundestag. 15 Wahlperiode. Drucksache 15/6014. 10.10.2005.
Pro
fessio
nalitä
t im
künstl
eri
schen A
nspru
ch –
zu d
en I
nnen
- und A
ußenrä
um
en d
er
Pro
jekte
5.3
63
Übersicht 49: Genutzte Räume für die Projekte im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Sparten (Mehrfachnennungen möglich)
Literatur Film/Neue
Medien Musik Theater
Bildende
Kunst Tanz
Sparten-
übergreifend Gesamt
Klassenzimmer 74% 65% 51% 38% 35% 14% 49% 40%
Aula/Bühne 40% 17% 31% 50% 8% 44% 41% 26%
Werkraum 2% 17% 7% 5% 40% 2% 17% 22%
Kunstraum 23% 21% 6% 5% 36% 2% 21% 22%
Musikraum 16% 5% 51% 13% 1% 16% 24% 13%
Außenbereich im
öffentl. Raum 19% 31% 1% 4% 20% 2% 10% 13%
Turnhalle 5% 5% 8% 17% 2% 61% 16% 12%
Kultureinrichtung 12% 4% 4% 11% 3% 7% 10% 6%
Atelier 2% 5% 1% 0% 8% 0% 3% 4%
Kulturelle
Bildungseinrichtung 2% 6% 0% 2% 3% 3% 5% 3%
Innenbereich im
öffentl. Raum 7% 6% 0% 2% 3% 0% 3% 3%
Sonstige Räume 7% 4% 1% 4% 3% 2% 2% 3%
k.A. 0% 3% 1% 2% 1% 2% 0% 2%
ZfKf 2010
Der durchschnittliche Wert für die Zufriedenheit der Künstler mit den Räumen liegt bei 2,4. Die Zufriedenheit
der Künstler in den einzelnen Spartenbereichen steht, wie zu erwarten war, in Beziehung zum Vorhandensein
adäquater Räume in den Schulen bzw. alternativ zum „Notrückgriff“ auf das Klassenzimmer.
Weniger zufrieden sind vor allem die Künstler, die in Klassenräumen arbeiten mussten (2,7). Gut schneiden
dagegen kulturelle Bildungseinrichtungen, Kultureinrichtungen sowie Innenbereiche des öffentlichen Raumes
bei den Künstlern ab, was sicherlich mit der zumeist professionellen Ausstattung dieser Räume
zusammenhängen dürfte. Auch spartenspezifische Räume wie Kunst-, Werk- und Musikraum werden von den
Künstlern positiv beurteilt.
Übersicht 50: Zufriedenheit der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit den Projekträumen differenziert nach Förderjahr und Art der Räume
ZfKf 2010
Pro
fessio
nalitä
t im
künstl
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ch –
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nnen
- und A
ußenrä
um
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er
Pro
jekte
5.3
64
Zur räumlichen Ausstattung der Schule
Deutliche Unterschiede in der Bewertung zeigen sich bei den Künstlern bezogen auf die Schulform, an der sie
das Projekt durchführen. Zufrieden mit der räumlichen Ausstattung sind vor allem die Künstler, die an
Gymnasien Kunstprojekte realisieren, deutlich unzufriedener sind dagegen die Künstler, die mit Hauptschulen
kooperieren, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 51: Zufriedenheit der Künstler in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit der Raumsituation bei der Projektdurchführung differenziert nach Schulform und Förderjahr
ZfKf 2010
In einer Studie zur kulturellen Bildung in Ganztagsschulen45
wurde deutlich, dass die räumliche Infrastruktur an
Schulen bezogen auf künstlerische Anforderungen sich sehr unterschiedlich gestaltet. Nach der Studie waren
Gymnasien besonders gut ausgestattet mit Musik- und Kunsträumen sowie Bühnen, während die Haupt-,
Grund- und Realschulen wenig fachbezogene Räume zur Verfügung hatten. Ähnliche Probleme zeigen sich auch
beim Landesprogramm.
Wie dies die folgende Übersicht verdeutlich, greifen vor allem die Hauptschulen, aber auch die Gesamtschulen,
Förderschulen und Grundschulen46
auf das Klassenzimmer als Projektort zurück.
Bei den Gesamtschulen verwundert dieser Befund, da Schulen mit hohen Schülerzahlen in der Regel auch in
den Räumlichkeiten sehr gut ausgestattet sind. Möglicherweise ist dies für die Gesamtschulen weniger eine
Defizit- als vielmehr eine Kapazitätsfrage, da spezielle Räume aufgrund der hohen Schülerzahlen oft auch
ausgelastet sind. Sehr viele unterschiedliche Räume stehen dagegen den Künstlern an Gymnasien zur
Verfügung.
45
Susanne Keuchel: „Kulturelle Bildung an der Ganztagsschule. Eine empirische Bestandsaufnahme.“ Bonn. 2007 46
Die schlechte räumliche Ausstattung der Grundschulen ist weniger ein Problem des NRW Landesprogramms Kultur und Schule als vielmehr
ein Umwandlungsproblem früherer Grundschulen in heute offene Ganztagsgrundschulen, die letztlich einen größeren Bedarf an Räumen haben als dies vorher im Status der Halbtagsschule der Fall gewesen ist und hier vielfach improvisiert werden musste.
Vgl.: Stefan Appel: Räume, Flächen und Sachausstattungen an Ganztagsschulen. In: Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. Hg.: Katrin Höhmann, Heinz Günter Holtappels, Ilse Kamski u. Thomas Schnetzer. Dortmund 2005. S. 97
Pro
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5.3
65
Übersicht 52: Genutzte Räume für die Projekte im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach den Schulformen (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die räumlichen Gegebenheiten an Schulen bisher für etwa zwei
Drittel der Projekte im NRW Landesprogramm Kultur und Schule gut und auf künstlerische Bedürfnisse
zugeschnitten waren. Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Förderschulen, Hauptschulen und den
Offenen Ganztagsgrundschulen; diese verfügen oftmals nicht über angemessene Räumlichkeiten. Man kann an
dieser Stelle Schulen und Künstler ermutigen, die Einbeziehung von Infrastruktur im Stadtteil, wie Museen oder
soziokulturelle Zentren, künftig noch stärker zu erwägen.
5.4 Zu den Arbeitsbedingungen der Künstler in der Schule
Wie gestaltet sich der Schulalltag für die Künstler des NRW Landesprogramm Kultur und Schule? In der
Künstlerbefragung wurden die Künstler gebeten, zu den Aspekten der Zusammenarbeit mit einzelnen Partnern
und Rahmenbedingungen ein Resümee zu ziehen in Form einer Skala von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr
unzufrieden. Wie dies der folgenden Übersicht entnommen werden kann, bewerten die Künstler die
Zusammenarbeit mit der Schule und vor allem den Schülern am positivsten.
Übersicht 53: Durchschnittliche Beurteilung der Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern und der Rahmenbedingungen von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr
ZfKf 2010
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Klassenzimmer
Werkraum
Aula/Bühne
Kunstraum
Turnhalle
Musikraum
Außenbereich im öffentl. Raum
Kultureinrichtungen
Atelier
Kulturelle Bildungseinrichtung
Innenbereich im öffentl. Raum
GrundschuleFörderschuleHauptschuleRealschuleGymnasiumGesamtschuleOffene Ganztagsschule
1 2 3 4 5
Schule
Schülern
Eltern
Räume
Orga. Aufwand
Honorar
Info z. Programm
Gesamtkonzept
Zusa
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Förderjahr 06/07Förderjahr 07/08Förderjahr 08/09
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Schule
5.4
66
Vor allem die Zusammenarbeit mit jungen Menschen motiviert und inspiriert die Künstler und dieser Aspekt
wird entsprechend als sehr positiv erlebt hervorgehoben.
"Sehr überrascht hat mich die soziale Entwicklung der Kinder: Neben der Stärkung
des Selbstvertrauens sind auch persönliche Differenzen und Konflikte durch die
Zusammenarbeit im Projekt gelöst worden. Die Motivation hat bei 0,5% begonnen
und sich dann bis zu 100% gesteigert.“
Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge aus Bonn
Tendenziell kann beobachtet werden, dass die allgemein sehr positiv erlebte Zusammenarbeit mit den Schülern
in ihrer Bewertung in Abhängigkeit von der Schulform variiert. So wurde die Zusammenarbeit mit den Eltern
und Schülern von an Hauptschulen oder Förderschulen tätigen Künstlern etwas schlechter bewertet als von
Künstlern, die an Grund-, Realschulen oder Gymnasien aktiv waren, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
"Um die teils massiven Störungen besser in den Griff zu bekommen, habe ich die Klasse in drei Gruppen und
drei Szenen [aufgeteilt]", berichtet beispielsweise die Künstlerin Svetlana Fourer über ihr Projekt "Das Spiel mit
der neutralen Maske", das sie mit Achtklässlern der Gemeinschaftshauptschule Tiefentalstraße in Köln-
Mühleim 2006/07 realisierte. "Nach den Proben mit den Einzelgruppen haben wir uns besser verstanden und
ich konnte den meisten Jugendlichen die Angst vor dem Ausprobieren nehmen. Sie bekamen Lust zu spielen
und zu machen."
Übersicht 54: Durchschnittliche Bewertung der Zusammenarbeit mit den Schülern und den Eltern von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform
Projektzusammenarbeit mit ...
Schulform …den Schülern …den Eltern
Förderschule 1,7 3,2
Hauptschule 2,0 3,5
OGS 1,9 2,9
Gymnasium 1,7 2,6
Gesamtschule 2,0 3,3
Realschule 1,9 3,1
Grundschule 1,6 2,4
Übergreifende und sonstige Schulen 1,8 3,2
Insgesamt 1,8 2,9
ZfKf 2010
Dass Eltern, deren Kinder Grundschulen oder Gymnasien besuchen, die Schulaktivitäten intensiver verfolgen,
ist ein allgemein bekanntes Phänomen47
, wie auch die Problematik, dass Eltern, die in sozialen Brennpunkten
leben und deren Kinder Hauptschulen in Großstädten besuchen, weniger partizipativ mitwirken. Allgemein
kann eine eher kritische Haltung der Künstler gegenüber der Akzeptanz der Eltern zum Kunstprojekt
beobachtet werden, was sich auch in den schlechteren Durchschnittswerten widerspiegelt.
Zu den organisatorischen Rahmenbedingungen in der Schule
Die Zusammenarbeit mit der Schule schneidet im Resümee der Künstler überraschend gut ab, was den
Rückmeldungen einzelner Künstler in den qualitativen Interviews und einzelnen Rückmeldungen in den
Fortbildungsangeboten zum Teil widerspricht. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass unzufriedene
47
Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S. 149
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Schule
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67
Künstler ggf. eher dazu neigen, sich öffentlich bezogen auf ihre Kritikpunkte zu äußern, als zufriedene Künstler,
die hierzu keine Veranlassung sehen. Wird auch die konkrete Zusammenarbeit mit den Schulen allgemein
positiv bewertet, so gibt es doch einzelne schulische Rahmenbedingungen, die von der Mehrzahl der Künstler
wesentlich kritischer eingestuft werden. Neben den schulischen Räumen, die den Künstlern zur Verfügung
standen und deren Voraussetzungen im vorangegangenen Kapitel diskutiert wurden, beklagen die Künstler
weitere Definzite in der schulischen Zusammenarbeit, die sich zum Teil auch gegenseitig bedingen. Vor allem
folgende Punkte werden von den Künstlern im Schulumfeld öfter kritisch bewertet:
Fehlende Ansprechpartner / Kommunikation (Fehlende Schlüssel, Räume. Lagermöglichkeiten etc.)
Fehlende Anerkennung / Rückmeldungen
Schlechte Raumausstattung (vor allem in den Grundschulen)
Kein Kontakt und damit einhergehend Unterstützung von den Eltern
Der oftmals beklagte fehlende Kontakt mit den Eltern und die damit einhergehende fehlende Unterstützung,
die sich, wie bereits dargestellt, auch in der durchschnittlich kritischen Bewertung der Elternakzeptanz
niederschlägt, steht natürlich auch mit der fehlenden schulischen Anerkennung bzw. Rückmeldung in
Beziehung. „Die fehlende Rückmeldekultur“ für Lehrende im schulischen Umfeld ist ein allgemein beobachtetes
Phänomen, das in der aktuellen Organisationsstruktur der Schule verankert und nicht zu vergleichen ist mit
anderen Arbeitsorten. Diese stellt laut dem Erziehungswissenschaftler Ewald Terhart „ein klares
Modernitätsdefizit“48
dar. Aus diesem Grund nehmen die Abschlussaufführungen im Rahmen des
Landesprogramms auch eine sehr wichtige Funktion für die Künstler ein, da sie hier häufig erstmals Kontakt zu
den Eltern erhalten. In der Evaluation konnte bisher beobachtet werden, dass Elternreaktionen im Vorfeld nur
bei kritischen Haltungen der Eltern an die Künstler herangetragen wurden, wie beispielsweise bei einigen
Theaterkünstlern im ersten Förderjahr. Eltern zeigten sich hier anfangs irritiert, dass einzelne Künstler mit den
Schülern prozessorientiert arbeiteten, statt im traditionellen Sinne die Erarbeitung eines Theaterstücks in den
Mittelpunkt zu stellten.
Schulische Ansprechpartner sind für erfolgreiche Schulkooperationen unverzichtbar
Eine wesentliche Schlüsselfunktion bei der Arbeit von Künstlern in der Schule nimmt ein zentraler
Ansprechpartner im schulischen Umfeld ein. Dieser kann Kontakt zu Eltern herstellen, vermitteln,
Rückmeldungen geben oder aber behilflich sein bei der Raumorganisation.
"Es gab keinen eigenen Raum, ich hatte aber immer einen Schlüssel. Die
Raumsituation würde ich als ,permanente Selbstorganisation’ bezeichnen."
Fotografie- und Filmdesigner, 39 Jahre, Dortmund
Aufgrund dieser Zusammenhänge wurde die Existenz eines schulischen Ansprechpartners auch in der
Künstlerbefragung thematisiert.
48
Jeanette Otto: Die Angst der Lehrer. Die Angst … Überfordert Einzelkämpfer. In: Die Zeit. Heft 40/2008. S.85
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Schule
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Übersicht 55: Existenz eines Ansprechpartners für den Künstler in der Schule nach Angaben der Künstler in der Künstlerbefragung und den Schulleitern in der Schulleiterbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr
ZfKf 2010
Mit 8% geben nur wenige Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 an, keinen schulischen
Ansprechpartner zur Seite gestellt bekommen zu haben. Nach Angaben der Schulleiter gab es hingegen nahezu
keinen Künstler ohne Ansprechpartner (99%). Dies deutet darauf hin, dass die Schulleiter ggf. Ansprechpartner
beauftragt hatten, diese ihren Pflichten jedoch nicht wirklich nachgekommen sind bzw. der Künstler gar nicht in
Kontakt mit dem schulischen Ansprechpartner kam oder entsprechend über dessen Existenz nicht informiert
war.
Betrachtet man die Personen, die nach Angaben der Künstler und der Schulleiter als Ansprechpartner für den
Künstler in organisatorischen Belangen fungierten, so zeigen sich Differenzen vor allem bei der Zuteilung von
Ansprechpartnern in der Schulleitung und bei den Trägern des offenen Ganztags.
Übersicht 56: Rückmeldungen der Künstler und der Schulleiter im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 zur Person des Ansprechpartners für den Künstler bei organisatorischen Belangen
ZfKf 2010
87%
12%
1%
89%
7%3%
92%
6%2%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
vorhanden nicht vorhanden
keine Angabe
Ansprechpartner in der Schule nach Angaben der Künstler
98%
0% 1%
97%
1% 2%
99%
0% 1%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
vorhanden nicht vorhanden
keine Angabe
Ansprechpartner in der Schule nach Angaben der Schulleiter
2006/07
2007/08
2008/09
Förderjahr
0% 20% 40% 60% 80%
Schulleiter
Lehrer
Träger der Ganztagsschule
Hausmeister
Eltern
Andere Personen
An
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Sch
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Schulleiter
Künstler
Nach Angaben der...
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Künstl
er
in d
er
Schule
5.4
69
Die Schulleiter sehen sich oftmals eher in der Pflicht als Ansprechpartner als dies die Künstler reflektieren. Dies
gilt auch für die Träger des offenen Ganztags. Vermutet werden kann an dieser Stelle, dass der Schulleiter sich
durchaus als Ansprechpartner sieht, dieser für den Künstler jedoch aufgrund vielfältiger anderer
Verpflichtungen kaum präsent und ansprechbar ist. Bei der Zuordnung von Ansprechpartnern im offenen
Ganztag kann wiederum vermutet werden, dass der Schulleiter diese bei Projekten im Offenen Ganztag zwar in
der Pflicht bei den Künstlern sieht, dies jedoch nicht explizit kommuniziert und kontrolliert wird. Auffällig ist,
dass die Zufriedenheit des Künstlers mit der Schulkooperation größer ist, wenn etwa Eltern als
Ansprechpartner zur Verfügung stehen, als wenn der Träger des Offenen Ganztags als Ansprechpartner bereit
steht.
Übersicht 57: Durchschnittliche Bewertung der Zusammenarbeit mit der Schule auf Seiten des Künstlers in der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Art der Person des schulischen Ansprechpartners
ZfKf 2010
In den qualitativen Gespräche mit den Künstlern wurde zudem sehr oft auch der wichtige Stellenwert von
Klassen- und Fachlehrern als Ansprechpartner im Landesprogramm betont. Wie positiv ein solcher Kontakt sein
kann, berichtet beispielsweise ein bildender Künstler aus Ahlen:
„Es gab auch einen sehr guten Kontakt zum Klassen- und zum Kunstlehrer.
Überhaupt hat das Kollegium sehr positiv auf mich reagiert. Die Lehrer haben mich
angenommen.“
Bildender Künstler, Maler aus Ahlen
Umgekehrt kann beobachtet werden, dass die Schulleiter die Leistungen des Künstlers und den Profit für die
Schüler durchschnittlich auffallend positiver bewerten, wenn sie selbst oder ein Lehrer der Schule mit dem
Künstler in Kontakt standen, als wenn dies über Dritte, beispielsweise den Koordinator des Ganztags, erfolgte.
Betrachtet man zudem den hohen Unzufriedenheitsfaktor der Künstler ohne Ansprechpartner mit der
Schulsituation in folgender Übersicht, kommt man zu dem klaren Ergebnis, dass 8% fehlende Ansprechpartner
bei Kunstprojekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule 8% zuviel sind.
2,0
1,9
1,7
1,7
1,7
1,6
2,0
1 2 3 4 5
Träger des offenen Ganztags
Lehrer
Schulleiter
Kulturamt
Hausmeister
Eltern
Andere Personen
Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden
Zu d
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Schule
5.4
70
Übersicht 58: Existenz eines Ansprechpartners für den Künstler in der Schule in Beziehung zu der allgemeinen Bewertung der Zusammenarbeit mit der Schule im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung
ZfKf 2010
Betrachtet man abschließend die Beziehung und den Einfluss der einzelnen organisatorischen Aspekte des
schulischen Umfelds auf die allgemeine Bewertung der schulischen Situation von Seiten der Künstler in Form
einer Korrelationsanalyse49
, bestätigt sich der wichtige Stellenwert des Ansprechpartners auf die schulische
Gesamtsituation. In den ersten beiden Förderjahren ist die systematische Beziehung zwischen der Existenz
eines Ansprechpartners und einer zufriedenen Einschätzung der Künstler mit der Schulkooperation sehr
ausgeprägt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 59: Beziehung zwischen der Bewertung von Teilaspekten der schulischen Zusammenarbeit mit dem Gesamturteil zur schulischen Kooperation von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung differenziert nach Förderjahr
Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09
Korr.
Signi-
fikanz** Rang Korr.
Signi-
fikanz** Rang Korr.
Signi-
fikanz** Rang
Zusammen-
arbeit mit den
Eltern
0,482 0 1 0,389 0 3 0,503 0 1
Ansprech-
partner in der
Schule
0,369 0 2 0,409 0 2 0,329 0 4
Zufrieden-
heit:
Projekträume
0,346 0 3 0,545 0 1 0,412 0 2
Zusammen-
arbeit mit den
Schülern
0,315 0 4 0,35 0 4 0,242 0 5
Zufrieden-
heit:
Projektzeit-
rahmen
0,206 0 5 0,291 0 5 0,369 0 3
**=P<0,01
ZfKf 2010
49
Die „Korrelationsanalyse“ prüft an dieser Stelle, ob jeweils eine eindeutige (signifikante) Beziehung zwischen den jeweiligen Einzelaspekten der Rahmenbedingungen und dem Gesamturteil zur schulischen Situation besteht, und wenn ja, wie systematisch und intensiv die jeweilige Beziehung ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Sehr zufrieden
Zufrieden
Teils-teils
Unzufrieden
Sehr unzufrieden
Kann ich nicht beurteilen
k.A.
Konkreter Ansprechpartner in der SchuleKein konkreter Ansprechpartner in der Schule
Zu d
en A
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Künstl
er
in d
er
Schule
5.4
71
Einen wichtigen Stellenwert nehmen auch die Räume, die den Künstlern zur Verfügung gestellt werden, bei der
Gesamtbewertung der Schulkooperationen ein. Positive und ungünstige Raumlösungen für Künstler im
Landesprogramm wurden im vorausgehenden Unterkapitel ausführlich diskutiert. Mit Blick auf den wichtigen
Stellenwert, den geeignete Räume für Künstler beim Landesprogramm einnehmen, um sich „wohl zu fühlen“,
sollten alternative Raumlösungen bei ungenügender Schulausstattung, wie der Rückgriff auf die kulturelle
Infrastruktur im Stadtteil noch stärker in Erwägung gezogen werden.
Sehr interessant zu betrachten ist auch der wichtige Stellenwert des Elternkontaktes für die Zufriedenheit der
Künstler mit der Schule. Vor allem im ersten und im dritten Förderjahr haben die Erfahrungen, die die Künstler
mit den Eltern machen, einen großen Einfluss auf das Gesamturteil der schulischen Kooperation. Dass dort, wo
die Zusammenarbeit des Künstlers mit den Eltern klappt, die Schulsituation besonders positiv erlebt wird, kann
bezogen auf alle Förderjahre vor allem auch in der Sparte Musik beobachtet werden, wie dies folgende
Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 60: Durchschnittliche Beurteilung der Zusammenarbeit mit den schulischen Partnern von den Künstlern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparten
ZfKf 2010
Es wäre daher wünschenswert, die Öffentlichkeitsarbeit des NRW Landesprogramms Kultur und Schule gezielt
auch auf die Zielgruppe "Eltern" zu erweitern. Dass Eltern beim Ausbau der kulturellen Bildung im schulischen
wie außerschulischen Sektor eine Schlüsselposition einnehmen, belegte auch das Jugend-KulturBarometer50
und die Ganztagsschulbefragung zur kulturellen Bildung. An Offenen Ganztagsschulen, wo die Trägerschaft des
Ganztages der Förderverein – also die Elternschaft – übernommen hat, war ein besonders vielfältiges
kulturelles Bildungsangebot zu beobachten.51
Zusammenfassend lässt sich für die Arbeitsbedingungen der Künstler an der Schule festhalten, dass sich im
Programmverlauf viele Anfangsschwierigkeiten beseitigen und Prozesse optimieren ließen. Es gibt jedoch
weiterhin Ansatzpunkte, bei denen man kontinuierlich Verbesserungen anstreben kann. Dabei trifft der
dialogische Prozess, in Rücksprache mit den Akteuren konkrete Ablaufprozesse positiv weiterzuentwickeln, auf
ein sehr positives Echo, wie dies auch folgendes Zitat eines zentralen Akteurs des Landesprogramms
widerspiegelt:
50
Susanne Keuchel / Andreas Johannes Wiesand: Das 1. Jugend-Kulturbarometer – Zwischen Eminem und Picasso …“ Bonn. 2006 51
Vgl. Susanne Keuchel: Kulturelle Bildung in der Ganztagsschule. Eine aktuelle empirische Bestandsaufnahme. Hg.: Zentrum für Kulturforschung. Bonn. 2007. S. 42
3,01
2,73
2,72
2,82
2,78
2,62
2,88
1 2 3 4 5
Theater
Tanz
Neue Medien
Bildende Kunst
Literatur
Musik
Gesamt
Schule
Schülern
Eltern
Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden
Zusammenarbeit mit...
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Künstl
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Schule
5.4
72
Ich […] bekomme […] von Künstlern, die länger mit Kultur und Schule arbeiten,
gespiegelt, dass sich im Laufe der Jahre Vieles verbessert hat. Die Zusammenarbeit
der Künstler mit den Schulen klappt viel besser als zu Beginn des Programms. Die
Schulleiter sind aufgeschlossener und unterstützen »ihre« Künstler häufig in
Abrechnungsfragen oder geben theatertaugliche Räume frei.
Stefanie Schnitzler, Rheinisches Landestheater Neuss
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 5:
Durchschnittlich nehmen 22 Schüler innerhalb eines Projektes im Landesprogramm teil. Die Teilnehmergröße
variiert zum Teil sehr stark in den Projekten abhängig von den Inhalten und der Schülerzusammensetzung.
Es kann beobachtet werden, dass die ursprünglich geplante Teilnehmergröße in den Projektanträgen öfter
abweicht von der Teilnehmerzahl in der Praxis, wie sie die Schulleiter zurückmelden, zu Ungunsten einer
kleineren Gruppengröße
Die Schulen sind größtenteils sehr zufrieden mit dem Projektzeitrahmen des Landesprogramms. Etwas
kritischer beurteilen die Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien den ganzjährigen Turnus; sehr
zufrieden zeigen sich dagegen die Haupt- und Förderschulen.
14% der Projekte im Landesprogramm finden ausschließlich im Klassenzimmer statt, 40% punktuell. Dabei
zeigt sich, dass die Künstler mit der Raumlösung ‚Klassenzimmer‘ (2,7) am unzufriedensten sind. Allgemein
liegt die durchschnittliche Bewertung der Räume bei 2,4.
Räume für künstlerisches Arbeiten, wie Musikräume, Kunsträume, Bühnen etc. finden sich vor allem an
Gymnasien und sehr selten an Haupt- und Grundschulen.
Sehr positiv von den Künstlern wird der Rückgriff auf Räume in Kunsteinrichtungen, kulturellen
Bildungseinrichtungen und allgemein des öffentlichen Raumes bewertet. Diese Vernetzung mit der kulturellen
Infrastruktur im Stadtteil findet sich bisher im Landesprogramm noch relativ selten und sollte künftig stärker
gefördert werden.
Das Gros der Künstler (83%) stuft die Zusammenarbeit mit den Schülern als sehr positiv ein. Punktuell
gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Hauptschülern etwas schwieriger. Weniger gut wird von den Künstlern
auch die Zusammenarbeit mit den Eltern eingeschätzt.
8% der Künstler hatten im bisherigen Förderzeitraum keinen Ansprechpartner, wobei der Anteil seit Beginn
des Programms kontinuierlich abgenommen hat.
Fehlende schulische Ansprechpartner, adäquate Raumlösungen und Elternakzeptanz sind Schlüsselfaktoren,
die die Zufriedenheit der Künstler nachhaltig negativ beeinflussen.
