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2378 KLINISCHE WOCHENSCH bald -- well zu unzuverlgssig -- wieder abgesehen. Das Vor- hander~sein bzw. Fehlen yon Sehnenreflexen beim Kaninchen ist ~uBerst schwer zu beurteilen.. Besser steht es mit der Priifung der I-Iautsensibilit~it; durch leichte Nadelstiche be- kommt man reflektorische Muskelzuckungen. Gewisse Auf- schliisse fiber die Restitution der Sensibilit~t des Bewegungs- apparates erh~lt man auch dutch das Beibehalten bzw. das mehr oder weniger rasche Korrigieren kfinstlich herbeigefiihr- ter abnormer Stellungen der Extremit~ten. Allein dies alles ist nngentigend. Gliicklieherweise gibt es aber ein absolut sicheres Kriterium zur Prtifuug der Motilit~t, desseI1 Verwen- dung mir zu diesem Zweeke yon M. H. FISCHER vorgeschlageu wurde. Es ist das yon MA~us und I~R KL~Ij~ als Bogen- gangsreflex erkannte, bei Progressivbewegungen auftretende ,,Zehensweizen". Ein Kaninchen wird an den Ohren in der Luft gehalten, die Zehen der hinteren Extremit~t dutch sanftes Streiehen aneinandergelegt, wird nun das Tier leicht nach oben oder unten bewegt, so gehen bei Beginn der Bewegung die Zehen auseinander: ,,Zehenspreizen". (Die Bewegung dart nicht briisk sein, sonst schleudert das' Tier mit den hiu- teren Extremit~ten!) Dieser Reflex fehlt bei motoriseh ge- l~hmten Tieren naturgem~B v6Ilig und kommt mit der Wieder- kehr der Motilit~t zuriick, zuerst schwach und undeutl[cb, dann immer starker. Die Beurteilung ist nach einiger l~bung v611ig einwandfrei. Nun seien iibersichtlieh die nicht nninteressanten Ergeb- nisse mitgeteilt*) : Die vom durchschnittenen Nerven versorgte M~dculatur verf~llt bei allen Tieren einer sctlweren Degeneration, wird matsch, schlaff nnd verliert sehr an Masse (am besten eignet sich zur Beurteilung der Gastrocnemius). Bei den R- und R-D- Tieren ist nun tast ausnahmslos bereits in der 4. bis IO. Woche nach der Durehschneidung gegenfiber den K-Tieren ein wesentlieher Unterschied zu konstatieren. W~hrend letztere sich noch immer im Stadium v611iger Degeneration befinden, hat bei den behalldelten Tieren die Muskelmasse in dieser Zeit bereits wieder wesentlich zugenommen, die Konsistenz ist eine ganz andere geworden. Die Untersehiede sind in der 6. bis 8. Woche am deutlichsten. Ein sicherer Fortsehritt kann bei dell K-Tieren erst in der 12. his 24. Woche gesehen werden, doch bleiben diese den behandelten Tieren gegeniiber immer zuriiek, soweit unsere Beobachtungszeit es erweisen l~Bt. Bei 8 behandelten Tieren**) trat in der IO. bis 2o. Woche sicheres ,,Zehenspreiz, en" auf, w~hrend es bisher bei ]ce~nem K-Tier zu beobaehten war. Dieses friihe Auftreten yon Moti- lit~ts.erscheinungen bei den R- und R-D-Tieren ist auf- fallendl Zur Zeit, wo sehon einwandfrei deutliche Zeichen yon wiederkehrender Motilit~t zu beobachten waren, wurden die Extremit~ten noch lange in abnermen Stellungen belassen. Auch eine Wiederkehr der Refiexsensibilit~t (Priifung yon der Haut aus) konnte zu dieser Zeit nicht nachgewiesen wer- den. Es hinkt also die Regeneration der afferenten Fasern jener der efferenten um eine ganz betr~ehtliche Zeit nach. Sehr bemerkenswert ist noch die Tatsaehe, dab sich bei den meisten K-Tieren an den Zehen eine troekene Gan~Irdin entwickelte, die zum Verluste der Zehen, des ganzen FuBes, ja bei einigen zum Tode des Tieres fiihrte. Von den behan- delten Tieren wurden hingegen nur wenige yon Gangr~n be- fallen, interessanterweise yon den R-D-Tieren nur ein ein- ziges. Doch hatte bei keinem der behandelten Tiere die Gangr~n schwere Substanzverluste zur Folge, weil sie in meist kurzer Zeit naeh weiterer 13ehandlung restlos abheilte. Merk- wiirdigerweise entwickelte sich die Gangr~n bei den hoch- durchschnittenen Tieren wesentIich sparer als bei den tief- dnrchschnittenen. - Ffir das Zustandekommen so schwerer Ver~nderungen an den bloB neurotomierten, nieht behandelten Kaninehen ist *) Die Details mit den geaauen Beiegen und der einschl~igigen Lfferatur werden in der ausfithrlichen Mitteilung in der