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48 Riegel, Untersuchung von Lebertbran ; von Dem selben __ Die auffallande Wirkung des Kabliau-Leberlbrans hat man gr3riisslentheils seinem Brom- und Jodgehalt zugeschrie- ben, weshalb auch die Nachweisung dieser Stoffe, insbe- sondere des Jods, von Inleresse war. Miin begniigte sic11 langere Zeit, den Leberthran fur Echt und gut zu halien, resp. den Jodgebalt nachgewiesen zu haben, wenn zuge- gossene concentrirte Sch~~efelsaure am Boden des Glases einen riilblichen Fleck bervorbringt Die Nachweisung und Beslirnrnung des Jodgehalts selingt nach L. G m el i n durch Ausziehen des Thrans (?) rnit Weingeisl, wodurch man eine Salzrnas~e erhalt, in deren wasseriger Auflosung, nach Zu- satz der entsprechenden Sauren, Starkrnehl , Schwcfel- kohlenstoff u. 6, w. dic Reactionen auf Jod geben. Als zuverlassiger empfahl G m e I i n, den Thran eu verseifen, die wiisserige Flussigkeit nach dem Erkaltcn von der sehr wei&en Seife abzuliltriren, beinahe vollstandig mil Schwe- f&iiure zu neulralisiren. Das meiste schwef'elsaure Kali herauszukrystallisiren und die iibrigc Flussigkeit vollig abdampfm zu lassen, den Riickstand zu gliihen, gepulvert init Weingeisr auszukochen und das Filtrat abzudempfen. in der wasserigeri Losung des Riickstandes Gndet man das lod duwh Scbwsfelsiiure und Starkmehl oder Schwe- felkablen6loff, oder durcb Sti4~kmsb1, Cblorwasserstoffsaure upd chlorsauns &Cali. Na& de Joogh, dw sicb vielfach mit dor Unter- suchung &s Lebenbrans beschaftigte, Iasst sich der J o d- g e h a 1 t n u r durch Verseifen des Thrans mib Kali, Ver- kohlen der Seife u. s. w. crkennen. Brom wird durch Behandlung des alkoholischen Auszuges der Seifenkohle mit Chlorgas und Aether nachgewiesen Nach d e J on g h enthiilt der Leberthran stets freien Phosphor, und Go b - 1 e y (Journ. de Phnrm. et de Chim. 1844. Juallel), der die wunderbare Wirkung des Rochen-l,cberthrans eiaem Ge-

Untersuchung von Leberthran

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48 Riegel,

Untersuchung von Lebertbran ; von

Dem selben __

Die auffallande Wirkung des Kabliau-Leberlbrans hat man gr3riisslentheils seinem Brom- und Jodgehalt zugeschrie- ben, weshalb auch die Nachweisung dieser Stoffe, insbe- sondere des Jods, von Inleresse war. Miin begniigte sic11 langere Zeit, den Leberthran fur Echt und gut zu halien, resp. den Jodgebalt nachgewiesen zu haben, wenn zuge- gossene concentrirte Sch~~efelsaure am Boden des Glases einen riilblichen Fleck bervorbringt Die Nachweisung und Beslirnrnung des Jodgehalts selingt nach L. G m el i n durch Ausziehen des Thrans (?) rnit Weingeisl, wodurch man eine Salzrnas~e erhalt, in deren wasseriger Auflosung, nach Zu- satz der entsprechenden Sauren, Starkrnehl , Schwcfel- kohlenstoff u. 6, w. dic Reactionen auf Jod geben. Als zuverlassiger empfahl G m e I i n , den Thran eu verseifen, die wiisserige Flussigkeit nach dem Erkaltcn von der sehr wei&en Seife abzuliltriren, beinahe vollstandig mil Schwe- f&iiure zu neulralisiren. Das meiste schwef'elsaure Kali herauszukrystallisiren und die iibrigc Flussigkeit vollig abdampfm zu lassen, den Riickstand zu gliihen, gepulvert init Weingeisr auszukochen und das Filtrat abzudempfen. in der wasserigeri Losung des Riickstandes Gndet man das lod duwh Scbwsfelsiiure und Starkmehl oder Schwe- felkablen6loff, oder durcb Sti4~kmsb1, Cblorwasserstoffsaure upd chlorsauns &Cali.

