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U nd noch ein gebrochenes Versprechen. Mit ihrer Be- reitschaft, den vorläufigen Ret- tungsfonds ESFS zusätzlich zu dem dauerhaften Stabilitätsme- chanismus ESM weiterlaufen zu lassen, hebt die Bundesregie- rung die Deckelung des ESM auf und lässt die Haftung Deutsch- lands in einem Umfang steigen, den noch niemand zu beziffern vermag. Wenn es um den Euro geht, scheint es für Bundes- kanzlerin Angela Merkel kei- nerlei Tabus mehr zu geben. Gefasste Beschlüsse sind für sie offensichtlich, frei nach Aden- auer, nicht mehr als Geschwätz von gestern. Wie war das noch? Erst hieß es, kein Euro-Land dürfe für ein anderes haften. Dann wurde auf automatische Sanktionen für die Schuldenlän- der gepocht. Auch eine Einmi- schung des IWF sollte es nicht geben – denn Europa könne seine Probleme allein lösen. Und, und, und… Alles längst Makulatur, so wie auch die neuesten Beschlüsse schnell wieder hinfällig sein werden. Die Euro-Krise ist Mer- kel längst entglitten. Deutsch- lands Haftung übersteigt die vom Bundestag festgesetzte Grenze schon jetzt bei weitem. Eine Lösung der Euro-Krise ist trotz der vielen Rettungsmaß- nahmen und Tabubrüche nicht in Sicht. Klaus-Peter Willsch, einer der wenigen Kritiker dieser Politik innerhalb der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion, sagt voraus, was am Ende dieser fatalen Ent- wicklung stehen wird: die Ver- gemeinschaftung aller Schulden im Euro-Raum. De facto heißt das, dass die Steuer- zahler und Unternehmen in den starken Ländern, voran Deutschland, die Schulden der schwachen werden schultern müssen. Eine rabenschwarze Aussicht. JAN HEITMANN: Rabenschwarz Verloren im Einheitsbrei Nach der Saar-Wahl: Bürgerliche Wähler wissen kaum noch, wohin Mit dem Untergang der FDP an der Saar ist CDU-Chefin Angela Merkel ihrem Ziel wieder ein Stück näher: der Rückkehr zur Mitte-Links-Koalition mit den So- zialdemokraten. Verzweifelt versuchte FDP-Ge- neralsekretär Patrick Döring den Eindruck wegzuwischen, die Libe- ralen seien nach dem Debakel an der Saar in Schockstarre verfallen. Mit den Wahlen in Schleswig-Hol- stein und Nordrhein-Westfalen am 6. und 13. Mai komme die Wende, beschwor Döring den erlahmten Kampfgeist seiner Mitglieder und möglichen Anhänger. So reden Feldherren am Vor- abend ihrer finalen Niederlage. Dabei könnte den Liberalen am Rhein tatsächlich noch der Wie- dereinzug ins Parlament gelingen. Verantwortlich hierfür wäre CDU- Spitzenkandidat Norbert Röttgen, der durch sein eitles Taktieren um seine künftige Rolle nach einer Wahlniederlage die FDP in den Umfragen von zwei auf vier Pro- zent hinaufkatapultierte. Trotz dieses fahlen Hoffnungs- schimmers ist es für die Liberalen Zeit, tief in sich zu gehen: Offen- kundig setzt die Kanzlerin alles daran, den klei- nen Koalitions- partner unter Wasser zu drük- ken. In der Rück- schau wird sichtbar: Die Koalition mit den Li- beralen war nie ihre Wunschehe, auch wenn die Blaugelben sich das eingebildet hatten. Merkel will zurück ins Bündnis mit der SPD, mit der sie ohnehin viel größere inhaltliche Schnittmengen verbin- den als mit den Liberalen. Damit die Sozialdemokraten ihr aber nicht in eine „Ampelkoalition“ mit FDP und Grünen entwischen kön- nen, sollen die Liberalen aus dem Bundestag verschwinden. In einem Parlament ohne FDP bliebe den Sozialdemokraten schon rech- nerisch nichts anderes übrig, als sich erneut in ein Bündnis mit Merkel zu fügen, sofern es für Rot- Grün allein nicht reicht. Für die bürger- lichen Wähler ge- staltete sich ein solches Parlament noch trostloser: Die nach links ge- wendete Union säße da mit der SPD, den Linken, den Grünen und den diffusen Piraten – ein giganti- scher mitte-linker Einheitsbrei mit kommunistischen Einsprengseln, in dem ein paar nationalliberale und konservative Unionsabgeord- nete nur noch für die Illusion von Meinungsvielfalt herhalten müss- ten, ohne etwas bewegen zu kön- nen. Dabei wird den meisten Bürger- lichen nicht einmal klar sein, ob und warum sie der FDP nachtrau- ern sollten. Zu einem wenig re- spekteinflößenden Führungspersonal gesellt sich hier ein historisches Versagen: Mit einem Nein zum Euro-Hasard hät- ten sich die Liberalen wieder in ihre Rolle als Fürsprecher der Spa- rer und Leistungsträger einsetzen können. Doch mit einer an Mani- pulation grenzenden Beeinflus- sung des Mitglieder-Entscheids hierzu gelang es der FDP-Führung vergangenen Herbst, dies zu ver- hindern. So könnten es am Ende das Versagen der Liberalen und das Kalkül von Angela Merkel sein, die ungewollt einer neuen bürgerlichen Formation das Feld bereiten. Hans Heckel Mit Zwang zum Renten-Glück Von der Leyens Eckpunktepapier Deutschland 5 DIESE WOCHE Vatikanbank unter Geldwä- scheverdacht Europarat droht mit schwarzer Liste Aktuell 2 Afghanistan: Vom Opium durchseucht Rauschgiftproduktion und -handel florieren Hintergrund 4 Albtraum Europäischer Haftbefehl Rechtsmängel lange bekannt Ausland 6 Farben und Atmosphäre Ostpreußens Eduard Bischoff in Lüneburg Kultur Sieg für linke Gewalttäter Guggenheim-Stiftung sagt Projekt in Berlin wegen Drohungen ab Preußen / Berlin 3 9 Einzelverkaufspreis: 2,40 Euro Nr. 13 – 31. März 2012 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Wirtschaftsraum entfesselt Groß-Hamburg-Gesetz vor 75 Jahren Geschichte 10 Menet tek kel r r se ein ne e g ges sam mte e P Pa ar rt te ei i: : S Sa aa ar rl la an nd ds s F FD DP P- -S Sp pi it tz ze en nk ka an nd di id da at t u un nd d k kr ra ac ch he en nd de er r W Wa ah hl lv ve er rl li ie er re er r O Ol li iv ve er r L Lu uk ks si ic c Bild: Thomas Wieck/dapd Ehrenmal vor Abriss Stadt Sedan will deutsches Kriegerdenkmal verschwinden lassen EU erleichtert Schwarzarbeit Sozialkommissar will deutsches Kontrollsystem aushebeln I m symbolträchtigen Städtchen Sedan in den Ardennen soll eine der letzten erhaltenen deutschen Gedenkstätten des Er- sten Weltkriegs abgerissen werden. Von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, hatte die Stadt bereits vor längerem be- schlossen, das Gefallenenehrenmal von 1915 wegen Baufälligkeit ab- reißen zu lassen. Die Nekropole wurde während des Krieges von deutschen Trup- pen für ihre gefallenen Kameraden errichtet und gehörte zu einem Soldatenfriedhof, der an den städ- tischen Friedhof Saint-Charles an- gegliedert war. Nach dem für Deutschland verlorenen Krieg eb- neten die Franzosen den Krieger- friedhof ein. Heute ist das monu- mentale und sowohl kunst- wie kulturhistorisch wertvolle Ehren- mal in einem jämmerlichen Zu- stand, die deutschen Inschriften sind teilweise abgefallen oder ver- wittert, das Betreten lebensgefähr- lich. Derweil weist die Netzseite der Stadt das Kriegerdenkmal als historische Sehenswürdigkeit aus. Um Angelegenheiten der Kriegs- gräber im Ausland kümmert sich das deutsche Auswärtige Amt. Die pflegerische Arbeit vor Ort nimmt in gesetzlichem Auftrag der Volks- bund Deutsche Kriegsgräberfür- sorge wahr. Mit Frankreich besteht seit 1956 ein Abkommen über die deutschen Kriegsgräber auf fran- zösischem Hoheitsgebiet. Da die eigentlichen Soldatengräber auf besagtem Friedhof nicht mehr be- stehen, fühlt sich der Volksbund aber nicht zuständig. Vor dem Hintergrund des baldi- gen Gedenkjahrs 2014 zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs 1914 und den im Zuge des verfehl- ten Euro-Abenteuers aufgekomme- nen antideutschen Stimmungen jenseits des Rheins wirkt die pie- tätlose Entscheidung der Stadt Sedan dennoch unsensibel und nicht durchdacht. CR D ie Europäische Union plant, den Kampf gegen Schwarz- arbeit in Deutschland er- heblich zu erschweren. Dahinter steht EU-Sozialkommissar László Andor. Als Ungar kommt Andor aus einem jener Ost-EU-Staaten, aus denen ein Großteil der grenz- überschreitenden Schwarzarbeiter in Deutschland stammen. Er machte Karriere unter dem sozia- listischen Ministerpräsidenten Fe- renc Gyurcsány, der 2009 sein Amt verlor, nachdem ihm das ungari- sche Parlament infolge von Kor- ruptionsvorwürfen die Immunität entzog. Konkret will Andor nun errei- chen, dass die Behörden ein Un- ternehmen nur noch dann auf Schwarzarbeit kontrollieren dür- fen, wenn „die nötigen Informatio- nen nicht auch vom Arbeitgeber entsandter Arbeiter oder von des- sen Herkunftsland erhalten wer- den können“. Damit würde es noch schwerer, den schwarzen Schafen auf die Schliche zu kommen, glau- ben deutsche Experten. Die Übersetzung solcher Doku- mente sollen die deutschen Behör- den künftig zudem nur noch fordern dürfen, wenn die Schrift- stücke „nicht übermäßig lang sind“. Soll heißen: Der ausländi- sche Entsender mutmaßlicher Schwarzarbeiter muss die Verträge nur hinreichend lang gestalten, und die deutschen Behörden dür- fen keine Übersetzung mehr ver- langen. Deutschland hatte wegen der Übersetzungspflicht gegen die EU 2008 erfolgreich geklagt. Daher versucht die EU-Kommission nun, ihre Vorstellung im Verordnungs- wege durchzusetzen. Deutsche Politiker wie der hessi- sche EU-Abgeordnete Thomas Mann (CDU) wehren sich noch gegen die geplante Verordnung aus dem Hause Andor. Mann bezeich- nete die geplante EU-Verordnung des Sozialkommissars laut „Welt“ als „völlig unverständlich“. H.H. Pietätloser Skandal vor dem Jubiläum Leichtes Spiel für Gesetzesbrecher Lukaschenko mit dem Rücken zur Wand S.7 Das Ostpreußenblatt Merkels Ziel ist klar: Sie will zurück zur Großen Koalition

Verloren im Einheitsbrei - archiv.preussische-allgemeine.dearchiv.preussische-allgemeine.de/2012/paz1312.pdf · den diffusen Piraten – ein giganti-scher mitte-linker Einheitsbrei

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Und noch ein gebrochenesVersprechen. Mit ihrer Be-

reitschaft, den vorläufigen Ret-tungsfonds ESFS zusätzlich zudem dauerhaften Stabilitätsme-chanismus ESM weiterlaufen zulassen, hebt die Bundesregie-rung die Deckelung des ESM aufund lässt die Haftung Deutsch-lands in einem Umfang steigen,den noch niemand zu beziffernvermag. Wenn es um den Eurogeht, scheint es für Bundes-kanzlerin Angela Merkel kei-nerlei Tabus mehr zu geben.Gefasste Beschlüsse sind für sieoffensichtlich, frei nach Aden-auer, nicht mehr als Geschwätzvon gestern. Wie war das noch?Erst hieß es, kein Euro-Landdürfe für ein anderes haften.Dann wurde auf automatischeSanktionen für die Schuldenlän-der gepocht. Auch eine Einmi-schung des IWF sollte es nichtgeben – denn Europa könneseine Probleme allein lösen.Und, und, und…

Alles längst Makulatur, so wieauch die neuesten Beschlüsseschnell wieder hinfällig seinwerden. Die Euro-Krise ist Mer-kel längst entglitten. Deutsch-lands Haftung übersteigt dievom Bundestag festgesetzteGrenze schon jetzt bei weitem.Eine Lösung der Euro-Krise isttrotz der vielen Rettungsmaß-nahmen und Tabubrüche nichtin Sicht.

Klaus-Peter Willsch, einer derwenigen Kritiker dieser Politikinnerhalb der CDU/CSU-Bundes-tagsfraktion, sagt voraus, wasam Ende dieser fatalen Ent-wicklung stehen wird: die Ver-gemeinschaftung allerSchulden im Euro-Raum. Defacto heißt das, dass die Steuer-zahler und Unternehmen inden starken Ländern, voranDeutschland, die Schulden derschwachen werden schulternmüssen. Eine rabenschwarzeAussicht.

JAN HEITMANN:

Rabenschwarz

Verloren im EinheitsbreiNach der Saar-Wahl: Bürgerliche Wähler wissen kaum noch, wohin

Mit dem Untergang der FDP ander Saar ist CDU-Chefin AngelaMerkel ihrem Ziel wieder einStück näher: der Rückkehr zurMitte-Links-Koalition mit den So-zialdemokraten.

Verzweifelt versuchte FDP-Ge-neralsekretär Patrick Döring denEindruck wegzuwischen, die Libe-ralen seien nach dem Debakel ander Saar in Schockstarre verfallen.Mit den Wahlen in Schleswig-Hol-stein und Nordrhein-Westfalen am6. und 13. Mai komme die Wende,beschwor Döring den erlahmtenKampfgeist seiner Mitglieder undmöglichen Anhänger.

So reden Feldherren am Vor-abend ihrer finalen Niederlage.Dabei könnte den Liberalen amRhein tatsächlich noch der Wie-dereinzug ins Parlament gelingen.Verantwortlich hierfür wäre CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen,

der durch sein eitles Taktieren umseine künftige Rolle nach einerWahlniederlage die FDP in denUmfragen von zwei auf vier Pro-zent hinaufkatapultierte.

Trotz dieses fahlen Hoffnungs-schimmers ist es für die LiberalenZeit, tief in sich zu gehen: Offen-kundig setzt dieKanzlerin allesdaran, den klei-nen Koalitions-partner unterWasser zu drük-ken. In der Rück-schau wirdsichtbar: Die Koalition mit den Li-beralen war nie ihre Wunschehe,auch wenn die Blaugelben sichdas eingebildet hatten. Merkel willzurück ins Bündnis mit der SPD,mit der sie ohnehin viel größereinhaltliche Schnittmengen verbin-den als mit den Liberalen. Damitdie Sozialdemokraten ihr aber

nicht in eine „Ampelkoalition“ mitFDP und Grünen entwischen kön-nen, sollen die Liberalen aus demBundestag verschwinden. Ineinem Parlament ohne FDP bliebeden Sozialdemokraten schon rech-nerisch nichts anderes übrig, alssich erneut in ein Bündnis mit

Merkel zu fügen,sofern es für Rot-Grün allein nichtreicht.

Für die bürger-lichen Wähler ge-staltete sich einsolches Parlament

noch trostloser: Die nach links ge-wendete Union säße da mit derSPD, den Linken, den Grünen undden diffusen Piraten – ein giganti-scher mitte-linker Einheitsbrei mitkommunistischen Einsprengseln,in dem ein paar nationalliberaleund konservative Unionsabgeord-nete nur noch für die Illusion von

Meinungsvielfalt herhalten müss-ten, ohne etwas bewegen zu kön-nen.

Dabei wird den meisten Bürger-lichen nicht einmal klar sein, obund warum sie der FDP nachtrau-ern sollten. Zu einem wenig re-s p e k t e i n f l ö ß e n d e nFührungspersonal gesellt sich hierein historisches Versagen: Miteinem Nein zum Euro-Hasard hät-ten sich die Liberalen wieder inihre Rolle als Fürsprecher der Spa-rer und Leistungsträger einsetzenkönnen. Doch mit einer an Mani-pulation grenzenden Beeinflus-sung des Mitglieder-Entscheidshierzu gelang es der FDP-Führungvergangenen Herbst, dies zu ver-hindern. So könnten es am Endedas Versagen der Liberalen unddas Kalkül von Angela Merkelsein, die ungewollt einer neuenbürgerlichen Formation das Feldbereiten. Hans Heckel

Mit Zwang zumRenten-GlückVon der LeyensEckpunktepapier

Deutschland

5

DIESE WOCHE

Vatikanbank unter Geldwä-scheverdachtEuroparat droht mitschwarzer Liste

Aktuell

2

Afghanistan: Vom OpiumdurchseuchtRauschgiftproduktionund -handel florieren

Hintergrund

4

Albtraum EuropäischerHaftbefehlRechtsmängel lange bekannt

Ausland

6

Farben und AtmosphäreOstpreußensEduard Bischoff in Lüneburg

Kultur

Sieg für linke GewalttäterGuggenheim-Stiftung sagtProjekt in Berlin wegenDrohungen ab

Preußen / Berlin

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9

Einzelverkaufspreis: 2,40 Euro

Nr. 13 – 31. März 2012 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Wirtschaftsraum entfesseltGroß-Hamburg-Gesetz vor75 Jahren

Geschichte

10

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Ehrenmal vor AbrissStadt Sedan will deutsches Kriegerdenkmal verschwinden lassen

EU erleichtert SchwarzarbeitSozialkommissar will deutsches Kontrollsystem aushebeln

Im symbolträchtigen StädtchenSedan in den Ardennen solleine der letzten erhaltenen

deutschen Gedenkstätten des Er-sten Weltkriegs abgerissen werden.Von der deutschen Öffentlichkeitweitgehend unbemerkt, hatte dieStadt bereits vor längerem be-schlossen, das Gefallenenehrenmalvon 1915 wegen Baufälligkeit ab-reißen zu lassen.

Die Nekropole wurde währenddes Krieges von deutschen Trup-pen für ihre gefallenen Kameradenerrichtet und gehörte zu einemSoldatenfriedhof, der an den städ-tischen Friedhof Saint-Charles an-gegliedert war. Nach dem fürDeutschland verlorenen Krieg eb-neten die Franzosen den Krieger-

friedhof ein. Heute ist das monu-mentale und sowohl kunst- wiekulturhistorisch wertvolle Ehren-mal in einem jämmerlichen Zu-stand, die deutschen Inschriften

sind teilweise abgefallen oder ver-wittert, das Betreten lebensgefähr-lich. Derweil weist die Netzseiteder Stadt das Kriegerdenkmal alshistorische Sehenswürdigkeit aus.

Um Angelegenheiten der Kriegs-gräber im Ausland kümmert sichdas deutsche Auswärtige Amt. Diepflegerische Arbeit vor Ort nimmt

in gesetzlichem Auftrag der Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfür-sorge wahr. Mit Frankreich bestehtseit 1956 ein Abkommen über diedeutschen Kriegsgräber auf fran-zösischem Hoheitsgebiet. Da dieeigentlichen Soldatengräber aufbesagtem Friedhof nicht mehr be-stehen, fühlt sich der Volksbundaber nicht zuständig.

Vor dem Hintergrund des baldi-gen Gedenkjahrs 2014 zum 100.Jahrestag des Kriegsausbruchs1914 und den im Zuge des verfehl-ten Euro-Abenteuers aufgekomme-nen antideutschen Stimmungenjenseits des Rheins wirkt die pie-tätlose Entscheidung der StadtSedan dennoch unsensibel undnicht durchdacht. CR

Die Europäische Union plant,den Kampf gegen Schwarz-arbeit in Deutschland er-

heblich zu erschweren. Dahintersteht EU-Sozialkommissar LászlóAndor. Als Ungar kommt Andoraus einem jener Ost-EU-Staaten,aus denen ein Großteil der grenz-überschreitenden Schwarzarbeiterin Deutschland stammen. Ermachte Karriere unter dem sozia-listischen Ministerpräsidenten Fe-renc Gyurcsány, der 2009 sein Amtverlor, nachdem ihm das ungari-sche Parlament infolge von Kor-ruptionsvorwürfen die Immunitätentzog.

Konkret will Andor nun errei-chen, dass die Behörden ein Un-ternehmen nur noch dann auf

Schwarzarbeit kontrollieren dür-fen, wenn „die nötigen Informatio-nen nicht auch vom Arbeitgeberentsandter Arbeiter oder von des-sen Herkunftsland erhalten wer-

den können“. Damit würde es nochschwerer, den schwarzen Schafenauf die Schliche zu kommen, glau-ben deutsche Experten.

Die Übersetzung solcher Doku-mente sollen die deutschen Behör-den künftig zudem nur nochfordern dürfen, wenn die Schrift-stücke „nicht übermäßig lang

sind“. Soll heißen: Der ausländi-sche Entsender mutmaßlicherSchwarzarbeiter muss die Verträgenur hinreichend lang gestalten,und die deutschen Behörden dür-fen keine Übersetzung mehr ver-langen. Deutschland hatte wegender Übersetzungspflicht gegen dieEU 2008 erfolgreich geklagt. Daherversucht die EU-Kommission nun,ihre Vorstellung im Verordnungs-wege durchzusetzen.

Deutsche Politiker wie der hessi-sche EU-Abgeordnete ThomasMann (CDU) wehren sich nochgegen die geplante Verordnung ausdem Hause Andor. Mann bezeich-nete die geplante EU-Verordnungdes Sozialkommissars laut „Welt“als „völlig unverständlich“. H.H.

Pietätloser Skandal vor dem Jubiläum

Leichtes Spiel fürGesetzesbrecher

Lukaschenko mit dem

Rücken zur Wand S.7

Das Ostpreußenblatt

Merkels Ziel ist klar:Sie will zurück

zur Großen Koalition

AKT U E L L2 Nr. 13 – 31. März 2012

Zwischenruf

Weidmann

Der Präsident der Bundes-bank, Jens Weidmann, zeigtMut und Rückgrat. Unsere

Einschätzung war richtig. Zu seinerAmtseinführung Ende April 2011schrieb diese Zeitung, dass derneue Mann an der Spitze derBundesbank ein Hoffnungsträgersei (siehe PAZ Nr. 18/2011, S. 1).Bei seiner Bestallung wandte ersich direkt an den anwesenden Fi-nanzminister: „Ich werde, lieberHerr Schäuble, in Berlin bei der Be-wertung des Haushaltsentwurfesein besonderes Augenmerk daraufrichten, dass die sehr günstige Kon-junktur- und Haushaltsentwicklungfür eine zügige Defizitrückführunggenutzt wird.“ Nun hat sich Weid-mann zu dem eben vom Parlamentverabschiedeten Haushalt geäußert,den die „FAZ“ als „scheinsolide“bezeichnet hat. Das Zahlenwerk seihinsichtlich der Rückführung derVerschuldung nicht ambitioniert.Es werde davon ausgegangen, dassdie gute Konjunktur weiterhin stei-gende Steuereinnahmen zur Folgehaben wird. Dies sei nicht sehr rea-listisch unddeshalb miterheblichenRisiken ver-b u n d e n .F r e u n d emacht sichWeidmann inBerlin mitdieser nüch-ternen War-nung nicht.Der Bundesbankpräsident hat allenGrund zu warnen, denn die weitereVerschuldung des Bundes wird2012 etwa doppelt so hoch sein wie2011.

Auch gegenüber der EZB hältWeidmann mit seinen Sorgen nichtzurück. Mahnend hat er jetzt EZB-Präsident Draghi daran erinnert,dass die Überflutung des Geld-marktes durch die Zentralbank ei-nen Plan erfordere, wie der Geld-umlauf auch wieder zurückgeführtwerden könne, um die ohnehin amRande des Zumutbaren sich bewe-gende Inflationsrate zu bremsen.Weidmann: „Wenn wir als Bundes-bank eine Meinung haben, dann sa-gen wir sie. Es kann nicht immernur darum gehen, die Märkte zustabilisieren.“ Chapeau! Finanzmi-nister Schäuble wird mit seinemwachstumsabhängigen Entschul-dungsprogramm ebenso scheiternwie seine Vorgänger Steinbrückund Eichel. Wilhelm v. Gottberg

Die Schulden-Uhr:

ErstaunlichePrioritäten

Bundesfinanzminister Wolf-gang Schäuble hat sich

vom Bundestag einen Nach-tragshaushalt genehmigen las-sen, sodass er nun mit 34,8Milliarden Euro doppelt soviele Schulden machen darfwie 2011. Bemerkenswert istdabei seine Prioritätensetzung.So spendiert er dem ESM fürSchuldenstaaten zusätzliche8,7 Milliarden Euro. Dem deut-schen Verkehrsminister enthälter jedoch von den bis 2015 nö-tigen Investitionsmitteln 8,4Milliarden Euro vor. M.R.

2.039.432.094.785 €Vorwoche: 2.038.646.874.430 €Verschuldung pro Kopf: 24.932 €Vorwoche: 24.922 €

(Dienstag, 27. März 2012, Zahlen: www.steuerzahler.de)

Vatikanbank erneut im VisierEuroparat droht dem Vatikan mit Aufnahme in die schwarze Liste der »Geldwäsche-Staaten«

Nach den Vorfällen der Vergan-genheit sollte die Vatikanbankendlich „sauber“ werden. Trotzder Bemühungen von Papst Be-nedikt XVI. um Ordnung in demHause gerät das Institut nun abererneut in die Schusslinie interna-tionaler Ermittler.

Nach zahlreichen Skandalenist das Ansehen der Vatikanbank„Institut für religiöse Werke“(IOR) ohnehin angekratzt. Kaumbessern dürfte sich der Ruf desIOR durch eine nun angekündig-te Aufkündigung eines Kontosbei der US-Großbank J. P. Mor-gan in Mailand. Vorausgegangenwar die erfolglose Auf-forderung durch J. P.Morgan an das IOR, zueinigen verdächtig er-scheinenden Kontobe-wegungen weitere In-formationen zu liefern.

Für das 1942 ge-gründete „Istituto perle Opere di Religione“,so der italienische Ori-ginaltitel des IOR, istdie Kontoschließungin Mailand derzeitnicht das einzige Hin-dernis, endlich denschlechten Ruf in Be-zug auf Geldwäscheloszuwerden: Im jähr-lichen Strategieberichtdes US-Außenministe-riums zum Kampf ge-gen Drogenkrimina-lität wird erstmalsauch der Vatikan er-wähnt. Die Amerika-ner bemängeln unteranderem, dass sich derVatikan an bestimmteninternationalen Ab-kommen entweder garnicht oder nur unterVorbehalt beteilige.

Und die peinlicheSchelte aus Übersee kommtnicht allein: In Europa drohtebenfalls die Gefahr, dass derVatikanstaat auf die Liste der„Geldwäsche-Staaten“ gesetztwird. Bis zum Juni will eine Ex-pertengruppe des Europarates,die „Moneyval“-Kommission,die sich mit Maßnahmen zur

Unterbindung von Terrorfinan-zierung und der Geldwäsche be-schäftigt, über die Aufnahmedes Vatikanstaates in jeneschwarze Liste befinden. Ver-

bunden sind die harschen Vor-würfe gegen den Kirchenstaatstets mit den Aktivitäten derIOR-Bank: Noch immer gilt dasGeldhaus als eine der geheim-

sten Einrichtungen der Weltfi-nanz.

Der Sonderstatus des Vatikan-staats und des Heiligen Stuhls er-möglichte es für lange Zeit, dassBilanzen des Instituts für religiöseWerke nur in sehr allgemeiner,kaum aussagekräftiger Form veröf-fentlicht werden mussten, sodass

man über den Umfang der Finanz-geschäfte der Vatikanbank aufSchätzungen angewiesen war. Ak-tuell schätzen Experten die Zahlder IOR-Kunden auf etwa 44000und die Rücklagen auf rund fünfMilliarden Euro. Der Grad an Ge-heimhaltung um das IOR wirddaran deutlich, dass im Jahr 2009überhaupt erstmals bekannt wur-de, wie viel die Bank an Gewinn„zu den religiösen Tätigkeiten desHeiligen Vaters“ beigesteuert hatte:50 Millionen Euro, im darauffol-genden Jahr 55 Millionen.

Die über lange Zeit betriebeneGeheimhaltungspolitik um das IORhat es offenbar gefördert, dass die

Vatikanbank immer wieder fürzwielichtige Aktivitäten miss-braucht wurde. Legendär sind dieAktivitäten des Instituts für religiö-se Werke in den 80er Jahren, als un-ter der Leitung des ErzbischofsMarcinkus die Vatikanbank in zweibetrügerische Bankpleiten verwik-kelt war.

Danach glaubte man, die Zeitder Skandale überwunden zu ha-ben. Daher waren neue Meldun-gen aus den letzten Jahren, alsdas IOR erneut wegen Geldwä-

sche in die Schlagzeilen geriet,umso erstaunlicher:

Im September 2010 beschlag-nahmte die italienische Finanz-polizei 23 Millionen Euro von ei-

nem Konto des IOR und leiteteErmittlungen gegen den Präsi-denten und eine weitere Füh-rungskraft der Bank ein. Beidesollen bei Finanztransaktionendie wahren Namen von Auftrag-gebern verschwiegen und damitgegen ein Gesetz gegen Geldwä-sche verstoßen haben.

Neun Monate dauerte es, bisdie italienischen Behörden diebeschlagnahmten Gelder wiederfreigaben. Parallel dazu wurdebekannt, dass italienische Bau-unternehmer Schwarzgelder –unter anderem für beabsichtigteBestechungen – in der Vatikan-bank versteckt hatten. Eines derverwendeten Konten firmiertebezeichnenderweise bei den Be-teiligten unter dem Namen „DonBancomat“.

Für Papst Benedikt XVI. wa-ren die damaligen Ermittlun-gen Anlass, im Vatikan eine Fi-nanzbehörde zu schaffen, dieGeldwäsche unterbinden soll.

Für die Reputationder Vatikanbanksind die Untersu-chungen von US-Be-hörden und des Eu-roparates umso är-gerlicher, als nachden Vorwürfen desJahres 2010 von Sei-ten des Vatikans aus-drücklich die Bereit-schaft zur Zu-sammenarbeit mitinternationalen Kon-trollbehörden er-klärt worden war.Fragwürdig er-scheint damit auchder vom Vatikan er-hobene Anspruch,eines der härtestenGesetze gegen dieGeldwäsche auf denWeg gebracht zu ha-ben.

Erheblich schnellerals das „Istituto per leOpere di Religione“scheint sich die älte-ste Bank der Welt, dasBankhaus „Monte deiPaschi di Siena“, aufneue Realitäten ein-zustellen. An die

Spitze der 1472 gegründetenBank, in der für Jahrzehnte loka-le Politiker eine wichtige Rollegespielt haben, soll im Gegensatzzu früher kein Politiker, sondernein Bankfachmann gelangen, umdas Überleben der in Schwierig-keiten geratenen Bank zu si-chern. Hermann Müller

Die Geheimhaltungförderte offenbardunkle Geschäfte

Doppelpass für Südtiroler?Unmut in Bozen über Italiens Finanzmisere und Ignoranz

Südtirol war für internatio-nale Medien lange Zeitkein politisches Thema

mehr. Wohlstand diesseits undjenseits des Brenners hat dieschmerzliche Vergangenheit abernur scheinbar vergessen lassen:die Abtrennung von Österreich1918, die Italianisierung, diePreisgabe Südtirols im Hitler-Mussolini-Pakt 1939, enttäuschteHoffnungen 1945, das Autono-mie-Abkommen 1947, das vonItalien weitgehend sabotiert wur-de – was später Südtirol-Aktivi-sten zu Bombenanschlägen ver-anlasste und Österreich zumGang vor die Uno – und das„Zweite Autonomiestatut“ 1972mit jahrzehntelang verzögerterUmsetzung.

In jüngerer Zeit mehren sichaber Gründe für neue Unrast.Dass die Südtiroler pro Kopf ge-rechnet gewaltige Nettozahler inItalien sind, ist angesichts derenormen Staatsverschuldungschon lange ein Ärgernis. Unddieses wird durch das Sparpaketnoch verschärft, denn es stelltTeile der Autonomie in Frage –das „Experten-Kabinett“ von Pre-mier Mario Monti hat eben vonder komplexen Materie keineAhnung und ignoriert, dass Än-

derungen die ZustimmungÖsterreichs erfordern.

Die Südtiroler Volkspartei(SVP), die lange Zeit Sammelpar-tei aller deutschen und ladini-schen Südtiroler war, hält zwarmit 18 von 35 Sitzen im BozenerLandtag die absolute Mehrheit,hat aber längst Konkurrenz: dieFreiheitlichen (5 Sitze), Süd-Tiro-

ler Freiheit (2) und BürgerUnionfür Südtirol (1). Während die SVPam autonomen Verbleib in Italienfesthält, wird alternativ auch dieWiedervereinigung mit Öster-reich oder ein Freistaat gefordert.

Die Doppelstaatsbürgerschaftfür Südtiroler wird in Österreichnur von FPÖ und BZÖ unter-stützt. Für die SPÖ war Südtirolnie ein Hoffnungsgebiet, ÖVP-Chef und Vizekanzler MichaelSpindelegger hat das Anliegen imNovember abgelehnt, weil man„Staatsbürgerschaften nicht wieBriefmarken sammeln“ könne,und die Post verweigerte eine

Sonderbriefmarke zur Werbungfür die Doppelstaatsbürgerschaft– obwohl jeder gegen Entgelt„Meine Marke“ bestellen kann.Neue Hoffnungen brachte abervorige Woche im Parlament dieAnhörung von Rechtsexperten,die einhellig die Auffassung ver-traten, dass die Doppelstaatsbür-gerschaft unilateral und durchnur kleine Änderungen im Staats-bürgerschaftsgesetz machbar wä-re.

Anscheinend als Ablenkung vonder Finanzmisere regen sich in Ita-lien zuletzt auch wieder nationali-stische Geister. So wird in Rom ge-rade ein Gesetz verabschiedet, dasab 2012/13 den Unterricht überdie Nationalhymne vorschreibt –auch für Südtiroler und obwohlder Text aus dem 19. Jahrhundertklar antiösterreichische Passagenenthält. Viel brisanter sind aberdie Ermittlungen von StaatsanwaltGuido Rispoli gegen Funktionäreder Laurin-Stiftung, die Bergbau-ern und Brauchtumsvereine unter-stützt. Denn damit wird fatal andie einstigen politischen Prozessegegen Südtiroler erinnert. DerSüdtiroler Schützenbund hat fürden 14. April zum „Freiheits-marsch Bozen“ aufgerufen.

R. G. Kerschhofer

Mehr noch als die Mel-dung selbst befremdetihre weitestgehende

Nichtbeachtung in Europa:Sheikh Abdul Aziz al-Sheikh,Großmufti von Saudi-Arabienund höchste wahhabitische Auto-rität, hat in einem islamischenRechtsgutachten („Fatwa“) er-klärt, dass es auf der arabischenHalbinsel keine Kirchen gebendürfe. Angefragthatten kuwaiti-sche Parlamenta-rier, die den Bauweiterer Kirchenverhindern wol-len. Zwar hat Kuwait die Fatwazurückgewiesen, doch wo endetfür Fanatiker die „Halbinsel“? InSyrien werden wohl bald Kirchenbrennen, wenn der Westen auchdort im Namen von „Demokratie“und „Menschenrechten“ den Isla-misten zur Machtergreifung ver-hilft.

Die Wiener Tageszeitung „DiePresse“ hat zu der Fatwa beimAußenministerium nachgefragt.Im Oktober war ja der Grün-dungsvertrag für das „König-Ab-dullah-bin-Abdulaziz-Zentrumfür interreligiösen und interkul-turellen Dialog“ in Wien unter-zeichnet worden. Die Antwort

des Ministeriums lautete in etwa,dass „der Dialog nun umso wich-tiger“ sei. Das saudisch finanzier-te Zentrum wird auch von vielenMuslimen abgelehnt, allen voranvom Scheich der Al-Azhar-Uni-versität in Kairo oder von einemkürzlich zu Besuch weilendenirakischen Minister. Alle warnendavor, der „wahhabitischen Sek-te“ eine Tribüne zu geben.

Dazu passt,dass der französi-sche Kardinal Je-an-Louis Tauranim Interview mitAl-Dschasira „Is-

lamophobie” mit „Ignoranz” (derNichtmoslems) erklärt hat. Unbe-absichtigt erinnert er damit an diewahre Bedeutung von „Phobie“ –„Angst“. Und er übersieht, dassman ohne diese angebliche Igno-ranz noch viel mehr Grund zurAngst hätte. Aus Naivität kanneben leicht Beihilfe zu Dschihadund Christenverfolgung werden.Islamophobie, von „Soziologen“fälschlich als „Islamfeindlichkeit“gebraucht, wurde übrigens in An-lehnung an das ebenso irrefüh-rende Wort Homophobie von ei-nem islamischen „Think Tank“ na-mens IIIT in den USA erfunden.

R.G.K.

Doppelstaatlichkeitfür Süd-Tirolerleicht machbar

In Syrien werden baldKirchen brennen

Lehrreiche FatwaChristliche Naivität: Beihilfe zum DschihadDieser Ausgabe liegt ein

Prospekt der Richard Borek GmbH bei

Benedikt XVI. steuertegegen mit Schaffungeiner Finanzbehörde

UUnnkkllaarree FFiinnaannzzttrraannssaakkttiioonneenn uunnbbeekkaannnntteerr AAuuffttrraaggggeebbeerr:: VVaattiikkaannbbaannkk uunntteerr GGeellddwwäässcchheevveerrddaacchhtt Bild: mauritius

PR E U S S E N / BE R L I N Nr. 13 – 31. März 2012 3

Vergesst Auschwitz!Von VERA LENGSFELD

Die Räume einer feinen Rechtsanwalts-kanzlei am Kurfürstendamm sind eherselten der Ort für eine Buchpräsenta-

tion. Für dieses Buch war es aber einepassende Umgebung. Der Anwalt von HenrykM. Broder präsentierte an ihrem Erschei-nungstag die neueste Streitschrift seinesMandanten: „Vergesst Auschwitz“.

In seiner Einführung verwies er auf die vie-len Prozesse, die Broder und er meisterfolgreich geführt hatten. Schon der Titel desneuen Werkes legt nahe, dass es zu neuenProzessen kommen könnte. Entsprechendgroß war die Spannung unter der handverle-senen Gästeschar, hauptsächlich aus derPublizistik, darunter in der ersten Reihe:Thilo Sarrazin.

Bevor er mit der Lesung begann, erklärteBroder, dass dies sein letztes Buch zumThema Antisemitismus sei. Er hätte damiteinen Schlusspunkt in einer endlosenDebatte setzen wollen. Das war ernstgemeint, doch durchhalten wird Broder dasnicht können.

Die Deutschen litten an Hitler wie an einerSchuppenflechte. Aus ihrem Versuch, sichgegen die eigene Geschichte zu immunisie-ren, sei eine Autoimmunerkrankunggeworden. Bei allen Entscheidungen forderedas Nazi-Menetekel seinen Tribut: Ob es umden Militäreinsatz in Afghanistan gehe, umAtomausstieg, Gentechnik, Stammzellen-forschung oder Sterbehilfe.

Es gibt über 120 Holocaust-Gedenkorte inDeutschland, aber das ritualisierte Gedenkenhat nicht zum Verschwinden des Antisemi-tismus beigetragen, im Gegenteil. Es ist zueiner Art Schutzschild geworden, hinter demsich allzu häufig ein neuer Antisemitismusbreit macht, der als Israelkritik daherkommt.

Heute ist es möglich, wie der linkeBundestagsabgeordnete Norman Päech demAuschwitz-Komitee anzugehören und aufeinem Hamas-Schiff unter „Vernichtet Israel“-Rufen gen Gaza zu schippern. Dass Päechkein Einzelfall, sondern ein Symptom dafürist, wie sehr sich der moderneAntisemitismus in der Gesellschaft festgesetzthat, belegt Broder an vielen Beispielen.Haarsträubend ist, dass die KölnerStaatsanwaltschaft in einem Poster, auf demein kopfloser Mann mit Israel-Lätzchen sichüber ein vor ihm auf dem Teller liegendesPalästinenserkind aus Gaza mit Messer undGabel hermacht, keinen Antisemitismuserkennen kann. Es fehle die „Krummnase“.

Wer meint, Broder male Gespenster an dieWand, wird immer wieder eines Schlechterenbelehrt: Die erste Reaktion der EU-Außen-kommissarin Ashton auf das Massaker ineiner jüdischen Schule in Toulouse war, dasses den Kindern in Gaza ebenso erginge. Da-mit setzte sie den Antiterrorkampf Israels mitden Morden eines Terroristen gleich.Das Thema wird Broder nicht loslassen.

Drohungen aus dem linken Milieu ha-ben dazu geführt, dass die renommier-te New Yorker Guggenheim-Stiftungauf einen Veranstaltungsort in Berlin-Kreuzberg verzichtet. Den Ruf Berlinsals Wirtschaftsstandort könnte derVorgang ernsthaft beschädigt haben.Schon in wenigen Wochen droht eineEskalation der Sicherheitslage.

„Wir befürworten eine lebhafte Dis-kussionskultur, können aber das Risikogewalttätiger Übergriffe nicht eingehen,wie sie von einer kleinen Minderheitangedroht wurden.“ So lautet die Absa-ge der New Yorker Solomon-R.-Gug-genheim-Stiftung für ein Veranstal-tungsprojekt, das zusammen mit demUnternehmen BMW auf einer Brachflä-che im Berliner Bezirk Kreuzberg ge-plant war. Unter Einbeziehung der Ber-liner Bevölkerung sollten von Mai bisJuli Probleme der Stadtentwicklung di-skutiert und nach Wunsch der Stiftungeine Art von „urbaner Ideenschmiede“geschaffen werden.

Schon im Vorfeld des Projekts hatteindes die linksextreme Szene Berlinsdeutlich gemacht, was sie von solcherDiskussionskultur hält: „Wir unterstüt-zen alle Versuche, das geplante ‚Lab‘im Interesse der Anwohnerinnen undAnwohner zu verhindern“, schriebenGegner des Vorhabens in einem Auf-ruf.

Wer nur ein wenig mit den BerlinerGepflogenheiten vertraut ist, erkenntan der gebrauchten Formulierung „Wir

unterstützen alle Versuche“, dass dasGuggenheim-Projekt in der linkenSzene damit für „vogelfrei“ erklärt undzum Abschuss freigegeben war. Ähn-lich muss die Einschätzung der Sicher-heitslage durch das Berliner Landes-kriminalamt (LKA) ausgesehen haben:Zwar hat der Pressesprecher des LKAoffiziell verneint, dass Angriffe auf Per-sonen zu befürchten seien, Sachbe-schädigungen und Störungen hält dasLKA aber für wahrscheinlich.

Für BMW und die Guggenheim-Stif-tung war die abgege-bene „Gefährdungs-bewertung“ des Lan-deskriminalamts aus-reichend, um auf denVeranstaltungsort imBezirk Kreuzberg zuverzichten. Auchwenn anfangs bewusst die „Herausfor-derungen in der zentrumsnahen Peri-pherie“ gesucht wurden, ist die Gug-genheim-Stiftung auf die Suche nacheinem alternativen Veranstaltungsortgegangen, der mehr Sicherheit ver-spricht.

Der Etappensieg der linksextremenSzene über das Guggenheim-Projektkönnte zum Auftakt weiterer Ausein-andersetzungen werden. Konfliktpo-tenzial kündigt sich bereits an. Nach-dem krisenbedingt für einige JahreStillstand bei vielen Bauprojekten ge-herrscht hat, holen nun immer mehrInvestoren ihre Pläne wieder aus denSchubladen. Gerade für das Gebiet

Friedrichshain-Kreuzberg kündigensich zahlreiche Veränderungen an, dieder linken Szene als willkommene Zie-le für weitere Attacken auf das „Sy-stem“ dienen könnten. Entlang des 3,5Kilometer langen Spreeufers zwischenElsen- und Jannowitzbrücke – woauch der ursprünglich von der Gug-genheim-Stiftung ins Auge gefassteVeranstaltungsort lag – sollen zahlrei-che Bauprojekte für Wohnungen, Bü-ros und Hotels umgesetzt werden.

Der jetzt bekanntgegebene Rückzugvon Guggenheim undBMW aus Kreuzbergdürfte als Signal ver-standen werden, wiesich in Zukunft Pro-jekte verhindern las-sen, die nicht ins linkeWeltbild passen.

Die Entgegnung des Senats wirkt da-gegen kraftlos: „Diese Stadt wird ge-prägt nicht durch einige wenige, diedas verhindern wollen, sondern siewird geprägt durch einen Geist der Of-fenheit“, kommentierte der RegierendeBürgermeister Klaus Wowereit (SPD)die Vorgänge um das Guggenheim-Projekt. Trotz der wohlgesetzten WorteWowereits bleibt die Tatsache, dasswegen kaum verhüllter Gewaltandro-hungen ein Vorhaben wie das Guggen-heim-Projekt zur Stadtentwicklung inKreuzberg scheinbar nicht mehr um-setzbar ist.

Etwas entschiedener werden dieVorgänge von der Berliner CDU be-

wertet: Innenpolitiker Kurt Wansner(CDU) bezeichnet die linksradikalenDrohungen immerhin als „ein Alarm-signal für alle Rechtschaffenen derStadt“. Bei den derzeitigen politischenMachtverhältnissen innerhalb der rot-schwarzen Koalition ist mit ernsthaf-ten weiteren Schritten des Innensena-tors Frank Henkel (CDU) allerdingskaum zu rechnen. Momentan scheintnicht einmal sicher zu sein, ob stattder versprochenen 250 zusätzlichenPolizeistellen nicht bis 2016 sogar 249Stellen im vollzugsnahen Polizeidienst(Gefangenentransporte, Objektbewa-chung) wegfallen werden.

Vieles spricht dafür, dass sich die Si-cherheitslage schon bald weiter ver-schärfen könnte: Innerhalb der links-extremen Szene wird derzeit darüberdiskutiert, die traditionell in Gewaltausartende 1.-Mai-Demo erstmals vonKreuzberg aus ins Berliner Regie-rungsviertel ziehen zu lassen. Für den27. April rufen linksautonome Grup-pen unter dem Motto „InsurrectionDays“ (Tage des Aufstands) zu „Regel-brüchen“ und „offenen Aktionen“ wieetwa Besetzungen auf. Selbst wenn dieangedrohte Randale rund um den1. Mai dieses Jahr ausbleiben sollte,haben die Vorgänge um das Guggen-heim-Projekt deutlich gemacht, dasder von zahlreichen Gruppen ausge-hende gewaltbereite Linksextre-mismus in Berlin zum politischenMachtfaktor geworden ist.

Norman Hanert

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Bild: laif

Am kommenden Pfingst-sonntag werden die Lan-deskirchen in Mecklen-

burg, Pommern und Nordelbien(Hamburg und Schleswig-Hol-stein) zur Nordkirche mit 2,3Millionen Mitgliedern fusionie-ren. Die neue Nordkirche wirdsich dann mit einem Festgottes-dienst im Ratzeburger Dom undeinem vielfältigen Kulturpro-gramm für Jung und Alt rund umden Dom sowie in der Ratzebur-ger Innenstadt konstituieren.

Mecklenburg bringt mit seinen13 Kirchenkreisen nur 190 000Mitglieder in die Fusion ein. DiePommersche Landeskirche ver-fügt gerade mal über 94 000 Mit-glieder. Der niedrige Anteil vonKirchenmitgliedern ist eine Lang-zeitfolge der Kirchendiskriminie-rung in der DDR.

