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XXX[. Arts dem Institnt fiir Hygiene und Bakteriologie der Universit~tt Strassburg. (Direktor: Geheimrat Uhlenhuth.) Untersuehungen iiber alas ltilhnersarkom (Peyton ttous). VOn Dr. Max Biirger, Asgi~telltell am Instiml. (Hierzu Tafeln X und XI.) Die Ansehauungen, die man sich bisher aus dem Tats~ehenmaterial der experimentellen I<rebsforsehung fiber das Znstandekommen tier Iml)f- tumoren gebildet hat, gehen bei der Mehrzahl der Autoren dahin, dass der positive Iml)ferfolg das tlesultat einer Transplantation istl). Diese Ansieht bedarf einer Erweiterung, seitdem tier Amerikaner Peyton Rous fiber erfolgreiehe Iml)fung mit Berkefeldliltraten yon Tmnorbrei bei Hfihnern beriehtete. In seiner neuesten Arbeit 2) konnte der Autor fiber drei in ihrem Bau differente, dutch Tumor-Berkefeldfiltrate erzeugte Sarkome Mit- teilung maehen, und zwar ein Spindelzellensarkom, ein 0steoehondrosarkom und ein Angiosarkom. Jedes Filtrat erzeugte nut den Tumor yore Ban seiner Matrix. Es ist Mar, dass im Falle einer Best~itigung dieser Mit- teilungen der experimentellen Tumorforselmng neue Wege gewiesen sind. Insbesondere werden die Fragen iiber hnmunit~it und Imnmnisierung bei solehen Tumoren in anderem Liehte als bisher erseheinen. Die Tumoren yon Peyton Rous sind die Prodnkte einer Infektion. Naeh der pathologiseh-anatomisehen Definition werden solehe Gesehwtilste im allgemeinen zu den entztindliehen Grannlomen gereehnet, die streng yon den eehten Gesehw~flsten zu trennen sind. Die Bilder abet, die Peyton Rous yon seinen Tnmoren gibt, sind yon eehten Tumoren vielfaeh nieht 1) Apolant~ Ueber Krebsimmunitg~t. Zeitschr. f. Krebsforsehung. 1913. Bd. ll. 2) Peyton Rous and James B. Murphy~ The journal of exper, med. 1914. Vol. XIX. No. 1.

Untersuchungen über das Hühnersarkom (Peyton Rous)

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XXX[.

Arts dem Institnt fiir Hygiene und Bakteriologie der Universit~tt Strassburg. (Direktor: Geheimrat U h l e n h u t h . )

Untersuehungen iiber alas ltilhnersarkom (Peyton ttous).

V O n

Dr. Max Biirger, Asgi~ te l l t e l l a m I n s t i m l .

(Hierzu Tafeln X und XI.)

Die Ansehauungen, die man sich bisher aus dem Tats~ehenmaterial der experimentellen I<rebsforsehung fiber das Znstandekommen tier Iml)f- tumoren gebildet hat, gehen bei der Mehrzahl der Autoren dahin, dass der positive Iml)ferfolg das tlesultat einer Transplantation istl). Diese Ansieht bedarf einer Erweiterung, seitdem tier Amerikaner P e y t o n Rous fiber erfolgreiehe Iml)fung mit Berkefeldliltraten yon Tmnorbrei bei Hfihnern beriehtete. In seiner neuesten Arbeit 2) konnte der Autor fiber drei in ihrem Bau differente, dutch Tumor-Berkefeldfiltrate erzeugte Sarkome Mit- teilung maehen, und zwar ein Spindelzellensarkom, ein 0steoehondrosarkom und ein Angiosarkom. Jedes Filtrat erzeugte nut den Tumor yore Ban seiner Matrix. Es ist Mar, dass im Falle einer Best~itigung dieser Mit- teilungen der experimentellen Tumorforselmng neue Wege gewiesen sind. Insbesondere werden die Fragen iiber hnmunit~it und Imnmnisierung bei solehen Tumoren in anderem Liehte als bisher erseheinen.

Die Tumoren yon P e y t o n Rous sind die Prodnkte einer Infektion. Naeh der pathologiseh-anatomisehen Definition werden solehe Gesehwtilste im allgemeinen zu den entztindliehen Grannlomen gereehnet, die streng yon den eehten Gesehw~flsten zu trennen sind. Die Bilder abet, die P e y t o n Rous yon seinen Tnmoren gibt, sind yon eehten Tumoren vielfaeh n i e h t

1) Apolant~ Ueber Krebsimmunitg~t. Zeitschr. f. Krebsforsehung. 1913. Bd. ll.

2) Pey ton Rous and James B. Murphy~ The journal of exper, med. 1914. Vol. XIX. No. 1.

M. Bfirger~ Untersuchungen fiber das Hiihnersarkom (Peyton Rous). 527

zu unterscheiden. Der Erreger dieser Infektionsgeschwfilste ist ein filtrier- bares und ultravisibles Virus; die yon ihm erzeugten Tumoren erreichen in km'zer Zeit MannsfaustgrSsse. Voraussichtlich wird die experimentelle Tumorforschung auf Grund der genannten Befunde die ttyl)othese , d a s s Geschwtilste Produkte yon belebten Erregern sein k S n n e n - daher im Siune der pathologisch-anatomischen Definition als ,,entzfindliche Granu- ]ome ~ aufzufassen stud - - wieder mehr berticksichtigen. Als Arbeitshypo- these wenigstens scheint sie uns, dank der Rousschen Untersuchungen, zum mindesten wieder diskussionsffihig geworden zu sein, umsomehr, als ganz neuerdings ahnliche Beobachtungen fiber ein filtrierbares: tumor- erzeugendes Agens auch bet Mgusecarcinom yon verschiedenen Autoren mitgeteilt wurden~ die allerdings trotz grosser Versuchsreihen nach den in unserem Laboratorium gemachten Erfahrungen nicht best'htigt werden konnten.

Geschwfilste werden bet Hfihnern relativ selten beobachtet. Aus einem Bericht des Veterini~rinstituts der Universit~tt Leipzig fiber die Jahre 1911 und 1912 entnehmen wir folgende Zahlen: Bei 852 sezierten Hiihnern wurden insgesamt 12 real Gesehwfilste festgestellt. Bei 7 aussehliesslieh den Eierstoek betreffenden bzw. von diesem ausgehenden Gesehwtilsten wurdeu folgende Diagnosen gestellt:

a) Myxosarkom eines Eierstockfollil;els mit tSdlicher Yerblutung infolge Berstung eines Blutgefiisses.

b) Myxosarkofibrom des Eierstocks (kinderfaustgrosser Tumor; Tod dutch tterzliihmung).

c) Sarkom des Eierstocks mit Ausbreitung auf das Bauchfell und Metastasen in der Leber und Milz.

d) Sarkom des Eierstocks mit Metastasen in der Lunge~ den Nieren und dem Herzmuskel.

e) Adenocareinom des Eierstoel~s mit reiehlicher Bindegewebseinlagerung. f) Adenoearcinom des Eierstoeks mit Metastasen in der Leber. g) Adenoeareinom des Eierstocks mit Metastasen in der Leber. Bei den 5 andere Organe ausschliesslich oder in erster Linie betreffenden

Geschwfilsten wurden folgende Diagnosen gestellt: h) Leiomyom am @ekrSse des Eileiters (zufiilliger Befund). i) Myxosarkom~ ausgehend yore Bindegewebe der Brustmuslmlatur mit Meta-

stasen in der Lung'e~ Leber und Milz. l~) Lymphosarl~om der Milz mit Ausbreitung auf das Bauchfell. 1) Lymphosarl~om der linken unteren Halslymphdrfise mit Metastasen im

Herzmuskel. m) Lymphosarkom der Gel~rSselymphdriisen mit Netastasen im tIerzmuskel

und in der Lunge.

