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Fachhochschule Stralsund
Fachbereich Maschinenbau
Labor Strömungstechnik/Strömungsmaschinen
Prof. Dr. - Ing. J.A. Szymczyk
Dipl. - Ing. (FH) T. Panten
Versuch STM 2
„Turbinenvergleich“
Script STM 2 Turbinenvergleich Labor Strömungsmaschinen
Version SS 2013 2
1. Hydraulische Strömungskraftmaschinen
1.1. Einführung
In Wasserkraftwerken wird die potentielle Energie von in Stauseen und Flussläufen
gestautem Wasser in Turbinen in Strömungsenergie umgesetzt und in mechanische
Antriebsenergie, meist zum Antrieb elektrischer Generatoren, umgewandelt.
Abb. 1: Wasserkräfte der Welt (Fa. Voith)
Von den geschätzten 3,8 Millionen MW wirtschaftlich ausbauwürdigen Wasserkräften
der Erde sind zur Zeit nur etwa 0,37 Millionen MW, d.h. nicht einmal 10 % ausgebaut.
Die meisten noch ungenutzten Wasserkraftreserven liegen allerdings in Asien, Afrika
und im Süden und Norden Amerikas. In Europa ist schon ein hoher Anteil der
vorhandenen Wasserkräfte ausgebaut, allerdings besteht noch ein relativ großer Bedarf
an Pumpspeicherwerken, die zur Deckung von Energieverbrauchsspitzen eingesetzt
werden. Ein großer Nachteil ist die hohe Investionssumme, die zum Bau eines
Wasserkraftwerkes benötigt wird. Deshalb sind solche Anlagen, trotz Verteuerung von
Mineralöl und Kohle, meist nur in Verbindung mit Flusssanierungen und
Bewässerungsprojekten wirtschaftlich sinnvoll. Allerdings sollten angesichts der
fortschreitenden Zerstörung der Ozonschicht und der Wälder der Erde, den alternativen
und erneuerbaren Energiequellen doch mehr Beachtung geschenkt werden. Dieser
Asien Afrika Südamerika Nord- und
Mittelamerka
Europa
1350
4,5
1100
1,3
690
1,5
375
105
290
190
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
Asien Afrika Südamerika Nord- und
Mittelamerka
Europa
Leistung in MW x 1000
= vorhanden
= ausgebaut
Script STM 2 Turbinenvergleich Labor Strömungsmaschinen
Version SS 2013 3
ökologisch unbestreitbar große Vorteil muss natürlich mit energiewirtschaftlichen
Betrachtungen im Zusammenhang gesehen werden. Die Wasserturbinen ordnen sich
dem großen Bereich der dynamischen Fluidenergiemaschinen ein. In diesen
Strömungsmaschinen erfolgt die Energieumsetzung zwischen einem mehr oder weniger
kontinuierlich strömenden Fluid (Flüssigkeit, Dampf, Gas) und einem mit Schaufeln
besetzten, gleichförmig umlaufendem Motor. Bei Strömungskraftmaschinen (Turbinen)
entsteht durch die Wirkung von Druck und Geschwindigkeit des Arbeitsmediums auf die
Schaufeln des Rotors oder Laufrades ein Drehmoment an der Welle, das beispielsweise
zum Antrieb eines Generators genutzt werden kann. Die Wasserturbine ist eine
Strömungsmaschine mit flüssigem Arbeitsmedium, mit nahezu unveränderlicher Dichte
(inkompressibel � ∆p = 0). Die für die Umwandlung in Arbeit notwendige Exergie ist die
potentielle Energie oder die kinetische Energie der Flüssigkeit. Der historische
Vorgänger der heutigen Wasserturbinen ist das Wasserrad, bei dem die Arbeit
hauptsächlich durch die Lageenergie, d.h. das Wassergewicht geleistet wurde. Die
Auswahl der Turbinen eines Wasserkraftwerkes ist vorrangig von der Fallhöhe H und
dem vorhandenem Volumenstrom abhängig. Durch die Fallhöhe werden folgende Typen
von Kraftwerken unterschieden:
- Hochdruckkraftwerke mit H > 300 m
- Mitteldruckkraftwerke mit 400 m > H > 20 m und
- Niederdruckkraftwerke mit H < 50 m
Für jede Kombination von Fallhöhe und Volumenstrom ist eine der Turbinenarten
optimal geeignet, d.h. sie setzt die Energie bei höchstmöglichen Wirkungsgraden um.
