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Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~it Miinchen. Versuche zu einer Wertbestimmung der Folia Sennae. u W. Straub und F. v. Bergmann. (J~ingega~ge~ a~n 21. Ol~tober 1986.) Naeh Untersuehungen von W. Straub und seinen Mitarbei~ern ist der wirksame Inhaltsstoff der Folia Sennae ein mit Salzsi~ure sehwer spaltbares Anthranolglykosid. Die neben diesem in der Folia Sennae und deren Zu- bereitungen noeh enthaltenen anderen S~offe sind ein mig Salzsiiure leiehg spaltbares Glykosid und freies Emodin. Diese beiden anderen S~offe kommen fiir die ~herapeutisehe Wirkung niehg in Frage. Eine Wert- bestimmung der Folia Sennae mug also darauf hinausgeJaen, den Gehalt der Bli~tter und Zubereitungen an sehwerspaltbarem Glykosid quangitativ zu ermitteln. Versuehe einer Ermi~glung auf gravimegrisehem Wege fiihrten zu keinem Ziel und stell~en sieh NoB den gleiehsinnigen Versuehen mit anderen Glykosiden, z. B. der l%lia Digitalis an die Sei~e, deren Gehalt ebenfalls his jetzg noeh nieht gravimetriseh bes~imm~ werden kann. Die Anthraehinonglykoside haben vor anderen den Vorzug, dab ihr einer Paarling als wohldefinierter und sehr eharak~eristiseher Farbs~off einer kolorimegrisehen Bestimmung zuggnglich ist. In folgendem ist versueht worden, den Gehalt der Folia Sennae an sehwerspal~barem Glykosid qnantitativ zu bestimmen. Aus der Untersuchung yon W. Straub und g. Gebhardt 1 gehthervor, dal3 der 10 ~oige Senna Infus ersehSpfend ist, und demen~spreehend wurde von diesem Infus ausgegangen. Im ersten Arbeitsgang wurde das fiir die ~herapentisehe Wirkung nieht in Frage kommende freie Emodin und das aus der Spaltnng mit verdtinnter tiC1 in der Kglte aus leiehtspaltbarem Glykosid entstandene Emodin dutch Ausiitherung entfern~. Daraufhin erfolgte die Spaltung des zuriiekbleibenden sehwerspal~baren Glykosids mig 10~iger Salzs~ure dutch zweistiindiges Koehen am Riiekflugkiihler. Dabei tritt eine to,ale Spaltung des Glykosids auf unter Ansseheidung yon braunsehwarzen Nassen. Diese braunsehwarzen ]gassen bieten eine grol?e Sehwierigkeit in der weiteren Atffarbeitung des Igestinfuses, denn sie haften hartn~iekig am ausgefallenen Emodin. I)a sie sieh in Natronlauge mit braunroter Farbe 16sen, iiber~6nen sie die reine Farbe des Emodinnatriums, stSren also die kolorimetrisehe Messung und fiihren zu unwahrseheinlieh hohen Werten. Nun ist dutch E. Triendl 2 gefunden worden, dal? das sehwer- spaltbare Olykosid dutch Behandlung mit Emulsin bzw. dutch die hn 1S traub, W. u. H. Gebh ardt: Naunyn- SchmiedebergsArch. 181, 399 (1936). -- ~ Triendl, E.: Ebenda 182, 527 (1936).

Versuche zu einer Wertbestimmung der Folia Sennae

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Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~it Miinchen.

Versuche zu einer Wertbestimmung der Folia Sennae.

u W. Straub und F. v. Bergmann.

(J~ingega~ge~ a~n 21. Ol~tober 1986.)

Naeh Untersuehungen von W. S t r a u b und seinen Mitarbei~ern ist der wirksame Inhaltsstoff der Folia Sennae ein mit Salzsi~ure sehwer spaltbares Anthranolglykosid. Die neben diesem in der Folia Sennae und deren Zu- bereitungen noeh enthaltenen anderen S~offe sind ein mig Salzsiiure leiehg spaltbares Glykosid und freies Emodin. Diese beiden anderen S~offe kommen fiir die ~herapeutisehe Wirkung niehg in Frage. Eine Wert- bestimmung der Folia Sennae mug also darauf hinausgeJaen, den Gehalt der Bli~tter und Zubereitungen an sehwerspaltbarem Glykosid quangitativ zu ermitteln. Versuehe einer Ermi~glung auf gravimegrisehem Wege fiihrten zu keinem Ziel und stell~en sieh NoB den gleiehsinnigen Versuehen mit anderen Glykosiden, z. B. der l%lia Digitalis an die Sei~e, deren Gehalt ebenfalls his jetzg noeh nieht gravimetriseh bes~imm~ werden kann. Die Anthraehinonglykoside haben vor anderen den Vorzug, dab ihr einer Paarling als wohldefinierter und sehr eharak~eristiseher Farbs~off einer kolorimegrisehen Bestimmung zuggnglich ist.

