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ag. 29, Heft15/16 142. S c ~ ; ~ und V. BEttGI~IANN: Untersuchungen des Glykokollgehaltes yon Serum und Urin. 28 5 15. Aori! 1951 - Pernieiosa liegende resorptive StSrung welter beste- hen bleibt. Zu8ammen/assung. 1. Bei dem sog. Vitamin ]~12 hande]t es sieh um eine Gruppe yon Faktoren, die a]le Kobat~ enthalten und sieh in erster Linie dureh die Versehiedenheit der Peptidke~ten kennzeiehnen. Der bedeutungsvollste klinisehe Angriffspunkt liegt in der antimegaloblastisehen Wirksamkeit, d.h. in der Tat- saehe, dag geringste Mengen imstande sind, das Perni- eiosasyndrom zu bessern. Es zeigt sieh zunehmend, dag die tierische Leber keineswegs die Mleinige Quelle fiir diese wachstumsfSrdernden B~-Faktoren ist, son- dern dab diese in der Natur weitverbreitet sind. Bei ihrer Synthese spielen bei Menseh und Tier bestimmte Darmbakterien eine besondere Ro]le. 2. In diesem Zusammenhang wird tiber den ein- drueksvo!len antimegaloblastisehen Effekt von Sehaf- kotextrakten bei 3 Kranken mit sehwerer Dekompen- sation yon kryptogenet,iseher perniziSser Anemic be- richter,. 3. In allen Fgllen kam es naeh einmaligen hoeh- dosierten (en~spreehend einer Ble-Menge yon 60 bzw. 120y) intramuskulgren Reizinjektionen in wenigen Tagen zu einer rasehen Umwandlung des Knoehen- marks vonder megaloblastisehen l%hlentwieklung zu der normoblastisehen Erythropoese. Under maximalen l%etieulocytosen trat ein kon~inuierlieher Anstieg der Werte des roten Blutbildes ein. & Die eytomorphologisehe Beweisff~hrung der anti- megaloblastisehen Wirksamkeit des Sehafkotfaktors konnte dureh die Prfifung des Eisens~offwechsels er- ggnzt werden. Hierbei wurde neben der einfaehen Serumeisenbestimmung an Hand yon in den versehie- denen Stadien der regenerierenden Pernieiosa vet- genommenen Resorptionskurven naeh oraler Ferro- belastung ebenfalls der dureh die Sehafkotfaktorgaben erzielte erythropoetisehe Anstog belegt. 5. Neben dem eytologischen Effekt und dem Ver- halten der Eisenbilanz is~ aul3er einem Rfickgang der neurologischen Erseheinungen vor allem der rasche Anstieg des KSrpergewJehtes beaehtenswert. 6. Die parenterale Zufuhr des hoehaktiven Sehaf- kotfak~ors IgB~ die intestinale B~=-Synt.hese und -Aus- seheidung in den Pernieiosafaeees unbeeinfluBt. Damit wird erneut die Bedeutung der resorptiven Darmwand- funktion in der Pernieiosapathogenese unterstriehen. Literatur. ~ B~'rt~:~LL: Zit nach DYt~E. -- ~ BY?mImy, T.C., ~I. W. TvPus and N. R. ELLIS: J. Nutrit. 6, 225 (1933). 3 CALLENDEI~,, MALLET, SPRAYand SgAW: Lancet 1949, 57. --- 4 DYKE, W. J.C., H. C. HIND, D. I~IDING and G.E. S~Aw: Lancet t959, 486. -- ~ DUNLOE and W~LSO~: Lancet 1949, 754. - - ~ GOLDECK, H.: Neue reed. Welt 1950, t018. -- GOLDECK,H. : Klin. Wsehr. 1950, 79. -- s H ~ m ~ ¢ , G.: 3. Tagg dtseh. Hgmat. Ges. Pyrmont 1949. -- ~HEILNEYEt~, L., u. TmE~LE~S: Sehweiz. reed. Wschr. 1948, 975. -- ~0 JAsI~sKI, B. : Schweiz. reed. Wsehr. 1950, 59. n KOH~v, J.: Angew. Chem. 1949, 357. -- ~ LAURELL, C. :B.: Acta Physiol. scand. (Stoekh.) 14, Suppl. 46 (1947). --13LILLIE: Lit. nach DYx~. -- ~ MEYEr, L. ~[., IN ~. D. I~,ITz, M. R.OWI~N, G. BOCK u. J. Ig~rzKY: Acta Haemat. g, 305 (1950). -- 15 OTT, W. I-I., E. L.]~ICKES and T. II.WooD : J. of biol. Chem. 147, 1047 (1948).---16 ~:~AUSCK, F.: 34. Tagg Nordwestdtsch. Ges. inn. Med., Hamburg 1950 u. Dtsch. reed. Wschr. 19~0. - - ~ ~ICKES, E.L., ~. J. BP~INK, T. g. KONIUCSY, T. P~. WOOD and K. FOLK~RS: Science (Lancaster, Pa.) 107, 396 (1948).- ~s I%ICKES, E.L.u. Mitarb.: Science (Lancaster, Pa.) 108, 634 (1948). - - ~ ]~oK~s, E . L . u . Mitarb.: Lancet 1949, 354. -- ~0SMITH, L.: Nature (Lend.) 161, 638 (1948). -- ~ STOKS~D, E.L. II. :J. Labor. a. din. Med. 33, 860 (1948).-- '~ T n ~ m G , J.L., and g. E. E~KI~: J. Amer. chem. Soc. 71, 3858 (1949). - ~a TLse~DO~E, W.: Makroeytgre An- gmien. Stuttgart: Ferdinand Enke 1949. --~4 ZVCK~, L. iV[. and T. F. Zvezn~: Arch. of Bioehem. 16, 115 (1948). UNTERSUCHUNGEN DES GLYKOKOLLGEHALTES Y0N SERUM UND URIN. Von Kva~ Som~EIER und VmL_< BER~A~ ~. Aus der Universit/its-Kinderklinik tIeidelberg (Komm. Direktor: Prof. Dr. tt. 0P%Tz). Das Glykokoll erhielt seinen Namen van dem beriihmten Leiter des botanisehen Gartens in Nancy BRaCO~CSOTT J. Glykokoll ist nieh~ fiir alle Warm- bliiter eine entbehrliche Aminosgure. ALMQUIST ~ hat wohl als erster erkannt, dag Hfihner ohne Glykokoll nieht gedeihen. In den letzten Jahren ist ein grebes Tatsaehenmaterial fiber den Intermedigrstoffweehsel dieser Aminosgure und fiber ihre Bedeutung fiir die Protoporphyrinsynthese, fiir die Bildung des Kreatins und der Harnsguresynthese angehguft worden. Einzel- heiten dieser Forsehungen sowie eine Zusammenstel- lung der versehiedenen Glykokoltmethoden sind in der Inauguraldissertation yon BEI~G~ANN 3 zusammenge- tragen *. Unsere Untersuehungen sind mit der Modifikation der ~Iethode yon AL~XA~D~, LA~-DWE~Rund SELm- ~A?CX ~, welche KRtr~O~R s angegeben hat, gewonnen worden. Die Fehlerbreite dieser eolorimetrisehen Be- stimmungsmethode liegg nach unseren Erfahrungen sieher nicht tiber :i: 5 %. Uns in{eressierte zungehst die Frage, ob der Glyko- kollgehalg des Serums attersabhgngig ist. Dies um so * Eines l~inwei see wert seheinen uns aber die erst in den letzten 3Ion~ten erhobenen Befnnde, der Bedeutnng des Formaldehyds im 8toffweehsel und seine Bezietmngen zum GlykokolI zu sein. [Siehe z. B.: BERNHEI~: J-. of biol. Chem. 18g, 225 (1950).] Klinische ~Voeheusehrif~. 29. Jahrg. mehr, a]s yon SCHREIER und PLiJ'OKTgUN 6 vor allem bei Frfihgeburten ein Anstieg einer ganzen Anzahl yon freien Aminosiiuren im Serum gegenfiber den Werten yon glteren Kindern und Erwachsenen beobaehtet worden war. Da die Methede der amerikanisehen Autoren infolge Mitreagieren einiger Aminosguren nieht absolut zuverlgssige (meist zu niedrige) Resultate liefert, hielten wit es ffir erfordertich, den Glykokoll- serumspiegel bei 10 nfichternen, gesunden, erwaeh- senen Personen noeh einmal zu bestimmen. In naehfolgender Tabelle 1 sind die Glykokoll- werte des Serums dieser 10 Erwaehsenen sowie yon 11 Kindern, 12 Sgnglingen ~nd 21 Friihgebm'ten ent- halten. Alle Versuehspersonen waren kliniseh gesund; die Kinder usw. standen grSBtenteils kurz vet der Entlassung aus der Klinik. Da die yon den Friih- geburten gewonnene Blutmenge meist nieht ausreiehte, um yon jedem Einzelindividuum die Glykokollbestim- mung in Doppelwerten vornehmen zu kSnnen, und da aul3erdem aus klinisehen Rfieksiehten eine gemein- same Blutabnahme ffir die ]~es~immung yon weiteren 13 Aminosguren (mit mikrobiologisehen lV[ethoden), sieh als erforderlieh erwies, wurde das Btut yon 3 Friih- geburten gemeinsam in einem Zentrifugenglas auf- gefangen, so dab also die unten aufgezeiehneten Werte 19