Na& d e J o o g h , dw sicb vielfach mit dor Unter- suchung &s Lebenbrans beschaftigte, Iasst sich der J o d- g e h a 1 t n u r durch Verseifen des Thrans mib Kali, Ver- kohlen der Seife u. s. w. crkennen. Brom wird durch Behandlung des alkoholischen Auszuges der Seifenkohle mit Chlorgas und Aether nachgewiesen Nach d e J o n g h enthiilt der Leberthran stets freien Phosphor, und G o b - 1 e y (Journ. de Phnrm. et de Chim. 1844. Juallel), der die wunderbare Wirkung des Rochen-l,cberthrans eiaem Ge-

Untersuchung vm Leberlhran. 49

halt an Phosphor zuschrieb, fmd in demselben, so wie in dem Kabliau Leberlhran, namhafte Mewen von Phosphor und Schwcfel, denen in Vereinigung rnit Jod die bedeu- tende therapcutische Wirkung der gedachten Thransortcn zuzuschreiben sein diirfte. Wenn auch bis jetzt die Vor- bindung, i n welcher sich die genaanten Korper in dem Thrane finden, noch nicht bestimmt worden, so ist doch wohl nicht zu bezweifeln, dass sie sich hier im unoxydir- ten Zustande' befinden.

Der rnir gewordene Aufirag, einige Sorten Leberthrans zu untersuchen, gab mir Veranlassung, nicht bloss den Jod- und Bromgehalt, sondern auch den Gehalt an Phos- phor und Schwefel in denselberi zu hestimmen, und IJC- diente mich dabei des von C o b l e y empfohlenen Verfalt- rens. Nach demselben werden 1 Th. Oel und 4 TII. Sal- peter rnit '2 Th. kohlensaureni Kali in eincm Morser zu- sammengerieben und das Gomeoge in einen rolhgliihentlcn Porcellantiegel cingetragen. Nach gehiirigem Umriiliren bleibt eine weissc Masse zuruck, die in dem mit Chlor- wasserstoffslure angesauertcn Wasser gdost wird ; die f i l - trirte Losung wird rnit Chlorbaryum gefallt, der enlstnn- dene Niederschlag von schwefelsaurem Baryt gshijrig aus- gesiisst, getrocknet und aus der Menge desselben die Menge des Schwefels berechnet. Aus der vom Barytsulfat ab61- trirten Flussigkeit wurde durch Aelzammoniak im Uebcr- schuss Baryumphosphat gefallt (das rnit etwas Kalium und Wasser behandelt, den Geruch nach Pbosphorwasserstoff entwickelte) und aus diesern der Phosphor berechnet. Da jedoch diesc Methode keine zuverliissigen Resultate liefert, so fallto ich bei den ubrigen Versuchen aus der vom Barytsulfat abfiltrirten Flussigkeit die darin enthaltene Ba- rytmenge durch vorsichtigen Zusalz von Schwefeloiiure vollig aus. ubersaliigte darauf rnit Ammoniak und fdlro die Phosphorsaure alcl phosphorsaure Arnmoniak-Magnesia und berechnek aus dieser Verbindung den Phosphor.

Zur Bestimmung des Jodgehalts bediente ich mich bei einigen Versucheo der Yethode von d e J o ng h , da nach dessen Uniersuchungen nicht bloss Jod, sondern auch Cblor

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und Spureo von Brom in dem Leberihran (und auch in vielen Mineralwassern) sich fiaden, so versuchte ich such tlas von Grangi! (Journ. de Phown. rN51. XlXJ empfoh- lene Verfahren zur Nachweisung und Besiimmung der ge- nanaten drei Haloide. Nach G r a n g 6 wird in Bromkalium- h u n g durch untersalpetersaures Gas. das frei von Sal- petersaure ist, kein Brom frei; is1 aber ein Jodmetnll zugegen, so zersetzt sich dasselbc und zugesetztes Stark- mchl wird blau gefirbl. Ebcn so wenig wie Brommetallp, verhindern Chlormetalle iliese Zersetzung. Man trennl da- her das Jod durch Untersalpeterslure aus seiner Verbin- dung, nimmt es durch Schiitteln der Flussigkeit mit Chloro- form weg, versetzt die ,oefarbte Losung rnit einer titrirten Auflosung von Kalihydrar so lange, bis sie entfirbt ist oder fallt rnit salpetersaurem Silberoxyd oder Chlorpal- ladium.

