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Untersuchung von humanen Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide des Haarfollikels auf unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds als neuer Ansatz in der Vitiligotherapie DISSERTATION zur Erlangung des akademischen Grades Dr. med. an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig eingereicht von: Katharina Sülflow, geboren am 12. April 1988 in Rüdersdorf bei Berlin angefertigt am: Sächsischen Inkubator für Klinische Translation (SIKT) / ehemali- gen Translationszentrum für Regenerative Medizin Leipzig (TRM) mit Unterstützung der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universität Leipzig Betreuer: Prof. Dr. med. Jan-Christoph Simon Mitbetreuer: Dr. rer. nat. Vuk Savkovic Beschluss über die Verleihung des Doktorgrades vom: 25.10.2016

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Untersuchung von humanen Melanozyten aus

der äußeren Haarwurzelscheide des Haarfollikels

auf unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds

als neuer Ansatz in der

Vitiligotherapie

DISSERTATION

zur Erlangung des akademischen Grades

Dr. med.

an der Medizinischen Fakultät

der Universität Leipzig

eingereicht von: Katharina Sülflow,

geboren am 12. April 1988 in Rüdersdorf bei Berlin

angefertigt am: Sächsischen Inkubator für Klinische Translation (SIKT) / ehemali-

gen Translationszentrum für Regenerative Medizin Leipzig (TRM)

mit Unterstützung der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der

Universität Leipzig

Betreuer: Prof. Dr. med. Jan-Christoph Simon

Mitbetreuer: Dr. rer. nat. Vuk Savkovic

Beschluss über die Verleihung des Doktorgrades vom: 25.10.2016

III

Inhaltsverzeichnis

Bibliographische Beschreibung .......................................................... V

Abkürzungsverzeichnis .................................................................... VII

1 Einführung ............................................................................... 11

1.1 Ziel der Arbeit ........................................................................................ 11

1.2 Das Melanin-Pigmentsystem der Haut ................................................. 12

1.3 Epidermale und ORS-Melanozyten ....................................................... 14

1.4 Vitiligo – Eine Krankheit ........................................................................ 18

1.5 Dreidimensionale Zellkultur .................................................................. 22

2 Materialien und Methoden ...................................................... 25

2.1 Materialien ............................................................................................ 25

2.2 Biokompatible Scaffolds ........................................................................ 30

2.2.1 Collagen Cell Carrier® ............................................................... 30

2.2.2 Polycaprolacton Scaffolds ........................................................ 31

2.2.3 cGEL-Hydrogele ........................................................................ 31

2.3 Zellkultur ............................................................................................... 34

2.4 Von der Haarwurzel bis zum ausdifferenzierten ORS-Melanozyt ........ 40

2.5 Charakterisierung der Melanozyten ..................................................... 42

2.5.1 Testung der mitochondrialen Aktivität .................................... 42

2.5.2 Melanozytenmarkerexpression ............................................... 43

2.5.3 Testung der melanotischen Aktivität ....................................... 46

2.6 Statistische Auswertung ........................................................................ 49

2.7 Software ................................................................................................ 50

3 Ergebnisse ................................................................................ 51

3.1 Handhabung der fünf cGEL-Hydrogele im Vergleich ............................ 51

3.2 Quantifizierung der Melanozytenkultur ............................................... 51

3.3 Epidermale Melanozyten im Vergleich auf fünf cGEL-Hydrogelen ....... 55

3.4 Epidermale und ORS-Melanozyten im Vergleich auf unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds ...................................................................... 62

4 Diskussion ................................................................................ 71

4.1 Quantifizierung der Zellkultur mit dem konfokalen Mikroskop ........... 72

4.2 Komparative Charakteristiken der NHEMs auf cGEL-Hydrogelen ........ 73

4.3 Komparative Charakteristiken der epidermalen und ORS-Melanozyten auf unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds .................................. 75

IV

5 Ausblick ................................................................................... 81

6 Zusammenfassung ................................................................... 83

Literaturverzeichnis ......................................................................... 87

Abbildungsverzeichnis ..................................................................... 95

Tabellenverzeichnis ......................................................................... 97

Selbstständigkeitserklärung ............................................................. 99

Lebenslauf und Publikationen ........................................................ 101

Danksagung ................................................................................... 105

V

Bibliographische Beschreibung

Sülflow, Katharina

Untersuchung von humanen Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide

des Haarfollikels auf unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds als neuer

Ansatz in der Vitiligotherapie

Universität Leipzig

Dissertation

105 S., 116 Lit., 30 Abb., 13 Tab.

Um eine verbesserte Therapieoption mit weniger Schmerzen und Nebenwirkun-

gen für Patienten mit Depigmentierungsstörungen wie Vitiligo zu entwickeln,

wurde eine Methode zur nichtinvasiven Gewinnung von autologen Melanozyten

aus der Haarwurzel genutzt. Die Haarwurzel als einfach zugängliches Stammzell-

reservoir bietet die Möglichkeit, Vorläufermelanozyten aus der äußeren Haar-

wurzelscheide zu isolieren, differenzieren und zu proliferieren. Für zukünftige

autologe Transplantationsversuche wurden in dieser Arbeit die kultivierten hu-

manen Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide (Human Melanocytes

from the Outer Root Sheath, HUMORS) auf drei unterschiedlichen Scaffolds ge-

testet. Hinsichtlich mitochondrialer Aktivität (Marker für Zellproliferation), me-

lanozytenspezifischer Markerexpression und ihrer Funktionalität (Tyrosinase-

Enzymaktivität und Melaningehalt) wurden die Zellen auf Collagen Cell Carrier®

(CCC), Poly-ε-Caprolacton-Scaffolds (PCL) und kollagen basierten Hydrogelen

(cGEL) kultiviert und charakterisiert. Alle Scaffolds waren biokompatibel, immu-

nologisch nur gering aktiv und wiesen eine dreidimensionale Struktur auf, die

der extrazellulären Matrix nachempfunden war. Einen positiven Effekt auf die

Proliferation wiesen die HUMORS auf den Collagen Cell Carrier® auf. Bei Unter-

suchungen der melanotischen Aktivität überzeugten die HUMORS auf dem cGEL

Typ4 durch einen signifikant höheren Melaningehalt. Da Melanin das entschei-

dende Produkt der Repigmentierung bei Vitiligoläsionen ist, stellte sich damit

das cGEL Typ4 als vielversprechender Zellträger für die Kultivierung und vorge-

sehene Transplantation der Melanozyten heraus.

VII

Abkürzungsverzeichnis

% ..................................................................................................................... Prozent

< ................................................................................................................. kleiner als

= ................................................................................................................... ist gleich

> ................................................................................................................. größer als

≤ .................................................................................................. ist gleich kleiner als

°C ............................................................................................................. Grad Celsius

µl ................................................................................................................. Mikroliter

2D ..................................................................................................... zweidimensional

3D ...................................................................................................... dreidimensional

BSA .......................................................................................... bovines Serumalbumin

Ca ..................................................................................................................... Kalzium

ca. ......................................................................................................................... circa

CCC ................................................................................... engl. Collagen Cell Carrier®

CO₂ ................................................................................................... Kohlenstoffdioxid

Cryo .............................................................................................. griech. cryo, eiskalt

DAAm ............................................................................................ Diacetonacrylamid

DAPI ..................................................... 4`,6-diamido-2-phenylindole dihydrochloride

DNA ....................................... engl. Desoxyribonuclein acid, Desoxyribonukleinsäure

Dr. ..................................................................................................................... Doktor

EZM ........................................................................................... Extrazelluläre Matrix

EDTA ................................................... Tetraanion der Ethylendiamintetraessigsäure

et al. .......................................................................................... lat. et alii, und andere

Fb ............................................................................................................. Fibroblasten

FCS ........................................................... engl. fetal calf serum, fetales Kälberserum

g ........................................................................................................... Gewichtskraft

gp .............................................................................................................Glykoprotein

Abkürzungsverzeichnis

VIII

VIII

HUMORS……......... .............. engl. human Melanocytes from the Outer Root Sheath,

...................................... Humane Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide

l .......................................................................................................................... Liter

L-DOPA ........................................................................... L-3,4-Dihydroxyphenylalanin

Lgr6 ..................................... engl. leucine-rich orphan G protein-coupled receptors 6

LSM ......................................................................... engl. Laser Scanning-Microscope

mbar ............................................................................................................... Millibar

mg ............................................................................................................. Milligramm

Mg ............................................................................................................. Magnesium

min ................................................................................................................. Minuten

MIP ........................................................................ engl. Maximal Intensity Projection

ml ................................................................................................................... Milliliter

mm .............................................................................................................. Millimeter

mm2 ............................................................................................... Quadratmillimeter

mol ......................................................................................................................... Mol

NaOH ............................................................................................... Natriumhydroxid

NB-UVB ..................................................................... engl. narrow band ultraviolet-B

NCSC ................................................................................. engl. neural crest stem cell

NHEM ..................................................... Normale Humane Epidermale Melanozyten

nm .............................................................................................................. Nanometer

NSV ....................................................................................... Non-Segmentale Vitiligo

oPDMA ........................................................................ oligo(PEDAS-co-DAAm-co-MA)

oPNMA ..................................................................... oligo(PEDAS-co-NiPAAm-co-MA)

ORS ............................................ engl. outer root sheath, äußere Haarwurzelscheide

p .................................................................................................................... Passage

PBS ........................ engl. phosphate buffered saline, phosphatgepufferte Salzlösung

PCL ................................................................................................ Poly-ε-Caprolacton

PFA ................................................................................................... Paraformaldehyd

PS ................................................................................................................. Polystyrol

PUVA ................................................................................. Psoralen plus ultraviolet-A

RT ..................................................................................................... Raumtemperatur

SFM .................................................. engl. serum free medium, Medium ohne Serum

STABW………………………………………………………………………………….Standardabweichung SV .................................................................................................. Segmentale Vitiligo

T ....................................................................................................................... Triton

TNFα ................................................................................ Tumornekrosefaktor-alpha

Abkürzungsverzeichnis

IX

Tyr ............................................................................................................... Tyrosinase

UV .............................................................................................................. Ultraviolett

V .................................................................................................................. röm. fünf

WST ...................... engl. water soluble tetrazolium, wasserlösliches Tetrazoliumsalz

z.B. ........................................................................................................... zum Beispiel

μg ............................................................................................................ Mikrogramm

μm ............................................................................................................ Mikrometer

11

1 Einführung

Durch die unermüdliche Forschung auf dem Gebiet der Hautäquivalente und der

Stammzellforschung ist es möglich, gewonnenes Wissen zu nutzen und in neue

Therapiestrategien in der Klinik einfließen zu lassen. Auf der Basis des Tissue

Engineering wurden bereits Keratinozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide

des Haarfollikels erfolgreich gewonnen, kultiviert (bekannt als medizinisches

Produkt EpiDex®) und finden ihren Einsatz in der individuellen Behandlung von

chronischen Wunden (Tausche et al. 2003). Nun wurde auch eine Kultivierungs-

prozedur zur Isolierung von Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide

des Haarfollikels entwickelt. Ähnlich wie der „Haut aus Haaren“ (Hunziker) kön-

nen nun „Pigmentzellen aus Haaren“ gewonnen und nutzbar gemacht werden.

Im Rahmen der Entwicklung einer autologen1, nichtinvasiven Therapie für Pati-

enten mit Vitiligo wurde die Forschung an humanen Melanozyten aus der äuße-

ren Haarwurzelscheide (engl. HUman Melanocytes of the Outer Root Sheath,

HUMORS, ORS-Melanozyten oder kurz HM) vorangetrieben um eine Therapie

mit weniger Schmerzen und Nebenwirkungen zu entwickeln.

1.1 Ziel der Arbeit

Vitiligo beschreibt eine Depigmentierungsstörung, bei der Patienten weiße Fle-

cken an prädisponierten Hautarealen aufweisen. Die Ursache dieser Erkrankung

ist noch nicht ausreichend geklärt. Es wird von einer multifaktoriellen Ursache

ausgegangen, die auf das Fehlen von funktionellen Melanozyten zurückzuführen

ist. Vitiligo ist keine physisch lebensbedrohliche Erkrankung. Nichtsdestotrotz

sind Patienten einem psychischen Druck durch die Gesellschaft ausgesetzt,

1 Autolog: Transplantation körpereigenen Materials (Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2012).

Einführung

12

welcher als lebenseinschränkend wahrgenommen werden kann (van Ongenae et

al. 2006; Kent und Al'Abadie 1996; Al-Harbi 2013).

Noch ist Vitiligo nicht heilbar, aber durch Bemühungen der aktuellen For-

schung sind viele Fortschritte auf dem Gebiet der Therapieoptionen zu verzeich-

nen. Es gibt konservative Methoden, die eine Linderung für einen kurzen Zeit-

raum verschaffen, aber nicht die kausalen Ursachen therapiert. Einen

vielversprechenden Ansatz bietet der Stammzellpool der Haarfollikel-

Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide (Ohyama 2007; Jaks et al.

2010; Nishimura et al. 2011). Im Gegensatz zu bisherigen invasiven Spalthaut-

transplantationen können durch eine nichtinvasive Methode, Melanozyten aus

der äußeren Haarwurzelscheide (ORS, engl. Outer Root Sheath, äußere Haarwur-

zelscheide) gewonnen werden. Das ist eine willkommene Alternative, an der

zurzeit viel geforscht wird (Vanscheidt und Hunziker 2009; Dieckmann und Mil-

kova 2010; Savkovic et al. 2012a; Schneider et al. 2014).

In dieser Arbeit lag das Augenmerk auf der Charakterisierung der HUMORS

auf unterschiedlichen Zellträgern. Collagen Cell Carrier (CCC) und

Poly-ε-Caprolacton (PCL) als zwei medizinisch zugelassene Materialien wurden

gegenüber Hydrogel-Scaffolds getestet (cGEL), die aus einem Teilhydrolysat des

Kollagens bestehen. Es sollte herausgefunden werden, auf welchem Material die

humanen Melanozyten der äußeren Haarwurzelscheide am besten proliferieren,

differenzieren und ihre melanotische Funktion wahrnehmen: die Produktion von

Melanin.

1.2 Das Melanin-Pigmentsystem der Haut

Die Melanogenese bezeichnet den Herstellungsprozess von Melanin, das sich als

wichtigstes Pigment der Haut erweist. Der komplexe Mechanismus der Melanin-

herstellung setzt ein multidimensionales Netzwerk voraus, an dem seit Jahr-

zehnten geforscht wird (Schallreuter et al. 2008).

In der Haut, speziell in der Epidermis, besteht die Aufgabe des Melanins in

dem Schutz der umliegenden Keratinozyten vor ultravioletter Strahlung

(UV-Strahlung). Dies gelingt zum einen durch Einfangen freier Radikale und zum

anderen durch einen mechanischen „Sonnenschirmeffekt“, wodurch ungefähr

99,9% der Strahlungsenergie in harmlose Wärmeenergie umgewandelt werden

können (Röcken 2010).

Einführung

13

Im Mittelpunkt der Produktion von Melanin stehen dabei die Melanozyten. Als

Abkömmlinge des Neuroektoderms wandern Melanozytenvorläufer während

der Embryogenese als Melanoblasten aus der dorsalen Neuralleiste über die

Dermis in die Epidermis. Mit ihren langen, verzweigten Fortsätzen reichen sie

vom Stratum basale der Epidermis bis zum Stratum spinosum

(Abbildung 1.2 A).

Im Melanozyt werden die Enzyme Tyrosinase, Tyrosinase-related protein

(TRP-1) und Tyrosinase-related protein 2/Dopachrome Tautomerase (TRP-

2/DCT) synthetisiert, mit dessen Hilfe Melanin gebildet wird (Abbildung 1.1), was

als Granula in Melanosom-Vesikel verpackt, über die Fortsätze an die Kera-

tinozyten transportiert wird. Die Melanosomen durchlaufen unterschiedliche

Stadien in ihrer Entwicklung. Im Stadium eins liegen die sphärischen Gestalten,

welche vom endoplasmatischen Retikulum abstammen, perinukleär im Mela-

nozyt. Melanosomen im Stadium zwei generieren sich ein Netzwerk aus Fibrillen

zur Melaninproduktion, an denen Melanin im Stadium drei hinterlegt wird. Im

Stadium vier findet man abgedunkelte Melanosomen, die über einen noch nicht

geklärten Prozess an die Keratinozyten transferiert werden. Es bestehen Hypo-

thesen, dass der Melanosomentransfer über Exozytose, Zytophagozytose, Fusion

oder einen Membranvesikeltransport gesteuert wird (Reißig und Salvetter 2007;

Yamaguchi und Hearing 2009).

Abbildung 1.1: Der Pigmentfarbstoff Melanin leitet sich von der nichtessentiellen Aminosäure

Tyrosin ab. Durch das Enzym Tyrosinase und Polymerisationsvorgängen wird Melanin aus Tyrosin

an der Zellmembran von Melanozyten synthetisiert. (Quelle: Königshoff 2012; Beschriftung modi-

fiziert)

Ein Melanozyt steht mit 30-40 Keratinozyten in Verbindung und bildet eine so-

genannte epidermale Einheit. Sowohl intrinsische (z.B Fibroblasten, Keratinozy-

ten, endokrine, inflammatorische und neuronale Zellen) als auch extrinsische

Faktoren (z.B Medikamente und UV-Strahlung) beeinflussen die Rekrutierung

Einführung

14

der Melanozyten, die Anzahl der Dendriten und den Transport der Melanoso-

men zu den Keratinozyten (Hirobe 2011; Videira et al. 2013).

Als Schutz der DNA vor UV-Strahlung lagern sich die Melanosomen supranukleär

in den Keratinozyten ab. Dabei entscheidet nicht die Anzahl der Melanozyten

über die Erscheinung des Hautkolorits, sondern die Aktivität der Pigmentzellen

und damit die Produktion von Melanin (Iozumi et al. 1993; Fuller et al. 2001).

Die Zellen sind befähigt zwei unterschiedliche Pigmentstoffe zu produzie-

ren: Eumelanin und Pheomelanin. Durch die Mischung dieser beiden Melanin-

formen entstehen die unterschiedlichen Hauttypen I-VI, welche von Fitzpatrick

(Fitzpatrick 1988; Roberts 2009) kategorisiert wurden und diagnostischen Ein-

satz in der Medizin finden. Das Eumelanin ist in der dunklen bis schwarzen Haut

vorherrschend und bietet einen besonders hohen UV-Schutz. Das Pheomelanin,

das keinen hohen UV-Schutz bietet, ist in der kaukasischen Haut, von sehr hell-

häutigen und rothaarigen Individuen, vertreten (Abbildung 1.2 B).

Abbildung 1.2: Anatomie

der epidermalen Mela-

nozyten

(A) Epidermis mit basal

gelegenen Melanozyten,

die Kontakt zu Kera-

tinozyten über Dendriten

aufbauen.

(B) Unterschied zwischen

verschiedenen Hautty-

pen, wobei hier am ehes-

ten Hauttyp I und Haut-

typ VI dargestellt sind.

(Quelle: Röcken 2010,

Abbildung abgeändert)

1.3 Epidermale und ORS-Melanozyten

Der Großteil der Melanozyten ist in der Epidermis und in den Haarfollikeln be-

heimatet. Melanin und Melanozyten kommen aber auch in der Stria vascularis

der Cochlea, in den Leptomeningen des gesamten Gehirns, im Herzen und im

Auge vor. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass sie auch im Fettgewebe zu fin-

den sind (Plonka et al. 2009; Gola et al. 2012).

Einführung

15

Während der Embryogenese wandern die Melanoblasten als Vorläufer der Me-

lanozyten aus dem Neuralrohr aus und lassen sich auf der Basalmembran der

Epidermis nieder. Mit dem Beginn der Haarmorphogenese verlassen einige Me-

lanoblasten die Epidermis und wandern in die Haarfollikel.

Insgesamt unterscheiden wir drei Arten von melanozytären Zellen, welche

in der Haut und den Hautanhangsgebilden zu finden sind. Es gibt die mäßig pig-

mentierten, polydendritischen Melanozyten in der basalen Epidermis; die undif-

ferenzierten, amelanotischen, bipolaren Melanoblasten in der äußeren Haar-

wurzelscheide und die langen, stark pigmentierten Melanozyten, welche an die

Haarpapille angrenzen (Abbildung 1.3 A-C). Die hochdifferenzierten Melanozy-

ten an der Haarpapille produzieren Melanin, welches sie an die umliegenden

Keratinozyten abgeben und so zur Pigmentierung des Haarschaftes beitragen.

Das Besondere an diesen Zellen im Gegensatz zu den epidermalen Melanozyten,

ist ihre Aktivität in Abhängigkeit zum Haarzyklus (Tobin und Bystryn 1996; Grich-

nik et al. 1996; Peters et al. 2002).

Der Haarzyklus ist in eine Wachstums- (anagen), Regressions- (katagen) und

Ruhephase (telogen) geteilt. In der frühen anagenen Phase proliferieren die Me-

lanozyten an der Haarpapille bis sie im späten anagenen Stadium voll ausgereift

sind und letztlich im frühen katagenen Stadium in die Apoptose gehen. Mit dem

Beginn jedes neuen Haarzyklus werden sowohl Melanozyten an der Haarpapille

als auch epidermale Stammzellen, welche sich in dem mittleren Teil des Haarfol-

likels aufhalten, zur Proliferation, Differenzierung und zur Migration aktiviert

(Gola et al. 2012; Seiberg 2013).

Die äußere Haarwurzelscheide ist reich an multipotenten Stammzellen, wel-

che den Stammzellmarker Lgr6 tragen (Biernaskie 2010). Die Stammzellen, wel-

che befähigt sind, die meisten Zelllinien des ausgewachsenen Organismus ent-

stehen zu lassen, emigrieren aus dem embryonalen, dorsalen Ektoderm der

Neuralleiste (NCSC).

