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XIV: .&us dem Pharmakologisehen Institut der kgl. ungar. Elisabeth- Universit~tt P~es. Untersuchungen iiber den )Ieehanismus der Insulinwivkung. Yon G. Mansfeld und ~,. Geiger. (Eingegangen am 31. I. 1925.) I. Einleitung. Eine Kllirung des Angriffspanktes der Insnlinwirkung ist derzeit noeh nieht erzielt worden. INamentlich steht die Frage often, ob das Insulin die Zuekerverbrennang in den Zellen zu steigern vermag, oder ob die bekannten Erseheinungen der Insulinwirkung als Folge einer indirekten, den Zuekerstoffweehsel des ganzen Organismus um- stimmenden Wirkang sei. Die Entseheidung dieser Frage ware natiirlieh far die Erkenntnis der diabetisehen StoffweehselstSrung, ob Minderverbraueh oder Mehrproduktion yon Zueker die primKre StSrung im diabetisehen Organismus darstellt, yon groBer Bedeutung. Die Untersuehung der Insulinwirkung am ganzen Tier vermag diese Streitfrage kaum zu entseheiden, und es fehlt aueh nieht an Unter- suehungen~ welehe -- um die VerhKltnisse mSgliehst einfach nnd Ubersiehtlieh zu ffestalten- an isolierten Orgauen oder noeh ein- faeheren Systemen den Meehanismus der Insulinwirkung zn kli~ren suehten. Soweit uns die Literatar bekannt ist, wurde die Frage, ob Insulin den Zuekerverbraueh isolierter 0rgane, also direkt in der Zelle~ zu steigern vermag -- mit einziger Ausnahme der Ahlgreen- sehen Versuehe 1) --, an Organen normaler~ also nieht diabetiseher Tiere, untersueht. Es ist keineswegs zu verwundern, dab die meisten Forseher, um die Wirkung des Insulins nither zu erkennen, zuniiehst jene interessanten Erseheinungen za ergrtinden suehten, welehe am normalen Tier naeh Verabreiehung yon Insulin auftreten. Es erscheint uns abet recht fraglieh~ ob diese Erforsehung der pharmakolo- gis eh e n Insulinwirkung i die ohne Zweifel Interesse beansprueht, ein 1) G. Ahlgreen, Skandinav. Arch. f. Physiol. 1923, Bd. 44, S. 167.

Untersuchungen über den Mechanismus der Insulinwirkung

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Page 1: Untersuchungen über den Mechanismus der Insulinwirkung

XIV:

.&us dem Pharmakologisehen Institut der kgl. ungar. Elisabeth- Universit~tt P~es.

Untersuchungen iiber den )Ieehanismus der Insulinwivkung.

Yon G. Mansfeld und ~,. Geiger.

(Eingegangen am 31. I. 1925.)

I. Einleitung. Eine Kllirung des Angriffspanktes der Insnlinwirkung ist derzeit

noeh nieht erzielt worden. INamentlich steht die Frage often, ob das Insulin die Zuekerverbrennang in den Zellen zu steigern vermag, oder ob die bekannten Erseheinungen der Insulinwirkung als Folge einer indirekten, den Zuekerstoffweehsel des ganzen Organismus um- stimmenden Wirkang sei. Die Entseheidung dieser Frage ware natiirlieh far die Erkenntnis der diabetisehen StoffweehselstSrung, ob Minderverbraueh oder Mehrproduktion yon Zueker die primKre StSrung im diabetisehen Organismus darstellt, yon groBer Bedeutung. Die Untersuehung der Insulinwirkung am ganzen Tier vermag diese Streitfrage kaum zu entseheiden, und es fehlt aueh nieht an Unter- suehungen~ welehe -- um die VerhKltnisse mSgliehst einfach nnd Ubersiehtlieh zu f f e s t a l t e n - an isolierten Orgauen oder noeh ein- faeheren Systemen den Meehanismus der Insulinwirkung zn kli~ren suehten. Soweit uns die Literatar bekannt ist, wurde die Frage, ob Insulin den Zuekerverbraueh isolierter 0rgane, also direkt in der Zelle~ zu steigern vermag - - mit einziger Ausnahme der A h l g r e e n - sehen Versuehe 1) - - , an Organen normaler~ also nieht diabetiseher Tiere, untersueht. Es ist keineswegs zu verwundern, dab die meisten Forseher, um die Wirkung des Insulins nither zu erkennen, zuniiehst jene interessanten Erseheinungen za ergrtinden suehten, welehe am normalen Tier naeh Verabreiehung yon Insulin auftreten. Es erscheint uns abet recht fraglieh~ ob diese Erforsehung der p h a r m a k o l o - gis eh e n Insulinwirkung i die ohne Zweifel Interesse beansprueht, ein