Die bescheidene Zahl der Ge-meindemitglieder schlägt sichauch im Verhältnis Pfarrer zu Ge-meindemitgliedern nieder, dasbei der pommerschen Landeskir-

che eins zu 856 beträgt, währendes beim Rest der EvangelischenKirche in Deutschland bei eins zu1723 liegt. Dieser hohe Betreu-ungsgrad zieht einen sehr hohenKostenaufwand nach sich.

Trotz dieses sehr hohen Perso-nalaufwandes ist es der evangeli-

schen Kirche in den vergangenen20 Jahren nicht gelungen, dieZahl der Kirchensteuerzahler zusteigern. Der Anteil der evangeli-schen Christen an der Gesamtbe-völkerung liegt in Vorpommernunter fünf Prozent und hat damitschon fast Seltenheitswert – under sinkt noch weiter. Auch inMecklenburg verlor die Kirche imvergangenen Jahr nochmals rund3000 Mitglieder.

So gab es zur Fusion für die bei-den ehemals in der DDRliegenden Landeskirchen keineernst hafte Alternative. Kritikerführen den schwindenden Mit-gliederstand auch darauf zurück,dass dort – ebenso wie in derNordelbischen Kirche – der Poli-tisierungsgrad sehr hoch sei, wor-unter die religiöse Kernorientie-rung leide.

Als Beispiel dafür könnte dieeineinhalbstündige, multimedialeShow herhalten, mit der aus An-lass der Fusion ein Rückblick aufdie Geschichte der Kirche Nord-elbiens gegeben wird. Themen-schwerpunkte: Frauen in der Kir-che, Lebensformen, Weltgerech-tigkeit, Asyl, Migration und ande-re gesellschaftspolitische Fragen.Die Nordelbische Kirche war erstam 1. Januar 1977 aus vier bis da-hin selbstständigen Landeskir-chen (Hamburg, Lübeck, Schles-wig-Holstein, Eutin) und dem zu-vor hannoverschen KirchenkreisHarburg gebildet worden. H.L.

Fusion der SchrumpfendenAm Pfingstsonntag präsentiert sich die neue Nordkirche

Sieg für linke GewalttäterBerlin: Guggenheim-Stiftung und BMW sagen Projekt nach eindeutigen Drohungen ab

S-Bahn zu teuerStudie: Zwei Milliarden zu viel bezahlt

Laut dem Interessenverbandder Privatbahnen „Mofair“bezahlen Berlin und Bran-

denburg bis zum Jahr 2017 zweiMilliarden Euro zu viel an dieDeutsche Bahn. Grund: Die Ko-sten bei der S-Bahn wurden beiVertragsabschluss zu hoch ange-setzt. „Mofair“ hat dies anhanddes nun veröf-fentlichten Ver-trags zwischendem Land Berlinund der Bahn-tochter BerlinerS-Bahn nachgerechnet.

Danach geht die Kostenexplo-sion beispielsweise darauf zu-rück, dass die Einnahmen durchden Fahrkartenverkauf im Vertragmit einer Pauschale angesetztwurden. Mehreinnahmen durchzusätzliche Fahrgäste kann dieBerliner S-Bahn also behalten,ohne dass dies auf die Zahlungenvon Berlin und Brandenburg an-gerechnet wird. Zudem wird dieS-Bahn trotz anhaltender Proble-

me bei der Vertragserfüllung auchvon der für den Sommer geplan-ten Preiserhöhung profitieren.

Nach dem Willen von BerlinsStadtentwicklungssenator Mi-chael Müller (SPD) sollen die Ta-riferhöhungen künftig sogar auto-matisch an die Inflationsrate ge-koppelt werden. Offen bleibt, wie

es ab 2017 nachdem Auslaufendes derzeitigenS-Bahn-Vertragsweitergeht: Wäh-rend sich Berlins

SPD trotz leerer Kassen für einenlandeseigenen Betrieb ausspricht,will die CDU eine Ausschreibung,bei der auch neue Anbieter eineChance erhalten.

Dass nicht einmal dies eine Ga-rantie auf angemessene Preise ist,zeigt die „Rail Value for Money“-Studie von 2011: Danach ist derprivatisierte Bahnverkehr in Groß-britannien um 40 Prozent ineffi-zienter als etwa der der Schweizmit ihrem Staatsbahnmodell. N.H.

Kritiker: Zu vielPolitik hat die

Mitglieder vergrault

Vertrag benachteiligtöffentliche Hand

Autofahrer zurAder gelassen

Die Berliner Polizei hat dieZahl ihrer Tempokontrollen

2011 deutlich erhöht. Die 22 zivi-len Radarwagen der Polizei blitz-ten 802 000 Autofahrer, das sind21 Prozent mehr als 2010. „Wirhaben den Überwachungsdruckerhöht“, freut sich der Leiter derVerkehrspolizei, Markus van Ste-gen. Zusätzlich verfügt die Polizeiüber 62 Lasergeräte. Zudemschrieben die Mitarbeiter derOrdnungsämter 3,2 MillionenBußgeldbescheide für Falschpar-ker, die durch die Ausweitung dersogenannten Parkraumbewirt-schaftung zugenommen haben.Im vergangenen Jahr spülten Ber-lins Autofahrer 57,7 Millionen Eu-ro in die Kassen der klammenStadt. Ob diese Maßnahmen derVerkehrssicherheit dienen odernicht, ist höchst umstritten, denn96 Prozent der „Raser“ über-schritten die Höchstgeschwindig-keit nur um bis zu 20 Kilometerpro Stunde. Auf gut ausgebautenAusfallstraßen wurde die erlaubteHöchstgeschwindigkeit von 70auf 50 km/h gesenkt. H.L.

Imageverlustfür die

Hauptstadt

HI N T E RG R U N D4 Nr. 13 – 31. März 2012

Vor den Augen der Bundeswehrblühen die Mohnfelder, die die Sol-daten nicht zerstören dürfen. Mitden Einnahmen aus dem Drogen-geschäft finanzieren die Talibandann später ihre Waffenkäufe.

Folgende drei Aussagen des frü-heren kanadischen Diplomatenund Universitätsprofessors PeterDale Scott kennzeichnen die Lagein Afghanistan besser, als alle Aus-sagen deutscher Politiker: 1) Derafghanische Staat unter der Füh-rung von Hamid Karzai ist ein kor-ruptes Gemeinwesen, in dem einViertel des Haushaltes für Beste-chungsgelder ausgegeben wird, et-wa 1,9 Milliarden Euro je Jahr. 2)Die afghanische Ökonomie basiertauf Drogen. Allein 2007 produzier-te das Land 8200 Tonnen Opium,was 53 Prozent des Bruttoinlands-produkts und 93 Prozent des Welt-verbrauchs an Heroin entspricht.3) Militärische Optionen, mit demProblem umzugehen, sind nicht ef-fektiv und sogar konterproduktiv.

Die Bundeswehr, die 2001 zu-sammen mit den anderen Truppender Internationalen SchutztruppeIsaf ausgerückt war, um „unsere

Freiheit am Hindukusch zu vertei-digen“ (Ex-VerteidigungsministerPeter Struck), hat im Kampf gegendie Krake – so sehen es die Russen– kläglich versagt.

Außer Blut und Spesen nichtsgewesen: Ein Aufmarsch von 42Nationen, 100000 Soldaten, zumTeil vergeudete Milliarden, 1370tote alliierte Soldaten – eine düste-re Bilanz kurz vordem endgültigenAbzug der Trup-pen und dem er-warteten Wieder-einzug der Talibanin Umarmung mitPräsident Karzai –eine Allianz von Pakistan, Afghani-stan und dem Iran zu Lasten desWesten eingeschlossen.

Dieses Szenario findet vor demHintergrund statt, dass unter denTaliban die Produktion von Opiumnahezu zum Stillstand kam, von3000 Tonnen auf 185 Tonnen sank.Seit dem Einmarsch der Alliiertenstieg ab 2002 die Erzeugung wie-der auf ihr altes Niveau an. ÜberPakistan und den Iran gelangt derStoff nach Russland und Resteuro-pa. Selbst afghanische Militärpilo-

ten sollen an dem Handel beteiligtsein. Waren laut UN-Quellen dieAnbauflächen unter den Talibanvon zuletzt 82000 Hektar auf 8000Hektar geschrumpft, so stiegen sienach Ende ihrer Herrschaft schnellwieder an. 2006 waren es schon,wie Satellitenbilder beweisen,165000 Hektar – unter den Augender deutschen Bundeswehr. Denn

gerade in der vonihr kontrolliertenProvinz Badaks-han wird einGroßteil des Stof-fes hergestellt.

Experten wei-sen darauf hin,

dass der Name von Karzais inzwi-schen in Kandahar ermordetenHalbbruder Ahmed Wali, einst aufder Liste der Hauptdrogenverant-wortlichen geführt, plötzlich aberaus dieser Tabelle verschwand. Ersoll in den Drogenhandel verwik-kelt gewesen sein, galt als korruptund Handlanger des US-Geheim-dienstes CIA, dessen Rolle in Sa-chen Drogenhandel ohnehin im-mer wieder ins Zwielicht gerät.

Eine Studie der Berliner Wissen-schaftlerin Citha Maaß von der

Stiftung Wissenschaft und Politikstellt fest, dass die Regierung in Ka-bul keineswegs den festen Willenhabe, gegen die florierende Dro-genindustrie vorzugehen, weil etli-che Politiker selbst in dieseSchmutzgeschäfte verwickelt sind.

Die Bundesrepublik wird in ei-nem Bericht des US-Außenmini-steriums von 2009 als ein führen-des Konsum- und Handelsland fürDrogen bezeichnet, müsste also eingesteigertes Interesse an der Be-kämpfung der Quellen haben.Stattdessen halten sich die Deut-schen ganz aus der Bekämpfungheraus. Die Soldaten haben ledig-lich den Auftrag, die öffentlicheOrdnung zu gewährleisten (wasauch kaum mehr gelingt), sie dür-fen die Mohnfelder vor ihren Au-gen nicht zerstören. Und da die Ta-liban die ursprüngliche Bekämp-fung des Mohnanbaus aufgegebenhaben und das Opium zur Finan-zierung von Waffenkäufen brau-chen, passt also die Bundeswehrgewissermaßen auf die Geldquel-len auf, mit deren Hilfe sie späterunter Beschuss gerät – ein weiteresParadoxon deutscher Politik.

Joachim Feyerabend

Der abgetrennte Kopf des Po-lizeichefs von Praxedis inMexiko lag bereits fünf Tage

nach seinem Amtsantritt in einerTiefkühltruhe, Massengräber imganzen Land dokumentieren, dassMexiko in Anarchie versinkt. DiePressefreiheit ist wegen Attentatenund massiven Drohungen bereitseingeschränkt.

Der brutale Drogenkrieg hat bisEnde 2011 rund 47500 Mordopfergefordert. Einem Aufgebot von50 000 Soldaten und 35000Bundespolizisten steht eine be-stens, selbst mit Granatwerfernausgerüstete Söldnerarmee dermexikanischen Drogenkartelle vonetwa 300000 Mann gegenüber.

Im sogenannten Drogenkrieggeht es um die Vorherrschaft imRauschgiftschmuggel für denMilliardenmarkt der USA. Inzwi-schen warnte die Uno sogar vorDrogenhandel über das Internet.Allein 2010 wurden 12000 interna-tionale Postsendungen mit Drogenbeschlagnahmt. Das Gewaltmono-pol von Staaten wie Mexiko istlängst außer Kraft gesetzt. Der vonPräsident Felipe Calderón entfes-selte Krieg zwischen Staat undKartellen erschüttert ein Land, indem kaum jemand mehr seines Le-

bens sicher ist. Selbst von denAmerikanern entsendete geheimeKommandos sind nicht in der La-ge, den Tsunami der Gewalt zustoppen. Die mächtigen Kartellesind nur einige, der sich immerwieder neu formierenden Truppenim Bann von Geld, Marihuana undKokain. Der Erlös des Schmuggelsin die USA wird auf jährlich zwi-

schen 19 und 39 Milliarden Dollargeschätzt. Marihuana wird imLand selbst erzeugt, die weltweitauf 700 Tonnen geschätzte Produk-tion von Kokain kommt aus Boli-vien, Peru und Kolumbien. Transit-land ist neben Mexiko auch El Sal-vador. Inzwischen wird sogarSchlafmohn, Domäne des fernöst-lichen Drogenhandels, zur Erzeu-gung von Heroin angebaut. Hierdominiert Kolumbien den Markt.

Die Regierung versucht, mit ders„Kingpin-Strategie“ gegenzuhal-ten, der gezielten Verhaftung derBosse. Es wird zudem über dieWiedereinführung der Todesstrafediskutiert. Edgardo Buscaglia, Ex-

perte für organisierte Kriminalität,meint: „Nicht genug. Es gilt an Ver-mögenswerte und Besitztümer zugelangen und zudem Teile von Ju-stiz und Politik zu säubern, dielängst von der organisierten Krimi-nalität unterwandert sind.“

Noch liegt auf Betreiben derUSA der Schwerpunkt bei der Be-kämpfung der Drogenkriminalitätin dem Versuch, den Anbau dernarkotischen Pflanzen sogar mitAttacken aus der Luft und der Be-sprühung mit Vernichtungsmitteln,die aber auch das Gemüse derKleinbauern vergiften, auszumer-zen. Versuche, den Anbau vonNutzpflanzen durchzusetzen, sindsolange wenig erfolgreich, wie diegroßen Lebensmittelkonzerne diePreise zugunsten der Verbraucherdrücken, der Anbau der Rausch-kräuter lukrativer erscheint.

Und solange der Konsum in denAbnehmerländern nicht einge-dämmt werden kann, ist auch derProduktion nicht beizukommen.Deshalb werden immer wieder po-litische Forderungen laut, die Dro-gen freizugeben und so den lukra-tiven, kriminellen Markt von welt-weit immerhin über 250 Milliar-den Euro afür Investoren uninte-ressant zu machen. J. Feyerabend

Zeitzeugen

Sie wurden inzwischen auchvor europäischen Küsten

gesichtet, die kleinen, selbst ge-bauten Unterseeboote der la-teinamerikanischen Drogenba-rone. Seit die ersten Exemplaredieser in den Mangrovensümp-fen Mittel- oder Südamerikaszusammengebastelten Fahrzeu-ge aufgebracht werden konnten,wissen die Ermittler, wie dieskurrilen Unterwasser-Fahrzeu-ge aussehen. Inzwischen wur-den an Kolumbiens Küsten 71solcher Tauchboote beschlag-nahmt. Die ersten Mini-U-Boo-te waren nur halbtauchend, nä-herten sich im Dunkel den Kü-sten des Abnehmerlandes undwaren schwer auszumachen.Sie können den Stoff, aus demdie schlechten Träume sind,

gleich tonnenweise transportie-ren.

Allerdings, die Kokain-Mafialernte dazu, heuerte Spezialistenan und setzt mittlerweile auchganz abtauchende U-Boote ein.In acht bis neun Tagen erreichensie untergetaucht von Kolum-bien aus Mexiko.

Über die Straßen des in Anar-chie versinkenden Staates rollenderweil Panzerfahrzeuge derMarke Eigenbau, die den Trans-port der heißen Ware gegenFahnder und rivalisierende Ban-den schützen. Riesige Lagerhal-len wurden entdeckt, in denenbis zu 250 Tonnen Marihuanaauf den Abtransport warteten.

Das Drogengeschäft versprichtdas große Geld und weltweitwerden hier Milliarden Euro il-legal verdient. Drogen reisen alsDiplomatengepäck, in Militär-jets, jagen in Schnellbooten überdas Mittelmeer, sie werden inausgehöhlten Tropenholzbalkentransportiert, die Phantasiekennt keine Grenzen und dieZöllner sind täglich neu gefor-dert. J.F.

Dick Marty – Der Tessiner Stän-derat und Schweizer Europaab-geordnete fordert die weltweiteLegalisierung von Drogen. DasRauschgiftverbot sei ähnlich er-folglos wie seinerzeit die ameri-kanische Alkohol-Prohibition.Nur so könne der Drogenmafiadas ungeheure Gewinnpotenzialentzogen werden. Marti hatte alsTessiner Staatsanwalt 15 Jahre mitdem Problem zu tun. Er schließesich Mexikos Expräsident VicenteFox in dieser Frage an, der ange-sichts von 28 000 Toten in denletzten Jahren ebenfalls eine Frei-gabe gefordert hatte.

Juan Evo Morales Ayma – Der 53-jährige Präsident Boliviens mit in-digenen Wurzeln und glühendeBewunderer von Kubas Fidel Ca-stro gehörte vor seiner Wahl derKokainbauernbewegung an undwehrt sich gegen den massivenDruck der USA, den Anbau vonKoka-Sträuchern ganz zu unterbin-den. Koka-Blätter dienten nicht nurals Rohstoff für Kokain, sie seien inder gesamten Andenregion einweitverbreitetes Genussmittel undBestandteil der Kultur sowie eineExistenzgrundlage für viele Klein-bauern, so der Präsident.

Otto Perez Molina – Der 62-jährigePräsident von Guatemala gibt denUSA die Hauptschuld an der Dro-genkriminalität, da es ihr nicht ge-linge, den Konsum zu drosseln. Erist gegen die Pläne seines Amtskol-legen aus El Salvador, Mauricio Fu-nes, den Drogenkonsum zu legali-sieren, um so der organisiertenKriminalität durch drastische Re-duzierung der Gewinnspannenden Boden zu entziehen.

Viktor Petrowitsch Iwanow – Der62 Jahre alte Chef der russischenAnti-Drogenbehörde schätzt Af-ghanistan als Hauptlieferanten fürOpium ein. Das habe weltweit seit2000 mehr als einer MilliardenMenschen das Leben gekostet. Erkritisiert, dass bei der Nato zurZerschlagung des globalen Dro-genhandels jedwedes Konzeptfehle und fordert eine Anti-Dro-gen-Strategie für die östliche He-misphäre. Dazu gehöre die Ver-nichtung der Schlafmohnfelder.

Im Griff der DrogenbaroneLateinamerika: Es geht um den lukrativen Rauschgiftmarkt der USA

Vom Opium durchseuchtAfghanistan: Vor allem Drogenproduktion und -handel florieren

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

(V. i. S. d. P.)

Chefin vom Dienst, Politik, Bücher:Rebecca Bellano; Politik, Wirtschaft:Hans Heckel; Kultur, Lebensstil, Le-serbriefe: Christian Rudolf;Geschichte, Ostpreußen heute: Dr.Manuel Ruoff; Heimatarbeit: ManuelaRosenthal-Kappi; OstpreußischeFamilie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Sophia E. Gerber,Dr. Richard G. Kerschhofer (Wien), Li-selotte Millauer (Los Angeles), Nor-man Hanert (Berlin), Jean-Paul Pica-per, Wilhelm v. Gottberg, Hans-JürgenMahlitz.Verlag und Herausgeber: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Anschrift vonVerlag und Redaktion: Buchtstraße 4,22087 Hamburg. Für den Anzeigenteilgilt: Preisliste Nr. 32.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2010: Inland 9 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland11,50 Euro, Luftpost 15,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartalsendeschriftlich an den Verlag zu richten.Konten: HSH Nordbank, BLZ 210 50000, Konto-Nr. 192 344 000. PostbankHamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr.84 26-204 (für Vertrieb).Für unverlangte Einsendungen wird

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Die Bezieher der Preußischen Allge-meinen Zeitung werden, wenn sie kei-nen anderen Willen äußern, mit demBeginn des Abonnements Mitgliederder Landsmannschaft Ostpreußene.V. und ihrer Untergliederungen. DieAufnahme der Bezieher in die Hei-matkreise oder Landesgruppen er-folgt durch schriftliche Beitrittserklä-rung. Diese kann zusammen mit demAntrag auf Lieferung der PreußischenAllgemeinen Zeitung erklärt werden.Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von ei-nem Drittel des Brutto-Inlandsbe-zugspreises der Preußischen Allgemei-nen Zeitung wird zusammen mit demjeweils gültigen Abonnementpreis ineiner Summe erhoben und dient derUnterstützung der Arbeit der Lands-mannschaft Ostpreußen e.V.

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Europas Drogenkonsumwird am

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Phantasie der Händler kennt

keine Grenzen

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DE U TS C H L A N D Nr. 13 – 31. März 2012 5

MELDUNGEN

Sarrazin sorgtfür neue UnruheHamburg – Mit seinem neuenBuch, das am 22. Mai erscheinensoll, sorgt Thilo Sarrazin schon imVorfeld für wachsende Unruhe.Der Band trägt den Titel „Europabraucht den Euro nicht“ undzeichnet laut Verlag DVA nach,wie politisches Unvermögen indie derzeitige europäische Wäh-rungskrise geführt habe. Die„Zeit“ polemisiert (ohne das Buchbisher kennen zu können), dassSarrazin wohl gegen „Migranten“hetzen wolle, diesmal eben gegenden Euro als „neuen Migranten“.Dabei legt ihm das Blatt gleich einpaar Südeuropäer-feindlicheFloskeln in den Mund. SarrazinsBuch „Deutschland schafft sichab“ war das erfolgreichste deut-sche Sachbuch seit Jahrzehntenund hat 2010 beträchtliche Aufre-gung ausgelöst. H.H.

BundesarbeitsministerinUrsula von der Leyen(CDU) ist entschlossen,

den Sozialstaat weiter auszubau-en. Niedrige Renten sollen in Zu-kunft aufgestockt, Selbstständigezur Altersvorsorge gezwungenwerden. Bei CSU, FDP und Ar-beitgebern stoßen die Pläne derMinisterin auf scharfen Protest.

Doch die Ministerin will sich –wie schon früher bei ihren Krip-penplänen – nicht bremsen las-sen. Nach 35 Beitragsjahren solleine Rente, die unter 850 Euroliegt, bis zu diesem Betrag aufge-stockt werden. So solle verhin-dert werden, dass Menschen„aufs Amt“ müssen, die „ein Le-ben lang fleißig gearbeitet haben,Geringverdiener sind und vorge-sorgt haben“, so die Ministerin.Auf wenig Verständnis stieß siemit diesen Plänen bei der CSU.Dadurch würde eine nur in Teil-zeit tätige, kinderlose Ehefrau ei-nes gut verdienenden Eheman-nes eine höhere Rente erhalten,kritisierte die bayerische Sozial-ministerin Christine Haderthau-er (CSU).

Auch bei den Arbeitgebernstößt Frau von der Leyen mit ih-ren eher linkspopulistischen Vor-stellungen auf Gegenwehr. Ar-beitgeberpräsident Dieter Hundtgefällt nicht, dass Ministerin vonder Leyen die zusätzlich benötig-ten Mittel von Beitragszahlernkassieren will. „Es wäre nichtnachvollziehbar, weshalb Versi-cherte und Arbeitgeber mit ihrenBeiträgen eine neue Leistungsubventionieren sollen, die aus-gerechnet denjenigen nicht zu-steht, die in besonderem UmfangBeiträge geleistet haben“, mo-nierte Hundt.

Warum die Ministerin in ihrerbekannt forschen Art ihre Plänenicht mit den Koalitionspartnernabgesprochen hat und sie da-durch vor den Kopf stößt, lässtbreiten Raum für Vermutungen.Sachlich besteht kaum ein Grundfür die Aufstockung der Rentenauf 850 Euro monatlich. Derzeiterhalten nur 52 000 Personen ei-ne solche Aufstockung und somit

weniger als ein Prozent der Rent-ner. Daher ist der aktuell not-wendige Betrag von 90 MillionenEuro pro Jahr auch relativ nie-drig. Nach Hochrechnungen ih-res Ministeriums soll nun aberdie Zahl der Aufstocker bis zumJahr 2030 auf 1,4 Millionen Rent-ner ansteigen.

Verantwortlich für den sagen-haften Anstieg um das 27-Fachesollen Änderungen am Rentensy-stem und die demografische Ent-wicklung sein. So unbestätigt dievom Ministerium genanntenZahlen sind, so durchsichtig

scheint den Kritikern der Zeit-punkt der Veröffentlichung desEckpunktepapiers. Zwei wichtigeLandtagswahlen stehen in Nord-rhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bevor. Die Christdemo-

kraten wollen offenbar ihr sozia-les Profil schärfen. Von der Ley-en, vermuten die Kritiker, willdas soziale Füllhorn aus wahltak-

tischen Motiven weiter öffnen,anstatt in Zeiten von sprudeln-den Steuereinnahmen und Sozi-albeiträgen zu sparen.

Die viel beschworene Altersar-mut gibt es derzeit nur auf dem Pa-pier. Rentner, die wegen zu geringerBeitragszahlungen oderanrechenbarer Studien- undKindererziehungszeiten eine gerin-

ge Rente erhalten, bekommen zu-sätzlich Beträge durch die Grundsi-cherung bis zur Höhe von 800 Eu-ro. Deren Bezieher müssen sichallerdings sämtliche Ersparnisse,eventuelle Erbschaften oder Hinzu-verdienste anrechnen lassen. Daswäre bei einer aufgestockten Rentenach dem Modell der Bundessozi-alministerin nicht der Fall.

Hier tut sich eine Gerechtig-keitslücke auf, wie am Beispielder erwähnten kinderlosen Ehe-frau eines gut verdienendenMannes deutlich wird. Obwohldiese Person kaum von Altersar-

mut bedroht wäre, würde siedennoch auf Kosten der Beitrags-zahler ihren Lebensstandardnoch erhöhen können – ohne Er-sparnisse oder Erbschaften anzu-tasten.

Für die Liberalen hat von derLeyen einige Zugeständnisse inihr Rentenpaket gepackt, die diesogenannte Kombi-Rente betref-fen. So sollen die niedrigen Hin-zuverdienstgrenzen von 400 Eu-ro für Rentner ab dem 63. Le-bensjahr gelockert werden, wasder stellvertretende Fraktionsvor-sitzende der FDP im Bundestag,Heinrich Kolb, unbefriedigendfindet. Er kritisierte, dass die Mi-nisterin „Bürokratie pur“ aufbau-en will. Die Liberalen fordern ei-ne komplette Streichung der Hin-zuverdienstregeln. Beim Renten-

eintritt solle es mehr Fle-xibilität geben: Wer arbei-ten wolle und könne, solleauch arbeiten dürfen undnicht durch starre Alters-grenzen oder umständli-che Anträge und Voraus-setzungen gegängelt wer-den.

Das dritte Element desReformpapiers der Mini-sterin sorgt bisher für we-niger Wirbel. Da immermehr kleine Gewerbetrei-bende im Alter in dieGrundsicherung rutschen,will die Union zunächstalle Solo-Selbstständigen,die nicht Mitglied in einerberufsständischen Alters-sicherung sind, in die ge-setzliche Rentenversiche-rung zwingen. Die FDPdringt hingegen auf nureine Versicherungspflichtfür Selbstständige undwill es dem Einzelnenüberlassen, ob er privatetwa über eine Lebens-versicherung vorsorgtoder in die gesetzlicheKasse geht. Nach erstenSchätzungen sind dazuBeträge von 250 bis 300Euro, zusätzlich etwa 100Euro für die Berufsunfä-higkeitsversicherung, not-

wendig. Für Selbstständige, dieetwa einen Gemüseladen odereine Dönerbude betreiben, einnicht unerheblicher Beitrag vonrund 4500 Euro jährlich.

Hinrich E. Bues

Mit Zwang zum Renten-GlückBundesarbeitsministerin prescht vor Wahlen mit Eckpunktepapier vor – Vorsorgepflicht für Freiberufler

Gelbe Schildergegen Neonazis

Leipzig – Die Grünen im Leipzi-ger Stadtrat haben Oberbürger-meister Burkhard Jung (SPD) auf-gefordert zu prüfen, ob auch inder Messestadt an öffentlichenund privaten Gebäuden Blech-schilder mit der Aufschrift „KeinOrt für Neonazis“ angebrachtwerden könnten. Vorbild ist Kiel,wo bereits 150 der gelben Schil-der auf Betreiben des Oberbür-germeisters und SPD-Spitzenkan-didaten für die Landtagswahl,Torsten Albig, angeschraubt wor-den sind. In der öffentlichen De-batte, etwa im Internetportal der„Kieler Nachrichten“, ist die Maß-nahme überwiegend auf harscheKritik gestoßen. Die Gegner derMaßnahme fühlen sich an diePraxis deutscher Dikatoren er-innert. Der in Kiel lebende DDR-Widerständler und Ex-Stasi-Häft-ling Roland Woldag fragt im Inter-net-Blog „Die Freie Welt“: „DieSchilder zeigen schwarze Symbo-lik auf gelbem Grund. Fehlt demMann (Albig) jeder Instinkt?“H.H.

Einmal mehrsozialdemokratisiert

sich die CDU

Handschuhehe adéFern- und Zwangsheirat auf dem Prüfstand

Solidarpakt II im NRW-WahlkampfGleich mehrere Kommunen des Ruhrgebiets sitzen in der Schuldenfalle

Das Oberlandesgericht derPfalz in Zweibrücken hatunlängst einen Begriff in

den Fokus gerückt, der vielen nichtgeläufig ist: die „Handschuhehe“.Die Richter gaben einem EhepaarRecht, das am Telefon nach paki-stanischem Recht die Ehe ge-schlossen und sich erst Monatespäter zum ersten Mal gesehen hat-te. Um diese Praxis ist eine Diskus-sion entbrannt.Vor allem derCDU-Abgeordne-te Wolfgang Bos-bach stemmt sichgegen die derzeitnoch übliche Anerkennung undsetzt sich damit von der FDP-Ju-stizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ab. Nach Ansichtdes Querdenkers begünstigt die li-berale deutsche Haltung Zwangse-hen und Missbräuche meist durchislamische oder hinduistische Fa-milien, wie etwa die trickreicheAnwendung bei Asyl- und Nach-zugsverfahren.

Er brachte dies auch in einemBriefwechsel mit der Justizministe-rin zum Ausdruck. Sie dagegenverweist auf das Bürgerliche Ge-setzbuch, wonach Ehen formwirk-sam geschlossen sind, wenn sie„den am Eheschließungsort gelten-den Regeln entsprechen“. Das Wort„Handschuhehe“ stammt aus dem

vom Libanon über Syrien bis Paki-stan üblichen Brauch, wonach derEhemann einer ihm nicht bekann-ten Ehefrau einen Handschuhschickt. Dabei kann ein inDeutschland lebender Mann einenVerwandten in der Heimat bevoll-mächtigen, ein Mädchen für ihnstellvertretend zu ehelichen, wennder Brautvater dazu seine Zustim-mung gibt. In Europas Vergangen-

heit wurde dasPrinzip bei adli-gen Verheiratun-gen angewendet,etwa bei der Ehe-schließung von

Marie Antoinette mit dem späte-ren König Ludwig XVI. Dem sollteEnde 2010 durch einen Gesetzes-entwurf ein Riegel vorgeschobenund einer solchen Verbindunggrundsätzlich die personenstands-rechtliche Anerkennung verwei-gert werden. Doch noch gilt dieAkzeptanz „Handschuh statt Ringund Unterschrift“ in Anwesenheitbeider Parteien beim Standesbe-amten.

Die Handschuhehe ist in Italien,Kolumbien, Mazedonien, denNiederlanden, Mexiko sowie in ei-nigen US-Bundesstaaten zulässig,mit Ministererlaubnis auch in Po-len, Portugal und Spanien, darüberhinaus in einigen islamischenStaaten. Joachim Feyerabend

Pünktlich zum Wahlkampf ha-ben SPD-Stadtkämmerer imRuhrgebiet ihre Zahlungen

für die neuen Bundesländer alsMitgrund für ihre finanzielle Mise-re entdeckt. Sollten die Zahlungenwegfallen, würde sich an der Lagevieler NRW-Kommunen allerdingskaum etwas ändern: Geht es nachdem Dortmunder Oberbürgermei-ster Ullrich Sierau (SPD), dannmüssten die Dortmunder Zahlun-gen im Rahmen des SolidarpaktesII an die neuen Bundesländer so-fort beendet werden.

Ein „perverses System“, bei demarme Städte im Ruhrgebiet sichverschulden müssten, um ihrenBeitrag leisten zu können, ist nachAnsicht Sierausder seit 2005 be-stehende Soli-darpakt II. Dasssich dem Vorwurfauch Sieraus Par-teifreunde aus Es-sen, Oberhausenund Gelsenkirchen angeschlossenhaben, ist kein Zufall – es herrschtWahlkampf.

Angesichts leerer Kassen eignetsich der Aufbau Ost wie kaum einanderes Thema, um von eigenenVersäumnissen im jahrzehntelangvon der SPD regierten Bundeslandabzulenken. Wo die eigentlichenProbleme der Ruhrgebiet-Kom-

munen liegen, hat Gerd Lands-berg, Hauptgeschäftsführer desDeutschen Städte- und Gemeinde-bundes am Beispiel Gelsenkir-chens deutlich gemacht: Die Stadthat einen Haushalt von 845 Milli-onen Euro, lediglich 10 MillionenEuro werden für den Solidarpaktfällig – 170 Millionen Euro aller-dings für Gelsenkirchens Sozial-ausgaben. Die Aufkündigung desSolidarpaktes würde an der Situa-tion Gelsenkirchens nichts We-sentliches ändern. Ähnlich siehtes in Oberhausen aus: Stadtkäm-merer Apostolos Tsalastras mussteinzwischen einräumen, dass dieStadt bei Wegfall des Solidarpak-tes nur 6,5 Millionen Euro zusätz-

lich zur Verfü-gung hätte – we-niger als ein Pro-zent des Haushal-tes. Interessant istdas BeispielO b e r h a u s e nallerdings noch

aus einem anderen Grund: Bereits1986 – fünf Jahre vor der Wieder-vereinigung – musste die Stadt beider Düsseldorfer Landesregierungerstmals einen Sanierungsplan fürihre Finanzen vorlegen. Mittler-weile kann sie ein unrühmlichesJubiläum vorweisen: 25 Jahre Sa-nierungsfall. Ähnlich wie in ande-ren Ruhrgebiets-Kommunen wird

immer stärker auf sogenannteKassenkredite zurückgegriffen. Ei-gentlich sind diese Kredite nurzur kurzfristigen Überbrückunggedacht, für viele NRW-Kommu-nen haben sie sich aber zum Dau-erinstrument ent-wickelt. Bundes-weit gehen inzwi-schen 50 Prozentaller kommuna-len Kassenkreditean NRW-Städte.Die Aufnahmeweiterer Kredite wird allerdingsimmer mehr zum Problem: Wich-tige Kommunalfinanzierer wie dieHRE, West LB oder Dexia habensich weitgehend vom Markt zu-rückgezogen, andere Bankenschauen immer öfter auf ein mög-liches Ausfallrisiko.

Auch wenn die derzeitige Wahl-kampfstrategie der NRW-SPD ei-nen anderen Eindruck vermittelnwill, die Probleme der Ruhrge-biets-Kommunen sind zu einem er-heblichen Teil hausgemacht: Klien-telpolitik hat den öffentlichenDienst im Vergleich zu anderenBundesländern über Jahrzehnteaufgebläht. Immense Kosten sindzusätzlich entstanden, weil zu lan-ge versucht wurde, den Struktur-wandel der Region mit Geld aufzu-halten, anstatt Neues zu entwik-keln. Ebenso kostspielig wie ineffi-

zent war die „Kirchturm-Politik“vieler Städte im Ruhrgebiet. Trotzräumlicher Nähe werden bis heuteKommunalbetriebe parallel zuein-ander betrieben, statt sie kosten-sparend zusammenzulegen. An-

statt sich als zu-sammengehören-der Wirtschafts-standort zu be-greifen, wird im-mer noch einKonkurrenzkampfuntereinander be-

trieben. Den Rest geben den über-strapazierten kommunalen Finan-zen dann noch Spekulationsge-schäfte an den Finanzmärkten. Aufderartige Zinswetten, die häufigmit herben Verlusten enden, habensich etwa 160 NRW-Kommuneneingelassen – pikanterweise häufigmit der West LB als Gegenpartei.

Dass die allzu populistischeWahlkampf-Strategie der nord-rhein-westfälischen SPD über-haupt Beachtung findet, hat vielmit Begriffsverwirrung zu tun:Der Unterschied zwischen demSolidarpakt II, den die NRW-Kommunen abgeschafft habenwollen und dem Solidaritätszu-schlag („Soli“), der als Zuschlagauf die Einkommen- und Körper-schaftssteuer erhoben wird, ist inweiten Teilen der Bevölkerungkaum bekannt. Norman Hanert

Als Trick beiAsylverfahren üblich

Solidarpakt machtnur ein Prozent des

Gesamthaushalts aus

Klientelpolitikverantwortlichfür die Misere

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AU S L A N D6 Nr. 13 – 31. März 2012

MELDUNGEN

Tuberkulosedurch Mgration

Moskau – Auf die Initiative derWeltgesundheitsorganisation hinwurde der 24. März zum Tag desKampfes gegen die Tuberkuloseerklärt. Aus diesem Anlass beriefdas russische Gesundheitsministe-rium eine Konferenz ein, auf derGesundheitsminister GennadijOnischenko einen Bericht überdie beunruhigende Zahl der Neu-erkrankungen abgab. 2011 gab esvor allem unter Immigranten vieleErkrankungsfälle, insgesamt warenes 2600 Fälle. Vor allem aus denRegionen um Krasnodar im Kau-kasusvorland und Swerdlowsk amUralgebirge würden Zugereiste dieKrankheit einschleppen, so derMinister. Bei Russen sei die Krank-heit weitaus seltener. MRK

Als Erfüllungsgehilfe einer „abwei-chenden Strömung“ wird der Präsi-dent vom konservativen Klerus ab-gelehnt. Nun wendet sich selbst dasParlament von ihm ab, woran Ah-madinedschad eine große Mit-schuld trägt.

Kurz vor dem iranischen Neu-jahrsfest Newrooz am 20. März hatsich der iranische Präsident Mah-mud Ahmadinedschad bei seinerAnhörung vor dem Medschlis, demParlament des Landes, über dashöchste politische Gremium desLandes lustig gemacht. Mit Arro-ganz und hochtrabenden Floskelnverhöhnte er das Parlament. „EureFragen sind nicht gut durchdacht“,entgegnete der Präsident den Ab-geordneten mit höhnischem Ton.Es war das erste Mal, dass ein ira-nischer Präsident seit der Islami-schen Revolution 1979 sich vordem Parlament des Landes vertei-digen musste. Die Fragen drehtensich um die Wirtschaftspolitik, dieLoyalität des Präsidenten gegen-über dem Revolutionsführer Aya-tollah Ali Chamenei, und auch umeinige umstrittene Personalent-scheidungen.

Die meisten konkreten Fragenversuchte Präsident Ahmadined-schad durch ironische Anspielun-gen zu entkräften, für den schlech-ten Zustand der Wirtschaft und denVerfall der einheimischen Währungmachte er die Sanktionen des We-stens verantwortlich und bezüglichseiner Loyalität zum Obersten Füh-rer betonte er, dass sein ganzes Le-ben beweise, dass er die Revolutiontreu verteidigt habe. Damit wollteer auf seine Rolle bei der Besetzungder US-Botschaft 1980 anspielen.

Die peinlichsten Fragen drehtensich um die zwielichtigen Perso-nalentscheidungen von PräsidentAhmadinedschad. 2011 hatte derStreit um die Ab- und Wiederein-setzung des Geheimdienstmini-sters Heydar Moslehi tiefe Gräbenzwischen Ahmadinedschad, demklerikalen Establishment um Aya-tollah Ali Chamenei sowie derkonservativ-technokratischen Op-position im Parlament offenbart.Ahmadinedschad hatte elf Tage

lang gegen den Willen der Geist-lichkeit versucht, Esfandiar RahimMashaei, dessen Tochter mit sei-nem Sohn verheiratet ist, zum Ge-heimdienstchef zu machen. RahimMashaei, dem von konservativenHardlinern vorgeworfen wird, mitHilfe schwarzer Magie die islami-sche Herrschaft untergraben zuwollen, steht zurzeit auch im Zen-trum eines Korruptionsverfahrens,bei dem es um die Unterschlagungvon umgerechnet fast drei Milliar-den Euro öffentlicher Mittel geht.Mashaei wurden auch Ambitionennachgesagt, 2013 für das Präsiden-tenamt zu kandidieren, wenn Ah-madinedschad nicht mehr antre-ten darf.

Der Abgeordnete Mostafa RezaHosseini gab die Stimmung desHauses mit den Worten wieder:„Das Parlament ist nun sehr starkgegen den Präsidenten, weil er dieWürde des Hauses nicht respek-tierte.“ Der Abgeordnete Ghodra-tollah Ali Khani sagte: „Hoffentlichkommt als nächstes Ahmadined-

schads Amtsenthebung.“ Gemein-sam mit anderen Abgeordnetenmöchte er beim Parlamentschef AliLaridschani Protest gegen denStaatschef einlegen.

Kurz nach diesem peinlichenAuftritt des Staatspräsidenten kam

es am Vorabend des Neujahrsfesteszu einem nicht weniger peinlichenAuftritt des Starjournalisten ClausKleber mit dem iranischen Präsi-denten im Zweiten DeutschenFernsehen. Kleber hatte die Gele-genheit, den im eigenen Lande indie Defensive geratenen Präsiden-ten eine Dreiviertelstunde lang zuinterviewen, aber die Fragen dreh-ten sich alle um die Außenpolitikdes Iran und sein Atombaupro-gramm. Als ob Kleber nichts vonder Anhörung im Parlament gehörthätte, stellte er ihm dazu keine Fra-

ge. Kein Wort auch zu den Schau-prozessen und den Hinrichtungenvon Oppositionellen, kein Wort zuden Hausarresten seiner politi-schen Gegner Mehdi Karrubi undMir Hussein Mussawi, die bei derPräsidentschaftswahl 2009 gegenihn angetreten waren. Kein Wortauch über den syrischen Verbünde-ten Baschar al-Assad oder überKhalid Mash’al, der Chef der palä-stinensischen Hamas, der bereitsdie Seiten gewechselt hat und jetztauf die arabischen Potentaten amGolf hört.

Am 2. März war im Iran ein neu-es Parlament gewählt worden, beidem die Anhänger des Präsidentenmassive Stimmenverluste erlittenhatten, auch seine eigene Schwe-ster hatte ihr Mandat verfehlt. DiePartei von Parlamentspräsident La-ridschani konnte eine komfortableZweidrittelmehrheit erringen. DerMachtkampf zwischen PräsidentAhmadinedschad und der konser-vativen Geistlichkeit geht jetzt ineine nächste Runde. Wahlsieger bei

den Parlamentswahlen war die Par-tei „Koalition der Prinzipientreuen“von Parlamentspräsident Ali Larid-schani, der als Intimfeind von Ah-madineschad gilt. Reformorientier-te Kräfte um den ehemaligen Präsi-denten Mohammed Chatami boy-kottieren die Wahl. Wenn die zwei-te Runde der Parlamentswahldurchgeführt ist, für die es nochkein Datum gibt, könnte das neueParlament eine Verfassungsände-rung durchsetzen und den neuenPräsidenten selbst wählen, stattdieses wie bisher dem Volk zuüberlassen. Mit einer Zweidrittel-mehrheit gegen den aktuellen Prä-sidenten könnte das Parlament die-sen absetzen lassen, bevor seinederzeitige Amtszeit im nächstenJahr abläuft. Dies würde auch demWillen des obersten Führers Ajatol-lah Chamenei entsprechen, der sei-nen Sohn Modjtaba Chamenei, bis-lang die rechte Hand seines Vaters,für dieses Amt in Position bringenmöchte. In den letzten Monatennimmt der 73-jährige oberste Füh-rer, obwohl er als kränkelnd gilt,immer mehr die politischen Zügelselbst in die Hand, und so hat erAhmadinedschad schon das einoder andere Mal vorgeführt.

Im konservativen Klerus, der imIran mehr und mehr die Macht ansich reißt, ist Ahmadinedschadumstritten. Hardliner sehen inihm den Erfüllungsgehilfen einer„abweichenden Strömung“, wel-che die Autorität der Geistlichenuntergraben wolle. Er verehrt den„verborgenen zwölften Imam“ alsErretter („Mahdi“) und glaubt andessen unmittelbar bevorstehendeWiederkehr. Das Fundament derislamischen Republik ist jedochnach schiitisch-islamischer Lehreder Grundsatz der Stellvertreter-schaft (Velayat-e Faqih), das heißtein Wächterrat aus ausgewähltenAjatollahs (Zeichen Gottes) hat biszur Wiederkehr des zwölftenImams das Recht und die Pflicht,auch die politische Macht auszu-üben. Da der zwölfte Imam bereitsim 8. Jahrhundert verschollen ist,hat man sich auf eine lange Zeit-frist der Stellvertreterschaft einge-richtet. Bodo Bost

Mullahs wollen die ganze MachtDer iranische Präsident Ahmadinedschad gerät selbst im eigenen Land immer mehr in die Isolation

Preis für Wasserzu niedrig

Schenkt man den wenigenbisher bekannt gewordenenDetails Glauben, dann ent-

steht derzeit im US-BundesstaatUtah ein Spionagezentrum derSuperlative. Unweit des OrtesBluffdale sollen bis zum Jahr 2013zwei Milliarden Dollar verbautwerden, um die National SecurityAgency (NSA), den großen, eherunbekannten „großen Bruder“ derCIA, fit für dasInternet-Zeitalterzu machen. Derfür die Überwa-chung und Ent-s c h l ü s s e l u n gelektronischer Kommunikationzuständige US-Geheimdienst, des-sen bloße Existenz über Jahrzehn-te geleugnet wurde, will mit demim Bau befindlichen Spionage-komplex zukünftig weltweit dasInternet, die E-Mail- und Telefon-kommunikation überwachen. Diedurch Anzapfen von Telekommu-nikationsanbietern und durch ei-gene Spionagesatelliten gewonne-ne Datenflut soll auf vier 2300Quadratmeter großen Serverfar-men gespeichert werden. Zur Aus-wertung der Daten und vor allemzur Entschlüsselung von chiffrier-ten Dokumenten fremder Regie-rungen soll bis zum Jahr 2018 zu-sätzlich auf dem Gelände noch einSupercomputer in Betrieb gehen.

Sollten Angaben über einen imAufbau befindlichen Exo-Flop-Computer zutreffend sein, dannwürde es sich um die derzeit lei-stungsfähigste Anlage handeln. Mitdem Spionagekomplex scheint sichdie NSA auf die steigende Zahl vonInternetnutzern einstellen zu wol-len: Aktuell wird die Zahl derMenschen, die Zugang zum Inter-net haben, weltweit auf etwa zwei

Milliarden ge-schätzt, bereits fürdas Jahr 2015wird von einerZahl von 2,7Milliarden Inter-

netnutzern ausgegangen. CIA-ChefDavid Petraeus hat während einerKonferenz mit bemerkenswerterOffenheit erklärt, auf welchem Ge-biet die US-Nachrichtendienste inZukunft noch weitere Informatio-nen gewinnen wollen: Die zuneh-mende Anbindung von Haushalts-geräten wie etwa Fernsehgerätenoder Stromzählern an das Internetsoll genutzt werden, um weltweitPersonenprofile erstellen zu kön-nen. Für den immensen Strombe-darf des Spionagekomplexes inBluffdale wird die NSA in der Nä-he des Geländes ein eigenes 65-Megawatt-Kraftwerk errichten,dessen jährliche Betriebskostenmit 64 Millionen Dollar angegebenwerden. Hermann Müller

Ein Beschuldigter landet 16Jahre nach einem Frei-spruch bei identischer Fak-

tenlage erneut in Haft – was zu-nächst nach unhaltbaren Zustän-den in einer Bananen-Republikklingt, ist durch den EuropäischenHaftbefehl auch in Europa wiederRealität: Für den in Großbritan-nien lebenden Fotografen GrahamMitchell hat sich der 6. März alsAlbtraum entpuppt. Nachdem er1995 während eines Portugal-Ur-laubs unter der Beschuldigung ei-ner Körperverletzung in Haft ge-nommen worden war, in der er biszu seinem Freispruch durch denObersten Gerichtshof Portugalsein Jahr lang blieb, standen imJahr 2012 erneut britische Polizi-sten mit einem portugiesischenHaftbefehl vor seiner Tür: In dergleichen Angelegenheit und nachAngaben der Menschenrechtsor-ganisation „Fair Trials Internatio-nal“, welche die vorgelegten por-tugiesischen Papiere prüfte, auchaufgrund der gleichen Faktenlage,die den Obersten Gerichtshof Por-tugals 1996 zu einem Freispruchveranlasste.

