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 SOLUTIONS 2 IT business 1/2012 Ohne «Wiki-Way» fehlten der Software die PS Wiki-Software erlaubt es allen Nutzern, ob technisch afn oder nicht, einfach und schnell Einträge zu verfassen, zu editie- ren und zu kommentieren. Im Wiki-Do- kument wird immer direkt die aktuellste Version angezeigt, frühere Versionen mit ihrem Änderungsverlauf werden automa- tisch gespeichert. Wikis sind wie eine Da- tenbank frei verlinkter Websites; die In- halte werden von mehreren Nutzern in einem kollaborativen Schreibprozess er- stellt. Mehrwert gegenüber traditionellen Systemen bringen die wiki-weite Suche, idealerweise auch in Dateianhängen, und die Möglichkeit, sich durch selbst denierte RSS-Feeds oder E-Mail-Benachrichtigun- gen über Änderungen auf dem Laufenden zu halten. Nicht nur die Softwarefunktio- nalität macht den Erfolg einer Wiki-An- wendung aus, sondern vor allem auch die Arbeitsweise in Wiki-Kultur, der soge- nannte Wiki-W ay. Das heisst, dass die Of- fenheit nicht ohne Not eingeschränkt wird, dass die Ausgangsstruktur sich selbst or- ganisiert frei weiter entwickeln kann, und Unternehmens-Wikis – wie ging das früher ohne? Wiki-Anwendungen erweisen sich als wahre Produktivitätswunder, wenn die Umstellung auf die neue Arbeitsweise gelingt. Die Einsatzmöglichkeiten sind äusserst vielfältig. In einer Studie haben wir Wiki-Fallstu- dien analysiert: Die vielfältigen Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten von Wikis zeigt das abgebildete Klassikationsraster. Eine von Sorgente in unserer Forschungs- gruppe durchgeführte Analyse von Fall- beispielen ergab elf verbreitete Einsat zfel- der und sieben Aktivitäten, die darin eine  jeweils versch ieden grosse Rolle spielen .  Prof. Dr. Andrea Back D  er Begriff «Wiki» ist durch den Erfolg der Wikipedia bekannt. Das hawaiianische Wort wiki wiki heisst so viel wie schnell oder zügig. Cunningham, der Wiki-Ernder, nannte seine Entwick- lung zuerst Wiki Wiki Web. Der Anwen- dungsfall Enzyklopädie ist jedoch nicht repräsentativ für das, was Unternehmens- Wikis alles leisten. Sie kommen in ganz verschiedenen Anwendungsfeldern und unter anderen Organisationsprinzipien zum Einsatz: Für Software-Dokumenta- tionen, Verkaufsauskünfte, Best-Practice- Sammlungen und Handbücher aller Art sowie in der Projektabwicklung bis hin zu dynamischen Intranets. Wiki-Lösungen in Unternehmen müssen andere Anfor- derungen erfüllen als eine weböffentliche Enzyklopädie. Es braucht z. B. differen- zierte Zugangsberechtigungen, Integra- tionsmöglichkeiten mit vorhandenen Ap- plikationen wie ERP- und Ofce Software und zur Qualitätssicherung andere Orga- nisationsprinzipien als bei Wiki pedia. Die Bedingungen für den Effekt der kollek- tiven Intelligenz, eine grosse Anzahl und Diversität aktiv beitragender Nutzer, ist bei Enterprise Wikis eher selten gegeben. Wiki-Anwendun gen sind vielfältig. Alinea bei «In einer Studie…» und bei «Die vielfältigen…» umbruchtechnisch gelöscht und den Text zusammengefügt.

Unternehmenswikis - Wie ging das früher ohne?

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Wiki-Anwendungen erweisen sich als wahre Produktivitätswunder, wenn die Umstellung auf die neue Arbeitsweise gelingt. Die Einsatzmöglichkeiten sind äusserst vielfältig.

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ohne «Wiki-Way» fehltender Sftware die PS

Wiki-Sotware erlaubt es allen Nutzern,ob technisch an oder nicht, einach undschnell Einträge zu verassen, zu editie-ren und zu kommentieren. Im Wiki-Do-kument wird immer direkt die aktuellsteVersion angezeigt, rühere Versionen mitihrem Änderungsverlau werden automa-tisch gespeichert. Wikis sind wie eine Da-tenbank rei verlinkter Websites; die In-

halte werden von mehreren Nutzern ineinem kollaborativen Schreibprozess er-stellt. Mehrwert gegenüber traditionellenSystemen bringen die wiki-weite Suche,idealerweise auch in Dateianhängen, unddie Möglichkeit, sich durch selbst defnierte

RSS-Feeds oder E-Mail-Benachrichtigun-gen über Änderungen au dem Lauendenzu halten. Nicht nur die Sotwareunktio-nalität macht den Erolg einer Wiki-An-wendung aus, sondern vor allem auch dieArbeitsweise in Wiki-Kultur, der soge-nannte Wiki-Way. Das heisst, dass die O-enheit nicht ohne Not eingeschränkt wird,

dass die Ausgangsstruktur sich selbst or-ganisiert rei weiter entwickeln kann, und

unternehmens-Wikis – wie ging das früher ohne?Wiki-Anwendungen erweisen sich als wahrePrduktivitätswunder, wenn die mstellung auf die neue

Arbeitsweise gelingt. Die Einsatzmöglichkeiten sind äusserstvielfältig.