1) G. Ahlgreen, Skandinav. Arch. f. Physiol. 1923, Bd. 44, S. 167.

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Untersuehungen fiber den Mechanismus der Insulinwirkung. 277

richtiges Bild der p h y s i o l o g i s c h e n Wirkung zu geben vermag, und ob es bereehtigt ist, aus derartigen Untersuehungen Sehliisse zu ziehen bezUglieh jener Wirkung des Insulins, welehe im normalen Getriebe des Organismus die diabetische St~irung des Stoffweehsels hintanhalt, und ob es andererseits riehtig ist, aus den Insulinwirkungen, wie wit sie an normalen Tieren sehen, auf das Wesen der diabetisehen Stoffwechselsttirung zu sehlieBen. Sehon die Erfahrung, dab kleine Reste des Pankreas, also offenbar Spuren des Insulins gentigen, um den Diabetes zu hindern, muB uns zur Vorsieht mahnen und zur Frage drangen, ob wir' bei den Insulinversuehen am normalen Tier nieht ganz andere (vielleieht schwer toxisebe) Wirkungen beob- achtcn, als far das inkretoriseh produziert'e Insulin eharakteristiseh sind. Da$ diese Bedenken Berechtigung baben, zeigen die Erfah- rungen, welehe die Physiologic des Adrenalins gezeitigt hat. In ganz analoger Weiss glaubte man aus den wohlbekannten pharmakologisehen Wirkungen des Adrenalins auf seine physiologisehe Rolle sehliel~en zu dUrfen, wahrend heute mehr und mehr dis (~berzeugung durch- dringt, dab die groben Adrenalinwirkungen des Tierexperimentes gar wenig mit der Rolle des physiologisch produzierten Adrenalins zu tun haben (vgl. die Arbeiten yon Gley und seinen Mitarbeitern~)). Wi~hrend wir jedoeh weder aus der mensebtiehen noeh aus der ex- perimenteIlen Pathologic auch nut ein einziffes Symptom kennen, welches mit Sicherheit auf sine mangelhafte Adrenalinproduktion zurUckzufiihren ware (weshalb es aueh bisher nieht gelang, dis physic- logisehe Bedeutung dieses Inkretes festzustellen), befinden wit uns beztiglieh des Insulins in einer weir besseren Lage, da wit in der Form des Pankreasdiabetes die Erseheinungen des Insulinmangels nieht nut kennen, sondern aueh experimentell hervorrufen ktinnen. Wollen wir also dis physiologisehe Insulinwirkung erkennen, so heiBt es jene Wirkungen des Insulins zu erforsehen, writhe dis Erschei- nuugen des Iusulinmangels zu beseitigen verm~gen.

Aus diesem Grunde kSnnen wir all jenen Versuehen, welche an normalen Tieren oder deren 0rganen die Insulinwirkung zu klaren suchen N so interessant sie auch sein mSgen-- -ke ine entscheidende Wichtigkeit zuerkennen, wenn es sich um die Frage handelt, in welcher Weise das Insulin den normalen Ablauf des Kohlehydratstoff- weehsels siehert, und somit erseheinen auch alle Sehliisse derartiger Versuehe iiber das Wesen des Diabetes: wie sie so vielfaeh gezogen werden, als unberechtigt.

1) Vgl. Gley, Innere Sekretion, Bern 1920 und Oley, Travaux duLabo- ratoire 1922/3, t. VI.

