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Aus dem PharmakologischenInstitut der Universitit P6cs. Untersuehungen fiber die Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenpritparat yon Hunden 1. Yon G. Mansfeld and Katharina Hecht. Mit 9 Textabbildungen. (Eingegangen am 3. IV. 1933.) Obschon die Herzwirkungen des Rauchens aus allti~glicher Beobach- tung reichlich bekannt sind, scheint uns ihre Art und Weise nicht ge- ntigend geklirt. Die vorliegenden Tierversuehe der Literatur waren meist der Frage gewidmet, ob die Wirkungen des Tabakrauches bzw. seine wi~sserigen LSsungen mit den bekannten Wirkungen des reinen 5Tikotins identiseh sind 2. Das Ziel folgender Untersuchungen war, die akuten Herzwirkungen des Rauehens selbst sowie den Angriffspunkt ihres wirksamen Prinzipes einer Prtifung zu Ullterziehen und zu entscheiden, in welchem Mal~e ~erven, Myokard und Herzgefiil~e yon den Wirkungen betroffen werden. Methodik. Als Untersuchungsobjekt diente das Starlingsche tterz-Lungenpriparat yon Hunden, durch welches wit mit Hilfe der St arlin gschen Pumpe ftir ktinst- liche Atmung Zigarren und Zigaretten raucheli lie6eli. Dies geschah in der Weise, da6 die Mtindung der Saugleitung mit eineln kurzen T-Rohr verbunden war. Der eine Ast dieses Rohres konnte dutch Gummischlauch und Quetsch- hahn versperrt, der alldere mit den zu prtifenden Rauchwaren verbunden werden. Durch ~)finen nnd Schliefieli des Quetschhahnes konnte das Rauehen nach Belieben unterbrochen oder in Gang gesetzt werden. Dutch weitere Ver- istelulig des Saugrohres konliten gleichzeitig mehrere Zigarren oder Zigaretten geraucht werden. Die Leitung zwischen Pumpe und Trachea wurde so kurz i Diese Arbeit ist Otto Loewi zum 60. Geburtstage gewidmet. 2 Dixon in Heiters Handb. d. Pharmakol.II, 2, S. 656 (1924), wo die diesbeziigliche Literatur zusammengestelltist. Kunkel: Handb. d. ToxikologieII, S. 679 (1901).

Untersuchungen über die Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenpräparat von Hunden

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Page 1: Untersuchungen über die Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenpräparat von Hunden

Aus dem Pharmakologischen Institut der Universitit P6cs.

U n t e r s u e h u n g e n f iber die W i r k u n g des T a b a k r a u c h e n s a u f das H e r z - L u n g e n p r i t p a r a t y o n H u n d e n 1.

Yon

G. Mansfeld and Kathar ina Hecht.

Mit 9 Textabbildungen.

(Eingegangen am 3. IV. 1933.)

Obschon die Herzwirkungen des Rauchens aus allti~glicher Beobach- tung reichlich bekannt sind, scheint uns ihre Art und Weise nicht ge- ntigend geklirt. Die vorliegenden Tierversuehe der Literatur waren meist der Frage gewidmet, ob die Wirkungen des Tabakrauches bzw. seine wi~sserigen LSsungen mit den bekannten Wirkungen des reinen 5Tikotins identiseh sind 2.

Das Ziel folgender Untersuchungen war, die akuten Herzwirkungen des Rauehens selbst sowie den Angriffspunkt ihres wirksamen Prinzipes einer Prtifung zu Ullterziehen und zu entscheiden, in welchem Mal~e ~erven, Myokard und Herzgefiil~e yon den Wirkungen betroffen werden.

