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Aus dem pharmakologisehen Izlstitut der L-niversitSt Leipzig. (Direktor : O. Gros.) Untersuehungen iiber einen hoehwirksamen Bestandteil yon Cortex Piscidiae Erythrinae. Von P. Hauschild. (Eingegangen am 30. Mai 1936.) Die ginde des Baumes Piseidia Erythrina L. (Jamaiea-Kornelkirseh- baum) ist bei den Eingeborenen der westindischen Inseln und der anliegenden Ktistengebiete als Hypnotieum und Narkotiemn seit langem in Gebraueh und wird auBerdem zum Fischfang in grol3em AusmaBe benutzt. In ge- flochtenen KSrben wird die zerkleinerte Wurzelrinde in die Teiche und andere Gewi~sser gelegt und am nSchsten Tage werden die betSubt oder tot an der OberfI~ehe schwimmenden Fisehe leieht gefangen 1. Gesehmack und Geniel3barkeit der Tiere werden dadureh nieht beeinflugt. Seit 1840 wurde der Extrakt der Rinde aueh in Europa als Hypnotieum und Narkotieum eingeffihrt und a]s Morphinersatz empfohlen 2. Die Rinde wurde in einige PharmakopSen aufgenommen und der l~luidextrakt bei Neuralgien, Krampfhusten und Schmerzzustgnden empfohlen. Peyer a gibt auf Grund seiner Erfahrungen in der Praxis Cortex Piscidiae als Tee in F~llen, in denen den Patienten Baldrian unerwfinseht ist. Die Rinde und der Fluidextrakt sind im Erg~nzungsband zmn Deutsehen Arzneibuch, 5. Ausgabe, 1930, aufgenommen. Versehiedentlieh wurden Untersuehungen fiber die chemisehen Be- standteile der Rinde durchgefiihrt, jedoeh sind die Angaben in der Literatur sehr widersprechend. Die ersten ehemisehen Untersuchungen fiber Cortex Piseidiae stammen yon Hart 4. Er erhielt aus der Rinde eine yon ibm Piseidin genannte Substanz yore Fp. 1920 und der Zusammensetzung C~9H~40 s. Freer und Clover 5 zeigten, dag die yon Hart als Piseidin bezeiehnete Substanz ein Gemiseh zweier Verbindungen vom Fp. 2010 und 2160 darstellt. Pharmakologische Untersuehungen yon Pellacani ~ und Cushny 7 zeigten, dal3 dieses als Piseidin bezeiehnete Gemiseh nicht der Trgger der Wirkung sein konnte. Eine eingehende chemisehe Untersuchung der Rinde wurde dann yon P. W. Dankwortt und Schfitte s, 9 dureh- gefiihrt. Es gelang in diesen Untersuchungen aus der Rinde versehiedene Stoffe in reinem Zustand zu isolieren, jedoch konnten die in friiheren 1 ZSrnig: Arzneidrogen, Klinkhard, Leipzig 2, 119. -- 2 Hartwieh: Neue Arzneidrogen, S. 264. -- 3 Peyer: Pharmaz. Zeitg. 1926, 643.- ~ Hart: Ber. d. dtseh, chem. Ges. 16, 503 (1883).- 5 Freer u. Clover: Amer. Chem. J. 25, 390 (1900).- 6 :Pellaeani: Amer. chim. reed. Farm 2, 78 (1885).- 7 Cushny: Amer. chim. J. 25, 405 (1901). -- s Dankwortt u. Sehtitte: Arch. d. Pharm. 1934, 701. -- 9 Sehfit te : Inaugural-Dissert. Technisehe Hochschule Hannover 1931.

Untersuchungen über einen hochwirksamen Bestandteil von Cortex Piscidiae Erythrinae

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Aus dem pharmakologisehen Izlstitut der L-niversitSt Leipzig. (Direktor : O. Gros.)

Untersuehungen iiber einen hoehwirksamen Bestandteil yon Cortex Piscidiae Erythrinae.

Von

P. Hauschild.

(Eingegangen am 30. Mai 1936.)