Untersuchungen des Glykokollgehaltes von Serum und Urin

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Page 1: Untersuchungen des Glykokollgehaltes von Serum und Urin

ag. 29, Heft 15/16 142. S c ~ ; ~ und V. BEttGI~IANN: Untersuchungen des Glykokollgehaltes yon Serum und Urin. 28 5 15. Aori! 1951 • -

Pernieiosa liegende resorptive StSrung welter beste- hen bleibt.

Zu8ammen/assung. 1. Bei dem sog. Vitamin ]~12 hande]t es sieh um eine Gruppe yon Faktoren, die a]le Kobat~ enthalten und sieh in erster Linie dureh die Versehiedenheit der Peptidke~ten kennzeiehnen. Der bedeutungsvollste klinisehe Angriffspunkt liegt in der antimegaloblastisehen Wirksamkeit, d .h . in der Tat- saehe, dag geringste Mengen imstande sind, das Perni- eiosasyndrom zu bessern. Es zeigt sieh zunehmend, dag die tierische Leber keineswegs die Mleinige Quelle fiir diese wachstumsfSrdernden B~-Faktoren ist, son- dern dab diese in der Natur weitverbreitet sind. Bei ihrer Synthese spielen bei Menseh und Tier bestimmte Darmbakterien eine besondere Ro]le.

2. In diesem Zusammenhang wird tiber den ein- drueksvo!len antimegaloblastisehen Effekt von Sehaf- kotextrakten bei 3 Kranken mit sehwerer Dekompen- sation yon kryptogenet, iseher perniziSser Anemic be- richter,.

3. In allen Fgllen kam es naeh einmaligen hoeh- dosierten (en~spreehend einer Ble-Menge yon 60 bzw. 120y) intramuskulgren Reizinjektionen in wenigen Tagen zu einer rasehen Umwandlung des Knoehen- marks v o n d e r megaloblastisehen l%hlentwieklung zu der normoblastisehen Erythropoese. Under maximalen l%etieulocytosen trat ein kon~inuierlieher Anstieg der Werte des roten Blutbildes ein.

& Die eytomorphologisehe Beweisff~hrung der anti- megaloblastisehen Wirksamkeit des Sehafkotfaktors konnte dureh die Prfifung des Eisens~offwechsels er- ggnzt werden. Hierbei wurde neben der einfaehen Serumeisenbestimmung an Hand yon in den versehie- denen Stadien der regenerierenden Pernieiosa vet-

genommenen Resorptionskurven naeh oraler Ferro- belastung ebenfalls der dureh die Sehafkotfaktorgaben erzielte erythropoetisehe Anstog belegt.

5. Neben dem eytologischen Effekt und dem Ver- halten der Eisenbilanz is~ aul3er einem Rfickgang der neurologischen Erseheinungen vor allem der rasche Anstieg des KSrpergewJehtes beaehtenswert.

6. Die parenterale Zufuhr des hoehaktiven Sehaf- kotfak~ors IgB~ die intestinale B~=-Synt.hese und -Aus- seheidung in den Pernieiosafaeees unbeeinfluBt. Damit wird erneut die Bedeutung der resorptiven Darmwand- funktion in der Pernieiosapathogenese unterstriehen.

Literatur. ~ B~'rt~:~LL: Z i t n a c h DYt~E. - - ~ BY?mImy, T . C . , ~I. W. TvPus and N . R. ELLIS: J. Nutrit. 6, 225 (1933). 3 CALLENDEI~,, MALLET, SPRAY and SgAW: Lancet 1949, 57. --- 4 D Y K E , W . J . C . , H . C. H I N D , D . I~IDING a n d G . E . S~Aw: Lancet t959, 486. - - ~ DUNLOE and W~LSO~: Lancet 1949, 754. - - ~ GOLDECK, H.: Neue reed. Welt 1950, t018. - -

GOLDECK, H. : Klin. Wsehr. 1950, 79. - - s H ~ m ~ ¢ , G.: 3. Tagg dtseh. Hgmat. Ges. Pyrmont 1949. - - ~ HEILNEYEt~, L., u. TmE~LE~S: Sehweiz. reed. Wschr. 1948, 975. - - ~0 JAsI~sKI, B. : Schweiz. reed. Wsehr. 1950, 59. n KOH~v, J.: Angew. Chem. 1949, 357. - - ~ LAURELL, C. :B.: Acta Physiol. scand. (Stoekh.) 14, Suppl. 46 (1947). --13LILLIE: Lit. nach DYx~. -- ~ M E Y E r , L . ~ [ . , IN ~. D . I~,ITz, M . R.OWI~N, G. BOCK u. J. Ig~rzKY: Acta Haemat. g, 305 (1950). - - 15 OTT, W . I-I., E . L . ]~ICKES and T. II.WooD : J. of biol. Chem. 147, 1047 (1948).---16 ~:~AUSCK, F.: 34. Tagg Nordwestdtsch. Ges. inn. Med., Hamburg 1950 u. Dtsch. reed. Wschr. 19~0. - - ~ ~ICKES, E.L., ~. J. BP~INK, T. g. KONIUCSY, T. P~. WOOD and K. FOLK~RS: Science (Lancaster, Pa.) 107, 396 (1948).- ~s I%ICKES, E.L.u. Mitarb.: Science (Lancaster, Pa.) 108, 634 (1948). - - ~ ]~oK~s, E . L . u . Mitarb.: Lancet 1949, 354. - - ~0 SMITH, L.: Nature (Lend.) 161, 638 (1948). - - ~ STOKS~D, E.L. II. :J. Labor. a. din. Med. 33, 860 (1948).-- '~ T n ~ m G , J.L., and g. E. E~KI~: J. Amer. chem. Soc. 71, 3858 (1949). - ~a TLse~DO~E, W.: Makroeytgre An- gmien. Stuttgart: Ferdinand Enke 1949. --~4 ZVCK~, L. iV[. and T. F. Zvezn~: Arch. of Bioehem. 16, 115 (1948).