Methodik. Als Untersuchungsobjekt diente das Starlingsche tterz-Lungenpriparat

yon Hunden, durch welches wit mit Hilfe der St arlin gschen Pumpe ftir ktinst- liche Atmung Zigarren und Zigaretten raucheli lie6eli. Dies geschah in der Weise, da6 die Mtindung der Saugleitung mit eineln kurzen T-Rohr verbunden war. Der eine Ast dieses Rohres konnte dutch Gummischlauch und Quetsch- hahn versperrt, der alldere mit den zu prtifenden Rauchwaren verbunden werden. Durch ~)finen nnd Schliefieli des Quetschhahnes konnte das Rauehen nach Belieben unterbrochen oder in Gang gesetzt werden. Dutch weitere Ver- istelulig des Saugrohres konliten gleichzeitig mehrere Zigarren oder Zigaretten geraucht werden. Die Leitung zwischen Pumpe und Trachea wurde so kurz

i Diese Arbeit ist Otto Loewi zum 60. Geburtstage gewidmet. 2 Dixon in Heiters Handb. d. Pharmakol. II, 2, S. 656 (1924), wo die diesbeziigliche

Literatur zusammengestellt ist. Kunkel: Handb. d. Toxikologie II, S. 679 (1901).

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Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenprtiparat yon Hunden. 363

als m6glieh bemessen, um ein Niedersehlagen von Rauehbestandteilen mSglisehst zu vermeiden. Ihre L~nge betrug etwa 40--50 era.

Geprtift wurden die Leistungsf~higkeit des Herzens, die Grt)ge der Koro- nardurehstr6mung, sowie die ~nderungen des IIerzvolumens. Das Verhalten der Reizerzeugung sowie der KontraktionsgrSge ergab sieh aus den fortlaufend registrierten Aortendruek- bzw. aus den plethysmographisehen Kurven. Um zu sehen, wie raseh dutch das Rauehen die volle N iko t inwi rkung eintritt, hatten wir in einem Tell der Versuehe w~hrend des Rauehens die Reizbarkeit des Vagus verfolgt.

Zur Pr/ifung der Leistungsf~higkeit bedienten wit uns des Verfahrens yon T r e n d e l e n b u r g wie es yon Kraye r ~ genau besehrieben wurde, indem wir den Druekablauf im reehten Vorhof ve~folgten.

Die Anderungen des Herzvolums hatten wir in tiblieher Weise mittels Herzplethysmograph und Pistonrekorder registriert.

Die Anderung der KoronardurehstrSmung wurde mit der dureh das rechte Herzohr in den Sinus eoronarius eingef~hrten Morawitzsehen Tamponkantile festgestellt, zur Kontrolle aueh noeh das gesamte' Herzvenenblut naeh der yon uns modifiziertenMethode yon Dus s er d e Bar e nne aufgefangen und gemessen 2 .

In allen Versuehen wurde die sonst tibliehe Anwendung yon Adrenalin vermieden, um die Verh~ltnisse der Koronardurehstr6mung und der Leistungs- f~higkeit ungetrabt beobaehten zu k6nnen.

Versuche.

Wir beriehten im folgenden t~ber das Ergebnis von 24 Versuehen.

I. Priifung der Leistungsfiihigkeit. Dies geschah in folgender Weise: Vor dem Rauehen hatten wir die

vom Herzen zu leistende Arbeit so hoeh bemessen, dag sic nahe der Grenze seiner Leistungsf/~higkeit lag, d. h. bei weleher der reehte Vorhofdruck zwar unver~ndert b]ieb, eine weitere ErhShung des Widerstandes oder des Blutangebotes aber bereits zu einer Steigerung filhrte. Nun wurde, ohne am System irgendetwas zu ~indern, mit dem Rauehen begonnen und w/ihrend des Rauehens der reehte Vorhofdruck fortlaufend registriert.

Eine Abnahme der Leistungs~higkeit mug sieh bei dieser Anordnung im Anstieg des Vorhofdruekes kundgeben.

In Anbetracht der bekannten Tatsaehe, dag am Nensehen das Rauchen der ersten Zigarette oder gar Zigarre mit gefahrdrohenden Symptomen der Zirkulationsorgane einhergeht, waren die Ergebnisse dieser Versuehe i~berrasehend. Es zeigte sieh n~mlieh, dag selbst das Rauehen yon ein bis zwei starken Zigarren im Verlaufe yon 10--15 3~i-

1 Krayer: Arch. f. exper. Path. 162, 1 (1931). 2 Vgl. G. Mansfeld u. Katharina Hecht: Nethode zur Bestimmung des Grund-

umsatzes und des Arbeitsstoffwechsels am isoli~rtel~ Herz-Lungenlueislatd yon Hunden. Pflfigers Arch. 232 (1933).