Die g inde des Baumes Piseidia Erythr ina L. (Jamaiea-Kornelkirseh- baum) ist bei den Eingeborenen der westindischen Inseln und der anliegenden Ktistengebiete als Hypnotieum und Narkotiemn seit langem in Gebraueh und wird auBerdem zum Fischfang in grol3em AusmaBe benutzt. In ge- flochtenen KSrben wird die zerkleinerte Wurzelrinde in die Teiche und andere Gewi~sser gelegt und am nSchsten Tage werden die betSubt oder tot an der OberfI~ehe schwimmenden Fisehe leieht gefangen 1. Gesehmack und Geniel3barkeit der Tiere werden dadureh nieht beeinflugt. Seit 1840 wurde der Ex t rak t der Rinde aueh in Europa als Hypnotieum und Narkotieum eingeffihrt und a]s Morphinersatz empfohlen 2. Die Rinde wurde in einige PharmakopSen aufgenommen und der l~luidextrakt bei Neuralgien, Krampfhusten und Schmerzzustgnden empfohlen. P e y e r a gibt auf Grund seiner Erfahrungen in der Praxis Cortex Piscidiae als Tee in F~llen, in denen den Patienten Baldrian unerwfinseht ist. Die Rinde und der Fluidextrakt sind im Erg~nzungsband zmn Deutsehen Arzneibuch, 5. Ausgabe, 1930, aufgenommen.

Versehiedentlieh wurden Untersuehungen fiber die chemisehen Be- standteile der Rinde durchgefiihrt, jedoeh sind die Angaben in der Literatur sehr widersprechend. Die ersten ehemisehen Untersuchungen fiber Cortex Piseidiae stammen yon H a r t 4. Er erhielt aus der Rinde eine yon ibm Piseidin genannte Substanz yore Fp. 1920 und der Zusammensetzung C~9H~40 s. F r e e r und C l o v e r 5 zeigten, dag die yon H a r t als Piseidin bezeiehnete Substanz ein Gemiseh zweier Verbindungen vom Fp. 2010 und 2160 darstellt. Pharmakologische Untersuehungen yon P e l l a c a n i ~ und C u s h n y 7 zeigten, dal3 dieses als Piseidin bezeiehnete Gemiseh nicht der Trgger der Wirkung sein konnte. Eine eingehende chemisehe Untersuchung der Rinde wurde dann yon P. W. D a n k w o r t t und S c h f i t t e s, 9 dureh- gefiihrt. Es gelang in diesen Untersuchungen aus der Rinde versehiedene Stoffe in reinem Zustand zu isolieren, jedoch konnten die in friiheren

1 ZSrnig: Arzneidrogen, Klinkhard, Leipzig 2, 119. - - 2 Har twieh : Neue Arzneidrogen, S. 264. - - 3 Peyer : Pharmaz. Zeitg. 1926, 6 4 3 . - ~ Har t : Ber. d. dtseh, chem. Ges. 16, 503 (1883) . - 5 Freer u. Clover: Amer. Chem. J. 25, 390 (1900).- 6 :Pellaeani: Amer. chim. reed. Farm 2, 78 (1885).- 7 Cushny: Amer. chim. J. 25, 405 (1901). - - s Dankwor t t u. Sehti t te: Arch. d. Pharm. 1934, 701. - - 9 Sehfit te : Inaugural-Dissert. Technisehe Hochschule Hannover 1931.

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Arbeiten aufgefnndenen Bestandteile von diesen Autoren nicht wieder- gefunden warden, und somit wurde die Einheitlichkeit der im Handel er- hiiltliehen Rinden bezweifelt. Pharmakologisehe Untersuehungen des aus der Rinde yon S eh i i t te isolierten Saponins wurden yon K ofler 1~ durch- gefiihrt. Pro 1 g Maus wirkten 0,075 mg des intraven5s injizierten Saponins tSdlich, per os batten 1,5 rag/1 g Maus keine Wirkung. Es ersehien un- wahrscheinlich, dab das Saponin die grol]e Giftigkeit der Rinde gegeniiber Fischen bedingt. Von Herrn Prof. Gros angeregt, stellte ich mir die Auf- gabe, das wirksame Prinzip der Rinde noeh niiher zu ermitteln.