UNTERSUCHUNGEN DES GLYKOKOLLGEHALTES Y0N SERUM UND URIN. V o n

Kva~ Som~EIER und VmL_< B E R ~ A ~ ~. Aus der Universit / i ts-Kinderklinik tIeidelberg (Komm. Direktor: Prof. Dr. t t . 0P%Tz).

Das Glykokoll erhielt seinen Namen van dem beriihmten Leiter des botanisehen Gartens in Nancy BRaCO~CSOTT J. Glykokoll ist nieh~ fiir alle Warm- bliiter eine entbehrliche Aminosgure. ALMQUIST ~ hat wohl als erster erkannt, dag Hfihner ohne Glykokoll nieht gedeihen. In den letzten Jahren ist ein grebes Tatsaehenmaterial fiber den Intermedigrstoffweehsel dieser Aminosgure und fiber ihre Bedeutung fiir die Protoporphyrinsynthese, fiir die Bildung des Kreatins und der Harnsguresynthese angehguft worden. Einzel- heiten dieser Forsehungen sowie eine Zusammenstel- lung der versehiedenen Glykokoltmethoden sind in der Inauguraldissertation yon BEI~G~ANN 3 zusammenge- tragen *.

Unsere Untersuehungen sind mit der Modifikation der ~Iethode yon AL~XA~D~, LA~-DWE~R und SELm- ~A?CX ~, welche KRtr~O~R s angegeben hat, gewonnen worden. Die Fehlerbreite dieser eolorimetrisehen Be- stimmungsmethode liegg nach unseren Erfahrungen sieher nicht tiber :i: 5 %.

Uns in{eressierte zungehst die Frage, ob der Glyko- kollgehalg des Serums attersabhgngig ist. Dies um so

* Eines l~inwei see wert seheinen uns aber die erst in den letzten 3Ion~ten erhobenen Befnnde, der Bedeutnng des Formaldehyds im 8toffweehsel und seine Bezietmngen zum GlykokolI zu sein. [Siehe z. B.: BERNHEI~: J-. of biol. Chem. 18g, 225 (1950).]

Klinische ~Voeheusehrif~. 29. Jahrg .

mehr, a]s yon SCHREIER und PLiJ'OKTgUN 6 vor allem bei Frfihgeburten ein Anstieg einer ganzen Anzahl yon freien Aminosiiuren im Serum gegenfiber den Werten yon glteren Kindern und Erwachsenen beobaehtet worden war. Da die Methede der amerikanisehen Autoren infolge Mitreagieren einiger Aminosguren nieht absolut zuverlgssige (meist zu niedrige) Resultate liefert, hielten wit es ffir erfordertich, d e n Glykokoll- serumspiegel bei 10 nfichternen, gesunden, erwaeh- senen Personen noeh einmal zu bestimmen.

In naehfolgender Tabelle 1 sind die Glykokoll- werte des Serums dieser 10 Erwaehsenen sowie yon 11 Kindern, 12 Sgnglingen ~nd 21 Friihgebm'ten ent- halten. Alle Versuehspersonen waren kliniseh gesund; die Kinder usw. standen grSBtenteils kurz vet der Entlassung aus der Klinik. Da die yon den Friih- geburten gewonnene Blutmenge meist nieht ausreiehte, um yon jedem Einzelindividuum die Glykokollbestim- mung in Doppelwerten vornehmen zu kSnnen, und da aul3erdem aus klinisehen Rfieksiehten eine gemein- same Blutabnahme ffir die ]~es~immung yon weiteren 13 Aminosguren (mit mikrobiologisehen lV[ethoden), sieh als erforderlieh erwies, wurde das Btut yon 3 Friih- geburten gemeinsam in einem Zentrifugenglas auf- gefangen, so dab also die unten aufgezeiehneten Werte

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Page 2: Untersuchungen des Glykokollgehaltes von Serum und Urin

286 x. SOIIICEIEt~ und V. BEI~G~ANN: Ungersuchungen des GlykokolIgehMtes yon Serum urtd Urin. Klinisehe Woehensehrift

Tabelle 1. Serumgly~olcoll in rag-%.

Nr, i Erwaehsene I

1 2,90 2 3,95 3 3,85 4 2,60 5 1,79 6 3,42 7 2,43 8 2,11 9 2,50

10 2,47 l i I 12

Kinder

2,60 4,25 3,05 4,12 3,57 2,20 4,47 2,69 1,20 3,30 2,47

Sii(~glinge ]~riihgeburten

2,50 3,08 3,23 3,1.3 2,71 3,30 2,75 4,65 2,32 4,04 3,36 3,42 3,44 2,45 2,37 2,05 2,90 1,61 2,20

Mittelwert I 2,80 3,08 2,62 3,44

don Durehsehnitt yon 3 gleiehaltrigen und gleieh- sehweren Frfihgeburten darstellen. Die Sguglingswerte dagegen stammen jeweils nut yon einem einzelnen Individuum.

Das Serum wurde sofort naeh der Blutentnahme gewonnen und mit Natriumwolframat enteiweiBt.

0 F 2 3 21d Zeit -

Abb. I. SerumgIykoko]] naeh 2real 5,0 g d,l-Serin per os.

Die Serumwerte ffir freies Glykokoll zeigen eine reeht betr/iehtliehe Streubreite. Sie liegen fast dureh- weg e~was hSher Ms die yon DE VRI~S undALExANDER 7, welehe fiir Plasma ],47--2,83 mg- % angeben. D~sere Durchsehni t t swer te befinden rich also gerade am oberen Grenzwert dieser Autoren. Der Anstieg im Frtihgeburtenserum erreieht zwar wegen der grol]en Streuung der Einzelwerte, vor MIem im Erw&ehsenen- serum, keine Signifikanz, er steht aber im Einklang mit den Ergebnissen, welehe S c ~ I E ~ und PLi~CK- T g ~ s gewonnen haben. Als Grund fiir diesen Anstieg mul~ man entweder den gesteigerten Eiweigumsgtz in diesem jungen Organismus oder die hohe EiweiBzufuhr bzw., was uns unwahrseheinlieh dfinkt, eine gewisse Insuffizienz der Leberfunktion ansehen. K~VEGEP~ und W~ss s haben bei Rat ten festgestetlt, dab sich Glyko- koll bei der Zufuhr der 3 Grundn~hrstoffe wie eine essentielle Aminos/~ure verh/~lt, d.h. der Serumspiegel steigt an, wenn eine eiweiBreiche Nahrung verabfolgt wird.