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364 G. MANSFELD und K. H~c~:

nuten, also in recht rasehem Tempo, die Leistungsfi~higkeit des isolierten Herzens, also die Funktion des Herzmuskels selbst nicht beeintr~chtigt.

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Selbst wenn man zwei Zigarren gleichzeitig vom Pr~tparat rauehen l~ltt, so findet man h~ufig ein Konstantbleiben tier Leistungsf~higkeit oder er- folgt erst am Ende des Rauchens die Schw~chung der Herzti~tigkeit. In

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Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenprapara~ yon Hunden. 365

den meisten Versuchen sieht man erst die Sch/~digung der tterzkraft, wenn nach der gleichzeitigen Konsumierung yon zwei Zigarren weitere zwei Zigarren angeraueht werden, eine D6sis, welche selbst beim Gewohn- heitsraucher ungew0hnlich hoch ist. Um diese Verh/~ltnisse zu veran- sehauliehen, zeigen wit in Abb. 1 und 2 den Verlauf je eines Versuches und in den Abb. 3--6 geben wir einige Versuehsbeispiele, aus welehen der zeitliche Ablauf der Wirkung zu erkennen ist.

Aus Abb. I sehen wit zun~ehst, wie schon erw/~hnt, daf~ die bekannte l~ervenwirkung des l~ikotins schon in der 6. Minute des Rauchens in der

a b e Abb. 2. Versueh l'qr. IX. Arbei ts le is tung des Herzens : 1 ,1kg-Meter pro Minute. Oben: Druck im ~eehtenVorhof (m/m I[20). Mit re : Aor tendruck (m/m ~[g). U n t e n : Abszisse und Zeit in 5 Sekunden. Beginn des l~auchens u m 17 h 31' bei ]R,~ m i t e iaer Zigare t te uncl das Pr~para t r a u c h t for t laufend bis 18 h wei tere ach t Zigarette~5 und zwar je zwei Zigare t ten gleiehzeit ig. Allm/ihlieher Anst ieg des Vorhofdruckes u m i n s g e s a m t 90 m / m H20. U m 175 45' plStzliehes Einsetzen yon Pulsus al ter- naris. Die allm/ihliche YergrSl~erung der P u l s a m p l i t u d e is t Fo lge der - - du tch Di la t a t ion bed ing te

-- re la t ive Aorteninsuffizienz.

vollkommenen Unerregbarkeit des Vagus sich kundgab. Demgegeniiber zeigt sich eine merk]iehe abet noch voriibergehende Abnahme der Lei- stungsf/~higkeit erst yon 13~ 40' w/~hrend der dritten Zigarre. Bald da- nach l~Bt sich an den grol~en Pulsschwankungen (Abb. le) die m~chtige Dilatation des Herzens erkennen (auf die wit sp/~ter zuriiekkommen wer- den), zufolge welcher eine relative Aorteninsuffizienz eintrat, hbb. l d zeigt im weiteren Verlauf des Rauehens das Auftreten eines Pulsus alter- naris und eine schon dauernde Abnahme der Herzkraft, welehe 9 Minuten naeh Beendigung des Rauehens (s. Abb. le) sich noeh steigerte, der Alter- nans aber einer normalen Sehlagfolge wieh. Die Senkung des Aorten- druckes, wie sie in Abb. l e - -e siehtbar ist, erfolgte spontan dutch Ab- nahme der Herzkraft.

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366 G. MA~SFELD u n d K. HECttT:

Abb. 2 scheint uns deshalb interessant, weil sie einen Versuch wieder- gibt, in welchem durch Zigarettenrauchen die Herzkralt zwar welt weniger beeintrachtigt wurde als im eben besprochenen Versuch 6, abet ganz all- miihlich vom Beginn des Rauchens an deutlich abnahm. Auch bier sehen

I I [ I I I [ t I 0 S /0 /5 ZO Z5 30 ,,:~ :/0 :/S

M/~ulen Abb. 3. Versuch ~r. 1. AD Anfangsdruck im reehten Vorhof. Von a--b raucht das Herz-Lungenpr~iparat

eine Bavannazigarre.

halten des Vorhofdruckes wiihrend Havannazigarre.

wir etwa nach der fiinften Zi- garette das Auftreten yon Pul- sus alternans, welcher bis zum Ende des Versuches anhielt.