Als Testobjekt diente zungehst die Ermittlung der letalen Dosis ver- sehiedener Rindenextrakte und Fraktionen bei der ga t te und bei Fisehen. Dem wiisserigen oder dem angesguerten wiisserigen Extrakt kam keine stgrkere Giftwirkung zu, wghrend Extrakte mit Benzol, Chloroform, Petroliither, Alkohol usw., eine erhebliehe giftigkeit besal~en. Der Petrol- gther eignete sich am besten zur Extraktion, und aus dieser Fraktion konnte eine Substanz gewonnen warden, die, obgleich wahrscheinlich noeh nicht v511ig rein, eine sehr starke Toxizitgt besal3. Die tSdliehe Dosis fiir die Ratte betrug bei intraperitonealer Injektion 0,2 rag/100 g, und kleine Fisehe wurden noch in Verdiinnungen yon 1 : 70 Millionen naeh mehreren Stunden getStet. Ob diese Substanz aueh Triiger der der Rinde zugesehriebenen narkotisehen Eigensehaften beim Warmbliiter ist, konnte noeh nicht sicher- gestellt werden.

Experimentelles. Da sich aus den Vorversuehen ergab, dab der als Fischgift wirksame

Stoff der Rinde in Petrol~ther 15slieh ist, wurden 3 kg der Rinde* am Soxleth mitPetroliithererschSpfendextrahiert. Ans diesemExtrakt sehieden sich in der K~tlte weil~e Kristallbiisehelehen ab. Im Tierversueh erwies sieh cliese Substanz als ungiftig Dutch weitere Verarbeitung des Filtrates woriiber an anderer Stelle ausfiihrlicher berichtet wirdn; konnte aus dem znrtickbleibenden dnnkelgriinen 01 durch fraktionierte Fgllung mit Petrol- iither bei niederer Temperatur eine amorphe, sehwaeh gelbliehe Substanz erhalten werden, welehe fiir Fische und aueh fiir den Warmbliiter bei parenteraler Verabreichung stark toxiseh wirkt.

Es standen zur pharmakologisehen Untersuchung des erhaltenen Giftstoffes nut geringe Mengen zur Verfiigung, die Besehrgnkungen in deren Durehftihrung auferlegten. Zungchst wurden yon dam Wirkstoff ]e eine 3,0, eine 0,3 und eine 0,03 ~oige alkoholisehe LSsung hergestellt. Dureh entsprechende Auswahl wurde stats so gearbeitet, dal~ Nebenwirkungen des Alkohols vermieden wurden. Bei Injektionen wurde die erreehnete Menge

lo Kofler: Siehe Dankwortt u. Schiitte, Arch. d. Pharmaz. 1934, 712. -- 11 Hauschild: Arch. d. Pharmaz. 1936, im Diuck.

* Zur Yerwendung gelangten drei im Laufe eines Jahres yon der Firma Caesar & Loretz, Ha.lle, a.ls Cort. Pisc. Eryth. bezogene Rinc~ensendungen.

Untersuehungen iiber einen hoehwirksamen Bestandteil. 319

der a lkohol isehen LSsnng m i t mehreren ecru R inge r oder Wasse r un te r U m -

seh i i t t e ln ve rd i inn t und es konn t en so f i i r kurze Zeig ha l t ba re Suspensionen, die ohne Ver lus te dos ie rbar waren, e rha l ten werden.

B e s t i m m u n g der dosis letalis an Itatten, Fisehen und Kaulquappen.

Die Tabel le 1 zeigt, daft d ie tSdl iche Dosis des Wirks tof fes fiir die R a t t e bei i n t r ape r i t onea l e r I n i e k t i o n bei 0,2 mg/100 g R a t t e liegt.

Tabelle 1. B e s t i m m u n g d e r t 6 d l i c h e n D o s i s des P i z e i d i a - W i r k s t o f f e s an der R a t t e bei i n t r a p e r i t o n e a l e r I n j e k t i o n . (Die Kreuze geben die Zahl

der gestorbenen, die Striehe die ZahI der /iberlebenden Tiere an).

Dosis Dosis

0,4mg/lOOg + + + 0,15mg/lOOg - - + - - - - + - - O,3mg/lOOg q- q- - - + -+- 0,1 ~ng/lOOg q- - - 0,2 rag/100 g -1- - - + + - - + 0,05 mg/100 g

Verlauf der Vergiftung: Bald naeh der Injektion saflen die Tiere mit ge- striiubtem Fell ruhig im Glaze. Die Atmung wurde zunehmend frequenter und bald darauf unregelm~iBig. Oft zetzte sie dann fiir einige Zeit v611ig aus. Cyanose war deutlich ausgew~igt und es traten starke toniseh-klonisehe Kr~mpfe auf. Oft ver- barrten die Tiere noeh einige I~{inur in Seitenlage, bis sehliel31ieh dutch Atem- stillstand der Ted eintrat. Ein pathologiseher Befund konnte bei der Sektion nieht erhoben werden. L'ntert6dliehe Desert riefen nur nahe der letalen Konzentration leiehtere Kr~impfe hervor, geringere Desert (0,05--0,1 mg) lieBen keinerlei Wirkung erkennen; nur saflen die Tiere l~ingere Zeit apathisch und mit gestrgubtem Fell in ihrem Glaze.

