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Unterschiedliche Unterschiedliche Staatsziel- und Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorste Gerechtigkeitsvorste llungen in Ost- und llungen in Ost- und Westdeutschland Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft Wintersemester 2005/2006 HS: Pol. Kultur in Ost- und Westdeutschland Leitung: Prof. Dr. Falter Referenten: Ursula Quickert und Martin Spengler

Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

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Unterschiedliche Unterschiedliche Staatsziel- und Staatsziel- und

GerechtigkeitsvorstelGerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und lungen in Ost- und WestdeutschlandWestdeutschland

Johannes Gutenberg UniversitätInstitut für PolitikwissenschaftWintersemester 2005/2006HS: Pol. Kultur in Ost- und WestdeutschlandLeitung: Prof. Dr. FalterReferenten: Ursula Quickert und Martin Spengler

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EinleitungEinleitungDeutschland einig Vaterland?Deutschland einig Vaterland?

Die konstitutiven Prinzipien der demokratischen Ordnung werden in Ost- und West gleichermaßen anerkannt (z.B. liberale Grundrechte, pluralistischer Parteienwettbewerb, Rechtsstaat)Zuordnung normativer Prinzipien zur Demokratie (1990)Das gehört unbedingt zu einer Demokratie...

NBLNBL ABLABL Differenz NBL-Differenz NBL-ABLABL

Liberale Liberale GrundrechteGrundrechte Presse- und Presse- und MeinungsfreiheiMeinungsfreiheit t

9292 9191 +1+1

Religionsfreiheit Religionsfreiheit 8383 7979 +4+4Reisefreiheit Reisefreiheit 7676 7878 -2-2Berufswahl Berufswahl 6767 7575 -8-8

MittelwertMittelwert 8080 8282 -2-2

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Doch verbergen sich dahinter Doch verbergen sich dahinter nicht völlig andere nicht völlig andere Vorstellungen hinsichtlich der Vorstellungen hinsichtlich der Staatsziele und der Staatsziele und der Konzeptionen von Konzeptionen von Gerechtigkeit?Gerechtigkeit?

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GliederungGliederung EinleitungEinleitung Untersuchungsziele/Untersuchungsziele/

Forschungsfrage(n)Forschungsfrage(n) KonzeptspezifikationKonzeptspezifikation Ableitung konkreter HypothesenAbleitung konkreter Hypothesen Ergebnisse und ErkenntnisseErgebnisse und Erkenntnisse KritikKritik

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Ziele/ForschungsfragenZiele/Forschungsfragen

DeterminantenStaatsziel- und Gerechtigkeits-

vorstellungen 1990

DeterminantenEntwicklung derVorstellungen

1990-2002

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RelevanzRelevanzAusmaß Verwirklichung

der Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen

der Bevölkerung

Legitimität des demokratischen Systems

Legitimität des demokratischen Systems

Funktionieren institutioneller Arrangements

Vgl. Roller 1996

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KonzeptspezifikationKonzeptspezifikationWerteWerte:= normative Maßstäbe, anhand derer die := normative Maßstäbe, anhand derer die

gesellschaftliche Wirklichkeit beurteilt werden kann; gesellschaftliche Wirklichkeit beurteilt werden kann; „Konzeptionen des Wünschenswerten„Konzeptionen des Wünschenswerten

Gesellschaftspolitische WerteGesellschaftspolitische Werte:=:= formulieren eine formulieren eine Idealvorstellung für eine gesamte Gesellschaft (z.B. Idealvorstellung für eine gesamte Gesellschaft (z.B. Gleichheit)Gleichheit)

WertorientierungWertorientierung := Einstellung zu diesem Wert := Einstellung zu diesem Wert→ → höhere Stabilität als höhere Stabilität als EinstellungenEinstellungen (WO sind diesen (WO sind diesen

übergeordnet und strukturieren sie, haben eine zentrale übergeordnet und strukturieren sie, haben eine zentrale Stellung innerhalb des Überzeugungssystems einer Stellung innerhalb des Überzeugungssystems einer Person)Person)

Gesellschaftspolitische WertorientierungenGesellschaftspolitische Wertorientierungen:= Werte, die := Werte, die eine „Idealvorstellung“ für Gesamtgesellschaft formuliereneine „Idealvorstellung“ für Gesamtgesellschaft formulieren

ÜberzeugungssystemÜberzeugungssystem:= geordnetes System von := geordnetes System von Einstellungen und Wertorientierungen in den Köpfen der Einstellungen und Wertorientierungen in den Köpfen der BürgerBürger

Vgl. Arzheimer 2005

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Konzeptspezifikation IIKonzeptspezifikation IIStaatszielvorstellungenStaatszielvorstellungen:= Reihe von spezifischen := Reihe von spezifischen

Vorstellungen von der idealen Ordnung von Politik, Vorstellungen von der idealen Ordnung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, deren Durchsetzung vom Wirtschaft und Gesellschaft, deren Durchsetzung vom Staat erwartet wirdStaat erwartet wird

Staatsziele im Grundgesetz: Art. 1, 20 und 28 => Staatsziele im Grundgesetz: Art. 1, 20 und 28 => Würde des Menschen, Demokratieprinzip, Würde des Menschen, Demokratieprinzip, Sozialstaatsprinzip, Bundesstaatsprinzip, Sozialstaatsprinzip, Bundesstaatsprinzip, Umweltschutzprinzip, RechtsstaatsprinzipUmweltschutzprinzip, Rechtsstaatsprinzip

Zusätzlich werden noch Bildung, Kultur- und Zusätzlich werden noch Bildung, Kultur- und Friedensstaatlichkeit, vereintes Europa und Friedensstaatlichkeit, vereintes Europa und gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht genannt.gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht genannt.

