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Pharmaforum N eben Gräser- und Birkenpollen ge- hören die Körper und Exkremente von Hausstaubmilben zu den drei führen- den Allergenarten, die weltweit für mehr als 80 % der Allergien verantwortlich sind. Allergische Symptome wie Rhinitis und Konjunktivitis plagen den Hausstaubmil- benallergiker vor allem in den Herbst- und Wintermonaten, während es ihnen in den Sommermonaten meist besser geht. Physikalische Methoden („Encasing“ durch milbendichte Bezüge) und/oder chemische Methoden (Akarizide), um die Milbenexposition zu verringern, haben sich letztlich klinisch als unwirksam er- wiesen, wie Prof. Dr. Christian Taube, Medical Center der Universität Leiden, ausführte. Das gilt für die Linderung von Symptomen ebenso wie für die Asthma- prävention. Laut der Nationalen Versor- gungsleitlinie Asthma ist eine Hausstaub- milbensanierung (z. B. durch Encasing) selbst bei Asthmatikern, die gegen Haus- staubmilben sensibilisiert sind, nicht in- diziert. Als klinisch effektiver hat sich eine sub- linguale spezifische Immuntherapie (SLIT) erwiesen – z. B. mit der Lösung Staloral® Milbe. Schon im ersten Jahr ging der Rhi- nitis-Gesamt-Score signifikant zurück. Kurz vor der Zulassung in Europa steht jetzt eine Milbentablette. Auch diese hat sich in einer randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten klinischen Studie (VO67.10) als effektiv erwiesen. Die 355 beteiligten erwachsenen Hausstaubmilben- allergiker wurden für sechs Monate mit der Tablette in Dosen von 100, 300 und 500 IR behandelt. Die Wirkung wurde in der Ex- positionskammer unter kontrollierten Be- dingungen nach 1, 2, 4 und 6 Monaten geprüft. Es zeigte sich ein dosisabhängiger Effekt: Die beiden höheren Dosen vermin- derten die Symptome in sechs Monaten deutlich, die höchste Dosis sogar signifi- kant. Erste klinische Daten weisen darauf hin, dass die SLIT auch die Asthmasym- ptome von milbensensibilisierten Patienten positiv beeinflusst. Dr. Angelika Bischoff Pressereise Amilly/Antony, 8. bis 10. Mai 2012. Veranstalter: Stallergenes Sublinguale Milbentablette in klinischer Studie erfolgreich W irksamkeit und Verträglichkeit von Produkten für die subkutane Im- muntherapie (SCIT) mit funktionell in- takten Allergenen sind gut dokumentiert. Dennoch ist der Einsatz der klassischen SCIT durch die lange Aufdosierungsphase limitiert. Durch die Optimierung des Ver- hältnisses von Allergen zu Adjuvans er- möglicht die neue SCIT-Formulierung AVANZ® eine kürzere Aufdosierung bei gleich hoher Wirksamkeit der klassischen SCIT. Eine randomisierte, kontrollierte Parallelgruppenstudie mit 400 unter grä- serpolleninduzierter Rhinokonjunktivitis leidenden Patienten mit und ohne Asth- ma, die mit der neuen immunologisch verstärkten SCIT-Formulierung behan- delt wurden, belegen für AVANZ® einen signifikanten immunologischen Effekt bei sehr guter Verträglichkeit [Pfaar O et al. Allergy 2012; 67: 630–7]. Die Aufdosierung erfolgte mit Dosen von 300, 600, 3.000, 6.000 und 15.000 SQ+, die entweder wöchentlich (Gruppe 1) oder in Abständen von drei bis vier Tagen (Gruppe 2) injiziert wurden. Nach abgeschlossener Aufdosierung folgten zwei Erhaltungsinjektionen von 15.000 SQ+ innerhalb der Gesamtbehandlungs- dauer von etwa zehn Wochen. In beiden Gruppen registrierten die Autoren inner- halb kürzester Zeit eine signifikante im- munologische Antwort. Studienleiterin PD Dr. Kirsten Jung bestätigt: „Es ist ein natives Allergen vorhanden, das durch das optimierte Mischverhältnis von All- ergen zu Adjuvans eine starke Immuno- genität besitzt, wie durch die Bestimmung des blockierenden IgE-Faktors, spezi- fischer IgG 4 -Antikörper oder auch spezi- fischer IgE-Antikörper gegen das Major- allergen in Gräserpollen eine Woche nach Abschluss der Injektionen nachgewiesen wurde.“ Sekundärer Endpunkt der Studie war die Verträglichkeit der Aufdosierungs- schemata. 94 % der Patienten und 96 % der Therapeuten schätzten diese als sehr gut und gut ein. Zur verkürzten Aufdosierung meint Jung: „Das ist unbedingt von Vorteil, weil man bei der klassischen Immuntherapie in der Regel bis zu 16 Injektionen benö- tigt, um die Erhaltungsdosis zu erreichen. Dass man die Anzahl der Injektionen von 16 auf fünf reduzieren konnte, bei gleichem immunologischem Effekt, das fasziniert einen Immunologen.“ Nach Informationen von ALK Abelló Verbesserte Formulierung der SCIT mit funktionell intakten Allergenen Milben gehören zu den Spinnentieren. In Europa ist fast ausschließlich Dermato- phagoides pterronyssinus heimisch, in den USA Dermatophagoides farinae. © Sebastian Kaulitzki / fotolia.com Allergo J 2012; 21 (5) 324 Pharma News

Verbesserte Formulierung der SCIT mit funktionell intakten Allergenen

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N eben Gräser­ und Birkenpollen ge­hören die Körper und Exkremente

von Hausstaubmilben zu den drei führen­den Allergenarten, die weltweit für mehr als 80 % der Allergien verantwortlich sind. Allergische Symptome wie Rhinitis und Konjunktivitis plagen den Hausstaubmil­benallergiker vor allem in den Herbst­ und Wintermonaten, während es ihnen in den Sommermonaten meist besser geht.