In denAbb. 3--5 sehen wir die hohe Resistenz des )Iyo- kards. Abb. 3 zeigt das Vet-

des Rauchens einer schweren Im Laufe yon 20 Minuten trat gar keine s

~ l I ] I I I I I 1 I [ I I o ~ "/o :s zo 2s .eo :.fr ~5 :o ,z #o 65

M/bulen Abb. 4. Versuch Nr. 2. Von a--b und c--d werden yore 1Jr~parat je zwei Trabukozigarren geraucht.

AD hnfangsdruek im reehten VorhoL

der Herzkraft ein und erst nach Beendigung des Rauchens stieg der Vorho~druck allmahlich ganz wenig in die HShe.

Fast ganz unwirksam war das Rauehen yon insgesamt vier Trabuko-

~ ZOO V

M/nulen Ab'b. 5. Versuch Nr. 5. Von a--b gl~iehzeitlges ~alle]:le~ ',,-on zwei Po~orikozigarr(m~ bei e AT).- rauchen yon weiteren zwei Zigarren gleicher Sorte. Unmittelbar danach Versagen der ~erz- kraft mit m~tchtigem Anstieg des rechtea Vor-

hofdruekes.

zigarren in Versuch 2 (Abb. 4), was auch bei Hundeherzen auf individuell verschiedene Resistenz schlie~en li~l~t. Abb. 5 zeigt, da6 im Laufe yon 20 ~inuten das gleich- zeitige Rauchen yon zwei Portoriko- zigarren nur eine ganz geringe Ab- nahme der Herzkraft bedingte und erst das Anrauchen yon zwei wei- teren Zigarren gleicher Sorte ein plStzliches Versagen der Herzkraft nach sich zog.

Man kSnnte nun glauben, da~ diese ganz tiberraschend schwache Wirkung des Rauchens auf die Herzkraft dadurch bedingt ist, dal~ yon dem Rauch bei unserer Versuchseinrichtung nur ganz geringe l~ikotin- mengen in das Blut gelangen. DaI~ aber dem nicht so ist, zeigten Ver- suche, in welchen die I~ikotinliihmung des Vagus schon wenige Minuten

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Wirkung des Tabakrauchens auf das tterz-Lungenprfiparat yon I:Iunden. 367

naeh Beginn des Rauehens eine vollstandige war, zu einer Zeit also, da der Vorhofdruek noch unbeeinflul~t blieb. Ein derartiges Verhalten sahen wir in Abb. 1, wo die Vagusliihmung in der 6. Ninute des Rauehens bereits eintrat, wi~hrend die Abnahme der Leistungsfi~higkeit erst 20 5J[imuten spi~ter erfolgte. In einem weiteren Versueh, in welehem das Rauehen yon zwei Zigarren die Herzkraft tiberhaupt nieht beeintriiehtigte, war die Vagusli~hmung bereits naeh 1 Ninute eingetreten.

Z u s a m m e n f a s s e n d li~gt sieh also sagen, dab die Lei- s tungsf~th igkei t des Herzmuske l s ers t dann merk l i eh ab- n i m m t , wenn Tabak in soleher Nenge g e r a u e h t wird, welehe se lbs t bei G e w o l / n h e i t s r a u e h e r n n i eh t in B e t r a e h t kommt. Gegent iber der a k u t e n Wi rkung des T a b a k r a u e h s zeigt sieh also das N y o k a r d in hohem MaSe res i s ten t .

II. Wirkung auf das Herzvolum.

In allen Versuchen hatten wir schon mit freiem Auge eine Erweite- rung des Herzens wahrend des Rauchens beobachtet. In zwei Versuehen

a b c 4 Abb, 6. Versuch Nr. 7. Oben: u der beiden Kammern. Mitre: Aortendruck (m/m Hg). Un ten : Zeit in 5 Sek~tlden. Beginn des Raucllens einer ~tavannazigarre bei 1~, um 14 5 21'. Zigarre beendet urn ;14 h 31'. Von 14 h 31'--141, 46 ' raucht alas :Pri~para$ gleichzNtig zwei ~i:irginiazigarren.

Zunahme des diastolischen Volums der beiden Kammern 30 ccm.