Zeitschr. f, d. ges. physikal. Therapie seklerzeit verSffentlicht werden, **) Leider verloren wit infolge tmgfinstiger Zwischenf~ille ei~e Reihe yon Tieren dutch interkurrente Erkrank~ngen, so dab die'Zahl eigentlich btSher anzm~ehmen w~re; mehrere Tiere befinden s~ch noch in Beobachtung. RIFT..3. JAHRGAN G. Nr. 52 23. DEZEMBER1924 gewiB in erster Linie die erh6hte Infektionschance an der mo- torisch-sensibel gel~hmten Extremit~tt bei geW6hnlicher Stall- haltung und bM vielleicht relativ geringer individuell-rassialer Resistenz verantwortlich zu machen. Doch war gerade dieser Umstand giinstig fiir die Feststellung einer Gegenwirkung dutch R6ntgen- und Diathermiebehandlung. Daneben kommt wohl auch eine trophische StSrung bzw. eine St6rung der Innervation der Zellpermeabilit~t in Betracht, wie wir sie heute (mit S. ~[AYER, SHERRINGTON, TSCHERIvIAK, NOSTER, CASSlRER, JErCSEN, LANGLEY U. a.) als Nebenfunktion fiir bestimmte efferente und speziell afferente Nerven an- nehmen. Es besteht also nach dem Vorausgegangenen wohl keiu Zweifel, dab die oben ausgeffihrte Rdntgenstrahlen- and Hoeh- ]requenztherapie imstande ist, Regenerationsprozesse nach peri- pheren L~hmungen zu besehleunigen. Bisher wurden rein physiologische Kriterien verwendet, die morphologisch-histo- logische Untersuchung wird sparer mitgeteilt. Um die bei technisch einwandtreier Applikationsweise vollkommen un- gef~hrliche t3ehandlungsmethode auch bei chirurgischen Fgllen am Menschen zu erproben, fehlte mir leider das einschl~gige Material. An dem Erfolge ist kaum zu zweifeln. Die Bedeu- tung einer solchen regenerationsbeschleunigenden Wirkung ist ffirs erste gar nicht abzusehen. In einem im M~rz 1924" ) gehaltenen Vortrage fiber das gleiche Thema beriihrte ich auch meine guten Erfolge mit der R6ntgen- und R6ntgen- diathermiebehandlung bei peripheren, entzfindlichen L~h- mungen und wies schon damals darauf bin, dab diese post- neuritischen L~hmungen etwas ganz anderes darstellen und mit unseren Tierexperimenten nicht vergleichbar sind. VERSUCHE ZU EINER CHIRURGISCHEN BEHANDLUNG DES DIABETES. (Vorl~ufige Mitteilung.) Von Prof. Dr. G. MANSFELD. Au~ dem Pharmakologischen Institut der k6nigl.-ungar. Elisabeth-Universit~t P6cs, Die Entdeckung des Insulins ist zweifellos eine der gr6Bten Errungenschaften ~rztlicher Forschung und ihre Bedeutung fiir die Erkenntnis des W'esens diabetischer Stoffwechsel- st6rungen kaum geringer als ihre therapeutischen Erfolge. Nach beiden Richtungen abet bedarf es weiterer experimen- teller Arbeit, um diesen reiehen Fund in vollem MaBe nutzbar zu machen. Dem rein theoretischen Interesse dr~ngt sicb zun~chst die Frage auf, welcher Art die St6rung sei, durch die eine unzureichende Produktion yon Insulin beim Diabetiker eintritt, w~hrend ffir einen weiteren Ausbau der Therapie es er- wiinscht w~re zu erforschen, ob es nicht m6glieh sei, start der jetzt ~blichen Ersatztherapie die Insulinproduktion des insuffizienten Pankreas auzuregen. Beide Fragen Mud natur- gem~B miteinander innig verknfipft, und einen Fingerzeig zu ihren L6sungen bieten die ~lteren Versuche pathologiseh-affa- tomischer Forschung [HERxH~IMEt~I), HAr~SEMAN~'2)]und die neueren yon t3ANTING und BESTa). W~hrend die morpho- logischen Untersuchungen der Pathologen festzustellen mein- ten, dab nach kfinstlicher Atrophie des Driisenparenchyms, wie es nach Abbindung des Ductus panereatis geschieht, an Stelle der Acini Langerhanssche Inseln entstehen -- eine Theorie, welche durch WEICI~S~LBAUM 4) stark angefochten wurde --, ist es bekannt, dab die amerikanischeu Forscher das Insulin zun~ichss aus derart atrophisierten Drtisen dar- zustellen vermoehten. Dieser Befund yon ~BANTING und BEST wurde damn gedeutet, dab das Trypsin w~h- rend der Verarbeitnng des Pankreas das Insulin vernichte, eine Annahme, welche dutch zahlreiche Erfahrungen gefestigt wurde. Aus diesen Tatsactlen ergab sich mir der Gedanke, ob es nicht m6glieh sei, dab vielleicht beim Diabetes, wo eine Minderproduktion yon Insulin hente auBer Frage steht, ein *) Im Vereine deutscher Arzte in Prag.