Weitere Gesichtspunkte zur Unterteilung der Wasserturbinen:
- Wirkungsweise
- Äußere Bauweise
- Betriebsart
- Regelung
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Version SS 2013 4
Abb. 2: Einsatzbereiche von Wasserturbinen
1.2. Einteilung der Turbinen
Je nach der Hauptdurchflussrichtung des Wassers werden die Turbinen in Axial-
Diagonal- und Radialturbinen eingeteilt. Die Radialturbinen finden heutzutage bei sehr
großen Drücken Anwendung (Hochdruckkraftwerke mit sehr hohem Nutzgefälle) in der
gebräuchlichsten Form der Peltonturbine und der Francisturbine. Weiter Bauformen sind
die Ossberger oder die Durchströmturbine. Die Kaplanturbine in der Axialbauform findet
bei geringen Betriebsdrücken (Mittel und Niederdruckturbinen) ihre Anwendung. Die
Diagonalturbinen Deriazturbine sind nicht so weit verbreitet.
Die Turbinen können nach weiteren verschiedenen Parametern wie Druck,
Beaufschlagung und Anzahl der Stufen eingeteilt werden. Nach dem Druck werden die
Turbinen in Gleichdruck und Überdruckturbinen unterteilt. Diese Einteilung ist von dem
Druck der vor und hinter dem Laufrad herrscht abhängig. Bei der Einteilung nach der
Beaufschlagung gibt es die teil- und vollbeaufschlagten Turbinen. Hierbei ist die Anzahl
der Schaufeln oder Kanäle im Laufrad die mit dem Fluid in Berührung stehen
entscheidend. Die bauformbedingten Unterschiede kann man bei der Wellenlage
horizontal, vertikal und schräg, und der Gehäusebauform Spiral, Schacht oder
Rohrturbinen mit zur Unterscheidung benutzen.
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Version SS 2013 5
2. Grundlagen Peltonturbine
2.1. Entwicklung und Aufbau
Die Freistrahlturbine wurde um 1880 vom amerikanischen Ingenieur Lester Allen Pelton
(1829-1908) erfunden, weshalb sie auch Peltonturbine genannt wird. Seitdem wurde sie
mehrfach in allen Teilen verbessert und die ihre Leistung gesteigert. Sie ist vorgesehen
für den Einsatz bei Fallhöhen von 300 m bis zu 2000 m und bis zu einem Volumenstrom
von 50 m³/s. Die maximalen Leistungen liegen heute etwa bei 200 MW.
Abb. 3: Schnitt durch eine Peltonturbine
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Je nach Größe des Wasserstromes, des Gefälles und der Wasserqualität wird die
Turbine mit horizontaler Wellenlage mit 1 bis 2 Düsen je Rad als Einfach- oder
Zwillingsturbine oder mit vertikaler Wellenlage mit bis zu 6 Düsen ausgeführt. Die Welle
ist normalerweise direkt mit dem elektrischen Generator gekoppelt.
Abb. 4: Draufsicht auf einen 6-Düsenturbine
Im Wesentlichen besteht eine Freistrahlturbine aus dem Laufrad, der Düse(n) und dem
Gehäuse. Das Laufrad wird meist aus einem Stück gegossen. Größere Pelton- Turbinen
- Laufräder haben eine Masse von ca. 40 t, einen Durchmesser von mehr als 5 m.
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Version SS 2013 7
Abb. 5: PELTON- Turbinen Schaufel
2.2. Wirkungsweise und Geschwindigkeitsplan
In der Düse wird das Nettogefälle der Turbine in Geschwindigkeit umgewandelt. Die
Düse, deren geometrische Form in Versuchen ermittelt wird, besteht aus einem
Rohrstück mit dem Düsenmundstück und einer im Rohr verschiebbaren Nadel. Die der
Abnutzung besonders unterworfenen Teile - Nadelspitze und Mundstück - sind aus
hochfestem Werkstoff und lassen sich leicht auswechseln.
