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Jg. ~2, Heft 3o/31 24. Juli 1943 SCttlMIDT, Brenztraubens~ure-Bestimmungen. 489 einen induktiven Reiz im Sinne SP~AN~,,'s auf die nh. Zellen ausfiben k6nnen, die beam Zugrundegehen ortseigener, dif- Ierenzier?cer Gewebselemente Irei werden, wie das Xhnlich auch der Schwede LEVANDER (I941) ~ Ifir die Nndometriosen- entstehung under sowie sein Landsmann ANNERSTEN (I 942) ~ fiir die Knochenneubitdung annehmen, welch letztere also nicht an das Vorhandensein yon ,,Periostzellen" gebunden er- scheint. Man kann die nh. Zellen als ,,diJJ.use J[ndi/Jerenzzonen" unserer Gewebe au]]assen, und darin liegt ihre grofle Bedeutung, /)as \Vesenttiche abel- ist, dab gerade die indi]]erenten, polyvalenten (,,gefghrlichen ") Zellen fiber neuroplastische Fghigkeiten verftigen, sich inittels ihres eigenen Terminal- reticulnms fiberall an das nervSse Universalsyncytium an- schlieBen und daher normalerweise sich selber jederzeit dem allgemeinen .Regulatio~sprinzip unseres Organismus unter- bzw. einordnen. Es offenbart sich darin ein groi3es Lebens- gesetz, das trotz V~.~achsens und eines st~ndlgen ZelLveehsels doch stets die Bewahrung yon Form und Harmonie gewgihr- leistet, die Organe und Organkomplexe sinnvoll zu einer funktionellen Einheit verbindet und ein allgemeines Regula- tionsT~'inzi p darstellt, dessen formale FaBbarkeit S~Z~MIJND ~ (1941) noch iml/ingst als notwendige Voraussetzung ttir das Versfiindnis vieler gesunder und kranker Vorg~nge gefordert hatte. Vqir haben hier die Ansicht vertreten, dab im Terminal- reticulum keine allzeit festliegende Struktur zu erblicken ist, sondern eine mehr ,,flieBende Potenz". WAr sehen an geeig- neten Stellen unserer Pr'~%parate framer wieder den Zusammen- hang des Terminal~'eticulums mit dem Chromatingeri~st der Ke~'ne des nh. Zetlplasmodiums; von dort aus scheint es ,,aus- zugehen": das Terminalreticulum ,,ist" nicht, es ,,geschieht"! -- Diese Erkenntnis kann selbstredend die Reatit~t jener wichtigen Strukturen nicht im mindesten beeintr/ichtigen. Wie die Neuralteiste vom Zentralnervensystem, so werden normalerweise die nh. Zelten durch die in ihrem Plasmabereich stets vereinzelt anzutreffenden stiir Neuro]ibrillen auch im postembryonalen Leben offenbar noch st~indig yon zentral~ her induziert, Terminalreticulum zu bikten. Eben dadurch ward die ungeheuer wichtige korrelative Bindung ans Ganze und die Unterordnung bzw. Einordnung ins allgemeine, fiber- gestellte Regulationsprinzip gerade bet den polyvalenten Zellen in einer Weise gew~hrleistet, wie es umfassender gar nicht denkbar w/~re. Dieser lebendige ,,Mechanismus" ist bei der Geschwulst- genese von Grund aus zerst6rt, wie'aus eindeutigen, neuro- histologisehen Pr/iparaten hervorgeht, die bei Frfihstadien des Geschwulstwaehstums yon denl einen yon uns (S.-PL) be- felts im Jahre 1934 angefertigt sind. Im Zusammenhang mit weiteren neuen ]s wird darfiber nachfolgend noch berichtet werden. Die alte und bis heute ungel6st gewesene Streitfrage aber, ob das vegetative Nervensystem ektodermaler oder mesenchy- maler Herkunft isle, stellt in Wahrheit einen Streit ,,am des Kaisers 13art" dar. "Wenn man bei den alien Ausdrficken bleiben will, mug man sagen, es entsteht aus denl ,,Mesekto- derm" -- die ~Vortbildung zeigt schon an, wozu das gewalt- same Haften aM der Igeimblattlehre ffihrt! -- Ohne zentral- nervSse, induktiveImpulse k6nnen wir uns heute die Anlage des vegetativen Nervensystems nicht mehr denken; dartiber kSnnen auch keine ,,Exstirpationsversuehe" hinwegtguschen. Und sicher und fest steht heute Ifir uns, dab das vegetative Nervensystem niemals allein aus dem ,,landl~ufigen" Mes- enchym entstehen kann, mie dem der Bindegewebsbegriff verbunden wurde. Literatur : ~ STIEVE, Med. t(lin. I94~ I, t. -- ~ SAL~ERBRUCH, Arch. klin. Char. 167, 332 (~93~). --" ~' G. v. BXRC, MANN, Klan. ~r I937 I, i. -- a KRAUS, Beitr. path. Anat. 82, 291 (I929). -- S~ND]~R-PLASSMANN, Z. Neut. 147, 414 (1933) -- IZlin. ~Vschr. i94 o II, :io73 -- Dtsch. med. Wschr. I941 I, 147 -- ZM. Char. 69, 88 (1942) -- Miinch. med. Wschr. I942 I, 217 --- I(tin. ~Vschr. 