Versuche zu Einer Chirurgischen Behandlung des Diabetes

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Page 1: Versuche zu Einer Chirurgischen Behandlung des Diabetes

2378 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

bald -- well zu unzuverlgssig -- wieder abgesehen. Das Vor- hander~sein bzw. Fehlen yon Sehnenreflexen beim Kaninchen ist ~uBerst schwer zu beurteilen.. Besser steht es mit der Priifung der I-Iautsensibilit~it; durch leichte Nadelstiche be- kommt man reflektorische Muskelzuckungen. Gewisse Auf- schliisse fiber die Resti tut ion der Sensibilit~t des Bewegungs- apparates erh~lt man auch dutch das Beibehalten bzw. das mehr oder weniger rasche Korrigieren kfinstlich herbeigefiihr- ter abnormer Stellungen der Extremit~ten. Allein dies alles ist nngentigend. Gliicklieherweise gibt es aber ein absolut sicheres Kriterium zur Prtifuug der Motilit~t, desseI1 Verwen- dung mir zu diesem Zweeke yon M. H. FISCHER vorgeschlageu wurde. Es ist das yon M A ~ u s und I~R KL~Ij~ als Bogen- gangsreflex erkannte, bei Progressivbewegungen auftretende ,,Zehensweizen". Ein Kaninchen wird an den Ohren in der Luft gehalten, die Zehen der hinteren Extremit~t dutch sanftes Streiehen aneinandergelegt, wird nun das Tier leicht nach oben oder unten bewegt, so gehen bei Beginn der Bewegung die Zehen auseinander: ,,Zehenspreizen". (Die Bewegung dart nicht briisk sein, sonst schleudert das' Tier mit den hiu- teren Extremit~ten!) Dieser Reflex fehlt bei motoriseh ge- l~hmten Tieren naturgem~B v6Ilig und kommt mit der Wieder- kehr der Motilit~t zuriick, zuerst schwach und undeutl[cb, dann immer starker. Die Beurteilung ist nach einiger l~bung v611ig einwandfrei.

Nun seien iibersichtlieh die nicht nninteressanten Ergeb- nisse mitgeteilt*) :

Die vom durchschnittenen Nerven versorgte M~dculatur verf~llt bei allen Tieren einer sctlweren Degeneration, wird matsch, schlaff nnd verliert sehr an Masse (am besten eignet sich zur Beurteilung der Gastrocnemius). Bei den R- und R-D- Tieren ist nun tast ausnahmslos bereits in der 4. bis IO. Woche nach der Durehschneidung gegenfiber den K-Tieren ein wesentlieher Unterschied zu konstatieren. W~hrend letztere sich noch immer im Stadium v611iger Degeneration befinden, hat bei den behalldelten Tieren die Muskelmasse in dieser Zeit bereits wieder wesentlich zugenommen, die Konsistenz ist eine ganz andere geworden. Die Untersehiede sind in der 6. bis 8. Woche am deutlichsten. Ein sicherer Fortsehritt kann bei dell K-Tieren erst in der 12. his 24. Woche gesehen werden, doch bleiben diese den behandelten Tieren gegeniiber immer zuriiek, soweit unsere Beobachtungszeit es erweisen l~Bt.

Bei 8 behandelten Tieren**) t ra t in der IO. bis 2o. Woche sicheres ,,Zehenspreiz, en" auf, w~hrend es bisher bei ]ce~nem K-Tier zu beobaehten war. Dieses friihe Auftreten yon Moti- lit~ts.erscheinungen bei den R- und R-D-Tieren ist auf- fallendl Zur Zeit, wo sehon einwandfrei deutliche Zeichen yon wiederkehrender Motilit~t zu beobachten waren, wurden die Extremit~ten noch lange in abnermen Stellungen belassen. Auch eine Wiederkehr der Refiexsensibilit~t (Priifung yon der Haut aus) konnte zu dieser Zeit nicht nachgewiesen wer- den. Es hinkt also die Regeneration der afferenten Fasern jener der efferenten um eine ganz betr~ehtliche Zeit nach.

Sehr bemerkenswert ist noch die Tatsaehe, dab sich bei den meisten K-Tieren an den Zehen eine troekene Gan~Irdin entwickelte, die zum Verluste der Zehen, des ganzen FuBes, ja bei einigen zum Tode des Tieres fiihrte. Von den behan- delten Tieren wurden hingegen nur wenige yon Gangr~n be- fallen, interessanterweise yon den R-D-Tieren nur ein ein- ziges. Doch hatte bei keinem der behandelten Tiere die Gangr~n schwere Substanzverluste zur Folge, weil sie in meist kurzer Zeit naeh weiterer 13ehandlung restlos abheilte. Merk- wiirdigerweise entwickelte sich die Gangr~n bei den hoch- durchschnittenen Tieren wesentIich sparer als bei den tief- dnrchschnittenen. -

Ffir das Zustandekommen so schwerer Ver~nderungen an den bloB neurotomierten, nieht behandelten Kaninehen ist

*) Die Details mit den geaauen Beiegen und der einschl~igigen Lfferatur werden in der ausfithrlichen Mitteilung in der Zeitschr. f, d. ges. physikal. Therapie seklerzeit verSffentlicht werden, **) Leider verloren wit infolge tmgfinstiger Zwischenf~ille ei~e Reihe yon Tieren dutch interkurrente Erkrank~ngen, so dab die'Zahl eigentlich btSher anzm~ehmen w~re; mehrere Tiere befinden s~ch noch in Beobachtung.