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6
73
6. Zu den Protagonisten des Landesprogramms - den Künstlern
In der bisherigen Laufzeit des Landesprogramms waren insgesamt ca. 2.300 unterschiedliche Künstler an
Projekten beteiligt. Einige führten mehrere Projekte in unterschiedlichen Förderjahren durch und/oder
realisierten innerhalb eines Förderjahrs zwei oder mehr Projekte. In einzelnen Projekten arbeiteten auch
mehrere Künstler zusammen, wobei zu beachten gilt, dass, wenn ein Projekt von mehreren Künstlern betreut
wurde, dieses deshalb nicht unbedingt eine doppelte Künstlerförderung erhielt.52
Übersicht 61: Anzahl der Künstler, die in den Projekten arbeiteten (nicht unbedingt gefördert wurden) differenziert nach den geförderten Sparten (Mehrfachnennungen möglich)
Anzahl der Künstler in den Projekten (Mehrfachnennungen möglich)
1. Förderjahr
(06/07)
2. Förderjahr
(07/08)
3. Förderjahr
(08/09)
4. Förderjahr
(09/10)
Alle
Förderjahre
Bildende Kunst 278 415 423 467 1.583
Musik 83 154 146 169 552
Theater 116 183 163 167 629
Tanz 60 90 91 97 338
Film, Neue Medien 37 65 75 81 258
Literatur 9 28 21 24 82
Spartenübergreifend 209 306 587 576 1678
Künstler insgesamt 792 1.241 1.506 1.581 5.120
ZfKf 2010
Ein Beispiel für ein Projekt, in dem mehrere Künstler zusammen gearbeitet haben, das aber finanziell nur
einfach gefördert wurde, ist "Wohin mit dem Frust?! – Rap, Tanz, Theater zum Thema Gewalt, Frust, Wut",
welches im ersten Förderjahr an der Kranichschule Duisburg durchgeführt wurde. Das Projekt wurde in drei
Workshopblöcken von jeweils einer Woche realisiert und von den Künstlern Marc Villarreal, Daniela Lebang
sowie Miriam Schmitz betreut, die alle an der Offenen Jazz Haus Schule Köln beschäftigt sind.
In der folgenden Betrachtung der Künstler des NRW Landesprogramms Kultur und Schule werden die Künstler
aufgrund der eben skizzierten Förderstruktur nicht nach ihrer reellen Personenzahl analysiert, sondern gemäß
aller Personeneinheiten, die in den Projekten vertreten waren – also inklusive der Künstler, die anderen
Künstlern im Projekt assistierten, sich die Förderung also teilten und unter Berücksichtigung der mehrfach in
den Förderjahren vertretenen Künstler. Ein Künstler beispielsweise, der drei verschiedene Projekte in einem
Förderjahr realisierte, wird im Folgenden in seinen Personenmerkmalen dreimal innerhalb des Förderjahres
dargestellt. Dies erklärt die Gesamtzahl von 5.180 Personeneinheiten in der folgenden Darstellung.
52
Beispielhaft kann hier für die ersten beiden Förderjahre besonders für spartenübergreifende Projekte festgestellt werden, dass zum einen häufiger mehrere Künstler an den Projekten beteiligt sind und zum anderen die Zahl der tatsächlich aktiven Künstler über der Anzahl der geförderten Künstler liegt.
Ein
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ozio
dem
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phis
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Künstl
er
6.1
74
6.1 Eine soziodemographische Eingrenzung der Künstler
Wer sind die Künstler, die im Rahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule tätig wurden? Im
Folgenden werden Alter, Geschlecht und Familienstand analysiert, bezogen auf die Projektart und den
Einsatzort der Künstler.
Eine altersspezifische Eingrenzung
Das Gros der Künstler, die sich bisher am Landesprogramm beteiligten, war 30 bis 59 Jahre alt. Sehr selten
beteiligten sich Nachwuchskünstler bzw. ältere Künstler über 60 Jahre. Anteilig besonders stark ist die Gruppe
zwischen 40 und 49 Jahren vertreten (35%), also Künstler mit Berufserfahrung, die schon voll im Berufsleben
stehen und für die die Teilnahme am Landesprogramm dennoch attraktiv ist.
Übersicht 62: Alter der geförderten Künstler nach Angaben in den Projektanträgen53
ZfKf 2010
Differenziert man die geförderten Künstler nach den Kunstsparten, in denen sie tätig sind, zeigen sich zum Teil
deutliche Altersunterschiede. Die durchschnittlich älteste Berufsgruppe sind dabei die Bildenden Künstler, die
ein um rund zehn Jahre höheres Durchschnittsalter verzeichnen als ihre Kollegen aus dem Tanzbereich. Das mit
38 Jahren vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter der Tänzer darf an dieser Stelle nicht verwundern, da die
zeitliche Ausübung dieses Berufs aufgrund der körperlichen Beanspruchung begrenzt ist. Insgesamt liegt das
Durchschnittsalter der im Landesprogramm geförderten Künstler bei 44 Jahren.
53
Der große Anteil fehlender Angaben im Förderjahr 2006/07 ist darauf zurückzuführen, dass der Projektbogen diese Frage nicht explizit vorsah. Ein Abgleich mit den Daten der Künstlerbefragung ergab, dass die oben abgebildeten Daten trotzdem ein realistisches Bild der Altersstruktur vermitteln.
21%
35%
39% 39%
35%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09 Förderjahr 09/10 Projekte insg.
Unter 30 Jahre
30 bis 39 Jahre
40 bis 49 Jahre
50 bis 59 Jahre
60 Jahre u. älter
k.A.
Alter der Künstler
Ein
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Künstl
er
6.1
75
Übersicht 63: Durchschnittsalter der geförderten Künstler nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Förderjahr und Sparten
ZfKf 2010
Eine geschlechtsspezifische Eingrenzung
Betrachtet man das Geschlechterverhältnis der Künstler des Landesprogramms, so ist mit 56% ein Frauenanteil
festzustellen, der 4% über dem Anteil weiblicher Personen an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik im
Jahre 2008 liegt.54
Wie bei der Alterszusammensetzung zeigen sich auch in diesem Zusammenhang
Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten. So dominieren Frauen mit einem Anteil von jeweils rund 60% in
den Kunstsparten Bildende Kunst, Theater, spartenübergreifende Projekte und Literatur. Für die Kunstsparte
Tanz stellt sich das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Künstlern sogar noch deutlicher zugunsten der
Frauen (68%) dar. Dementsprechend sind männliche Künstler in nur zwei Spartenbereichen häufiger vertreten
als Frauen: Musik (68%) und Film/Neue Medien (55%).
Fällt für den musikalischen Projektbereich der Überhang an Männern sehr deutlich aus, so zeigt sich im
Spartenbereich Film/Neue Medien ein nicht ganz so eindeutiges Ergebnis, wie es auf den ersten Blick bei dieser
EDV- und technikaffinen Kunstrichtung zu erwarten wäre. In einer empirischen Studie von 2001 zur Präsenz von
Frauen im Kulturbetrieb wurde mit Blick auf eine internationale Vergleichsstudie55
hervorgehoben, dass
speziell “Künstlerinnen oft wagemutiger, unkonventioneller und auch in der Wahl ihrer Medien weniger
festgelegt erscheinen“56
, was zu einer angemessenen Präsenz der Frauen im Bereich der ansonsten eher als
Männerdomäne geltenden Video- und Medienkunst führt. Für die Situation der Frau in der Musik wird in einer
empirischen Studie57
hervorgehoben, dass dort der professionelle Bereich immer noch weitestgehend von
Männern dominiert wird. Dies korrespondiert mit dem auffällig dominanten Anteil männlicher Künstler an
geförderten Projekten der Sparte Musik im Landesprogramm. Es kann also abschließend festgehalten werden,
dass die Geschlechterverteilung der Künstler im Landesprogramm – bezogen auf die Sparten – der der
allgemeinen Berufspraxis entspricht.
54
Statistisches Bundesamt (Hg.): Ergebnisse des Mikrozensus. Wiesbaden. 2008. 55
Danielle Cliche, Ritva Mitchell u. Andreas Johannes Wiesand (Hg.): Pyramid or Pillars. Unveiling the status of women in arts and media professions in Europe. Bonn. 2000.
56 Annette Brinkmann u. Andreas Wiesand: Frauen im Kultur- und Medienbetrieb III. Fakten zur Berufssituation und Qualifizierung. Hg.: Zentrum
für Kulturforschung. Bonn. 2001. 57
Ebd.
47
43
43
43
41
39
37
44
47
43
43
44
42
41
39
44
0 10 20 30 40 50
Bildende Kunst
Literatur
Spartenübergreifend
Theater
Musik
Film/Neue Medien
Tanz
Insgesamt
Förderjahre 1 und 2
Förderjahre 3 und 4
Ein
e s
ozio
dem
ogra
phis
che E
ingre
nzung d
er
Künstl
er
6.1
76
Übersicht 64: Geschlecht der geförderten Künstler in den Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Sparten
ZfKf 2010
Angesichts häufiger Klagen seitens der Bildungsforschung, es mangele in Grundschulen an männlichen
Vorbildern und Identifikationsfiguren für die männlichen Schüler, stellt sich die Frage, inwieweit es dem NRW
Landesprogramm Kultur und Schule gelingt, auch männliche Kulturvermittler in Grundschulen einzusetzen.
Übersicht 65: Geschlecht der geförderten Künstler in den Förderjahren 2006/07 bis 2009/10 nach Angaben in den Projektanträgen differenziert nach Primar- und Sekundarstufe
ZfKf 2010
Wie die Evaluation der ersten vier Förderjahre des Landesprogramms zeigt, ist immerhin mehr als jeder dritte
Künstler, der im Primarbereich tätig war, männlich. Hier wird also durchaus ein “Kontrastpunkt“ zum sonst
üblichen Geschlechterverhältnis in den Grundschulen gesetzt. Dennoch sind es vor allem Künstlerinnen, die im
Primarbereich gefördert werden. Anders stellt sich die Lage an weiterführenden Schulen dar, wo Projekte mit
älteren Kindern bzw. Jugendlichen realisiert werden und das Geschlechterverhältnis nahezu ausgewogen ist.
Betrachtet man die Ergebnisse der Künstlerbefragungen differenziert nach Schulformen, so sind Künstlerinnen
68%
60%
60%
59%
58%
45%
32%
56%
32%
40%
40%
41%
42%
55%
68%
44%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Tanz
Literatur
Bildende Kunst
Theater
Spartenübergreifend
Film, Neue Medien
Musik
Gesamt
Weiblich
Männlich
38%36%
52%
44%
62%64%
48%
56%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Primarbereich Bereichsübergreifend Sekundarbereich Gesamt
Männlich
Weiblich
Einsatz in der Schule …
Ein
e s
ozio
dem
ogra
phis
che E
ingre
nzung d
er
Künstl
er
6.1
77
seltener an Hauptschulen und Gymnasien vertreten. Die geringere Präsenz von Künstlerinnen speziell an
Hauptschulen – vor allem im ersten Förderjahr 2006/07 – könnte möglicherweise darauf zurückgeführt
werden, dass diese Schulform aufgrund einer sozial und disziplinarisch schwierigen Schülerschaft58
, im
großstädtischen Raum von Künstlerinnen aus Sorge um Durchsetzungsprobleme eher gemieden wird.
Übersicht 66: Anteil weiblicher Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr
ZfKf 2010
Im Zeitvergleich ist es dem Landesprogramm gelungen, männliche Künstler etwa stärker in den Grundschulen
zu positionieren. Gleichzeitig sind Frauen auch in vormals von Männern bestimmte Schulformen vorgestoßen.
Besonders deutlich wird dies erfreulicherweise auch für die Hauptschulen und Gymnasien im Förderjahr
2008/09 sichtbar, wo weibliche Künstler deutliche Anteile hinzugewinnen konnten und letztlich sogar mehr als
jedes zweite Kunstprojekt dort betreuten.
Zum Familienstand der Künstler
Wie sieht es mit dem Familienstand der Künstler aus? Der Familienstand der Künstler könnte insofern eine
Rolle spielen, als dass er möglicherweise in Beziehung steht zur Bereitschaft der Künstler, am Landesprogramm
teilzunehmen. Künstler mit eigenen Kindern haben ggf. eher als Künstler ohne Kinder Interesse daran, ihre
künstlerische Leidenschaft an junge Generationen weiterzuvermitteln. In der Tat ist der Anteil der Künstler mit
eigenen Kindern nach der Künstlerbefragung mit 70% deutlich höher als der der kinderlosen Künstler, wie dies
folgende Übersicht verdeutlicht.
58
Vgl. Dirk Baier und Christian Pfeiffer: Hauptschulen und Gewalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 28. 2007. S.17-26
72%
55%
54%
48%
39%
35%
63%
60%
44%
49%
52%
52%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Grundschule
Förderschule
Realschule
Gesamtschule
Gymnasium
Hauptschule
Förderjahr 2006/07
Förderjahr 2007/08
Förderjahr 2008/09
Ein
e s
ozio
dem
ogra
phis
che E
ingre
nzung d
er
Künstl
er
6.1
78
Übersicht 67: Anteil der Künstler mit eigenen Kindern nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr
59
ZfKf 2010
Nun fehlt es an Vergleichsdaten zum Familienstand von Künstlern, wie er beispielsweise im Künstlerreport von
197360
ermittelt wurde. Eine aktuelle Erhebung unter freischaffenden Theater- und Tanzschaffenden61
lässt
jedoch vermuten, dass der Anteil der Künstler mit Kindern (32%) deutlich unter dem der erwachsenen
Bevölkerung in Deutschland (65%) liegt. Unter Berücksichtigung dieser Daten kann in der Tat vermutet werden,
dass sich für das Landesprogramm vornehmlich Künstler bewerben, die eigene Kinder haben. Dabei zeigen sich
keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, beispielsweise in der Form, dass sich eher Frauen mit Kindern als
Männer mit Kindern bewerben würden.
Sehr deutlich wird der vermutete Zusammenhang zwischen der Existenz eigener Kinder bei den Künstlern und
der künstlerischen Projektarbeit im Primarbereich: 74% aller Künstler, die ihre künstlerische Arbeit an einer
Grundschule realisiert haben, gaben in der Künstlerbefragung an, eigene Kinder zu haben.
Übersicht 68: Künstler nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform und Existenz eigener Kinder
ZfKf 2010
59
Die Daten für die Gesamtbevölkerung wurden dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) entnommen: www.statista.com 60
Laut Künstlerreport von 1973, in dem Künstler nach selbständiger und abhängiger Beschäftigung sowie nach Tätigkeitsfeld differenziert wurden, ergibt sich für selbständige Künstler folgende Anteile kinderloser Künstler: Musikschaffende: 55%, Darsteller/künstlerische Realisatoren: 59%, Bildende Künstler/Designer: 53%. Bei den abhängig beschäftigten Künstlern ergibt sich ein etwas anderes Bild der Kinderlosen: Musikschaffende: 41%, Darsteller/künstlerische Realisatoren: 66%, Bildende Künstler/Designer: 46%. Siehe: Karla Fohrbeck, Andreas Johannes Wiesand: Der Künstler-Report. München-Wien. 1975. S. 513 f.
61 Susanne Keuchel: Report Darstellende Künste – Eine Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und
Tanzschaffenden in Deutschland. In: Fonds Darstellende Künste (Hg.) / Kulturpolitische Gesellschaft e.V.: Report Darstellende Künste. Symposium – Studien – Diskurse. Dokumentation Band 68. Essen. 2010.
68%73% 71%70% 67% 68% 65%66%
73% 70%68% 71% 70%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
männlich weiblich Insgesamt Bundesweit
Künstler mit eigenen Kindern Bevölkerung in der BRD ab 18 Jahre mit
eigenen Kindern
Förderjahr 06/07Förderjahr 07/08Förderjahr 08/09Gesamter Förderzeitraum
74%
68%
65%
64%
60%
58%
26%
32%
35%
36%
40%
42%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Grundschule
Hauptschule
Förderschule
Gesamtschule
Realschule
Gymnasium
Eigene Kinder
Keine Kinder
Ein
e s
ozio
dem
ogra
phis
che E
ingre
nzung d
er
Künstl
er
6.1
79
Ein Beispiel für eine Künstlerin, die im Landesprogramm Kultur und Schule sehr aktiv ist und mehrere Kinder
hat, ist die Tänzerin und Tanzpädagogin Birgit Zimmermann, deren Lebenslauf und Aktivitäten nachfolgend
ausführlicher vorgestellt werden.
Birgit Zimmermann wurde 1966 in Köln geboren und
studierte klassischen Tanz an der Ballettakademie Köln
Rodenkirchen mit Abschluss der Royal Academy of
Dance sowie Tanzpädagogik zum R.A.D teaching
diploma specialising children. Von 1996 bis 2007 leitete
die Künstlerin eine eigene Ballettschule: Das
TanzAtelier in Bergheim mit einem umfangreichen
Angebot fast aller Tanzrichtungen, wie beispielsweise
Bühnentanz, HipHop und Jazztanz. Als freiberufliche
Tänzerin wurde sie unter anderem für Messen
engagiert und arbeitete etwa mit dem Tanztheater
Mobilé oder der internationalen DanceCompany
Sophisticats zusammen. In den Jahren 2003 bis 2005
war Birgit Zimmermann Tänzerin in der Agentur D! Soost. Verschiedene Engagements als HipHop Tänzerin bei
unterschiedlichen Fernsehsendern folgten, wie beispielsweise für RTL, Pro7 und RTL2. Von 2004 bis 2006 arbeitete sie
als Gründerin und Trainerin der Tanzcompanie 200%, mit der sie zum 1. Deutschen Vizemeister im D! Style avancierte.
Heute ist die dreifache Mutter freiberufliche Dozentin an verschiedenen Ballettschulen in Köln und Umgebung.
Bei dem Projekt "Tanzen integriert!", das Birgit Zimmermann an der Barbaraschule Bergheim und der Carl-
Sonnenschein-Schule Bergheim im ersten Förderjahr 2006/07 durchführte, ging es um die Förderung der Beweglichkeit,
der Koordinationsfähigkeit und des Rhythmusgefühls der Jugendlichen. Im Sommer 2007 kam das Stück "Irma hat so
große Füße", das die Künstlerin zusammen mit der Carl-Sonnenschein-Schule Bergheim durchführte, im Rahmen des
Wettbewerbs "Kinder zum Olymp 2007" in die Endrunde und wurde im Rahmen des Wettbewerbs "Künstlerinnen und
Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen 2007" im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Im Schuljahr 2007/08 wurde Birgit Zimmermann mit folgenden Projekten im NRW Landesprogramm „Kultur und Schule“
gefördert: "Ich bin glücklich" an der Hermann-Gmeiner-Schule in
Bergheim, "Lyrik des Körpers" an der Carl-Sonnenschein-Schule
Bergheim, "Selbstwirksamkeit erleben" an der Fortunaschule
Bergheim sowie "Tanz heißt KörperSPRACHE" an der Albert-
Schweitzer-Grundschule – ebenfalls in Bergheim, im Schuljahr
2008/09 unter anderem mit dem Projekt „Der Geist fordert den
Körper – Der Körper fordert den Geist“ an der Helen-Keller-Schule
Bergheim und im Schuljahr 2009/10 mit dem Projekt „Kanzler
lieben Gummistiefel“, in dem in Zusammenarbeit mit den Schülern
eine Bühnenfassung einzelner Szenen des gleichnamigen Buchs
erarbeitet wurde.
Zum
bio
gra
phis
chen K
onte
xt
der
Künstl
er
6.2
80
6.2 Zum biographischen Kontext der Künstler
Welche berufliche Qualifikation haben die Künstler, die sich am NRW Landesprogramm Kultur und Schule
beteiligen? Im Folgenden wird die Ausbildung und die Berufserfahrung der Künstler untersucht und in
Beziehung gesetzt zu den Sparten und Einsatzorten.
Zur Ausbildung der beteiligten Künstler
Im laufenden Förderjahr 2009/10 hat fast die Hälfte der geförderten Künstler ein künstlerisches
Hochschulstudium absolviert und ein Drittel berichtet von einem pädagogischen Hochschulstudium. Eine
künstlerische Ausbildung haben zudem 41% und jeder Vierte eine pädagogische Ausbildung. Insgesamt sind die
Künstler des Landesprogramms also sehr qualifiziert, sowohl bezogen auf die künstlerische als auch die
pädagogische Ausbildung. Im Vergleich zum ersten Förderjahr 2006/07 hat der Anteil der Künstler mit formalen
Qualifikationen in allen Bereichen zugenommen.62
Bemerkenswert ist mit 21% der hohe Anteil an Künstlern,
die eine Doppelqualifikation sowohl in der Kunst als auch der Pädagogik vorweisen können.
Übersicht 69: Ausbildungshintergrund der geförderten Künstler nach den eingereichten Biographien in den Projektanträgen
ZfKf 2010
Zu der Gruppe der doppelt Qualifizierten gehört beispielsweise auch die Künstlerin Michaela Pick, die 2007/08
das Projekt "Blockflötenunterricht" an der Herseler-Werth-Schule in Bornheim durchführte. Die 1967 geborene
Musikerin und Pädagogin hat sowohl ein künstlerisches als auch ein pädagogisches Hochschulstudium
absolviert. Sie studierte an der Musikhochschule Köln (Abteilung Aachen) sowohl Instrumentalpädagogik als
auch den künstlerischen Diplomstudiengang mit dem Hauptfach Querflöte. Auch im Bereich beruflicher
Ausbildungen finden sich Künstler mit künstlerischer und/oder pädagogischer Erfahrungen. Beispiele sind die
Künstlerin Dörte Müller-Schulz, die eine zweijährige Ausbildung zur Tanzpädagogin absolvierte, oder der
Künstler Gerhard Hensen: Er durchlief eine Holzbildhauer-Lehre bei Bonifatius Stirnberg und ist seit 1996 als
freischaffender Bildhauer tätig. Eine weitere Künstlerin, Eva Wal, absolvierte beispielsweise eine Ausbildung zur
Geigenbauerin in Newark, GB, sowie den berufsbegleitenden Studiengang Museumskommunikation an der
Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.
62
Es ist zu beachten, dass fast jeder dritte Künstler im Projektantrag für das Förderjahr 2006/07 keine Angabe zur eigenen Ausbildung machte, während dieser Anteil in den folgenden Jahren deutlich geringer war.
32%
15%
23%
20%
37%
13%
25%
41%
30%
48%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Keine Angabe in den Projektunterlagen
Pädagogische Ausbildung
Künstlerische Ausbildung
Pädagogisches Hochschulstudium
Künstlerisches Hochschulstudium 2009/10
2008/09
2007/08
2006/07
Förderjahr
Zum
bio
gra
phis
chen K
onte
xt
der
Künstl
er
6.2
81
Bei der künstlerischen Hochschulausbildung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen
Kunstsparten. Während unter den Bildenden und den Medienkünstlern beispielsweise knapp zwei Drittel der in
den letzten beiden Jahren geförderten Akteure ein Hochschulstudium absolviert hatten, traf dies unter den
Theater- und Tanzschaffenden nur auf rund jeden Dritten zu.
Diese Differenzen können auf die sehr unterschiedlich strukturierten Ausbildungswege und -angebote in den
einzelnen Sparten zurückgeführt werden. So gibt es zum Beispiel für die Bereiche Musik und Bildende Kunst mit
17 Kunst- und 12 Musikhochschulen weitaus mehr spezialisierte Bildungseinrichtungen im Hochschulbereich als
für den Tanz- und Theaterbereich. Dort erfolgt die Ausbildung für gewöhnlich nicht vorwiegend an
Hochschulen, sondern ebenso an Fachschulen oder privaten Instituten.
Die bereits erwähnte Zunahme formaler Qualifikationen fällt vor allem für den Bereich Neue Medien/Film ins
Auge. Der hier besonders deutliche Anstieg von 25% an Hochschulabsolventen in den ersten beiden
Förderjahren auf 61% im dritten und vierten Förderjahr ist wahrscheinlich auf die Etablierung vieler neuer
Studiengänge in diesem Bereich zurückzuführen.
Zur Berufserfahrung der Künstler
Die Qualifikation der Künstler im Landesprogramm lässt sich aber nicht nur an ihrem Ausbildungsstand
festmachen. Aussagekräftig ist hier auch die Länge der Berufserfahrung. Die Mehrzahl (58%) der seit 2006
geförderten Künstler blickt auf eine zehn- bis dreißigjährige Berufserfahrung als Künstler bzw. Künstlerin zurück
und weitere 14% konnten sogar über dreißig Jahre berufliche Praxis nachweisen. Demgegenüber fällt mit
lediglich 7% der Anteil an Berufsanfängern sehr gering aus.
Übersicht 70: Berufserfahrung der geförderten Künstler nach der Künstlerbefragung in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09
ZfKf 2010
Aus der letzten Künstlerbefragung 2008/09 ergab sich eine durchschnittliche künstlerische Berufserfahrung von
18,5 Jahren. Differenziert nach Kunstsparten zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass die Künstler, welche
Projekte in den Sparten Tanz und Theater durchführten, durchschnittlich weniger Berufserfahrung vorweisen
können als ihre Kollegen aus den Bereichen Bildende Kunst und Literatur. Diese Beobachtung geht einher mit
dem analysierten Durchschnittsalter der Künstler in den einzelnen Berufsgruppen. Vor allem die Tänzer sind
6%
7%
15%
29%
29%
11%
3%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%
k.A.
Unter 5 Jahre
5 bis 9 Jahre
10 bis 19 Jahre
20 bis 29 Jahre
30 Jahre bis 39 Jahre
40 Jahre u. mehr
Be
rufs
erf
ahru
ng
Zum
bio
gra
phis
chen K
onte
xt
der
Künstl
er
6.2
82
durchschnittlich jünger als ihre Kollegen, denn diese können aufgrund der körperlichen Belastung ihren Beruf
auch nur für eine begrenzte Zeit ausüben.63
Übersicht 71: Durchschnittliche Berufserfahrung der Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Sparten und Förderjahren
ZfKf 2010
Abschließend ist mit Blick auf die Berufserfahrung der Künstler in den einzelnen Schulformen festzustellen,
dass, während das durchschnittliche Alter der Künstler allgemein anstieg, für das vormals hohe
Durchschnittsalter der Künstler an Gymnasien ein starker Rückgang verzeichnet werden kann. Es finden
zunehmend auch Künstler mit weniger Berufserfahrung Eingang in die Gymnasien, umgekehrt führen im
Gegensatz zu den ersten beiden Förderjahren mehr Künstler mit langer Berufserfahrung Projekte in
Förderschulen und Realschulen durch.
Übersicht 72: Dauer der beruflichen Tätigkeit als Künstler nach der Künstlerbefragung differenziert nach Schulform und Förderjahr
ZfKf 2010
63
Vgl.: Susanne Keuchel: Report Darstellende Künste – Eine Studie zur wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland. In: Fonds Darstellende Künste (Hg.) / Kulturpolitische Gesellschaft e.V.: Report Darstellende Künste. Symposium – Studien – Diskurse. Dokumentation Band 68. Essen. 2010.