In einer Studie haben wir Wiki-Fallstu-dien analysiert: Die vielältigen Einsatz-und Gestaltungsmöglichkeiten von Wikiszeigt das abgebildete Klassifkationsraster.

Eine von Sorgente in unserer Forschungs-

gruppe durchgeührte Analyse von Fall-beispielen ergab el verbreitete Einsatzel-der und sieben Aktivitäten, die darin eine

 jeweils verschieden grosse Rolle spielen.

Prf. Dr. Andrea Back

D er Begri «Wiki» ist durch denErolg der Wikipedia bekannt.

Das hawaiianische Wort wiki wiki heisst so

viel wie schnell oder zügig. Cunningham,der Wiki-Ernder, nannte seine Entwick-lung zuerst Wiki Wiki Web. Der Anwen-dungsall Enzyklopädie ist jedoch nicht

repräsentativ ür das, was Unternehmens-Wikis alles leisten. Sie kommen in ganzverschiedenen Anwendungseldern undunter anderen Organisationsprinzipienzum Einsatz: Für Sotware-Dokumenta-tionen, Verkausauskünte, Best-Practice-Sammlungen und Handbücher aller Artsowie in der Projektabwicklung bis hin zudynamischen Intranets. Wiki-Lösungenin Unternehmen müssen andere Anor-derungen erüllen als eine weböentlicheEnzyklopädie. Es braucht z. B. dieren-

zierte Zugangsberechtigungen, Integra-tionsmöglichkeiten mit vorhandenen Ap-plikationen wie ERP- und Oce Sotwareund zur Qualitätssicherung andere Orga-nisationsprinzipien als bei Wikipedia. Die

Bedingungen ür den Eekt der kollek-tiven Intelligenz, eine grosse Anzahl undDiversität aktiv beitragender Nutzer, istbei Enterprise Wikis eher selten gegeben.

Wiki-Anwendungen sind vielfältig.

Alinea bei «n einer Studie…» und bei«Die vielfältigen…» umbruchtechnisch gelöschtund den ext zusammengefügt.

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dass die Dynamik und Einachheit nichtdurch redaktionelle Freigabeprozesse be-hindert werden. Au Qualitätssicherungwird dabei natürlich nicht verzichtet. Siewird zwar auch von der Autoren Commu-nity mit erledigt, muss jedoch einer Küm-merer-Rolle augetragen werden. DieseAugabe, Struktur und Inhalte zu redigie-ren, wird Wiki-Gardening genannt.

ebendige

nfrmatinsdrehscheiben,statt WissensfriedhöfeIm Wissensmanagement der ersten Ge-neration gab es ot Wissensdatenbanken,die eher Wissensriedho als lebendige In-ormationsdrehscheibe waren. Da geradein der Explorationsphase mit Wikis auchgescheiterte Projekte zu verzeichnen sind,mögen manche denken, die Idee von oe-

nen zentralen Wissenssammlungen sei tot

und nur die kommunikationsorientierten

Social Media – wie Blogs, Mikrobloggingsowie interne Soziale Netzwerke undCommunities – seien erolgversprechend.Wikis zählen jedoch zu den häufgsten und

erolgreichsten Enterprise-2.0-Anwen-

dungen. Allein das von ün Universitä-ten lauend aktualisierte Fallstudiennetz-werk e20cases.org ür den D-A-CH-Raum

enthält über 50 Fallbeispiele, die nach Kri-

terien wie Branche, Unternehmensgrösse,Abteilung/Geschätsprozess und Einsatz-eld selektiert werden können.

Wikis funktinieren auch imKleinen und in EchtzeitIn meiner eigenen Arbeitspraxis arbeite

ich ot mit Wikis, ohne immer gleich«Wiki» zu denken. Google Docs benutzeich viel ür einzelne Dokumente, d. h. Ta-bellen und Texte, die lauend inkrementell

aktualisiert werden und zu denen meh-rere Leute beitragen. Realtime-Editierendurch mehrere Nutzer ist z. B. in Teleon-konerenzen ürs Protokollieren praktisch.

Wikis im Kleinen fnden sich auch als eine

Funktion in Kollaborationsplattormen.Dort heissen sie ot nicht Wiki, sondernWriteboard oder sind eine Page mit Edit-Funktion. Sie eignen sich z. B. ür Brain-storming, FAQ-Sammlungen oder umBesprechungspunkte ür Teleonkoneren-

zen und Protokolle zusammenzutragen.