Zur quantitaliven Bestimmung der Verbindungen des Jods, Broms und Chlors hediente ich mich mit gutem Er- folge des von G r a n g 6 in Beziehung auf obige Reactionen aiifgeslellten Verfahrens. Die durch Verseifen des Leber- thrans sewonnene Seife ward verkohlt, die Kohle mit Wasser voilsliindig erscbopft und die erhaltene Losung zuerst mit Untorsalpetersaure behmdelt, um das Jod frei zu machen, welches durch Chloroform aufggenommcn ond mil Silbernitrat gefallt wurde. Hierauf ward das Brom drirch Zusatz von Schwefelsaure unti Salpetersaure gelrennt, &enfalls in Chloroform galiist und mit Silbernitrat gefallt, ebenso endlich das ruckbleibende Chlor.

Dur& frilhere Yersuclie uberzeugte ich niich von der Anwesenhkt von Phosphorsiure und Schwefelsaure in dem Leberthran, welche d e J o n e h als Beslandtheile d-selben aduhrt. Nach der Bestimmungsmethode des Phosphors und Schwefels yon G o b l e y geht nun auch der Cehalb der genannten heiden Sauren in die Bestirn- mung der beiden Metaltoide ein und dadurch wird die Menge dieser zu hoch angegeben. weshalb die erhaltene Menge der schon in dern Leherthran enthnltenen Sauren yon der ,panZen Menge in Ahzug gebracht werden muss.

Untersuchung von Leberlhran. et Zu dicsem Zwecke wurde der Leberthran zuerst mil heis- sern Wasser, danii mil solchem, das stark mil Chlorwasser- stoffsaure angcsauert worden, kochend betiandell und aus den klar fillrirten Auflosungen Schwefeluaure und Phos- phorsaure auf die oben arigegebene Weise gefallt und die dadurch erhaltene Menge von Schwefelsaure und Phos- phorsaure von den oben erhaltenen in ALzug gebracht.

Folgende Sorten von je zwei verschiedenen Bezugs- quellen gaben nachstehende Resulrate.

I. H el I b I a n k e r (weisser) Leberthran, hellhlassgelb, von Farbe und dem Ansehen des Mobaols (dieser Lebertliran war nicht durch Chlor gel~leicht, wie er jetzt hhufig im Handel vorzukomrnen pflegt), von elwas dickflussiger Con- sistenz, nicht sehr unangenehrnem, thran- und harings- artigem Geruch, siisslich fettigem, schwach an Thran er- innerndem Geschmack, schwach saurer Reaction und 0,993 spec. Gewicht.

11. 1) ra u n b I a n k c r Leberthran, von heller kastanieii- brauner Farbe, dickflussiger Consistenz, unangenehmem, fischartigern Geruch. etwas stechendem. bitterem iind her- bem Fischgeschrnack, saurer Reaction und 0.924 spec. Gewichte.

111. B r a u n e r Leberthran, dunkelbraun, im durclifal- lenden Lichle griinlich. in diinnen Schichten durchsiehtip, von unangenehm brenzlichem Geruch , bitterem, empy- reumatischem, den Schlund stark reizendem Geschni;lrk, schwach saurer Reaction und 0,9213 spec. Gewiclit..

1. 11. 111. Cehalt an in 1000 Theilen:

Schwefel . . . . . . . 0,200 0,180 0,160 Phosphor . . . . . . . 0,205 0,140 0,090 Jod . . . . . . . . . 0,327 0,405 0,350 Brom . . . . . . . . 0,045 0,046 0,037 Chlor . . . . . . . . 1,120 1,133 1,020 Schwefeistiure . . . . . 0,640 0,692 0,175 Phosphors6ure . . . . . 0,710 0,753 0,632.

Vors~ehciide Zahleii rt~priiwiilireri das Mi~tel aus je di-ei Versuchen. Auf dic ubrigcn Beataiidllieilc des Leber-

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thrans wurde keine Rucksicht genommen, indern eine voll- stiiodige Analyse desselben nicht beabr;icbhtigt war.