20,5
20,2
19,2
17,9
16,8
16,4
18,5
18,7
18,2
16,4
18,6
15,8
16,6
17,4
0 5 10 15 20 25
Bildende Kunst
Literatur
Neue Medien / Film
Musik
Tanz
Theater
Projekte insgesamt
2008/09
2007/08
2006/07
Förderjahr
18,0
19,7
17,4
17,9
19,4
19,8
17,7
18,5
0 5 10 15 20 25
Gymnasium
Hauptschule
Gesamtschule
Grundschule
Realschule
Förderschule
OGS
Projekte insgesamt
2008/09
2007/08
2006/07
Förderjahr
Erf
ahru
ngen d
er
Künstl
er
mit
Kin
der-
und J
ugendpro
jekte
n
6.3
83
6.3 Erfahrungen der Künstler mit Kinder- und
Jugendprojekten
Nahezu alle Künstler (86%), die sich am Landesprogramm beteiligten, haben im Vorfeld schon mit Kindern oder
Jugendlichen in Freizeit- oder Schulprojekten gearbeitet. Im Vergleich mit dem ersten Förderjahr 2006/07 ist
der Anteil der Künstler, die Erfahrungen in der Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen haben, von
77% auf 86% im Förderjahr 2009/10 angestiegen. Immerhin 48% der Künstler sind, wie schon ausgeführt,
"Wiederholungstäter" – also Künstler, die sich erneut am Landesprogramm beteiligen und Erfahrungen aus
dem ersten Teilnahmejahr in eine erneute Teilnahme einbringen, was den kontinuierlichen Anstieg erklärt.
Übersicht 73: Frühere Vermittlungsprojekte der im Landesprogramm geförderten Künstler nach den Projektanträgen differenziert nach Förderjahren
ZfKf 2010
Die vielseitigen Erfahrungen der Künstler mit früheren Vermittlungsprojekten können als weiteres
Qualitätsmerkmal der „Kultur und Schule“-Projekte gewertet werden. Ein Beispiel für das Engagement von
Künstlern bei früheren Schulprojekten ist der 1978 geborene Künstler Daniel Wagenbreth, der vor seiner
Teilnahme am NRW Landesprogramm Kultur und Schule 2007/08 bereits auf sechs verschiedene Musikprojekte
an unterschiedlichen Schulen (Westfälische Förderschule, Hamfeldschule, Schule am Kupferhammer,
Hauptschule Baumheide, Gesamtschule Stieghorst und Cecilien Gymnasium) zurückblicken konnte.
Bei der Differenzierung nach einzelnen Sparten in der Künstlerbefragung zeigt sich, dass vor allem die Künstler
in den Sparten Tanz und Theater bereits häufig Projekterfahrungen mit Kindern und Jugendlichen im Vorfeld
sammeln konnten – besonders an Schulen und bei außerschulischen Formaten, weniger jedoch bei
Kindergartenprojekten.
14%
33%
37%
64%
15%
32%
36%
80%
26%
51%
56%
86%
41%
56%
62%
81%
26%
46%
50%
80%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Frühere Erwachsenenprojekte
Frühere Jugendprojekte
Frühere Kinderprojekte
Frühere Schulprojekte
Künstler insgesamt
Förderjahr 2009/10
Förderjahr 2008/09
Förderjahr 2007/08
Förderjahr 2006/07
Erf
ahru
ngen d
er
Künstl
er
mit
Kin
der-
und J
ugendpro
jekte
n
6.3
84
Übersicht 74: Frühere Erfahrungen der Künstler mit Vermittlungsprojekten nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Zielgruppen
ZfKf 2010
Die vielseitigen Erfahrungen der Künstler mit schulischen und außerschulischen Kinder- und
Jugendkulturprojekten spiegelt sich auch in der Anzahl der vorab realisierten Projekte wider. 55% der Künstler
berichten von mehr als fünf bereits durchgeführten Projekten und 40% haben schon mehr als zehn Projekte
realisiert.
Übersicht 75: Anzahl früherer Vermittlungsprojekte der Künstler nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Zielgruppen
ZfKf 2010
Mit Blick auf das Fortbildungsangebot und die weitere Entwicklung des Landesprogramms ist zu vermuten, dass
es bei einer Fortführung des Programms bald keine Künstler mehr in NRW geben wird, die nicht auch schon
mindestens einmal mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet haben.
84%
84%
80%
71%
69%
68%
74%
72%
75%
64%
64%
63%
57%
66%
43%
32%
33%
29%
18%
31%
30%
8%
7%
11%
14%
19%
15%
12%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Tanz
Theater
Musik
Bildende Kunst
Neue Medien
Literatur
Künstler insgesamt
Schulprojekte Außerschulische Kinder-/Jugendprojekte Kindergartenprojekte k.A.
70%
42%
33%
14%11%
31%
17%
25%23%
35%
28%
23%
28%
22%
27%
20%
10%
15% 15%
40%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
kein Projekt 1-2 Projekte 3-5 Projekte 6-10 Projekte Mehr als 10 Projekte
Kindergartenprojekte Außerschulische Kinder-/Jugendprojekte Schulprojekte Projekte insgesamt
Erf
ahru
ngen d
er
Künstl
er
mit
Kin
der-
und J
ugendpro
jekte
n
6.3
85
Zur institutionellen Anbindung der Künstler
Fast ein Viertel der im Rahmen des Landesprogramms geförderten Künstler (23%) führt seine künstlerischen
Projekte in Kooperation mit einer kulturellen Bildungseinrichtung, professionellen Kultureinrichtung oder
beispielsweise einer Volkshochschule durch. Dabei sind vor allem Künstler mit Musikprojekten auch an einer
musikalischen Einrichtung, wie beispielsweise einer Musikschule oder einem Orchester, angestellt. Besonders
selten sind dagegen Künstler der Sparte Literatur mit einer Einrichtung assoziiert.
Übersicht 76: Anteil der Künstler mit institutionellem Hintergrund differenziert nach Sparte und Förderjahr
ZfKf 2010
Die häufigsten Kooperationspartner der Künstler im Rahmen des Landesprogramms waren Musikschulen,
Jugendkunstschulen und Volkshochschulen. Dies gilt für alle bislang analysierten Förderjahre. Ein
institutioneller Hintergrund der geförderten Künstler kann, muss jedoch nicht, Vorteile für die regionale
Vernetzung von relevanten Akteuren der kulturellen Bildung mit sich bringen, wie beispielsweise die Nutzung
der Infrastruktur einer Einrichtung für Proben und/oder Aufführungen.
Übersicht 77: Anteil der Künstler mit institutionellem Hintergrund differenziert nach Förderjahr und Art der Institution
ZfKf 2010
29%
22%
24%
22%
24%
16%
20%
23%
33%
23%
23%
22%
21%
16%
16%
23%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%
Musik
Bildende Kunst
Spartenübergreifend
Theater
Tanz
Literatur
Film, Neue Medien
Künstler insg.
3. und 4. Förderjahr
1. und 2. Förderjahr
20%16%
22%
53%
75%
23%
16% 18%
74%77%
21%16%
21%
63%
77%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Musikschule Jugendkunstschule Volkshochschule Sonstige Institutionen Keine Anbindung an Institution
Förderjahr 2006/07 Förderjahr 2007/08 Förderjahr 2008/09 Förderjahr 2009/10 Künstler insg.
Erf
ahru
ngen d
er
Künstl
er
mit
Kin
der-
und J
ugendpro
jekte
n
6.3
86
Ein Beispiel für einen Künstler mit institutionellem Hintergrund ist der Künstler Bart Hogenboom, der
gleichzeitig auch ein Theater leitet und nachfolgend näher vorgestellt wird.
Bart Hogenboom wurde im Februar 1957 geboren. Er ließ sich an der Sociale Akademie de Nijenburgh in Culemborg
zunächst zum Diplom-Sozialarbeiter ausbilden, bevor er nach Ferrara an das Theaterinstitut Teatro Nucleo ging.
Zwischen 1983 und 2007 arbeitete er als Schauspieler in verschiedenen Ensembles in Italien, Dänemark, den
Niederlanden sowie in Deutschland. Gleichzeitig realisierte Hogenboom als Künstler zahlreiche Theaterprojekte in
Grundschulen und an weiterführenden Schulen.
Seit 1992 lebt Bart Hogenboom mit seiner Lebensgefährtin, seiner neunjährigen
Tochter und seinem sechs Jahre alten Sohn in Münster und ist künstlerischer
Leiter des Theaters Scintilla, das professionell ein vielfältiges und phantasievolles
Theaterangebot für junge und alte Menschen durchführt. Das Theater Scintilla ist
ein mobiles Theater ohne feste Spielstätte – auf der Grundlage von Improvisation
und Literatur werden mit Mimik, Komik, Tanz, Bewegung und Musik neue,
überraschende Theaterproduktionen konzipiert. Mit diesem Theater gewann
Hogenboom den Jugendtheaterwettbewerb NRW 1994, das Theater Scintilla
wurde als Kindertheater des Monats November 1998 und des Monats September
2001 ausgezeichnet. Darüber hinaus ist das Theater Scintilla Preisträger des
Theaterzwangfestivals 1998, wurde auch in den Jahren 2000 und 2004 für das
Festival nominiert und ist 2007 Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs "Fort-
Schritte wagen".
Am NRW Landesprogramm Kultur und Schule beteiligte sich Bart Hogenboom im ersten Förderjahr 2006/07 mit einem
Projekt an der Hauptschule Coerde unter dem Titel "Migrationstheater“ sowie mit dem Projekt "Eine Rakete vom Mond"
zum 100-jährigen Bestehen der Hermannschule. Im zweiten Förderjahr realisierte Bart Hogenboom das Projekt "Das
schiefe Haus" an der Bodelschwinghschule Münster und an der Hermannschule Münster, sowie das Projekt "Gute
Seiten – schlechte Seiten" – eine Doku-Soap von Jugendlichen für Jugendliche und ein Theaterprojekt über
Enttäuschungen, Entscheidungen und das andere Geschlecht – abermals an der Hauptschule Coerde. Im dritten
Förderjahr verwirklichte er die Projekte „Peter Gynt“ an der Kardinal-von-Galen-Schule Ibbenbüren, eine moderne
Bühnenfassung des Struwwelpeter unter dem Titel „Es knistert und brennt!“ an der Hauptschule Coerde und das
Theaterprojekt „Rätsel Buch“, in dem das Thema Buch von unterschiedlichen Seiten betrachtet wurde, an der
Bodelschwinghschule Münster. Im Förderjahr 2009/10 setzte
er – ebenfalls an der Bodelschwinghschule Münster – das
Projekt „Schatzsuche“ um. Hier wurden Theatergrundlagen
vermittelt und Rollenklischees auf ironische Art und Weise
aufgriffen. Das Musiktheaterstück „Orpheus in der Unterwelt“
betreute Bart Hogenboom am Kardinal-von-Galen-Gymnasium
Münster. Gerade auch die Arbeit an einer Hauptschule fordert
den Künstler heraus: "Obwohl es manchmal Knochenarbeit ist,
funkt es für mich, wenn Schüler, die nie mit Theater in
Berührung gekommen sind, ihre einzigartige Authentizität
entdecken und einbringen können."
Resonanzen d
er
Künstl
er
auf
das L
andespro
gra
mm
6.4
87
6.4 Resonanzen der Künstler auf das Landesprogramm
Im Durchschnitt zeigen sich die Künstler in allen drei bislang erhobenen Förderjahren zufrieden mit dem
Gesamtkonzept des Landesprogramms. Im Zeitvergleich ist die Zufriedenheit mit dem Gesamtkonzept leicht
angestiegen. Wie schon in den vorhergehenden Förderjahren zeigen sich in der Bewertung der
Gesamtkonzeption Unterschiede zwischen den einzelnen Kunstsparten. Waren früher anteilig vor allem
Künstler der Sparte Tanz zufrieden mit der Gesamtkonzeption, so äußern sich im Förderjahr 2008/09 vor allem
Bildende Künstler, Literaten und Musiker positiver.
Weniger positiv wird von den Künstlern die Außendarstellung und das Honorar im Rahmen des
Landesprogramms bewertet. Die Bewertung der Außendarstellung hat sich bei den Künstlern vom ersten zum
zweiten Förderjahr deutlich verbessert. Insgesamt wird dem Landesprogramm von den Künstlern eine
Verbesserung attestiert.
Das Landesprogramm hat sich in den letzten vier Jahren in Nordrhein-Westfalen
etabliert. Die Zufriedenheit der Künstler konnte gesteigert werden. Dies wird auch in
den Fortbildungen deutlich.
Kathrin Wagner, filmothek der jugend nrw e.V.
Kaum hat sich im Zeitvergleich dagegen die vergleichsweise zurückhaltende Bewertung des Honorars geändert.
Wurde das Honorar im zweiten Förderjahr mit Einführung der Fahrtkosten- und Materialerstattung
durchschnittlich etwas positiver bewertet, hat sich die Bewertung des Honorars im dritten Jahr wieder etwas
verschlechtert.
Übersicht 78: Durchschnittliche Bewertung der Gesamtkonzeption des Landesprogramms auf Seiten der Künstler differenziert nach Sparte und Förderjahr
ZfKf 2010
2,33
2,41
2,53
2,08
2,35
2,21
2,3
2,17
2,17
2,22
2,02
2,19
2,15
2,11
2,15
2,33
2,27
2,17
2,06
2,06
2,05
Künstler insg.
Film/Neue Medien
Theater
Tanz
Musik
Literatur
Bildende Kunst 2008/09
2007/08
2006/07
Förderjahr
Teils-teilsSehr zufrieden Sehr unzufrieden
Resonanzen d
er
Künstl
er
auf
das L
andespro
gra
mm
6.4
88
Übersicht 79: Durchschnittliche Bewertung der Außendarstellung, des Honorars und der Gesamtkonzeption des Landesprogramms von Seiten der Künstler differenziert nach dem Alter der Künstler und Förderjahr
Durchschnittswerte für die Zufriedenheit mit einzelnen Aspekten des Landesprogramms
Förderjahr 06/07 Förderjahr 07/08 Förderjahr 08/09
Außen-
darstellung Honorar
Gesamt-
konzept
Außen-
darstellung Honorar
Gesamt-
konzept
Außen-
darstellung Honorar
Gesamt-
konzept
unter 30
Jahre 3,07 2,50 2,43 2,32 2,59 2,07 2,46 2,76 1,96
30-39
Jahre 3,31 3,23 2,29 2,3 2,82 2,06 2,42 3,34 2,10
40-49
Jahre 3,07 3,30 2,36 2,46 3,31 2,23 2,66 3,39 2,21
50-59
Jahre 2,82 3,21 2,26 2,47 3,25 2,18 2,47 3,34 2,09
über 60
Jahre 3,57 3,00 2,00 2,56 2,54 2,00 2,64 3,23 2,13
Künstler
insgesamt 3,09 3,23 2,33 2,43 3,12 2,17 2,56 3,33 2,15
ZfKf 2010
Bei der Bewertung des Honorars zeigen sich allerdings altersspezifische Unterschiede, wie dies aus
vorausgehender Übersicht hervorgeht. Unzufriedener mit dem Honorar sind vor allem die Künstler in der
mittleren Altersgruppe. Die Begründung für die unterschiedliche Honorarbewertung liegt auf der Hand:
Nachwuchskünstler kämpfen in den ersten Jahren vielfach um ihre finanzielle Existenz und sind in ihren
Ausgaben, wie andere Berufsanfänger auch, noch nicht sehr anspruchsvoll. Bei den älteren Künstlern über 50
bzw. 60 Jahre kann man vermuten, dass das Honorar kaum ausschlaggebend ist für eine Teilnahme am
Landesprogramm, da diese, mit Zunahme des Bekanntheitsgrads, in der Regel schon ein höheres Auskommen
haben. Dass bei den Künstlern vielfach die Motivation im Vordergrund steht, mit jungen Leuten in Kontakt zu
kommen und zu arbeiten, wurde im Rahmen der Evaluation schon an verschiedenen Stellen deutlich.
Es war ein tolles Gefühl, mit den Kids zu arbeiten, da sie spontan waren, sehr kreativ
und dabei aus sich heraus und ohne Absicht auf äußere Wirkung mitgemacht
haben. Von den Kindern, teils mit Down-Syndrom, Lernschwäche oder Autismus,
kam ein unverfälschtes Feedback zu meiner Person und der Arbeit. Ich bin abends
sehr fertig, aber auch sehr glücklich nach Hause gefahren.
Bildende Künstlerin an einer Förderschule
Was die Akzeptanz des Gesamtkonzepts des Landesprogramms bei den Künstlern anbelangt, so stieg diese im
ersten Förderjahr mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung der Künstler. Im Zeitvergleich hat sich die
Akzeptanz des Gesamtkonzepts in den verschiedenen Altersgruppen jedoch in dem Maße verbessert, dass
diese Zufriedenheit im dritten Förderjahr bei allen Altersgruppen relativ gleich ausgeprägt ist. Dass die Künstler
mit verschiedenen Erfahrungshorizonten im Durchschnitt gleichermaßen zufrieden mit der Gesamtkonzeption
des Landesprogramms sind, belegt auch die folgende Übersicht, die nicht das Alter, sondern die
Berufserfahrung zur Einschätzung einzelner Aspekte des Landesprogramms in Beziehung setzt. Auffällig ist in
diesem Kontext lediglich die höhere Zufriedenheit der Künstler mit 40-jähriger und längerer Berufserfahrung
mit nahezu allen Teilaspekten des Landesprogramms.
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Künstl
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auf
das L
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gra
mm
6.4
89
Übersicht 80: Durchschnittliche Bewertung einzelner Aspekte des Landesprogramms von Seiten der Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach der Berufserfahrung der Künstler
ZfKf 2010
Die eigens für das Landesprogramm eingerichtete Internetseite www.kulturundschule.de wird von den
Künstlern mit durchschnittlich 2,3 etwas zurückhaltender bewertet als andere Aspekte des Landesprogramm.
Hier sind es vor allem die Künstler, die Projekte an Gymnasien (2,5) und Förderschulen (2,4) durchführen, die
die Internetseite tendenziell etwas schlechter bewerten als ihre Kollegen an anderen Schulformen (2,2).
Interessanterweise kann bei einer spartenspezifischen Betrachtung festgestellt werden, dass gerade die
Künstler aus dem Bereich Film/Neue Medien vergleichsweise weniger zufrieden mit dem Webauftritt sind (2,5).
Hier wäre zu überlegen, ob sich ggf. Kooperationen mit einzelnen Medienkünstlern schließen lassen, um die
Webpräsenz in einem dialogischen Verfahren noch weiter auszubauen, was Oberflächengestaltung und
Navigationsfunktionen betrifft. Dabei ist zu bemerken, dass die Schulleiter die Internetseite mit 1,9
durchschnittlich besser bewerten als die Künstler. Es sind dabei lediglich die Gesamtschulen (2,1), die etwas
unzufriedener mit der Webpräsenz sind. Hier ist zu vermuten, dass die Bewertung der Internetpräsenz von
Seiten der Künstler zu einem guten Teil aus dem künstlerisch-ästhetischen und/oder auch technischen
Blickwinkel heraus erfolgt, die Schulleiter hingegen vielmehr die praktische Anwendung im Auge haben.
Welche Grundbausteine sind entscheidend für ein positives Gesamturteil?
Was sind nun die Schlüsselfaktoren, die das Urteil der Künstler zum Gesamtkonzept des NRW
Landesprogramms Kultur und Schule positiv wie negativ besonders beeinflussen? Die folgende
Korrelationsanalyse64
legt nahe, dass die Künstler das Gesamtkonzept des NRW Landesprogramms Kultur und
Schule dann besonders positiv beurteilen, wenn folgende Grundbausteine positiv erlebt werden: die
Organisation insgesamt, der Informationsfluss zum Programm und die Fortbildungen. Die persönlichen
Erfahrungen der Künstler innerhalb des Projekts mit den Eltern und den Schülern beeinflussen das Urteil der
Künstler zum Gesamtkonzept weniger. Hier wird von Seiten der Künstler durchaus abstrahiert.
64
Die „Korrelationsanalyse“ prüft an dieser Stelle, ob jeweils eine eindeutige (signifikante) Beziehung zwischen den jeweiligen Einzelaspekten und dem Gesamturteil besteht und wenn ja, wie intensiv die jeweilige Beziehung ist.
Resonanzen d
er
Künstl
er
auf
das L
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gra
mm
6.4
90
Übersicht 81: Beziehung zwischen den Bewertungen der einzelnen Aspekte und der Einschätzung zum Gesamtkonzept des Landesprogramms von Seiten der Künstler in der Künstlerbefragung für den Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09
Zufriedenheit mit… Korrelationskoeffizient Signifikanzwert Ranking
Organisation ,443***
0,000 1
Information ,439***
0,000 2
Fortbildungen ,404***
0,000 3
Honorar ,358***
0,000 4
Außendarstellung ,348***
0,000 5
Organisat. Aufwand ,329***
0,000 6
Projektzeitrahmen ,289***
0,000 7
Projektzusammenarbeit mit der Schule ,284***
0,000 8
Projekträume ,267***
0,000 9
Internetseite "kulturundschule.de"65
,213***
0,000 10
Projektzusammenarbeit mit Eltern ,192***
0,000 11
Projektzusammenarbeit mit Schülern ,178***
0,000 12
Sehr signifikant*** = p < 0,001
ZfKf 2010
Die vorausgehende Übersicht verdeutlicht auch, dass es ein richtiger und wichtiger Schritt des
Landesprogramms gewesen ist, im zweiten Förderjahr das Honorar dadurch aufzuwerten, dass man zusätzliche
Ausgaben, wie Fahrt- oder Materialkosten, auf Rechnung erstattet oder auch Arbeitsmaterialien zur Verfügung
stellte, die den organisatorischen Ablauf entlasten, wie die für Künstler erstellte CD mit elektronischen
Vorlagen für Anträge, Elternbriefe, Checklisten, Pressemitteilungen und Projektberichte. Die Zufriedenheit der
Künstler mit dem Gesamtkonzept wird auch maßgeblich von der Zufriedenheit mit dem Honorar und auch der
Außendarstellung beeinflusst. Will man die positive Identifikation des Künstlers mit dem Landesprogramm
noch weiter ausbauen, ist auch die Art, wie einzelne Bausteine und Maßnahmen des Landesprogramms in der
Öffentlichkeit kommuniziert werden, von entscheidender Bedeutung.
Wie dies die vorausgehende Betrachtung zeigt, bewerten die Künstler also einzelne Aspekte, wie das Honorar
oder die Außendarstellung etwas kritischer, insgesamt fällt das allgemeine Urteil zum Gesamtkonzept des
Landesprogramms jedoch deutlich positiv aus. Auch in den qualitativen Gesprächen wird klar, dass die
Einführung des Landesprogramms als positiver flächendeckender Impuls für die kulturelle Bildung von den
Künstlern sehr begrüßt wird:
„Das NRW Landesprogramm Kultur und Schule ist eine ganz tolle Initiative. Es geht
für mich auch darum, dem zeitgenössischen Tanz eine Zukunft zu eröffnen, da er
sich momentan in einer Krise befindet. Das Projekt hat mir aber auch selbst viel
gegeben und ein ganz neues Tätigkeitsfeld eröffnet: Ich bin infiziert davon, mit den
Kindern zu arbeiten.“
Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge
65
Nur im Förderjahr 2008/2009 erfasst.
Resonanzen d
er
Künstl
er
auf
das L
andespro
gra
mm
6.4
91
Im nächsten Schuljahr erneut dabei?
Entsprechend der positiven Einschätzung ist das Interesse bei den Künstlern, sich erneut am Landesprogramm
zu beteiligen, sehr hoch: 64% der Künstler in der Künstlerbefragung geben an, sich „auf jeden Fall“ erneut
bewerben zu wollen. Weitere 17% meinten, dies unter der Bedingung zu planen, eine geeignete Schule als
Kooperationspartner zu finden. Bei diesen Künstlern kann vermutet werden, dass die Zusammenarbeit mit der
entsprechenden Schule nicht so harmonisch verlief und die Künstler deshalb auf der Suche nach einer neuen
Schule sind, um weitere Kunstprojekte im Rahmen des Landesprogramms zu realisieren.
Übersicht 82: Einstellung der Künstler zu einer erneuten Bewerbung im Rahmen des Landesprogramms nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr
ZfKf 2010
7% der befragten Künstler im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2008/09 ziehen eine erneute Bewerbung eher
nicht bzw. auf keinen Fall in Betracht. Diese Künstler wurden im Rahmen der Künstlerbefragung nach ihren
Gründen gefragt, warum sie einer erneuten Bewerbung ablehnend gegenüberstehen. Wie dies aus der
folgenden Übersicht hervorgeht, wurden als Hauptgründe hierfür eine schlechte Bezahlung, die Problematik,
nicht über ein ganzes Schuljahr lang vor Ort sein zu können und der Aufwand für die Fortbildungen angegeben.
Erfreulich ist die Tatsache, dass kaum ein Künstler, der sich nicht erneut bewerben möchte, angibt, mit den
Schülern nicht zurechtzukommen. Dies unterstreicht die Beobachtungen, die schon im Ergänzungsplan zum
Bildungsgesamtplan von 1977 festgestellt wurden, nämlich dass die Authentizität der Künstler einen positiven
Einfluss hat auf die Zusammenarbeit mit den Schülern66
.
Meine wichtigste Erfahrung war die Überraschung der begleitenden Lehrer über die
veränderte positive „Erscheinung“ ihrer Schüler im Rahmen des Skulpturenprojekts.
Die individuell gestärkte Selbstsicherheit führte zu einem gemeinschaftlichen
Ganzen voller Freude und Verbundenheit.
Maler und Bildhauer an Grundschule und Berufskolleg
66
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (Hg.): Musisch-kulturelle Bildung. Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan. Band 1.Stuttgart. 1977.
69%
9%
16%
5%
1%
0%
61%
9%
18%
5%
0%
6%
64%
11%
16%
7%
1%
2%
0% 20% 40% 60% 80%
Ja, auf jeden Fall
Bin noch unentschlossen
Ja, falls eine passende Schule vorhanden
Eher nicht
Nein, auf keinen Fall
Keine Angabe
Förderjahr 06/07
Förderjahr 07/08
Förderjahr 08/09
Resonanzen d
er
Künstl
er
auf
das L
andespro
gra
mm
6.4
92
Übersicht 83: Gründe der Künstler in der Künstlerbefragung, die eine erneute Bewerbung beim
Landesprogramm nicht in Betracht ziehen, für ihre Nichtteilnahme differenziert nach Förderjahr67
(Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Betrachtet man die Bereitschaft der Künstler in den einzelnen Sparten, sich erneut am Landesprogramm zu
beteiligen, finden sich kaum Unterschiede. Tendenziell ziehen die Medienkünstler und Theaterschaffenden
anteilig etwas seltener eine erneute Bewerbung in Betracht. Sehr aufgeschlossen für eine erneute Teilnahme
sind vor allem Bildende Künstler, Tänzer und Musiker, wie dies folgende Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 84: Einstellung der Künstler zu einer erneuten Teilnahme am Landesprogramm nach der Künstlerbefragung im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Sparten
ZfKf 2010
67
Die Kriterien „Kann nicht ein Schuljahr lang vor Ort sein“, „Möchte neue Erfahrungen machen“ und „Habe schon zu viele andere Schulprojekte“ wurden in der Künstlerbefragung im Förderjahr 08/09 nicht erhoben.