B e s t i m m u n g der tSdlichen Konzentrat ion an Kaulquappen.

Es wurden K a u l q n a p p e n mi t t l e r e r GrSfte verwendet . Die Kreuze der Tabel le 2 geben die Zahl der innerha lb 24 S tunden in der LSsung ges torbenen K a u l q u a p p e n an. Die St r iehe geben die Zahl der i iber lebenden Tiere an.

Ta be l le 2.

Konzentration

1 : 1 Nillien 1 : 2 1 : 3 1 : 5 ,, 1:8 ,

W a r e n die K a u l q u a p p e n noch n ich t zu lange verg i f te t , so erhol ten sic sieh in f r i sehem Wasse r wieder.

§ 2 4 7 2 4 7 2 4 7 + + § 2 4 7 § + + + - - - - + §

B e s t i m m u n g tier tSdlichen Konzentrat ion an Fisehen.

Zur B e s t i m m u n g der Dosis le tal is ~n F i schen k a m e n zungchs t Silber- orfen yon e twa 3 cm Ls zur Verwendung. HShere K o n z e n t r a t i o n e n als 1 : 5 bis 1 : 20 Mill ionen b rach ten die Tiere innerha lb 30 - -60 Minuten in Sei tenlage nnd in f r ischem Wasse r e rhol ten sich die Tiere zum grSft ten Tell

320 F. HAUSCltILD :

nieht wieder. Verdfinnungen yon 1 : 80 Millionen liegen noeh Wirkungen naeh 15--20 Stunden erkennen, die Tiere sehwammen in Seitenlage umher, iiberlebten diese Verdiinnungen abet fas t alle, yon zehn Fisehen starben drei einige Tage sparer. Waren die Tiere bei Konzent ra t ionen yon 1 : 20 bis 1 : 60 Millionen noeh nieht zu lange in Seitenlage, so erholten sie sich zmn grSl3eren Teil wieder in frisehem Wasser. Die Tabelle 3 gibt einen 17ber- bliek fiber diese Versuehe. Die Tempera tur des Wassers betrug in allen Fgllen 18--19 ~

Tabel le 3.

Konzentration Zahl der Tiere Nach welcher Zeit Nach welcher Wieviel Tiere Seitenlage ? Zeit tot ? tot ?

I : 5 Million i: 10 ,, 1 : 20 ,, 1 : 40 ,, 1 : 60 ,, 1 �9 70 , 1:80 ,,

6 6 4 6 6 6

10

< 30 Std. 35 ,,

<: 50 ,, % 70 ,, < 150 ,, < 260 ,, > 20 ,,

<. 1 Std. < 2 ,,

< 5 ,, % 7 ,, < 9 ,, > l0 ,,

Die wgsserigen Ex t r ak t e und die R i M e selbst wurden ebenfalls auf ihre Toxizi tgt an l~isehen untersueht. Der w~isserige E x t r a k t wirkte noeh giftig fiir Fiselae in Verdfinnungen yon 1 : 2000 (bezogen auf Cortex, naeh 21 Stunden). Wurden 2 g Rinde auf 2 Liter Wasser gegeben und die Fisehe in diese Flfissigkeit gesetzt, so zeigten sie naeh 1 - - 6 Stunden ebenfalls Vergiftungserseheigungen und kamen in seitenlage. I n sp~teren Versuehen wurden zur Bes t immung der Toxizitiit bedeutend gr613ere Fisehe (Karau- sehen, 8 - -10 em lang) benutz t und es zeigte sieh, dal~ diese Tiere bedeutend weniger empfindlieh waren. Es waren etwa doppelt his dreifach hShere KolLzentrationen nStig, um die gleiehen Wirkungen wie bei den Silber- orfen zu erzielen.

~ ' e r g l e i e h e n d e Yersuehe f iber d i e T o x i z i t i i t d e s R o t e n o n a n F i s e h e n u n d R a t t e n .