„Fair Trials International“ hat in-zwischen zahlreiche solcher zwei-felhaften Fälle dokumentiert, dieaufgrund des im Jahr 2004 in derEU eingeführten EuropäischenHaftbefehls zustandegekommen

sind. Schlagzeilen machte etwa derFall eines Beschuldigten, der sechsWochen in Großbritannien auf-grund eines in Italien ausgestelltenEuropäischen Haftbefehls im Ge-fängnis saß. Erst eine öffentlicheKampagne führte dazu, dass dieitalienische Justiz auf seine Auslie-ferung verzichtete. Wie sich späterherausstellte, war der Beschuldigteschlicht und er-greifend Opfer ei-ner Verwechslunggeworden.

Ob sich der Irr-tum auch nachÜberstellung initalienische Haftnoch ohne Weiteres aufgeklärt hät-te, ist fraglich. Immerhin ein Drittelder Betroffenen, die im Jahr 2010Kontakt mit „Fair Trials Internatio-nal“ aufgenommen hatten, gabenan, dass sie in ausländischer Haftkeinen Zugang zu Dolmetschernoder zu übersetzten Dokumentenhatten.

Die Beispiele sollten keineswegsals britische Sonderprobleme ver-standen werden: Bereits im Jahr2005 hat sich das deutscheBundesverfassungsgericht mit demEuropäischen Haftbefehl befasst:Die bis dahin geltende gesetzlicheRegelung wurde als verfassungs-widrig eingestuft, so dass im Jahr2006 das Gesetz nachgebessert

wurde. Die Verhandlung vor demBundesverfassungsgericht warnicht nur wegen der aufgedecktenjuristischen Mängel aufschluss-reich, sondern auch, weil sie einenkurzen Einblick gab, wie Vorgabenaus Brüssel im Bundestag unkri-tisch durchgewinkt werden: Dem-nach hatten die Abgeordneten imBundestag nur ein kurzes Zeitfen-

ster von wenigenWochen, in demüberhaupt auf dieVorgabe aus Brüs-sel noch Einflussgenommen wer-den konnte. Dieseeingeschränkte

Möglichkeit wurde dann nochnicht einmal genutzt. Die damaligeFDP-Abgeordnete Sabine Leut-heusser-Schnarrenberger räumteein: „Es gab kaum eine richtige Be-ratung, weil wir gar nicht gesehenhaben, welche Auswirkungen dashaben könnte.“ Der sich ansonstenstets kritisch gebende Hans-Chri-stian Stroebele bekannte, sich„normativ unfrei“ gefühlt zu haben:„Europa sagt, das ist bindend, dieBundesregierung sagt, das ist bin-dend.“ Resultat war das wieder ein-kassierte Gesetz.

Trotz der Nachbesserung von2006 bleibt das Instrument desEuropäischen Haftbefehls bisheute fragwürdig: Der Haftbefehl

beruht im Wesentlichen auf blo-ßem Vertrauen, dass in anderenEU-Ländern Rechtsstaatlichkeitgewahrt wird. Diesen Vertrauens-vorschuss genießen sogar Länderwie Bulgarien oder Rumänien,deren Rechtssysteme die EU-Kommission regelmäßig bemän-gelt. Ohne es größer publik zumachen, werden die Probleme imZusammenhang mit dem Europä-ischen Haftbefehl selbst in Brüs-sel erkannt. Ein Papier der EU-Kommission aus dem Jahr 2011zweifelt zum Beispiel an, ob dieBeschwerdemöglichkeit beim Eu-ropäischen Gerichtshof fürMenschenrechte tatsächlichpraxistauglich ist. Zum einenmuss der Verstoß gegen die Men-schenrechte bereits eingetretensein – das heißt: Betroffene kön-nen erst klagen, wenn sie bereitsin Haft sitzen. Zum anderen müs-sen erst alle Klagemöglichkeitenauf nationaler Ebene ausge-schöpft sein. Genauso fragwürdigist ein anderer Aspekt des Euro-päischen Haftbefehls: Selbstwenn nationale Gerichte die Mei-nung haben, dass der im Auslandausgestellte Haftbefehl zu Un-recht besteht, bleibt er in der ge-samten EU zunächst einmal gül-tig. Sobald der Beschuldigte seinHeimatland verlässt, riskiert erseine Verhaftung. Norman Hanert

Albtraum Europäischer HaftbefehlBundesverfassungsgericht deckte Mängel auf − Probleme auch in Brüssel erkannt

Wüsten-SpionageCIA will Haushaltsgeräte durchleuchten

Überwachungbis ins Privateste

Stroebele gesteht ein,sich »unfrei«

gefühlt zu haben

Brüssel– Spanien nutzt EU-geför-derte Wasseranlagen nicht.Lediglich 16,45 Prozent betrug imVorjahr der Auslastungsgrad von17 Meerwasserentsalzungsanlagen,die mit Hilfe von EU-Geldern ent-standen sind. Für die Errichtungder Anlagen hatte die EU 1,5 Milli-arden Euro der Gesamtkosten von1,6 Milliarden Euro übernommen.An die Öffentlichkeit gelangtendiese Informationen durch einenBericht der Zeitung „El Pais“ an-lässlich eines Briefwechsels zwi-schen dem spanischen Minister fürLandwirtschaft und Umweltschutz,Miguel Arias Cañete, und der EU-Kommission. Bemängelt wird vonBrüssel, dass die vom europäi-schen Steuerzahler finanziertenAnlagen nicht genutzt werden unddass die spanischen Wasserpreise– durch Wasserentnahmen anFlüssen und hochsubventionierteWeiterleitungen über große Entfer-nungen – zu niedrig sind, um An-reiz für einen sparsamen Umgangzu sein. Im EU-Vergleich hat Spa-nien die niedrigsten Wasserpreise,während es beim Verbrauch welt-weit an der Spitze liegt. N.H.

Amtsenthebungwird herbeigesehnt

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WI RTS C H A F T Nr. 13 – 31. März 2012 7

KURZ NOTIERT

Weißrussland droht der wirt-schaftliche Zusammenbruch. Prä-sident Alexander Lukaschenkoschließt jedoch die Augen davor,liefert sich einen Kalten Krieg mitdem Westen und gerät dabeiimmer weiter in die FängeMoskaus, ohne dessen Unterstü-zung das Land längst pleite wäre.

Erst die massive Verfolgung derOpposition, nun ein fragwürdigesTodesurteil und dessen eilige Voll-streckung an zwei jungen Män-nern, deren Schuld an demAnschlag in der Minsker U-Bahnim vergangenen Jahr gar nichterwiesen ist: Nach Sanktionengegen weißrussische Politiker undOligarchen, die das System Luka-schenko unterstützen, haben dieLänder der Europäischen Unionnun solidarisch ihre Botschafterabgezogen, auch Litauen, mit demMinsk wirtschaftliche Beziehun-gen im Transitbereich unterhält.Als weitere Maßnahme wurde dieAberkennung der Eishockey-Welt-meisterschaft 2014, die in Weiß-russland ausgetragen werden soll-te, erwogen.

Dass EU-Sanktionen nicht wir-kungslos sind, bezeugt die War-nung Moskaus. Weil viele weißrus-sische Betriebe mit der russischenWirtschaft verflochten sind, siehtder Kreml eigene Interessendurch Wirtschaftssanktionengefährdet. Belorussland ist zwar inerster Linie als Transitland für rus-sisches Öl und Gas in den Westenwichtig, aber zunehmend geratenauch andere Branchen unter russi-schen Einfluss. Deren Produktesind für den Export bestimmt,weshalb Einfuhrverbote sich dannauch auf russische Unternehmenauswirken.

Kritiker glauben, dass Luka-schenkos politisches Überlebenohne Geld aus Moskau bald zuEnde gehen würde. Seinen Wahl-sieg hat der Diktator sich teuererkauft, denn die Wahlversprechenaus dem Vorjahr bescherten demLand eine Inflationsrate von 108,7Prozent. Der Zustand der Wirt-schaft ist katastrophal. Hilfe ausdem Ausland wird immer dringen-der benötigt. Lukaschenko beschö-nigt die Situation mit der Erfolgs-

meldung, dass die Inflation seitAnfang des Jahres bei nur zweiProzent liege. Notenbank-ChefWladimir Senko ließ dagegen neue200 000-Rubel-Scheine drucken,um die Folgen der galoppierendenInflation für die Bevölkerung abzu-mildern. Sie sind nicht einmal 20Euro wert. Der Leitzins liegt der-zeit bei 38 Prozent. Die National-bank bezifferte erst vor kurzem dieSumme, die Weißrussland im Jahr2012 für seine Schulden aufbrin-gen muss, auf rund 14 MilliardenEuro, das entspricht 34,6 Prozentdes jährlichen Bruttoinlandspro-dukts. Im Vorjahr waren es noch4,7 Milliarden Euro gewesen.

Kein Wunder, dass Geschäfte mitRussland für Lukaschenko immerwichtiger werden. Doch auch dergroße Bruder in Moskau ist nichtmehr so ohne Weiteres bereit zuhelfen. Die Hilfe aus dem Osten istan konkrete Forderungengeknüpft. Moskau fordert immerdrängender die Privatisierung vonStaatsbetrieben und beruft sichdabei auch auf Expertenmeinun-

gen des Internationalen Wäh-rungsfonds (IWF).

Vergangene Woche wurde Luka-schenko zu einer Konferenz desRates der Eurasischen Wirtschafts-gemeinschaft inMoskau einbe-stellt und an dieErfüllung seinerPflichten er-innert. Luka-schenko hatte imvergangenen Jahr,als das Land schon einmal vordem Staatsbankrott stand, aus demAntikrisenfonds der EurasischenEntwicklungsbank einen Kredit inHöhe von 736 Millionen Euroerhalten.

Die Zahlung der bereits zugesag-ten weiteren Tranche in Höhe von329 Millionen Euro, die am28. Februar hätte zur Auszahlungkommen müssen, blieb aus, weilMinsk eine Liste der zur Privati-sierung vorgesehenen Betriebenicht vorlegen konnte. Noch ver-sucht Alexander Lukaschenko,den Ausverkauf wichtiger Staats-

betriebe hinauszuzögern, obwohler längst weiß, dass ihm nichtsanderes übrig bleiben wird.

Die russischen Investoren wer-den nicht mehr allzulange warten

müssen. Da Luka-schenko aufgrundständiger Kon-frontationen mitdem Westen vondort keine Kreditemehr erwartenkann, ist er auf

den eurasischen Kredit angewie-sen. Die russischen Oligarchen tei-len den Kuchen bereits unter sichauf. Sie sind vor allem an petro-chemischen Unternehmen interes-siert wie den ölverarbeitendenFabriken Mosyrskij und Nowopo-lozkij. Verhandlungen über dasAlkaliwerk Belaruskali und diePipeline Druschba gibt es schonlange. Die Kontrolle über die Gas-transitleitung hat Lukaschenkobereits an Moskauer Investorenabgeben. Nun haben die Russenauch die belorussische Telekom-munikation ins Visier genommen.

Der Ölkonzern Rosneft lieferte2011 4,1 Millionen Tonnen Öl nachWeißrussland, das ist eine Steige-rung von 46,4 Prozent gegenüber2010. An der Weiterverarbeitungprofitiert der Konzern ebenfallsüber seine Beteiligung an weißrus-sischen Betrieben. Im April wirdin Weißrussland nahe der Grenzezu Litauen mit dem Bau einesKernkraftwerks, das zu großen Tei-len aus dem russischen Haushaltfinanziert wird, begonnen.

Wenn im Mai Wladimir Putinals Präsident vereidigt wird, dürf-te er Druck auf Minsk ausüben,die Bildung der EurasischenUnion unter der FührungMoskaus zu forcieren. Putin warschon während seiner zweitenAmtszeit bemüht, RusslandsGroßmachtstatus wiederherzu-stellen. Bislang konnten die Ex-Sowjetländer diesen Ambitionenwiderstehen. Weißrussland wirdsich dem Würgegriff des Kremls inseiner derzeitigen Lage kaum ent-ziehen können.

Manuela Rosenthal-Kappi

Steuerzahler attackierenBundesbank: Der Präsident desbayerischen Steuerzahlerbundes,Rolf von Hohenau, hat ungewohntscharfe Kritik an Bundesbankprä-sident Jens Weidmann geübt. DieBundesbank habe es zugelassen,dass sie über das Euro-Zahlungs-system „Target 2“ gezwungenwerde, anderen Euro-Ländern diegesamten Kosten der deutschenExportüberschüsse zu erstatten.Seit 2007 seien so wacklige Forde-rungen über 865 Milliraden Euroan die EZB aufgelaufen, für diewomöglich die deutschen Steuer-zahler aufkommen müssten, fallsdas Euro-System oder einzelneLänder scheiterten. H.H.

Falsches Vertrauen: Der Strom-konzern Eon darf die bis zu 50Jahre alten Kohlekraftwerke Dat-teln 1 bis 3 und Schamrock inHerne nicht über das Jahr 2012hinaus betreiben, so das Oberver-waltungsgericht Münster. DasUnternehmen hatte deren Stillle-gung 2006 selbst beantragt. Mitdieser Tat hatte es die Akzeptanzfür das neue, bisher 1,2 Milliar-den Euro teure KohlekraftwerkDatteln 4 erhöhen wollen. Altgegen neu, so der Handel. DochEon hätte damit rechnen müssen,dass Klagen die Inbetriebnahmedes modernen, leistungsstarkenKraftwerkes Datteln 4 verzögern,so der Richter aus Münster. Obund wann Datteln 4 ans Netzgehen und wie geplant unteranderem die Bahn mit Strom ver-sorgen kann, ist ungewiss, Klagenblockieren die Fertigstellung. Bel

Italien mit 38 Milliarden Euroneuen Schulden im Januar:Nach Angaben der Banca d’Italiaist die Staatsverschuldung Italienszum Ende des Monats Januar mit1,936 Billionen Euro auf einenneuen Rekordstand gestiegen.Damit liegt sie in etwa genau sohoch wie die Deutschlands,obschon die WirtschaftsleistungItaliens weit hinter jener derBundesrepublik zurückliegt. Diestaatliche Verschuldung des Lan-des wuchs allein im Laufe desJanuars um 37,9 Milliarden Euro.Unter dem neuen Ministerpräsi-denten Mario Monti sollte nachHoffnung der EU eigentlich mehrStabilität Einzug halten. N.H.

Kreditvergabe ist ankonkrete Forderungenaus Moskau geknüpft

Indien zieht die »Rafale« dem »Eurofighter« vorDassault, das weltweit älteste und einzige Familienunternehmen der Luftfahrtindustrie, behauptet sich gegenüber der Konkurrenz

In den Dassault-Flugzeugwer-ken in Bordeaux-Mérignackann man mit Unternehmer-

geist im besten Sinne des WortesBekanntschaft machen. Als welt-weit einziges Familienunterneh-men der Flugzeugindustrie ist Das-sault Aviation eine traditionsreicheFirma, die, längst zu den Welt-marktführern zählend, immer nochMehrheitseigentum der Gründerfa-milie ist. Die Firma wurde 1936vom Ingenieur Marcel Bloch 1936gegründet. Er weigerte sich, für Hit-lers Luftwaffe zu arbeiten, undwurde 1944 nach Buchenwalddeportiert, wo er nach einer aber-maligen Kooperationsverweigerungaufgehängt worden wäre, hättennicht kommunistische Mithäftlingesein Leben gerettet, indem sie seinePersonalien mit denjenigen einesToten austauschten.

Nach dem Krieg wurde er katho-lisch und übernahm das Pseudo-nym seines Bruders, eines Generalsaus dem gaullistischen Widerstand,„Dassault“. Bloch-Dassault wurdedann einfach Dassault. Der jetzigeFirmeninhaber, Senator Serge Das-sault, besitzt geschätzt 9,6 Milliar-den Dollar. Er ist Hauptaktionärder Zeitungsgruppe „Le Figaro“.Das Firmenlogo, ein vierblättrigesKleeblatt, erinnert an Marcel Das-

saults Rettung in Buchenwald, woder Firmengründer diesen Glücks-bringer immer bei sich trug. DerStolz der Mitarbeiter, Teil der gro-ßen Dassault-Familie zu sein,ähnelt dem Esprit de Corps derje-nigen, die „beim Daimler schaffe“oder „BMW-ler“ sind – ein Ver-gleich, der sich auch in andererHinsicht aufdrängt: Der Business-Jet „Falcon“ von Dassault ist zwei-felsohne der Mercedes oder derBMW der Lüfte. Doch auch dasMehrzweckkampfflugzeug „Rafale“(Böe, Windstoß) wird hier unterGeheimhaltung gefertigt. Dass die„Rafale“ zurzeit zu den weltweitbesten Kriegsflugzeugen ihrerKategorie gehört, wird demnächstdurch einen „Jahrhundertvertrag“bestätigt. Nach langen Verhandlun-gen wurde sie ausgewählt, um dieindische Luftwaffe auszurüsten.

Am 31. Januar 2012 bestätigte derfranzösische Staatssekretär fürAußenhandel, Pierre Lellouche,dass der „Rafale“ gegenüber demeuropäischen „Typhoon“-Mehr-zweckkampfflugzeug („Eurofigh-ter“) der Vorzug gegeben wurde.Ähnlich äußerte sich derGeschäftsführer von Dassault,Charles Edelstenne, vorletztenDonnerstag auf der Bilanzpresse-konferenz des Unternehmens. Die-

ser Vertrag, der noch der Unter-zeichnung harrt, öffnet dem franzö-sischen Flugzeugbauer das Tor zumExport. New Delhi wird 18 Stückder „Rafale“ kaufen, und 108 weite-re werden in Indien gebaut. DiesesGeschäft wird Dessault 20 Milliar-den Dollar einbringen. „Der Vertragist zu 97 Prozent sicher“, erklärteder französische Verteidigungsmi-nister Gérard Longuet. Der Vertrag„ w i r dumfangrei-che Tech-n o l o g i e -t rans fe rseinschlie-ßen“. Die-ser Vertragist einGlücksfallfür Des-sault. Iml e t z t e nJahr war der Umsatz des Familien-unternehmens von 4,187 Milliar-den Euro im Jahr 2010 um 21 Pro-zent auf 3,305 Milliarden Eurogeschrumpft. Zukunftsforscher ver-sprachen Edelstenne, dass in dennächsten zehn Jahren 10000 neueZivilflugzeuge weltweit gebrauchtwürden. „Leider weiß keiner, wanndie berühmten nächsten zehn Jahreanfangen“, so Edelstenne. Dafür ist

Dassault mit den vier Typen seinesZivilfliegers „Falcon“ gut gerüstet.Im Jahre 2012 werden 65 „Falcon“,aber nur elf „Rafale“ (an die franzö-sische Luftwaffe) verkauft. Daherist das Geschäft mit Indien so wich-tig. Dessault wird nicht der einzigeGewinner sein, auch der Motoren-bauer Safran und das Militärelek-trotechnikunternehmen Thalessowie die gesamte französische

Luftfahrt-industr iegehören zuden Profi-teuren. Am„Rafa le“ -Programmn e h m e n500 Zulie-ferer mitz u r z e i t7000 Mit-arbeitern

teil. Das Jahresergebnis von Das-sault war 2011 dank des Tochter-unternehmens Thales mit einemWachstum von zehn Prozent auf407 Millionen Euro zufriedenstel-lend, während es um 29 Prozentauf 282 Millionen Euro abgesacktwäre, hätte man sich auf den Flug-zeugmarkt beschränkt.

In Indien stand Dassault imWettbewerb mit dem „Eurofigh-

ter“-Konsortium. Der „Eurofigh-ter“ wird vom RüstungskonzernEADS (46 Prozent), der britischenBAE Systems (33 Prozent) und deritalienischen Ale-nia/Finmeccanica (21 Prozent)gebaut. Aber selbst nach verlore-ner Schlacht geben die Engländernicht auf. Edelstenne setzt derenSchwung und Verbissenheit derfranzösischen Skepsis und Mecke-rei gegenüber. „Die Engländerärgern mich, aber ich bewunderesie. Ich bin wie sie”, sagt der 74Jahre alte langjährige Chef, der dieFirma durch die dreijährige Krisehindurch in den sicheren Hafengeführt hat. Die Ausschreibungvon New Delhi aus dem Jahre2007 war eine der wichtigsten, diedie dritte Wirtschaftsmacht Asiensje gemacht hat. Im Moment ist sieauf dem Gebiete der Luftverteidi-gung richtunggebend. Die „Rafale“und der „Eurofighter“ waren imApril 2011 in die engere Wahlgekommen. Die US-amerikani-schen Schwergewichte auf demGebiet, Boeing und LockheedMartin, die schwedischen undrussischen Firmen Saab und MiGwurden ausgesiebt. Aber der„Eurofighter“ war ein ernsthafterKonkurrent. Nun sieht die Markt-lage für Kampfflugzeuge weltweit

anders aus. Brasilien scheint kurzdavor zu sein, einen „Rafale“-Ver-trag zu unterzeichnen und damitseine Zusage gegenüber Staatsprä-sidenten Sarkozy endlich einzulö-sen. Nach unbestätigten Medien-berichten soll Brasilien auf dasUS-Mehrzweckkampfflugzeug„Hornet“ verzichtet haben.

Der Pionier des französischenFlugwesens stellt nicht nur Flug-zeuge her. Er stößt in eine neueDimension hinein: Kampf- undAufklärungsmaschinen ohne Pilo-ten. Die Drohnen-Industrie ist fürDassault Aviation ein Markt mitZukunft. Seine Kampfdrohne„Neuron“ wird von einem europä-ischen Konsortium mit den Eng-ländern und der Langzeitfliegerohne Piloten „Telemos“ wird auchmit der britischen BEA Systemsgebaut. Auf die Frage, warum dieDeutschen dabei nicht mitmachen,antwortete Edelstenne: „ImMoment gibt es auf dem Gebieteine französisch-britische Achse.Große Experten wie Louis Galloismeinen, eine erweiterte europäi-sche Kooperation sei eine guteSache. Für andere führe sie zumDurcheinander. Wir bauen unsereMaschinen ohne Zuschüsse derRegierung. Aber die Regierung sollda entscheiden“. Jean-Paul Picaper

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Mit dem Rücken zur WandKalter Krieg mit dem Westen: Isolation zwingt Lukaschenko zur Kooperation mit Russland

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FO R U M8 Nr. 13 – 31. März 2012

Kennen Sie Henryk M. Bro-der? Das M. im Namen wirdnie ausgeschrieben und ist

sein Markenzeichen wie derSchnauzer von Günther Grass.Henryk Marcin Broder ist ein eh-renwerter Mann. Ein begabter Jour-nalist und begnadeter Satiriker da-zu. Seit zehn Jahren hat er auchnoch eine eigene Internet-Seiteund die ist oft besonders lesens-wert. Sie heißt, in Anspielung aufRonald Reagans Wort von der Ach-se des Bösen, „Achse des Guten“.Abgekürzt „achgut“.

Henryk M. Broder schreibt sehr lesens-werte Texte. Er publiziert sie in allen Blät-tern des Landes von ultra-konservativ bisschräg links. Ein Kämpfer gegen das Un-recht, auf den man sich verlassen kann,erbarmungslos gegen Unrechtssystemevon rechts und links, unbestechlich durchCliquen und Seilschaften. Der schimpf-starke und wortreiche Polemiker aus derSchule des Thersites und dem GeschlechtTucholskys, nach dem Krieg in Kattowitzgeboren, nach eigener Verortung deut-scher Jude und Fremder im eigenen Land,schrieb sich in den letzten vierzig Jahrenvon winzigen Schmuddelblättchen ganznach oben. Heute schätzen alle großenRedaktionen seinebissigen Schmähre-den gegen die Phari-säer jeglicher Cou-leur. Das ist die guteNachricht.

Leider hat der Au-tor so guter Texteschon lange auch einen Tick, besser ge-sagt, eine Neigung zu halluzinativen Wahr-nehmungen entwickelt. In seinem Kopfhat sich die Idée fixe festgezurrt, alle Deut-schen seien Antisemiten. Wohlgemerkt al-le. Da diese Behauptung ja erkennbar ab-surd ist und nicht mal die allerschwärze-sten Statistiken solches behaupten, ver-sucht Broder, den Antisemitismus aus unsherauszukitzeln wie die RAF einst den Po-lizeistaat. Alles ist antisemitisch – auch

das Gegenteil. Selbst der Satz „Meine be-sten Freunde sind Juden“ ist nach Broderein klarer Beweis für Antisemitismus.Augstein war antisemitisch, Alice Schwar-zer ist es. Die Bevölkerung: latent antise-mitisch. Es hilft uns, der „gojischen Seite“(Originalton Broder) nichts. Wohin wiruns auch wenden, wir treten in eine vonBroder aufgestellte Falle.

Jetzt hat der erfolgreiche Satiriker einBuch herausgebracht mit dem gar nichtsatirischen Titel „Vergesst Ausschwitz!“Hier verlässt den Witzigen aller Witz undes kommt blasse Angst zum Vorschein, of-fen und glaubhaft. Angst und Sorge um Is-rael, um das Land, in dem er als Literatnie Fuß fassen konnte, das er aber als sei-

ne Heimat liebt undschützen will. Schüt-zen vor dem Verständ-nis und der Sympa-thie der Welt für dievon Israel unterdrück-ten Palästinenser, inAngst vor der nahe

bevorstehenden Anerkennung ihres Staa-tes, vor dem Friedensprozess im NahenOsten. Vergesst Auschwitz! heißt die Bot-schaft seines Buches an alle Politiker inDeutschland, vergesst die Holocaust-Ge-denkfeiern und die Pilgerfahrten nachBuchenwald und Yad Vaschem und unter-stützt dafür das jüdische Volk in seinemKampf gegen die Palästinenser und diemit ihnen sympathisierenden Iraner, diemit Atombomben Israel bedrohen und es

nach den Worten ihres Führers Achmadi-nedschad von der Landkarte löschen wol-len. Groß ist die Angst. Und aus dieserkollektiven Angst speisen sich Pläne, diepersischen Atomanlagen durch ein Bom-bardement, notfalls auch mit Atombom-ben, zu vernichten – ein Plan, den IsraelsPremier Netanjahu gerade vor zwei Wo-chen Obama vorstellte. Ohne dessen Be-geisterung hervorzurufen, aber auch kei-ne Distanzierung – Obama kann den ge-schlossenen Block jüdischer Wähler beider kommenden Präsidentenwahl nichtignorieren. Aber Angst ist ein schlechterRatgeber, auch für US-Präsidenten.

Was tun? Am schlimmsten, da hat Bro-der recht, ist die Verwirrung bei den deut-schen Linken. Neujahr 2010 waren es inHamburg 4000, ebenso in Dortmund;15 000 marschierten in Frankfurt, in Ber-lin und anderen deutschen Städten auf.Deutsche Linke, „Antifaschisten“, standenauf der Straße und beschimpften Judenals Faschisten, Schweine, Kindermörder.Gelegentlich waren auch arabische Wortezu hören, die die meisten nicht verstan-den: „Tod für Israel“.

Links ist dumm, das haben wir an die-ser Stelle schon mehrmals deutlich ge-macht. Aber was wird in der Zwischen-zeit mit den Menschen im Gazastreifenund in Israel? Jeden Tag hören wir neueVorschläge: Die Uno solle eingreifen, dieEU, die arabischen Länder.

Wie ist unseren jüdischen Mitbürgernmit ihrer berechtigten Sorge um Israel zu

helfen? Auf keinen Fall mehr mit der über67 Jahre lang angewandten Methode, Kriti-ker Israels einfach Antisemiten zu nennen.Die Behauptung, jemand sei antisemitisch,gehört bis heute zu den verlässlichstenWaffen des „Zentralrats der Juden“. Wirddiese Waffe stumpf?Zumindest wird sieunglaubwürdig. Redenwir doch mal Klartext:Palästinenser sindHeimatvertriebenewie Ostpreußen,Schlesier und Sude-tendeutsche, die nach drei großen, von derarabischen Seite geführten Angriffskriegenfast ihr ganzes Land an die Israelis verlo-ren haben. Das, was sie jetzt noch ihr Landnennen, sind mehr oder weniger unfrucht-bare Landstriche und Flüchtlingslager, diezu großen Betonstädten ausgewuchertsind. Sie haben nie Gelegenheit gehabt,sich wie unsere Vertriebene zu integrieren.Warum spricht niemand bei uns darüber?Warum nennen wir die sechs Meter hoheMauer, die das ganze Land zerschneidet,meistens Schutzzaun und vermeiden dasWort Mauer?

Israel braucht keine Mauer, sondernHilfe. Behandeln wir Israel endlich alsdas, was es am liebsten sein möchte: alsein normales Land, als einen wichtigenPartner Europas. Israel ist nach der Her-kunft seiner Bewohner ein europäischesLand, die aus den USA stammenden Ein-wanderer haben ebenfalls europäische

Wurzeln. Sie haben eine ähnlichstrukturierte Wirtschaft, sie lesendie gleichen Bücher und sehen diegleichen Filme wie Franzosen,Deutsche und Polen, selbst diekurzlebigen Idole der Pop-Kulturder Jugend sind die gleichen. Undan dem unvermeidlichen „Song-Contest“ im Mai nimmt seit vielenJahren ganz selbstverständlichauch Israel teil. Die im Land gebo-renen Israelis, die sich stolz Sabrasnennen, fühlen sich als Erbauerund Nutznießer einer hochentwik-

kelten Zivilisation, umgeben von einervon religiösem Fanatismus beherrschten,Jahr für Jahr noch weiter verelenden ara-bischen Bevölkerung. Deren Wirtschaftsie mit aufbauen und deren Bewohner sieintegrieren könnten.

Israel gehört weiteher in die EU als dieTürkei. Israel hat alseinziges Land in derRegion eine funktio-nierende Demokratie.Eine Demokratie frei-lich mit einem schon

lange ausufernden militärischen Macht-apparat, der jeden Ansatz von Verständi-gung im Keim erstickt, wie auf der ande-ren Seite die Hassprediger und Terrori-sten jeden Ansatz von Vernunft im Gaza-Streifen unterdrücken. Israel braucht jetzt,mehr denn je, nicht blinde Philosemiten,sondern Freunde. Und als Freunde sagenwir ganz offen: Israel ist seit langem dieoffene Flanke des Westens im Kampf ge-gen den militanten Islamismus. Ein gro-ßer Teil des Zulaufs für den Terrorismusund dessen außergewöhnliche Steigerungin den letzten Monaten basiert auf der is-raelischen Besatzungspolitik in dem vonihm eroberten Land.

Die Angst vor dem Friedensprozess imNahen Osten ist überholt. Broders pole-mische Abrechnung mit unserer „Erinne-rungskultur“ ist richtig, sein Antisemi-tismus-Tick aber schadet seiner Sacheund dem Land, um das er sich sorgt.

Moment mal!

Ach, Broder!Von KLAUS RAINER RÖHL

Vergesst Auschwitz!,ruft Broder, sorgt euchum das heutige Israel!

Israel, die offene Flankedes Westens, gehört eherin die EU als die Türkei

Die deutschen und europäi-schen Reaktionen auf den

Massenmord von Toulouse fielenüberaus fade und schmallippigaus. Zur pflichtgemäßen Verur-teilung von Hass und Gewalt ge-sellte sich der erwartungsgemäßeHinweis, dass es sich um einenweithin isolierten „Einzeltäter“handele. Rückschlüsse auf Gei-steshaltungen in größeren gesell-schaftlichen Umfeldern seien da-her unangebracht.

Wie anders bei den Mordenvon Norwegen. Trotz dort erwie-sener Einzeltäterschaft wurdemit der Allzweck-Diffamierungder „geistigen“ Mittäterschaftein riesiger Kreis der Verleum-

deten gezogen, der weit in dieMitte des politischen Spektrumsragt und sogar erklärte Israel-freunde (und zwar geradewegen ihrer Israelfreundlich-keit) mit einbezog. Ebenso wer-den die „Zwickauer“ für das po-litische Verleumdungsgeschäftschamlos ausgeweidet.

In der Gegenüberstellung run-det sich ein Bild, dessen schäbi-ge Grundierung seit langem un-übersehbar ist. Terror und Mordinteressieren nur, machen nur„betroffen“ über den Tag hinaus,wenn sich polit-strategisch undideologisch etwas herausholenlässt. Eine Heuchelei, die bloßnoch anwidert.

Der EinzeltäterVon Hans Heckel

Gaucks FreiheitVon Christian Rudolf

Die Reise nach Polen war mireine Herzensangelegenheit“,

und man mag es dem Bundes-präsidenten der Herzen, JoachimGauck, wohl glauben. Wie seinVor-Vorgänger im höchstenStaatsamt eröffnete der frischGewählte den Reigen seiner An-trittsbesuche mit einer Fahrtnach Warschau. In der Tat stehtihm das Land im Osten nahe –beziehungsweise dessen Selbst-verständnis: Der überzeugteAntikommunist und „Liebhaberder Freiheit“ Gauck begrüßt einVolk, dem die Knechtschaft im-mer verhasst war und das inzahllosen Aufständen seinenFreiheitswillen unter Beweis ge-stellt hat – oft auch da, wo dieGrenze zu Unvernunft und Über-mut überschritten war.

Der Besuch eines Bundespräsi-denten beim Nachbarn, mit demwir in EU und Nato zusammen-arbeiten, ist Normalität, und die

polnische Presse hat von der Vi-site völlig routiniert Bericht er-stattet, nicht groß, nicht heraus-gehoben.

Umso mehr muss Gaucks Aus-sage erstaunen, an der Weichseleine „Offenheit und Herzlich-keit“ vorgefunden zu haben, dieer „nicht für selbstverständlich“hielt. Ja, mehr noch, es befrem-det, wenn der Besucher von sichaus und ohne aufgefordert zusein an die „deutsche Schuld“und die „große Brutalität“ er-innert, mit der Deutsche gegenPolen vorgegangen seien. Diebrutale Vertreibung? Der Verlustallen Eigentums? Die rigoroseUnterdrückung der deutschenMuttersprache in Volkspolen?

Die knechtische Selbstunter-werfung aus Gefallsucht und dasschiefe Geschichtsbild, die hierdeutlich werden, wollen so garnicht zu dem Freiheitspathospassen, das Gauck sonst pflegt.

Kalter Fisch in trübem WasserVon Hinrich E. Bues

Einen „ziemlich kalten Fisch“,einen „Technokraten“, nann-te Herbert Kremp in der

„Welt“ den CDU-Spitzenkandida-ten für die Landtagswahl in NRWam 13. Mai, Norbert Röttgen (46).Der stets in grauen Anzügen auf-tretende Bundesumweltministermit den bereits ergrauten Haarenerinnert viele mehr an die Männervon der Zeit-Sparkasse aus Mi-chael Endes Märchen „Momo“ alsan einen zukünftigen Landesvater.

Diese Rolle spielte Johannes Rau,der dreimal die absolute Mehrheitfür die SPD gewann, mit Brillanz.Sein Motto „Wir in NRW“ war zwarinhaltsleer, aber auf diese Weisevermittelte der Ministerpräsidenteine Identifikationsfigur, die eine ir-rationale Zustimmung erzeugte. DieBürger des Landes übersahen da-bei, dass die SPD-Matadore Rau,Clement und Steinbrück in ihren

Amtszeiten an der Spitze des Lan-des über 50 Milliarden zusätzlicheSchulden aufhäuften. In 39 JahrenSPD-Regierung an Rhein und Ruhr(und in 23 CDU-Jahren) wurde derSchuldenberg an-gehäuft, der nunHannelore Kraftzur „Schuldenkö-nigin“ macht, wieRöttgen etwasgarstig plakatierte.

Die Subven-tionskultur in NRW, dem einstigenindustriellen Herzen Deutsch-lands, erinnert fast an griechischeVerhältnisse. Die Metropolen desRuhrgebiets melden Rekordständean Schulden und Arbeitslosigkeitund fordern nun einen „Soli“ fürihre maroden Finanzen, Straßen,Fabriken und Gebäude.

Man darf gespannt sein, wienun die Wahlkämpfer auf die

Schreckensnachricht von GeneralMotors reagieren. Die Amerikanerwollen wohl bis 2014 das verlust-bringende Werk in Bochum mit5000 Mitarbeitern schließen. Da-

mit würde dortder wichtigsteArbeitgeber zu-sammenbrechen.Für die „mütterli-che Wärme“, dieHannelore Kraftals Landesmutter

ausstrahlt, werden sich die Men-schen nichts kaufen können. Dieweitere unmäßige Verschuldungdes Landes ist in Zeiten vonSchuldenbremsen obsolet. Wervon den Parteien wird sich trauen,in NRW die Botschaft von „Blut,Schweiß und Tränen“ auszurufen?

Von den rot-grünen Linken istnichts zu erwarten. Allein im ge-scheiterten Haushaltsentwurf woll-

ten sie drei Milliarden zusätzlicheSchulden aufnehmen. NorbertRöttgen weiß dagegen genau, wa-rum er sich nicht vorschnell vonder Berliner Bühne verabschiedenmag. Der Mann, der sich selbst alsReservekanzler für die Nach-Mer-kel-Ära sieht, machte mit der Ener-giewende den Grünen schöne Au-gen. Die von ihm betriebene Grüni-fizierung der Christdemokraten istinnerhalb der konservativen Wäh-lerschaft und der Wirtschaft unbe-liebt und bei den Linken unglaub-würdig. Ob Röttgens Parteifreundewie Ex-Integrationsminister ArminLaschet oder der FraktionschefKarl-Josef Laumann bessere Plänein der Tasche haben, verraten siebisher nicht. Sollte sich Bayern tat-sächlich mit seiner Forderungdurchsetzen, weniger Geld in denLänderfinanzausgleich einzuzah-len, wäre NRW direkt betroffen.

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Bild: pa

Vom grünstichigenRöttgen ist kein

Sparen zu erwarten

KU LT U R Nr. 13 – 31. März 2012 9

Noch bis Ostern stellt das Ost-preußische Landesmuseum inLüneburg die Bilder des MalersEduard Bischoff aus. Von 1915 ankonnte er ein halbes Jahrhundertlang an der Staffelei seinen inner-sten Impulsen farbigen Ausdruckverleihen. Ostpreußische Motiveund Landschaften kehrten in sei-nen Gemälden beständig wieder.Der 1890 in Königsberg geboreneMaler gehört zu den führendenKünstlern Ostpreußens im 20.Jahrhundert. Bischoff verlor nichtnur die Heimat, sondern erlitt dasSchwerste, das einen Künstlertreffen kann: Der Krieg vernichte-te einen Großteil seiner Originale.Dass er zu Unrecht in Vergessen-heit geriet, belegt die Ausstellungseiner ausdrucksvollen Bilder.

Das Zitat, das den Titel der gan-zen Ausstellung bildet, stammt auseinem Brief des Malers von 1961:„Wenn ich zum Beispiel vor einerKirche in Italien meine Staffeleiaufstelle, dann male ich doch nichtihre Architektur, sondern ich über-trage das Gefühl, das sie mir gibtoder in mir wachruft.“

Diese Beschreibung eines Mal-vorganges lässt sich eindrucksvollan den verschiedenen Bildern inder Ausstellung nachvollziehen. Dasfrüheste Werk ist ein Selbstbildnisals Soldat von 1915, ein ernst undskeptisch aus dem Bild blickenderjunger Mann in Uniform, der mitseinen 25 Jahren schon alle Schrek-ken des Krieges gesehen hat. Es istverbunden mit einer Widmung aneinen seiner Lehrer der Kunstaka-demie, die Bischoff, 1890 geboren,ab 1910 in seiner Vaterstadt Königs-berg besuchte. 1914 musste er dannin den Krieg ziehen.

Bei einem Lazarettaufenthaltlernte er seine spätere Frau Ger-

trud kennen. Sie ist auf einem gro-ßen Portrait zu sehen: eine voreinem Kindergrab knieende Frauin schwarzer Trauerkleidung. 1921war das erste Kind aus derEhe des Malers bald nachder Geburt gestorben. Mitverlorenem Blick undleicht gebeugt ist sie einergreifendes Bild für denAusdruck einer stillen, tie-fen Trauer. Es entsprichtaber der positiven undgläubigen Grundhaltungdes Malers, dass nebendem Verweis auf das kleineGrab, auf dem schüchternblaue und weiße Blütenstehen, auch eine Handnach oben weist.

Im Laufe der 20er Jahrewird die Hand Bischoffslockerer, die Pinselstrichewerden schneller und dieFarbe kommt in großerVielfalt zu ihrem Recht.Nach den Phasen, wo nochder Stil der deutschenImpressionisten inBischoffs Malweise spürbarist, kommt die freie Suchein den 20er Jahren. Hiersteht neben Eindrückeneiner Paris-Reise auch derSpätstil des in Königsbergdamals sehr bewundertenLovis Corinth als Inspira-tionsquelle dahinter.

Es spricht für EduardBischoffs großes Talent,dass er bereits früh zurWandmalerei hinzugezo-gen wird. EntsprechendeAufträge, die der frei-schaffende Künstler selbstvom ersten Entwurf bis zur Aus-führung allein bewältigt, zumBeispiel für die Stadthalle Inster-burg, beginnen in den späten

20er Jahren. Diese Arbeit magauch dazu geführt haben, dassdie Formen Bischoffscher Figurenund Bildgegenstände fester, die

Farben wieder konzentrierterund dunkler werden. Er entwik-kelt eine noch größere Sicherheitin der Form. Man darf hierbei

nicht übersehen, dass Königsbergin künstlerischer Hinsicht ab1925 sehr fortschrittlich war, alsmit Fritz Burmann ein Vertreter

der Neuen Sachlichkeit Akade-mielehrer wird (bis 1935). SeinNachfolger wurde 1936 EduardBischoff.

Für diesen ernsten Stil kannstellvertretend das Doppelbildnisder Kinder des Malers angesehenwerden: Vor dunklem Raum ste-hen, als Dreiviertelfiguren gemalt,der Sohn links, schräg rechts dichtvor ihm die Tochter, beide in engumschlossener Außenform. Lichtund Schatten werden wirkungsvollgegeneinander gesetzt, wie helleund dunkle Farben. Selbstbewusstblicken sie den Betrachter ernst an.

Die Schaffensjahre bis 1944 sindheute nicht mehr mit sehr vielenOriginalen zu belegen, zuviel gingbei Kriegsende1945 in Ostpreu-ßen unter. Für dieKennzeichnungder künstleri-schen Entwik-klung Bischoffsmag beispielhafteine große Figurenkomposition von1948 stehen. In diesem Jahr begannder Neuanfang nach der Flucht ausKönigsberg an einem ersten Wohn-ort im Westen Deutschlands, inHolxen bei Uelzen. „Legende“ istder Titel der Darstellung dreier Rei-terfiguren, eines stehenden männ-lichen Akts mit weißem Pferd undzwei Jagdhunden, als St. Hubertusgemeint, einer dynamischenGewandfigur mit Schwert voreinem schwarzen Pferd stehend alsSankt Georg und rechts einem Rei-ter mit auffallendem roten Matel-umhang auf einem braunen Pferdals Heiliger Martin. Die drei Heili-gen stehen vor einer flachen grü-nen Landschaft mit Bäumen, dieeinen romantisierenden Charakterzeigt, wie er für Bischoffs Land-schaftsmalerei seit den 30er Jahrenallmählich typisch wurde.

Zugleich steht dieses Werk amletzten großen Wendepunkt imLeben des Künstlers, der durch sei-

nen Königsberger Kollegen FranzMarten die Gelegenheit erhielt, inGelsenkirchen auf dem Künstler-hof Halfmannshof ein Atelier zubekommen. Hier konnte er, auchvon der Lehrverpflichtung derAkademie befreit, sich seinerMalerei noch einmal ganz widmen.Die schon bald ankommendenAufträge stellen neue, große Her-ausforderungen dar, und neue Rei-semöglichkeiten bringen weiterekünstlerische Anregungen.

Unter den neuen Eindrückenund mit der Erfahrung aus vier

J a h r z e h n t e nMalereischaffene n t w i c k e l t eBischoff seit denfrühen 50er Jah-ren einen freierenStil, breiter imStrich, farbiger in

der Palette, großzügiger in derFormreduktion. Aus Kompositio-nen der Zeit seines Wirkens inOstpreußen, die er als Skizzen,Fotos und aus der Erinnerung vorAugen hat, schafft er neuerlichkraftvolle Werke mit Themen ausseiner Heimat.

Bischoff schlug einen kulturge-schichtlichen Bogen von Ostpreu-ßen in die junge Bundesrepublik.In dieser Funktion liegt eine weite-re Bedeutung des Künstlers, dieKunst aus einem der Ostgebiete indie neu entstehende KunstszeneWestdeutschlands mit einzubrin-gen. Eduard Bischoff blieb bisgegen 1970 tätig, seit 1962 war erin Soest ansässig. Dort verstarb erim Januar 1974.

Derzeit ist offen, ob und wennja, wann noch einmal eine solcheumfangreiche Retrospektive einerder namhaftesten ostpreußischenMaler des 20. Jahrhunderts statt-finden kann.

Farben und Atmosphäre Ostpreußens»Ich übertrage das Gefühl«: Ein Rundgang durch die Lüneburger Eduard-Bischoff-Ausstellung mit Kustos Jörn Barfod

Ein Großer wie RembrandtIm Zeitalter der Nationalstaaten vergessen: Der einstige »Trendsetter« Abraham Bloemaert als Wiederentdeckung im Schweriner Museum

R osa, Zitronengelb, eineganze Bandbreite anGrüntönen, dann wieder

leuchtend kräftiges Rot und Blau:„Der Bloemaert-Effekt! Farbe imGoldenen Zeitalter“ – so der Titelder Schweriner Ausstellung – ver-fehlt seine Wirkung nicht. Wermeint, die niederländischenMaler des 17. Jahrhunderts gut zukennen, wird im StaatlichenMuseum Schwerin eines Besserenbelehrt. Er wird feststellen, dassohne Bloemaert der Kanon dergroßen Namen des GoldenenZeitalters unvollständig bleibt.

Damit ist der „Bloemaert-Effekt“ein mehrfacher. Denn noch immerkennen ihn eigentlich nur Speziali-sten, den 1566 in Dordrecht gebo-renen Maler Abraham Bloemaert,der 1591 seine Laufbahn inAmsterdam begann, 1593 endgül-tig nach Utrecht umsiedelte, sich1611 an der Gründung der Gildeder Utrechter Maler beteiligte,1618 Dekan wurde und nach einemlangen produktiven Leben im Altervon 84 Jahren starb.