Die direkten Abkömmlinge der NSCS heißen NCSC-like-Stammzellen, die,

soweit wir wissen, das höchste Entwicklungspotential unter den Stammzellen

besitzen. Die meisten Zellen im Haarfollikel mit NCSC-like-Stammzellcharakter

halten sich besonders in dem distalen Teil nahe der Verbindung zum Talgdrü-

senkanal, aber auch im mittleren und proximalen Teil der äußeren Haarwurzel-

scheide auf (Abbildung 1.3). Generell besitzen die NSCS-like-Zellen das Potenzial

sowohl Adipozyten, Chondrozyten, glatte Muskelzellen, Osteozyten, Endothel-

zellen, Kardiomyozyten, Neurone, Glia, Melanozyten, Keratinozyten als auch

Einführung

16

Fibroblasten entstehen zu lassen. Die wichtigsten Abkömmlinge der NSCS-like-

Zellen der ORS sind dabei die neuronalen Vorläuferzellen und die Hautvorläufer-

zellen (Differenzierung zu Keratinozyten, Melanozyten und Fibroblasten mög-

lich). Die Zellen im proximalen (unteren) Teil der ORS sind weiter differenziert

als im distalen (oberen) Teil. Die Wulstregion besitzt die meisten pluripotenten

Zellen der äußeren Haarwurzelscheide (van Snippert et al. 2010; Yu et al. 2010;

Clewes et al. 2011; Nath et al. 2011; Schneider et al. 2014).

Die Isolierung der ORS-Melanozyten war lange nicht möglich bis Tobin et al.

(1995) die ersten erfolgreichen Langzeitkultivierungsversuche veröffentlichte.

Inzwischen sind die Kultivierungsmethoden soweit fortgeschritten, dass keine

kompletten Hautbiopsien mehr für die Isolierung von Haarfollikeln und Zellen

benötigt werden (Abschnitt 2.4).

Abbildung 1.3: Melanozytäre Zellen der Haut und Hautanhangsgebilde. (A) In der Epidermis sind

die mäßig pigmentierten, polydendritischen Melanozyten; (B) in der äußeren Wurzelscheide

(ORS, engl. outer root sheath) der Wulstregion sind die undifferenzierten, amelanotischen, bipo-

laren Melanoblasten und (C) an der Haarpapille angrenzend sind die langen, stark pigmentierten

Melanozyten zu finden (Grafik nach dem Vorbild aus Medscape, Anatomy of the hair follicle;

Beschriftung und Zellen zusätzlich eingefügt).

Einführung

17

Als epidermale Troika - das Dreigespann der Haut - stehen epidermale Mela-

nozyten neben Keratinozyten und Langerhans-Zellen gegenüber der äußeren

Umwelt und ihren Eindringlingen (Abbildung 1.4). Über Dendriten und Zytokine

stehen sie ständig in Verbindung und sorgen für ein interaktives Schutzschild.

Allein die epidermalen Melanozyten, welche gerade einmal drei bis vier Dendri-

ten besitzen, stehen mit mindestens 30 basalen Keratinozyten in Verbindung

und bilden die epidermale Melanin-Einheit (Plonka et al. 2009).

Abbildung 1.4: Epidermale

Troika: Als Führungsspitze

arbeiten Melanozyten Kera-

tinozyten und Langerhans-

Zellen als wichtigste Zellen

der Haut zusammen (Quelle:

Nordlund 2011, Abbildung

modifiziert).

Somit sind Melanozyten nicht nur eine „Melaninfabrik“, sondern ausgesprochen

vielseitige und wichtige Zellen des Organismus. Als aktive Partner in der Immun-

abwehr der Haut, beteiligen sie sich an der Stressantwort und übernehmen im-

munmodulatorische Eigenschaften. Nicht nur ihre Präsenz in der Haut und in

den Haarfollikeln, sondern auch im zentralen Nervensystem und in einigen vis-

zeralen Organen zeigt nochmals die alternative Wirkungsweise dieser beeindru-

ckenden Zellen, die noch nicht komplett verstanden ist (Yajima und Larue 2008).

Keratinozyten, Langerhans-Zellen, Fibroblasten und Gefäß- und Nervenanbin-

dungen beeinflussen die Melanozyten in ihrer Funktionalität (Plonka et al. 2009).

Aufgrund vieler Einflussgrößen (Hormone, Zellinteraktionen, Wachstumsfak-

toren) in der physiologischen Umgebung von Melanozyten, sollten Ergebnisse

die mit Melanozyten-Monolayer-Monokulturen erhoben wurden, unter Vorbe-

halt benutzt werden. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die zukünftige

Erforschung der Zellen in einer Umgebung stattfinden sollte, die der physiologi-

schen Atmosphäre so nahe wie möglich kommt (Geckil et al. 2010; Mansbridge

2009). Für Melanozyten bedeutet das, dass eine 3D-Kultur der Extrazellulären

Matrix (EZM) ähnelt.

Einführung

18

Die funktionellen Melanozyten, die bereits in der Haut bestehen, präsentieren

die einfachste Basis für eine kausale Therapie der Vitiligo. Im Rahmen einer Be-

dside-Prozedur können die epidermalen Melanozyten aus einem präparierten

Hautstück enzymatisch isoliert und gemeinsam mit Keratinozyten, als eine ur-

sprüngliche epidermale Mischung, auf die dermabradierte Fläche der weißen

Flecken transplantiert werden. Nachteile dieser Prozedur sind die invasive Ge-

winnung der epidermalen Mischung durch Biopsieentnahme, der große Bedarf

des Materials (Biopsiefläche ist gleich der Anwendungsfläche) und die Gefahr

von Übertragung der ansässigen Hautflora. Hierbei ist insbesondere die Gefahr

von Mykosen zu erwähnen, die in 27% der Fälle auftreten und zu einer Absto-

ßung des Transplantates führen (Mulekar und Isedeh 2013; Isedeh et al. 2015).

Kultivierung und Vermehrung der Zellen unter sterilen Bedingungen lösen

diese Probleme teilweise. Zum einen kann die Biopsiefläche vermindert werden

und zum anderen erhöht sich die Anzahl der Zellen durch Vermehrung. Antibio-

tika und sterile Bedingungen reduzieren die Gefahr der Infektion (Schneider et

al. 2014; Sülflow et al. 2016)

Durch eine nichtinvasive Gewinnung von autologen Vorläufermelanozyten

können aus der äußeren Scheide der epilierten Haarwurzel humane Melanozy-

ten differenzieren, die auf einem geeigneten Zellträger kultiviert und als Patch

auf vorbereitete Hautareale transplantiert werden können. Alles in allem um-

fasst dies ein Forschungsgebiet, das als Regenerative Medizin bezeichnet wird.

Die angedachte Therapie der Vitiligo, welche die transplantierten autologen

ORS-derivierten Melanozyten umfasst, gehört in den Bereich der Advanced

Therapy Medicinal Products (ATMP). Sie bietet eine kausale, autologe, individua-

lisierte, sterile und langfristige Lösung für die Therapie der Ursachen von Vitiligo.

1.4 Vitiligo – Eine Krankheit

Umgangssprachlich als „Weißfleckenkrankheit“ bekannt, weisen Vitiligo-

Patienten bei dieser Erkrankung stellenweise depigmentierte Hautareale auf

(Abbildung 1.5). Mit einer Prävalenz von circa einem Prozent zählt diese Erkran-

kung zu einer der häufigsten Pigmentstörungen weltweit. Dabei gibt es hinsicht-

lich der Hautkolorierung, der ethnologischen Zugehörigkeit und des Geschlechts

keine gesicherten Unterschiede im Auftreten (Hartmann 2009).

Einführung

19

Klinik

Oft erscheinen bei den Vitiligo-Patienten kreide- oder milchweiße Flecken an

Händen, Unterarmen, Füße, Achseln, an der unteren Brust, der dorsalen Hand,

in der Leiste, im Gesicht und um Körperöffnungen (Auge, Mund, Anus, Bauchna-

bel) (Yaghoobi et al. 2011).

Abbildung 1.5: Vitiligo-Läsionen. (A) linker Unterarm dorsal: Konfluierende Vitiligoflecken an der

Dorsalseite des Unterarmes durchsetzt mit follikulärer Repigmentierung; (B) symmetrische Vitili-

goflecken an Knien einer jungen Frau. (Fotos: K. Sülflow)

Anhand der Erscheinung werden zwei Formen unterschieden. Die segmentale

Vitiligo (SV) beginnt schnell, stabilisiert sich nach ein bis zwei Jahren und kann

Berichten zufolge den Dermatomen2 bzw. Blaschkolinien3 folgen. Die SV ist sel-

ten und steht der non-segmentalen Vitiligo (NSV) in 85 - 90% der Fälle gegen-

über. Die NSV kann sich lebenslang entwickeln und ist häufig assoziiert mit Auto-

immunerkrankungen und dem Köbner-Phänomen4. Die Einteilung nach

Nordlund charakterisiert die Erscheinung der Hautflecken in lokalisiert (fokal,

unilateral, mukosal), generalisiert (vulgaris, akrofaszial, gemischt) und universal

auf fast der gesamten Körperoberfläche auftretend (Guerra et al. 2010; Lotti et

al. 2008; Yaghoobi et al. 2011, Nordlund und Lerner 1982).

Wenn die Erkrankung besonders früh auftritt oder atypische weiße Flecken

in Erscheinung treten, müssen andere Krankheiten ausgeschlossen werden. Da-

2 Dermatom: Ein Hautbezirk, welcher durch die Rr. anteriores und posteriores der einzelnen Rü-ckenmarksegmente sensorisch innerviert wird (Mense 2010). 3 Blaschkolinien: beschreiben Ausbreitungswege von Zellen während der Embryogenese (Pschy-rembel Klinisches Wörterbuch 2012). 4 Köbner-Phänomen: ist ein isomorpher Reizeffekt - dabei lassen sich durch äußere Reize Hauter-scheinungen hervorrufen (Moll 2010).

B A

Einführung

20

bei kann es sich um Erbkrankheiten wie Piebaldismus, Tuberöse Sklerose,

Naevus depigmentosus oder das Wardenburg-Syndrom handeln. Auch die atopi-

sche Dermatitis, der Lichen striatus oder eine Kontaktdermatitis kann sich ähn-

lich einer Vitiligoerkrankung manifestieren. In der Kindheit und im Erwachse-

nenalter sollte differentialdiagnostisch an eine postinfektiöse Hypopigmentation

nach Lepra- oder Treponemeninfektion wie Pinta, Jaws und Syphilis oder der

Hautmykose Pityriasis versicolor gedacht werden (Le Poole und Boissy 1997;

Lotti et al. 2008).

Ätiopathogenese

Trotz jahrelanger Forschung ist die Ursache für Vitiligo bislang noch nicht ausrei-

chend geklärt. Es wird von einer multifaktoriellen Krankheit mit genetischen und

nicht-genetischen Faktoren ausgegangen, die im Allgemeinen mit dem Fehlen

von funktionellen Melanozyten einhergeht.

Unterschiedliche Theorien finden dabei Zugang in die aktuelle Literatur. Da-

bei stößt man auf die Autoimmun-, die Neural-, die biochemische und die Auto-

zytotoxizitätshypothese (Guerra et al. 2010). Die Autoimmunhypothese stützt

sich auf die Assoziation von Vitiligo mit anderen Autoimmunerkrankungen. Es

scheinen einige pathologische Variationen in bestimmten Genen prädisponie-

rend für einen Ausbruch zu sein (Grimes et al. 1996; Ongenae et al. 2003). Die

Neuralhypothese beschreibt den Verlust von Melanozyten über einen neuro-

chemischen Faktor, der aus Nervenendigungen (Erklärungsmodel für SV) oder

von Hautzellen freigesetzt wird, welcher Pigmentzellen zerstört (Cucchi et al.

2000). Die biochemische Hypothese stützt sich auf Phenol- und Catecholderi-

vate, welche bei genetisch anfälligen Patienten eine Vitiligoerkrankung triggern

kann (Boissy und Manga 2004; Westerhof und d‘Ischia 2007). Die Autozytotoxizi-

tätshypothese beschreibt den Anstieg von freien Radikalen bei erhöhtem Stress,

welche wichtige Moleküle der Zellen zerstören können. Bei Vitiligo-Patienten

wurden erniedrigte Katalasewerte nachgewiesen, die zusammen mit anderen

Enzymen normalerweise für den Abbau der Radikale verantwortlich sind (Schall-

reuter et al. 1991; Hartmann 2009).

Therapie

Da die Ursache der Erkrankung noch nicht vollkommen verstanden ist, gibt es

ein breites Spektrum an verschiedenen Therapiemethoden. Dabei steht jeder

Einführung

21

Therapieansatz für sich mit unterschiedlichen Indikationen, Effektivität und mög-

lichen Nebenwirkungen zur Verfügung (Lotti et al. 2009).

Eine der Hauptsäulen ist die Phototherapie (Breitband UV-B280-320nm,

Schmalband UV-B311nm [NB-UVB]) und die Photochemotherapie (UV-A plus ein

oraler Photosensibilisator wie Psoralen [PUVA]). Unterschiedliche Studien zei-

gen, dass die NB-UVB-Therapie, der seit über 60 Jahren praktizierten PUVA über-

legen ist, da die unerwünschten Nebenwirkungen (phototoxische Reaktion,

Nausea, Pruritus, Steigerung des Hautkrebsrisikos) geringer sind und die Repig-

mentierungsrate höher ist (Le Poole und Boissy 1997; Lotti et al. 2008; Guerra et

al. 2010).

Wie die Photo- und Photochemotherapie zielen auch die Pharmazeutika da-

rauf ab, vorhandene Melanozyten oder das Stammzellreservoir der Haarwurzel

zu aktivieren und damit die Melanozytenproliferation zu steigern. Topische Kor-

tikosteroide werden gerne als First-Line-Therapie verschrieben, da sie kosten-

günstig und leicht zu applizieren sind. Aufgrund des erhöhten Auftretens von

unerwünschten Nebenwirkungen ist die Verabreichung beschränkt. Die Anwen-

dung ist auf drei Monate bei regelmäßiger Anwendung begrenzt, da hochpoten-

te Kortikosteroide zu Hautatrophie, Blasenbildung, Erythemen und zu einem

erhöhten Risiko der Entwicklung eines Nicht-Melanom-Hautkrebs führen können

(Lotti et al. 2008).

Weiterhin als effektiv wird der Einsatz von Calcineurin-Inhibitoren wie Ta-

crolimus und Pinecrolimus beschrieben. Die Wirksamkeit ist mit der inhibieren-

den Wirkung auf die T-Lymphozytenaktivierung zu erklären, wodurch proin-

flammatorische Zytokine wie TNFα reduziert werden. Allerdings sind die Effekte

oft auf die Kopf-Hals-Region beschränkt (Grimes et al. 2004; Silverberg et al.

2004; Lotti et al. 2008).

Natürliche Heilmittel, die dem Konsumenten freiverkäuflich zur Verfügung

stehen, können aufgrund der schlechten Qualität der Studienlage nicht empfoh-

len werden, obwohl sich Ginkgo biloba und L-phenylalanin als am erfolgverspre-

chendsten darstellten (Szczurko und Boon 2008).

Wenn bei der Anwendung von konservativen Therapien der Erfolg ausbleibt,

rücken die operativen Methoden in den Vordergrund. Sie sind besonders erfolg-

versprechend, wenn eine stabile Vitiligo vorliegt und depigmentierte Haare in

den Vitiligoläsionen vorhanden sind. Es gibt die Möglichkeit der chirurgischen

Gewebetransplantation in Form von Spalthaut, Stanzbiopsie, induzierter Saug-

blase und die Transplantation von autologen kultivierten oder nicht-kultivierten

Einführung

22

Hautzellsuspensionen (van Geel et al. 2001). Der Nachteil all dieser Methoden ist

die Zufügung einer zusätzlichen Wunde bei der Entnahme von Haut im Gesun-

den zur Materialgewinnung. Damit steigen das postoperative Infektionsrisiko

und die Schmerzen. Doch durch die Entdeckung und Nutzbarmachung von adul-

ten Stammzellen aus der äußeren Haarwurzelscheide eröffnen sich neue erfolg-

versprechende Therapiemöglichkeiten.

1.5 Dreidimensionale Zellkultur

Regenerative Medizin ist ein Begriff, der erst in den 90er Jahren des 20. Jahr-

hunderts Eingang in die Forschung gefunden hat. Dabei wird mit Hilfe von Zellen

an Zell- und Gewebeersatz für den medizinischen Nutzen geforscht. Unter-

schiedliche Methoden kommen dabei zum Einsatz, aber „das Ziel ist immer

gleich: Möglichst den gesunden und funktionalen Originalzustand eines be-

troffenen Gewebes wiederherzustellen, anstatt es nur behelfsmäßig zu ersetzen

und zu reparieren.“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Regenerati-

ve Medizin - Heilen mit Zellen, 2013).

Tissue Engineering als Teilgebiet der Regenerativen Medizin befasst sich in-

tensiver mit der Heranzüchtung von Ersatzgeweben im Labor. Viele Fortschritte

sind bereits zu verzeichnen. Im Bereich Herz (Stock et al. 2002; Lalit et al. 2014),

Leber (Huebert und Rakela 2014), Nerven (Tamaki et al. 2014), Knorpel und Kno-

chen (St. Skoloudik et al. 2014) werden bedeutende Beiträge geleistet, um die

Medizin der Zukunft zu gestalten. Dabei bleibt die Haut als das größte und rege-

nerationsfreudigste Organ nicht außen vor.

Der Weg der Translation eines Haut-Therapie-Produktes vom Labor bis zur

Anwendung in der klinischen Praxis nimmt in der Regel viel Zeit in Anspruch

(Purnell und Hines 2009). Inzwischen haben einige Hautäquivalente wie In-

tegra®5, Apligraf®6, Epidex®7 und auch ReCell®8 diesen Weg mit Erfolg gemeistert

und konnten so vielen Patienten mit unfallbedingten, infektiösen, chronischen

oder brandbedingten Wunden helfen (Renner et al. 2009; Böttcher-Haberzetha

2010; Singh et al. 2015).

5 Integra®: eine auf Collagen-Glycosaminoglycan basierte, artifizielle Haut, Integra Life Science. 6 Apligraf®: zweischichtiger dermo-epidermaler Hautersatz (Apligraf). 7 Epidex®: epidermale Hautzellersatz aus patienteneigenen Zellen der ORS gewonnen, euroderm biotech and aesthetics, Euroderm GmBH Leipzig (Hunziker). 8 ReCell®: Aus invasiver Hautbiopsie gewonnene Zellsuspension aus Melanozyten (Avita Medical).

Einführung

23

Das Augenmerk der vorliegenden Arbeit liegt auf drei unterschiedlichen Scaf-

folds, die der Extrazellulären Matrix (EZM) der Haut nachempfunden sind und

auf denen die ORS-Melanozyten getestet wurden.

Für gewöhnlich werden Zellen in 2D-Kulturen auf Polypropylen (PP)-

Kulturplatten kultiviert. In vielen Studien wurde aber gezeigt, dass Zellen in einer

2D-Kultur nicht die Zellentwicklung in vivo imitieren können und die Expression

von bestimmten gewebespezifischen Genen oder Proteinen ausblieben (Cushing

2007; Mansbridge 2009; Geckil et al. 2010; Sommer 2012). Es gibt eine Vielzahl

von Materialien und Methoden, die sich in den letzten zwei Dekaden angesam-

melt haben um Zellträger für die 3D-Zellkultur und den medizinischen Einsatz zu

verwenden. Die Vorteile der 3D-Kultivierung sind vielfache. Zum einen sind sie

der physiologischen Umgebung am nächsten, bieten eine größere Adhäsions-

oberfläche, die Geometrie kann entscheidend für den Differenzierungsprozess

sein und Voruntersuchungen zeigten bereits eine erhöhte melanotische Zellakti-

vität in 3D-Zellkulturen (Savkovic et al. 2016).

Aus der Fülle an Angeboten wurden in dieser Arbeit drei unterschiedliche

Scaffolds verglichen: entzellularisierte Collagen Cell Carrier® (CCC), synthetisier-

te Poly-ε-Caprolacton (PCL)-Scaffolds und Kollagen basierte ko-polymerisierte

Hydrogele (cGEL). Sie alle sind biologisch abbaubar, nicht toxisch, nur gering

immunologisch aktiv und stellen eine dreidimensionale Kulturfläche dar.

Um das Milieu der Melanozyten in vivo nachzuahmen, wurden Scaffolds

verwendet, die aus Kollagen bestehen. Kollagen ist eines der Schlüsselstruktur-

proteine in der EZM von Bindegeweben in Säugetieren. Es wurden bis jetzt

ca. 29 Kollagentypen identifiziert, wobei Typ I über 90% des gesamten Kollagen-

gehaltes des Körpers ausmacht. In der Haut befindet sich ungefähr die Hälfte des

gesamten Körperkollagens (Gorgieva und Kokol 2011).

Als Hydrogel wird das enzymatisch hydrolisierte Kollagen mit Hilfe von Ver-

netzern zu einem 3D-Netzwerk neu verknüpft. Durch den Einbau von hydrophi-

len Polymerkomponenten quellen sie in Wasser und erreichen ein beträchtliches

Volumen, ohne ihren stofflichen Zusammenhalt zu verlieren (Loth 2009).

Weiterhin ist der kommerziell erhältliche, entzellularisierte Collagen Cell

Carrier® (CCC) verwendet worden, welcher aus dichtem, feinfaserigem Rinder-

kollagen Typ I besteht. Diese dünne Membran wurde steril von Viscofan-

BioEngineering® geliefert. Der große Vorteil des CCC ist die mechanische Stärke.

Durch sie können die Scaffolds nach der Zellbesiedlung problemlos bei Trans-

Einführung

24

plantationen transferiert werden ohne die 3D-Struktur zu zerstören (Schmidt

2011; Viscofan-BioEngineering).

Als Letztes wird der Vergleich zum Poly-ε-Caprolacton-Scaffold gezogen.