R I F T . . 3 . J A H R G A N G. Nr. 52 23. DEZEMBER 1924

gewiB in erster Linie die erh6hte Infektionschance an der mo- torisch-sensibel gel~hmten Extremit~tt bei geW6hnlicher Stall- haltung und bM vielleicht relativ geringer individuell-rassialer Resistenz verantwortlich zu machen. Doch war gerade dieser Umstand giinstig fiir die Feststellung einer Gegenwirkung dutch R6ntgen- und Diathermiebehandlung. Daneben kommt wohl auch eine trophische StSrung bzw. eine St6rung der Innervat ion der Zellpermeabilit~t in Betracht, wie wir sie heute (mit S. ~ [ A Y E R , S H E R R I N G T O N , T S C H E R I v I A K , N O S T E R ,

CASSlRER, JErCSEN, LANGLEY U. a.) als Nebenfunktion fiir bestimmte efferente und speziell afferente Nerven an- nehmen.

Es besteht also nach dem Vorausgegangenen wohl keiu Zweifel, dab die oben ausgeffihrte Rdntgenstrahlen- and Hoeh- ]requenztherapie imstande ist, Regenerationsprozesse nach peri- pheren L~hmungen zu besehleunigen. Bisher wurden rein physiologische Kri ter ien verwendet, die morphologisch-histo- logische Untersuchung wird sparer mitgeteilt. Um die bei technisch einwandtreier Applikationsweise vollkommen un- gef~hrliche t3ehandlungsmethode auch bei chirurgischen Fgllen am Menschen zu erproben, fehlte mir leider das einschl~gige Material. An dem Erfolge ist kaum zu zweifeln. Die Bedeu- tung einer solchen regenerationsbeschleunigenden Wirkung ist ffirs erste gar nicht abzusehen. In einem im M~rz 1924" ) gehaltenen Vortrage fiber das gleiche Thema beriihrte ich auch meine guten Erfolge mit der R6ntgen- und R6ntgen- diathermiebehandlung bei peripheren, entzfindlichen L~h- mungen und wies schon damals darauf bin, dab diese post- neuritischen L~hmungen etwas ganz anderes darstellen und mit unseren Tierexperimenten nicht vergleichbar sind.

VERSUCHE ZU EINER CHIRURGISCHEN BEHANDLUNG DES DIABETES.

(Vorl~ufige Mitteilung.)

V o n

Prof. Dr. G. MANSFELD. Au~ dem Pharmakologischen Inst i tut der k6nigl.-ungar. Elisabeth-Universit~t P6cs,

Die Entdeckung des Insulins ist zweifellos eine der gr6Bten Errungenschaften ~rztlicher Forschung und ihre Bedeutung fiir die Erkenntnis des W'esens diabetischer Stoffwechsel- st6rungen kaum geringer als ihre therapeutischen Erfolge. Nach beiden Richtungen abet bedarf es weiterer experimen- teller Arbeit, um diesen reiehen Fund in vollem MaBe nutzbar zu machen. Dem rein theoretischen Interesse dr~ngt sicb zun~chst die Frage auf, welcher Art die St6rung sei, durch

�9 die eine unzureichende Produktion yon Insulin beim Diabetiker eintritt, w~hrend ffir einen weiteren Ausbau der Therapie es er- wiinscht w~re zu erforschen, ob es nicht m6glieh sei, start der jetzt ~blichen Ersatztherapie die Insulinproduktion des insuffizienten Pankreas auzuregen. Beide Fragen Mud natur- gem~B miteinander innig verknfipft, und einen Fingerzeig zu ihren L6sungen bieten die ~lteren Versuche pathologiseh-affa- tomischer Forschung [HERxH~IMEt~I), HAr~SEMAN~'2)] und die neueren yon t3ANTING und BESTa). W~hrend die morpho- logischen Untersuchungen der Pathologen festzustellen mein- ten, dab nach kfinstlicher Atrophie des Driisenparenchyms, wie es nach Abbindung des Ductus panereatis geschieht, an Stelle der Acini Langerhanssche Inseln entstehen -- eine Theorie, welche durch WEICI~S~LBAUM 4) stark angefochten wurde --, ist es bekannt, dab die amerikanischeu Forscher das Insulin zun~ichss aus derart atrophisierten Drtisen dar- zustellen vermoehten. Dieser Befund yon ~BANTING und BEST wurde damn gedeutet, dab das Trypsin w~h- rend der Verarbeitnng des Pankreas das Insulin vernichte, eine Annahme, welche dutch zahlreiche Erfahrungen gefestigt wurde. Aus diesen Tatsactlen ergab sich mir der Gedanke, ob es nicht m6glieh sei, dab vielleicht beim Diabetes, wo eine Minderproduktion yon Insulin hente auBer Frage steht, ein

*) Im Vereine deutscher Arzte in Prag.

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23- DEZEMBER 1924 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr . 5 ~ 2379

~ihlllicher Vorgang schon in d e n lebenden Palikreas, zufolge einer pa thologischen StSrung, vor sich geht. Es kSnnte ja angenommen werden, dab entweder durch eille IIInktiolielle Anderung des acinSsen Teiles im Sinne der Theorie HERX- HEIMERS die Inseln in ihrer T~itigkeit g e h e m m t wfirden, odor dab durch Anderung der Pe rmeab i l i t~ t die Tre l inung yon Tryps in lind Insul in eine ulivollst~indige geworden sei. Ffir die M6glichkeit , dab eine Ausschal t l ing der ~iuBeren Sekretioli des Pankreas eine gesteiger te Insu l inprodukt ion zur Folge hat , sprechen die E rgebn i s se IInvolls tandiger Pankreas- exs t i rpa t ion an Hunden , voli welchen bekann t ist, dab geringe Res te der Drfise ffir den normalen Verlauf des Zucker- stoffweehsels geniigen. Diese Erfa t l rungen er innern unwill- kfirlich an die Ergebnisse neuester gyn~ikologischer Forschung, welche zeigten, dab die sog. S t f ickchent ransp lan ta t ion yon Ovar iumgewebe zu einer m~ichtig gesteigertel i inkretor ischen Funk t ion der T ransp lan ta t e ffihrt, ja sogar, dab der in si tu belassene Eie rs tock durch das e ingepflanzte Ovar iumst f ick- cheli zu W a c h s t u m IIIId geste iger ter T~itigkeit angeregt wird.