1942 I, 469 -- Basedow-Studien. Berlin: Springer 1941 -- I)tsch. Z. Char. 255, 523 0942). -- W. H. RIeHSrER, Dtsch. Z. Char. 256, 436 (1942) -- SUNDtgR-PLASSMANN U. \V. H, RICHER, Dtsch. Z. Chir. I942 (im Druck). -- ~ WEG~LIN, zusammen mit D~S QUER- VAIN, Der endemische Kretinismus. Berlin: Springer 1936. -- 5 Bo~SKE, Z. mikrosk.-anat. Forsch. 7, 95 (1926): 39, 477 (1936) -. Innervationsstudien 9- -- ~ SrOHR jr., Z. Zellforsch. 29, 569 (1939) -- Erg. Anat. 33, ~35 (1941) . -- 7 CAJAL, Histologie du syst6me nerveux. Paris: A. Maloine I911. ~_ s ~r Acta neerl. Morph. norm. et path. I, I93 (I938). -- 9 NONIDEZ, Anat. Rec. 56, 131 (I933). -- ~00KK:ELS, Endocrinology 2x, 231 (1939).-- 11 BUSTAMENTE, SPATZ U. ~V:EISSCI-I:EDEL,Dtsch. reed. ~Vschr. 1942 I, 289. -- 1~ LEVAND~R, Arch. MAn. Char. 202, 497 (1941) . -- la AN- NERS2CEN, Arch. klan. Char. 203, 122 (1942). --1~ BOCHNXR, Das Problem der Form i. d. Pathologie. Festvortrag i. d. Freiburger Med. Ges. zum 75. Geburtstag yon L. ASCHOFF am IO. I. 1941. -- 1~ StEGMVND, Zbl. Path. 78, 7 (1941/42). V~;ien. med. Vv'schr. 1941, Nr 52. _ 1~ Bxc~, H., Anat. Anz. 85, Erg.-H. S. 38 (1938). _ 1~ R. G. HARRISON, Anat. Anz. 85, Erg.-H. S. 4 (1938). is FE-gRTER. Ober diffuse, endokrine, epitheliale Organe. Leipzig: 1938. VERGLEICHENDE BESTIMMUNGEN DES BRENZTRAUBENSAUREGEHALTES IM CAPILLAR- UND VENENBLUT BEIM MENSCHEN. ~ron HANS V~ r. SCHMIDT. Aus der ChemischenAbteihmg des Pathologischell Instituts der Universit~itBerlin (Letter: Professor Dr. HINSBERG). hn Mittelpunkt des Nohlehydratumsatzes steht als wich- rages Zwischenprodukt die Brenztraubens~ure. Sie spielt nicht nur im tierischen Organismus, sondern auch bet Stoff- wechselvorg~ngen niederer Lebewesen, wie Itefen oder Bak- "terien, eine bedeutende Rolle. l~ber diese cr laufen die verschiedensten Ab- und AufbauvorgRnge im inter- medi/iren Stoffwechsel. Seat bekanntgeworden ist, dab neben Vitaminen, insbesondere dem Aneurin (PETERS und THOMSON ~, PLATT und Lv'~), auch Hormone, wie Insulin (v. EULER U. Mitarb.4), Adrenalin (v. EULER U. Mitarb.a), Nebennieren- rindenhormon (H. ~V. SCHMIDT 5) U. a., in den Regulations- mechanislnus der Brenztranbens~iure eingreifen, hat sie er- h6htes Interesse gefunden und ihre ]3estimmung besonders auch im Blut praktische ]3edeutnng erlangt. Bet unseren klinischen Versuchen erhob sich die Frage, ob im Gehalt an Brenztraubens~iure zwischen Capillar- und Venenblut, ~ihnlich wie beam J~lutzucker, Unterschiede be- stiinden. Da bereits die ersten orientierenden Versnche mehr oder weniger deutliche Differenzen ergeben hatten, ver- folgten war die Frage systema~cisch an ether gr6Beren Anzahl yon gesunden und kranken Menschen. Methodisch wurde folgendermaBen verfahren: Man ben6tigl: unter Verwendung der uns bew~ihrten Technik znr Brenztrauben~ sliurebestimmung nach Lu ~ fi~r einen einzigen Wert 0,2 ccm Blur, bei DoppeIbestimlnungen somit o,4ccln. I)iese ziemlich groi3e Menge aus der Fingerbeere zu enipehmen, erfordert einen tiefen Einstich mit dem Schnepper. Mitunter muBte auch dann noch durch Entlangstreifen an den Arterienseiten des Fingers nachge- holfen werden, um genfigend Blur zu erhalten. Stets wurde auf diese Vv'eise an einem Arm Capillarblut und am anderen Arm Venenblut entnolmnen. Die Entnahme des Ietzteren geschah durch Punktion mittels Kanfde einige Zeit n ach L6sung der zum Einstich gesetzten Stauung. Das ]31at wurde jeweils sofort nlit eisgekflhlter Trichloressigs~iure enteiweiBt. Der weitere Analysen- gang schloB sich unmittelbar an. -- Alle Bestimmungen liefen in Kontrollans~itzen. Bet einem Teal der F~lle wurde zum Verglelch der Blutzucker iln Venen-und Capillarblut mitbestimmt. -- Im ganzen kamen iXber 4oo Einzelanalysen f~ir Brenztraubensgmre bet etwa lOO Mensehen zur Durchfiihrung. Wenige F~lle, bet denen die Kontrollbestimmungen keine t~bereinstimmenden Ergebnisse ge- zeitigt hatten, wurden unbert~cksichtigt gelassen. Die Blutzncker- bestimmung geschah nach HAG~I~O~'-JENSEN. An einer kleinen Reihe yon Kranken wurde der EinfluB venSser Stauung auf den Brenztraubens~iuregehalt des Blutes geprfift. Hierdurch sollten flmderungen im ]3renztraubens~iure- spiegel, die dutch diese MaBnahme bedingt waren, erfaBt werden. Zu diesem Zweck wurde zun~iehst aus der ungestauten Armvene and sehliel31ich am gleichen Patienten aus demselben, jedoch 3 Minnten lang gestauten Gefiil3 dutch neuen Einstieh Blut gewonnen. Wie ans der Tabetle i zu ersehen ist, unter-