Abb. 6: außengeregelte Düse einer Freistrahlturbine
Die Regelung des Volumenstromes erfolgt fast immer durch eine axial verschiebbare
Nadel, mit der der Düsenquerschnitt verändert werden kann. Die Verschiebung der
Nadel darf nur langsam erfolgen, da es sonst in der Hochdruckzuleitung zu
dynamischen Überdrücken kommt. Um dieses zu vermeiden, baut man noch einen
schwenkbaren Strahlablenker hinzu, der den Strahl solange vom Rad ganz oder
teilweise ablenkt, bis die Nadel die neue Gleichgewichtslage gefunden hat.
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Abb. 7: Arbeitsweise des Strahlablenkers
Zum Abbremsen des Rotors dient eine kleinere Bremsdüse, deren Strahl auf die
Rückseite der Laufschaufeln trifft und dadurch das Laufrad abbremst. Das Gehäuse
verhindert das Austreten von Spritzwasser in die Kraftwerkshalle. Der untere
Gehäusekasten wird mit dem Krafthaus fest verbunden. Die Gehäuse moderner
Freistrahlturbinen werden als Schweißkonstruktionen ausgeführt. Die Freistrahlturbine
ist eine teilbeaufschlagte Gleichdruckturbine, bei der das Drehmoment durch die
Umlenkung des aus der Düse kommenden Freistrahls in den Doppelbechern des
Laufrades entsteht. Das gesamte Nutzgefälle wird in der Düse in Nutzenergie
umgesetzt. Die Schaufeln sind so geformt, dass der Freistrahl von der Mittelschneide in
gleiche Teile geschnitten wird und in den Becherschalen um nahezu 180° abgelenkt
wird. Durch diese Umlenkung wird fast die gesamte kinetische Energie des
Wasserstrahls in Impulskraft am Radumfang umgesetzt. Wegen der
Strömungssymmetrie tritt praktisch keine Strömungs-Axialkraft am Rotor auf.
Abb. 8: Aufteilung des Strahls
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Abb. 9: Strömungsbild und Geschwindigkeitsplan
Legende:
cr
- Absolutgeschwindigkeit
ur
- Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades
wr
- Relativgeschwindigkeit des Strahls
0 – in der Düse 1 - nach der Düse bzw. vor dem Laufrad 2 - nach dem Laufrad a- Axiale Richtung u - Umfangsrichtung
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Version SS 2013 10
3. Radial Reaktionsturbine
3.1. Entstehung und Aufbau
Die erste „Radialturbine„ war ein um 1750 von Andreas Segner gebautes
und nach ihm benanntes Wasserrad (Abb. 10).
Abb. 10: Segner´sches Wasserrad
1832 wurde eine radial von innen beaufschlagte Wasserturbine, durch Benoit
Fourneyron erbaut, in Betrieb genommen (Abb. 11). 1838 wurde an Samuel Howd ein
Patent für eine radiale Überdruckturbine erteilt und 1849 durch James Francis
verbessert (Abb. 11).
Abb. 11: Patentzeichnung Francisturbine
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Das Segner´sche Wasserrad ist ein einfaches Beispiel für eine Turbine, in der die
potentielle Energie einer Flüssigkeit in nutzbare mechanische Leistung umgesetzt wird.
Vom Segner´schen Wasserrad, das als Rasensprenger und in Geschirrspülern
verwendet wird, kommt man zu realistischen Turbinenformen, wenn man sich die Zahl
der Ausflussrohre vermehrt denkt. Man kann dann ein einfaches Ausflussrohr durch den
Kanal zwischen zwei benachbarte Schaufeln eines Schaufelkranzes ersetzen, der auf
einem drehbaren Laufrad angeordnet ist. Diese Anordnung ist eine Radialturbine.
