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die Frequenz schwerer Komplikationen von 1,2% auf 0,2% signifikant gesenkt werden (p < 0,001). Erfahrene Untersucher (mehr als 500 AZ) hatten eine signifi- kant niedrigere Rate an schweren Komplikationen (0,5%) und leichten Kompli- kationen (14,2%) als weniger erfahrene (p < 0,01). Aus unserer Sicht ist die trans- abdominale AZ in der Sp/it-SS bei gegebener Indikation und Durchffihrung des Eingriffs unter direkter US-SK durch erfahrene Untersucher eine relativ risi- koarme und diagnostisch sehr zuverl/issige Methode in der Geburtshilfe. Literatur 1. Cruikshank D (1982) Amniocenthesis for determination of fetal maturity. Clin Obstet Gyne- col 25:773-785 2. Gluck L, Kulovic LV, Borer RC (1974) The interpretation and significance of the lecithin- sphingomyelin-ratio in amniotic fluid. Am J Obstet Gynecol 120:142 155 3. Jonatha W, Kn6rr K (1977) Intrauterine Infektion nach diagnostischer Amniocentese in der Fr/ihschwangerschaft; DFG-Programm - Pr/inatale Diagnostik genetisch bedingter Defekte 13. Informationsblatt, Miinchen 4. KleihaUer E, Braun H, Bethke K (1977) Demonstration von fetalem Hfimoglobin in den Erythrocyten des Blutausstriches. Klin Wochenschr 35:637-638 5. Kn6rr K, Jonatha W, Kn6rr-G/irtner H (1973) Die genetische Risikoschwangerschaft. Ge- burtsh Frauenheilk 33:617 6. Kubli F (1977) Transabdominale Amniocentese in der Spfitschwangerschaft. Arch Gyn/ikol 224:170-178 7. Liley AW (1961) Liquor amnii analysis in management of pregnancy complicated by rhesus sensitation. Br J Obstet Gynecol 82:1351-1370 8. Piiroinen O, Erkkola R, Gron-Roos M (1984) Low-risk amniocentesis in the third trimester under ultrasound control. Eur J Radiol 4:309-311 9. Schmidt W, Gabelmann J, Mfiller U, Voigtl~inder T, Hager HD, Schroeder TM, Garoff L, Kubli F (1980) Prfinatale Diagnostik. Technik und Ergebnisse von 1000 Fruchtwasserpunk- tionen. Geburtsh Frauenheilk 40:761-768 Ver~inderte Indikationsstellung zur Amniozentese im II. Trimenon durch ein Alpha-Fetoprotein-Screening H. Gerlach, H.U. Feldmann Gemeinschaftspraxis Feldmann/Gerlach, Essen Obwohl die Inzidenz der Trisomie 21 mit zunehmendem miitterlichen Alter steigt, werden ca. 80% der Kinder mit Down-Syndrom von Frauen geboren, die bei der Konzeption jiinger als 35 Jahre alt waren [4]. Berticksichtigt man bei der geneti- schen Beratung von Paaren mit unauff/illiger Anamnese (prim/ire Pr/inatal- diagnostik) ausschlieBlich das mfitterliche Alter bei Konzeption und stellt die Indikation zu Chorionbiopsie oder Amniozentese abh/ingig davon, ob 25 Jahre bei der Befruchtung erreicht waren, kann nur ein geringer Teil der Chromosomen- aberrationen pr/inatal diagnostiziert werden. Auch erniedrigte AFP-Konzentrationen sind bedeutsam! Seit etwa 15 Jahren ist bekannt, dab erh6hte Alpha-Fetoprotein (AFP)-Konzen- trationen im Fruchtwasser/Serum schwangerer Frauen geh/iuft mit z. B. Anenze- phalie, Spina bifida aperta, Omphalozele, kongenitaler Nephrose u. a. assoziiert sind [5]. Erniedrigte AFP-Konzentrationen werden seit 1984 wiederholt im Zu- 126 Archives of Gynecology and Obstetrics Vol. 245,No. 1-4,1989 Verhandlungender DeutschenGesellschaft for GyNikologie und Geburtshilfe, 47.Versammlung, M/inchen6.-10. September 1988 Sprlnger-Veflag Berlin Heidelberg

Veränderte Indikationsstellung zur Amniozentese im II. Trimenon durch ein Alpha-Fetoprotein-Screening

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die Frequenz schwerer Komplikationen von 1,2% auf 0,2% signifikant gesenkt werden (p < 0,001). Erfahrene Untersucher (mehr als 500 AZ) hatten eine signifi- kant niedrigere Rate an schweren Komplikationen (0,5%) und leichten Kompli- kationen (14,2%) als weniger erfahrene (p < 0,01). Aus unserer Sicht ist die trans- abdominale AZ in der Sp/it-SS bei gegebener Indikation und Durchffihrung des Eingriffs unter direkter US-SK durch erfahrene Untersucher eine relativ risi- koarme und diagnostisch sehr zuverl/issige Methode in der Geburtshilfe.