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278 XIV. G. ]~A~SFEL1) und E. GEIGER,

Die kardinale Frage~ ob es sieh beim Diabetes um Minderver- braueh oder NIehrprodnktion yon Zucker handelt~ liiBt sieh vielleieht dareh Erforsehung der Insulinwirkanff entseheiden~ aber nur~ wenn wir an diabetisehen Tieren oder deren 0rganen unsere Versuehe an- stellen. Was die Untersuehuugeu der Insalinwirkung an isolierten Organen b e t r i f f t - welehe den eben gekennzeiehneten Bedingungen gerecht werden--~ liegen bisher, wie schon erwi~hnt, nnr die Ver- suche Ah lg reens an Froschmuskeln vor, dessert Yersuehseinrichtung aber eine derartige war, dab wit Lesser1) reeht geben mUssen, wenn er Ah lg reens Sehliisse~ die iibrigens im Sinne der Theorie yon NIin- k o w s k y ausfielen~ als unbewiesene zurUekweist2).

Um der eben ausgesproehenen Forderang gerecht zu werden: hatten wir Durehstrtimungsversnehe am isolierten Herzen normaler und pankreasdiabetiseher Katzen ausgefiihrt. Der G e d a n k e - die alte Streitfrage des Diabetes: ob Minderverbraueh oder ~Iehrproduk- tion yon Zueker der diabetisehen StoffweehselstSrung zugrunde liegt - - an i s o l i e r t e n Organen d i a b e t i s e h e r T i e r e zu prUfen, wurde zuerst yon Mans fe ld experimentell in Angriff genommen. Im Jahre 1908 hat er in Gemeinsehaft mit E. H a m b u r g e r 3) den Zuekerver- braueh i so l i e r t e r Katzenherzen gepriift und gefunden: dab die Herzen diabetiseher Katzen: im Gegensatz zu jeuen normaler Tiere, keinen Zucker der Durehstr(imungsfitissigkeit zum Versehwinden bringen. 4 Jahre spi~ter (1912) batten K n o w l t o n und S t a r l i ng 4) das gleiehe Ergebnis an Hundeherzen erhoben, 2 Jahre spiiter sind P a t t e r s o n und S t a r l i n g 5) zum entgegengesetzten Resultat gelangt~ und sehliel~lieh wurde darn 1915 yon S t a r l i n g und Evens 6) dureh Bestimmung des respiratorisehen Quotienten des Herz-Luugenpri~purates gezeigt, dab der Herzmuskel pankreasdiabetiseher Tiere die Fi~higkeit, Glukose zu verwerten, vSllig oder zum grol~en Teil verloren babe.

Es wurden diesen Versuehen Einwlinde entgegengehalten, welehe zum Tell bereehtigt sind, zum Teil aber als unbegrtindet verworfen werden mUssen (vgl. Lesser~ a. a. O. S. 16). Zun~tehst muB die Be- hauptung, dal~ der Zuekerverbrauch mit dem Glykogengehalt des

1) E. J. Lesser, Die innere Sekretion des Pankreas. Jena 1924. 21 Aumerkung bei der Korrektur: Eine zweite kUrzlich mitgeteilte Uater-

suehung liegt yon Brugseh und Horsterer vor, die in Gemeinsehaft mit L Vorsehiitz die stark verminderte Atmung der apankreatisehen Leber auf Insulinzusatz steigen sahen (Klin. Woehensehr. 1925, Jahrg. 4, Nr. 10).

3) E. H a m b u r g e r, Magy. orv. arehivum (ung). Ref. in Malys Jahrb. 19117 S. 591. 4) Knowlton und Starling, Journ. of Physiol. 1908, Bd. 45, S. 146. 5) Pat terson und Starling, Ebenda Bd. 47i S. 137. 6) Starling und Evens~ Ebenda Bd. 49, S. 67.

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Iterzens sieh ~ndert, als unrichtig bezeiehnet werden. Dis Versuehe yon Loewi und Wese lko 1) und yon Mansfeld~) haben dies zahlen- maBig bewiesen. Aueh wars die merkwtirdige Konstanz der pro Gramm und Stunde verbrauehten Zuekermenge isolierter Kaninehen- herzen vSllig unverstandlieh, wenn sis yore weehselnden Glykogen- gehalt des Herzen abhangen wUrde. Das gleiehe gilt aueh fur die Behauptung, dab der Zuekerverbraueh des naeh Locke isolierten tterzens irgend etwas mit der Intensitat der tterzt~itigkeit zu tun hatte.