Es war yon Interesse, die Toxizititt des Ro tenon fiir die oben benutzten Fisehe zu ermitteln. Sowohl das Rotenon wie aueh das g o t e n o n h a r z ge- hSren zu den st~irksten bekannten Fisehgiften. G e r s d o r f f 1~ best immte die letalen Konzent ra t ionen yon Ro tenon und seinen Der iva ten an Gold- fisehen. I~bereinstimmend mit den Untersuehungen yon D a n n e el 13 liegt der Beginn einer Giftwirkung bei dem Rotenon (Atemstillstand) bei Vet- di innungen von 1 : 100 Millionen. Aus diesen Angaben ist ersiehtlieh, dal3 die Giftwirkung des Piseidiafischgiftes fast diejenige des Ro tenon erreicht. Es wurde in den vergleiehenden Versuehen festgestellt, dal3 in Uberein- s t immung mit den Befunden der genannten Autoren die tSdliehe Grenz- konzent ra t ion des Rotenon aueh bei den Silberorfen bei 1 : 100 Millionen

13 Ge r sdo r f f : J. amer. chem. Soe. 52, 3440 u. 53 (1897, 1931). - - 13 D a n n e e l : Naunyn-Schmiedebergs Arch. 170, 59 (1933).

Untersuchungen tiber einen hochwirksamen Bestandtei!. 321

�9 .

lag. Karausehen waren gegen das Rotenon ebenso wle gegen das Piseidia- fisehgift weniger empfindlich. Es ergab sieh aus diesen vergleiehenden Untersuehungen, auf deren tabellarisehe A nftihrung bier verzichtet werden soll, dal3 die Toxizitfit des Piscidiagiftes nur etwa 20 ~o geringer war als die des Rotenon. Dies konnte auch in Versuehen an der Ratte best~tigt werden. Bei intraperitonealer Injektion yon Rotenon starben durch 0,15 rag/100 g Ratte vier yon seehs Tieren.

Yersuche am Kaninehen, Durchstriimungspriiparat, und der Katze.

Je ein Kaninchen (1860 und 1250 g) erhielten ],0 und 0,5 mg/kg des Piscidiawirkstoffes langsam intravenSs injiziert. Die InjektionslSsung enthielt nieht fiber 0,1 eem Alkohol, der mit 5 ecru physiolog~seher Koeh- salzlSsung verdfinnt war und, wie Kontrollversuehe ergaben, nieht stSrend auf den Vergiftungsverlauf wirkte.

Das Tier, welches 1 mg erhielt, starb innerhalb 1/2 Stunde, naehdem es sofort naeh der Injektion Seitenlage einnahm. Die Atmung wurde zu- sehends sehleehter, naeh 6 Minnten war der Cornealreflex negativ, wiihrend die Herzti~tigkeit noeh gut war. Das Tier, welches nur 0,5 mg erhalten hatte, lag 1/2 Stunde lang in 6eitenlage mit um'egelm~il~iger Atmung, die Reflexe waren erhalten u n d e s erholte sieh nach einigen Stunden wiecter. Ein weiteres Kaninehen erhielt 5 mg/kg des Wirkstoffes per os. Es zeigte keinerlei Symptome. An Katzen wurde ebenfalls die perorale Darreiehung des Wirkstoffes nntersueht, die Versuehe konn~en jedoeh nieht verwertet werden, da die Tiere in kiirzester Zeit alles wieder erbraehen. Am Tren- delenburgsehen D u r e h s t r 6 m u n g s p r ~ p a r a t fief die Substanz in sehr geringen Mengen Yon 0,02 mg bereits eine ErhShung der Durehflul?- gesehwindigkeit um das Doppelte gegenfiber der Norm hervor. Dieser Befund steht im Einklang mit dem B l u t d r u e k v e r s u e h an der narkoti- sierten Katze. Hier verursaehte die Substanz in Mengen, von 0,1 mg pro Tier in die vena jugularis injiziert, eine briiske Blutdrueksenkung um 30--40 ram, die naeh 1 Minute ihren tiefsten Weft erreieht hatte, um dann im Verlauf yon 4--5 Minuten wieder zur Norm zurtickzukehren.

~Tcrsuche iiber den Einflul] des in dcr Rinde enthaltencn Saponins au~ die Giftwirkung.