Diese Uber legungen and Er Iahrunge l i ve ran lag t en mich, der Frage n~iherzlitreten, ob es n icht m6glich sei, auf ~hnliche Weise die inkretor ische T~itigkeit des Pankreas zun~chst im Tierversuch zu t6rdern, um einerseits nSheren Einbl ick in die pathologische Pankreas t~ t igke i t be im Diabetes zu gewinneli, aliderseits u m die Grundlagen einer chirurgischen 13ehandlung der Zuckerk rankhe i t zu scbaffen, welche seit der E n t d e c k u n g des Insul ins in das 13ereich der MSglichkeit gerfickt ist.

Meine 13emfihungen aber, die inhere Sekretiol i des Pankreas du tch die yon den Gy.n~ikologen gefibte Me- rhode der Au to t r ansp l an t a t i on zu steigern, schei ter tel i darai1, dab t r o t z gr6gter Peinl ichkei t und E inha l t en aller VorsichtsmaBregeln bei der Opera t ion ein glat tes Ein- heilen der Transp lan ta t e n ich t erzielt werden konnte . Zu jener Zeit suchte mich Her r Dr. EMERICII H A Y N A L ,

Assis tent der Kl in ik KORiNYI in Budapest , mi t d e n Plan auf, eine Ste igerung der Insu l inprodukt ion durch Unte r - b indung des Duc tus pancrea t i s zu versl iehen. Diese Methode schien mir jedoch mi t Rficksicht auf die zu e rwar tenden Ver- dauungss t6rungen fiir eine prakt ische Anwendung uligeeignet. Im weiterel i Ver lauf meiner Versuche kam ich jedoch auf den Gedanken, dab es viel le icht am zweckm/iBigsten w~ire, eine Kombina t ion beider Methoden zu versuchen, und zwar in der Weise, dab m a n das zu t ransp lan t ie rende Stfick der Driise in situ bel~il3t, and un te r Schonung seiner 131utgefii13e n i t einer s tarkeli Ligat l i r umschnfir t , was also d e n Wesen nach einer par t ie l len Gangun te rb indung entsprechen wfirde. Diese h~itte gegenfiber der yon Dr. HAYI~AL geplantel i L iga tu r des Aus- ff ihrungsganges den Vorteil , dab nlir ein Tell der Drfise seiner ~iugeren Sekret ion be raub t wird, wdhrend der andere Teil seine Fermente ungehindert in den Di~nndarm ergieflt.

D a n k der glficklichen ana tomischen Verh~ltnisse ges ta l te t sich dieser Eingri f f am H u n d als unendl ich einfach, und wie mir alis den bisher v o r g e n o m m e n e n ana tomischen Unte r - shchungen scheint , dfirfte es am Menschen k a u m schwieriger seili. Es wird ein s tarker F a d e n unter die oberfl~ichlich im Gewebe des Caput pancreat i s ver laufende Arter ie and Vene geffihrt, dalin um die 13auchspeicheldrfise gelegt und diese, ausschliefilich der Ge/dfle, abgeschnfirt .

I m Iolgenden m6chte ich fiber das vorl~ufige Ergebnis meiner in dieser Weise ausgeffihrteli Versuche berichten, welche mich dazu vera l i l ag ten die Versuche in dieser R ich tung weiterzuffihren, w~ihrend die sp~itere klinische E rp robung der Methode yon Her rn Dr. HAYNAL ausgeffihrt werden wird.

Im Frf ih jahr 1924 ha t t e ieh an 2 H u n d e n diese Opera t ion ausgeffihrt, nachdem ich ihre F~higkei t der Zuckerregula t ion im normalen Zustand, also vor der Operat ion, u l i tersucht hat te . Das Ergebnis dieser Untersuchl ingel i war an beiden Tieren ein eilideutiges.

Zun~tchst prfifte ich die Anderung der 131utzuckerwerte nach 2 t~igiger Karenz. Eine Mehrproduk t ion yon Insul in mfiBte am Hunger t i e r zli einer Verminderung der 131utzueker-

konzen t ra t ion ffihren, genau so, als nach einer yon auBen zugeffihrten Insul ingabe. Die Ergebnisse dieser Pr i i fung waren folgende :

Huad A. Gew. 7,5 kg.