Dies mag vielleieht far die am Star l ingsehen tIerz-Lungenpr~- parat ausgeftihrten Versuehe~der englisehen Autoren zutreffend sein, in welehen das gerz eine Arbei t zu leisten hat. DaB abet am v~llig isolierten, im Loekesehen Apparat sehlagenden Herzen Zuekerver- braueh und Herzt~tigkeit voneinander unabhangig sind, muf~ jedem aufgefallen sein, wet derar~ige u ausgeftihrt hat. Ganz sehwaeh und langsam sehlagende gerzen verbrauehen ebensoviel oder aueh mehr Zueker als kr~ftig sehlagende. Darauf hatten sehon Loewi und Weselko hingewiesen (a. a. O.): ,Eine vergleiehende Betraehtung der Werte fur den Zuekerverbraueh einerseits, der Kontraktionszahl und der DurehfluBgr~Be andererseits l~Bt keinerlei Beziehungen er- kennen.r Auf S. 170 a. a. O. : ~Auch die . . . Sehwankungen der Kon- traktibilitatsintensit~t sind naeh unseren, nunmehr sieh auf mehr als 200 Versuehe erstreckenden Erfahrungen ohne regelmaBigen Ein- fluB auf die Zuekerwerte. Es ist dies nicht sehr erstaunlieb, da ja in unseren Versuehen das tterz keinerlei Arbeit leistet.,, Im gleiehen Sinne auBerten sieh Rona und Wilenko3), und sehlagend beweist dies u. a. ihre Tabelle 21 auf S. 175, welehe wir abgekUrzt bier wieder- geben.

Versuch Zahl Verschwundener Zucker b~r. der Herzschl~go pro Gramm und Stunde

7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17

112--110 110--104 115--60 124~8~ 72--60

132--104 132--96 140-- 124 120--78

96--72 120--128

1,5 1,4 1,2 1,0 1,1 1,3 1,1 1,2 171 1,0 1,9

1) Loewi and W e s e l k o , Pfliigers Arch. f. d, ges. Physiol. Bd. 158~ S. 169. 2) G. Mansfe ld , Ebenda Bd. 161, S. 32. 3) R o n a und W i l e n k o , Biochem. Zeitschr. Bd. 59, S. 176.

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280 XIV. G. MA~Sr~LD und E. GEmER.

Es erscheint also vSllig unbereehtigt~ zu behaupten~ wie dies Lesser tat (a. a. O, S. 16), dab I wenn man auf ausgesehnittene Herzen 1)harmaka einwirken li~Bt~ ,sehwer zu entseheiden sei~ ob diese nicht dadureh eine Steigerung des Kohlehydratumsatzes bewirken, dab sic prim~ir dutch nerviisen EinfluB die Tiitigkeit des Herzen steigern und damit den Kohlehydratumsatz,. Wit mtissen auf Grund zahlreieher Erfahrungen gerade zum entgegengesetzten SehluB ge- langen und das naeh Locke isolierte Iterz als ein fur die En~sehei- dung prinzipieller Fragen des Kohlehydratstoffwechsels sehr geeignetes Objekt betrachten.

Es muB jedoeh betont werden, dab die SehlUsse, welehe bisher aus derartigen Versuehen gezogen wurden, allesamt unbereehtigte sind. Denn als ein Naehteil der Methode muB hervorgehoben werden, dab es unentsehieden bleibt - - und dies, wie Lesser richtig ausfUhrt (a. a. 0.: S. 17)~ trotz Bestimmung des respiratorisehen Quotienten --, ob der aus der SpeisungsflUssigkeit versehwundene Zueker verbrannt oder zu Glykogen oder einer anderen Verbindung kondensiert worden ist. Somit w~re es unzul~ssig, aus dem I~finderverbraueh yon Zueker, aus der SpeisungsflUssigkeit diabetischer Herzen den SchluB zu ziehen, dab yon diabetischen Organen kein Zueker verbrannt oder anders- wie verbraueht werden kann, ein SehluB, der ubrigens heute in An- betracht unserer Kenntnisse tiber den Chemismus der Muskelkontrak- tion ohnehin unhaltbar erscheint. Wenn abet bei DurehstrSmung diabetiseher Herzen im Gegensatz zur I~orm aus der SpeiseflUssigkeit kein Zueker versehwindet, wie dies die erw~hnten Versuehe zeigen, so dUrfen wit annehmen, dab bier eine _A_nderung in der Ern~hrung der Zelle eingetreten ist, welche grSBte Beaehtuug verdient und viel- leieht flit das Verstandnis der diabetischen Stoffweehselst~rung aus- sehlaggebend ist.