In folgendem ist versueht worden, den Gehalt der Folia Sennae an sehwerspal~barem Glykosid qnantitativ zu bestimmen.

Aus der Untersuchung yon W. S t r a u b und g . G e b h a r d t 1 gehthervor, dal3 der 10 ~oige Senna Infus ersehSpfend ist, und demen~spreehend wurde von diesem Infus ausgegangen.

Im ersten Arbeitsgang wurde das fiir die ~herapentisehe Wirkung nieht in Frage kommende freie Emodin und das aus der Spaltnng mit verdtinnter tiC1 in der Kglte aus leiehtspaltbarem Glykosid entstandene Emodin dutch Ausiitherung entfern~. Daraufhin erfolgte die Spaltung des zuriiekbleibenden sehwerspal~baren Glykosids mig 10~iger Salzs~ure dutch zweistiindiges Koehen am Riiekflugkiihler. Dabei tritt eine to,ale Spaltung des Glykosids auf unter Ansseheidung yon braunsehwarzen Nassen. Diese braunsehwarzen ]gassen bieten eine grol?e Sehwierigkeit in der weiteren Atffarbeitung des Igestinfuses, denn sie haften hartn~iekig am ausgefallenen Emodin. I)a sie sieh in Natronlauge mit braunroter Farbe 16sen, iiber~6nen sie die reine Farbe des Emodinnatriums, stSren also die kolorimetrisehe Messung und fiihren zu unwahrseheinlieh hohen Werten. Nun ist dutch E. T r i end l 2 gefunden worden, dal? das sehwer- spaltbare Olykosid dutch Behandlung mit Emulsin bzw. dutch die hn

1S traub, W. u. H. Gebh ardt : Naunyn- Schmiedebergs Arch. 181, 399 (1936). -- ~ Tr iendl , E.: Ebenda 182, 527 (1936).

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Emulsin enthaltene fl-Glykosidase fermentativ gespalten werden kann, wobei das Emodin ohne diese Verunreinigungen auftritt und ohne weiteres kolorimetrisch gemessen werden kann. Leider geht diese Reaktion nut bis zu einera Gleiehgewieht yon etwa 80 ~o freien Emodins, kann also nicht unmittelbar fiir analytisehe Zwecke verwendet werden. Dagegen ist Bin yon E. Tr iend l erhobener anderer Befund fiir unsere Zweeke einer Analyse yon Wichtigkeit. Bekannt]ich ist das mit Salzs5ure entstandene Anthranol noeh nicht vSllig zu Anthrachinon oxydiert und kann nut in miihsamer Weise (vgl. W. S t r a u b und H. G e b h a r d t 1) dutch li~ngeres Stehen an Luft und Lieht zu Chinon oxydiert werden in nieht gut kon- trollierbarer Weise. Die Fermentreaktion nach Tr i end l besorgt diese l~eaktion in viel zuverl5ssigerer Weise und hat nebenbei auch noch den Vorzug, dag in einem Arbeitsgang die braunen Farbstoffe versehwinden. Wit haben infolgedessen die Spaltung mit 10 ~oiger SalzsSure mit der Emulsinbehandlung kombiniert und sind auf diesem Wege zu Resultaten gekommen, die vorerst eine EndlSsnng des Problems darstellen.

Ergebnis . Es wurde festgestellt, dal] 1 g Folia Sennae ungefi~hr 2,9--3,7 mg Emodin aus sehwerspaltbarem Olykosid enth~lt. Da das schwerspaltbare Glvkosid nach W. S t r a u b und H. G e b h a r d t 1 42~o Emodin enthSlt, berechnet sich daraus ein Gehalt yon etwa 0,8 ~o an sehwer- spaltbarem Anthranolglykosid, und dies ist 4er Wirkungswert der Folia Sennae.

ExperimenteIIer Teil.