Zum Studium der Frage, welehe Gtykokollmenge per os zugefiihrt, bereits einen merkliehen Anstieg des Glykokollserumspiegels hervorzurufen vermag, belaste- ten wit 3 gesunde erwaehsene Personen (ira Alter yon 28, 36 und 31 Jahren) mit 0,5 g; 1,0 bzw. 5,0 g Glyko- koll und bestimmten nach.Gewinnung des ,,Nfiehtern- wertes", 5 min, 20 rain, dann 60rain nnd 120rain nach der Glykokollgabe den Serumspiegel dieser Amino- s~ure. In Tabelle 2 rind die Ergebnisse zusammen- geste]It.

In der Tabelle 2 fallen zun~chst bei den ersten beiden Versuehspersonen die ganz ungewShnlich hohen Glyko- kollniieh~ernwerte auf. Da der Versuchsbeginn erst nm 10 Uhr lag, bleibt zun~chst als Erklarungsm6glieh-

Tabelle 2. Serumgly~okoll in rag-%.

Zeit 1. Person(H.Ha.) I 2"Pers°n(tLlCIe') :i 3. Person(K.S.) 'E ""

0 min 5 rain

20 rain 60 rain

120 rain

4,62 @ 0,5 g G 6,48 @ 1,0 g G 3,42 q- 5 g G 4,56 6,00 3,94 5,72 6,t2 9,90 7,42 5,36 9,86 5,74 5,28 : 7,06

keit, dab die im Nfichternzustand bis zu diesem Zeit- punkt geleistete kSrperliche Arbeit den Serumglyko- kollspiegel erhSht hat. Eine wirkliche k6rperliche Belastung ist aber dem Versuch nicht vorausgegangen, auch bestand keine Leber-, Nieren- oder innersekre- torisehe StSrung. Auf die geringe Menge yon 0,5 g Glykokoll per os reagiert der Serumspiegel mit einem langsamen, aber doch recht deutlichen Anstieg. Am Ende ist der Ausgangswert noch nieht ganz erreicht. Warum bei der 2. Versuehsperson trotz der Zufuhr yon 1 g GtykokolI nieht nur kein Anstieg, sondern sogar ein deutlicher Abfall des Serumglykokolls naehweisbar war, entzieht sieh zungchst infolge unserer noch un- gentigenden Kenntnis fiber even{ueI1 vorhandene indi- viduelle Varianten in der lgea.k~ion auf eine Glykokoll- belastung unserer Kenntnis. DaB nach 5g GIykokolI ein deutlieher Anstieg des Glyeinwertes im Serum erfolgt, ist welter nieht verwunderlieh.

Um zu ldgren, ob beim Mensehen in vivo die Glykokollsynthese aus Serin demonstrierbar ist, wurde an eine gesunde niiehterne Versuehsperson im Alter yon 28 Jahren im Abstand yon 2 Std jeweils 5 g d,1- Serin verabfolgt und in IntervMlen yon je einer Stunde Blut zur Glykokollbestimmung abgenommen. In der Abb. 1 sind die gewonnenen Glykokollwerte aufgetragen.

Wghrend naeh der ersten Belastung mit Serin sieh nut ein leiehter Anstieg yon 2,4 auf 3,0 rag- % GlykokoI1 manifestierte, kam es 1 Std naeh der 2. Seringabe zu einer ErhShung auf fast 9 rag-%. Es ware natiirlieh wiinsehenswert gewesen, diesen Versueh mehrfaeh zu wiederholen, aber infolge des hohen Praises und der sehwierigen Besehaffung yon Serin mugten wir leider davon Abstand nehmen. Es zeigt sieh jedenfalls un- zweideutig, dab zumindest bei diesem Individuum dutch diese hohe Serinzufuhr die Gtykokollsynthese mgehtig induziert wird.

Aus der Arbeit yon DE V~IES und ALEXANDEI¢ v waren bereits Fingerzeige zu erhalten fiber patholo- gisehe Zustiinde, welehe vielleiehg mit Veranderungen des Glykokollserumwertes einhergehen kSnnen. Diese Autoren hatten festgestellt, dag neben einzelnen Fallen mit endokrinen StSrungen vor allem Leber - und Nierenleiden den Glykokollgehalt des Blu~es verschie- ben. Wir haben deshalb bei einer t~eihe uns zur Verffiguug stehender jugendlieher Patienten mit Stoff- wechselstSrungen, Nieren- und Lebererkrankungen, sowie einzelnen anderen Leiden den Serumglykokoll- spiegel in nfiehternem Zusta, nd untersueht. In Tabelle 3 rind jene Werte, die uns bemerkenswert erschienen, zusammengestellt.

Uberbliekt man die GlykokoItserumwerte bei den untersuchten Erkrankungen, so f/~llt zun~chst auf, dab bei entzfindlichen Zustgnden der Niere mit Retention yon harnpflichtigen Substanzen aueh das Glykokoll ansteigt, aber offenbar erst beim vSlligen Zusammen- bruch der Nierenfunktion sehr hohe X¥erte erreieht. Eine Abh~ngigkeit des Glykokollwertes yon der

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fig. 29, Heft 15/16 K. Sc~m~IE~ und V. BE~C~ANX: Untersuehungen des Glykokollgehal~es yon Serum und Urin. 287 15. April 1951

Nierenretention schein~ nicht zu bestehen (KI:RK9). Da die Eliminierung im Urin doeh wohl keinesfalls die Serumglykokotlwerte stgrker beeilxflussen kann, miil3te man annehmen, dab die Niere normMerweise in den Glykokollumsatz eingreift, indem z.B. die Guanido- essigsgurebildung, welehe naeh BLoeu und Scg6~v- I~nlMiS~ 1° u .a . aus Glykokoll gebildet wird, haupt- sgchlieh in der Niere synthe~isiert ~4rd, und dab diese Synthesefghigkeit bei schwererer Beeintrgch~igung der Nierenfunktion notleidet. Das Verhalten des Serum- glykokolls bei der Nephrose gibt naeh unserer Meinung einen neuen ttinweis dafiir, daft es sieh bei diesem Leiden um eine sehwere St6rung des Eiweiftstoff- weehsels handelt. Wie an anderer Stelle ausfiihrlieh dargetegt werden soll (Scm~.sln~), manifestiert sieh diese St6rung nieht nur in einer grogen Variation der GlykokoIlwerte, wobei der Schweregrad des Leidens offenb~r eine gewisse Rolle spielt, sortdern aueh in Vergnderungen des Gehaltes an anderen ffeien Amino- sguren. Dal~ der 4jghrige Junge mit Nephrose beide- male so niedrige Werte a,ufweist, kann ztlngchst nur r~gistriert werden. Je nach dem Schweregrad der Hepatitis war bei unseren Kindern das Serumglykokoll erhSht oder normal. Wir bat ten Gelegenheit das Blur eines Erwachsenen mi t Lebercirrhose zu untersuehen und fanden e inen ganz ungew6hnl ieh hohen Wert . DE VgzEs und AL~XAND~ ~ haben bei ihren Fa l len Glykoko!ls ganz besonders, da ja diese Aminosgure eine ausgesprochen ghlcoplast isehe Sgure ist (neue Un te r suchungen dar i iber yon TODD und T ~ 5 ~ e ) . Wi t fanden nicht nur keine Verminderung, d ie wit eigentl ich erwar te ten , sondern hochnormMe Werte . Leider k~m wghrend unserer Untersuchungsper iode nur ein einziger Fa l l yon rheumat i scher I)olyarthr i t is zur Aufn~hme. Wir fanden in Obe re in s t immung mi t yon Leberci r rhose niedrige Glykokol lp lasmawer te fest- gesteltt . Unse r P~t ien t befand sich berei ts im Final- zust~nd seines Leidens und wir glauben, daft dies die Ursache ffir diese massive Erh6hung darstel l t . Da beim Diabetes mell i tus fes tgeste l l t w o m e n war, daft zahl- reiehe Aminosguren im Serum v e r m e h r t vo rhanden sind (SoKREIE~ll), interessierte das VerhMten des den amerika- nisehen Au~oren eine deutliehe Verminderung des Glykokoll- Xr. wertes im Serum, DE Vm~s und Mitarbeiter diskutieren, ob dieser ~1 Abfall im Zusammenhang steht 2~ mit dem hohen Glykokollgehalt 2b