Umstritten sind vor allem die Ausprägungen dieser Umstritten sind vor allem die Ausprägungen dieser PrinzipienPrinzipien

Vgl. Katz 2002

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DeterminantenStaatsziel- und Gerechtigkeits-

vorstellungen 1990

DeterminantenEntwicklung derVorstellungen

1990-2002

KongruenzhypotheseKongruenzhypothese::keine gravierenden Unterschiede zwischen den keine gravierenden Unterschiede zwischen den

gesellschaftspolitischen Wertorientierungen in Ost und gesellschaftspolitischen Wertorientierungen in Ost und West, der Wertewandel nahm die gleiche Richtung West, der Wertewandel nahm die gleiche Richtung

→ → auch im Osten gab es Modernisierungsprozesse, Kontakt auch im Osten gab es Modernisierungsprozesse, Kontakt zu demokratischen Werten (persönliche Kontakte, zu demokratischen Werten (persönliche Kontakte, Medien,...)Medien,...)

KonservierungshypotheseKonservierungshypothesein Ostdeutschland hat kein Wertewandel stattgefunden, in Ostdeutschland hat kein Wertewandel stattgefunden, Wertorientierungen und Verhaltensmuster sind auf Wertorientierungen und Verhaltensmuster sind auf dem Stand der 50er Jahre eingefroren; Grund: haben dem Stand der 50er Jahre eingefroren; Grund: haben noch keine Erfahrung mit dem System gemacht (wie noch keine Erfahrung mit dem System gemacht (wie die Westdeutschen in den 50ern)die Westdeutschen in den 50ern)

HypothesenHypothesen

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Hypothesen IIHypothesen IISozialisationshypothese:Sozialisationshypothese:Lebensverhältnisse strukturieren die Einstellungen, also haben Lebensverhältnisse strukturieren die Einstellungen, also haben

die Existenzbedingungen in der DDR die politischen die Existenzbedingungen in der DDR die politischen Einstellungen der Ostdeutschen geprägt und prägen sie bis Einstellungen der Ostdeutschen geprägt und prägen sie bis heute heute

→ → Lebensverhältnisse sind insbesondere in der formativen Phase Lebensverhältnisse sind insbesondere in der formativen Phase prägend (Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenenalter), im prägend (Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenenalter), im Verlauf des weiteren Lebens verändern sie sich kaum noch Verlauf des weiteren Lebens verändern sie sich kaum noch

Situationshypothese:Situationshypothese:Nicht (nur) die unterschiedliche Sozialisation, Nicht (nur) die unterschiedliche Sozialisation,

sondern auch die nach wie vor sehr sondern auch die nach wie vor sehr unterschiedlichen Lebensverhältnisse verursachen unterschiedlichen Lebensverhältnisse verursachen die ungleichen Wertorientierungen der Ost- und die ungleichen Wertorientierungen der Ost- und Westdeutschen Westdeutschen

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Hypothesen/abgeleitete Hypothesen/abgeleitete ErwartungenErwartungen

KonservieruKonservierungs- ngs- HypotheseHypothese

KongrueKongruenz-nz-HypothesHypothesee

SozialisatiSozialisations-ons-HypotheseHypothese

SituatioSituations-ns-hypothehypothesese

ErwartunErwartungg19901990RealitätRealität19901990ErwartunErwartungg1990-1990-20022002RealitätRealität1990-1990-20022002

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Konservierungs-Konservierungs-HypotheseHypotheseKonservierungs- HypotheseKonservierungs- Hypothese

ErwartunErwartungg19901990

Einstellungsmuster im Osten entsprechen denen Einstellungsmuster im Osten entsprechen denen der 50er Jahren in D.: starke Output-Orientierung, der 50er Jahren in D.: starke Output-Orientierung, geringe Partizipation, niedrige allg. Systemloyalität geringe Partizipation, niedrige allg. Systemloyalität (vgl. Falter 1996)(vgl. Falter 1996)

RealitätRealität19901990

Nebeneinander relativ stabiler Input- und Nebeneinander relativ stabiler Input- und Outputstrukturen, Bereitschaft zur Partizipation, Outputstrukturen, Bereitschaft zur Partizipation, hohe Leistungserwartungen (Falter 1996: 283), hohe Leistungserwartungen (Falter 1996: 283), breite Unterstützung demokrat. breite Unterstützung demokrat. Ordnungsvorstellungen (Gabriel 2000: 43) Ordnungsvorstellungen (Gabriel 2000: 43)

ErwartunErwartungg1990-1990-20022002

Nachholende Entwicklung (schneller?) Nachholende Entwicklung (schneller?)