Literatur

1. Cruikshank D (1982) Amniocenthesis for determination of fetal maturity. Clin Obstet Gyne- col 25:773-785

2. Gluck L, Kulovic LV, Borer RC (1974) The interpretation and significance of the lecithin- sphingomyelin-ratio in amniotic fluid. Am J Obstet Gynecol 120:142 155

3. Jonatha W, Kn6rr K (1977) Intrauterine Infektion nach diagnostischer Amniocentese in der Fr/ihschwangerschaft; DFG-Programm - Pr/inatale Diagnostik genetisch bedingter Defekte

13. Informationsblatt, Miinchen 4. KleihaUer E, Braun H, Bethke K (1977) Demonstration von fetalem Hfimoglobin in den

Erythrocyten des Blutausstriches. Klin Wochenschr 35:637-638 5. Kn6rr K, Jonatha W, Kn6rr-G/irtner H (1973) Die genetische Risikoschwangerschaft. Ge-

burtsh Frauenheilk 33:617 6. Kubli F (1977) Transabdominale Amniocentese in der Spfitschwangerschaft. Arch Gyn/ikol

224:170-178 7. Liley AW (1961) Liquor amnii analysis in management of pregnancy complicated by rhesus

sensitation. Br J Obstet Gynecol 82:1351-1370 8. Piiroinen O, Erkkola R, Gron-Roos M (1984) Low-risk amniocentesis in the third trimester

under ultrasound control. Eur J Radiol 4:309-311 9. Schmidt W, Gabelmann J, Mfiller U, Voigtl~inder T, Hager HD, Schroeder TM, Garoff L,

Kubli F (1980) Prfinatale Diagnostik. Technik und Ergebnisse von 1000 Fruchtwasserpunk- tionen. Geburtsh Frauenheilk 40:761-768

Ver~inderte Indikationsstellung zur Amniozentese im II. Trimenon durch ein Alpha-Fetoprotein-Screening

H. Gerlach, H.U. Feldmann

Gemeinschaftspraxis Feldmann/Gerlach, Essen

Obwohl die Inzidenz der Trisomie 21 mit zunehmendem miitterlichen Alter steigt, werden ca. 80% der Kinder mit Down-Syndrom von Frauen geboren, die bei der Konzeption jiinger als 35 Jahre alt waren [4]. Berticksichtigt man bei der geneti- schen Beratung von Paaren mit unauff/illiger Anamnese (prim/ire Pr/inatal- diagnostik) ausschlieBlich das mfitterliche Alter bei Konzeption und stellt die Indikation zu Chorionbiopsie oder Amniozentese abh/ingig davon, ob 25 Jahre bei der Befruchtung erreicht waren, kann nur ein geringer Teil der Chromosomen- aberrationen pr/inatal diagnostiziert werden.

Auch erniedrigte AFP-Konzentrationen sind bedeutsam!

Seit etwa 15 Jahren ist bekannt, dab erh6hte Alpha-Fetoprotein (AFP)-Konzen- trationen im Fruchtwasser/Serum schwangerer Frauen geh/iuft mit z. B. Anenze- phalie, Spina bifida aperta, Omphalozele, kongenitaler Nephrose u. a. assoziiert sind [5]. Erniedrigte AFP-Konzentrationen werden seit 1984 wiederholt im Zu-

126 Archives of Gynecology and Obstetrics Vol. 245,No. 1-4,1989 Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft for GyNikologie und Geburtshilfe, 47.Versammlung, M/inchen 6.-10. September 1988 �9 Sprlnger-Veflag Berlin Heidelberg

sammenhang mit chromosomalen Aberrationen, insbesondere der Trisomie 21 und Trisomie 18, beschrieben.

Die Korrelation zwischen erniedrigten AFP-Werten in Fruchtwasser und miitterlichem Serum scheint zwischen der 16. und 18. SSW p.m. am deutlichsten zu sein [2].

Trisomie 21-Screening durch Ultraschall und AFP-Bestimmung?

Zur Optimierung unserer Schwangerenvorsorge ftihren wir daher seit M~irz 1985 neben der intensiven Mil3bildungsdiagnostik durch Ultraschall ein AFP- Screening aus dem miitterlichen Serum zum weiteren Fehlbi!dungsausschluB durch.

Ultrasonographische Verdachtskriterien f/ir eine Chromosomenanomalie k6nnen sein: Wachstumsretardierung, Disproportionen, Gesichtsdysmorphien, Hydrops fetalis, kardiovaskul/ire Fehlbildungen, Fehlbildungen von Extremi- t/iten und inneren Organsystemen, auff/illige Plazentamorphologie, anomale Fruchtwassermenge und auff/illiges fetales Bewegungsmuster. Tabelle I zeigt fiir unsere Region relevante AFP-Medianwerte:

Tabelle 1. AFP-Screening im miitterlichen Serum

AFP-Medianwerte in ng/ml (n= 771)

15. SSW 16. SSW 17. SSW 18, SSW 19. SSW 20. SSW 26 30 34 38 43 51

Gemeinschaftspraxis Feldmann/Gerlach, M/irz 1985-Juli 1988

In Tabelle 2 bezeichnen wir AFP-Werte zwischen dem 0,4- bis 0,7fachen bzw. zwischen dem 2,0- bis 2,5fachen des Medianwerts als grenzwertig:

Tabelle 2. AFP-Screening im m/itterlichen Serum

Gesamtkollektiv Kontrollen wegen grenzwertiger Befunde Amniozentesen wegen erniedrigter AFP-Werte

n=771 100% n= 55 7,1% n= 25 3,2%

Gemeinschaftspraxis Feldmann/Gerlach, M~irz 1985-Juli 1988

AFP-Werte unter dem 0,4fachen des Medians waren bisher bei 25 unter 35j/ihrigen Frauen der Anlag ffir die Durchffihrung einer Amniozentese - bisher ohne Entdeckung einer Trisomie.

Auch im Gesamtkollektiv trat keine Chromosomenst6rung auft Pliidoyer fiir ein AFP-Screening

Da sich das AFP-Screening aufgrund der geringen Inzidenz von offenen Neural- rohrdefekten in der Bundesrepublik Deutschland bisher nicht etablieren konnte [5], ist es unter Ber/icksichtigung der zus/itzlichen Bedeutung von stark erniedrig- ten AFP-Werten Zeit zu einer aktuellen Neuorientierung [1] gekommen.

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Literatur

1. Ashwood ER, Cheng E, Luthy DA (1987) Maternal Serum Alpha-Fetoprotein and Fetal Trisomy-21 In Women 35 years and older. Am J Med Genet 26:531-539

2. Crandall BF, Matsumoto M, Perdue S (1988) Amniotic Fluid-AFP in Down Syndrome and other Chromosome Abdominalities. Prenatal Diagnosis 8:255-262

3. Fuhrmann W (1988) Die A!pha-Fetoprotein-Bestimmung zur Vorsorge und Diagnose. GynG ko!oge 21:125 129

4. Schoenfeld DiMiaio M, Baumgarten A, Greenstein RM, Saal HM, Mahoney MJ (1987) Screening for Fetal Down's Syndrome in Pregnancy by Measuring Maternal Serum Alpha- Fetoprotein Levels. N Engl J Med 317:342-346

5. Weitzel H (1983) Alpha-Fetoprotein in der Geburtshilfe. Gyn~ikologe 16:148-154

Pr~inatale Diagnostik konnataler Infektionen

C. B~iumler, J.-P. Clees.

Universit~its- Frauenklinik, Tiibingen

Einleitung

Die H~iufigkeit von Neugeborenen mit fraglichem oder manifesten Amnioninfek- tionssyndrom liegt an der Universit/its-Frauenklinik Tiibingen bei etwa 6,5%. Eine schnelle Diagnose mit nachfolgender antibiotischer Therapie ist erforder- lich, um eine schwere neonatale Infektion oder Sepsis zu verhindern.

Material und Methoden

In einer retrospektiven Studie mit Paarbildung wurden die prfinatalen Parameter von 108 Kindern des Jahres 1987 mit einer fraglichen oder manifesten Infektion untersucht. Die Paarbildung mit Neugeborenen ohne Infektion erfolgte anhand der gleichen Parit~it der Mutter und der identischen Schwangerschaftswoche bei der Entbindung. Die statistische Auswertung erfolgte mittels des Chi-Quadrat- Tests.

Ergebnisse

Das Auftreten vorzeitiger Wehen war mit 12% in der Infektionsgruppe versus 11% vergleichbar. Ein vorzeitiger Blasensprung mehr als 12 Stunden vor Wehen- beginn trat in der Infektionsgruppe bei 47%, in der Kontrollgruppe bei 18% auf.

Bei 57 Mfitter der Infektionsgruppe wurde ein bakteriologischer Abstrich aus der Vagina entnommen. Hierbei fanden sich in 34% pathogene Keime. Bei 31 Mfittern der Kontrollgruppe fand sich im Vaginalabstrich Standardflora.

Die Geburtsdauer unterschied sich in beiden Gruppen nicht signifikant. Auch das Auftreten von grfinem Furchtwasser zeigte in beiden Gruppen keinen signifi- kanten Unterschied.

Pr~inatale Zeichen einer Infektion wie mfitterliche Leukozytose von mehr als 15 000/l J1, Temperatur von mehr als 3715 ~ oder ein Leukozytenanstieg von mehr als 4000/~tl unter der Entbindung traten mit 71% vs. 42% signifikant h~iufiger in der Infektionsgruppe auf ( < 0,01). Eine fetale Tachykardie trat bei 6% der Infek- tionsgruppe auf, in der Kontrollgruppe jedoch fiberhaupt nicht. Bei 25% der Mfitter mit infizierten Kindern traten pr~inatal keine Infektionzeichen auf. In der Kontrollgruppe waren dies 58% (p <0,001).

128 Archives of Gynecology and Obstetrics Vol. 245, No. 1-4,1989 Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft fiJr Gyn~ikologie und Geburtshilfe, 47.Versammlung, Miinehen 6.-10. September 1988 �9 Springer-Verlag Berlin Heidelberg