Flugreise durch Nordfrankreich:

Urlaubssonne durch Plexiglas Nach einigen Reiseflügen in brütender Sommerhitze oder über von Wolken blockierten Bergketten sollte diesmal ein ebenso attraktives wie praktisch erreichbares Urlaubsziel gewählt werden: die französische Nordküste. Die Lage lässt im Hochsommer kühlere Temperaturen als in der Heimat erwarten, und die flache Landschaft macht auch bei Bewölkung die Flugdurchführung einfacher. Außerdem konnten bei dieser Gelegenheit eingerostete Französisch-Sprachkenntnisse wieder aufgefrischt werden. Wichtiger Hinweis in diesem Zusammenhang: nicht jeder Pilot oder Flugplatzmitarbeiter spricht automatisch englisch, das gilt auch in Frankreich… Aus Kostengründen, und weil sie sich auf anderen Reisen auch schon bewährt hat und uns ans Herz gewachsen ist, ist die Wahl wieder auf eine Katana gefallen.

Tag 1 : Flüge Nr. 1 & 2 : LOAU → LOLK → EDTG (Bremgarten) Die lieben Kollegen vom wirklich attraktiven Flugplatz Ried Kirchheim (Link) mögen mir verzeihen: die erste Landung war ein reiner Tankstopp aus Kostengründen, denn die nächste Landung ist in Deutschland vorgesehen, wo der Treibstoff bekanntlich teurer ist. In Bremgarten landen wir, weil wir dort von einem lieben Fliegerfreund erwartet werden, der mit uns den Rest des Tages verbringt und uns eine Unterkunft organisiert. Außerdem ist in Frankreich Mogas sehr rar, daher ist dies eine der wenigen Gelegenheiten, bleifrei (und wieder kostengünstiger) aufzutanken. Der Flug dorthin führt uns südlich an München vorbei.

Tag 2 : Flug Nr. 3 : EDTG (Bremgarten) → LFAB (Dieppe) Der längste Flugabschnitt während der gesamten Tour: Er beginnt zunächst bei einem französischen Atomkraftwerk direkt an der deutschen Grenze. Auf der französischen Seite gibt es ein Flugbeschränkungsgebiet, in Deutschland kann man allerdings legal so nahe heranfliegen, wie die Staatsgrenze es zulässt (also näher, als Frankreich sich das wünschen würde). Weiter geht es vorbei an bzw. über bzw. unter viele weitere Beschränkungs- und Tieffluggebiete im Großraum Paris. Da der Treibstoffverbrauch sich in Grenzen hält, muss auch nicht am Enroute-Alternate aufgetankt werden, sondern es kann direkt weitergehen zum geplanten Ziel Dieppe, dem schon historischen „Haus- und Hofstrand“ der Pariser. Dort wäre der erste Badeaufenthalt vorgesehen gewesen, der aufgrund niedriger Temperaturen bei vergleichsweise gutem, frühlingshaftem Wetter leider ausgefallen ist. Die umfassende Planung hält für den Folgetag ein Alternativ-Sightseeingprogramm bereit mit dem Chateau Musée (Nomen est Omen: ein Schloss, das als Museum fungiert) und einem Strandspaziergang vorbei an den eindrucksvollen Kreidefelsen.

Chateau Musée

Kreidefelsen am Strand von Dieppe

Tag 4 : Flug Nr. 4: LFAB (Dieppe) → LFRD (Dinard) Das nächste Ziel war die auch für Jugendgruppenreisen beliebte Stadt Saint Maló mit ihrem historischen Stadtkern („Intramuros“), der Stadtmauer und den Wehranlagen. Am beeindruckendsten ist der gewaltige Tidenhub, also der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut, der an der Küste von St. Maló ganze 12 Meter beträgt und gut beobachtet werden kann. Auch hier war etwas Zeit zum Baden am Strand, der direkt an der Stadtmauer liegt, vorgesehen. Während der Copilot tapfer im langsam durch die Ebbe hervortretenden Strandbadebecken entlang watete, verfolgte ich bei gemessenen 23 und durch den Wind gefühlten 15°C den Tidenhub vom trockenen Strand aus. Für den Flug dorthin wurde Dinard, ein kleiner Flughafen am östlichen Ende der angrenzenden Bucht, gewählt, der außerdem auch durch seine überraschend niedrigen Avgas-Preise (unter 2 Euro) punktete. Auf der Flugstrecke konnte auch ein weiteres Besichtigungs- und Besuchsziel vorab von oben betrachtet werden: Der Mont Saint Michel, ein kleiner, der Küste vorgelagerter Berg mit einer gewaltigen Klosteranlage, umgeben von einer für Pilgerreisende errichteten Kleinstadt. Umgeben war er außerdem von einem Flugbeschränkungsgebiet und konnte daher nur mit Zoom durch die diesige Luft fotografiert werden.