10 ccm eines l0 ~igen Senna Infuses werden unter Zusatz von Salz- s~ure auf ein Voluraen yon etwa 50 ccm gebraeht. Die endliche Konzen- tration sell 1 ~ Salzs~ure betragen. Nach zweistiindigem Stehen bei Zimmertemperatur wird mit Ather erschSpfend ausgesehiittelt. Auf diese Weise wird das freie und das aus leiehtspaltbarem Glykosid entstandene Emodin aus dem Infus entfernt. Daraufhin wird der wasserige Anteil in der W~rme veto Ather befreit, mit hochkonzentrierter Salzs~ure auf eine Konzentration yon 10 ~o Salzs~ure gebracht un4 2 Stunden am Riiekflug- kiihler gekoeht. Es tritt w~ihrend des Kochens eine starke Triibung auf unter Ausseheidung yon dunklen, zusammenklumpenden Massen. Dutch Eintragen von hochkonzentrierter Natronlauge, eventuell Natriumhydroxyd in Stiicken, wird neutralisiert und ein 0bersehug yon Alkali so lange zu- gegeben, bis alles wieder in LSsung gegangen ist. Nach nunmehriger schwacher Ansguerung f~llt der Niederschlag in feinflockiger Form aus. Die Fliissigkeit wird nun so lange mit Xther ausgesehiittelt, als dieser noch gelb wird. Der so erhaltene vereinigte i~therische Extrakt wird dann mit Wasser gewasehen. Dann wird das Waschwasser abgetrennt und ersetzt dutch eine 3 ~oige Natronlaugel6sung, in die nun die in Xther gelSsten Stoffe mit braunroter Farbe iibergehen. Es mug so lange mit Natronlauge ausgeschfittelt werden, his der Ather farblos ist. Das Emodin und die unvermeidliehen Verunreinigungen sind nun in wi~sseriger LSsung und werden weiterhin mit Emulsin behandelt. Naeh Abdampfen des Athers

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wird die braunrot gefgrbte, wgsserige LSsung laekmusneutral gemacht nnd dutch Zusatz yon Dinatriumphosphat und Citronens~ure (naeh McI lva ine) auf ein p~ yon 5,0 gebraeht. Dann wird 1 g Emulsin pro 100 ecru zugegeben und als Konservierungsmittel 2 ecru Toluol. Die LSsung wird 5fret umgesehiittelt und 24 Stunden bei 400 gehalten. (Ver- gleiehende Versuehe haben ergeben, dal3 das reine Emodin dureh das Emulsin in keiner Weise ver~indert wird und quantitativ wieder gewonnen werden kann.) Naeh dieser Zeit wird ersehSpfend ausge~thert. Es erwies sieh meistens als nStig, die Behandlung mit Emulsin noeh zwei- eventuell dreimal vorzunehmen. Die gesammelten .Ktherextrakte werden mit sehwaeh angesguertem (He1) Wasser gewasehen und dann mR wasserfreiem Glauber- salz getroeknet. Dabei nimmt das Glaubersalz noeh braune Verunreini- gungen aus dem Ather auf. Aueh diese Prozedur des Aussehiittelns der ~itherisehen LSsung mR Natronlauge, des Ans~iuerns, Ubertreibens in J~ther und das darauffolgende Wasehen mit Wasser und Trocknen mit Glanbersalz mug mehrfaeh wiederhoR werden. Als Mal~stab fiir die endlieh erreiehte grSIRe Reinheit client der Vergleieh mR dem eharakteristisehen roten l%rbton einer reinen LSsung yon Emodinnatrium in diinner Sehioht bei Tages]ieht. Erst wenn die LSsung geniigend gereinigt ist, kann sie kolorimetriert werden. Als Vergleiehsl6sung diente die oben erwghnte LSsung yon reinem Emodinnatrium yon bekanntem Emodingehalt (er- fahrungsgemgl] nine 0,2--0,6 ~oige LSsung). Die Kolorimetrierung erfolgte sowohl im objektiven photoelektrisehen Ko]orimeter, win im subjektiven. Die dabei gefundenen Werte stimmen iiberein. Start des schwerzuggng- lichen Senna Emodins (= Aloe-Emodin) kann man aueh Chrysophansgure (KaJalbaum) verwenden, deren Natriumsalz den gleiehen Farbton wie Emodinnatrium, aber grSl3ere Farbintensitiit besitzt. Dutch Vergleieh der beiden Farbstoffe haben wit festgestellt, dat~ das Chrysophansgure- natrium 1,18mal stiirker gefgrbt ist, so dab der kolorimetriseh gefundene Wert mit 1,18 multipliziert den Gehalt an Aloe-Emodin ergibt.

Die Methode ergib~ vermutlieh nieht die tetz~e Exaktheit. Die in der Literatur vorhandenen spgrliehen Angaben tiber Emodinbestimmungen geben Werte yon unwahrseheinlieher H5he. Abet auch die sehon wesemlieh exakteren Wertbestimmungen yon W. S t r aub und H. G e b h a r d t 1 sind noeh zu hoeh. Die oben mitgeteilten Zahlen diirften den riehtigen Werten bis jetzt am n~ehsten kormnen.

Ergebnisse .

1. Es wird nine Methode angegeben der quantitativen Bestimmung des schwerspaltbazen Glykosids aus dem Infus yon Folia Sennae.

2. Sin besteht aus einer Kombination der SpaRung des schwerspaIt- baren Glykosids mit 10 ~oiger Salzsgure in der Hitze mit der Ferment- behandhmg mit Emulsin.

3. Der Gehalt der Folia Sennae an sehwerspaRbarem Glykosid ist etwa 8 mg/g.