Vergleichende Bestimmungen des Brenztraubensäuregehaltes im Capillar- und Venenblut beim Menschen

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Jg. ~2, Heft 3o/31 24. Juli 1943

SCttlMIDT, Brenztraubens~ure-Bestimmungen. 489

e inen i n d u k t i v e n Reiz im Sinne SP~AN~,,'s auf die nh. Zellen ausf iben k6nnen , die beam Zugrundegehen or tse igener , dif- Ierenzier?cer Gewebse lemen te Irei werden , wie das Xhnlich auch der Schwede LEVANDER (I941) ~ Ifir die Nndometriosen- e n t s t e h u n g u n d e r sowie sein L a n d s m a n n ANNERSTEN ( I 942) ~ fiir die Knochenneubitdung a n n e h m e n , welch l e t z t e re also n i ch t an das Vorhandense in yon , ,Per ios tze l len" g e b u n d e n er- schein t . Man kann die nh. Zellen als ,,diJJ.use J[ndi/Jerenzzonen" unserer Gewebe au]]assen, und darin liegt ihre grofle Bedeutung,

/ ) a s \Vesent t iche abel- ist, dab gerade die indi]]erenten, polyvalenten (,,gefghrlichen ") Zellen fiber neuroplastische Fghigke i t en verftigen, sich in i t te ls ihres e igenen Termina l - r e t i cu lnms fiberall an das nervSse U n i v e r s a l s y n c y t i u m an- schlieBen u n d daher normalerweise sich se lber j ede rze i t d e m a l lgemeinen .Regulatio~sprinzip unseres Organ i smus un te r - bzw. e inordnen . Es o f f enba r t sich dar in ein groi3es L eb en s - gesetz, das t ro tz V~.~achsens und eines s t~nd lgen ZelLveehsels doch s te t s die B e w a h r u n g yon F o r m und H a r m o n i e gewgihr- leistet , die Organe u n d Organkomplexe s innvol l zu e iner funkt ione l len E inhe i t v e r b i n d e t u n d ein allgemeines Regula- tionsT~'inzi p dars te l l t , dessen formale FaBba rke i t S~Z~MIJND ~ (1941) noch iml/ ingst als no twend ige Vorausse t zung ttir das Versf i indnis vieler gesunder und k r a n k e r Vorg~nge ge fo rde r t ha t t e .

Vqir h a b e n hier die Ans ich t v e r t r e t e n , dab im Te rmina l - r e t i cu lum keine al lzei t fes t l iegende S t r u k t u r zu erbl icken ist, sonde rn eine m e h r ,,flieBende P o t e n z " . WAr sehen an geeig- n e t e n Stellen unsere r Pr'~%parate f ramer wieder den Zusammen- hang des Terminal~'eticulums m i t d e m Chromatingeri~st der Ke~'ne des nh. Zetlplasmodiums; von d o r t aus s che in t es , ,aus- z u g e h e n " : das Te rmina l r e t i cu lum ,,ist" nicht , es , , gesch ieh t" ! - - Diese E r k e n n t n i s k a n n se lbs t r edend die Rea t i t~ t j ener wich t igen S t r u k t u r e n n i ch t im m i n d e s t e n beein t r / ich t igen . Wie die Neuralteiste v o m Zentralnervensystem, so werden normalerweise die nh. Zelten durch die in ih rem P l a s mab e re i ch stets vere inze l t anzu t r e f f enden stiir Neuro]ibrillen auch im p o s t e m b r y o n a l e n L e b e n of fenbar noch st~indig yon zentral~ her induziert, Termina l r e t i cu lum zu bikten. E b e n dadurch ward die ungeheuer wicht ige korre la t ive B i n d u n g ans Ganze und die U n t e r o r d n u n g bzw. E i n o r d n u n g ins al lgemeine, fiber- gestel l te Regu la t ionsp r inz ip gerade bet den po lyva l en t en Zellen in einer Weise gew~hrleis tet , wie es umfas sende r gar nicht denkbar w/~re.

Dieser lebendige ,,Mechanismus" ist bei der Geschwulst- genese von Grund aus zerst6rt, wie'aus eindeutigen, neuro- histologisehen Pr/iparaten hervorgeht, die bei Frfihstadien des Geschwulstwaehstums yon denl einen yon uns (S.-PL) be- felts im Jahre 1934 angefertigt sind. Im Zusammenhang mit weiteren neuen ]s wird darfiber nachfolgend noch berichtet werden.

Die alte und bis heute ungel6st gewesene Streitfrage aber, ob das vegetative Nervensystem ektodermaler oder mesenchy- maler Herkunft isle, stellt in Wahrheit einen Streit ,,am des Kaisers 13art" dar. "Wenn man bei den alien Ausdrficken bleiben will, mug man sagen, es entsteht aus denl ,,Mesekto- derm" -- die ~Vortbildung zeigt schon an, wozu das gewalt- same Haften aM der Igeimblattlehre ffihrt! -- Ohne zentral- nervSse, induktiveImpulse k6nnen wir uns heute die Anlage des vegetativen Nervensystems nicht mehr denken; dartiber kSnnen auch keine ,,Exstirpationsversuehe" hinwegtguschen. Und sicher und fest steht heute Ifir uns, dab das vegetative Nervensystem niemals allein aus dem ,,landl~ufigen" Mes- enchym entstehen kann, mie dem der Bindegewebsbegriff verbunden wurde.

L i t e r a t u r : ~ STIEVE, Med. t(lin. I94~ I, t . - - ~ SAL~ERBRUCH, Arch. klin. Char. 167, 332 (~93~). --" ~' G. v. BXRC, MANN, Klan. ~r I937 I, i. -- a KRAUS, Beitr. path. Anat. 82, 291 (I929). - -

S~ND]~R-PLASSMANN, Z. Neut. 147, 414 (1933) -- IZlin. ~Vschr. i94 o II, :io73 -- Dtsch. med. Wschr. I941 I, 147 -- ZM. Char. 69, 88 (1942) - - Miinch. med. Wschr. I942 I, 217 --- I(tin. ~Vschr. 1942 I, 469 -- Basedow-Studien. Berlin: Springer 1941 -- I)tsch. Z. Char. 255, 523 0942). -- W. H. RIeHSrER, Dtsch. Z. Char. 256, 436 (1942) - - SUNDtgR-PLASSMANN U. \V. H, RICHER, Dtsch. Z. Chir. I942 (im Druck). - - ~ WEG~LIN, zusammen mit D~S QUER- VAIN, Der endemische Kretinismus. Berlin: Springer 1936. - -

5 Bo~SKE, Z. mikrosk.-anat. Forsch. 7, 95 (1926): 39, 477 (1936) - . Innervationsstudien 9- - - ~ SrOHR jr., Z. Zellforsch. 29, 569 (1939) - - Erg. Anat. 33, ~35 (1941) . - - 7 CAJAL, Histologie du syst6me nerveux. Paris: A. Maloine I911. ~_ s ~r Acta neerl. Morph. norm. et path. I, I93 (I938). - - 9 NONIDEZ, Anat. Rec. 56, 131 (I933). - - ~00KK:ELS, Endocrinology 2x, 231 (1939).-- 11 BUSTAMENTE, SPATZ U. ~V:EISSCI-I:EDEL, Dtsch. reed. ~Vschr. 1942 I, 289. - - 1~ LEVAND~R, Arch. MAn. Char. 202, 497 (1941) . - - la AN- NERS2CEN, Arch. klan. Char. 203, 122 (1942). --1~ BOCHNXR, Das Problem der Form i. d. Pathologie. Festvortrag i. d . Freiburger Med. Ges. zum 75. Geburtstag yon L. ASCHOFF am IO. I. 1941. - - 1~ StEGMVND, Zbl. Path. 78, 7 (1941/42). V~;ien. med. Vv'schr. 1941, Nr 52. _ 1~ B x c ~ , H., Anat. Anz. 85, Erg.-H. S. 38 (1938). _ 1~ R. G. HARRISON, Anat. Anz. 85, Erg.-H. S. 4 (1938). is FE-gRTER. Ober diffuse, endokrine, epitheliale Organe. Leipzig: 1938.