Bloemaerts gesamtes Œuvreumfasst über 200 Gemälde. DieZahl seiner Zeichnungen wird aufetwa 1500 geschätzt und von sei-nen Druckgrafiken kennt manheute mehr als 600. Bei den mei-sten seiner Gemälde handelt essich um Historienbilder, großfigu-rige Darstellungen historischer,religiöser, mythologischer undliterarischer Themen. Undobwohl die Historienmalerei seitdem 15. Jahrhundert als die wich-tigste aller Kunstgattungen galt,war es gerade sie, die dafür sorg-te, dass man Bloemaert „vergaß“.

„Denn“, so Gero Seelig, Bloe-maert-Experte und Kurator der

Schweriner Ausstellung, „seit derStaatenbildung des 19. Jahrhun-derts wurde der Kanon derniederländischen Kunstgeschich-te auf ‚nationale’ Stilrichtungenhin getrimmt. Die internationalorientierte Utrechter Schule,allen voran Bloemaert, schied fürdiesen Zweck aus, sodass derErfolg dieser Malerei zur Zeitihrer Entstehung heute mit gro-ßem Erstaunen wiederentdecktwird. In Wirklichkeit gab es nebenRembrandt kaum einen erfolgrei-cheren Maler in den Niederlan-den als Bloemaert, und währendder Spätstil von Rembrandt wenigNachfolger fand, setzte sich Bloe-

maerts Stil bis ins 18. Jahrhunderthinein bruchlos fort. Es war derMainstream.“

Nach den monografischen Aus-stellungen zu Carel Fabritius(2005) und Nicolaes Berchem(2007) präsentiert das StaatlicheMuseum Schwerin erneut einenungewohnten Blick auf das Gol-dene Jahrhundert. BloemaertsWerk-Schau ist eine Premiere. Sieist die erste monografische Aus-stellung des Künstlers überhaupt.Nach ihrem Auftakt im CentraalMuseum Utrecht ist Schwerin diezweite und zugleich letzte Station.

Danach reisen die 121 Werke,46 hervoragende, zum Teil riesi-ge Bilder, 31 Zeichnungen, 33Drucke, fünf Bücher und eineKasel, die Bloemart als Modell

gedient haben soll, zu ihrenLeihgebern, Museen und Privat-sammlungen in Deutschland,den Niederlanden, Belgien,Großbritannien, Frankreich,Österreich und den USA zurück.Auch Paris wird aufatmen, wenn

Bloemaerts um 1625 gemalte„Allegorie des Winters“ wiederwohlbehalten im Louvre einge-troffen ist. Ebenso die Gemälde-galerie Berlin, die das 115 mal140 Meter große Gemälde „Ama-

ryllis und Myrtill als Brautpaar“beigesteuert hat.

Erscheinen einem Thema, Stilund Komposition des Pariser Bil-des noch ziemlich vertraut, fragtman sich bei anderen, ob es sichtatsächlich um ein und denselben

Maler handelt. Bloemaert hat sichin seiner langen Schaffenszeit vie-len Einflüssen unterworfen. Offenfür Anregungen, insbesondereseiner Italien-begeisterten Kolle-gen, entwickelte er einen eigenen

Stil vom Manierismus zum Cara-vaggismus und schließlich zumKlassizismus.

Im Gegenzug übte er als Lehr-meister selber außergewöhnlichgroßen Einfluss aus. Als solcherhatte er, so schätzt man, etwa 100

Schüler gehabt. Die wichtigstenMeister der Utrechter Schulebegannen ihre Laufbahn in sei-nem Atelier, darunter die Cara-vaggisten Hendrick ter Brugghenund Gerard van Honthorst, mit

dem man übrigens gleich imObergeschoss des Museums, inder ständigen Ausstellung,Bekanntschaft schließen kann.Aber auch die von der LandschaftItaliens faszinierten Maler wie JanBoth, Cornelis van Poelenburchund Jan Baptist Weenix sowie derdeutschstämmige Nicolaus Knüp-fer gingen bei Bloemaert in dieLehre. Sie auf einen einheitlichenStil festzulegen, lag dem Meisterdabei fern.

Doch nicht allein die Schülerprofitierten vom „Bloemaert-Effekt“. Auch die vielen Kupfersti-che nach Bloemaerts Gemäldenund Zeichnungen dienten weithinals Anregung und Vorlage undtrugen so zu dessen bedeutendemEinfluss bei.

Für interessierte Laien wieExperten empfehlenswert ist dazuder Katalog. Zwölf Rendezvous imMuseum mit vertiefenden Blickenauf das Werk (März bis Mai don-nerstags 18 Uhr), zwei Workshops(31. März und 5. Mai 11 bis 15Uhr), eine Familienführung(1. April, 12 Uhr), ein Ferienpro-gramm (4. April, 10.30 Uhr) undeine Grand Finissage mit Jazz-Konzert (28. Mai, 11 Uhr) ergän-zen die Ausstellung.

Helga Schnehagen

Bloemaert-Ausstellung bis 28.Mai im Staatlichen MuseumSchwerin, Alter Garten 3, 19055Schwerin, Telefon (0385) 5958-100 (für Informationen), Internetwww.museum-schwer in .de .Geöffnet dienstags bis sonntags10 bis 17 Uhr, donnerstags 13 bis20 Uhr, ab 15. April dienstags bissonntags 10 bis 18, donnerstags12 bis 20 Uhr.

Bloemaerts Stilwar früher

der »Mainstream«

AAbbrraahhaamm BBllooeemmaaeerrtt „„DDiiee AAnnbbeettuunngg ddeerr KKöönniiggee”” ((11662244)):: WWuunnddeerrbbaarree PPrreemmiieerree Bild: Frank Hormann/dapd

AAuuss ddeemm FFrrüühhwweerrkk:: BBiisscchhooffffss „„FFrraauu aamm GGrraabbee”” ((11992211)) Bild: LO

Tradition derKunstakademie nach

Westen vermittelt

Landesweit bekannt wurdeHeinz Drache als Kriminalin-

spektor Harry Yates in FrancisDurbridges „Das Halstuch“. Dieses1962 ausgestrahlte sechsteiligeKriminalfernsehspiel war mit über80 Prozent Einschaltquote einStraßenfeger.

Drache hatte bereits zwei Jahrevorher in dem Edgar-Wallace-Spielfilm „Der Rä-cher“ mit MichaelBrixan einen De-tektiv gespielt,doch nun war erfür den Film aufdie Rolle des Er-mittlers festgelegt.„Der kultivierteS c h a u s p i e l e rstrahlt Durchset-zungsvermögenaus, ohne brutalzu wirken“, heißtes zu Recht im„Lexikon derdeutschen Film-und TV-Stars“. Dievon ihm verkör-perten smarten Ganovenjäger wa-ren forsch, aber nie ruppig oderburschikos, sondern vielmehr vonbritischer Eleganz. In dieser Rollewar Drache in einer Vielzahl vonEdgar-Wallace-Filmen zu sehen.

Nachdem die Edgar-Wallace-Mode abgeebbt war, wurde es ru-higer um den FilmschauspielerDrache. 1985 gab es ein kurzes Co-meback als SFB-„Tatort“-Kommis-

sar Bülow. Ganz bewusst wurdehier eine Nadelstreifen tragendeund Wein statt Bier trinkendeGegenfigur zum prolligen HorstSchimanski alias Götz George insLeben gerufen. Der Versuch flopp-te, nach sechs Folgen war Schluss.Angeblich waren die Drehbücherschuld.

Fernsehen und Kino ermöglich-ten dem „Inbegriffdes Inspektors“und seiner Fami-lie ein Leben inWohlstand, abersein Herz hing er-klärtermaßen amTheater. Dort warer anders als beimFilm nicht auf dieRolle des Ermitt-lers festgelegt undauch weniger ab-hängig von Mo-den und Trends.Der am 9. Februar1923 in Essen ge-borene Kauf-mannssohn hatte

das Glück, dass sein Talent für dieBühne bereits auf dem Gymna-sium entdeckt und während seinesKriegsdienstes von verständnisvol-len Vorgesetzten gefördert wurde.Nach dem Krieg holte ihn wie vie-le große Mimen seiner Zeit GustavGründgens in sein Ensemble. Am3. April 2002 starb der Krebskran-ke an einer Lungenentzündung inBerlin. M.R.

Ein letztes Mal vor dem EndeVor 75 Jahren änderte das Groß-Hamburg-Gesetz Preußens Grenzen

PR E U S S E N

»Ein fremder und wilder Stamm«Die Haltung König Friedrichs des Großen gegenüber Ostpreußen war gelinde gesagt ambivalent

Der 300. Geburtstag Friedrichsdes Großen ist Anlass für eine Be-trachtung über seine Beziehungzu Ostpreußen. Dieser Teil seinerHerrschaft hat ihn nicht be-sonders interessiert. Zeitseines Lebens hatte er eingespaltenes, zum Teil wider-sprüchliches Verhältnis undeine kühle Distanz zuOstpreußen.

Friedrichs des Großenpersönliche Einschätzungvon Königsberg und seinenBewohnern war wenigschmeichelhaft: „Müßig-gang und Langeweile sinddie Schutzgötter von Kö-nigsberg; denn die Leute,die man hier sieht, und dieLuft, die man hier atmet,scheinen einem nichts an-deres einzuflößen.“

Im Jahr 1735 begleitete erseinen Vater, König Fried-rich Wilhelm I. Er besuchteunter anderem Gumbinnenund Tilsit. Sein Urteil: „einwenig anständiger als Sibi-rien, aber nicht viel“. Bei dernächsten Reise, im Juli 1739,zeigte er sich durchaus be-eindruckt von der durch sei-nen Vater erfolgreich betrie-benen Kolonisation. Aus In-sterburg schrieb er an Vol-taire: „Preußisch-Litauen istdie blühendste unserer Pro-vinzen, die Schöpfung desKönigs, meines Vaters.“

Dem stehen von dersel-ben Reise besonders abwer-tende Bemerkungen anseinen Freund Jordangegenüber: „Wären Sie hier,so ließe ich Ihnen die Wahlzwischen dem artigsten li-tauischen Mädchen und derschönsten Stute von meinerZucht. Ihre Ehrbarkeit ärge-re sich hieran nicht; denn hier zuLande ist ein Mädchen nur da-durch von einer Stute unterschie-den, dass es auf zwei und dieseauf vier Füßen geht.“

Obwohl er die Absicht hatte,jährlich Reisen in seine, auch ent-fernt liegende Herrschaftsgebietezu unternehmen, gab es nur dreiAufenthalte im Gebiet Ostpreu-

ßens als König, nämlich 1740,1750 und 1753.

Während sein Vater Preußenmit besonderer Fürsorge bedachthatte, verspürte Friedrich keine

Sympathie für das, was das Landzu bieten hatte: Wälder und Seen,Pferde, einfache, unkomplizierteMenschen. Er liebte Musik, Philo-sophie, Literatur und Kunst, die

französische Sprache. Nie hat erKant (1724–1804), der nur zwölfJahre jünger war, gesprochen odereines seiner Werke gelesen. Auchandere deutsche Geistesgrößen

aus Ostpreußen wie Gottsched(1700–1766), Hamann (1730–1788) oder Herder (1744–1803) er-warben Geltung, ohne dass derKönig davon Kenntnis nahm. Sein

ebenso bündiges wie fal-sches Urteil lautete: „Magdies Land auch noch sofruchtbar an Pferden, so gutbestellt, so reich an Bevölke-rung sein, es liefert dochnicht ein denkendes Wesen… Wenn ich lange hierbleibe, verlöre ich meinbisschen Menschenver-stand.“ Aus seiner Einschät-zung sprach eine gewisse„voreingenommene Vorstel-lungsart“, wie Jürgen Luh esin seinem Werk „Der Große.Friedrich II. von Preußen“formuliert hat.

Um die aus seiner Sichtbestehenden Defizite zumildern, unterstützte Fried-rich II. bereits 1741 die Kö-nigliche Deutsche Gesell-schaft zur Pflege von Wis-senschaft und Kultur. ImJahr 1755 gestattete er denBau eines Theaters in Kö-nigsberg. An seine Schwe-ster Wilhelmine schrieb er:„Ich bin dabei, einem frem-den und wilden Stamme dieKünste aufzupfropfen.“

Friedrich besuchte dasLand allerdings weder zum200. Universitätsjubiläumim Jahr 1744 noch im Jubi-läumsjahr 1755 zur 500-Jahr-Feier der Stadt.

Immerhin schrieb er1752: „Ich habe die Erfah-rung gemacht, dass diePreußen feinen und gelenk-ten Geistes sind, dass sieGeschmeidigkeit besitzen.Man beschuldigt sie derFalschheit, aber ich glaubenicht, dass sie falscher sind

als andere. Viele Preußen habengedient und dienen noch mit Aus-zeichnung sowohl im Heer wie inder Verwaltung. Aber ich würdewider besseres Wissen reden,

wollte ich einen einzigen von de-nen, die ich persönlich kennengelernt habe, der Falschheit be-zichtigen.“

Wie wenig Friedrich sich fürPreußen engagierte, wird in sei-nem Verhalten im SiebenjährigenKrieg deutlich. Weil er nichtglaubte, die ferne Provinz gegendie russische Armee verteidigenzu können, zog er den bis dahinmit der Verteidigung betrautenFeldmarschall Lehwaldt ab undüberließ damit die Provinzschutzlos den Russen. Die preußi-schen Behörden, die Geistlichenund alle im Land gebliebenenAmtspersonen leisteten der Zarinden Treueeid. Das musste den Kö-nig gegen Land und Bevölkerungeinnehmen. Die vierjährige Kolla-boration bis 1762, als ZarPeter III., ein Verehrer Friedrichs,das Land wieder räumte, hat derP re u ß e n kö n i gnicht verziehen.Er hat danachOstpreußen niewieder betreten.Seine Fürsorgegalt nach demEnde des Krieges1763 vor allem den neuen Provin-zen Schlesien und später West-preußen. Für ihn war Ostpreußeneine undankbare Provinz, die nurdank seines Vaters kein wüstesLand mehr war. Er sah darin nureine Einnahmequelle und ein Sol-datenreservoir.

In seinem zweiten politischenTestament schrieb er 1768: „DiePreußen sind nicht ohne Geist,und es befinden sich unter ihnensolche, die gute Untertanen abge-ben, ausgenommen diejenigen,die in der Umgebung von Königs-berg wohnen; denn ihre zu weicheErziehung hat bisher nur Faulen-zer hervorgebracht. Ich habeGrund gehabt, mit dem Adel die-ses Königreichs ziemlich unzufrie-den zu sein; sie waren mehr rus-sisch als preußisch und außerdemaller Niederträchtigkeiten fähig,deren man die Polen zeiht. Jedoch

habe ich alles vergessen, nachdemich sie ihr Unrecht und meine Un-zufriedenheit habe fühlen lassen.Das Volk ist nicht bösartig.“

Die Zukunft seines Staates saher nur durch eine Expansion gesi-chert, möglich durch Erbschaftenund Eroberungen, das heißt „Er-werbungen durch das Recht derpassenden Gelegenheit“. Dabeiging es um die Frage, welche Ge-biete am besten zum Staat Fried-rich II. passten und ihn am bestenarrondieren konnten. Dazu gehör-te unter anderem das polnischePreußen. Das Königreich Preußensei von den anderen Staaten desKönigs abgeschnitten und lassesich im Kriegsfall nicht halten,falls Russland der Gegner sei. DieExpansion geschah durch Anne-xionen, beginnend 1772 mit derersten Teilung Polens. Die altepreußische Provinz sollte auf kö-

nigliche Weisungvom Januar 1773Ost-Preußen, dasakquirierte Ge-biet West-Preu-ßen genannt wer-den.

Ostpreußen alsProvinz des von Friedrich II. re-gierten Staates hatte Teil an allenMaßnahmen, die generell für dasHoheitsgebiet getroffen wurden.Selbst schrieb er: „Der jetzige Kö-nig wollte, dass die Provinz denanderen nicht nachstände.“ Aller-dings verweigerte er den Ständenim Gegensatz zu anderen Provin-zen ein landschaftliches Kreditsy-stem, die Errichtung einer Land-schaft.

Kaum ein anderes Leben undWirken eines Herrschers seinerZeit ist so gut dokumentiert wiedas Friedrichs, kaum einer hat soviele schriftliche Zeugnisse allerArt hinterlassen wie er. Sein Le-ben und seine Taten sind unend-lich weitgespannt und wider-sprüchlich. Das gilt auch für seinVerhältnis zu Ostpreußen. Es warkorrekt und lieblos.

George Turner

Er verübelte demLand das Arrangieren

mit der Zarin

Am 1. April 1937 verändertensich noch einmal PreußensGrenzen in nennenswerter

Weise. Da die Grenzverschiebun-gen vor allem den Großraum Ham-burg betrafen, trägt die entspre-chende gesetzliche Grundlagevom 26. Januar 1937 den Titel „Ge-setz über Groß-Hamburg und an-dere Gebietsbereinigungen“.

Hamburg hatte im 19. Jahrhun-dert und vor allem nach derReichseinigung und dem Zollan-schluss eine Blütezeit als „Deutsch-lands Tor zur Welt“ erlebt. Die Freieund Hansestadt war dabei über ih-re politischen Grenzen hinausge-wachsen. Bereits im Ersten Welt-krieg, aber vor allem in der nach-folgenden Weimarer Zeit hatte sichdie Hamburger Politik und Verwal-tung um eine Anpassung der poli-tischen Grenzen bemüht, war da-bei aber am preußischen Nachbarnund dem Föderalismus gescheitert.

Zu einer Wende kam es erst nachder „Machtergreifung“ der Natio-nalsozialisten. Dieses lag zum ei-nen an der Doppelfunktion Her-mann Görings als preußischer Mi-nisterpräsident und Beauftragterfür den Vierjahresplan. Diesesführte dazu, dass sich der Landes-fürst Preußens nicht auf das Betrei-ben preußischer Kirchturmpolitikbeschränken konnte, sondern ausureigenstem Interesse auch dieLeistungsfähigkeit der deutschenVolkswirtschaft im Auge habenmusste. Insofern musste es auch

ihm ein Dorn im Auge sein, dassder Wirtschaftsgroßraum Hamburgdurch die politische preußisch-hamburgische Grenze gespaltenwurde.

Erleichtert wurde die Grenzver-schiebung zudem durch den Zen-tralismus des Dritten Reiches, demzufolge die übergeordneten Reichs-interessen Vorrang zu haben hattenvor den Partikularinteressen derReichsländer. Nach dem Wechselvom Deutschen Bund zum Deut-schen Reich und der Umwandlungvom Kaiserreich zur Republik be-wirkte die NS-Machtergreifungweitere Zentrali-sierungsschübe inDeutschland.

Und die Spitzedieses Zentral-staates stand inder Person AdolfHitlers auch hin-ter dem Groß-Hamburg-Projekt.Wie es dazu kam, beschreibt Ham-burgs Bürgermeister Carl VincentKrogmann: „Eine Wende erfolgte,als Hitler die Modelle für dieHochbrücke und eine Landeanlagefür Überseefahrgastschiffe vorge-führt wurden, die in der Nähe derAltonaer Grenze gebaut werdensollten. Hitler fragte, warum dieLandeanlage nicht weiter westlichgeplant sei. Ich erwiderte, das seiAltonaer Gebiet, darüber könneHamburg nicht verfügen. So dürfenwir nicht denken, entgegnete Hit-ler, die Trennung von Altona und

Hamburg sei ein Unsinn.“ Anders-wo heißt es, dass Hitler die Unsin-nigkeit der Trennung von Altonaund Hamburg bewusst wurde, alser bei einer Fahrt auf dem Aus-flugsschiff „Jan Molsen“ vom Hafenaus elbabwärts sich selber ein Bilddavon machen konnte, wie sehrdas preußische Altona und dasselbstständige Hamburg mittler-weile zu einer Einheit verwachsenwaren.

Es ist bezeichnend für den da-mals erreichten Stand der Zentrali-sierung in Deutschland, dass diepreußisch-hamburgische Grenz-

veränderung nichtetwa durch einpreußisch-ham-burgisches, son-dern durch einReichsgesetz ge-schah. Unter-schrieben wurde

es von Hitler sowie dem Reichsin-nen- und dem Reichsfinanzmini-ster. Als vierte Unterschrift trug eszwar die des preußischen Minister-präsidenten, aber in dessen Eigen-schaft als Beauftragter für denVierjahresplan.

Hamburgs Arrondierung durchdas Groß-Hamburg-Gesetz führtezur Eingemeindung seiner bis da-hin preußischen Nachbarstädte Al-tona, Harburg und Wandsbek so-wie von 27 Gemeinden. Allerdingswurde auch vormals hamburgi-sches Territorium nun preußisch.Zu nennen ist hier vor allem Ham-

burgs alte Exklave an der Elbe-mündung Cuxhaven. Im Saldo ver-größerte sich Hamburgs Fläche von415 auf 745 Quadratkilometer unddie Einwohnerzahl stieg von 1,19Millionen auf 1,68 Millionen.

Wie der Titel des dieser Arron-dierung zugrunde liegenden Geset-zes bereits erahnen lässt, betraf esauch andere Gebietsbereinigun-gen. Das Ziel war es dabei insbe-sondere, historisch gewachsene,aber verwaltungstechnisch wider-sinnige Exklaven im norddeut-schen Raum zu beseitigen. Der Ar-tikel II über „andere Gebietsverei-nigungen“ betraf außer Preußenauch die Flächenländer Mecklen-burg und Oldenburg, begann abermit einer Regelung bezüglich derFreien und Hansestadt Lübeck. Dieeinstige Königin der Hanse verlorihre Reichsunmittelbarkeit. Siewurde der preußischen ProvinzSchleswig-Holstein zugeschlagen.

Heute sind die NS-Herrschaftund ihr Zentralismus ebenso Ge-schichte wie der preußische Staat,aber maßgebliche Bestimmungendes in der NS-Zeit beschlossenenund vor 75 Jahren in Kraft getrete-nen Groß-Hamburg-Gesetzes ha-ben bis heute Bestand. Hamburghat im Wesentlichen immer nochdie durch das Groß-Hamburg-Ge-setz erhaltenen Grenzen. Und Lü-beck ist immer noch nicht nurgeografisch, sondern auch poli-tisch Bestandteil Schleswig-Hol-steins. Manuel Ruoff

Viele Gesetzesteilehaben bis

heute Bestand

Anti-SchimanskiDer smarte Film-Ermittler Heinz Drache

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10 Nr. 13 – 31. März 2012

GE S C H I C H T E

Das „Sonnenkönigtum“ des „Son-nenkönigs“ hatte seinen Preis.Zum Ende der Regentschaft Lud-wig XIV. von Frankreich wurdendie Schulden seines Staates aufüber zwei Milliarden Livre ge-schätzt. Die jährlichen Zinsen be-liefen sich auf 90 Millionen Livre,rund 50 Prozent derSteuereinnahmen mussten alsofür Zinsen aufgewendet werden.

Grobe Schätzungen über dasfranzösische VolkseinkommenAnfang des 18. Jahrhundertsschwanken zwischen 1,2 und 2,4Milliarden Livre. Gemessen amVolkseinkommen ergäbe sich da-mit eine Verschuldung zwischen83 und 167 Prozent – heute wür-de man von griechischen Verhält-nissen sprechen.

De facto war der Staat also plei-te, weil auch die zukünftigenStaatseinnahmen bereits als Pfandveräußert worden waren. 1717, al-so zwei Jahre nach dem Tode desSonnenkönigs, äußerte sich derPräsident des Finanzrates, AdrienMaurice, Herzog von Noailles(1678–1766), zu der französischenFinanzlage wie folgt: „Die Staats-kasse ist absolut leer und die vonden Hauptsteuereinnehmern ein-gegangenen Schulden sind der-maßen hoch, dass sie den könig-lichen Staatsschatz bis 1718 voll-ständig aufzehren werden.“

Heute wie damals hatte dieSchuldenkrisedes Staates baldauch realwirt-schaftliche Fol-gen. Da der Staatkein Geld mehrhatte, seineGläubiger zu be-dienen, konntendie Gläubigerauch nicht mehrdie Lieferantenbefriedigen; die-se wiederumblieben auf ihrenForderungen sit-zen. Folglich stie-gen die Zinsenauf zweistelligeHöhen, Kreditewurden nochteurer, Investitio-nen noch unat-traktiver. Nachund nach gerietdas Vertrauen indas „System“ ins-

gesamt ins Wanken. Das wenigeGeld, das noch im Umlauf war,wurde lieber gehortet, anstatt eszu investieren, so dass das Geldwiederum knapper wurde; diePreise verfielen und so setzte einedeflationäre Entwicklung ein.Bauern und Adel waren gleicher-

maßen ruiniert, die Böden in derLandwirtschaft blieben unbestelltund das Handelsvolumen gingdrastisch zurück.

Statt nun in dieser Situation denallgemeinen Bankrott zu verkün-den, versuchte man es mit ande-ren Mitteln, die unschwer an die

heutige Euro-Krise erinnern: Am7. Dezember 1715 gab man neueAnleihen, namens „billets d’état“aus, machte einen Schulden-schnitt in Höhe von 66 Prozentbei Anleihen von knapp 600 Milli-onen Livre. Die Verzinsung derlangfristigen Anleihen wurde auf

vier Prozent gesenkt. Zudem bil-dete man am 24. März 1716 eineJustizkammer für Steuersünder.Zwar wurde gegen 8000 Personenermittelt und die Hälfte von ihnenauf Steuernachzahlungen von ins-gesamt 220 Millionen Livre undzu Gefängnis- und Galeerenstra-

fen verurteilt, doch auch diese In-stitution wurde Opfer der verbrei-teten Korruption. Die Wohlhaben-den erkauften sich derart vieleSonderregelungen, dass tatsäch-lich nur 95 Millionen Livre Steu-ern nachgezahlt wurden, zudemin Form der abgewerteten Renten-papiere. Die flächenmäßige Ver-folgung der „Steuersünder“ brem-ste die Wirtschaft insgesamt aus.Die Handels- und Finanzgeschäftenahmen ab; das Geld wanderte insAusland oder wurde gehortet.Schließlich schloss man die Justiz-kammer nach nur einjährigem Be-stehen im März 1717. Das Vertrau-en in die Währung und den Staatwar gebrochen und die nach wievor prekäre Lage rief nach einemGlücksspieler und Finanzjongleurwie John Law, der die Behebungaller Finanzprobleme des Staatesinnerhalb kurzer Zeit versprach.

Soweit hatte es kommen kön-nen, weil die Einnahmen wegeneines korrupten Steuersystems(siehe Kasten) zu niedrig warenund die Ausgaben zu hoch: ZweiKriege, der Pfälzische Erbfolge-krieg (1688–1697) und der Spani-sche Erbfolgekrieg (1701–1713)bluteten die französische Volks-wirtschaft finanziell aus. DieKriege verschlangen Unsummenan Geld und ein Großteil der Ko-sten wurde „auf Pump“ finanziert.In der Zeit des Spanischen Erb-folgekrieges waren die Staatsaus-

gaben von 175auf 264 Millio-nen Livre ange-wachsen. Hinzukam der extrava-gante, prunk-süchtige Lebens-stil Ludwigs XIV.,wobei Bauprojek-te wie dasSchloss von Ver-sailles nur dieSpitze des Eis-berges bildeten.So lagen dieStaatsausgabenim Todesjahr desKönigs, als derKrieg bereits be-endet war, nochbei 146 MillionenLivre. Und dasbei Einnahmenvon nur 69 Milli-onen Livre.Hinrich E. Bues/Mareike C. Bues

Anfang des 20. Jahrhundertsbegannen die Großmächteein Wettrüsten um die Vor-

herrschaft zur See. Die dafür ent-wickelten Schlachtschiffe wurdenimmer größer gebaut, mit schwe-reren Geschützen ausgerüstet underreichten stets höhere Geschwin-digkeiten. Nach dem Ersten Welt-krieg kam es durch die Washingto-ner Flottenkonferenz zu einer star-ken Einschränkung der Neubautenvon Kampfschiffen und zur Redu-zierung der Flotten. Allerdingsumgingen einige Großmächteschon bald das Abkommen; nachder Londoner Flottenkonferenz1936 wurden weltweit wieder gro-ße Schlachtschiffe gebaut.

Die USA begannen 1938 mit derPlanung von schnellen Schlacht-schiffen mit starker Feuerkraft zurBegleitung von Flugzeugträgern.Die vier Neubauten der sogenann-ten „Iowa“-Klasse gehörten mit ei-ner Geschwindigkeit von 33 Kno-ten zu den schnellsten gebautenSchlachtschiffen überhaupt, warenaber auch die letzten ihrer Art. ImJuni 1944 wurde die „Missouri“,

Spitzname „Mighty Mo“ als letzteEinheit der „Iowa“-Klasse als „BB-63“ in Dienst gestellt. Es handeltesich um ein großes stolzes Schiff.Mit einer Länge von 270,43 Me-tern war sie rund einen Meter län-ger als die „Titanic“. Die Verdrän-gung betrug zirka 45000, voll bela-den sogar 57 000 Standard-Ton-nen. Die Schiffsgröße wurde so ge-wählt, dass die Schleusen des Pa-namakanals noch passiert werdenkonnten und somit ein schnellerEinsatzwechsel zwischen dem At-lantischen und dem PazifischenOzean möglich war. Die „Missou-ri“ war neben zahlreichen kleine-ren Kanonen und Geschützen mitneun Geschützen des Kalibers 16ausgerüstet, sprich einem Durch-messer von 40,6 Zentimetern. DieReichweite dieser großen Geschüt-ze betrug 40 Kilometer, damit wardie Schiffsartillerie flexibel fürLand- und Seeziele einsetzbar.

Im Zweiten Weltkrieg war die„Missouri“ an der Schlacht im Pa-zifik gegen die Japaner um Iwoji-ma und Okinawa beteiligt, danachwurde sie mehrfach von Kamika-

ze-Fliegern angegriffen und be-schädigt. Nach der Teilnahme anden Angriffen auf Tokio lief die„Missouri“ in die Bucht von Tokioein, als die Japaner kapituliert hat-

ten. Auf dem Vordeck wurde am2. August 1945 die Kapitulations-urkunde in Gegenwart der Alliier-ten unterzeichnet. Der ZweiteWeltkrieg war beendet.

Als der Koreakrieg 1950 be-gann, war die „Missouri“ das ein-zige noch aktive amerikanischeSchlachtschiff, das sofort in dieKrisenregion entsendet werden

konnte. Später wurde es dann vonweiteren, reaktivierten Schlacht-schiffen unterstützt. In den ver-schiedenen Einsätzen im Korea-krieg wurden insgesamt über

7000 Geschosse aus den großen40,6-Zentimeter-Geschützen ab-gefeuert.

1955 wurde die „Missouri“ derReserveflotte zugeordnet, dasheißt, nur noch minimal instandgehalten und zur Ausbildung vonReservepersonal genutzt. Erst1986 wurde sie wieder von Grundauf überholt und brach als „zwei-te Jungfernfahrt“ zu einer Weltrei-se in der Endphase des KaltenKrieges auf, um ihre militärischeStärke, unterstützt durch die neueBewaffnung mit Marschflugkör-pern, zu demonstrieren. 1991wurden im Zweiten Golfkrieg inder Operation „Desert Storm“dann 28 Marschflugkörper vomTyp „Tomahawk“ gegen den Irakeingesetzt. Nach ihrer Rückkehrnahm sie an der 50-Jahre-Ge-denkfeier zum Angriff auf PearlHarbour teil und wurde nochSchauplatz für den Action-Film„Alarmstufe Rot“.

Am 31. März 1992 wurde die„Missouri“ nach insgesamt 16 Jah-ren und vier Monaten im aktivenDienst als letztes Schlachtschiff

der „Iowa“-Klasse offiziell außerDienst gestellt. Die grauen Gigan-ten zur See waren für die See-kriegsführung nicht mehr zeitge-mäß. 1998 wurde sie der „USSMissouri Memorial Association“übergeben, die die „Missouri“nach Hawaii schleppen ließ. Dorthat die „Mighty Mo“ in Pearl Har-bour ihren letzten Bestimmungs-ort als Museumsschiff gefunden.Das Schiff, auf dem die Japaneram Ende des Zweiten Weltkriegesdie Kapitulationsurkunde unter-zeichnet haben, liegt passenderWeise neben der Gedenkstätte fürdie „Arizona“, die 1941 beim ja-panischen Angriff auf Pearl Har-bour versenkt wurde, woraufhindie USA in den Krieg eintraten.

2009 wurde die „Missouri“ imTrockendock komplett überholt.Sie ist auch heute noch, 20 Jahrenach der Außerdienststellung, einDenkmal und Wahrzeichen fürdie frühere Seekriegsführung unddie Bedeutung der US-amerikani-schen Flotte. Jährlich zieht siemehr als 400 000 Besucher in ih-ren Bann. Britta Heitmann

Wo Japan im Zweiten Weltkrieg kapitulierteMit der Außerdienststellung der »Missouri« ging vor 20 Jahren die Ära der großen Schlachtschiffe endgültig zu Ende

Den Ausgaben des Staates standen im Wesentlichen vierEinnahmequellen gegenüber: erstens direkte Steuern,zweitens indirekte Steuern, drittens Darlehen und viertensder Verkauf öffentlicher Ämter. Jeder Bereich brachte dabeieigene Probleme mit sich und zeigte, dass die absolutisti-sche Monarchie zumindest in finanzieller Hinsicht nichtunabhängig war.

Die Steuerverwaltung in Frankreich war im Laufe derJahre quasi privatisiert und dezentral organisiert, höchst in-effizient und zudem korrupt geworden. Die Haupteinnah-mequelle bildeten direkte Steuern aus einer 1429 einge-führten Abgabe, „taille“ genannt, die wichtigste Einnahme-quelle des Staates. Hauptsächlich Bauern mussten dieseAbgabe tragen, während für den Klerus und den Adel zahl-reiche Ausnahmen galten. Seit 1699 wurde zusätzlich eineKopfsteuer (capitation) erhoben. Hinzu kam eine prozentu-ale Einkommenssteuer. Dieser Zehnte (dixième) oderZwanzigste (vingtième) wurde meist anlässlich außerge-wöhnlicher Ereignisse wie Kriegen oder Notlagen erhoben.

Diese direkten Steuern wurden von einer Gruppe vonPrivatiers kassiert, die sich in das lukrative Amt des Haupt-steuereinnehmers eingekauft hatten. Sie durften zwischen1,7 und 2,5 Prozent der eingetriebenen Steuermenge fürsich behalten. Da den Gemeinden Zahlungsfristen von bis

zu zwei Jahren eingeräumt wurden und sich damit dieSteuereintreibung stets verzögerte, bestand die Aufgabe derHauptsteuereinnehmer auch darin, den Zahlungsstrom anden Staat konstant zu halten und entsprechend die finan-ziellen Lücken mit Krediten zu überbrücken.

Indirekte Steuern wurden als Zölle, Umsatzsteuern undSalzsteuern erhoben. Diese Steuern wurden von der Ge-sellschaft der Hauptfinanzpächter eingetrieben, einem Kar-tell, das sich ebenfalls aus Privatiers zusammensetzte. DieFinanzpächter zahlten feste Pachtzinsen an den Staat.Überschüsse, die über das geschätzte Jahressteueraufkom-men hinausgingen, durften sie behalten, für Fehlbeträgemussten sie aus eigener Tasche aufkommen. Auch diese Fi-nanzpächter gewährten dem Staat bei Bedarf Darlehen, wo-bei sie zukünftige Einnahmen als Sicherheit erhielten.

Um dem Staat Geld leihen und/oder Verluste ausglei-chen zu können, gaben die Finanzpächter wiederum soge-nannte billets de ferme aus. Hierbei handelte es sich um einfestverzinsliches Kreditinstrument, das durch die Pachtge-winne gut gedeckt und entsprechend beliebt bei der Bevöl-kerung war.

Die Finanzpächter und Hauptsteuereinnehmer nahmenin der geschilderten Weise eine Mittlerrolle zwischen Staatund Bevölkerung ein. Je prekärer die finanzielle Lage desStaates war, desto bedeutender wurde die Aufgabe der Kre-ditbeschaffung durch die Hauptsteuereinnehmer und Ge-sellschaft der Hauptfinanzpächter. Diese Darlehen bildetendie dritte Einnahmequelle des Staates. In schöner Regelmä-ßigkeit bedurfte es ihrer – ganz wie in heutigen Zeiten –,weil der Staat über seine Verhältnisse lebte.

Einen vierten Einnahmeposten generierte der absoluti-stische Staat durch den Verkauf der Ämter in der Finanz-verwaltung, womit sich der Staat selbst der Korruptionauslieferte. Für die Privatiers, die sich diese Ämter kauften,bedeuteten sie hohe Gewinne. Die faktische Privatisierungder Steuereintreibung bedeutete auch, dass sich das Auf-kommen des Staates um den Anteil der Hauptsteuerein-treiber und Finanzpächter verminderte. Zudem war dasSystem nicht besonders effizient. Regelmäßig kam es zu er-heblichen Verzögerungen. Im Extremfall wurden die Steu-erforderungen erst mit sechsjähriger Verspätung gezahlt.Getragen wurde dieses kranke System von den Gruppender Minister, der Aristokratie und der Finanziers, die mit-einander durch ein Netz der Korruption verbunden waren.

H.E.B./M.C.B.

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»Die Staatskasse ist absolut leer«Am Ende der Regentschaft des »Sonnenkönigs« Ludwigs XIV. war Frankreich de facto pleite

Die Einnahmequellen

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Nr. 13 – 31. März 2012 11

LE S E R F O R U M12 Nr. 13 – 31. März 2012

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Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: „Sold und Ehre“ (Nr. 10)

Der Leitartikel findet meine vol-le Zustimmung. Ich kann nur beto-nen, dass Politiker, wenn sie vomVolk akzeptiert werden wollen,hohe moralische Maßstäbe undAnforderungen erfüllen müssen,sie müssen unbestechlich und ehr-lich sein und ihre ganze Kraft zumWohle der Menschen und demAnsehen des Landes einsetzen.Das gilt auch ganz besonders fürAbgeordnete, Regierungsmitglie-der und den Staatspräsidenten. Eskann und darf nicht sein, dass Po-litiker ganz nach Gutsherrenart beiall ihrem Handeln vor allem dar-auf aus sind, sich recht viele Vor-teile zu verschaffen. Was soll mandavon halten, dass unsere Land-tagsabgeordneten in Sachsen-An-halt sich monatlich eine Diätener-höhung von 850 Euro gönnen wol-len? Das zeugt von großer politi-

scher Instinktlosigkeit und wirddie Politikverdrossenheit im Landnoch größer werden lassen.

Auch der letzte Bundespräsidenthätte wissen müssen, dass mansich als Spitzenpolitiker keine Ver-fehlungen und Vorteilsnahmen lei-sten darf, weil sie einem eines Ta-ges auf die Füße fallen können,was ja auch prompt geschah.

Inzwischen fand auch der Gro-ße Zapfenstreich zur Verabschie-dung Wulffs statt. Horst Seehoferwürdigte Wulffs nur 20-monatigeAmtszeit, indem er betonte, Wulffhabe sich um ein weltoffenesDeutschland bemüht und wichti-ge Impulse für Toleranz, Reli-gionsfreiheit und Menschenrech-te gegeben. Das bezieht sich aufÄußerungen Wulffs zu Beginn sei-ner Amtszeit, als er sagte: „DasChristentum gehört zu Deutsch-land, das Judentum gehört zuDeutschland und auch der Islam

gehört inzwischen zu Deutsch-land.“

Rein objektiv gesehen kann mandas so sagen, kein Wunder beimehreren Millionen Moslems inDeutschland. Wulff erhielt ja dannauch Zustimmung von moslemi-schen Würdenträgern. Anderenwiederum gefielen Wulffs Äuße-rungen weniger. Viele Menschenin Deutschland wollen keine Über-fremdung, sie wollen auch keineMultikulti-Gesellschaft. Wobei wirin Deutschland schon wieder auf-passen müssen, dass wir von denpolitisch korrekten „Gutmen-schen“ nicht mit der Faschismus-Keule erschlagen werden, wennwir Kritik üben an der offiziellen„Hereinspaziert-Politik“ derBundesregierung.

Ein deutscher Bundespräsidentmuss eine Respektsperson sein,die hohes Ansehen und Achtungin breiten Volksschichten genießt.

Ich denke da unwillkürlich an denalten Generalfeldmarschall desKaisers, Paul von Hindenburg,Held von Tannenberg, der die Ko-sakenschwadronen aus Ostpreu-ßen hinauswarf. Leider gab es1944/45 in Ostpreußen keinenzweiten Hindenburg, der die russi-sche Dampfwalze stoppen konnte.

Bundespräsident Gauck wird esauch nicht leicht haben. Er wirdbesonders in Mitteldeutschlandvon vielen abgelehnt. Man meint,er rede zwar viel von Freiheit, seiaber für die Hartz-IV-Gesetze, fürden Einsatz der Bundeswehr inAfghanistan und hätte erst imHerbst 1989 den Schutz der Kir-che verlassen und sein Herz fürdie Opposition entdeckt. Auchmeint man, dass einem Pfarrerdas Sakrament der Ehe im Allge-meinen viel bedeutet.

Bernhard Ax,Halle

Zu: „Siebenfaches Werben fürRusslanddeutsche“ (Nr. 10)

Der Bericht gibt auch Anlass,über das Verhalten deutscher Po-litik gegenüber unseren Lands-leuten aus der früheren UdSSR,der Sowjetunion, zu sprechen.

Nachdem die WolgadeutschenSchreckliches durchmachenmuss ten, was viele nicht überleb-ten, wurden sie schließlich reha-bilitiert. Sie durften auch in dasLand ihrer Vorfahren zurückkeh-ren. Wenn ihnen die Ausreise frü-her gelungen war, wurden sie vondeutschen Politikern medienwirk-sam mit großen Worten empfan-gen.

Aber jetzt begannen plötzlichdeutsche Politiker nach einigerZeit auf einmal ganz im Gegen-satz zu ihren vorherigen RedenSchwierigkeiten aufzubauen. DieRegierung setzte bürokratischeHindernisse. Den Zuzug mussteman sich noch im Herkunftslandgenehmigen lassen. Dort musstensogenannte Sprachtests bestan-den werden, die nicht wiederhol-bar waren. Hieran nahmen vieleschon nicht teil und ein Großteilblieb bei diesen Tests auf derStrecke.

Deutsche Politiker begründendiese Sprachtests als Nachweis,dass man sich zur deutschen Kul-tur bekannt habe; und das unter

einem kommunistischen Regime,in dem sie als Deutsche, zu Staats-feinden erklärt, aller bürgerlichenRechte beraubt waren undschwerste Arbeit zu verrichtenhatten, ja das Deutschsein verbo-ten war.

Der seinerzeitige niedersächsi-sche Innenminister Heiner Bart-ling (SPD) forderte eine Begren-zung des Zuzuges dieser Lands-leute. Sie sollten nur noch aufge-nommen werden, wenn sie nach-weisen konnten, dass sie wegenihrer deutschen Abstammung be-nachteiligt wurden („Die Welt“,13. März 2001).

Und auch hier wieder das nachVerschleppung und jahrelanger

Zwangsarbeit (Trudarmija, Gulag,unter Kommandanturaufsicht mitständiger Meldepflicht); eineRückkehr in die deutsche autono-me Wolgarepublik war nicht gege-ben. Nach neuer gesetzlicher Re-gelung können deutsche Elternnichtdeutsche Kinder haben. Un-ter Zwillingsbrüdern wurde einerals Deutscher anerkannt, der an-dere nicht.

Ein weiterer Faktor zur Steue-rung des Zustroms war die Bear-beitungsdauer. Während man vor-her bei viel größerer Zahl der auf-genommenen Aussiedler ein biszwei Jahre brauchte, verlängertesich die Bearbeitung der Anträgeauf fünf bis sechs Jahre.

Schließlich wurden die Schwie-rigkeiten für Deutsche aus Russ-land so hoch geschraubt, dass imJahre 2005 nur noch 216 den Testbestanden haben.

Die Bundesrepublik erklärt sichdoch wegen des Geburtenrück -ganges als Einwanderungsland.Aber dem Zuzug eigener Lands-leute werden möglichst viele Stei-ne in den Weg gelegt. Dabei han-delt es sich hier um überwiegendjunge Leute, was besonders inter-essant sein müsste.

Es ist weit gekommen mit Ei-nigkeit und Recht und Freiheit imdeutschen Vaterland.

Ernst Weber,Hannover

Klingt zu friedlich

Zeit zur Trauer nehmen

Zu: „Kleiner Zäpfchenstreich“(Nr. 11)

Nun ist der an sich selbst ge-scheiterte Kurzzeitpräsident Wulffalso weg. Weg? Nein, eigentlichnur woanders, unverdient verab-schiedet mit einem Großen Zap-fenstreich, dabei begleitet vom un-überhörbaren Protest der Bürger,aber eben auch schon bald fürst-lich ausgestattet mit jährlich199000 Euro „Ehrensold“ (was fürein Hohn!), einem Dienstwagenmit Chauffeur sowie einem Büronebst Mitarbeiter und Sekretärin.

Besser kann man den Nieder-gang von Werten, Tugenden undMoral in Deutschland kaum be-schreiben. Herr Wulff mit seinerMitnahmementalität ist, womög-lich als Spitze des Eisberges, be-redtes Beispiel dafür, dass zahlrei-che Vertreter der politischen Ka-ste in Sonntagsreden zwar Wasserfür das gemeine Volk predigen,selbst aber sogar im Alltag nurWein trinken. Zynischer geht’snicht! Guido Schümann,

Itzehoe

Zu: „Kind des Zeitgeists“ (Nr. 11)

Zu diesem Artikel eine ergän-zende Betrachtung: Heutzutage istoft von Elite die Rede. Gemeintsind damit diejenigen, die sich imöffentlichen Leben in höheren Po-sitionen befinden. Man mussunterscheiden zwischen einer sol-chen „Elite“ und einer echten Elite.Eine echte Elite zeichnet sich ausdurch ein Mehr an Pflichten, einMehr an Leistung und ein Mehr anVerantwortungsbewusstsein. Eineechte Elite wird von der großenZahl des Volkes anerkannt. DieMenschen nehmen sich ein Bei-spiel an ihr und orientieren sich anihr. Friedrich Carl Albrecht,

Burgdorf-Ehlershausen

Zu: „Tod in der Manege“ (Nr. 10)

Als Neuabonnent bedanke ichmich zuerst einmal für Ihre re -daktionelle Arbeit und erfri-schend andere – will sagen offe-nere – Berichterstattung. Einigemeiner Bekannten schmökernauch gerne in der PreußischenAllgemeinen Zeitung.

Ich bin aber nicht nur Preußen-,sondern auch Natur(schutz)-Freund. Daher mein folgenderKorrekturhinweis zu dem Artikelzum Tode von Prof. Dr. BernhardGrzimek: Die überaus erfolgrei-che Sendung hieß nicht „Ein Herzfür Tiere“ (wie eine Zeitschrift),sondern „Ein Platz für Tiere“.

Horst Mauer,Vordertaunus

Ein Platz für Tiere

Echte Elite

Zu: „Tod eines Schlichters“ (Nr. 11)

In dem Artikel schildern Siehervorragend die Zustände imBerliner Bezirk Neukölln undstellen dann zum Schluss dierichtige Frage.

Allerdings habe ich einen Kri-tikpunkt. Rechts neben dem Fotosteht: „Einige riefen: „Es gibt kei-nen Gott außer Allah.“ Dasstimmt so nicht! Dazu gibt es ge-nügend Filme auf Youtube. Wennschon, denn schon, riefen sie „Al-lah u Akbar“. Das ist ein kleiner,aber feiner Unterschied. WolltenSie damit verhindern, dass derLeser beim Anblick dieses „Trau-erzugs“ Assoziationen bekommt,er so zum Beispiel an die Aufmär-sche der Palästinenser im Gaza-Streifen, an Fahnenverbrennun-gen in Pakistan oder an das Absä-beln von Köpfen Ungläubiger vorlaufender Kamera erinnert wird?So ein „Es gibt keinen Gott außerAllah!“ klingt ja fast friedlich wieBekenntnisse bei einer katholi-schen Fronleichnamsprozession.