3.2. Wirkungsweise und Geschwindigkeitsplan
In Strömungsmaschinen findet die Energieumsetzung, Strömungsenergie in
mechanische Energie bei Kraftmaschinen, im beschaufeltem Rotor statt. Die Strömung
wird an den rotierenden Schaufeln umgelenkt. Bei der Berechnung des
Energieumsatzes müssen die Abmessungen und die geometrische Form der Schaufeln,
die Drehzahl des Rotors, die Strömungsgeschwindigkeiten und einige physikalische
Größen des Arbeitsmittels, insbesondere Dichte, Zähigkeit und Kompressibilität,
berücksichtigt werden. Zur Beschreibung der Strömungskinematik im Laufrad benutzt
man üblicherweise Geschwindigkeitspläne, insbesondere für den Strömungsverlauf am
Laufradein- und -austritt. In Abb. 12 ist ein radiales Laufrad dargestellt, das von innen
nach außen durchströmt wird.
Abb. 12: Radiales Laufrad
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Version SS 2013 12
Es werden die Geschwindigkeiten am Laufrad in die Absolutgeschwindigkeitcr
, die
Umfangsgeschwindigkeit ur
und die Relativgeschwindigkeit wr
unterschieden. Die
Geschwindigkeiten am Laufradeintritt werden mit dem Index 1 gekennzeichnet, am
Laufradaustritt mit Index 2. Die Relativgeschwindigkeit wr
stimmt mehr oder minder
genau mit der Schaufelrichtung überein. Die Absolutgeschwindigkeit cr
ist die vektorielle
Summe aus Umfangsgeschwindigkeit ur
und Relativgeschwindigkeitwr
. Den Winkel
zwischen Relativgeschwindigkeit und der negativen Umfangsgeschwindigkeit
bezeichnet man mit β, den Winkel zwischen Absolutgeschwindigkeit und
Umfangsgeschwindigkeit u mit α. Die Absolutgeschwindigkeit c und
Relativgeschwindigkeit w werden meistens in ihre Umfangs- und Meridiankomponenten
zerlegt.
3.3. Radiale Turbinenstufen
Üblicherweise werden radiale Turbinenstufen nach der Durchströmrichtung des Fluids
unterschieden. Bei der Zentripetalstufe strömt das Fluid radial nach innen, bei der
Zentrifugalstufe dagegen radial nach außen. Eine Turbinenstufe ist immer durch ein
stehendes Leitrad Le und ein sich drehendes Laufrad La gekennzeichnet.
Abb. 13: Gegenüberstellung Strömungsrichtung
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Version SS 2013 13
Ein Vergleich der Zentrifugal- und Zentripetalstufe zeigt, dass bestimmte gegenläufige
Tendenzen Kompromisslösungen bei der Auslegung erfordern. Grundsätzlich kann mit
der Zentripetalstufe wegen u1/u2>1 eine dem Betrag nach relativ große
Enthalpiedifferenz verarbeitet werden, wie aus der Gleichung für die Enthalpiedifferenz
im Laufrad ersichtlich ist:
2
)(
2
)( 21
22
21
22
12
wwuuhhh
−−
−=−=∆ (1)
Daraus folgt unter der Zentripetalbedingung u1>u2, dass bereits bei der Umlenkstufe
w1=w2 eine Enthalpiedifferenz im Laufrad abgebaut wird. Bei gleicher Enthalpiedifferenz
benötigt die Zentripetalturbine also gegenüber der Zentrifugalturbine eine kleinere
Stufenzahl und damit einen geringeren Bauaufwand. Das Fluid strömt bei der
Zentripetalturbine in Richtung kleinerer Durchmesser dadurch muss die Schaufelhöhe
mit kleiner werdendem Radius entsprechend dem Volumenstrom vergrößert werden. Im
Allgemeinen bleibt deshalb diese Ausführung den einstufigen Turbinen, wie z.B. in
Abgasturboladern vorbehalten.
Bei der Zentrifugalstufe nimmt demgegenüber bereits bei konstanter Kanalbreite der
Ringquerschnitt in Meridianstromrichtung zu, so dass für expandierende Fluide die
entsprechenden Querschnitte unproblematischer zu realisieren sind.
Allerdings wird im Laufrad der Zentrifugalstufe die umzusetzende Enthalpiedifferenz
wegen u1<u2 bei sonst gleichen Verhältnissen nach kleiner als bei der Zentripetalstufe.