RealitätRealität1990-1990-20022002

Hypothese nicht anwendbar Hypothese nicht anwendbar

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Kongruenz-HypotheseKongruenz-HypotheseKongruenz- HypotheseKongruenz- Hypothese

ErwartuErwartungng19901990

Gleiche Wertorientierungen in Ost und WestGleiche Wertorientierungen in Ost und West

RealitätRealität19901990

Ostdeutsche erwarten sichtlich mehr staatl. Ostdeutsche erwarten sichtlich mehr staatl. Fürsorge und sehen die Gefahren einer solchen Fürsorge und sehen die Gefahren einer solchen Fürsorglichkeit als geringer an (Falter 1996: 293) Fürsorglichkeit als geringer an (Falter 1996: 293)

ErwartuErwartungng1990-1990-20022002

Keine Unterschiede zwischen Ost und WestKeine Unterschiede zwischen Ost und West

RealitätRealität1990-1990-20022002

Ostdeutsche befürworten Sozialismus stärker und Ostdeutsche befürworten Sozialismus stärker und fordern staatliche Zuständigkeit viel fordern staatliche Zuständigkeit viel nachdrücklicher ein nachdrücklicher ein

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Sozialisations-HypotheseSozialisations-HypotheseSozialisations-HypotheseSozialisations-Hypothese

ErwartuErwartungng19901990

Große Differenzen zw. den Wertorientierungen in Große Differenzen zw. den Wertorientierungen in Ost und West → ostspezifische EinstellungsmusterOst und West → ostspezifische Einstellungsmuster

RealitätRealität19901990

Ostdeutsche präferieren Modell des Ostdeutsche präferieren Modell des demokratischen Sozialismusdemokratischen Sozialismus

ErwartuErwartungng1990-1990-20022002

Differenzen sind nur leicht zurückgegangen, Differenzen sind nur leicht zurückgegangen, langsame Angleichunglangsame Angleichung

RealitätRealität1990-1990-20022002

Präferenz des Modells des demokratischen Präferenz des Modells des demokratischen Sozialismus (egalitäre Komponente aber nicht so Sozialismus (egalitäre Komponente aber nicht so ausgeprägt wie in der Modelldefinition)ausgeprägt wie in der Modelldefinition)

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Situations-HypotheseSituations-HypotheseSituations-HypotheseSituations-Hypothese

ErwartuErwartungng19901990

Kaum regionale, sondern gruppenspezifische Kaum regionale, sondern gruppenspezifische UnterschiedeUnterschiede

RealitätRealität19901990

Regionale Unterschiede bestehen, z.B. größere Regionale Unterschiede bestehen, z.B. größere Systemdistanz, hohe Leistungserwartung an den Systemdistanz, hohe Leistungserwartung an den StaatStaatKein Einfluss von Arbeitslosigkeit feststellbar Kein Einfluss von Arbeitslosigkeit feststellbar

ErwartuErwartungng1990-1990-20022002

Kaum regionale, sondern gruppenspezifische Kaum regionale, sondern gruppenspezifische UnterschiedeUnterschiede

RealitätRealität1990-1990-20022002

Regionale Unterschiede bestehen, z.B. größere Regionale Unterschiede bestehen, z.B. größere Systemdistanz, hohe Leistungserwartung an den Systemdistanz, hohe Leistungserwartung an den StaatStaatKein Einfluss von Arbeitslosigkeit feststellbar Kein Einfluss von Arbeitslosigkeit feststellbar

Vgl. Falter 1996

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BeispielBeispiel

0123456789

10

Soziali

smus

gute S

taatsid

ee

Links-

rechts

Selbs

teinstu

fung

Leistu

ngspr

inzip

Gleich

heitsp

rinzip

neue T

echnol

ogien

Gleich

berech

tigun

g der F

rau

OstWest

Die Erwartungen bei bestimmten Werten müssen Die Erwartungen bei bestimmten Werten müssen theoretisch aus den Sozialisationsbedingungen theoretisch aus den Sozialisationsbedingungen abgeleitet werden.abgeleitet werden.

Staatsverantwortung

Sozialisations- Hypothesen/Ostspezifisches Sozialisations- Hypothesen/Ostspezifisches

EinstellungsmusterEinstellungsmuster

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Hypothesen/Ostspezifisches Einstellungsmuster/ Test Hypothesen/Ostspezifisches Einstellungsmuster/ Test SozialisationshypotheseSozialisationshypothese

Beispiel 1998Beispiel 1998

0123456789

10

OstWestOst tatsächlichWest tatsächlich

Die Erwartungen bei bestimmten Werten müssen Die Erwartungen bei bestimmten Werten müssen theoretisch aus den Sozialisationsbedingungen theoretisch aus den Sozialisationsbedingungen abgeleitet werden.abgeleitet werden.

Staatsverantwortung

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SozialisationshypotheseSozialisationshypotheseZusammenhang zwischen Individual- und Zusammenhang zwischen Individual- und Aggregatebene bei der Entwicklung der Aggregatebene bei der Entwicklung der

Einstellungen im OstenEinstellungen im Osten

010203040506070

90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02

Ost

EinstellungenWest

Erwartung für die Aggregatebene

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SozialisationshypotheseSozialisationshypotheseZusammenhang zwischen Individual- und Zusammenhang zwischen Individual- und Aggregatebene bei der Entwicklung der Aggregatebene bei der Entwicklung der

Einstellungen im OstenEinstellungen im Osten

01020304050607080

90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02

>1939

1940-70

<1971

EinstellungenWest

Individualebene

OstOst

Aggregatebene

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minimaler Staat, extensiver Marktminimaler Staat, extensiver Markt Staat handelt Staat handelt illegitim, wenn er seine illegitim, wenn er seine

Macht in irgendeiner Weise zur Macht in irgendeiner Weise zur Herstellung von Gleichheit einsetztHerstellung von Gleichheit einsetzt

Gerechtigkeit stellt sich durch den Gerechtigkeit stellt sich durch den unbehinderten Marktmechanismus und unbehinderten Marktmechanismus und die freiwilligen Transaktionen der die freiwilligen Transaktionen der Marktteilnehmer von selbst her Marktteilnehmer von selbst her