VERGLEICHENDE BESTIMMUNGEN DES B R E N Z T R A U B E N S A U R E G E H A L T E S

IM CAPILLAR- UND VENENBLUT BEIM MENSCHEN.

~ron

HANS V~ r. SCHMIDT. Aus der Chemischen Abteihmg des Pathologischell Instituts der Universit~it Berlin

(Letter: Professor Dr. HINSBERG).

h n M i t t e l p u n k t des N o h l e h y d r a t u m s a t z e s s t e h t als wich- rages Z w i s ch en p ro d u k t die Brenz t r aubens~ure . Sie spie l t n i c h t nur im t ie r i schen Organismus, s o n d e rn auch bet Stoff- wechse lvorg~ngen n iedere r Lebewesen , wie I t e f en oder Bak- "terien, eine b e d e u t e n d e Rolle. l~ber diese cr laufen die ve r sch iedens t en Ab- und AufbauvorgRnge im in te r - medi / i ren Stoffwechsel . Seat b e k a n n t g e w o r d e n ist, dab n e b e n Vi t aminen , insbesondere d e m Aneur in (PETERS und THOMSON ~, PLATT und Lv'~), auch H o rmo n e , wie Insu l in (v. EULER U. Mitarb.4), Adrena l in (v. EULER U. Mitarb.a), N e b e n n i e r e n - r i n d e n h o r m o n (H. ~V. SCHMIDT 5) U. a., in den Regu la t ions - mechan i s lnus der Brenztranbens~iure eingreifen, h a t sie er- h6h te s In t e res se ge funden und ihre ]3es t immung besonde r s auch im Blu t p rak t i s che ]3edeutnng e r langt .

Bet unseren k l in ischen Versuchen e rhob sich die Frage, ob im Geha l t an Brenztraubens~iure zwischen Capillar- u n d Venenb lu t , ~ihnlich wie beam J~lutzucker, U n t e r s c h i e d e be- s t i inden. Da bere i t s die e r s t en o r i en t i e r enden Versnche m e h r oder weniger deut l iche Dif ferenzen e rgeben ha t t en , ve r - fo lg ten war die F rage systema~cisch an ether gr6Beren Anzah l yon gesunden und k r a n k e n Menschen.

Methodisch wurde folgendermaBen verfahren: Man ben6tigl: unter Verwendung der uns bew~ihrten Technik znr Brenztrauben~ sliurebestimmung nach Lu ~ fi~r einen einzigen Wert 0,2 ccm Blur, bei DoppeIbestimlnungen somit o,4ccln. I)iese ziemlich groi3e Menge aus der Fingerbeere zu enipehmen, erfordert einen tiefen Einstich mit dem Schnepper. Mitunter muBte auch dann noch durch Entlangstreifen an den Arterienseiten des Fingers nachge- holfen werden, um genfigend Blur zu erhalten. Stets wurde auf diese Vv'eise an einem Arm Capillarblut und am anderen Arm Venenblut entnolmnen. Die Entnahme des Ietzteren geschah durch Punktion mittels Kanfde einige Zeit n ach L6sung der zum Einst ich gesetzten Stauung. Das ]31at wurde jeweils sofort nlit eisgekflhlter Trichloressigs~iure enteiweiBt. Der weitere Analysen- gang schloB sich unmittelbar an. - - Alle Bestimmungen liefen in Kontrollans~itzen. Bet einem Teal der F~lle wurde zum Verglelch der Blutzucker iln Venen-und Capillarblut mitbest immt. - - Im ganzen kamen iXber 4oo Einzelanalysen f~ir Brenztraubensgmre bet etwa lOO Mensehen zur Durchfiihrung. Wenige F~lle, bet denen die Kontrollbestimmungen keine t~bereinstimmenden Ergebnisse ge- zeitigt hat ten, wurden unbert~cksichtigt gelassen. Die Blutzncker- best immung geschah nach HAG~I~O~'-JENSEN.

A n e iner k le inen Reihe yon K r a n k e n wurde de r EinfluB venSser S t au u n g auf den Brenz t raubens~iuregeha l t des Blu tes geprfif t . H i e r d u r c h sol l ten f lmderungen im ]3renztraubens~iure- spiegel, die d u t c h diese MaBnahme b e d i n g t waren , erfaBt werden . Zu d iesem Zweck wurde zun~iehst aus der u n g e s t a u t e n A r m v e n e a n d sehliel31ich a m gleichen P a t i e n t e n aus demse lben , j edoch 3 Minnten lang ges t au t en Gefiil3 d u t c h neuen E i n s t i e h Blu t gewonnen . Wie ans der Tabetle i zu e r sehen ist, u n t e r -

49 ~ SCHMIDT, Brenztraubensgure-Bestimmungen. K linis~ae Woehenschrift

Tabelle I. B r e n z t r a ~ b e n s ~ u r e - u n d B l u t z u c k e r g e h a l t im u n g e s t a u t e n u n d 3 M i n u t e n g e s t a u t e n V e n e n b l u t .

Nr,

86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96

Diastase

I Lobate Pneumonie . . Myeloische Leukgmie "i Gesund . . . . . . . Gesund . . . . . . . Lebercirrhose . . . . . Lebercirrhose . . . . . Ulcus dnodeni . . . . Speicheldrt~sencareinom Thyreotoxikose . . . . Lebercirrhose . . . . . Hypertonie . . . . . .