Stadtmauer und Strand von St. Maló

In den Straßen von St. Maló

Gewaltiger Tidenhub, sichtbar an der Bastion vor St. Maló: Wo man nachmittags noch trockenen Fußes auf die Insel spazieren kann,

segeln tags darauf am Vormittag Boote entlang

Mont St. Michel

(herangezoomt von der Grenze der Restricted Area) Auf die originelle Idee, ihn mit dem Kleinflugzeug zum Sightseeing anzusteuern,

waren wohl schon einige vor uns gekommen – vielleicht der Grund zur Errichtung des Beschränkungsgebiets…

Eine Bahn- bzw. Busreise von der mittlerweile erreichten Bretagne zurück in die Normandie führte uns später auch zur hautnahen Besichtigung dieses UNESCO-Weltkulturerbes.

Tag 6: Flug Nr. 5 : LFRD (Dinard) → LFOR (Chartres) Aufgrund des begrenzten Urlaubsrahmens musste leider auch bald ein Wendepunkt für den Antritt der Heimreise festgelegt werden, und der war nach Saint Maló nun erreicht. Von Dinard aus Richtung Osten kamen 2 Städte als weitere Zwischenziele in Frage: Le Mans, bekannt durch die Rennstrecke, hat heute noch ein Automobilmuseum zu bieten, und Chartres, ein weiteres Weltkulturerbe, eine kolossale Kathedrale, und die letztere Destination wurde dann dann auch ausgewählt. Vom Flugplatz der überaus freundlichen Aeroclub-Mitglieder ging es in die Stadt, die nicht nur durch die beeindruckend riesige Kathedrale mit ihren wunderschönen, entsprechend ebenso großen und teilweise fast 1000 Jahre alten, original erhaltenen Glasfenstern beeindruckt, sondern abends auch durch die auf die Fassaden der Sehenswürdigkeiten gerichteten, musikalisch untermalten Kunstanimationsprojektionen besticht.

Seitliches Portal der Kathedrale von Chartres , rechts die darüber gelegenen Fenster von innen betrachtet

Animierte Projektionen an der Chapelle Sainte-Foy in Chartres: http://www.youtube.com/watch?v=ytCRgX16i9Q&noredirect=1

Abflug von Chartres

Ein Vergleich mit umliegenden 5- bis 6-stöckigen Häusern verdeutlicht die gewaltigen Dimensionen der Kathedrale

Tag 7 : Flug Nr. 6 : LFOR (Chartres) → LFGA (Colmar) Das letzte französische Reiseziel und subjektives Highlight der Reise war Colmar im zweisprachigen Elsass, nahe der deutschen Grenze. Amtssprache dort ist natürlich wieder französisch, aber wenn man danach fragt, stimmen die Einheimischen mit einem gequälten Lächeln zu, auch deutsch mit einem zu sprechen. Zum außergewöhnlichen Stadtbild tragen die alten und liebevoll instandgehaltenen Fachwerkhäuser bei.

Fachwerkhäuser in Colmar

(oben: eine Fleischerei, unten: „Maison Pfister“)

Maison de T ȇtes („Haus der Köpfe“)

Fachwerkhäuser von Petite Venise – dem „Klein Venedig“ in Colmar

Tag 9: Flüge Nr. 7 bis 9: LFGA (Colmar) → EDTG (Bremgarten) → LOLK → LOAU

Der „Hüpfer“ über die Grenze zum bereits bekannten Flugplatz Bremgarten erfolgt unserem Freund Rotax zuliebe zum Auftanken mit Mogas, welches in Frankreich auf den Flugplätzen rar gewesen ist. Außerdem besteigt der Copilot bei dieser Gelegenheit die J3C unseres bei der Anreise besuchten Freundes, die in Österreich in der bevorstehenden Saison bei der Stareabwehr mithelfen soll. Aufgrund ihrer satten 65 Knoten Reisegeschwindigkeit ist sie aber leider nicht zum effizienten Formationsflug mit der Katana geeignet. Der nächste Tankzwischenstopp führt uns wieder zu unseren oberösterreichischen Kollegen nach Ried Kirchheim, wo ich reichlich Zeit habe, mich im schönen Flugplatzrestaurant mit einem leckeren Mittagessen zu stärken (dieses ist in Frankreich natürlich nicht minder köstlich gewesen, aber soviel nur zur heimischen Hobbyflieger-Fremdenverkehrswerbung). Dabei warte ich auf die alte Dame aus dem Hause Piper und ihren etwas jüngeren Piloten für eine kurze gemeinsame Bodenpause. Da die geliebte Heimat wieder ruft, besteige ich bald nach seinem Eintreffen wieder die Katana und trete die letzte Etappe der Reise nach Stockerau an.

Noch einige Eindrücke von unterwegs…

Auch abseits der bekannten Schlösserroute befinden sich attraktive Bauwerke (Route St. Maló – Chartres)

Gehört in Frankreich leider auch zum Landschaftsbild: AKW

Aulandschaft an der Seine (Route Chartres – Colmar)