Dezentraler StaatDezentraler Staat

Libertäres ModellLibertäres Modell

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Gerechte Versorgung mit Gerechte Versorgung mit gesellschaftlichen Grundgüterngesellschaftlichen Grundgütern

redistributiver Staat / Wohlfahrtsstaatredistributiver Staat / Wohlfahrtsstaat Institutionalisierung gerechter Institutionalisierung gerechter

PrinzipienPrinzipien wird von den Westdeutschen präferiertwird von den Westdeutschen präferiert BRD entspricht allerdings einer liberal-BRD entspricht allerdings einer liberal-

libertären Mischformlibertären Mischform

Liberales ModellLiberales Modell

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„„kollektive kollektive Selbstregierung“: Selbstregierung“: umfassende und direkte Beteiligung umfassende und direkte Beteiligung der Bürger → Herstellung eines der Bürger → Herstellung eines authentischen Gemeinwillensauthentischen Gemeinwillens

setzt eine Identifikation der Bürger setzt eine Identifikation der Bürger mit der Gemeinschaft voraus mit der Gemeinschaft voraus (Patriotismus)(Patriotismus)

partikulare Gemeinschaftpartikulare Gemeinschaft dezentraler Staatdezentraler Staat

Republikanisches ModellRepublikanisches Modell

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Sozio-ökonomische Sicherheit Sozio-ökonomische Sicherheit ↔ sozio-↔ sozio-ökonomische Gleichheitökonomische Gleichheit

Ergänzung des Privateigentums durch Ergänzung des Privateigentums durch öffentliches Eigentum, gesteuerter öffentliches Eigentum, gesteuerter MarktMarkt

Ziel: möglichst gleiche Verteilung Ziel: möglichst gleiche Verteilung aller gesellschaftlicher Ressourcenaller gesellschaftlicher Ressourcen

Direkte BürgerbeteiligungDirekte Bürgerbeteiligung

Modell des Modell des demokratischen demokratischen

SozialismusSozialismus

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verstärkte Partizipationsbereitschaftverstärkte Partizipationsbereitschaft soziale Gleichheit wird höher geschätztsoziale Gleichheit wird höher geschätzt höhere Erwartungen an die höhere Erwartungen an die

Staatstätigkeit, insbesondere im Staatstätigkeit, insbesondere im wirtschaftlichen Bereichwirtschaftlichen Bereich

Annahmen für die Annahmen für die Wertorientierungen in Wertorientierungen in einer sozialistischen einer sozialistischen

Politik-KulturPolitik-Kultur

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Ergebnisse Ergebnisse PartizipationsbereitschaftPartizipationsbereitschaft

Wegen der mangelnden Erfahrungen mit Wegen der mangelnden Erfahrungen mit Mitwirkungsmöglichkeiten und freien politischen Mitwirkungsmöglichkeiten und freien politischen Entfaltungsmöglichkeiten ist mit einer geringen Entfaltungsmöglichkeiten ist mit einer geringen Partizipationsbereitschaft der Ostdeutschen zu Partizipationsbereitschaft der Ostdeutschen zu rechnenrechnen

Die Partizipationsbereitschaft ist in Ost und West Die Partizipationsbereitschaft ist in Ost und West aber ungefähr gleich hoch (vgl. Arzheimer 2000, aber ungefähr gleich hoch (vgl. Arzheimer 2000, Falter 1996, Krimmel 2000)Falter 1996, Krimmel 2000)

Die umfassenden Beteiligungsrituale in der DDR Die umfassenden Beteiligungsrituale in der DDR scheinen das Bedürfnis der Menschen nach scheinen das Bedürfnis der Menschen nach wirklicher Beteiligung gewecktwirklicher Beteiligung geweckt zu haben zu haben

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ErgebnisseErgebnisseFreiheitFreiheit undund GleichheitGleichheit

0

10

20

30

40

50

60

Ost West

FreiheitGleichheit

Was ist letzten Endes wohl wichtiger, Freiheit oder Gleichheit? 1992

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AufgabenAufgaben des Staatesdes StaatesStaat Staat

verantwortlich verantwortlich für für

Unterstützung Unterstützung der Wirtschaft der Wirtschaft bei neuen bei neuen TechnologienTechnologien

Gleichstellung Gleichstellung der Frauder Frau

VollbeschäftigunVollbeschäftigungg

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

Economy Frau Arbeit

OstWest

ErgebnisseErgebnisse

Skala 1-4: Auf jeden Fall verantwortlich (4) - Auf keinen Fall verantwortlich (1)

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Wertorientierungen in einer Wertorientierungen in einer sozialistischen Politik-Kultursozialistischen Politik-Kultur

An Hand der eben vorgetragenen Ergebnisse lässt sich An Hand der eben vorgetragenen Ergebnisse lässt sich zumindest eine Tendenz der Ostdeutschen feststellen, dass zumindest eine Tendenz der Ostdeutschen feststellen, dass sie zu dem Modell des demokratischen Sozialismus zuneigen.sie zu dem Modell des demokratischen Sozialismus zuneigen.

Diese bestätigt also generell die Diese bestätigt also generell die Sozialisationshypothese, da dieses Modell aus den Sozialisationshypothese, da dieses Modell aus den Sozialisationsbedingungen der DDR abgeleitet wurde.Sozialisationsbedingungen der DDR abgeleitet wurde.