0% 20% 40% 60% 80%
Honorar nicht ausreichend
Aufwand der Fortbildungen ist zu hoch
Kann nicht ein Schuljahr lang vor Ort sein
Zusammenarb. mit Schulen schlecht
Möchte neue Erfahrungen machen
Habe schon zu viele andere Schulprojekte
Arbeit mit Kindern liegt mir nicht
Sonst. Gründe
Förderjahr 06/07
Förderjahr 07/08
Förderjahr 08/09
0% 20% 40% 60% 80%
Ja, auf jeden Fall
Ja, falls eine passende Schule vorhanden
Bin noch unentschlossen
Eher nicht
Musik
Tanz
Bildende Kunst
Literatur
Theater
Neue Medien
Insgesamt
Resonanzen d
er
Künstl
er
auf
das L
andespro
gra
mm
6.4
93
Abschließend kann man auf Basis der quantitativen wie qualitativen Künstlerbefragungen festhalten, dass die
Resonanz der Künstler auf das Landesprogramm – mit leichten Abstrichen bezogen auf einzelne Teilaspekte –
sehr positiv ist und die Initiative, Künstler in die Schulen zu holen, sehr begrüßt wird.
"Die grundsätzliche Idee des NRW Landesprogramms Kultur und Schule ist
ausgezeichnet und das Beste, was in den letzten Jahren realisiert worden ist."
Autor und Coach, 43 Jahre
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 6:
Das Durchschnittsalter der Künstler, die sich am Landesprogramm beteiligten, beträgt 44 Jahre. Sehr selten
werden Nachwuchskünstler und ältere Künstler im Rahmen des Landesprogramms gefördert.
In den Kunstprojekten im Primarbereich konnte bisher ein männlicher Künstleranteil von 38% als Kontrapunkt
zu dem sonst weitgehend weiblichen Lehrpersonal platziert werden. Dieser Anteil hat im Zeitvergleich
kontinuierlich zugenommen.
Für Kunstprojekte im Primarbereich bewerben sich vor allem Künstler mit eigenen Kindern.
Das Gros der Künstler im Landesprogramm (61%) hat eine künstlerische Hochschulausbildung und/oder
Ausbildung absolviert. Daneben haben viele Künstler zusätzlich auch pädagogische Qualifikationen im
Rahmen einer Hochschulausbildung (27%) oder einer weiteren Ausbildung (19%) erworben. 72% der
Künstler blicken dabei auf zehn oder mehr Jahre Berufserfahrung zurück.
86% der Künstler im Landesprogramm haben schon im Vorfeld Erfahrungen im Rahmen von schulischen
oder außerschulischen Kinder- und Jugendprojekten gesammelt. Die Erfahrung der Künstler in NRW in der
Kinder- und Jugendkulturarbeit wächst kontinuierlich mit dem Verlauf des Programms.
Die Künstler zeigen sich zufrieden mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms. 64% möchten sich in
jedem Fall erneut im Rahmen des Landesprogramms bewerben. Der kleine Teil, der eine erneute Bewerbung
nicht in Betracht zieht (7%), gab als häufigsten Grund dafür eine zu geringe Bezahlung an.
Die Zufriedenheit der Künstler mit dem Gesamtkonzept des Landesprogramms korrespondiert vor allem mit
den Erfahrungen der Künstler im Bereich organisatorischer Aufwand, Informationen zum Programm und
Fortbildungen.
Zum
Angebot
der
Fort
bildungsein
richtu
ngen
7
94
7. Zum Angebot der Fortbildungseinrichtungen
Die Fortbildungsveranstaltungen sind integraler Bestandteil des NRW Landesprogramms Kultur und Schule und
werden für die einzelnen Sparten von landeszentralen Facheinrichtungen durchgeführt. Im Einzelnen sind dies
die filmothek der jugend NRW Duisburg für die Sparte Film/Neue Medien,
das NRW Landesbüro Tanz Köln für die Sparte Tanz,
das Literaturbüro NRW-Ruhrgebiet für die Sparte Literatur,
das Rheinische Landestheater Neuss für die Sparte Theater,
die Landesmusikakademie Heek für die Sparte Musik sowie
die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste / Jugendkunstschulen NRW (LKD) Unna für
die Sparte Bildende Kunst.
7.1 Aufbau und Struktur der Fortbildungsangebote
Bei der Durchführung der vier Seminartage, die obligatorisch sind für Künstler, die erstmals im Rahmen des
Landesprogramms gefördert werden, haben sich alle Fachinstitute an der in der Planung vereinbarten
Grundstruktur orientiert: Demnach befassen sich die ersten beiden Veranstaltungstage mit den
Rahmenbedingungen der Arbeit im Landesprogramm. Es werden grundlegende Informationen zum
Landesprogramm weitergegeben und die Rolle des Künstlers im System Schule thematisiert. Des Weiteren
finden hier auch allgemeine Themen im Spannungsfeld von Kunst und Pädagogik Berücksichtigung, z.B. der
Umgang mit Störungen, Konflikten und "schwierigen Kindern" oder auch die Partizipation von Kindern in
künstlerischen Prozessen.
Nach diesen grundlagenorientierten Basisseminaren orientieren sich die Themen für die weiteren Seminartage
an den spartenspezifischen Interessen und Bedürfnissen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Hier
liegt nach Ansicht der Referentin für den Bereich Theater, Stefanie Schnitzler, auch eine große Stärke des
Fortbildungskonzepts im Landesprogramm:
Die Fortbildungen haben
bei den Künstlern mittlerweile eine hohe Akzeptanz.
Ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Besonders
das Networking kommt gut an. Inhaltlich sind die
Begegnungen bei den Fortbildungen produktiv. Es sind
viele tolle und kreative Theaterleute, die sich hier treffen,
um zu spielen, zu denken, sich inspirieren zu lassen
und gemeinsam zu lernen.
Stefanie Schnitzler, Rheinisches Landestheater Neuss
Aufb
au u
bd S
truktu
r der
Fort
bildungsangebote
7.1
95
Die Durchführung der Fortbildungen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Fachreferenten, wie beispielsweise
den Künstlern Armin Kaster und Viola Werner, die im zweiten Förderjahr ein pädagogisches Basisseminar in der
Sparte Musik durchführten, oder der Berliner Tanzpädagogin Nadja Raszewski, die im Förderjahr 2009/10 in
der Sparte Tanz zum Thema "Zeitgenössischer Tanz und HipHop-Kultur mit Kindern und Jugendlichen"
referierte.
Zur Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots
Analog zur Gesamtkonzeption war von Anfang an die
Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots im Dialog angedacht.
So war es erklärtes Ziel der Fortbildungsangebote im ersten
Förderjahr, anhand der gewonnenen Erfahrungen bei der
Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern einen
entsprechenden „Kanon“ an Themen, Fertigkeiten und
pädagogischen Kompetenzen zu etablieren. Dieser diente als
Grundlage für eine Systematisierung der Fortbildungsmodule in den
Folgejahren. Dabei kam es immer wieder zu Modifikationen, die
gemeinschaftlich im Gespräch mit den Künstlern entwickelt wurden.
So wurde beispielsweise der Wunsch nach Kontinuität einer Anlaufstelle über die erste Teilnahme hinaus als
ein Anliegen der Künstler an die Organisatoren des Landesprogramms herantragen. Um diesem Wunsch noch
weiter entgegenzukommen und so dem “Einzelkämpfertum“ der Künstler im Landesprogramm weiter
entgegen zu wirken, wurde ein freiwilliges Fortbildungsforum für alle Künstler geschaffen, die wiederholt am
Landesprogramm teilnehmen und den Austausch mit anderen Kollegen über die Fortbildungsmaßnahmen
suchen. Die Organisation dieser Fortbildungstreffen für „Fortgeschrittene“, der sogenannten
Vertiefungsseminare, übernahm die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste
Jugendkunstschulen NRW, die auch die Künstlerfortbildungen für die Sparte Bildende Kunst durchführte.
Schwerpunktthemen, die in den Vertiefungsseminaren aufgegriffen werden, behandeln häufig didaktisch-
methodische Inhalte wie z.B. „Motivation – Methodik und Didaktik anhand von Beispielen aus dem Kindertanz“
oder „Entwicklungsphysiologie/ -psychologie von Kindern und Jugendlichen“, welche etwa in spartenoffenen
Arbeitsgruppen behandelt werden, oder widmen sich dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung mit
Kolleginnen und Kollegen. Auch spartenübergreifende Workshops zu verschiedenen Kunstformen werden
durchgeführt, wie etwa der Workshop „Bildwelten – Welten bilden“, der die Sparten Bildende Kunst und
Medien/Film verbindet. Zudem werden auch Workshops zum Umgang mit schwierigen Kindern angeboten,
sowie jeweils eine abschließende Podiumsdiskussion zum Landesprogramm mit ausgewählten Vertreterinnen
und Vertretern der verschiedenen Sparten. Insgesamt wurde in den Schuljahren 2007/08 und 2008/09 jeweils
ein Vertiefungsseminar durchgeführt. Der folgenden Tabelle können die Zahlen der Künstler, die an diesen
Veranstaltungen teilnahmen, entnommen werden.
Übersicht 85: Anzahl der Künstler, die wiederholt am Landesprogramm teilnahmen, insgesamt und Anzahl der Künstler, die Vertiefungsseminare besuchten, differenziert nach Förderjahr
Förderjahr
2007/08 2008/09
Künstler (wiederholte Teilnahme) 622 718
Teilnehmer Vertiefungsseminar 83 (13%) 111 (15%)
ZfKf 2010
Anregung zur Beteiligung bei den Fortbildungs-veranstaltungen der Sparte Film/Neue Medien
Zu d
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bildungsangebot
7.2
96
7.2 Zu den Rückmeldungen der Künstler auf das
Fortbildungsangebot
Trotz des zusätzlichen Zeitaufwands, der mit der Teilnahme an Fortbildungen einhergeht, bewerten die
Künstler die Fortbildungsveranstaltungen des Landesprogramms durchaus positiv. Auf einer skalierten
Abstufung der Werte von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr unzufrieden liegt der Durchschnittswert für die
Rückmeldungen zum Fortbildungsangebot des NRW Landesprogramms Kultur und Schule in allen bislang
erfassten Förderjahren bei 2,2 bzw. 2,1.
Übersicht 86: Rückmeldungen in den Künstlerbefragungen zu den Fortbildungsangeboten des Landesprogramms differenziert nach Sparten
ZfKf 2010
Die Fortbildungsträger bestätigen in qualitativen Gesprächen die wachsende Resonanz und Akzeptanz der
Fortbildungsangebote unter den Künstlern und das Festigen von Strukturen. In einigen Sparten lassen sich
entsprechend auch nach Aussage der Künstler Zugewinne in der Akzeptanz der Angebote gegenüber den
Vorjahren verzeichnen.
Die seit 2007/08 eingeführten Vertiefungsseminare stießen nach Aussage der zuständigen Bildungsreferentin
Nadja Höll ebenfalls auf äußerst positive Resonanz, so steigerte sich die Teilnehmerzahl von 83 im Förderjahr
2007/08 auf 111 Teilnehmer im Förderjahr 2008/09. In der Künstlerbefragung des Schuljahrs 2008/09 wurden
die Künstler, die am Vertiefungsseminar teilnahmen, erstmals auch gebeten, eine Rückmeldung zu diesem
speziellen Fortbildungsangebot zu geben. Mit einer Bewertung von durchschnittlich 1,8 äußerten sich die
entsprechenden Teilnehmer sehr positiv über das Angebot.
Passend zu den positiven Rückmeldungen auf das Fortbildungsangebot und die Vertiefungsseminare berichtete
in allen Jahren eine stabile Mehrzahl der befragten Künstler, in ihrer eigenen Arbeit vom Fortbildungsangebot
des NRW Landesprogramms Kultur und Schule zu profitieren (71%), wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
3,0
1,7
2,1
1,4
2,5
2,7
2,3
2,2
2,0
2,1
2,0
1,9
2,2
2,2
2,3
1,8
2,1
1 3 5
Musik
Tanz
Bildende Kunst
Literatur
Theater
Neue Medien / Film
Spartenübergreifend
Vertiefungsseminar
Projekte insgesamt
2006/07
2007/08
2008/09
Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden
Förderjahr
Zu d
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ungen d
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Künstl
er
auf
das F
ort
bildungsangebot
7.2
97
Übersicht 87: Anteil der Künstler, die die Fortbildungen besuchten und diese als Unterstützung der eigenen Arbeit empfanden, differenziert nach Förderjahren und Sparten
ZfKf 2010
Spartenspezifische Entwicklungen bei den Fortbildungsangeboten
Der Vergleich zwischen den einzelnen Sparten verdeutlicht, dass die Resonanz der Künstler auf die
Fortbildungsangebote punktuell variiert. Sehr positiv wird von den entsprechenden Teilnehmern das
Vertiefungsseminar bewertet. Ein besonders gutes “Standing“ haben derzeit auch die Fortbildungsangebote
der Sparten Musik, Literatur und Bildende Kunst. Im Zeitvergleich zeigen sich auch Akzeptanzverschiebungen
innerhalb der Sparten, die sich in der Regel auch auf konkrete Veränderungen im Fortbildungsbereich
zurückführen lassen.
Beispielsweise hat sich die Akzeptanz des Fortbildungsangebots in der Sparte Literatur zunächst deutlich
verschlechtert und dann wieder verbessert. Dies kann auf den Umstand zurückgeführt werden, dass die
“Literaten“ im ersten Förderjahr in einer kleinen Runde zusammenarbeiten konnten. Weil diese Gruppe in den
Folgejahren zu klein wurde, wurden die Künstler der Sparte Literatur in das Fortbildungsangebot der
Theaterschaffenden integriert. Nach einer Eingewöhnungsphase verbesserte sich die Resonanz der „Literaten“.
Thematische Brücken für beide Künstlergruppen bildeten u.a. Seminare zum kreativen Schreiben.
Neben der Einbindung der Künstler aus der Sparte Literatur in die Fortbildungen des Theaterbereichs gab es
noch weitere Veränderungen, wie die Vergabe der Durchführung von Basisseminaren an zwei Künstler, die
selbst seit Programmbeginn Erfahrungen mit dem Landesprogramm Kultur und Schule sammeln konnten. Auch
bei der Gestaltung der Vertiefungsseminare wurden in der Arbeit mit Kindern erfahrene Künstler
miteinbezogen, nach Aussage der Verantwortlichen mit sehr positiver Resonanz von Seiten der Teilnehmer.
Die positive Resonanz der Bildenden Künstler auf das Fortbildungsangebot im Bereich Bildende Kunst kann u.a.
auch auf dessen dezentrale Organisationsstruktur zurückgeführt werden. Die von der LKD organisierten
Fortbildungen werden an mehreren Jugendkunstschulen durchgeführt. Neben einem festen Stamm werden
dabei je nach räumlicher Verteilung der geförderten Künstler weitere wechselnde Standorte einbezogen. Auf
diese Weise sichert die LKD eine breite Streuung der Seminarorte und damit eine gute Erreichbarkeit der
einzelnen Veranstaltungen für alle Künstler der Sparte Bildende Kunst. Ein solches Vorgehen erspart den
Künstlern lange Anfahrtswege und führt darüber hinaus zu Gruppenkonstellationen, in denen man sich
aufgrund der regionalen Nähe oftmals kennt. Auf diesem Wege konnten sich auch neue regionale Netzwerke
zwischen den Jugendkunstschulen – die sich zunehmend daran interessiert zeigten, Fortbildungen im
83%
82%
70%
63%
47%
46%
0%
71%
44%
80%
63%
48%
64%
88%
100%
71%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Neue Medien / Film
Bildende Kunst
Theater
Musik
Spartenübergreifend
Tanz
Literatur
Projekte insgesamt
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2007/08
2006/07
Förderjahr
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bildungsangebot
7.2
98
Landesprogramm auszurichten – und ortsansässigen Künstlern bilden. Das Landesprogramm wirkt hier also
nachhaltig als Katalysator für die Herausbildung einer kulturellen Infrastruktur.
Im Zeitvergleich verbesserte sich vor allem die Bewertung des Fortbildungsangebots Musik durch die
teilnehmenden Musiker. Die Erklärung hierfür dürfte in der Beseitigung einer anfänglichen Unzufriedenheit der
Musiker liegen, die sich vor allem auf die weite Anreise zu den Fortbildungsveranstaltungen in der
Landesakademie Musik in Heek bezog. Damit einhergehende Problemfelder, wie beispielsweise die nicht
erstatteten Fahrtkosten bei langen Anfahrtswegen, konnten mit den neuen finanziellen Regelungen zur
Fahrtkostenerstattung im zweiten Förderjahr weitestgehend behoben werden. Dies verdeutlicht, wie wichtig
auch organisatorische Fragen für die Zufriedenheit der Künstler sind. Nach Auskunft von Bernhard van Almsick,
Bildungsreferent der Landesakademie Musik, gab es im Programmverlauf keine besonderen inhaltlichen
Veränderungen bei den Fortbildungsangeboten.
Auch in der Sparte Neue Medien/ Film verbesserte
sich die Resonanz der Künstler auf das
Fortbildungsangebot kontinuierlich. Dabei gab es
außer wechselnden Veranstaltungsorten in den
vergangenen Jahren nach Auskunft der
Organisatoren keine wesentlichen inhaltlichen
Veränderungen. Im Programmverlauf stellte sich
heraus, dass die Film- und Medienkünstler ein
besonderes Interesse daran haben, alle
Projektergebnisse spartenübergreifend auf CD-ROM
oder im Internet präsentieren zu können. Die
filmothek hat diesbezüglich unter http://www.film-
kultur-schule.de eine Internetseite eingerichtet, auf
der sich die Filmemacherinnen und Filmemacher mit
ihren Projekten präsentieren können. Auch erstellte sie eine abschließende CD für die Sparte Film/Neue
Medien. Im Frühjahr 2008 wurde mit dem Technikpool eine weitere Neuheit eingeführt, die sich sehr positiv
auf die Zufriedenheit der Künstler auswirkte. Dieses von der Staatskanzlei, den Künstlern und der filmothek der
jugend NRW gemeinsam entwickelte Konzept gibt den Künstlern die Möglichkeit, für die Projektarbeit im
Landesprogramm benötigte Film-Ausrüstungen auszuleihen. Um die Anfahrtswege zu verkürzen, wurde neben
dem Standort Duisburg noch ein weiterer Standort in Düsseldorf eingerichtet, wo Medienausrüstungen
entliehen werden können. Derzeit wird eine Möglichkeit für den Ausbau eines weiteren Standorts im Raum
Ostwestfalen-Lippe gesucht.
Beim Fortbildungsangebot im Bereich der Sparte Tanz gab es in den letzten drei Jahren wenige Änderungen im
Ablauf der in Köln stattfindenden Weiterbildungen, da schon im ersten Projektjahr nach Aussage der
Organisatoren eine zufriedenstellende Struktur etabliert werden konnte. Wichtig war den Veranstaltern, immer
wieder auch Raum für interkollegiale Kommunikation anzubieten. So nahm man eine Straffung des
Seminarprogramms vor, um im Anschluss den Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich über die aktuelle
Projektarbeit auszutauschen.
Dieser Austausch mit Kollegen war im Rahmen des Landesprogramms immer der Aspekt, welcher als besonders
unterstützend für die eigene Arbeit empfunden wurde. Die Institution Schule vermittelt Künstlern aufgrund der
vorgegebenen Struktur vielfach das Gefühl, ein “Einzelkämpfer“ zu sein. Hier konnten die Fortbildungsangebote
ein Forum aufbauen, das nach Angaben von Fortbildungsstätten und Künstlern sehr rege dazu genutzt wurde,
aktuelle Probleme im Projektverlauf gemeinsam zu erörtern und Hilfestellungen zu erarbeiten. Analog zu den
Ergebnissen der Künstlerbefragung fiel auch bei den qualitativen Künstlergesprächen auf, wie wichtig ein
Austausch mit Fachkollegen ist. Besonders deutlich wird dies angesichts der Tatsache, dass einige Künstler den
Gruppenarbeit bei einer Fortbildung der Sparte Neue Medien / Film
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bildungsangebot
7.2
99
dringenden Bedarf sahen, auch nach der Absolvierung der Fortbildungsmodule weitere
Austauschmöglichkeiten zu haben. Dieser Bedarf scheint sich über die Jahre nicht reduziert zu haben.
Übersicht 88: Gründe der Künstler, warum sie die Fortbildung als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, differenziert nach Förderjahr (Mehrfachnennungen möglich) (n= 1.296)
ZfKf 2010
Als weitere Themen nehmen Fragen zum Programm sowie pädagogische, organisatorische und künstlerische
Aspekte insgesamt einen ähnlichen Stellenwert ein und werden etwa von der Hälfte der befragten Künstler als
Grund für den positiven Zuspruch zu den Fortbildungen angeführt. Bei der Gewichtung dieser Aspekte konnten
in allen Jahren Unterschiede in den einzelnen Spartenbereichen festgestellt werden, wie dies aus folgender
Übersicht hervorgeht. Diese Beobachtung bestätigt den gewählten Ansatz des Landesprogramms, die
Fortbildungsangebote spartenspezifisch zu bündeln.
Übersicht 89: Gründe der bisher geförderten Künstler im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09, warum sie die Fortbildungen als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, differenziert nach Sparte (Mehrfachnennungen möglich) (n= 1.296)
ZfKf 2010
91%
51%
51%
49%
47%
25%
83%
51%
40%
44%
41%
15%
86%
49%
46%
52%
31%
19%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Austausch mit Kollegen allgemein
Pädagogische Fragen
Organisatorische Fragen
Fragen zum Landesprogramm
Inhaltliche/künstlerische Fragen
Andere Fragen
2008/09
2007/08
2006/07
Förderjahr
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Neue Medien / Film
Theater
Literatur
Bildende Kunst
Spartenübergreifend
Musik
Tanz
Gesamt
Austausch mit Kollegen allgemein
Pädagogischen Fragen
Infos zum Prgramm
Organisatorischen Fragen
Inhaltlichen/künstlerischen Fragen
Anderen Fragen
Hilfe bei...
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bildungsangebot
7.2
100
Künstler, denen die Fortbildungen keine Unterstützung für die tägliche Arbeit brachten (21%), führten als
häufigsten Grund fehlende neue Impulse an (51%). Ihnen konnten also in den Seminaren keine neuen
Erfahrungen vermittelt werden. Darüber hinaus wurde eine seltene Teilnahme als Grund angegeben.
Erfreulicherweise kann für die Zeit der erfassten drei Förderjahre festgestellt werden, dass letztgenannter
Grund vor allem im letzten Jahr deutlich seltener genannt wurde.
Übersicht 90: Gründe der Künstler, warum sie die Fortbildungen nicht als Unterstützung für die eigene Arbeit empfunden haben, im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Förderjahr
68 (n = 283)
ZfKf 2010
Themenakzente, die sich die im Förderjahr 2008/09 geförderten Künstler für zukünftige Fortbildungen
wünschen, sind von Sparte zu Sparte recht unterschiedlich. Insgesamt wurden vor allem pädagogische und
künstlerische Fragen sowie der kollegiale Austausch genannt. Während Letzterer in der Planung der Angebote
und im Bewusstsein der Fortbildungsverantwortlichen weitestgehend verankert ist, stellt sich kontinuierlich die
Frage nach einer Ausbalancierung relevanter inhaltlicher Themen im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und
Kunst.
Übersicht 91: Themen, die nach Meinung der Künstler im Förderjahr 2008/09 künftig bei Fortbildungen stärker berücksichtigt werden sollten, differenziert nach Sparte
ZfKf 2010
68
Die Merkmale „Habe bereits viel Projekterfahrung“ und „Fortbildungen waren inhaltlich nicht sehr aufschlussreich“ wurden in der Künstlerbefragung nur im Förderjahr 2008/09 erhoben. Nicht erhoben im Förderjahr 2008/09 wurde das Merkmal „Fortbildungen haben mir keine neuen Erfahrungen vermitteln können“.
51%
23%
10%
4%
28%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Keine neuen Erfahrungen vermittelt
Nur vereinzelt bzw. gar nicht teilgenommen
Habe bereits viel Projekterfahrung
Waren inhaltlich nicht sehr aufschlussreich
Andere Gründe
2006/072007/082008/09Gesamt
Förderjahr
Fort
bild
un
gen
hab
en
nic
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r h
elf
en
kö
nn
en
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Tanz
Neue Medien / Film
Bildende Kunst
Theater
Literatur
Musik
Spartenübergreifend
Gesamt
Pädagogische Fragen
Austausch mit Kollegen
Inhaltliche / künstlerische Fragen
Organisatorische Fragen
Fortbildungen sollen so bleiben
Infos zum Programm
Andere Fragen
Stärkere Akzente auf...
Zusam
menfa
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nd A
usblick z
um
Fort
bildungsangebot
7.3
101
7.3 Zusammenfassung und Ausblick zum Fortbildungsangebot
Trotz der Schnelligkeit, mit der das NRW Landesprogramm Kultur und Schule vor vier Jahren ins Leben gerufen
wurde, haben die einzelnen Fortbildungseinrichtungen in der kurzen Zeit beachtliche und thematisch
interessante Fortbildungsmodule entwickelt. Die einzelnen Einrichtungen sind dabei in kreativer Weise zum
Teil sehr individuelle Wege gegangen. Dies hat nicht zuletzt dazu geführt, dass sich der anfängliche Widerstand
der Künstler gegen die von einigen als “Zwangsverpflichtung“ empfundenen Fortbildungen zumindest bei einer
großen Gruppe aufgelöst hat.
Die Fortbildungen erfüllen im Rahmen des Landesprogramms primär drei wichtige Funktionen:
Erstens bieten sie den Künstlern inhaltliche und thematische Hilfestellungen für ihre Arbeit mit den
Schulen.
Zweitens stellen sie für die Organisatoren des Landesprogramms eine Möglichkeit dar,
Rückmeldungen zur aktuellen Situation der Künstler an den Schulen sowie zu deren Problemen und
Bedürfnissen zu gewinnen.
Drittens sind die Fortbildungen von großer Bedeutung für den Zusammenhalt der Künstler und deren
kollegialen Fachaustausch, da viele Künstler sich in den Schulen als “Einzelkämpfer“ fühlen.
Darüber hinaus stellt die Vernetzung der Künstler und Institutionen ein Beispiel für einen positiven sekundären
Effekt des Landesprogramms dar. Die hier geschaffenen Strukturen geben Hoffnung auf eine nachhaltige
Wirkung. Dort, wo es, wie im Fall des Technik-Pools für die Sparte Neue Medien / Film nötig war, reagierten die
Fortbildungsträger gemeinsam mit dem Land NRW und schufen Abhilfe.
Zum Teil problematisch stuften die Verantwortlichen der Fortbildungen die Belastung durch Künstleranfragen
zu verwaltungstechnischen Schwierigkeiten ein. Um dem entgegenzuwirken und dadurch bei den
Fortbildungsveranstaltungen mehr Zeit für Fachinhalte zu gewinnen, wurde ein CD-Tool entwickelt, das digital
nicht nur Informationen über das Landesprogramm anschaulich aufbereitet, sondern auch
Bewertungsunterlagen, Musterverträge, Elternanschreiben und vieles mehr enthält.
Um die Fortbildungseinrichtungen und die Staatskanzlei bezüglich
organisatorischer Fragen zu entlasten und zugleich
Arbeitserleichterungen für die Künstler zu schaffen, sind seit dem
Förderjahr 2009/10 die Materialien, die für den organisatorischen Ablauf
eines Projekts notwendig sind, für die Teilnehmer des Landesprogramms
auch auf CD-ROM erhältlich. Diese enthält diverse ausfüllbare digitale
Vorlagen, unter anderem das Projektdatenblatt, Checklisten für
Projektablauf, Pressearbeit und weitere Anlässe, sowie diverse
Mustervorlagen für Elternbriefe, Einladungen, Projektdokumentationen
und ähnliches. Darüber hinaus beinhaltet die CD-ROM begleitende
Erläuterungen zu den Materialien.