Unter den Tmnoren befiuden sieh 8 Sarkome. Auffallende Ueber- einstimmung mit unseren Befunden zeigen die Angaben fiber Metastasen

35*

528 M. Biirger, Untersuchungen fiber das ttfihnersarkom (Peyton Rous).

in der Lunge (dreimal) und Herz (dreimal). Die Augaben fiber Verblutung infolge Berstung eines Blutgefitsses erinnert uns gleiehfalls an unsere Be- obaehtungen tiber Verblutung in die BauehhShle (ef. unten S. 531). Ob wit es hier mit dem gleiehen Tumor wie dem yon P e y t o n Rous be- schriebenen zu tun haben, l~tsst sieh nieht feststellen, da Filtrationsversuehe m~d sonstige biologische Untersuehnngeu nieht ausgeftihr~ wnrden.

Ausser den Arbeiten yon P e y t o n Rous*) sind systematisehe Unter- suelmngen fiber diesen Gegenstand bisher night gemaeht worden. C. L ewine) demonstrierte den Tumor in Berlin, W a l t e r a) in Greifswald. C. F u n k 4) maehte Mitteilungen, nach denen es ihm gelungen ist, mit Alkoholextrakten aus getroeknetem Tumorgewebe Tumoren mit Metastasen zu erzeugen.

Die folgenden Untersuehungen wurden angestellt einmal deshalb, weil an ihnen die versehiedenartigen Manifestationen eines ultravisiblen Virus im Organismus sieh dartun lassen, andererseits, well man naeh allem, was Rous beriehtet, hoffen kaun, dass ftir die experimentelle Tumorforschnng sich endlich einmal neue Gesiehtspunkte aus dent Studium dieser Hiihner- tumoren ergeben werden.

Das yon uns verwendete Material verdanken wit Herrn Professor C. Lewin (Berlin). Wit nnterriehteten uns in eigenen, ausgedehnten Ver- suehen zungehst fiber Waehstulnsintensit~t, Malignit~tt und Impferfolge mit diesem Material nnd andere praliminare Fragen, die erledigt werden nmssten, beret wit an das Studium der hmnunit~it, das uns bei diesen ~usserst malignen Tmnoren besonders interessant zu sein schien, heran- gehen konnten. Soweit es sieh lediglieh um Best~ttigung der Roussehen Erfahrungen handelt, sind die Befunde in aller Kfirze mitgeteilt.

hffekt ionsmodus.

Es gelang, Tumoren zu erzeugen dm'eh Verimpfung yon Stfiekehen frisehen Tumorgewebes, yon Tumorbrei~ durch Berkefeldfiltrate vo~ Tmnor- brei, in einigen Fgllen aueh dutch Verimpfung yon Vollblut tumorkranker Tiere in die B r u s t m u s k u l a t u r gesunder deutseher Hiihner. Die gleiehen tlesultate lassen sieh erzielen dutch s u b k u t a n e Verimpfung des Materials. Aueh Injektion in das kavernSse Gewebe der K a m m l a p p e n hatte positiven Erfolg. Einmal gelang es uns aueh i n t r a k r a n i e l l , einen Tumor zu setzen. Die Waehstumsintensit~tt war naeh intramuskul~trer Impfung (Brustnmskulatur)

1) An Avian Tumor . . . . Prec. of'the am. philos, see. Vol. LI. No. 205. - - l~ous und Murphy~ Journ. ofexper, reed. Vol. XlX. No. 1, Vol. XV. No. 2, u XV. No. 3. - - R o u s , L inda und Lang% Ibidem. Vol. XVlll. No. 6.

2) C. Lewin~ Berliner klin. Wochenschr. 1913. S. 1371. 3) Waiter, Deutsche reed. Wochensohr. 19t3. S. 1859. 4) C. Funk, s Ergebnisse. 1913.

M. Bfirger, Untersuchungen fiber das Hiihnersarkom (Peyton Rous). 529

am grSssten bei Durchbrueh des Tumors in die freie BauehbShle, wo er sieh auf tier Serosa sehr raseh verbreitet, wenig geringer in der Muskulatur, deutlieh verlangsamt nach gammimpfungen. Ursachen far die verschiedene Waehstumsgeschwindigkeit sind Verschiedenheiten in der Gefftssversorgung des Mutterbodens und der je naeh deru Organ wechselnden Gewebsfestig- keit, die einer raschen Ausbreitung des Tumors gewisse Schrauken setzt. In dieser Richtung bieten das Cavum peritonei und die Lungen optimale, die Sch~tdelhShle und die Kammlappen erheblich schlechtere Bedingungen. Naeh Verimpfnng yon Tumormateria] in die Brustmusku]atur fiihlt man 10--14 Tagen einen etwa haselnussgrossen Knoten an der Impfstelle. Die 5Iuskulatur an der Impfseite erscheint geschwollen. In den fo]genden Tagen vergrSssert sich der Tumor raseh. 3--~1 Wochen post infectionem sterbeu die Tiere unter Abmagerung und schwerer Dyspnoe, deren Ursache weiter unten besprochen wird. Die K a c h e x i e ist sehr verschieden aus- gepragt. Am ausgesprochensten ist sie unter unseren Fallen dann, wenn die tumortr~chtigen Tiere l~ngere Zeit am Leben bleiben (60--70 Tage post infectionem), wahrend wir sie haufig bei an Lungensarkomatose ge- storbenen Tieren vermissten. Bei der Sektion eines nach intramuskulltrer hnpfung gestorbenen Tieres finder man einen hfihnerei- bis faustgrossen, in den zentralen Partien myxomatSs entarteten, zum Tell k~tsig zerfallenen Prim~rtumor. Die Muskulatur tier Nachbarschaft ist yon Tumormassen mehr oder weniger weitgehend infiltriert, makroskopiseh ist der Tumor meist relativ scharf gegen die gesunde Muskulatur abgesetzt. Die mikro- skopischen Verhaltnisse verdeutlieht Fig. 1. Man sieht hier das Einwuchem der Spindelzellenzfige in die Muskelinterstitien. Die benachbarte Muskulatur erscheint bei makroskopischer Betraehtnng glasig und wasserreicher als die gesunde Musku]atur. Sind die Tmnormassen in die PeritonealhShle durch- gebrochen, so pflegen sic sich als glasige, sulzige Massen auf der Serosa schnell zu verbreiten. Gelegentlich finder sieh schleimiger, fadenziehender, rostbraun gefarbter Ascites, in dem losgerissene Tumorfetzen herum- schwimmen. Der Knoehen (Carina sterni) bleibt meist intakt und setzt dem weiteren Vordringen des Tumors Widerstand entgegen.

Hetastasen.