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hatten wir diese Wirkung raessend verfolgt. Das Herz wurde nach Er- 5ffnung des Perikards his zur Atrioventrikulargrenze in das rait Gurarai- kandom arraierte Glasplethysraograph luftdicht eingelfihrt und die Voluraschwankungen raittelst Pistonrekorder fortlaufend registriert. Abb. 6 (Versuch 7) zeigt die allraiihliche Zunahme des diastolisahen gerz- voluras wiihrend des Verbrauehs einer Havannazigarre und daran an- schliel~end yon zwei Virginiazigarren. Die Dilatation der beiden Karamern betrug insgesamt 30 cara. Ein ganz hhnliahes Ergebnis ergab der zweite Versuch Nr. 8, in welehera die Erweiterung als Folge von vier Virginia- zigarren 30 cam erreiahte. In beiden Versuahen konnte eine ausge- sproehene Zunahrae des Sahlagvolums beobachtet werden, welahe in Ver- such 7 etwa 40% betriigt.

III . ~ n d e r u n g tier Koronardurchst rSmung.

Die Bestiraraung der DurahblutungsgrSl~e, deren Methodik sahon frtiher besehrieben wurde, zeitigte ein h6ehst iiberrasahendes Ergebnis. Ganz ira Gegensatz zu den klinisehen Erfahrungen ging aus allen unseren Versuchen hervor, daI3 das Rauchen eine rai~chtige Dilatation tier Herz- geii~l~e hervorruft, und zwar sehon in einem so frfihen Stadium des Rauehens, in Welchera die Herztiitigkeit noch vSllig normal ist. Aueh fanden wit, dal~ diese Gefiil~erweiterung sahon naah ganz rai~l~igera ,Rauahgenul~ '', z.B. naeh einer Zigarre, sehr deutlich erfolgt. Alle unsere Beraiihungen, urn durah Steigerung der Dosis eine Gdiil~verengerung her- beizuffihren, rail~langen, denn je raehr Zigarren verabreieht wurden, urn so rai~chtiger entwiakelte siah die Gefi~l~erweiterung.

Es raul~te entschieden werden, ob diese in unseren Versuchen niemals fehlende Wirkung des Rauahens auah vora reinen Nikotin hervorgerufen wird, urasoraehr, da die Angaben der Literatur fiber 5Tikotinwirkung auf die Koronargefi~l~e widersprechende sind. So wird yon D ixon 1 jede Wir- kung verrail~t, vonN[orawitz u .Zahn fiber eine konstriktorische und yon S at o (am Langendorf-Herzen) fiber eine erweiternde Wirkung beriahtet e.

Wir batten, um die Verh~ltnisse des Rauahens naahzuahraen, die NikotinlSsung fortlaufend in ganz langsaraera Tempo dera Blute des Herz- Lungenpraparates hinzufliel]en lassen und die Koronardurahstr6mung in kurzen Zeitintervallen geraessen.

In allen unseren Versuahen zur Bestiraraung tier Koronardurch- strSmung wurde selbstverst~ndlich der Widerstand sowie die zufliel~ende Blutraenge konstant gehalten.

1 Hel~ers Ha~db. d. Pharmakol. II, Bd. 2, S. 656. Siehe Ho chrein, NI.: Der Koronarkreislau~. S. 88, Berlin: Julius Springer 1932.

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Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenpraparat yon Hunden. 369

Das Endergebnis dieser Versuche ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben, wghrend der zeitliche Verlauf der Koronarerweiterung dutch zwei Versuchsbeispiele in Abb. 7 und 8 veranschaulicht werden soll.

Yersuch

IX-r.

I II

IV V

VI XV IX XI

XlI

D u r c h die Koronar ien s t rSmende B l u t m e n g e in ccm pro Minu te

v o s

dem R a u e h e n

72 114 96

222 84 84 81 72

108

w~hrend bzw. nach dem Rauchen

150 384 240 348 288 282 278 126 162

B e m e r k u n g e n

.I Zigarren.

Zigarette.

