Urteil der l)reisrichter fiir den v. Welzschen v. Graefe-Preis.

Auch diesmal ist es fiir die ffir die Verleihung des Welzschen Grae/e-Preises gcw~hlten Preisrichter tiberaus schwierig, ~us den zur Beurteilung stehenden Arbeiten ~us den Jahrg~ngen ]923--1925 des v. Graefeschen Archivs ffir ophthalmologie die des Preises wfirdigste auszusuchen. Eine ganze Reihe yon ausgezeichneten Arbeiten nahm die Aufmerksamkeit der Preisrichtcr in Anspruch; unter diesen scheinen schliel~lich zwci Arbeiten durchaus im Vordergrund zu stehen, ohne dal~ die Preisrichter einmiitig der einen oder der anderen Arbeit den Vor- zug geben konnten. Es handelt sich erstens um die Arbeit yon Engel- Icing: ,,Die Tritanomalie, ein bisher unbekam~ter Typus anormaler Trichromasie (v. Graefes Arch. 116)".

Zweitens um die beiden Arbeiten yon Scheerer: ,,Zur pathologischen Anatomic der Ver~nderungcn der Ne~zhautzentr~lgef~13e

bei der sog. Thrombose der Zentralvene und Embolie der Zentralarteric mit be- sondcrcr Beriicksichtigung ihrer Beziehungen zur anderweitigen Ver~nderung am Sehncrvenkopf bci Glaukom und verwandten Zust~nden.

1. Uber Vcr~nderungen der Zentralvene bei glaukomatOscn und 6dematSsen Zusthnden des Sehnervenkopfes und fiber Koll~tcralcnbildung im Bercich des vorderen Endes des Zentralvenenstammes (v. Graefes Arch. |[0)."

,,Zur p~thologischcn Anatomic der Netzhautzentralgef~e bei der sog. Throm- bose der Zentralvene und Embolic der Zentr~larterie mit besonderer ]~erfick- sichtigung ihrer Beziehungen zur andcrweitigen Ver~ndcrung am Sehnervenkopf bci Glaukom und vcrwandten Zust~nden.

2. Die Entwick]ung des Verschlusses dcr Zentralvene (v. Graefcs Arch. [[~)."

Engel]cing ist es gelungen, einen bisher unbek~nnten drit ten Typus der Anorma]en festzustellen, ffir welchen er den Ausdruck Tritanomalie vorschl~gt, welcher eine hochgradige Unterwertigkeit des Blausinnes und eine geringergrudige Unterwertigkeit des Gelbsinnes bei Trit~nopen bedeuten soll. Engel]cing hat auf Grund klarer theoretischer Uberlegung nach diesem neuen Typ unter dem ibm zur Verffigung stehenden Unter- suchungsmateri~l sorgf~ltig und mfihselig geforscht. Nachdcm er einen Fall dieses Typs t~tsi~chlich entdeckt hatte, hat er diesen auf Grund einer reichen Erfahrung mit allen in Betracht kommenden Methcden untersucht, die Ergebnisse mit sch~rfster Kri t ik gewertet, die Methoden variiert, die Untersuchungsergebnisse experimentell nachgeprfift und befestigt, schliel~lich hat er in klarer und iiberzeugender Weise die SchluBfolgerungen gezogen. Es se i zum Schlussc nicht unerw~hnt, dal3

v. Graefes Archly fiir Ophthalmologie. 121. Bd. 1

2 Urtefl der Preisrichter fiir den v. Welzsehen v. Graefe-Preis,

die schwierige M~terie in besonders griindlicher Weise klar zum Ausdruck gebraeht worden ist.

Scheerer, der -- wie bekannt -- seit vielen Jahren seine Aufmerksam- keit besonders auf die Erkr~nkungen der BlutgefgBe der Hetzhaut ge- riehtet hat, hat mit seinen beiden Arbeiten wichtige neue Bei~ra, ge zur Kl~rung des Jahrzehnte offenen Problems des Zust~ndekommens des Verschlusses der Netzhautgef~i~e geliefert. Er ha~ in grtindliehen anatomischen Untersuehmlgen an einem grol3en Material neue und wichtige Befunde erhoben, welehe auf die Entstehungsart des Ver- sehlusses der Zentralgefgl~e ein neues Lieht werfen. DaB dabei nicht alle Fragen restlos gekt~rt werden konnten, ist bei dem Charakter des Pro. blems fast selbstverst~ndlieh. Die Befunde Scheerers gew~hren auf jeden Fall eine sichere Grundlage zu neuen Arbeiten.

Die Preisriehter haben beschlossen, den Preis zu teilen und ihn an die Herren Engelking und Scheerer zu verleihen.

Bartels. Birch-Hirsch]eld. Hertel. Kayser. Kriicl~mann.