In den Ffillen, die in der geschilderten Weise zum Tode fiihren, linden sich ausnahmslos Metastasen. Fast immer befallen sind die Lungen und die Leber, seltener das Herz und die KSrpermuskulatur~ noch seltener die Milz. In den Nieren und Nebennieren wurden nicht einmal makroskopisch siehtbare Metastasen gefunden. Sind die Lnngen befallen, so zeigen sie sich durehsetzt ufit erbengrossen, derben, weissen Knoten~ die z. T. kon- fluieren; oft stellen die Lungen eine feste, kompakte Masse dar~ in tier sich nut geringe Reste gesunden Gewebcs finden, so dass man sich wundert,

530 M. B~rger , Untersuehungen fiber das Hfihnersarkom (Peyton l~ous).

wie die Tiere mit den geringen Resten atmenden Parenehyms haben leben kSnnen. Die Oberflaehe der Lungen ist hCiekerig, da die einzelnen Zeta- s~asenknoten iiber die Oberfl~tehe ein wenig hervorragen. Beziiglieh der Metastasierung in die Lunge selleint uns folgende Beobaehtung bemerkens- wert: Von 9 Tieren, bei denen der Tumor naeh intramuskulSrer Impfung ins Peritonenm dnrehgebrochen war und sieh dort raseh ausgebreitet hatte, starb nieht ein einziges an Lungensarkomatose. Die durehselmittliehe Lebensdauer der Tiere betrng in diesen F~illen 37,7 Tage, nahezu das doppelte derjenigen, die bei Lungensarkomatose erreieht zu werden pflegt. Die Kaehexie war gerade bei diesen Tieren sehr hoehgradig, und man gewinnt den Eindruek, dass nut der im Falle der Lungensarkomatose so rasch eintretende Erstiekungstod dem Manifestwerden der kaehektisehen Symptome zuvorkommt. Wit geben im folgenden eine tabellarisehe Ueber- sieht tiber den Lungenbefund der an Bauehfellsarkomatose gestorbenen Tiere:

Tabelle I.

GrSsse = des

Prim~r~umors o

I! Intervall

i zwischen I ~ lmpfung und

Exitus i in Tagen

Lungen-

befund Bemerkungen

1769 1916

1740 1741 2000

1976

312

9

10

1960 2 faustgross 1957 hiihnereigross

1960 hfihnereigross 1960 haselnussgross 1957 kirsehgross

1997 [ multipel, hasel- ,' nussgross

1960 I walnussgross i

884 walnussgross

869 ip. geimpf~

62 (10)

50 5O 13

37

16

5O

32

Lungen frei do.

do. do. do.

Solit~r- metastase

einzelne mill- are Metastasen

vereinzelte Netastasen Lungen frei

HoehgradigeKaehexie. GetiStet zur Blufge- winnung.

HoehgradigeKachexie. Mittelsehwere t%ehex. Sehr grosser Tumor in der BauehhiJhle.

IloehgradigeI%ehexie.

Verblutung ins Peri- toneum.

Kaehexie.

In allen diesen Fttllen fand sieh naeh Durehbrueh des Tumors ins Peritoneum fadenziehender, sehleimiger (myxomat6ser) Aseites. In der Leber finden sieh in fast allen den F~tllen, in denen es zur Ausbildung der Lungensarkomatose kommt, steeknadelkopfgrosse bis erbsengrosse Metastasen. Die ale weisse Knoten imponierenden Metastasen sind ge- legentlieh zentral zeffallen, gegen die Umgebung aber seharf abgesetzt (vgl. Fig. 21). In einigen F~llen erseheint die gauze Leber oder wenigstens ein ganzer Lappen stark vergrSssert und weissgrau verf/trbt~ (lie Konsistenz des Organs ist morseh und briichig; eine Unterseheidm~g zwisehen ge-

M. Bfirger, Untorsuohungen fiber das Htihnersarkom (Peyton Rous). 531

sundem und krankera Gewebe ist makroskopisch schwer durchzufiihren. In raanchen F/illen bilden sich stecknadelkopf- bis erbsengrosse Blutcysten, die offenbar durch Einbrueh des Tumors in Blutgefasse oder dutch Throra- bosierung derselben entstanden sind. Von solchen Blutcysten kSnnen aus- gedehnte Blutungen ausgehen, die bisweilen den Tod des Tieres zur Folge haben. In diesen Fallen finder man die BauchhSh]e angeftillt rait Blur, die Leberoberflache ist bedeckt rait dicken, schwarteufSrraigen Blutgerinnseln (vgl. Fig. 3). Metastasen in die Herzmuskulatur sind selten~ kommen abet zu einer bemerkenswerten Ausdehnung, bevor der Tod des Tieres eintritt (vgl. Fig. 4). Wir haben 8 haselnussgrosse Tumorknoten in einem Htihner- herzen gefunden~ das durch die'Knoten, die sich fiber die Oberfl/~che ~-or- wSlbten, ganz seine Gestalt verloren hatte. Einraal land sich ausgedehnte Sarkomyxoraatose des Herzbeutels, der mit dem eingelagerten Herzen zu einer hiihnereigrossen Masse angewachsen war. In der Milz finden sieh selten Metastasen, ebenso im Ovarium. Wie Rous ist auch nns aufgefallen, dass ira Winter - - zu einer Zeit, in der die Hfihner nicht legen - - hie Ovarialmetastasen gefunden wurden, w'ahrend im Frfihjahr unter sonst gleichen Nahrungs-, Stall- und Impfbedingungen raehrraals Metastasierung ins Ovarium beobaehtet wurde. Nie fanden sich in den Nieren raakro- skopisch sichtbare Metastasen. Auch mikroskopiseh liessen sich, soweit untersucht, bisher keine nachweisen. Diese Feststellung scheint besonders beraerkenswert. Da sieh naeh Rous ' und unseren Erfahrungen das Virus auf dera Bhtwege im Organismus zu verbreiten scheint, hat man das Recht, yon einer Art Sepsis zu sprechen. Gerade bei Sepsis sind aber besonders die Nieren h~tufig Sitz metastatischer Abscesse. Wider Erwarten koramt es nie zur Bildung' yon Tmnoren in den Niereu, auch nicht in den F~illen, in denen die Ver impfung der Nieren au[ gesunde Tiere einen p o s i t i v e u I m p f e r [ o l g gezeitigt hatte und dadureh die Anwesenheit der Erreger in den Nieren erwiesen worden war. Die Erreger befinden sich also in den Nieren in einem ] a t e n t e n Mikrobismus. Metastasen in den Magendarmtrakt wurden nur einmal beobachtet. In diesera Falle fandeu sich in der derben Magenmuskulatur des Huhnes raehrere erbsengrosse, sehr feste weisse Knoten, die sieh mikroskopisch als typisehes sarkoraatSses Gewebe erwiesen. Eigentliche Sehleimhautmetastaseu fanden sich hie. Ein- real wurden in der Subkutis einige mikroskopisch sichergestellte Metastasen gefunden. Ueber die u der Metastasen auf die einzelnen Organe orientiert die Zusammenstellung au[ Tabelle II, wo die Befunde nach Irapfung in die Brustrauskulatur zusammengestellt wurden.

A]s Pr/tdilektionsstelle der Metastasen wurden die Lungen und die Leber bezeichnet. Es nmss bei der Infektiosit~tt des Impfraaterials darau gedacht werden, dass es sich bei den Lungen-und Lebertranoren nicht ura eehte Metastasen ira Sinne der pathologisch-anatoraischen Definition handelt,

53"2 M. Biirger, Untersuehungen liber das Hiihnersarkom (Peyton gous).

Tabelle 1I. Verteilung der Netastasen auf die

i9 8!199417o,11979 ,7 o ,7 !1937,93s 17 1,99 Nr. des Tieres: 93411914 1907 1651 ' ' I - ~

Lunge . . . . . . Leber . . . . . . . l[erzmuskulatur . Nagen-Darmkanal I(~rpermuskulatur Nilz . . . . . . . . Ovarium . . . . . Nieren . . . . . . Pleura . . . . . . Peritoneum . . . .