Dieser Zellträger besteht aus einer homogenisierten PCL-Lösung, die durch das

Anlegen von Hochspannung zu einem Netz gesponnen wurde (Loth 2009; Flämig

2010; Liu et al. 2012). Bei PCL handelt es sich um Methylen-Einheiten zwischen

denen Ester-Gruppen ausgebildet sind. Hergestellt wird es auf der Basis von

Erdöl und zählt zu den Kunststoffen. Die Neigung des PCL unter physiologischen

Bedingungen zu hydrolysieren, macht es biologisch abbaubar. Weiterhin ist es

nicht toxisch, gut schmelzbar und leicht zu verarbeiten. Durch die Oberflächen-

vergrößerung der gesponnenen Faserstruktur haben die Zellen genügend Platz

zum proliferieren. Zudem können in das PCL-Gemisch verschiedenste relevante

Proteine gemischt werden, die der Zelldifferenzierung oder -proliferation dienen

können (Lin und Huang 2001; Savkovic et al. 2016).

In der Pharmazie findet PCL bereits Anwendung bei Retardpräparaten bei

denen die kontinuierliche Abgabe von Medikamenten sichergestellt werden soll

(Lin und Huang 2001; Hou et al. 2013; Carreras et al. 2013). Wegen der EZM-

ähnlichen Struktur erfreut sich das gesponnene Material auch einer großen

Beliebtheit als Trägermaterial in der Stammzellforschung (Rampichová et al.

2013; Cheng et al. 2014). Vorteile des PCL für die Kultivierung und Enddifferen-

zierung der HUMORS und der normalen humanen epidermalen Melanozyten

(NHEM) wurden bereits in Savkovic et al. (2016) beschrieben.

25

2 Materialien und Methoden

Dieses Kapitel fasst alle genutzten Verbrauchsmaterialien zusammen, die wäh-

rend der Versuchsreihe genutzt wurden und gibt einen detaillierten Einblick in

die verwendeten Methoden.

2.1 Materialien

Die in der Untersuchung eingesetzten Materialien (Tabelle 2.1), Scaffolds (Tabel-

le 2.2), Chemikalien (Tabelle 2.3), Antikörper und Farbstoffe (Tabelle 2.4) und

genutzten Geräte (Tabelle 2.5) sind unter Angabe der Herstellerfirma in den

folgenden Tabellen aufgelistet.

Verbrauchsmaterialien

Material Herstellerfirma, Sitz

Gefriercontainer, 5100 Cryo 1°C, “Mr. Frosty” Nalgene® Labware, Thermo Fisher Scientific, Deutschland

Gewebekulturflaschen T75 / T25, Cell Star® Greiner Bio-One GmbH, Deutschland

Gewebekulturgeschirr, Cell Star® Greiner Bio-One GmbH, Deutschland

Kammerobjektträger, Chamber Slide 8, Lab-Tek VWR International GmbH, Deutschland

Mikrotiterplatten, flat bottom (96 und 6 Well) BD Bioscience Labware, Deutschland

Mikrozentrifugenröhrchen (1.5 ml) Eppendorf AG, Deutschland

Nadelhalter aus Hartmetall rk instrumente GmbH, Deutschland

Objektträger und Deckgläser Carl Roth GmbH + Co. KG, Deutschland

Pasteurpipetten (150 mm und 230 mm) Carl Roth GmbH + Co. KG, Deutschland

Pinzetten, steril Conrad, Leipzig, Deutschland

Materialien und Methoden

26

Material Herstellerfirma, Sitz

Pipetten (10 - 1000µl) Gilson international B.V., Deutschland

Pipetten, serologisch (2, 5, 10, 25, 50 ml) Greiner Bio-One GmbH, Deutschland

Pipettenspitzen, Pipetman® (20, 200, 1000 μl) Gilson International, Deutschland

Pipettierhilfe Drummond Scientific Company, USA

Präpariernadel Lehmann Buchhandlung, Deutschland

Röhrchen, Cryo.s™ (2 ml) Greiner Bio-One GmbH, Deutschland

Skalpell rk instrumente GmbH, Deutschland

Spatel, steril Conrad, Leipzig

Spritze, Injekt® Solo (5 ml) B. Braun Melsungen AG, Deutschland

Transwell®, 24 mm mit 0.4 μm Pore in Polyes-termembran, steril (3450)

Corning Life Science, Deutschland

Zellsieb, 70 μm Becton, Dickinson and Company, Deutschland

Zentrifugenröhrchen, Cell Star® (15, 50 ml), Polypropylen, steril

Greiner Bio-One GmbH, Deutschland

Tabelle 2.1: Verwendete Materialien

Scaffolds

Scaffold Herstellerfirma, Sitz

CCC, Collagen Cell Carrier® Naturin Viscofan GmbH, Deutsch-land

cGEL Hydrogel Scaffolds

Dr. Michael Hacker, Universität Leipzig, Pharmazeutische Technolo-gie, Deutschland

PCL, Polycaprolacton-Scaffold Dr. Michael Hacker, Universität Leipzig, Pharmazeutische Technolo-gie, Deutschland

Tabelle 2.2: Verwendete Scaffolds

Materialien und Methoden

27

Chemikalien

Chemikalie Herstellerfirma, Sitz

Amphothericin (250 μg/ml) PAA Laboratories, Inc., Österreich

Azeton Carl Roth GmbH + Co. KG, Deutsch-land

Bovines Serumalbumin (BSA) ≥ 96%, Fraktion V.; Ch.: 087K0747

Sigma-Aldrich, Deutschland

Cell Proliferation Reagent, WST-1 Roche Diagnostics GmbH, Deutsch-land

Cryo-SFM, Medium ohne Serum PromoCell GmbH, Deutschland

Desinfektionsmittel, Bacillol® plus Bode Chemie, Deutschland

DermaLife® Medium, DLM CellSystems® Biotechnologie Ver-trieb GmbH, Deutschland

DetachKit (Hepes-BSS, Trypsin/EDTA [0,04%/0,03%], TNS)

PromoCell GmbH, Deutschland

Dulbecco’s Modified Eagle’s Medium, DMEM; Low Glucose (1 g/l)

PAA Laboratories, Inc., Österreich

Dulbecco’s PBS (1x), mit Ca2+ und Mg2+ PAA Laboratories, Inc., Österreich

Dulbecco’s PBS (1x), ohne Ca2+ und Mg2+ PAA Laboratories, Inc., Österreich

Einfriermedium, KryoLife™ Lifeline Cell Technology, USA

Ethanol ≥ 99,5% Carl Roth GmbH + Co. KG, Deutsch-land

Fetales Kälberserum, Fetal Calf Serum (FCS) PAA Laboratories, Inc., Österreich

Fluoromount™ Sigma-Aldrich, Deutschland

Gelatine Sigma-Aldrich, Deutschland

Geneticin G418 PAA Laboratories, Inc., Österreich

Gentamycin (10 mg / ml) GE Healthcare, Deutschland

Kollagenase Typ V Sigma-Aldrich, Deutschland

L-3,4-Dihydroxyphenylalanin (L-DOPA) Invitrogen GmbH, Deutschland

L-Glutamin 100×, (L-Ala-L-Gln); 200 mM BioConcept AG, Schweiz

Melanin, synthetisch Sigma-Aldrich, Deutschland

Melanocyte Growth Medium M2 Supplement-Mix

PromoCell GmbH, Deutschland

Materialien und Methoden

28

Chemikalie Herstellerfirma, Sitz

Melanocyte M2 Basal Medium PromoCell GmbH, Deutschland

Methanol Sigma-Aldrich, Deutschland

Natriumhydroxid 4 mol/l – 4 N Maßlösung Carl Roth GmbH + Co. KG, Deutschland

Paraformaldehyd, DAC Ch.: 31898748 Carl Roth GMBH + Co. KG, Deutschland

Penicillin/Streptomycin (100x); [Penicillin (10.000 Units/ml)+ Streptomycin (10 mg/ml)]

PAA Laboratories, Inc., Österreich

Phosphatpuffer aus Natriumphosphat – 98.0 - 102.0%

Sigma-Aldrich, Deutschland

Salzsäure 0,5 mol/l, HCL Carl Roth GmbH + Co. KG, Deutschland

Saponin Sigma-Aldrich, Deutschland

Triton X -100 Sigma-Aldrich, Deutschland

Ziegenserum, Goat serum PromoCell GmbH, Deutschland

Tabelle 2.3: Verwendete Chemikalien

Antikörper und Farbstoffe

Bezeichnung Herstellerfirma, Sitz

4′,6-Diamidin-2-phenylindol (DAPI) Invitrogen GmbH; Deutschland

CD90 Antikörper Anja Saalbach, MBZ (Max-Bürger-Forschungszentrum) Leipzig

Glykoprotein 100 [NKI/beteb] (ab34165), human Maus monoklonal

Abcam plc, England

Streptavidin, Alexa Flour® 488, conjugate Invitrogen GmbH, Deutschland

Streptavidin, Alexa Fluor® 594 conjugate Invitrogen GmbH, Deutschland

Trypanblau 0,4% Lösung Sigma-Aldrich, Deutschland

Tyrosinase AK [T311 ] (ab738), human Maus mo-noklonal

Abcam plc, England

Ziegen AK gegen Maus, biotinyliert (ab6788), polyclonal

Abcam plc, England

Tabelle 2.4: Verwendete Antikörper und Farbstoffe

Materialien und Methoden

29

Geräte

Gerät Herstellerfirma, Sitz

Axio Imager.Z2 Mikroskop (ApoTome.2, Axiocam 506 Color, Calibri.2)

Carl Zeiss GmbH, Deutschland

Absauger micro-classic Brand GmbH + Co. KG, Deutschland

Autoklav, VX-75 Systec, Deutschland

Brutschrank Thermo Scientific, Deutschland

Durchlichtmikroskop, Binocular, Leica DM Leica Microsystems, Deutschland

Feinwaage Sartorius AG, Deutschalnd

Fluoreszenzmikroskop, Eclipse Ti-S Nikon GmbH, Deutschland

Gasmischer, DAS GIP. MX 4/4 Technology DASGIP AG, Deutschland

Gefrierschrank, -80°C, -150°C Sanyo, Japan

Kühlschrank, -20°C Liebherr, Deutschland

Kühlschrank, 4°C Siemens, Deutschland

LSM 510 Meta/ 780, Laser-Scanning-Mikroskop, Observer.Z1

Carl Zeiss GmbH, Deutschland

Nikon Eclipse TS 100 Nikon GmbH, Deutschland

Photometer, Multiscan® Spectrum Thermo Scientific, Deutschland

Rundlocheisen Werkzeughandel Klein, Deutschland

Sterilwerkbank,

Standard “biological hazard” Kojair® Tech Oy, Finnland

Thermomixer compact Eppendorf AG, Deutschland

Trockenschrank, Heraeus Thermo Scientific, Deutschland

Vortex Schüttler-Genie 2, VV3S40 VWR International GmbH, Deutsch-land

Wasserbad, ED 7A (max. 60°C) Julabo Labortechnik GmbH, Deutschland

Zentrifuge, Rotina 420 Andreas Hettich, GmbH + Co. KG, Deutschland

Tabelle 2.5: Genutzte Geräte

Materialien und Methoden

30

2.2 Biokompatible Scaffolds

Einen bedeutenden Teil dieser Arbeit nehmen die unterschiedlichen Zellträger

ein, auf denen die Melanozyten (NHEM und HUMORS) getestet wurden. Die

zwei Scaffoldtypen - CCC und PCL - haben bereits als etablierte Materialien Ein-

zug in die medizinische Forschung genommen (Lin und Huang 2001; Schmidt et

al. 2011; Rahmanian-Schwarz et al. 2012). Weiterhin wurde das Verhalten von

Melanozyten auf kollagen basierten Hydrogelen (cGEL) unterschiedlicher Zu-

sammensetzung getestet (Abbildung 2.1).

Abbildung 2.1: Lichtmikroskopische Aufnahmen der Scaffolds: (A) CCC-Scaffold, (B) PCL-Scaffold,

(C) cGEL Typ4. Der Maßstabsbalken entspricht 100 µm.

2.2.1 Collagen Cell Carrier®

Die Collagen Cell Carrier® (CCC) der Firma Viscofan-BioEngineering wurden

kommerziell erworben. Sie bestehen aus reinen, nicht-vernetzten Rindercolla-

genfasern Typ 1. Die Herstellung erfolgt durch Entzellularisierung mittels starker

Detergenzien unter standardisierten, aseptischen Bedingungen. Aufgrund der

extrazellulären Matrix nachempfundenen Struktur sind die nichtporösen Memb-

ranen ein exzellenter Träger für komplexe Gewebe und für die Verwendung im

Tissue Engineering. Die hohe mechanische Stärke erleichterte die Umlagerungen

des Zell-Scaffold-Komplexes in den Experimenten (Viscofan-BioEngineering).

Vorbereitung der CCC

Die steril gelieferten Collagenmembranen (50 × 50 mm) wurden mit einer Stanze

von 7 mm Durchmesser bearbeitet. Dabei wurden pro Membran durchschnitt-

lich 40 kleine Scaffolds gewonnen, die passgenau in eine 96-Well-Platte ausge-

legt werden konnten. Für eine gute Haftung der CCC mit dem Kulturplattenbo-

den wurden die vorgestanzten Membranen dreimal für zehn Minuten in PBS mit

Calcium2+/Magnesium2+ (Ca2+/Mg2+) bei Raumtemperatur gewaschen. Danach

C B A

Materialien und Methoden

31

wurden sie in die Well-Platte ausgelegt, auf der sie durch die Adhäsionskräfte

haften geblieben sind.

Eventuell entstandene Luftblasen wurden mit einer Sonde vorsichtig ausge-

strichen. Bevor die CCC mit Medium kalibriert werden konnten, trockneten sie

über Nacht bei halboffenem Deckel in der geschlossenen Laminar-Flow-Box (Ste-

rilwerkbank) im Standby-Modus (Viscofan-BioEngineering). Die gelieferten Scaf-

folds waren im trockenen Zustand ca. 20 µm dick, während mit Medium kalib-

rierte CCC eine Dicke von ca. 100 µm aufwiesen (Savkovic et al. 2012b).

2.2.2 Polycaprolacton Scaffolds

Die Polycaprolacton-Scaffolds (PCL) wurden von T. Loth und Dr. M. Hacker des

pharmazeutischen Instituts der Universität Leipzig hergestellt. Auf Grundlage

des Electrospinning wurde eine PCL-Polymerlösung durch Anlegen von Hoch-

spannung zu einem PCL-Fasernetz gesponnen. Damit sollte die extrazelluläre

Matrix kopiert und die Oberfläche des Trägers vergrößert werden. Die herge-

stellten Scaffolds waren durchschnittlich 150 µm dick und besaßen einen durch-

schnittlichen Faserdurchmesser von 3,74 ± 0,38 µm (Loth 2009, Savkovic et al.

2016).

PCL wird im menschlichen Körper langsam, kontinuierlich und hydrolytisch

abgebaut. Da dieses Material auch immunologisch neutral und chemisch innert

ist, wird es häufig und gerne in der regenerativen Medizin eingesetzt

(Woodward et al. 1985).

Vorbereitung der PCL

Die vorgestanzten PCL-Scaffolds - mit einem Durchmesser von 7 mm - wurden in

eine 96-Well-Platte ausgelegt und 30 Minuten mit 75%igem Ethanol unter der

Laminar-Flow-Box inkubiert. Danach wurde das Ethanol abgezogen und die Scaf-

folds zuerst mit PBS mit Ca2+/Mg2+ und danach mit PBS ohne Ca2+/Mg2+ gewa-

schen. Über Nacht äquilibrierten die Scaffolds mit entsprechendem Zellmedium

im Brutschrank. Vor und nach der Äquilibrierung erschienen die PCL-Scaffolds

weiß und waren sehr flexibel, aber stabil.

2.2.3 cGEL-Hydrogele

Die cGELe wurden von T. Loth und Dr. M. Hacker des pharmazeutischen Instituts

der Universität Leipzig produziert und der AG Savkovic am TRM zur Verfügung

gestellt.

Materialien und Methoden

32

Zur Herstellung von stabilen cGEL-Hydrogelen wurde Collagel® Typ B (Gelita AG,

Eberbach)9 und ein hydrophiles Teilhydrolysat eines bovinen Collagens in Wasser

gelöst. Die dann vorliegenden gekürzten Ketten wurden mit einem eigens syn-

thetisierten Vernetzer oligo(PEDAS-co-NiPAAm-co-MA) (oPNMA) oder oli-

go(PEDAS-co-DAAm-co-MA) (oPDMA) mit unterschiedlichen Anteil des Malein-

säureanhydrids (MA) unter Ausbildung von Amidbindungen hergestellt. Kurz

zusammengefasst war dieses Maleinsäureanhydrid der Baustein, der mit den

Aminen im Collagel reagierte und damit für die Vernetzung verantwortlich war.

Durch die unterschiedlichen Anteile des MA-2,5/ 5/ 7,5 in den Vernetzern ent-

standen Netzwerke, die unterschiedlich schnell aufgebaut und unterschiedlich

dicht waren. Unter Anwesenheit von Wasser konnten nicht umgesetzte Anhy-

dridfunktionen später vollständig hydrolisiert werden, wodurch keine Toxizität

bestand.

Der Monomermix aus Pentaerythritol, Diacrylate, Monostearate (PEDAS, P)

und N-isopropylacrylamide (NiPAAm) oder Diacetone Acrylamide (DAAm) und

MA wurde in einer radikalfreien Polimerisation unter 60°C in einer Nitrogenat-

mosphere mit 2,2′-azobis(2-methylpropionitrile) copolymerisiert. Es folgte die

Mischung der entsprechenden Konzentration von oPNMA-x oder oPDMA-x mit

MA-x in einer 1 mol PEDAS. Die Makromere wurden dann in Diethylether ausge-

fällt und Vakuum getrocknet (Loth et al. 2013, 2014; Sülflow et al. 2016).

Alle Chemikalien für die Synthese der Hydrogele (cGELe) wurden von Sigma

Aldrich (Seelze, Deutschalnd) und die Lösungsmittel von AppliChem (Darmstadt,

Deutschland) bezogen. Alle cGELe wurden nach der Methode, die in Loth et al.

(2014) ausführlich beschrieben ist, produziert. Nach einer Trocknung von zwei

Tagen unter atmosphärischen und einem Tag unter reduziertem Druckverhält-

nissen von 600 mbar, wurden die Scaffolds hydratisiert und mit PBS ausgewa-

schen.

Aufgrund von Forminstabilität in wässriger Lösung, mechanischer Schwäche

und geringer Elastizität in vivo war dem uneingeschränkten Nutzen eines Colla-

gels die Grenze gesetzt (Gorgieva und Kokol 2011). Durch den Einsatz von Kopo-

lymerisierungsvernetzer konnte die mechanische Stabilität des Hydrogels ver-

bessert werden.

Die hergestellten Hydrogele (Abbildung 2.2) wiesen eine durchschnittliche Dicke

von 700 µm im kalibrierten Zustand auf (schriftliche und mündliche Kommunika-

9 Typ B Gelatinen: Alkalisch (engl. basic) aufgeschlossene Gelatinen.

Materialien und Methoden

33

tion Dr. Michael Hacker, Universität Leipzig, Institut für Pharmazeutische Tech-

nologie). Die Zusammensetzung der Hydrogele unter der Verwendung von zwei

unterschiedlichen Hauptkomponenten und unterschiedlich verwendete Gradien-

ten der Vernetzer ist in Tabelle 2.6 zusammengefasst dargestellt. Die cGELe Typ

1-4 bestanden hauptsächlich aus Collagel®. Der Typ5 bestand hauptsächlich aus

Gelatine 50 Bloom (Bloom 1925). Der Typ4 besaß das gleiche Zusammenset-

zungsverhältnis wie Typ1, unterschied sich aber durch eine andere verwendete

Vernetzerkomponente - DAAm statt NiPAAm (Sülflow et al. 2016). Je nach Ver-

netzer konnten sich die Eigenschaften des Hydrogels ändern.

Collagelscaffoldtyp Zusammensetzung

Typ1 COL/oPNMA-7.5 = 15/3.5

Typ2 COL/oPNMA-5 = 15/5.5

Typ3 COL/oPDMA-7.5 = 7.5/5.5

Typ4 COL/oPDMA-7.5 = 15/3.5

Typ5 G50/oPNMA-2.5 = 5/3.5

Tabelle 2.6: Zusammensetzung der cGELe Typ 1-5. Die Hydrogele cGELTyp 1-4 bestanden haupt-

sächlich aus Collagel® (COL). Der cGEL Typ5 bestand hauptsächlich aus Gelatine type B, 50 Bloom

(G50). Für die Herstellung von cGEL 1, 2 und 5 wurden die Vernetzer vom oPNMA-Typ verwendet.

Für die Herstellung des cGEL Typ3 und cGEL Typ4 wurde der hydrophobere Vernetzer vom

oPDMA-Typ verwendet, der anstelle von NiPAAm aus DAAm bestand.

Abbildung 2.2: Lichtmikroskopische Aufnahmen der äquilibrierten Hydrogele. Den Nummern

entsprechend ist der cGEL Typ 1 -5 dargestellt. Der Maßstabsbalken entspricht 50 µm.

Materialien und Methoden

34

Vorbereitung der cGEL-Hydrogele

Für die Experimente wurden die Hydrogele auf eine Größe von 7 mm Durchmes-

ser ausgestanzt, UV-bestrahlt und zur Lagerung gefriergetrocknet, aus dem Insti-

tut für pharmazeutische Technologien, geliefert. Zwei Tage vor dem Aussäen der

Zellen wurden die Scaffolds in eine 96-Well-Platte ausgelegt und mit entspre-

chendem Zellmedium bei 37°C im Brutschrank äquilibriert. Dabei quollen die

Hydrogelplättchen so auf, dass sie den Boden eines Wells vollständig abdeckten.

Die vorher starren, kleinen und weißen cGELe waren nach der Äquilibrierung

weich, flexibel und erschienen farblos.