MitteI :

Ungestaut

Brenz- I Blut- traubensfim:e i zneker

y/cem mg%

67 82

ioo 85 63 61 61 69 56 89 74

73

3Minutea gestaut

Brez~z- i Blnt- lranbens~nre~ zueker

y/cem t mg%

Io,8 5,9 7,I 3,I 6,I 41s 9,5 4,8 6,6 4,8 6,6

6,4

I! ,4 Io,8 9,2 4,3 5,9 5,3 9,5 5,6 5,4 .5,6 5,4

7,T

60 83

75 66 59 50 67 48 89 70

71

sche iden sich die e inze lnen Wer t e , e n t n o m m e n aus unges tau - tern u n d g e s t a u t e m V e n e n b l n t m i t A u s n a h m e tier F/ille 87 u n d 88 kaum, w e n n m a n auch den E i n d r u c k gewinnt , dab n a c h der S t auung der B r e n z t r a u b e n s a u r e s p i e g e l in der Mehr- zahl de r F~tlle u m ein ger inges abs ink t . ~ h n l i c h ve rha l t en sich die ge fundenen B lu tzucke rwer t e . Jedenfal ts l iegen die Di f fe renzen in der Regel so, dab sie noch im Bere ich der Feh t e rg renze der B e s t i m m u n g s m e t h o d i k liegen. Es ist dabe i zu berf icks icht igen, dab wir bet diesen Versuchen die S t a u u n g verh~l tn i sm/ tg ig lange (3 Minuten) l iegen lie/3en, g i n e kurz- d a u e r n d e ven6se B lu t abspe r rung , wie wir sie bet den Iolgen- den Ve r suchen n u t zum E ins t i ch in die Vene a n w a n d t e n , di i r f te d a h e r ke ine Imnnenswer t e Beeinf lussung des ]3renz- t r aubens / iu regeha l t e s im V e n e n b l u t bewi rken .

Der Brenzt raubens~iurespiegel im Blut ze ichne t sieh d u t c h besonde re Labi l i t / i t aus. l )as h t ingt vers t f indl icherweise m i t se iner z en t r a l en Einscha.ltm~g in (lie ve r sch iedens ten Ab- u n d Aufbauprozes se zusammen . Insbesondere bewi rken z. t3. sehon geringfi igige Arbei t s le i s t tmgen (I,u, I~ANt;V) s in seiner B l u t k o n z e n t r a t i o n .

Es lag uns daran, m6glichst einheitliche Bedingungen f~r ver- gleichende Untersuchungen zu erhalten. Wir entnahmen daher das Biut in einer ersten Versuchsreihe unter Ruhe-Nt'tchtern - bedingmagen. Die Kranken mugten vor der Bestimmnng 12 Stun- den Bettruhe eingehalten haben und nfmhtern sein. In einer zweiten Versuchsreihe geschah die ]31utentnahme unter sonst gleichen Bedingungen eine Stunde nach dem aus etwa ioo g 13rot bestehenden Frfihstimk. Eine ldeine Gruppe wm Patienten unter- zogen wit der ]3estimmung an zwei auleinanderfolgenden Tagen sowohl im Ruhe-Nacl~ternzustand als auch nach NahrungsauG nahme.

Die u n t e r R u h e - N t i c h t e r n b e d i n g u n g e n g e w o n n e n e n Brenz - t r a u b e n s ~ u r e w e r t e Jm Capillar- und V e n e n b l u t an ether A n z a h l Gesunde r sowie IKranker au~ der I n n e r e n Kl in ik s ind in de r Tabel le 2 und zum Teil in Tabel le 3 wiedergegeben . In der Mehrzah l der F~.lle bes tehen deut l iche Unte rsch iede im Brenz- traubenstturegehal~c zwischen Capillar- und Venenb lu t , und zwar wird im Capi l la rb lu t m e h r Brenz t r aubens / iu re g e fu n d en als im Venenb lu t . Dies Verha l t en f inder sich u n t e r d e n un te r - such teu 5I Fgl len 36real , d a s i s t in 7o,6%. Be t 7 U n t e r - suchungen oder 13,7 % e rgaben sich keine wesen t l i chen U n t e r - schiede, und in 9 F~llen oder 15, 7 % wurde m n g e k e h r t e s Ver- ha l t en fes tges te l l t . I n der wei taus gr6Beren Anzah l der Einze l - f-glle enth~tlt somi t das Capi l la rb lu t e t w a s m e h r B r e n z t r a u b e n - s~ture als das Venenb lu t . ~Venn die Di f fe renzen h~iufig auch nu r ger ing erscheinen, so er re ichen sie doch in einigen Ffillen f iber ioo %. ]gin gesetzm~tBiges Verha l t en des Befundes in Bez i ehung zu best immte~l IZrankhe i t sgruppen , wie sie in de r TabeIIe 2 e ingeo rdne t s ind, k o n n t e b i sher n i c h t e r m i t t e l t werden .

Auch I S tunde nach E i n n e h m e n eines Fr t ihs t f ickes werden grunds~tz l ich /ihnliche Verhti l tnisse wie vo rhe r ange t rof fen . Auf die W i e d e r g a b e der Pro tokol le k a n n dahe r v e r z i c h t e t werden . Es f inder sich auch hier in de r Reget , u n d zwar in 77,7 %, bet 38 P e r sonen im Capi l la rb lu t e t w a s h6here r Geha l t an B r e n z t r a u b e n s ~ u r e als im Venenb lu t . A n der Minde rzah l

Tabelle 2. B r e n z t r a u b e n s ~ n r e g e h a l t im C a p i l l a r - u n d V e n e n b l u t u n t e r R u h e - N i i c h t e r n b e d i n g u n g e n .

Nr. i

t7 x9 :26 22 28 49 69 3 I 9 7 4 3 3 0

38 46 "! 73 45

34 29[

23 41 42 48 44 16 4 0 7(;

35 36 37 39

Diagnose

Gesund . . . . . . . Gesund . . . . . . . Gesund . . . . . . . ]Rheum~tismus . . . . Polyarthr. rheum . . . . Asthma bronchiale . . Asthma bronchiale . . Gastritis . . . . . . . Gastritis . . . . . . . Ulcus duod . . . . . . Ulcus duod . . . . . . Mitralvitinm dekomp. . Myodeg. cordis dekomp, 3zIyodeg. cordis dekomp. tterzinsuffizienz . . . . Herzinsuffizien z . . . . Perikarditis calc . . . . Arrhythmia abso lu t a . . Arrhythmia abso lu t a . . Arrhythmia absoluta. Hvpertonie . . . . . . Arteriosklerose . . . . Dysbasia i n t e r m i t t . . . Thrombose . . . . . . Pleuritis tnberc . . . . . Pnemnonie lob . . . . . Induratio puhn. tbc. Pneum. chron . . . . . Cholelithiasis . . . . . Cholecystopathie . . . Cholecystopathie . . . Icterus cathaxrhalis . . Thyreotoxikose . . . . Thyreotoxikose . . . . Morbus Basedow . . . Diabetes m e l l i t n s . . . Cystitis tbc . . . . . . Pernizi6se Anthnie o . PerniziOse AnXmie . . Ca. ventriculi . . . . . Bronchialca. ? . . . . .