++ 0 0 0 0 0 0 0 0 +

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

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~ t o o o 0 o + 0 0 0 0 + o

;++ o 0 0 0 o 0 + o 0 0 0 0 0 0 0 0

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6 0 0 0 0 0 0 +

sondern dass das Virus nach der Verimpfung dureh Resorption in die Zirkulation gelangt und so zu einer gleichzeitigen multilokuli~ren Tumor- bildimg ftihrt. Zugunsten dieser Auffassung sprieht die Tatsaehe, dass die metastatisehen Tumoren in kurzer Zeit relativ gross werden. Wie erw~ihnt, trat oft sehon drei Woehen naeh der impfung der Exitus ein, der dureh ausgedehnte Sarkomatose der Lungen bedingt war. Warum sieh diese l~Ietastasen mit soleher Regelm~tssigkeit gerade in den Lungen entwiekeln, ist sehwer zn sagen. Hfilt man an der Ansieht lest, dass es sieh mn Entwieklung yon Simultantumoren handelt, bedingt dureh eine Anssaat des Virus, so k(Snnten besonders gfinstige Entwieklungs- und Erni~hrungs- bedingnngen ftir das Virus gerade in den Lungen gegeben sein. Handelt es sieh aber mn Versehleppung you Tmnorpartiketn, so sind vielleieht meehanisehe Verh~tltuise - - die Enge der feinen Lungenkapillaren - - Sehuld an der Retention soleher Zellkomplexe gerade an diesen Stellen. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass die bei M~tusen experimentell erzeugten Tumoren, wenn iiberhm~pt, fast aussehliesslieh in die Lungen metastasieren. Hier entwiekeln sieh die 5Ietastasen allerdings nut dann h~tufig, - - his zu 48 pot. der Fitlle - - wenn man dutch Sehwanzimpfungen ( U h l e n h u t h ) f~ir ein langsames Waehstum des Primiirtumors Sorge tr/igt x). Nikroskopiseh finden sieh naeh B o r e l l und H a a l a n d aueh unter andereu als yon W r z o s e k gew:~thlten Bedingungen sehr hftufig Lnngen- metastasen (die Erfahrung bez~iglieh reiehlieherer Hetastasierung bei hmg- samem Waehstum des Primiirtumors naeh Sehwanzimpfungen kiSnnen wir naeh Experimenten an einem t~attensarkom bestatigen).

Dutch Verimpfung yon l~Ietastasen aus versehiedenen Organen auf gesunde Hiihner liess sieh ausnahmslos ein Tumor erzellgen. Von m a k r o - s k o p i s e h m e t a s t a s e n f r e i e n O r g a n e n wurden ausser den bereits er- w~thnteu hnpferfolgen naeh Nierenbreiinjektion positive Resultate naeh

1) A. Wrzosek~ Zeitschr. f. t{rebsforschung. Bd. 11.

++

0 0 0

M. Bi i rger , Untersuchungen fiber das Hfihnorsarkom (Peyton Rous). 533

einzelnen Organe nach intramuskulErer Impfung.

o o o

§

177o 1999,997 199~176~i~9~i191~,75~175~,771 ~1~ lO 1, 19591976r,ooo

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Sttickchenimpfung von makroskopisch gesunden Ovarien erreicht. Zwei negative Resultate wnrden erhalten nach Verimpfung yon Oesophagus- stfickchen eines tumortriichtigen Huhnes, dessen Nieren und Ovarium virulent waren. Mit Mar zentrifugierter Axscitesfiiissigkeit, gewonnen yon einem Tier mit Bauchfellsarkomatose, wurde nach intramuskul~rer Injektion t in rasch wachsender Tumor erzielt. Ebenso wurden bisher mit Eiemul- sionen, die aus Eiern an Sarkomatose verstorbener Htihner hergestell t waren, s i c h e r positive Impferfolge nicht erzielt. Wahrend alles bisher erwahnte Impfmaterial - - soweit es virulent ist - - bei deutsehen Hfihnern eil~_e Erkrankung hervorbringt, die in der Regel in drei Wochen zum Tode fiihrt, ist der Verlauf nach Injektion yon Berkefeldfiltraten wesentlich ]angsamer. Nach drei Wochen war bei den drei mit Erfolg geimpften Tieren der Tumor eben palpabel , zu einer Zeit also, in d e r m i t Tumor- stiickchen geimpfte Tiere hi~ufig schon an allgemeiner Sarkomatose zu- grunde gegangen sind. Eines der Tiere starb 50 Tage post infectionem (Nr. 934). Wegen der prinzipiellen Bedeutung des Filtratversuchs sei hier kurz das Verfahren skizziert: 4 - - 5 g Tumor werden in einer Reibeschale zerkleinert unter Zusatz etwa der zehnfachen Menge physiologischer NaC1- LSsung. Der Brei wird nacheinander durch Gaze, Asbest und Berkefeld- kerze filtriert. Das so gewonnene Fi l t ra t wird auf 10 Hiihner verteilt. Bei 3 yon den J0 intramuskulgr gespritzten Tieren geht der Tumor an. Weiterverimpfnng dieseL" Tumoren gelingt leicht. Ein dri t ter Weg, den Tmnor yon kranken ant gesunde Tiere zu tibertragen ist der, Tiere mit dem Blur von sarkomkranken Hiihnern zu infizieren. Bei den sp/~ter zu erw/ihnenden [mmunisierungsversuchen zeigte sieh, dass nach nicht ganz einwandfrei gelungenen intraven0sen Injektionen yon Tumortr~tgerblut an den Fliigeln ausgehend yon der Injektionsstelle grosse Tumoren sieh ent- wiekelten. Ob die Tumoren, die sieh bei diesen Tieren in Lunge und Leber fanden, als prim/tr entstanden naeh tier endovenSsen Applikation des Virus oder als Metastasen des Fltigeltumors aufzufassen sind~ konnte bis-

534 M. B~irger, Untersuchungen fiber das Hfihnersarkom (Peyton t~ous).

lang nicht entschieden werden. Auffallend ist folgendes: Wahrend bei diesen Blutverimpfungen stets-das durch Zitrat fliissig gehaltene Gesamt- blut Verwendung fand und positive Resultate zeitigt% wurde bei Ver- wendung yon Serum und Plasma dieser Erfo]g nicht erzielt. Man kSnnte den Einwand machen, dass das Virus nicht st~tndig zu zirkulieren brauche und deshalb der Nachweis der Infektiosit~t des Plasmas fehlgesehlagen sei. Um diesen Einwand zu entkraften, wurde das Plasma von 7 schwer tumorkranken moribunden Hfihnern, die samt]ieh Metastasen aufwiesen, gemischt, das Plasma durch Zentrifugieren gewonnen und in Mengen yon 5 ecru auf 4 gesunde Hfihner verteilt. Trotzdem hatte der Versuch den erw~hnten negativen Erfolg. Wir wollen aber aus diesem Versttch nicht den Schluss ziehen, dass das Virus an die BlutkSrper - - weisse oder rote - - gebunden ist. Jedenfalls gelang es uns bis jetzt nicht, dureh Injektion viermal gewaschener BlutkSrper yon Tumortieren in Mengen yon 1 - -5 eem reinen (unverdfinnten)BlutkSrperchenbreis Tumoren zu erzeugen (Versuche an 8 Tieren mit BlutkSrpern yon 10 tumortrachtigen Tieren).