© QWER 2010
Zusam
menfa
ssung u
nd A
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um
Fort
bildungsangebot
7.3
102
Als Fazit aus den bisherigen Beobachtungen kann festgehalten werden, dass eine hohe Akzeptanz für das
Fortbildungsangebot bei den Künstlern geschaffen wurde. Dies gelang durch die Strategie, sowohl erfahrene
Künstler des Landesprogramms bei der Gestaltung des Fortbildungsangebots mit einzubeziehen, als auch
Anregungen der Künstler ernst zu nehmen und entsprechend mit konkreten Maßnahmen auf
Verbesserungsvorschläge einzugehen.
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 7:
Trotz zusätzlicher Zeitinvestitionen auf Seiten der Künstler werden die Fortbildungen von diesen grundsätzlich
positiv bewertet. Eine stabile Mehrheit (71%) erachtet sie als hilfreich für die eigene Projektpraxis und schätzt
die Möglichkeit, Rückmeldung zur Programmpraxis an die Verantwortlichen des Programms weiterzugeben.
Inhaltlich überzeugt vor allem der kollegiale Austausch, wobei auch pädagogische, organisatorische und
künstlerische Aspekte in den Fortbildungen eine wichtige Rolle spielen. Bevorzugte Themenschwerpunkte der
Künstler in den Fortbildungen variieren abhängig von der Sparte, weshalb sich die spartenspezifische
Bündelung der Seminare als sinnvoll erweist.
Kontinuierliche Veränderung und der Ausbau des Fortbildungsangebots im Sinne der Anregungen und
Rückmeldungen der Künstler, wie dies in den vorangegangenen Jahren geschehen ist, sorgen für eine hohe
Akzeptanz der Fortbildungsangebote und damit einhergehend des Landesprogramms.
Für den weiteren Ausbau von Netzwerken zwischen den Künstlern des Landesprogramms, Schulen und
anderen kulturellen Akteuren empfiehlt sich eine spartenspezifische und regional strukturierte Verankerung
der Fortbildungsangebote.
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inder
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gra
mm
8
103
8. Resonanz der Eltern und Kinder auf das Landesprogramm
Die Schulen und Künstler im Landesprogramm wurden in allen Förderjahren nach ihrer Einschätzung der
Elternakzeptanz befragt. Im Vergleich zu der Bewertung anderer Aspekte, wie des Profits für die Schüler oder
die Zusammenarbeit der Schulen mit den Künstlern, schnitt dabei die geschätzte Elternakzeptanz immer
deutlich schlechter ab. Wie aus folgender Übersicht hervorgeht, trifft dies vor allem auf die Künstler zu, die die
Elternakzeptanz deutlich schlechter einschätzen als die Schulleiter.
Übersicht 92: Durchschnittliche Bewertung der Elternakzeptanz von Seiten der Schulen und der Künstler im Förderzeitraum differenziert nach Förderjahr (1= Sehr zufrieden; 5= Sehr unzufrieden)
ZfKf 2010
Bei der Elternakzeptanz kann beobachtet werden, dass diese, wie vorausgehend schon in Kapitel 3 dargestellt,
nach Meinung der Schulleiter und Künstler mit der Schulform differiert. Künstler, die an Gymnasien tätig sind,
schätzen die Elternakzeptanz am positivsten ein (2,54), die Schulleiter die Elternakzeptanz an Grundschulen. An
den Hauptschulen wird die Elternakzeptanz von Schulleitern (1,92) und Künstlern (3,51) im Vergleich am
schlechtesten bewertet, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 93: Durchschnittliche Bewertung der Elternakzeptanz von Seiten der Schulleiter und Künstler im Förderzeitraum von 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Schulform (1= Sehr zufrieden; 5= Sehr unzufrieden)
ZfKf 2010
1,54
2,86
1,68
2,87
1,65
2,90
1,64
2,88
1 2 3 4 5
Schulleiter
Künstler
Schulleiter
Künstler
Schulleiter
Künstler
Schulleiter
Künstler
20
06
/07
20
07
/08
20
08
/09
Ges
amt
Sehr zufrieden Teils-teils Sehr unzufrieden
1,64
2,88
1,72
2,97
1,68
2,54
1,55
2,76
1,67
3,11
1,74
3,23
1,65
3,30
1,92
3,51
1 2 3 4 5
Schulleiter
Künstler
Ges
amt
HauptschuleGesamtschuleFörderschuleRealschuleGrundschuleGymnasiumSonstige SchulenInsgesamt
Sehr zufrieden Sehr unzufriedenTeils-teils
Schulform
Resonanz d
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Elt
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und K
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auf
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gra
mm
8
104
Aufgrund der teils schlechten und sehr unterschiedlichen Einschätzung der Elternakzeptanz durch Schulen und
Künstler wurden in der Evaluation zwei Elternbefragungen durchgeführt, wobei die zweite Elternbefragung
anhand eines kombinierten Eltern-/Kind-Fragebogen stattfand, den das ZfKf für die Befragung von jungen
Zielgruppen entwickelt hat. Die erste Elternbefragung wurde im ersten Förderjahr stichpunktartig an zehn
ausgewählten Schulen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Schulformen und Standorte durchgeführt.
Dabei wurde die Resonanz und der Informationsstand der Eltern in Bezug auf das Landesprogramm ermittelt.
Nach den Ergebnissen dieser Befragung waren 98% der Eltern, die eine Rückmeldung zum Landesprogramm
gaben, über die Existenz des Künstlerprojekts informiert. Mehr als drei Viertel der Eltern erhielten von ihren
Kindern eine Rückmeldung, dass ein entsprechendes Projekt an der Schule durchgeführt wird, etwa die Hälfte
der Eltern wurde zudem vom Klassenlehrer informiert (51%).
Übersicht 94: Personen, die die Eltern über das Künstlerprojekt in der Schule informiert haben, im Förderjahr 2006/07 (n=172) (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
Zur Elternresonanz auf das Kunstprojekt
In einer wesentlich umfangreicheren Erhebung im Jahr 2009 wurden an 100 ausgewählten Grundschulen Eltern
und Kinder gemeinsam zum durchgeführten Kunstprojekt im Rahmen des Landesprogramms befragt. Da es
schwierig ist, jüngere Kinder in größere Befragungen einzubinden – Befragungen im Klassenverband schaffen
oftmals „peer-group-Effekte“ – wurden die Eltern im Rahmen der schriftlichen Evaluation gebeten, die Kinder
nach Aspekten zu befragen, die ihnen besonders gut und die ihnen nicht gefallen hatten und die Antworten
wortgetreu auf dem Fragebogen zu notieren. Die Rückmeldungen der Kinder auf das Projekt und den
durchführenden Künstler waren insgesamt sehr positiv. 65% der Kinder äußerten sich „sehr zufrieden“ mit
ihrem Kunstprojekt, ebenfalls „sehr zufrieden“ damit waren 54% der Eltern.
2%
2%
5%
13%
51%
77%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Sonstige
Niemand
Künstler
Schulleitung
(Klassen-) Lehrer
Meine Tochter / mein Sohn
Resonanz d
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und K
inder
auf
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gra
mm
8
105
Übersicht 95: Zufriedenheit der Eltern (n=707) bzw. Kinder (n=707) mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms 2008/09
ZfKf 2010
Die Bewertung des Kunstprojekts durch die Eltern, so belegen die ermittelten Daten, steht in engem
Zusammenhang mit der Zufriedenheit der Kinder. So sind beispielsweise 90% der Eltern „sehr zufrieden“, wenn
ihre Kinder dies auch sind. Die Eltern machen also ihre Bewertungen vorwiegend von den Bewertungen und
Erzählungen ihrer Kinder abhängig.
Neben der Zufriedenheit der eigenen Kinder beeinflusst auch der Besuch einer Abschlusspräsentation das
positive Urteil zum Landesprogramm. Sind 62% der Eltern, die eine Abschlussveranstaltung besucht haben,
sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt, liegt dieser Anteil bei Eltern ohne Abschlussveranstaltungsbesuch bei
32%. 68% der Eltern nutzten die Gelegenheit, die Aufführung bzw. Abschlusspräsentation ihres Kindes zu
besuchen. In der ersten Elternbefragung lag der Anteil der Eltern, die die Abschlussveranstaltung besuchten,
noch bei 72%. Von diesen beurteilen 26% die Abschlussveranstaltung als sehr gut, 23% als gut. Nur 2% waren
einigermaßen zufrieden mit der Abschlussveranstaltung, knapp 50% machten dazu keine Angabe.
Übersicht 96: Kenntnis und Besuch einer Abschlusspräsentation von Seiten der Eltern (n=707) (Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
0%
0%
5%
34%
54%
0%
0%
5%
27%
65%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
völlig unzufrieden
nicht zufrieden
Teils/teils
zufrieden
sehr zufrieden
Kind Eltern
74%
68%
17%
9%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Kenntnis von einer Abschlussveranstaltung
Abschlussveranstaltung wurde/wird besucht
Es gab/gibt keine Abschlussveranstaltung
k.A.
Resonanz d
er
Elt
ern
und K
inder
auf
das L
andespro
gra
mm
8
106
Das Interesse der Eltern, die Abschlussveranstaltung eines Kunstprojekts zu besuchen, ist größer bei Eltern, die
ihre Kinder auch privat künstlerisch fördern.
Übersicht 97: Besuch der Abschlussveranstaltung durch die Eltern differenziert nach privater Förderung der eigenen Kinder in der kulturellen Bildung (n=707)
ZfKf 2010
Überraschend können im Kontext des Bildungshintergrunds der Eltern69
keine wesentlichen Unterschiede bei
der Bewertung der Kunstprojekte beobachtet werden. 91% der Eltern mit hohem und 92% der Eltern mit
niedrigem Bildungsabschluss sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms.
Übersicht 98: Zufriedenheit der Eltern mit dem Kunstprojekt differenziert nach Schulbildung (n=516)
ZfKf 2010
Ein Migrationshintergrund der Eltern spielt bei der Bewertung der Zufriedenheit mit dem Kunstprojekt ihrer
Kinder nach dem Ergebnis der Befragung ebenfalls keine wesentliche Rolle. Bei der Erhebung des
Migrationshintergrunds des Elternhauses gaben 66% keinen und 37% der Befragten einen
Migrationshintergrund an. Lediglich 2% machten keine Angabe. Eltern ohne Migrationshintergrund äußerten
69
Unter niedriger Bildung werden hier Personen zusammengefasst, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, unter hoher Schulbildung Personen mit Abitur. Bei der Erhebung des Bildungsabschlusses machten von 707 befragten Eltern 27% keine Angabe. 14% der Befragten gaben einen niedrigen, 36% einen mittleren und 23% einen hohen Bildungsabschluss an.
50%
26%
24%
Besuch der Abschlussveranstaltung
JaNeinGeplant
Private künstlerische Förderung ...
26%
48%
26%
Kein Besuch der Abschlussveranstaltung
JaNeinGeplant
Private künstlerische Förderung ...
0%
0%
1%
5%
5%
7%
39%
37%
34%
53%
55%
57%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
niedriger Bildungsabschluss
mittlerer Bildungsabschluss
hoher Bildungsabschluss
sehr zufrieden
zufrieden
Teils/teils
nicht zufrieden
völlig unzufrieden
Resonanz d
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Elt
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auf
das L
andespro
gra
mm
8
107
sich zu 56%, Eltern mit Migrationshintergrund zu 54% als mit dem Kunstprojekt ihrer Kinder „sehr zufrieden“.
Punktuell etwas positiver äußerten sich Kinder mit Migrationshintergrund mit einem Anteil von 69% als „sehr
zufrieden“ im Vergleich zu den Kindern ohne Migrationshintergrund (66%).
Zur Resonanz der Grundschulkinder auf die Kunstprojekte
Die Eltern wurden gebeten, wie schon erwähnt, ihre Kinder zu fragen, was ihnen a) besonders gut und b) nicht
so sehr am Kunstprojekt gefallen hat und die Kommentare möglichst wortgenau aufzuschreiben. Diesem
Wunsch nach Feedback wurde von einer überwältigenden Mehrheit der Kinder und Eltern entsprochen: Bei der
Frage, was den Kindern gefallen habe, machten lediglich 5% keine Angabe. Am häufigsten wurde von den
Kindern das Erlebnis, „künstlerisch tätig zu sein“ hervorgehoben.
Übersicht 99: Aspekte, die den Kindern im Rahmen des Kunstprojekts sehr gut gefallen haben (Mehrfachnennungen möglich) (n=707)
ZfKf 2010
Das nicht weiter ausdifferenzierte „Alles gut“ wurde am zweithäufigsten genannt. Die „Selbstbestätigung bei
der Abschlussveranstaltung“ wird von den Kindern mit 14% an dritter Stelle angeführt. Das Erlebnis, „dass wir
auf einer echten Bühne aufgetreten sind“ und „der Auftritt vor Publikum und der Applaus“ wird hier von vielen
Kindern besonders hervorgehoben.
Neben der Selbstbestätigung, die die Kinder im Rahmen einer Aufführung gewinnen konnten, ist die
Begeisterung auch stark an die „Persönlichkeit des Künstlers“ gebunden: „…die Kursleiterin war super…" und
ähnliche Aussagen unterstreichen mit anteilig 14% die positive Beziehung zur Person des Künstlers.
Das sich Ausprobieren bzw. „Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien oder an ungewöhnlichen Orten“ wird
ebenfalls häufiger von den Kindern explizit hervorgehoben (12%), sowie das selbstständige Experimentieren
mit und das Selbstbestimmen von künstlerischen Inhalten (5%). Kinder fanden gut, „dass man sich eine Szene
selbst ausdenken durfte“ oder „dass man selber Ideen einbringen konnte“. Diese Nennungen belegen auch,
dass die Kinder in den Kunstprojekten des Landesprogramms an der Freiheit des künstlerischen Prozesses
beteiligt wurden.
Wie sieht es nun mit den negativ erlebten Momenten der Kinder im Rahmen der Kunstprojekte aus? 61% der
Kinder machten hierzu keine Angabe. „Einzelne inhaltliche Aspekte“ in ihrem Kunstprojekt griffen 8% der
Kinder als weniger gut heraus. Unter diesem Punkt wurden ganz unterschiedliche Details aufgezählt, wie „das
Bärenkostüm war ein bisschen zu warm“ oder „dass der Gips so schwer zu verteilen war“. Unruhe, wie Lärm
5%
14%
2%
2%
4%
5%
7%
9%
12%
14%
14%
15%
18%
0% 5% 10% 15% 20%
keine Angabe
Sonstiges
Die Ausflüge
Geschichten hören
Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen
Inhalte selbst bestimmen
Arbeiten in der Gruppe
Viel gelernt
Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien/an anderen Orten
Persönlichkeit des Künstlers
Selbstbestätigung bei Abschlussveranstaltung
Alles gut
Künstlerisch tätig sein
Kinder fanden gut…
Resonanz d
er
Elt
ern
und K
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auf
das L
andespro
gra
mm
8
108
und andere Störungen, wurden von den Kindern ebenfalls hin und wieder genannt (8%). Zeitliche
Rahmenbedingungen wurden von 7% der Kinder als Problem angesehen. Ein Aspekt, der hier beispielsweise
genannt wurde, waren lange Wartezeiten im Rahmen des Projekts. Probleme mit dem Künstler führten 4% der
Kinder an.
Übersicht 100: Aspekte, die den Kindern im Rahmen des Kunstprojekts nicht gefallen haben (Mehrfachnennungen möglich) (n=707)
ZfKf 2010
In Bezug auf den Bildungshintergrund des Elternhauses können in Anlehnung an die Eltern bei den Kindern
keine Unterschiede beobachtet werden. 91% der Kinder, deren Eltern eine hohe Schulbildung haben, und 95%
der Kinder von Eltern mit niedrigen Schulabschlüssen waren „zufrieden“ bzw. „sehr zufrieden“ mit dem
Kunstprojekt des Landesprogramms. Wohl aber fällt auf, dass die Aspekte, die die Kinder im Rahmen des
Kunstprojekts besonders positiv erlebten, sich vor dem Bildungshintergrund der Eltern teils unterscheiden, wie
dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 101: Aspekte, die die Kinder im Rahmen des Kunstprojekts besonders positiv hervorheben, differenziert nach Schulbildung der Eltern (Mehrfachnennung möglich) (n=707)
ZfKf 2010
65%
3%
1%
1%
1%
3%
4%
7%
8%
8%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
keine Angabe
Sonstiges
Räumlichkeiten
Projektinhalt/Thema gesamt
Arbeiten nach Vorgabe
Viel Aufwand
Probleme mit Künstler
Zeitliche Rahmenbedingungen
Störungen, Unruhe etc.
Einzelne inhaltliche Aspekte
Kinder fanden nicht gut
4%
9%
2%
5%
4%
8%
10%
1%
17%
10%
17%
16%
9%
3%
13%
1%
1%
2%
2%
5%
7%
9%
14%
15%
19%
22%
0% 5% 10% 15% 20% 25%
keine Angabe
Sonstiges
Die Ausflüge
Verkleiden/in andere Rollen schlüpfen
Inhalte selbst bestimmen
Arbeiten in der Gruppe
Viel gelernt
Geschichten hören
Persönlichkeit des Künstlers
Arbeiten mit ungewöhnlichen …
Selbstbestätigung bei Abschlussveranstaltung
Künstlerisch tätig sein
Alles gut
niedriger Bildungsabschluss mittlerer Bildungsabschluss hoher Bildungsabschluss
Resonanz d
er
Elt
ern
und K
inder
auf
das L
andespro
gra
mm
8
109
Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss mögen häufiger als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern
das „Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien/an anderen Orten“ (14%) und die künstlerische Tätigkeit an sich
(19%). Sie greifen auch wesentlich häufiger bei der Bewertung auf die undifferenzierte Beschreibung „alles gut“
(22%) zurück. Das „Geschichten hören“ (7%) findet bei Kindern aus bildungsfernen Schichten ebenfalls
besonderen Anklang. Kinder aus Elternhäusern mit hohem Bildungsabschluss schätzen besonders „die
Persönlichkeit des Künstlers“ (17%), das „Arbeiten in der Gruppe“ (8%), sowie das „Verkleiden/in andere Rollen
schlüpfen“ (5%). Auch sind sie häufiger als andere Kinder der Meinung, dass sie „viel gelernt“ haben (10%) und
genießen stärker noch Selbstbestätigung durch die Präsentation vor Publikum (17%).
Kinder, die privat künstlerisch gefördert werden, sind deutlich häufiger „sehr zufrieden“ (72%) mit dem
Kunstprojekt des Landesprogramms als Kinder ohne private Förderung (56%). Sehr positiv urteilen auch die
Kinder (72%), deren Eltern sie, durch das Landesprogramm angeregt, künftig künstlerisch fördern wollen.
Übersicht 102: Zufriedenheit der Kinder mit dem Kunstprojekt des Landesprogramms differenziert nach privater künstlerischer Förderung (n=649)
ZfKf 2010
In Bezug auf die Vorerfahrung in der kulturellen Bildung zeigen sich von Seiten der Kinder auch in der
Beurteilung einzelner Elemente der Kunstprojekte teils deutliche Unterschiede. Bei Kindern, die bereits privat
künstlerisch gefördert werden, steht die „Persönlichkeit des Künstlers“ mit 21% an erster Stelle. Für Kinder, die
privat nicht künstlerisch gefördert werden, steht an erster Stelle „alles gut“ (19%). Es ist anzunehmen, dass
Kinder ohne künstlerische Vorerfahrung sich nicht zutrauen, differenzierte Angaben zum Kunstprojekt zu
machen, da sie sich hier nicht kompetent fühlen. Dafür betonen Kinder ohne Erfahrung viel stärker den Aspekt,
überhaupt einmal künstlerisch tätig zu sein.
Im Vergleich heben Kinder, die in der Freizeit künstlerisch gefördert werden, viel häufiger die positive
Bestätigung durch eine Abschlussveranstaltung hervor als Kinder ohne eine solche Förderung. Diese
unterschiedliche Bewertung ist insofern nachvollziehbar, als dass Kinder ohne künstlerische Vorerfahrung
vermutlich bei einer öffentlichen Präsentation viel ängstlicher sind, da sie gegebenenfalls weniger Zutrauen in
ihre künstlerischen Fähigkeiten haben als künstlerisch erfahrene Kinder. Besonders selten werden speziell von
Grundschulkindern mit Migrationshintergrund die Erfahrungen auf der Bühne positiv hervorgehoben. Hier wird
die kulturpädagogische Verantwortung deutlich, Kindern ohne künstlerische Erfahrung und mit möglichen
Sprachbarrieren das nötige Selbstvertrauen in das eigene künstlerische Ausdrucksvermögen zu vermitteln.
Grundsätzlich sind die Ergebnisse sehr spannend, zeigen sie doch, dass Grundschulkinder aus
unterschiedlichsten Kontexten und mit unterschiedlichen Vorerfahrungen die Kunstprojekte gleichermaßen
5%
2%
9%
23%
26%
35%
72%
72%
56%
0% 20% 40% 60% 80%
Kinder, die von ihren Eltern nicht gefördert werden
Kinder, die von ihren Eltern künftig privat gefördert werden
Kinder, die von ihren Eltern privat gefördert werden
sehr zufrieden
zufrieden
teils-teils
nicht zufrieden
völlig unzufrieden
Resonanz d
er
Elt
ern
und K
inder
auf
das L
andespro
gra
mm
8
110
positiv erleben, sich in der Begeisterung jedoch auf unterschiedliche Bereiche fokussieren. Diejenigen, die
bereits privat ein kulturelles Bildungsangebot besuchen, setzen sich vor allem mit der Person und Begegnung
mit dem Künstler auseinander und genießen den Erfolg, ihr künstlerisches Ausdrucksvermögen vor Publikum zu
präsentieren. Kinder ohne diese Erfahrung genießen vor allem das Erlebnis, erstmals künstlerisch aktiv zu sein.
Gestaltungswünsche der Eltern zur kulturellen Bildung in der Schule
Groß ist auch der Wunsch der Eltern nach weiteren künstlerischen Projekten im Schulalltag. 93% der Eltern sind
der Meinung, dass Projekte dieser Art gefördert werden sollten. Die Hälfte der Eltern wünscht sich jedes
Schuljahr Kunstprojekte zu verschiedenen Sparten und ein weiteres Drittel ein Kunstprojekt pro Schuljahr.
Genauso hoch fällt der Zuspruch der Kinder aus.
Übersicht 103: Wunsch der Eltern (n=707) bzw. Kinder (n=707) nach Häufigkeit von Kunstprojekten in der Schule
ZfKf 2010
Bei der Frage, in welchem Bereich sich die Eltern noch mehr künstlerische Projekte wünschen würden,
präferieren die Befragten die Sparten Tanz, Theater und Musik. Auch Film/Fotografieren wurde häufig genannt.
Übersicht 104: Spartenwünsche der Eltern im Förderjahr 2006/07 für Kunstprojekte in der Schule (Mehrfachnennungen möglich) (n=172)
ZfKf 2010
48%
35%
9%
1%
6%
50%
34%
8%
1%
7%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Jedes Schuljahr Kunstprojekte zu verschiedenen Sparten
Ein Kunstprojekt pro Schuljahr
Ein Kunstprojekt in der Grundschulausbildung
Kein Kunstprojekt in der Grundschule
k.A.
Nach Meinung der Eltern Nach Meinung der Kinder
1%
2%
22%
26%
38%
41%
42%
45%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%
k.A.
Sonstiges
Bildhauerei/Malerei
Literatur
Film/Fotografieren
Musik
Theater
Tanz Projektwünsche
Resonanz d
er
Elt
ern
und K
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auf
das L
andespro
gra
mm
8
111
Erstaunlich gering ist das Interesse der befragten Eltern an Literaturprojekten und vor allem an Projekten der
Sparte Bildende Kunst. Man könnte vermuten, dass die Eltern die beiden letztgenannten Sparten deshalb
vernachlässigen, weil sie davon ausgehen, dass im Kunstunterricht genug künstlerisch-kreative Arbeit geleistet
und die Beschäftigung mit der Literatur im Deutschunterricht ausreichend thematisiert wird. Dass dennoch
viele Eltern den Wunsch nach Musikprojekten äußern, obwohl Musik ebenfalls als eigenes Unterrichtsfach im
Schulalltag präsent ist, könnte auf die gängige Praxis des Musikunterrichts in Deutschland zurückgeführt
werden, die das aktive Musizieren nicht in den Vordergrund stellt.
Zu den Impulsen und Transfereffekten des Landesprogramms auf die Eltern
Welche Impulse des Landesprogramms kommen bei Eltern und Kindern an? Werden Eltern durch das
Landesprogramm angeregt, ihre Kinder künftig auch privat künstlerisch zu fördern? 23% der befragten Eltern
geben an, dass sie angeregt durch das Landesprogramm ihre Kinder künftig privat künstlerisch fördern wollen.
Geht man von einer Repräsentativität dieser Zahl aus, so würde das bezogen auf die in den vier Förderjahren
bisher geförderten 94.000 Kinder bedeuten, dass 21.620 Kinder dank des Impulses des Landesprogramms
erstmals von ihren Eltern bei der Aufnahme künstlerischer Aktivitäten in der Freizeit unterstützt werden.
Übersicht 105: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm Kultur und Schule im Förderjahr 2008/09 (n = 707)
ZfKf 2010
Bei einer Hochrechnung der ermittelten Werte stellt sich die Frage nach der Repräsentativität der
Elternerhebung. Da der Rücklauf aufgrund des Zwischenvermittlers Schule, die die Fragebögen an die Eltern
weiterleitete, nicht ordentlich nachgehalten werden konnte, werden im Folgenden einige Merkmale der
antwortenden Eltern mit der Verteilung in der Gesamtbevölkerung verglichen. Es ist natürlich grundsätzlich
nicht auszuschließen, dass hier vor allem Eltern geantwortet haben, die offen für kulturelle Bildung sind und
damit einhergehend einen höheren Bildungsstand haben. Betrachtet man in diesem Kontext die Schulbildung
der Eltern, die in der Erhebung auch eine Angabe zum eigenen Schulabschluss gemacht haben, im Vergleich zur
Bevölkerung in NRW allgemein, wird zunächst in der Tat deutlich, dass vorwiegend Eltern mit mittlerer oder
hoher Schulbildung geantwortet haben. Ein Viertel der Eltern machte allerdings keine Angaben zum
Schulabschluss. Dabei fällt auf, dass der Anteil fehlender Angaben ziemlich genau der Differenz zur
repräsentativen Verteilung der Eltern mit niedriger Schulbildung in NRW entspricht. Es kann vermutet werden,
dass Personen mit einem niedrigen Schulabschluss die Frage nach der Schulbildung aus persönlichen Gründen
eher verweigerten als solche mit einer mittleren oder hohen, und dass der Anteil der Eltern mit einem
38%
23%
31%
9%fördern ihre Kinder schon privat
wollen ihre Kinder künftig privat fördern
wollen ihre Kinder privat nicht fördern
k.A.
Eltern...