Übrigens bringt Joachim Wagnerin seinem Buch „Richter ohne Ge-setz“ weitere Beispiele über die Tä-tigkeit sogenannter islamischer„Friedensrichter“ und wie dadurchder deutsche Rechtsstaat ausge-höhlt wird. Barbara Gertloff,

Fürth

Zu: „Bizarre Trauer“ (Nr. 7)

Auf dem Ostpreußentreffen2011 in Erfurt hat Erika Steinbachden Goethepreisträger RaymondAron zitiert: „Der Charakter unddie Selbstachtung einer Nationzeigen sich darin, wie sie mit ih-ren Opfern der Kriege und mit ih-ren Toten umgeht.“

Egal ob Dresden oder der Sol-datenfriedhof in Halbe, zuerstwird heute danach gefragt, obauch die Rechtsextremen den Ge-denktag zu einer Demo nutzen.Fürwahr bizarr, dass an einem 13.Februar in Dresden 6000 Polizi-sten aufgeboten wurden, um 200bis 300 Rechte abzuschirmenoder aber von linker Gewaltbe-reitschaft fernzuhalten.

Wo waren denn die Dresdeneran diesem Tag? In einer Großstadt

wie Dresden gab es gerade einmaldoppelt so viele Trauernde wieOrdnungshüter. Im Bewusstsein,an ein Kriegsverbrechen zu erin-nern, das nicht Kriegsverbrechengenannt werden darf, einfach undoffen die Dinge zu benennen dievor 67 Jahren passiert sind – daswäre wahre Größe gewesen, auchvon einem Ersten Bürgermeister.

Wir Deutschen sollten uns an soeinem Tag angewöhnen, auch ande-ren Nationen den Spiegel vors Ge-sicht zu halten und uns das Rechtund die Zeit zur Trauer nehmen.

Es hätten Hundertausende Trau-ergäste sein müssen, die auf denStraßen der betroffenen Innenstadtund an der Elbe der Opfer gedachthätten, da wären 200 oder 300Rechte hoffnungslos verloren ge-wesen. Andreas Weiß,

Berlin

Wein im Alltag

Zu: „Kohls fataler Irrtum“ (Nr. 9)

Dass in unserem Land etwasfaul ist, spüren viele Bürger schonseit langem. Dass aber unser Landvon einem Bankrott ernsthaft be-droht ist wegen der unverant-wortlichen Maßnahmen desChefs der Europäischen Zentral-bank und gewissenloser Regie-rungen südeuropäischer Staaten,diese Nachricht wird viele über-raschen. Leider trifft unserenBundestag auch eine gehörigeMitschuld, indem er der Bundes-kanzlerin zu lange kritiklos undblind gefolgt ist.

Jetzt hilft uns nur noch energi-scher Widerstand gegen dieBlindheit und Naivität unsererPolitiker. Desgleichen müssen wireinigen der Euro-Staaten signali-sieren, dass wir es satt haben,

weiterhin den Zahlmeister zuspielen. Diese meinen, wir habenkeine andere Wahl. Die Wirklich-keit sieht anders aus.

Es gibt gottlob den Computer,der jedem, der wissen will, waslos ist, Auskunft erteilt, der je-dem erlaubt, seinem Abgeordne-ten mitzuteilen, was er will. Derihm Auskunft gibt über wichtigeZusammenhänge, über die dielandläufige Presse nur unzurei-chend berichtet. Es geht um denESM-Vertrag und um unsere Zu-kunft.

Der Computer bietet eine billigeund zuverlässige Quelle der In-formation. Die Internet-Adresselautet: www.abgeordneten-check.de.Und bedenken Sie bitte: Ohne un-seren Protest ändert sich totsichergar nichts. Rudolf H. Doblin,

Osterholz-Scharmbeck

LeckerbissenZu: „Moment mal!“ (Nr. 11)

Nachdem ich Klaus Rainer Röhlschon als Student in Göttingen in„konkret“ mit mehr oder (meist)weniger Zustimmung gelesen habe,schlage ich heutzutage als Abon-nent der PAZ immer zuerst dieSeite 8 auf, um zu sehen, ob „Mo-ment mal!“ da ist. Das ist immerein besonderer Leckerbissen, weilRöhl die wichtigen Fragen derGegenwart auf den Punkt bringt.

Dr. Hans Georg von Heydebreck,Stadthagen

Zu: „EU will Polen disziplinieren“(Nr. 11)

Ein Verband, einst ins Leben ge-rufen, um ein friedliches Zu-sammenleben der Völker Europaszu gewährleisten, wird nun zu ei-nem Instrument, mit dem man ein-zelne Länger knechten kann – es isteine Schande! Und ich hätte esnicht für möglich gehalten, dass wireinmal auf die Standhaftigkeit Po-lens setzen müssen, um so unsinni-ge Vorhaben wie einen angeblichenKlimaschutz zu verhindern. Ichhoffe, dass die polnische Regierungtapfer durchhält! Jochen Reimar,

Berlin

Tapferes Polen!

Nicht hingeschautZu: „Die Mär vom preußischenMilitarismus“ (Nr. 10)

Natürlich gab es Militarismusin Preußen. In dem Artikel gehtder Autor mit keiner Silbe dar-auf ein, was man eigentlich unterMilitarismus versteht. Das ist dieDominanz des Militärischen inStaat und Gesellschaft. Militäri-sche Werte und soldatische Ver-haltensweisen durchdringen dasAlltagsleben, Kriege werden alsMittel zur Durchsetzung macht-politischer Interessen als unver-meidbar angesehen. Eben daswar charakteristisch für Preu-ßen. Unter Bismarck, auch dasist Preußen, galt die Armee sogarals Schule der Nation. Wer nichtgedient hatte – galt nicht alsrichtiger Mann. Der Reserveoffi-zier, eventuell mit Monokel, ja,der war schon was.

Der Autor aber schreibt: „Wergenau hinschaut, wird im klas-sischen Preußen keinen An-haltspunkt für … Militarismusfinden.“ Da hat er eben nichtgenau hingeschaut. Oder ist ergar selbst ein Militarist, ohne eszu merken?

Dr. Alfred Unterberger,Berlin

Gauck wird es nicht leicht haben – Muss Respektsperson sein

Protestieren Sie! Ehrlicher werdenZu: „Schulpolitik in der Sackgas-se“ (Nr. 10)

Ist es nicht erschreckend, dasswir nach über 40 Jahren immernoch die gleichen Probleme ha-ben? Dabei ist es ganz einfach. Je-der Mensch ist wichtig, solltegleich viel wert sein in unserer Ge-sellschaft! Leider möchten nurganz wenige diese Wahrheit leben.Sie werden gezwungen durch Vor-gaben, ihre Talente und Begabun-gen zu verschweigen. Somit passenalle schön ordentlich in viele klei-ne Schubladen. Wir schreiben, re-den und nur wenige packen es an!Bin sehr neugierig, wie lange diesnoch so weiter gelebt wird. Ichwünsche mir, dass die Menschenwieder ehrlicher zu sich und zuanderen werden. Patricia Salberg,

Berlin

Der Zuzug eigener Landsleute wird bürokratisch und gesetzlich behindert

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MELDUNGEN

Enzyklopädiender Verwaltung

Königsberg – Die Königsberger Ge-bietsverwaltung hat eine offizielle„Große Enzyklopädie der Kalinin-grader Oblast’“ herausgegeben. DasWerk behandelt in etwa 2500 Arti-keln die Geschichte des Königsber-ger Gebietes zwischen 1945 und2010 und wurde in mehr als vier-jähriger Arbeit von über 50 Auto-ren erstellt. Der einzige behandeltedeutsche Ostpreuße ist der Königs-berger Pastor Hugo Link, der bis zuseiner Vertreibung im sowjetischbesetzten Königsberg als Seelsorgerwirkte. Zeitgleich gab die Gebiets-verwaltung eine Enzyklopädie der„Kleinstädte in der KaliningraderOblast’“ heraus, die im Gegensatzzum erstgenannten Werk auch dieZeit vor der sowjetischen Beset-zung aufgreift. T.W.W. Der Professor Ryszard Gór-

ecki ist für eine Amtszeitvon vier Jahren zum Rek-

tor der Ermländisch-MasurischenUniversität (UWM) in Allensteingewählt worden. Eine Zäsur istnicht zu erwarten. Vielmehr er-klärte der Frischgewählte, der die-ses Amt bereits von 1999 bis 2008ausgeübt hat, sein Interesse an ei-ner Zusammenarbeit mit seinemVorgänger, dem Professor JózefGórniewicz.

Von den 3000 Mitarbeitern und30 000 Studenten der UWM wa-ren 400 zur Wahl zugelassen. DieHälfte der Wahlberechtigten stell-te die Gruppe der Wissenschaftlermit Professorentitel oder einerHabilitation. Rund ein Viertelmachten die übrigen in Forschungund Lehre tätigen Wissenschaftleraus. Der Rest der Stimmberechtig-ten entfiel auf die Studenten-schaft sowie das technische- undVerwaltungspersonal. Nach einemlangwierigen Verfahren gewannGórecki bereits im ersten Wahl-gang mit knapper Mehrheit. ImAnschluss an seine Wahl stellte ersein Führungsteam vor undschlug vor, seinen noch bis EndeSeptember im Amt verbleibendenVorgänger mit einer Ehrenstelleim Senat sowie der Stelle eines

Sonderberaters an der Hochschu-le zu versorgen. Górniewicz lehn-te dieses jedoch ab und bekunde-te vielmehr seinen Willen, sichkünftig ausschließlich Aufgabenim Bereich der Forschung undLehre zu widmen.

Sodann präsentierte der neugewählte Rektor seine Pläne undVorhaben für die Weiterentwick-lung der einzelnen Fakultäten.Mit der Begründung sinkenderBewerberzahlen für ein Studiumsprach er sich für eine Stärkungder Forschung auf Kosten derLehre aus. Des Weiteren sprach ersich für eine Förderung der Na-turwissenschaften aus. Insbeson-dere sollen zukunftsorientierteStudiengänge wie Humanmedi-zin, Biotechnologie, Ernährungs-

wissenschaften und Ingenieurwe-sen gefördert werden als Fach-richtungen, deren Absolventen inder Volkswirtschaft im In- undAusland am schnellsten einge-setzt werden können. Als wichti-

ge Maßnahme zur Karriereförde-rung der Hochschulabsolventenbetrachtet Górecki die Vermitt-lung von Fremdsprachenkennt-nissen. Auf einem Treffen wäh-rend der Wahlkampagne unter-strich er die Wichtigkeit von Eng-lisch als erster und Deutsch alszweiter Fremdsprache, wobei erdie Sprache des direkten west-lichen Nachbarn für besonderswichtig hält. Die Verbesserungder Kenntnis dieser Sprachen sollunter anderem durch das Engage-ment der entsprechenden Lehr-stühle für englische und deutschePhilologie sowie den weiterenAusbau des Fremdsprachenunter-richts erreicht werden.

Des Weiteren stehen auf derAgenda einige wichtige Bauvor-haben, die teilweise noch in derPlanung, teilweise bereits vor derAusführung stehen. In erster Liniesollen neue Gebäude für die Sozi-al-, Wirtschafts- und Rechtswis-senschaftlichen Fakultäten errich-tet werden. Dafür müssen zu-nächst hohe Zuschüsse gewon-nen, eventuell auch Kredite auf-genommen werden. Nach der Fer-tigstellung eines neuen Baukom-plexes im vergangenen Jahr, indem das Informatikzentrum fürdie gesamte Region untergebracht

ist, der Instandsetzung der Unter-suchungshalle für Ernährungs-wissenschaften und der Übergabeeiner neuen Schwimmhalle imFebruar dieses Jahres soll damitein weiterer Schritt in Richtung

Ausbau dieser wichtigsten Hoch-schule zwischen Warschau undDanzig getan werden. Mit demVorantreiben wissenschaftlicherUntersuchungen und einer zu-kunftsorientierten Lehrtätigkeitsoll der weitere Aufstieg der Uni-versität vorangebracht werden. Ei-nes der Hauptziele sieht Góreckiin einer weiteren Rangerhöhungder UWM, die heute zwischenPlatz 33 und 35 unter allen Hoch-schulen in der Republik Polenrangiert. Unter den zurzeit 20 be-stehenden Universitäten der Re-publik, die über ein volles wissen-schaftliches Forschungsspektrumverfügen, nimmt die AllensteinerAlma mater einen sehr hohenPlatz ein und folgt traditionsrei-chen Unis wie der Krakauer, War-

schauer, Posener, Breslauer, Thor-ner, Lubliner, Lodzer, Danzigerund Kattowitzer. Auch wenn dieAllensteiner Uni erst 1999 ausdem Zusammenschluss der frühe-ren Pädagogischen Hochschule,der Landwirtschaftlich-Techni-schen Akademie und dem Prie-sterseminar entstanden ist, konn-te sie sich mit ihren unverkennba-ren Leistungen und internationa-lem Prestige längst behauptenund inzwischen die Universitätenvon Stettin, Bromberg, Grünberg,Oppeln, Kielce oder Białystokweit abhängen. Der Grund fürdiesen spektakulären Erfolg liegtvor allem in dem vielfältigen An-gebot an Studiengängen und demhohen Ansehen mehrerer natur-wissenschaftlicher Fächer iminternationalen Vergleich. Nichtminder um eine internationaleZusammenarbeit und eine damitverbundene Anerkennung sindauch die geisteswissenschaft-lichen Fakultäten bemüht. Alssichtbares Zeichen für die engenKontakte zur BundesrepublikDeutschland sei eine mit deut-schen Theologen geplante Tagunggenannt, die im September diesesJahres an der Fakultät für Theolo-gie der UWM stattfinden wird.

Grzegorz Supady

Neuer Rektor für Universität in AllensteinRyszard Górecki will die Forschung und die Naturwissenschaften fördern

Die offizielle Internetseite der Kö-nigsberger Stadtverwaltung lässteinen Abriss des in der Altstadtstehenden Gebäudes befürchten.Doch es regt sich Widerstand un-ter den Bewohnern.

Das Gebäude ist Ende des 18.Jahrhunderts erbaut worden undliegt in einer Ecke Königsbergs, inder sich die Atmosphäre und dasKolorit des alten Königsbergs er-halten haben. Heute sind in demGebäude, an dem seit Jahrzehn-ten keine Reparaturen mehrdurchgeführt wurden, die Büroseiniger Firmen, aber auch vonNichtregierungsorganisationen(NGO) untergebracht. Als der Lei-ter einer dieser Organisationen

über die offizielle Internetseiteder Stadtverwaltung davon erfuhr,dass das Gebäude zum Verkauf anmöglichst einen Investor angebo-ten wird, hat ihn dieses zutiefstbeunruhigt. Wenn ein einzelnerKäufer das Haus erwerben würde,wäre nämlich damit zu rechnen,dass dieser es nicht restaurieren,sondern eher abreißen lässt, umein Grundstück in bester Lage imStadtzentrum für eigene Zweckenutzen zu können.

Die Vertreter aller im Oberroll-berg [Copernicusstraße] 2/4untergebrachten NGOs beschlos-sen deshalb, sich für den Erhaltdes Gebäudes einzusetzen, indemsie beantragten, es in die Liste derzu erhaltenden Architekturdenk-

mäler aufzuneh-men. Ein neuerEigentümer müs-ste dann dieRichtlinien desDenkmalschutzeseinhalten undsich zum Erhaltdes Gebäudes inseiner ursprüng-lichen Form ver-pflichten. Ein Ab-riss wäre damitnicht mehr mög-lich.

Daraufhin de-mentierten dieA b g e o rd n e te ndes Kreisrates derStadt Königsbergdas Gerücht, dassdas alte Königs-berger Gebäudeabgerissen wer-den solle. Die Ab-teilung der staat-lichen Denkmal-schutzbehördebei der Regional-regierung beteu-erte, es sei schonseit langem vor-gesehen, das Ge-bäude unterDenkmalschutzzu stellen, unddeshalb auch eine Akte mit dennotwendigen Dokumenten erstelltworden. Nun ist geplant, das Hausvon Spezialisten aus Moskau oderSt. Petersburg begutachten zu las-sen. Wenn sie ihre staatliche kul-turhistorische Expertise erstellthaben, soll die endgültige Ent-scheidung über den Zustand undden Wert des Hauses fallen.

Der Kulturbeauftragte desGouverneurs ging noch einenSchritt weiter. Er regte an, nichtnur das eine Gebäude, sondernauch die angrenzenden Nach-barhäuser aus der Vorkriegszeitunter Denkmalschutz zu stel-len.

Der Oberrollberg, in dem dasHaus steht, liegt in einem der

ältesten Stadtteile der Altstadt,deren Besiedlung bereits im 14.Jahrhundert begann. Auf derAnhöhe in der Nähe des Pre-gels entstanden Häuser undspäter auch die Straße Ober-rollberg. Der Stadtteil wuchsschnell und war im 19. Jahr-hundert fast vollständig mitkleinen Häusern bebaut, die

von Zeit zu Zeit umgebaut wur-den.

Einige Historiker glauben, dasssich unter dem Gebäudefunda-ment noch Kellerräume oder Re-ste noch älterer Häuser befinden,die von kulturhistorischem undstadtgeschichtlichem Interessesein könnten.

Jurij Tschernyschew

Kampf für ein Stück altes KönigsbergMit dem Oberrollberg 2/4 ist eines der letzten älteren Häuser aus der Vorkriegszeit vom Abriss bedroht

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SAS bietet neue Flüge an

Königsberg – Die skandinavischeFluggesellschaft SAS bedient jetztwieder die Linie Kopenhagen–Kö-nigsberg. Ein Flugschein für dieeinfache Strecke kostet dabei gut100 Euro in der Economy-Klasse.Flüge werden zunächst jeweilsmittwochs angeboten. Für die Zu-kunft wird eine Erhöhung der Flug-frequenz angestrebt. T.W.W.

Rohrbruch imStaatsarchiv

Königsberg – Im KönigsbergerStaatsarchiv hat es einen Wasser-rohrbruch gegeben. Dabei wurdeeine bisher unbekannte Anzahl anDokumenten aus sowjetischerZeit beschädigt. Bereits im Jahre2006 war es im chronisch unterfi-nanzierten Staatsarchiv zu einemWasserschaden gekommen. Da-mals wurden über 1500 Doku-mente zerstört. T.W.W.

Nr. 13 – 31. März 2012

Knappe Mehrheit im ersten

Wahlgang

Górecki stand bereitsvon 1999 bis 2008 an

der Spitze der Uni

Widerstand seitensder Mieter

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Aufrüstung geplant

Königsberg – Die Ausrüstung derim Königsberger Gebiet stationier-ten russischen Truppen soll grund-legend modernisiert werden. Dasteilte der Kommandierende Gene-ral des westlichen russischen Mili-tärbezirkes, Generaloberst ArkadijBachin, mit. Bis zum Jahr 2020 istgeplant, insgesamt sieben Zehntelder militärischen Ausrüstung imKönigsberger Gebiet zu erneuern.Noch in diesem Frühjahr werdenim Königsberger Gebiet Raketenab-wehrsysteme vom Typ S-400 „Tri-umph“ stationiert, mit denen manden augenscheinlich gegen Russ-land gerichteten Rüstungsprogram-men der USA im östlichen Europabegegnen will. Die Marine in Kö-nigsberg soll ab diesem Frühjahrzwei moderne Atom-U-Boote vomTyp 955 sowie vier Kriegsschiffeübernehmen. Beim Heer der Exkla-ve sollen 100 in Russland herge-stellte gepanzerte Fahrzeuge deszum Fiat-Konzern gehörenden ita-lienischen Nutzfahrzeugherstellers„Iveco“ eingeführt werden. T.W.W.

14 Nr. 13 – 31. März 2012

sie ist schon eine Wissenschaftfür sich, die ostpreußische Na-menskunde. Nicht nur die drei-oder viermaligen Umbenennun-gen, dazu noch in andere Spra-chen, machen Schwierigkeiten. Eskommt noch die Unleserlichkeitalter Urkunden hinzu, die indeutscher Schrift gehalten sind.Und jetzt macht sich immer mehrbemerkbar, dass manche Namennur mündlich weitergegebenwurden, und die Nachgeborenenkönnen nicht mehr enträtseln, woihre Vorfahren herkommen. Dabeginnt das Suchspiel mit allenmöglichen Irrungen und Verwir-rungen, und schließlich heißt es:Ostpreußische Familie hilf! Undsie tut es, wenngleich es auch beiihr manche Holzwege gibt. Aberwie sie es tut, mit welcher Mühe,welchem Eifer, welcher Akribie –das ist schon bewundernswert.

Blättern wir da einmal als Bei-spiel die „Suchfrage Elfi Damian“auf. Die 90-jährige Hamburgerinhat mütterlicherseits ostpreußi-sche Vorfahren, und wir hattenschon einmal nach deren Her-kunftsorten gefragt, leider ohneErfolg. Dann erschien kurz vorWeihnachten ein Bericht in derPAZ über diese agile Ostpreußinals Deutschlands aktivste Wahl-kampfhelferin, in dem auch er-wähnt wird, dass Frau Damiannoch immer den Ort Kanischkensucht, das Heimatdorf ihrer Groß-mutter. Sie war vor einigen Jahrenmit ihrem Sohn nach Ostpreußengereist und sie hatte nach diesemund weiteren Orten geforscht,aber die Suche erwies sich alsmühsam und führte lediglich zuTeilergebnissen. So erwähnte un-sere Redakteurin Manuela Rosen-thal-Kappi in dem Bericht, dassFrau Damian weiter nach „Ka-nischken“ sucht, denn sie willtrotz ihres hohen Alters noch ein-mal nach Ostpreußen reisen, dieSpurensuche gibt ihr keine Ruhe.Das ließ unsere Leserinnen undLeser auch nicht ruhen, sie such-ten mit, aber der Ort „Kanisch-ken“ war nirgends zu entdecken.Also gab es Vermutungen: Eskönnte sich bei dem Geburtsortihrer Großmutter um „Kallnisch-ken“ im Kreis Pillkallen handeln,der 1938 in Hohentann, KreisSchloßberg umbenannt wurde, someinte Herr Klaus Walter Per-kuhn. Andere Zuschriften wiesenauf Kanitzken, Kreis Marienwer-der hin. Diesem Ort galt auch einmehrseitiger Beitrag von FrauMargot Jäger aus Bad Oldesloe,der das schönste Beispiel für „Fa-milienhilfe“ ist. Frau Jäger legte

nicht nur einen Lageplan desDorfes Kanitzken vor, das 1938 inKunkenau umgetauft worden war,sondern auch eine eingehendeDokumentation über den 400Seelen zählenden Ort mit einerAuflistung aller Gehöfte und Häu-ser mit den Namen der Besitzerund Bewohner sowie Aufnahmen,darunter von einem einzigartigenVorlaubenhaus, dem letzten sei-ner Art in der Marienwerder Nie-derung. Frau Damian hätte alsomühelos das Haus ihrer Großel-tern ausmachen können, wenn …ja, wenn Kanitzken das gesuchteKanischken gewesen wäre – wares aber leider nicht. Wie es sichherausstellte, hatte Herr PerkuhnRecht: Kallnischken/Hohentannist es. Aber ich werde Ihren Bei-trag, liebe Frau Jäger, als Muster-beispiel für mithelfende und mit-denkende Familienarbeit bewah-

ren. Und es könnte ja durchaussein, dass sich jetzt jemand ausKanitzken/Kunkenau meldet, weiles der Heimatort seiner Vorfahrenist.

Aber Frau Damian hat noch einanderes Problem: Sie sucht Anga-ben über das Gut Sarken bei Lyck,das auch in ihrer Familienge-schichte eine Rolle spielt, dennder Großvater musste als 17-Jähri-ger den Ort verlassen. Besonderserfreut wäre sie über Aufnahmenvon dem Gut. Trotz ihres hohenAlters will die rege Hamburgerinin diesem Jahr noch einmal nachOstpreußen reisen, denn die Hei-mat ihrer Großeltern lässt sienicht mehr los. (Elfi Damian, Mal-haus 20 in 22159 Hamburg, Tele-fon 040/6433312.)

Auch Herr Siegfried Wester-mann aus Sankt Augustin will imJuni eine Reise in das südlicheOstpreußen machen, ebenfalls auf„großmütterlichen“ Spuren, dennseine Großmutter Anna CharlotteWeiß wurde in Adamsheide, Kreis

Osterode geboren. Dort will ernun versuchen, etwas über seineUrurgroßeltern Weiß zu erfahren,und deshalb trug er seinenWunsch vor, Ostpreußen aus die-ser Gegend kennenzulernen, dieihn beraten könnten. Und es hatgeklappt, schon kurz nach derVeröffentlichung in unserer Ko-lumne. Ein Leser meldete sich beiihm und konnte ihm gute Infor-mationen geben, auch einen fürHerrn Westermann besonderswichtigen Hinweis auf einen inLiebemühl lebenden Bekannten,der mit seinem Wagen deutscheBesucher zu ihren gewünschtenZielen fährt und sich schon beimancher Spurensuche als hilfrei-cher und kundiger Begleiter er-wiesen hat. Außerdem bekamenwir einen sehr interessanten Hin-weis auf eventuelle in West-deutschland lebende Verwandte

von Herrn Westermann, dem au-genblicklich nachgegangen wird.

Welche Stolpersteine es bei derAhnensuche geben kann, hat FrauKarin David aus Dreggers zu spü-ren bekommen. Und wieder han-delt es sich um die Großelternmütterlicherseits, allerdings gehtes neben korrekturbedürftigenOrtsangaben hauptsächlich um ei-nen ungeklärten Familiennamen.Diese verzwickte Situation kön-nen wir vom Schreibtisch aus na-türlich nicht lösen, aber vielleichtwissen unsere Leserinnen und Le-ser Wege, wie Frau David weiter-kommen kann. Es geht um denGeburtsnamen ihrer Mutter Hele-ne Anna, der einmal mit Fritzlerund dann mit Wolski angegebenist. Diese unterschiedlichen Na-men sind aus zwei Urkunden er-sichtlich. Die eine ist die Heirats-urkunde von Frau Davids OnkelHans Fritzler, Bruder ihrer Mutter,der am 25. Oktober 1940 auf demStandesamt Amtshagen die WirtinFrida Millnat heiratete. Als Eltern

des Mannes sind Johann Fritzler,*1874 in Skaisgirren und Anna Da-lisda, *Januar 1880, angegeben,die am 1. Juli 1907 auf dem Stan-desamt Birkenmühle (Mehlkeh-men) geheiratet haben. Das sindalso die Großeltern von Frau Da-vid, aus deren Ehe neben demSohn Hans auch die Tochter Hele-ne Anna hervorging. In dem zwei-ten Dokument, der Sterbeurkundevon Frau Davids Mutter HeleneAnna Klagge, ausgestellt am14. Juni 1993 vom StandesamtWankendorf, steht allerdings einanderer Geburtsname vermerkt:Wolski. Als ihr Geburtsort wirdKalkhöfen, Kreis Ebenrode, ge-nannt. Da aber Helene Anna am29. September 1918 geboren wur-de, muss es sich um das damaligeAschlauken, Kreis Stallupönenhandeln. Vielleicht trugen dieseanscheinend nicht überliefertenalten Ortsnamen dazu bei, dassFrau David in ihrer Suche nachdem richtigen Mädchennamen ih-rer Mutter bisher nicht weiterkam. Die Frage aber bleibt: Wiekommt Helene Anna zu dem Na-men Wolski? Um eine vorehelicheGeburt kann es sich ja nicht han-deln, da zu der Zeit die Eltern be-reits elf Jahre verheiratet waren.Frau David erklärt, ihr sei immererzählt worden, dass ihre Mutteraus Erbschaftsgründen adoptiertwurde und deshalb den NamenWolski annehmen musste. Ob, wound wann diese Adoption stattge-funden hat, ist unbekannt. Viel-leicht können hierzu Familienfor-scher, die sich vor allem mit demKreis Stallupönen/Ebenrode be-schäftigt haben, oder ehemaligeMehlkehmer Hinweise geben?(Karin David, Dorfstraße 6b in23845 Dreggers, Telefon04550/985637, E-Mail: [email protected])

Bei dem Suchwunsch von HerrnEduard Backensfeld gibt es zumGlück keine irreführenden Orts-und Namensangaben, dafür fehlenleider genaue Zeitangaben, wasdie Sache auch nicht leichtermacht. Herr Backensfeld, derdurch einen ehemaligen Klassen-kameraden angeregt wurde, eineFamilienchronik zu schreiben,stieß schon zu Beginn auf erhebli-che Lücken, welche die mütterli-che Linie betreffen. Seine Großel-tern haben zeitweise in Königs-berg gewohnt, wie auch einige al-te Fotos belegen. Um da weiterzu-kommen, nahm Herr Backensfeldan einem Treffen der Landsmann-schaft Ostpreußen teil und erhieltdort den Rat, sich an die Ostpreu-ßische Familie zu wenden – waser ja nun tat. Sein Großvater Dr.jur. Hugo Reichelt, *9. April 1868in Sczyglowitz in Oberschlesien,war zeitweilig als Regierungsdi-rektor im Kirchen- und Schulamtin Königsberg tätig. Seine Groß-

mutter stammte ebenfalls ausSchlesien, sie wurde am 28. Au-gust 1885 in Neiße geboren. DasEhepaar hatte fünf Kinder: Her-mann, Gertrud, Ingeborg, Wernerund Annemarie. Durch die ständi-ge Versetzung ihres Vaters wurdensie alle in verschiedenen Städtengeboren. Die Jahre, die die FamilieReichelt in Königsberg verlebt hat,lassen sich nicht bestimmen, esmüssen die Mittzwanziger gewe-sen sein, denn etwa 1929 wurdeDr. Reichelt nach Münster ver-setzt. Herrn Backensfelds MutterGertrud hat wohl in Königsbergherrliche Kindertage verlebt, sieschwärmte ihr Leben lang von denwundervollen Som-mern in Ostpreußen.Einige ihrer Ge-schwister müssen inKönigsberg zurSchule gegangensein, vielleicht gibtes noch ehemaligeMitschüler, die sichan die Reicheltskin-der erinnern. Dassind alle Angaben,die Herr Backensfeldmachen kann, vielist es wirklich nicht,aber vielleicht findetunsere Ostpreußi-sche Familie auchfür dieses noch sehrlückenhafte Mosaik einige Stein-chen. (Eduard Backensfeld, Ei-chenallee 12 in 41469 Neuss, Tele-fon 02137/2269.)

Sehr schnell und sehr froh übermeinen Beitrag in Folge 10 überdie in Dänemark interniertenFlüchtlinge hat sich Frau BrigitteHavertz bedankt. Sie teilt uns mit,dass sie bereits einige „tolle Ge-spräche“ führen konnte. Leidergab es aber bisher keine Informa-tion zu den abgebildeten Lagerin-sassen, aber wir wollen weitersu-chen. Deshalb heute ein neues Fo-to mit der alten Frage: Wer erkenntsich, seine Familienangehörigenoder andere Lagerbewohner aufdiesem Foto? (Brigitte Havertz, Bü-chelstraße 22 in 42855 Rem-scheid, Telefon 02191/5923487.)

Und nun komme ich auf einSchreiben von Herrn Heinz Schönaus Bielefeld zu sprechen, das mirbesonders am Herzen liegt. HerrSchön ist Kriegsblinder und orga-nisiert für den Bund der Kriegs-blinden Deutschlands e.V. Kultur-programme, die vor allem mit Vor-trägen und musikalischen Darbie-tungen gestaltet werden. In jedemJahr findet im KursanatoriumHochsauerland, dem Haus derKriegsblinden in Brilon, einelandschaftlich bezogene Veran-staltung statt. In diesem Jahr stehtOstpreußen auf dem Programm,und Herr Schön ist dabei, die vom30. Oktober bis 4. November statt-findende Kulturtage vorzuberei-

ten. Er wandte sich nun an michmit der Bitte, ihm kulturell fürOstpreußen tätige Personen zunennen, die bereit wären, bei die-ser Veranstaltung mitzuwirken.Das Programm ist noch völlig of-fen, die Hauptinteressen der Ver-anstalter gelten Referaten über dieGeschichte Ostpreußens, kulturel-len Vorträgen, Lesungen undmundartlichen Darbietungen mitGesang und Tänzen. Ja, auch mitTänzen, denn außer den kriegs-blinden Hausgästen nehmen ihresehenden Begleitpersonen unddie Witwen der verstorbenenKriegsblinden an dieser mehrtägi-gen Veranstaltung teil. Sie bilden

einen besonders auf-merksamen Zuhö-rerkreis und sinddankbar für jedenBeitrag, der ihnenWissenswertes aufunterhaltsame Artvermittelt. Auf die-sen Ostpreußenta-gen im Haus derKriegsblinden durf-ten natürlich diemundartlichen Dar-bietungen imVordergrund stehen,die Sprache ver-mittelt am besten dieEigenarten einesLandes, bietet auch

ohne sichtbare Darstellung einentiefen Einblick in die Volksseele.Einige Mitwirkende haben schonzugesagt, darunter auch derSchauspieler Herbert Tennigkeit,aber fünf Tage „Ostpreußen“ wol-len gestaltet sein. Nun gibt es mitSicherheit in nicht allzu großerEntfernung vom Veranstaltungsortkünstlerisch ambitionierte Ost-preußen, die sich auf bestimmteThemen spezialisiert haben undHeimatabende mitgestalten, alleinoder in einem Chor oder einerTanzgruppe. Was wären mancheHeimattreffen ohne diese aktivMitwirkenden! Diese Protagoni-sten will ich im Auftrag von HerrnSchön ermuntern, sich an denOstpreußentagen im Kultursana-torium Sauerland zu beteiligen.Unkosten werden selbstverständ-lich erstattet, über nähere Einzel-heiten kann Herr Schön Auskunftgeben. (Heinz Schön, Bezirksvor-sitzender Bielefeld im Verbandder Kriegsblinden e.V., Stieglitz-weg 3 in 33607 Bielefeld, Telefon0521/2701671, Telefax0521/9863937, www.kriegsblindenbund.de)

Eure

Ruth Geede

OST P R E U S S I S C H E FA M I L I E

Ons lewet BrotkeSo wie tohuus schmeckt es am besten

Ein lieber Frühlingsgruß kamzu mir ins Haus, ein kleinesgepresstes Veilchensträuß-

chen aus dem Garten von FrauChristel Glindemann in Meine.Als Dank für meine „trautste“ Ge-schichte „Veilchen vom LitauerWall“, die Frau Glindemann, nach-dem sie im Ostpreußenblatt er-schienen war, kopiert und anLandsleute geschickt hat, die un-sere Zeitung nicht abonniert ha-ben – „oft unverständlich“, wie siekommentiert. Sie besitzt noch alleAusgaben, die sie von ihren Elternübernommen hat, und die sind fürsie bewahrte Heimat. Und weckenimmer wieder Erinnerungen, sodass sie selber zur Feder greiftund aufschreibt, wie das Lebendaheim in Mallenuppen, KreisDarkehmen (Gembern, Kreis An-gerapp) gewesen war. Christel, ei-ne geborene Perplies, erzählt imheimatlichen Platt, weil sie sich

auch über meine Ohm-Willem-Geschichte gefreut hat, und über-sandte mir ihr Vertellke über dasBrotbacken daheim und nach derFlucht. Und weckt damit nicht nurbei mir Erinnerungen, sondernauch bei anderen Landsleuten,und deshalb lasst uns über „dat le-we Brotke e bätke plachandre“.

Brotbacken war „Fruenssach“,auch bei der Familie Perplies, ob-gleich Urgroßvater und GroßvaterBäckermeister in Darkehmen ge-wesen waren. „Min Opa wär nichgern Bäcker. He freid dänn ook eBuerdochter on koarter Handward de Bäckerie verkofft on eBuerhoff en Mallnuppe jekofft.“Frau Glindemann erzählt dann,wie der Teig für das Grobrot ausRoggenschrot zubereitet wurde.„Am Oawend vär dem Backdachwurde der Suerdechstop (Sauer-teigtopf mit etwas Teig vom letztenBacken) ute Spieskoamer jehoalt,

fresch angesetzt (mit Wasser,Schrot und Sauerteig) on dänn to-jedeckt oppem Herdrand tom Go-ahne warmjestellt.“ Am anderenMorgen wurde im großen Brottrogangeteigt mit Schrot, Wasser, Salzund dem aufgegangenen Sauer-teig. Und dann begann die schwe-re Arbeit: „Et ward jekneet bes deHänd blank weere vom Deech. Dewurd dänn möttem Brotdook toje-deckt on annem warme Platz je-stellt tom Goahne. So noa dreeStund wurd wedder jekneet undde Brotkes jeformt.“ Ja, das warSchwerstarbeit für die Frauen,und ich kann verstehen, dass mei-ne Urgroßmutter behauptet habensoll, sie bekäme lieber ein Kindals einen Trog Brot auszukneten!Nachdem die Brote geruht hatten,wurden sie auf einen „Schuwer“gelegt und in dem großenKüchenherd in der gemauertenBackröhre, die mit Holz geheizt

wurde, stundenlang gebacken.Vorher war in jeden Laib der ersteBuchstabe des Namens von einemlieben Menschen, an den mangerne dachte, eingedrückt. Wennnoch genug Hitze im Ofen war,wurden noch Fladen, Stritzel und„Kuckel“ gebacken. (Nach denletzten Resten, dem „Nachschrap-selchen“, jieberten immer die Kin-der. Dieses Wort übertrug sich inkinderreichen Familien auf dieAllerjüngsten. Auch ich war ein-mal so ein Nachrapselchen!)

Weiter zur Familie Perplies.Brot, Wurst und Rauchfleischwurden dann auch in eine großeMilchkanne gesteckt, als es auf dieFlucht ging. Die Familie lebte da-von, bis sie den Fluchtwagen ste-hen lassen musste und allein mitden Pferden weiterzog. Wie kost-bar war damals und in den folgen-den Hungerjahren ein Stück Brot.„So mancher hät enne größte Not

das Beede on Danke jelehrt dorche Stöckke Brot!“, schreibt ChristelGlindemann in einem Gedicht.Und als sie endlich eine feste Blei-be und sogar einen Herd hatten,wurde wieder Brot gebacken –dank der auf den abgeerntetenFeldern gestoppelten Ähren. Dieausgepulten Körner wurden inder Kaffeemühle gemahlen. Diewar eine der ersten Anschaffun-gen, denn zum Kaffeekochen wur-de Gerste gebrannt und gemahlen.Wenn das Mehl nicht reichte,wurde der Teig mit Kartoffeln ge-streckt. Und weil auf dem kleinenHerd die Schüssel mit dem Teigzum Warmstellen keinen Platzhatte, wurde sie in Opas Pelzwesteeingewickelt. Not macht eben er-finderisch. Aber lassen wir Chri-stel Glindemann zu Ende erzäh-len:

„On so ging et emmer e betkewieder. Dat Brotbacke ward jemo-

akt wie tohuus. Als Omas Händees nich mehr schaffde to kneete,hät mine Mutter fär ons jebacke,bis noah langer Tied ook ehreHänd meed wurde. Doa wär deReej an mie, emmer noah de oleOart on Wies. Joa, on nu wölle mi-ne Händ ook nicht mehr so. Eckfrei mi oawer, datt das Backe wie-der jeiht, denn ons Dochter on eh-re Familie backe ook Brot, bloß ebätke andersch. Mie schmecktmin Brotke ut Schrot, Woater, Soldon Suerdeech emmer noch am be-ste …“

Schließen wir diese liebevoll fürunsere Ostpreußische Familie auf-geschriebene Erinnerung an dasBrotbacken mit dem Spruch, dertohuus gesagt wurde, wenn dieLaibe – mit drei Kreuzen verse-hen – im Ofen waren und GottesSegen erbeten wurde: „Dat Brot esem Oawe, de leewe Gottke es boa-we“! R.G.

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

RRuutthh GGeeeeddee Bild: Pawlik

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Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

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GL Ü C K W Ü N S C H E Nr. 13 – 31. März 2012 15

Jahr 2012

13. bis 15. April: Arbeitstagung der deutschen Vereine in Lüneburg16. bis 18. April: Arbeitstagung der Landesfrauenleiterinnen im Ost-

heim Bad Pyrmont20. bis 22. April: Kulturseminar im Ostheim in Bad Pyrmont25. bis 28. Mai: Musikseminar im Ostheim in Bad Pyrmont16. Juni: Ostpreußisches Sommerfest in Allenstein21. bis 23. September: Geschichtsseminar im Ostheim in Bad Pyrmont8. bis 14. Oktober: 58. Werkwoche im Ostheim in Bad Pyrmont19. bis 21. Oktober: Schriftleiterseminar im Ostheim in Bad Pyrmont5. bis 9. November: Kulturhistorisches Seminar im Ostheim in Bad

Pyrmont

Auskünfte bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Ost-preußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 4140080.

TERMINE DER LO

SONNABEND, 31. März, 11.55 Uhr,Deutschlandradio Kultur: Vor175 Jahren: Der britische Ma-ler John Constable gestorben.

SONNABEND, 31. März, 15.05 Uhr,Deutschlandradio Kultur:Deutschlandrundfahrt. Sach-sen 100 Jahre nach Karl May.

SONNABEND, 31. März, 21.05 Uhr,Arte: John Law. Der Mann, derPapier zu Geld machte.

SONNTAG, 1. April, 9.20 Uhr, WDR5: Alte und Neue Heimat.

SONNTAG, 1. April, 16.30 Uhr,WDR: Ostern im Kaukasus.

SONNTAG, 1. April, 21 Uhr, Phoe-nix: München 72.

MONTAG, 2. April, 18 Uhr, Phoe-nix: Europas verlorene Gene-ration.

MONTAG, 2. April, 21 Uhr, ARD:Der Sturz. Honeckers Ende.

DIENSTAG, 3. April, 20.15 Uhr,RBB: Hauptstadt der Wild-schweine. Stadtjäger bei ihrenPirschfahrten durch Berlin.

DIENSTAG, 3. April, 21.40 Uhr,Arte: Mein Kampf − Ge-schichte einer Hetzschrift.Doku. Frankreich 2008.

MITTWOCH, 4. April, 20.15 Uhr,SWR: betrifft. „Der Pakt mitdem Panda − Was uns derWWF verschweigt“.

MITTWOCH, 4. April, 21 Uhr,RBB: Die Oder − eine Fluss-reise.

DONNERSTAG, 5. April, 20.15 Uhr,NDR: mareTV − Die Flensbur-ger Förde.

FREITAG, 6. April, 14.30 Uhr, BR:Vineta − Versunkene Stadt.

FREITAG, 6. April, 16 Uhr, ARD:Vision − Aus dem Leben derHildegard von Bingen.

FREITAG, 6. April, 20.15 Uhr,RBB: Die Flucht (1/2) − 22Uhr, (2/2).

FREITAG, 6. April, 20.15 Uhr, Ar-te: Karol − Ein Mann, derPapst wurde (1/2) − 21.45 Uhr(2/2).

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Glückwünsche nur noch ohne Nennung der Adresse möglich:

Die meisten Landsleute freuen sich, wenn sie ihren Namen auf un-serer Glückwunschseite finden. Leider sind jedoch nicht alle damiteinverstanden, dass dort auch ihre aktuelle Adresse genannt wird. Inletzter Zeit hat es unter Hinweis auf den Datenschutz und das allge-meine Persönlichkeitsrecht mehrere diesbezügliche Beschwerdenund sogar eine Eingabe an den Beschwerdeausschuss des DeutschenPresserates gegeben.

Die Rechtslage ist tatsächlich so, dass diese Daten nur veröffent-licht werden dürfen, wenn in jedem Einzelfall das Einverständnisder Betroffenen vorliegt. Diese Vorgabe zu erfüllen würde einen Ar-beitsaufwand erfordern, den die Redaktion nicht bewältigen könnte.Um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen, haben wir uns daherschweren Herzens entschlossen, die aktuellen Anschriften der Jubi-lare künftig nicht mehr zu veröffentlichen. Wir bitten dafür um IhrVerständnis.

Da wir durch den Wegfall der Adresszeilen mehr Platz auf der Sei-te haben, freuen wir uns, dass wir nun wieder die Glückwünschezum 75. Geburtstag aufnehmen können, die zwischenzeitlich ausPlatzgründen wegfallen mussten.