Auf Grund der vorher erw~.hnten Erw~igungen sehien es uns, um der eingangs aufgeworfenen Frage iiber den ~eehanismus der physiologisehen Insulinwirkung und damit der primaren St~rung im Diabetes n~herzutreten, no~wendig, folgende Fragen mit verbesserter Methodik experimentell zu nntersuehen:

1. Ob yon Herzen diabetiseher Tiere in der Tat weniger Zucker aufgenommen wird als in der Norm.

2. Ob dieser Minderverbraueh dutch Insulinzusatz aufgehoben werden kann.

3. Ob diese Insnlinwirkung eine fur die diabetisehe St~rung spezifisehe ist, oder aber das Insulin aueh am normalen Herzen~

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Untersuehungen fiber den Mechanismus der Insulinwirkung. 281

entsprechend denVersuchsergebnissen v o n H e p b u r n und La tchford t )7 den Zuckerverbrauch steigert.

Im folgenden teilen wir unsere auf diese Fragen gerichteten Ver- suche mit t welche wir in der Zeit von Februar bis Mat 1924 an Katzenherzen ausgeftihrt batten.

I I . Methodik. Zu den Versuehen wurden die Herzen vorher dureh Naekenschlag

betaubter Katzen verwendet; die Entblutung crfolgte nnr in Versuch i und 2 der Tabelle 3 in Athernarkose. Die zur Durchsptilung am L o c k e - Apparat verwendete Liisung (NaCI 0~9 ~ ~ KC10~048 O/o ~ Ca2CI sicc. 0~024 ~ ~ l~aHCOa 0~02o/o ~ Glukose 0~1--0~14O/o) wurde aus den reinsten Kahl - baumschen Praparaten hergestellt~ p~ ~--- 7~4 bis 7~6 naeh SSrensen. Im Apparate zirkulierten stets 150--200 ecm L~isung; die am Ende ether Periode entnommenen~ zur Zuekerbestimmung verwendeten Fltissigkeits- mengen betrugen 25--50 ccm. Die Apparatur wurde vor den Yersuchen stets sterilisiert nnd ein bakterieller Zuekersehwnnd dureh Blindversuche im Apparate und durch bakteriologisehe Untersuehungen ausgesehlossen. Die Zuckerbestimmungen erfolgten naeh EuteiweiJ]ung mit koiloidalem Fe(OH)3 nach Ber t rand . Da uns Rohmaterial in erwiinschter Menge nieht zur Verftigung stand~ verwendeten wir die vorher im Kaninchenversuehe als wirksam befundenen Handelspraparate: Insulin Chemosan-Wien~ In- sulin Byla-Paris und Insulin Lilly2). Um individnelle Schwankungen mSglichst auszusehlieJ]en~ wurde der Zuekerverbrauch ohne und mit Insu- linzusatz stets am se lben t te rzen bes t immt . Und zwar wurde das an der Kaniile befindliehe Herz naeh Beendigung yon ein bis zwei Iqormal- perioden in einen zwei ten Loeke-Apparat iibertragen: in dem die mit Insulin versetzte LSsung .kreiste. Die Verwendung yon zwei Locke- Apparaten m0ehten wir als besonders geeignet; in all jenen Fallen emp- fehlen~ in denen die Wirkung eines Zusatzes am Herzen gepriift werden soil. Die auf ihre Wirkung zu priifende Substanz kann niemals in voll- kommen gleiehmai]igen Tempo und in entspreehender Verdiinnung in den Sehlauehansatz der Herzkaniile eingeffihrt werden~-was bet unvorsiehtiger Injektion zur unkontrollierbaren~ plStzlieh eventuellen irreparablen Seha- digung des Herzens fiihren kann. Diese Gefahr kann bet Yerwendung eines zweiten Apparates~ in dem die zu priifende Substanz in yon vorn- herein erwiinschter Konzentration kreist~ leicht vermieden werden.

I I L Versuche.