→ → Anpassungsdruck der implementierten Demokratie Anpassungsdruck der implementierten Demokratie an das Modell, das die Bürgeran das Modell, das die Bürger normativ vorziehennormativ vorziehen

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Leistungsprinzip Gesellschaft, in der man leben möchte... Leistungsprinzip: eine Gesellschaft, in der der Lebensstandard des einzelnen in erster Linie von seiner Leistung abhängtBedürfnisprinzip: eine Gesellschaft, die dem einzelnen einen gewissen Lebensstandard sichert, auch wenn er weniger leistet  1990

01020304050607080

Ost West

LeistungsprinzipBedürfnisprinzip

0

10

20

30

40

50

60

Ost West

LeistungsprinzipBedürfnisprinzip

19919900

19919955

Page 30: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

Intensität der Sozialleistungen, Intensität der Sozialleistungen, 19941994

Angaben: Prozent.Quelle: Allbus 1994.

Die Sozialleistungen sollten...

01020304050607080

ausgeweitet werden so bleiben wiebisher

OstWest

Page 31: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

ErgebnisseErgebnisse Ostdeutsche befürworten das Ostdeutsche befürworten das

Leistungsprinzip, lehnen aber die Leistungsprinzip, lehnen aber die Konsequenzen in Form sozialer Konsequenzen in Form sozialer Ungleichheit ab und wünschen sich einen Ungleichheit ab und wünschen sich einen starken, redistributiven Staatstarken, redistributiven Staat

Mögliche Erklärung: In der DDR wurden Mögliche Erklärung: In der DDR wurden die Werte Leistung, Disziplin und die Werte Leistung, Disziplin und Aufstiegsorientierung mit den Aufstiegsorientierung mit den Zielsetzungen des egalitären Sozialismus Zielsetzungen des egalitären Sozialismus verbundenverbunden

Page 32: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

SozialismusSozialismus gute Staatsideegute Staatsidee

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

1994 1998 2002

OstWest

ErgebnisseErgebnisse

Der Sozialismus ist eine gute Idee, die nur schlecht ausgeführt wurdeStimme überhaupt nicht zu (1) – Stimme voll und ganz zu (5)

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Erwartete Erwartete Befürwortung der Befürwortung der Idee des Idee des Sozialismus der Sozialismus der nach 1970 nach 1970 geborenen Ost- geborenen Ost- und und Westdeutschen Westdeutschen ohne höheren ohne höheren BildungsabschlussBildungsabschluss

00,5

11,52

2,53

3,54

1994 1998 2002

OstWest

ErgebnisseErgebnisse

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Befürwortung Befürwortung Sozialismus ABLSozialismus ABL

Erwartete Erwartete Befürwortung Befürwortung der Idee des der Idee des Sozialismus Sozialismus der nach der nach 1970 1970 geborenen geborenen WestdeutscheWestdeutschenn 0

0,51

1,5

22,5

33,5

1994 1998 2002

HöhererBildungsabschluss

KeinhöhererBildungsabschluss

Page 35: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

Erwartete Befürwortung der Idee des Erwartete Befürwortung der Idee des Sozialismus in verschiedenen Sozialismus in verschiedenen BefragtengruppenBefragtengruppen

  Hohe Befürwortung der Idee des Sozialismus:Hohe Befürwortung der Idee des Sozialismus:-         nach 1970 geborene Ostdeutsche ohne höheren -         nach 1970 geborene Ostdeutsche ohne höheren BildungsabschlussBildungsabschluss-         gefolgt von zwischen 1940-1970 und vor 1940 geborenen -         gefolgt von zwischen 1940-1970 und vor 1940 geborenen Ostdeutschen mit / ohneOstdeutschen mit / ohne höheren Bildungsabschlusshöheren Bildungsabschluss-         Besonderheit 2002: vor 1940 Geborene übertreffen die -         Besonderheit 2002: vor 1940 Geborene übertreffen die Jüngeren (BefürwortungJüngeren (Befürwortung war kontinuierlich gestiegen)war kontinuierlich gestiegen)Niedrige Befürwortung:Niedrige Befürwortung:-        nach 1970 geborene Westdeutsche ohne höheren -        nach 1970 geborene Westdeutsche ohne höheren Bildungsabschluss (1994+98)Bildungsabschluss (1994+98)-        die nach 1970 geborenen Westdeutschen mit höherem -        die nach 1970 geborenen Westdeutschen mit höherem Bildungsabschluss zeigen imBildungsabschluss zeigen im Westen die stärkste Zustimmung zum SozialismusWesten die stärkste Zustimmung zum Sozialismus-        2002 sind die vor 1940 Geborenen Westdeutschen am -        2002 sind die vor 1940 Geborenen Westdeutschen am kritischsten, die jüngerenkritischsten, die jüngeren unterstützen stärker die Idee des Sozialismusunterstützen stärker die Idee des Sozialismus

Determinanten ausgewählter Determinanten ausgewählter Wertorientierungen und Wertorientierungen und

EinstellungenEinstellungen

Page 36: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

Links-Rechts-SelbsteinstufungLinks-Rechts-Selbsteinstufung

0 1 2 3 4 5 6 7

1994

1998

2002

WestOst

ErgebnisseErgebnisse

Ganz links (1) – Ganz rechts (11)Mittelwert: 5,5

Page 37: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

Stärkste Links-Orientierung: -        nach 1940 geborene Ostdeutsche -        vor 1940 geborene Ostdeutsche sind aber stets linker eingestellt als ihre westdeutschen AltersgenossenStärkste Rechts-Orientierung:-         vor 1940 geborene Westdeutsche-         in mittlerer Altersgruppe sinkt mit höherer formaler Bildung stark die Rechts-Orientierung-         starke Schwankungen in jüngster Kohorte