Während das erste Glied (u2 - u1) dieser Gleichung positiv, wird das zweite Glied bei
beschleunigter Strömung (w2 > w1) negativ, so dass die gemäß der Vorzeichenregel
negative Enthalpiedifferenz des Turbinenrades dem Betrag nach verringert wird. Es wird
deshalb konstruktiv darauf geachtet, dass die radiale Erstreckung der Laufräder klein
bleibt, wie es auch in Abb. 13 gezeigt ist. Eine besondere Bauart der Zentrifugalturbine
ist die gegenläufige Radialturbine, die nach ihrem Erfinder auch als Ljungströmturbine
bezeichnet wird (Abb. 14).
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Version SS 2013 14
Abb. 14: Ljungströmturbine
Bei dieser Turbine laufen die beiden mit Reaktionsbeschaufelungen versehenen
Radscheiben in entgegen gesetzter Richtung um. Jedes der beiden Laufräder treibt bei
der Stromerzeugung einen eigenen Drehstromgenerator an. Es sind damit nur
Laufschaufeln vorhanden, wobei jeder Laufschaufelkranz zugleich Leitkranz für das
nachfolgende Laufradgitter ist. Die typischen Geschwindigkeitsdreiecke und der
Schaufelplan einer Ljungströmturbine sind in dieser Abb.15 dargestellt.
Abb. 15: Geschwindigkeitsplan Ljungströmturbine
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Version SS 2013 15
3.4. Strömung in rotierenden Radialgittern
Die Strömungsvorgänge in den Kanälen von radialen Laufrädern sind infolge des
Einflusses der Rotation, der Kanalkrümmung und der Wandrauhigkeit äußerst
kompliziert und lassen sich weder durch mathematische Berechnungen noch durch
Interpretationen einfacher Versuche beschreiben. Betrachtet man das
Geschwindigkeitsfeld im Laufrad (Abb. 16), so erkennt man eine sehr ungleiche
Geschwindigkeitsverteilung sowohl quer zum Schaufelkanal als auch in
Strömungsrichtung.
Abb. 16: Strömungsform in der Laufschaufel
An einem Massenteilchen, das sich mit der Relativgeschwindigkeit bewegt, greift, da
sich das System mit der Winkelgeschwindigkeit ω dreht, die Corioliskraft Fc an.
Diese Corioliskraft steht senkrecht auf der Strömungsrichtung, d.h. senkrecht auf dem
Geschwindigkeitsvektor in Abhängigkeit von der Drehrichtung wirkt die Kraft bei einer
Drehrichtung nach links nach rechts und umgekehrt. Die Summe dieser Corioliskräfte
bewirkt eine Druckerhöhung auf der Schaufelvorderseite, die deshalb Druckseite
genannt wird, und eine Druckabsenkung auf der Schaufelrückseite, die entsprechend
als Saugseite bezeichnet wird. Da aber nach dem Energiesatz auf einem
konzentrischen Kreis um den Radmittelpunkt die Summe aus Druckenergie und
kinetischer Energie konstant sein muss, folgt wegen der Druckzunahme auf der
Druckseite eine Abnahme der Geschwindigkeit w und auf der Saugseite eine Zunahme
der Geschwindigkeit. Druckabnahme und Geschwindigkeitszunahme auf der Saugseite
können so groß werden, dass es zu der in Abb. 16 dargestellten Ablösung kommt, d.h.
dass nur noch ein Teil des Kanals von einer „gesunden„ Strömung erfüllt ist.
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Version SS 2013 16
4. Versuchsaufbau
4.1. Beschreibung der TURBINEN SERVICE EINHEIT FM3SU
Die FM3SU Turbinen Service Einheit (Abb.17) ist konstruiert worden, um die Funktion
der einzelnen Turbinenmodelle FM30, FM31 und FM32 zu gewährleisten. Sie dient als
Basiseinheit für alle Turbinenmodelle. Durch die Kreiselpumpe wird eine Fallhöhe
simuliert. Der Differenzdrucksensor SPW 1 (9) dient zur Messung der Druckdifferenz
zwischen Eingangsdruck der Zirkulationspumpe und Druck an der Behälterwand. Dem
entsprechend sind auch die Anschlüsse des Sensors vorgesehen.