Resonanz d
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Elt
ern
und K
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auf
das L
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mm
8
112
niedrigen Schulabschluss an der Elternbefragung real höher ist und der repräsentativen Verteilung doch
weitgehend entspricht.
Übersicht 106: Schulbildung der Eltern, die sich an der Befragung beteiligt haben, und Schulbildung der Bevölkerung in NRW
ZfKf 2010
Ein weiteres Merkmal, das die Repräsentativität der Rückmeldungen einzuschätzen hilft, ist die private
künstlerische Förderung der Kinder. Ein Vergleich der Fördertätigkeit der Eltern, die im Rahmen des
Landesprogramms erfasst wurden, mit der der Eltern bundesweit zeigt eine nahezu identische Verteilung70
:
38% der Eltern, die im Landesprogramm geantwortet haben, fördern ihre Kinder im künstlerischen Bereich
privat. 37% der Eltern in der bundesweiten Befragung geben für die private Förderung ihrer Kinder im Bereich
Kulturelle Bildung finanzielle Mittel aus.71
Diese Vergleiche legen nahe, dass die Rückmeldung der Eltern im
Landesprogramm bezogen auf die Merkmale Bildung und Kulturinteresse weitgehend repräsentativ verteilt
sind.
Für eine Einschätzung der Impulswirkung des Landesprogramms auf die Eltern stellt sich dabei die spannende
Frage: Können im Rahmen des Landesprogramms auch die Elternhäuser angeregt werden, in die kulturelle
Bildung ihrer Kinder zu investieren, die dies aufgrund ihrer sozialen Herkunft eher nicht tun? Wie die Pisa-
Studie72
und das 1. Jugend-KulturBarometer unterstreichen, besteht ein starker Zusammenhang zwischen dem
Bildungsniveau der Eltern und der privaten Förderung der Kinder im Bereich der Kulturellen Bildung wie auch
der Bildung allgemein. Die vorliegenden Daten bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der eben genannten
Studien: Im Vergleich fördern 68% der im Rahmen des Landesprogramms befragten Eltern mit hoher
Schulbildung ihre Kinder künstlerisch privat, gegenüber lediglich 17% der Eltern mit niedrigem
Bildungsabschluss. Immerhin ein Drittel der Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss will jedoch, angeregt durch
das Kunstprojekt des Landesprogramms, das eigene Kind künftig privat künstlerisch fördern (34%). Dies
unterstreicht die positive Bilanz des Landesprogramms. Rechnet man dies auf die Gesamtzahl der erreichten
Teilnehmer hoch, so wurden in den vier Förderjahren mindestens 13.160 Kinder aus bildungsfernen
70
Dieser bundesweite Anteil an Eltern, die ihre Kinder kulturell fördern, wurde über eine repräsentative Elternbefragung im Rahmen des Jugend-KulturBarometers erfasst. Vgl.: Susanne Keuchel; Andreas Wiesand (Hg.): Das 1. Jugend-KulturBarometer: „Zwischen Eminem und Picasso…“ Bonn. 2006.
71 Ebd. S.80
72 M. Prenzel u. a. (Hrsg.): PISA 2006. Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie. Münster u.a. 2007.
19%
14%
42%
50%
36%33%
31%
23% 24%27%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Elternbefragung ohne k.A. Elternbefragung mit k.A. Bevölkerung in NRW
NiedrigMittelHochk.A
Bildungsstand
Resonanz d
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und K
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auf
das L
andespro
gra
mm
8
113
Elternhäusern erreicht73
, für knapp 4.500 dieser Kinder wurde eine künftige private Förderung künstlerischer
Aktivitäten über das Elternhaus angeregt.
Übersicht 107: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Bildungsabschluss (n=707)
ZfKf 2010
Kann das Landesprogramm Kultur und Schule auch die Elternhäuser aus dem Migrantenmilieu erreichen? Das
Landesprogramm kann auch hier erfolgreiche Impulse nachweisen. Gut ein Drittel der Eltern mit
Migrationshintergrund wollen ihr Kind angeregt durch das Landesprogramm erstmals künstlerisch fördern, wie
dies auch folgende Übersicht veranschaulicht.
Übersicht 108: Einstellung der Eltern zur privaten künstlerischen Förderung ihrer Kinder nach der Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Migrationshintergrund der Eltern (n=707)
ZfKf 2010
73
Geht man davon aus, dass sich unter den 27% der Eltern, die keine Angabe zu ihrer Schulbildung im Rahmen der Elternbefragung machten, ein weiterer Anteil an Eltern mit niedriger Schulbildung befindet, ist der Anteil erreichter Kinder aus bildungsfernen Familien sogar noch deutlich größer.
17%
31%
49%
15%
28%
34%
68%
42%
17%
0% 20% 40% 60% 80%
hoher Bildungsabschluss
mittlerer Bildungsabschluss
niedriger Bildungsabschluss
privat nicht fördern
künftig privat fördern wollen
schon privat fördern
Eltern, die ihre Kinder...
19%
32%
50%
52%
21%
27%
0% 20% 40% 60%
Eltern, die ihre Kinder schon privat fördern
Eltern, die ihre Kinder künftig privat fördern wollen
Eltern, die ihre Kinder privat nicht fördern
Ohne Migrationshintergrund Mit Migrationshintergrund
Resonanz d
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und K
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auf
das L
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gra
mm
8
114
Die Teilnahme am Kunstprojekt des Landesprogramms kann also eine Hebelfunktion entwickeln, die sich noch
verstärkt, wenn die Eltern eine Abschlussveranstaltung ihres Kindes besuchen und das Kind selbst mit großer
Begeisterung am Kunstprojekt teilgenommen hat.
Beachtet man die Analyse des Jugend-KulturBarometers, wonach über freiwillige schulische AGs am
Nachmittag nur 3% der jungen Leute angesprochen werden74
, die nicht schon mit anderen Partnern
künstlerisch aktiv gewesen sind, ist die Tatsache ein hervorzuhebender Erfolg, dass 23% der vom
Landesprogramm erreichten Kinder durch das Kunstprojekt erstmals motiviert wurden, künftig in der Freizeit
künstlerisch-kreativ zu sein. Bezogen auf die Kinder, die vorher noch nicht künstlerisch aktiv waren, erreichte
das Landesprogramm sogar einen Anteil von 54%.
Es können also über das NRW Landesprogramm Kultur und Schule sehr wohl auch Elterngruppen erreicht und
für die kulturelle Bildung ihrer Kinder motiviert werden, die dies bisher nicht waren. Auslöser ist hier vielfach
die Begeisterung der Kinder im Kontext der gesammelten künstlerischen Erfahrungen, wie dies exemplarisch
auch die enthusiastischen Worte des Schülers Tim zum Projekt “Kunst ohne Grenzen“ veranschaulichen:
“Ich fand das total cool [...]“
Grundschüler Tim zum Projekt "Kunst ohne Grenzen"
Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 8
Fast alle befragten Eltern (88%) und Kinder (92%) sind zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem Kunstprojekt
des Landesprogramms. Dabei steigt der Anteil der sehr zufriedenen Eltern, wenn diese eine
Abschlusspräsentation besucht haben und wenn die Kinder ebenfalls mit dem Kunstprojekt sehr zufrieden
sind.
Schulbildung und Herkunft der Eltern haben keinen Einfluss auf die Zufriedenheit der Eltern und Kinder mit
dem Kunstprojekt des Landesprogramms.
Kinder aus bildungsnahen Kontexten und mit Erfahrung im Bereich der Kulturellen Bildung schätzen vor allem
die Möglichkeit der Selbstbestätigung bei einer Abschlusspräsentation und die Persönlichkeit des Künstlers,
während Kinder aus bildungsfernen Kontexten und mit wenig oder keiner Erfahrung im Bereich der Kulturellen
Bildung das Erlebnis, erstmals künstlerisch tätig zu sein, genießen.
Das künstlerische Selbstvertrauen von Kindern aus kulturfernen Milieus und mit möglichen Sprachbarrieren
muss im Rahmen der kulturpädagogischen Vermittlung besonders gestärkt werden.
Die Mehrzahl der Eltern (93%) und der Kinder (92%) wünscht sich mindestens ein Kunstprojekt pro Schuljahr.
Dabei stehen die Sparten Tanz, Theater, Musik und Film/Fotografie an vorderster Stelle.
Das Landesprogramm erfüllt auch für Eltern eine wichtige Impulsfunktion. So wurden 23% der Eltern durch
das NRW Landesprogramm Kultur und Schule erstmals motiviert, künftig die eigenen Kinder in der Freizeit
privat künstlerisch-kreativ zu fördern. Darunter fanden sich auch 19% Eltern mit niedriger Schulbildung.
74
Susanne Keuchel: Das 1. Jugend-KulturBarometer. a.a.O. S.49
Welc
he I
mpuls
e e
ntw
ickelt
das L
andespro
gra
mm
für
die
Schule
n?
9
115
9. Welche Impulse entwickelt das Landesprogramm für die Schulen?
Hat sich mit dem Landesprogramm auch die Wertigkeit von Kunst und Kultur an Schulen verändert? Sind
Veränderungen des „Klimas“ an den Schulen messbar, die vorher keine Projekte durchgeführt haben? Bei der
Beantwortung dieser Fragen gilt es zunächst, die unterschiedlichen Traditionen und Erfahrungen im
Engagement für kulturelle Bildung bei den jeweiligen Schulformen zu berücksichtigen. War das
Landesprogramm Impulsgeber bei der Partnerschaft der Schulen mit außerschulischen Partnern in der
kulturellen Bildung? Oder bestanden schon vorher Kooperationen mit Künstlern und kulturellen
Bildungseinrichtungen bei der Realisierung künstlerischer Projekte?
Übersicht 109: Frühere Kooperationen der Schulen, die bis einschließlich 2008/2009 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit außerschulischen Partnern bei künstlerischen Projekten vor Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Schulform (n=1.151)
75
ZfKf 2010
Vor allem die Gesamtschulen haben sehr viel Erfahrung mit außerschulischen Kooperationen in der kulturellen
Bildung (87%) gesammelt, wie dies vorausgehende Übersicht verdeutlicht. Dies verwundert wenig, praktizieren
doch die integrierten Gesamtschulen seit den 70er Jahren eine stärkere Öffnung nach außen.76
Haupt- und
Realschulen weisen dagegen kaum außerschulische Partnerschaften auf. Überraschen mag die relativ
ausgeprägte Erfahrung von Berufsschulen mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern. Aufgrund der
geringen Fallzahl der befragten Berufsschulen sollte das Ergebnis jedoch nicht überbewertet werden. Die
meisten Gymnasien sind ebenfalls aktiv in der Koordinierung von künstlerischen Projekten mit
außerschulischen Partnern. Traditionell spricht man diesen Schulen eine größere Nähe zur kulturellen Bildung
zu.
Die Schulen mit Erfahrung in der Kooperation mit außerschulischen Partnern führen im Durchschnitt 1,5
Kooperationen pro Jahr durch. Die Grundschulen, von denen nur knapp über die Hälfte aller Schulen bisherige
Kooperationen realisiert haben, unternehmen, wenn sie in diesem Feld aktiv sind, durchschnittlich besonders
75
3% der Schulleiter in der abschließenden Schulleiterbefragung machten keine Angaben zur Erfahrung mit Kunskooperationen. 76
Klaus Jürgen Tillmann: Ganztagsschule: die richtige Antwort auf PISA? In: Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. a.a.O. S. 48
55%
43%
45%
55%
56%
63%
63%
87%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Gesamt
Realschule
Hauptschule
Grundschule
Förderschule
Berufsschule
Gymnasium
Gesamtschule
Erfa
hru
nge
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gra
mm
für
die
Schule
n?
9
116
viele Projekte (1,64) pro Jahr. Die Förderschulen, die in der Projektarbeit mit außerschulischen Partnern ähnlich
erfahren wie die Grundschulen sind, haben pro Jahr durchschnittlich deutlich weniger Projekte (1,19)
durchgeführt, wie dies folgende Übersicht verdeutlicht.
Übersicht 110: Durchschnittliche Anzahl der außerschulischen Kunstkooperationen pro Jahr bei den Schulen mit Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen differenziert nach Schulform (n=631)
ZfKf 2010
Künstler (68%) und eigene Lehrer sind am häufigsten Partner bei bisher bestehenden außerschulischen
Projekten im Bereich der kulturellen Bildung. Bei immerhin über einem Drittel aller außerschulischen
Kooperationsprojekte, die die Schulen bisher außerhalb des Landesprogramms durchgeführt haben, waren
auch Kultureinrichtungen beteiligt.
Übersicht 111: Anteil der Partner aus folgenden Personenkreisen, die sich bisher bei an den Schulen vor dem Landesprogramm durchgeführten außerschulischen Kunstkooperationen beteiligt haben (n=631, Mehrfachnennungen möglich)
ZfKf 2010
1,64
1,63
1,42
1,35
1,23
1,22
1,19
1,47
0 1 2
Grundschule
Gesamtschule
Gymnasium
Berufsschule
Realschule
Hauptschule
Förderschule
Schulen insgesamt
Du
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nit
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jäh
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he
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68%
59%
35%
22%
19%
13%
15%
0% 25% 50% 75% 100%
Künstler
Eigene Lehrer
Kulturinstitutionen
Kulturelle Bildungseinrichtungen
Kulturpädagogen
Eltern als Kulturvermittler
Sonstige
An
teil
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mm
für
die
Schule
n?
9
117
Impulse zu einem veränderten Stellenwert von Kunst und Kultur an Schulen
Wie beeinflusst die Teilnahme am Landesprogramm den Stellenwert von Kunst und Kultur an den geförderten
Schulen? Welche Schulen sind besonders empfänglich für den kulturellen Impuls, den sie mit der
Kunstkooperation erhalten? Die klimatischen Veränderungen an Schulen bezogen auf Kunst und Kultur fallen
sehr deutlich aus: Wie in der folgenden Übersicht dargestellt, heben über die Hälfte aller Schulleiter (57%)
hervor, dass der Stellenwert von Kunst und Kultur an ihrer Schule mit der Teilnahme am Landesprogramm
wichtiger geworden ist. Mehr als jede zweite Schule sieht den Erfolg ihrer Teilnahme am Landesprogramm,
neben dem Profit in der Förderung der einzelnen Schüler, auch in einer grundsätzlich veränderten Haltung zu
kultureller Bildung. 43% der Schulen sind der Meinung, dass der Stellenwert von kultureller Bildung gleich
geblieben ist.77
Übersicht 112: Auswirkung des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur an den Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden (n=1.151)
ZfKf 2010
Besonders deutlich unterstreichen Berufsschulen mit 81% die Verbesserung des Stellenwerts von Kunst und
Kultur an ihrer Schule. An Gymnasien fiel die Zustimmung zu der Frage, ob der „Stellenwert von Kunst/Kultur
wichtiger geworden“ sei, mit 38% dagegen deutlich geringer aus als an anderen Schulen.
Bei den Gymnasien ist zu vermuten, dass der Stellenwert von Kunst und Kultur schon vor Start des
Landesprogramms sehr hoch gewesen ist. Dies lässt zumindest die, mit anderen Schularten verglichen, hohe
Zahl an außerschulischen Partnerschaften bei der Realisierung von künstlerischen Projekten vermuten.
Hingegen besitzen Berufsschulen, an denen das Bildungsangebot in der Regel durch ein Berufsausbildungsziel
vorbestimmt ist, eine andere Ausgangskonstellation im Umgang mit Kunst und Kultur. So unterscheidet sich der
Einfluss des Landesprogramms auf die Schulen mit und ohne Projekterfahrung in der kulturellen Bildung in
Abhängigkeit von der Schulform. Besonders bei den Gesamtschulen, aber auch tendenziell bei den Realschulen
ist die impulsgebende Wirkung stärker, wenn noch keine Projekterfahrung mit außerschulischen kulturellen
Bildungspartnern vorhanden ist. Dagegen ist bei den Gymnasien ohne Erfahrungen mit außerschulischen
Kunstkooperationen nur eine geringe Auswirkung des Projekts des Landesprogramms auf den Stellenwert von
Kunst und Kultur zu beobachten. Hier ist zu vermuten, dass Kunst und Kultur aufgrund der Existenz von
77
Mögliche Verschlechterungen des Stellenwertes von Kunst und Kultur bewegen sich deutlich unter einem Prozent.
57%
38%
49%
57%
57%
65%
66%
81%
43%
62%
51%
43%
42%
35%
34%
19%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Schulen insgesamt
Gymnasium
Realschule
Grundschule
Hauptschule
Förderschule
Gesamtschule
Berufsschule
ist gleich geblieben ist wichtiger geworden
Stellenwert von Kunst und Kultur...
Welc
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für
die
Schule
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9
118
Schulorchestern, Theater-AGs und anderen internen Schulangeboten an Gymnasien vielfach schon einen
höheren Stellenwert besitzen.
Übersicht 113: Auswirkungen des Landesprogramms auf den Stellenwert von Kunst und Kultur an den Schulen, die bis einschließlich 2008/09 vom Landesprogramm gefördert wurden, differenziert nach vorheriger Erfahrung mit außerschulischen kulturellen Bildungspartnern und Schulform (n=1.151)
ZfKf 2010
Bedeutet ein höherer Stellenwert auch aktives Engagement in der kulturellen Bildung?
Die Erhebungen weisen einen Zusammenhang zwischen dem veränderten Stellenwert von Kunst und Kultur
und der durch die Teilnahme am Landesprogramm angeregten, in Folge eigeninitiativ durchgeführten
Kunstprojekte auf: 55% der Schulen, die nach der Teilnahme Kunst und Kultur einen wichtigeren Stellenwert
beimessen, haben zum Zeitpunkt der Befragung bereits erneut ein Kunstprojekt unabhängig vom
Landesprogramm durchgeführt. Bei den Schulen, die keinen veränderten Stellenwert angeben, liegt der Anteil
lediglich bei 39%.
Wie groß ist nun der Anteil an Schulen insgesamt, die die Anregung des Landesprogramms aufgreifen und nach
Beendigung der Teilnahme weitere Kunstprojekte mit außerschulischen Partnern durchführen?
Fast die Hälfte der befragten Schulleiter, nämlich 45%, geben zum Zeitpunkt der Befragung an, angeregt durch
die erfolgreiche Teilnahme am Landesprogramm bereits weitere Kunstprojekte an ihrer Schule durchgeführt zu
haben; 78% der Schulen planen aufgrund dieser Anregung eine Durchführung weiterer Kunstprojekte.
Gesamt-, Förder- und Berufsschulen lassen sich mit rund 60% in besonderem Maße vom Landesprogramm zu
weiteren Kunstprojekten anregen. Zurückhaltender zeigen sich die Grund- und vor allem die Realschulen.
0% 25% 50% 75% 100%
mit Projekterfahrung
ohne Projekterfahrung
mit Projekterfahrung
ohne Projekterfahrung
mit Projekterfahrung
ohne Projekterfahrung
mit Projekterfahrung
ohne Projekterfahrung
Ges
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ist wichtiger geworden
ist gleich geblieben
Stellenwert von Kunst und Kultur...
Welc
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das L
andespro
gra
mm
für
die
Schule
n?
9
119
Übersicht 114: Anteil der Schulen, die angeregt durch das Landesprogramm weitere außerschulische Kunstkooperationen durchgeführt haben bzw. planen diese durchzuführen, differenziert nach Schulform (n=1.151)
ZfKf 2010
Eine Erklärung für die Realschulen könnte in der anfänglich geringen Beteiligung der Realschulen am
Landesprogramm liegen, die nach Auswertung der Projektanträge und mit Einführung der dezentralen
Jurierung ausgebaut werden konnte. Durch diesen Umstand bedingt, hatten die Realschulen möglicherweise
bis zum Zeitpunkt ihrer Befragung weniger Zeit zur Durchführung weiterer Projekte. Doch spielen vermutlich
tradierte Haltungen und Selbstverständnisse in Bezug auf die kulturelle Bildung an Realschulen ebenfalls eine
Rolle. Die Realschule sieht sich in ihrer Funktion vor allem als berufsvorbereitende Schule. Die
Nichtverwertbarkeit der Kunst steht für die Realschullehrer ggf. nicht in Einklang mit den eigentlichen
Vermittlungsaufgaben. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die offenere Haltung der Berufsschulen, die
möglicherweise Transfereffekte im Bereich der Schlüsselkompetenzen schätzen.
Übersicht 115: Anteil der Schulen ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen, die angeregt durch das Landesprogramm erstmals eigene Kunstprojekte durchgeführt haben bzw. planen, diese durchzuführen, differenziert nach Schulform (n=631)
ZfKf 2010
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Schulen insgesamt
Realschule
Grundschule
Gymnasium
Hauptschule
Berufsschule
Gesamtschule
Förderschule
angeregt und in Planung angeregt und bereits durchgeführt
37%
26%
33%
40%
41%
43%
58%
68%
70%
72%
66%
70%
65%
75%
83%
78%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Schulen insgesamt
Gymnasium
Grundschule
Berufsschule
Realschule
Hauptschule
Förderschule
Gesamtschule in Planungbereits durchgeführt
Weitere Kunstprojekte...
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Wie viele Schulen ohne vorherige Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen führen angeregt durch
ihre Teilnahme am Landesprogramm erstmals eigeninitiativ entsprechende Kooperationen durch? Wie in der
vorausgehenden Übersicht zu sehen, sind 37% der Schulen ohne Erfahrung mit Kunstkooperationen zu
weiteren Kunstprojekten animiert worden. 70% planen eine Durchführung weiterer Kunstprojekte.
Ausgezeichnet stellt sich die Umsetzungsquote bei den Gesamtschulen dar: Hatten gerade einmal 17% der
Gesamtschulen keine Erfahrung mit außerschulischen Partnern in Kunstkooperationen, so konnten von diesen
Schulen durch die Erfahrung des Landesprogramms zwei Drittel zur Durchführung eigenständiger
Kunstkooperationen motiviert werden. Ausschlaggebend für das im Vergleich zu anderen Schulformen
außergewöhnliche Engagement der Gesamtschulen in der kulturellen Bildung könnte die Öffnung dieser
Schulform nach außen sein. Anders fällt die Differenz bei Gymnasien ohne Erfahrung mit außerschulischen
Kunstkooperationen aus. Lediglich 26% der Gymnasien haben Folgeprojekte umgesetzt.
Resümierend kann der Impuls des Landesprogramms Kultur und Schule auf das Engagement der Schulen zur
kulturellen Bildung wie folgt festgehalten werden. 42% der geförderten Schulen, die keine Erfahrung mit
Kunstkooperationen hatten, also rund 1.080 von 2.579 geförderten Schulen78
, haben durch das
Landesprogramm Kultur und Schule erstmals Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen
gesammelt. 70% dieser 42% bzw. knapp 760 Schulen ohne Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen
wurden in Folge nach eigener Aussage zur Durchführung weiterer Kunstkooperationen in Eigeninitiative
angeregt. 37% der Schulen ohne Erfahrung, das sind 400 Schulen, hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung in
der Tat bereits Kunstprojekte durchgeführt.
Regionale Unterschiede bei der Durchführung weiterer Kunstprojekte an Schulen
Wie verteilen sich nun die impulsgebenden Momente im regionalen Vergleich? Bei den meisten Schulformen
nimmt mit der Größe des Standorts gemessen an der Einwohnerzahl auch der Anteil der Schulen mit
Erfahrungen mit außerschulischen Kunstkooperationen zu. Eine Ausnahme bilden nur die Gesamt- und
Grundschulen in den Städten über 100.000 Einwohner, welche anteilig etwas seltener Erfahrungen mit
außerschulischen Partnern in der kulturellen Bildung aufweisen.
Übersicht 116: Frühere Kooperationen der Schulen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 mit außerschulischen Partnern bei künstlerischen Projekten vor Teilnahme am Landesprogramm differenziert nach Schulform und Standortgröße (n=1.151)
ZfKf 2010
78
3% der Schulleiter in der abschließenden Schulleiterbefragung machten keine Angaben zur Erfahrung mit Kunskooperationen.
83%
40%
50%
50%
47%
44%
32%
48%
67%
20%
17%
36%
25%
30%
34%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Gesamtschule
Berufsschule
Gymnasium
Förderschule
Grundschule
Hauptschule
Realschule
Schulen insgesamt
100.000 und mehr50.000 bis unter 100.00015.000 bis unter 50.000unter 15.000Insgesamt
Einwohnerzahl des Standorts
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29% der Schulen in dörflichen Regionen mit unter 15.000 Einwohnern und ohne Erfahrung mit
außerschulischen Kunstkooperationen haben, angeregt durch ihre Teilnahme am Landesprogramm, bereits
weitere Kunstprojekte durchgeführt, 77% planen entsprechende Projekte. Bei Schulen ohne vorherige
Erfahrung in Regionen mit 15.000 bis 50.000 Einwohnern beträgt der Anteil der Schulen, die durch das
Landesprogramm angeregt bereits weitere Projekte durchgeführt haben, 37%, in Städten mit 50.000 bis
100.000 Einwohnern 39% und in Städten mit über 100.000 Einwohnern 44%, wie dies folgende Übersicht
verdeutlicht.
Übersicht 117: „Impulse“ durch das Landesprogramm zu künftigen außerschulischen Kunstkooperationen bei Schulen ohne entsprechende Vorerfahrungen im Förderzeitraum 2006/07 bis 2008/09 differenziert nach Einwohnerzahl des Standorts (n=631)
ZfKf 2010
Es entsteht der Eindruck, dass gerade in den größeren Städten, wo Schulen bereits ohnehin stark mit
außerschulischen Partnern kooperieren, der impulsgebende Effekt des Landesprogramms stärker wiegt. Es ist
jedoch zu beachten, dass der Anteil der kleinen Gemeinden zu Beginn des Landesprogramms niedriger war und
erst mit der dezentralen Jurierung anteilig gestiegen ist. Den Schulen aus diesen ländlichen Regionen stand
daher auch insgesamt weniger Zeit zur Verfügung, um Projekte umsetzen zu können. Betrachtet man nicht die
bereits durchgeführten, sondern auch die beabsichtigten Kunstprojekte als Anhaltspunkt für eine
impulsgebende Wirkung, so sind nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen im regionalen
Vergleich erkennbar.
77%
67% 68%
74%71%
29%
37% 38%44%
38%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
unter 15.000 15.000 bis unter 50.000
50.000 bis 100.000 über 100.000 Gesamt
in Planung bereits durchgeführt
Weitere Kunstprojekte durch das Landesprogramm angeregt...
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Auswirkungen der Kunstprojekte auf das Schulklima
Was sind die Gründe dafür, dass Schulen durch die Teilnahme am Landesprogramm angeregt wurden, weitere
Kunstprojekte durchzuführen? Etwa die Hälfte der Schulleiter unterstreicht die sehr positive Wirkung ihrer
Teilnahme am Landesprogramm auf das Schulklima, ein weiteres Drittel attestiert keinen sehr großen, aber
trotzdem einen messbaren Einfluss auf das Schulklima, wie dies die folgende Übersicht zeigt.