Erwartete Links-Recht-Selbsteinstufung in verschiedenen Befragtengruppen:

Page 38: Unterschiedliche Staatsziel- und Gerechtigkeitsvorstellungen in Ost- und Westdeutschland Johannes Gutenberg Universität Institut für Politikwissenschaft

Erwartete Werte für den Ingelhart-Index in Erwartete Werte für den Ingelhart-Index in verschiedenen Befragten-Gruppenverschiedenen Befragten-Gruppen

  Postmaterialistische Orientierungen (politische Postmaterialistische Orientierungen (politische Ziele der „neuen Linken“ → Betonung von Ziele der „neuen Linken“ → Betonung von Selbst- und Mitbestimmung sowie anderer Selbst- und Mitbestimmung sowie anderer immaterieller Güter wie eine saubere Umwelt)immaterieller Güter wie eine saubere Umwelt)- Generell tendieren Ostdeutsche stärker zu - Generell tendieren Ostdeutsche stärker zu materialistischenmaterialistischen PolitikzielenPolitikzielen--  postmaterialistische Orientierungenpostmaterialistische Orientierungen steigen steigen mit Grad der mit Grad der formalen Bildungformalen Bildung--  am stärksten ausgeprägt bei Westdeutschen, am stärksten ausgeprägt bei Westdeutschen, die nach 1940 die nach 1940 und 1970 geboren wurdenund 1970 geboren wurden --  vor 1940 Geborene (insb. Ostdeutsche und vor 1940 Geborene (insb. Ostdeutsche und Personen ohnePersonen ohne höheren Bildungsabschluss) neigen eher zum höheren Bildungsabschluss) neigen eher zum MaterialismusMaterialismus

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Stabilität der Stabilität der WertorientierungenWertorientierungen

Im Vier-Jahres-Vergleich geben etwa ein Im Vier-Jahres-Vergleich geben etwa ein Drittel der Befragten identische AntwortenDrittel der Befragten identische Antworten

Im Dreiwellen-Vergleich sind es lediglich Im Dreiwellen-Vergleich sind es lediglich rund zehn Prozent rund zehn Prozent →→ sehr niedrige sehr niedrige StabilitätStabilität

Grund: Größenordnung der Grund: Größenordnung der Veränderungen sind oft triviaVeränderungen sind oft triviall

„„quasistabile Antworten“ → Mehrheit quasistabile Antworten“ → Mehrheit antwortet über Zeitraum von je vier Jahren antwortet über Zeitraum von je vier Jahren praktisch unverändertpraktisch unverändert

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Ergebnisse Ergebnisse IndividualauswertungIndividualauswertung Regionszugehörigkeit ist von größerer Regionszugehörigkeit ist von größerer

Bedeutung als Kohorten-Effekte Bedeutung als Kohorten-Effekte ► ► SozialisationSozialisation

Arbeitslosigkeit hat keinen signifikanten Arbeitslosigkeit hat keinen signifikanten EinflussEinfluss

Unterschiede zeigen sich in allen Unterschiede zeigen sich in allen AltersgruppenAltersgruppen

Annäherung zwischen Personen mit Annäherung zwischen Personen mit höherer formaler Bildunghöherer formaler Bildung

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FAZITFAZITUnterschiede, die in den Neunziger Jahren festgestellt wurden,

bestehen zum größten Teil heute noch-  Sozialisation scheint eine wichtige Rolle beim

Zustandekommen der Wertorientierungen zu spielen-  breite Unterstützung für demokratische Rechte-  Arbeitslosigkeit wirkt sich kaum aus→ auch mit Besserung der wirtschaftlichen Lage nähern sich die

Einstellungen in Ost und West nicht an→ Situationseffekte spielen kaum eine Rolle→ sehr langsame Anpassung der politischen Kulturen ist Ost und

West (erst mit „Aussterben“ der in der DDR sozialisierten Generationen)

   

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KritikKritikKritik besteht grundsätzlich aus Kritik besteht grundsätzlich aus zwei Schrittenzwei Schritten, die wir im Folgenden , die wir im Folgenden

trennen möchten:trennen möchten:

1.1. kognitiver Art, Feststellung inwieweit eine Theorie bestimmte kognitiver Art, Feststellung inwieweit eine Theorie bestimmte Merkmale aufweist Merkmale aufweist

2.2. Bewertung: Wie sind diese Merkmale zu beurteilen?Bewertung: Wie sind diese Merkmale zu beurteilen?Merkmale von Theorien:1. Klarheit1.1 Der Begriffe1.2 Der Struktur2. Informationsgehalt

3. Menge und die Detailliertheit der erklärten Sachverhalte

4. Anwendungsbereich

5. Beziehung von Wenn- und Dann-Komponente (soweit vorhanden)

6. Bewährungsgrad

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KritikKritikKlarheit und Eindeutigkeit der Begriffe (Text 2005)Klarheit und Eindeutigkeit der Begriffe (Text 2005)

Verhältnis von Verhältnis von Wertorientierungen und Wertorientierungen und EinstellungenEinstellungen wird wird problematisiert. problematisiert. Postmaterialismus, Gleichheit, Postmaterialismus, Gleichheit, Freiheit auf der einen und Freiheit auf der einen und demokrat. Grundorientierungen demokrat. Grundorientierungen und Staatsziele auf der anderen.und Staatsziele auf der anderen.