Physikalische Methoden („Encasing“ durch milbendichte Bezüge) und/oder chemische Methoden (Akarizide), um die Milbenexposition zu verringern, haben sich letztlich klinisch als unwirksam er­wiesen, wie Prof. Dr. Christian Taube, Medical Center der Universität Leiden, ausführte. Das gilt für die Linderung von Symptomen ebenso wie für die Asthma­prävention. Laut der Nationalen Versor­gungsleitlinie Asthma ist eine Hausstaub­milbensanierung (z. B. durch Encasing) selbst bei Asthmatikern, die gegen Haus­staubmilben sensibilisiert sind, nicht in­diziert.

Als klinisch effektiver hat sich eine sub­linguale spezifische Immuntherapie (SLIT) erwiesen – z. B. mit der Lösung Staloral®

Milbe. Schon im ersten Jahr ging der Rhi­nitis­Gesamt­Score signifikant zurück.

Kurz vor der Zulassung in Europa steht jetzt eine Milbentablette. Auch diese hat sich in einer randomisierten, doppelblin den und placebokontrollierten klinischen Studie (VO67.10) als effektiv erwiesen. Die 355 beteiligten erwachsenen Hausstaubmilben­allergiker wurden für sechs Monate mit der Tablette in Dosen von 100, 300 und 500 IR behandelt. Die Wirkung wurde in der Ex­positionskammer unter kontrollierten Be­

dingungen nach 1, 2, 4 und 6 Monaten geprüft. Es zeigte sich ein dosisabhängiger Effekt: Die beiden höheren Dosen vermin­derten die Sympto me in sechs Monaten deutlich, die höchste Dosis sogar signifi­kant. Erste klinische Daten weisen darauf hin, dass die SLIT auch die Asthmasym­ptome von mil bensensibilisierten Patienten positiv beeinflusst. Dr. Angelika Bischoff

Pressereise Amilly/Antony, 8. bis 10. Mai 2012. Veranstalter: Stallergenes

Sublinguale Milbentablette in klinischer Studie erfolgreich

W irksamkeit und Verträglichkeit von Produkten für die subkutane Im­

muntherapie (SCIT) mit funktionell in­takten Allergenen sind gut dokumentiert. Dennoch ist der Einsatz der klassischen SCIT durch die lange Aufdosierungsphase limitiert. Durch die Optimierung des Ver­hältnisses von Allergen zu Adjuvans er­möglicht die neue SCIT­Formulierung AVANZ® eine kürzere Aufdosierung bei gleich hoher Wirksamkeit der klassischen SCIT. Eine randomisierte, kontrollierte Parallelgruppenstudie mit 400 unter grä­serpolleninduzierter Rhinokonjunktivitis leidenden Patienten mit und ohne Asth­ma, die mit der neuen immunologisch verstärkten SCIT­Formulierung behan­delt wurden, belegen für AVANZ® einen signifikanten immunologischen Effekt bei

sehr guter Verträglichkeit [Pfaar O et al. Allergy 2012; 67: 630–7].

Die Aufdosierung erfolgte mit Dosen von 300, 600, 3.000, 6.000 und 15.000 SQ+, die entweder wöchentlich (Gruppe 1) oder in Abständen von drei bis vier Tagen (Gruppe 2) injiziert wurden. Nach abgeschlossener Aufdosierung folgten zwei Erhaltungsinjektionen von 15.000 SQ+ innerhalb der Gesamtbehandlungs­dauer von etwa zehn Wochen. In beiden Gruppen registrierten die Autoren inner­halb kürzester Zeit eine signifikante im­munologische Antwort. Studienleiterin PD Dr. Kirsten Jung bestätigt: „Es ist ein natives Allergen vorhanden, das durch das optimierte Mischverhältnis von All­ergen zu Adjuvans eine starke Immuno­genität besitzt, wie durch die Bestimmung

des blockierenden IgE­Faktors, spezi­fischer IgG4­Antikörper oder auch spezi­fischer IgE­Antikörper gegen das Major­allergen in Gräserpollen eine Woche nach Abschluss der Injektionen nachgewiesen wurde.“

Sekundärer Endpunkt der Studie war die Verträglichkeit der Aufdosierungs­schemata. 94 % der Patienten und 96 % der Therapeuten schätzten diese als sehr gut und gut ein.

Zur verkürzten Aufdosierung meint Jung: „Das ist unbedingt von Vorteil, weil man bei der klassischen Immuntherapie in der Regel bis zu 16 Injektionen benö­tigt, um die Erhaltungsdosis zu erreichen. Dass man die Anzahl der Injektionen von 16 auf fünf reduzieren konnte, bei gleichem immunologischem Effekt, das fasziniert einen Immunologen.“

Nach Informationen von ALK Abelló

Verbesserte Formulierung der SCIT mit funktionell intakten Allergenen

Milben gehören zu den Spinnentieren. In Europa ist fast ausschließlich Dermato­phagoides pterronyssinus heimisch, in den USA Dermatophagoides farinae.

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