A. Versuche am Herzen pankreasdiabet ischer Katzen.

Tabelle 1 enth~lt die Versuchsdaten und Ergebnisse dieser Ver- suchsreihe. Aus Kolonne 8 sehen wir, dab der Zuckerschwund bet Durchstriimung der Herzen diabetischer Katzen~ 2 Tage nach der

1) Hep burn und Latehford, Amerie. journ, of physiol, i922, Bd. 62, S. 177. 2) Der geringe Milchzuekergehalt der zwei ersterw~ihnten Insulinpri~parate

stiirte bet unserer Versuehsanordnung keineswegs. Archly f. experiment. Path . u. Pharmakol. Bd. i06. 19

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282 X[V. G. MANSFELD llnd E, GEIGER.

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Untersuehungen fiber den ~eehanismus tier Insulinwirkung. 283

Pankreasexstirpation dem K~irper entnommen, ein reeht minimaler ist und welt hinter jenem zurUekbleibt~ weleher am normalen tterzen zu beobaehten ist (vgl. Tabelle 3). In Versueh 10 wurde das tterz am Taffe nach der Pankreasexstirpation isoliert, zu einer Zeit, wo noeh ganz sehwaehe Glykosurie bestand. Dieses Herz verbrauehte pro Gramm und Stunde 1,65 mg Dextrose~ ein Wert, der noeh als normaler zu betrachten ist. Von den Ubrigen zehn Versuehen war viermal gar kein Zuekerverlust naehweisbar, zweimal fanden wir den geringen Wert yon 0,1 rag, einmal 0,25 m~ und zweimal 0,6 rag. Es un t e r l i eg t also ke inem Zwei fe l , daI3 alas d i abe t i s ehe Herz ihm angebo t enen Zueke r in viel g e r i n g e r e m Mal3e auf- zunehmen bzw. zu v e r w e n d e n ve rmag , als alas Herz gesun- der Tiere. Dieselben Herzen wurden naeh dieser ersten Periode unter gleiehen Versuehsbedingungen durehstr~mt, mit dem Untersehied~ dab die Speisungsfitlssigkeit Insulin enthielt. Die Wirkung des In- sulins zeigt Kolonne 11. In allen Versuehen war eine sehr wesent- liehe Steigerung des Zuekerverbrauches zu verzeichnen und die meisten Wer~e liegen in jener H(ihe, wie wir sic bei normalen Herzen finden.

Mit Riieksieht auf die Befunde yon L e v e n e und Meyer1), die gefunden haben~ dab Pankreasextrakte eine Polymerisation yon Mo- nosaehariden bewirken kSnnen 7 mul]te daran gedacht werden~ dab in unseren Insulinversuehen ein gleicher Vorgang den erhShten Zuekero verbraueh vort~usehte. Dies zu prUfen, hatten wir in vier Versuchen die Zuekerbestimmung in tier DurehstrSmungsfltissiffkeit der Insulin- perioden vor und naeh zweistiindiger Hydrolyse ausgefUhrt. Wie abet die Tabelle 2 zeigt, kann der Zuekersehwund in den Insulinperioden nieht auf eine Polymerisation zurtickgefiihrt werden.

Tabelle 2.

Versueh

Nr.

Glykosegehalt in mg in 10 ecru vor j naeh

der tiydrolyse

12,29 12,76 12,36 12,26 10,49 10,4 10,45 10,4

Wir mtissen also sehliel~en, dab In su l i n die F i ih igke i t hat , den min imalen Z u e k e r v e r b r a u e h d i abe t i s ehe r Herzen zu s te igern , so dab die Zuekermenffen , welehe unter In su l in -

1) L e v e n e und Meyer , Journ. of biol. chem. Bd. 9, S. 97.

19"

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284 XIV. C--. MANSFELD un4 E. GEIGER.

w i r k u n g veto Herzen d iabe t i sche r Katzen der Durehs t rS- mungs f l t i s s igke i t en tnommen werden: j e n e n g le i ehen , welehe yon n o r m a l e n Herzen au fgenommen werden.