I]_ Blutzueker _ Datum i Nach 2 Tagen

,Normal nfichtern il Karrenz

Vor der Operation: Io. VI. 0,090% - -

13. VI. - - 0,092% 5 Tage naeh der Operation:

24. VI. o,o86% - -

27. VI. -- 0,082% 28 Tage nach der Operation:

17. VII. 0,080% i - -

20. VII. - - I 0,060% 82 Tage nach der Operation:

Io. IX. 0,080% i -- I3. IX. - [ 0,055%

/-/and B. Gew. io,5 kg. Vor der Opera_tion:

i2. Vl. I] o , i i2% I3. VI. : o,Io5% t6. VI. - - O,H2%

63 Tage nach der Operation: Io. IX. o, Io4% - -

I3. IX. - - 0,042%

Es zeigte sich also bei beiden Hundel i nach der Opera t ion eine gest6rte 13tutzuckerregulation, welehe ~hnlich jener ist, welche wir nach IJberschi i t t l ing n i t Insul in beobach ten : nach Ei i tz iehung der Nah rung ein Sturz des 131utzuckers bis zur H~l f te der normalen Wer te .

An denselben Tieren untersuchte ich die Toleranz fiir Dextrose, d. h. die 131utzuekerwerte in ~/2 st t indigen In ter - val ten nach Verabreichl i i ig yon Dextrose .

Am Hund A zeigte diese Prflfung noch 17 Tage nach der Ope- ration eine fflr die normale Toleranz charakteristische Kurve:

Toleranzprfifung 17 Tage nach der Oper. Toleranzpriifung 86 Tage nach der Oper. 6. VII. Blutzueker / norm. nfieht / o,o86% I5. IX. Blutzueker/norm. niioht. / o, o8o~o

9 Uhr v. M. 2 g Dextrose p. kg ~i Uhr v.M. 2 g Dextrose p. kg

9 Uhr 3 ~ Min. o,32o % t i Uhr 3 ~ Min. 0,IO5% IO ,, o,33o % 12 ,, o,o75% IO ,, 3 ~ ,, 0,252 % I ,, 0,080% t I o,I85% 2 ,, 0,068% 12 ~ 3 ,, o,o65%

Hund B. Toleranzprfifung vor der Operation Toleranzprdfung 6i Tage naeh der Oper.

8. VII. Blutzucker / norm. niicht. / 0,077% 15. IX. Blutzucker / niiehtern / O,lO3% IO Uhr 25 v. M. ~,42 g Dextrose p. kg 8 Uhr 50 v. 5I. 2,0 g Dextrose p. kg

IO Uhr 55 Min. o,111% 9.Uh~ 20 Min. o, II2% n ,, 20 ,, o, I83% IO ,, o, io3%

I ,, 20 ,, 0,080% 1I ,, 0,080%

13eide Versuche zeigen, dab IIactl d e n Eingri f f 2 resp. 3 Monate die Zueker to leranz ganz erhebl ich gest iegen ist. Der Blutzuekerspiegel b le ibt fast unver~nder t bei Znfuhr eilier Dext rosemenge, die in der N o r m eine m~cht ige Hype r - glyk~mie verursacht . Beirn Hul id t3. wurde sogar die ein- ver le ib te Menge nach der Opera t ion wesent l ich gesteigert (2,0 g s t a t t 1,42 g Dextrose) , ohne dab die Zuekerkonzel i t ra- t ion im 131ut gest iegen w~re.

Die Funktionspri~/ung ldfit also darau] schlieflen, daft eine partielle Abbindung der Bauchspeicheldri~se in der Tat zu einem Zustand ]i~hrt, in welchem die Tiere bei v611igem Wohlbe]inden and gldinzendem Ern~ihrungszustand sich so verhalten, als wenn ihr Organismus mehr Insulin zur Ver/i~gung hdtte als in der Norm.

Es wiire IIatfirlich recht in teressant gewesen, das wei tere Schicksal dieser Tiere zu beobachten, doch n ich t mil ider wich- t ig schien es, die Ver~iliderung des Pankreas zu untersuchen. Ich entschloB reich zu le tz te rem und ha t t e die Tiere getStet . Die Sekt ion zeigte, dab tier abgebundel ie Teil des Pankreas ziemlich s tark a t rophier te . Seine Gr6Be be t rug e twa ein Dr i t t e l seines ursprfinglichen Volums, w~ihrend die andere H~lf te yon normaler 13eschaffenheit war. fJber die histo-

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2380 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

logische ]3eschaffenhei t sell e r s t sp~Lter d u r c h e r fah rene F a c h - m~nne.r b e r i c h t e t werden . Die derze i t zur Verff igung s t ehen-

en Gef r i e r schn i t t e sol len - - in A n b e t r a c h t der E rgebn i s se d e r F u n k t i o n s p r f i f u n g - - die Theor ie yon HERXHEIMER, n a c h welcher die Aeini in L a n g e r h a n s s c h e Inse ln sich u m w a n d e l n k6nnen , s t f i h e n . M a n s ieh t a n Stelle der z n g r u n d e gegangenen Acini Ze l lgruppen , welche yon den Zel len der Inse ln n i c h t zu u n t e r s c h e i d e n sind. Die wei tere V e r a r b e i t u n g der P r ~ p a r a t e is t im Gang.

Es e r sche in t fiberflfissig, d a r a u i h inzuweisen , dab die h ie r m i t g e t e i l t e n Ergebnisse , so b e m e [ k e n s w e r t sie auch erscheinen, n o c h keineswegs genfigen, u m fiber die e ingangs au fgewor fenen F r a g e n e in - absch l i eBendes Ur t e i l zu ges t a t t en . Die b i she r e r h o b e n e n T a t s a c h e n sche inen n u r anzudeu t en , d a b der ein- geschlagene W e g ein r i ch t ige r set. Die wei te ren , schon im G a n g be f ind l i chen T ie rve r suche in G e m e i n s c h a f t m i t der k l in i schen E r p r o b u n g dieser Methode , werden es zu en t - sche iden h a b e n , ob unsere H o f f n u n g e n auf eine erfolgreiche ch i rurg i sche ]3ehand lung des D iabe t e s b e r e c h t i g t sind.