Eine Bitte zum Schluss: Da es der Redaktion aus organisatorischenGründen leider nicht möglich ist, eingehende Post an die Jubilareweiterzuleiten, bitten wir Sie, sich an die jeweiligen Heimatkreisge-meinschaften zu wenden. Ihre PAZ

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Seinen 87. Geburtstag feiert am 8. April 2012

Herbert Dronsekaus Hennenberg, Kreis Lyck

jetzt Zum Traumsee 5, 14797 Kloster Lehnin

Zum 60. Geburtstag

gratulieren wir unserem Allensteiner Freund und Nachbarn

Josef Johnigk*3. April 1952

jetzt Holtrichterweg 2 A, 45356 Essen

In Treue festClaudia, Thomas, Bruno u. Marion

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ZUM 101. GEBURTSTAG

WWaallddhhooff, Luise, geb. SSttaannkkeewwiittzz,aus Montzen, Kreis Lyck, am 7. April

ZUM 99. GEBURTSTAG

NNiicckkeell, Hildegard, geb. KKeesssslleerr,aus Lyck, Danziger Straße 46,am 5. April

ZUM 98. GEBURTSTAG

PPiidduunn, Wilhelm, aus Gedwangen,Kreis Neidenburg, am 6. April

ZUM 97. GEBURTSTAG

Nolte, Annemarie, geb. Schrubba,aus Reuß, Kreis Treuburg, am 3. April

Woelke, Helene, geb. Wolff, ausSeckenburg, Kreis Elchniede-rung, am 1. April

ZUM 96. GEBURTSTAG

Beinert, Horst, aus Heinrichswal-de, Kreis Elchniederung, am 2. April

Boguschewski, Waltraut, aus Al-brechtsfelde, Kreis Treuburg,am 7. April

ZUM 95. GEBURTSTAG

Bernotat, Ernst, aus Ebenrodeund Prostken, Kreis Lyck, am 7. April

Hennings, Waltraud, geb. Wiesen-berg, aus Kuckerneese, KreisElchniederung, am 3. April

ZUM 94. GEBURTSTAG

Böhm, Eleonore, geb. Maaß, ausLyck, am 2. April

Boehm, Paul, aus Podangen, Kreis

Wormditt, am 6. April Liebe, Dorothea, aus Friedeberg,

Kreis Elchniederung, am 6. April

ZUM 93. GEBURTSTAG

BBiieelleerrtt, Else, geb. SSyyllllaa, aus Gor-lau, Kreis Lyck, am 7. April

BBuuttttkkuuss, Otto, aus Ruckenfeld,Kreis Elchniederung, am 8. April

Karkossa, Anna, geb. Fortune--wwiittzz, aus Maschen, Kreis Lyck,am 7. April

KKllääwweerr, Liesbet, geb. WWeennddeell, ausEydtkau, Kreis Ebenrode, am 3. April

Kowalzik, Willi, aus Höhenwer-der, Kreis Ortelsburg, am 6. April

Meyer, Hildegard, geb. Eckstein,aus Partheinen, Kreis Heiligen-beil, am 4. April

Morzeck, Hedwig, geb. Marklein,aus Stuthenen, Kreis Heiligen-beil, am 3. April

Sickmann, Martha, geb. Paw--lowski, aus Langenhöh, KreisLyck, am 8. April

Wellerdt, Emil, aus Heinrichs-dorf, Kreis Neidenburg, am 8. April

ZUM 92. GEBURTSTAG

Börschel, Ruth, geb. Engelen, ausKuckerneese, Kreis Elchniede-rung, am 6. April

Brzoska, Walter, aus Ulleschen,Kreis Neidenburg, am 4. April

Girgsdies, Bruno, aus Loye, KreisElchniederung, am 6. April

Joswig, Hedwig, geb. Zapka, ausMontwitz, Kreis Ortelsburg, am2. April

Komaschewski, Hildegard, geb.Juckschat, aus Lyck, Kaiser-Wil-helm-Straße 101, am 4. April

MMaakkoowwkkaa, Berta, geb. LLoojjeewwsskkii,aus Groß Dankheim, Kreis Or-telsburg, am 2. April

NNeeuurreeiitteerr, Hildegard, aus Hainau,Kreis Ebenrode, am 8. April

ZUM 91. GEBURTSTAG

AAppffeellbbaauumm, Hedwig, geb. PPiillllaatthh,aus Altkirchen, Kreis Ortels-burg, am 7. April

Bauermeisster, Irmtraut, geb. NNorr--kkeeiitt, aus Tawe, Kreis Elchniede-rung, am 3. April

BBuurrzzllaaffff, Christa, geb. ZZoommmm, ausKuckerneese, Kreis Elchniede-rung, am 7. April

Deetter, Friedel, geb. KKaallwweitt, ausGroßpreußenweit, Kreis Gum-binnen, am 8. April

John, Edelgard, aus Mointhienen,Kreis Ortelsburg, am 2. April

Lochner, Anna, geb. MMüülleerr, ausBirkenmühle, Kreis Ebenrode,am 4. April

Mahsallski, Edith, geb. TThiieerrbbach,aus Ziegelberg, Kreis Elchnie-derung, am 2. April

Reimer, Gerhard, aus Schönwie-se, Kreis Elchniederung, am 3. April

Timm, Adolf, aus Medenau, KreisSamland, am 6. April

Zimmek, Lieselotte, geb. Lehhnneertt,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 3. April

ZUM 90. GEBURTSTAG

Brooßeitiiss, Elsbeth, geb. BBaarrssuhhn,aus Kirschen, Kreis Elchniede-rung, am 8. April

Doomnick, Charlotte, aus Dippel-see, Kreis Lyck, am 4. April

Dyycckk, Hella, aus Lyck, ProstkerVorstadt, am 4. April

Göötze, Elfriede, geb. Miillewsskkii,aus Soffen, Kreis Lyck, am 5. April

Hardtt, Ida, geb. Haahhn, aus Neu-Trakehnen, Kreis Ebenrode, am8. April

Hess, Martha, geb. GGooettzkke, ausRosenwalde, Kreis Elchniede-rung, am 3. April

Hoffmann, Heinrich, aus Deu-menrode, Kreis Lyck, am 4. April

Janiiak, Gisela, geb. KKnnappp, ausRossitten, Kreis Samland, am 4. April

Janzz, Kurt, aus Grüneberg, KreisElchniederung, am 5. April

Kleimann, Martha, geb. Itzeekk, ausSteinberg, Kreis Lyck, am 7. April

Klöhn, Margarete, geb. SSzziieellenkkee--wwitz, aus Willkassen, KreisTreuburg, am 6. April

Müllerr, Herta, geb. LLaanggee, ausSchalben, Kreis Samland, am 8. April

Potapskii, Elfriede, geb. LLannggee,aus Fuchshagen, Kreis Ebenro-de, am 5. April

Raucch, Gertrud, geb. Snnoppppekk,aus Deutscheck, Kreis Treu-burg, am 5. April

Richter, Ursula, geb. BBrranddssttäätter,aus Ebenrode, am 2. April

Sabboroowsski, Ida, aus Hornheim,Kreis Neidenburg, am 8. April

Tempeell, Edelgard, geb. Meeiißnner,aus Heiligenbeil, Am Sport-platz 15, am 4. April

Wolff, Wolfram, aus Cranz, KreisFischhausen, am 3. April

Wolleennbergg, Ursula, geb. SScchoollzz,aus Ostseebad Cranz, KreisSamland, am 6. April

ZUM 85. GEBURTSTAG

Annke, Gerda, geb. NNeummaannn, ausSeerappen, Kreis Samland, am7. April

Billlmeyerr, Elfriede, geb. Ziittttllau,aus Kattenau, Kreis Ebenrode,am 2. April

Böhm, Helmut, aus Poppendorf,Kreis Wehlau, am 3. April

BBrriinnsskkyy, Hans, aus Grünau, KreisElchniederung, am 3. April

DDaammss, Horst, aus Grünwiese,Kreis Elchniederung, am 6. April

DDeeiißß, Hildegard, geb. WWooyykkoossss,aus Keipern, Kreis Lyck, am 4. April

DDoommbbrroowwsskkii, Walter, aus Dor-schen, Kreis Lyck, am 2. April

FFllaassdiicckk, Annemarie, geb. KKiillll--bbuurrggeerr, aus Lyck, Kaiser-Wil-helm-Straße 137, am 7. April

GGrreeuulliicchh, Ursula, geb. KKrruueeggeerr,aus Groß-Trakehnen, KreisEbenrode, am 2. April

HHanddwweerrkkeerr, Rudolf, aus Hallen-felde/Steinbrück, Kreis Goldap,am 31. März

HHarttmmaannnn, Lothar-Willi, aus Tapi-au, Königsberger Straße, KreisWehlau, am 5. April

HHeiddeennbblluutt, Dorothea, geb. WWooyy--wwoodd, aus Passenheim, Kreis Or-telsburg, am 5. April

HHenttzzsscchheell, Roland, aus Sprind-lack, Groß Balzershof, KreisWehlau, am 4. April

HHübbneerr, Rosa, geb. SScchhöönnffeelldd,aus Genslack, Neu Zimmau,Kreis Wehlau, am 6. April

KKaannscchhiicckk, Waltraud, geb. FFllaacchh,aus Raschen, Kreis Ebenrode,am 2. April

KKiirrsstteeinn, Karl-Heinz, aus Ebenfel-de, Kreis Lyck, am 8. April

KKuuleessssaa, Marga, geb. RReeiinnooßß, ausHeldenfelde, Kreis Lyck, am 7. April

MMarrcchhlloowwiittzz, Willi, aus Gedwan-gen, Kreis Neidenburg, am 4. April

NNeittzz, Otto, aus Ebenrode, am 4. April

OObbeerrppiicchhlleerr, Lieselotte, geb.HHoocchhmmaannnn, aus Raineck, KreisEbenrode, am 4. April

PPellttzzeerr, Irene, geb. FFaallkk, aus Ge-litten, Kreis Treuburg, am 3. April

PPosssseell, Gerda vvoonn, geb. PPeerrsscchheell,aus Fischhausen, Kreis Sam-land, am 7. April

PPreeuußß, Reinhold, aus Neidenburg,am 3. April

PPuuttzzkkii, Gerda, geb. PPllaaaarr, ausWehlau, Krumme Grube, KreisWehlau, am 4. April

SScchhaarrnnoowwsskkii, Erich, aus Erlental,Kreis Treuburg, am 8. April

SScchhllakkaatt, Hilde, aus Schneider-ende, Kreis Elchniederung, am2. April

SSchlleeggeellbbeerrggeerr, Elfriede, geb.MMaatterrnn, aus Königsberg Pr., Anden Birken 3, am 24. März

SScchhwweeiikkaarrtt, Elfriede, geb. KKiirrcchh--bbeergg, aus Eydtkau, Kreis Eben-rode, am 3. April

SSuurrmmeeyyeerr, Herta, geb. BBllaasskkoo, ausGiesen, Kreis Treuburg, am 3. April

WWeennkk, Elfriede, aus Neuendorf,Kreis Lyck, am 8. April

ZUM 80. GEBURTSTAG

AAiicchhhoollzzeerr, Helga, geb. KKoommoossssaa,aus Lyck, am 8. April

BBaacchh, Karl, aus Lyck, am 4. April BBaauummggaarrtt, Rudolf, aus Friedrichs-

hof, Kreis Ortelsburg, am 7. April

BBeecckk, Sigurd, aus Reuß, KreisTreuburg, am 4. April

BBrraaaagg, Siegfried, aus Wehlau,Freiheit, Kreis Wehlau, am 3. April

BBrraanndtt, Gerda, geb. WWoollffff, ausGoldbach Nord, Kreis Wehlau,am 4. April

BBrriinnkkmmaannnn, Siegfried, aus Frau-enfließ, Kreis Lyck, am 7. April

DDaannowwsskkii, Kurt, aus Langheide,Kreis Lyck, am 8. April

EEvveerrtt, Wera, geb. BBrrootthhuunn, ausNeidenburg, am 8. April

FFaallkkuussss, Waltraud, geb. CCzzeerruullllaa,aus Friedrichshof, Kreis Ortels-burg, am 4. April

FFrreeiitagg, Gerda, geb. KKrraauussee, ausTapiau, Kreis Wehlau, am

5. April GGaarrnniieess, Lothar, aus Altenkirch,

Kreis Tilsit-Ragnit und Königs-berg Pr., am 5. April

GGeesseewwsskkyy, Manfred, aus RoddauPerkuiken, Kreis Wehlau, am 7. April

GGllaannzz, Lisbeth, geb. GGllooggssttiieess, ausAschpalten, Kreis Elchniede-rung, am 2. April

GGrreesscchhkkoowwiittzz, Hans, aus Ortels-burg, am 6. April

GGrriiggoo, Freimut, aus Lisken, KreisLyck, am 4. April

HHaaggeelleeiitt, Magdalena, geb. DDzzeeiikkee,aus Poppendorf, PoppendorfSiedlung, Kreis Wehlau, am 7. April

KKnniieepp, Klaus, aus Schuggern,Kreis Ebenrode, am 1. April

KKoollllhhooffff, Elfriede, geb. HHeemmkkee,aus Pregelswalde, Kreis Weh-lau, am 3. April

KKrrüüggeerr, Günter, aus Groß-Trakeh-nen, Kreis Ebenrode, am 3. April

KKuuhhrr, Willi, aus Rautersdorf,Kreis Elchniederung, am 5. April

KKuuppsskkii, Helmut, aus Lindenort,Kreis Ortelsburg, am 7. April

KKuuttrriieebb, Ernie, aus Davidshof,Kreis Ortelsburg, am 4. April

LLooeesscchh, Helmut, aus Germau,Kreis Samland, am 5. April

MMaasszzeerriimm, Kurt, aus Tawe, KreisElchniederung, am 4. April

MMeeyyeerr, Hildegard, geb. BBlluuddaauu,aus Grunau, Kreis Heiligenbeil,am 4. April

MMiilleewwsskkii, Walter, aus Farienen,Kreis Ortelsburg, am 2. April

PPaauulliikkss, Helene, geb. LLiitttteekk, ausNeu Schiemanen, Kreis Ortels-burg, am 6. April

PPiicchhlloo, Otto, aus Mostolten, KreisLyck, am 4. April

PPiinnggeerr, Josef, aus Wehlau, Lin-dendorfer Straße, am 8. April

PPllaatthh, Erika, geb. SSeeiiddeell, aus Lo-kehnen, Kreis Heiligenbeil, am7. April

PPllooggssttiieess, Gerhard, aus Kucker-neese, Kreis Elchniederung, am4. April

RRiieetteennbbaacchh, Fritz, aus Linden-dorf, Kreis Wehlau, am 5. April

RRiissttaauu, Edith, geb. SSaalleewwsskkii, ausSchenkenhagen, Kreis Ebenro-de, am 6. April

RRoosseennwwaalldd, Christa, geb. KKoowwaall--kkoowwsskkii, aus Groß Skaten, Kreis

Wehlau, am 5. April SSaabboorroowwsskkii, Horst, aus Klein

Strengel, Kreis Angerburg, am4. April

SSaacchh, Heinz, aus Dorntal, KreisLyck, am 6. April

SSaacckk, Alfred, aus Korschen, KreisRastenburg, am 5. April

SScchhaaddee, Siegfried, aus Rauschen,Kreis Samland, am 8. April

SScchhmmiiddttkkee, Helmut, aus Kalkhof,Kreis Treuburg, am 7. April

SScchhnneeiiddeerreeiitt, Horst-Waldemar,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 7. April

TTiitttt, Eva, aus Großwalde, KreisElchniederung, am 3. April

TToosseennbbeerrggeerr, Elli-Eva, geb. TThhiieell,aus Neuendorf, Kreis Wehlau,am 2. April

WWaaggnneerr, Hildegard, geb. BBlloossaatt,aus Klein Friedrichsgraben,Kreis Elchniederung, am 5. April

WWaalleennddyy, Werner, aus Schwentai-nen, Kreis Treuburg, am 5. April

WWeeiißßeerr, Ursula, geb. LLoohhrrkkee, ausPolennen, Kreis Samland, am 1. April

WWeennkk, Artur, aus Lissau, KreisLyck, am 2. April

WWeennzz, Helga, geb. FFiieettzz, aus Tapi-au, Horst-Wessel-Ring, KreisWehlau, am 2. April

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

GlückwünscheFortsetzung auf Seite 16

HE I M ATA R B E I T16 Nr. 13 – 31. März 2012

Fordern Sie unverbindlich GratiS-inFormationen an:Frieling-Verlag Berlin • 12161 Berlin • Rheinstr. 46 o • Tel. (0 30) 766 99 90

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WWiieecczzoorreekk, Gerda, geb. OOrrlloowwsskkii,aus Großwalde, Kreis Neiden-burg, am 2. April

WWiieessee, Edith, geb. SSaammuulloowwiittzz,aus Klein Schläfken, Kreis Nei-denburg, am 5. April

ZZaacchheerr, Irmgard, geb.Hundrieser, aus Neu-Trakeh-nen, Kreis Ebenrode, am 2. April

Zielenski, Ernst, aus Omulefofen,Kreis Neidenburg, am 7. April

ZUM 75. GEBURTSTAG

BBuurrddiinnsskkii, Ruth, geb. KKiilliimmaannnn,aus Altkirchen, Kreis Ortels-burg, am 7. April

Freitag, Erwin, aus Heiligenbeil,Donau-Ring 63, am 1. April

HHeelllliinngg, Helga, geb. ZZiimmmmeerr--mmaannnn, aus Puppen, Kreis Or-telsburg, am 3. April

KKrruucckk, Gerhard, aus Markshöfen,Kreis Ortelsburg, am 4. April

LLeewwaannddrroowwsskkii, Lotty, geb. DDaavviidd,aus Lindenort, Kreis Ortels-burg, am 7. April

NNeeuummaannnn, Renate, geb. BBoommbbiieenn,aus Sorgenau, Kreis Samland,am 4. April

PPrreeuußß, Hans-Hermann, aus Wee-pers, Kreis Mohrungen, am 7. April

SScchhiimmkkaatt, Siegfried, aus Bruch-höfen, Kreis Ebenrode, am 2. April

WWeettzzeell, Erika, geb. LLuuttzz, aus Blu-dau, Kreis Samland, am 6. April

ZZeerruullllaa, Werner, aus Schwalgen-dorf, Kreis Mohrungen, undEhefrau Ruth, geb. VVooggtt, am 31. März

Landesvorstand – Sonnabend,31. März, Stuttgart: 9.45 bis 18Uhr, Hotel Wartburg, Lange Stra-ße 49, Stuttgart: Landesfrauenta-gung. Der Vormittag der Frauenta-gung ist zum großen Teil der Ar-beit der Gruppe gewidmet, mitBerichten über die kulturelleFrauenarbeit in Baden-Württem-berg sowie über die Arbeit derLandesverbände der Ostpreußenund der Westpreußen. Um 14 Uhrbeginnt nach der Mittagspauseder kulturelle Teil der Frauenta-gung mit einem Dia-Vortrag vonKarla Weyland „Unsere Alleenund der deutsche Wald“, einemOst- und Westpreußen-Quiz undeinem DVD-Film „Vom Gold desNordens – uralte Sagen und dun-kle Wälder“. Gäste, die an derkulturellen Nachmittagsveranstal-tung teilnehmen möchten, sindherzlich eingeladen, gegen 12.30Uhr am gemeinsamen Mittages-sen teilzunehmen.

Lahr – Donnerstag, 12. April, 18Uhr, Gasthaus Zum Zarko, Schil-lerstraße 3: Die Gruppe trifft sichzum Stammtisch.

Ansbach – Sonnabend, 14.April, 15 Uhr, Orangerie: „Einebesondere Reise nach Königsbergund Nordostpreußen“. Frau Sie-ber aus Ansbach berichtet von ih-rer Reise im Sommer 2011.

Hof – Sonnabend, 14. April, 15Uhr, Restaurant am Kuhbogen:Monatszusammenkunft. Thema:Adebar, der weiße Storch. Wahr-zeichen von Ost- und Westpreu-ßen. – Bericht von der Monatszu-sammenkunft am 10. März im Re-staurant Altdeutsche Bierstuben.– In Vertretung des 1. Vorsitzen-den Christian Joachim übernahmKulturreferent Bernd Hüttner dieFührung durch die monatlicheZusammenkunft der Gruppe.Nach Ankündigung von Vereins-mitteilungen, besonders der ge-lungenen Ausstellung zur Ge-schichte der Flüchtlinge und Ver-triebenen im neuen Museum Bay-erisches Vogtland, Hof, und derGratulation an die gewesenen Ge-burtstagskinder, hielt Bernd Hütt-ner einen ausführlichen bebilder-ten Vortrag zum Gedenken an den300. Geburtstag von Friedrichdem Großen. Friedrich II. wurdeam 24. Januar 1712 in Berlin ge-boren und starb am 17. August1786 in Sanssouci, Potsdam. Ge-nannt der „Alte Fritz“, PreußischerKönig 1740 bis 1786. Der Vortra-gende brachte in eindrucksvollerWeise mit einem ausführlichenRück-blick den Anwesenden diebewegende Lebensgeschichte desPreußenkönigs nahe. Aus der rei-chen Schriftenauswahl wurdenauch einige Anekdoten vorgetra-gen. Großer Beifall war der Dankfür diesen besonderen Vortrag. Mitgemeinsam gesungenen Liedernund kleineren Vorträgen aus derGruppe ging der unterhaltsameNachmittag zu Ende. Bernd Hütt-ner dankte den Anwesenden für

die Aufmerksamkeit undwünscht einen schönen Früh-lingsbeginn.

Weißenburg-Gunzenhausen –Freitag, 20. April, 19 Uhr, GasthofHotel zur Post, Bahnhofstraße 7,Gunzenhausen: Gemeinsames Es-sen mit Königsberger Klopsen.Anschließend Spielfilmvorfüh-rung aus Anlass des 300. Geburts-tages von Friedrich dem Großenmit Otto Gebühr als Friedrich.

Wehlau – Sonntag,1. April, 15 Uhr,„Lindengarten“, Alt-Buckow 15a, 12349Berlin: Treffen der

Gruppe. Anfragen bei Lothar Ha-mann, Telefon (030) 7712354.

Lyck – Sonnabend,7. April, 15 Uhr, Rats-stuben JFK, Am Rat-haus 9, 10825 Berlin:Treffen der Gruppe.

Anfragen bei Peter Dziengel, Tele-fon (030) 8245479. Frauengruppe –Mittwoch, 11. April, 13.30 Uhr,„Die Wille“, Wilhelmstraße 115,10962 Berlin: Frühling in Ostpreu-ßen. Anfragen bei Marianne Bek-ker, Telefon (030) 7712354.

Rastenburg – Sonn-tag, 15. April, 15Uhr, RestaurantStammhaus, Rohr-damm 24b, 13629

Berlin: Treffen der Gruppe. Anfra-gen bei Martina Sontag, Telefon(033232) 21012.

Pil lkal-len /Schloss-b e r g ,S t a l l u -

pönen / Ebenrode – Dienstag, 17. April, 14 Uhr, Haus des ÄlterenBürgers, Werbellinstraße 42, 12053Berlin: Frühlingsfest. Anfragen fürPillkallen/Schlossberg bei HelgaRieck, Telefon (030) 6596822, fürStallupönen / Ebenrode bei GünterKropp, Telefon (030) 3312590.

A n g e r -burg /Darkeh-men /Go ldap

– Donnerstag, 19.April, Oase Amera,Borussiastraße 62,12103 Berlin: Zau-berland zwischen

Meer und Haff. Anfragen bei Ma-rianne Becker, Telefon 77132354.

Königs-berg /S a m -land /L ab i a u

– Freitag, 20. April,14 Uhr, Johann-Ge-org-Stuben, Johann-Georg-Straße 10,10709 Berlin. Anfra-

gen bei Prof. Dr. Wolfgang Schulz,Telefon (030) 2515995.

Bartenstein – Sonn-abend, 21. April,14.30 Uhr, RathausZehlendorf, Kirch-straße 1–3, S-Bahn-

hof Zehlendorf, Sitzungssaal C 21:Treffen der Gruppe. Anfragen beiElfi Fortange, Telefon (030)4944404.

LANDESGRUPPE

Sonnabend, 31. März, 10 bis 17Uhr, Haus der Heimat, Teilfeld 8,20459 Hamburg (nahe S-Bahnsta-tion Stadthausbrücke oder U 3,Station Rödingsmarkt): Oster-markt der ost- und mitteldeut-schen Landsmannschaften. DerOstpreußenstand im zweitenStock ist mit einem großen Ange-bot an Köstlichkeiten und Litera-tur aus der Heimat vertreten.Auch ist in der Cafeteria für dasleibliche Wohl gesorgt.

BEZIRKSGRUPPEHamburg-Billstedt – Die Grup-

pe trifft sich jeden erstenDienstag im Monat um 14.30 Uhrim Vereinshaus Billstedt-Horn,Möllner Landstraße 197, 22117Hamburg (Nähe U-Bahn-StationSteinfurter Allee). Gäste sind will-kommen. Informationen bei An-neliese Papiz, Telefon (040) 73926 017.

Hamburg-Harburg – Sonntag,22. April, 11 Uhr, St. Johanniskir-che, Bremer Straße 9, Hamburg-Harburg: Ostpreußischer Heimat-gottesdienst. Es predigen PropstJürgen F. Bollmann und PastorLudwig Fetingis aus Pliki-ai/Litauen. An der Orgel: TomaszHarkot, Solistin: Frau Gassewitz.Im Anschluss laden wir ein zumGespräch im Gemeindesaal beiTee, Kaffee und Gebäck. Verwand-te, Freunde und Interessierte sindherzlich eingeladen.

KREISGRUPPE

Insterburg – Mitt-woch, 4. April, 12Uhr, Hotel ZumZeppelin: Monats-treffen der Gruppe.

Mit fröhlichen Liedern und Ver-sen, Gedichten erwarten die Teil-nehmer das nahende Osterfest.Mit einem Bericht über das30jährige Treffen der heimattreu-en Insterburger in Bad Pyrmont.Gäste und Mitglieder sind herz-lich willkommen.

Landesgruppe – Die LG Hessenhat am vergangenen Wochenendeeinen neuen Vorstand gewählt.Neuer Landesgruppenvorsitzen-der ist Wolfgang Warnat, Robert-Koch-Weg 5, 35578 Wetzlar, Tele-fon (06441) 204 39 99.

Darmstadt – Besuch beim Mini-sterpräsidenten. –Ministerpräsi-dent Volker Bouffier hatte die Ver-treter der hessischen Landsmann-schaften und des Bundes der Ver-triebenen (BdV) in die Staats-kanzlei nach Wiesbaden eingela-den. Neben dem Mi -nisterpräsidenten gehörten Sozi-alminister Stefan Grüttner, dieLandesbeauftragte der Hessi-schen Landesregierung für Hei-matvertriebene und Spätaussied-ler, Margarete Ziegler-Raschdorf,der Vorsitzende des Bundes derVertriebenen (BdV) in Hessenund stellvertretende Bundesvor-sitzende, Alfred Herold, und Kul-tusstaatssekretär Dr. HerbertHirschler in Vertretung von Mini-sterin Dorothea Henzler sowie diebisherige Landtagsabgeordnete

und Vorsitzende des Unteraus-schusses für Hei matvertriebene,Aussiedler, Flüchtlinge undWiedergutmachung, GudrunOsterburg, der einladenden Re-gierungsdelegation an. An derVeranstaltung hatten auch diekommissarische Landesvorsitzen-de der LOW und Landesobfraufür Westpreußen. Waltraud vonSchaewen-Scheffler (Kassel), undihr Stellvertreter als Obmann fürWestpreußen, Dieter Leitner(Pfungstadt/Darmstadt), teilge-nommen. Durch die Verleihungdes Bundesverdienstkreuzes anDieter Schetat, Vorsitzender derLOW-Kreisgruppe Wiesbaden, be-gann die Veranstaltung etwas spä-ter. Stefan Grüttner dankte zu-nächst Alfred Herold für seinekonstruktiv-kritische Begleitungund wünschte weiterhin gute Ge-spräche. Die LandesbeauftragteZiegler-Raschdorf sei „ein gutesScharnier zwischen der Landes-regierung und den Vertriebenen-verbänden gewesen“. Mit großemVergnügen habe man 2011 beimHessentag den Preis „Flucht, Ver-treibung, Eingliederung“ verlie-hen – ein neues Kapitel der öf-fentlichen Darstellung. VielfaltigeInitiativen seien auf den Weg ge-bracht und weiterentwickelt wor-den. Zeitzeugen haben an JüngereGeschichtliches zur Vertreibungvermittelt. Ausstellungen undHeimatmuseen seien unterstütztund Leistungen eingebracht wor-den. Grüttner schloss seine Be-trachtungen mit dem Wort: „Hes-sen wäre nicht dort, wo es heuteist, ohne die Leistungen der Ver-triebenen und Spätaussiedler.“Alfred Herold dankte für die be-wundernswerte Arbeit von Gu-drun Osterburg. „Die Zukunft ge-hört den Handelnden und nichtden Klagenden“, schloss er seineWürdigung. Ziegler-Raschdorfdankte Herold für das gute Ver-hältnis zum BdV in der Vergan-genheit. Sehr gefreut habe Heroldsich über Bouffiers Ausführung,dass der BdV ein integraler Be-standteil des Hessentages gewor-den sei. Dass die Kulturarbeit deshessischen BdV erfolgreich gewe-sen sei und man Verknüpfungenzum Deutsch-Europäischen Bil-dungswerk mit grenzüberschrei-tender Arbeit knüpfen konnte, seiMinisterpräsident und Landesre-gierung zu danken. Sie hätten ma-terielle und ideelle Unterstützunggeleistet. Die Landesbeauftragteberichtete, der Hessische Mu-seumsverband in Kassel habe denAuftrag, die Heimatstuben zu er-fassen und ein Konzept über dieweitere Nutzung vorzuschlagen.Die Regie rung wolle trotz finan-zieller Schwierigkeiten die fünfzigHeimatstuben in Hessen mit ei-nem Zuschuss von je 500 Eurounterstützen. Ihre Exponate sol-len fotografiert und inventarisiertwerden, damit nichts verlorengeht. Beim diesjährigen Hessen-tag in Wetzlar soll nachmittags ei-ne Sprechstunde eingerichtet undeine Ausstellung über die Königs-berger Diakonissen sowie zumPreisträger „Flucht, Vertreibung,Eingliederung“ gezeigt werden.Ministerpräsident Bouffier be-richtete, dass den Russlanddeut-schen eine Änderung des Vertrie-benengesetzes zugutekommt, weilsie nun mit ihren Familien zu-sammenkommen können. Nachdem Regierungswechsel in Ba-den-Württemberg und seinemRückzug aus der Vertriebenenar-beit ist Hessen nun das einzigeLand in der Bundesrepublik, dasden Flüchtlings- und Vertriebe-nenverbänden finanziell und im-materiell hilft. Für die hessischeRegierung sei dies nicht nur eineformale Angelegenheit, sagte derMinisterpräsident. Der Ge-schichtsunterricht soll forciertund die Integration der Aussied-ler fortgeführt werden. Ziegler-Raschdorf sah die sorgsame Ver-triebenenarbeit im Vordergrundund „nicht die große Trommel“.

GlückwünscheFortsetzung von Seite 15

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Forckenbeckstra-ße 1, 14199, Berlin, Telefon (030)2547345, E-Mail: [email protected],Internet: www.ostpreussen-ber-lin.de. Geschäftszeit: Donnerstagvon 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalbder Geschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

BERLIN

Auch im Internet: »Glückwünsche und Heimatarbeit«

Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Kippingstr. 13, 20144Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mo-biltelefon (0170) 3102815. 2. Vor-sitzender: Hans Günter Schatt-ling, Helgolandstr. 27, 22846Norderstedt, Telefon (040)5224379.

HAMBURG

Vorsitzender: Wolfgang War-nat, Robert-Koch-Weg 5,35578 Wetzlar, Telefon(06441) 204 39 99.

HESSEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 17

Gedenktag und mehrCDU/CSU-Bundestagsfraktion lädt Sprecher ein

Auf Einla-dung von

Klaus BrähmigMdB, Vorsit-zender derGruppe derVertriebenen,A u s s i e d l e rund Deut-schen Minder-heiten derC D U / C S U -Bundestags-f r a k t i o n ,nahm derSprecher derLandsmann-schaft Ostpreußen (LO), StephanGrigat, an einer Sitzung der Grup-pe in der Deutschen Parlamentari-schen Gesellschaft im ehemaligenReichstagspräsidentenpalais inBerlin teil. Grigat stellte den Uni-onsabgeordneten Struktur und Zie-le der LO vor. Im Anschluss gab eseinen vertieften Meinungsaus-tausch. Besprochen wurden die

Themen Zwangsarbeiterentschädi-gung, Gedenktag für Vertriebene,Staatsangehörigkeitsfragen und dieUnterstützung der DeutschenVolksgruppe in Ostpreußen. Bräh-mig sicherte der LO Unterstützungzu. Einigkeit bestand darin, die Zu-sammenarbeit zu vertiefen unddieses erste Treffen dieser Art re-gelmäßig zu wiederholen. EB

FFrreeuunnddlliicchheerr EEmmppffaanngg:: ((vv.. ll.. nn.. rr..)) PPrrooff.. EEggoonn JJüütttt--nneerr,, SSvveenn OOoollee,, SStteepphhaann GGrriiggaatt,, KKllaauuss BBrräähhmmiigg,,SStteepphhaann MMaayyeerr Bild: privat

Es warein rau-

s c h e n d e sFest – dasFrühlings-treffen derO s t p r e u -ßen am 3.März imAnklamerVolkshaus.Die Hallewar mitForsythien,f r i s c h e mTa n n e n -grün, den Fahnen und Schildernaller 40 ostpreußischen Heimat-kreise geschmückt. Der BdV-Vorsit-zende Manfred Schukat begrüßtefast 600 Landsleute und Gäste. DerVormittag begann mit einem Kon-zert des Posaunenchors Bansin.Das geistliche Wort zum Tag sprachPfarrer Siegfried Barsch aus Züs-sow über die Passions- und Oster-zeit. In der folgenden Totenehrungwurde besonders des kürzlich ver-storbenen Dr. KarlNehls gedacht, dervor 21 Jahren dieLandsmannschaftOstpreußen inAnklam mitbe-gründete und BdV-Ehrenmitgliedwar. Der Anklamer Vize-Bürger-meister Dr. Detlef Butzke lobte inseinem Grußwort, dass der BdV inAnklam vor allem Verständigungund Versöhnung mit Polen, Tsche-chen und Russen praktiziert. Fest-redner der Veranstaltung war Dr.Fred Mrotzeck vom HistorischenInstitut der Universität Rostock,der die Geschichte der Vertriebe-nen in Mecklenburg-Vorpommernerforscht. Der ausgewiesene Ken-ner thematisierte auch die „Ilja-Eh-renburg-Straße“ in Rostock – be-nannt nach einem sowjetischenPropagandisten, der offen zumMord an allen Deutschen aufrief.Solch ein Straßenname verträgtsich schlecht mit einer Ehrenbür-gerschaft für den Bundespräsiden-ten Joachim Gauck. Es folgte dasGedenken der Bombardierung vonSwinemünde am 12. März 1945mit über 20000 Opfern, darunter

vielen Flüchtlingen aus Ostpreu-ßen. Zur Feier des Tages wurdendie Gäste mit einer Saalrunde Bä-renfang überrascht. Mit dieser ost-preußischen Spezialität stießen dieBesucher auf das Wohl einiger Ge-burtstagskinder an. Nach demMittagessen mit KönigsbergerKlopsen erfreute das Fritz-Reuter-Ensemble Anklam die Ostpreußenmit einem bunten Strauß von Re-vue- und Volkstänzen, spanischer

Folklore und Mu-sik der 20er Jah-re. Inzwischenwar aus dem fer-nen Gumbinnen[Gussew] der rus-

sische Kant-Chor angekommen.Ein Achsschaden an einem derKleinbusse hätte den Auftritt fastverhindert. Unter der Leitung vonTatjana Matwejewa boten die Sän-gerinnen und Sänger ein mehr-stündiges Programm russischer.internationaler Volkslieder undgeistlicher Choräle, aber auchdeutscher und vor allem ostpreußi-scher Volks- und Heimatlieder. Da-für erhielten sie stürmischen Bei-fall. Beim Ostpreußenlied „Landder dunklen Wälder“ fassten sichdie Landsleute und der Chor spon-tan an den Händen. Die ungeteilteAnerkennung aller galt auch wie-der den 40 ehrenamtlichen Helfernund Mitarbeitern des BdV Anklam,die mit der festlichen Dekoration,dem Einlass, der Essenausgabe,dem Büchertisch und dem Verkaufvon Bärenfang und Getränken füreinen harmonischen Verlauf sorg-ten. Friedhelm Schülke

zu Gehör zu bringen. Als Gast inder Kulturgruppe spielte die be-kannte Flötistin Irene Popp dieQuerflöte. Barbara Ruppert beglei-tete das Programm am Klavier. Al-le gemeinsam sangen wir das Lied„Die Gedanken sind frei“. Die Re-gierung Friedrich II. war einKontrastprogramm, Bedingungslo-ser Gehorsam und Staatsräson, To-leranz und Gerechtigkeit. Viele un-serer ostpreußischen Vereinsmit-glieder wünschten sich, dass unse-re heutige Regierung sich an An-sprüchen von Friedrich den Gro-ßen erinnern möge. Zum Beispiel:„Eine Regierung muss sparsamsein, weil das Geld das sie erhält,aus dem Blut und Schweiß ihresVolkes stammt. Es ist gerecht, dassjeder Einzelne dazu beiträgt, dieAusgaben des Staates tragen zuhelfen, aber es ist nicht gerecht,dass er die Hälfte seines jährlichenEinkommens mit dem Staate teilenmuss.“ Auch folgendes Zitat hatheute noch Gültigkeit wie vor 300Jahren: „Man müsste es dahinbringen, dass sich alle Menschendes Fanatismus und der Intoleranzschämen.“.

Dessau – Montag, 16. April, 14Uhr, Krötenhof: Veranstaltung

zum Thema Osterbräuche.

Bad Oldesloe – Bericht von derMärz-Runde. – Gisela Brauer be-grüßte die März-Runde der Ost-und Westpreußen. Sie freute sich,nach Krankenhaus- und Reha-Auf-enthalt wieder in diesem vertrau-ten Kreis zu sein. Der Nachmittaghatte das Thema „Frühlingserwa-chen“. Katharina Makarowski be-richtete dazu und las „Frühling inOstpreußen“ aus dem SensburgerHeimatbrief. Gisela Brauer er-innerte an Ostern in der Heimat.Sie las ihre kleine Geschichte, wieein Stadtkind den Ostermorgenauf dem Bauernhof ihrer Ver-wandten erlebte. Die Teilnehmerberichteten von weiteren Oster-bräuchen in der Heimat und vonder Feldarbeit im Frühjahr.

Ihr Dank galt den StaatsministernHenzler und Grüttner sowie Al-fred Herold, der „weit über Hes-sen hinaus Stimme der Vertriebe-nen“ sei. Seine Mission sei nochlange nicht beendet. „Zukunftbraucht Herkunft.“ StaatssekretärDr. Hirschler berichtete, dass eingemeinsames Lehrerprojekt mitdem Hessischen Sozialministe-rium und einer Stiftung am 1. Ja-nuar dieses Jahres begonnen habeund ein Kerncurriculum im FachGeschichte ab August verbindlichsei. Aller Voraussicht nach wür-den die zwanzig teilnehmendenLehrer später in den Schuldienstaufgenommen werden können. Erging auch auf die digitalen Me-dien im Schuldienst und das Zeit-zeugenprogramm ein. Er wolleauch in den nächsten Jahren gerndie Gespräche mit den Vertreterndes BdV und den Landsmann-schaften fortführen. Aktuelle The-men sprachen einige Vertriebe-nenvertreter an, so zu der Härte-fallregelung, den Zeitzeugen- undMultiplikatorenprojekten. Überdas Deutsch-Europäische Bil-dungswerk wurde informiert undüber die Kulturarbeit in Hessen.Der Vertreter der Sudetendeut-schen Landsmannschaft bat denMinisterpräsidenten, die Repu-blik Tschechien zu besuchen. Vie-le der heutigen hessischen Bürgerhätten ihren Ursprung in demLand. Abschließend zog die Lan-desbeauftragte eine positive Bi-lanz des Neujahrsgesprächs unddankte allen für das gemeinsameEngagement zum Wohle derFlüchtlinge und Heimatvertriebe-nen.

Gießen – Freitag, 13. April,15 Uhr, Mohrunger Stube, Kon-gresshalle Gießen: Monatsver-sammlung der Gruppe. ErikaSchmidt hält eine Lesung ausdem Buch „Katjuscha und ihreFolgen“ von Joachim Albrecht.Der Untertitel „Königsberg im Ja-nuar 1945 und das RettungsschiffWullenwever“ geben vorweg be-reits Kunde von der schwierigenZeit der Flucht und auch der Zeitder Nachkriegsjahre. – Der Freun-deskreis der Gruppe hatte einen

Sprung über den deutschen undauch den europäischen Raum ge-macht und landete in Thailand,einem Land, eingebettet zwischenHinterindien und China. DieGrenznachbarn sind Birma, Laos,Vietnam und Kambotscha. DerDiavortrag von Viktor Kastenmay-er vermittelte in bunten Bilderndas Leben im fernöstlichen Raum.Ein Land von doppelter GrößeDeutschlands. In der HauptstadtBangkok sprudelt das Leben.Fahrräder und alle Arten von Rik-schas bevölkern die Straßen. Fer-tigessen am Straßenrand von thai-ländischen Frauen frisch zuberei-tet. Im ländlichen Gebiet wirdReis, Pfeffer, Baumwoller, Zucker-rohr und Tabak angebaut. Vonden sehr hohen Kokospalmenernten speziell abgerichtete Äff-chen die Kokosnüsse und werfensie zu Boden. Sehr beeindruckendsind die vielen Pagoden. Dieseturmartigen buddhistischen Tem-pel findet man allerorts im gan-zen Land in bunter Bemalung und

mit Gold belegt. Die VorsitzendeErika Schmidt bedankte sich beidem vortragenden Freund. Er gabden Teilnehmern einen Blick ineinen anderen Kulturkreis.

Göttingen – Die Gruppe führteam 3. März ihre Jahreshauptver-sammlung (JHV) durch, zu der57 stimmberechtigte Mitgliedererschienen waren. Nach der Be-grüßung und Eröffnung durchden 1. Vorsitzenden Werner Erd-mann erfolgten die Totenehrung,die Berichte der Vorstandsmit-glieder und der Kassenprüfer.Die Wahl des neuen Vorstandesdurch den Versammlungsleiter,den Ehrenvorsitzenden AlfredWermke, ergab folgendes Ergeb-nis: 1. Vorsitzender wie bisherWerner Erdmann, 2. Vorsitzen-der neu, Adolf Kloss, Kassen-wart neu, Gustav-Adolf Müller,Schriftführer neu, Dirk-DieterHarling, Beisitzer wie bisherund neu, Peter Rogge, Julius Bri-gant, Erwin Seidler. Nach demAusblick auf die geplanten Ver-anstaltungen 2012 – unter ande-rem eine Ostpreußen-Fahrt vom16. bis 24. Juni, die Feier einesökumenischen Gottesdienstesmit Kranzniederlegung am Eh-renmal im DurchgangslagerFriedland und die Adventsfeieram 2. Dezember in der Vereins-gaststätte „Zur Linde“ in Göttin-gen-Geismar – durch den 1. Vor-sitzenden Werner Erdmann er-innerte der 2. Vorsitzende AdolfKloss an das „Preußenjahr2012“, den Geburtstag Fried-richs II. des Großen am 24. Janu-ar 1712. Die Würdigung desChefredakteurs Dr. Jan Heit-mann in der PAZ Nr. 3 vom21. Februar wurde vorgetragen.Die Jahreshauptversammlungendete mit dem gemeinsamenSingen des Ostpreußen-Liedes„Land der dunklen Wälder“. Esfolgte das traditionelle „Grüt-zwurst“-Essen.

Hannover – Bericht von derJahreshauptversammlung. – DieJahreshauptversammlung fandam 9. März statt. Als Gast konn-te die Gruppe Otto von Belowbegrüßen, der in Vertretung vonDr. Barbara Loeffke die Veran-staltung besuchte. Nach der ord-nungsgemäßen Durchführungder Jahreshauptversammlung,die keine Änderung ergab, über-reichte von Below die SilberneEhrennadel der LO an LuiseWolfram (siehe Bericht). Im An-schluss daran berichtete Ottovon Below über die Arbeit derLandesgruppe und danach hieltLuise Wolfram einen Vortragzum Thema „Bleibt Königsbergunter Kaliningrad verschüttet?“

Osnabrück – Freitag, 20. April,15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu,Blumenhaller Weg 43: Treffender Frauengruppe.

Bad Godesberg – Mittwoch,18. April, 17.30 Uhr, StadthalleBad Godesberg, Erkerzimmer: DieGruppe trifft sich zum Stamm-tisch.

Düsseldorf – Fahrt zur ZOOM-Erlebniswelt in Gelsenkirchen.Ein einzigartiges Konzept ermög-licht den Besuchern unvergessli-che und hautnahe Naturerleb-nisse. Die unterschiedlichenLandschaften und Vegetationsge-biete dreier Erdteile sind original-getreu nachgebildet. Bei einerspannenden Führung vermitteltein Ranger sein Wissen.

Ennepetal – Donnerstag, 19.April, 18 Uhr, Heimatstube: Mo-natsversammlung mit Panhas undBratkartoffeln.

Essen – Freitag, 20. April, 15Uhr, Gastronomie St. Elisabeth,Dollendorfstraße 51, 45144 Essen-Frohnhausen: Vortrag von HerrnHoffmann „Die Dohle, Vogel desJahres 2012“.

Gütersloh – Jeden Montag, 15bis 17 Uhr, Elly-Heuss-Knapp-Schule, Moltkestraße 13, 33330Gütersloh: Ostpreußischer Sing-kreis. Kontakt und Informationenbei Ursula Witt, Telefon (05241)37343.

Mainz – Donnerstag, 19. April,15 Uhr, Café Zucker, Bahnhofstra-ße 10, 55116 Mainz: HeimatlicheKaffeestunde der Damen. – JedenFreitag, ab 13 Uhr, Café Oase,Schönhorststraße 16, 55116Mainz: Die Gruppe trifft sich zumKartenspielen.

Neustadt a.d. Weinstraße –Sonnabend, 14. April, 15 Uhr,Heimatstube, Fröbelstraße 26:Filmvortrag zum Thema „Der Or-den in Ostpreußen“. In dem Film-beitrag werden Ordensburgen imErmland und Masuren besucht.

Chemnitz – Mittwoch, 18. März,10 Uhr, Treffpunkt Apotheke ander Zentralhaltestelle in Chem-nitz: Treffen der Wandergruppe. –Freitag, 20. April, 13 Uhr, Leipzi-ger Straße 167: Treffen der Frau-engruppe. – Jeden Montag, 16Uhr, Leipziger Straße 167: DerKulturkreis Simon Dach trifft sichunter der Leitung von Ingrid La-buhn zur Chorprobe. – Veranstal-tung vom 10. März. – Anlässlichder großen Zerstörung vielerdeutscher Städte im ZweitenWeltkrieg lud der Landesvorsit-zende der LOWP AlexanderSchulz zu der am 10. März statt-findenden Veranstaltung „Trüm-merfrauen aus Ostpreußen“ nachChemnitz in den Platner Hof ein.Der Einladung folgten viele Teil-nehmer aus verschiedenen Ver-treibungsgebieten des ZweitenWeltkrieges. Unter den geladenenGästen waren auch Mitglieder desSächsischen Landtages und der

CDU. Peter Wolf, Vorsitzender derBdV-Gruppe Leipzig, hielt eineninteressanten Vortrag über bom-bardierte deutsche Städte und de-ren große Verluste an Menschensowie Hab und Gut. Diese Ver-nichtung der Heimat brachte vielLeid und Entbehrungen über dieMenschheit, besonders Frauenund Mütter litten, denen ihreMänner und Söhne nicht zur Sei-te stehen konnten, weil sie dieseim Krieg verloren hatten. DerKrieg führte neben Flucht undVertreibung, Verlust der Heimat,kaputten Städten und Dörfern undEntbehrungen auch zu einemNeuanfang für alle. Besonders denFrauen, die auf sich allein gestellt,als Trümmerfrauen leben muss-ten, gebührt Hochachtung undDank. Ohne ihren unermüdlichenEinsatz und damit Anerkennungin ihrem neuen Zuhause wäre be-stimmt der Wiederaufbau und dieNeueingliederung aller Vertriebe-nen nicht so schnell vorangegan-gen. So eifrig wie damals leistenauch heute noch viele vertriebeneFrauen uneigennützige ehrenamt-liche Tätigkeiten in den jeweiligenVereinen. Als Dankeschön für die-sen Einsatz zeichnete der Landes-vorsitzende, Alexander Schulz, al-le anwesenden Frauen mit einemkleinen Blumensträußchen odereiner Rose aus. Chemnitz ist dasneue Zuhause der Gruppenmit-glieder. Auch diese Stadt wurde imZentrum zu 90 Prozent in Schuttund Asche gelegt. Zu diesem be-wegenden Thema hielt der Stadt-türmer a. D., Stefan Weber, einenhintergründigen und lebendigenDia-Vortrag: „Chemnitz einst undheute.“ Es war eine Freude für alle,ihm zuzuhören und zuzusehen,die Bilder bewegten innerlich. AlsDank für seinen erbaulichen Be-richt überreichten ihm die Ost-preußen einen kleinen mit Bern-stein verzierten Kurenkahn, dervon Schülern angefertigt wurde.Der krönende Abschluss dieses er-lebnisreichen Tages war wiedereinmal der musikalische Auftrittdes Männerchores aus Venus-berg/Erzgebirge. Dieser Chorspricht mit seinem Repertoire allean und animiert beim Klang ost-preußischer und anderer deut-scher Weisen zum Mitsingen. Wiebereits am Anfang sangen die Teil-nehmer gemeinsam zum AbschiedHeimatlieder von Ost- und West-preußen. Dieser 10. März wurdevon allen gelobt und war ein schö-nes Erlebnis zum Gedenken an dieHeimat „Ostpreußen“. – Anläss-lich des 300. Geburtstags des Kö-nigs Friedrich II. hat die Gruppe inihrer Veranstaltung im Februar andiesen Preußen erinnert. Friedrichder Zweite war besser bekannt alsFriedrich der Große oder auch alsder „Alte Fritz“. Von Historikernwird der junge König Friedrich II.als Phänomen gesehen, der dasganze Gegenteil seines Vaters zusein scheint. Ein Erlass jagte denanderen, alle erstaunlich, alle fort-schrittlich. Die Minister sollen gu-te Laune haben und niemandendrangsalieren, die Folter soll abge-schafft, die Prügelstrafe gemildertund Kindesmörderinnen nichtmehr ertränkt werden. Kornkam-mern wurden für die Armen geöff-net, Zeitungen gegründet, die Zen-sur teilweise aufgehoben und – einjeder soll nach seiner Façon seligwerden. Das Regiment der LangenKerls wurde aufgelöst und an an-dere Regimenter verteilt. EinOpernhaus wurde in Auftrag gege-ben. Friedrich rief führende Philo-sophen und Schriftsteller nachBerlin. Voltaire trat später eben-falls in seine Dienste. Europa warbeeindruckt von der intellektuel-len, aufgeklärten, kunstliebenden,ja fast heiteren Hofhaltung desneuen Königs. Aber dieses Bildstrahlte nur eine kurze Zeit. Überden rasch folgenden Kriegen trates in den Hintergrund. UnsereKulturgruppe zeigte spielerisch ineinigen schönen Theaterdarstel-lungen Episoden im Leben des Kö-nigs. Ingrid Labuhn verstand eswieder einmal, wichtige Szenenund Aussprüche im Leben des Al-ten Fritz herauszuarbeiten und uns

HE I M ATA R B E I T Nr. 13 – 31. März 2012 17

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 16

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Alle auf den Seiten »Glück-wünsche« und

»Heimatarbeit« abgedrucktenBerichte und

Terminankündigungen wer-den auch ins Internet gestellt.Eine Zusendung entspricht

somit auch einerEinverständniserklärung!