Um eine qualitative Aussage zur Handhabung der unterschiedlichen cGELe

zu treffen, wurden die Hydrogele nach den Kriterien Flexibilität, Belastbarkeit

und gesamte Handhabung bewertet. Jedes Merkmal wurde dabei von drei La-

bormitarbeitern auf einer Skala von 1 (sehr schlechte Handhabung) bis 5 (beste

Handhabung) bewertet. Die Bewertungskriterien sind in Tabelle 2.7 zusammen-

gefasst (Sülflow et al. 2016).

Bewertungskriterien

Bewertungspunkte 1 3 5

Flexibilität sehr unflexibel mittlere Flexibilität sehr flexibel

Belastbarkeit sehr fragil,

bricht bei jeder Manipulation

mittlere Belastbarkeit,

bricht manchmal auseinander

sehr belastbar, bricht fast nie

auseinander

Gesamte Handhabung

nicht beweglich mittlere

Beweglichkeit sehr handlich,

beweglich

Tabelle 2.7: Interne Bewertungskriterien für die Handhabung von Hydrogelen in 3D-Kultur.

2.3 Zellkultur

In den Experimenten dieser Arbeit wurde mit drei Zelltypen gearbeitet. Der spe-

zielle Umgang mit den Zellen wird in diesem Kapitel näher erläutert.

Besonders hervorzuheben sind die Haarfollikel-Melanozyten (HUMORS). Im

Labor des TRM (Translationszentrum für Regenerative Medizin in Leipzig) wur-

Materialien und Methoden

35

den von freiwilligen Probanden Haare gezupft, aus deren Wurzeln HUMORS dif-

ferenziert und proliferiert wurden. Als Positivkontrolle dienten in den Experi-

menten die normalen humanen epidermalen Melanozyten (NHEM), welche von

adulten Spendern aus verschiedenen Hautpartien stammten und bei der Firma

PromoCell bestellt wurde. Humane epidermale Fibroblasten (Fb), welche das

Forschungslabor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der

Universität Leipzig zur Verfügung gestellt hatte, wurden als Negativkontrolle

genutzt (Abbildung 2.3).

Abbildung 2.3: NHEM, HM (HUMORS) und Fb jeweils in p7 (Passage 7) in Kultur. Aufnahme mit

dem Lichtmikroskop. Der Maßstabsbalken entspricht 100 µm.

Kultivierung von Zellen

In der Zellkultur wurde unter sterilen Bedingungen in der Laminar-Flow-Box ge-

arbeitet. Die benötigten Medien für die Zellen wurden mindestens alle zwei Wo-

chen frisch hergestellt und lagerten im Kühlschrank bei 4°C. Vor jedem Medien-

wechsel wurden sie im Wasserbad bei 37°C für ca. zehn Minuten erwärmt. Je

nach Größe des Kultivierungsgefäßes wurde das entnommene Medium mit dem

passenden Volumen wieder aufgefüllt (Tabelle 2.8).

Kultivierungsgefäß 96 Well 6 Well T 25 T 75

Kultivierungsfläche (cm²)

0,32 9,6 25 75

Volumen (ml) 0,2 - 0,3 1 - 2 4 - 7 12 - 20

Tabelle 2.8: Kultivierungsfläche und Volumen der Kulturgefäße

Die Kultivierung aller genutzten Zelllinien erfolgte im Inkubator bei 37°C, fünf

prozentigem Kohlenstoffdioxidgehalt (CO₂) und einer relativen Luftfeuchte von

100%. Die HUMORS in den Kulturgefäßen wurden zusätzlich in einer Schlauchfo-

Materialien und Methoden

36

lie luftdicht zugeschweißt und in Hypoxie mit definierter Gaszusammensetzung

versetzt. Die Gaskonzentration ist mit Hilfe eines Gasmischers auf 5% Sauerstoff,

5% Kohlenstoffdioxid und 90% Stickstoff festgelegt worden. Damit die entspre-

chende Gasmischung sichergestellt werden konnte, wurde die Begasung dreimal

wiederholt.

Medien und Medienzusätze

Die in Tabelle 2.9 aufgeführten Substanzen wurden für das jeweilige Medium

der entsprechenden Zellen verwendet.

DLM10 – Medium für HUMORS

PCMM – Medium für NHEM Fb – Medium für Fb

Basalmedium 96 ml M2- Basal-

medium 97 ml DMEM 88 ml

L-Glutamin 3 ml Gentamycin (10 mg/ml)

500 µl FCS 10 ml

Calciumchlorid 16 µl PCMM-

Supplement11 2,3 ml

Penicillin/

Streptomycin 1 ml

Epinephrine 100 µl L-Glutamin 1 ml

Vitamin C 100 µl

Insulin 100 µl

StiMel8 1 ml

Gentamycin (10 mg/ml)

500 µl

Tabelle 2.9: Herstellung der speziellen Medien. Die Angaben beziehen sich auf ein Volumen von

jeweils ca. 100 ml frisches Medium.

10 DLM = DermaLife MA; Melanocyte Growth Medium (CellSystem®): Vorteil dieses Mediums ist

ein geringer Serumgehalt, es enthält kein Choleratoxin, kein PMA und kein Phenolrot, welche

potentiell kanzerogene Stoffe sind. 11 Melanocyte Growth Medium M2; Supplement Mix (PromoCell®) = Rinderhypophysenextrakt,

Fibroblastenwachstumsfaktor, Hydrokortison und Phorbol-12-myristat-13-acetat (PMA).

Materialien und Methoden

37

Passagieren von Zellen

Vor jedem Medienwechsel wurden die Zellen im Mikroskop auf ihre Konfluenz,

Morphologie und mögliche Kontaminationen beurteilt. Die Konfluenz der Zellen

bestimmte das weitere Vorgehen in der Zellkultur. Bei einem Bewuchs des Zellkul-

turflaschenbodens über 70% wurden die Zellen passagiert beziehungsweise ge-

splittet. Dabei wurde zuerst das Medium abgesaugt und die Zellen mit Hepes-

BSS12 gespült. Das Trypsin/EDTA13 zum Ablösen der Zellen vom Polystyrolboden

wurde, nachdem das Hepes-BSS wieder abgesaugt wurde, dazugegeben. Je nach

Zelltyp variierte die Inkubationstemperatur des Trypsins (Tabelle 2.10). Nach an-

gegebener Inkubation und der mikroskopischen Vergewisserung, dass sich die

Zellen vom Boden gelöst hatten, wurde der Trypsin-Inhibitor TNS14 dazugegeben.

Wichtig hierbei war es mit der Pipette den gesamten Boden der Flasche gut zu

spülen, damit auch die Zellen aus den Ecken in die Zellsuspension einflossen. Von

dieser gewonnenen Zellsuspension wurden 40 µl in eine 96-Well-Platte zum Zäh-

len abgenommen und das restliche Volumen in ein 15-ml-Röhrchen überführt.

Während die Zellsuspension in dem Röhrchen vier Minuten bei 220 g zentrifugier-

te, konnten die Zellen in der 96-Well-Platte gezählt werden.

Hepes-BSS in ml/

T75 Trypsin/EDTA in ml/ T75 + Inkubationszeit/ -temp.

TNS in ml/ T75

HUMORS 2 1,5

4 min, RT 1,5

NHEM 2 1,5

4 min, RT 1,5

12 Hepes-BSS: HEPES-gepufferte Balanced Salt Solution - beinhaltet 30 mM HEPES, D-Glucose,

NaCl, KCl, Na-Phosphat und Phenolrot; Detach Kit (PromoCell®). 13 Trypsin/EDTA: Trypsin/Ethylendiamintetraacetat – Lösung (0,04% / 0,03%); Detach Kit (Pro-

moCell®). 14 TNS: Trypsin Neutralizing Solution - beinhaltet 0,05% Trypsin-Inhibitor aus der Sojabohne und

0,1% Kälberserumalbumin; Detach Kit (PromoCell®).

Materialien und Methoden

38

Hepes-BSS in ml/

T75 Trypsin/EDTA in ml/ T75 + Inkubationszeit/ -temp.

TNS in ml/ T75

Fb 2 1,5

4 min, 37°C 1,5

Tabelle 2.10: Die Inkubationszeiten und -temperaturen beim Abtrypsinieren von NHEM, HUMORS

und Fb.

Zählen der Zellen

Zum Zählen der Zellen wurden zu der vorher abgenommenen 40 µl Zellsuspensi-

on weitere 40 µl Trypanblau zugegeben. Diese 1:1 Mischung wurde nach mehr-

maligem Auf-und-ab-Pipettieren, um eine homogene Suspension zu erhalten,

auf eine vorbereitete Neubauer-Zellzählkammer15 aufgetragen.

Trypanblau färbte die Zellen dunkelblau, welche eine Diskontinuität in ihrer

Zellmembran aufwiesen, was typisch für nekrotische Zellen ist. Die sichtbaren

weißen Zellen unter dem Phasenkontrastmikroskop (10-fache Objektivvergröße-

rung) stellen hingegen vitale Zellen dar (Berridge et al. 2005). Um auf die Zellzahl

schließen zu können, wurden die lebenden Zellen gezählt, die in den vier großen

Quadranten der Zählkammer sichtbar waren. Dies wurde wiederholt und der

Mittelwert aus den vier Quadranten gebildet. Dieser wurde wiederum multipli-

ziert mit dem Verdünnungsfaktor des Trypanblaus, des Gesamtvolumens der

Zellsuspension und dem Kammerfaktor von 10⁴ (Zellkonzentration pro Milliliter).

Zellzahl in Suspension = [((gezählte Zellzahl/4) 2) 3 ml] 10⁴

Aussäen der Zellen

Wenn die Zellzahl der Suspension errechnet war, wurde das Röhrchen aus der

Zentrifuge entnommen. Unter der Laminar-Flow-Box wurde der Überstand ab-

gesaugt und das Pellet mit dem entsprechenden Medium resuspendiert. Betrug

die Zellzahl weniger als 3 × 10⁵ Zellen wurden die Zellen in eine T25-Flasche bzw.

bei einer größeren Zelldichte in eine T75-Flasche ausgesät.

15 Neubauer-Zellzählkammer: Eine Methode die weltweit am häufigsten zum Einsatz kommt um

Zellen zu zählen und zu einer etablierten Methode gehört (Celeromics).

Materialien und Methoden

39

In die neue Zellkulturflasche wurde warmes (37°C) Medium vorgelegt, damit die

Zellen nach der Prozedur des Passagierens nicht zusätzlichem Stress ausgesetzt

wurden. Um eine gleichmäßige Verteilung der Zellen zu gewährleisten, wurde

die Flasche in Form einer liegenden Acht geschwenkt und vorsichtig in den Inku-

bator gelegt. Beim Passagieren der HUMORS musste das Kulturgefäß darüber

hinaus in eine Hypoxieumgebung durch Begasung mit Hilfe eines Gasmischers

gebracht werden.

Einfrieren und Auftauen der Zellen

Sobald Zellen in der Zellkultur nicht mehr benötigt wurden, konnten diese zur

Archivierung, als Positiv- oder Negativkontrolle für weitere Tests eingefroren

werden. Dabei wurden die adhärenten Zellen mit Trypsin/EDTA nach Standard-

protokoll gelöst. Nach der Zentrifugation wurde der Überstand abgesaugt und je

nach Zellart 1 - 4 Millionen Zellen/ml in kaltes Einfriermedium (Tabelle 2.11)

resuspendiert und in eine 2 ml Cryo-Ampulle überführt. Diese Ampulle wurde

sofort in den vorgekühlten Gefriercontainer eingelagert und bei

-80°C im Tiefkühler untergebracht.

Der Gefriercontainer „Mr. Frosty“ zeichnete sich durch eine Füllung mit

100% Isopropanol aus, welcher die kontinuierliche Abkühlung von 1°C/Minute

bis zu -80°C sicherstellte. Nachdem die Zellen die Temperatur von -80°C erreicht

hatten, wurden sie für die endgültige Lagerung in den -150°C-Tiefkühler über-

führt.

Zellart HUMORS NHEM Fb

Einfriermedium Kryo Life®16 Cryo-SFM17 Cryo-SFM

Tabelle 2.11: Benutztes Einfriermedium je nach Zellart.

Zum Auftauen von Zellen wurde die gewünschte Cryo-Ampulle aus dem

-150°C-Gefrierschrank entnommen und in ein 37°C warmes Wasserbad gestellt

16 Kryo Life® (Lifeline Cell Technology) – das DMSO- und Rinderserum haltige Medium wurde

speziell an Melanozyten getestet. 17 Cryo-SFM® (PromoCell, Deutschland) – Serum-und tierische Komponenten-freies Medium,

welches auf der Grundlage von DMSO, Methylzellulose und anderen Kryoprotektivum basiert.

Materialien und Methoden

40

bis ungefähr 90% der Suspension aufgetaut war. Da die Viabilität der Zellen im

warmen Kryomedium drastisch sinken kann (Karlsson und Toner 1996), wurde

die schnelle Überführung der Zellen vorbereitet. Bevor die Zellen dem Tiefkühler

entnommen wurden, wurde eine Zellkulturflasche mit 15 ml (T75) beziehungs-

weise 5 ml (T25) Medium vorbereitet und im Inkubator 10 - 30 Minuten bei 37°C

inkubiert. Nun wurden die Zellen unter der Laminar-Flow-Box suspendiert, in-

dem die Pipette die Zellen vorsichtig anzog und in die vorbereitete Kulturflasche

entließ. Nach gleichmäßiger Verteilung der Zellen auf der Kulturfläche und der

Begasung der HUMORS wurden die Zellen zur Kultivierung in den Inkubator ge-

stellt. Nach 24 Stunden wurde das Medium gewechselt. Danach erfolgte der

Medienwechsel in regelmäßigen Abständen dreimal pro Woche.

2.4 Von der Haarwurzel bis zum ausdifferenzierten ORS-

Melanozyt

Dieser Abschnitt beschreibt die Gewinnung von Melanozyten aus der äußeren

Haarwurzelscheide. In den vergangenen Jahren konnte das Protokoll von Dieck-

mann et al. (2010) überarbeitet und verbessert werden (Savkovic et al. 2012a).

Gewinnung

Es wurden mindestens 70 - 100 anagene Haare von einem freiwilligen Proban-

den gezupft. Dabei war es wichtig, dass die letzte Haarwäsche des Probanden

mindestens zwei bis drei Tage zurücklag. Durch den dann vorhandenen Talg auf

der Kopfhautoberfläche glitten die Haarwurzel besser aus den Haarschaft her-

aus, womit der Verlust der ORS minimiert werden konnte. Alle Haare wurden in

einer PBS-Lösung gesammelt, unter dem binokulären Dissektionsmikroskop noch

einmal begutachtet und getrimmt. Danach wurden sie in einem speziellem

Waschmedium (Basalmedium + Gentamycin + Amphotericin + Penicil-

lin/Streptomycin) gewaschen, wofür die Haare auf ein Zellsieb (70 µl) gelegt

wurden, was von einem zum nächsten Waschschritt gereicht wurde. Nach drei

Waschschritten erfolgte die Inkubation mit steril filtrierter 0,2%iger

Kollagenase V, bei 37°C für zehn Minuten (Abbildung 2.4). Nach der Inkubation

wurden die Haare nochmals gewaschen und auf eine 6-Well-Platte mit Siebein-

satz platziert. Pro Well wurden 1,2 ml DLM-Medium + Amphotericin und Penicil-

lin/Streptomycin vorgelegt, sodass die 10 - 15 Haare/Well das Medium berühr-

ten. Nach der Begasung mit einer Zusammensetzung aus 5% Sauerstoff (O₂),

Materialien und Methoden

41

5% Kohlenstoffdioxid (CO₂) und 90% Stickstoff (N₂) wurde die Platte im Inkuba-

tor bei 37°C bebrütet (Zhu et al. 2004; Ma et al. 2006; Savkovic et al. 2012a; Sav-

kovic et al. 2012b; Schneider et al. 2014).

Abbildung 2.4: Schematische Darstellung der Gewinnung von ORS-Melanozyten von der Zu-

schneidung unter dem binokulären Mikroskop bis zum letzten Waschschritt (1-5). Im Wasch-

schritt Nummer 4 wurde zusätzlich Kollagenase V dazugegeben.

Kultivierung

Nach etwa 6 - 30 Tagen konnten Auswüchse von Vorläuferzellen aus dem ge-

trimmten Haar beobachtet werden (Abbildung 2.5). Wenn eine Konfluenz von

40% erreicht war, wurde der Einsatz im Well mit 1,5 ml DLM bei jedem Medien-

wechsel alle zwei bis vier Tage geflutet. War eine Konfluenz von 90% erreicht,

wurden die Zellen abtrypsiniert und in eine adhärente Kultur gebracht.

Abbildung 2.5: Schematische Darstellung der Platzierung von gezupften Haaren. Platzierung der

getrimmten und gewaschenen Haare in einer 6-Well-Platte mit Einsatz. Nach etwa einer bis

sechs Wochen konnte mit der Auswanderung von Zellen aus der äußeren Haarwurzelscheide

gerechnet werden, wie auf dem rechten Bild dargestellt. Der Maßstabsbalken entspricht 100 µm.

Selektion

Um die Kultur von schnell teilenden Keratinozyten und Fibroblasten zu befreien,

wurde der Ansatz mit 50 mg/ml Geneticin (Aminoglykosid-Antibiotikum) für 48

Stunden behandelt.

Beim ersten Passagieren der Zellen aus der Primärkultur wurden die Zellen

Materialien und Methoden

42

7 min mit Trypsin/EDTA selektiv trypsiniert (Halaban und Alfano 1984). Wenn es

noch Reste von Keratinozyten oder Fibroblasten in der Kultur nach der Geneti-

cin-Behandlung gab, ließen sich Melanozyten bei dieser Trypsinierung am

schnellsten ablösen. Die erste Fraktion der nicht-adhärenten Zellen waren in der

Regel reine Melanozyten. Nachdem die Reaktion mit demselben Volumen TNS

gestoppt wurde, konnten Zellen mit Hilfe des Einsatzsiebes - als Einzelzellsus-

pension - in ein Zentrifugenröhrchen überführt werden. Nach der Zentrifugation

wurde der Überstand abgesaugt, frisches Medium dazugegeben und die Zellen

resuspendiert, bevor sie in eine T25- oder T75-Zellkulturflasche gesät wurden.

2.5 Charakterisierung der Melanozyten

Dieser Abschnitt widmet sich den Methoden für die Charakterisierung der Mela-

nozyten. Mit Hilfe des WST-1-Assays konnte Zelltyp-unabhängig quantitativ und

objektiv eine Aussage über die Aktivität der Mitochondrien beziehungsweise der

Proliferation getroffen werden. Mit der Bestimmung von melanozytenspezifi-

schen Markern mittels Immunfluoreszenz konnte ein Beweis für die erfolgreiche

Differenzierung in Melanozyten angeführt werden. Die Funktionalitätstests L-

DOPA und Melanin ließen zum einen eine Aussage auf die Enzym- und zum an-

deren auf Produktebene eine Aussage über die melanotische Aktivität zu.

2.5.1 Testung der mitochondrialen Aktivität

Bei dem WST-1-Assay handelt es sich um einen Test zur Messung der mito-

chondrialen Aktivität und ermöglicht eine Beurteilung der Zellproliferation und

Zellviabilität auf der Grundlage eines Farbumschlages. WST-1 (4-[3-(4-

Iodophenyl)-2-(4-nitrophenyl)-2H-5-tetrazolio]-1,3-Benzol-Disulfonat) ist ein

Tetrazoliumsalz mit einer rötlichen Färbung, das durch eine Elektronentrans-

portkette an der mitochondrialen Membran lebender Zellen in das gelbliche

Formazan reduziert wird (Berridge et al. 2005).

Um eine Aussage über Zellproliferation und -viabilität zu treffen, wurden die

Eigenschaften dieses Salzes genutzt und die Zellen auf den verschiedenen Scaf-

folds und der adhärenten Zellkultur verglichen. Dazu wurden die in einem Zell-

kulturgefäß kultivierten HUMORS und NHEMs auf die verschiedenen Scaffolds

oder direkt in eine 96-Well-Platte ausgesät. Unabhängig vom Zellträger und der

Zellart wurden bei diesem Test 5.000 Zellen/Well ausgesät und nach fünf Tagen

die Testung vollzogen.

Materialien und Methoden

43

Zur Vorbereitung am Tag der Messung lagerte man die Scaffolds in ein neues

Well, um eventuelle PS-adhärente Zellen unter den Scaffolds nicht in die Mes-

sung einfließen zu lassen. Um restliche Medienrückstände wegzuspülen, wurden

alle Scaffolds und PS-adhärenten Zellen mit 37°C PBS ohne Ca2+/Mg2+ gewa-

schen. Jedes Well wurde mit 100 µl der WST-1 Lösung, die sich aus WST-1-

Stammlösung 1/10 (aliquotiert, -20°C) gelöst in DMEM zusammensetzte, bei

37°C inkubiert.

Messung

Die Messung der Extinktion erfolgte nach 120 Minuten im Multiskan® Spectrum-

Spectrophotometer bei einer Wellenlänge von 450 nm und der Referenzwellen-

länge von 620 nm.

Auswertung

Alle Messungen wurden zweimal wiederholt und der Mittelwert gebildet. Die

Messung der Referenzwellenlänge wurde von der 450nm-Messung subtrahiert.

Savkovic et al. (2012b) zeigte, dass mit steigender Zellzahl auch die mitochondri-

ale Aktivität zunimmt. Dadurch konnte mit der Messung der Extinktion sowohl

ein Rückschluss auf die mitochondriale Aktivität als auch auf die Zellzahl gezogen

werden.

2.5.2 Melanozytenmarkerexpression

Die Immunfluoreszenzfärbung ist ein Nachweis der Expression eines bestimmten

Proteins in der Zelle, sowie seiner subzellulären Lokalisation. Mit ihrer Hilfe ge-

lang der Nachweis von melanozytenspezifischen Antigenen in den selbstgezüch-

teten HUMORS (Yasumoto et al. 2004).