2e des Elastin*, der nach G~I~ITH ~a 2d 25,5% betragen solt. 3

Wghrend im Serum beim 4 stoffweehselgesunden, niiehter- 5a

5b nen Organismus ein einigermaften 6a kons tan te r Glykokol lwer t nach- 6b weisbar ist, ergibt sieh bei der 6e Bes t immung der Glykokolta.us- 6d

7 seheidung im H a r n ein ganz 8 anderes Bild. Die El iminierung 9 dieser Aminosgure in der Niere 10 schwankt offenbar sehr stark. 11

12 Wir geben eine Zusammenstel-

Datum

Tabelle 3. Serumglykokollwerte bei verschiedenen pathologische~ Zustiinden.

;i Glyko - Nr. D a t u m Patient koll

rag- % 1

1 1 7 . 2 127.

3 8.

4 8.

5 1~. 6a 6b 22: 7a 17. 7b 10. 8a 5. 8b 8c 2 9 1.

10 11 12 13 14 15

16

17

18

19 20 21

22

12.49 1.50

2.50

12.49

6.1.50 13.1.50 14.1.50 19. t.50 20.1.50 13.1.50 6.12.49

10.12.49 11,12.49 6.2.50 7.2.50

16.2.50 20.2.50 9.2.5O 9.2.50

16.2:50 16.2.50 16.2.50 16.2.50

12.49 2.50 2.50 1.50 2.50 1.50 2.50 2.50 3.50

21.12.49 18.1.50 18.i.5o 22.2.50 23.2.50 16.2.50

18.1.50

9.2.50

22.2.50

23.1.50 23.1.50 20.2.50

15.2. 50

Alter Diagnose

U.R. 11 Urtimie 5,20 A.D. 9 Nephritis

(Rest-N 58 rag-%) 3,43 H.Z. 13 Zustand naeh

Nephritis 2,38 B.W. 7 lboxischer Nieren-

schaden naeh Pneumonie 4,60

1~. S, 5 Nephrose 4,00 H.V. 11 ,, 3,57 H.V. 11 5,00 D.M. 4 ,, 2,20 D.M. 4 ,, 2,80 G.E. 8 ,, 7,00 G.E. 8 ,, 3,68 G.E. 8 , 3,45 K.X. 11 Amytoidose mit

Nierenbeteiligung 4.33

G.S. 10 Hepatitis epidemiea 4,10 F.A. 6 desgl. 2,07 H . g . 5 ,, 2,70 g. Seh. 4 ,, 4,25 K.R. 7 3,00

56 Lebercirrhose 5,64

It. G. 11 Diabetes mellitus t Blutzucker 500 rag- %)

G.K. 14 Diabetes melliLus (Blatzueker

248 mg- % und Aeeton pos.)

R.L. 13 Diabetes me|litus (Blutzucker 260 rag- % )

E. Sob. 9 tPettsueh~ G.Z. 4 CSliakie K.H. 12 Polyar~hritis

rheumatica K.G. 10 Zustand nach

Polyarthrit.is

3,05

3.27

Es mug nich~ betont und Sguglinge klinisch

3.17 3,14 3,44

1 , 8 8

3,63

maler" Kost versgehen wir eine solehe, die bei einer CMorienzahl von 1000--1200 einen Eiweigwert von fund 35 g enth/*It. Die ,,adgquate" Ernghrung der Sguglinge besteht in der schon ,, Gesetz" zu nennenden

19"

8 Jahre 6 Jahre 6 Jahre 6 Jahre 6 Jahre 9 Jahre

I1 Jahre Sgugling

l%iihgeburt

Ernghrung

i

n o r m a l

adgquat

Tages- GIykoko nrinmenge cm a [, rag- %

350 14,75 150 6,75 220 20,88 300 10,38 900 4,05 800 I0,00 350 11,25 130 12,88 142 11,88 300 1.4,28 340 14,28 200 21,43 175 22,95 75 14,40

41(?) 26,61 200 t8,10 110 18,70 80 37,50

122 15,60

lung der Ausseheidungswerte yon einigen Kindern, Sgugtingen und Friihgeburten (Tabelle 4).

* Vie!leich~ besteh~ eine hohe Aviditg~ des entztindlieh vergnder~en Gelenk- und mngebenden Bindegewebes 0tier eine rasehe ZerstSrung dieser Aminos~are.

]~.E, H.L. H.L. ILL . H . L . L.W. W.W. W.L. W.L.

d M: G.M. T.N. U.S. P.A. "K.D. P.O. N.H.

51,63 10,13 45,95 31,13 36,45 80,00 61,9 16,74 16,86 42,83 48,57 42,85 40, t6 10,80 11,91 36,25 20,57 30,00 19,06

Glykokoll in kokoll tier Tages- p % urinmenge

Alter Name

Ta, belle 4. Glykokollausscheidung im Urin.

werden, daft sgmtliche Kinder gesund waren. Unter ,,nor-

Page 4: Untersuchungen des Glykokollgehaltes von Serum und Urin

288 K. Schemer und V. B~¢~A~-~: Untersuchungen des Glykokollgehaltes yon Sermn und Urin. Klinische Wochenschr i f t

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Zufuhr einer entsprechenden Milchmenge, berechnet auf Kilogramm/KSrpergewicht (aber nicht fiber 500 cm s Vollmilch). Je naeh Alter erhielten die Sguglinge eine grSSere oder kleinere Zufuhr von Kohlenhydraten. Die Friihgeburten wurden mit Frauenmilch, der ein Zusatz von 1% EiweiShydrolysat zugefiigt war, ernghrt. Be- trachtet man die AusscheidungsgrSSen, ausgedriickt in Milligrammprozent, so fgllt die groBe Variation der

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Abb. 2 u. 3. Glykokoll in m g GesamtJansscheidung n n d rag-% i m 24 Stundenur in , bei ve rsch ieden eiweiBreicher Xos t . Sgulen: U r i n m e u g e ;

- - - - - - Gesamtaussche idung ; . . . . . Aussche idung in rag-%.