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Werstener Dorfstr.187, 40591 Düsseldorf, Tel. (02 11)39 57 63. Postanschrift: Buchen-ring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964)1037, Fax (02964) 945459, E-Mail:[email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim.

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender: Alexander Schulz,Willy-Reinl-Straße 2, 09116Chemnitz, E-Mail: [email protected], Te-lefon (0371) 301616.

SACHSEN

Vors.: Siegmund Bartsch(komm.), Lepsiusstraße 14, 06618Naumburg, Telefon (03445)774278.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 554758, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Buchvorstellung in Berlin:Mittwoch, 4. April, 19 Uhr, imGemeindehaus der Herz-Jesu-Gemeinde, Schönhauser Allee182 (rechter Seitenflügel, hinte-rer Eingang, 1. Etage), 10119Berlin, Prenzlauer Berg, wirdNorbert Stein seine Chronik„Kinder, Ihr sollets bey mir guthaben!“ der Wanderungen Salz-burger Emigranten vorstellen.

GGuutt bbeessuucchhtt:: FFrrüühhlliinnggssffeesstt iinn AAnnkkllaamm Bild: Schülke

Gedenken an Gründer der Gruppe

Ein rauschendes FestGute Laune bei Bärenfang und Heimatklang

HE I M ATA R B E I T18 Nr. 13 – 31. März 2012

In Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von

Gerhard Steffen* 17. April 1927 † 18. März 2012

in Braunsberg/Ostpr. in Oberursel

Gerhard Steffen war von 1986 bis 1999 Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft

Braunsberg und von 1986 bis 1995 Mitglied des Bundesvorstandes der

Landsmannschaft Ostpreußen.

2006 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Braunsberg ernannt.

In Würdigung seiner hervorragenden Verdienste um Ostpreußen hat die

Landsmannschaft Ostpreußen Gerhard Steffen im Jahre 1994 das

Goldene Ehrenzeichen verliehen.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Der Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen

Gottfried Hufenbach Stephan Grigat Friedrich-Wilhelm Böld

Stellv. Sprecher Sprecher Schatzmeister

Jesus Christusder Erlöser der Welthat seinem Diener

Gerhard SteffenKomtur des päpstlichen Silvesterordens

* 17. 4. 1927 Braunsberg (Ostpreußen)† 18. 3. 2012 Oberursel (Taunus)

den ersehnten Friedenund ewige Heimat geschenkt.

In tiefem Schmerz, großer Dankbarkeitund christlicher Hoffnung nehmen wir Abschied. Edith SteffenM. Amanda (Angela Steffen) CSCRegina SteffenRonald und Hildegard Ernst, geb. Steffenmit Annabel, Dominik und JohannesBernhard und Gabriele Steffenmit Jonathan und Naomiund Verwandte

Freiherr-vom-Stein-Straße 24 A, 61440 Oberursel

Freunde und Bekannte sind eingeladen zur Teilnahme am Requiemin der Liebfrauenkirche zu Oberursel am 28. 3. 2012 um 19.00 Uhr. Der Verstorbene wird am 3. 4. 2012 in der Kirche von Pettelkau/Pierzchaly in seiner ermländischen Heimat beigesetzt.

Ein langes und freudvolles Leben hat sein würdiges, friedlichesEnde gefunden.

Charlotte Wanda Schrammgeb. Gardeick

* 20. Mai 1920 † 17. März 2012Schakendorf, Kreis Elchniederung Jülich

Aus unserem Leben bist du gegangen,in unseren Herzen bleibst du. Bruder Heinz Gardeick mit Ehefrau IngeSchwägerin und SchwagerNichten und Neffen mit Familien

Kondolenzadresse:Olaf und Anita Gardeick, Dr.-Halbsguth-Straße 6, 52428 Jülich

Im 88. Lebensjahr verstarb in kurzem Leiden, nach glücklicherJugend in Ostpreussen und einem guten Leben in Speyer

Erika Kensy(geb. Skauradzun)

Meisterin der ländlichen Hauswirtschaftgeb. 18. 11. 1923 gest. 19. 3. 2012

Ellerau, Ostpreussen Speyer, Pfalz

In tiefer Trauer und DankbarkeitHelmutRainer mit Ann-Elisabeth

Die Trauerfeier fand am Dienstag, 27. 3. 2012, um 13.00 Uhr in derTrauerhalle in Speyer statt.

Ich träume, und der geliebte Mensch ist mir nahe,ich erwache und bin allein.

Klaus Danneberg*16. März 1933 † 21. März 2012

Osterode / Ostpreußen Neuss

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von ihm. Erika Danneberg, geb. HerbstJochem und Carola DannebergEnkel, Urenkelund Anverwandte

41464 Neuss / Rhein, Rheydter Straße 31

Die Trauerfeier zur Einäscherung wurde am Mittwoch, dem 28. März 2012, um11.00 Uhr in der Kapelle des Neusser Hauptfriedhofes, Rheydter Straße gehalten.Die Urnenbeisetzung fand zu einem späteren Zeitpunkt in aller Stille statt. Anstel-le zugedachter Kranz- und Blumenspenden bitten wir um eine Zuwendung an denFörderverein des Johanna-Etienne-Krankenhauses Neuss e.V. (Palliativ-Station)auf dessen Konto-Nr. 340 067 bei der Sparkasse Neuss, BLZ 305 500 00. Stichwort:Klaus Dannenberg.

Die Kreisgemeinschaft Braunsberg e.V. trauert um ihren Ehrenvorsitzenden

Gerhard Steffender am Sonntag, dem 18. März 2012,

im Alter von 84 Jahren in 61440 Oberursel verstorben ist.

Herr Gerhard Steffen war 15 Jahre Kreisvertreterder Kreisgemeinschaft Braunsberg e.V.,

der mit Erfolg und Umsicht, diese geleitet und geführt hat.

Wir haben ihm viel zu verdanken, denn er hat in den letzten Jahren seines Vorsitzesdie Kontakte zu seiner Heimatstadt Braunsberg

und sein Kreis mit viel Hingabe gepflegt.

Wir werden Ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Die Beisetzung erfolgt in der Heimat,er wird in der Kirche zu Pettelkau seine letzte Ruhe finden.

Für die Kreisgemeinschaft Braunsberg e.V. Manfred Ruhnau, Kreisvertreter und den Beisitzern

53757 Sankt Augustin, Bahnhofstraße 35 B

Nach einem arbeitsreichen Leben entschlief heute mein geliebter Mannund mein lieber Vater, unser Schwager und Onkel

Karlheinz Poredda* 12. 1. 1920 † 18. 3. 2012

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied:

Deine CarolaCarl-Wilhelm und Andrea

und alle Anverwandten

Hipstedt, den 18. März 2012

Die Trauerfeier fand am Freitag, dem 23. März 2012, um 13.00 Uhrin der Friedhofskapelle zu Hipstedt statt; anschließend Beisetzung.

Bestattungsinstitut Windhorst, Hipstedt, Telefon 0 47 68 - 4 52

Wenn Sie einen Todesfall

zu beklagen haben,

kann Ihre Anzeige

bereits in der nächsten Woche

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Bericht über die erste Sitzung2012 des erweiterten Vorstandesder Kreisgemeinschaft Angerburgam 25. Februar in Rotenburg /Wümme – Die Vorstandssitzungstand im Zeichen der zentralenThemen, die schon im letzten Jahrdie Arbeit des Vorstandes be-stimmt hatten. Zum einen ist es dieAufgabe der bisherigen Arbeits-,Archiv- und Ausstellungsräumeund der über eine Zwischenlösungverwirklichte Umzug in dasDienstgebäude des LandkreisesRotenburg / Wümme am WeichelerDamm 11. Zum anderen gilt dieAufmerksamkeit des Vorstandesdem Erhalt der Unterlagen derKreisgemeinschaft, der Heimat-kreiskartei, den Anschriftenlistenund der Gratulationskartei. Ohneden Bezug des Heimatbriefes istdie Arbeit für die Kreisgemein-schaft nicht denkbar. Steigende Be-deutung hat auch die Mitarbeit imKreistag und im Vorstand. Wirmüssen uns alle anstrengen, vor al-lem Jüngere für die Mitarbeit imVorstand zu gewinnen. 2013 wer-den die Angerburger Tage im Zei-chen der Wahlen für den Kreistagstehen. Es wäre schön, wenn demVorstand Vorschläge für die perso-nelle Zusammensetzung des Kreis-tages gemacht würden. Jeder Vor-schlag muss von zehn Personen,die diesen Vorschlag tragen, unter-zeichnet werden. − Die Vorstands-sitzung war satzungsgemäß einbe-rufen worden und der Vorstandwar beschlussfähig. Als Gäste

konnte der VorstandsvorsitzendeKurt-Werner Sadowski die HerrenTwiefel, Hachmöller und Meyervon der Kreisverwaltung und Lud-milla Mischok, Frauke Rosin undGünther Kuhn für den erweitertenVorstand begrüßen. Sadowskidankte den Herren für die den An-gerburgern großzügig gewährteGastfreundschaft und für die per-sonelle und technische Unterstüt-zung der 54. heimatpolitischen Ta-gung. In den Dank schloss er dieKreisverwaltung für die Hilfe beimUmzug in das schöne neue Hausam Weicheler Damm mit ein. Erdankte Twiefel dafür, dass er denAngerburgern immer mit Rat undTat zur Seite gestanden hatte. Inseinem Grußwort wies Hachmöllerdarauf hin, dass im Rahmen der or-ganisatorischen Veränderungen fürdie Kreisgemeinschaft Angerburgjetzt die Stabsstelle Kreisentwick-lung zuständig sei. Der Zeitplan fürdiese Umstellungen sehe vor, dassbis zum Herbst alles abgeschlossensein sollte. Für die Pflege der Pa-tenschaften wird künftig HerrMeyer zuständig sein, der erstmalsan einer Vorstandssitzung der An-gerburger teilnahm. Dankbar er-wähnte Sadowski, dass BrigitteJunker die Vitrinen-Tische und Vi-trinen-Schränke ausgeräumt, alleBilder abgehängt und genauso wiedie Bücher aus der „von-Sanden-Vitrine“, die Schulemann-Plastikenund etliche Textilien in Umzugs-kartons verpackt habe. Durch dieReduzierung der Ausstellungsflä-che war es notwendig geworden,für die nicht unbedeutenden Expo-nate ein wissenschaftlich fundier-tes Ausstellungskonzept zu entwik-keln, das dem Anliegen der Anger-burger gerecht würde. Für die Ge-staltung und Präsentation der Aus-stellung hatte die Kulturwissen-schaftlerin Ulrike Taenzer ein Rah-menkonzept erarbeitet. Die Kostenfür die Umsetzung werden etwa3000 Euro betragen. Nach einge-hender Diskussion stimmte derVorstand dem Konzept und der

Übernahme der Kosten einstimmigzu. Da das Angerburger Archiv Teildes Rotenburger Kreisarchivs ist,ist Frau Kudick gegenüber Frau Mi-schok weisungsbefugt. Herr Sa-dowski hob hervor, wie stark gera-de Frau Mischok in der letzten Zeitauch in Vorbereitung auf den 3.März, der Einweihung des Dienst-gebäudes, eingespannt war. Sa-dowski dankte Frau Junker für dieVorbereitung der 54. heimatpoliti-schen Tagung (Lösung der techni-schen Voraussetzungen, Abspra-chen mit der Catering-Firma, Rege-lung der Transportfragen, Reservie-rungen, Erstellen der Teilnehmerli-sten, Verkauf der Essenmarken,Büchertisch etc.). Sadowski hattePressemitteilungen an sieben Zei-tungen herausgegeben. In Hinblickauf die 58. Angerburger Tage am8./9. September stellte Sadowskifest, dass die polnischen Gäste nuralle zwei Jahre an den AngerburgerTagen teilnehmen. Da sie 2011 inRotenburg / Wümme waren, kom-men sie jetzt erst 2013 wieder.Nach schriftlicher Zusage stehendie Räumlichkeiten der Theodor-Heuss-Schule zur Verfügung. Bür-germeister Eichinger hat als Gast-redner zugesagt. In diesem Zu-sammenhang wurde auch überkünftige Gastredner/innen nachge-dacht. Dabei ist zu berücksichtigen,dass im nächsten Jahr in Nieder-sachsen Landtagswahlen sein wer-den. Die Kranzniederlegung amGedenkstein an der AngerburgerEiche wird wie immer vor derKreistagssitzung stattfinden. − DieBusfahrt wird nach Tiste zur Moor-bahn führen und Kaffee und But-terkuchen werden im Heimathausin Sittensen bereitgestellt. Die Ko-sten für die Busfahrt ändern sichnicht. Der Vorstand stimmte ein-stimmig dem Vorschlag von Lm.Sadowski zu, den Sonnabend miteinem 75-minütigen Dia-Vortragvon Bernd Naumann zu gestalten.Der Termin 23./24. Februar 2013für die 55. heimatpolitische Tagungwird beibehalten. Besprochen wur-den auch die Erfahrungen mit demVersand des Angerburger Heimat-briefes Nr. 148 zu Weihnachtenund der Transparenz der entspre-chenden Versandbestimmungen:Es darf nur ein Überweisungsträ-ger beigelegt werden, erlaubt istdie Aufnahme von Veranstaltungs-

programmen, sofern sie keine Prei-se enthalten, Glückwünsche dür-fen nur ohne Nennung der An-schrift aufgenommen werden odermit ausdrücklicher Zustimmungder betreffenden Person, ein Lese-zeichen als Beilage ist nicht mög-lich. Der Angerburger HeimatbriefNr. 149 wird Ende Mai erscheinen.Die Betreuung der Internetseite ge-staltet sich auch dank der gutenZusammenarbeit mit Herrn Kukisproblemlos. Ausführlich diskutiertwurden die Nutzungsmöglichkei-ten des Internetauftritts. DieSchatzmeisterin berichtete, dass2011 sich Einnahmen und Ausga-ben ohne die zusätzlichen Ausga-ben für das Deutschlandtreffenausgeglichen hätten, so aber einMinus zu verzeichnen sei, das sichjedoch tragen lässt. Der Haushaltfür 2012 entwickelt sich in demprognostizierten Rahmen. Es wur-de wie immer sparsam gewirt-schaftet und die Kreisgemeinschaftverfügt über eine stabile finanzielleSituation. Sadowski dankte FrauJunker für ihre gute und umsichti-ge Arbeit als Schatzmeisterin. HerrTwiefel übergab an dieser StelleHerrn Sadowski die Bescheideüber die Zuschüsse des Landkrei-ses. Die Arbeit in der Geschäfts-stelle wird durch Buchbestellun-gen und Buchversand, durch Ah-nenforschung, Auskünfte und An-schriftenänderungen stark belastet.Die Archivarbeit umfasst auch20 000 Bände des Instituts und3000 Bände der ostdeutschen Bi-bliothek. Herr Kuhn schilderte dasVerfahren zur Aktualisierung unddie seit 1994 EDV-gestützte Ar-beitskartei. Etwa 27000 Eintragun-gen stehen zur Verfügung. Eine we-sentliche Stütze der Arbeit der KGsind die Gratulationslisten. Ge-burtstagsgratulationen werdenzum 70., 75., 80. Geburtstag unddann jährlich verschickt. Er wiesauf die Bedeutung der Dorfspre-cher für seine Arbeit hin. Sadows-ki dankte Lm. Kuhn für die so un-gemein wichtige Arbeit. Frau Rosinstellte fest, dass die Arbeit mit derAnschriftenliste problemlos funk-tioniere. Berichtet wurde auchüber folgende Aktivitäten in undum Angerburg: Die Medikamen-tensendung am 16. Januar durchStudienrat a. D. Harmsen, dieTschernobylhilfe Rotenburg /

Wümme, ergänzt durch die KG An-gerburg an die Bruderhilfe der LO,eine mögliche Medikamentenmit-nahme bei der Fahrt vom 31. Maibis 8. Juni 2012 nach Angerburg,die Fortsetzung der humanitärenHilfe der Kreisgemeinschaft für dieSozialstation und die Deutsche Ge-sellschaft Mauersee, Johanniterund Johanniterförderverein, dievon uns finanziell unterstützt wer-den, die Einweihung eines Ge-denksteines auf dem JanellerFriedhof in Benkheim und der indiesem Jahr stattfindende Schü-leraustausch mit Schülerinnenund Schülern aus Angerburg unddem Rats-Gymnasium in Roten-burg / Wümme. Abschließendgab Sadowski noch folgende Ter-mine bekannt: 23. bis 25. Septem-ber Geschichtsseminar und 26.bis 28. Oktober Schriftleitersemi-nar in Bad Pyrmont, am 29. Sep-tember findet das von HerrnSchukat organisierte Treffen derOstpreußen in Schwerin statt. Sa-dowski ergänzte noch, dass dasBuch von Wolf Möller „13 Dörfer“(Kehlen mit Karlshöh und Keh-lerwald, Schwenten, Groß Stren-geln, Klein Strengeln, Kleinkut-ten, Kutten, Gembalken, Linden-wiese, Steinwalde, Jakunen, Wie-sental Großgarten und Haar-schen) in zweiter Auflage verfüg-bar sei und problemlos verkauftwerden dürfte.

Konstruktive Kreistagssitzungder Kreisgemeinschaft. − Am Wo-

chenende vom 24./25. März fandim Ostheim Bad Pyrmont die tur-nusmäßige Kreistagssitzung derKreisgemeinschaft Heiligenbeilstatt. Die Sitzung wurde von einerkonstruktiven Arbeitsatmosphäregeprägt, in der die Weichen für dieZukunft unserer Gemeinschaft ge-stellt wurden. Themen waren un-ter anderem unser bevorstehendesKreistreffen, unser Herbstseminarund das geplante Buchprojektüber Flucht und Vertreibung ausunserem Heimatkreis. Geleitetwurde die Sitzung von der Kreis-vertreterin Elke Ruhnke. Höhe-punkt des ersten Tages war derGastvortrag von Dr. Fred Mrotzeküber die Vertriebenen in Deutsch-land. Dieser Vortrag wurde mit vielBeifall bedacht. Dr. Fred Mrotzek(geb. 1965) ist wissenschaftlicherMitarbeiter der Uni Rostock undstellvertretender Leiter des Doku-mentationszentrums für die Opferdeutscher Diktaturen. Als kulturel-le Bereicherung brachte GerlindeGroß zum Abschluss des ersten Ta-ges einen Vortrag in ostpreußi-scher Mundart. Zusammenfassendkann von einer erfolgreichen Ar-beitssitzung gesprochen werden,die mit dem gemeinsam gesunge-nen Ostpreußenlied abgeschlos-sen wurde.

Osnabrück – Sonnabend, 14.April, 14 Uhr, Gaststätte Bürger-

HE I M ATA R B E I T Nr. 13 – 31. März 2012 19

TanzartmitSpezial-schuhen

deko-rativeVer-zierung

innereZerris-sen-heit

Ge-wächs-haus-anlage

aufwärts,nachoben

Rosen-lorbeer

Bundes-staatder USA

landwirt-schaft-lichesGerät

Früchteein-bringen

eineBaltin

eigen-sinnig,hart-näckig

bestän-dig,gleich-bleibend

verschö-nerndesBeiwerk

norweg.Polar-forscher(Fridtjof)

KeramikLauf-leinefürPferde

Halb-insel imAdriat.Meer

kostbarerDuftstofftierischerHerkunft

Felsen-höhle

Holz-blas-instru-ment

Bienen-züchter

ital. Kom-ponist(Giu-seppe)

im Ge-dächtnishaftenbleiben

Schrift-stellerin

früher;lieber

Raben-vogel

vondraußennachdrinnen

Spazier-fahrt, Ausflug

Binde-wort: mit derFolge

Umklam-merungbeimBoxen

Freude,Ver-gnügen

fertiggekocht

eng-lischerHoch-adliger

PragerSchrift-steller(Franz)

nordi-scherHirsch,Elch

kurzerStrumpf

drohen-desUnheil

ein Ost-afrikaner

schmie-ren,fetten

jungesPferd

Gentle-man, an-ständigerMensch

Feld-frucht

Gesangs-stück

unbe-kleidet

Gemein-de-vertreter

BüroeinesRechts-anwalts

Zusam-men-kunft(ugs.)

chem.Zeichenfür Acti-nium

feineHaut-öffnung

rück-seitig,am Ende

Kurzhals-giraffe

chine-sischeStadt

verehrtesVorbild

behut-sam,vor-sichtig

männ-licherNach-komme

Inselvor demGolf vonNeapel

franz.-spani-scherTanz

italie-nischesReis-gericht

Luft-trübung

Tages-abschnitt

Gesetz-buch

hollän-discherKäse

berufen,nomi-nieren

Gruppevon achtSolisten(Musik)

FlusszurSeine

spanisch:Los!, Auf!,Hurra!

Ge-wichts-einheit(Kzw.)

be-stimmterArtikel

Bein-gelenk

amerik.Film-legende(Marilyn)

fröhlichGrund-stoff-teilchen

römischeGöttinder Jagd

Stadt inSchles-wig-Holstein

Konsu-mentvonNahrung

Flach-land

Über-schrift

Mär-chen-,Sagen-gestalt

Werbe-slogan-ver-fasser

Küchen-gerät,Loch-gefäß

Falsch-aussage(Zwangs-lage)

belgi-scherKurort

Wind-schatten-seite e.Schiffs

Vor-nehm-tuer

Schwert-lilie

gehack-tesSchwei-nefleisch

Hühner-produkt

verzwei-felt,elend;trist

Pfeiftönehervor-bringen

Feuch-tigkeit

Stock-werk

germa-nischesSchrift-zeichen

artig,brav

SZOOELSZTONWARELONGEISTRIEN

VERDIAMBERGROTTEEAPNEINPRAEGENAUTORIN

SPASSGONGTOURBMSMPEERDOHLEESOCKE

GEFAHRKENIANEROELENKANZLEIARNLIEDIR

RTTREFFEHRENMANNSOKAPIUNSACHT

CHACONNEISCHIALRABENDKNDERNENNENOKTETT

KNIEKKILODERSBOISEDIANA

MOELLNLAEMTNOTLUEGETEXTER

NTSSNOBIRISTROSTLOSMETTEI

OPIEPENNAESSEETAGERUNELIEB

KreisketteDie Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlen-feld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte eine UV-Lampe zur Bestrahlung.

1 Teufelssitz, Ort der Verdammnis, 2 fromme Gestalt bei Wilhelm Busch, 3 Muskelstrang (Mz.), 4 Musikstück, 5 Bratgefäß

DiagonalrätselWenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Dia-gramm eingetragen haben, nennen die beiden Diagonalen zwei Kfz-Treib-stoffe.

1 Hauptstadt des Irak 2 fertig, gerüstet 3 Zirkusschauplatz 4 ausgewählte Stelle aus e. Buch 5 unterwürfig, kriecherisch 6 Gelehrtensprache

So ist’srichtig:

SudokuLösen Sie das japanischeZahlenrätsel: Füllen Siedie Felder so aus, dassjede waagerechte Zeile,jede senk rechte Spalteund jedes Quadrat aus3 mal 3 Kästchen dieZahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält. Es gibt nureine richtige Lösung!

7 4 25 8 1 21 5 3

4 8 55 6

7 2 92 1 3

2 9 4 69 3 2

379865412584312769162974538216487395498536271735129684621748953857293146943651827

Diagonalrätsel: 1. Bagdad, 2. bereit, 3.Manege,4.Auszug,5.servil,6.Latein–Benzin,Diesel

Kreiskette:1.Hoelle,2.Helene,3.Sehnen,4.Sonate,5.Pfanne–Hoehensonne

Sudoku:

PAZ12_13

AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift.Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Kurt-Werner Sa-dowski. Kreisgemeinschaft An-gerburg e.V., Landkreis Rotenburg(Wümme), Postfach 1440, 27344Rotenburg (Wümme), Landkreis:Telefon (04261) 9833100, Fax(04261) 9833101.

ANGERBURG

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke, ImBökel 76, 42369 Wuppertal, Tel.:(0202) 46 16 13. [email protected]: Christian Perbandt,Im Stegfeld 1, 31275 Lehrte, Tel.:(05132) 5 70 52. [email protected]. 2. stellvertretender Kreis-vertreter: Bernd Schmidt,Heideweg 24, 25578 Dägeling,Telefon (04821) 8 42 [email protected]. Inter-net: www. kreisgemeinschaft-hei-ligenbeil.de

HEILIGENBEIL Kreisvertreter Stadt & Land: Rei-ner Buslaps, Am Berg 4, 35510Butzbach-Kirch-Göns, Tel.:(06033) 66228, Fax (03222)3721953, E-Mail: [email protected]. Land: Kreisgemeinschaf-ten Insterburg Stadt & Land e. V.,Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld,Postfach 111 208, 47813 Krefeld,Tel.: (02151) 48991, Fax (02151)491141, E-Mail: [email protected], Internet:www.insterburger.de, Bürozeiten:Montag – Freitag von 8 bis 12 Uhr.

INSTERBURG −STADT UND LAND

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 20

HE I M ATA R B E I T20 Nr. 13 – 31. März 2012

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Die Prämie wird nach Zahlungseingang versandt. Der Versand ist im Inland portofrei. Voraussetzung für die Prämie ist, dass im Haushalt des Neu-Abonnenten die PAZ im vergangenen halben Jahr nicht bezogen wurde. Mit dem Bezug der PAZ ist die kosten-lose Mitgliedschaft in der Landsmannschaft Ostpreußen verbunden. Die Prämie gilt auch für Geschenkabonnements; näheres dazu auf Anfrage oder unter www.preussische-allgemeine.de.

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4. Luther und die Nation, 5. Wallenstein und der Krieg, 6. Preussens Friedrich

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Bauern, 6. August der Starke und die Liebe, 7. Karl

Marx und der Klassenkampf, 8. Ludwig II. und die

Bayern, 9. Rosa Luxemburg und die Freiheit,

10. Gustav Stresemann und die Republik

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61. Rundbrief. − KreisvertreterGerd Bandilla hat am 17. März analle Kreistagsmitglieder folgenden61. Rundbrief versandt: „Zunächstmuss ich Ihnen die traurige Nach-richt mitteilen, dass Kreisaus-schuss-Mitglied Lothar Jegull (Sar-ken) am 3. März 2012 nach einerschweren Operation in Warschauverstorben ist. Am Wasserturm inLyck hat eine Trauerfeier stattge-funden. Die Urne mit seinen sterb-lichen Überresten wurde seinemWunsche entsprechend auf demFriedhof „Am Monker Berg“ in dasGrab seines im Jahre 1951 verstor-benen Großvaters beigesetzt.Haupterbe seines Nachlasses istder Verein der Deutschen Minder-heit in Lyck. Lothar Jegull bleibt inunseren Reihen als sehr heimatbe-wusster Landsmann unvergessen.– Am 27. Januar haben wir unsersehenswertes Archiv im Hause El-bersufer 20 (ganz in der Nähe desHagener Rathauses) offiziell eröff-net. Das Archiv ist am letzten Frei-tag eines jeden Monats von 11 bis12.30 Uhr geöffnet. Es kann aucham 1. September (während desLycker Treffens) in der Zeit von 17bis 18 Uhr besichtigt werden. –Das Masuren-Seminar Ende Fe-bruar in Bad Pyrmont war ein vol-ler Erfolg. Wir werden die Ergeb-nisse des Seminars dokumentie-ren. Wer an einer solchen Doku-mentation interessiert ist, teile mirdas bitte mit. Die Dokumentationwird etwa 5 Euro kosten. GünterDonder hat ein „Kleines masuri-sches Wörterbuch“ auf Bitte derKreisgemeinschaft Lyck verfasst.Dieses Wörterbuch, versehen miteiner CD, kann bei Günther Vogel,Krönerweg 7, 29525 Uelzen, zum

Preise von 10 Euro erworben wer-den. Außerdem möchte ich nocheinmal für den Kauf unseres Kreis-buches mit 732 Seiten Wissens-wertem über den Kreis Lyck wer-ben. Das Buch ist zum Preise von20 Euro ebenfalls bei Günther Vo-gel zu bestellen. Nun zu den Ver-anstaltungen des Jahres 2012: Am22. April findet das RegionaltreffenNord im Hotel Hanseatischer Hofin Lübeck statt. Der diesjährigeHagen-Lycker Brief wird wohl En-de Mai erscheinen. In der Zeit vom19. bis 29. Juli veranstalten dieOrtsvertreter Horst Tregel (Rot-bach) und Willi Norra (Sareiken)Omnibus-Reisen in den KreisLyck. Bei Willi Norra sind noch ei-nige Plätze frei. Die Anschrift vonWilli Norra lautet: Anna-Stiegler-Straße 67, 28277 Bremen,Telefon (0421) 820651. UnserHaupttreffen findet am 1. und 2.September in der Stadthalle in Ha-gen in Westfalen statt. Bitte ma-chen Sie tüchtig Reklame für denBesuch unseres Treffens. – Karl-heinz Poredda verstorben. Im Al-ter von 92 Jahren verstarb Karl-heinz Poredda, seit dem 7. April1961 Bürgermeister von Hipstedt(1330 Einwohner) im LandkreisRotenburg/Wümme. „Ich bin derälteste Bürgermeister der Welt“, sotitelte die „Bildzeitung“ am 8.April 2011 aus Anlass seines 50-jährigen Dienstjubiläums. Karl-heinz Poredda, der aus Neumalkenim Kreis Lyck stammte, wo seinVater örtlicher Gendarmerie-Wachtmeister war, war ein treuer,heimatbewusster Landsmann.

Nachbarschaftsgespräch – Zu ei-nem Gedanken- und Erfahrungs-austausch trafen sich Vertreter derdrei Nachbarkreise Tilsit-Stadt,Tilsit-Ragnit und Elchniederung inBad Nenndorf. Die alljährlich statt-findenden Zusammenkünfte blik-ken auf eine gute Tradition zurück,die vor mehr als zehn Jahren durchdie damaligen Kreisvertreter HorstMertineit, Albrecht Dyck und Die-ter Sudau ins Leben gerufen wur-de. Das Anliegen besteht in derAbstimmung gemeinsamer Bemü-hungen und in der Optimierungkollegialer Zusammenarbeit. Alsbesonderer Programmpunkt wur-de diesmal das gemeinsame Hei-

mattreffen am 28. April 2012 inHalle/S. behandelt. Erwin Feigevom Vorstand der Stadtgemein-schaft Tilsit erstattete Bericht überden Stand der Vorbereitungen,woran sich eine konstruktive Dis-kussion anschloss. Es ging um dieSicherung einer hohen Teilnahmeund die Propagierung im Ostpreu-ßenblatt, um Fragen der künftigenFinanzierung und um die Konzep-tion für das nächste gemeinsameTreffen im Jahr 2013, dessen Aus-richter die Kreisgemeinschaft Til-sit-Ragnit sein wird. In einem wei-teren Punkt behandelte man dievollzogene Fusion der beiden Hei-matbriefe der KreisgemeinschaftenTilsit-Ragnit und Tilsit-Stadt. Eswurde eingeschätzt, dass kein Qua-litätsverlust eingetreten ist, son-dern dank des Engagements desneuen Schriftleiters Heinz Powilsein Heimatbrief mit hohem Niveauentstanden ist. Für die Tilsiter be-deutet die Zusammenlegung eineweitere Verbesserung, weil sie„Land an der Memel mit TilsiterRundbrief“ nunmehr zweimal imJahr erhalten. Die nächste Ausgabeerscheint im Mai 2012. Die Ge-sprächsrunde, die vom Kreisvertre-ter der Elchniederung, ManfredRomeike, moderiert wurde, erziel-te eine Reihe zukunftsorientierterFestlegungen und wird im näch-sten Jahr weitergeführt.

Nachbarschaftsgespräch und Re-gionaltreffen – In jedem Frühjahrtreffen sich seit vielen Jahren Ver-treter der KreisgemeinschaftenElchniederung und Tilsit-Ragnitsowie der Stadtgemeinschaft Tilsitzu einem sogenannten Nachbar-schaftsgespräch. In diesem Jahrverabredete man sich für den 22.März in Bad Nenndorf. Die dreiVorsitzenden und drei weitere Mit-glieder der Gemeinschaften be-sprachen eine Reihe von Themenvon gemeinsamem Interesse. Manwar einhellig der Ansicht, dieseZusammenkünfte fortsetzen zu sol-len mit der Absicht, das Zu-sammengehörigkeitsgefühl derOstpreußen beziehungsweise de-rer, die sich zu Ostpreußen beken-

nen, ohne dort geboren zu sein,immer wieder neu zu bekräftigen,aber auch im Hinblick auf eine zu-künftige Fusionierung der Vereine.Einen vorrangigen Stellenwert inder Aussprache nahm das bevor-stehende Regional- oder auchNachbarschaftstreffen ein, das indiesem Jahr zum fünften Maldurchgeführt wird. Es seien hiernoch einmal die wesentlichen Da-ten genannt: Termin: Sonnabend,29. April, 10 bis 17 Uhr, Tagungs-ort: Kongress- und KulturzentrumHalle/Saale, Franckestraße 1. DerEintritt ist frei, das dargereichte Es-sen erschwinglich, und es erwartetdie Gäste ein buntes Programm,unter anderem mit aktuellen Infor-mationen aus unserer Heimat. InBad Nenndorf war man zuversicht-lich – nicht zuletzt aufgrund dies-bezüglicher Anfragen, dass einebeträchtliche Zahl von Landsleu-ten und interessierten Mitbürgerndem Ruf aus Halle folgen wird.

Sonderreise ins nördliche Ost-preußen mit Greif-Reisen vom 26.Juli bis 4. August: Übernachtungenin Schneidemühl (1), Königsberg(7) und Stettin (1). Die Reise derFirma Manthey stellt ein besonde-res Angebot dar, weil das Unter-nehmen 2012 im 40. Jahr Reisen indie Heimat organisiert und zu die-sem Jubiläum die Angebote gün-stig gestaltet hat. Gleichzeitigmöchten wir Ihnen die Möglich-keit zur durchgehenden Reise ausdem Herzen des Ruhrgebiets ent-lang der A2 über Hannover undBerlin geben. Auf diesem Weg kön-nen Sie bei Bedarf an unterschied-lichen Orten zusteigen. Reiseleiterist Willi Skulimma. Reiseablauf:26. Juli, 6 Uhr Abfahrt DuisburgHauptbahnhof, West-Eingang, Bo-chum Hauptbahnhof, HannoverHauptbahnhof (ZOB), Berlin-Schönefeld, zusätzliche Haltestel-len an der Autobahn A 2 zumdeutsch-polnischen Grenzüber-gang nach Schneidemühl zurZwischenübernachtung, Abendes-sen und Übernachtung im Hotel„Gromada/Rodło“. 27. Juli, Früh-stück 7 Uhr, um 8 Uhr Weiterreiseüber Schlochau, Marienburg ] zum

Fotostopp, Braunsberg [Braniewo]zum polnisch-russischen Grenz-übergang nach Königsberg,Abendessen und Übernachtung imHotel „Kaliningrad“. 28. Juli, 8 UhrFrühstück, 9 Uhr Tagesfahrt nachPillau [Baltijsk], über Fischhausen[Primorsk], anschließend zurücknach Königsberg. Abendessen undÜbernachtung im Hotel „Kalinin-grad“. 29. Juli, 8 Uhr Frühstück, 9Uhr Ausflug nach Waldau[Nisowje] über Arnau [Marijno]und Heiligenwalde [Uschakowo],zurück nach Königsberg. Abend-essen und Übernachtung im Ho-tel „Kaliningrad“. 30. Juli, 8 UhrFrühstück, 9 Uhr Ausflug überLabiau [Polessk], Tilsit [Sovetsk],Insterburg [Tschernjachowsk]und zum Gestüt Georgenburg.Rückfahrt nach Königsberg,Abendessen und Übernachtungim Hotel „Kaliningrad“. 31. Juli,Tag zur freien Verfügung. DerBusfahrer erhält seinen gesetzlichvorgeschriebenen Ruhetag.Abendessen und Übernachtungim Hotel „Kaliningrad“ in Königs-berg. 1. August, 8 Uhr Frühstück,9 Uhr Ausflug nach Rauschen[Svetlogorsk], über Palmnicken[Jantarnji], Rückfahrt nach Kö-nigsberg, Abendessen und Über-nachtung im Hotel „Kaliningrad“.2. August, 8 Uhr Frühstück, 9 UhrAusflug zur Kurischen Nehrungmit zwei bis drei Stunden Baden,Vogelwarte und Dünen. Abendes-sen und Übernachtung im Hotel„Kaliningrad“ in Königsberg. 3.August, 7 Uhr Frühstück, 8 UhrAbreise Richtung Braunsberg zurrussisch-polnischen Grenze.Abendessen und Übernachtungin Stettin im Hotel „Panorama“. 4.August, 7 Uhr Frühstück, 8 UhrAbreise Richtung polnisch-deut-schem Grenzübergang. Heimrei-se auf der Strecke der Hinreise.Reisepreis pro Person im DZ /HP (bei mindestens 30 Personen)736 Euro, Einzelzimmer-Zu-schlag 160 Euro zuzüglich Ein-fach-Visum Russland 55 Euro.Der Reisepreis beinhaltet alleÜbernachtungen im DZ mitHalbpension. Selbstverständlichsind alle vorgenannten Ausflügeim Reisepreis enthalten! Die Ge-bühren berücksichtigen die zur-zeit gültigen Kosten. Erhöhungenund zusätzliche neue Gebührenfür das Jahr 2012 sind nicht aus-geschlossen. Fragen und Anmel-dungen an Gerd Gohlke, Telefon(04241) 5586 und [email protected] oderGreif Reisen – A. Manthey GmbHRübezahlstraße 7, 58455 Witten,Telefon (02302) 24044, Fax(02302) 25050 E-Mail: [email protected].

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 19

Kreisvertreter: Gerd Bandilla, St.Agnes-Straße 6, 50374 Erftstadt-Friesheim. Stellvertreter und Kar-teiwart: Siegmar Czerwinski, Te-lefon (02225) 5180, Quittenstraße2, 53340 Meckenheim. Kreisälte-ster: Alfred Masuhr, Reinicken-dorfer Straße 43a, 22149 Ham-burg.

LYCK

Stadtvertreter: Hans Dzieran,Stadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09002 Chemnitz, Te-lefon (0431) 77723.

TILSIT–STADT

Kreisvertreter: Dieter Neukamm,Am Rosenbaum 48, 51570 Win-deck, Telefon (02243) 2999, Fax(02243) 844199. Geschäftsstelle:Eva Lüders, Telefon/Fax (04342)5335, Kührenerstraße 1 b, 24211Preetz, E-Mail: [email protected].

TILSIT-RAGNIT

Kreisvertreter: Werner Schimkat,Dresdener Ring 18, 65191 Wies-baden. Telefon (0611) 50 50 98 40,Fax (0611) 50 50 98 41, E-Mail:[email protected]: www.kreis-weh-lau.de

WEHLAU

Lötzen − PerleMasurens

Lötzen − die Perle Masurens. Ei-ne kurze illustrierte Stadtge-

schichte.“ Seit dem 17. März wirdim Lötzener Heimatmuseum, Neu-münster, eine Ausstellung der Hei-matkreisgemeinschaft (HKG) Löt-zen in Zusammenarbeit mit demKulturzentrum Ostpreußen ge-zeigt. 45 Tafeln in deutscher Spra-che dokumentieren die LötzenerStadtgeschichte mit Texten, histori-schen Bildern und Karten − zumTeil aus dem Lötzener Archiv. NachAusstellungsende im Oktober wer-den die Tafeln für zwei Wochen imFoyer des Neumünster Rathausesgezeigt.

Seit 2005 befinden sich das Löt-zener Archiv und die Heimat-sammlung an der neunte Adresseihres Bestehens in der Patenstadt.In einem alten Schulgebäude un-weit des Rathauses stehen drei grö-ßere Räume für die Präsentationder ständigen Ausstellung zur Ge-schichte von Stadt und Kreis zurVerfügung. Ab Mai wird die Aus-stellung „Lötzen – die Perle Masu-rens“ in Lötzen, Kasernengebäude1 in der Feste Boyen, zu sehen sein.Die dortige Dauerausstellung mitzweisprachigen Tafeln ist ein „Ge-schenk der KreisgemeinschaftLötzen an die heutigen Bewohnerder Stadt und ihrer Besucher an-lässlich des Jubiläums ‚400 JahreStadt‘“. Das Stadtjubiläum wird abMai (bis in den Sommer hinein)begangen. Eine offizielle Einla-dung der Bürgermeisterin JolantaPiotrowska an die HKG, die Paten-städte Neumünster und Querfurtist ergangen. Sehr zufrieden istUte Eichler, Geschäftsführerin derLötzener HKG, mit der Ausstel-lung, da die Tafeln über das Kul-turzentrum Ostpreußen wissen-schaftlich und professionell erar-beitet wurden. Für weitere Infor-mationen wenden Sie sich bitte andie Geschäftsstelle der LötzenerHeimatkreisgemeinschaft: UteEichler, Bilenbarg 69, 22397 Ham-burg, Telefon (040) 608 3003, Fax:60890478 E-Mail: [email protected]. Die Ausstellungin Neumünster ist von März bisOktober jeden dritten Sonnabendeines Monats von 10 bis 16 Uhrund nach Vereinbarung mit UteEichler (040-608 30 03) oderManfred Kickstein (04326-14 36)in der Brachenfelder Straße 23 (al-te Schule am Rathaus), 24537Neumünster, zu besichtigen. Fe-stung Boyen, ul. Turystyczna 1, 11- 500 Lötzen [Gizycko], Telefon:+48 (0) 87 4282959. CRS

LE B E N S ST I L Nr. 13 – 31. März 2012 21

Im digitalen Zeitalter speichertdie Welt ihr Gedächtnis auf Fest-platten. Texte, Fotos, Aufzeichnun-gen aller Art – alles platzsparendim Computer verwahrt, doch exi-stent nur noch als Abfolge vonNullen und Einsen. Festplattensind nicht ewig haltbar und gehendurch häufige Benutzung mit derZeit kaputt. Physisch vorhandeneFotos, Briefe, Tagebücher, Notizen,überhaupt auf Papier Gedrucktesbleibt und hält über Generatio-nen.

Bei Facebook war es zu lesen.Die 25-jährige Maria aus Kielwünscht sich Fotos aus gemeinsa-men Kindertagen von ihrenFreunden zum Geburtstag. Dochdas brachte einige geladene Gästein Bedrängnis. Eine ihrer Freun-dinnen hatte alle Fotos auf ihrerComputer-Festplatte gespeichert,doch als diese 2009 irreparabelkaputt ging, waren auch die Foto-dateien nicht mehr zu retten. Daaber ihre Eltern ganz altmo-disch alle Fotos noch aufPapier ausdrucken und inFotoalben kleben würden,würde ein Besuch dort Abhilfeschaffen, so die 24-Jährige, diemit dieser Aussage allerdings beiihrem Freund keine Begeisterungauslöste.

Doch zu seiner Überraschungwird der Besuch bei den Schwie-gereltern in spe zu einem Erleb-nis. Es sind nicht so sehr die Fotosaus der Kindheit seiner Freundin,sondern die alte Kiste mit denSchwarzweißaufnahmen, die denBundeswehrsoldaten begeistern.Sogar eine Aufnahme vomUrgroßvater Johann seiner Freun-

din ist dort, die diesen als jungenverwundeten Soldaten im ErstenWeltkrieg 1916 in einem Lazarettzeigt. Alte Briefe und Urkundenfinden sich in der Metallkiste undzeugen vom Leben der Vorfahren.

Doch was wird einmal von ihmselber bleiben? Briefeschreibt er nicht, nichteinmal mehr Urlaubs-postkarten. Seinegesamte Kommunikationläuft per Telefon und digi-tal über SMS, E-Mail undseit einiger Zeit auch Face-book. Ausgedruckte Fotosbesitzt er gar nicht. Nichtmal Sicherungskopien derauf der Computer-Festplatte

gespeichertenFotos gibt es.

Auch der „Spiegel“sieht in diesen Umgangmit privaten Fotos undÄhnlichem ein Pro-blem. In einem Berichtüber das insolvente UnternehmenKodak, das seit Ende des 19. Jahr-hunderts mit dem Verkauf klassi-scher Fotokameras und der dazu-gehörigen Rollfilme sein Geld ver-diente, merkte das Magazin an,dass das 20. Jahrhundert wohl dasam besten dokumentierte bleiben

würde, da heute immer seltenerFotos ausgedruckt und Albenauch für die Nachwelt angelegtwürden. Die Leiterin der Zentra-len Dokumentation des DeutschenHistorischen Museums

in Berlin,B r i g i t t e

R e i n e k e ,sieht das

hingegen nicht so.„Wurden früher die Briefe derGroßmutter nach deren Tod weg-geschmissen“, so Reineke aufPAZ-Anfrage, „sichert man heuteeher seine digitalen Fotos aufexterne Festplatten und hält siemöglicherweise so länger vorrätigals das papierne Gedächtnis frü-

herer Zeiten. Der moderne Userspeichert seine Daten auch immermehr in virtuelle Clouds mitunbegrenztem Speicherplatz alszu Hause auf CDs im Schrank.“Als Deutsches Historisches

Museum mit einem Sam-melschwerpunkt in derAlltagskultur müssteman sich aber auf diedigitalen Medien alsSammlungsobjekteeinrichten – darinliege die Herausfor-derung: „Samm-lungserweiterung

und -pflege erweitern sich hin zuden digitalen Objekten zusätzlichzu den traditionellen Materialien“,betont die Dokumentarin.