Verhältnis spielt aber in der Verhältnis spielt aber in der Untersuchung keine Rolle mehr. Untersuchung keine Rolle mehr. Wieso problematisieren?Wieso problematisieren?

Ideologische EinstellungenIdeologische Einstellungen werden vage beschriebenwerden vage beschrieben

Begriff wird nie wieder Begriff wird nie wieder aufgegriffen. Wozu dient er dann? aufgegriffen. Wozu dient er dann? Bzw. es ist unklar, ob er später Bzw. es ist unklar, ob er später benutzt wird.benutzt wird.

Politische KulturPolitische Kultur wird nicht def., wird nicht def., es wird nur gesagt ideologische es wird nur gesagt ideologische Einstellungen und Einstellungen und Wertorientierungen machen Teil Wertorientierungen machen Teil davon ausdavon aus

Politische Kultur zum Zeitpunkt Politische Kultur zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung wird diffusder Wiedervereinigung wird diffus

Ideologien Ideologien strukturieren ganze strukturieren ganze Reihe politischer Fragen vor.Reihe politischer Fragen vor.

Welche denn und wie?Welche denn und wie?

Zwei Unterdimensionen der Zwei Unterdimensionen der links-links-rechts Dimensionrechts Dimension

In der Untersuchung wird nur In der Untersuchung wird nur gesamte abgefragt => gesamte abgefragt => Vermischung der Vermischung der UnterdimensionenUnterdimensionen

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KritikKritikDie Klarheit der Struktur der TheorieDie Klarheit der Struktur der Theorie

Wie lautet die forschungsleitende Wie lautet die forschungsleitende Fragestellung für den Aufsatz, Fragestellung für den Aufsatz, welche Ziele werden verfolgt? welche Ziele werden verfolgt? Überblick über die Entwicklung?! Überblick über die Entwicklung?! Dann aber doch Determinanten Dann aber doch Determinanten bestimmter Orientierungen.bestimmter Orientierungen.

Der Anspruch erscheint also rein Der Anspruch erscheint also rein deskriptiv. Inwiefern ist das deskriptiv. Inwiefern ist das Regressionsmodell dann doch Regressionsmodell dann doch erklärend zu verstehen?erklärend zu verstehen?

Oder besteht das Ziel darin, die 4 Oder besteht das Ziel darin, die 4 Hypothesen zu testen. Ist das Hypothesen zu testen. Ist das Überblick?Überblick?

Alles wird irgendwie Alles wird irgendwie zusammengewürfelt, aber man zusammengewürfelt, aber man weiß nie, was denn konkret weiß nie, was denn konkret bezweckt wird.bezweckt wird.

Kapitel Pol. Kultur zum Zeitpunkt Kapitel Pol. Kultur zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung: Es wird der Wiedervereinigung: Es wird Entwicklung beschrieben seit 2. Entwicklung beschrieben seit 2. WKWK

Wird dadurch Erklärungsanspruch Wird dadurch Erklärungsanspruch erhoben, wenn ja welcher? => erhoben, wenn ja welcher? => Suche nach impliziten Gesetzen. Suche nach impliziten Gesetzen. Es bleibt aber vorwiegend bei Es bleibt aber vorwiegend bei Beschreibung.Beschreibung.Oder werden Hypothesen über die Oder werden Hypothesen über die Determinanten der pol. Kultur Determinanten der pol. Kultur 1990 abgeleitet? Könnte höchstens 1990 abgeleitet? Könnte höchstens für Sozialisationshypothese für Sozialisationshypothese plausibel sein (siehe plausibel sein (siehe Sozialisationshypothese)Sozialisationshypothese)

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Konservierungs- HypotheseKonservierungs- HypotheseKritikKritik

„„Hypothese stützt sich weniger Hypothese stützt sich weniger auf theoretische Überlegungen, als auf theoretische Überlegungen, als auf die ersten Ergebnisse..“auf die ersten Ergebnisse..“

Damit ist alles gesagt.Damit ist alles gesagt.

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KongruenzhypotheseKongruenzhypotheseKritikKritik

Ostdeutschland ähnliche Ostdeutschland ähnliche gesellschaftliche gesellschaftliche

WandlungsprozesseWandlungsprozesse

GesellschaftspolitischeGesellschaftspolitischeWertorientierungen in Wertorientierungen in

Ost- und West Ost- und West weitgehend gleichweitgehend gleich

Es handelt sich in der hier vorgestellten Form um eine Erklärung mit impliziten Gesetzen, die folgendermaßen rekonstruiert werden kann:

Gesetz: Wenn Modernisierung der Gesellschaft gemäß Modernisierungstheorie, dann gleiche gesellschaftliche Wertorientierungen

Randbed.: Ost-D: Tertiärisierung der Wirtschaft, Wandel Berufsstruktur, Bildungsexpansion…

West-D: Tertiärisierung der Wirtschaft, Wandel Berufsstruktur, Bildungsexpansion…

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Explanandum/Prognose:

Gleiche Gesellschaftspolitische Wertorientierungen in Ost- und Westdeutschland

Randbedingung

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SozialisationshypotheseSozialisationshypotheseKritikKritik

„Def.“ Text: „Die Vermutung, dass die Lebensverhältnisse in der DDR die politischen Einstellungen der Ostdeutschen im Sinne einer eigenen politischen Kultur geprägt haben und bis heute prägen“

Da auch hier die Erklärungsstruktur unklar und deshalb schwer intersubjektiv nachvollziehbar bleibt, rekonstruieren wir das Erklärungsschema wie folgt:

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SozialisationshypotheseSozialisationshypotheseKritikKritik

LebensverhältnisseLebensverhältnisse PolitischePolitischeEinstellungenEinstellungen

AkteurAkteur Politische Politische EinstellungEinstellung

11

22

33

44

Makroebene

Mikroebene

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SozialisationshypotheseSozialisationshypotheseKritikKritik

AkteurAkteur Politische Politische EinstellungEinstellung

33

Mikroebene

Ja, wie bildet sich denn die Einstellung? Welche Variablen strukturieren die Einstellung?