Werte im Kindesalter, dagegen eine ziemliche Konstanz beiden Sguglingen anf. DieUrinmengehat zweifelsohne einen EinfluB auf die Glykokolltagesaussc, heidung. Als zungchst wesentlichsten Punkt dieser Untersuchungs- ergebnisse sei auf die almghernd gleich grebe Gesamt- glykokollausseheidung im Tagesurin yon Sguglingen und Kindern hingewiesen, wghrend in der Urineinheit im Durchschnitt die Sguglinge doch eine deutlich hShere Glykokollmenge eliminierefi. Damit rfihren wir an dem alten Streit tier P~iAiater fiber die Ursache der erhShten Amino-N-Ausscheidung in den ersten Lebensmonaten (GOEm~L ~ u. a.). Wir mSchten es uns in diesem Rahmen versagen, eingehender in die Dig- kussion einzutreten. Soviel sei nur festgestellt: Als wohl entscheidender ]B~aktor fiir diehShereAminosgure- eliminierung ira Urin, v°n der das Glykokoll (zusam- men mit dem Histidin, soweit unsere Untersuchungen bis jetzt reichen, siehe Sc~gm~ und 1%i~OKmHU:~ ~) mit den hSchsten Prozentsatz ausmacht, ist die un- gleieh viel grSBere Urinmenge im S/~uglingsalter anzu- sehen, bedingt dutch die fHissigkeitsreiche Nahrung.

D~ der Serumglykokollspiegel im Sguglingsalter nicht erhSht gefunden wurde, muB als zweiter Faktor die Niere eine hShere Durehlgssigkeit fiir Glykokoll anf- weisen als in spgteren Lebensattern, das zeigt ja die vermehrte Ausseheidung in der Urineinheit. Clearance- studien verschiedener Autoren (RuEIN und Mitarbei- ter 16 usw.) haben erneut eine gewisse Unreife der -Nierenfunktion im Kindesalter bewiesen.

Umden EinfluB des EiweiBgehaltes der Nahrung auf die Glykokollausscheidung zu studieren, wurden 3 Kinder (1 im Alter yon 6, das 2. yon 9 und das 3. yon l0 Jahren), welche keinerlei Erkrankungen mehr auf- wiesen, mehrere TaKe mit einer Standarddigt, welche 37 g Gesamteiweif~zufuhr gewghrleistete, ernghrt und am letzten:Tage wurde die Glykokollausseheidung untersucht. Die Knaben erhielten dann eine mSglichst eiweil~arme Digt (Gesamtproteinzufuhr 3--5 g Pflan- zeneiweiB). Am 8. Versuchstage erhielten sie 50 g Rinderblutsgurehydrolysat und ab 10. Tag eine eiweil~- reiche Kost mit dner Gesamtzufuhr von mindestens 75 g EiweilL Die Ergebnisse yon 2 Versuchen sind in je einer Abb. 2 und 3 aufgetragen. Die Untersuchung des 10jghrigen gungen brachte nichts Neues, so dab auf eine ~Viedergabe verzichtet wird.

Eine sichere Abhgngigkeit vom Eiweff~gehalt der Nahrung lgf~t sich bei beiden Kindern nicht nach- weisen. Die im allgemeinen recht hohen Ausscheidungen der beiden Jungen stehen wiederum in einer deut- lichen Abhgngigkeit yon der ttarnmenge, wobei flier- dings auch in der Urincinheit eine grol~e Schwankung in der Eliminierung vorhanden ist. Fiir diese letztere Tatsache lgl]t sich eine Erklgrung zungehst nur mit grol~er Vorsieht geben. Man kSrmte erwKgen; ob grSl3ere ~Unterschiede in der Motorik der beiden Jungen als verursachende Faktoren in Frage kgmen. Beide wurden zwar wghrend der ganzen Versuehsdauer im Bert gehalten, was aber bei Knaben in diesem Alter ohne Erkrankung nur bedingt m5glich ist . Des weiteren kSnnten grebe Schwankungen in der tgg- lichen KH- bzw. ]~ettzufuhr die Unterschiede in der Glykokolleliminierung erklgren. Dies ist durchaus unwahrscheinlich, da nicht nur die I~ohkost der ,,eiweiBfreien" Tage weitgehend konstant gehalten wurden. ~Vir werden diese Frage durch weitere Unter- suchungen zu klgren versuchen:

Die Beziehung einer Erkranknng zum Glykokoll- stoffwechsel ist +con besonderem Interesse. Wir meinen die progressive Muskeldystrophie. Diese heredogene- rative Erkrankung, deren allbekannte Symptomatolo- gie hier nicht ausgefiihrt werden mug, hat nicht nur enge Beziehungen Zum Glykokoll deshalb, weil das Kreatin, wle kurz angedeutet, aus Glykokoll syntheti- siert werden kaml, sondern weft bereits seit geraumer Zeit eine Glykokolltherapie fiir ctieses Leiden An- wendung finder. ~brigens versuchte man auch die Myasthenia gravis mit mehr oder weniger Erfolg mit Gtykokoll zu behandeln (z. B. COOKE und PASSMOI~E~7). Wir hatten Gelegenheit 2 Fglle dieses Leidens stationgr zu behandeln nnd zu beobachten. Der eine Junge (K. It.) fast 11 Jahre alt, liegt bereits seit dem Jahre 1944 an einer nur langsam fortschreitenden E~Bschen Dystrophie darnieder und befindet sich nahe dem Finalzustande des Leidens; er ist vSUig bettlggerig und kaum noch in der Lage sich aufzusetzen. Unsere gesamten therapeutischen Bemiihungen (Gtuf~min- sgure, Vitamin-E + B-Komplex, Prostigmin + Gn~wz-

Page 5: Untersuchungen des Glykokollgehaltes von Serum und Urin

J g. 29, Heft 15/16 K. S c ~ n und V. BERGMANN : Untersuehungen des Glykokollgehaltes yon Serum und Urin. 289 15. A~rI1 1951

~ s e h e PhosphatlSsung und sehlieBlieh Glykokoll) sehlugen fehl. Der andere Junge dagsgen (K. Z.) 7~/e Jahre alt, hat ein e ganz kurze Krankheitsanamnese yon etwa 3 Monaten, und or wurde dutch nnsere Therapie weitgehend gebessert. Der Serumglykokoll- spiegel war: bei K . H . am 17. 1. 50 2,65mg-% und am I5.2.50 2,95mg- %. Bei K. Z. am 8.2.50 3,08 rag- %. Er ist also in beiden F~illen normal hoeh.

Der 1 lj~thrige Junge wurde einige Tage ohne jede Therapie belassen, dann erhielt er naeh dem Vorsehlag yon B~uGsc~ ~s Glutamins~ure, und zwar in einer Tagesdosis yon 10 g, verteilt auf 3 Portionen*. Naeh Absetzen dieser Therapie wurde auf Vitamin-E- und B- Komplex (da uns B~ allein in ausreiehender Menge nieht zur Verfiigung stand) und der PhosphatlSsung naeh G L ~ Z 3 ~ ~ iibergegangen. Wir haben jsweils mehrere Tage aus diesen Phasen herausgegriffsn und dabei die Glykokollausseheidung im Urin untersueht. In Tabelle 5 sind die Ergebnisse zusammengestellt.