a i b Mitre11 a b Mittel y/eem i y/tom 7/eem I '>n y/cem i y/cem

2,6 6,4 3,o

IO,6 4o 6,6 <2

12,4 IO,8

9,6 4,4

9,0 3,(3 6,8 7,8

II,O

3,z 1o,6 8/)

10,8 5,4

12,0 IO,8

5,6 3,8

4,0 6,0 5,2

Ii ,6 8,6

t l ,2 4,0

.3,2 1 10,O 2,8 7,6 6,4

lI,O 2,4 7,4

IO,8 2,4

II,0 8,2 6,O 5,6

4,4 2,8 3,2 IjO 4,8

6,0

8,2 8,8 5,8 2,0

t l ,8

2,6 6,o 3,4

I0,9 4,0 6,3 5,7

12,0

9,7 IO,4

4,2 3 ,0 9,5 3,2 7,2 7, I

II,O 2,4 7,0

IO,3 2,4 7,8

I2,2 8,8 6,2 5,9 5,0 7,I 4,4

I2 ,8 I3,2 21, 5

4,3 7,6 4,6

Io, 9 8,I 918 5,6

12,0 II,~

2,2 1,8

,4 xi4 o 0,4 8,2 8,o 6,0 4,6 7~o - - 4,6 4,6 7,8 6,8 4,0 4,6 4,4 4,2 2,8 2,6

3,8 5,8 3,2 4,8 6,8 9,8 7,2 8,2

9,o

6,4 6,2 4, 8 7,4 z,O 5,2 7,2 9,4

I4,2 1,8 '~ 2 5,2 ; 2 2,8 3,8 7,8 io,o 7,6 8,2 4,8 6,,2 4,4 4, 8 0,4 7,4 0,8 9,8

2,0 1,4 0,2 8, i 5,3 7,o 4,6 7,3 4,3 4,3 2,7 3,8 6,o 2,9 4,8 5,3 9,6 6,8 8,2 6,2 5,6 9,3 6,6 6,2 6,4 5,5 7,8 2,5 5,4 6,8 8,2

I4,4 2,0 4,7 3,3 8,9 7,9 5,5 4,6 6,9 9,8

der F~lle beobach ten wir u m g e k e h r t e Ergebnisse , So f inder s ich bet 4 Pe r s o n en im Venen- und Capi l larblut de r gleiehe Brenz t raubens~uresp iege l , bet 6 F~ilten ode r 22,2% gegen- fiber d e m F i n g e r b e e r e n b l u t ein h6here r Gehal t . Die gteich- zei t ig durchgeff ihr te B l u t z u c k e r b e s t i m m u n g bestXt igt l~ngst b e k a n n t e Ta tsachen . Es i s t j edoeh zu bemerken , dab aueh hier in einigen F~tllen im Venenb lu t e twas h6here W e r t e vor- l iegen als im Capil tarblut .

Von b e s o n d e r e m In te res se und W e r t e rschienen wieder- hol te U n t e r s u c h u n g e n am gleichen Menschen. E ine Gruppe solcher Pa ra l l e tbe s t immungen e inmal un te r Ruhe-Nt ich te rn - b e d i n g u n g e n u n d e inmal u n t e r R u h e - N i c h t n f i c h t e r n b e d i n g u n ~ gen Jst in Tabel le 3 zusamlnenges te l l t . Die Zahlen bedeu ten auch bier Mi t t e lwer t e aus Doppelal~alysen. In alle~ FglIen liegen die Capi l la rb lu twer te in bezug auf die Brenz t r aubens~ure an beiden Tagen fiber denen der Venenb lu twer te . Abso lu t ge- sehen, e r sche in t der Brenzt raubens 'gurespiegel a m Tage der A b n a h m e n a c h dem Frf ihs t f iek in der Regel h6her als im Nf ieh te rnzus t and . Die Di f fe renzen zwischen Capillar- und Venenb lu f bewegen sich jedoch bet den bier b e o b a c h t e t e n JS"tdlen im D u r e h s e h n i t t m i t 2,8 bzw. 3,4 y/corn auf ann~he rnd gleieher Basis. - - lgs f/illt auf, dab die B lu tzuekerwer te bet e inigen U n t e r s u c h u n g e n erhebt iche Un te r sch iede auiweisen. lgs h / ingt dieser Be fu n d z u m Teil m i t de r B e s t i m m u n g s - m e t h o d i k zusammen , deren Gei!auigkeit d ad u reh n i e h t un- erhebl ich l i t t , dab wir uns ffir die Capi l l a rb lu tznekerwer te - - nach A b n a h m e yon 2 mal 0,2 cem ffir die Brenz t raubens / iu re - b e s t i m m u n g - - m i t 2mM je o,o5 ccm Blur begnf igen m u g t e n , w~thrend uns f a r die V e n e n b l u t w e r t e 2 real je o, i ccm zur Ver- f t igung s t an d en .

Jg. 22, Heft 3o/31 JacoBsz~ und PLUM, t~eifung der roten 131utkSrperchen. 4 9 1 ~4- Juli 1943

Tabel le3. 1 3 r e n z t r a u b e n s ~ u r e - u n d 1 3 1 u t z u c k e r g e h a l t i m C a p i l l a r - ( C . ) u n d V e n e n b l u t (V.) a n 2 a u f e i n a n d e r - f o l g e n d e n T a g e n b e i d e r g I e i c h e n P e r s o n i m R u h e z u s t a n d .