Kammtumoren. Zum Studium der Operationsimmunit~t war es notwendig, Tumoren an

bequem zuganglichen Stellen zu erzeugen. Als geeigneter Ort erwiesen sieh die Kammlappen. Man schiebt Stfickchen Tumorgewebe unter Ver- meidung einer vollstandigen Perforation des Lappens bei mSglichst tangential geha]tener Impfnadel in das kavernSse Gewebe. Starkere Blutungen sind nicht zu befi~rchten. Die Tumoren entwickeln sich gut~ wenn aueh l~ng- samer als in der Brustmuskulatur. Wir glauben, diese Methode der hnpfung vor allem zum Studimn der Wachstumsgeschwindigkeit der Tumoren und zum Nachweis therapeutischer Effekte an denselben empfehlen zu kSnnen. Die Metastasierung der Kammtumoren ist v o n d e r der Brusttmnoren nicht verschieden. In den meisten F/~llen sterben auch diese Tiere an Lungen- sarkomatose. Bemerkenswert ist, dass gerade die in] Kamm erzeugten Tumoren den Bildern des menschlichen Sarkoms am ahnlichsten sind (vgl. Fig. 5).

Impfresul ta te .

Die hnpfresultate sind am g~instigsten bei intramuskul~irer Applikation des Virus. Hier erreichen sie nahezu 100 pCt. Bei den Kammimpfungen betrug die Ausbeute 89 pCt. Am ungiinstigsten waren die Besultate nach Blut- und Berkefeldtumorfiltratimpfnngen. In den letzten F~llen hat die zahIenmassige Darstellung der Impfausbeute nur beschr~nkten Wert, da wir ~iber die Verteilung und Menge des Virus im Impfmaterial nichts wissen. Bei der Stfiekchenmethode wird jedenfalls stets ein Multiplum der

M. B/irger, Un~ersuchungen fiber das H~ihnersarkom (Peyton l~ous). 535

tumorerzeugenden Minimaldosis ttbertragen. Da die Uebertragung mit der erw~thnten Sieherheit gelingt, sind wir bei negativem Impferfolg bereehtigt, yon einem refraktaren Verhalten der Hfihner zu spreehen. Unter insgesamt 152 mit Stttekehen geimpften Htihnern wurde 5 real soleh refraktares Ver- halten beobaehtet. Eine Erklarung daftir liess sieh bisher nieht finden. Aueh Rons und M u r p h y beobaehteten refrakt~ires Verhalten yon einzelnen Individuen gegentiber der Sarkomimpfung. Ihre vergleiehenden histolo- gisehen Untersuehungen fiihrten sie zu dem Resultat, dass das Ausbleiben oder Auftreten einer spezifisehen zur Vaskularisation ftihrenden Reaktion im Gewebe des Withes keinen bestimmenden Einfluss anf das Schicksal des implantierten Hiihnersarkoms ausabt.

Spontaniibertragung. Trotz der hohen Infektiositat des Impfmaterials wurde nicht einmal

eine spontane Uebertragung beobachtet~ obwohl absichtlich kranke und gesnnde Tiere fiir lange Zeitr~ume in einem gemeinsamen engen Stall untergebracht waren. Auch durch Verftitterung yon frisch geschlachteten Tumorhtihnern: die, in der Fleischmaschine zerkleinert, gem yon andern Hfihnern gefressen werden, konnte eine Uebertragung nicht erreicht werden. Leichte Verletzungen der Mundschieimhaut fiihrten gleichfalls bei diesen Ftitterungsversuehen zu keiner Tumoriibertragung. Ob und wie unter natttrlichen Verhgltnissen die Uebertragung stattfindet, konnte bisher nieht klargestellt werden.

Histologische Untersuehungen. Man muss bei der Betrachtung der Prim~4rtumoren sich folgendes ver-

gegenwartigen. Die lnjektion eines Gewebstiickes yon einem fremden Tier hat nie ein restloses Angehen samtlicher Zellen des Transplantats zur Folge. Stets kommt es zu einer mehr oder weniger weitgehenden Nekrose. Die Produkte, die beim Zellzerfall frei werden, sind fiir das gesunde Gewebe ein Entzandungsreiz, zugleich wirken sie, wenn sie in die Zirku- latioa gelangen, auf die Leukozytenl). Wenn man danach sucht, wird man im Primartumor immer Stellen finden mit dem Upischen Aussehen einer e n t z f i n d l i c h e n G r a n u l a t i o n . Andere Stellen zeigen wieder ein ganz anderes Aussehen. Man findet auf weite Strecken hin Ztige yon ]ungen Spindelzellen mit langgestrecktem Kern (Fig. 6), die sich in die Muskelinterstitien hineinziehen (Fig. 7). Haufig scheinen die Gefasse der Ausgangspunkt far die Neubildung zu sein. Man sieht blasig gequollene

t) B[~rger und Dold 3 Ueber leukozytenanlockende Stoffe usw. Zeitschr. f. Immunit~itsforschung. 1914.

536 M. Bfirger. Untersnchungen fiber das Hfihnersarkom (Peyton Rous).

Endothelien, das Perithel ist gewuehert (Fig. 8). Oft glaubt man, hyalin entar~ete Geflisse vor sieh zu haben.

Die Metastasen zeigen im wesentliehen das gleiehe Verhalten. Auf- gefatlen ist uns zuerst in den Herzmetastasen die grosse Zahl der eosino- philen Zellen, die wit anfanglieh wie andere Autoren mit dem Zugrunde- gehen vieler Muskelfasern in Beziehung braehten. Spliter fanden wir aueh in prim~iren Kammtumoren Anhaufungen z-on eosinophilen Zellen, mit denen die Gef~sse oft vollgepfropft erseheinen (Fig. 91). Sehr raseh verfallen die Bindegewebszellen der myxomatSsen Degeneration, wodureh die Bilder ein sehr loekeres Geftige bekommen. Die mannigfaltigsten Zellformen finden sieh ausserst raseh in den Peritoneahnetastasen~ wo sieh aber aueh Stellen mit dem typisehen Aussehen des Spindelzellensarkoms linden. Die Meinungen der Pathologen tiber diesen Tumor gehen auseinander. Bei den Vertlandlungen der deutsehen pathologisehen Gesellsehaft in Miinehen 1914 spraeh sieh Asehof f entsehieden ffir die Tmnornatur des Roussehen Sarkoms aus, wahrend die Strassburger Pathologen Ti lp und Busch, die unsere Pr~iparate zum Teil kannten, sieh nieht davon iiberzengen konnten, dasses sieh um eehte Sarkome in streng histologisehem Sinne handelt.