Das Prinzip der indirekten Immunfluoreszenzfärbung ist die Visualisierung

eines spezifisch gebundenen Antigen-Antikörper-Komplexes, der mit Hilfe eines

biotinylierten zweiten Antikörpers und Streptavidin gekoppeltem Alexa594®-

oder Alexa488® - Fluorochrom sichtbar gemacht werden kann. Für das folgende

Experiment wurden die melanozytenspezifischen Antikörper NKI/beteb und Ty-

rosinase genutzt.

Der in der Maus generierte NKI/beteb-Antikörper bindet an das Glykopro-

tein 100 (gp 100), welches an der Innenseite der Membran von zytoplasmati-

schen Vesikeln der Melanosomen zu finden ist (Yasumoto et al. 2004).

Materialien und Methoden

44

Der Tyrosinase-Antikörper (Tyr) markiert das Enzym Tyrosinase, welches ent-

scheidende biochemische Schritte im Melaninkreislauf katalysiert und somit zu

einem der geschwindigkeitsbestimmenden Schlüsselenzyme zählt (Raposo und

Marks 2007). Die Immunfluoreszenzfärbung wurde nach dem Belegungsschema

in Abbildung 2.6 durchgeführt.

Fixierung

Für die Fixierung der adhärenten Zellen wurde eiskaltes Methanol (‐20°C) ver-

wendet. Die mit Methanol befüllte Kammer der Chamber Slides, auf denen man

die Zellen zuvor ausgesät hatte, wurde für zehn Minuten im Tiefkühler inkubiert.

Danach war die Lagerung bei -20°C für mehrere Wochen bis zur Durchführung

der Färbung möglich. Im Gegensatz dazu wurden die auf Scaffolds ausgesäten

Zellen mit 4%iger PFA-PBS-Lösung für acht Minuten bei Raumtemperatur fixiert.

Bei dieser Fixierung war die Lagerung ohne Einbuße der Qualität für ein bis zwei

Tage bei 4°C möglich.

NKI/beteb und Tyrosinase

Die Färbung mit den Antikörpern gestaltete sich sowohl bei den adhärenten als

auch bei den ausgesäten Zellen auf den Scaffolds gleich. Vor der Färbung erfolg-

te zuerst ein zehn-minütiger Waschvorgang mit PBS, worauf eine zehn-minütige

Inkubation mit 0,1%iger Saponin-PBS-Lösung folgte. Vor der ersten Antikörper-

Zugabe erfolgte die Blockierung mit 20%igem Ziegenserum-PBS + 0,1% Triton (T)

bei Raumtemperatur für eine Stunde.

Als melanozytenspezifischer Antikörper wurde zum einen der NKI/beteb An-

tikörper und zum anderen der Tyrosinase Antikörper in einer Verdünnung von

1/50 in 2%iger BSA-PBS-T-Lösung verwendet. Nach der Inkubation bei Raum-

temperatur für eine Stunde erfolgten zwei Waschvorgänge mit PBS-T für jeweils

zehn Minuten. Danach wurde der sekundäre biotinylierte Anti-Maus-Antikörper

in einer Verdünnung von 1/400 mit 2%iger BSA-PBS-T-Lösung für eine Stunde bei

Raumtemperatur inkubiert. Bevor das Streptavidin gekoppelte Alexa488®-

Fluorochrom auf die fixierten Zellen gegeben werden konnte, wurden die Zellen

nochmals zweimal für zehn Minuten mit PBS-T gewaschen.

Alexa488® wurde 1/400 in 2%iger BSA-PBS-T verdünnt. Zusammen mit der

Kernfärbung 4´,6-Diamidin-2-phenylindol (DAPI) in der Verdünnung 1/1000

Materialien und Methoden

45

wurde alles für eine Stunde bei Raumtemperatur im Dunkeln inkubiert. Als letz-

ter Schritt erfolgten zwei Waschungen mit PBS-T im Dunkeln.

Abbildung 2.6: Schematische Belegung einer 96-Well-Platte und Chamber Slides in Vorbereitung

einer Immunfluoreszenzanalyse mit HUMORS auf unterschiedlichen Scaffolds (Typ4, CCC, PCL)

und mit adhärenten HUMORS und Fb auf Chamber Slides (ADH.) (Grafik: K. Sülflow)

CD90

Die CD90-Färbung diente als Negativkontrolle für den Nachweis von Fibroblas-

ten. Fibroblasten sind Bindegewebszellen, welche eine wichtige Rolle in der Syn-

these der extrazellulären Matrix und dabei besonders von Kollagen spielen (Al-

berts 2011).

Für die Immunfluoreszenzfärbung wurden die Zellen mit 4%iger PFA-PBS-

Lösung acht Minuten bei Raumtemperatur fixiert. Danach erfolgte ein Wasch-

schritt von fünf Minuten mit PBS. Zur Blockierung wurde 2%ige BSA-PBS-Lösung

genutzt das eine Stunde bei Raumtemperatur inkubierte. Als fibroblastenspezifi-

scher Antikörper wurde CD90 im Verhältnis 1/3 in 2%iger BSA-PBS-Lösung für

eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Es folgten zwei Waschschritte mit

PBS für jeweils fünf Minuten.

Als Streptavidin gekoppeltes Fluorochrom diente der Alexa594®, der 1/400

zusammen mit DAPI 1/1000 verdünnt, in 2%iger BSA-PBS-Lösung eine Stunde bei

Raumtemperatur im Dunkeln auf die Zellen wirkte. Danach folgten zwei Wa-

schungen mit PBS im Dunkeln. Die Testung der drei Antikörper erfolgte in Drei-

fachbestimmung.

Materialien und Methoden

46

Auswertung

24 Stunden nach abgeschlossener Immunfluoreszenzfärbung wurden alle Scaf-

folds auf Objektträger platziert und mit Fluoromount-Decklösung eingedeckelt.

Nun standen diese bereit zur weiteren Beurteilung mit dem konfokalen Laser

Scanning Mikroskop (LSM) und dem Axio Imager.Z2 Mikroskop (ApoTome.2,

Axiocam 506 Color, Calibri.2) (Abbildung 2.7), welche von der Arbeitsgruppe

Magin der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie freundli-

cherweise zur Verfügung gestellt wurden.

Die Aufnahmen wurden mit Hilfe der AxioVision 4.8.2 - Software generiert.

Dabei war es möglich mit der z-stack-Funktion die 3D-Zellkultur in einer beliebi-

gen Tiefe durch mehrere Ebenen hindurch aufzunehmen und sie mit Hilfe der

MIP (Maximum Intensity Projection)-Funktion in einem vereinigten Bild darzu-

stellen. Über die Transekt-Methode erfolgte dann die Zellzählung der Zellen auf

den Zellträgern.

Abbildung 2.7: Das Axio Imager.Z2

Mikroskop mit Apotome

(Firma Zeiss) in der Fakultät für Bio-

wissenschaften, Pharmazie und Psy-

chologie, AG Magin, Universität

Leipzig. (Foto: K. Sülflow)

2.5.3 Testung der melanotischen Aktivität

In Anlehnung an das Protokoll von Baldea et al. (2009) erfolgte die Messung des

Melaningehaltes nach zwei unterschiedlichen Methoden - der Melanintest und

der L-DOPA-Test. Der Melanintest beruht auf der Zerstörung von Zellmembra-

nen mit Natriumhydroxid (NaOH), wobei das Melanin der Zelle aus den Melano-

somen freigesetzt wird. Durch die anschließende photometrische Messung, der

Extinktion des Kulturlysates konnte diese Menge quantifiziert werden. Bei dem

L-DOPA-Test wurde indirekt die Aktivität der Tyrosinase (Tyr) und der Tyrosina-

se-assoziierten Proteine eins und zwei (TRP-1 und TRP-2/DCT) - der drei Enzyme,

die L-DOPA in das Melanin umsetzen - gemessen.

Materialien und Methoden

47

Melanintest

Zur Vorbereitung des Melanintests wurde am Vortag eine synthetische Melanin-

lösung hergestellt, die als Standardkurve in einer Verdünnungsreihe (100; 50; 25;

12,5; 6,25; 3,125 μg/ml) bei den späteren Messungen mitgeführt wurde

(Abbildung 2.8). Dafür wurde das zuvor abgewogene synthetische Melanin in

einer Konzentration von 0,1 mg/ml in 1 M NaOH gelöst. Anschließend wurde die

Lösung ausgiebig auf dem Vortex-Schüttler und über Nacht auf einem Rollmisch-

gerät durchgemischt.

Zur regulären Beurteilung der adhärenten Zellkultur, meist in Passage sechs

durchgeführt, wurden Zellen nach dem Standardprotokoll abgelöst und das

Trypsin-TNS-Gemisch in ein Zentrifugenröhrchen pipettiert. Dabei wurden 40 µl

des Gemisches für die Zellzählung mit Trypanblau genutzt, während das Zentri-

fugenröhrchen für vier Minuten bei 220 g zentrifugierte (Abschnitt 2.3). Das

Zellpellet wurde zu je 200.000 Zellen auf 1,5-ml-Röhrchen aufgeteilt und mit

150 µl NaOH/Tube resuspendiert.

Abbildung 2.8: Repräsentative Mela-

ninstandardkurve, welche bei jeder

Melanin- und L-DOPA Testreihe neu

angefertigt wurde. Im Beispiel ist die

Gerade:

y = 0,0042x + 0,0457 (R² = 1)

dargestellt.

Positiv- (NHEM) und Negativkontrollen (Fb) wurden stets den gleichen experi-

mentellen Bedingungen wie die der Testzellen ausgesetzt. Um die vollständige

Lysierung der Zellen zu gewährleisten, wurden die Proben in den Röhrchen je-

weils fünfmal eingefroren (Trockeneis ca. -78,4°C) und aufgetaut (Thermoschütt-

ler bei 37°C). Bevor alles in eine 96-Well-Platte pipettiert wurde, inkubierten die

Proben für fünf Stunden bei 60°C auf dem Thermoschüttler und wurden nach

Ablauf der Zeit kurz zentrifugiert, um eventuelles Kondensat vom Deckel des

Röhrchens zu sammeln.

Materialien und Methoden

48

Der Umgang mit den Scaffolds erforderte eine spezifische Handhabung und un-

terschied sich zur Testung der regulären adhärenten Zellkultur. Zeitgleich mit

den anderen Funktionalitäts- und Viabilitätstests wurden jeweils

150.000 - 200.000 HUMORS und NHEMs pro Scaffold ausgesät. Nach fünf Tagen

wurde das Experiment gestoppt. Dabei wurde das alte Medium abgesaugt und

alle Scaffolds einmal mit warmen PBS gewaschen. Die mitgeführten

PS-adhärenten Kontrollen (HUMORS und NHEMs) wurden wie oben beschrieben

als adhärente Zellkultur behandelt und bei -80°C zur Lagerung eingefroren.

Auf die nachfolgenden Wells, welche verschiedene Scaffolds beinhalteten,

wurden nacheinander 150 µl-1 M-NaOH/Well gegeben und einige Male ge-

schwenkt, bevor das Scaffold komplett entfernt wurde. Somit sollten die restli-

chen Zellen mechanisch von dem Scaffold gelöst werden ohne, dass das Scaffold

selbst chemisch zersetzt wird. Das 150 µl-1 M-NaOH-Zellgemisch/Well wurde in

1,5-ml-Röhrchen pipettiert und bei -80°C eingefroren, wo es bis zur weiteren

Verarbeitung lagern konnte. Die nachfolgenden Schritte entsprachen dem Pro-

tokoll der adhärenten Zellkultur. Das fünfmalige Auftauen und Einfrieren erfolg-

te zeitgleich mit den L-DOPA-Testproben, wie auch die anschließende Inkubation

von fünf Stunden.

L-DOPA-Test

Der L-DOPA-Test ähnelt dem Melanintest, weshalb beide stets zusammen bear-

beitet wurden. Bei der regulären Testung der adhärenten Zellkultur in Passage

sechs wurden die Zellen nach dem Standardprotokoll abtrypsiniert. Während

das Zelllysat vier Minuten bei 220 g zentrifugierte, wurden die Zellen des Lysats

gezählt. Im Unterschied zum Melanintest wurde das Zellpellet zu je 200.000 Zel-

len in 100-µl-PBS/Röhrchen resuspendiert und auf Trockeneis schockgefroren.

Während auch diese Proben fünfmal eingefroren und aufgetaut wurden, stellte

man eine frische L-DOPA-Lösung her, wofür L-DOPA (10 mg/ml) in HCL gelöst

und dann mit 10 mM Phosphatpuffer aufgefüllt wurde. Nach dem letzten Auf-

tauvorgang wurden jeweils 200 µl/Röhrchen von der L-DOPA-Lösung hinzuge-

fügt. Es folgte eine Inkubation von fünf Stunden, abgedunkelt bei 37°C.

Die Behandlung der Scaffolds in den Experimenten erfolgte nach dem glei-

chen Prinzip. Es wurden jeweils 150.000 - 200.000 HUMORS und NHEMs pro

Scaffold ausgesät. Nach fünf Tagen wurde das Experiment gestoppt. Im Unter-

schied zum Melanintest wurde das Scaffold erst nach fünfmaligen Auftauen und

Materialien und Methoden

49

Einfrieren entfernt, nachdem es in ein mit 100 µl PBS gefüllte Röhrchen über-

führt wurde. Es folgte die Zugabe von 200 µl L-DOPA-Lösung/Röhrchen und die

Inkubation.

Messung

Nach abgelaufener Inkubation wurden die Proben noch einmal gut durchmischt,

bevor sie in eine 96-Well-Platte mit flachem Boden pipettiert wurden. Für den

Melanintest ist der gesamte Inhalt des Röhrchens, das heißt 150 µl/Well, pipet-

tiert worden. Als Leerprobe dienten die Röhrchen, die die Lösung der gleichbe-

handelten, nicht besäten Scaffolds beinhalteten. Für den L-DOPA-Test wurden

jeweils 300 µl/Röhrchen in das Well pipettiert. Auch in diesem Fall dienten die

Röhrchen, welche die gleichbehandelten, leeren Scaffolds beinhalteten, als

Leerprobe.

Die Melaninverdünnungsreihe wurde in Dreifachbestimmung für die spätere

Erstellung der Melaninstandardkurve mitgeführt (Abbildung 2.8). Nachdem jede

einzelne Probe blasenfrei in die Well-Platte überführt wurde, konnte die Mes-

sung am Multiscan® Spectrum - einem Elisa-Plate-Reader - bei einer Wellenlänge

von 470 nm erfolgen.

Auswertung

Alle Messungen wurden dreimal durchgeführt und der Mittelwert gebildet. Von

dem Mittelwert wurde der Nullprobenwert des entsprechenden Scaffoldtyps

abgezogen und dann in die Formel der gemessenen Melaninstandardkurve ein-

gesetzt.

2.6 Statistische Auswertung

Die Statistik wurde mit dem Programm Sigma Plot für wissenschaftliche Graphi-

ken und Datenanalyse berechnet.

In den aufgeführten Experimenten wurden von jeder Testreihe drei techni-

sche und drei biologische Replikate denselben experimentellen Bedingungen

ausgesetzt. Entsprechend des vorgesehenen statistischen Tests wurden die er-

hobenen Daten als Mittelwert oder Median zusammengefasst. Beim Runden von

Werten wurde durchgängig das kaufmännische Runden angewandt.

In der Berechnung von Signifikanzen durchliefen alle Daten den Shapiro-

Wilk-Test. Dabei wurde die Nullhypothese überprüft, ob die Grundgesamtheit

Materialien und Methoden

50

einer Stichprobe normalverteilt war (SigmaPlot). Konnte die Nullhypothese über

der Normalverteilung angenommen werden, wurde der t-Test angewendet.

Wenn die Nullhypothese abgelehnt werden musste, wurde zur Berechnung der

Signifikanz der parameterfreie Mann-Whitney-U-Test durchgeführt. Sowohl für

die Darstellung der Ergebnisse des t-Tests als auch für den Mann-Whitney-U-

Test galten folgende Bezeichnungen (Rudolf und Kuhlisch 2008; Mann und

Whitney 1947; Student 1908):

* p ≤ 0,05: Irrtumswahrscheinlichkeit ist kleiner gleich 5%

** p ≤ 0,01: Irrtumswahrscheinlichkeit ist kleiner gleich 1%

*** p ≤ 0,001: Irrtumswahrscheinlichkeit ist kleiner gleich 0,1%

2.7 Software

Microsoft Office 2010, 2007

Beinhaltet die Dokument- und Textverarbeitungssoftware Word, Tabellenkalku-

lationssoftware Excel und Präsentationssoftware Powerpoint.

SigmaPlot 12.5

Statistische Datenanalyse und wissenschaftliches Darstellungsprogramm SYSTAT

Software Inc.

AxioVision 4.8.2.

Mikroskopie-Software zur Unterstützung digitaler Bildverarbeitungen.

ZEN 2012

Zeiss Mikroskopie-Software zur Unterstützung digitaler Bildverarbeitungen.

ImageJ 1.44p

Open Source Bildbearbeitungs- und Bildverarbeitungsprogramm auf der Basis

von Java Skript.

Inkscape 0.48

Open Source Vektor-Grafikprogramm, das SVG-Format-kompatibel ist, aber auch

EPS-, Postscript-, JPG-, PNG-, BMP- oder TIF-Bilder importiert und nach PNG oder

anderen vektorbasierten Formaten exportieren kann.

Citavi 5

Literaturverwaltungs- und Wissenorganisationsprogramm.

51

3 Ergebnisse

3.1 Handhabung der fünf cGEL-Hydrogele im Vergleich

Die Auswertung des Handhabungstests hat das cGEL Typ4 als das am meisten

favorisierte Hydrogel hervorgehoben, mit dem gut gearbeitet werden konnte.

Die mechanische Flexibilität wurde mit 3/5, die Belastbarkeit mit 5/5 und die

gesamte Handhabung mit 5/5 Punkten bewertet. Die Punktwerte aller fünf

cGELe ist in Tabelle 3.1 zusammengefasst (Sülflow et al. 2016).

Tabelle 3.1: Bewertung der Handhabung der fünf cGELe (cGEL1-5) als 3D-Zellkultur.

3.2 Quantifizierung der Melanozytenkultur

In diesem Experiment stand die Fragestellung im Vordergrund, ob Aufnahmen

mit dem konfokalen Mikroskop (Axio Imager.Z2 Mikroskop mit ApoTome.2,

Calibri.2 und Axiocam 506 color) genutzt werden können, um eine Aussage über

die Zellzahl auf Zellträgern zu treffen. Der Versuch wurde mit einer adhärenten

Zellkultur durchgeführt.

Es wurden HUMORS p7 und NHEMs p7 zum einen in eine 96-Well-Platte und

zum anderen auf Chamber Slides, die mit 0,1%iger Gelantine-PBS vorbehandelt

cGEL Typ cGEL1 cGEL2 cGEL3 cGEL4 cGEL5

Kriterien Bewertung

Flexibilität 3 5 3 3 5

Belastbarkeit 3 3 3 5 1

Gesamte Handha-bung

3 3 3 5 1

durchschnittliche Punktzahl

3 3,67 3 4,33 2,33

Ergebnisse

52

wurden, ausgesät. Es wurden jeweils drei biologische und drei technische Repli-

kate zu je 10.000 Zellen angelegt. Die Zellen in der Well-Platte wurden nach 1, 5

und 14 Tagen dem Protokoll (Abschnitt 2.3) entsprechend abtrypsiniert, mit der

Neubauer-Zählkammer dreimal ausgezählt und der Mittelwert ausgewertet. Sie

dienten als Positivkontrollwerte. Zeitgleich wurden Zellen auf den Chamber Sli-

des nach 1, 5 und 14 Tagen für die DAPI-Kernfärbung fixiert und nach erfolgter

Färbung mit Fluoromount eingedeckelt. Die eingedeckelten Slides wurden mit

dem konfokalen Mikroskop (Axio Imager.Z2 mit ApoTome.2, Calibri.2 und Axio-

cam 506 color) aufgenommen und mit der AxioVision 4.8.2. - Software von Carl

Zeiss bearbeitet.

Um eine konsistente Auswertung des Bildmaterials zu gewährleisten, wur-

den entlang der Z-Achse, in einer vorher individuell definierten Fokusebene, drei

Bilder aus unterschiedlichen Ebenen im Intervall von 10 - 20 µm aufgenommen

(z-Stack-Funktion). Entlang der X-Achse wurden 15 solcher z-Stacks-Aufnahmen

hintereinander vorgenommen (MosaiX-Funktion). Am Ende konnte ein einheitli-

ches Bild mit der MIP (Maximum Intensity Projection) -Funktion generiert wer-

den, das sowohl Informationen über den Querschnitt als auch den Längsschnitt

lieferte. Mit dem Bildverarbeitungsprogramm ImageJ wurden die MIP-Bilder mit

der Transekt-Methode ausgezählt und die Zellzahl der gesamten Kultur/Chamber

Slide berechnet. Visuell ist der Versuchsaufbau in folgender Grafik dargestellt

(Abbildung 3.1).

Abbildung 3.1: Skizzierter Versuchsaufbau des Zähltests. Dargestellt ist ein Chamber Slide (links

oben). Bei der Aufnahme wurde der Fokus in die Mitte einer Kammer des Slides gestellt, einmal

vom Anfang bis zum Ende des DAPI-Signals die Fokusebene festgelegt und mit den standardisier-

ten Voreinstellungen die Bilder aufgenommen. Das entstandene MIP-Bild (unten – Ausschnitt

eines MIP Bildes nach Bearbeitung) wurde mit Hilfe von ImageJ ausgezählt.

Ergebnisse

53

Unterschiedliche Methoden der Zellzahlbestimmung im Vergleich

Im Folgenden sind die Ergebnisse zusammengefasst, die mit zwei unterschiedli-

chen Zellzählmethoden erhoben wurden.