/ Nikotinliisun~. J

Wie aus der Tabelle ersichtlich, ist die Zunahme der Durchblutung eine sehr bedeutende, obschon bekanntlich bei dieser ~ethode das Bhlt

280 280 [-

d00

~ 160 lqOI IZO , 100 ~ 8O 80 qO roL

I I r I I I I S 70 15 20gS 303J ~0

Minufen

Abb, T. Yersuch 5Tr. 15. Ordinate: Koronardureh- s t rSmung. Bei ~ und b je zwei Trabukozigarren.

Bei c l~auchen beendet .

300 28O 260

d20 200

"~ 180

~ 720 700

60 qO

20

0 I I I I f [ ~ [ 5 70 7520dd 30 d5 ~0

Minu/en

Abb. 8. Versuch Nr. 13. Ord ina te : Koronardurch- s t rSmung. Bei a, und b Anrauchen yon je zwei

Trabukoz igar ren . Bei c Rauchen beendet .

der Thebesischen Gef~ge ulld der Venae minimae der Beobachtung sich entzieht. Um auch noch zu sehen, inwieweit diese an der Zunahme der Durchblutung beteiligt sind, hatten wir nach der yon uns modifizierten

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370 G. MA~SrZLD und K. HECHT:

Methode yon Dusser de Barenne~ das gesamte aus dem rechten Vor- hof ausflie]ende Blut gemessen. Das Ergebnis war, dal~ die durch die Herzgefi~6e strSmende Blutmenge wiihrend des Rauchens yon zwei Trabukozigarren innerhalb 6 Minuten yon 76 ccm/Min, auf 510 ccm/]~Iin., somit fast auf das Siebenfache anstieg. Aus den Abb. 7 und 8 sehen wir, wie rasch diese Wirkung sich einstellt.

IV. Priifung der Koronardurchstriimnng am innervierten Herz=Lungenpr~parat.

Um nun zu sehen, inwieweit diese am isolierten Herzen beobachtete Wirkung des Rauchens bzw. des Nikotins vom Zentralnervensystem modifiziert wird, hatten wir die Versuche auch auf das i n n e r v i e r t e Herz-Lungenpraparat ausgedehnt.

a b c d Abb. 9. Versuch Nr. 14. s Abszisse des Aortendruckes. A Aortendrttckkurve. I I Abszisse der Hirn- blutdruckkurve. B Hirnblutdrnek. Beginn des Rauchens 12 t~ 45 ~ mit einer Trabukozigarre. Schon nach einer Minute (b) sehr starke Vaguspulse und Blutdrueksteigerung in der Aorta (Manometer B mui]te gesenkt werden), 4 Minnten sparer Yagusl~ihmung (e). Die oberen Zahlen bedeuten den

Xoronardurchflul~ pro Minute.

Die Herstellung des Pr~parates geschah, wie es im Starl ingschen Institut yon Anr ep ausgearbeitet und beschrieben wurde. Zur isolierten

1 V g l . M a n s ~ e l d , G. u. K a t h a r i n a H e c h t : Methode zur B e s t i m m u n g des G r t m d -

u m s a t z e s u n d des Arbei tss toffwechsels a m isol ier ten He rz -Lungenkre i s l au f y o n t t u n d e n .

Pfiigers Arch. 232 (1933).

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Wirkung des Tabakrauchens auf das Herz-Lungenpriiparag yon Hunden. 371

Durchstr~imung des Kopfes bedienten wir uns einer D a l e - S e h u s t e r - sehen Pumpe. Eingeatmet wurde ein Gasgemiseh yon 02 q-4% COe. Die zu rauehende Zigarre wurde in einen Seitenast der Gasleitung ein- gesehaltet. Den Verlauf eines solehen Versuehes zeigen wir in abgektirz- ter Form in Abb. 9, denn er bietet im Vergleieh mit den Versuehen am isolierten Herzen beztiglieh der Sehlagfolge manehes Interessante, worauf wir spi~ter noch zurtiekkommen werden.

Beztiglieh der KoronargefN~e zeigten unsere Versuehe am inner- vierten Prgparat ganz iihnliehe Verh~tltnisse wie am isolierten. Es er- folgte aueh bier augenblieklieh eine mi~ehtige Erweiterung der Koronar- gefN~e, z. B. in Versueh 14 (Abb. 9), welehe dureh das Rauehen yon zwei Zigarren hintereinander im Laufe yon 12 5[inuten bedingt, die Koronar- blutmenge bei gleiehbleibendem mittleren Aortendruek von 57 eem auf 330 eem pro Minute ansteigen lie/3.