Wenn wit uns aueh nieht entseheiden wollen, ob man alle Bilder, die man aus versehiedenen Partien des Roussehen Hiihnersarkoms erhalten kann, und alle Metastasen als eehte Sarkomgewebe im streng histologisehen Sinne anzuspreehen bereehtigt ist, so seheint uns im biologisehen Sinne die Auffassung dieser Tumoren als maligner Neubildungen gereehtfertigt. Das Material, das uns bisher fiir die experimentelle Gesehwulstforsehung zur Verfiigung stand, hat dm'eh diesen Hfihnertmnor eine sehr wertvolle Bereieherung erfahren. Die Vork~tmpfer einer parasitfiren Theorie der malignen Neubildungen werden vielleieht in den Befunden am Hfihner- sarkom neues Material ftir ihre Ansehaffnngen sehen. Zwei Punkte ver- dienen bei der Diskussion der theoretisehen Fragen mehr als bisher beaehtet zu werden. 1. die yon Bover i ~) nenerdings beziiglieh der Frage der malignen Tmnoren betonte Bedeutung der Kerndefekte, 2. der far andere filtrierbare Infektionserreger (MyxomkrankhMt tier Kaninehen, Gelbsueht der Seidenraupen) festgestellte Nukleotropismus. Eine parasit~re Theorie maligner Neubildungen wird sieh am ehesten aufbauen lassen, wenn man diese b e i d e n Punkte bertteksiehtigt: Prim~tre Kernseh~ td igung d u t c h ein n u k l e o t r o p e s V i r u s , E n t s t e h u n g eines B l a s t o m s als Fo lge des d u t c h das Virus g e s e t z t e n I (e rndefek tes . Es ist hier nieht der Oft, n~ther auf die Meehanik der Gesehwulstentstehung naeh einer primiiren Kernseh~tdigung einzugehen. N~iheres siehe bei Bover i , 1. e.

1) Th. Boveri, Zur Frage der Entstehung maligner Tumoren. Jena 1914.

M. Biirger, Untersuchungen fiber das Hiihnersarkom (Peyton Rous), 537

Immunitltt und Immunisierung.

Bisher unterscheidet die experimentelle Tumorforschung drei Arten der nattMichen Imnmniti~t: Die immuniti~t der fremden Art, gleichbedeutend mit der UnmSgliehkeit der tteterotransplantation; die Immunitiit der fremden Rasse und die individuelle lmmunit~tt innerhalb der zu dell Impf- versuehen herangezogenen Rasse. In den letzten beiden Fallen richter sieh naeh der bisher gfiltigen Ansehauung die lmmunit~t gegen ar~gleiehe Zellen. Die erworbene Immunitlit bedeutet einen naeh Vorbehandlung mit wenig virulentem Tumormaterial ( J ensen , E h r l i e h ) oder naeh rezidiv- freier Operation eines gut waehsenden Tumors ( U h l e n h u t h , Hi~ndel, S t e f f enhagen) siel~ einstellenden Sehutz gegen eine zweite Tumorimpfung. Diese Tatsaehen sind ausser allem Zweifel. Die theoretisehe Begrtindung der Beobaehtungeu fiber Tmnorimmunisierung ist noeh Gegenstand der Kontroverse. Naeh den Roussehen Befundeu ist nun mit einer weiteren, yon der erwahnten ganz versehiedeneu Art der Immunitat zu reehnen. Bisher war die Rede yon Immunitiit gegen ar tgle iehe Zellen. Ist man abet dureh die mit Berkefeldfiltraten gewounenen Impfresultate zu der Annahme eines infektiSsen Virus gezwungen, so ist aueh mit einer Immunit~tt gegen artfremde Zellen zu reehnen, wie wir sie bet den Infektionskrank- heiten eintreten sehen und erzeugen kSnnen. Es kaml demnach in dem Organismus eines tumortr~tehtigen Huhnes zu eiuer doppelten Immunit~t kommen, einmal eine gegen das artfremde Eiweiss des Virus erzeugten Tumors zielende. Eine natfirliehe Immunit~tt der Art und Rasse gegen die Zellen eines Transplantats kann nieht mehr behauptet werden, wenn der Effekt der Transplantation (die Tmnorbildung) ebenso gut bedingt sein kann dureh das mitverimpfte Virus. Ffir unsern Fall ist die Frage nach der nattirliehen hnmunit~tt der Art und Rasse zurfiekgeffihrt auf die Frage der Pathogenitat des hypothetisehen Virus ffir fi'emde Arten und Rassen. Die folgenden Versuehe tiber hnmunisierung gegen das iiusserst virulente Sarkom yon Pey ton Rout wurden unter Bertieksiehtigung der eben angeftthrten Erwagungen angestellt. Zun~tehst wurde untersueht, ob eine Immuuitiit bet Tieren f r emder Ar t besteht. 20 Ratten werden mit den Stitekehen des Htihnertmnors teils subkutan, tells intralgeritoneal ge- impft. Bet keiner Ratte ging der Tumor an. Ebenso wenig gelang es, dureh intramuskul'~re Impfung bet Enten (2), Ggnsen (2), Tauben (4) positive Resultate zu erzielen. Diese Erfahrungen stimmen mit den yon Rous ge- maehten und mitgeteilten genau fibereiu. Die i n d i v i d u e l l e Immunitiit gegen das Virus ist nach unseren Erfahrungen selten. Unter 152 deutsehen Htihnern waren nur 5 refrakt~r und blieben aueh naeh wiederholten Impfungen fret yon Tumoren.

538 M. Bfirger, Untersuchungen fiber das Hfihnersarkom (Peyton Rous).

A k t i v e I m m u n i s i e r u n g s v e r s u e h e win'den naeh versehiedenen Verfahren angestellt. Zuni~ehst wurde versueht, eine Operationsimmuuit~tt zu erzeugen. Bei 5 Htihnern werden walnussgrosse doppelseitige Kamm- lappentumoren gesetzt. Die Lappen werden unter Lokalanasthesie mit dem Thermokauter entfbrnt. Die Operation wird im Gesunden ausgeftthrt. 2 - - 4 Tage post operationem werden die Tiere in dis Brustmuskulatur naehgeimpft. Von den Tieren bekamen 4 lokale Rezidive. Das letzte rezidivfrei gebliebene starb an Lungen- und Lebersarkomatose. Es seheint eine Operationsimmunit&t sieh deshalb nieht herbeifiihren zu lassen, weil selbst unter den yon uns gewithlten Bedingungen Radikaloperationen nieht gelingen. Das Virus zirkuliert i n vielen Fifllen sehr bald naeh der Trans- plantation im Blur und kann zu multilokularer Tumorbildung fiihren, bevor ein Immunisierungseffekt eintreten kann.

Immunis ie rungsversuche mit Blut und Blutplasma yon Tumorhi ihnern .

Es wurde der Versuch gemacht, durch Einf~ihrung kleiner Mengen Blur unter Vermeidung einer prim~tren Infektion gesunde Tiere aktiv gegen das hypothetische Virus zu imumnisieren. Des Versueh wnrde folgender- massen angestellt. 6 Htihnern wurde in Abst~nden yon ~ Ta~'eu 5 ecru durch Natriumeitrat fltissig gehaltenes Blut yon tumorkranken Hiihneru injiziert. Die schwerkranken Tiere waren dureh Entbluten getStet worden. Das Blur kam stets friseh zur Verwendung. Die Injektion, die in die Fliigelvenen bei gesunden Tieren vorgenommen wurden, werden gut ertragen und ftihren zu keinen akuten Erseheinungen War gelegentlieh bei den Injektionsversuchen in die Venen ein Tell unter die Haut geraten, so ent- wiekeln sieh unter Umstitnden an den Injektionsstellen grosse Tumoren. Nattirlieh kann in solehen Fallen eine hnnmnisierung dureh das Blut nieht mehr erzielt werden. In 4 Fallen waren die Injektionen glatt gelungen. Die spiitere Naehimpfung in die Brust hatte bei allen Tieren einen positiven Impferfolg, so dass ein immunisatoriseher Effekt in keinenl Falle erzielt war. Da erwiesen war, dass das Virus gelegentlieh im Blur sieh linden kann, wurde versueht, dutch Erhitzen des Blutes das Virus abzusehw'aehen und mit deln so abgesehwi~chten Virt~s zu immunisieren. 10 Hfihner mit grossen Brustmuskeltumoren werden zweeks Plasmagewinnnng getStet. Veto Plasma werden je 5 ecru 4 Htihnern intramuskul~tr injiziert. Diese Tiere erkrankten bemerkenswerterweise nieht, wenigstens nieht an der Injektions- stelle, wie die Tiere, bei deneu Vollblnt zur Verwendung kam. Von denl gleiehen Plasmamaterial werden ie 10 eem 2, 4 und 6 Stunden bei 56 o gehalten und dann je 2 Tieren intramuskul~tr injiziert. Andere Portionen werden bei 0 o und - - 2 o aufbewahrt und naeh Behandlung mit Aether, Karbol, Antiformin zur Immunisierung verwandg. Die Pr{ifung darauf, ob