Abb. 17: Skizze der Turbinen Service Einheit FM3SU
4.2. Aufbau der PELTON TURBINE
Die PELTON Turbine FM32 ist in Abbildung 18 dargestellt. Das Laufrad (Rotor) besteht
aus 10 geteilten Laufschaufeln. Der Außendurchmesser des Schaufelrades beträgt 70
mm. An der Welle befindet sich ein Riemenrad, das zur Bremskrafteinstellung dient. Das
Öffnungsventil besitzt eine Einlassdüse mit einem variabel einstellbaren Durchmesser
bis 4,5 mm. Durch die strömungsgünstige Form des Ventilzapfens ergibt sich ein
minimaler Reibungsverlust. Die Geschwindigkeit kann bei einem konstanten
Düsenaustrittsdurchmesser variiert werden. Der Drucksensor misst Eingangsdruck an
der Turbine. Dieser Druck vor der Düse wird zur Berechnung der Hydraulischen
Leistung benötigt. Der Drehzahlsensor mit die Drehzahl des Laufrades. Der Kraftsensor
besteht aus einem Biegebalken und misst die Kraft mit der ein Bremsriemen gespannt
wird. Der Radius der Bremsscheibe beträgt 24 mm. Mit diesen Werten wird die
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Version SS 2013 17
abgegebene mechanische Leistung bestimmt. Die Verstellung der Spannung des
Bremsriemens erfolgt mittels einer Schraube.
Abb. 18: Skizze der Peltonturbine FM 32
4.3. Aufbau der Radial-Reaktions-Turbine FM 31
Die Radial-Reaktions-Turbine FM 31 ist in Abbildung 19 dargestellt. Der Turbinenrotor
hat einen äußeren Durchmesser von 45 mm. Das Wasser strömt durch den Rotor und
tritt tangential durch zwei Öffnungen mit der Fläche von jeweils 8 mm² aus. Die
Belastung der Turbine erfolgt analog zu der PELTON Turbine.
Abb. 19: Skizze der Radial-Reaktions-Turbine FM 31
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Version SS 2013 18
5. Versuchsdurchführung Die Vorbereitung und Inbetriebnahme des Versuchsstandes erfolgen nach den
Anweisungen des Laboringenieurs. Die beiden Teilversuche werden nacheinander
durchgeführt.
Die Versuchsturbinen sollten wie folgt angefahren werden:
- Bremskrafteinstellschraube locker
- Hauptschalter ( Mains ) einschalten am IFD 1 - A
- Sockel 1 Schalter ( Socket 1 Power ) einschalten am IFD 1 - A
- Haupthahn öffnen
- Differenzdruck über Handrad einstellen
3.1. Teilversuch 1
Zur Beurteilung der PELTON Turbine werden bei unterschiedlichen
Betriebsbedingungen folgende Systemgrößen aufgenommen:
a. Differenzdruck ∆p0 [kPa]
b. Eingangsdruck p1 [kPa]
c. Drehzahl n [Hz]
d. Bremskraft FB [N].
Es werden mehrere Datenreihen aufgenommen. Die verschiedenen
Betriebsbedingungen werden durch Einstellen der Bremskraft und des Differenzdruckes
wie folgt erreicht.
Veränderung des Volumenstromes bei konstanter Düsenöffnung mit dem
Hauptkugelhahn:
- 1. Messreihe mit der Differenzdruckeinstellung bei ca. 50% ( ca. 17,22 kPa )
- 2. Messreihe mit der Differenzdruckeinstellung bei: ca. 100% ( ca. 34,44 kPa )
Veränderung der Düsenaustrittsgeschwindigkeit bei konstanten Volumenstrom
durch die Düsenverstellung:
- 3. Messreihe mit der Differenzdruckeinstellung bei ca. 50% ( ca. 17,22 kPa )
Die Turbine wird durch die Erhöhung der Bremskraft bis zum Stillstand belastet. Dabei
wird die Schraube jeweils alle 15 °weitergedreht. Nach jeder Einstellung sollte kurzzeitig
gewartet werden, bis sich ein stabiler Zustand eingestellt hat. Die aufgenommenen
Messreihen sind unter dem Namen der Versuchsgruppe abzuspeichern.
Script STM 2 Turbinenvergleich Labor Strömungsmaschinen
Version SS 2013 19
3.2 Teilversuch 2
Zur Beurteilung der Radialreaktionsturbine werden bei unterschiedlichen
Betriebsbedingungen die folgenden Systemgrößen aufgenommen:
a. Differenzdruck ∆p0 [kPa]
b. Eingangsdruck p1 [kPa]
c. Drehzahl n [Hz]
d. Bremskraft FB [N].