L i t e r a t u r: 1) Virchows Arch. 19o6, I83, -- .2) 13erliner klin. Wechenschr. I912, Nr. 2 o . - 3)Journal of Labora t a. clinical Med. 7, 25~, 1922. -- *)Wiener klin. Wochenschr. 1911, Nr. 5.

ERBLINDUNGSURSACHEN BEI 849 JUGENDLICHEN BLINDEN DER STAATL. BLINDENANSTALT

STEGLITZ-BERLIN. Von

Dr. H. FRESE, Augenarzt, Berlin.

Sei t n u n m e h r fiber 7 ~ J a h r e n ex i s t i e ren K r a n k e n b t i c h e r fiber die in der S t a a t l i c h e n B l i n d e n a n s t a l t ]3er l in-Stegl i tz a u f g e n o m m e n e n Bl inden . Dieses Ma te r i a l be s i t z t de sha lb e inen b e s o n d e r e n s t a t i s t i s c h e n Wer t , weil sgmt l i che Z6gl inge yon e r f a h r e n e n A u g e n g r z t e n genau u n t e r s u c h t w u r d e n u n d well es fiber die U r s a c h e n Aufschlul3 gibt , die h a u p t s ~ c h l i c h im 1Kindes- oder doch f r t ihen J f ing l ingsa l te r zur E r b l i n d u n g ffihren. Vers t~nd l i che rwe i se k a n n aber a u c h diese S t a t i s t i k in A n b e t r a c h t des U m s t a n d e s , dab die ]3l inden sehr h~tufig e rs t im S t a d i u m der a b g e l a u f e n e n K r a n k h e i t zur Iach~rz t - l i chen U n t e r s u c h u n g kamen , n i c h t den A n s p r u c h auf lf icken- lose V o l l k o m m e n h e i t lnachen , zuma l of t auch die A n a m n e s e , j a ge legent l ich se lbs t die A n g a b e n fiber den Z e i t p u n k t der E r b l i n d u n g v o l l k o m m e n unzuver l~ss ig sind, u n d es n i c h t m6gl i ch ist, aus den ]3efunden der oft sehr schwer v e r / i n d e r t e n A u g e n eine s ichere Diagnose der E r b l i n d u n g s k r a n k h e i t zu s te l len ; a u e h k o n n t e bet n i c h t a u s r e i c h e n d e n N o t i zen fiber den e r h o b e n e n ]3efund eine N a c h u n t e r s u c h u n g n i e h t i m m e r vor- g e n o m m e n werden, da die Z6gl inge n i c h t m e h r in der A n s t a l t waren . Urn d u r c h re ine V e r m u t u n g s d i a g n o s e n den W e r t der Z u s a m m e n s t e l l u n g n i c h t zu bee in t r~ch t igen , w u r d e n d a h e r diese F~lle, bet d e n e n A n a m n e s e , U b e r w e i s u n g s a t t e s t u n d n o t i e r t e r A u f n a h m e b e f u n d ke ine s ichere Diagnose e r l aub ten , n i c h t v e r w e r t e t ; sie f inden sich in der 1Rubrik , ,n ich t s icher d i agnos t i z i e rba re E r b l i n d u n g s u r s a c h e n " u n d ve r t e i l en s ich be t Z u g r u n d e l e g u n g der W-ahrsche in l i chke i t sd iagnosen in ab- n e h m e n d e r HEuf igke i t h a u p t s ~ c h l i c h auf B lennor rh6e , Skro- fulose, ]3uph tha l lnus , A u g e n h i n t e r g r u n d s e r k r a n k u n g e n u n d einige Ver le t zungen . U n t e r diesen t i a u t e l e n k a n n m a n je- doch aus der Z u s a l n m e n s t e l l u n g wohl einige zuver lgss ige Schlfisse besonders fiber H~uf igke i t der v e r s c h i e d e n e n E r - b l i n d u n g s u r s a c h e n im a l lgemeinen sowie f iber de ren Z u n a h m e u n d A b n a h m e in ve r sch i edenen J a h r e n , V e r t e i h n g auf die b e i d e n Geschlech te r , V e r m e i d b a r k e i t u n d U n v e r m e i d b a r k e i t usw. ziehen, f ] b e r die H~uf igke i t yon E r b l i n d u n g e n in den v e r s c h i e d e n e n L e b e n s a l t e r n geben die b ie r v e r w e r t e t e n F~lle a l l e rd ings n u r b e d i n g t AufschluB, d a die A n s t a l t i h re r Be- s t i m m u n g n a c h eine E rz i ehungs - u n d ]3ewahrans t a l t ffir b i ldnngs f~h ige b l inde Kr ve to zurf ickgelegten 5. Lebens- j a h r ab bis zur V o l l e n d u n g ih re r schulmgBigen u n d gewerb- l i chen A u s b i l d u n g ist. Die A uf nahm em O gl i chke i t ffir IZnaben u n d M~dchen is t gleichgroB; be ide Gesch lech te r werden