Nach sozialer Erwünschtheit, die von der ich mir Nutzen verspreche, die ich am häufigsten höre, die die mir kompetente Leute erzählen, was die Medien propagieren oder was die Mama denkt?

Die einzige Aussage, die sich findet ist, dass es (wie auch immer) in einer formativen Phase stattfindet

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LebensverhältnisseLebensverhältnisse

AkteurAkteur

22

SozialisationshypotheseSozialisationshypotheseKritikKritik

Ohne eine Theorie/Gesetz wie sich eine Einstellung bildet, wie/worauf wirken Sozialisationsbedingungen?

Selbst wenn er und in einem Schritt ginge, müsste er aussagen, welche Sozialisationsbedingungen sich denn auf welche Einstellung auswirken und wie.

22 33

Unklarheit => Ad-hoc Erklärungen, Erklärungen mit impliziten Gesetzen

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KritikKritik

Ad-hoc ErklärungAd-hoc Erklärung: : 1.1. Gefundene Korrelation wird als Explanandum verwendetGefundene Korrelation wird als Explanandum verwendet2.2. Gesetzesaussagen werden nur angedeutetGesetzesaussagen werden nur angedeutet3.3. Vorliegen der Anfangsbedingungen wird angenommen bzw. Vorliegen der Anfangsbedingungen wird angenommen bzw.

vorausgesetztvorausgesetzt

Partielle ErklärungPartielle Erklärung:= Explanandum ist nur eines von := Explanandum ist nur eines von mehreren mehreren Ereignissen, das gemäß des Explanans auftrittEreignissen, das gemäß des Explanans auftritt

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Was passiert in der Arbeit?Was passiert in der Arbeit?KritikKritik

Ergebnisse werden zunächst deskriptiv präsentiert. Die Struktur/ der Zusammenhang der einzelnen Indikatoren bleibt diffus, da keine stringente Theorie vorhanden ist, die sie vorstrukturiert. Z.B.: Leistungsprinzip als Indikator von was, wie hängt er mit anderen Indikatoren wie z.B. der „Bewertung der Einkommensstruktur“ zusammen?Ad hoc-Erklärungen werden eingeschoben, z.B. S. 296: Korrelation von Region Ost und Fluktuation von Einstellungen wird erklärt über Andeutung eines Gesetzes, das irgendwie mit Transformationsprozessen zu tun hat. Das Vorliegen des Transformationsprozesses wird einfach angenommen.

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KritikKritikDie Berechnung des Regressionsmodell

Situative Komponente Arbeitslosigkeit, versucht soziales Phänomen aus konkreter Lebenssituation des Einzelnen zu erklären. Leider kommt gerade dabei nichts raus.

Formale Bildung: Als Indikator für Sozialisationserfahrungen angesehen, aber welcher Art sind denn diese Sozialisationserfahrungen?

Hypothesen, die sich aus einer Theorie ergeben, werden empirisch getestet. Hier fehlen aber jegliche Annahmen darüber, warum sich denn Bildung auf die analysierten Orientierungen auswirken soll. Welche plausiblen Annahmen gibt es denn, wie sich dieser Einfluss auswirkt, also welche Ergebnisse sich aus diesen Annahmen ergeben?

Theoretisch denkbar z.B.:

Warum: Über Sozialismus wird in der Schule nichts gelehrt oder man versteht es sowieso nicht => gar kein Einfluss

Wie: Höhergebildete der DDR vergöttern Sozialismus weil sie so lange indoktriniert wurden. Oder sie hassen ihn, weil sie andere, bessere Staatsformen kennen gelernt haben.

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KritikKritikDie Klassiker der Erklärung mit impliziten Gesetzen: Kohorte und Region als erklärende VariablenKlar, auch hier stecken hinter den Aussagen Gesetzesaussagen, die sich auf weitaus konkretere Variablen beziehen, als das eine Region oder Kohorte sein kann. Diese Gesetze müssen etwas mit Sozialisationsprozessen zu tun haben, aber was nur?

Auch hier keine expliziten Angaben im Text, nur der Hinweis, dass die formativen Phasen, mal vor und während dem zweiten WK, mal in der DDR bzw. BRD oder im wiedervereinigten Deutschland lag – wieder keine Hypothesen über Warum und Wie des Einflusses.

Welches Sammelsurium von Sozialisationserfahrungen hinter diesen Variablen steht, bleibt im Ungewissen.

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KritikKritikWelche Erkenntnisse liefert denn der Text?

1. Es gibt Unterschiede in Ost- und West hinsichtlich irgendwelcher Einstellungen.

2. Vielleicht hat es was mit unterschiedlicher Sozialisation zu tun.

Na dann...

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Prost Mahlzeit!