D a n k w o r r t und Schf i t te 8 stellten ein yon Kof le r 1~ untersuchtes Saponin aus Cortex Pise. Eryth. dar. Es wurde nur in sehr geringer Aus- beute erhalten. Ieh stellte naeh den Angaben in dieser Arbeit eine stark saponinhaltige Fraktion her - - auf eine restlose Reinigung wurde aus ~ul3eren Griinden verziehtet - - und die Toxizit~t dieser LSsung wurde be- stimmt. Sie hatte stark h~molytische EigensehMten, iibte j edoeh auf Fische and Kaulquappen in st~rkeren Verdfinnungen keine Wirkung aus. Ebenso iiberlebten Ratten nach Konzentrationen, die rein rechnerisch nicht ffir die

322 F. HAUSCItILD :

starke Giftwirkung der Rinde in Frage kamen. Es stellte sich jedoch heraus, dab die Toxizit/it des Wirkstoffes im Versuch an Fischen und Kaul- quappen durch Zusatz an nnd fiir sich unwirksamer Mengen der saponin- haltigen LSsung bedeutend gesteigert wnrde, wie dies ja auch yon K o f l e r 1~ fiir das Piscidiasaponin schon am Frosch mit Curaril nachgewiesen wurde und fiir die Saponine ja allgemein bekannt ist. O v e r t o n 14 ist der Ansich~, da$ der Tod yon Fischen in SaponinlSsungen im wesentliehen auf denselben Ursachen wie der Tod von Kaulquappen beruht, nut sind es bei den Fischen in erster Linie die Kiemenepithelien, welche angegriffen warden.

Um die die Giftigkeit des Piscidiawirkstoffes erhOhenden Wirknngen des Sapo- nins welter darzulegen, soll noch folgende Versuchsreihe knrz besehrieben werden: nach Dankwor t t und Sehiitt e ist das t~iscidia-Saponin in 90 ~oigen und absolnten Alkohol unlOslich= Es wurden 50 g Rinde mit 50 %igem Alkohol, in welehem sowohl der Wirkstoff als aueh dab Saponin gut 15slieh Bind, ausgiebig extrahiert. Yon den ungelSsten Riudenriickstgnden wurae abfiltriert und das Filtrat in zwei gleiche Portionen aufgeteilt. Die erste Portion wurde mit der dreifachen Menge 50~ Alkohols verdfinnt. Die LOsung blieb Mar und wurde zur Troekne verdampft. Die zweite Portion wurde mit der dreifachen Nenge absoluten Alkohols versetzt. EB schied sich ein weil31icher Niederschlag aus, yon welchem abgesaugt wurde. In dem Filterri~ckstand war neben Mineralsalzen die I-Iauptmenge des Saponins ent- ha lten. Der Niedersehlag wurde mehrmals mit Alkohol ausgewasehen, im Exsikator getroeknet and gewogen. Das Filtrat wurde ebenfalls getroeknet und gewogen. Von beiden Portionen wurden entspreehende LSsnngen in 50~'oigen Alkohol her- gestellt und ihre Giftwirkung auf Fisehe untersueht. (Bei der saP0ninarmen LSsung wurde, urn entspreehende Verhgltnisse zu haben, naturgem~13 der Substanzverlust dureh den Filterrfiekstand bert~eksiehtigt und in Abzug gebraeht.) Beide LSsungen enthielten also annghernd gleiehe Mengen des Wirkstoffes, die eine aber auBerdem das Saponin. Die Yersuehe zeigten, dab die saponinhaltige L6sung bedeutend giftiger wirkte als die Fraktion, weleher das Saponin entzogen worden war.

Es ergibt sieh also aus diesen Versuehen, dab die Saponine fiir die Intensitgt und Schnelligkeit der Giftwirkung der Rinde als Ballaststoffe eine erhebliehe Rolle spielen. Allgemein wird angenommen, dag die Gift- wirkung bestimmter Pflanzen auf Fisehe und ihre Anwendnng beim Fiseh- fang auf dem Saponingehalt derselben beruhe is. Ausgedehnte Versuehe mit Saponinen an Fisehen wurden yon K o b e r t 16, K o fl er 1~ sowie Sie b u r g and B a e h m a n n is und anderen Autoren durchgefiihrt. Alle diese Versuehe ergaben, dal~ selbst die wirksamsten Saponine, wie Cyelamin und Digitonin in Verdiinnungen yon hSehstens 1 : 200000--1:500000 noeh toxiseh fiir die Fisehe waren. Sapotoxin und Quillajas5ure nliissen naeh den Unter- suehungen yon K o b err is mindestens in einer Konzentration von 1 : 200000 angewendet werden, urn Fisehe zu 15hmen oder zu t5ten. K o f l e r is selbst betont in seinem Buehe, dag, wenn man versuehte, die zum T6ten oder aueh