Es sollen mehrere Datenreihen aufgenommen werden. Verschiedene
Betriebsbedingungen werden durch Einstellen der Bremskraft und des Differenzdruckes
wie folgt erreicht.
Veränderung des Volumenstromes mit dem Hauptkugelhahn:
- 1. Messreihe mit der Differenzdruckeinstellung bei ca. 50% ( ca. 17,22 kPa )
- 2. Messreihe mit der Differenzdruckeinstellung bei: ca. 100% ( ca. 34,44 kPa )
Die Turbine wird durch die Erhöhung der Bremskraft bis zum Stillstand belastet. Dabei
wird die Schraube jeweils alle 15 °weitergedreht. Nach jeder Einstellung sollte kurzzeitig
gewartet werden, bis sich ein stabiler Zustand eingestellt hat. Die aufgenommenen
Messreihen sind unter dem Namen der Versuchsgruppe abzuspeichern.
Script STM 2 Turbinenvergleich Labor Strömungsmaschinen
Version SS 2013 20
6. Versuchsauswertung Zum Versuch ist ein Versuchsprotokoll mit folgenden Punkten anzufertigen:
4.1. Darstellung der Mess- und Rechenwerte
Die Messwerte sind in tabellarischer Form darzustellen. Es sind alle nachfolgend
aufgeführten Werte zu Berechnen und alle Rechenwerte in einer Tabelle zu erfassen.
Für einen Messwert aus dem Mittleren Bereich der Versuchsdurchführung ist eine
Beispielrechnung durchzuführen.
Berechnungsgrundlagen
a) Massenstrom: 4
2 02 pd
m∆⋅⋅⋅⋅⋅
=ρπλ
& [kg/s] (1)
b) Volumenstrom: ρ
mV
&& = [m³/s] (2)
c) Nettonutzgefälle: g
pH
⋅=ρ
1 [m] (3)
d) Hydraulische Leistung: 1pVPhyd ⋅= & [W] (4)
e) Bremsmoment: rFM b ⋅= [Nmm] (5)
f) Mechanische Leistung: MnPmech ⋅⋅⋅= π2. [W] (6)
g) Wirkungsgrad: hyd
mech
P
P .=η [%] (7)
Für die Berechnung sind folgende Konstanten anzunehmen. Der Durchmesser d der
kleinen Blende am Eintritt beträgt d = 9 mm. Die Flusszahl λ der Blende beträgt λ=0,63.
und der Radius r der Bremsscheibe beträgt r = 24 mm. Die Dichte ρ vom Wasser wird
mit ρ = 1000 kg/m³ angenommen.
Die tabellarische Auflistung aller Rechenwerte muss in einer übersichtlichen Form
durchgeführt werden. Dabei sind auch alle Zwischenergebnisse (separate Werte laut
der oben angegebenen Formeln) darzustellen und Abweichungen zu kennzeichnen und
der theoretische Hintergrund zu erklären.
Script STM 2 Turbinenvergleich Labor Strömungsmaschinen
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4.2. Grafische Darstellung folgender Abhängigkeiten:
Dabei sind für jede Turbine die folgenden Abhängigkeiten darzustellen.
a) Bremsmoment in Abhängigkeit von der Drehzahl M = f (n)
b) Bremsleistung in Abhängigkeit von der Drehzahl Pmech = f(n)
c) Hydraulische Leistung in Abhängigkeit von der Drehzahl Phyd = f(n)
d) Turbinenwirkungsgrad in Abhängigkeit von der Drehzahl η = f(n)
In einem weiteren Diagramm ist der Vergleich der beiden Turbinen zu führen. Dazu
sollten sie eine charakteristische Größe wählen. Dabei hat eine klare Kennzeichnung
der Kurven zu erfolgen.
4.3. Diskussion der Ergebnisse
- Erläuterung der Kurvenverläufe
- Fehleranalyse ( nicht nur Beschreibung der Fehler )
- detaillierte Aussagen zum Vergleich der beiden Turbinen.