M. Bfirger, Untersuchungen fiber das Hiihnersarkom (Peyton Rous). 539

ein immunisatorischer Effekt erzielt worden war, geschah dutch Nach- impfung yon virulentem Tumormaterial in die Brustmuskulatur.

Die Resultate des gersuchs sind auf folgender Tabelle zusammen-

gestellt:

Tabelle III.

Tier Nr.

1740

1949

1950

1937

1731

1742

"gerbeh~ndlung

5 ecru Sammelplasma 2 Stunden bei 560 am 8. 12. immunisiert.

do.

5 ecru Sammelplasma 4 Stunden bei 560 am 8. 12. immunisiert.

do.

5 ecru Sammelp|asma 5 Stunden bei 560 am 8. 12. immunisiert.

do.

N~ehlmpfung

19. 1. MateriM yon 1960.

do.

19. 1. Material yon 1960.

do.

19. 1. Material yon 1960.

do.

Ef fek 'g

"~" 9. 3. Hfihnere~grosser Pri- m~rtumor. Metastasen: Peri- toneum, Leber.

GetStet 22. 3. Frei yon Tu- moren. Das Tier war in den letzten Tagen an den Fliigeln gel~hmt.

24. 3. Kein Tumor palpabel, keine klinischen Ersehei- nungen.

"t 14. 2. Hfihnereigrosser Pri- m~rtumor. IvIetastasen : Lunge, Leber, Milz.

"~" 23. 1. gein Primi~rtumor, keine Tumoren der inneren Organe.

t 16. 2. Walnussgrosser Pri- m~rtumor. Metastasen : Lunge, tlerz, Leber, Ovarium.

Bei 3 Tieren (je einem dureh 2, 4, 6 Stunden bei 56 o abgesehw~tehtem Plasma vorbehandelten) gingen die Impfungen n i c h t an, w~thrend bei den 3 fibrigen und den Kontrollen die Impfung zur Bildung grosser Tumoren fiihrte. In den 3 angeftthrten Fallen scheint ein Immunisierungseffekt

vorzuliegen. Weitere Versuche mtissen die Frage klliren.

Versnche iiber enterale Immunisierung. Eine Uebertragung der Tumoren durch Verfiitterung yon Sarkom-

material an gesunde Tiere ist nie gelungen, wie wir das oben bereits aus- einandersetzten. Es wurden an 7 gesunde Htihner im ganzen 13 in der Maschine zu Brei zerkleinerte Tumorhiihner verftittert. Nachdem wir uns 5 Wochen nach Beginn der Fiitterung bei 2 Tieren durch Sektion davon fiberzeugten, dass eine enterale Infektion nicht stattgefunden hatte, wurde den tibrigen 5 Tieren Tumormaterial in den Brustmuskel geimpft und die Verftittemng yon Tumoren an die Tiere abgebroehen. Von 4 gleichzeitig geimpften unvorbehande]ten Hfihnern starb das erste 20 Tage nach der Impfung, das zweite 23 Tage, das dritte 31 Tage und das vierte wurde 36 Tage nach der Impfung getStet. Von den vorbehandelten H~ihnern

540 M. B~irger~ Untersuchungeniiber das Hfihnersarkom (Peyton Rous).

wird eines 11 Tage nach der Impfung getOtet, well im Abdomen ,~Tumoren" palpabel werden, die sich bet der Sektion als verkalkte Eianlag'eu her~ns- stellen. Die 4 tibrigen vorbehandelten Tiere zeigen 20 Tage nach tier hnpfung', zu ether Zeit also, in der die erste Kontrolle starb, kaum hasel- nussgrosse, sehr feste Tumoren. 36 Tage nach der Impful~g war bet den vorbehandelten Tieren tier Tumor eben wMnussgToss, von der Konsistenz eines Knorpels. Die ]etzte Kontrolle, die zu dieser Zeit g'etStet wurde, well das Blut yon dem moribunden Tier gewonnen werden sollte, hatte, wie die friiher g'estorbenen, einen faustgrossen Primartumor und ausgedelmte Sarkomatose der Leber and Lungen. Es hatten also im allgemeinen die vorbehandelten Tiere eine welt lfing'ere Lebensdauer, als die nicht vor- behandelten.

Ob bet den vorbehandelten Tieren eine relative Immuuit~tt dutch die Verftitterung you Tumormaterial erreicht wurde, muss zun~chst dahin- gestellt bleiben, da nicht abzusehen ist, ob nicht die gleiehe Resistenz- erhShung dutch Verftitterung yon normalem Htihnereiweiss oder iiberhaupt von Fleisch tdttte erzielt werden kSnnen.

Immunis ie rungsversuche mit a r t e igenem and a r t f r emdem

Sarkomgewebe.

Versuche mit Tumorzelleninjektionen eine Immuniti4t zu erzielen, wurden zuerst yon v. L e y d e n und B l u m e n t h a l 1) angestellt und nach ihnen yon fast allen Autoren, die sicb mit den Fragen der hnmuniti4t bet malig'nen Geschwiflsten befassten. U h l e n h u t h 2) hatte bet Ratten- uud M/~usetumoren neg'ative Resultate. W.ir haben trotz der im allgemeinen wenig ermutigenden Resultate mit aktiver Imnmnisieruug' durch Geschvulst- g'ewebe die Versuche bet dem H~ihuersarkom g'leichfMls ang'estellt. Es wurden die zu Immuuisierungsversuchen benutzten Tumormassen 2~ 4 und 6 Stunden bet 56 o gehalten, um eine prim~tre hffektion zu vermeideu. Nach dieser Vorbehandlung wird der Tumorbrei in 5Ieng'en yon etwa 3 g gesunden Htihnern in die Brustmuskulatur injiziert. Die Injektionen werden in Abst/iaden yon 14 Tagen bit 4 Wochen wiederholt ~md mit stets friseh gewonnenen Tumormasseu ausgeftihrt. Die Einverleibung" to grosser Mengen von kSrperfremdem Eiweiss win'de im allgemeinen gut vertragen. Protei- nogene Kachexie wurde nicht beobachtet. Der [mmunisierungseffekt wurde gel)rtift dutch hnpfung yon virulentem Tumormaterial in die linksseitige Brustmuskulatur. Der Erfolg war neg'ativ. Von 6 vorbehandelten Tieren hatten 4 bereits 14 Tage nach der Nachimpfung deutlich ])a]pal)le Tumoren.

1) Deutsche med. Wochensehr. 1902. Nr. 36. 2) Med. Klinik. 1912. Nr. 37.

M. B f i r g e r , Untersuchungen fiber das Hiihnersarkom (Peyton gnus). 541

Tabelle IV.