V. Wirkung des Rauchens auf die Schlagfolge des Herzens.

In der Abb. 9 sehen wir gleieh zu Beginn der Rauehperiode eine mi~chtige Vaguserregung, welche jedoch schon nach 2 Ninuten einer voll- stiindigen Vagusli~hmung wieh, wie dies in Abb. 9 c gut sichtbar ist. Die Vaguserregung ist, da sie nur am innervierten Pri~parat in Erscheinung tritt, selbstverstiindlich zentral bedingt. Nach der bald erfolgten Vagus- l~hmung sind die Verhaltnisse hier iihnlich jenen, wie wir sie am nicht innervierten Pri~parat zu sehen gewohnt sin& Am isolierten Herzer~ kommt es n~mlich, wie dies aus den schon mitgeteilten Kurvenbildern hervorgeht, durch das Rauchen regelmi~13ig zu keiner Rhythmusanderung. Dixon hatte am Langendorfsehen Pri~parat sowohl yon Nikotin wie yon Tabakrauchl(isungen den yore Froschherzversuch wohlbekannten voriibergehenden Stillstand mit anschliel~ender Beschleunigung gesehem

In unseren Versuchen hatte das Rauchen am entnervten Pri~parat trotz den angewendeten enormen 5[engen niemals auch nur eine Ver- langsamung des Herzschlages verursacht. HSchstens waren einzelne Extrasystolen zu beobaehten, wie dies z. B. in Abb. 2a und 6b sieht- bar ist. Dagegen sahen wir einigemal im spiiteren Verlauf des Rauchens einen Alternans auftreten, wie es in Abb. 2b u n d c sowie Abb. l d zu sehen ist.

Aus der Gesamtheit unserer Versuche gelangen wir zur S chlut]- fo lge rung , da~ die akuten Kreislaufwirkungen des Rauehens nicht durch Schi~digung des Myokards bedingt sind, sondern da~ dabei in erster Reihe nervSse Faktoren sowie ~nderungen des Gefi~gapparates beteiligt sind.

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372 G. I~V[AI~SFELD und K. HEOI:IT.

Zusammenfassung .

Es wurde die Wirkung des Tabakrauchens am Herz-Lungenpriparat yon Hunden in der Weise untersucht, dal~ das Priparat mit Hilfe der Star l ing-Pumpe Zigarren und Zigaretten rauchte, wobei die ~nderung der L e i s t u n g s f i h i g k e i t , des Herzvolums , der Xorona rdu reh - s t rSmung und der Sehlagfolge geprt~ft wurde:

1. Es zeigte sieh zuniehst, dag die volle Nikotinwirkung in unseren Rauehversuehen in kttrzester Zeit zur Entwieklung kam, denn wenige Minuten naeh Einsetzen des Rauehens erfolgte die Lihmung tier Vagus- ganglien.

2. Die Priifung der L e i s t u n g s f i h i g k e i t ergab, dag das ~[yokard selbst, gegentiber der akuten Wirkung des Tabakrauehes ungemein wider- standsfihig ist; denn die Abnahme der Herzkraft maeht sieh erst be- merkbar bei Anwendung so grol~er ~r yon Zigarren oder Zigaretten, die selbst bei Gewohnheitsrauchern nieht in Betracht kommen.

3. Das diastolisehe Volum des Herzens erfihrt wihrend des Rauchens eine betriehtliche VergrSl~erung.

4. Die miiehtigste, niemals fehlende und ~ehon unmittelbar naeh Beginn des l~auchens einsetzende Wirkung ist die Erweiterung der Herz- gefil~e, dutch welehe die DurchstrSmung des Herzens his auf das Sieben- fache des Anfangswertes gesteigert werden kann. Diese Wirkung konnte aueh dutch reines 5Tikotin und auch am innervierten tterz-Lungenpraparat hervorgerufen werden.

5. Die Sehlagfoige des isolierten und entnervten tterzen wird selbst dutch die y o n uns angewendeten Riesendosen regelmil~ig nicht verandert. In einigen Fallen traten im Laufe des Rauchens Pulsus alternans oder Extrasystolen auf.