In der Grafik A (Abbildung 3.2 A) sind die Ergebnisse dargestellt, die mit den

abtrypsinierten Zellen erhoben wurden, die in der Neubauer-Zählkammer ge-

zählt worden sind. Einen Tag nach dem Aussäen wurden in der Positivkontrolle

ca. 7.028 NHEM-Zellen/Kultur und ca. 7.083 HUMORS-Zellen/Kultur gezählt. Von

den 10.000 ausgesäten Zellen waren jeweils noch ca. 7.000 – 7.100 Zellen in

Kultur. Im Verlauf konnte eine kontinuierliche Vermehrung der Zellen festge-

stellt werden. Am Tag 5 und 14 nach dem Aussäen waren hoch signifikant mehr

NHEMs als HUMORS auszählbar (Tag 5 p = 0,001, Tag 14 p = 0,0002).

In den Abbildungen 3.2 B - E ist jeweils eine Zellart pro Grafik dargestellt. Es

ist die Zellzahl der abtrypsinierten Zellen mit den ausgezählten DAPI-Signalen

der MIP-Bilder dargestellt. Dabei war ein kontinuierliches Wachstum der Zellzahl

zu verzeichnen. Beim Vergleich der zwei Methoden am Tag 1 nach dem Aussäen,

ergab sich eine deutliche Diskrepanz zwischen abtrypsinierter Zellzahl und dem

Zählen der DAPI-Signale. Dies war am deutlichsten an den NHEMs (p ≤ 0,001) am

Tag 1 nach dem Aussäen zu sehen, wo von den ursprünglich ausgesäten 10.000

NHEMs/Kultur mit der Neubauer-Zählkammer ca. 7.000 Zellen und mit der Tran-

sekt-Methode nur noch ca. 3.000 Zellen ausgezählt wurden.

In der Abbildung 3.2. D und E ist der prozentuale Anstieg der Zellzahl nach 1,

5 und 14 Tagen dargestellt. Die abtrypsinierten NHEMs haben von Tag 1 auf Tag

5 einen Zuwachs von ca. 180% und die HUMORS einen Zuwachs von ca. 100% zu

verzeichnen. Von Tag 1 auf Tag 14 gab es einen Zuwachs von ca. 475% NHEMs

und ca. 280% HUMORS. In Betrachtung der Ergebnisse der MIP-Bilder gab es

einen Zuwachs der Zellen von Tag 1 auf Tag 5 von ca. 90% NHEMs und ca. 65%

HUMORS. Von Tag 1 auf Tag 14 wuchsen die NHEMs um ca. 260% und die HU-

MORS um ca. 335%.

Ergebnisse

54

Abbildung 3.2 (A-E) Zwei unterschiedliche Methoden der Zellzählung. (A - E) Adhärente HUMORS

und NHEM wurden zum einen abtrypsiniert und gezählt und (B - E) zum anderen anhand von

DAPI-Signalen mit der Transekt-Methode in MIP-Aufnahmen nach 1, 5 und 14 Tagen nach dem

Aussäen ausgezählt. (B, D) NHEM; (C, E) HUMORS im Vergleich dargestellt. n = 9.

C B

A

D E

Ergebnisse

55

3.3 Epidermale Melanozyten im Vergleich auf fünf

cGEL-Hydrogelen

Ziel dieses Tests war es, auf Grundlage von Handhabung (Abschnitt 3.1), Zellcha-

rakterisierung, Viabilitätstestung und Messung der melanotischen Aktivität ei-

nen von fünf geeigneten cGEL-Typen auszuwählen, die uns in Kooperation mit

den Pharmazeuten T. Loth und Dr. M. Hacker der Universität Leipzig (Fakultät für

Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie) zur Verfügung gestellt wurden.

Zellen

Für die folgende Versuchsreihe wurden NHEM p7 ausgesät, welche, wie im all-

gemeinen Methodenteil beschrieben, charakterisiert worden sind. Die Zellen

wiesen viele Dendriten auf, mit denen sie zu den umliegenden Melanozyten

Kontakt aufnahmen und an deren Enden der Dendriten es eine dichte Ansamm-

lung von dem melanozytenspezifischen Markern gab (Abbildung 3.3).

Abbildung 3.3: Charakterisierung genutzter NHEM. (A) NHEM p6 in Kultur - Aufnahme mit dem

Lichtmikroskop kurz vor dem Aussäen. (B) NHEM p7 - Immunfluoreszenzfärbung mit NKI/beteb-

Antikörper positiv. (C) NHEM p7 - Immunfluoreszenzfärbung mit Tyrosinase-Antikörper positiv.

Der Maßstabsbalken entspricht 100 µm.

Design

Als Positivkontrolle dienten NHEMs p8 auf den CCC. Als Negativkontrolle wurden

die jeweiligen Zellträger ohne Zellen mitgeführt. Jeden Tag erfolgte ein Medien-

wechsel.

Nach fünf Tagen wurde die Zellkultur auf den Scaffolds beendet und die

Testreihe mit Testung der mitochondrialen Aktivität, Melanin- und L-DOPA-Test

und die Melanozytenmarkerexpressionsanalyse (NKI/beteb- und Tyrosinase-

Antikörper) mittels Immunfluoreszenz durchgeführt.

Ergebnisse

56

Mitochondriale Aktivität

Um eine Aussage über die mitochondriale Aktivität beziehungsweise die Viabili-

tät der Zellen treffen zu können, wurden diese mit WST-1-Lösung versetzt und

die Extinktion nach 120 Minuten gemessen. In der Abbildung 3.4 sind die Ergeb-

nisse zusammengefasst.

Der prozentuale Vergleich der gemessenen Extinktion zeigt eine signifikante

Überlegenheit der Zellen auf den CCC gegenüber den Zellen auf den

cGEL-Varianten 1-5. Eine besonders hohe Signifikanz (p ≤ 0,001) ist zwischen der

mitochondrialen Aktivität der NHEMs auf den CCC gegenüber den Typen 1, 2

und 5 zu verzeichnen.

Während die Zellen auf Typ 1-4 sich untereinander in ihrer mitochondrialen

Aktivität kaum unterschieden, stachen sie auf Typ5 mit einer signifikant verrin-

gerten mitochondrialen Aktivität gegenüber Zellen auf CCC und Typ 1-4 heraus.

Die Aktivität der NHEMs auf Typ5 lag bei unter 50% der mitochondrialen Aktivi-

tät der NHEMs auf CCC. Insgesamt war die Aktivität der Zellen auf den CCC deut-

lich höher als bei Zellen auf allen getesteten cGEL-Hydrogelen, die untereinan-

der keine Unterschiede zeigten, außer der Variante 5.

Abbildung 3.4.: Testung der mitochondrialen Aktivität der NHEM auf unterschiedlichen Scaffolds.

Getestet wurden NHEMs auf cGEL Typ1-5 und CCC. Die Ergebnisse der CCC sind auf 100% ge-

normt. Signifikanzen wurden mit dem zweiseitigen t-Test für unabhängige Stichproben berech-

net. STABW < 0,08; n = 9.

Ergebnisse

57

Melanin- und L-DOPA-Test

Die Ergebnisse des Melanintests (Abbildung 3.5 A, C) zeigten, dass NHEMs auf

dem cGEL Typ1 signifikant mehr Melanin besaßen im Vergleich zum Typ2

(p = 0,024) und den CCC (p = 0,052). Zudem haben die Zellen auf Typ4 einen

signifikant höheren Melaningehalt pro Kultur gegenüber Zellen auf Typ2

(p = 0,011) und Typ3 (p = 0,034). Betrachtet man nun die prozentuale Darstel-

lung des Melaningehaltes, wird visuell noch deutlicher, dass die Melaninmenge

der Zellen auf cGEL Typ2 und Typ3 signifikant verringert war im Vergleich zu

Zellen auf Typ4 (Abbildung 3.5 C). Die durchgehende Nulllinie stellt das Verhält-

nis der Werte von NHEMs auf CCC gegenüber den anderen cGEL Typen dar, wo-

von sich Typ 1, 4 und 5 abhoben (31 - 37% mehr Melanin als auf CCC).

Die Ergebnisse des L-DOPA-Tests (Abbildung 3.5 C, D) zeigten einen signifi-

kanten Unterschied der Enzymaktivität (Tyrosinase, TRP-1 und TRP-2/DCT) von

den NHEMs auf Typ4 gegenüber NHEMs auf Typ2 (p = 0,042) und Typ5

(p = 0,042). In der prozentualen Darstellung des gemessenen Melaninumsatzes

nach L-DOPA-Zugabe sind Typ3 und Typ4 hervorzuheben, in denen die Zellen mit

über 30% mehr Melanin gegenüber Zellen auf CCC zu sehen sind

(Abbildung 3.5 D).

Ergebnisse

58

.

Abbildung 3.5: Melaningehalt der NHEM auf unterschiedlichen Scaffolds. (A) Messung des Mela-

ningehaltes in µg/ml/Kultur der NHEM mit dem Melanintest. Darstellung der Ergebnisse als

Boxplot. (B) Messung des Melaningehaltes in µg/ml/Kultur der mit dem L-DOPA-Test. Darstellung

der Ergebnisse als Boxplot. Die Länge des gesamten Boxplot zeigt den Wertebereich des Daten-

satzes. Dabei teilt der Median, als durchgehende horizontale Linie, die Box. Die Ausdehnung der

Box stellt die Verteilung der mittleren 50% der Daten dar. (C) Relative Darstellung des Melanin-

wertes/Kultur in Prozent, wobei der Melaningehalt der Zellen auf dem CCC als Basislinie (Null)

dient. (D) Relative Darstellung des Melaninwertes/Kultur nach der Zugabe von L-DOPA in Prozent,

wobei der Melaningehalt der Zellen auf dem CCC als Basislinie dient. Signifikanzen wurden mit

dem Mann-Whitney-U-Test berechnet. Die Fehlerbalken zeigen die Standardabweichung, n = 9.

Insgesamt produzierten die NHEMs auf Typ2 sowohl bei dem Melanin- als auch

bei dem L-DOPA-Test gegenüber Typ4 signifikant weniger Melanin. Ein hoher

Melaningehalt und eine hohe Enzymaktivität der NHEMs auf Typ4 stachen positiv

heraus.

A

B

C

D

Ergebnisse

59

Markerexpressionsanalyse

Zur Beurteilung der Morphologie der Zellen wurden die NHEMs auf den Scaf-

folds mit NKI/beteb- und Tyrosinase-Antikörper angefärbt. Die DAPI-Kontrolle

war negativ geprüft worden, wodurch unspezifische Fluoreszenzen durch Kon-

tamination von Reagenzien ausgeschlossen werden konnten. In der Sekundäran-

tikörperkontrolle war kein Signal detektierbar, womit eine unspezifische Bin-

dung ausgeschlossen werden konnte (Daten nicht abgebildet).

Die NHEMs auf den cGEL Typ 1-5 und CCC waren positiv mit den melanozy-

tenspezifischen Markern anfärbbar (Abbildung 3.6). NHEMs exprimierten das

Glycoprotein gp100, dass mit dem NKI/beteb-Antikörper detektierbar war und

sich besonders konzentriert in den Dendritenenden und im Zytoplasma befand.

Der Tyrosinase-Antikörper, der das Initiatorenzym der Melaninsynthese de-

tektiert, war besonders perinukleär im Soma der Zellen und in den Melanoso-

men lokalisiert.

Es zeigten sich auf allen Typen überwiegend bidendritische Zellen

(Abbildung 3.6 Typ 1-5, →), auf den CCC waren bidendritische und teilweise po-

lydendritische NHEMs zu finden (Abbildung 3.6 CCC, →). Die Aufnahmen der

cGELe erwiesen sich generell als erschwert durch einen zu starken Hintergrund.

Oft wurden Zellhaufen lokal konzentriert, aber nicht regelmäßig auf die Fläche

des Scaffolds verteilt, vorgefunden. In der objektiven Beurteilung der Aufnah-

men konnten keine weiteren aussagekräftigen Unterschiede beschrieben wer-

den.

Ergebnisse

60

Ergebnisse

61

Abbildung 3.6: NHEM auf cGEL Typ 1-5 und CCC mit melanozytenspezifischen Markern

NKI/beteb, der das Membranprotein gp100 in den Melanosomen anfärbt und Tyrosinase, die

ebenfalls in Melanosomen vorhanden ist. Die Beschriftung mit den Zahlen 1-5 entspricht den

cGEL Varianten 1-5. Die weißen Pfeile zeigen exemplarisch auf bidendritische Zellen. Der Maß-

stabsbalken entspricht 100 µm.

In Betrachtung eines repräsentativen Hydrogelquerschnittes (Abbildung 3.7)

konnten Aussagen zur Eindringtiefe und der Verteilung der Zellen auf den Scaf-

folds getroffen werden. Es wurde beobachtet, dass alle DAPI-Signale in nur einer

Ebene aufzufinden waren. Die Verteilung der Zellen war wie in Abbildung 3.1.

schon dargestellt, ungleichmäßig. Dies wurde unabhängig vom cGEL-Typ in allen

cGEL-Varianten beobachtet.

Abbildung 3.7: Ausschnitt einer MIP-Negativaufnahme von NHEM auf cGEL Typ4. Um ein Hinter-

grundrauschen durch Autofluoreszenzen durch den NKI/beteb-Antikörper auszuschließen, sind

nur die DAPI-Signale von den NHEMs dargestellt. In dem oberen Abschnitt der Aufnahme - Rot

eingekreist - ist der Querschnitt durch die Scaffoldaufnahme hervorgehoben. Der Maßstabsbal-

ken entspricht 100 µm.

Ergebnisse

62

Aufgrund der angeführten Ergebnisse, welche im Diskussionsteil noch ausführli-

cher interpretiert werden, wurde der cGEL Typ4 für die weiterführenden Unter-

suchungen ausgewählt.

3.4 Epidermale und ORS-Melanozyten im Vergleich auf

unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds

In diesem Experiment wurden die gewonnenen Ergebnisse aus den zwei voran-

gegangenen Versuchen vereint. Es wurde untersucht, auf welchem Scaffoldtyp

die selbstgezüchteten ORS-Melanozyten die besten Möglichkeiten besaßen, um

ihr Potenzial zu entfalten. Dabei standen Zellträger zur Verfügung, die sich durch

verschiedene Merkmale voneinander unterschieden, aber alle als 3D-Zellkultur

der EZM nachempfunden waren. Das PCL-Scaffold, die CCC und das cGEL Typ4.

Zellen

Der Aufbau des Experimentes war dem Aufbau aus Abschnitt 3.33 ähnlich. Die

Scaffolds wurden diesmal jedoch mit NHEMs in p7 und den selbstgezüchteten

HUMORS in p7 besät. In der Abbildung 3.8 sind die HUMORS dargestellt, welche

sich durch mindestens zwei Dendriten auszeichneten, die mit anderen HUMORS

kommunizierten. Das Zellpellet wies eine bräunliche Färbung auf.

Abbildung 3.8: HUMORS

p7 vor dem Aussäen. (A)

bräunliches Zellpellet der

HUMORS p7 in einem 50-

ml-Röhrchen; (B) HUMORS

p7 in Kultur vor dem Ab-

trypsinieren. Der Maß-

stabsbalken entspricht

100 µm.

Design

Die Scaffolds wurden, wie in Kapitel 2.2 beschrieben, vorbereitet. Danach sind

pro Scaffoldtyp und pro Zellart jeweils drei biologische und drei technische Rep-

likate besät, beziehungsweise PS-adhärente Kontrollen mitgeführt worden.

A B

Ergebnisse

63

Nach fünf Tagen des täglichen Medienwechsels wurde das Experiment gestoppt.

Die Kulturen wurden auf ihre mitochondriale Aktivität, Markerexpression und

melanotische Aktivität getestet.

Mitochondriale Aktivität

Im prozentualen Vergleich war die mitochondriale Aktivität der HUMORS auf

CCC gegenüber der adhärenten Kultur signifikant höher (p = 0,026), wie in Sav-

kovic et al. (2012b) bereits gezeigt. Zudem war die Aktivität der HUMORS auf

den CCC gegenüber HUMORS auf PCL und Typ4 signifikant höher. Vergleicht man

die Aktivität der Zellen auf Typ4 gegenüber der adhärenten Kultur, war diese

signifikant sehr erniedrigt (p = 0,002) (Abbildung 3.9).

Abbildung 3.9:

Mitochondriale

Aktivität der HU-

MORS auf unter-

schiedlichen Scaf-

folds. Signifikanzen

wurden mit dem

zweiseitigen t-Test

für unabhängige

Stichproben berech-

net. STABW < 0,06;

n = 9.

Insgesamt schnitt der CCC bei der Testung der mitochondrialen Aktivität mit

einer signifikant höheren Aktivität gegenüber den anderen Scaffolds ab. Die mi-

tochondriale Aktivität der HUMORS auf dem cGEL Typ4 war mit 54% gegenüber

den Zellen auf den CCC hoch signifikant am niedrigsten (p < 0,001).

Melanin- und L-DOPA-Test

Zur Beurteilung der melanotischen Aktivität wurde der Melaningehalt sowohl

mit dem L-DOPA- als auch mit dem Melanintest gemessen.

In Betrachtung der Ergebnisse des L-DOPA-Tests (Abbildung 3.10 A, B) fiel

im Vergleich der zwei Zelltypen eine generelle Verringerung des Melaningehal-

Ergebnisse

64

tes der HUMORS im Vergleich zu den NHEMs auf. Die HUMORS auf den CCC

setzten signifikant (p = 0,042) mehr L-DOPA in Melanin um als HUMORS auf

Typ4. Im Gegensatz dazu produzierten NHEMs auf Typ4 signifikant mehr Mela-

nin im Vergleich zu NHEMs auf CCC (p = 0,010) oder auf PCL (p < 0,001).

Abbildung 3.10: Ergebnisse des L-DOPA-Tests der HUMORS und NHEM auf den Scaffolds. (A)

Darstellung des Melaningehaltes der HUMORS in µg/ml/Kultur, (B) Darstellung des Melaninge-

haltes der NHEMs in µg/ml/Kultur als Boxplot. Die Länge des gesamten Boxplot zeigt den Wer-

tebereich des Datensatzes. Dabei teilt der Median, als durchgehende horizontale Linie, die Box.

Die Ausdehnung der Box stellt die Verteilung der mittleren 50% der Daten dar. Signifikanzen

wurden mit dem Mann-Whitney-U-Test berechnet. Die Fehlerbalken zeigen die Standardabwei-

chung, n = 9.

Bei der Auswertung des Melanintests (Abbildung 3.11 A, B) sind die Ergebnisse

der zwei Zelltypen im Vergleich konsistent ausgefallen. Die Zellen auf den PCL

besaßen signifikant weniger Melanin als die gleichen Zellen auf den CCC (HU-

MORS (p = 0,002; NHEM p < 0,001) und auf Typ4 (HUMORS p = 0,006; NHEM

p ≤ 0,001). Der Melaningehalt der NHEMs auf Typ4 war signifikant höher

(p = 0,002) als der der NHEMs auf den CCC.

A B

Ergebnisse

65

Abbildung 3.11: Ergebnisse des Melanintests der HUMORS und NHEM auf den Scaffolds. (A)

Darstellung des Melaningehaltes der HUMORS in µg/ml/Kultur, (B) Darstellung des Melaninge-

haltes der NHEMs in µg/ml/Kultur als Boxplot. Die Länge des gesamten Boxplot zeigt den Wer-

tebereich des Datensatzes. Dabei teilt der Median, als durchgehende horizontale Linie, die Box.

Die Ausdehnung der Box stellt die Verteilung der mittleren 50% der Daten dar. Signifikanzen

wurden mit dem Mann-Whitney-U-Test berechnet. Die Fehlerbalken zeigen die Standardabwei-

chung, n = 9.

Zusammenfassend zeigten sich in der Messung der Enzymaktivität unterschiedli-

che Tendenzen der NHEMs und HUMORS auf den Scaffolds. Die höchste Aktivität

hatten NHEMs auf Typ4 und die HUMORS auf den CCC. Bei dem Melanintest

zeigten sich gleiche Tendenzen der NHEMs und HUMORS auf den Scaffolds. Das

PCL-Scaffold schnitt in der Testung mit dem geringsten Melaningehalt ab und

positiv stach der cGEL Typ4 mit einem hohen Melaningehalt der auf ihm ausge-

säten Zellen heraus.

Markerexpressionsanalyse

Um eine Aussage zur Reinheit der Kultur, der Morphologie und der Verteilung

der Zellen in einer Kultur zu treffen, wurden alle Zellen einer Immunfluores-

zenzanalyse unterzogen. Dabei kamen die melanozytenspezifischen Marker

NKI/beteb und Tyrosinase zum Einsatz, wobei die Zellkerne gleichzeitig mit DAPI

angefärbt wurden. Sowohl die Ergebnisse der PS-adhärenten als auch auf Scaf-

folds ausgesäten HUMORS und NHEMs liegen vor. Die DAPI-Kontrollen wurden

A B

Ergebnisse

66

negativ getestet, wodurch unspezifische Fluoreszenzen durch Kontamination

von Reagenzien ausgeschlossen werden konnten. In der Sekundärantikörperkon-

trolle konnte kein Signal wahrgenommen werden, womit eine unspezifische

Bindung ausgeschlossen werden konnte (Daten nicht abgebildet). In der Nega-

tivkontrolle mit CD90-Antikörper zeigte sich keine Verunreinigung der Kulturen

mit Fibroblasten (Abbildung 3.16).

NHEMs und HUMORS exprimierten das Glycoprotein gp100, das mit dem

NKI/beteb-Antikörper detektierbar war und besonders konzentriert in den

Dendritenenden und im Zytoplasma vorkam (Abbildungen 3.12 - 3.15 A, C).

Der Tyrosinase-Antikörper, der das Initiatorenzym der Melaninsynthese

markiert, war besonders perinukleär im Soma der Zelle und in den Melanoso-

men der gesamten Zelle lokalisiert gewesen (Abbildungen 3.12 - 3.15 B, D).

Abbildung 3.12: adhärente NHEM und HUMORS (HM) auf Chamber Slides mit melanozytenspezi-

fischen Markern NKI/beteb und Tyrosinase angefärbt, A-D = ADH (adhärente Zellen).