Im Vergleich zur Abwicklung über Datei-ablage und E-Mail-Verschickung mit An-hängen bringt das eine enorme Arbeits-erleichterung.

ipps für Auswahl

und EinführungWo die Gestaltungsmöglichkeiten so viel-ältig sind, geht es nicht ohne zu experi-mentieren und ot auch nicht ohne mal zu

inks•VideointerviewsmitAnwendernund

Forschungsergebnisse:Blog www.business20experts.unisg.ch

•FallstudienzuEnterprise2.0:Platt-orm e20cases.org (mehr als 50 zuEnterprise Wikis):www.e20cases.org/allstudien/alle-allstudien/

•WeiterbildungzuArbeitenmitSocialMedia:Seminar www.Arbeitspraxis20.ch

•Lesenswert:Wasbringen eigentlichWikis? 18 Antworten von Anwendern:http://wissenswert.iwi.unisg.ch/?p=1129

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scheitern, sprich dazuzulernen. Es gibt auch

nicht das eine beste Wiki und nicht den ei-nen richtigen Weg zur Wiki-Einührung.Bei der Planung einer Wiki-Lösung sindzuerst die Zielgruppe und der konkrete An-

wendungsall mit ihren individuellen An-

orderungen zu analysieren, bevor man andas Technische geht. Bei der Sotwareeva-luation ist das Vergleichsportal WikiMatrix

(www.wikimatrix.org) hilreich. Im einenFall ist eine druckvolle Wiki-Einührungerolgreich, bei der die bisherigen Systemeund Arbeitsweise abgestellt werden. In an-deren Fällen gelingt die Transormation zur

Wiki-Arbeitsweise fiessend, weil sich dieNutzer nach und nach der neuen Lösunganschliessen. Auch wer klein anängt, z. B.mit einem Meeting-Wiki, sollte schon eine

erste Vision ür das zum Unternehmen pas-sende Wiki-Ecosystem entwickeln.Allgemein gültige Empehlungensind: Ohne einachste Bedienung, d. h.WYSIWYG-Editor und Anmeldung mitden vertrauten Zugangsdaten, hat es einWiki sehr schwer. Die meisten Nutzer ha-ben Hemmungen, ins Wiki zu schreibenoder gar etwas zu überschreiben. Wo Füh-

rungskräte die Wiki-Arbeitsweise vorle-

ben, gewinnen sie Mitmacher. Die Hemm-

schwelle wird auch niedriger, wenn manein Wiki bereits beim Start vorstrukturiert

und mit Inhalten üllt. Damit die Qualitäthoch bleibt, muss sich jemand ums Wiki-Gardening kümmern. Alle Nutzer, beson-

ders jedoch die Person, welche die Deni-tionsmacht hat, wie gearbeitet wird, sollen

gerade in der Umstellungsphase die Ge-duld aubringen, von «Abweichlern» im-mer wieder die Wiki-Arbeitsweise einzu-ordern. Lebendig bleibt ein Wiki, wenn es

zur alltäglichen Arbeit in einer Organisa-tion einach dazugehört.

Anwendungsbeispiele*Wiki-Way Projektmanagement in

verteilten Teams bei Swiss Re Die Projektkommunikation und -do-kumentation mit E-Mail und Excel-Sheets wird durch Wiki-Pages (au derJive Plattorm Ourspace) ersetzt, u. a.ür Roles & Responsibilities, Open To-pics und Risks. Der Wiki-Way bringt vir-tuelle Teams au eine gemeinsame Platt-orm, schat Transparenz und ermöglicht

Selbstorganisationseekte.

Wissens-Wiki im IT-Betrieb und Not-

 fall-Management bei der SFS services

SFS services konsolidierte die vorher ver-streuten Inos zur Dokumentation der Sys-

temumgebung in ein Wiki (hier Media-Wiki), wo die Inos jetzt zeitnaher gepfegt

werden. Es enthält u. a. das Notallhand-buch, Links zur Perormance-Überwa-chung, Checklisten und die Journalührung

zu den periodischen Kontrollen. Praktischist die direkte Verlinkung von SAP-Fehler-codes zu Wiki-Dokumentationsseiten.

 Dynamisches Intranet bei Synaxon

Die Geschätsleitung von Synaxon gestal-tet das ganze Intranet im Wiki-Konzept.Der Treiber, CEO Frank Roebers, erklärtseine Überlegungen und Erahrungen in

der Videointerviewserie www.business-20experts.iwi.unisg.ch/category/caseri-day/synaxon-caseriday/. Man starteterüh mit MediaWiki und bleibt vorerstdabei. ■

* Ausührliche Fallbeschreibungen nden Sie au www.e20cases.org (Kategorien orange und gold)und in der 3. Aufage des Buchs «Back/Gronau/Tochtermann: Web 2.0 in der Unternehmenspra-xis» (ab Sommer 2012).