Übersicht 118: Positive Auswirkung der Kunstprojekte des Landesprogramms auf das Schulklima in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 nach Angaben der Schulleiterbefragung (n = 2.143)
ZfKf 2010
Förder- und Gesamtschulen unterstreichen anteilig stärker den sehr positiven Einfluss ihrer Teilnahme auf das
Schulklima. Dies korrespondiert mit den Ergebnissen zu den impulsgebenden Momenten des
Landesprogramms. Beide Schulformen wurden bisher besonders aktiv durch das Landesprogramm angeregt,
weitere außerschulische Kunstprojekte durchzuführen. Geht es jedoch generell um einen messbaren Einfluss
auf das Schulklima, so bescheinigen dies am ehesten die Hauptschulen: 88% der geförderten Hauptschulen sind
der Meinung, ihre Teilnahme am Landesprogramm habe eine positive Auswirkung auf ihr Schulklima gehabt.
Realschulen (38%) und Gymnasien (43%) sind seltener davon überzeugt, dass speziell das Landesprogramm
einen sehr positiven Einfluss auf ihr Schulklima hatte. Die Realschulen zeigen sich an verschiedenen Punkten
der Evaluation insgesamt skeptischer gegenüber der positiven Wirkung von Kunstprojekten. Währenddessen
sind viele Gymnasien schon vor der Teilnahme am Landesprogramm in der kulturellen Bildung aktiv gewesen,
wie dies die Ergebnisse der Evaluation aber beispielsweise auch das Jugend-KulturBarometer79
zeigen, und
bescheinigen ggf. daher dem Landesprogramm anteilig einen weniger positiven Einfluss.
Wie zufrieden sind die Schulen allgemein mit dem Landesprogramm Kultur und Schule? Wie in der folgenden
Übersicht zu sehen, waren 84% der Schulen insgesamt mit der Realisierung der Kunstprojekte im
Landesprogramm sehr zufrieden bzw. zufrieden.
79
Vgl. Susanne Keuchel und Andreas Johannes Wiesand / Zentrum für Kulturforschung (Hg.): Das 1. Jugend KulturBarometer – Zwischen Eminem und Picasso …“. Bonn 2006
12%
10%
14%
13%
7%
13%
9%
4%
5%
3%
5%
5%
3%
3%
34%
47%
39%
32%
36%
29%
33%
49%
38%
43%
50%
52%
53%
54%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
alle Schulen gesamt
Realschule
Gymnasium
Grundschule
Hauptschule
Gesamtschule
FörderschuleJa, sehr
Ja, etwas
Nein
Kann ich nicht beurteilen
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Übersicht 119: Zufriedenheit der Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit der Realisierung der Kunstprojekte des Landesprogramms differenziert nach Schulform (n=1.151)
ZfKf 2010
Es sind auch hier eher die Gymnasien bzw. die Realschulen, die im Kontext einer „sehr großen“ Zufriedenheit
etwas zurückhaltender urteilen, wobei der Anteil allgemein zufriedener Gymnasien und Realschulen bei
immerhin 85% bzw. 82% liegt. Ein besonders hoher Anteil an sehr zufriedenen Schulen findet sich unter den
Gesamt- (61%) und Förderschulen (63%). Diese beiden Schulformen zeigten bisher auch, wie zuvor schon
beschrieben, die größte Eigeninitiative bei der Durchführung weiterer Kunstprojekte. Grundsätzlich kann
beobachtet werden, dass die Zufriedenheit der Schulen mit der Häufigkeit der geförderten Projekte steigt, wie
dies folgende Übersicht verdeutlicht:
Übersicht 120: Zufriedenheit der Schulen, die bis einschließlich 2008/09 im Rahmen des Landesprogramms gefördert wurden, mit dem Landesprogramm differenziert nach Häufigkeit der Teilnahme (n=1.151)
ZfKf 2010
2%
0%
1%
0%
2%
4%
2%
1%
10%
5%
8%
4%
11%
9%
14%
17%
31%
31%
30%
41%
32%
33%
34%
37%
53%
63%
61%
56%
54%
54%
51%
45%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Gesamt
Förderschule
Gesamtschule
Berufsschule
Grundschule
Hauptschule
Gymnasium
Realschulesehr zufrieden
zufrieden
teils-teils
unzufrieden
sehr unzufrieden
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
Einmalige Teilnahme
Wiederholte Teilnahme
3 bis 5 Teilnahmen
6 und mehr Teilnahmensehr zufrieden
zufrieden
teils-teils
unzufrieden
sehr unzufrieden
Zufriedenheit mit dem Landesprogramm...
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Zufriedenheit der Schulen bezogen auf Teilaspekte des Landesprogramms
Mit Blick auf die weitere Gestaltung des Landesprogramms Kultur und Schule wurden die Schulleiter auch
gefragt, welche Aspekte des Landesprogramms ihnen besonders hilfreich gewesen sind.
In der folgenden Übersicht wird deutlich, dass die Schulleiter vor allem die finanzielle Förderung und den Fokus
des Landesprogramms auf kulturelle Bildung schätzen. Die Bewertung der Schulen, die bisher noch keine
außerschulischen Kooperationsprojekte durchgeführt haben, gleicht dabei nahezu identisch der Bewertung der
Schulen, die Erfahrung mit außerschulischen Kunstkooperationen vorweisen können.
Übersicht 121: Durchschnittliche Bewertung der Teilaspekte des Landesprogramms von Seiten der Schulleiter differenziert nach vorheriger Erfahrung mit außerschulischen Kunstprojekten (n=1.115)
ZfKf 2010
Speziell die Hauptschulen und Berufsschulen sehen die Leistungen des Landesprogramms vor allem in der
„Verbesserung des Schulklimas“. Allgemein wird auch die Chancengleichheit und die Qualitätsförderung des
Landesprogramms für die kulturelle Bildung an Schulen positiv hervorgehoben. Als weniger wichtig im
Vergleich wird die Schaffung von Strukturen und die logistische Hilfestellung erachtet.
Übersicht 122: Durchschnittliche Bewertung der Teilaspekte des Landesprogramms von Seiten der Schulleiter differenziert nach Schulform (n=1.151) (1= sehr hilfreich; 5= überhaupt nicht hilfreich)
Schulform Finanz.
Förderung
Kultur-
förderung
Qualitäts-
förderung
Chancen-
gleichheit
Besseres
Schulklima
Impuls-
geber
Logistische
Hilfe-
stellung
Aufbau
v. Struk-
turen
Berufsschule 1,3 1,5 2,2 2,0 1,7 2,0 2,9 2,5
Hauptschule 1,2 1,7 1,9 1,9 1,9 2,1 2,7 2,7
Gesamtschule 1,4 1,7 2,1 2,1 2,1 2,2 3,0 2,7
Gymnasium 1,4 2,0 2,1 2,6 2,4 2,2 2,8 2,7
Grundschule 1,4 1,7 2,0 1,9 2,2 2,2 2,8 2,8
Förderschule 1,2 1,8 2,0 2,0 2,0 2,1 2,7 2,9
Realschule 1,4 1,9 2,2 2,4 2,4 2,4 3,0 3,0
Schulen
insgesamt 1,3 1,8 2,0 2,0 2,1 2,2 2,8 2,8
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Wie sollte ein Landesprogramm für kulturelle Bildung nach Meinung der Schulen gestaltet sein?
Auf die Frage hin, wie die Schulleiter selbst ein Landesprogramm für kulturelle Bildung gestalten würden,
werden vor allem drei Aspekte hervorgehoben: An erster Stelle liegt eine Betonung auf die Einbindung von
professionellen Partnern – hier bestätigt sich der wichtige Stellenwert der Fortbildungen und der Jurierung im
Rahmen des derzeit praktizierten Landesprogramms – an zweiter und dritter Stelle flexible Lösungen für
einzelne Schulprojekte und spartenübergreifende Förderung. Es sind vor allem die Förderschulen und
Berufsschulen, die selbst eine Sonderstellung unter den allgemeinbildenden Schulen einnehmen, die flexible
Lösungen als sehr wichtig hervorheben. Für die Schulen, die keine Erfahrung mit außerschulischen Projekten
haben, spielen die Beteiligung von Lehrern und die Einbindung in den Unterricht eine etwas geringere Rolle.
Generell fällt auf, dass Schulen ohne Projekterfahrung etwas geringere Ansprüche an die meisten hier
thematisierten Qualitätsmerkmale haben als Schulen mit Projekterfahrung.
Übersicht 123: Durchschnittliche Bewertung von Qualitätsmerkmalen nach ihrem Stellenwert für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung nach Meinung der Schulleiter differenziert nach der vorherigen Erfahrung mit außerschulischen Kunstprojekten (n=1.151)
ZfKf 2010
Vergleichsweise weniger wichtig sind den Schulleitern die Einbindung von Lehrern in Kunstprojekte und die
Einbindung von Kunstprojekten in den Unterricht, mit Ausnahme der Schulleiter von Förderschulen, die stärker
eine Notwendigkeit in integrierenden Maßnahmen sehen, und der von Grundschulen, die mit jüngeren
Zielgruppen arbeiten und den Stellenwert der pädagogischen Fortbildung von Künstlern stärker hervorheben.
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Übersicht 124: Durchschnittliche Bewertung von Qualitätsmerkmalen nach ihrem Stellenwert für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung nach Meinung der Schulleiter differenziert nach Schulform (n=1.151)
Qualitätsmerkmale
Ber
ufs
sch
ule
Fö
rder
sch
ule
Gru
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sch
ule
Ha
up
tsch
ule
Rea
lsch
ule
Gy
mn
asi
um
Ges
am
tsch
ule
Sch
ule
n
insg
esa
mt
Einbindung prof. Partner 1,5 1,5 1,4 1,4 1,4 1,5 1,3 1,4
Flexible Lösungen 1,3 1,5 1,8 1,8 1,8 1,7 1,9 1,7
Spartenübergreif. Förderung 2,3 1,6 1,6 1,6 1,7 1,8 1,7 1,7
Verankerung im Schulalltag 1,9 1,8 1,8 1,7 1,8 1,8 1,6 1,8
Pädag. Fortbildung v. Künstlern 2,5 2,1 1,7 2,1 2,1 2,2 2,1 1,9
Beteiligung von Lehrern 1,8 1,7 2 1,9 2 1,9 1,8 1,9
Außerunterrichtliche
Kunstangebote 2,3 2,1 1,8 1,8 1,9 1,7 1,9 1,9
Flächendeckende Förderung 2,8 2,1 1,9 2 2,3 2,4 2,1 2
Einbindung in den Schulalltag 2,1 1,9 2,2 2 2,2 2,3 2 2,1
Schaffung von Elternakzeptanz 3,5 2,3 2 2,3 2,4 2,3 2,3 2,2
Qualitätskontrolle 2,1 2,3 2,2 2,2 2,2 2,4 2,3 2,2
Logistische Hilfestellung 2,4 2,4 2,1 2,2 2,2 2,4 2,3 2,2
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Zukunftsperspektiven für das Landesprogramm
Man kann abschließend festhalten, dass das Landesprogramm Kultur und Schule in Relation zu den
Qualitätsmerkmalen, die die Schulleiter für ein Landesprogramm zur kulturellen Bildung als sehr wichtig
erachten, sehr gut aufgestellt ist. Die Qualitätsfrage wird vor allem mit der Jurierung der Projekte, aber auch
den Fortbildungen der Künstler gewährleistet. Die flexiblen Lösungen werden in verschiedenen Bereichen des
Landesprogramms ermöglicht: In den individuellen Absprachen der Künstler und Schulen zur Ausgestaltung des
Projektes, in der zeitlichen Platzierung in den Unterrichtszeiten oder auch am Nachmittag in der OGS-
Betreuung, in der Vielzahl an möglichen Kooperationspartnern im Rahmen von Sonderprojekten und vor allem
im Rückgriff auf unterschiedliche Spartenangebote. Die spartenübergreifende Förderung wird von Schulen als
wichtiges Qualitätsmerkmal hervorgehoben.
Die vorausgehende Analyse verdeutlicht, dass das Landesprogramm neben der direkten Förderung auch eine
impulsgebende Wirkung auf die Schulen hat, die zu weiteren künstlerischen Folgeprojekten führt, wobei die
Hauptschulen, Berufsschulen und Förderschulen im Kontext dieser Impulswirkung zu den „heimlichen
Gewinnern“ zählen. Die Erschließung des zuvor brachliegenden Potenzials in Bezug auf kulturelle Bildung
wurde gerade von diesen Schulen sehr positiv aufgenommen. Die Zeichen der Zeit stehen gut, dass
Hauptschulen gerade jetzt – mit Blick auf Chancengleichheit – weiterhin vermehrt auf die Fördermöglichkeiten
der kulturellen Bildung setzen.
Realschulen schlussendlich gilt es auch in Zukunft noch gezielter in ihrer kulturellen Bildungsarbeit zu fördern.
An der Realschule zeigt sich eine Distanziertheit zur kulturellen Bildung, die das Landesprogramms Kultur und
Schule mit seiner impulsgebenden Wirkung bisher nur punktuell hat aufbrechen können. Gegebenenfalls
müssen noch weitere flankierende Maßnahmen eingeleitet werden, um die Realschulen von den positiven
Transfereffekten, aber auch dem positiven Eigenwert von kultureller Bildung zu überzeugen. Hier gilt es,
Realschulen gezielter anzusprechen und für kulturelle Bildung zu gewinnen.
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Zentrale Ergebnisse aus Kapitel 9:
55% der geförderten Schulen hatten schon vor dem Landesprogramm Erfahrung in der Kooperation mit
außerschulischen Partnern. Dies gilt vor allem für Gesamtschulen (87%) und Schulen in größeren Städten (64%).
Zu einer sehr deutlichen Verbesserung des Stellenwerts von Kunst und Kultur führt das Landesprogramm bei
Berufs- (81%) und Gesamtschulen (66%), die schwächste Wirkung zeigt sich bei Gymnasien (38%) und
Realschulen (49%).
Über zwei Drittel der Schulen (70%) ohne außerschulische Kooperationserfahrung wurden durch das
Landesprogramm zur Planung weiterer Kooperationen angeregt.
Nur ein geringer Anteil (16%) der Schulen ist mit der Realisierung der Projekte nicht zufrieden. Dabei steigt die
Zufriedenheit der Schulen mit der Anzahl der Projektteilnahme im Landesprogramm an.
Besonders hilfreich im Landesprogramm ist für die Schulleiter die finanzielle Förderung, weniger hilfreich
logistische Hilfestellungen.
Die Einbindung professioneller Partner, spartenübergreifende Förderung und flexible Lösungen für einzelne
Schulprojekte sind bei den Schulleitern die wichtigsten Qualitätsmerkmale für die Gestaltung eines
Landesprogramms zur kulturellen Bildung.
Fazit
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10. Fazit – Empfehlungen und Zukunftsperspektiven für das NRW Landesprogramm Kultur und Schule
Der Ansatz des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, sich mit Hilfe einer begleitenden Evaluation im
Dialog mit allen Beteiligten kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu optimieren, hat sich äußerst positiv auf
die Akzeptanz und Qualität des Programms ausgewirkt. Dies spiegelt sich auch in vielen Äußerungen der
kontinuierlichen Partner des Landesprogramms wider, so beispielsweise in einer Rückmeldung von Gerd
Herholz, Leiter des Literaturbüros NRW und verantwortlich für die Literaturfortbildungen, der dem Programm
attestiert, dass es „mit der Zeit immer 'erwachsener'“ geworden sei.
Empfehlung 1:
Die prozessorientierte Weiterentwicklung des Landesprogramms im Dialog mit allen
beteiligten Akteuren, die sich sehr positiv auf die Akzeptanz und Qualität des
Programms auswirkt, sollte unbedingt beibehalten werden.
Seit Beginn des Landesprogramms kann beobachtet werden, dass kritische Stimmen zum Landesprogramm
nahezu ausschließlich aus den Reihen der Künstler kommen. Die Schulen zeigen sich dagegen über den
gesamten Förderzeitraum hinweg ausgesprochen zufrieden mit dem Landesprogramm. Dies gilt auch speziell
für die Zusammenarbeit der Künstler mit den Schülern, welche sehr positiv bewertet wurde.
Anfangsprobleme des Landesprogramms betrafen vor allem die Vergütung der Künstler, die konkrete
schulische Zusammenarbeit sowie die Informationspraxis und Öffentlichkeitsarbeit des Landesprogramms. So
wurde beispielsweise im ersten Förderjahr deutlich, dass für viele Künstler durch Fahrten zu weit entfernt
liegenden Fortbildungseinrichtungen oder die Beschaffung von Material und technischer Ausrüstung teils
deutliche Mehrkosten bei der Teilnahme am Landesprogramm entstanden. Das Landesprogramm reagierte
darauf im zweiten Förderjahr mit dem Bereitstellen von zusätzlichen Projekttöpfen für individuell anfallende
Fahrt- und Materialkosten sowie mit der Einrichtung eines Medienpools zum Ausleihen von technischer
Ausrüstung.
Probleme der Künstler bei der konkreten Zusammenarbeit mit den Schulen konnten in der Evaluation vor allem
auf fehlende kompetente schulische Ansprechpartner und eine für künstlerisches Arbeiten unzureichende
räumliche Infrastruktur zurückgeführt werden. Auch fehlende Rückmeldungen der Lehrer und Eltern belasteten
teilweise die Künstler bei der schulischen Kooperation.
Um die Existenz eines schulischen Ansprechpartners für den Künstler sicherzustellen, wird seit dem zweiten
Förderjahr konkret die Nennung eines verantwortlichen Ansprechpartners in der Antragstellung eingefordert.
Fehlende schulische und elterliche Rückmeldungen zur Leistung der Künstler konnten teilweise durch die
Berichterstattung der Evaluation aufgefangen werden. In Vorträgen auf den Künstlerfortbildungen und in
Zwischenberichten wurde auf die sehr positive Resonanz von Schulen und Eltern hingewiesen, was viele
Künstler aufgrund eben fehlender Kontakte oftmals sehr positiv überraschte und nicht erwartet wurde. Um den
Künstlern mehr positives “Feedback“ zukommen zu lassen, empfiehlt es sich, mehr Austauschforen und
Begegnungen für schulische Akteure und Künstler außerhalb der konkreten Projektarbeit zu schaffen, z.B. in
Form von gemeinsamen Fachtagungen und Projektpräsentationen.
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Empfehlung 2:
Es sollten außerhalb der konkreten Projektarbeit noch weitere Begegnungs- und
Austauschforen für Künstler und Schulpersonal geschaffen werden, um
Rückmeldungen zu der geleisteten Arbeit der Künstler zu ermöglichen.
Noch keine konkreten Lösungsansätze konnten bisher für die an den Schulen immer wieder auftretenden
Raumprobleme entwickelt werden. Betroffen sind hier vor allem die Grund-, Haupt- und Realschulen, welche –
wie in der Evaluation deutlich wurde – oftmals weder über Bühnen noch über Musik- oder Kunsträume
verfügen. Empfehlenswert wäre an dieser Stelle der Ausbau von Schnittstellen zwischen der kulturellen
Infrastruktur im Stadtteil und den konkreten Kunstprojekten.
Empfehlung 3:
Schulen mit unzureichender räumlicher Infrastruktur für Kunstprojekte sollten noch
stärker mit der vorhandenen kulturellen Infrastruktur im Stadtteil (Theater, Musikschule
etc.) vernetzt werden.
Einige kritische Stimmen konnten im Verlauf des Landesprogramms immer wieder bezogen auf
Informationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit des Landesprogramms beobachtet werden. Dies betrifft vor allem
die Ansprache und Gewinnung von neuen Schulen, organisatorische Rückfragen und die Gesamtdarstellung des
Programms nach außen. Um den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern wurden verschiedene
Maßnahmen im Programmverlauf ergriffen.
So wurde schon im ersten Förderjahr sehr deutlich, dass für eine wirklich flächendeckende landesweite
Bekanntmachung und Abwicklung des Landesprogramms Kultur und Schule die Unterstützung der Kommunen
und Landkreise unabdingbar ist. Entsprechend wurden die Kommunen im zweiten Förderjahr als reguläre
Partner in das Programm eingebunden: Die zentrale Jurierung durch eine Landesjury wurde durch eine
dezentrale Auswahl der zu fördernden Projekte in den Kommunen und Städten ersetzt. Diese
Mitverantwortlichkeit stärkte die Position der örtlichen Kultur- und Schulämter als Ansprechpartner und
Bindeglied zwischen regionalen Künstlern und Schulen. Informationstagungen für die Kommunen, welche nach
und nach im Programmverlauf etabliert wurden, konnten mit dazu beitragen, dass auch die kommunalen
Vertreter besser über die Programmabläufe informiert waren. Die Tatsache, dass diese damit in der Lage
waren, Künstler und Schulen vor Ort zu beraten und auch konkrete Verbesserungsvorschläge einzubringen,
stärkte die Identifikation der Städte- und Gemeindevertreter mit dem Landesprogramm.
Zur Verbesserung der Informationspolitik und zugleich der Entlastung der Fortbildungseinrichtungen und der
Staatskanzlei bezüglich organisatorischer Fragen sowie zur Arbeitserleichterung der Künstler, wurde im
Förderjahr 2009/10 eine CD-Rom mit elektronischen Vorlagen für Projektanträge, Elternbriefe,
Projektdokumentationen und entsprechenden Erläuterungen entwickelt.
Weiterer Entwicklungsbedarf in der Öffentlichkeitsarbeit besteht nach Rückmeldungen der Akteure des
Landesprogramms in der Außendarstellung des Programms. Konnte die Identifikation und Zufriedenheit der
Akteure mit dem Landesprogramm im Förderzeitraum kontinuierlich gesteigert werden, so ist dessen Präsenz
im öffentlichen Raum noch nicht sehr ausgeprägt. Dass der Bekanntheitsgrad von Kultur und Schule –
besonders außerhalb des Expertendiskurses zur kulturellen Bildung – noch ausbaufähig ist, wird im Vergleich
mit der stärkeren öffentlichen Wahrnehmung des Nachbarprogramms „Jedem Kind ein Instrument“ deutlich.
Eine größere Präsenz in der Öffentlichkeit könnte nicht nur die Identifikation aller Partner im Landesprogramm
noch einmal deutlich steigern, sondern auch die Chance eröffnen, eine größere Zahl an neuen Schulen und
Fazit
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zugleich Eltern mit dem Programm zu erreichen und diese für das Thema kulturelle Bildung zu sensibilisieren. In
der Evaluation konnte nachgewiesen werden, dass das Landesprogramm Schulen ohne vorherige
außerschulische Kulturkooperationen motivierte, künftig eigenständig künstlerische Projekte mit
außerschulischen Partnern zu organisieren. Ebenso bringt es Eltern, auch bildungsferne, dazu, erstmals eigene
Kinder in der Freizeit im Bereich der kulturellen Bildung zu fördern. Aus diesen Gründen ist es wichtig, einen
breiten Aktionsradius des Landesprogramms bei der Schulansprache aufrecht zu erhalten und auszubauen. Die
Evaluation zeigt jedoch, dass der Anteil neuer Schulen, die mit dem Landesprogramm erreicht werden, im
Zeitvergleich deutlich abfällt. Um weiterhin neue Schulen für das Landesprogramm gewinnen zu können, ist es
wichtig, auch in kommenden Förderjahren im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit präsent zu sein.
Empfehlung 4:
Das Landesprogramm sollte noch stärker in der nichtfachlichen Öffentlichkeit bekannt
gemacht werden, um auf diese Weise noch mehr neue Schulen und Eltern für
außerunterrichtliche kulturelle Bildungsangebote zu begeistern, welche oftmals in
Folge einer erfolgreichen Teilnahme am Landesprogramm eigeninitiativ tätig werden.
In der Evaluation wurde zudem deutlich, dass es aufgrund der Budgetbegrenzung des Landesprogramms
besonders wichtig ist, nachvollziehbare Regeln für Folgebewerbungen von Künstlern und Schulen zu entwickeln
und nach außen zu kommunizieren. Das Landesprogramm schließt Wiederholungsbewerbungen von Schulen
und Künstlern explizit nicht aus, da im Vordergrund immer der Qualitätsansatz stehen soll. Da jedoch viele
Schulen und Künstler, wie dies die vorliegende Evaluation in eindrucksvollen Zahlen belegt hat, sehr begeistert
von dem Programm sind und unbedingt erneut daran teilnehmen wollen, kommt es immer wieder zu
Enttäuschungen bei Schulen und Künstlern, die einmal erfolgreich am Landesprogramm teilgenommen haben,
jedoch bei einer erneuten Bewerbung abgelehnt werden. Dies stößt oftmals auf Unverständnis, hat man doch
schon einmal gezeigt, dass man ein gutes Kunstprojekt realisieren konnte. Häufig wurde in qualitativen
Gesprächen auch der Verdacht geäußert, man habe im Landesprogramm bessere Chancen, wenn man noch
nicht gefördert worden sei. Das Landesprogramm wolle schließlich auch flächendeckend operieren. Bisher
konnte in der Evaluation immer ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Erreichen neuer Schulen und der
Berücksichtigung von ‚Wiederholungstätern‘ beobachtet werden, ohne dass dies bewusst gesteuert worden
wäre. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass entsprechende Verunsicherungen langfristig dazu führen
könnten, dass Schulen und Künstler gar nicht mehr den Versuch machen, sich erneut am Landesprogramm zu
bewerben, auch wenn der Wunsch dazu grundsätzlich besteht. Daher empfiehlt es sich, verständliche und
transparente Regeln für wiederholte Teilnahmen am Landesprogramm zu entwickeln.
Empfehlung 5:
Für die wiederholte Teilnahme von Schulen und Künstlern am Landesprogramm
sollten verständliche und transparente Regeln entwickelt und nach außen
kommuniziert werden.
Trotz des eben empfohlenen Wegs, Schulen konkrete Hinweise und Regeln für die Chancen einer erneuten
Bewerbung an die Hand zu geben, sollte auch auf eine Stärke des Landesprogramms hingewiesen werden, die
in eine gegensätzliche Richtung zielt: den Mut zu Ausnahmen und Sonderregelungen. Die vorliegende
Evaluation hat aufgezeigt, wie unterschiedlich und vielfältig die Kunstprojekte des Landesprogramms gestaltet
sind und welch unterschiedliche Voraussetzungen nötig sind, um diese an Schulen mit unterschiedlicher
Infrastruktur erfolgreich durchführen zu können. Entsprechend kann es durchaus sinnvoll sein, beispielsweise
beim Rückgriff auf teure Technik nicht nur mit einer, sondern mit mehreren Schulen zu arbeiten, oder zur
Realisierung eines spannenden Projekts in verschiedenen Spartenkontexten auch verschiedene Künstler zu
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beteiligen. Und wenn ein namhafter Künstler mit einem spannenden Projekt aufgrund einer Lesereise oder
einer eigenen auswärtigen Ausstellung nicht für das gesamte Schuljahr zur Verfügung steht, ist es im Sinne des
Profits für die Schüler zu begrüßen, wenn im Einzelfall Ausnahmen gemacht werden. Dass sich das
Landesprogramm diese Offenheit bisher trotz seines flächendeckenden Charakters behalten hat, wird von
vielen Akteuren und vor allem von den Schulen sehr positiv begrüßt. So nennen die Schulleiter auf die Frage,
welche Qualitätsmerkmale sie von einem Landesprogramm für kulturelle Bildung erwarten, an dritter Stelle
den Wunsch nach flexiblen Lösungen für einzelne Schulprojekte, nach der Einbindung professioneller Partner
und einer spartenübergreifenden Förderung.