R a b o u r d in ernpfielilt zur Bestimmung des Jods, die Flussigkeit, welche ein Jodmetall enrhsli, rnit einigen Tro- pfcn Salpetersiiure und etwas niehr Schwcfelsiiure, so wie der cntsprechenden Menge von Chloroform zu versetzen, wodurch das letztere beim Sehutleln durch das freiwer- dcnde Jod eine violettc Farbe annimmt, die urn so inten- sivcr ist, je grosser die dodmcnge, und durch Vergleichung der Farbe mil Jodlosung von bestimmtem Gehalt zur an- niihernden Beslimrnung des Jods, wie z. B. irn Leberthran benuizr werden kann. Diesen sol1 man mit :a Kalihydrat iD 3 Th. Waseer gelost eindampfen und verkohlen, die Kohle nuslaugen, rnit Salpetersaure, Schwefelsaure und Chloro- form versetzen. R a b o u r d i n fand auf diese Weise in 50 Grni. Leberrhran I Milligrm. Jod. Jedenfalls ist, Lei so wcitcr Ausdehnung des Versuchs, die geringe Muhe der Fallung des Jods in der Chloroformlosung durch sal- petersaures Silber noch anzuwenden, indem dafur das zuverliissigere Rosultctl rcichlich Entschadigung bietet.

Nachdem obige Vermche beendet waren, war es mir inter- cssant zu wisscn, ob wirklich der Hochen-Leberthran (yon Haja clavata und Raja balis), dern man eine grossere Wirksarnkeit, als den] Stockfisch - Lebertbran, zuschreibl, cinen gosseren Gchalt an Jod, wie dies Gi r a r d i n und P r e i s s e r angeben, und nach G o b l e y cine grossere m n g c von Phosphor enthaltc. he mir zur Vetfiigung slehcndc Quanrilat erlaubte mir nur zwei Versuchsreihcn, wic sic oben ausfiihrlich angegeben wurden. Nach diesen cntlialten 1000 Th. Rochen-Leberthran:

Phosphor . . . . . 0,184 0 , fQO Schwfel . . . . . 0,170 O.li5 Jod . . . . . . . 0,386 0,392 Brom . . . . . . 0,039 0,037 Chkor . . . . . . 1,125 1,122 Yhosphomiiurc . . , .0,730 0,733 Gchwefelriure . . . 0,618 0,610

h e s e Zahlen stimmen mit dcn fur einen sehr gulen

Literarhislorifche Notiken iibe?. den I5d"6hr.en. 23

braunblanken Kabliau-Leberthran erbelrenen ziemlich ge- nau uberein, insbesondere bezuglich des Jodgehalie. In der neuesten Zeit wird dieser durch Z u ~ k VOD Jod zu dem Leberthan erhiiht, dies scheint namenblich mil cleni von Dr. d e J o n g h so sehr empfohlcnen und angeblich unter specieller Aufsichl bereitelen Dorsch-Leberthrsn cler Fall zc) sein, der zu sehr holiem Prcise verkauk wlrtl.

Schon waren vorsrehende Vermcbe liiqst beeodec, als mir in demselben Aogenblicke, in welchern ich ohigo Notiz absenden wollte, ein dufselz uber den de J o n g h - schen Leberthran van Herrn Commerzienrdh J o b s t in Stuttgart zukam, welche als Restatighng der von mir aus- gesprochenen Vermuthung dienen durfb. (Siehs dieses Archiu, Januor 1852. p . I f.5.)

Literarhistorische Notizen fiber den Leberthran.

Zur richtigm geschichtlichen Auffassungder immcr wei- ter gehenden intcressanten Untersuchungcn des Leberthrans Slauhe ich folgende Bemerliungen machen zu durfen Die ersten Mittlicilungen uber den Jodgehalt des Leberthrans riibren her vom Ceh. Ober-Med Ralh Dr. K o p p in Ihnau. Sie stutzten sich auf die Eritdeckung dcs Jods im lacher- thran vam Apoth. H o p f c r d e I 'Orme in Ilanau ( f lufc- land's Journ. 1836.). Diese Angabc wurde sofort in meincm Laboratorio auf ihrc Wahrheit gepriifc und zu allcrerst bestatigt. Hr. C h r. Hans m a n n , einer nieincr danialigcn Zuhijrer, wurdc von mir veranlasst, die Versuche genau zu beschreiben, iind da dieselbcn vollshndig dcni Zwcckc genugten, so siod sic mil eincm Zusatze von mir in clcn Annalen der I'harmacie con J . Liebig, liommsdorff u. hlcl*cli. Bd. 32. 8.2. p . 170. Mni lA37. vcroffcntlicht wordcn.

In dieser kleinen Abbandlung ist die Mclhodc angcgeben, dic ich befolgte untl bcfolgen licss, uni schon i n Mengcn yon einigcn Drachnien desThran3 das Jod unz weifelhaft darzuthun.