Tabelle 5. Glykokollausscheidung im Urin bei progressiver Musl~eldystrophie bei versehiedener Therapie (K. H.).

Datum I Tages- GlykokoI1 Therap ie I u rmmenge

cm a mg-%

13.1. 14. 1. 15.1. 16. 1. 17.1. 18. I. 6.2.

7.2.

n

10 g Gtutamin S desgI.

Vitamin-E- -~ B-Komptex @ Phosphatl6sung

desgl.

400 420 430 650 240

?

32,25 18,63 10,13 55,0 20,5 17,25

300 21,60 250 21 ,03

Glykokoll in der Tages- llrirmteRg e

m g

129,0 78;23 43,54

352,0 49,0

?

64,8 55,60

Es f~llt auf, dab die Glykokollausseheidung in der Niere offenbar durchaus den ~rerten normaler gleieh- altriger Kinder entsprieht. Am 1. Tage der Gtutamin- s/iurezulage steigt die Glykokollausseheidung sowohl in der Gesamtmenge als auch bereehnet auf 100 em 3 ganz betr/iehtlieh an. Das kSnnte man als sine Glyko- kollbildung aus Glutamins~iure deuten (naeh L~UT- ~ARDT~2). Da die Glykokollausseheidung in den n~ehsten Tagen wieder abf~i.llt, ist dieser Deutungs- versueh nicht allzusehr iiberzeugend. Man kSnnte ja aueh an eine Stimulierung des gesamtsn Aminos/~ure- umsatzes denken. Man hat fibrigens bei der Muskel- dystrophie der Rat te (allerdings ein Vitam-E-inMangel) eine St6rung in der Glutaminaseaktivit~tt und dem Glutamingehalt der Muskulatur festgestellt (BARBER USW. ~°, RODEnU'CK~X). Der 2. Junge (K. Z.) wurds ebentMIs einige Tags nut mit Bettruhe und einer konstanten Nahrung behandelt. Die Ietzten 2 Tage dieser Periode wurde die Glykokollausseheidung untersucht. Er erhielt dann tS~glieh 10 g Glutamin- s~ure. Ab 28.1 .50 wurde einige Woehen ti~glieh 10 g Glykokoll verabfolgt. Die Zufuhr dieser AminosS, ure wurde am 6. und 7. Februar unterbroehen und noeh einmal die Glykokollausseheidung ohne jede Therapie untersucht. Die Glykokollmedikation erwies sieh iibrigens bei diesem Jungen als weir weniger wirksam als die Glutamins~urezuthhr, weshalb wit den Jungen aueh mit einer Vitamin-E- und Glutamins~ure-Dauer- behandlung entlieBen. In Tabelle 6 sind die gefunde- hen Ausscheidungswerte eingetragen.

* Die Glutam~ns~ure wurde uns l iebenswtirdigerweise yon der F i rma Chemiewerk Homburg , ~ ' rankfur t a. ~i. zur Verfi igung gestel l t . Wi r danken I

Auch hier fallt die normale Glykokollausseheidung im Urin durchans nicht aus dem t~ahmen der Kinder- werte. Naeh G]utaminsgurezufuhr f~llt die AusscheL dung in der Gesamturinmenge und in der Urineinheit sehr stark ab, um dann allerdings am 4. und vor allem am 5. Tag der Glutamins/~uretherapie steil anzusteigen. Dies ist gerade ein entgegengesetztes Verhalten, wie beim ~lteren Jungen. Vielleicht l~13t sich diese diver- gente i%eaktion auf das unterschiedliche Alter der Erkrankung und den verschiedenen Grad der atro- phischen mid dystrophischen Prozet3 in der Muskulatur zuriickffihren.

Tabelle 6. Glykolcollaus6,cheidung bei dem Kinde K. Z. im Urin bei verschiedener Therapie (progressive Muskeldystrophie).

D a t u m

18. 1.50 19. 1.50 20. 1.50 21.1.50 22.1.50 23. 1.50 24.1.50 25. 1.50 26.1.50 27.1.50 28. 1.50 29. 1.50 30. 1.5O 31.1.50 6.2.50 7.2.50

Therapic

10 g Glutamin desgl.

10 g G'l;~kokoll desgl.

Tages- ur inmenge

cm ~

500 400 200 420 520 780 420 410 900 310

1250 550

i 7oo 1100 650

[ 800

Glykokoll in Glykokoll der Tages-

mg-% urmmmgngC

10,25 51,25 10,20 44,88 4,50 9~00 6,50 27,30 7,13 37,05

12,~ 93,60 26,45 lll,09 6,68 27,38

10,93 98,33 16,30 50,53 9,03 112,8]

15,35 84,43 85,50 598,50 28,15 307,65 15,03 97,66 6,95 55,60

Es werden weitere Untersuchungsreihen kl~tren miissen, wie das Verhalten gesunder Kinder in der Glykokolleliminierung im Urin naeh Glutamins~ure- zufuhr sieh gestaltet. Nus Untersuehungen mit der Belastung anderer Aminos~inrsn wissen wir (ScJ~J~I~m und PLi2CKTgU~15), dal~ danaeh die Ausseheidung einer ganzen Reihe yon untersuehter Aminosiinre (Phenylalanin, Tyrosin, Leuein usw.) im Urin ab- fgllt. Zusammenfassend l~iBt sieh aus unseren Unter- suchungen des Glykokollstoffweehsels bei der Dystro- phia museulorum progressiva ersehen, dal~ offenbar keine markante St6rung im Umsatz dieser Amino- sgure besteht. Die aneh jetzt noeh vielfaeh gefibte Glykokolltherapie entbehrt demnaeh einer stoffweeh- selphysiologiseh fundierten Grundlage.

ZusammenJassung. Der durehsetmittliehe Glyko- kollgehatt im Niiehternserum yon Erwaehsenen liegt bei 2,80 rag% (1,70--3,95 rag- %), der yon Kindern bei 3,08 rag% (1,02--4,17 mg %). Bei S~ugtingen fanden wit einen Weft yon 2,62 (1,61--=3,44 mg-%) und bei Friihgeburten 3,44 rag- % (2,45--4,65 rag- % ).

Die perorale Zufuhr yon 0,5 g Glykol~oll fiihrt bereits zu einem deuttiehen Anstieg des GlykokolI- serumwertes.

Naeh einer Belastung eines gesunden Erwaehsenen mi~ 2mal 5,0 d,l-Serin im Abstand yon 2 Std, kommt es nach der 2. Gabe zu einer Erh6hung des Glykokoll- wertes auf fast 9 rag- %.

Ver~nderungen des Serumglykokollspiegels liegen sich bei folgenden Erkrankungen t~ststellen: Nephri- tis, Nephrose und ~hnliehe Nierenseh/iden, Hepatitis und Lebereirrhose und sehlieBlieh bei akuter Poly- arthritis rheumatica.

Page 6: Untersuchungen des Glykokollgehaltes von Serum und Urin

290 W. Tmm~Eg und J. KI~Ablz: Bestimmung der TrSpfehengrSBe in einem InMlationsnebel. Klinisehe ........... Wochenschrtft

Die Ausscheidung yon Glykokoll im Urin liegt bei Kindern und S/~uglingen auf annEhernd gleicher HShe. Sie ist abh/ingig Yon der ~¥asserdiurese. Die sicher vermehrte Ausscheidung auch in der Urineinheit bei S~uglingen weist aueh auf eine Bedeutung der Niere, wie ja uuch die erhShten Werte bei l~ierenleiden demonstrieren, f/ir den Glykokollstoffwechsel hin.