Mit eben genannten Wünschen, die an erster Stelle bei den Schulleitern stehen, wird auch noch einmal der
wichtige Stellenwert des Qualitätsaspekts unterstrichen, der im Rahmen des Landesprogramms eine sehr
wichtige Rolle spielt und mit der Projektauswahl durch eine qualifizierte Jury sichergestellt wird, und der
Einbindung verschiedener Kunstsparten – ein Qualitätsaspekt, den das Landesprogramm ebenfalls erfüllt.
Entsprechend kann man dem Landesprogramm bei künftigen Modifizierungen unbedingt empfehlen, diese drei
Aspekte beizubehalten: Qualität durch Einbindung professioneller Partner, Förderung spartenübergreifender
Aktivitäten und Flexibilität bei der Durchführung.
Empfehlung 6:
Aktuelle Qualitätsmerkmale wie die Einbindung professioneller Partner, Förderung
spartenübergreifender Aktivitäten und Flexibilität bei der Durchführung, sollten auch
künftig bei der Weiterentwicklung des Landesprogramms unbedingt beibehalten
werden.
Eine weitere Stärke des Landesprogramms liegt in der Vernetzung einer Vielzahl von kulturellen Akteuren in
NRW. Die Durchführung der Fortbildungen durch bestehende kulturelle Fachverbände in NRW hat einen sehr
positiven Einfluss auf die Akzeptanz und Qualitätssicherung des Landesprogramms. Die teilweise im ersten
Förderjahr beobachtete ablehnende Haltung einzelner Künstler gegenüber den verpflichtenden Fortbildungen
hat sich in den Folgejahren deutlich gewandelt. Dies schlägt sich unter anderem darin nieder, dass ein Teil der
Künstler, die wiederholt am Landesprogramm teilnahmen und daher keine Fortbildungen mehr besuchen
müssten, sich explizit deren Fortsetzung gewünscht haben. Entsprechend wurden sogenannte
„Vertiefungsseminare“ für “Wiederholungstäter“ eingerichtet, die vor allem den fachlichen Austausch und die
Chance zur Vernetzung in den Mittelpunkt stellen. Auch die Einrichtung des Medien- und Künstlerpools im
Landesprogramm unterstützt den Vernetzungsprozess und schafft zugleich neue Strukturen, die auch
außerhalb des Landesprogramms zur Stärkung der kulturellen Bildung an Schulen beitragen. Dieser
„Vernetzungsgedanke“, durch die Zusammenarbeit im Programm die Bildung weiterer Netzwerke über das
Landesprogramm hinaus zu unterstützen, sollte weiterhin konsequent beibehalten und weiterentwickelt
werden.
Empfehlung 7:
Die Vernetzungsaktivitäten im Landesprogramm unabhängig der konkreten
Programmarbeit und -ziele (z.B. Künstler- und Medienpool oder neue Austauschforen
für Künstler), sollten unbedingt beibehalten und ausgebaut werden. So könnte z.B.
eine stärkere Vernetzung mit kulturellen Anbietern im Stadtteil die räumliche
Infrastruktur der Kunstprojekte verbessern und zugleich die rezeptive Erlebniswelt der
Schüler und Schülerinnen stärken.
Fazit
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Im Mittelpunkt des Landesprogramms stehen die Schülerinnen und Schüler. Vorteilhaft wäre es in diesem
Sinne zur Qualitätssicherung, noch stärker in einen Dialog mit der jungen Zielgruppe zu treten, um so die
Wirkung der Kunstprojekte und damit einhergehend geeignete Vermittlungsmodelle der kulturellen Bildung
noch besser beschreiben zu können. Erste Schritte in diese Richtung wurden im Rahmen der explorativen
Wirkungsstudie „Kunst bewegt“ des Projektbüros stadt-konzept sowie in der Eltern-/Kindbefragung des ZfKf im
Rahmen der vorliegenden Evaluation gemacht. Bei der Eltern-/Kindbefragung wurde sehr deutlich, dass Kinder
mit unterschiedlichen kulturellen Bildungserfahrungen in den Kunstprojekten des Landesprogramms auch
unterschiedliche Impulse erhalten. Allgemein fehlt es in der kulturellen Bildung jedoch noch an konkreten
Kenntnissen im Bereich der Wirkungsforschung. Das Landesprogramm Kultur und Schule könnte hier als
Plattform weitere Beiträge in diese Richtung ermöglichen, die neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn
auch dazu beitragen können, das Qualitätsprofil des Landesprogramms weiterhin zu schärfen.
Empfehlung 8:
Im Rahmen des Landesprogramms wurden erste kleine Schritte in Richtung der
Wirkungsforschung von kultureller Bildung geleistet. Es wäre vorteilhaft, weitere
Studien anzustoßen, die zugleich zur Schärfung des Qualitätsprofils des
Landesprogramms beitragen könnten.
Denn mehr noch als das vorliegende Zahlenmaterial und die Statements der erwachsenen Beteiligten,
verdeutlichen die Resonanzen der Schüler die Chancen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule für die
Förderung des künstlerisch-kreativen Potentials und der sogenannten Schlüsselkompetenzen der Kinder und
Jugendlichen.
„Wenn ich an Carmina Burana denke, fühle ich mich besser, weil ich dort wirklich
mitmache. Ich finde es gut, das man dadurch besseren Zusammenhalt bekommt
und man lacht und ist sehr fröhlich und gut drauf.“
Patrick, 15 Jahre
„Am Anfang fand ich das total langweilig, aber nach und nach wurde es
interessanter und hat Spaß gemacht. Manche Übungen sind auch gar nicht so
einfach. Eigentlich finde ich dieses Tanzprojekt spannend und toll. Und wenn
manche die Übungen nicht können, dann sollten sie es üben und immer wieder
üben, dann klappt es schon. Und wenn es klappt, kommt wieder Interesse und Lust
und vor allem Spaß. Man sollte nicht aufgeben!“
Abdulwahab , 14 Jahre
„Das Besondere an einem Künstler ist, dass er mich motiviert, etwas Eigenes zu
schaffen. Er zeigt mir, wie schön es ist, Gedanken miteinander zu teilen.“
Dominik, 16 Jahre
Kurz
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11. Kurzbeschreibung der Methodik und des Untersuchungsdesigns
Die Ziele der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule lagen zum Einen in der Überprüfung,
inwiefern die Vermittlungsprozesse zwischen allen Beteiligten, den Künstlern, Schulen, Bezirksregierungen,
Staatskanzlei, beteiligten Fortbildungseinrichtungen, etc., erfolgreich verlaufen sind. Zum Anderen sollte
überprüft werden, ob die angestrebten Zielgruppen, Schulen in ländlichen Gebieten, in städtischen Gebieten,
verschiedenste Schulformen, bildungsferne Schülergruppen etc. erreicht werden konnten. Mit Blick auf die
Breite des Programms, wurde der Vermittlungserfolg an der Zufriedenheit aller beteiligten Akteure gemessen.
Bei der Kontrolle des Erreichens der Zielgruppe standen u.a. folgende Fragen im Vordergrund: Werden mit dem
NRW Landesprogramm Kultur und Schule ländliche wie städtische Kommunen in allen Teilen des Landes
erreicht? Finden reiche Kommunen die selbe Berücksichtigung wie arme Kommunen? Werden alle
Schulformen, beispielsweise auch Hauptschulen, angemessen beteiligt und somit auch Schüler mit bildungs-
und kulturfernem Hintergrund erreicht? Werden qualifizierte Künstlerinnen und Künstler aus allen
Spartenbereichen und mit entsprechendem "Vermittlungsesprit" eingebunden? Und werden auch Schulleiter
und Eltern mit dem NRW Landesprogramm Kultur und Schule angesprochen, die vorher nicht in die kulturelle
Bildung der Schüler und eigenen Kinder investierten?
Übersicht 125: Beteiligte Akteure und Maßnahmen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule
ZfKf 2010
11.1 Zum Untersuchungsdesign und der Frage: Qualitative und/oder quantitative Methodik?
Die hier durchgeführte Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule besteht aus einer
dreigeteilten Methodik, die sowohl eine sekundäranalytische Auswertung beinhaltet, als auch eine qualitative
sowie eine quantitative Erhebung miteinander verbindet. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, sich mit Hilfe
der qualitativen Methodik in das neue Untersuchungsthema einzuarbeiten und Zusammenhänge und Probleme
detailliert erfassen zu können. Die quantitative Methode ermöglicht, die in den qualitativen Gesprächen
ermittelten Fragestellungen in den Kontext der Grundgesamtheit einzuordnen und zu relativieren. Bei der
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sekundäranalytischen Analyse sind grundsätzlich beide Vorgehensweisen möglich. Auf der Grundlage dieser,
aus drei "Bausteinen" bestehenden Methodik, ist gewährleistet, dass subjektive Perspektiven so weit wie
möglich relativiert werden.
In der Evaluation des NRW Landesprogramms Kultur und Schule wurden diese Bausteine in folgender
Reihenfolge miteinander verbunden: Zunächst wurden erste Erkenntnisse über das neu aufgelegte Programm
in der sekundäranalytischen Auswertung der Projektunterlagen und den qualitativen Gesprächen mit den
beteiligten Akteuren gesammelt. Die Relevanz dieser Ergebnisse wurden anschließend in einer quantitativen
Befragung überprüft, wobei im Rahmen der schriftlichen Befragung in einzelnen qualitativen Gesprächen die
neu gewonnenen Erkenntnisse in Folge gegen Ende der Evaluation noch einmal aufgegriffen und in den
Gesamtzusammenhang eingebettet wurden. Die erhobenen Daten des dreiteiligen Methodenkonzepts wurden
für eine ganzheitliche Betrachtung und den hier vorliegenden abschließenden Auswertungsbericht
harmonisiert und zueinander in Beziehung gesetzt. Die folgende Übersicht veranschaulicht noch einmal die
verschiedenen Erhebungsschritte auf den einzelnen Ebenen.
Übersicht 126: Die einzelnen Erhebungsschritte der Evaluation zum NRW Landesprogramm Kultur und Schule
Erhebungsform Erhebungsbögen Akteure / Maßnahmen
Qualitativ Interviewleitfäden Künstler,
Schulleiter,
Kommunen (Kultur-/Schulamt),
Fortbildungseinrichtungen,
Bezirksregierungen etc.
Quantitativ Standardisierte
DinA4-Fragebögen
(doppelseitig)
Künstler,
Schulleiter,
Eltern
Grundschulkinder
Sekundäranalytisch
(Materialien / Quellen)
Projektbewerbung
Fortbildungsunterlagen
Projekte
Fortbildungen
ZfKf 2010
Baustein 1 – Zu den sekundäranalytischen Erhebungsschritten
Sämtliche Projektunterlagen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, wie Projektanträge, Bewerbungen,
Materialien der Fortbildungen, Protokolle, Pläne zu den Tagungsabläufen, etc. wurden sekundäranalytisch
ausgewertet. Für jedes Projekt wurden auf Basis der vorliegenden Bewerbungsunterlagen systematisch alle
verfügbaren Informationen in einer Datenbank erfasst (siehe folgende Übersicht), so dass Aussagen für alle
geförderten Projekte der vier Förderjahre 2006/07 bis 2009/10 möglich wurden, beispielsweise zum
biographischen Werdegang der Künstler, zu den Projektorten und den Inhalten der geförderten Projekte, wie
etwa Kunstsparten, Zielgruppen, Zeitorganisation, etc. Um die Aktualität der Ergebnisse zu gewährleisten und
Vergleiche zwischen den Förderjahren zu ermöglichen, wurden die Daten in jedem Förderjahr aktualisiert und
die entsprechenden Informationen neu hinzukommender Akteure und Konzepte der geförderten Projekte in
das vorhandene Datensystem eingepflegt.
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Übersicht 127: Ausschnitte aus der vom ZfKf verwendeten Projektdatenbank für die Bewerbungsunterlagen
2
Daten zum Projekt (Ausschnitt) Daten zum Künstler (Ausschnitt)
Daten zur Schule (Ausschnitt)
Verknüpfung der PLZ mit GKZ ermöglicht weitere Daten(Einwohnerzahl, Arbeitslosigkeit, Ausländeranteil etc.)
ZfKf 2010
Baustein 2 – Zu den qualitativen Erhebungsschritten
Qualitative Interviews im zweiten Förderjahr 2007/08 vertieften in einem zweiten Schritt die Erkenntnisse der
ersten sekundäranalytischen Auswertungen. Dabei wurden mit Repräsentanten aller am NRW
Landesprogramm Kultur und Schule beteiligten Personengruppen intensive Gespräche zu einzelnen Aspekten
des NRW Landesprogramms Kultur und Schule geführt. Im Einzelnen wurden so 20 ausgewählte Künstler, 20
ausgewählte Schulleiter, Vertreter der Fortbildungsinstitutionen sowie an der Koordination der Bewerbungen
beteiligte Vertreter der Schul- bzw. Kulturämter der Kommunen und einer Bezirksregierung befragt. Die
Auswahlkriterien für die Künstler und Schulleiter als Gesprächspartner, beinhalteten Aspekte wie
beispielsweise städtischer/ländlicher Wohnraum bzw. Einwohnerzahl und berücksichtigten verschiedene
Schulformen (Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Grundschulen, OGS, Gesamt- und Förderschulen) sowie
verschiedene Sparten innerhalb der durchgeführten Projekte. Auch beteiligte Schüler wurden auf den
Abschlussveranstaltungen des NRW Landesprogramms Kultur und Schule zur Akzeptanz der Künstlerprojekte
befragt, um O-Töne einzufangen. In den folgenden Förderjahren wurden lediglich punktuell qualitative
Gespräche mit verschiedenen Partnern des Landesprogramms durchgeführt, zu konkreten Veränderungen oder
neu entstandenen Fragestellungen, um Hintergründe recherchieren zu können.
Baustein 3 – Zu den quantitativen Erhebungsschritten
In einem dritten Schritt wurden alle beteiligten Künstler und Schulen schriftlich in einer Vollerhebung jeweils
am Ende eines Förderjahres befragt. Diese quantitative Erhebung sollte eine breite Rückmeldung zum
Programm ermöglichen.
Der standardisierte schriftliche Fragebogen, der an die Künstler ausgegeben wurde, ermöglichte die
Rückmeldung auf einzelne Teilaspekte des NRW Landesprogramms Kultur und Schule, wie unter anderem die
genutzten Räumlichkeiten und die Zusammenarbeit mit Schule, Schülern, Eltern und den Repräsentanten des
NRW Landesprogramms Kultur und Schule, aber auch die Akzeptanz des Honorars oder die Einschätzung der
Öffentlichkeitsarbeit wurden abgefragt. Auch wurde das Vorhandensein eines Ansprechpartners in der Schule
und die Erfahrungen der Künstler mit den Fortbildungen thematisiert. Ein wichtiger Parameter zur Akzeptanz
lag in der Frage nach einer weiteren Bewerbung und Teilnahme am NRW Landesprogramm Kultur und Schule.
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Die Schulleiter wurden ebenfalls zu den einzelnen Teilaspekten des NRW Landesprogramms Kultur und Schule
befragt. Neben einer Einschätzung der Akzeptanz von Schüler- und Elternseite und zur Konzeption des NRW
Landesprogramms Kultur und Schule allgemein, wurden diese auch um eine Einschätzung der künstlerischen
und pädagogischen Leistungen des Künstlers innerhalb des Schulprojekts gebeten. Thematisiert wurde neben
der aktuellen Situation der Schule im Kontext kultureller Bildungserfahrungen, auch die Existenz früherer
kultureller Bildungsangebote.
Um ein rückblickendes Feedback der Schulleiter zum Landesprogramm zu erhalten wurden Ende 2009 in einer
separaten Erhebung noch einmal alle in den Förderjahren 2006/07 bis 2008/09 beteiligten Schulleiter zu ihrem
Resümee bezüglich des Landesprogramms befragt. Der hierfür speziell angefertigte Fragebogen thematisiert
neben Fragen zur bisherigen Teilnahmehäufigkeit der Schulen auch Aspekte der Zufriedenheit mit
Teilbereichen des Landesprogramms, bisherigen Projekterfahrungen, zukünftigen Projektvorhaben und
Einschätzungen zur Wichtigkeit verschiedener Aspekte des Landesprogramms bzw. Förderprogrammen
allgemein für kulturelle Bildung an Schulen.
In einigen ausgewählten Schulen wurden auch die Eltern und Kinder um ein Meinungsbild gebeten. Hierbei ging
es vor allem darum, welche Rückmeldung die Kinder den Eltern in Bezug auf das künstlerische Projekt gaben.
Des weiteren war es wichtig, die Einstellung der Eltern zum Projekt und zur kulturellen Bildung allgemein sowie
die kulturellen Vorerfahrungen der beteiligten Kinder zu erfassen. Eine erste Elternbefragung wurde im ersten
Förderjahr an zehn repräsentativ ausgewählten Schulen durchgeführt, eine zweite – diesmal eine kombinierte
Eltern-/Kind-Befragung – im dritten Förderjahr 2008/09 an 100 repräsentativ ermittelten Grundschulen, um
eine breitere und validere Datenbasis zu erhalten.
11.2 Zum Rücklauf und zur Qualität der erhobenen Daten
Die Erhebungsbögen für die Künstler wurden von den Fortbildungsinstituten auf den
Fortbildungsveranstaltungen an die Künstler verteilt. Zumeist wurden die Fragebögen vor Ort direkt ausgefüllt,
von der Fortbildungseinrichtung wieder entgegengenommen und an das ZfKf weitergeleitet. Da über die
Fortbildungsveranstaltungen nicht alle Künstler erreicht werden konnten, wurden die Künstler, die keine
Fortbildungsveranstaltungen besucht haben, vom ZfKf gesondert erfasst und einzeln angeschrieben.
Problematisch war hierbei, dass die Wohnsitze der Künstler nicht immer konstant waren, so dass sich der
Rücklauf dieser Fragebögen teils deutlich verzögerte.
Im ersten Jahr lag die Rücklaufquote bei rund 59% bezogen auf die Gesamtzahl der beteiligten Künstler (ohne
Mehrfachnennung) bzw. bei 54% bezogen auf die geförderten Projekte im Förderjahr 2006/07. Im zweiten
Förderjahr 2007/08 lag der Rücklauf der Künstlerfragebögen bezogen auf die Künstlerzahl bei 69%, und
bezogen auf die Projektzahl bei 53%, im dritten Förderjahr 2008/09 bei 63% bezogen auf die Künstlerzahl und
bei 49% bezogen auf die Projektanzahl, wie dies auch folgender Übersicht entnommen werden kann.
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Übersicht 128: Rücklauf der Künstlerbefragung nach Sparten bezogen auf die Anzahl der geförderten
Projekte80
differenziert nach Förderjahr81
Förderjahr
2006/07 2007/08 2008/09
Fragebogen Künstler Rücklauf Anzahl
Projekte Rücklauf Anzahl
Projekte Rücklauf Anzahl
Projekte
Spartenübergreifend - - 77 (30%) 257 99 (21%) 471
Bildende Kunst 190 (59%) 320 265 (65%) 405 252 (61%) 416
Musik 58 (52%) 112 68 (50%) 136 59 (44%) 133
Theater 58 (40%) 145 93 (53%) 175 119 (76%) 156
Tanz 40 (53%) 75 38 (44%) 86 51 (62%) 82
Film, Neue Medien 26 (70%) 37 37 (71%) 52 52 (75%) 69
Literatur 11 (61%) 18 18 (69%) 26 14 (67%) 21
k.A. - - 11 - 8 -
Gesamt 383 (54%) 707 607 (53%) 1137 654 (49%) 1348
ZfKf 2010
Übersicht 129: Rücklauf der Künstlerbefragung nach Sparten bezogen auf die Anzahl der geförderten
Künstler82
differenziert nach Förderjahr
Förderjahr83
2006/07 2007/08 2008/09
Fragebogen Künstler Rücklauf Anzahl
Künstler Rücklauf
84
Anzahl
Künstler Rücklauf
85
Anzahl
Künstler
Bildende Kunst 190 (67%) 284 265 (83%) 318 252 (81%) 311
Theater 58 (43%) 136 93 (65%) 144 119 (95%) 125
Musik 58 (51%) 114 68 (60%) 114 59 (53%) 111
Tanz 40 (57%) 70 38 (61%) 62 51 (71%) 72
Film/Neue Medien 26 (62%) 42 37 (66%) 56 52 (83%) 63
Literatur 11 (65%) 17 18 (82%) 22 12 (100%) 12
Spartenübergreifend86
- - 77 (32%) 240 101 (23%) 441
Insgesamt 383 (59%) 646 607 (69%) 885 654 (63%) 1.033
ZfKf 2010
Die Evaluationsbögen für die Schulleiter wurden vom ZfKf direkt an die Schulen versendet. Von den insgesamt
674 Schulen, die am NRW Landesprogramm Kultur und Schule im ersten Förderjahr teilgenommen haben und
vom ZfKf angeschrieben wurden, haben 441 Schulleiter den Fragebogen ausgefüllt an das ZfKf zurück gesendet.
Das entspricht einer Rücklaufquote von 65% der beteiligten Schulen (ohne Mehrfachnennung) bzw. von 62%
80 Bei der Anzahl der Projekte wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt, da diese die Künstler zu den Fortbildungsinstituten einteilte,
mit denen das ZfKf wie beschrieben zusammen gearbeitet hat. 81
Im Förderjahr 2009/10 wurde keine Künstlerbefragung durchgeführt. 82
Bei der Anzahl der Künstler wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt, da diese die Künstler zu den Fortbildungsinstituten einteilte, mit denen das ZfKf wie beschrieben zusammen gearbeitet hat. Die Summe der einzelnen Sparte ergibt dabei eine leicht abweichende Zahl, da manche Künstler in mehreren Sparten Projekte durchgeführt haben.
83 Im Förderjahr 2009/10 wurde keine Künstlerbefragung durchgeführt.
84 11 Künstler haben im Förderjahr 2007/08 zur Sparte keine Angaben gemacht, wurden aber in der Gesamtrechnung berücksichtigt.
85 8 Künstler haben im Förderjahr 2008/09 zur Sparte keine Angaben gemacht, wurden aber in der Gesamtrechnung berücksichtigt.
86 Die Kategorie spartenübergreifend wurde im Förderjahr 2006/07 nicht erhoben.
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bezogen auf die geförderten Projekte im Förderjahr 2006/07. Im zweiten Förderjahr 2007/08 lag der Rücklauf
der Schulleiterfragebögen bezogen auf die Anzahl der Schulen bei 80%, bezogen auf die Anzahl der Projekte bei
73%, und im dritten Förderjahr 2008/09 bezogen auf die Anzahl der Schulen bei 69% und auf die Projekte
bezogen bei 65%. Das entspricht einer Rücklaufquote von 72% in den ersten drei Förderjahren. Bei der
abschließenden Schulleiterbefragung Ende 2009 konnte eine Rücklaufquote von 58% verbucht werden.
Übersicht 130: Rücklauf der Schulleiterbefragung nach Schulformen87
Förderjahr
2006/07 2007/08 2008/09
Abschließende
Schulleiterbefragung
2009/2010
Fragebogen
Schulleiter Rücklauf
Anzahl
Schulen Rücklauf
Anzahl
Schulen Rücklauf
Anzahl
Schulen Rücklauf
Anzahl
Schulen
Förderschule 55 (90%) 61 104 (83%) 126 124 (78%) 160 159 (70%) 228
Grundschule 23 (36%) 64 448 (84%) 531 388 (65%) 593 537 (52%) 1.026
OGS88
195 (62%) 314 - - - - - -
Hauptschule 56 (67%) 84 89 (75%) 118 107 (74%) 144 136 (62%) 218
Realschule 19 (70%) 27 42 (70%) 60 54 (63%) 86 73 (59%) 123
Gymnasium 39 (67%) 58 70 (72%) 97 103 (69%) 150 118 (57%) 206
Gesamtschule 32 (62%) 52 52 (72%) 72 61 (72%) 85 75 (60%) 125
Nicht
zuzuordnen /
Sonstige89
22 (--) 19 17 (---) 8 34 (---) 10 28 20
Berufsbildende
Schule/Kolleg - - 9 (39%) 23 - 35 25 (50%) 50
Insgesamt 441
(62%)
674
(65%)
831
(73%)
1.035
(80%)
871
(65%)
1.263
(69%)
1.151
(58%) 1.996
ZfKf 2010
Die Evaluationsbögen der Eltern- und der Eltern-/Kind-Befragung wurden vom ZfKf an die Schulen gesendet
und von diesen an die Eltern weitergeleitet.
Je zwei Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien in ländlichen und städtischen Gebieten wurden im
ersten Förderjahr gebeten, sich an der Elternbefragung zu beteiligen. Darüber hinaus wurden drei Realschulen
sowie eine Hauptschule in die Elternbefragung miteinbezogen, wie dies der folgenden Grafik zu entnehmen ist.
87
Bei der Anzahl der Schulen wurde die Einteilung der Staatskanzlei berücksichtigt. Die Summe der einzelnen Sparte ergibt dabei eine leicht abweichende Zahl, da manche Schulen in mehreren Sparten Projekte durchgeführt haben.
88 Aufgrund unregelmäßiger Nennungen in den Fragebögen wurde das Merkmal „OGS“ ab dem zweiten Förderjahr im Rücklauf nicht mehr
ausgewertet 89
Einige Schulleiter machten keine Angabe bei der Frage nach der Schulform, entsprechend konnten diese den Schulformen nicht zugeordnet werden.
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Übersicht 131: Eltern, die an der Befragung des Landesprogramms teilgenommen haben, nach Schulformen
2006/07 2008/09
Elternbefragung an 10 Schulen
Eltern-/Kindbefragung an 100
Grundschulen
Schulen Angeschrieben Rücklauf Angeschrieben Rücklauf
Grundschulen 2 2 100 69
Gesamtschulen 2 2 - -
Gymnasium 2 1 - -
Realschulen 3 2 - -
Hauptschulen 1 1 - -
Insgesamt 10 8 (80%) 100 69 (69%)
(n=172) (n=707)
ZfKf 2010
In der Elternbefragung im ersten Förderjahr haben acht Schulen die Befragungsbögen an die Eltern weiter
gegeben und an das ZfKf zurück gesandt, so dass dem ZfKf für die erste Elternbefragung letztlich 172
ausgefüllte Elternfragebögen zur Verfügung standen, wobei von den Schulen angemerkt wurde, dass einige
Eltern aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht in der Lage gewesen sind, den Fragebogen auszufüllen. Geht
man von einer durchschnittlichen Projektgruppenkonstellation von 24 erreichten Schülern pro erreichter
Schule in der ersten Förderwelle aus, was dem im Rahmen der Evaluation ermittelten Durchschnittswert
entspricht, kann man hierbei durchaus von einem guten Rücklauf der Fragebögen sprechen, der speziell bei
den acht Schulen, die eine Rückmeldung ermöglichten, nach dieser Berechnung bei 90% liegt.
Von den in der Eltern-/Kindbefragung im dritten Förderjahr angeschriebenen Schulen schickten 69
Einrichtungen insgesamt 707 Eltern-/Kindfragebögen ans ZfKf zurück. Somit konnten im Förderjahr 2008/09
eine Rücklaufquote von 69% der angeschriebenen Schulen erreicht werden. Betrachtet man hier die
durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Projekt von 19,9 pro erreichter Grundschule im Förderjahr 2008/09, liegt
der errechnete Rücklauf der Eltern-/Kindfragebögen bezogen auf die 69 Schulen bei 51%.
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