Ergebnisse

67

Abbildung 3.13: NHEM und HUMORS auf PCL mit melanozytenspezifischen Markern, E-H = PCL

Abbildung 3.14: NHEM und HUMORS auf cGEL Typ4 mit melanozytenspezifischen Markern

NKI/beteb und Tyrosinase angefärbt, I-L = cGEL Typ4.

Ergebnisse

68

Abbildung 3.15: NHEM und HUMORS auf CCC mit melanozytenspezifischen Markern, M-P = CCC.

Abbildung 3.16: Negativkontrolle mit CD90-Antikörper auf adhärenten HUMORS und Fb (Q-R).

Der Maßstabsbalken entspricht 100 µm.

Zum Vergleich folgen die Negativaufnahmen der unterschiedlichen Scaffolds mit

der Darstellung eines repräsentativen Querschnittes durch die Scaffolds. Die

HUMORS auf dem cGEL-Hydrogel und dem CCC kommen meist in einer Ebene

zum Erliegen. Die Zellen auf dem PCL zeigten die Integration der Zellen in meh-

reren Ebenen des kompletten Querschnittes des Scaffolds (Abbildung 3.17).

Ergebnisse

69

Abbildung 3.17: Ausschnitte von MIP-Negativaufnahmen mit HUMORS auf unterschiedlichen

Scaffolds. HUMORS-Zellkerne (DAPI-Signale) auf (A) PCL-Scaffold, (B) cGEL Typ4, (C) CCC. Um ein

Hintergrundrauschen durch Autofluoreszenzen durch die Antikörper-Färbung auszuschließen,

sind hier nur die DAPI-Signale der HUMORS-Zellkerne dargestellt. Jeweils in den oberen Abschnit-

ten der Aufnahmen - Rot eingekreist - ist der Querschnitt durch die Scaffoldaufnahme hervorge-

hoben. Der Maßstabsbalken entspricht 100 µm.

C

B

A

Ergebnisse

70

In Tabelle 3.2 sind die Ergebnisse zur Reinheit der HUMORS-Kultur auf den Scaf-

folds und der adhärenten Zellkultur zusammengefasst (Savkovic et al. 2012a;

Savkovic et al. 2012b). Dazu wurden die positiven Signale der beiden melanozy-

tenspezifischen Marker (NKI/beteb und Tyrosinase) gezählt und ins Verhältnis zu

den Signalen der Zellkerne (DAPI) gesetzt. Es konnte von einer über 90%igen

reinen Kultur ausgegangen werden, unabhängig davon, auf welchem Zellträger

die HUMORS kultiviert wurden.

Collagelscaffoldtyp und adhärente

Kultur

Positive Melanozytenmarkerexpres-

sion in gesamter Kultur (HUMORS)

PCL

CCC

> 90 %

> 97 %

Typ4 > 98 %

ADH > 95 %

Tabelle 3.2: Ergebnisse zur Reinheit der Zellkulturen. Dabei stehen die Ergebnisse der positiv

gezählten NKI/beteb- und Tyrosinase-Zellen im Verhältnis zu positiven Zellkernen, welche mit

DAPI angefärbt wurden. Die Daten der PCL-Scaffolds wurden aus Sülflow et al. (2016) entnom-

men.

71

4 Diskussion

Die Regenerative Medizin als Teilgebiet der Biomedizin vernetzt Wissen der Zell-

biologie, der Biotechnologie und der Pharmakologie mit Medizintechnik und

Materialwissenschaften. Obwohl der Begriff „Regenerative Medizin“ oft mit

„Zelltherapie“ verwechselt wird, basiert er nicht alleine auf der Regeneration

von Geweben oder Organen aus Zellen. Besonders der Bereich Tissue Enginee-

ring, der auf der Kombination von Zellen und Biomaterialien basiert, eröffnet

neue Möglichkeiten in der Behandlung dermatologischer Erkrankungen.

Das Augenmerk in dieser Arbeit wurde auf die Depigmentierungsstörung

Vitiligo gelegt. Als keine direkt lebensbedrohliche Erkrankung führt sie unter

Umständen zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität, die bis

hin zu starken Depressionen führen kann (Kent 1996). Viele Dermatologen sind

sich dessen nicht bewusst und bieten keine Therapieoption, obwohl in Studien

bewiesen wurde, dass die Reduzierung von depigmentierten Arealen zur psycho-

sozialen Stabilisierung beiträgt (van Ongenae et al. 2006; Yaghoobi et al. 2011).

Laut aktuellen Studien bietet die Spalthauttherapie sehr gute kosmetische Er-

gebnisse (Hossani-Madani und Halder 2011). Jedoch ist das operative Prozedere

schmerzvoll und die Zufügung einer zweiten Wunde bei der Hautlappenentnah-

me erhöht das Risiko für Infektionen wie in Mulekar und Isedeh (2013) zusam-

mengefasst und veröffentlicht.

Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Vuk Savkovic arbeitet derzeitig

an der Verbesserung einer Therapieoption durch Tissue Engineering. Bisher gibt

es eine Auswahl an epidermalen und dermalen Hautäquivalenten auf dem

Markt, die Anwendung in der Versorgung von chronischen Wunden oder Brand-

wunden finden, aber kein Hautäquivalent enthält bis jetzt kultivierte ORS-

Melanozyten (Dieckmann et al. 2010; European Medicines Agency 2015).

Um dies zu ändern wird in der Arbeitsgruppe mit multipotenten Zellen der

äußeren Haarwurzelscheide gearbeitet. Die Gewinnung von ORS-Melanozyten

Diskussion

72

wurde nach dem Patent von Savkovic V. (WO 2013060899 A3) durchgeführt. Es

beschreibt die nichtinvasive Methode, ORS-Melanozyten aus der äußeren Haar-

wurzelscheide des Haarfollikels zu isolieren und für Transplantationen vorzube-

reiten. Mit dieser einfachen und schmerzlosen Gewinnung von Melanozyten ist

ein bedeutender Durchbruch gegenüber den sonst schmerzvollen operativen

Eingriffen gelungen. Um die gewonnenen und ausdifferenzierten Zellen auf

depigmentierte Areale zu transplantieren, wurde nach einem geeigneten Scaf-

fold gesucht.

Die Aufgabe war es einen biokompatiblen Zellträger zu ermitteln, welcher

hautähnlich, atoxisch, immunologisch inaktiv, biologisch abbaubar ist und auf

dem die HUMORS proliferieren und ihre melanotische Funktion ausüben.

4.1 Quantifizierung der Zellkultur mit dem konfokalen

Mikroskop

Zur Quantifizierung der Melanozytenkultur wurden Zellen mit Hilfe von Immun-

fluoreszenzaufnahmen ausgezählt. Dafür sind NHEMs und HUMORS in einer 2D-

Kultur auf Chamber Slides ausgesät und MIP-Bilder generiert worden. Als Kon-

trollgruppe dienten die PS-adhärenten NHEMs und HUMORS, welche mit der

Neubauer-Zählkammer ausgezählt wurden.

Ein Blick auf das Ergebnis der Zellzählung mit der Neubauer-Zählkammer

zeigte am Tag 1 eine annähernd gleiche Zellzahl beider Zelllinien. Mit 7.000 Zel-

len von 10.000 der am Vortag ausgesäten Zellen entspricht das etwa einem Ver-

lust von 30%. Ursache des Schwundes kann erklärt werden durch eine fehlende

Haftung am Boden des Kulturgefäßes, welcher durch Stress ausgelöst wurde. Die

Zellen rundeten sich ab und leiteten die Apoptose ein. Bei dem nächsten Medi-

enwechsel wurden die abgelösten Zellen mit dem Medium abgesaugt. Eine wei-

tere Fehlerquelle kann dem Verlust von Zellen während des Abtrypsinierens

zugeschrieben werden, wobei nicht alle Zellen mitgeführt und somit nicht mitge-

zählt werden konnten.

Bei Betrachtung der Zellzählung mit den Immunfluoreszenzaufnahmen

ergab sich ein ungleiches Bild, wonach insgesamt mehr HUMORS als NHEMs an

Tag 1 gezählt wurden. Einen technischen Fehler beim Aussäen der Zellen (HU-

MORS und NHEM) kann nach Betrachtung der Kontrollgruppe, die ein ausgewo-

genes Ergebnis an Tag 1 zeigten, ausgeschlossen werden. Die Tendenz, dass

Diskussion

73

mehr HUMORS als NHEMs ausgezählt wurden, zog sich über die gesamten 14

Tage hinweg, wobei es einen gleichmäßigen Zuwachs von jeder Zellart gab.

Durch Limitierung der aktuellen technischen Leistungsfähigkeit des konfoka-

len Mikroskops war es nicht möglich ein MIP-Bild der gesamten Kulturfläche zu

generieren. Es konnte nur ein repräsentativer Ausschnitt aufgenommen werden,

woraufhin die Transekt-Zählmethode angewandt wurde. Dabei fiel auf, dass die

Zellen - unabhängig auf welchem Zellträger ausgesät - nicht gleichverteilt waren.

Auch wiederholtes Durchmischen der Zellsuspension, mittiges Pipettieren auf

die Kultivierungsoberfläche und eine horizontale Lagerung konnte der diffusen

Verteilung der Zellen nicht entgegenwirken. Die Grundvoraussetzung, dass sie

gleichverteilt sein sollten (Schmidt et al. 2011), ließ sich leider nicht erfüllen.

Daher konnten die Berechnungen keine absoluten Daten liefern.

Zusammenfassend kann über die Transekt-Zählmethode gesagt werden, dass

aufgrund der ungleichen Zellverteilung in den repräsentativen Bildausschnitten

keine zuverlässigen Zellzahlen der adhärenten Zellkultur mit den Aufnahmen des

konfokalen Mikroskops erhoben werden konnten. In weiteren Experimenten

wurde dies für Zellen auf Scaffolds bestätigt (Daten nicht dargestellt). Das einzi-

ge, was mit den beiden unterschiedlichen Zählmethoden nachgewiesen werden

konnte, war die Tendenz einer stetigen Vermehrung von HUMORS und NHEMs

über einen Beobachtungszeitraum von 14 Tagen.

Um trotzdem eine zuverlässige Aussage über die relative Melanozytenzell-

zahl zu treffen, nutzten wir die Daten der gemessenen mitochondrialen Aktivi-

tät, wobei eine hohe Extinktion mit einer hohen Zellzahl korrelierte (Savkovic V.

2012b).

4.2 Komparative Charakteristiken der NHEMs auf cGEL-

Hydrogelen

NHEMs wurden auf fünf unterschiedlichen cGELen ausgesät und nach fünftägi-

ger Kultivierung charakterisiert. Am Ende der Versuchsreihe sollte ein Scaffold

herausgesucht werden, welches sich als optimaler 3D-Kultivierungsträger für die

HUMORS darstellte und in weiteren Experimenten zum Einsatz kommen sollte.

In die Charakterisierung flossen die mitochondriale Aktivität (WST-1 Assay), die

melanotische Markerexpression und die melanotische Funktionsprüfung (Aktivi-

tät der Tyr, TRP-1 und TRP-2/DCT) sowie der Melaningehalt ein.

Diskussion

74

Nach der Zugabe von WST-1-Lösung auf die besäten CCC, konnte eine hohe Ex-

tinktion der NHEMs gemessen werden, was mit einer hohen mitochondrialen

Aktivität einhergeht. Wie in Savkovic et al. (2012b; 2016) gezeigt, korreliert eine

Steigung der Extinktion mit steigender Melanozytenzellzahl. Daraus folgte der

Schluss auf eine hohe Zellzahl auf den CCC.

Die Melanozyten auf dem cGEL Typ5 besaßen eine signifikant geringere mi-

tochondriale Aktivität gegenüber den Zellen auf den cGELen Typ1 - Typ4 und

CCC und somit auch eine geringere Zellzahl. Betrachtet man die Zusammenset-

zung des Typ5, bestand es als einziges der cGELe hauptsächlich aus Gelatine 50

Bloom. Die Molekülstruktur der Gelatine 50 Bloom ist dem Collagel sehr ähnlich,

aber kurzkettiger. Die signifikant niedrigeren Werte der mitochondrialen Aktivi-

tät der NHEMs auf Typ5 stehen vermutlich im Zusammenhang mit dem Haupt-

bestandteil Gelatine 50 Bloom. Je niedriger der Wert, der mit 50 Bloom im unte-

ren Bereich lag (normalerweise verwendet: 60 - 300 Bloom), umso niedriger ist

die Gelierkraft beziehungsweise die Festigkeit der Gelatine (Gelita AG).

Der Typ5 besaß damit eine geringe Festigkeit, welche sich bei Umlagerun-

gen, wie im Handhabungstest gezeigt, durch schnelle Zerbrechlichkeit bemerk-

bar machte. Durch den hohen Hydratisierungsgrad und der ausgedehnten Tiefe

von ca. 700 µm relativ zum Durchmesser von 7 mm, war die Handhabung gene-

rell bei allen cGELen erschwert. Besonders war dies bei Typ5 der Fall, was sich

durch den Verlust von Versuchsmaterial bei Umsetzungsversuchen zeigte. Loth

et al. (2013) weist dabei auf unterschiedliche physikalische Eigenschaften mit

steigender Konzentration der Vernetzer hin, die Ursache dieser auffälligen Labili-

tät des Scaffolds sein können. Im Handhabungstest zeigte sich die cGEL Variante

4 als die flexibelste und diejenige, mit der am besten gearbeitet werden konnte.

Die Auswertung der mit melanozytenspezifischen Markern angefärbten Zel-

len auf cGELen war durch grüne, punktförmige Autofluoreszenzen beeinträch-

tigt, die mit Melanosomen fehlgedeutet werden konnten. Durch die Betrachtung

der angefärbten Scaffolds ohne Zellen, die die gleichen grünen Signale aufwie-

sen, stellten sich diese als Artefakte dar.

Die NHEMs auf Typ1 - Typ5 und CCC waren sowohl NKI/beteb- als auch Ty-

rosinase-positiv. Weiterhin wurden die Fluoreszenzsignale für die topografische

Charakterisierung der Melanozyten auf den Hydrogelen verwendet. Bei der

Auswertung der generierten Querschnitte der MIP-Bilder mit Hilfe der

AxioVision 4.8.2 - Software, fiel eine Anreicherung an Zellen in meist nur einer

Ebene auf. Es liegt nahe, dass sich die NHEMs aufgrund der Beschaffenheit des

Diskussion

75

Scaffoldmaterials nur in dieser Ebene angesiedelt haben, wie bereits in Savkovic

et al. (2012b) und Sülflow et al. (2016) berichtet.

Die Zellen auf den cGELen waren meist nur bidendritisch. Vereinzelt sam-

melten sich typisch abgekugelte Zellen in einem Zellhaufen, die für den Beginn

einer Apoptose sprachen (Wickman et al. 2012). Auf den CCC wiesen die NHEMs

durchschnittlich mehr als zwei Dendriten auf, welche zu einem Netz aus kom-

munizierenden Melanozyten geflochten waren. Diese Beobachtung sprach für

ein gutes Wohlbefinden der Zellen.

Genaue Differenzierungen der Zellen auf den cGELen lässt das gegebene

Bildmaterial jedoch nicht zu. Für die Entscheidung für eines von fünf cGELen

wurde deshalb das Augenmerk auf die Viabilitäts- und Funktionstestergebnisse

gelegt. Mit einem Blick auf die melanotische Funktion konnten Aussagen über

die Enzymaktivität und den momentanen Melaningehalt in der Kultur getroffen

werden. Die NHEMs auf cGEL Variante 4 stachen mit einem signifikant höheren

Melaningehalt nach L-Dopa-Zugabe, gegenüber Zellen auf Typ5 (p = 0,042) und

Typ2 (p = 0,042) hervor.

Auch in der Messung des momentanen Melaningehaltes pro Kultur stach

Typ4 positiv heraus. So besaßen die NHEMs auf Typ2 (p = 0,011) und Typ3

(p = 0,034), einen signifikant geringen Melaninwert gegenüber Melanozyten auf

cGEL Variante 4. Der höhere Melaninwert kann unmittelbar mit der bevorzugten

Nische, die die Zusammensetzung des cGELs Typ4 bot, in Zusammenhang ste-

hen.

Die Untersuchung ergab, dass besonders die cGELe Typ5 und Typ2 eine ungüns-

tige Voraussetzung für das Wachstum und die Melaninproduktion von Mela-

nozyten in einer 3D-Kultur bieten. Der Typ4 hob sich durch einen hohen Mela-

ningehalt trotz geringer Zellzahl und der besten Handhabbarkeit ab, weshalb er

in den weiteren Untersuchungen zum Einsatz kam.

4.3 Komparative Charakteristiken der epidermalen und

ORS-Melanozyten auf unterschiedlichen biokompa-

tiblen Scaffolds

Nach der Auswahl der cGEL Variante 4 als vielversprechendstes Hydrogel, wurde

dieser im folgenden Experiment mit dem kommerziell erhältlichen CCC und dem

PCL-Scaffold verglichen.

Diskussion

76

Kollagen als Hauptbestandteil des cGEL Typ4, ist das qualitativ wichtigste Protein

des Körpers und zählt zu den essentiellen strukturgebenden Elementen der ge-

formten EZM (Welsch 2003). Darüber hinaus sind die Strukturbeschaffenheiten,

die Einfluss auf physikalische, chemische und immunologische Eigenschaften

haben, gut dokumentiert. Die gute Permeabilität für Wasser, ohne selbst was-

serlöslich zu sein, erleichtert den Durchtritt von Nährstoffen und andere in Was-

ser gelöste Metabolite (Lutolf 2009; Geckil et al. 2010; Gorgieva und Kokol

2011). Gleichzeitig aber von Nachteil, verzeichnen die Kollagen-basierten Hydro-

gele einen Verlust an Stabilität und Elastizität (Lee et al. 2001).

Die Hydrogelscaffolds waren komplett hydratisiert ca. 700 µm dick, wodurch

den ausgesäten Zellen Platz zum Immigrieren und Entfalten der Dendriten gebo-

ten wurde. Eine Studie von Böttcher-Haberzetha et al. (2010) zeigte, dass Trans-

plantate zwischen 0,7 - 1,0 mm Dicke noch leicht vaskularisiert werden konnten.

Über 1,0 mm Dicke war dies aber erheblich erschwert, wodurch die Nährstoffe

nicht mehr die oberste Schicht erreichten. In unseren Experimenten boten die

cGELe eine ausreichende Dicke zum Ausbreiten der Zellen, waren aber noch

dünn genug, damit neue Gefäße schnell und sicher in die obere Schicht des

Transplantates sprießen könnten um dort vorhandene Zellen mit wichtigen

Nährstoffen zu versorgen.

Es folgte die Frage, ob die Zellen auch in das Scaffold immigrierten. In der Li-

teratur wurde beschrieben (Geckil et al. 2010; Lee et al. 2001), dass die Einwan-

derung der Zellen in das Hydrogel eine große Herausforderung darstellt. Oft gibt

es keinen angemessenen Raum für Zellen, um sich auszubreiten. Unter Betrach-

tung der Immunfluoreszenzaufnahmen, welche Einblicke in den Quer- und

Längsschnitt eines Scaffolds zuließen, hielten sich die meisten Zellen meist in

einer Ebene auf. Diese Ebene umfasste 70 - 100 µm, womit ca. 1/10 des

700 µm dicken Scaffolds besiedelt waren. Es liegt die Vermutung nahe, dass Zel-

len auf der Oberfläche zum Erliegen kamen oder nicht tief in das cGEL immigrier-

ten. Eine Ursache kann die spezifische Steifigkeit des cGEL-Scaffold sein. In Wang

et al. (2010) konnte beobachtet werden, wie mit verminderter Steifigkeit des

Scaffolds die Zellen tiefer immigrierten und weniger auf der Oberfläche zum

Erliegen kamen. Weiterhin wurde gezeigt, dass die Umgebung Einfluss auf die

Ausbreitung, Haftung, Migration und Proliferation von Zellen hat.

Die Expression des gp100 in den NHEMs und HUMORS auf dem cGEL ent-

sprach dem klassischen sekretorischen Weg der Melanosomen. Der melanozy-

tenspezifische Marker war im Golgi-Komplex, entlang der Dendriten und insbe-

Diskussion

77

sondere an deren Berührungspunkten, der Dendritenspitzen, gut sichtbar. Dies

wies auf die Bereitschaft, Melanin in vivo an Keratinozyten weiterzugeben, hin.

Weiterhin waren NKI/beteb-positive Signale entlang der Dendriten sowie in den

im Zytoplasma befindlichen Melanosomen zu finden. Tyrosinase wurde von

NHEMs und HUMORS besonders perinukleär in Melanosomen und diffus im So-

ma der Zellen auf Hydrogelen exprimiert.

Die CCC waren im äquilibrierten Zustand durchschnittlich nur ca. 100 µm

dick. Wenig Materialdicke wurde hier mit hoher mechanischer Stabilität kombi-

niert, was die Charakterisierung und den Transfer erheblich erleichterte

(Schmidt et al. 2011). Positiv auffallend war die unproblematische Aufnahme

von Bildern im Fluoreszenzmikroskop. Dies war bedingt durch die geringe bis

fehlende Autofluoreszenz, die vom Scaffold ausging und die geringe Dicke

(Rahmanian-Schwarz et al. 2012). Weiterhin kamen auch in den CCC die Zellen in

einer Ebene zum Erliegen. Die Schichten, in der die Zellsignale zu finden waren,

umfassten ca. 40 µm.

Die PCL-Scaffolds waren im Durchschnitt 150 µm dick. Durch die gesponne-

nen Fasern boten sie eine Struktur, die der EZM sehr nahekam (Liu et al. 2012).

Wie den Immunfluoreszenzbildern entnommen werden konnte, schmiegten sich

die Melanozyten an die Fibrillen in unterschiedlichen Ebenen, die sie als erwei-

terte Oberfläche nutzten. Durch eine hohe Autofluoreszenz, die von den PCL-

Fasern ausging, war die Auswertung der Expression von gp100 und Tyrosinase

erschwert. Meist nur zwei Dendriten besitzend, bestand aber kein wesentlicher

Unterschied in der Morphologie zwischen NHEMs und HUMORS auf den PCL-

Scaffolds.