RIFT. 3. J A H R G A N G ' . N r . 52 23. DEZEMBER J92.I

gleichmgBig ber f icks ich t ig t ; u m so m e h r muB es auffal len, dab 532 m ~ n n l i c h e n n u r 317 weibl iche Bl inde gegenf ibers tehen. Ffir einige E r k r a n k u n g e n werden evt l . U r s a c h e n hierff i r an e r r u n d Stel le n o c h zu b e s p r e c h e n sein, ffir die a n d e r n muB es dah inges t e l l t b le iben, ob der Zufai l oder welche sons t igen U r s a c h e n zur E r k l ~ r u n g h e r a n z u z i e h e n sind. A u c h evtl . ]3evorzugung e inze lner P r o v i n z e n d u t c h b e s t i m m t e K r a n k - h e i t e n is t aus der S t a t i s t i k n i c h t ers icht l ich, da die A n s t a l t h a u p t s ~ c h l i c h ffir A u f n a h m e yon ]3l inden de r S t a d t Ber l in und der P r o v i n z B r a n d e n b u r g b e s t i m m t ist.

]3ei der G r u p p i e r u n g n a c h e inze lnen K r a n k h e i t e n wurde n a c h io lgenden G e s i c h t s p u n k t e n e inge te i l t :

A. A n g e b o r e n e B l i n d h e i t s u r s a c h e n bzw. angeborene Dis- pos i t ion zu E r b l i n d u n g s k r a n k h e i t e n .

B. E rworbene , im sp~ te ren L e b e n au fge t r e t ene K r a n k - he i ten .

C. N i c h t s icher d i agnos t i z i e rba re ]31indhei tsursachen.

Die zahlenm~Bige Ver t e i l ung auf die G r u p p e n A, ]3 u n d C, sowie die ]3etei l igung der be iden Gesch lech te r an den ein- ze lnen G r u p p e n u n d de ren Verh~iltnis zur G e s a m t z a h l der Bl inden , i s t aus Tabel le I ers icht l ich .

Tabelle I.

I

~esamt- davon I davon %sfimtl. zahl C~ ' Q Blinden

:86 A. Angebor. 131indheitsnrsachen . 13. Durch erworbene Kranldaeiten

erblindet . . . . . . . . . . C. Nicht sicher diagnostizierbare

Erbl indungsursachen . . . . .

i85

78

849

I25 61 4

361 224

46 3 2

532 ] 317

22

69

IO0

Die Z a h l e n der e inze lnen K r a n k h e i t e n in den e r w ~ h n t e n G r u p p e n zeigt a b s o h t u n d p r o z e n t u a l Tabel le II .

Tabelle I t .

Gesamt- % von % sgmtl. GrTpe Erblin-

zahl C~ (? dungen

A. Angeborene Blindheitsursachen I. MiBbildungen im engeren Sinne

a) Anophthalmus . . . . . . b) MikrophthMmus . . . . . c) I4olobome als eigenth Blind-

heitsursache . . . . . . . . d) Catar. congenita . . . . . .

2. Atrophia n. optici congen . . . . 3. Amblyopia congenita . . . . 4. Aus angebor. Disposition ent-

s tandene Krankhei ten . . . . a} 13uphthalmus . . . . . . . b) Pigmentdegenerat ion der

Ret ina . . . . . . . . . . c) Chorioretinitis e h e heredit. d) Kerati t is parenchym. . .

70

25

4 4 ~ 14

7

95 63 62 44

i i 5 18 12

i 4 2

4 6 24 3183, 5 I - - 0 ,6

15 11

I 2~O 29 / I I 22,O

9 5 8 7 -- 4

32 5 ~ 18 33

6 6 6 9 2 2

9 ,0

3,3

5 , 2

"2,o I,O

12,2 8,O

1,4 2,3

.t3. Erworbene Xrankhei ten

I. Blennorrhoea neonator . . . . 176 96 8o I 3o'o 23'~ 2. Ulcerierende Hornhauterkran- I

knngen . . . . . . . . . . . 114 63 51 19,4 15,o 3. Uveaerkrankungen . . . . . 56 3 ~ 26 9,5 7, ~ 4. Cat. compl. Myopie n. Folgen . 33 22 II 5,6 4,3 5. At rophianerv . opt . . . . . . i I43 98 45 24,4 19,o 6. Verletzungen . . . . . . . . I 63 52 i i lO,8 8,2

Zu A I b ) ]3ei 5 F~l len yon M i k r o p h t h a l m u s w u r d e n als N e b e n b e f u n d gr6Bere u n d k le inere Ko lobome gefunden .

Zu A i d ) Von den 4 ~ F~l len yon Cat. congen i t a gelang es i n e i n e m d u r c h O p e r a t i o n den Visus so zu bessern , d a b der K r a n k e aus der A n s t a l t en t l a s sen w e r d e n konn te . Drei- ma l t r a t In fek t ion , 4real A m o t i o ein, 8mal wurde , obgle ich K o m p l i k a t i o n e n fehl ten, ke ine ]3esserung erzie l t ; bet den f ibr igen wurde die O p e r a t i o n als auss ich ts los abge lehn t . Diese sch lech ten R e s u l t a t e e r l a u b e n na t f l r l i ch ke inen Rfick- schlul3 au f die O p e r a t i o n s a u s s i c h t e n de r Cat . congen, im all-