B. Versuche am Herzen normaler Katzen.

Wie sehon erwi~hnt, bezweekten diese Versuehe zu entseheiden~ ob die eben besehriebene Wirkunff des Insulins auf den Kohlehydrat- stoffwechsel diabetischer Herzen eine ~egenUber der diabetisehen Stoff- weehselstiirung spezifisehe ist, oder ob vielleicht das Insulin tiber- haupt, also aueh am Herzen gesunder Tiere, den Zuekerverbrauch zu steigern vermag'. Das Ergebnis dieser Versuchsreihe ersehen wit aus den Kolonnen 7 und 10 der Tabelle 3.

Es zeigte sieh~ dab das Herz normaler Katzen dureh Insulin- zusatz seinen Verbrauch an Zueker keineswegs ~ndert. Dieselben Dosen, welche, wie wit sahen, den verminderten Zuckerverbraueh diabetiseher Herzen miiehtig steigerten, blieben bier ohne Wirkung. Hepburn und La t eh fo rd (a. a. 0 . )kamen am Kaninehenherzen zu entgegengesetzten Ergebnissen. Ob nun Insulin am normalen Uerzen eine Wirkung entfaltet, dUrfte in erster Reihe davon abh~ngen~ ob das dam KSrper entnommene Herz die flit die gegebenen Versuchs- bedingungen notwendige IVIengr Insulin enthii.lt. Ist dies der Fall~ sO vermag Znsatz yon Insulin an den 0hnehin optimalen u des iohlehydratstoffweehsels niehts zu i~ndern. DaB abet im Insulinge- halt der isolierten Herzen verschiedoner Tierarten Uneersehiede bestehen kiinnen, erseheint recht wahrseheinlieh: and dies dUrfte das versehie- dene Yerhalten der Katzen- und Kaninehenherzen geniigend erklaren.

In Anbetraeht dessen, dab das Insulin den Zuekeryerbraueh dia- betiseher Herzen wesentlich steigerte, mUssen wir diesen unseren negativen Befunden an normalen Herzen eine Bedeutung zuerkennen: denn sie zeigen i dab Insulin nicht naeh Art eines Pharmakons unter alien Umstiinden den Zuekerverbrauch steiffert, sondern, wie es seheint, in der Tat eine fehlende (~der stark verminderte F~higkeit diabetischer Herzen wieder herstellt.

Wit glauben also auf die eingangs aufgeworfene Frage, ob das Insulin der diabetisehen StoffweehselstSrung dadureh entgegensteuert, dab es an den ZeUen der einzelnen Organe angreifend eine fUr den diabetisehen Organismus eharakteris!isehe, pathologisehe Stoffweehsel- stSrung beseitigt~ bejahen zu mUssen. Das Wesen dieser Funktions- stSrung ist vorderhand unbekaunt; sie iiuBert sieh im Organversuch darin, daB angebotener Zueker nieht verbraueht wird. Ob es sich um Hemmung der Yerbrennungs- oder Spaltungsvorg~nge~ um St(irung

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yon Synthese oder Transformation exogenen Zuekers, um Andernng der Zellpermeabilit~t fur Zucker handelt, lagt sich derzeit nieht ent- scheiden. D i e T a t s a e h e abet , we lehe aus unse r en u h e r v o r g e h t , dab das g re i fbare Resu l t a t d i e so r d i abe t i schen StSrung, der N i e h t v e r b r a u c h des a n g e b o t e n e n Zuckers ohne E i n g r e i f e n ande re r 0 r g a n e , oder gar des g e s a m t e n 0 r g a n i s - mus, an e inem e inz igen i so l i e r t en Organ du tch In su l i n vSll ig be se i t i g t we rden kann~ e r sche in t uns far die A u f k l a r u n g des Meehan i smus der I n s u l i n w i r k u n g und somit auch ftir die E r k e n n t n i s der d i a b e t i s c h e n S to f fweehe l s tOrung yon e in ige r Bedeutung .

IV. Zusammenfassung. 1. Das isolierte Herz diabetischer Katzen bringt den Zueker der

DurchstrSmungsfitissigkeit nieht oder nur in sehr geringem MaBe zum Verschwinden.

2. Dieses abnorme Verhalten diabetischer Herzen wird durch Insulinzusatz behoben.

3. Die an pankreasdiabetischen Herzen wirksam befundenen In- sulindosen ftihren zu keiner ErhShung des Zuckerverbrauehes nor- maler Herzen.