Die EiweiBzufuhr mit der Nahrung hat offenbar kefi~erlei EinfluB auf die Glykokoileliminierung im Urin.

Die Untersuchung des Glykokol]stoffwechsels bei der progressiven Muske]dystrophie konnte keine StS- rung im Umsatz dieser Aminos/~ure aufdecken.

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BESTIMMUNG DER TROPFCHENGROSSE IN EINEM INHALATIONSNEBEL. V o n

W. TI-it~l~X~m~ und J. K~A~z. Aus der Inneren kbteilung des St/idtischen Krankenhauses Bad l~eichenhalI (Leitung: Dr. O. I(~H.~]~) in Zusammenarbeit mi t dem Physikalisehen :Institut

der Universit~t Mfinehen (Leitung: Prof. Dr. G~RI~e~).

Die Anwendung yon Antibiotica und Chemothera. peutica per inhalationem be ider Behandlung eitriger Erkrankungen der Luftwege gab AnlaB, sich erneut mit tier Inhalationstechnik und den Inhal&tionsappa- raten zu besch~ftigen, da diese nieht zuletzt an dem erreichbaren Erfolg beteiligt sind.

Trotz der groBen Literatur 1, die fiber dieses Goblet erschienen ist, finden sich nur wenig Autoren, die sich exakt mit der Frage der TrSpfchengrSBe und deren Bestimmung auseinandergesetzt haben. Die wohl grundlegende deutsche exloerimentelle Arbeit stammt yon W. II~vm~nI~ aus dem Jahre 1920 2. HnUB~R benfitzte z u r Messung der TrSpfchengrSBe zwei Me- thoden, die mikroskopische und die chemische, d .h . den quantitativen Naehweis des sedimentierten An- teiles eines Nebels, der durch ein waagerechtes Rohr mit bestimmter Geschwindigkeit geleitet wird. Mikro- skoloisCh k6nnen die Tr6pfchen nach Aufsprayen auf einen Objekttr~ger ausgemessen werden.

Die Amerikaner haben im Laufe des zweiten Welt- krieges des Problem der Inhalation yon Penicillin zur Behandlung eitriger Infekte der Lungen a.ufgegriffen und dabei die Frage der TrSpfchengrSBe im Inhala- tionsnebel wieder aufgerollt. Die experimentellen Unterlagen yon Am~ANso~ 3, BI~¥SO~, L~SKI~q, S K L A -

l~OWSKr und R~ITnl~ sagen ]eider fiber die genaue Me- thod~k der Bestimmungen nichts aus, bzw. sind sic noch nicht verSffentlicht. Die amerikanischen Auto- ren benfitzen einen sog. Zentrifugal-Fraktionator, d .h . eine gewendelte Glasschlange, durch welehe der Nebel rait bestimmter kons~anter Geschwindigkei~ ge- trieben wird. Die TrSpfchen im Nobel werden durch die Fliehkraft an die W a n d des l~ohres geschleudert. Da die I¢otationsgeschwindigkeit und Nebelmenge be- kannt sind, kann die Masse der TrSpfchen, die sich niederschlagen, berechnet werden, ebenso wie die GrSBe der TrSpfchen, die den Zentrifugal-Fraktio- na~or verlassen.

Die GrSl~e der TrSpfchen in einem Inhalat, ionsnebel ist von ausschlaggebender Bedeutung, d~ sie d~riiber entscheidet, ob und wie welt der Nobel in die Lunge eindringen kann. Gefordert wird ein Nebel, dessen

TrSpfehen - - mit Penicillin beladen - - m6glichst bis in die Alveolen oder Bronchiolen gelangen und dort eine 5rtliche antibakteriel]e Wirkung ausiiben kann. Die GrSBe ist nun maBgebend daffir, ob die TrSpfchen iiberha.upt die Glottis passieren kSrmen odor sich schon im Mund-I~achenraum niederschlagen. Feinere TrSpfchen gelangen leichter und reichlicher in die tiefen Luftwege als die groBen. Diese werden sich meist frtiher niederschlagen. Ffir TrSpfchen, die einen optimalen Niederschlag in den Alveolen geben, gibt HEUBNEI¢ als g/instigste Gr6Be 5--20 ~ an, neueste amerikanische Arbeiten (SEGAL und Mitarbeiter 4) hin- gegen 0,5--2,0 ~z GrSBe*.

Bei den vortiegenden Untersuchungen wurden ein neuer Inhalator der Firma Stuhl und ein bei uns seit langem in Gebrauch stehender Pari-Inhalator ver- wendet. Die Stuttgarter Firma Stuhl & Co. G.m.b.H. hat auf Anregung yon Prof. D~NIG diesen neuen Inhalator herausgebracht, der einem amerikanischen InhMationsapparat yon LEvlzqE nachgebildet ist, wel- eher in Amerika unter dem IXTamen ,,Vaponephrin- Inhalator" im Handel ist.

Zur Bestimmung der TrSpfchengrSBe wurde ein "COIl MILLIKA2~ und EHIC]~NttAFT** angegebener Apparat verwendet und der Radius der Tr6pfehen mittels des SToKEsschen Gesetzes berechnet***.

Versuchsbeschreibung. Durch eine vor Luftstr6mungen geschiitzte MeBstreeke

fallen die Tropfen mit einer dureh ihre l~ibung in der Luf~ ge- gebenen konstanten Geschwindigkeit, die yon ihrer GrSI3o a.b- h~ngig ist. Ihre Fallgesehwindigkei~ wird mi~ einer Stoppuhr

* t i ler sei anf sine Literaturangabe hingewiesen, die zu Irrt(imern An- lab geben kann. In dora Aufsatz yon SEGAI~, LEVIIqSON und BEAKY, Chest Diseases, Bd. XIV, 1948, wir4 yon 0,5--2,0 # Gr5f]e der Tropfen gesproehen. SEGAL Stii~Zt seine Angaben anf experimenfelle Untersuehungen yon ABRAMSOh'. In dessert Originalarbei~ (Ann. Allergy 1946) heiBt es abet 0,5--2,0/* l~adius, d . h . wenn man yon Gr6i~e tier TrSpfchen spreehen wollte, mfiB~e es 1,0--4,0/z heil~en. In dem Bueh iiber Sulfonamide, Peni- cillin un4 S~reptomyein yon DENNIG told t:[ANGLE]~NER is~ als g(instigste TrSpfchengr6Be znr Inhaler.ion e b e n f a l l s - falseh yon SEGAL fiber- nommen - - 0 ,5 - - 2,03 angegeben. Auch in dem Prospek~ tier Fa. Stuhl fiir denneuen Inhalator erschein~ diese kngabe wieder. (Aus dem Buch Yon DENNIG und HKNGLEITb~ER.)

** MII~LIKAN 11. EI][RENHAI~T: Physic. l~ev. i], 109 (1913). *** Stocke's Papers, Bd. 1, S. 75. Cambudge 1880.