Tier Nach- Nr. Vorbehandlung behandlung E f f e k t

1926

1915

1922

I769

1992

1997

24.11. 8g Sarkombrei 2Std. 560 18.12. 5g ,, 2 ,, 560

3. 1. 5g , 2 , 560 24.11. 3g ,, 2 , 560 18.12. 5g ,, 2 , 560

3. 1 . 5 g ,. 2 ,, 56 o 2 4 . 1 1 . 3 g ,, 4 ,, 560 18.12. 5g ,, 4 ,, 56~

3. I. 5g . 4 . 560 2 4 . 1 1 . 3 g . 4 ,, 560 18.12. 5g ,, 4 , 560 3. 1 . 5 g ,, 4 ,, 560

2 4 . 1 1 . 3 g , 20 ,, 560 18.12. 5g ,, 20 , 560

3. 1. 5g ,, 20 ,, 560 2 4 . 1 1 : 3 g ,, 20 ,, 560 18.12. 5g ,, 20 ,, 560 3. I. 5g ,, 20 ,, 560

19.1. Material yon Nr. 1960

immunisiert. 19.1. l~[aterial yon Nr. 1960

immunisier~. 19, I. Material

24. 3. 0hne krankhaften Befund.

# 6. 2. Haselnussgrosser Prim~rtumor. Metastasen: Leber, Niiz, Herz.

j" 17.2. Walnussgrnsser Pri- ~on Nr. 1960

immunisiert. 19.1. lgateriaI yon Nr. 1960

immunisierf. 19.1. Material yea Nr. 1950

immunisiert. 19.1. NateriM ~on Nr. 1960

immunisiert.

mhrtumor. Metastasen : Lungen, Herz.

t 21. 3. Zwei faustgrosse Primgrtumoren. Perito- neMsarkomatose.

j" 13.2. Walnussgrosser Pri- mgrtumor. Me~astasen : Lunge, Leber, Milz.

]- 6.2. Makrosk. kein Primgr- tumor. Metastasen : Lunge, Perikard, Leber, Nilz.

Nach dem Vorgange yon L e w i n wurde wei te rh in versucht , Ht ihner

d u t c h V o r b e h a n d l u n g mi t a r t f r emdem Sa rkom zu immunis ieren . 4 Tiere

werden mi t dem F i l t r a t von R a t t e n s a r k o m b r e i inj iz ier t und 2 Monate

spi~ter in die B r u s t m u s k u l a t u r mi t H t ihne r sa rkom naehge impf t . Al le zeigten

naeh Ablauf yon 4 Wochen grosse P r imi i r tumoren und Metas tasen in die

inneren Organe. A u c h h ie r k o n n t e n wi t i rgend welehe Immunis ie rungs-

e r sche inungen n ich t beobachten . Wachs t um s bes ch l eun igung , wie sie L e w i n 1)

bei seinen Versuchen ge legen t l i ch sah, war n i ch t vorhanden . (Es sei neben-

bei bemerk t , dass auch R a t t e n d u t c h mehr f ache V o r b e h a n d l u n g mi t Htihner-

s a r k o m m a t e r i a l n ieh t gegen R a t t e n t u m o r e n immunis i e r t werden konnten . )

Komplementbindung. Nach den Mi t te i lungen fiber K o m p l e m e n t a b l e n k u n g bei mensch] ichem

Carc inom und bei exper imente l l en Tumoren sehien es uns wfinschenswert ,

bei diesem h o e h v i r u l e n t e n Mater ia l Versuche fiber K o m p l e m e n t a b l e n k u n g

zu maehen . Bei E x p e r i m e n t a t t u m o r e n w u r d e n sotcl~e S tud ien u. a. von

J. O. W a k e l i n B a r r a t t a a Mgusecare inomen gemacht . Es is t b ie r n ich t

der Ort, die Resul ta te , die b lsher mi t d ieser Methode e r h a l t e n wurden, zu

d i sku t ie ren u n d die zum Teil e r h e b l i c h e Diskrepanz des Ergebntsse zu

erk laren . Es se l l nu r genere l l d a r a u f h ingewiesen werden, dass gerade

1) C. L e w i n , immunit~tsreaktionen nach Vorimpfungen mit arffremden Tumoren. Zeitschr. f. Krebsforsehung. Bd. l l . S. 352.

Zeltschrift ffir Krebsfc, rschung. 14. Bd. 3. 1Jeft, 3G

542 M. Btirger, Untersuchungen fiber das Hfihnersar]~om (Peyton Rous).

ffir das Studium der hnmunitatsverh~tltnisse bet malignen Tumoren die Resultate, die man mit dieser Methode erh~ilt, schwierig zu bewerten sind. Die Unspezifitgt der Reaktion~ wie sie speziell fitr die Komp]ementablenkung bet Lues festgestellt ist, mahnt daran, bei Zust~nden, die mit erhebliehem Zellzerfall einhergehen (Tumoren, Fieber) mit der Bewertung vorsiehtig zu sein. Wir untersuchten das Blur yon 6 schwer tumorkranken Hii]mern auf AntikSrper gegen einen Extrakt you getroeknetem Tmnor als Antigen; als hamo]ytisehes System wurden Hammelb]utkSrper, ttammelblutambozeptor yore Kaninehen und Meersehweinehenserum a]s Komplement verwendet. Eine Komplementablenkung fand nicht start. Mit R~ieksicht auf das ge- hgufte Vorkommen yon Isolysinen bet ntensehliehem Carcinom wurde das B h t yon tumorkranken Htihnern auf Auto- und Isolysine gegen gewaschene HahnerblutkSrperehen untersucht. Die Resultate waren in allen F~tllen negativ.

Zusammenfassm~g'.

1. Das Ht~hnersarkom yon P e y t o n Rous ist auf deutsche Hiihner leieht verimpfbar.

2. Das Hfihnersarkom yon P e y t o n Rous litsst sieh dureh Berke- feldfiltrate yon Tumorbrei bei deutsehen Hfihnern erzeugen.

3. In fast allen F~illen treten ansgedehnte Metastasen auf, am h~tufigsten in den Lungen: Die meisten Tiere sterben an Lungensarkomatose 3 Woehen post infeetionem.

4. Entsteht prim~tr eine Peritonealsarkomatose, so ist die Lebens- dauer der Tiere l~tnger (bis 60 Tag@. Diese Tiere sterben nnter den Zeiehen der Kaehexie. Eine primitre Lungensarkomatose wird in diesen F}tllen selten beobaehtet.

5. InfektiSs sind ausser Sarkommassen und Metastasen bisweilen: Blur, metastasenfreie Organe (Nieren nnd Ovarium) und Aszites yon Tumorhi~hnern.

li. Eine Infektion gelang bisher nieht dutch Verfatterung yon Sarkom- massen an gesunde Tiere.

7. Spontaninfektion finder nieht statt. ~q. Inmmnisierungsversuehe mit Blut, Plasma~ gewasehenen Bht -

kSrpern yon tumortr~tehtigen Hfthnern mit erhitztem Tumormaterial hatten bisher keinen eindeutigen Erfolg.

9. Histologisehe Untersuehungen erwiesen die Aehnliehkeit dieses Tumors mit den eehten Spindelzellensarkomen der mensehliehen Pathologie. Manehe Stellen sind den Bildern nmligner Granulome ~thnlieh nnd zeiehnen sieh aus dutch einen grossen Reiehtum an eosinophilen Zellen.

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