Nr. Diagnose

N/ichter~

Brenz- ] t31ut" :raubensanrel �9

c. 7-v~ c. I ,/ecru 7/cem] mg%

[ IO

IOO

74 88 64 9o 83

~o8 74 88

mgaIr/cemly/ecm ] mg%] rag%

5,o lO7 4,0 95 2,0 16o

IO,O IOO 1 2~2 IO N

7,7 85 64

IOO

94

72 Lebercirrhose . . . . ! 5,2 4,0 74 Httmaturie . . . . . ! 2,6 o,8 75 Cholecystopathie . . II 6,8 3,6 78 Polyarthr i t is ch ron . . ~3,7 Jo,6 79 Pnemnonie . . . . . I 7,5 7, ~ 80 Lymphogranu lom. . ,o. 4 5,6 81 As thma bronchiale . ~I 8, 5 4,4

83 Cholelithiasis . . . . 3,9 98 Cholelithiasis . . . . lifo, 5 6,6

tMittel: i! 7,6" 4,8

~2, IO,$ -- 5,2 96 6,o 52 13,6 69 t6,I 79 12,6 68 8,8 76 9,2 74 ~o,4 62

1o1 87

~35 I 0 2 63 88

5,5 [ 6 4 7,t 84 6,4 ]

13,9 112,4 I 74

73 [I~ lOl 88

Tabel le 4 gibe wiederho l t e U n t e r s u c h u n g e n n n t e r R u h e - n t i c h t e r n b e d i n g u n g e n a n 3 a u f e i n a n d e r f o l g e n d e n Tagen wieder . I m Bere i ch phys io logischer S c h w a n k u n g s b r e i t e n w e r d e n auch h ie r in de r Regel die b e s c h r i e b e n e n Di f fe renzen zwischen Capil lar- und V e n e n b l u t gesehen. - - Es i s t j edoch i m m e r h i n zu b e m e r k e n , d a b ein u n d dieselbe P e r s o n (z. B. Fal l lO7) a n s c h e i n e n d auch i n k o n s t a n t e s V e r h a t t e n ze igen

TabetIe4. K o n t r o l l u n t e r s u c h u n g e n de s 1 3 r e n z t r a u b e n - s g u r e g e h a l t e s i m C a p i l l a r - u n d V e n e n b l u t a n d r e i a n t - e i n a n d e r f o l g e n d e n T a g e n n n t e r I ~ u h e - N t i O h t e r n b e d i n -

g u n g e n .

1 .Tag

N . . . . 6 ] Nr. io7 [ N . . . . 8 [ Nr. Io9 ] Nr . . . .

Diagnose:

Myodeg . . . . Claudicatio Gravi!it~tt [ Lebercirrhose l iypert0nie _1ati~ eordis [ intermittens 1. Brenztraubens~ure

'2 .Tag 3- Tag

- - d - ' v. I c. v. I-c' ~,/cem ~,/ecm [ ~/ecm r/ecru [ y/ecru

7,0 3,8 [ 4,o 4,3 I 8,7 9,I 8,6 9,4 5,3 6,5

z2,3 9,2 7,6 5,4 7, 6

v . [ c l ~/ccm ffeem

4,2 [ 7,2 9,8 ] 3,2 to,3 5,2 1o,3 4,2 8,6 5,O ,4,8

V. C, t V. ~/ccm ~/eem [7/eem

4, 6 5,4 6 ,0

3,7

k a n n , i n d e m a n e i n e m Tag die F i n g e r b I u t b e e r e a n B r e n z - t ranbens~ture die des V e n e n b l u t e s t iberwiegen, a n e inem a n d e r n j edoch n i ch t . Der a n d e m K r a n k e n lO6 zu b e o b a c h t e n d e An- s t ieg des Brenz t raubens /~uresp iege l s im Laufe de r U n t e r - s u c h u n g s t a g e h~tngt m i t e inem f i e b e r h a f t e n g r ippa l en I n f e k t z u s a m m e n .

Es e r h e b t s ieh zwangsl / iuf ig die Frage , wie m a n sich diese h ie r a u f g e d e c k t e n U n t e r s c h i e d e i m B r e n z t r a u b e n s ~ t u r e g e h a l t zwischen F i n g e r b e e r e n b l u t u n d Vene l lb lue erklXren k a n n . Es k 6 n n t e de r E i n w a n d e r h o b e n werden , die i m C a p i t l a r b l u t in d e r Regel h 6 h e r e n \Veree seiell w~thrend de r Blue- e n t n a h m e infolge g lykolye ischer VorgXnge a u B e r h a l b des O r g a n i s m u s e n t s t a n d e l i . Diese A n l l a h m e wt i rde l l i ch t ohne B e r e c h t i g u n g sein, d a die G e w i n l l n n g des Bluees aus de r F i l lgerbeere i m m e r h i n eine gewisse Ze i t b e a n s p r u c h t . Ver- suche von v. IEUL~:R s h a b e n j edoch gezeigt , d a b s ich in den e r s t en M i n u t e n n a c h de r B l u t e n t n a h m e bei Z i m m e r t e m p e r a t u r de r Gehale a n B r e n z t r a u b e n s & u r e n iche erh6he. TVir m6ch- t en d a h e r a n n e h m e n , dab de r g e f u n d e n e B r e n z t r a u b e n - s~uregeha l t d e m t a t s~ch l i ch v o r h a n d e n e n en t spr iche . Es i s t bekan l l t , d ab die Brenzt raubensg~ure als zen t r a l e s Stoff- w e c h s e l p r o d u k t u n d wicht iges B r e n n m a e e r i a l seh r l e i ch t u n d r a sch ftir ene rge t i s che Zwecke V e r w e l l dung l i n d e n kanl l . E s liege d a h e r n a h e a n z u n e h m e n , d a b die 13eobachtung e ines in de r RegeI h 6 h e r e n B r e n z t r a u b e n s g u r e g e h a l t e s i m Capi l lar- blue m i t d ieser T a t s a c h e z u s a m m e n h g n g t . F,s be seeh t die Wahr sche in l i chke i t , d a b e in Tell de r Brenz t r aubens~ iu re ill den p e r i p h e r e n Geweben , v ie l le ich t vo rwiegend in de r 3/Ius- ku la tu r , ghn t i ch wie de r B l u t z u c k e r v e r b r a u c h t wird. I m a n d e r e n Fal l , n / iml ich dann , wenl l i m V e n e n b l u t e twas

m e h r 13 renz t r aubensgure als i m F i n g e r b e e r e n b l u t g e f u n d e n wird, mt ig t e a n die M6gl i chke i t g e d a c h t werden , ( tab in d e n G e w e b e n a u c h v e r m e h r t Brenzeraubens~ture frei w e r d e n k a n n . Das e r s t e r e Verhalee l l scheine j e d o c h zu t iberwiegen. U n t e r we lchen B e d i n g u n g e n das e ine ode r das a n d e r e G e s c h e h e n z u s t a n d e komme, k a n n n o c h n iche t i be r sehen werden .