Wie in vorangegangenen Studien gezeigt, können Zellen in einer 2D Kultur

oft nicht ihr gesamtes Entwicklungspotential ausbilden und es kommt zum Aus-

bleiben der Expression wichtiger Proteine. In einer 3D-Kultur soll dies durch Imi-

tation der EZM besser gelingen (Geckil et al. 2010; Sommer et al. 2012; Cushing

und Anseth 2007; Mansbridge 2009).

In Betrachtung des signifikanten Unterschiedes der mitochondrialen Aktivi-

tät zwischen adhärenten HUMORS und HUMORS auf CCC (p = 0,03) konnte die

Hypothese des positiven Einflusses einer 3D-Matrix auf die Proliferation bestä-

tigt werden (Savkovic 2012b). Die Beobachtung, dass Zellen auf Typ4 trotz

3D-Matrix eine hoch signifikant geringere mitochondriale Aktivität gegenüber

CCC (p = 5 × 10-5) und in diesem Zusammenhang auch eine geringere Zellzahl

Diskussion

78

aufwiesen, braucht weitere Investitionen in komplexere experimentelle Versu-

che um eine vollkommene Erklärung zu erzielen.

Ein Erklärungsansatz bezieht sich auf die Steifigkeit des Scaffolds, die die

Zellen womöglich davon abhielt, in die Tiefe des Hydrogels einzudringen (Wang

et al. 2010). Auf der anderen Seite sind die gezüchteten Zellen bisher nur auf

einer adhärenten Polystyroloberfläche kultiviert worden, woran sich die Zellen

inzwischen angepasst haben könnten. Weiterhin gibt der Versuch nur einen Ein-

blick zu einem bestimmten Zeitpunkt. In weiterführenden Experimenten ist die

Untersuchung zu verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf der Kultur und bei einer

längeren Kultivierungszeit von Interesse. Dabei beobachtete Verhaltensände-

rungen der Melanozyten können zum weiteren Verständnis dieser Zellen auf

cGELen beitragen.

Auch die auf den PCL-Scaffolds ausgesäten HUMORS konnten im Vergleich

zur adhärenten Zellkultur keinen signifikanten Unterschied in der Proliferation

nachweisen. Anders als in Savkovic et. al (2016) fehlt ein signifikanter Unter-

schied der kultivierten HUMORS in einer 2D-Zellkultur im Vergleich zur

3D-Zellkultur, obwohl der Trend, einer höheren mitochondrialen Aktivität auf

der 2D-Zellkultur, vorhanden ist.

Der höchste Melaningehalt der NHEMs und HUMORS war auf dem cGEL

Typ4 gemessen worden. Dagegen wiesen NHEMs und HUMORS unterschiedliche

Tendenzen in der Messung der Enzymaktivität mit Hilfe des L-DOPA-Tests auf.

Die höchste Enzymaktivität hatten die NHEMs auf Typ4 und die HUMORS auf

dem CCC.

Der Melanintest zeigte mehr Melanin der HUMORS auf Typ4, während der

L-DOPA-Test zeigte, dass am meisten Tyrosinaseaktivität der HUMORS auf den

CCC zu finden war.

Dies erklären wir mit der in der Regel bestehenden zeitlichen Diskrepanz

zwischen dem Maximum der enzymatischen Aktivität und der Menge des akku-

mulierten Melanins. Bei der Messung einer enzymatischen Aktivität wird nur ein

Ist-Zustand erfasst. Während der Melanogenese wird das Enzym aber hoch und

runter reguliert und ist somit natürlichen Schwankungen unterlegen. Melanin-

und L-DOPA-Konvertierungen (Aktivität der Enzyme) laufen oft, wenn nicht so-

gar meistens, nicht in derselben Phase ab. Wenn viel Melanin vorhanden ist, ist

die Aktivität der Tyr, TRP-1 und TRP-2/DCT nicht maximal aktiv. Andersherum ist

die Enzymaktivität erhöht, wenn Melanin erniedrigt ist und mehr produziert

werden soll. Um eine absolute Aussage über die Funktionalität der Melanozyten

Diskussion

79

auf den Scaffolds zu treffen, wird als Goldstandard deshalb die absolute Mes-

sung des Melaningehaltes pro Kultur verwendet.

Dabei besitzen sowohl HUMORS (p = 0,006) als auch NHEMs (p < 0,001) sig-

nifikant mehr Melanin auf cGEL Typ4 als auf den PCL-Scaffolds. Zusätzlich besit-

zen die NHEMs auf Typ4 gegenüber NHEMs auf CCC (p = 0,002) signifikant mehr

Melanin. Daraus folgt der Schluss, dass trotz geringerer Zellzahl, unter Hinzuzie-

hung der Ergebnisse der mitochondrialen Aktivität, Zellen auf Typ4 eine signifi-

kant höhere melanotische Funktionalität aufwiesen.

Um eine endgültige Aussage über den optimalen Zellträger für ORS-

Melanozyten zu treffen, sollten weitere Investitionen in die Wiederholung des

Experimentes mit Zellen in unterschiedlichen Passagen durchgeführt werden.

Außerdem sollte die Zellkultur zu verschiedenen Zeitpunkten gestoppt und da-

raufhin die Zellen auf Viabilität, melanozytenspezifische Markerexpression, Gen-

expression und Funktionalität getestet werden.

81

5 Ausblick

Die Untersuchung von normalen humanen epidermalen Melanozyten und hu-

manen Haarfollikel-Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide auf unter-

schiedlichen Zellträgern zeigte den cGEL Typ4 als vielversprechenden Zellträger.

Auf funktioneller Seite überzeugten die Melanozyten auf der cGEL Variante 4 mit

signifikant höherem Melaningehalt, was von entscheidender Bedeutung für die

Repigmentierung von Vitiligoflecken ist. Durch die gute Handhabung würde dar-

über hinaus der Transfer bei zukünftigen Transplantationen erleichtert. Auch

wenn Zellen auf dem CCC eine höhere Proliferationsrate verzeichneten, über-

zeugten die Zellen auf cGEL Typ4 durch einen hohen Differenzierungsgrad.

Zusammenfassend ist die Arbeit dem Ziel, einen nichtinvasiven Therapie-

ansatz für Patienten mit Vitiligo zu entwickeln, nähergekommen. So kann der

cGEL Typ4 nach weiteren Investitionen vielleicht bald als Träger einer Keratino-/

Melanozytensuspension Teil einer klinischen Studie werden. In Zukunft ist noch

viel von dem multipotenten, wenn nicht sogar pluripotenten Stammzellpool der

äußeren Haarwurzelscheide und den cGELen zu erwarten.

83

6 Zusammenfassung

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades

Dr. med.

Untersuchung von humanen Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide

des Haarfollikels auf unterschiedlichen biokompatiblen Scaffolds als neuer An-

satz in der Vitiligotherapie

eingereicht von:

Katharina Sülflow

angefertigt am:

Sächsischen Inkubator für klinische Translation (SIKT)/ ehemaligen Translations-

zentrum für Regenerative Medizin Leipzig (TRM) mit Unterstützung der Klinik für

Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universität Leipzig

betreut von: Prof. Dr. med. Jan-Christoph Simon/Dr. rer. nat. Vuk Savkovic

April 2016

Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit den humanen Melanozyten aus

der äußeren Haarwurzelscheide, die zu Transplantationszwecken auf unter-

schiedlichen Zellträgern getestet wurden, um eine effiziente und schmerzärmere

Therapie für Patienten mit einer Depigmentierungsstörung wie Vitiligo zu entwi-

ckeln. Vitiligo ist gekennzeichnet durch weiße, depigmentierte Areale der Haut

mit besonderen Prädilektionsstellen an Kinn, Kopf, Armen und Händen. Etwa ein

Prozent der Weltbevölkerung ist davon betroffen. Die genaue Ursache der Er-

krankung ist bisher nur unvollständig geklärt, aber es ist bekannt, dass sich in

Zusammenfassung

84

der Epidermis entweder nicht mehr funktionsfähige oder gar keine Melanozyten

befinden. Durch das außergewöhnliche Erscheinungsbild sind die Betroffenen

oft einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt, die einen hohen Leidensdruck

bis hin zu Depressionen nach sich ziehen kann. Während konservative Methoden

oft keinen zufriedenstellenden Therapieerfolg zeigen, bergen die operativen

Verfahren das Risiko von postoperativen Schmerzen und einem erhöhten Infek-

tionsrisiko an den Eingriffsstellen. Durch die erfolgreiche Etablierung einer nicht-

invasiven Methode ist es nun möglich, humane Melanozyten aus der äußeren

Haarwurzelscheide, die einen großen Anteil multipotenter Stammzellen behei-

matet, durch einfaches Zupfen von Kopfhaaren zu isolieren, differenzieren und

zu proliferieren.

Für die somit gewonnenen HUMORS (engl. HUman Melanocytes from the

Outer Root Sheath, humane Melanozyten aus der äußeren Haarwurzelscheide)

war die Wahl auf einen biokompatiblen, dreidimensionalen Zellträger gefallen,

um zukünftige Transplantationsversuche effizient zu gestalten.

Es wurde nach einem Trägermaterial gesucht, welches biologisch abbaubar,

immunologisch inaktiv, atoxisch, sowie der epidermalen physiologischen Umge-

bung ähnlich war - kurzum eine gute temporäre Nische für HUMORS bietet. Kol-

lagen als Hauptbestandteil der extrazellulären Matrix bot dafür die besten Vo-

raussetzungen. Es wurden zwei verschiedene kollagen-basierte Scaffolds in

dieser Studie untersucht: der kommerziell erhältliche, dezellularisierte, bovine

Collagen Cell Carrier® (CCC) und das cGEL, eine enzymatisch degradierte bovine

Gelatine, welche chemisch mit den polymerischen Copolymeren oPNMA-x/

oPDMA-x vernetzt wurde.

Als weiteren vielversprechenden Zellträger fiel die Wahl auf den gesponne-

nen, biologisch abbaubaren Polyester Poly-ε-Caprolacton (PCL), der großes Inte-

resse in den letzten Jahren im Bereich der regenerativen Forschung gefunden

hat und durch seine besondere Verarbeitung (gesponnene Fibrillen) eine große

Ähnlichkeit zur extrazellulären Matrix besaß.

im Folgenden wurden Daten der Proliferation genutzt, welche mit der Zell-

zahl positiv korrelierten. Nach der Testung von Handhabung und Charakterisie-

rung von ausgesäten normalen humanen epidermalen Melanozyten (NHEM) auf

fünf verschiedenen cGELen, fiel die Wahl auf die cGEL Variante 4. Dieser wurde

als vielversprechender Zellträgerkandidat im weiteren Schritt mit dem CCC und

dem PCL verglichen.

Zusammenfassung

85

Zur Charakterisierung der Zellen wurden Daten der mitochondrialen Aktivität

(Marker für Proliferation) und der enzymatischen Aktivität (TYR, TRP-1, TRP-

2/DCT), durch Messung des Melaningehaltes nach der Zugabe von L-DOPA, er-

hoben. Weiterhin wurde der gesamte Melaningehalt pro Kultur ermittelt, um

eine Aussage über die melanotische Funktionalität zu treffen. Mittels Immunflu-

oreszenzanalyse wurde die melanozytäre Markerexpression (NKI/beteb und

Tyrosinase) genutzt um Aussagen zur Differenzierung, zu der Morphologie und

der Immigration der ausgesäten NHEMs und HUMORS auf den Scaffolds zu tref-

fen.

Die HUMORS exprimierten auf allen Scaffolds die melanozytenspezifischen

Marker. Die mitochondriale Aktivität der HUMORS, welche mit der Zellzahl kor-

relierten war auf den CCC signifikant höher als auf den anderen Zellträgern und

der adhärenten Zellkultur. Diese Beobachtung unterstützt die Hypothese, dass

Zellen, insbesondere Stammzellen ihr volles Entwicklungspotential erst in einer

dreidimensionalen Kultur ausbilden können, da es die extrazelluläre Matrix am

besten imitiert. Dagegen spricht das Ergebnis der mitochondrialen Aktivität auf

dem cGEL Typ4, welches signifikant geringer war gegenüber der adhärenten

Zellkultur. Eine mögliche Ursache kann die hohe Steifigkeit sein, die von einigen

Autoren als große Herausforderung der Hydrogele beschrieben wird.

Auch wenn HUMORS auf dem cGEL Typ4 in der Proliferation im Vergleich zu

den HUMORS auf dem Collagen Cell Carrier® geringer war, überzeugten die Da-

ten der Melaningehaltmessungen. Denn obwohl weniger Melanozyten zu ver-

zeichnen waren, konnte ein signifikant höherer Melaningehalt pro Kultur auf der

cGEL Variante 4 gemessen werden. Da Melanin das entscheidende Produkt der

humanen Melanozyten der äußeren Haarwurzelscheide bei der Pigmentierung

von Vitiligo-Läsionen ist, sollten auch weitere Investitionen in die Optimierung

des cGEL Typ4 erfolgen. Denn mit diesem Beitrag kann es in Zukunft möglich

sein, Patienten mit Vitiligo durch autologe Zelltransplantationen durch einfaches

Zupfen von Kopfhaaren eine nichtinvasive, effektive Therapieoption anzubieten.

87

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1.1: Der Pigmentfarbstoff Melanin ........................................................ 13

Abbildung 1.2: Anatomie der epidermalen Melanozyten ...................................... 14

Abbildung 1.3: Melanozytäre Zellen der Haut und Hautanhangsgebilde .............. 16

Abbildung 1.4: Epidermale Troika ........................................................................... 17

Abbildung 1.5: Vitiligo-Läsionen. ............................................................................ 19

Abbildung 2.1: Lichtmikroskopische Aufnahmen der Scaffolds ............................. 30

Abbildung 2.2: Lichtmikroskopische Aufnahmen der äquilibrierten Hydrogele. ... 33

Abbildung 2.3: NHEM, HM und Fb jeweils in p7 in Kultur ...................................... 35

Abbildung 2.4: Schematische Darstellung der Gewinnung von ORS-Melanozyten 41

Abbildung 2.5: Schematische Darstellung der Platzierung von gezupften Haaren 41

Abbildung 2.6: Schematische Belegung einer 96-Well-Platte und Chamber Slides 45

Abbildung 2.7: Das Axio Imager.Z2 Mikroskop mit Apotome................................. 46

Abbildung 2.8: Repräsentative Melaninstandardkurve. ......................................... 47

Abbildung 3.1: Skizzierter Versuchsaufbau des Zähltests. ..................................... 52

Abbildung 3.2: Zwei unterschiedliche Methoden der Zellzählung. ........................ 54

Abbildung 3.3: Charakterisierung genutzter NHEM ............................................... 55

Abbildung 3.4.: Testung der mitochondrialen Aktivität der NHEM auf Scaffolds .. 56

Abbildung 3.5: Melaningehalt der NHEM auf unterschiedlichen Scaffolds ........... 58

Abbildung 3.6: NHEM auf cGEL Typ 1-5 und CCC ................................................... 61

Abbildung 3.7: Ausschnitt einer MIP-Negativaufnahme von NHEM auf cGEL4 ..... 61

Abbildung 3.8: HUMORS p7 vor dem Aussäen ....................................................... 62

Abbildung 3.9: Mitochondriale Aktivität der HUMORS auf Scaffolds..................... 63

Abbildung 3.10: Ergebnisse des L-DOPA-Tests der HUMORS und NHEM .............. 64

Abbildung 3.11: Ergebnisse des Melanintests der HUMORS und NHEM ............... 65

Abbildung 3.12: adhärente NHEM und HUMORS auf Chamber Slides ................... 66

Abbildung 3.13: NHEM und HUMORS auf PCL ........................................................ 67

Abbildung 3.14: NHEM und HUMORS auf cGEL Typ4 ............................................. 67

Abbildungsverzeichnis

96

Abbildung 3.15: NHEM und HUMORS auf CCC ....................................................... 68

Abbildung 3.16: Negativkontrolle mit CD90-Antikörper auf adhärenten HUMORS

und Fb ...................................................................................................................... 68

Abbildung 3.17: Ausschnitte von MIP-Negativaufnahmen mit HUMORS auf

unterschiedlichen Scaffolds..................................................................................... 69

97

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1: Verwendete Materialien ..................................................................... 26

Tabelle 2.2: Verwendete Scaffolds ......................................................................... 26

Tabelle 2.3: Verwendete Chemikalien .................................................................... 28

Tabelle 2.4: Verwendete Antikörper und Farbstoffe .............................................. 28

Tabelle 2.5: Genutzte Geräte .................................................................................. 29

Tabelle 2.6: Zusammensetzung der cGELe Typ 1-5 ................................................ 33

Tabelle 2.7: Interne Bewertungskriterien für die Handhabung von Hydrogelen ... 34

Tabelle 2.8: Kultivierungsfläche und Volumen der Kulturgefäße ........................... 35

Tabelle 2.9: Herstellung der speziellen Medien...................................................... 36

Tabelle 2.10: Die Inkubationszeiten und -temperaturen beim Abtrypsinieren ..... 38

Tabelle 2.11: Benutztes Einfriermedium je nach Zellart. ........................................ 39

Tabelle 3.1: Bewertung der Handhabung der fünf cGELe ...................................... 51

Tabelle 3.2: Ergebnisse zur Reinheit der Zellkulturen ............................................ 70

99

Selbstständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne unzu-

lässige Hilfe oder Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt

habe. Ich versichere, dass Dritte von mir weder unmittelbar noch mittelbar

geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten haben, die im Zusammenhang mit

dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen, und dass die vorgelegte Arbeit

weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen

Prüfungsbehörde zum Zweck einer Promotion oder eines anderen Prüfungsver-

fahrens vorgelegt wurde. Alles aus anderen Quellen und von anderen Personen

übernommene Material, das in der Arbeit verwendet wurde oder auf das direkt

Bezug genommen wird, wurde als solches kenntlich gemacht. Insbesondere

wurden alle Personen genannt, die direkt an der Entstehung der vorliegenden

Arbeit beteiligt waren.

Leipzig, den 24. April 2016 _____________________________________ Katharina Sülflow

Lebenslauf

Katharina Sülflow

Geburtsdatum

Geburtsort

12. April 1988

Rüdersdorf bei Berlin

Promotion

Seit 07/2011

10/2011 – 03/2012

Promotion am Sächsischen Inkubator für Klinische

Translation (SIKT) / ehemaligen Translationszentrum

für Regenerative Medizin (TRM) Leipzig mit Unter-

stützung der Klinik für Dermatologie, Venerologie

und Allergologie der Universität Leipzig im For-

schungsbereich Zelltherapien für Reparatur und Er-

satz (CELLT) bei Dr. rer. nat. Vuk Savkovic unter der

Leitung von Prof. Jan-Christoph Simon.

Promotionssemster an der Universität Leipzig

Hochschulstudium

11/2015

11/2014 – 10/2015

10/2014

09/2010

10/2008

Schulische Ausbildung

09/2000 – 06/2007

Medizinstudium mit dem dritten Abschnitt der ärztli-

chen Prüfung abgeschlossen

Praktisches Jahr

Zweiter Abschnitt der ärztlichen Prüfung

Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung

Medizinstudium an der Universität Leipzig aufge-

nommen

Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife (1,4)

Heinitz-Gymnasium, Rüdersdorf bei Berlin

Publikationen und eingereichte Arbeiten

Sülflow K.*, Schneider M.*, Loth T., Kascholke C., Schulz-Siegmund M., Hacker M.,

Simon J.-C., Savkovic V. 2016. Melanocytes from the outer root sheath of hu-

man hair display improved melanotic features in the niche provided by cGEL,

oligomer-cross-linked gelatin-based hydrogel. J Biomed Mater Res Part A.

Savkovic V., Flämig F., Schneider M., Sülflow K., Loth T., Lohrenz A., Hacker M.C.,

Schulz-Siegmund M., Simon J.C. 2016. Polycaprolactone fiber meshes provide

a 3D environment suitable for cultivation and differentiation of melanocytes

from the outer root sheath of hair follicle. J Biomed Mater Res Part A. 104 A,

26-36.

Savkovic V., Sülflow K., Rabe K., Schneider M., Simon J.C. 2012. Melanocytes from

the Outer Root Sheath of Hair Follicles Cultivated on Collagen Membrane Im-

prove their Melanotic Properties. Tissue Sci Eng (21), 948–950.

* These authors contributed equally to this work.

Leipzig, den 24. April 2016

Danksagung

Die vorliegende Dissertation entstand unter dem Einfluss von vielen Menschen

die mich in dieser Arbeit unterstützt haben. Ich danke vielmals

Prof. Jan-Christoph Simon durch dessen Unterstützung es möglich war, diese

Promotion aufzunehmen.

Im besonderen Maße gilt mein Dank Dr. Vuk Savkovic für die Bereitstellung

des interessanten Themas, seine Gesprächsbereitschaft und den durchgängig

vorherrschenden Optimismus, der mir über einige Niederschläge hinweggehol-

fen hat. Durch seine Unterstützung konnte ich wertvolle Einblicke in das wissen-

schaftliche Arbeiten und aktuelle Forschungen gewinnen.

Weiterhin möchte ich mich bei Tina Loth und Dr. Michael Hacker für die Zu-

sammenarbeit und Zurverfügungstellung der Zellträger bedanken.

Prof. Magin und seiner Arbeitsgruppe möchte ich meinen Dank aussprechen

für die Benutzung und Einführung der konfokalen Mikroskope in der Fakultät für

Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie, an der Universität Leipzig im

Institut für Pharmazie.

Ebenso möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die mir die letzten

Jahre sowohl im Labor des Institutes für Translation und Regenerative Medizin

mit wertvollen Tipps und viel Erfahrung weitergeholfen haben, als auch der ge-

samten Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Vuk Savkovic für die stetige

Unterstützung.

Zuletzt sei auch meiner Familie und meinen Freunden für die durchgängige

moralische Unterstützung gedankt.