In einem Fall stellt sich die Digi-talisierung aber schon jetzt unbe-zweifelbar als Segen dar: in derAhnenforschung. Die Internet-plattform www.ancestry.com wirbtdamit, dass sie die weltweit größteihrer Art zur Familienforschungsei. Mehr als acht Milliarden histo-rische Dokumente, über 50 Millio-

nen deutsche Namen in histori-schen Dokumenten, 85 Millionenhochgeladene Fotos und Geschich-ten und die weltweit größteSammlung vonFamilienstamm-bäumen mitmehr als dreiMilliarden Profi-len in über 30Millionen Mit-gliederstamm-bäumen, so preist das seit 2009 ander US-Technologiebörse notierteUnternehmen seine Kapazitäten

an. 400 Millionen DollarUmsatz machte Ance-

stry 2011 mit derSuche nach

Ahnen.2006 ging das

im englischenS p r a c h r a u m

bisher schwer-punktmäßig agie-rende Unterneh-men zwar auch inDeutschland online,doch erst jetzt wer-den immer mehrdeutsche Dokumen-te ins Netz gestellt.Im November 2011

wurden erstmals rund acht Millio-nen Datensätze aus Verlustlistender deutschen Armeen und derDeutschen Kaiserlichen Marine imInternet zu Recherchezwecken zurVerfügung gestellt. Und seit Endeletzten Jahres arbeitet Ancestryauch mit dem Landesarchiv Berlinzusammen. Das BrandenburgischeLandeshauptarchiv in Potsdamstellte bereits Kirchenbuchzweit-schriften evangelischer und katho-lischer Gemeinden, die den Zeit-

raum von 1700 bis 1874 umfassen,für die Ahnensuche in den histori-schen deutschen Ostgebieten zurVerfügung. „Besonders Nachfahren

aus Pommern,Posen und Schle-sien – Gebieten,die für Vertreibungund Flucht derDeutschen stehen– werden hierwertvolle Entdek-

kungen machen“, so Ancestry, dasden Zugang zu seinen Daten inDeutschland für 29,95 Euro fürsechs Monate anbietet.

Wer Vorfahren hat, die in dieUSA ausgewandert sind, hat aller-dings die beste Ausgangslage, umInformationen für seinen beiAncestry zu erstellenden Fami-lienstammbaum zu bekommen.Namenslisten von US-Volkszäh-lungen der Jahre 1900 bis 1930,Geburts-, Hochzeits- und Sterbe-listen, Musterungslisten, Passa-gierlisten von aus Europa kom-menden Einwandererschiffen,Todesanzeigen aus Zeitungen,Zeitungsartikel, Schuljahrbücher,Dorfchroniken und vieles mehrgeben über US-Bürger Auskunft.Doch etwas Vorwissen über dieeigenen Verwandten sollte manschon mitbringen, sonst verliertman in der Fülle der Daten leichtden Überblick. So führte bei-spielsweise bei einem Selbstver-such der Verfasserin die Eingabedes eigenen Nachnamens zuunzähligen Namensvettern, diealle in die USA eingewandertsind. Wer davon nun irgendwie ineinem Verwandtschaftsverhältnissteht, ist schwer zu ermitteln.

Rebecca Bellano

Papier hält länger als FestplattenDas 20. Jahrhundert war das am besten dokumentierte – Ahnenforschung per Internet-Datenbank

Mehr als ein Vierteljahr-hundert hat sie das BildMünchens in der Welt

mitgeprägt. Den „Mythos Mün-chen“ verwaltete sie 27 Jahre lang:die „Wiesn“, das größte Volksfestder Welt.

40 männliche Mitbewerberstach Gabriele Weishäupl aus, alssie 1985 im großen Saal des Rat-hauses ihre Vorstellungen vonder künftigen Tourismuswerbungfür die bayerische Landshaupt-stadt entwickelte: Internationa-lität, Tradition und Brauchtum,Netzwerke und Nachhaltigkeit.Sie arbeitete mit großemErfolg: 7,4 Milliarden EuroGesamtumsatz bringt der Tou-rismus jährlich nach München,er trägt dazu bei, dass Mün-chen auch für Minderbetuchteerschwinglich bleibt. „Ich holeTouristen für kurze Zeit, das istauch die Basis für diejenigen,die sich das Leben in Münchensonst nicht leisten könnten.“

1947 in Passau geboren,besuchte „die Gabi “, wie sie inMünchen liebevoll, aber auchrespektvoll genannt wird, dasGisela-Gymnasium der Engli-schen Fräulein in KlosterNiedernburg, studierte inMünchen Kommunikations-wissenschaften, bayerischeGeschichte und Politische Wis-senschaft, um dann für „Bild“und den Bayerischen Rund-funk als Lokalreporterin zuarbeiten. Bald wurde dieMünchner Messe auf sie auf-merksam, wo sie zur Leiterinder Stabsabteilung Öffentlich-keitsarbeit und Protokoll aufstieg.Für ihren Leistungswillenspricht, dass sie dort neben demBeruf den StudienabschlussMagister Artium erreichte undmit dem Thema „Die Messe als

Kommunikationsmedium –Öffentlichkeitsarbeit und Wer-bung einer Messegesellschaft“promovierte.

Weishäupl wurde in der letz-ten Zeit vorgeworfen, zu viel für

die Wiesn und zu wenig für dieübrige Münchner Kultur getan

zu haben. Sie argumentiert hin-gegen pfiffig: „90 Prozent derTätigkeit des Tourismusamts gel-ten der Kultur, 60 Prozent allerTouristen kommen wegen derKultur und schließlich ist dieWiesn Teil der Volkskultur.“ Der

Slogan „München ist mehr“ giltauch Musik, Museen, Schlös-sern sowie Sport und Einkaufen.

Das Münchner Tourismusamthat unter Gabriele Weishäupl Ver-tretungen in den USA, Hongkong,Thailand, Singapur, Brasilien,Indien, Südkorea, in den Arabi-schen Golfstaaten und natürlichin China geschaffen, wohin Weis-häupl bereits 1994 mit einer eige-nen Präsentation reiste.

Weishäupl sah man stets inBombenstimmung, sie engagiertesich überdurchschnittlich für ihrMünchen: Auf dem Christkindl-

markt ließ sie eine Himmels-werkstatt für Kinder errichten.Auf dem Oktoberfest sorgte siefür den Ausschank auch nicht-alkoholischer Getränke, dieSchaffung einer ruhigen Fami-lienzone, behindertengerechteZugänge und eine Anlaufstellefür Frauen. Den „maßlosen“Anstieg der Preise für eineMaß Bier jedoch konnte auchsie nicht stoppen: Ein Errei-chen und sogar Überspringender Unverschämtheitsgrenzevon zehn Euro je Liter ausge-schenktem Bier erwartet siebereits für dieses Jahr. Beimletzten Oktoberfest verlangtendie Wirte in den Bierzeltendafür zwischen 8,70 Euro und9,20 Euro.

Nun geht „Frau Oktoberfest“in den Un-Ruhestand. Am 1.April gibt die 65-Jährige ihrAmt als Tourismus-Chefin auf.Sie hat noch was vor: GabrieleWeishäupl übernimmt den

Ausbau des Oktoberfestmu-seums und bleibt zudem Vize-präsidentin des Deutschen Tou-rismusverbandes. Die Stadtsucht händeringend einen Nach-folger – per Zeitungsannonce.

Norbert Matern/CR

Die Wiesn-Chefin gehtMünchen ist mehr: »Frau Oktoberfest« warb sogar in China

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Bills Ballhaus in Bilbao, dasBert Brecht in den zwanzi-ger Jahren des letzten Jahr-

hunderts als das schönste aufdem ganzen Kontinent besang,gibt es heute nicht mehr. Vorbeiist es mit den Brandylachen amTanzboden und dem roten Bilbao-mond, der durch das löcherigeDach schien... Pilar, die Studentinder Germanistik, hat Lachträ-nen in den Augen. Nein, diesesproletarische Flair sei total„out.“ Die am Golf von Biscayagelegene größte Stadt desBaskenlandes wurde einemradikalen Umbau unterzogenund präsentiert sich heute alseine Metropole der Künste undkulinarischen Genüsse. DieWerften rund um das Hafenge-lände sind trendigen Wohn-häusern und schicken Hotelsgewichen. Aus dem einstigenSchmuddelkind wurde einestrahlende Schönheit, die trotzaller Modernität einen unver-wechselbaren Charme besitzt.

Dieser offenbart sich wäh-rend eines Spaziergangs durchdie Altstadt, genauer gesagtdurch die „Sieben Straßen“ amrechten Ufer des Ría de Bilbao.Ein prächtiges Haus mit fröh-lich bunter Fassade und maleri-schen Erkern schmiegt sich andas nächste. Üppiger Blumen-schmuck quillt über die schmie-deeisernen Balkongitter. In diesenengen Gassen schlägt auch daskulinarische Herz des Baskenlan-des. Auf den Theken der unzähli-gen Bars sind „Pinchos“ – kleineLeckereien – ausgestellt, beideren Anblick einem das Wasserim Munde zusammenläuft. Hierwerden Meeresfrüchte, Schinken,würziger Käse, Salate und scharfeWürste auf großen Tabletts mitofenfrischem Weißbrot serviert.

Da jeder Gastronom seine eige-nen Kreationen anbietet, begebensich die Gäste auf „Wanderschaft“kreuz und quer durch die Alt-stadt, um möglichst viele dieserKöstlichkeiten zu probieren.

In einer gemütlichen holzgetä-felten Bar mit fröhlichen „Mites-sern“ könnte man sich noch Stun-den aufhalten. Doch Pilar drängt

zur Eile. Auf die leiblichen folgtjetzt eine Reihe kultureller Höhe-punkte. Ein rascher Gang durchdas riesige „Museum der Schö-nen Künste“, das vornehmlichWerke spanischer und flämischerKünstler präsentiert, und manbefindet sich auf der Zubizuri-Fußgängerbrücke des Stararchi-tekten Santiago Calatrava, derenDesign an das vom Wind aufge-blähte Segel eines Schiffeserinnert.

Der größte Schatz in dieser ankühnen Konstruktionen reichenStadt aber ist das Guggenheim-

Museum, ein architektonischesMeisterwerk, dessen verschlun-gene, übereinander getürmte Ele-mente aus Glas, Titan und Steinerstaunlich leicht anmuten. Aufeiner Ausstellungsfläche von11000 Quadratmetern werdenmoderne, zum Teil höchst skurri-le Kunstobjekte gezeigt. In dieseKategorie gehört auch die Puppy-

Skulptur des amerikanischenObjektkünstlers Jeff Koons vordem „Guggi.“ Seinem aus17000 Blumen bestehenden,zwölf Meter hohen Welpenkann man einen gewissenCharme nicht absprechen!

Die letzte Exkursion führt zureinige Kilometer flussabwärtsgelegenen Brücke Puente Col-gante. Das monumentale stäh-lerne Industriedenkmal wurdeEnde des 19. Jahrhunderts vonAlberto de Palacio erbaut. Die-ser war ein Schüler desberühmten Gustave Eiffel.

Zurzeit findet im Guggen-heim Museum eine internatio-nal viel beachtete Ausstellungstatt, die das Œuvre zweier gro-ßer Bildhauer des 20. Jahrhun-derts unter einen Hut bringt.Der Spannungsbogen zwi-schen den Werken so verschie-

denartiger Künstler wie Constan-tin Brancusi und Richard Serrawird noch erhöht durch die Ver-wendung unterschiedlichsterMaterialien wie Holz, Marmor,Metall, Granit, Stahl und Gummi.Die filigranen Skulpturen Bran-cusis kontrastieren auf das Reiz-vollste mit den zum Teil giganti-schen Stahlobjekten Serras. DerBesucher sieht sich in dieser Aus-stellung mit einem vielschichti-gen sinnlichen Ereignis konfron-tiert. Die Ausstellung läuft biseinschließlich 15. April.

Uta Buhr

Ein sinnliches EreignisBilbao, die unterschätzte Perle im Baskenland

Große Fundgrubefür Heimatvertriebene

bei US-Datenbank

Zehn Eurofür eine Maß Bier

erwartet

1177 000000 BBlluummeenn ffüürr eeiinneenn HHuunndd::PPuuppppyy--SSkkuullppttuurr Bild: Wikipedia/Didier Descouens

Foto

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NE U E BÜ C H E R22 Nr. 13 – 31. März 2012

Abstrus und unwirklichSchauspielerin Petra Nadolny erinnert sich an ihr Leben in der DDR

Jahrzehn-te ist es her,dass Franz

Joseph Strauß selbstbewusst er-klärt hat: „Die Konservativen mar-schieren an der Spitze des Fort-schrittes!“ Heute wird trefflichdarüber gestritten, ob das Charak-teristikum „konservativ“ einSchimpfwort sei. Zu unscharf sinddie Konturen. Dies ist mit einGrund dafür, dass der Konserva-tismus im politikwissenschaft-lichen Diskurs wie auch in der po-litischen Praxis an Bedeutung ver-liert. Die jüngsten Diskussionenum den „Berliner Kreis“, um dieCDU-Abgeordneten Saskia Lud-wig, Erika Steinbach und Wolf-gang Bosbach sprechen – wiedereinmal – eine deutliche Sprache.Ein großes Manko des Konserva-tismus besteht darin, dass die De-finition seiner Inhalte schwierigist und noch umstrittener als dieder Konkurrenz, als da sind insbe-sondere der Liberalismus und derSozialismus.

Felix Dirschlegt in seiner an-spruchsvol lenwie lesenswer-ten Sammlung„Authentischer Konservatismus“durch teilweise schon an andererStelle erschienene Beiträge neueZugänge zum Phänomen Konser-vatismus frei. Im ersten Teil skiz-ziert er den ewigen Konserva-tismus, der von Platon bis zu denNeoplatonikern Leo Strauss undErik Voegelin reicht. Selbst Ver-treter der Verhaltensforschungwerden in die Erörterungen ein-bezogen. Der Verfasser zeigt, wasdiese Traditionslinie auszeichnet:ein transzendentes Fundament –Gott, Familie, Vaterland –, ein re-alistisches Menschenbild, ein fei-nes Sensorium für katastrophaleEntwicklungen sowie Präferenzfür Ungleichheit als Gerechtig-keitskriterium. Die Untersuchungunterstreicht die Vorteile desKonservatismus gegenüber ande-ren politischen Richtungen. Erkann – so die Argumentation –die verschiedenen Bereiche erfas-sen, in denen sich der Menschbewegt.

Maßgeblich ist für Dirsch einGrundsatz, den der 2011 verstor-bene österreichische SchriftstellerGerd-Klaus Kaltenbrunner bereitsvor knapp vier Jahrzehnten for-muliert hat: „Konservative Theo-rie nimmt ihren Ausgang vomMenschen und versteht sich alsein Beitrag zur Kunst, ein Menschzu sein.“ Die Betrachtung der„ewigen“ Dimension des Konser-vatismus belegt auch anschaulichseine Aktualität, etwa in der Öko-logie-Debatte, die vor den „Grü-nen“ von konservativen Vertreterngestaltet wurde.

Der zweite Teil der Darstellungerörtert die Anschlussfähigkeitdes traditionellen Katholizismus –also vor der Zeit der großen Re-formen in den 1960er Jahren – anzentrale Lehrsätze des ewigenKonservatismus. Besonders zunennen ist der Überbau der Philo-sophie des Zeitlosen, der deneinst wirkmächtigen sozialen undpolitischen Katholizismus über-

wölbte. Ein-d r u c k s v o l lerneuerten dieabendländischenDiskurszirkel der50er Jahre noch-

mals diese Tradition.Im letzten Teil werden unter-

schiedliche Aufsätze zum authen-tischen Konservatismus in derBundesrepublik präsentiert. Dazuzählen auch Formationen der so-genannten Neuen Rechten, die alsin toto verfassungskonform her-ausgearbeitet wird. Erwähnens-wert ist auch die Auseinanderset-zung des Verfassers mit der Kul-turrevolution von 1968ff. Eine Kri-tik der realen EU, die die primärwirtschaftliche (statt religiös-kul-turelle) Orientierung des Brüsse-ler Gebildes ablehnt, rundet denBand ab.

Zu beklagen ist an der tiefschür-fenden Publikation der hohe Preis.Ein Personenregister hätte denBand aufgewertet. Konrad Löw

Felix Dirsch: „Authentischer Kon-servatismus. Studien zu einerklassischen Strömung des politi-schen Denkens“, Lit, Münster 2012,brosch., 392 Seiten, 59,90 Euro.

N a c hmehr alszwei Jahr-z e h n t e nim Westenhat die

Fernseh-Schauspielerin und Pa-rodistin Petra Nadolny einen lite-rarischen Blick zurück auf 28Jahre DDR geworfen. Herausge-kommen ist ein leichter, flotterRoman mit autobiografischemHintergrund über ihre eigene Ju-gend in „Honnis Wunderstaat“mit dem originellen Titel „AllesNeiße, Oder?“ Schönfärbereioder irgendeine Tendenz wirddem kurzweiligen und amüsan-ten Roman gewiss niemandunterstellen wollen, hingegenspürt man darin jederzeit die Lie-be zur Heimat, zur Familie undzur eigenen Geschichte.

Geboren 1960 in Jarmen beiGreifswald in Mecklenburg-Vor-pommern, war Nadolny nach ih-rer fünfjährigen Ausbildung zurJournalistin kurze Zeit beim„Börsenblatt“ für den DeutschenBuchhandel in Leipzig tätig. 1986kündigte sie ihre Stelle und stell-te einen Ausreiseantrag, worauf

sie und ihr Mann Berufsverboterhielten. 1988 durften beideschließlich mit ihrer kleinenTochter in die Bundesrepublikausreisen. Zuvor hatte Nadolnyihre Liebe zum Schauspielerbe-ruf entdeckt, als sie aus der Notheraus mit einer von ihr selbstgegründeten Theatergruppe auf-trat. Die Theaterschauspielereisetzte sie in Nordrhein-Westfalenzunächst fort, bis ihre Fernseh-Comedy-Karrie-re 1997 mit der –später mehrfachpreisgekrönten –ProSieben-Serie„Switch Reloa-ded“ begann.

Alles Neiße,Oder? Nein, erklärt Petra Nadol-ny eingangs, natürlich war wederalles „nice“ noch alles schlimm inder DDR. Vieles war aber so ab-strus, dass es ihr mit den Jahrenimmer unwirklicher vorkommt.Als Tochter eines Filmvorführersund einer Konsumverkäuferindurfte sie studieren, während derSED-Staat den Traum ihrer be-sten Freundin Christiane von ei-nem Medizinstudium durch-

kreuzte, weil sie Kind von Akade-mikern war. In den 70er Jahrenfing das Nacktbaden an der Ost-see an, das sich rasch durchsetzteund dann zum gesellschaftlichenGruppenzwang ausartete. Mütter-licherseits stammt Nadolnys Fa-milie aus Ostpreußen. In Plötzbesaßen ihre Großeltern einenBauernhof, doch der Staat nahmden Bauern das zugeteilte Landwieder ab, als die Landwirt-

schaftlichen Pro-duktionsgenos-s e n s c h a f t e n(LPGs) gegründetwurden.

Später musssich die Autorinauf Druck des li-

nientreuen Staatsbürgerkundeleh-rers zwischen Konfirmation undJugendweihe entscheiden. Wiefast alle ihre Klassenkameradengibt sie nach – was sich spätermehrmals wiederholen sollte, solange bis sie es nicht länger er-trägt, in dem von ihr erwähltenBeruf als Journalistin alles schön-zuschreiben. Wie allen Studienab-solventen wurde ihr von der Uni-versität eine Stelle zugewiesen.

Beim „Börsenblatt“ für den Deut-schen Buchhandel in Leipzig teil-te sie ihr Redaktionsbüro mit ei-ner Arbeitskollegin, die in Leiden-schaft für den Staat glühte. Da galtes nun, sich ständig zurückzuneh-men. Sie hatte aber keine Lust zurProduktion von Artikeln, die ge-wohnheitsmäßig die DDR schön-redeten, bot sich den Menschen inden Städten doch die Kehrseitedieser Scheinwelt, da die Gebäudein sich zusammenfielen und esüberall bröckelte. Ein Freundnahm sich das Leben, ein intelli-genter Kopf, der wie sie die Dingedurchschaute, aber dann etwasvollkommen anderes daraus ma-chen sollte. Bald nach ihrem Mut-terschaftsurlaub kündigte Petra ih-re Arbeitsstelle. Nach der Ausreise1988 durften sie aber nicht malmehr ihre Familie besuchen. Sostrafte der Staat seine Bürger fürdie ideologische Abkehr.

Dagmar Jestrzemski

Petra Nadolny: „Alles Neiße,Oder? Meine Geschichten ausdem Osten“, Bastei Lübbe, Köln2011, broschiert, 271 Seiten,12,99 Euro.

S te fa nS c h e i lträgt in„Transat-lantischeWechsel-

wirkungen. Der Elitenwechsel inDeutschland nach 1945“ mit wis-senschaftlichem Anspruch undunter detaillierter Anführung bil-dungspolitischer Entscheidungenund Weichenstellungen die Thesevor, dass die neudeutsche Eliten-bildung nach 1945 ein „Teil derbewussten Siegessicherung“ derAlliierten gewesen sei – wobei erauf die Westmächte, allen vorandie USA, wesentlich ausführlichereingeht als auf die Sowjetunion.Die These ist nicht neu, schonCaspar von Schrenck-Notzing hatin seinem Werk „Charakterwä-sche. Die Politik der amerikani-schen Umerziehung in Deutsch-land“, erste Auflage in den 60erJahren, in diese Richtung argu-mentiert. Er spricht dort auch voneiner „zweiten Entnazifizierung“,

die ab 1958/59 in der Bundesre-publik zu beobachten sei, und dieauf eine umfangreiche Gesin-nungsschnüffelei hinauslaufe,weit über den Kernbestand derüblichen NS-Themen hinaus,schließlich einmündend in die Ty-rannis der umfangreich ausgrei-fenden „political correctness“.

Da diese Tyrannis sehr effektivist, lohnt es sich, es erneut aufzu-greifen, weshalb das Werk vonSchrenck-Notzing das Buch vonStefan Scheil nicht überflüssigmacht. Scheil kommt von der Di-plomatiegeschichte her und hat in

diesem Rahmen bereits Titel vor-gelegt, die das besondere Interes-se der PAZ-Leser erwecken dürf-ten, wie „Logik der Mächte. Euro-pas Problem mit der Globalisie-rung der Politik. Überlegungen

zur Vorgeschichte des ZweitenWeltkriegs“ und „Fünf plus Zwei.Die europäischen Nationalstaa-ten, die Weltmächte und die ver-einte Entfesselung des ZweitenWeltkriegs“. So stieß er für dashier zu besprechende Buch aufdas schon vor Kriegsausbruchvorhandene amerikanische Kon-zept der „Cultural Diplomacy“,was etwas milder klingt als „Re-Education“, aber eben diese bein-haltet. Es ging darum, „die Deut-schen endgültig von der Idee ab-zubringen, eine souveräne Größeauf dem internationalen Parkettsein zu können“.

Eine zentrale Rolle dabei, so derAutor, spielte die Etablierung ei-ner neuen universitären Disziplin,der Politologie, mit dem Ziel, diepolitischen Werte der USA, allenvoran die Demokratie, im Be-wusstsein der Deutschen endlichunerschütterlich zu verankern.Die Politikwissenschaft diente als„Legitimationswissenschaft alli-ierter Nachkriegsentscheidun-

gen“. An diesem Ziel hing dieganze Interpretation der bisheri-gen deutschen Geschichte als ei-ner autoritären Fehlentwicklung,die zwingend zu den Exzessendes Dritten Reiches führte. Hier-bei eine interessante Einzelheit:Der Historiker Fritz Fischer, des-sen Buch „Griff nach der Welt-macht“ (1961) in diesem Zu-sammenhang stets zu erwähnenist, war allerdings 1937 derNSDAP beigetreten – was nichthinderte, ihn schon im Frühjahr1947 zum Professor an der Uni-versität Hamburg zu machen.

Zu Recht merkt der Autor hieran, dass die Deutschen die De-mokratie nach 1945 keineswegserst lernen mussten, denn schondas Kaiserreich habe Liberalisie-rungstendenzen zugelassen, dieauch ohne den Ersten Weltkriegüber kurz oder lang zum Wegfallder letzten aristokratischenMachtmonopole geführt hätten.Auch war erforderlich, den Zwei-ten Weltkrieg als ein Ereignis zu

begreifen, das aus aller bisheri-gen Weltgeschichte vollkommenherausfiel, also quasi ein insula-res, außer-historisches Ereigniswar, was natürlich eine Zumu-tung erster Güte für den gesun-

den Menschenverstand darstellt.Deshalb war das historische Be-wusstsein der Deutschen auchbeständig durch die Reflexionüber den Zweiten Weltkrieg zubestimmen, natürlich in der se-lektiven Wahrnehmung von Tat-sachen, die die Sieger wenn nichtvorschrieben, so doch suggerier-ten. Golo Mann, bekanntlich ganzund gar kein NS-Sympathisant,bekam den Lehrstuhl für Politikin Frankfurt nachweisbar deshalbnicht, weil seine Äußerungen an-zudeuten schienen, dass dieWeltgeschichte sich nicht aus-

schließlich um die zwölf Jahreder NS-Diktatur in Deutschlanddrehte.

Damit kommt der Autor auf diezeitgeschichtlichen Ursprüngeder Denkverbote zu sprechen, dieden öffentlichen Diskurs bei unsimmer noch beherrschen. Aller-dings geht seine Diktion häufigvon historischen Sachverhaltenund Beurteilungen aus, die derLeser für gegeben halten muss,die aber besser erst dargestelltund argumentativ entwickelt wer-den sollten. Damit darf sein vor-liegendes Buch auch als Anre-gung verstanden werden, seinevorhergehenden Werke, die sichmit der Komplexität des ZweitenWeltkriegs befassen und von de-nen oben zwei angeführt sind, zurKenntnis zu nehmen. Bernd Rill

Stefan Scheil: „TransatlantischeWechselwirkungen. Der Eliten-wechsel in Deutschland nach1945“, Duncker & Humblot, Ber-lin 2012, 275 Seiten, 28 Euro.

Reduzierung auf Zeitder NS-Diktatur

Golo Mann bekamLehrstuhl nicht

Ursprung unserer herrschenden DenkverboteStefan Scheil über den von den USA initiierten Elitenwechsel – Gehirnwäsche durch Politikwissenschaft

Sie gab solange nach,bis sie es

nicht mehr ertrug

Misthaufen voller Schätze»Spiegel«-Redakteur über Chancen und Risiken des Internets

„ D a sInternet istein großerMis thau-fen, in demman aller-

dings auch kleine Schätze undPerlen finden kann“, bemerkte derdeutsch-amerikanische Informati-ker Joseph Weizenbaum zu Beginndes Jahrhunderts. Christian Stök-ker kennt sie alle, die Perlen unddie Misthaufen in der digitalenWelt. Seit Anfang 2011 leitet er dasRessort „Netzwelt“ bei „SpiegelOnline“. In seinem Buch „Nerd-At-tack!“ berichtet der Journalist vonden Anfängen der Internetbewe-gung. Von ihm stammt der Begriffder Generation C64, jener Jahr-gänge, die mit den ersten Heim-computern und PC-Spielen in den80er Jahren groß geworden sind.Der 39-Jährige zählt sich selbst zudieser Generation: „Ich bekammeinen Commodore 64, kurz C64,zu meinem elften Geburtstag, am1. Februar 1984. Er erhielt einen

Ehrenplatz in der Ecke zwischeneinem von oben bis unten mitWerbeaufklebern verzierten Bu-chenkleiderschrank und der Gas-heizung auf unserem alten Kinder-zimmertisch mit seiner zerkratz-ten und bemalten Kiefernholzplat-te.“

Seitdem hat sich viel getan. DieEntwicklung nahm ihren Lauf vomzunächst nur über Uni-Rechnererreichbaren Internet bis hin zusozialen Netz-werken undK o m m u n i k a -tionsplattformenwie Facebook,studiVZ undTwitter, Online-Lexika wie wikipe-dia, Enthüllungsplattformen wiewikiLeaks, Videoportalen wie You-Tube oder illegalen Tauschbörsenwie Napster und eMule. Akribischhat der Autor sowohl die Ereig-nisse als auch die Debatten recher-chiert, ohne in den journalistenty-pischen Kulturpessimismus oderdie Technikgläubigkeit zu verfal-

len. Von Berufs wegen begreift erdas Internet eher als Chance dennals Risiko und versucht, eineBrücke zwischen Technikbegei-sterten und Technikverweigerernzu schlagen.

Keine leichte Aufgabe, denn be-sonders in Deutschland zieht sichein tiefer Graben zwischen beidenGruppen. Während die Hippie-Be-wegung in den USA das globaleNetz für ihre Vorstellungen von ei-

ner freieren Weltnutzte, fürchtetendie ersten Grünenim Bundestag ei-nen Verlust vonArbeitsplätzen

durch die neue Computertechnik.Bis in die 90er Jahre hinein wehr-ten sich viele Linksalternative ge-gen jeglichen technischen Fort-schritt, so Stöcker. Neue Gefahrenwie Cyber-Mobbing, Computer-spielsucht, Datenklau durch Hak-ker-Angriffe oder die Verbreitungvon Kinderpornografie scheinenihnen Recht zu geben. Eine Orga-

nisation wie die US-amerikanischeElectronic Frontier Foundation(EEF), die die Bürgerrechte imInternet schützt und sich mit The-men wie Zensur im Internet, Über-wachung, Software-Patenten undUrheberrechten beschäftigt, fehltbislang in Deutschland.

„Das Internet ist ein sehr unor-dentliches, ungeordnetes Ding“,schreibt Stöcker, „das ist lästig undgewöhnungsbedürftig, besondersfür Menschen, die Ordnung lie-ben.“ In seinem Buch gelingt esihm, mit dem Technikwirrwarraufzuräumen und auch Laien ei-nen klaren und kritischen Einblickin die Geschichte des Internets zugeben. Nur wer sich aktiv ins Netzbegibt – so seine Botschaft –, kannin der digitalen Welt heimischwerden. Sophia E. Gerber

Christian Stöcker: „Nerd Attack!Eine Geschichte der digitalen Weltvom C64 bis zu Twitter und Face-book“, DVA, München 2011, kar-toniert, 320 Seiten, 14,99 Euro.

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RealistischesMenschenbild

Dimensiondes EwigenWas ist Konservatismus?

PREUSSISCHER MEDIENDIENST Nr. 13 – 31. März 2012 23

Arno SurminskiTod eines RichtersRoman überein ungewolltes Kind

„Er hatte es verdient zu sterben“Eines Abends erhält die Jura-studentin Hanna Bohra einenanonymen Anruf, in dem ihrmit diesem Satz der Tod ihresVaters mitgeteilt wird. Kurzdarauf wird der Tote vor sei-nem Schreibtisch liegend aufgefunden,doch alles an diesem Fall bleibt mysteriös. Werkann ein Interesse am Tod des rennomierten Rich-ters im Ruhestand gehabt haben?

Welche Rolle spielt der junge Mann, der sich mitdem Richter zu einem Gespräch über ein fachli-ches Problem treffen wollte?Hanna beauftragt einen Privatdetektiv, Klarheit indie Angelegenheit zu bringen. Dieser dringt immertiefer ein in ein Geflecht aus rechtlichen und ärzt-

lichen Fragestellungen, das Spezialgebietdes Richters. Am En-de steht die Fragenach dem Wert einesMenschenlebens:Kann ein Mensch einSchaden sein?Arno Surminskis span-nender Roman spieltan der Nahtstelle, wodie abstrakte Welt derRechtsprechung auf denWert eines Menschentrifft. Er zeigt die bewe-gende, emotionaleDimension eines „Falles“sowie dessen rechtliche,medizinische und ethischeAspekte.

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Walter E. GenzerPferd und Reiter im alten Osten

Der Sitz im Sattel weitetden Blick, sagt man vonden Reitern. Der Autor,gebürtiger Ostpreuße,hat seinen Blick auf jeneLandschaften gerichtet,die in wenigen Genera-tionen vielleicht in Ver-gessenheit geraten werden,deren Vergangenheit sich jedoch bis heute manifestiert.Damals im Osten – in Ostpreu-ßen, Hinter-Pommern, Posen,Westpreußen und Schlesien –

lebten dieMenschenmit und vonden Pferden.Der Um-gang mit ih-nen lag ih-nen im Blut,sie verstan-den die

Pferde und die Pferde verstan-den auch sie.Artikel-Nr.: 1566

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PA N O R A M A24 Nr. 13 – 31. März 2012

MELDUNGEN MEINUNGEN

Zeichnung: Mohr

ReingefallenWer der Glühbirne in den Tod folgt, wie Brüssel die Hausbesitzer reinlegt, und warum dieDeutschen bald alle wieder Nazis sein werden / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Da haben wir ja nochmalGlück gehabt: Der Bundwill die Solarförderung

nun doch nicht so schnell zurück-fahren. Um der Solarwirtschaftdie Geschäfte zu sichern, wirdmehr und länger subventioniert.

Allerdings bleibt die Frage: Wersind eigentlich „wir“? In derMehrzahl wohl die chinesischenSolaranlagen-Hersteller, dielängst den deutschen Markt do-minieren. Und wer subventioniertdie nun doch noch ein bisschenlänger und stärker? Ja, das sinddann tatsächlich „wir“, die Ab-nehmer, denen die Großzügigkeitder deutschen Politik direkt aufdie Stromrechnung geknallt wird.

Nun wollen wir nicht ungerechtsein: Denn während in Berlin wei-ter an der Strompreisschraube ge-dreht wird, hat Brüssel schon ei-nen Plan im Köcher, wie man un-sere Rechnung wieder senkenkönnte, allerdings nur die fürStrom, nicht die für Leuchtmittel.Nach dem grandiosen Erfolg mitdem Verbot der Glühbirne soll esnun auch der Halogenlampe anden Kragen gehen. Wenn allesglatt läuft, so heißt es aus demUmweltbundesamt, dann ver-schwinden die kleinen Hellma-cher Ende 2016 aus den Regalen.

Die Verbannung der Glühbirneist ja bereits in die Heldenge-schichte der Ökokratie eingegan-gen. Das simple Gerät, das ganzohne gefährliche Komponentenauskam, wurde durch die kompli-zierte „Energiesparleuchte“ er-setzt, welche das hochgiftigeQuecksilber enthält. Spaßiger-weise wurde jene Giftbirne justzu der Zeit durchgepeitscht, alsdieselbe EU gerade das Quecksil-ber-Thermometer verboten hat –wegen der Umwelt- und Gesund-heitsschädlichkeit des enthalte-nen Stoffes.

Was wohl als nächstes verbotenwird? Hat sich in Brüssel eigent-lich noch niemand Gedanken ge-macht über die verheerende Öko-bilanz von Kerzen- und Kamin-feuer, von Grillfesten oder Silve-sterraketen? Kerzen und Kaminerußen und stoßen CO2 aus. In öf-fentlich zugänglichen Gebäudengehören sie schon deshalb verbo-ten, weil sie Anwesende und vorallem Angestellte zum Passivrau-chen nötigen. Und denkt dennniemand an die Kinder?

Was? Sie halten das für Spinn-kram? Das wagen die nie, meinenSie? Na ja, was hätten Sie gesagt,wenn ich Ihnen vor 30 Jahren Fol-gendes geschrieben hätte: „In spä-testens einer Generation werdendie Deutschen ihr gutes Geld fürschlechtes weggeworfen haben,und dann werden sie eine Blanko-garantie für die Schulden derStaaten und Banken von halb Eu-ropa ausstellen.“ Na? Was hättenSie da gesagt? Sie hätten michvermutlich gefragt, ob ich irgend-welche Psychodrogen nähme.Und wissen Sie was: Ich hättemich das auch gefragt. DemSpruch „Kinder, wir leben viel-leicht in verrückten Zeiten“ istjede ironischeNote entwichen.Verrückt heißtheute „alterna-tivlos“.

Die Ersatz-leuchtmittel fürdie Halogenlam-pen wären nachbritischen Schät-zungen übrigensetwa achtmal so teuer wie das bis-herige Material. Die Leuchtmittel-branche muss gute Freunde ha-ben in Brüssel.

Ach, was soll das Gejammer.Die paar LED- und Energiespar-lämpchen werden uns schonnicht arm machen. Das ist offen-bar auch den Eurokraten in Brüs-sel aufgefallen, weshalb sie zumZweck der Massenenteignung einganz anderes Kaliber aus demMagazin holen. Eine vor langerZeit aufgestellte Falle soll jetzt zu-schnappen: Alle bis 2010 erbau-ten Gebäude müssen nach demneuesten EU-Vorhaben ihrenEnergieverbrauch um 80 Prozentreduzieren.

Das träfe vor allem diejenigen,die bis zu jenem Jahr nach dendamals allerneuesten Sparvor-schriften gebaut oder aufwendigsaniert haben. 2009 nämlich hattedie Politik verordnet, dass derrechnerische „Primärenergiebe-darf“ eines Eigenheims nur maxi-mal sieben Litern Heizöl pro Qua-dratmeter und Jahr entsprechendarf. Nach der geplanten neuenEU-Richtlinie müssen alle 2009nach der damaligen Vorschrift ge-bauten Häuser nun so umgebautwerden, dass der Verbrauch aufnur noch 1,4 Liter sinkt.

Nach Berechnungen aus derImmobilienwirtschaft müsste derBesitzer eines Hauses aus den50ern mehr als 110 000 Euro hin-blättern, um das zu leisten. Dochdafür spart er ja auch viel Geldbeim Energieverbrauch. Wenn erdie Sanierung per Kredit finan-ziert, dauert es nur 60 Jahre, bissich die Investition amortisierthat. Wer also in jungen Jahren inden 50ern gebaut hat und heuteso um die 80 ist, der kann zu sei-nem 140. Geburtstag die Korkenknallen lassen – denn von da anspart er jede Menge Geld.

Vorausgesetzt, bis dahin ma-chen ihm nicht die nächsten Ver-ordnungen einen Strich durch die

Rechnung, wasleider ziemlichsicher scheint.Die letzte Ver-schärfung derVorschrift nahmBerlin übrigenszum Anlass, diestaatliche Förde-rung für Wärme-dämmung kräf-

tig zu senken.Diesmal sollte man sie ja ganz

streichen. Der Staat hat nämlichandere Probleme zu meisternbeim Kampf ums Klima, die eben-falls teuer werden: Große Wind-radanlagen auf See kommen nichtans Netz, weil die vom Bund da-mit beauftragte holländischeStaatsfirma Tennet mit der Anbin-dung finanziell völlig überfordertist. Daher hat man eine tolle Idee:Die Kosten für die milliardenteureAnbindung sollen auf die Strom-kunden abgewälzt werden,schlägt eine „Expertenkommis-sion“ vor.

Nicht nur das: Nun stehen dasündhaft teure Rotoren im Nord-seewasser, die an kein Kabel an-gebunden sind und die deshalbauch keinen Strom liefern. Damitsich die Lager nicht in der salzi-gen Seeluft festfressen, müssendaher Dieselmotoren angebrachtwerden, welche die Mühlen inGang halten.

Ein bezauberndes Bild: Obendrehen sich die blinkend weißenRotorblätter durch den Himmelals Symbol für „saubere Energie“für die „Zukunft unseres bedroh-ten Planeten“, und unten knatternstinkende Dieselaggregate, die die„Zukunft“ da oben am Laufen hal-

ten. Selten kommen sich Wahrheitund Wolkenkuckucksheim so na-he.

Puh, welche Häme! Schon wie-der sind wir ungerecht. Dennselbstverständlich sind die Wind-energie-Konzerne längst fieber-haft dabei, zumindest die enor-men Kosten dieser rotierendenParodie auf die sogenannte „Ener-giewende“ in den Griff zu bekom-men. Sie haben eigens eine Ar-beitsgruppe aus hochkarätigenExperten eingesetzt, um die unab-sehbaren Risiken ihrer Hochsee-rotoren unter Kontrolle zu brin-gen. Sie ahnen, was herausgekom-men ist: Der Vorschlag lautet,„den Ausgleich möglicher Schä-den, die ... nicht wirtschaftlichversicherbar sind, zu sozialisie-ren“. Übersetzt: Wenn alles glatt-geht, profitieren die Energiekon-zerne, wenn etwas schiefläuft,zahlen die Stromkunden oder dieSteuerzahler. Die Strommultissind offensichtlich bei ihren Kol-legen von der Finanzindustrie indie Lehre gegangen, denn die Me-lodie kommt uns doch reichlichbekannt vor.

Wenn wir übrigens nicht alleszahlen, blüht uns Deutschen nichtbloß ein Mahnbescheid, sonderngar die historische Verdammnis.Eugenio Scalfari, „Italiens großerlinksliberaler Publizist“ („DieZeit“), mahnt: „Niemand darfheute vergessen, dass Deutsch-land für zwei (sic!) Weltkriegeund einen Völkermord verant-wortlich ist.“ Wenn Deutschlandheute den Euro mit seiner Finanz-politik scheitern lasse, dann wäredas „die vierte Schuld nach denWeltkriegen und dem Holocaust“.

Im Klartext: Entweder ihr Deut-sche zahlt, bis ihr vollkommenpleite seid, oder ihr seid Nazis.Nicht Pleitegriechen, Schulden-politiker oder Euro-Fanatikerwerden schuldig gesprochen, son-dern ihr, und nur ihr.

Ganz abgesehen davon, dasssolch moralisch-historischerHöchstton aus dem Lande Musso-linis immer besonders apart an-kommt, können sich bei Scalfari alljene bedanken, welche hinter demEuro von Beginn an einen „Drit-ten Punischen Krieg“ als Wirt-schaftskrieg gegen Deutschlandsehen wollten. Diese Verschwö-rungstheorie darf die Aussage desItalieners als Sieg verbuchen.

In der Nordseetreiben jetzt

Dieselmotoren dieWindräder an –

kein Witz!

Wieder einmalabgehakt ...Wie sich doch die Bilder gleichen:Auch nach Wahlen an der Saarsah den Blässling man erbleichen –Liberale sind halt rar.

Selbst die Grünen wirkten blasser,weil da jemand andrer glattdas gewohnte Oberwasserihnen abgegraben hat.

Besser beim im Trüben Fischenist, wie nämlich sich erweist,der Piratentrupp inzwischen,unbedarft, verwirrt und dreist.

Gleichfalls war davon betroffenOskar, Sahras Knecht und Glück –das lässt fürchten oder hoffen:Geht er nach Berlin zurück?

Sieger ist, obwohl keinRenner,eine Koalition –groß genannt und kleinsterNenner,wie bekannt im Voraus schon.

Ja, und mögen auchParteienim Programm verschieden sein,packt man schleunig dieSchalmeiennach den Wahlen wieder ein.

Denn so ist’s im Alltagsleben –Themen werden anderswovon ganz andern vorgegeben,Selbsterwählten sowieso.

Und das klappt in allen Ländern:Wähler kriegen zwar die Wahl,doch sie können nix verändern –und den meisten ist’s egal ...

Pannonicus

ZUR PERSON

Die Frauim Bunde

Der wertekonservative unddeshalb eher Merkel-kriti-

sche Flügel der CDU beginnt sichim Berliner Kreis zu institutionali-sieren. Vorletzten Donnerstag ha-ben etwa 20 Abgeordnete ausBund und Ländern bei einer Zu-sammenkunft eine Dreierspitzedamit beauftragt, die Arbeit desKreises zu koordinieren. DieserDreiergruppe gehört außer demehemaligen stellvertretenden Vor-sitzenden der CDU/CSU-Bundes-tagsfraktion und Vorsitzenden desInnenausschusses des Bundesta-ges Wolfgang Bosbach und demVorsitzenden des CDU-Bezirks-verbandes Württemberg-Hohen-zollern Thomas Bareiß auch einebislang eher weniger bekannteBundestagsabgeordnete an: GittaConnemann. Die Ostfriesin hattebereits dazugehört, als Angehöri-ge des Berliner Kreises sich ver-gangenen Monat mit CDU-Gene-ralsekretär Hermann Gröhe imKonrad-Adenauer-Haus trafenund jener jedweder innerpartei-lichen Fraktionsbildung eine klare

Absage erteilthatte.

Während Bos-bach mit Jahr-gang 1952 eherden älteren undBareiß mit Jahr-gang 1975 eher

den jüngeren Teil der Bevölkerungrepräsentiert, liegt Connemannmit ihren 48 Lenzen fast genaudazwischen. In Ergänzung desInnenpolitikers Bosbach und desWirtschaftspolitikers Bareiß hatsie eher sozialpolitische Arbeits-schwerpunkte. Nach dem Abiturhat sie eine Lehre als Schuhver-käuferin gemacht und nach demanschließenden Jurastudium warsie als Rechtsanwältin angestellt.Sie kennt aber nicht nur die Ar-beitnehmerseite. So war sie ab1995 Syndika bei einem Arbeitge-berverband und 2001 hat sie sichals Rechtsanwältin selbstständiggemacht. Das Vorstandsmitglieddes Parlamentskreises Mittelstandder Unionsfraktion sitzt seit 2002für den Wahlkreis Unterems imBundestag. M.R.

Clemens Wergin bemerkt inder „Welt“ (23. März) zu den er-mordeten jüdischen Kindernvon Toulouse und der Bedro-hung von Juden in Europa:

„Kommt diese Bedrohung vonrechts außen, wo der traditionelleeuropäische Judenhass angesie-delt war, dann schauen wir zumGlück inzwischen weit genauerhin. Was in extremistischen isla-mischen Milieus an Hetze gegenJuden betrieben wird, findet hin-gegen kaum Beachtung. Es istZeit, dass sich das ändert.“

Im „Focus“ (26. März) rechnetAutor Michael Miersch mit dermodischen Kritik am Kapita-lismus ab, der sich sogar die Wirt-schaftselite hingebe, um mit „At-tac zu kuscheln“:

„Die Chronik des Kapitalismushandelt von Versuch und Irrtum,von schöpferischer Zerstörung,Evolution und Fortschritt ... Heuteschrumpft das Vermögen der Kri-senopfer auf ein Niveau, das dieGroßeltern als angenehm betrach-tet hätten. Die Marktwirtschaftschuf wie kein anderes System inder Geschichte Massenwohl-stand.“

Michael Paulwitz sieht die FDPin einer Krise, die weit über dasUnvermögen ihrer Führung hin-ausgeht. In der „Jungen Freiheit“(23. März) resümiert er:

„Die ganze FDP als funktionslosgewordenes Anhängsel eineslinksgewirkten Parteiensystemsist am Ende. Der wortgewandteOpportunist Lindner ist nicht dieLösung, sondern Teil des Pro-blems seiner Partei, die zu feigeist, eine freiheitliche Gegenposi-tion zum eurorettenden, schul-denverliebten, umverteilungs-und ökosozialistischen schwarz-rot-grünen Mainstream zu bezie-hen.“

Athen – „Sie stehlen uns die Son-ne, und wir freuen uns auch nochdarüber.“ Mit diesen Worten kom-mentierte die griechische Zeitung„To Pontiki“ Verhandlungen zwi-schen Deutschland und Grie-chenland über den Aufbau vondeutschen Solarkraftwerken inHellas. Das Projekt ist ein ersterBaustein eines Programms, dasdie griechische Wirtschaft wiederflott machen soll. Wie zu sehenist, stoßen selbst Investitionen aufgiftige Ressentiments. H.H.

Chatham – Wegen des Vorwurfs,seinen Nachbarn rassisch verfolgtzu haben, ist ein Brite zu drei Jah-ren Haft auf Bewährung verurteiltworden. Das Gericht in der Hafen-stadt Chatham (Kent) sah es als er-wiesen an, dass der Mathematik-lehrer Geoffrey Butler einen Deut-schen und dessen britische Ehefrauwegen Nachbarschaftsstreitigkeitenüber Jahre hinweg mit dem lautenAbspielen von Kriegsreden Chur-chills und dem Zeigen des „Hitler-Grußes“ gequält habe. CR

Rassismusunter Weißen

»Deutschestehlen Sonne«