Zusar~rnenta ,ssung: A n M e n s c h e n w e r d e n v e r g l e i c h e n d e U n t e r s u c h u l l g e n t iber den ] 3 r e n z t r a u b e n s g u r e g e h a l e in1 Capri- lar- u n d V e n e n b l u t anges te l l t . Sowohl u l l t e r R u h e - N t i e h t e r n - b e d i n g u n g e n als I S t u n d e n a c h N a h r u n g s a u f n a h m e bei E in - h M t u n g yon K 6 r p e r r u h e wi rd in de r M e h r z a h l de r F/ille, u n d zwar in e t w a 74%, im F i n g e r b e e r e n b l u t e twas m e h r B r e n z t r a u b e n s g u r e g e f u n d e n als im V e n e n b l u t . Der R e s t d e r Fglle lgBt dieses V e r h a l t e n ver l l l issen. E i n e B e v o r z u g u n g de r f e s tges te l l t en N i v e a u u n t e r s c h i e d e be i b e s t i m n l t e n K r a n k - h e i t s g r u p p e n k o n n t e l l i ch t b e o b a c h t e t werden . E i n e ab - solute ParalIel i t~i t zu r B l u t z u c k e r h 6 h e in be iden B t u t a r t e n s c h e i n t n iche zu be s t ehen .

Auf G r u n d dieser B e f u n d e i s t die p r a k t i s c h e F o t g e r u n g zu ziehen, bei ve rg l e i chenden k l in i schen B r e n z t r a u b e n s / i u r e - b e s t i m m u n g e n e n t w e d e r F i n g e r b e e r e n b l u e odee V e n e n b l u t zu n e h m e n .

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich fflr die Bereitstel lung der Mittel sowie Herrn Professor Dr. Koc~I fiir das Entgegenkommen bei der Durchfi~hrung der klinischen Ver- suche. Ebenso bin ich Frl. I. WIRTtt fiir die sorgfgltige Mithilfe zu Dank verpflichtet.

L i t e r a t u r : ~ R. A. PETERS U. R. H. ST. TI~Om'SON, Biocllemic. J. 28, 916 (t934). --- ~ B. S. PLATT U. G. D. LU, ]3iochemic. J. 33, I525 (1939). - - 3 H. v. EULER, I. S ~ R G U. 13. H6GBEI~G, Hoppe- Seylers Z. 268, 17I (t941). - - ~ H. v. EUL~R U. I3. H6CBEI~G, Natur - wiss. 28, 29 (194o). --- ~ H. VV'. SC~IMIDW, Biochem. Z. 3Io, 225 (I94T) ; 312, I (1942). -- * G. D. Lu, Biochemic. J. 33,249 (I939). - - : s. LXNG, Ber. Physiol. Io8, 664 (1938). - - s t{. V. EULER, L, MELANDER, S. TINGSTAM U. I3. HOGBERG, Hoppe-Seylers Z. 267, ~o 3 (r94o).

0 B E R DIE HUMORALE REGULIERUNG D E R REIFUNG D E R ROTEN B L U T K O R P E R C H E N

IM F R O H E R E N LEBENSALTER. Von

ERIK JACOBSEN u n d CLAUS ~[UNK PLUM. Aus den Biologischen Laboratorien tier A]G Medicinaleo, Kopenhagen-S,

I n f r t ihe ren A r b e i t e n h a b e n wi r die E r g e b n i s s e u l l se re r U n t e r s u c h u n g e n fiber die e m b r y o n a l e H g m a t o p o e s e ve r6 f f en t - l i ch t (ERIK JACOBmSN mad CLAUS MUNK PLUM 1942). ES zeigte sich, dab es f/Jr die emlbryonale H t ima topoese c h a r a k t e r i s t i s c h ist, d ab die F .n twick lung de r Zel len u m so l a n g s a m e r vo r sich geh t , des to j f inger de r F e t u s ist .

I m R e i f u n g s l n e c h a n i s m u s d e r Zel len s ind 2 M6g l i chke i t en v o r h a n d e n . E n t w e d e r k 6 n n e n die no twe l l d ige n Stoffe ft ir die Ze t l en twick lung i n n e r h a l b de r G r e n z e n der Zelle v o r h a n d e n sein oder w g h r e n d de r Prozesse geb i l de t werden , so d a b d~e Zelle s ich e b e n s o g u t in e ine r phys io logische l l Koehsa l z l6 sung wie in de r Gewebef l t i s s igke i t e n t w i c k e l n kaml . E i n e a n d e r e M6g l i chke i t wgre, d a b die Re i fprozesse y o n E i n w i r k u n g e n a u B e r h a l b de r Zelle abh / ing ig s ind, das lleif3t, d a b s ich die Zelle n iche ohl le Z u f u h r gewisser noch u n b e k a n n t e r Stoffe - - H o r m o n e , w e n n m a n sie so b e z e i c h n e n will .-.- e n t w i c k e l n k a n n .

Bis vor k u r z e m ise die E x i s t e n z solcher Rei fs tof fe n u r h y p o t h e t i s c h gewesen ; es i s t a b e r k t i rz l ich e inen l y o n u n s (CLAUS MUN~: PLUM 1942) gelungell , w e n n a u e h n u t in e i n e m Spezialfal l , die Anwese l lhe i t so lcher Stoffe nachzuwe i sen .

Die a m l e i ch t e s t en zug~ng l i chen un re i f en B l u t k 6 r p e r c h e n s ind die Re t icu locy te l l . Aus d e r L i t e r a t u r i s t b e k a l l n t , d a b R e t i c u l o c y t e n in P l a s m a a u f g e s c h w e m m t in v i t r o i h r e Sub- s t a n t i a g r anu lo - f i l a r aen to sa ve r t i e r en u n d in reife ro te B lu t - k 6 r p e r c h e n umgeb i ldee w e r d e n (PEI'PER 1922, SEYFART~I I927, HEATII u n d I)ALAND 1930).

ES zeigte s ich n u n folgel ldes: VCenn die R e t i c u l o c y t e n in phys io log i scher Kochsa l z l6sung suspe l ld i e r t s ind, b e o b a c h t e t m a n e ine l angsanm, a b e t doch deu t l i che S p o n t a n r e i f u n g .