14 Over ton: Lunds lYniversitets Arsskrift N.F. Afd. 2, •d. 9 n. 14 (1913, 1918). - - ~ Kofler: ,,Die Saponine", S. 117 u. 255. \Vien, Jul. Springer, 1927 . - 16 Kober t : ,,Beitr~ge zur I4enntnis der Saponinsubstanzen" 1904. 59. - - 17 Kofler: Biochem. Z. 129, 64 (1922). is �9 " ' - - Sleburg u. Ba.chmann: Ebenda 126, 130 (1922).

Untersuehungen 0bet einen hochwirksamen Bes~andteii. 323

nur zum Bet~uben der Fische erforderliehe Saponinmenge annghernd zu bereehnen, man fiir praktisehe Zwecke zu sehr hohen Werten gelangt. Zur Vergiftung der Fisehe in einem ganz kMnen Teich yon nur 400 m 3 Wasserinhalt wiirden z. B. 100 kg friseher Cyelamenknollen n6tig sein.

Wit kennen nun abet irrl Tephrosin, Deguelin, Rotenon und seinen vielen hochwirksamen Derivaten Substanzen, welche in 100--200faeh geringeren Mengen noeh t6dlieh fiir Fisehe sin& Ebenso ist die Giftigkeit der aus der Piseidiarinde isolierten Substanz fiber 100faeh h6her, als die der wirksamsten Saponine. Es erseheint demnaeh wahrseheinlieh, dal3 in vielen zum Fischfang benutzten Pflanzen nieht die Saponine die ttaupt- triiger der Wirkung sind, sondern die Pflanzen bedeutend sti~rker toxisehe Stoffe enthalten, deren Wirksamkeit dutch die Anwesenheit von Saponinen noch welter gesteigert wird. Diese Annahme wiirde aueh die erreehnete Diskrepanz zwisehen der Menge der far die Vergiftung der Fisehe not- wendigen Pflanzen oder Rinden und der hohen Verdiinnung, welche die Wirkstoffe in den riesigen Wassermengen der Teiche, Seen und Oew~sser erleiden, bedeutend verringern.

Weiterhin ist wahrseheinlieh, dab die versehiedenen teils wider- spreehenden Befunde fiber die Inhaltsstoffe yon Corr. Piseidiae darin be- griindet zu sein seheinen, dag einige Untersueher (Har t , F r ee r und Glover) die Wurzelrinde yon Piseidia erythrina fiir ihre Versuehe benutzten, wghrend bei den Untersuehungen anderer Autoren ( D a n k w o r t t und Sehi i t t e , I-Iauschild) wahrseheinlieh die Rinde des oberirdisehen Teiles yon Piseidia erythrina zur Verwendung kamen.

Zusammenfassung. Aus der t~inde von Piseidia erythrina wurde das als Fischgift wirk-

same Prinzip Weitgehend isoliert. Seine Giftwirkung wurde an Kaul- quappen, Fischen und Warmbliitern untersueht. Silberorfen wurden noch in Verdiinnungen his 1 : 80 Millionen getStet.

u Untersuchungen ergaben, dal~ die Toxizitgt des Piseidia- Giftstoffes nut etwa 20 ~o niedriger als die des Rotenon ist.

An Ratten und Kaninchen wirkt die Substanz bei parenteraler Dar- reichung ebenfalls stark giftig. Der Tod erfolgt unter Krgmpfen dutch Atemstillstand.

Das Saponin der Rinde kommt als Haupttr~tger der Giftwirkung nicht in Betracht, erh6ht abet die Wirksamkeit des Giftes im Versuch an Fisehen und Kaulquappen.

Die Rolle der Saponine bei zum l~isehfang benutzten Pflanzen wird diskutiert und es ist wahrseheinlieh, dat] in vielen soleher Pflanzen den Saponinen eine untergeordnete Bedeutung zukommt und als Haupttrgger der Wirkung andere Stoffe vorhanden zu sein seheinen.